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Orgelpredigt

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d Berlin-Mitte, Marienkirche, Joachim Wagner-Orgel 1723

Disposition

Wagner-Orgel 1721 (ausgeführter Entwurf nach Contract 1719, vgl. Steves, Der Orgelbauer Joachim Wagner (1939), S. 326f.)

I. Hauptmanual (CDEF–c³):

Bordun 16′; Principal 8′; Rohrflöt 8′; Viole di gambe 8′; Octav 4′; Spitzflöt 4′; Quinta 3′; Octav 2′; Cornet 5-fach ab c′; Scharff 5-fach 1½′; Cimbel 3-fach 1′; Trompet 8′

II. Manual Ober-Werk (CDEF–c³):

Quintadena 16′; Principal 8′; Gedackt 8′; Octav 4′; Fugara 4′; Nassat 3′; Octav 2′; Tertie 2′; Siefflöt 1′; Mixtur 4-fach 1½′; Vox humana 8′

III. Hinter-Werk (CDEF–c³):

Gedackt 8′; Quintadena 8′; Octav 4′; Rohrflöt 4′; Octav 2′; Waldflöt 2′; Quinta 1½′; Cimbel 3-fach 1′; Echo 5-fach

Pedal (CDEF–d¹):

Principal Bass 16′; Violon 16′; Gembsshorn 8′; Quinta 6′; Octav 4′; Mixtur 6-fach 2′; Posaune 16′; Trompet 8′

2 Tremulanten; Zimbelstern-Zug; Sperrventil für jede Lade

Beschreibung

Die Geschichte der Orgeln an der Le Geographicumg Gebäude: Berlin-Mitte, Marienkirche Marienkirche in Le Geographicumf Ort: Berlin Berlin wurde grundlegend erforscht von Hanz Herbert Steves (Vgl. Steves, Der Orgelbauer Joachim Wagner (1939)). Das erste belegbare Orgelwerk wurde vor dem Jahre 1469 als einmanualige Orgel mit 10 Registern erbaut. 1557 erfolgte ein Neubau durch Anthonius Mors (Le Geographicumf Ort: Antwerpen Antwerpen), der jedoch an den Dimensionen (I/10) nicht viel änderte. Unter der Führung des Orgelbauers Friedrich Trebbow (Berlin) wurde in den Jahren 1577 bis 1578 ein Orgelneubau durchgeführt, wobei die Orgel um ein zweites Manual erweitert wurde. In den Jahren 1612, 1616, 1625, 1634, 1638 und 1639 erfolgten Reparaturarbeiten durch Martin Grabow (Berlin), fortgeführt 1670 und 1691 bis 1692 von Christoph Werner (Berlin). Nach einer letzten Restauration 1705 wurde 1719 ein Neubau erforderlich. Den Grundstein für den Auftrag eines neuen Instruments lieferte Anfang Oktober 1719 die Lb PersonStiller, Anna Maria ( – vor 1721) Witwe Stiller mit einer Stiftung von 1500 Talern.

Im Jahr 1719 wurde ein Orgelneubau bei Lb PersonWagner, Joachim (1690–1749) Joachim Wagner in Auftrag gegeben, der zwei Dispositionen entwarf. Der Vertrag wurde am 28. November 1719 abgeschlossen. Die Einweihung fand am 28. Oktober 1721 statt. Auf einer 1893 beim Umbau der Orgel entdeckten Inschrift hatte Wagner dazu notiert:

Diese Orgel habe Ich Joachim Wagner, aus Charo im Herzogtum Magdeburg gebürtig, im 30. Jahre meines Alters, nemlich Anno 1720 und 1721, als mein Erstes Werk u. Meyster-Stück erbauet, unter der Regierung Friedrich Wilhelms des Ersten, Königs von Preussen, u. als Herr Jakob Porst Probst in Berlin u. Herr Geh. Rat Tieffenbach u. Hofrat Helwig Ober-Vorsteher der Kirchen Wahren. Ao. 1719 war eine Schwere Zeit, teils Wegen der gewaltsahmen Werbung, teils wegen des grossen Misswachses u. der daher entstandenen Teuerung, so dass der Schl. Rocken über 2 Thl. galt. Ao. 1720 segnete Gott das Land wider reichlich. Ich hatte dieses Werks wegen anfangs Viele Neider, Lästerer u. Verfolger, doch soll diess Werk den Meister loben u. jene alle Zuschanden machen. (Zitiert nach Steves, Der Orgelbauer Joachim Wagner (1939), S. 322)

Die Baumaßnahmen waren zum Zeitpunkt der Orgeleinweihung jedoch noch nicht vollständig abgeschlossen. Nach dreijähriger Bauzeit erfolgte am 11. Mai 1723 schließlich die Abnahme der dreimanualigen Orgel mit 40 Registern. Das dazugehörige Orgelgehäuse von Johann Georg Glume wurde erst 1742 durch Paul de Ritter fertiggestellt und parallel zu Reparaturarbeiten an der Orgel durch Wagner installiert. Eine erste große Instandsetzung fand 1768 durch den Orgelbauer Ernst Marx (Berlin) statt, der in diesem Zuge geringe Umdisponierungen im Unterwerk vornahm.

Für eine einschneidende Veränderung sorgte in den Jahren 1800 bis 1801 der Orgelbauer Johann Friedrich Falckenhagen (Berlin), der die Orgel auf 26 Register verkleinerte. Initiiert wurde dieser Eingriff von Georg Joseph Vogler, der 1400 der 2556 Orgelpfeifen Wagners an die Hedwigskathedrale verschenkte. Bereits 1829 wurde dieser Umbau rückgängig gemacht, indem der Orgelbauer Carl August Buchholz (Berlin) einen Rückbau zur ursprünglichen Wagner-Orgel mit entsprechender Registeranzahl und Disposition vornahm. Als einzige Neuerung erhielt das Hinterwerk ein dem Zeitgeist entsprechendes Schwellwerk.

Im Zuge eines Emporenneubaus nahm die Orgelbaufirma Heinrich Schlag & Söhne (Schweidnitz) von 1892 bis 1894 einen Orgelumbau vor. Die dazu zugrunde liegenden Pläne stammten vom Komponisten und Organisten Otto Dienel (Berlin). Das Orgelwerk besaß fortan Schleif- und Kegelladen mit mechanischen und pneumatischen Trakturen. Die Disposition wurde auf 53 Register erweitert, wobei 19 Stimmen ganz und 14 zum Teil übernommen wurden.

Im Jahre 1908 erfolgte ein Orgelneubau durch Orgelbau Wilhelm Sauer (Frankfurt Oder. Dabei wurden das Gehäuse und 20 Register von Joachim Wagner wiederverwendet. Der historische Spieltisch von Schlag & Söhne erhielt einen Platz im Musikhistorische Museum von Wilhelm Heyer in Le Geographicumf Ort: Köln Köln. Die neue Orgel besaß 57 Register auf drei Manualen und war mit röhrenpneumatischen Kegelladen ausgestattet. Wegen der Installation von weiteren Stimmen und dem Einbau einer vollständigen Kegellade mussten bauliche Veränderungen am barocken Gehäuseprospekt der Berliner Bildhauer Johann Georg Glume und Paul de Ritter vorgenommen werden.

Bei den Berliner Lm Ereignis1939–1945: Zweiter Weltkrieg Luftangriffen am 03. Februar 1945 erlitt die Sauer Orgel schwere Beschädigungen, die in den Jahren 1947 bis 1949 durch Alexander Schuke (Le Geographicumf Ort: Potsdam Potsdam) behoben wurden. Zeitgleich elektrifizierte Schuke das Orgelwerk und nahm eine Dispositionsänderung vor, die an Wagners barockes Klangprinzip angelehnt war. Bis 1987 erfolgten weitere Umbauten und Reparaturmaßnahmen durch Schuke-Orgelbau. 1984 wurde ein neuer fahrbarer Spieltisch installiert. Da Reparaturen gegen Ende des 20. Jahrhunderts immer weniger Sinn ergaben, entschied die Kirchengemeinde eine neue Orgel in Auftrag zu geben.

Im Jahre 2002 errichtete die Firma Alfred Kern & Söhne (Le Geographicumf Ort: Straßburg Straßburg) eine neue Orgel mit 45 Registern auf drei Manualen und Pedal. Der Orgelneubau war von Beginn an als Rekonstruktion der barocken Wagnerorgel von 1721 konzipiert. Dieses Projekt sah vor, dass originale Orgelpfeifen Wagners und der erhaltene Orgelprospekt wiederverwendet und alle Kanäle und Windladen, sowie die Balganlage nach dem Vorbild von Wagner-Orgeln rekonstruiert werden sollten. Abweichungen vom historischen Vorbild findet man lediglich beim erweiterten Tonumfang, bei der modernen 440 Hz Stimmung und fünf zusätzlichen Registern, die nach dem Vorbild Wagners nachgebaut wurden.

Raphael Baader

Literatur und Quellen

Portaldaten

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Empfohlene Zitierweise
DFG-Projekt »Orgelpredigt«. Digitale Edition, https://orgelpredigt.ur.de/E020136 (Version 1.00 vom 31. Januar 2020). DOI: 10.5283/orgelpr.portal
Letzte Änderung dieses Dokuments am 10. Dezember 2021.

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