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Orgelpredigt

Start → Register → Personen → E010166: Flavian I. von Antiochia

b Flavian I. von Antiochia (ca. 320 – 404)

Biographie

In der Biographie des Bischofs Flavian ist vor allem eine Episode musikalisch relevant, die in der Geschichtsschreibung als Statuenaufstand bekannt ist. Nachdem Lb PersonTheodosius I. (347–395) Kaiser Theodosius I. 387 eine Steuererhöhung durchgeführt hatte, regte sich in Le Geographicumf Ort: Antiochia Antiochia der Unmut: Während sonst keine Auflehnung gegen die neuen Lasten bekannt ist, entwickelte sich in Antiochia aus einer anfänglich harmlos anmutenden Beschwerdeaktion der Betroffenen ein regelrechter Aufstand. Es kam dabei zur Zerstörung von Bildern des Theodosius und seiner Familie. (Lippold, Theodosius (1980), S. 91) Die Stadtbevölkerung versuchte sogar, den kaiserlichen Palast anzuzünden. Als Strafe schickte der Kaiser ein Schreiben mit einem Schließbefehl für alle Theater und Bäder. Die Getreidespenden an arme Bürger wurden aufgehoben. Antiochien verlor zudem den Metropolenstatus.

Flavian versuchte in dieser Situation, den Kaiser umzustimmen: Nach strenger, jedoch gerechter Untersuchung reiste Caesarius an den Hof und nahm dabei ein Bittgesuch der Mönche aus der Umgebung der Stadt mit. Durch Bitten des Flavianus und des Caesarius ließ sich Theodosius umstimmen und gewährte 34 Tage nach der unseligen Revolte Amnestie. (Lippold, Theodosius (1980), S. 92).

Musikalisch interessant ist an diesem Ereignis der Umstand, dass der Sinneswandel des Kaisers durch den Vortrag eines Liedes bewirkt wurde. Der Effekt des Gesangs auf die Stimmung des Kaisers wurde von Lb PersonNicephorus Callistus (ca. 1268 – nach 1328) Nicephorus im 12. Buch seiner Kirchengeschichte eindrücklich geschildert (siehe unten in der Rubrik Zitate). Als Beweis für die Wirkungsmacht der Musik wird der Vorfall in verschiedenen Orgelpredigten erwähnt.

Am frühesten begegnet der Hinweis auf Flavian 1605 in Lc PredigtautorPolantus, Nicolaus (1559–1612) Nikolaus Polantus' La OrgelpredigtMusica instrumentalis (Meißen 1605) M Musica instrumentalis. Als Quelle benennt der Meißner Superintendent Niceophoros, er dürfte sein Wissen jedoch aus Lb PersonZwinger, Theodor (1533–1588) Theodor Zwingers Universalenzyklopädie Lr QuellenZwinger, Theatrvm Hvmanae Vitae 5 [1586] M Theatrum humanae vitae bezogen haben.

Zitate

Nicephorus, Historia ecclesiastica (1561), S. 648:

Porro urbis multitudo sola gravium rerum fama consternata, furore relicto in poenitentiam incidit, [...]. Et publicas peragens supplicationes, carmina quaedam luctuosa, et ad commiserationem movendam composita, numeroso concentu cantavit. Episcopum autem suum divum Flavianum, qui pro eis deprecaretur, ad imperatorem, oratorem misit. Qui legationem eam pro grege suo obiens, cum princeps vehementer Antiochenis infensus esset, arte quadam adolescentulos, qui ad imperatoris mensam canere soliti erant, aggressus, ut miserabilia illa carmina, quibus in supplicationibus Antiocheni utebantur, canerent, effecit. Eis imperatorem delibutum, iram miseratione commutasse: et misericordia victum, poculo lacrymis temperato (evenit enim ut tum phialam in manibus teneret), urbi ei per libationem conciliatum esse fuerunt.

Übersetzung:

Daraufhin verlor die Stadtbevölkerung, allein vom Gerücht der schweren Dinge aus der Fassung gebracht, ihre Wut und wurde reumütig [...]. Während man öffentliche Bußübungen durchführte, sang sie in zahlreicher Versammlung jammervolle Lieder, die komponiert waren, um zum Erbarmen zu bewegen. Ihren göttlichen Bischof Flavian jedoch, der für sie Fürsprache halten sollte, schickte sie als Redner zum Kaiser. Dieser trat die Mission für seine Gemeinde an. Da der Fürst durch die Antiochier stark beleidigt worden war, gewann er geschickt junge Heranwachsende für sich, die beim Tisch des Kaisers zu singen pflegten, und erwirkte, dass sie jene Lieder, die die Antiochier bei ihren Bußübungen verwendeten, sangen. Kaum hatte der Kaiser darin geschwelgt, verwandelte sich sein Zorn in Erbarmen: Und durch das Erbarmen besiegt, wurde er dieser Stadt, nachdem sein Trinkgefäß von Tränen benetzt wurde (es traf sich nämlich, dass er gerade eine Tasse in den Händen hielt), durch ein Trankopfer geneigt.

Zwinger, Theatrvm Hvmanae Vitae 5 [1586], S. 1291:

Theodosivs Imp. ad mensas habebat pueros musicos. Qui cùm à Flauiano episcopo Antiocheno instructi carmina quaedam luctuosa, & ad commiserationem mouendam idonea, quibus in supplicationibus Antiocheni utebantur, cecinissent: ita fuit eis Imperator commotus, ut cùm phialam manibus teneret, lacrymis abstinere non potuerit. Eaque ratione urbi, cui grauissimè, ob negatum tributum, & per seditionem deiectam uxoris Placillae statuam, succensebat, reconciliatus est. Nicephorus lib. 12. c. 43.

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Empfohlene Zitierweise
DFG-Projekt »Orgelpredigt«. Digitale Edition, https://orgelpredigt.ur.de/E010166 (Version 1.00 vom 31. Januar 2020). DOI: 10.5283/orgelpr.portal
Letzte Änderung dieses Dokuments am 16. November 2020.

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