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Orgelpredigt

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a Drommer, Wilhelm Adam: Die verstimmte Zwölff Grösseste Pfeiffen (Tübingen s.a.)

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y Bibelstellen (49)

  • 1 Korinther 11
  • 1 Korinther 14,8
  • 1 Korinther 3,9
  • 2 Korinther 9,7
  • 2 Thessalonicher 2,4
  • Deuteronomium 27,25
  • Epheser 4
  • Epheser 4,18
  • Epheser 4,24
  • Epheser 4,28
  • Epheser 5,19
  • Ezechiel 44,2
  • Genesis 1,26
  • Genesis 13,7
  • Haggai 1,2
  • Haggai 1,4
  • Hohelied 4,12
  • Jesaja 5,21
  • Jesaja 6,3
  • Lukas 18,14
  • Lukas 22
  • Lukas 22,24
  • Lukas 22,24–30
  • Lukas 22,25
  • Lukas 22,25–26
  • Lukas 22,26
  • Lukas 22,27
  • Lukas 22,28
  • Lukas 22,29–30
  • Lukas 23,31
  • Maleachi 2,10
  • Markus 16,15
  • Markus 3,17
  • Matthäus 20,16
  • Matthäus 20,28
  • Micha 7,3
  • Offenbarung 19,1
  • Offenbarung 21,4
  • Philipper 2
  • Psalmen 13,7
  • Psalmen 130,1
  • Psalmen 137,1–2
  • Psalmen 139,18
  • Psalmen 40,6
  • Psalmen 69,31
  • Psalmen 85,11–12
  • Römer 10,18
  • Sprichwörter 22,2
  • Weisheit 6,8
[S. [1]]

Titel

Die verstimmte/
aber wider wohl= und recht gestimmte
Zwölff
Grösseste Pfeiffen
An dem
Geistlichen
Orgel=Werck
Gottes/
Zur Erbauung und Erweckung der Statt Le Geographicumf Ort: Calw Calw
Jn einer Predigt aus Gelegenheit des Evangelii
an dem Feyertag des H[eiligen] Lb PersonBartholomäus (Apostel) Apostels Bartholomäi A[nn]o 1725.
Ly BibelstelleLukas 22 Lucae 22. Cap[itulo]
Daran das neu=auffgerichtete schöne Ld OrgelCalw, Johann Friedrich Schmahl-Orgel 1725 Orgel=Werck
von 26. Registern
Zu Göttlichen Ehren gewidmet und eingeweyhet worden/
in der Furcht des Herrn vorgestellet
durch
M. Lc PredigtautorDrommer, Wilhelm Adam (1672–1740) Wilhelm Adam Drommer/ Special-Superin- tendenten und Statt=Pfarrern daselbst. Le Geographicumf Ort: Tübingen Tübingen, gedruckt bey Lb PersonReis, Johann Konrad (–1719) Joh[ann] Cunrad Reisen seel[igen] Lb PersonReis Witwe (vor 1720 – nach 1726) Wittib.

[S. [2]]

Widmung

Dem Geistlichen Orgel=Werck
Gottes in Calw/
Das ist:
(Der Gemeinde Gottes daselbsten/ die in Christo Jesu ist:)
bestehend
aus
Einem ansehenlichen Principal,
Einem Hoch=Löblichen Stadt=Magistrat:
aus
Einem zierlichen Median,
Einer Wohl=Löblichen Handlungs=
Compagnie:
und
Einem starcken Positiv,
Einer gesammten löblichen Burgerschafft/

Wünschet von dem Geist des Friedens die rechtschaffene Einigkeit im Geist/ und eine vollkommen[1] geseegnete Harmonie und Ubereinstimmung/ wie in dem gemeinsamen Dienst und Lobe Gottes/ also auch in Ausübung der Gerechtigkeit/ in glücklicher Fortführung ihrer florissanten Handlung/ und brüderlichem und bürgerlichem Umgang im Handel und Wandel

Derjenige/
Welcher nun in die 11. Jahre daran zustimmen beflissen ist/ und in solcher heiligen Arbeit und Fürbitte für seine liebe Gemeinde nicht ermüdet
Lc PredigtautorDrommer, Wilhelm Adam (1672–1740) Autor.

[S. 3]

Vorbereitung.

Lw Musikwerkanonym: O Jesu süß, wer dein gedenkt M Dein Lob/ O heil’ger Gott/ im Himmel hoch erklingt/
Kein Chor ist/ der nicht von dir singt;
[2]
Drum soll’s auch heute bey uns allen
Jn diesem Gottes=Hauß erschallen. Amen.

Geliebte in dem Herrn.

Ly BibelstellePsalmen 13,7 Jch will dem Herrn singen/ daß er so wohl an mir thut. Diß ist die endliche Erklärung Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) Davids/ des Manns/ lieblich mit Psalmen Jsrael/ auch eines jeden Christen/ der gerne nach der Apostolischen Ermahnung Ly BibelstelleEpheser 5,19 singet und spielet dem Herrn in seinem Hertzen/ absonderlich aber auff den heutigen Tag der Statt Calw und ihrer gesammten Jnnwohnerschafft/ die heute für einen Mann stehen/ und mit einmüthigem Munde in einem Geist zum geseegneten Anfang unserer Gott=geheiligten Andacht anstimmen sollen: Ly BibelstellePsalmen 13,7 Jch will dem Herrn singen/ und ihn [S. 4] Psalm 13, v. ult.in der offentlichen Gemeinde preisen/ daß er so wohl an mir thut. Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David berühret die Göttliche Wohlthaten nur summariè und überhaupt/ die Menge derselben überhäuffet sein Gemüth/ überschwemmet seine Zunge/ verwirret sein Gedächtnus/ daß er nicht weißt/ wo er anfangen/ und wo er es lassen und auffhören solle: Wie ist ihr so eine grosse Summa? Psalm 139.Ly BibelstellePsalmen 139,18 sollte ich sie zehlen/ so würde ihrer mehr seyn/ dann Sand am Meer. Und so gehet es auch uns. Engels=Zungen vermögen nicht auszureden die Wohlthaten Gottes/ die er uns an Seel und Leib/ im Geistlichen und Zeitlichen/ von Jugend an biß auff diese Stunde erwiesen hat/ und wie viel sind der unerkannten uns selbst verborgenen Wohlthaten Gottes/ daß wir also nur überhaupt rühmen müssen: Psalm 40. Ly BibelstellePsalmen 40,6 Herr/ mein Gott! groß sind deine Wunder und deine Gedancken/ die du an uns beweisest: dir ist nichts gleich; ich will sie verkündigen/ und davon sagen/ wiewohl sie nicht zu zehlen sind:[3]

Lw MusikwerkSchop, Johann: Werde munter, mein Gemüte Keine Klugheit kan ausrechnen
Deine Güt und Wunder=That;
Ja kein Redner kan aussprechen/
Was dein’ Hand erwiesen hat: /
Deiner Wohlthat ist zu viel/
Sie hat weder Maaß noch Zihl.
[4]

und[5] wer über sich insonderheit ernstlich reflectiret, wie David/ wie an ihm à part der Herr so wohl gethan/ wie viel gutes er ihm in seiner Person erzeiget/ der wird vollends hinzusetzen: Ja du/ O treuer Gott/ du hast mich/ mich[6] [S. 5] Unweisen/ mich Unerfahrnen/ der ich von gestern her bin/ und nichts weiß/ mich Schwachen hast du so vätterlich geführet/ daß kein Unfall mich berühret.

Jnsonderheit/ liebes Calw/ vergiß ja nimmermehr/ was dir der Herr Gutes gethan hat: Jch übergehe abermahl Kürtze halber die unzähliche Wohlthaten/ die der Herr dein Gott mit so reicher Auffschliessung seines liebreichen Vatter=Hertzens gegen dir/ mit so vielen geseegneten Ausflüssen der Evangelischen Gnaden=Ströhmen aus demselben/ mit so mächtiger Erweckung und kräfftigem Zug so vieler Seelen in dir/ an dir bewiesen hat/ nur diß führe ich dir zu Gemüth/ was du vor nunmehro 33. Jahren gewesen seyest/ und was du allein durch Gottes Güte wider bist. Der 19. September des 1692sten Jahrs ware der Lm Ereignis19. September 1692: Brandschatzung Calws durch französische Truppen fatale Tag/ der dunckele Tag/ der wolckichte Tag/ der Tag des gerechten Zorns Gottes über dich/ vor dem hergegangen ein verzehrend Feuer/ und nach ihm eine brennende Flamme/ dardurch[7] du/ liebes Calw/ wie ehmalen das Kalb Lb PersonAaron Aarons/ verbrandt/ und die Asche von dir auff die vorbey=fliessende Le Geographicumi Gewässer: Nagold Nagold ist gestäubet worden: Wie lage die arme Le Geographicumf Ort: Calw Stadt damahls so wüste/ die zuvor voll Volcks war? sie ware nun eine Wittwe/ im Schleyer und Traur=Habit verhüllet/ dann der Herr hat sie voll Jammers gemacht am Tage seines grimmigen Zorns: Jhr schöner Le Geographicumg Gebäude: Calw, Stadtkirche Tempel und Gottes=Hauß lag auch in der Aschen, und ward zum Stein=Hauffen gemacht: Jhr Schade schiene verzweiffelt böse/ und ihre Wunden gantz unheilbar zu seyn: Und wer hätte glauben können/ daß eine wüste Einöde so bald wieder zu einer bewohnten/ Volck=reichen und wohl erbauten Stadt gedeyen sollte? darum ists vom Herrn geschehen/ und ein Wunder vor unsern Augen/ indem auch [S. 6] alle aedificia publica* wider in guten Stand gesetzt/ besonders unser Gottes=Hauß/ obs gleich dem ersten Tempel/ wie der Le Geographicumg Gebäude: Jerusalem, Tempel andere zuLe Geographicumf Ort: Jerusalem  Jerusalem/ an Herrlichkeit und Zierde nicht gleichet/ doch nach und nach in seinen besten Flor hergestellet wird/ ja wir können von Göttlicher Güte rühmen/ daß ein schöner und vollkommener Ld OrgelCalw, Johann Friedrich Schmahl-Orgel 1725 Orgel=Werck anjetzo bey uns auffgerichtet worden/ als vor dem Lm Ereignis19. September 1692: Brandschatzung Calws durch französische Truppen Brand nicht gewesen ist; Welches wir auch an diesem Tage/ den der Herr uns zum Preiß seiner ewigen Gnade anscheinen lasset/ zu Göttlichen Ehren alleine widmen/ und den Nahmen des Herrn damit zu verherrlichen gesonnen sind. Andere Musicalische Jnstrumenten gehören/ leyder! unter die Zahl der Creaturen/ welche sich ängsten und seufftzen um des Mißbrauchs willen/ daß sie der sündlichen Eitelkeit der Menschen dienen müssen: diß Orgel=Werck aber ist davon exemt und ausgenommen/ und soll allein erklingen zu den schönen geistlichen Liedern/ Psalmen und Lob=Gesängen: Wir wissen wohl/ daß der äusserliche Schall und Hall/ wie von dem Gesang/ also auch von einer Orgel den Gottesdienst der Christen nicht ausmachet/ wir hangen auch an diesem äusserlichen nicht/ dann/ wo das Hertz nicht damit harmoniret und übereinstimmet/ so ists ein Geplerr/ thönend Ertz/ und klingende Schelle: aber/ wo eine Orgel zur Erweckung der Jnnbrunst und Andacht/ durch liebliche Chör und Stimmen/ zur Verbesserung des Chorals/ in der heiligen Absicht/ den Nahmen Gottes zu preisen/ in ein geistreich Hertzens=Gesang mit eingeschlagen wird/ wie wird nicht der Geist eines Kindes Gottes in heiliger Freu=


* Das ansehnliche schöne Rath=Hauß hat dato gemangelt/ es ist aber der Riß und Entwurff davon bereits gemacht/ und wird nächstesn mit dem Bau desselben der Anfang gemacht werden.

[S. 7]

de entzücket/ und empfindet einen süssen Vorschmack der Englischen Music in dem neuen Jerusalem/ das droben ist? Darum schaffen wir die Orgeln nicht in unsern Kirchen ab/ befleissen uns aber insonderheit dessen/ daß unser Hertz sey ein Tempel des heiligen Geistes/ darinnen er seinen Altar/ sein Orgel=Werck/ seine stille Music habe/ von welchem lieblichen Concert die Welt nichts/ sondern nur der Himmlische Bräutigam/ und die mit ihme im Glauben vermählte Seele weißt. Wohlan dann/ wann uns der Herr solche neue Wohlthat erwiesen/ und unser Orgel=Werck das erstemahl zum Lobe Gottes erschallen lasset/ sollen wir nicht mit David in der Gemeinde uns hören lassen: Ly BibelstellePsalmen 13,7 Jch will dem Herrn singen/ daß er so wohl an mir thut? Ly BibelstellePsalmen 69,31 Jch will den Nahmen Gottes loben mit einem Lied/ und will ihn hoch ehren mit Danck: Jch und ein jeder mit mir in der Gemeinde: Will/ mein Danck=Opffer soll ungezwungen seyn/ Ly Bibelstelle2 Korinther 9,7 einen frölichen Geber hat Gott lieb/ dem Herrn/ meinem so treuen Vatter und ewigen Wohlthäter/ singen mit dem Hertzen/ aber auch mit der Zungen/ weil beyde Gott zusammen gefüget hat/ und sie mit einander haben will: ich will singen und in die neue Orgel meine Stimme mit der gantzen Gemeinde einklingen lassen:

Lw MusikwerkCrüger, Johann (Rinckart, Martin): Nun danket alle Gott, 1636 Nun dancket alle Gott/
Mit Hertzen/ Mund und Händen etc.
[8]

Das heutige Feyertägliche Evangelium auff die Wider=Gedächtnüs des H[eiligen] Apostels Bartholomäi/ wird gelesen Lucä. Cap. 22/ da die Worte von dem 24. vers. an biß zu dem 30. also lauten:

[S. 8]

Ly BibelstelleLukas 22,24–30 Es erhub sich ein Zanck unter ihnen/ welcher unter ihnen solte für den Grössesten gehalten werden? Er aber sprach zu ihnen: Die weltliche Könige herrschen/ und die Gewaltige heißt man gnädige Herren. Jhr aber nicht also! sondern der Grösseste unter euch soll seyn wie der Jüngste/ und der Fürnehmste wie ein Diener. Denn welcher ist der Grösseste/ der zu Tische sitzet/ oder der da dienet? Jsts nicht also/ daß der zu Tische sitzet? Jch aber bin unter euch wie ein Diener. Jhr aber seyds/ die ihr beharret habt bey mir in meinen Anfechtungen/ und ich will euch das Reich bescheiden/ wie mirs mein Vatter bescheiden hat. Daß ihr essen und trincken solt über meinem Tisch in meinem Reich/ und sitzen auff Stühlen/ und richten die zwölff Geschlechte Jsrael.

[S. 9]

Eingang.

Hat ehmahlen der Apostel Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Paulus zu seinen Corinthiern sagen könne: 1. Cor. 3. Ly Bibelstelle1 Korinther 3,9 Jhr seydt Gottes Acker=Werck/ und Gottes Gebäude: So mag ich mit gleichem Recht auff den heutigen Tag sagen: Wir seynd Gottes Orgel=Werck/ von seiner allmächtigen Hand dergestalten künstlich und zierlich ausgearbeitet/ daß der Mensch mit allem Fug das rechte Kunst=Wunder und Meister=Stück des allweisen Gottes mag genennet werden.

Unter allen Kunst=Stücken bildet eine Orgel den Menschen und dessen Structur am lieblichsten ab/[9] wie die fleißige Zuschauer es leichtlich haben bemercken können. Menschen=Hände arbeiteten an dem neuen Orgel=Werck/ aber an des Menschen Leib haben die 3. Personen der Hochgelobten Dreyeinigkeit Hand angeleget: Ly BibelstelleGenesis 1,26 Lasset uns Menschen machen/ berathschlagte sich der Dreymahl=Heilige Gott/ ein Bild/ das uns gleich seye. Die Wind=Lade/ welche gleichsam die Seele eines guten Orgel=Wercks ist/ bildet uns das Menschliche Hertz vor/ aus welchem das Leben gehet: Dei Blaß=Bälge seynd unsere Lungen=Flügel/ womit wir einen lebendigen Athem schöpffen/ und in uns ziehen: Die Wellen sind die Menschliche Hände/ mit denen wir ohne unterlaß arbeiten und schaffen müssen etwas gutes/ daß wir haben zu geben dem Dürfftigen/[10] Ly BibelstelleEpheser 4,28 Eph. 4. Und wie alles mit Drätlein und Zügen künstliche in einer Orgel aneinander gehencket wird/ also seynd die Nerven und Adern in dem Menschen/ aus welchen der gantze Leib durch Gelenck und Fugen Handreichung empfähet/ und aneinander sich [S. 10] enthält: Wie aber zu einem Orgel=Werck nicht nur grosse und starcke/ sondern auch mittlere und kleine Pfeiffen erfordert werden; also können nicht alle Menschen groß und angesehen seyn/ sondern Gott hat nach seiner wunderbahren Weißheit die liebliche Mixtur gemacht/ daß Grosse und Kleine/ Reiche und Arme untereinander wohnen sollen: Sap. Cap. 6. Ly BibelstelleWeisheit 6,8 Er hat beyde die Kleine und Grosse gemacht/ und sorget für alle gleich: Prov. 22, Ly BibelstelleSprichwörter 22,2 Reiche und Arme müssen untereinander seyn/ der Herr hat sie alle gemacht/ und wann nur ein jeder nach seinem Beruff und Vermögen/ das ihme Gott darreichet/ zum Göttlichen Preise einen Thon von sich giebet/ so gibts eine liebliche Harmoni in den Ohren des Herrn Zebaoth. Das fürnehmste an einer Orgel ist/ wann sie rein und lieblich gestimmet/ und mit ihrem harmonischen zusammen Klang den Menschlichen Leib und Seele erquicket und ergötzet: Und so war der erste Mensch in der schönsten vollkommenen Harmoni erschaffen/ da sein Verstand mit lauter Liecht und Göttlicher Weißheit angefüllet/ sein Wille mit dem heiligen Willen Gottes vollkommen accordirt und übereingestimmt/ auch in den untern Affecten eine überaus=liebliche Harmoni und Concentus gewesen/ und das war eben Ly BibelstelleEpheser 4,24 Eph. Cap. 4,die Gerechtigkeit und Heiligkeit/ die Gott gefällig gewesen.[11] Alleine/ wie eine Orgel leicht kan verderbet werden/ wann ein Mißgünstiger und Feind dahinter kommt/ also hat der böse Feind/ die höllische Schlange/ mit ihrem schädlichen zischen und falschen Thon in den Ohren und Hertzen der Eva diß harmonische und Göttliche Wesen in dem Menschen zerstöret/ und wir seynd nun ärger/ als eine verstimmte Orgel/ die mit ihrem widrigen Thon einen solchen Verdruß erwecket/ daß man die Ohren davor zuhält: Unser Verstand ist verfinstert/[12] unser Will verkehrt und verderbet/ [S. 11] nichts als lauter Unordnung in allen Menschlichen Affecten und Begierden/ in welchem Stand der Mensch ein Greuel ist vor dem H[errn] Gott. Doch/ wie einer verstimmten Orgel durch einen erfahrnen Künstler wider geholffen werden kan: also hat der erbarmende Gott durch seinen Sohn Jesum Christum/ den einigen und bewährten Meister zu helffen/ uns wider zurecht bringen lassen/ der uns mit Gott ausgesöhnet/ und eine neue Harmoni zwischen Gott/ Engeln und Menschen widerum gestifftet hat/ der schenckt uns in der Widergeburt eine neue Göttliche Natur/ Art und Sinnen/ treibt uns an durch den lebendigen Wind/ seinen Heiligen Geist/ durch welche Triadem Harmonicam wir auffs neue gestimmet werden/ daß wider eine liebliche Hertzens=Musica zu Gott auffsteiget/ ein reiner Gebeth=Thon[13] in seinen Ohren erschallet/ und der Mensch sich mit dem Göttlichen Willen und der Krafft des H[eiligen] Geistes conformiret. Darum/ wer unter uns auffs neue gestimmet ist von Gott und seinem Geist/ der mache es/ wie ein sorgfältiger Orgelmacher/ derselbe verschließt sein zur Perfection gebrachtes Orgel=Werck um und um/ daß ihm die Register und Pfeiffen nicht auffs neue verruckt und verderbet werden: also muß ein Christ sein Hertz und Sinne in Christo Jesu bewahren/ Ly Bibelstelle1 Korinther 11 1. Cor. 11,daß nicht/ wie die Schlange Lb PersonEva Eva verführet hat mit ihrer Schalckheit/[14] also auch seine Sinne auffs neue verruckt werden von der Einfältigkeit in Christo. So bald ein Christ von Gott und sich wider ausgehet/ und mit der Welt harmoniret, so dissonirt er ärgerlich in den Ohren Gottes/ darum die Cantic. 4,Braut Christi das Zeugnus haben muß: Sie seye Ly BibelstelleHohelied 4,12 ein verschlossener Garten/ eine verschlossene Quelle/ ein versigelter Born/ Ly BibelstelleEzechiel 44,2 Ezech. 44.das geheime Thor/ [S. 12] da der Herr allein ein= und ausgehet.[15] Wann jemand anders diese Orgel und Clavir tractiret, als Jesus alleine, so ists den Augenblick verstimmet. Jn diesem Stück hätten dann die Jünger des Herrn nach dem Zeugnüs des heutigen Evangelii sorgfältiger seyn und fleißiger über ihre Seelen wachen sollen/ daß der arglistige Feind keinen Zutritt zu ihren Seelen finden mögen. Sie waren des Herrn Jesu liebliches Orgel=Werck/ daran Er schon 3.[16] Jahr lang gestimmet hatte/ und durch sie das Amt der Versöhnung in aller Welt wollte predigen lassen/ Er hatte sie auch zur hertzlichen Liebe/ guten Harmoni und Verständnus untereinander ohne Unterlaß ermahnet: aber/ siehe! wie diß mit so vieler Mühe auffgerichtete und wohlgestimmte Orgel=Werck so schnell dissonirt: Ly BibelstelleLukas 22,24 Es erhub sich ein Zanck unter diesen Jüngern Jesu/ zeuget gleich der Anfang unsers Evangelii/ Ly BibelstelleLukas 22,24 welcher unter ihnen für den grössesten[17] solte gehalten werden: Da lieff alles in lauter wirdrigem Thon/ gantz wild durcheinander/ daß der Herr Jesus ihnen das Stillschweigen aufflegen/ sie bestraffen/ und ihnen sagen müssen: Ly BibelstelleLukas 22,26 Jhr aber nicht also: sondern der Grösseste soll seyn/ wie der Jüngste/ und der Fürnehmste/ wie ein Diener etc.

Darum wollen wir aus Anlaß unseres Feyertäglichen Evangelii bey Einweyhung unsers mit Gott absolvirten Orgel=Wercks Euer Liebe in der Furcht Gottes zur hoffenden Erbauung vorstellen

Die zwölff Apostel und Jünger des Herrn/ als die zwölff grösseste Pfeiffen an dem Geistlichen Orgel=Werck Gottes:

[S. 13]

I. Wie sie durch den Satan übel verstimmet:
II. Durch Christum wider wohl gestimmet:
III. Auch auffs künfftige zum höhern Thon und Himmlischer Freuden=Music recht sind gestimmet worden:

Ach! Liebster Herr Jesu! stimme wider zusammen/ was dissoniret: Vereinige/ was sich gezweyet hat/ und ermüde nicht in deiner Fürbitte für uns bey Deinem Vatter/ auff daß wir alle eines seyen/ gleichwie Du in Deinem Vatter/ und der Vatter in dir ist:

Lw MusikwerkNicolai, Philipp: O heilger Geist, kehr bei uns ein Kein Neid/ kein Streit/
Dich betrübe/ Fried und Liebe/
Müssen schweben/
Freud und Friede wollstu geben.
[18] Amen!

Abhandlung.

An dem Geistlichen Orgel=Werck Gottes/ welches ist seine Evangelische Kirch und Gemeinde auff Erden/ waren die zwölff Apostel und Jünger Christi die zwölff grösseste Pfeiffen/ welche dergestalten brummen und erschallen solten[19] in der gantzen Welt/ damit das Evangelium von Jesu Christo aller Creatur kund werden möchte/ nach seiner eigenen Instruction an sie: Marc. Cap. 16,Ly BibelstelleMarkus 16,15 Gehet hin in alle Welt/ und prediget das Evangelium aller Creatur: Lr QuellenHäberlin, Dissertatio Theologica De Benevolentia Dei (1681) M Quò non pervenit pes Apostolorum, sonus penetravit.[20] Niemand kan sich entschuldigen/ daß er diese hellklingende Pfeiffen nicht gehöret habe/ Rom. 10,dann Ly BibelstelleRömer 10,18 es ist je in alle Lande ausgegangen ihr Schall/ und in alle Welt ihre Worte: Gleichwie nun diese Jün= [S. 14] ger des Herrn Jesu in der Lehre miteinander harmonirten, also solte auch unter ihnen/ als Haußgenossen des Himmlischen Fridens=Fürsten in Jhrem Leben und Umgang eine hertzlich=brüderliche Einträchtigkeit/ und liebliche Ubereinstimmung der Gemüther gewesen seyn/ wie sie der Heyland so offt und hertzlich als seine Kindlein/ Freunde/ und vertraute Jünger zur Liebe untereinander ermahnet hat: Joh. 13, 14, 15.Alleine der Teuffel kam Christo hinter diese wohleingerichtete und wohlgestimmte Pfeiffen/ verstimmete sie durch einen leydigen und ärgerlichen Zanck/ wie ein Feind und Neider einem Künstler heimlich hinter sein Werck zu kommen/ es zu verderben/ und damit seinen Ruhm zu schmälern suchet: Von welchem Betrug des Satans/ und übler Conduite und Aufführung der Jünger Christi gleich der Anfang unsers Evangelii bezeuget: Ly BibelstelleLukas 22,24 Es erhub sich ein Zanck unter ihnen/ welcher für den Grössesten solte gehalten werden. Der leydige Ehr=Geitz war also der Ursprung dieses Zancks, wie noch auff den heutigen Tag die meiste Zänckereyen daher entspringen/ weil der Teuffel das Unkraut des Ehr=Geitzes in die menschliche Hertzen ausgestreuet/ und immer einer mehr/ grösser/ und besser als der andere seyn will. Wann einmahl der Wind in die Orgel=Pfeiffen bläset/ und man leicht einen Tupff auff das Clavir thut/ so schreyen sie: also/ da das Hertz der Jünger von dem eitlen Wind der Einbildung und eigenen Ehre auffgeblasen war/ und der böse Feind an ihnen tupffte und sie auffstupffte/ so erhub sich gleich ein Geschrey und Zanck unter ihnen. Dann was ist ein Zanck anderst/ als ein wildes wüstes Geschrey verbitterter Menschen/ welches so übel klingt in den Ohren Gottes, als eine verstimmte falsch=klingende Orgel in den Ohren der Menschen? Die Apostel waren alle Pfeiffen vom ersten Rang, dem Himmlischen Orgel=Herrn Jesu Christo einer so lieb, [S. 15] als der andere/ darum war es gar eine thörichte und unnötthige Sache/ sich um den Vorrang zu zancken/ ja sie sollten gefürchtet haben/ eben diejenige/ welche sich um die Oberstelle zancken/ würden darum den andern nachgesetzet werden/ wie sie vielmahl die bedrohliche Redens=Art aus Christi Mund gehöret hatten/ Math. 20, Luc. 18,Ly BibelstelleLukas 18,14 wer sich selbst erhöhet/ der soll ernidriget werden: Ly BibelstelleMatthäus 20,16 Die Ersten werden die Letzten seyn: Allein so gehts/ die Sünde blendet den Menschen/ daß er die üble Suiten derselben nicht einsehen kan/ er sucht Freude/ und es folgt Betrübnüs/ Hertzen=Leid/ und Göttliche Ungnade; Wo man dem Satan einmahl durch eine gewisse Sünde/ besonders die Eigen=Liebe und Eigen=Ehre, einen Zutritt zu der Seele gestattet/ so bringt er den Menschen von einer disordre und Grad der Sünde zu dem andern/ von Gedancken zu Worten/ von Worten zu den Wercken/ und so wird die gräßliche Miß=Geburt der Sünden ausgebrütet, darum müssen sich auch die Fromme vorsehen/ daß sie der Satan nicht mit Geistlichem Stoltz/ Einbildung und Vertrauen auff sich selbst hinterschleiche/ dann dadurch hat er schon viel tausend zu Fall gebracht. Es weydete sich freylich ein jeder der zwölff Jünger mit einer besondern eitelen Einbildung/ daß ihm der Rang vor andern gebühre: Einige dachten/ Sie seyen die von Christo zu erst beruffene. Andere, Sie stehen mit Christo in gar naher Bluts=Freundschafft: Andere, Sie seyen gewürdiget worden/ Christi herrlichste Wunder=Wercke und Magnalia mit anzusehen: Noch andere, Sie seyen mit grösserem Verstand begabet/ darum gehöre ihnen billich die Praecedenz in dem angehenden Reich des Herrn Meßiä: Lb PersonPetrus Petrus wird gedacht haben, seye er biß dato Os Apostolorum, der beredteste unter den [S. 16] Aposteln gewesen/ der in ihrer aller Nahmen das Wort geführet/ so könne ihm das Directorium und Ober=Stelle nicht disputiret werden: Die zwey Söhne Lb PersonZebedäus Zebedäi/ Lb PersonJohannes (Apostel) Johannes und Lb PersonJakobus ( – 44 (Sterbejahr)) Jacobus/ welche ohnedem durch ihre Mutter schon um die Ober=Stelle Ansuchung thun lassen, werden sich nicht ein geringes eingebildet haben mit dem Bey=Nahmen/ den Jesus ihnen zugelegt: Ly BibelstelleMarkus 3,17 Marc. Cap. 3,Bnehargen, sie seyen Donners=Kinder/ donnernde Pfeiffen:[21] Aber es war alles nichts/ fleischliche Gedancken/ ein Schaum und Traum/ damit sie der Satan bezaubert, und in die grösseste Disharmoni, Unordnung und Verstimmung gebracht hat/ Christo zum alleräussersten Verdruß und Betrübnus/ weil dieser Zanck geschehen zur höchsten Unzeit/ da Er mit lauter Todes=Gedancken umgienge. Wann nun diß geschehen ist Ly BibelstelleLukas 23,31 am grünen Holtz/ was will am dürren werden? Wann der Satan die grösseste Pfeiffen an dem Geistlichen Orgel=Werck Gottes so heßlich verstimmt/ und Christi Jünger zu einem wüsten Zanck=Geschrey verleitet hat/ wie meynen wir dann/ daß es bey ringern Pfeiffen/ bey den Christen insgemein/ so übel beschaffen seyn werde? Ach! ja/ wann wir die heutige Christenheit/ als Gottes Orgel=Werck auff Erden/ ansehen/ so müssen wir mit betrübtem Geist den Ausspruch thun: Die Christenheit ist eine durch den Satan gäntzlich verstimmte Orgel: Sehen wir den Lehr=Stand an/ so finden wir bald keine gründliche Ubereinstimmung mehr in der gesunden und reinen Lehre/ sondern scheint/ es wolle gar ein confusum chaos werden/ indem ein jeder gleich statuiren und lehren will nach seinem eigenen Dünckel: Sind nicht manche den Pfeiffen gleich/ die da blasen/ nachdeme sie von dem Wind eingebildeter Gelehrsamkeit/ gesehen zu werden/ und den Nahmen einer besondern Secte zu [S. 17] erlangen/ des Interesse, Menschen=Gefälligkeit etc. getrieben werden/ 2. Pet. 1,da doch vor Zeiten die heilige Menschen Gottes geredt haben/ allein getrieben von dem Heiligen Geist. Der liebe Apostel hat uns deshalben treulich vor solchen Posaunen/ die einen falschen zweydeutigen Thon von sich geben/ gewarnt: Wir sollen uns nicht wagen und wiegen lassen von allerley Wind der Lehre/ durch Schalckheit der Menschen und Teuscherey/ damit sie uns erschleichen zu verführen. Ly BibelstelleEpheser 4 Eph 4,Wie viel unnützes Schul=Gezänck erhebet sich unter denen/ die in Einfalt des Glaubens und Geistes Jünger Christi seyn/ und mit Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Paulo nichts wissen solten/ als Jesum Christum den Gecreutzigten/ welcher das Centrum aller Weißheit ist?[22] So viel Pfeiffen an einer Orgel/ so viel Meynungen/ welche die unschuldige Hertzen verwirren/ und von der Einfalt Christi abführen: Einmal/ wo der Geist des Hochmuths/ Praecedenz, Eigennützigkeit/ Falschheit/ Welt=Frömmigkeit etc. einen Lehrer stimmt und treibet/ so taugt er nichts zum Orgel=Werck Gottes/ dann wie will er andere stimmen/ wann er selbst verstimmet ist? 1. Cor. 14.Ly Bibelstelle1 Korinther 14,8 So die Posaune einen undeutlichen Thon von sich gibet/ wer will sich zum Streit rüsten? Und wer will einen reinen Thon fassen/ wann die Orgel selbsten falsch gehet? Eben so verdorben ist es auch in dem Weltlichen Obrigkeitlichen Stande: Lb PersonMoses Moses und Lb PersonAaron Aaron sollten als Brüder lieblich harmoniren, aber Lb PersonManasse Manasse frißt den Lb PersonEphraim Ephraim und Ephraim den Manasse: Sie sollen seyn/ wie das Principal an einer Orgel/ die mit Gottseeligkeit/ Gerechtigkeit/ Weißheit etc. herfür leuchten/ und ihre Untergebene also stimmen solten/ daß Gerechtigkeit und Treue einander begegnen/ die Böse ausgemustert/ und die Fromme geschützet werden: Aber es stehet jämmerlich in einem Lande/ wann man den Rich= [S. 18] ter stimmen kan/ wie man will/ wie es zu den Zeiten Lb PersonMicha (Prophet) Michä war/ darüber dieser Lb PersonMicha (Prophet) Prophet die Klage führet: Mich. C. 7,Ly BibelstelleMicha 7,3 Was der Fürst will/ das spricht auch der Richter/ daß er ihm wider einen Dienst thun soll/ die Gewaltige rathen nach ihrem Muthwillen/ und drehens/ wie sie wollen. Es ist übel/ wann man einen Richter ziehen kan/ wie die Register an einer Orgel/ daß es bald still/ bald wider laut gehet/ und wann man nur in eine güldene oder silberne Pfeiffe blaset/ er einen Thon nach Wunsch und Willen von sich gibet[23]/ wann die Arme/ ob sie schon Recht haben/ doch das Pedal dieser Pedariorum seyn müssen/ die Reiche hingegen/ die sich mit güldener Erkanntnüs einstellen/ bey ihrer ungerechten Sache dannoch ins Principal gesetzet werden: Es. Cap. 5,Ly BibelstelleJesaja 5,21 Wehe solchen/ die böses[24] gut/ und gutes[25] böse heissen/ die aus Finsternus Liecht/ und aus Liecht Finsternus machen/ die aus sauer süß/ und aus süß sauer machen. Devt. Cap. 25,[26] Ly BibelstelleDeuteronomium 27,25 Verflucht sey wer Geschenck nimt/ daß er die Seele des unschuldigen Bluts schlägt. Warhafftig es ist in dem weltlichen Stand alles verstimmet/ wer nur Geldt hat/ wann er auch der Ungeschickteste ist/ wird unter die Haupt=Pfeiffen gestellt/ (dann die heutige Welt machts/ wie die Baumeister/ setzen die Knöpffe oben auff das Hauß,) aber Lr QuellenWerckmeister, Harmonologia Musica (1702) M in fine videtur, cujus toni,[27] am Ende und beym ungeheuren Rest setzen findets man/ wie es gelautet/ und daß ein solcher nicht verdienet hätte/ nur unter die Schaaf=Hund gestellet zu werden/ und wann durch dergleichen ungeschickte Leute alles verstimmet und in Verwirrung gebracht worden ist/ so gehen sie davon/ und lassen den verführten Karren im Koth stehen: Gott heile in beyderley Ständen sol= [S. 19] che Brüche, die sehr zerschellet ist[28]! Thun wir dann auch einen Blick in den gemeinen Christen=Hauffen hinein, ach! wie ist alles durch den Satan unter ihnen verstimmet? da heißts ja wohl alle Tage: Ly BibelstelleLukas 22,24 Es erhub sich ein Zanck unter ihnen/ welcher für den Grössesten solle gehalten werden. Die zwey Stuck walten bey Christen immer vor/ wie bey den Jüngern/ welche das eigentliche Pomum Eridos,[29] der Zanck=Apfel und Zanck=Eisen unter ihnen heissen mögen/ nemlich/ Ehr=Geitz und Interesse, oder Eigen=Nutz: Wie dorten die Hirten Lb PersonAbraham Abrahams und Lb PersonLot Loths täglich um eine Hand=voll Wassers zancketen/ und heißt: Ly BibelstelleGenesis 13,7 Gen. Cap. 13,Es war immer Zanck zwischen ihnen beyden:[30] Also kan man warhafftig um eine Hand=voll Erde/ um eines Kreutzers werth/ einen Zanck anfangen/ das Band der Liebe zerreissen/ alle Register seiner unbändigen Zunge und Zähne zusammen=lauffen lassen/ und erhebt sich ein solch ärgerliches Zanck=Geschrey/ daß man vor demselben eine vollständig zusammengehende Orgel nicht wohl hören würde. Jsts aber dann der werth? oder ist es recht/ daß Christen/ die Kinder eines Vatters seyn wollen/ offt um einer so kahlen Sach und Bagatelle willen ihr Zanck=Geschrey biß an die Wolcken erschallen lassen/ und es kommen muß für die Ohren des Herrn Zebaoth/ daß er genöthiget wird/ mit seinen Zorn=Pfeilen solches verstimmte und verderbte Orgel=Werck zu zersplittern/ und die zänckische Zungen stille zu machen? Warum lassen wir uns nicht lieber vervortheilen? Warum lassen wir uns nicht lieber Unrecht thun? Lieber/ soll es heissen/ laß nicht Zanck seyn zwischen dir und mir/ dann wir seynd Gebrüder. Siehe! doch/ wie fein und lieblich es ist/ wann Brüder einträchtig beyeinander wohnen: Wollen wir dann nicht lieber eine einstimmende Hertzens= und Gebets=Music [S. 20] vor Gottes Ohren bringen/ als zu unserer beyderseitigen Verdammnuß ein Mord=Geschrey vor Gott kommen lassen? Es ist aber auch der Ehr=Geitz eine Mutter des vielfältigen Zanckens unter uns Christen: Wann einer meynt, man trette ihm ein wenig zu nahe/ es seye wider seine Reputation, so ists als wann man eine Orgel rühret/ die gleich anfanget zu schreyen: Was? bin ich nicht so gut/ oder besser als du? Jch düncke mich weit über dich! O betrübte Sache! Eine Pfeiffe an einer Orgel ist von dem Holtz oder Zinn/ wie die andere: die grössere neidet auch die kleinere nicht/ und die kleine thut so viel Dienste/ als die grosse. Sind wir nicht alle auch von einer Mutter/ Erde/ Staub und Aschen? Malach. 2. Cap.Ly BibelstelleMaleachi 2,10 Haben wir nicht alle einen Vatter? Hat uns nicht Gott geschaffen? Warum verachten wir dann einer den andern? Ach! wann wir Christen lerneten unsere eigene Ehre und eigen=Nutzen[31] verlaügnen/ welches das principale Stück und Kennzeichen des thätigen Christenthums ist/ so würden wir viel besser miteinander harmoniren, wozu uns doch der Heyland alle Tage ermahnen lässet/ wie wir dann nun in dem zweyten Theil unserer Betrachtung weiter anzumercken haben:

II. Wie diese zwölff verstimmte Pfeiffen in dem Orgel=Werck Gottes durch Christum wider wohl sind gestimmet worden.

Dann so bald dieser widerwärtige Thon des murmelns[32] und zanckens[33] in seine heilige Ohren gefallen/ so wehret er diesen falschen W W ErratumOriginal: PfeiffenGriffen[34] des Teuffels/ und fangt an seine Jünger wider harmonisch zu stimmen/ und spricht zu ihnen: Ly BibelstelleLukas 22,25–26 Die Weltliche Könige [S. 21] herrschen/ und die Gewaltige heißt man Gnädige Herrn/ ihr aber nicht also/ sondern der Grösseste soll seyn wie der Jüngste etc. Wann man eine Orgel wider einrichten und stimmen soll/ muß man mit den Pfeiffen subtil umgehen/ und so geht der Heyland gantz sanfftmüthig und liebreich mit seinen Jüngern um/ und wehret forderist ihrem Zanck à non competente: Jhnen komme es gar nicht zu/ sich um die Ehren=Stelle zu zancken: Ly BibelstelleLukas 22,25 Weltliche Könige herrschen/ und die Gewaltige heisse man gnädige Herren/ die erzwingen das offt in der Welt mit ihrem tyrannischen Regiment/ sie aber nicht also: der demüthige und nidrige Jesus will keine herrschsüchtige Jünger haben, womit Er ihnen zugleich stillschweigend ihre eitele Hoffnung auff ein irrdisches Reich benehmen wollen. Die hohe in der Welt wollen lauter güldene und silberne Principal Pfeiffen seyn/ die vornen im Gesicht stehen/ und parade machen; die kämpffen und streiten um den Vorzug/ wollen alle Cronen haben/ aber ihr seydt gantz ein anders in meiner Schul gelehret worden: ihr müsset euch gern hinten/ hinum und ins finstere setzen lassen/ als die verläugnen sollen die Welt mit ihren Ehren/ wie ich euch gesagt habe: Wer mein Jünger seyn will/ der verläugne sich selbst/ und sage ab alle deme/ was er ist und hat.[35] Darnach wehret der Heyland ihrem sündlichen Zanck mit Vorhaltung ihres Stands/ nach welchem der Grösseste soll seyn wie der Jüngste/ und der Fürnehmste/ wie ein Diener.[36] Christen müssen untereinander keinen Vorzug suchen: Sie sind Kinder eines Vatters, Jünger eines Meisters: Gleichwie kein Glied an dem menschlichen Leibe mit dem andern um den Rang streitet: Lasset uns nicht eiteler Ehre geitzig seyn/ uns untereinander zu entrüsten und zu hassen/ sondern ein Christ solle dem andern mit [S. 22] Ehrerbietung zuvorkommen/ und seinen Nächsten aus Liebe höher halten als sich selbst. Endlich steuret auch Christus dem Unfug seiner Jünger mit Vorhaltung seines eigenen Demuths=Exempels: Ly BibelstelleLukas 22,27 Wer ist der Grösseste/ der zu Tische sitzet/ oder der da dienet? Jsts nicht also/ daß der zu Tische sitzet? Jch aber bin unter euch/ wie ein Diener. Von mir/ will Er sagen/ habt ihr euren Beruff/ ihr wäret sonst nicht zur Apostel=Würde erhaben worden/ von mir habt ihr alles: Jch bin unstritig der Herr, der das gantze Geistliche Orgel=Werck Gottes zubereitet/ und euch zu Aposteln und Liechtern der Welt gesetzet hat/ auff daß die Heiligen durch euch zugerichtet werden zum Werck des Amts: Jch habe mich aber so weit herunter gelassen/ daß ich ein schwaches Rohr und verächtliche Pfeiffe in dem Stande meiner Erniedrigung worden bin/ und mich selbst euch zu einem Diener dargestellet habe; so lernet dann von mir/ der ich von Hertzen demüthig bin/ und seydt zufrieden/ wann ihr auch nur in dem Positiv kleine/ doch zum Lobe Gottes schallende Pfeifflein wäret/ dann der Herr thut grosse Dinge durch die Demüthigen/ und macht hernach aus ihnen Pfeiffen und Sterne primae magnitudinis, von dem ersten Rang und Grösse. Mit diesem liebreichen Zuspruch hat der Heyland seine Jünger wider wohl gestimmt und zur brüderlichen Einigkeit gebracht/ und wolte Gott/ wir könnten solche liebreiche Harmonie in allen Ständen nach dem Wohlgefallen Gottes herstellen/ diß wäre das edelste Kleinod und Zierde der Christenheit/ dann der Feind hat keinen Zutritt zu uns/ als durch Zanck und Uneinigkeit.

Beweg=Gründe genug führet ja der Liebhaber des Friedens/ Jesus/ in unserem Text an/ die einen jeden Christen/ in was für einem Stand er lebet/ zur Demuth und Verläug= [S. 23] nung seiner selbst und eigener Ehre vermögen sollen. Jnsonderheit/ die das Reich Gottes/ als Jünger und Diener Christi/ auff Erden pflantzen müssen/ sollen diese Wort Jesu beständig in ihren Ohren schallen lassen: Ly BibelstelleLukas 22,26 Jhr aber nicht also: Jhr sollet euch der Welt in ihrem Ehr=Geitz und Praecedenz-Streit durchaus nicht gleich stellen/ sondern als Brüder und Collegae gesinnet seyn/ wie Jesus Christus/ euer Haupt und Meister/ auch gesinnet war: Nicht eiteler Ehre geitzig seyn/ nichts thun durch Zanck oder eitele Ehrsucht/ sondern durch Demuth achtet euch untereinander einer den andern höher/ als sich selbst/ damit also ihr demüthiges Leben mit der Lehre von der Demuth lieblich accordire und übereinstimme. Wollen höllische Blaaß=Bälge ihr ohnedem von Natur auch schwülstiges Hertz mit einem falschen Schein der Ehrfurcht auffblähen/ so dencken sie gleich an das Wort Jesu: Ly BibelstelleLukas 22,26 Jhr aber nicht also: Wie will der von Hertzen demüthige Jesus ihre Hertzen/ die voller Wind seynd/ mit allerley Gottes=Fülle erfüllen? Es hat ohnedem den Lauff des Evangelii nichts mehr gehemmet/ und dem Reich Christi grössern Abbruch gethan/ als der nach und nach eingeschlichene Ehr=Geitz und Primat bey den Bischöffen/ die doch Fürbilde der Heerde seyn solten: Woher ist das viel=köpffichte Thier der fast unzahlbahren Secten und Ketzereyen erwachsen/ als aus der bittern Wurtzel des Ehr=Geitzes? Ehr=Geitz ist der Schlangen=Saame/ so den Anti=Christ ausgebrütet, dessen eigentlicher Character und Kennzeichen nach dem Apostolischen Ausspruch ist/ daß er sich nicht nur über alle andere Bischöffe erhoben/ sondern über alles/ 2. Thessal. Cap. 2.das Ly Bibelstelle2 Thessalonicher 2,4 Gott oder Gottesdienst heisset/ also/ daß er sich gesetzet hat in den Tempel Gottes/ [S. 24] als ein Gott/ und gibt für/ er seye Gott. Welch ein Aergernus ists in einer Gemeinde/ wann ein Paulus und Lb PersonBarnabas Barnabas scharff aneinander kommen/ und im Unwillen voneinander ziehen/ bloß/ daß ein jeder nach seinem eigenen Kopff fahren will/ und damit die Lehre von der Sanfftmuth und Demuth Jesu stinckend machen bey ihren Zuhörern? Darum seynd diejenige Predigt=Stühl erst gesegnete Stätte/ welche wohlgestimmten Orgeln gleichen/ darauff ein Paulus und Lb PersonTimotheus (Bischof) Timotheus in einem Geist/ Sinn und Eyfer zusammen stimmen/ und in recht brüderlicher Einträchtigkeit das Werck des Herrn mit gesammter Hand und Liebe treiben/ und also Fürbilder sind im Wort/ in der Lehre/ aber auch im Wandel: Qui vivunt, quod docent.[37] Was andern sie anpreisen/ im Leben selbst beweisen.

Es bringt auch in dem weltlichen Regiment der leydige Ehr=Geitz unaussprechlichen Schaden. Was kostet so vieles Menschen=Blut? Nichts/ als eine Hand=voll Ehre: der Schein einer güldenen Krone: der leere Titul, Ein[38] gnädiger Herr zu heissen: Was hemmet offt auch in denen Statt=Gerichten den Lauff der Gerechtigkeit? die eitle Ehre und der Eigensinn/ darauff mancher Assessor dem andern zum Trotz beharret/ und sein votum nicht auff der Wage der Gerechtigkeit/ sondern nach seinen überschnellenden passionen abwiget. Das soll aber ferne seyn von Christlichen Obrigkeits=Personen/ denen Jesus in die Ohren rufft: Jhr aber nicht also! die Stätte des Gerichts sollen rechtgestimmte Orgeln seyn/ da die Seniores und Raths=Herrn der Reihe nach/ wie grosse Pfeiffen/ an einer Orgel mit einer heiligen Gravitaet, und in der Untergebenen Augen strahlenden Tugend=Glantz sich praesentiren, und alleine stimmen lassen [S. 25] sollen von dem Heiligen Geist/ und dessen Zeugnussen/ welche ihre beste Raths=Leute seyn müssen/ daß also Ps. 85,Ly BibelstellePsalmen 85,11–12 Güte und Treue einander begegnen/ Gerechtigkeit und Friede sich küssen: daß Treue auff Erden wachse/ und Gerechtigkeit vom Himmel schaue: Dieser Geist der wahren brüderlichen und gliedlichen Einigkeit solle alle Christen überhaupt stimmen nach dem so herrlichen Exempel unsers Vorgängers Jesu Christi: Jch/ ob ich schon unstrittig der Herr bin/ bin mitten unter euch/ wie ein Ly BibelstellePhilipper 2 Phil. Cap. 2.Diener:[39] Hab es nicht für einen Raub gehalten/ Gott gleich seyn/ sondern Knechts Gestalt angenommen. Ly BibelstelleMatthäus 20,28 Math. Cap. 20.Des Menschen Sohn ist kommen/ nicht/ daß Er Jhm dienen lasse/ sondern/ daß Er diene.[40] So solle dann diese Liebe Jesu uns dringen/ in Seine heilige Fußstapffen zutretten/ und in sein liebliches Demuths=Bild uns verklären zu lassen. Jst Er mein Diener worden/ warum wolt ich nicht um Seinetwillen auch meines Nächsten Diener seyn? Hat Ers für keinen Raub gehalten/ Gott gleich seyn/ wie solte ichs dann für einen Raub/ Ausbeute und etwas grosses[41] halten/ so ich mich über meinen Nächsten erhebe? Solte ich in meinem Gaben stoltzieren/ die doch Gottes sind/ und mir bloß zum Nutz und Dienst des Nächsten gegeben worden? Wahre Christen achten sich also wie die Orgel=Pfeiffen/ die gelten an sich nichts, sie seyen groß oder klein/ sondern nur/ nachdem der H[eilige] Geist/ der liebliche Pfingst=Wind sie anbläset/ und einen Thon und Klang aus ihnen geben will/ seynd sie etwas/ durchaus aber nicht zu ihrer/ sondern allein zu Gottes Ehre und Lob. Ach! daß dann der Christen=Häuser möchten lauter von Jesu wohl=gestimmte Orgeln seyn/ da Vatter und Mutter/ als zwey Haupt=Pfeiffen/ ihre Söhn und Töchtern auff bey= [S. 26] den Seiten der Reyhe nach als absteigende Pfeiffen vor Gott im Gebett herstehen hätten/ und sie nebst ihrem Gesinde nach dem Geist/ Sinn und Leben des demüthigen Jesu stimmeten/ und richteten all ihre Sachen nach Gottes Wort/ so würde der Friede Gottes ihre Hertzen und Haüser bewahren. Eine solche Hauß=Kirch ist wie eine mit allen Registern zusammen=lauffende und starck=thönende Orgel mit der Umschrifft: Lr QuellenEngelgrave, Caelum Empyreum 2 (1670) M Vis unita fortior[42]:

So fern wir im Gebett vor Gott zusammen schallen/
So wird der starcke Thon in Seine Ohren fallen.

Darum so offt wir unsere neue Orgel ansehen oder hören/ sollen wir dencken: Diß ist ein Bild der wahren Christen Einigkeit/ da so viele und unterschiedliche Pfeiffen einen lieblichen harmonischen Thon von sich geben/ wie dann Lb PersonEngelgrave, Heinrich (1610–1670) jener zu einer Orgel geschrieben hat:

Lr QuellenEngelgrave, Lux Evangelica 2 (1655) M Conspirat amice.[43]
Sie stimmet lieblich überein/
So muß der {Eltern Christen Kindern Ehleut} Liebe seyn:

Oder man möchte diese Wort darunter setzen:

Lr QuellenEngelgrave, Lux Evangelica 2 (1655) M Uno Spiritu.[44]
Ein Wind durch alle Pfeiffen geht/
Ein Wind der Christen Hertz durchweht:

Wir kommen aber damit auch auff den dritten Puncten/

III. Wie nemlich der Heyland seine Jünger auch auffs künfftige zum höhern Thon und himmlischen Music recht gestimmet habe.

Dann Er verheißt ihnen am Beschluß des Evangelii/ Er wolle ihnen das Reich bescheiden/ wie es Jhm Sein Vatter bescheiden hab/ sie sollen [S. 27] mit Jhm essen und trincken über Seinem Tisch/ sitzen auff Stühlen/ und richten die zwölff Geschlecht Jsrael:[45] Lauter zukünfftige Herrlichkeiten/ welche ihnen aber nicht angedeyen konnten/ als/ sie musten vorhero auch das bittere[46] gekostet und bey Christo ausgeharret haben in Seinen Anfechtungen/ wie Er ihnen auch das rühmliche Zeugnus im Evangelio zugeleget: Ly BibelstelleLukas 22,28 Jhr seydts/ die ihr bey mir beharret habt in meinen Anfechtungen. Dann ehe Christen den Freuden=Thon im Himmlischen Jerusalem hören können/ so müssen sie zuvor viele Lamenten in diesem Leben mit sich spielen lassen: Es gehet offt aus dem B. Dur: Auff ihrer Lebens=Orgel wird gar offt der Tremulant geschlagen: Gott nimmt das Gedackte/ und heißt vielmahlen: Ly BibelstellePsalmen 130,1 E profundis: Aus der Tieffe ruff ich Herr zu Dir: Und die schwehre Hand Gottes bleibet offt auff dem Clavir ihres Hertzens lange liegen/ sie müssen beharren (διαμένειν JÜbers.: fortdauern.) in den Anfechtungen/ offt 2. 3. und mehr gantze Täct aushalten. Unter solchem Leyden scheinets nun/ es dissonire alles/ es stimme nicht mit der Liebe Gottes überein/ daß Er auff Seine Liebe unter vielen innern und eussern[47] Anfechtungen so hart zuschlage/ allein/ wann Gott schon dem Schein nach harte und etwas falsche Griffe thut/ müssen sie doch ein lieblich Concert abgeben/ und fallen endlich in einen vollkommen=angenehmen Thon aus; Denen/ die Gott lieben/ müssen alle Ding/ wie widrig sie zu lauffen scheinen/ zum besten dienen. Wann Christen von ihren Lamenten nichts hätten/ als daß sie zu Gott gezogen/ und zum eiffrigen Gebett angetrieben werden/ so hätten sie den seeligsten Nutzen; dann wie eine Orgel erst/ wann sie geschlagen wird/ den lieb= [S. 28] lichsten Thon von sich gibet/ also/ Herr/ wann Trübsaal da ist/ sucht man Dich/ und wann Du sie züchtigest/ so ruffen sie ängstiglich/ darum eine Orgel mit ihrem starcken Pedal ein Emblema oder Sinnbild ist eines ängstig gilffenden Hertzens/ cum lemmate: Je mehr ich W W ErratumOriginal: getriebengetretten[48] werd/ je mehr wird mein Schall gehöret. Endlich aber/ wann die Lebens=Orgel eines Christen sanfft und stille abgeloffen ist/ so folget auff[49] die Anfechtung das Reich/ auff den Creutzes=Hunger und Durst das Essen und Trincken an der himmlischen Freuden=Tafel/ auff Schwitzen das Sitzen auff Stühlen/ auff Schmach und Schande der Welt die Richterliche Ehre/ da die Auserwehlten Lª1Kor_6-2,3ª 1. Cor. 6, werden die Engel und die Welt richten. 1. Cor. 6. Cap. Lauter Bilder der bald angehenden seeligen Ewigkeit/ welche uns auch sonsten in dem Göttlichen Wort entworffen wird unter dem Bild einer allerherrlichsten Music, die so Hertz=entzuckend/ und den Kindern Gottes über essen und trincken seyn wird. Was solten sie für Ergötzlichkeit an dem essen und trincken über dem Tisch Jesu haben/ wann solches nicht verzuckert und gewürtzet würde mit der vortrefflichen Instrumental und Vocal Music? halten doch die tolle Welt=Kinder eine Music, und darbey ihr üppiges tantzen und springen höher dann essen und trincken, sie gehen sonst zu keiner Hochzeit/ was vor niedliche Tractamenten man dabey auffstellet/ wann nicht der Spielmann der erste und der letzte dabey ist: So wird dann auff der Hochzeit des Lamms/ wann sich die Braut recht geschmücket und bereitet hat/ eine der grösten Seeligkeiten seyn/ wann das Ohr und Hertz durch die entzuckende Music der Engel und Auserwehlten eine unaussprechliche Vergnügung empfindet: Gott wird [S. 29] beydes den Bauch und die Speise hinrichten/ dann zu dem natürlichen Gebrauch wir ihrer in jenem Leben nimmer bedörffen/ aber die Auserwehlte werden dort lauter Stimmen/ lauter lebendige Orgeln seyn. Also/ wie das himmlische Jerusalem keiner Sonne bedarff/ dann ihre Leuchte ist das Lamm/ wie es keines Tempels bedarff/ dann der Allmächtige wird in den Auserwehlten wohnen: also bedarff es auch keiner Orgel/ dann die Kinder Gottes sind lauter herrlich=gestimmte lebendige Orgeln/ welche Tag und Nacht ohne Auffhören zum Preise Gottes erklingen/ wie Lb PersonJesaja Esaias solches längst im Geist gesehen/ daß die heiligen Engel vor dem Thron des Herrn Zebaoth gestanden/ aus Ehrfurcht ihre Angesicht mit ihren Flügeln bedeckt/ und ihren Sanctus-Tripel intoniret haben: Es. Cap. 6, Ly BibelstelleJesaja 6,3 Heilig/ Heilig/ Heilig ist Gott der Herr/ und alle Land sind Seiner Ehren voll. Absonderlich hat Lb PersonJohannes (Offenbarung) Johannes mit Ohren das neue Lied des Lamms und das Lied Lb PersonMoses Mosis gehöret, welches die 24. Aeltesten/ deren jeglicher eine Harpffe gehabt/ abgesungen: Apoc. 19,Ly BibelstelleOffenbarung 19,1 Allelujah/ Heyl und Preiß/ Ehre und Krafft sey dem Herrn unserm Gott. Hier gehts offt aus einem gar tieffen und betrübten Thon/ wie bey den Kindern Jsrael/ da sie sassen an den Wassern zu Le Geographicumf Ort: Babylon Babel/ und weinten/ und vor Betrübnus ihre Harpffen an die Weyden auffhiengen.[50] Aber wann das Lamm mitten im Stul[51] weyden wird die Auserwehlten/ die Thränen von ihren Augen abwischen/[52] und sie leiten zu dem lebendigen Wasser=Bronnen/ da wird alle Melancholie und Geistes=Traurigkeit gewichen seyn/ wie auff die lieblich=erklingende Davids=Harpffe der böse Geist von Lb PersonSaul (fl. 1000 v. Chr.) Saul weichen müssen/ da wird die Zunge der Auserwehlten voll rühmens und singens seyn/ und werden in höchstem Thon anstimmen:

[S. 30]

Lw Musikwerkanonym: Wenn ich betracht mein sündlich Wesen (1673) Jetzt will ich Alleluja singen/
Und Amen in dem höchsten Thon:
Will Ruhm/ Preiß/ Danck und Ehre bringen/
Und ewigs Lob vor Gottes Thron:
Will wandlen stets in seinem Liecht/
Und meinen Jesum lassen nicht.
[53]

Sehet, M[eine] Gl[äubigen] diß wenige habe ich aus Gelegenheit des heutigen Feyertäglichen Evangelii und unserer neuerbauten Orgel vortragen sollen/ in Hoffnung/ der Herr werde auch diß Wort nicht ohne Bewegung unsers Geistes haben vorbey gehen lassen: Mir zweiffelt nicht/ eine gesammte ansehnliche Gemeind und Burgerschafft werde eine innige Hertzens=Freude darüber empfinden/ daß auch dieser Le Geographicumg Gebäude: Calw, Stadtkirche eusserliche Tempel Gottes wider mit einem schönen Orgel=Werck ist gezieret worden/ und Gott darüber hertzlich dancken/ der uns auffs neue so viele Barmhertzigkeit erwiesen hat.

Bereitet euch nun selbst dem Herrn zu einem geistlichen wohlgefälligen Orgel=Werck/ und machet eure Hertzen zu einem Danck=Altar/ darauff ein Opffer der Lippen nach dem andern mit Gebett und Geistlichen Liedern Jhme dargebracht werde: Erhebet allezeit/ wie eure Zung und Stimmen/ also auch und vornehmlich eure Hertzen in brünstiger Andacht zu Gott/ so offt diese Orgel geschlagen wird/ und sie müsse niemahl gerühret werden/ daß es nicht auch eine mächtige Rührung und Bewegung zum Guten durch mit würckende Krafft des H[eiligen] Geistes in eurem innersten gebe. Jhr wisset/ daß noch vieles an unsrem Gott=gewidmeten Hause mangelt/ biß wir es in den Stand bringen können/ darinnen das vorige gewesen: so greifft euch dann auch nach eurem Vermögen an/ wann hiernächst eine durchgehende Ersammlung vorgenommen wird/ wie ehmalen die Kinder Jsrael gethan,[54] als die Hütte des Stiffts erbauet werden solte/ so brachten sie an Gold/ Silber/ und Materialien so vieles herbey/ daß [S. 31] Moses muste ausruffen lassen/ sie solten damit inne halten. Seydt[55] dann nicht liebloser und saumseeliger als eure in Gott ruhende Vor=Eltern/ welche den Le Geographicumg Gebäude: Calw, Stadtkirche alten Tempel schön herausgezieret/ und vieles mit Willen beygetragen haben: entschuldiget euch nicht mit den dermaligen schwehren und Gelt=klemmen Zeiten/ dann/ wann man biß an das wenige kommt, so wirds einen nicht verderben/ vielmehr einen verborgenen Seegen in das übrige Vermögen legen/ dann was Gott zu Ehren in Erbauung und Verbesserung deren Jhme zu Seinem Dienst gewidmeten Haüser mit milder Hand gesteuret wird/ kommt mit vielfachem Wucher und Seegen wider zurück. Wir wissen gar wohl/ daß der innere Hertzens=Tempel im H[eiligen] Schmuck des Glaubens und der ungefärbten Gottseeligkeit/ der verborgene Mensch des Hertzens unverruckt mit sanfftem und stillem Geist/ vor Gott alleine köstlich ist; allein bin ich versichert/ wer von innen recht brennt von Göttlicher Liebe/ der wird auch seine Liebe von aussen in einem willigen Beytrag zu dem Hause Gottes in der That zeigen. Könnet ihr eure Wohn=Häuser mit grossen Kosten zieren/ warum soll das Haus Gottes allein so öde stehen? Worüber Gott bey dem Propheten Lb PersonHaggai (ca. 800 v. Chr.) Haggai so sehr sich ereyffert/ und sagt: Haggai Cap. 1, Ly BibelstelleHaggai 1,2 Diß Volck spricht: die Zeit ist noch nicht da/ des Herrn Hauß zu bauen: Aber/ replicirt der eyfferende Herr/ Die Ly BibelstelleHaggai 1,4 Zeit ist da/ daß ihr in getäffelten Haüsern wohnet/ und diß Hauß muß wüste stehen. Nun wir versehen uns zu E[uer] L[ieben] des besten/ ich aber schliesse mit einem kurtzen Gebetts=Seufftzer:

Ach! Herr Herr! du seyest gepriesen über all das gute[56]/ so Du unserer Statt/ und besonders auch diesem Dir allein gewidmeten Hause biß daher erwiesen hast. Wir sind viel zu gering aller Barmhertzigkeit und Treue/ die Du an uns Deinen unwürdigen Knechten und Mägden gethan hast: Wir müssen leyder bekennen/ daß [S. 32] wir noch nicht frömmer worden/ und unsere Sünden noch alle Tage wider uns vor Deinem H[eiligen] Angesicht antworten/ also Du wohl Ursach hättest/ unsere Stätte und Tempel wider zu zerstöhren und zu verderben; aber/ lieber Vatter! handle doch nicht mit uns nach unsren Sünden/ und vergilt uns nicht nach unsren Missethaten/ sey uns gnädig um Deines lieben Sohns/ Seines H[eiligen] Verdienstes und kräfftigster Fürbitte willen/ und schencke uns Deinen H[eiligen] Geist/ durch welchen wir zur Veränderung unseres Sinnes in wahrer Busse angetrieben/ und zum Eyffer in Ubung der Gottseeligkeit auffgewecket werden. Wende in Gnaden den Land=verderblichen Krieg von unsern Gräntzen ab/ damit unsere Gottes=Häuser nicht von unsern Religions=Feinden verheeret werden/ und laß uns allezeit unsere Gottesdienst im Geist und in der Wahrheit besuchen/ mit dem glaubigen und gottseeligen Vorsatz/ daß Dein Nahme bey uns geheiliget/ Dein Reich zu uns komme/ und Dein H[eiliger] Will von uns und in uns vollbracht werde. Und du neues Orgel=Werck sollest fürohin allein zu Göttlichen Ehren gewidmet seyn/ du müssest keinen Laut und Thon von dir geben/ als allein zu Ehren Deines Grossen Schöpffers. Darum auch diß mein erster und letzter Zuruff ist:

Thönet und klinget ihr Pfeiffen zusammen/
Preiset den dreymal Hoch=heiligen Nahmen/
Schreyet und brummet in tiefferem Thon:
Heilig ist Vatter/ und Heilig[57] der Sohn/
Heilig ist Gottes Geist. Stimmet zusammen/
Gott sey gelobet in Ewigkeit. Amen![58]

Ehrengedicht[59]

Illustris Lb PersonBouwinghausen, Johann Friedrich von (1687 – nach 1725) Dominus de Bouwinghausen Avito
Satrapa Calvenses jure regebat Agros.
Dum fungebatur (Specialis / Pastoris) Munere Drommer,
Praefectus Lb PersonKerner, Georg Andreas (1671–1730) Kerner Jura dabat Populo:
Lb PersonHarpprecht, Johann Valentin (1691–1761) Harpprechtus pariter Domini (curabat / pascebat) Ovile,
Finckius & Wagner Consul uterque fuit:
Dum Sacer Oeconomus loculos Memminger habebat.
Lb PersonSchmahl, Johann Friedrich (1693–1737) Schmalius hoc nobis Organon hîc posuit:
Id tractat gnarus melicae Lb PersonBamberg, Georg Philipp Bambergius artis,
Cui dedit alatas Musa benigna manus:
Ld OrgelCalw, Johann Friedrich Schmahl-Orgel 1725 Organon hoc semper divinos (psallat / clangat) honores,
Dum canet Angelicum Lingua beata Melos.

Einzelanmerkungen

  1. In der zweiten Auflage verbessert zu vollkommene, vgl. Die verstimmte Zwölff Grösseste Pfeiffen (Tübingen 1740), S. 20.
  2. Drommer zitiert die ersten zwei Zeilen der 16. Strophe des Liedes Lw Musikwerkanonym: O Jesu süß, wer dein gedenkt M O Jesu süß, in die er die Worte O heil’ger Gott interpoliert. Die anschließenden zwei Verszeilen scheinen eine freie Zutat zu sein, die der Predigtautor vermutlich selbst verfasst hat.
  3. Die letzten Wörter sind leicht umgestellt.
  4. 3. Strophe des Liedes Lw MusikwerkSchop, Johann: Werde munter, mein Gemüte M Werde munter, mein Gemüte.
  5. In der zweiten Auflage verbessert zu Und, vgl. Die verstimmte Zwölff Grösseste Pfeiffen (Tübingen 1740), S. 22.
  6. In der zweiten Auflage irrtümlich korrigiert zu mit, vgl. Die verstimmte Zwölff Grösseste Pfeiffen (Tübingen 1740), S. 22.
  7. In der zweiten Auflage verbessert zu dadurch, vgl. Die verstimmte Zwölff Grösseste Pfeiffen (Tübingen 1740), S. 22.
  8. Zitat der Anfangszeilen des Liedes Lw MusikwerkCrüger, Johann (Rinckart, Martin): Nun danket alle Gott, 1636 M Nun danket alle Gott, das an dieser Stelle von der ganzen Gemeinde samt Orgelbegleitung gesungen werden sollte.
  9. Der Topos von den strukturellen Analogien zwischen Mensch und Orgel besitzt eine lange Tradition und ist in zahlreichen früheren Orgelpredigten belegt. Drommer liefert hier seine eigene Ausdeutung dieses allegorischen Vergleichs. Siehe weiterführend zu diesem Thema Dittrich, Allegorische Deutungen der Orgel (2022); Braun, Wunderwerk, Sammelobjekt, Herrschaftssymbol (2022).
  10. Paraphrase der im Text genannten Ly BibelstelleEpheser 4,28 Bibelstelle.
  11. Anspielung auf die genannte Ly BibelstelleEpheser 4,24 Bibelstelle.
  12. Anspielung auf Ly BibelstelleEpheser 4,18 Eph 4,18.
  13. In der zweiten Auflage verbessert zu Gebett=Thon, vgl. Die verstimmte Zwölff Grösseste Pfeiffen (Tübingen 1740), S. 27.
  14. Offenbar sah Drommer hier einen Bezug zu Ly Bibelstelle1 Korinther 11 1 Kor 11, wo es um die Führungsrolle des Mannes über die Frau geht.
  15. Anspielung auf die genannte Ly BibelstelleEzechiel 44,2 Bibelstelle.
  16. In der zweiten Auflage ersetzt durch drey, vgl. Die verstimmte Zwölff Grösseste Pfeiffen (Tübingen 1740), S. 28.
  17. In der zweiten Auflage verbessert zu Grösseste, vgl. Die verstimmte Zwölff Grösseste Pfeiffen (Tübingen 1740), S. 28.
  18. Zitat aus der 6. Strophe des Liedes Lw MusikwerkNicolai, Philipp: O heilger Geist, kehr bei uns ein M O heilger Geist, kehr bei uns ein.
  19. In der zweiten Auflage verbessert zu sollten, vgl. Die verstimmte Zwölff Grösseste Pfeiffen (Tübingen 1740), S. 30.
  20. Ders lateinische Satz begegnet auch in Häberlin, Dissertatio Theologica De Benevolentia Dei (1681), S. 15. Ob es sich hier ebenfalls bereits um ein Zitat handelt, konnte nicht ermittelt werden.
  21. Drommer bezieht sich hier auf die genannte Ly BibelstelleMarkus 3,17 Bibelstelle.
  22. Offenbar allgemeine Anspielung auf den Inhalt von Ly BibelstelleEpheser 4 Eph 4.
  23. In der zweiten Auflage verbessert zu giebet, vgl. Die verstimmte Zwölff Grösseste Pfeiffen (Tübingen 1740), S. 33.
  24. In der zweiten Auflage verbessert zu Böses, vgl. Die verstimmte Zwölff Grösseste Pfeiffen (Tübingen 1740), S. 33.
  25. In der zweiten Auflage verbessert zu Gutes, vgl. Die verstimmte Zwölff Grösseste Pfeiffen (Tübingen 1740), S. 33.
  26. Hier wurde offenbar das Kapitel verwechselt.
  27. Dieser Merksatz hatte spätestens seit dem 17. Jahrhundert den Charakter eines geflügelten Worts, das sich einer musikalischen Metaphorik bedient. Der Grundsatz, dass sich anhand des Schlusstons erkennen lässt, in welchem Kirchenton ein Gesang oder eine Komposition steht, zählt zu den Grundlagen der Moduslehre. Um die Stelle als Zitat belegbar zu machen, wurde hier ein zeitnaher musiktheoretischer Text gewählt, in dem der Satz vorkommt, vgl. Werckmeister, Harmonologia Musica (1702), S. 62. Dies bedeutet nicht, dass Drommer den Traktat gekannt hat.
  28. In der zweiten Auflage verbessert zu seynd, vgl. Die verstimmte Zwölff Grösseste Pfeiffen (Tübingen 1740), S. 34.
  29. Wörtlich Apfel der [griechischen Göttin der Zwietracht] Eris; im Deutschen, wie bei Drommer angegeben, verwendet im Sinne von Zankapfel, vgl. https://de.wiktionary.org/wiki/Zankapfel
  30. Anspielung auf Ly BibelstelleGenesis 13,7 Gen 13,7. Der Streit drehte sich allerdings nicht um eine Handvoll Wasser, sondern um Weideland.
  31. In der zweiten Auflage verbessert zu Eigennutzen, vgl. Die verstimmte Zwölff Grösseste Pfeiffen (Tübingen 1740), S. 35.
  32. In der zweiten Auflage verbessert zu Murmelns, vgl. Die verstimmte Zwölff Grösseste Pfeiffen (Tübingen 1740), S. 35.
  33. In der zweiten Auflage verbessert zu Zanckens, vgl. Die verstimmte Zwölff Grösseste Pfeiffen (Tübingen 1740), S. 35.
  34. Handschriftlich am Seitenrand des Rostocker Exemplars korrigiert zu grifen; die digitale Edition folgt der entsprechenden Lesart in der 2. Auflage, vgl. Die verstimmte Zwölff Grösseste Pfeiffen (Tübingen 1740), S. 35.
  35. Drommer spinnt den Text des Evangeliums selbstständig weiter.
  36. Paraphrase von Ly BibelstelleLukas 22,26 Lk 22,26.
  37. Der lateinische Satz hat den Charakter eines Sprichworts. Eine Quelle dafür konnte allerdings bisher nicht gefunden werden. Der Merkspruchcharakter wird dadurch unterstrichen, dass die Übersetzung im nächsten Satz als gereimter Vers gestaltet ist.
  38. In der zweiten Auflage verbessert zu ein, vgl. Die verstimmte Zwölff Grösseste Pfeiffen (Tübingen 1740), S. 38.
  39. Obwohl im Druck groß gesetzt, handelt es sich um keine wörtliche Paraphrase. Drommer legt die Worte – in Anlehnung an Ly BibelstellePhilipper 2 Phil 2 – Jesus selbst in den Mund.
  40. Paraphrase der angegebenen Ly BibelstelleMatthäus 20,28 Stelle.
  41. In der zweiten Auflage verbessert zu Grosses, vgl. Die verstimmte Zwölff Grösseste Pfeiffen (Tübingen 1740), S. 39.
  42. Der devisenartig verwendete Satz stammt aus Lb PersonEngelgrave, Heinrich (1610–1670) Heinrich Engelgraves Predigtsammlung, vgl. Engelgrave, Caelum Empyreum 2 (1670), S. 743. Sie findet sich dort im Zusammenhang einer descriptio eines Emblems mit einem Glockenspiel und der dazugehörigen Devise Quàm varium, tam dulce melos. Die stark erweiterte und in Versform gebrachtre deutsche Übertragung dürfte von Drommer selbst stammen.
  43. Diese und die sich anschließende lateinische Devise werden als Orgelinschrift präsentiert in Engelgrave, Lux Evangelica 2 (1655), S. 721, wo es hießt: Quam gratam membrorum inter se connexionem, scitè expressit, qui organo in tabulâ depicto, supernè inscripsit: in uno spiritu omnes nos, infernè verò illud Poëtae: conspirat amicè. Quis non in organo, fistularum inter se formam, crassitiem, longitudinem maximè variam, sonos maximè dissonos, summos, imos, obtusos, acutos, & plurimos, & maximè varios animadvertit? una tamen anima, unus sp iritus, & concordiam, & concentum inducit suavissimum. Die Devisen kommen auch in anderen Orgelpredigten vor, vgl. Gott und Gnug (Meißen 1681), S. 50; Ein wolgerührtes Orgel=Werck (Königsberg 1721), S. 17. Dort werden andere deutsche Übertragungen vorgeschlagen. Vermutlich hat sich Drommer bei dem folgenden Zweizeiler selbst als Dichter betätigt.
  44. In der Vorlage heißt es ausführlicher in uno spiritu omnes nos, vgl. Engelgrave, Lux Evangelica 2 (1655), S. 721. Auch hier scheint die Übersetzung von Drommer zu stammen.
  45. Paraphrase von Ly BibelstelleLukas 22,29–30 Lk 22,29-30.
  46. In der zweiten Auflage verbessert zu Bittere, vgl. Die verstimmte Zwölff Grösseste Pfeiffen (Tübingen 1740), S. 40.
  47. In der zweiten Auflage verbessert zu äussern, vgl. Die verstimmte Zwölff Grösseste Pfeiffen (Tübingen 1740), S. 41.
  48. Handschriftliche Korrektur im Rostocker Exemplar; die digitale Edition folgt der Lesart in der 2. Auflage, vgl. Die verstimmte Zwölff Grösseste Pfeiffen (Tübingen 1740), S. 41.
  49. In der zweiten Auflage wohl irrtümlich als auf, vgl. Die verstimmte Zwölff Grösseste Pfeiffen (Tübingen 1740), S. 41.
  50. Paraphrase nach Ly BibelstellePsalmen 137,1–2 Ps 137,1-2.
  51. In der zweiten Auflage verbessert zu Stuhl, vgl. Die verstimmte Zwölff Grösseste Pfeiffen (Tübingen 1740), S. 42.
  52. Paraphrase nach Ly BibelstelleOffenbarung 21,4 Offb 21,4.
  53. Schlussstrophe des Liedes Lw Musikwerkanonym: Wenn ich betracht mein sündlich Wesen (1673) M Wenn ich betracht mein sündlich Wesen.
  54. In der zweiten Auflage Satzabschluss mit . Als, vgl. Die verstimmte Zwölff Grösseste Pfeiffen (Tübingen 1740), S. 44.
  55. In der zweiten Auflage verbessert zu Seyd, vgl. Die verstimmte Zwölff Grösseste Pfeiffen (Tübingen 1740), S. 44.
  56. In der zweiten Auflage verbessert zu Gute, vgl. Die verstimmte Zwölff Grösseste Pfeiffen (Tübingen 1740), S. 45.
  57. In der zweiten Auflage verbessert zu heilig, vgl. Die verstimmte Zwölff Grösseste Pfeiffen (Tübingen 1740), S. 46.
  58. Eine Vorlage für diese Verse konnte bisher nicht gefunden werden. Es ist nicht auszuschließen, dass Drommer der Autor ist.
  59. Der Autor dieses Gedichts wird nicht genannt.

Letzte Änderung dieses Dokuments am 26. Oktober 2021.

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