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Orgelpredigt

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a Scheller, Johann Caspar: Der Dienst der Orgeln (Jena 1778)

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  • 1 Chronik 16,10
  • 1 Chronik 16,8
  • 1 Chronik 16,8–10
  • 1 Chronik 16,8–9
  • 1 Chronik 18,8–10
  • 1 Chronik 23,5
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  • 1 Samuel 16,23
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  • Ijob 12,13
  • Jesaja 55,8
  • Kolosser 2,3
  • Kolosser 3,16
  • Matthäus 26,30
  • Psalmen 150
  • Psalmen 33,1–3
  • Psalmen 53,1
  • Psalmen 66,5
  • Psalmen 96,7
  • Psalmen 98,1–3

[S. [1]]

Titel

Der Dienst der Orgeln
bei den öffentlichen Andachten
in dem Tempel des Herrn
Eine Predigt
bei
Einweihung
einer neuen Orgel
über Ly Bibelstelle1 Chronik 16,8–10 1 Chronica W W KorrekturOriginal: XVII.XVI. versus 8 = = 10[1]
den 22. November 1778 gehalten
und auf Verlangen
vieler Liebhaber des göttlichen Worts
dem Druck überlassen
von
Lc PredigtautorScheller, Johann Caspar (1745–1811) Johann Caspar Scheller
Pfarrer zu Le Geographicumf Ort: Tröbnitz Tröbnitz und Le Geographicumf Ort: Untergneus Untergneuß.
Le Geographicumf Ort: Jena Jena
gedruckt bei Lb PersonFickelscherr, Felix (vor 1755 – 1782) Felix Fickelscherr.

[S. [2]] vakat

[S. [3]]

Widmung

Der Durchlauchtigsten Fürstin und Frau
Frauen Lb PersonAuguste Luise Friederike von Sachsen-Gotha-Altenburg (1752–1805) Auguste Luise Friderike Herzogin zu Sachsen Jülich Cleve und Berg, auch Engern und Westphalen, Landgräfin in Thüringen, Marggräfin zu Meissen, gefürsteter Gräfin zu Henneberg, Gräfin zu der Mark und Ravensberg, Frauen zu Ravenstein und Tonna etc. Mitregierender Gräfin und Semperfreiin zu Limburg und Geildorf
meiner gnädigsten Fürstin und Frauen

[S. [4]] vakat

[S. [5]]

Durchlauchtigste, Gnädigste Fürstin und Frau,

Unter den glänzenden Tugenden, mit welchen die gütige Vorsehung Ewer Durchlaucht begnadiget hat, verdienet gewiß auch die Liebe und erhabene Neigung zu der Zierde des äuserlichen Gottesdienstes, gerühmet zu werden. Sie, diese Neigung, welche oft eine [S. [6]] schäzbare Frucht eines religiösen Herzens, und einer unverstellten Hochachtung gegen die Wahrheit der Lehre Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Jesu ist, lässet auch hier mit Recht schliessen, daß Ewer Durchlaucht an glücklicher Vollendung eines Mittels, wodurch in den öffentlichen Gottesdiensten die Andacht erwecket und der Geist mit heiligen Vergnügungen erfüllet wird, ein ruhmvolles Wohlgefallen haben. Dieses verleitet mich auch zu der kühnen Entschliesung, diese geringschäzzige Vertheidigung, von dem Dienste der Orgeln, die man nicht ohne Grund mit zu denjenigen Mitteln rechnet, welche uns in den öffentlichen Versamlungen, zur Ermun= [S. [7]] terung der Andacht und Erheiterung des Geistes beförderlich sind, Dero Huldreichen Händen zu übergeben. Der Allerhöchste in dem wir leben, weben und sind, verherrliche sich in allen Dero Lebensumständen so, daß es für aller Welt offenbar werde, wie theuer Höchstdieselben in seinen Augen geachtet sind. Er lasse es Ewer Fürstlichen Durchlaucht und Dero Höchstgeliebtesten Hochfürstlichen Anverwandten, bis zu den höchsten Stufen der menschlichen Tage, nie an einer wahren Glückseeligkeit fehlen. Er lasse, wann sich die Zeit irrdischer Hoheit endiget, Höchstdenenselben [S. [8]] die allervollkommensten und unaussprechlichsten Glückseeligkeiten jener zukünftiger Welt erreichen. Der ich unter diesen aufrichtigsten Wünschen mit unendlicher Ehrerbietung bin

Durchlauchtigste, Gnädigste Fürstin und Frau, Ewer Durchlaucht
unterthänigster Knecht Johann Caspar Scheller.

[S. [9]]

Jn Nomine Jesu

Gebet.

Dich mein Gott loben ist ein köstlich Ding, denn solches Lob ist lieblich und schön. Darum so singen wir dir mit Loben und Danken in deinem Heiligthume, und rühmen unter dem Schalle lieblicher Töne deine Thaten, daß man rede von deinen herrlichen Wundern, welche du unter deinem Volke beweisest. Denn du Herr bist allen gütig, und unaussprechlich ist deine Barmherzigkeit, die du an uns thust. Noch offenbarest du dich uns als einen liebreichem Gott, der nicht von seinem Volke geschieden, der sich noch seines Le Geographicumg Gebäude: Zion Zions erbarmet, der sein Volk auf den angenehmen Auen seines Worts weidet, mit seinen Gna= [S. 10] dengütern sättiget, und mit dem Glanz seines Evangelii erfüllet. O darum so danken wir dir, Herr, im Rath der Frommen und in der Gemeine, und preisen deinen Namen, daß du so gütig bist, und auch heute unsere Herzen mit deinen Wohlthaten in deinem Hause erfreuest, indem du den Bau eines Ld OrgelTröbnitz, Christian Friedrich Poppe-Orgel 1778 neuen Orgelwerks als eine Zierde unseres äuserlichen Gottesdienstes hast glücklich vollenden lassen. Wir bitten dich du wollest ferner mit uns seyn, und uns deiner Gnade würdigen, um deines Namens willen. Amen.

Eingang.

Wie meine Geliebten! sollte nicht die Feier dieses heutigen Tages eure Herzen vorzüglich mit Freude erfüllen? sollte nicht dieser Tag dankbare Regungen in euch erwecken? da nun euer äuserlicher Gottesdienst durch eine neue Orgel verschönert, und das von vielen gewünschte Werk, zu Stande gebracht worden ist? Längstens war ja dieses euer Verlangen! Aber Ach! [S. 11] wie sehr wurde euch die Hofnung darzu benommen; als jene kummervollen Jahre[2] über uns herein brachen, als die Rache des Höchsten wieder uns entflammt war, als die durch unsere Sünden beleidigte Gerechtigkeit uns das Schmerzhafte ihres strafenden Arms fühlen ließ, den Fluren das Gedeien, dem Brode den Seegen versagte, und einen nagenden Hunger ins Land schickte. Schreckliche Jahre! in welchen sich der Tod mit dem Hunger vereinigte, ganze Familien in den allerkläglichsten und dürftigsten Zustand versetzte, den Mann von dem Weibe, das Weib von dem Manne, die Kinder von den Eltern, die Eltern von dem [sic] Kindern trennte, und zu einer Beute des Grabes machte. Tage der Noth und Tage des Traurens! wo man nichts als Thränen nichts als Seufzer und Wehklagen, nichts als – doch! was reise ich Wunden wieder auf, die bereits die gütige Hand des Vaters geheilet? Was ru= [S. 12] fe ich heute jene Trauervolle Zeit, in euer Gedächtniß zurück? Nein, es ist heute ein Tag der Wonne, ein Tag, wo wir die Güte Gottes zu preisen verbunden sind und mit Jauchzen und Frohlocken vor sein Angesicht kommen müssen. Denn ihr habt nun erlangt was ihr wünschtet, und was die allgemeine Noth, die uns getroffen hatte, nicht verstattete, um so viel mehr sind wir auch schuldig Gott zu danken. Wir wollen also einander darzu ermuntern, erhebet Herz und Hände mit mir zu Gott, rufet ihn mit mir um den Beistand seines heiligen Geistes darzu an, in einem stillen Vater Unser.

Text,

Ly Bibelstelle1 Chronik 18,8–10 1 Chron. Cap. W W KorrekturOriginal: XVII.XVI. v. 8. = = = 10.

Aus diesen Worten soll

Der Dienst der Orgeln bei den öffentlichen Andachten in dem Tempel des Herrn den Gegenstand unserer Aufmerksamkeit ausmachen.

[S. 13] Sie dienen uns

Zur Ermunterung zum Lobe der Weisheit und der Wohlthaten Gottes;

sie dienen uns

Zur Freude und Erheiterung unsers Geistes bei den Gesängen, die wir in der öffentlichen Andachten anstimmen.

Gott deine Gnade sey mit uns, und regiere du uns allewege durch deinen heiligen Geist, daß wir unsern Mund nie anders als zu deinem Lobe aufthun! Amen.

I. Geliebte Freunde die Veranlassung zu dem feierlichen Tage, welcher von Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David und seinem Volke begangen wurde, war die Lm Ereignislegendär: Einholung der Bundeslade Einholung der Bundeslade, aus dem Hause Lb PersonObed-Edom Obed Edoms, der zu Le Geographicumf Ort: Gat-Rimmon Gath Nimmon einer Stadt im Stamm Manasse wohnte. Der Gesalbte des Herrn, der bei so vielen Heldenthaten, bei so grossem Glück, welches [S. 14] ihm bei seiner königlichen Würde allenthalben begleitete, den Urheber aller seiner Schicksale niemals vergaß, hatte dieses Heiligthum in das Gezelt, das er für sie bereitet, gebracht. Er konnte seinen Dank und seine Freude, mit welcher sein Herz über die grosse Wohlthat, welche Le Geographicumf Ort: Jerusalem Jerusalem wiederfuhr, durchdrungen war, nicht bergen. Er befahl daher auch dem Herren für diese Wohlthat zu danken. Danket, spricht er, Ly Bibelstelle1 Chronik 16,8–9 danket dem Herrn, dem Gott der Weisheit, dem Gott der Güte und Barmherzigkeit, predigt seinen Namen, thut kund unter allen Völkern sein Thun, singet, spielet und dichtet von allen seinen Wundern mit andächtigen und dankvollen Gesängen, unter dem Klange harmonischer Töne, und Ly Bibelstelle1 Chronik 16,10 rühmet seinen heiligen Namen. So wie nun diesen fröhlichen Tag in Le Geographicumh Territorium: Israel Jsrael, und den von David befohlnen Dank, eine besondere Wohlthat veranlassete; so werden wir auch heute durch eine [S. 15] vorzügliche Wohlthat zur Feier dieses Tages aufgefordert, und durch selbige zum Lobe und Preise der ewigen Weisheit ermuntert. Wir sehen diese Wohlthat bei der Anhörung dieser neuerbauten Orgel, deren liebliche Music, sich heute mit unsern Gesängen vereiniget, wobei wir gewiß die Merkmale der göttlichen Weisheit nicht verkennen werden. Die Music war, so wie bei den übrigen Völkern der Griechen und der Römer, auch bei dem israelitischen Volke, unter welchen der Herr selbst die schönsten Gottesdienste angeordnet hatte, vorzüglich geschätzet. Entfernt von einem schändlichen Misbrauche, der nur unter denen in der Nacht der Unwissenheit und des Aberglaubens lebenden Heiden angetroffen wurde, bedienten sie sich derselben bei ihrem äuserlichen Gottesdienste zum Lobe des Allerhöchsten.*)*) Godofr. Vockerod Comment. de vera et falsa erud. p. 77.[3] Und es läßt sich, ohne daß man [S. 16] nötig habe, es lange zu beweisen, gar wohl denken, daß die Kunst bei ihnen sehr hoch getrieben wurde, wenn wir nicht nur die Menge davon, welche nach der weisen Veranstaltung Davids im Ly Bibelstelle1 Chronik 23,5 1 Chron. im W W KorrekturOriginal: 2423 Cap. v. 5. bei den öffentlichen Gottesdiensten zu spielen verordnet waren; sondern auch die vielfältigen Arten ihrer Jnstrumente, die fast nicht alle zu beschreiben sind, in Betrachtung ziehen*)*) Braunius de V. S. H. L. I. II.[4] Jch würde mich aber in ein sehr weites Feld wagen und von meinem Entzweck entfernen, wenn ich derselben nach der Beschreibung verschiedener Gelehrten gedenken wollte. Aber eines kann ich doch nicht ganz übergehen, und welches sich vorzüglich hieher schicket, und das ist dieses, welches den Namen Machalat führet, und von den gelehrtesten Sprachkundigen der heiligen Schrift als ein Musicalisches Jnstrument, das aus vielen Pfeifen bestehet, und vom Wind getrieben wird, be= [S. 17] schrieben worden ist.[5] Jch will zwar hiermit nicht behaupten, als wäre dieses eine Art Orgeln gewesen, welcher man sich zu den Zeiten Davids bedient hätte: aber es lässet sich dieses, indem die überbliebenen Nachrichten von dieser Art Jnstrumente zu eingeschränkt und dunkel sind, so wenig mit einer überzeugenden Gewißheit widersprechen, als es behauptet werden kan. Allein, ob wir gleich den Dienst der Orgeln, nicht in jenem Zeitalter des Königs Davids und seines weisen Thronfolgers mit Gewißheit aufsuchen können, und wir bei den Worten im Ly BibelstellePsalmen 53,1 53. Psalm und in dem Ly Bibelstelle1 Könige 1,40 ersten Buch der Könige in [sic] W W KorrekturOriginal: fünftenersten Capitel Vers vierzig uns keine solche Orgeln denken können, als wie sie unser Zeitalter aufweiset; so hindert uns doch dieses nicht, die Merkmale der ewigen Weisheit bei dem, durch die Gnade Gottes glücklich vollendeten Bau unsers neuen Orgelwerks, zu betrachten und zu preisen.

[S. 17 [recte: 18]] Man erwäge, wie die Kunst in der Music immer höher gestiegen, wie die wenigen Hauptöne, auch so viele Arten von Jnstrumenten immer verfeinerter und für das Gehör reizender angebracht worden sind; wie die Erfindung immer glücklicher war, und endlich mehr als eines, ja nach und nach viele Jnstrumente in ein einziges zusammen brachte, und daß ist es eben Meine Geliebten was wir bei der Betrachtung eines Orgelwerks bewundern müssen. Allein wir würden uns dabei sehr irren, und sehr unwissend in der Erkenntniß des grossen Gottes, und seiner herrlichen Vollkommenheiten sein, wenn wir die Erfindung so wohl dieser, als aller anderer mannigfaltigen Künste und Arbeiten, die je erfunden und durch menschliche Hände verfertiget worden sind, nur einzig und allein in den verderbten und unvollkommenen Kräften des menschlichen Verstandes aufsuchen wolten. Nein wir müssen hier billig [S. 19] die grossen Wohlthaten der ewigen Weisheit erkennen. Der Ruhm der Erfindung nützlicher Wissenschaften, also auch nützlicher Künste, gehöret nicht Menschen sondern Gott. Er allein ist es der den Verstand des Menschen schärfet, der ihn mit Weisheit begnadiget, der die Gaben des Geistes erwekt, der die Fähigkeiten zu wirken in ihrer Kraft erhält; so daß die Menschen in der Erfindung nützlicher Wissenschaften und Künste immer geschickter, immer erfahrner und vollkommner werden, wovon uns nun hier die Verfertigung der Orgelwerke und ihrer mannigfaltigen Jnstrumente auf das deutlichste belehren. Wie weise, wie gütig muß nun nicht der Gott sein, der den Menschen solchen [sic] gute Gaben schenket! Ly BibelstellePsalmen 66,5 Kommet her und schauet an die Werke Gottes, der so wunderbar ist mit seinem Thun unter den Menschenkindern, nach den 66 Ps. v. 5. Ly BibelstelleIjob 12,13 Ja bei ihm ist Weisheit, Rath und Verstand, Hiob. 12. O dan= [S. 20] ket dem Gott, in dem alle Schäzze der Weisheit verborgen liegen! Ly Bibelstelle1 Chronik 16,8 thut kund unter den Völkern sein Thun und rühmet seinen heiligen Namen.[6]

Allein was würden uns die künstlich verfertigten Orgeln, was ihre Schönheit, was die regelmäßige und abgemessene Ordnung ihrer Pfeiffen helfen? wenn Gott nicht auch Neigungen in den Gemüthern dieser oder jener erwekte, sich nicht nur auf eine regelmäßige und wohlklingende Musik; sondern auf das Orgelschlagen zu legen? Und gewiß ich stelle mir das Orgelspielen als eine schwere Kunst vor. Es muß wohl bey denenjenigen so sich darauf legen und nicht blosse Stümper bleiben; sondern es zu einer gehörigen und ihnen selbst vortheilhaften Fertigkeit bringen wollen, Wissenschaft und Gedult erfordert werden. Das Schöne und Harmonische in der Wahl der Registerzüge, das reizende und mannigfaltige, in der Anstimmung der Töne, das steigende und fal= [S. 21] lende, das rührende und freudige in den Melodien, auf eine sanfte und einnehmende Art durch den Klang der Pfeiffen auszudrücken; ja das ganze Werk so zu regieren, daß es einen dabei denkenden Mann und Kenner verräth, daß alles ist meiner wenigen Einsicht nach wohl nicht ohne grossen Fleiß und Mühe erlangt: Aber um so vielmehr müssen wir die Weisheit und Güte Gottes loben und bewundern, welcher nicht nur die Neigung in den Gemüthern erwecket sich auf diese Kunst zu legen, sondern auch die ihnen hierzu nöthigen Gaben und Fähigkeiten schenket, etwas zur Erbauung in seinem Tempel dadurch beizutragen. O! lasset uns demnach diesen Gott preisen, und als einen Gott von dem alle gute und vollkommene Gaben herab kommen, dankend und anbetend verehren. Doch wir bemerken hier nicht nur die Weisheit, sondern auch die Wohlthaten Gottes. David und mit ihm das [S. 22] ganze frohlockende Volk, wurden hier vorzüglich der gnaden Wohlthaten Gottes erinnert, denn was konnten sie bei Darbringung dieses Heiligthums, welches fast ganzer 71 Jahr in dem Hause des Leviten, in einer Art von Vergessenheit gestanden, anders denken, als daß der Herr seinem Volke wiederum gnädig, daß er die ihm angethane Schmach ihrer Feinde gerochen, daß er ihnen sein Wort welches zu den Zeiten Lb PersonEli Eli theuer geworden, wiederum reichlich geschenket, daß sie ihrer Gottesdienste in ungestöhrter Ruhe warten könnten. Wie viel Ursach hatte nun nicht Jsrael dem Herrn zu danken, und sein Thun unter den Völkern kund zu thun. Und werden wir nicht auch heute, bei der angestellten Feier dieses Tages, bei der Betrachtung des Dienstes der Orgeln vorzüglicher Gnadenwohlthaten, welche der Herr den Bekennern seines Namens hat wiederfahren lassen, errinnert! Und wir? sollten wir nicht auch da [S. 23] sein Thun unter den Völkern bekannt machen, wenn wir mit unsern Gedanken in die ersten Zeiten des Christenthums zurücke gehen? Wie betrübt sahe es nicht um die Freiheit in den Religionsübungen, in den ersten vier Jahrhunderten unter den Christen aus! was für traurige Zeiten und Tage waren dieses nicht für die Christen! Tage des Getümmels und der Verfolgung, Tage des Jammers und des Schmerzes, Tage der Angst und der Noth. Hier wuste man nichts von öffentlichen Zusammenkünften, denn sie mußten dieselben in dunkeln und finstern Hölen, unter der Erde, entweder frühe vor Tage, oder zur W W KorrekturOriginal: NachzeitNachtzeit halten, wenn sie anders sicher vor den Gefahren und Martern der Feinde des Kreuzes Jesu, sich unter einander erbauen und ihren Gott dienen wollten. Bis endlich Kaiser Lb PersonFlavius Valerius Constantinus (ca. 280 – 337) Constantin der Grosse*)*) Euseb. Hist. Eccles. Lib. X. Cap. I. et seqq.[7] ihm nicht nur die völlige Sicherheit verschafte; sondern sie [S. 24] auch die gewünschte Freiheit erlangten, Kirchen und Altäre zu bauen.*)*) Arnold Hist. P. I. Lib. IV. C. III.[8]

O glückseliges Volk der Christen, wie viel Ursache hast du nicht Gott zu preisen! predigt dir nun nicht der Dienst der Orgeln diese Wohlthaten deines Gottes? die Befreiung von dem Joche des Heidenthums und des Aberglaubens, die Ruhe bei deinen öffentlichen Gottesdiensten, die Freiheit in deinen Religionsübungen, die Gelegenheit, als Glieder des verherrlichten Jesu, an dem Gedächtnisse seines Versöhnenden Kreuzes Todtes ungehindert theil zu nehmen, das alles lehret dir jetzt der Dienst der Orgeln in den Tempeln des Herrn. Ly BibelstellePsalmen 96,7 O bringet her dem Herrn Ehre und Macht, thut kund unter dem [sic] Völkern sein Thun, nach dem W W KorrekturOriginal: 6996 Ps. im 7 v.

Jch eile zu den zweiten Abschnitt dieser Rede, in welcher wir noch den Dienst der Orgeln bei den Gesängen, die wir in öf= [S. 25] fentlichen Andachten anstimmen betrachten wollen.

II. Meine Geliebten. Der Gesalbte des Herrn fordert hier, daß das Volk die Wohlthaten Gottes nicht nur im Herzen erwäge; sondern auch in Dankvollen Gesängen Gott dafür preise. Singet und spielet spricht er in den Worten unsers Textes. Das Singen und die Erhebung des Herzens in andächtigen Liedern, wird mit Recht zu den wesentlichen Handlungen des öffentlichen Gottesdienstes gerechnet. Und wir müssen auch hier die Weisheit Gottes bekennen, daß sie dem Menschen das besondere Vermögen mittheilet, nach welchem er geschickt ist, die Empfindung des Geistes, und die heiligen Bewegungen seines Herzens mit lieblichen Tönen auszudrücken. Fern sey es daher von uns, das wir uns an die niedrigen Urtheile spottender Weltgeister, wodurch sie die Art Gott mit Gesängen zu dienen lächerlich machen wollen, stosen sollten! [S. 26] Seine Stimme zur Ehre Gottes im Gesang zu erheben, ist eine nicht nur zur Zeit des Alten Bundes von Gott selbst befohlne Handlung, wie uns das Beispiel und die Anordnung Davids bei seinen heiligen Gesängen, sattsam überzeuget; sondern auch zur Zeit des Neuen Testaments als eine angemesne Christenpflicht von Gott vorgeschrieben. Ja selbst unser Heiland sprach einen Lobgesang mit seinen Jüngern nach Ly BibelstelleMatthäus 26,30 Matth. 26 v. 30. und ein von dem Geiste Gottes gelehrter Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Paulus ermuntert in dem Ly BibelstelleKolosser 3,16 3. Cap. seines Briefs an die Collosser die gläubig gewordenen, sich untereinander mit Psalm und Lobgesängen, mit geistlichen und lieblichen Liedern zu erbauen. Welcher Pflicht die ersten Christen selbsten nach den Zeugniß der Heidnischen Scribenten eifrigst nachgekommen sind*)*) Plin. Lib. X. Cap. 97.[9] Nun läßt sich in den damaligen Zeiten bei den Gesängen der Christen, der Klang der Music nicht denken. Allein [S. 27] daraus folgt, nicht daß die Music, folglich auch der Klang der Orgelpfeifen der Andacht und der Erbauung zu wider sei.

Man hat zwar aus einigen Schriften, der christlichen Lehrer des zweiten Jahrhunderts beweisen wollen daß die Music, der öffentlichen Andacht zuwider wäre, aber ungegründet, indem sie nicht die Music sondern nur das theatralische und italiänische Geheule darinnen verwerfen, um so viel mehr dienet uns dieses zur Vertheidigung des Dienstes der Orgeln bei den Gesängen in den öffentlichen Andachten*)*) Man beruft sich hier auf Clement. Alexandr. Praed. lib. II. Cap. IV. p. 74. aber ungegründet W W KorrekturOriginal: dendenn sein Rath den er den Glaubensgenossen in Ansehung derer die sich auf die Music legten erteilte, gieng nichts weniger als dahin, sie in der Kirche zu untersagen.[10] Ob wir gleich den fabelhaften Erzählungen, von der ersten Erfindung derselben allen Beifall versagen müssen; ob wir gleich den Gebrauch dieser Werke bei den W W KorrekturOriginal: GottesdinstenGottesdiensten in dem Anfang des siebenten Jahrhunderts, wo in [S. 28] denen heiligen Versamlungen nur äuserlicher [sic] Pracht, aber vor den Verstand nichts anzutreffen war, aufsuchen müssen; so hindert uns dieses doch nicht den Dienst der Orgeln in den öffentlichen Andachten zu preisen. Es ist wahr, Meine Geliebten Gottes Gedanken sind hier nicht die Gedanken der Menschen nach Ly BibelstelleJesaja 55,8 Jes. im 55. Cap. Er der Allerheiligste, siehet bei unsern Zusammenkünften in seinem Heiligthume vorzüglich auf die innerliche Beschaffenheit, auf den Glauben und Andacht der Menschen bei ihrem Beten, Hören und Singen. Daher ihn auch das Gedankenlose Schreien der Kaltsinnigen, ob es gleich vom Schalle der Orgelpfeifen begleitet wird, eben so wenig, als das Geplerr des Volkes Jsrael zur Erhörung bewegt. Nein das Misfallen, welches Gott nach Amos im 5. Cap. an diesem Lügendienst beweiset, da er spricht: Ly BibelstelleAmos 5,23 thue weg von mir das Geplerr deiner Lieder, das beweist er noch. Ein reiner und aufrichtiger Gottesdienst gefällt ihm ohne Saiten und Orgelspiel. Wir müssen also viel mehr um unsertwillen den Dienst der Orgeln preisen. Wir wollen hier gar nicht das Fehlerhafte bei ungeübten Vorsängern in [S. 29] ungewohnten Melodien, das Unterziehen in etwas langen Liedern, das Ueberschreien, wodurch oft Andacht und Erbauung gestöhret wird, gedenken, welches alles am meisten durch das Vorspielen des Orgelwerks vermieden wird.

Wir finden andere Beweise ihres W W KorrekturOriginal: DinstesDienstes. Wie viel haben wir nicht dem Orgelspiel zur Erweckung der Andacht, zur Erheiterung unsers Geistes, und zur Zerstreuung der Hindernisse unsers guten Vorsazzes Gott recht zu dienen, zu verdanken? Jch will eben hiermit nicht behaupten als, wäre das Orgelspiel das einzige und geschickteste Mittel darzu; aber wie das Saitenspiel Davids, nach dem Ly Bibelstelle1 Samuel 16,23 16 Cap. des 1 Buches Samuels, den Geist eines traurigen Lb PersonSaul (fl. 1000 v. Chr.) Sauls erheiterte, und der damit vereinigte Geistreiche Gesang sein Herz wieder tröstete, so ermunternd und erquickend sind auch unserm Gemüthe, die mannigfaltigen Töne, das Schöne und Einnehmende, in dem Klange der Orgelpfeifen. Hier wird unser ganzes Herz mit heiligem Vergnügen erfüllet, und zu himmlischen Betrachtungen gerichtet. Hier wird das Herz zu der schuldigen Aufnahme des Wortes geschickt gemacht: so [S. 30] daß es nun dem Hörer desselben ein angenehmes Wort ist. Ein Wort, welches ihm viel lieber, als viel tausend Stück Goldes und Silbers ist. Ein Wort wodurch sein Herz gerührt, sein Glaube gestärkt, und seine Gottseligkeit befördert wird.

Nun Meine Geliebten so müsse denn das Wort, so oft ihr dieses Heiligthum, um zu hören betretet, solche herrliche Früchte in euch schaffen; dann werdet ihr auch gewiß Gott für diese uns erwiesene Wohlthat, daß er diese Zierde seines Hauses hat ungehindert zu stande kommen lassen, in der That und Wahrheit danken. Fern sey es daher von euch, daß ihr so oft ihr diesen Ort betretet, vergessen solltet, wo ihr euch befindet, daß ihr euch dem Flatterhaften und Unaufmerksamen Betragen der Unachtsamen gleich stellen solltet. Nein beweiset eine wahre Dankbarkeit in einem dem Herrn wohlgefälligen Dienste mit kindlicher Furcht und Liebe. Bewahret ja und allezeit euren Fuß, wenn ihr zum Hause Gottes gehet, und kommet daß ihr höret, denn das ist besser als der Narren Opfer, die nicht wissen was sie Böses thun. Vergesset nie die Ermahnung des Apostels, Bitte, Gebet, Vorbitte und Dancksagung für alle [S. 31] Menschen, für Könige und Fürsten und alle Obrigkeit zu thun, und das ist es, was auch jetzt Schuldigkeit und Pflicht von uns fodert. Wir bitten dich daher mein Gott, der du die Quelle aller wahren Glückseeligkeit bist, du wollest Lb PersonErnst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1745–1804) unsern Durchlauchtigsten Landes=Vater, unserm hochtheuresten und weisen Regenten des Le Geographicumh Territorium: Sachsen-Gotha-Altenburg Gothaischen und Altenburgischen Landes, keine deiner Glückseeligkeiten fehlen lassen. Lasse Höchstderoselben Behmühung um das Beste deiner Kirche um die Zierde in deinem Dienst, und um das Wohl der Länder und Unterthanen, stets gesegnet seyn. Kröne Sie nebst Höchstderoselben theuresten Lb PersonCharlotte von Sachsen-Meiningen (1751–1827) Gemahlin, unserer Durchlauchtigsten Herzogin, sämtliche hohe Fürstenkinder[11] und Hochfürstliche Anverwandten mit einen dauerhaften hohen Wohlsein, bis zu den höchsten Stufen der menschlichen Tage. Segne Sie mit allen hohen und niedern Versammlungen. Schenke ihnen den Geist der Weisheit deine Rechte auszuführen. Laß einer hochlöblichen Jnspection dieser Kirche, deren Bemühung wir die neue Zierde dieses Gottes Hauses zu verdanken, einen Beweis deiner Gnade nach dem andern erfahren, und laß ihrem Fleiß um das Beste dieser Kirche und Gemeinde, die reichlichsten Vergeltungen dei= [S. 32] nes Seegens folgen. Laß dein Wort jederzeit in Geist und Kraft unter uns gepredigt werden, damit alle und jede die sich hier zu hören versammeln durch dieses Wort gewonnen, zu einer wahren Veränderung des Herzens und Sinnes, und zu einen, sich in Gottseeligkeit kenntbarmachenden Glauben gebracht werden. Schliese Herr diese meine ganze Gemeinde in deine gnädige Obhut ein, und mache sie stets zu einen Gegenstand deiner Güte in geistlichem und leiblichem. Sie ein Belohner und Vergelter derer aus dieser Gemeine, die von ihrem Vermögen zur Beförderung dieses neuen Orgelwerks, Vorschub und Beistand gethan, und laß diesen Wohlthätigen Herzen die Merkmale deiner Liebe, die du an fröhlichen Gebern offenbar machen willst spühren. Nicht weniger wollest du dem gegenwärtigen Lb PersonPoppe, Christian Friedrich (1751–1812) Werkmeister dieses, zu seinem Andenken künstlich verfertigten Baues, nebst seinen getreuen Gehülfen, einen grosen Lohn seines Fleises und Mühe, in der Erhaltung und Vermehrung seiner guten Gaben, und in der Dauer seiner Kräfte finden lassen. Wache über dein Heiligthum, behüte Le Geographicumf Ort: Tröbnitz diesen Ort, Ld OrgelTröbnitz, Christian Friedrich Poppe-Orgel 1778 diese Orgel, die sämmtlichen Dorfschaften für den uns drohenden Gefahren des Kriegs, für Feuer, und allem anderm Verderben. Ja Heil, Gerechtigkeit und Friede, sei mit allen hier versammelten Fremden, die sich zu deiner wahren Kirche bekennen, bis wir endlich als dein erlößtes Volk, in jener triumphirenden Kirche, dir dem Allmächtigen, der da ist, und der da war, und der da kommt, ewige Lob und Danklieder anstimmen! Amen.

Einzelanmerkungen

  1. Die Kapitelangaben in Schellers Text sind immer wieder fehlerhaft (vgl. weiteren Text).
  2. Scheller spielt hier wohl weniger auf den bereits etliche Jahre zurückliegenden Lm Ereignis1756–1763: Siebenjähriger Krieg Siebenjährigen Krieg an als vielmehr auf die schwere Zeit des Wiederaufbaus. Tröbnitz und die zugehörige Stadt Le Geographicumf Ort: Roda Roda hatten nach den Durchmärschen und Einquartierungen, einer Belagerung und wiederholten Kampfhandlungen während der Kriegszeit bei Friedensschluss hohe Schuldzahlungen zu leisten. Die Landwirtschaft lag darnieder. Missernten in den Jahren 1770 und 1771 führten zu einer Hungersnot, die eine hohe Zahl an Todesopfern forderte. Auch die ansteigende Kriminalität verunsicherte die Einwohner, vgl. Löbe, Chronik der Stadt Roda 1 (1892), S. 96–100.
  3. Lb PersonVockerodt, Gottfried (1665–1727) Gottfried Vockerodts Traktat Lr QuellenVockerodt, Consvltationes de Litterarvm Stvdiis (1705) M Consvltationes de Litterarvm Stvdiis recte, & religiose instituendis. Der Druck liegt bislang nicht digitalisiert vor und konnte für die vorliegende Edition nicht konsultiert werden. Offenbar waren die Schriften des pietistischen Pädagogen in seinem ehemaligen Wirkungsraum noch lange nach seinem Tod präsent.
  4. Hinter der Abkürzung V. S. H. verbirgt sich mit einiger Wahrscheinlichkeit Johannes Brauns der Priesterkleidung im Alten Testament gewidmete Untersuchung Lr QuellenBraun, Vestitus Sacerdotum Hebraeorum 1 (1689) M Vestitus Sacerdotum Hebraeorum. Die pauschale Stellenangabe L[iber] I. II. lässt jedoch nicht erkennen, worauf Scheller hinweisen wollte. Braun schildert detailreich die Beschaffenheit der Kleidung (Material, Schnitt, schmückende Edelsteine), ihre Funktion und symbolische Bedeutung. Die Kapiteleinteilung ebenso wie das Sachregister enthalten indessen keine Hinweise darauf, dass auch die Musikinstrumente Gegenstand der Abhandlung sein könnten.
  5. Das hebräische Wort Machalat (mit Varianten wie Machol oder Machalah) erörterte bereits Michael Praetorius als Bezeichnung eines Musikinstruments schwer definierbarer Bedeutung. Aufgrund etymologischer Überlegungen könne es sich um ein löcherig Jnstrument (Praetorius, Syntagma musicum 1 (1615), S. 105) gehandelt haben, das aus Röhren bestand und ein primitiver Vorläufer der Orgel gewesen sein könnte. 1779, ein Jahr nach dem Erscheinen der Orgelpredigt, interpretierte August Friedrich Pfeiffer den Terminus als Sackpfeife (Lr QuellenPfeiffer, Musik der alten Hebräer (1779) M Über die Musik der alten Hebräer). Nikolaus Forkel vermutete in seiner wissenschaftlich angelegten Musikgeschichte eher ein Streichinstrument in der Art der Viola da Gamba, nannte aber auch Pfeifers abweichende Deutungen als unserer Sackpfeife nicht unähnlich (Forkel, Allgemeine Geschichte der Musik 1 (1788), S. 134). Heute geht man nicht mehr von einer musikalischen Bedeutung aus, vgl. Braun, Musikkultur Altisraels (1999), S. 4.
  6. Scheller kombiniert an dieser Stelle eine eigene Paraphrase von Ly BibelstelleKolosser 2,3 Kol 2,3 mit einem Teilvers der der Predigt zugrundeliegenden Textstelle.
  7. Im zehnten und letzten Buch seiner Ln LiteraturEusebius, Kirchengeschichte (2011) M Kirchengeschichte schildert Eusebius den Sieg des Christentums nach der Konversion des Kaisers Konstantin. Das erste Kapitel hebt mit einem hymnischen Dankgebet für die Erneuerung der Kirche an, in dem an profilierter Stelle Ly BibelstellePsalmen 98,1–3 Psalm 98 zitiert wird. Im Folgenden spielen der Wiederaufbau der Kirche (2. Kapitel) sowie die Durchführung von Kirchweihen (2.–3. Kapitel) eine prominente Rolle.
  8. Bei dem angeführten Referenzwerk handelt es sich um die große Darstellung der Ketzergeschichte von Lb PersonArnold, Gottfried (1666–1714) Gottfried Arnold. Allerdings beschäftigt sich dieser nicht im 3. sondern im 2. Kapitel des genannten Teils mit dem Wirken des römischen Kaisers Lb PersonFlavius Valerius Constantinus (ca. 280 – 337) Konstantin, vgl. Von dem zustand der Christen unter der äusserlichen ruhe/ sonderlich unter Constantino M., Arnold, Kirchen- und Ketzer-Historie (1699), S. 136-144. Arnold gibt dabei eine ausgesprochen kritische Bewertung dieser historischen Phase und der Rolle Konstantins, den er vornehmlich als politischen Opportunisten charakterisiert. Im Zentrum steht dabei die Auseinandersetzung mit der Geschichtsdarstellung des Lb PersonEusebius von Caesarea (260–340) Eusebius, die als tendenziöse Legende entlarvt wird. Nur kurz geht Arnold auf die Verdienste des Kaisers ein, die er auf nüchterne historische Fakten reduziert. Hier findet sich wohl auch die von Scheller gemeinte Bemerkung zu den sicheren äußeren Existenzbedingungen, in deren Genuss die Christen durch Konstantins Gesetzgebung kamen. Unter anderem schreibt Arnold: Die Lehrer solten von allen beschwerungen/ zoll und tribut frey seyn/ und ein jeder macht haben/ kirchen und dazu gewisse capitalia zu stifften/ legata zu vermachen/ und dergleichen. (Arnold, Kirchen- und Ketzer-Historie (1699), S. 139)
  9. Scheller bezieht sich auf den oft zitierten Brief des römischen Schriftstellers und Staatsbeamten Plinius Secundus minor an Kaiser Lb PersonTraianus, Marcus Ulpius (53–117) Trajan. Siehe zum Wortlaut der Quelle den Personenartikel Lb PersonPlinius Secundus (ca. 62 – ca. 115) Plinius.
  10. Scheller erwähnt hier einen Schlüsseltext für den Umgang mit Musikinstrumenten in der christlichen Theologie. In der Tat verurteilt Lb PersonClemens von Alexandria (ca. 150 – ca. 215) Clemens von Alexandria in seinem Paedagogus in dem genannten Kapitel über das Verhalten bei Gastmählern den Missbrauch musikalischer Instrumente bei ausufernden, weltlichen Festlichkeiten. Als Gegenbild entwickelt er eine allegorische Auslegung des Ly BibelstellePsalmen 150 Psalms 150, in der die aufgezählten Musikinstrumente als Sinnbilder für Körperteile des Menschen gedeutet werden, mit denen der Gläubige Gott loben kann. Seine sich anschließende Erläuterung eines gottgefälligen Musizierens schließt dann jedoch durchaus Musikinstrumente ein: Et si ad liram vel citharam canere & psallere noueris, nulla in te cadet reprehensio. Hebraeum iustum regem imitaberis, qui Deo est gratus & acceptus: Ly BibelstellePsalmen 33,1–3 Exultate iusti in Domino, rectos decet laudatio (dicit prophetia) Confitemini Domino in cithara, in psalterio decachordo ei psallite. Cantate ei canticum nouum. (Clemens von Alexandria, Opera (1572), S. 53)
  11. Zum Zeitpunkt der Orgelpredigt waren drei Kinder des Herzogenpaars am Leben: Lb PersonErnst von Sachsen-Gotha-Altenburg (1770–1779) Ernst, Lb PersonEmil Leopold August von Sachsen-Gotha-Altenburg (1772–1822) August und Lb PersonFriedrich IV. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1774–1825) Friedrich von Sachsen-Gotha-Altenburg.

Letzte Änderung dieses Dokuments am 17. Juni 2021.

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