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Orgelpredigt

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b Bonaventura (da Bagnoregio) (ca. 1221 – 1274)

Biographie

In den auf diesem Portal edierten Orgelpredigten taucht Bonaventura vor allem im Zusammenhang mit dem Marienpsalter auf, der dem Franziskaner jedoch lediglich zugeschrieben wurde. Das Psalterium maius beatae Mariae Virginis enthält 150 Psalmen, die sich textlich eng an Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) Davids Psalter anlehnen, jedoch jeweils die Lb PersonMaria Mutter Gottes ansprechen. In der handschriftlichen Überlieferung wurde dieses Werk meist als anonym ausgegeben, seltener sind Zuschreibungen an Bonaventura. Das Psalterium minus beatae Mariae Virginis besteht aus Strophen in gereimten Versen, die ebenfalls in 150 Einheiten in Analogie zum Psalter des Alten Testaments angeordnet sind. Die seit dem 14. Jahrhundert überlieferten Codices sind ebenfalls überwiegend anonym. Beide Psalter fanden Eingang in die gesammelten Werke Bonaventuras (Editio Vaticana), die zwischen 1588 und 1596 in Le Geographicumf Ort: Rom Rom herausgebracht wurden.

Die Bedeutung Bonaventuras für die devotio moderna des Spätmittelalters spiegelt sich unter anderem in den deutschen Übersetzungen seiner authentischen und nicht-authentischen Werke. Das Psalterium minus wurde so bereits im 15. Jahrhundert unter dem Titel Gulden Pselter handschriftlich verbreitet. Vom Psalterium maius verzeichnet Kurt Ruh eine deutsche, ebenfalls handschriftliche Fassung aus dem Kloster Le Geographicumf Ort: Polling Polling, die auf 1606 datiert ist.

Eine lutherische Auseinandersetzung mit diesem Zeugnis der Marienverehrung lieferte Lb PersonChemnitz, Martin (1522–1586) Martin Chemnitz in seiner Kritik des Tridentiner Konzils im Rahmen des Kapitels Von der verehrung der Heiligen. Chemnitz war sich des Umstands bewusst, dass Bonaventura höchstwahrscheinlich nicht der wahre Autor des Marienpsalters war. Um Einblick in das 1576 offenbar nur noch schwer zugängliche Buch zu gewähren, fertigte er eine deutsche Übersetzung des kompletten Psalters an (Chemnitz, Examen Deß Trientischen Concilii 3 (1576), f. 128v-140r). In seiner Einführung erläuterte er, dass es sich dabei um ein abschreckendes Beispiel fehl geleiteter Marienverehrung handele:

Vnd dieweil in dem Psalter Marie offentlich fürhanden ist ein scheinlich ebenbild der schändlichen vnnd schrecklichen Abgötterey/ welche die Papistische Kirche in der anruffung der Heiligen geübet hat/ vnd es sind jre alte Exemplaria nicht allenthalben zu finden/ hab ich dasselbige von wort zu wort abgeschrieben/ an dieseme ort darzu thun wöllen/ vnd der gantzen Welt zu vrtheilen fürlegen. Jch hab es aber abgeschrieben auß dem Parisiensischen Exemplar/ welches fürhanden ist in der Bibliotheken deß Durchleuchtigen Fürsten vnd Herrn Julij/ deß Hertzogs zu Braunschweig vnd Lünebug/ gegen welches ich auch gehalten habe die Venedische vnd Leipsische edition. Was derhalben für ein wust deß Aberglaubens vnd der Abgötterey/ vnter der anruffung der Heiligen in der Papistischen Kirchen verborgen lige/ das kan der Leser auß diesem Marianischen Psalter erkennen/ vnnd darauß sol er abnemmen/ welches der zweck deß streyts sey in diesem Stück/ von der anruffung der Heiligen. (Chemnitz, Examen Deß Trientischen Concilii 3 (1576), Bl. 128v.)

Von der wachsenden Popularität, die der Marienpsalter im Zuge der Marienfrömmigkeit seit dem Ende des 16. Jahrhunderts errang, zeugen verschiedene Neuauflagen (z.B. Bonaventura, Psalterium (1604)) und auch eine deutsche Fassung (Bonaventura, Der gulden Psalter (1595)). In welchem Umfang die psalmenartigen Texte in die Gesangspraxis Eingang fanden, scheint bisher nicht erforscht. Eine interessante handschriftliche Quelle vom Beginn des 17. Jahrhunderts enthält dreistimmige Vertonungen des Marienpsalters. Barbara Eichner weist sie als seltenes Beispiel für das Musikleben in süddeutschen Frauenklöstern der Zeit aus (Eichner, Sweet singing in three voices (2011)).

Eigene Werke

Quellen und Literatur

Portaldaten

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Empfohlene Zitierweise
DFG-Projekt »Orgelpredigt«. Digitale Edition, https://orgelpredigt.ur.de/E010582 (Version 1.00 vom 31. Januar 2020). DOI: 10.5283/orgelpr.portal
Letzte Änderung dieses Dokuments am 16. Juli 2020.

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