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Orgelpredigt

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d Neustädtel, Johann Peter Pönigk-Orgel 1702

Disposition

Trampeli-Orgel 1812

I. Manual Hauptwerk (C–d³):

Principal 8′ (C–D# aus Holz, ab E Zinn); Bordun 16′; Stark Gedackt 8′; Flaute amabile 8′ (Holz, c–d³); Viola da gamba 8′ (C–H aus Holz, Rest Metall); Octava 4′; Flauto d‘amour 4′ (Metall); Quinta 3′; Octava 2′; Flageolet 1′ (Metall); Cornet 3fach (a–d³, Metall); Mixtur 4fach 1⅓′

II. Manual Oberwerk (C–d³):

Principal Discant 8′ (Zinn, a–d³); Lieblich Gedackt 8′; Quintadön 8′ (C–H Holz, ab c Metall); Principal 4′ (Zinn und Metall); Flauto traversière 4′ (Holz); Nassat 3′; Octava 2′; Mixtur 3fach (1′?); Vox humana 8′ (Zinn, a–d³; vermutlich nach Silbermännischer Art)

Pedal (C–c¹):

Posaunenbaß 16′ (Holz); Octavbaß 8′; Subbaß 16′ (gedeckt); Violonbaß 16′

Manualschiebekoppeln; Pedalkoppeln; Tremulant; Kalkantenzug

Beschreibung

Geschichte

In den Jahren 1701 und 1702 erbaute Lb PersonPönigk, Johann Peter (1701 – fl. 1702) Johann Peter Pönigk für 300 Reichstaler eine einmanualige Orgel mit 17 Registern, darunter 4 Zungenpfeifen: Trompete 8′ im Manual und Posaunenbaß 16′ (Holz); Trompetenbaß 8′ (Metall); Cornetbaß 2′ (Metall). Der Vertragsabschluss erfolgte am 17. März 1701. Die Bauzeit erstreckte sich über ein Jahr und endete am 3. Juni 1702. Wegen größerer Reparaturen musste das Instrument einige Jahre später aus der Kirche entfernt werden. Als es am 24. September 1719 wieder eingebaut werden konnte, hielt Pfarrer Lc PredigtautorRichter, Georg Gottfried (1675–1742) Georg Gottfried Richter eine La OrgelpredigtVivum Dei Organum (Schneeberg s.a.) M Orgelpredigt, in der er sich ausführlich zur Geschichte von Orgeln und Fragen der Musiktheologie äußerte. Es handelt sich dabei jedoch nicht um die Einweihung einer neuen Orgel.

Durch einen Blitzschlag 1794 wurde das gesamte Orgelwerk zerstört. Daraufhin wurde der Orgelbauer Johann Gottlob Trampeli beauftragt, eine neue zweimanualige Orgel zu erbauen. Ein Kostenvoranschlag erfolgte am 5. Januar 1809, der Kontrakt wurde am Martinifest des gleichen Jahres aufgesetzt. Für Johann Trampeli war dieser Auftrag der letzte Orgelneubau. Er starb kurz vor der Fertigstellung. Vermutlich beendete sein Neffe Friedrich Wilhelm Trampeli den Auftrag. Die Abnahmeprüfung erfolgte am 21. März 1812 durch den Schneeberger Stadtorganisten Carl Traugott Gräbner.

Beschreibung der Nachfolge-Orgel zum Zeitpunkt ihrer Einweihung 1812

Die Orgel befindet sich auf der Westempore und wird von einer zweiten darüber liegenden Empore, die sich versetzt hinter und seitlich der Orgel befindet, flankiert. Das weiße Orgelgehäuse steht auf einer mit vergoldeten Blättern geschmückten Konsole und ist nach oben hin offen. Lediglich die beiden seitlichen Rundtürme und der Mittelturm besitzen einen sichtbaren Abschluss. Die beiden nach außen rundgewölbten Seitentürme besitzen je 11 Pfeifen des Principals; beginnend mit E und endend in den tiefen Pfeifen des Octave 4′. Zwischen dem Mittelturm und den beiden Seitentürmen erstrecken sich je zwei übereinander liegende Pfeifenfelder. Diese enthalten auf der linken Seite je 14 und auf der rechten Seite je 15 Pfeifen, insgesamt 58 Pfeifen des Principal-Discant 8′ ab Ton a. Der nach außen rundgewölbte Mittelturm ist wie die vier Zwischenfelder in zwei Ebenen geteilt. Die oberen 18 Pfeifen des Principal 4′ umfassen vermutlich die Töne C bis f. Die untere Pfeifenreihe mit 24 Pfeifen ist nach Barockmanier blind. Das Orgelwerk wurde als Schleiflade erbaut und ist mit hölzernen Wellenbrettmechaniken ausgestattet. Das Pfeifenwerk wurde in eine C- und C#-Lade geteilt und auf 415 Hz intoniert. Der Winddruck liegt bei 74mm Wassersäule (WS). Die drei Spanbälge sind nicht mehr erhalten.

Entwicklung bis heute

Nach einer knapp 20-jährigen Benutzung erfolgte 1833 eine Reparatur durch Christian Gottlob Steinmüller aus Grünhein (vermutlich ein Schüler von J.G. Trampeli), die in der Chronik als sehr gelungen dokumentiert wurde. Nachdem der Schneeberger Organist R. Frenzel 1882 in seinem Revisionsbericht vom 7. Oktober Mängel in der Windführung, tonale Verstimmung des gesamten Pfeifenmaterials und eine verspielte Traktur festgestellt hat und der Orgelbauer Robert Barth in seinem Gutachten vom 12. November des gleichen Jahres den Klang der Vox humana beanstandete, wurde Barth mit einer grundlegenden Überholung beauftragt. Im folgenden Jahr 1883 wurde die Orgel grundlegend überholt, die Intonation auf das Niveau der »Dresdner Stimmung« gehoben, die Vox humana durch ein Salicional 8′ ersetzt und die Posaune 16′ repariert und ihre Kehlen neu beledert. Die Kosten wurden vertraglich auf 1703 Mark beziffert, jedoch nochmals um 450 Mark erhöht, da eine Wippenkoppel eingebaut wurde.

Im Zuge der Elektrifizierung erhielt die Orgel 1908 ein Magazingebläse mit zwei Schöpfbalgen durch die Orgelbaufirma Julius Jahn & Söhne (Dresden). Ein Jahr später folgte eine weitere Modernisierung durch Julius Jahn & Söhne, die einen Umbau des Orgelwerks zu einer pneumatischen Kegellade vornahm. Bei dieser Maßnahme wurde das historische Prospekt und das Pfeifenwerk außer dem Flageolet 1′ wiederverwendet. An deren Stelle wurde eine Trompete 8′ mit aufschlagender Zunge eingebaut. Im Jahre 1917 mussten kriegsbedingt alle Prospektpfeifen (Zinn) abgegeben werden. Später wurden die fehlenden Pfeifen durch Zinkpfeifen ersetzt. 1955 vergrößerte der Orgelbauer Hermann Eule (Bautzen) die Disposition um Einzelaliquotstimmen und ein Spitzgedackt 8′.

Die heutige zweimanualige Orgel mit Pedal wurde 1980 durch die Orgelbaufirma Eule als opus 490 erbaut und besitzt 26 Register. Der bis dahin noch erhaltene Teil des historischen Pfeifenwerks und das Trampeli-Gehäuse wurden wiederverwendet. Bei diesem Umbau wurde das Orgelwerk in den ursprünglichen Zustand einer rein mechanischen Schleifladenorgel von Trampeli zurückversetzt.

Raphael Baader

Für ausführliche Informationen danken wir der Orgelbaufirma Eule aus Dresden.

Literatur und Quellen

Portaldaten

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Empfohlene Zitierweise
DFG-Projekt »Orgelpredigt«. Digitale Edition, https://orgelpredigt.ur.de/E020120 (Version 1.00 vom 31. Januar 2020). DOI: 10.5283/orgelpr.portal
Letzte Änderung dieses Dokuments am 16. Juli 2021.

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