Orgelpredigt

Arnold, Kirchen- und Ketzer-Historie (1699), Teil 2, Buch 16, Kapitel 11, S. 129:

32. Was ferner der Antichrist mit denen Orgelpfeiffen und andern instrumenten intendiret/ da er sie in die Kirche gebracht/ hat nächst andern in der Abbildung angeführter Theophilus Großgebauer in der Wächterstimme Teutsch und deutlich entdecket. Diese dinge sind nun auch nach und nach unter den andern hauffen canonisiret worden: da es im anfang zwar noch etwas einfältig hergieng. Man findet in denen alten und ersten Kirchen=ordnungen keine merckmale sonderlich/ daß der orgeln gedacht wäre/ als etwan in grossen Kirchen/ von denen die sache hernach in die kleinen kommen. Also sieht man aus der nach der helffte des vorigen seculi gemachten ordnung zu Franckfurt am Mäyn/ daß erset damals das musiciren sey eingeführet worden/ welches ein Prediger allda noch vor eine grosse wolthat Gottes ausgab. (c) Ungeacht man in der ordnung selber gestehen müssen/ daß das musiciren die andacht hindere. (d) Jn welcher absicht auch schon ein Theologus dazumal die thorheiten derer musicirenden also entdeckete: Es stehet nicht einem jeden Cantor frey nach seinem gefallen die Music und das singen einzurichten: damit nicht ein jeder organiste ihm eine eigene application, und ein jeder Symphoniste seine eigene phantasie drein mache/ die Music aber/ wie sonst Africa/ alle tage einie neue bestie oder mißgeburt ans licht bringe. (e) Womit auch ein anderer gelehrter mann im anfang desselben seculi einstimmt/ (t) wie auch noch einer/ der also schreibet: Am allerwenigsten kan in der Gemeine die Instrumental-Music geduldet werden/ samt den raßlenden orgel=wercken/ die ein wunderlich geplerr der stimmen/ und die Kirchen mit trompeten/ pfeiffen und geigen erschallen machen: worinn wir von den Jüden und Papisten weit solten unterschieden seyn. (g) Welche mißbräuche alle ob sie wol damals vielen verständigen groß geschienen/ dennoch nichts zu rechnen sind gegen die andern/ worinn sie in diesen zeiten aufs höchste gestiegen und einen gewissen fall anzeigen.

(c) Petrus Patiens ap. Fechtium P. IV. Epist. Theol. p. 537.

(d) Franckfurtische ordnung vorrede p. 9.

(e) David Chytraeus praef. in Missale Matthaei Ludeci.

(f) Erasmus Annot. in 1. Cor. XIV.

(g) Zepperus Lib. I. Polit. Eccl. cap. 13. pag. 106.

• 5 Arnold, Gottfried: Die Erste Liebe Der Gemeinen Jesu Christi. Das ist/ Wahre Abbildung Der Ersten Christen/ Nach Ihren Lebendigen Glauben Und Heiligen Leben, Frankfurt am Main: Friedeburg, 1696, bes. S. 158-169
• 5 Arnold, Gottfried: Die erste Liebe. Das ist: Wahre Abbildung Der Ersten Christen nach ihrem Lebendigen Glauben und Heiligen Leben Untertitel: Aus der ältesten und bewährtesten Kirchen-Scribenten eigenen Zeugnissen, Exempeln und Reden, nach der Wahrheit der Ersten einigen Christlichen Religion, allen Liebhabern der Historischen Wahrheit und sonderlich der Antiquität als in einer nützlichen Kirchen-Historie treulich und unparteyisch entworfen, Leipzig: Walther, 3. Aufl., 1732
• 5 Arnold, Gottfried: Unparteyische Kirchen- und Ketzer-Historie/ von Anfang des Neuen Testaments biß auff das Jahr Christi 1688. [Erster und] Anderer Theil, Frankfurt am Main / Leipzig: Fritsch, 1699
• 5 Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Vom Anfang des Neuen Testaments Biß auf das Jahr Christi 1688, Frankfurt am Main: Fritschens Erben, 1729

• 5 https://de.wikipedia.org/wiki/Gottfried_Arnold_(Theologe)
• 5 Irwin, Joyce L.: Neither voice nor heart alone. German lutheran theology of music in the age of the baroque (= American university studies. Series 7. Theology and religion 132), New York / San Francisco / Bern / Baltimore / Frankfurt a. M. / Berlin / Wien / Paris: Lang, 1993, S. 110f.
• 5 Schunka, Alexander: Deutsche Protestantismen um 1700, in: Kleinehagenbrock, Frank (Hrsg.) / Klein, Dorothea (Hrsg.) / Tischer, Anuschka (Hrsg.) / Hamm, Joachim (Hrsg.): Reformation und katholische Reform zwischen Kontinuität und Innovation (= Publikationen aus dem Kolleg »Mittelalter und Frühe Neuzeit« 6), Würzburg: Königshausen & Neumann, 2019, S. 503–525, S. 510f.