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Orgelpredigt

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a Christliche Predigt (Tübingen 1606)

Einführung in die Edition

Historischer Hintergrund

Der Bau der Dreifaltigkeitskirche in Kaufbeuren

Der Bau einer Ld OrgelKaufbeuren, Dreifaltigkeitskirche, Hayl-Orgel 1605 Orgel für die 1605 errichtete lutherische Le Geographicumg Gebäude: Kaufbeuren, Dreifaltigkeitskirche Dreifaltigkeitskirche in Le Geographicumf Ort: Kaufbeuren Kaufbeuren fällt in eine Phase sich aufstauender konfessioneller Konflikte, die die schwäbische Reichsstadt im Vorfeld des Dreißigjährigen Krieges erschütterten. In den Forschungen zur Geschichte Kaufbeurens wird der Ort als exemplarisch für die von den Bayerischen Kurfürsten und dem benachbarten Bistum Le Geographicumf Ort: Augsburg Augsburg ausgehende Rekatholisierungspolitik bewertet. Dass nicht nur die Gründung einer separaten protestantischen Lateinschule mit einem eigenen Schulgebäude im Jahr 1602,[1] die programmatische Bemalung der Rathausfassade sowie der Bau einer eigenen Kirche, der Dreifaltigkeitskirche,[2] sondern auch das darin befindliche Instrument als Symbolträger für die Widerstandsbereitschaft der Protestanten dienten, ist in diesem Kontext bisher nicht berücksichtigt worden. So wurden von Historikern nur die Kirchweihpredigten ausgewertet, die Lc PredigtautorAnwander, Georg (ca. 1559 – 1622) Georg Anwander und sein Diakon Lb PersonLißmann, Johann Baptista (ca. 1576 – 1620) Johann Baptista Lißmann 1605 zur Einweihung des neuen Kirchenbaus hielten,[3] die Orgelpredigt dagegen wird nur am Rande erwähnt. Die symbolische Präsenz der Konfessionen im öffentlichen Raum wurde jedoch zweifellos auch über das Medium der Musik vermittelt.

Die Reichsstadt Kaufbeuren stand zu Beginn der Reformation unter starkem Einfluss des Reformators Lb PersonSchwenckfeld, Kaspar (1490–1561) Kaspar Schwenckfeldt,[4] dessen abweichende Theologie 1540 als sektiererisch gebrandmarkt wurde. 1545 nahm Kaufbeuren auf das Drängen der benachbarten Reichsstädte das Augsburger Bekenntnis an. Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung gehörte diesem Glauben an, der Rat war ausschließlich mit protestantischen Mitgliedern besetzt. Kaufbeuren befand sich jedoch in einer sonst überwiegend katholisch gebliebenen Region, in der Einflusssphäre des Bistums Augsburg. Wie Stefan Dieter in einer Analyse des sozialen Profils der Stadtbevölkerung gezeigt hat, beherrschten die Protestanten einerseits die Herrenzunft, andererseits stellten sie fast 98 % der Weberzunft, der ärmsten Einwohnerschicht.[5] Die Katholiken waren hingegen vornehmlich in der reichen Schuster-, Krämer- und Bäckerzunft vertreten, wohnten in privilegierten Straßen und Stadtvierteln und dürften überdurchschnittlich wohlhabend gewesen sein.[6] Dies könnte eine Erklärung für die starke Durchsetzungskraft der zahlenmäßig unterlegenen Katholiken in der Stadt gewesen sein.[7]

Nachdem bereits der Kalenderstreit zu heftigen konfessionellen Auseinandersetzungen geführt hatte,[8] begannen die katholischen Kräfte seit 1588 um einen Rückgewinn einstiger Positionen in der Stadt zu kämpfen. Starken Anteil daran hatten die Jesuiten, die sich bemühten, in Kaufbeuren Fuß zu fassen.

Die Auseinandersetzungen entzündeten sich an der Le Geographicumg Gebäude: Kaufbeuren, St. Martin Martins-Kirche, die von beiden Konfessionen als Simultankirche genutzt wurde. Die katholische Gemeinde strebte die Rückführung dieses Gotteshauses in ihren alleinigen Besitz an. Dabei kam es offenbar immer wieder zu gezielten Provokationen beider Seiten. Nachdem der katholische Pfarrer sich im Jahr 1600 mit einer Beschwerde über das Verhalten der Protestanten an Lb PersonWilhelm V. von Bayern (1548–1626) Wilhelm von Bayern gewandt hatte,[9] spitzte sich der Konflikt zu. Im Januar 1602 untersagte Lb PersonRudolf II. von Habsburg (1552–1612) Kaiser Rudolf II. schließlich die Ratswahl und drohte, der protestantischen Glaubensgemeinschaft die Nutzung der Pfarrkirche zu entziehen.[10] Die nach zähen Verhandlungen am 27. Februar 1602 erzielte Vereinbarung zu einer Aufteilung der Kirchennutzung erbrachte keinen Frieden, sondern löste neue Auseinandersetzungen aus.[11] Diese dienten als Anlass für den am 17. März 1603 befohlenen Ausschluss der Protestanten aus der Martinskirche.[12] Wenige Tage später wurde auch der neue gregorianische Kalender eingeführt.

Da die große evangelische Gemeinde aufgrund dieser neuen Ausgangssituation keinen eigenen Versammlungsraum besaß, entschloss sich der Rat der Stadt zum Bau einer eigenen Kirche. Am 9. März 1604 wurde der Antrag zum Kirchenbau angenommen.[13] Bereits am 20. März 1604 wurde das sogenannte Stadthaus beim Röhrenkasten als geeigneter Standort festgelegt. Dieses auch als Kaiserhaus bezeichnete Gebäude hatte Lb PersonFerdinand I. von Habsburg (1503–1564) Kaiser Ferdinand I. an Lb PersonLandau, Hans Jakob von (–1557) Hans Jakob von Landau verkauft, der es 1540 an die Stadt veräußerte. Der Umbau des bestehenden Gebäudes in eine Kirche wurde rasch in Angriff genommen. Viele Spenden und freiwillige Land- und Spanndienste[14] der Einwohnerschaft machten das Bauprojekt zu einem großen, gemeinschaftlich getragenen Anliegen. Das bemerkenswerte Engagement der Bevölkerung hob auch Anwander in seiner Kirchweihpredigt hervor.[15]

Die Bauherren und Handwerksmeister, die sich um die Errichtung der neuen Kirche kümmerten, sind aus den Bauakten namentlich bekannt.[16] Erwähnt seien aus diesem Gremium nur die zwei Personen, die sich auch für die Orgel in besonderer Weise einsetzten: der Stadtammann Lb PersonLauber, Christoph (1559–1629) Christoph Lauber und der Ratsadvokat Lb PersonBonrieder, Johann Georg (1570/1575 – 1629) Johann Georg Bonrieder. In der historischen Literatur dokumentiert sind die wichtigsten Etappen des Baus.[17] Binnen kürzester Zeit erfolgte am 20./30. April 1604 die Grundsteinlegung der Kirche. Mit einem Richtfest beging man am 7./17. Juli 1604 sodann die Fertigstellung des Dachstuhls.[18] Bereits am 2. Januar 1605 erfolgte die Einweihung der neuen Dreifaltigkeitskirche. Die Vormittagspredigt hielt der Hauptpfarrer Georg Anwander. Im Nachmittagsgottesdienst war der Diakon Johann Baptista Lißmann für die Predigt zuständig.[19]

Doch nur für kurze Zeit sollte die Gemeinde den neuen Kirchenbau ungestört nutzen dürfen. 1627 erhöhte sich aufgrund der militärischen Lage der Druck Bayerns und Augsburgs auf die protestantische Reichsstadt Kaufbeuren massiv. An dem Ort wurde beispielhaft die angestrebte Restitutionspolitik durchgeführt und die Ansiedlung der Jesuiten betrieben.[20] Die Kommission zur Rekatholisierung erwirkte 1628 die Vertreibung der protestantischen Pfarrer und Lehrer. 1629 wies man alle Protestanten aus, die nicht zur Konversion bereit waren. 32 der angesehensten Patrizierfamilien mit etwa 200 Personen verließen die Stadt, unter ihnen auch die Widmungsträger von Anwanders Orgelpredigt, Johann Georg Bonrieder und Christoph Lauber. Beide verstarben noch im selben Jahr im Exil in Le Geographicumf Ort: Kempten Kempten.[21]

Die Dreifaltigkeitskirche wurde 1628 erstmals geplündert, nachdem die kurbaierische Kommission die Schließung befohlen hatte. An Weihnachten 1633 kam es unter schwedischer Besatzung zu einer Wiedereinweihung,[22] die sich jedoch als verfrüht herausstellte. Weitere Devastationen folgten in den Jahren 1633/34, als die Stadt insgesamt achtmal von den sich bekämpfenden Truppen erobert und ausgeraubt wurde.[23] Nach der Lm Ereignis6. September 1634: Schlacht bei Nördlingen Schlacht bei Le Geographicumf Ort: Nördlingen Nördlingen im September 1634 und dem endgültigen Rückzug der schwedischen Truppen kehrte vorübergehend Friede ein, doch zahlte die Stadt einen hohen Tribut an den Kaiser.[24] Nachdem 1646 nochmals französische Heere über die Stadt herfielen, war die Bevölkerung um 76 % dezimiert, ein Verlust, der im gesamtdeutschen Maßstab überdurchschnittlich hoch war.[25] Nach dem Abschluss des Westfälischen Friedens erhielt die immer noch protestantisch dominierte Stadt die Kirche und verlorene Kirchengüter zurück.

Die fortwährenden Plünderungen setzten die Dreifaltigkeitskirche massiven Zerstörungen aus. Die Orgel wurde dabei vermutlich vernichtet. Auch von der ursprünglichen Inneneinrichtung sind kaum Reste geblieben. Pfundner schreibt: Die Altarplatte mit den Wappen Lb PersonBrengger, Johann Georg (1559 – nach 1637) J. G. Brenggers und seiner Frau Lb PersonHaug, Susanne (vor 1589 – nach 1606) Susanne, geb. Haug hat sich als einziges Kunstwerk der Erbauungszeit erhalten. Auf der Rückseite der Platte befindet sich die Jahreszahl MDCVI eingemeißelt.[26] Ein großer Umbau der gesamten Kirche in den Jahren 1736/37 ließ die noch verbliebenen älteren architektonischen Bestandteile verschwinden. Einzig die Spitzbogenfenster gehen heute auf den Bauzustand des Jahres 1604 zurück.[27]

Der Bau der Orgel

Die Lm Ereignis2. Januar 1605: Einweihung der Dreifaltigkeitskirche Kaufbeuren Einweihung der Dreifaltigkeitskirche fand am 2. Januar 1605 statt, sobald die neuen Räumlichkeiten nutzbar waren. Zu den erst nachträglich hinzugefügten Ausstattungsteilen der Kirche zählten die zwei Glocken auf dem Dachreiter, die am 14. November 1605 angebracht wurden.[28] Am 4. September 1605 war zudem eine von Lb PersonHayl, Daniel (vor 1591 –  1621) Daniel Hayl aus Le Geographicumf Ort: Irsee Irsee erbaute Orgel eingeweiht worden.[29] Interessanterweise verwendete man aber auch schon im Januar 1605 bei der Einweihung der neuen Kirche ein Instrument. Georg Anwander beschreibt den Ablauf der Einweihungszeremonie in seiner Predigt und schildert dabei den Einsatz einer Orgel, die von Lb PersonSchwarzenbach, Hans (vor 1595 – nach 1605) Hans Schwarzenbach gespielt wurde. Offenbar handelte es sich aber zunächst nur um ein Provisorium.

Der Bau einer weitaus größeren, fest installierten Orgel für die Dreifaltigkeitskirche scheint in der Gemeinde nicht unumstritten gewesen zu sein. Zu Beginn seiner Orgelpredigt erwähnt Anwander die vorgebrachten Einwände, die sich teils gegen die hohen Kosten richteten, teils eine Rückkehr zu katholischen Ritualen betrafen:

Also sagen jhr viel vnter euch/ was darff es des grossen Vnkostens/ seind wir hieuor ohn ein Orgel gewesen/ wir könten jetz auch ohn eine sein/ das Gelt/ so an die Orgel gewendt würdt/ köndte wol nutzlicher angelegt werden. Andere sagen/ gleich wie sich die Israeliter in der Wüsten nach den alten Fleischhäfen in Egyptenland vmb gesehen/ also wasseren vns die Zeen nach dem alten Papsthumb/ da man mit singen vnd klingen/ mit Orgen vnd Posaunen die meiste zeit hat zugebracht/ vnd was sonsten mehr klagens vnd sagens gehört würdt.[30]

Ganz am Ende seiner Predigt kehrt Anwander zum Thema der Finanzen zurück:

Was dann den Vnkosten anlangt der/ vieler meinung nach/ zu groß/ vnnd wol hette könden ersparet werden: so sag ich/ Sutor ne vltra cripiam, Es soll niemand vrtheilen von dem/ das er nicht verstehet/ sondern jhr solt denen darumb trawen/ die sich der Sach bißhero haben angenommen/ welche nichts umb sonst vnd vergebens begeren außzugeben/ sondern/ wo müglich/ die Sach dahin zurichten/ daß der Vnkosten/ nicht auß der Kirchen Einkommen/ sondern von andern/ von Gott darzu erwehlten ehrlichen Leuten möchte bezalt werden.[31]

Dann holt er noch weiter aus und beschwert sich über kritische Mitbürger, denen man es nie Recht machen könne:

Das aber ettliche sagen/ man seye in der vorigen Kirchen ohn ein Orgel gewesen/ man könne in dieser auch ohn eine sein/ das ist wahr: Aber diese Leut mahnen mich an die Juden […]. Dann gleich wie es der Herr Christus vnd Johannes diesen Leuten nicht haben können recht machen/ sie haben gefast oder gessen vnd getruncken: Also können wirs etlichen vnter vnsern Leuten auch nicht recht machen. […] Dann als Dauid vor der Bundsladen her mit dem gantzen Hauß Jsrael mit allerely Saitenspil/ mit Harpffen/ Psaltern/ vnd Cymbalen gespilet hat/ vnd er darnach heim kam/ verachtet sie jn vnd sagt/ wie herrlich ist heut der König in Jsrael? Ebner gestalt vnd massen werden von etlichen veracht vnd verlacht/ Orgel/ Orgelmacher/ Orgelschlager/ vnd die so zuüberkommung dieser Orgel geholffen haben.[32]

Diese durch das Bibelzitat theologisch untermauerte Erörterung erscheint unmittelbar vor den Schlussworten der Rede. Sie bildet damit den Zielpunkt der Predigt und legt die Vermutung nahe, die Beschwichtigung der Orgelgegner sei ein wesentliches Anliegen von Anwanders Kanzelrede gewesen.

Im Gegensatz zum Bau der Kirche scheint der Orgelbau kein kollektiv getragenes Vorhaben gewesen zu sein. Für die Orgel wurden Spendengelder einzelner besonders wohlhabender Bürger eingesetzt. Einen wesentlichen Impuls zum Bau des neuen Instruments dürfte die Witwe Lb PersonBonrieder, Euphrosyna (1545–1605) Euphrosyna Bonrieder gegeben haben. Nach Karrer belief sich der von ihr zur Verfügung gestellte Betrag auf 400 fl. Nach ihrem Tod am 14. Juni 1605 stifteten auch ihre drei Erben, ihr Sohn Lb PersonBonrieder, Johann Georg (1570/1575 – 1629) Johann Georg Bonrieder und ihre beiden Schwiegersöhne Lb PersonLauber, Christoph (1559–1629) Christoph Lauber und Lb PersonSeuter, Erasmus (vor 1598 – nach 1606) Erasmus Seuter, gemeinsam weitere 300 fl. Überdies soll von mehreren Gutthätern, darunter von dem Lb PersonRietheim Freiherr zu Angelberg, Hans Wilhelm von (1565–1618) Freiherrn v. Rietheim zu Angelberg ein Kapital von 2263 fl. 30 kr. gestiftet worden.[33] Diese Summe passt allerdings nicht zur sonstigen Überlieferung. Denn in handschriftlichen Kaufbeurer Kirchenchroniken werden die Gesamtkosten des Orgelbaus übereinstimmend mit 1046 Gulden, 31 Kreuzern und 4  Hellern beziffert, wobei noch spezifiziert wird, dass der über die 700 gestifteten Gulden hinausgehende Betrag von 346 Gulden, 31 Kreuzern und 4 Hellern von der Kirche übernommen wurde.[34]

Als Meister beauftragte man Daniel Hayl aus dem nahen Irsee. Nichts bekannt ist über den Bauhergang und die Gestalt des neuen Instruments.[35] Rechnungsbücher, die die Baukosten genauer erhellen, sind nicht überliefert. In den Ratsprotokollen fehlen Beschlüsse zum Orgelbau, und auch die Abnahme ist nicht dokumentiert. So weiß man lediglich, dass die Namen der Stifter durch die Anbringung der Familienwappen auf dem Orgelprospekt deutlich sichtbar gemacht wurden.

Eingeweiht wurde die Orgel im Gottesdienst am 4. September 1605 mit der Predigt von Georg Anwander. Carl Alt liefert bislang den einzigen Hinweis auf den damaligen Organisten, wenn er schreibt: der deutsche Schulmeister Lb PersonFurtmiller, Bernhard (vor 1606 – nach 1656) Bernhard Furtmiller schlug sie zunächst.[36]

Einen Monat später, am 4. Oktober 1605, unterzeichneten Anwander und Lißmann ihre gemeinschaftliche Vorrede zu den zwei Kirchweihpredigten. Auf den gleichen Tag datiert ist auch das Vorwort der Orgelpredigt, die mit der ersten Einweyhungs Predigt hat sollen getruckt werden.[37] Alle drei Texte sollten also auf einen Schlag veröffentlicht werden. Sie erschienen 1606 bei dem Tübinger Drucker Lb PersonGruppenbach, Georg (nach 1571 – 1606) Georg Gruppenbach. Erkennbar ist die genaue inhaltliche Abstimmung der drei Texte. Erläutert Anwander in seiner Kirchweihpredigt die grundsätzliche Haltung der Protestanten zur Einweihung von Kirchengebäuden,[38] beschäftigt sich Lißmann mit sieben Adiaphora, die er einzeln abhandelt: Glocken, Kreuz, Empore, Kanzel, die vier Kirchensäulen der Dreifaltigkeitskirche, Altar und Kirchenstöcke.[39] Die Orgelpredigt erörtert ergänzend die Funktion von vokaler und instrumentaler Musik im Gottesdienst. Allein schon aufgrund der Separierung der Orgelthematik von der Darstellung der anderen Architektur- und Ausstattungsteile der Kirche und durch den damit verbundenen größeren Textumfang erhält die Musik ein besonderes und eigenes Gewicht. So drängt sich die Frage auf, welchen Stellenwert die Kirchenmusik in Kaufbeuren besaß.

Predigten als Quelle für die Geschichte des Musiklebens ins Kaufbeuren

Das Musikleben des frühen 17. Jahrhunderts in Kaufbeuren ist nur ansatzweise erforscht. Als älteste namhafte Musikergestalt in Kaufbeuren gilt der in Rom von Lb PersonCarissimi, Giacomo (1605–1674) Giacomo Carissimi ausgebildete Komponist und Theologe Lb PersonBaudrexel, Philipp Jakob (1635–1691) Philipp Jakob Baudrexel, der 1654 als Pfarrer der katholischen Gemeinde eingesetzt wurde, die Stadt aber 1672 verließ, nachdem es zu Konflikten mit dem protestantischen Rat gekommen war.[40] Von der evangelischen Gemeinde ist lediglich bekannt, dass sie 1681 das Württembergische Gesangbuch einführte. Ein eigenes Kaufbeurer Gesangbuch erschien erstmals im Jahre 1710.[41] Die Aufführungen von Lb PersonTelemann, Georg Philipp (1681–1767) Telemann-Kantaten im frühen 18. Jahrhundert zeugen schließlich von einer fortlebenden protestantischen Kirchenmusiktradition.[42]

Der Grundstein zum Ausbau der Kirchenmusik in Kaufbeuren wurde höchstwahrscheinlich zu Beginn des 17. Jahrhunderts gelegt. Kirchenordnungen aus früherer Zeit, die ein Licht auf die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes werfen könnten, sind nicht überliefert,[43] und es nicht ganz klar, welche Auswirkungen die simultane Nutzung der Martinskirche auf die kirchenmusikalische Praxis besaß. Aus Georg Anwanders Orgelpredigt lässt sich jedoch zweifelsfrei entnehmen, dass man in der alten Kirche im Gottesdienst ohne Orgel auskommen musste:

Als aber solche Orgel gemacht/ in der Kirchen auffgerichtet/ vnnd man am 4. Septembris Anno 1605. zum ersten mal in der Kirchen drauff schlagen sollen/ hab ich mich in die zeit schicken/ vnd in einer Predigt ein Bericht geben sollen/ was von der Music in gemein/ sonderlich von der Jnstrumentalischen/ vnnd also auch Orgel Music zuhalten sey/ weil wir zuuor kein Orgel zur Verrichtung vnsers Euangelischen Gottesdiensts gebraucht haben.[44]

Überdies erinnert er alle Kritiker des neuen Instruments an die missliche Lage vor dem Bau der Dreifaltigkeitskirche:

Weil wir in der Kirchen bey S. Martin gewesen/ hat man diese klagen gehört: Ach wie seind wir beschwert/ wir könden vnserm Gottesdienst nicht recht abwarten/ man muß alles ereilen/ wir können mit lieb nicht ein Psalmen nach der Predigt singen/ wie wer es so ein fein ding/ wann ein jedweder Theil sein sach allein haben köndte: Jetzo so wir ein eigne Kirchen haben/ vnd vnser Religion/ Gott sey es gedanckt in Ewigkeit/ ohn einige hindernus vben vnd treiben könden/ in die Kirchen gehen/ wan wir wöllen/ darauß gehen wann wir wöllen/ Psalmen mit dem Mund singen/ vnd auff der Orgel schlagen lassen/ so lang wir wöllen […].[45]

Als entscheidendes Problem benennt Anwander die mangelnde Zeit, um ungestört Psalmen von Sängern und einem Organisten aufführen zu können. Erst im eigenen Gotteshaus konnte die lutherische Gemeinde ohne Rücksicht auf die auf ihren Messbeginn wartenden katholischen Gläubigen einen ausgedehnten Gottesdienst feiern. Der Kirchengesang wurde so zu einem Zeichen der neu erlangten räumlichen Autonomie.

Es ist bedauerlich, dass es über die Praxis des Psalmensingens im Kaufbeuren der Reformation bislang keinerlei Quellen gibt. Verfügte man über einen Kantor oder war nur die Gemeinde am Singen beteiligt? Aufgrund der bisherigen Forschungen lässt sich annehmen, dass man erst seit der Gründung einer selbstständigen protestantischen Lateinschule im Jahr 1602 auch über Schüler verfügte, die im Gottesdienst sangen. Dies belegen Abrechnungen der Jahre 1602 bis 1604, die die Namenslisten der beteiligten Sängerknaben enthalten. Dieses Material ist allerdings bisher nicht systematisch ausgewertet worden, so dass nicht klar ist, ob hier nicht doch bereits bestehende Traditionen fortgesetzt wurden.[46]

Von großem Quellenwert sind die Schilderungen Georg Anwanders in seiner Predigt zur Kirch- und Orgelweihe. Stärker noch als in der Orgelpredigt gibt er in der Kirchweihpredigt Einblick in konkrete musikalische Abläufe. Die Darstellung des Kirchweihgottesdienstes am 2. Januar 1605 lässt erkennen, dass nicht erst im September 1605, sondern auch schon bei der feierlichen Einweihung des Kirchenbaus eine provisorische Orgel zum Einsatz kam. Die Lm Ereignis2. Januar 1605: Einweihung der Dreifaltigkeitskirche Kaufbeuren Konsekration wurde von verschiedenen rituellen Handlungen getragen. Glockenläuten und der feierliche Einzug der Gemeinde mit der Inbesitznahme der Plätze markierten den Beginn und grenzten die Einweihung vom Alltagsgeschehen ab.

Dann erstlich hat man desselbigen morgens vmb halbe siebne anfahen in die Kirchen zu leuten/ da sich dann alsbald ein grosse anzahl der Euangelischen Burgerschafft befunden/ welche jhre Stül eingenommen/ wie sie durchs Loß zuvor/ oder andere gelegenheit vberkommen haben/ es ist auch ein zimblichs langes gestül bey der Cantzel hinab für die Arme frey gelassen worden.[47]

Als geistliche Räumlichkeit definiert wurde die Kirche durch ein für den Anlass geschaffenes Konsekrationsgebet, die Feier des Abendmahls und den Vollzug einer Taufe, für die man eigens die Taufe von Christoph Laubers Lb PersonLauber, David Eitel (1604–1665) jüngstem Sohn um einige Tage aufgeschoben hatte:

Nach vollendter Predigt ist die Kirchen eingeweyhet worden/ mit einem sonderbaren hierzu gestelten/ vnnd vnten nach der Predigt/ gesetzten Gebet. Jtem/ man hat gleich darauff das H[eilig] Abendmal gehalten: vnd nach haltung des heiligen Abendmals/ hab ich des Ehrnuesten weisen Herrn Statt=Amman Christoph Laubern Sohn getaufft/ welcher am Donnerstag zuuor geboren/ aber zu diesem End (daß man nach gehaltener ersten Predigt/ die Kirchen/ gleich auch mit Tauffen weyhe) auffgehalten worden.[48]

In seinen theologischen Erörterungen über eine christliche Kircheneinweihung legt Anwander einen besonders starken Akzent auf die musikalischen Bestandteile der Zeremonie, so wie es aus dem Alten Testament überliefert war:

Vnd ob wol dieses Wünschen vnd Dancken auff viel und mancherley weiß geschehen kan: Jedoch so solle es auch in der Kirchen Gottes geschehen/ vnd sonderlich ein newe Kirchen eingeweyhet werden/ mit Psalmen/ Lobgesängen vnnd geistlichen Liedern. Salomon/ wie zuuor angehöret worden/ hat sein Votum vnd Wunsch vollbracht Betsweiß ohn Gesang: Aber der Vatter Salomons/ Dauid/ da er Jerusalem glück wünschet in vnserm verlesnen Text/ thuts Gesangs weiß/ durch ein Lied im höhern Chor zusingen.[49]

Auch das gemeinsame Singen von Kirchenliedern erscheint als tragendes Element des Einweihungsgottesdienstes. Anwander beschreibt exakt die Alternatimpraxis bei der Aufführung der Geistlichen Lieder.

Bald hat man anfangen singen/ Nun frewet euch liebe Christen gemein/ etc. vnd hat der Orgelmacher mit namen Johannes Schwartzenbach von Füssen eben das geschlagen/ also daß man dieses Gesangs gesetz eins vmbs ander gesungen vnd geschlagen. Nach dem dieses Gesang vollendet/ hat man anfangen zusingen/ Kom Heiliger Geist/ vnd diesen auch abgewechsleter weiß geschlagen. Nach diesem/ bin ich auff die Cantzel gegangen/ vnd hat vorgenandter Orgelmacher geschlagen den 103. Psalmen/ Nun lob mein Seel den Herren: gleich darauff hat man eben diesen Psalmen anfahen singen/ vnd wider abgewechsleter weiß zuschlagen. Auff diß hab ich zur Predigt ein Eingang gemacht/ gebetet/ den 122. Psalmen verlesen/ jhn auch/ so viel zur tractierung fürgenommener Materien von nöten gewesen/ erklärt/ vnd in werender Predigt vier Puncten tractirt […].[50]

Dass er für jedes der gesungen Lieder erwähnt, die Strophen seien abgewechsleter weiß geschlagen – also von der Orgel instrumentaliter vorgetragen – und gesungen worden, zeigt, dass diese Praxis in Kaufbeuren tatsächlich noch unbekannt und daher erklärungsbedürftig war. Das ursprünglich nur chorisch gesungene Lob Gottes wurde in Kaufbeuren nun erstmals von der Orgel aufgegriffen und in einer instrumentalen Gestalt zu Gehör gebracht. Durch diese enge Verzahnung von textierter vokaler und untextierter, instrumental dargebotener Liedstrophe blieb die religiöse Sinngebung der Instrumentalmusik deutlich erhalten. Wie es später unzählige andere musiktheologische Schriftsteller tun sollten, warnt Anwander seine Gemeinde vor einer nur auf den Schönklang der Musik ausgerichteten Wahrnehmung:

Vber das/ wann man will/ daß das mündtliche vnd Jnstrumentalisch musiciren/ vorerzehlten Nutz haben soll/ so muß man auch in acht nemen/ wie man sing/ nemlich man muß nicht nur die Stimm erheben im Mund/ Non Concentus solùm,vnd die Orgel mit Händ vnd Füssen schlagen vnd tretten/ vnnd lieblichen zusammen gestimbten hall vnd schall richten: Dann das allein/ vnnd wann sonst nichts weiters darzukompt/ ist nicht nutzlich zu erweckung vorerzehlter Nutzbarkeiten/ es hat auch Gott kein gefallen daran […].[51]

Er unterweist die Gläubigen in der richtigen Art des Zuhörens, das nie den Text außer Acht lässt:

[…] es muß bey der eusserlichen Stimm auch gefunden werden ein andächtiges auffmercken auff die Psalmen/ Lobgesäng vnnd geistliche Lieder/ die man singt vnd schlecht: Man soll auff den Thon/ Stimm/ Hall nicht mehr achtung geben/ als auff die wort/ welche gesungen werden. Dann die wort seind nicht von der Music wegen geordnet/ sondern die Music von der wort wegen.[52]

Die religiöse Botschaft der Liedtexte ist der ausschlaggebende Grund, weshalb das Ideal eines konzentrierten, sinngerichteten Zuhörens im Gottesdienst eingefordert wird:

Darumb so ist es noch nicht recht/ wann man in der Kirchen Psalmen singt/ musicirt/ auff der Orgel schlegt/ vnnd die Leut eintweder gar nicht mitsingen/ oder singen/ vnd darneben in alle winckel vmbgaffen/ sondern es soll Mund vnd Hertz mit einander singen/ vnnd ein andächtiges glaubiges auffmercken darbey sein/ wie vns dann vnser verlesner Text vermahnet/ da er sagt/ singet vnd spilet dem Herrn im Hertzen.[53]

Die zwei Predigten geben auch Anhaltspunkte zum gesungenen Repertoire. Neben den drei in der Kirchweihpredigt genannten Liedern Lw MusikwerkLuther, Martin: Nun freut euch, lieben Christen gmein M Nun frewet euch liebe Christen gemein, Lw MusikwerkAnonym: Komm, Heiliger Geist, Herre Gott M Kom Heiliger Geist, Lw MusikwerkKugelmann, Hans: Nun lob, mein Seel, den Herren M Nun lob mein seel den Herren führt Anwander in der Orgelpredigt als zeitgemäße geistliche Lobgesänge Lw MusikwerkSperatus, Paulus: Es ist das Heil uns kommen her M Es ist das Heil vns kommen her und Lw MusikwerkAnonym: Durch Adams Fall ist ganz verderbt M Durch Adams fall ist gantz verderbt an. Alle diese Titel gehören zum Altbestand protestantischer Kirchenlieder.

Offen bleibt, inwieweit auch selbstständige musikalische Werke zur Aufführung gebracht wurden. Anwander erwähnt nur, dass am Ende des Kirchweihgottesdienstes Musik erklang:

Endtlich ist diese ganntze erste handlung mit Gesang und Klang beschlossen und nach gesprochnem Segen jederman heimgelassen und für die arme Leut unnd Kirchen nach eines jeden gelegenheit Almusen gegeben worden.[54]

Die Formulierung mit Gesang und Klang schließt nach damaligem Sprachgebrauch die Mitwirkung von Instrumenten ein und deutet auf die Aufführung einer größeren Komposition hin. Anwander unterstrich durch seine Ausführungen jedoch primär die Einführung der Alternatimpraxis, welche die religiöse Indienstnahme der Orgel in besonders sinnfälliger Weise zum Ausdruck brachte, und hob weniger den Aspekt des Anknüpfens an die alttestamentarische Tempelmusik mit ihrer monumentalen Kapelle hervor, die anderen Orgelpredigtautoren zur Legitimierung einer aufwändigen Kirchenmusik diente. Damit dürfte er auf die Befindlichkeiten seiner Gemeinde reagiert haben, in der womöglich noch immer Sympathien für Schwenckfelds antikirchliche Theologie fortbestanden oder auch sozial motivierte Vorbehalte gegen eine repräsentative Kirchenmusik gehegt wurden. Dennoch spricht vieles dafür, dass sich mit der Errichtung der Orgel in der Dreifaltigkeitskirche in Kaufbeuren auch grundsätzlich ein neues Verhältnis zur Musik im Gottesdienst zu entwickeln begann. Fest verankert war nun das Amt des Organisten. Nachdem der erste Amtsträger, Bernhard Furtmiller, 1623 den Dienst quittiert hatte und nach Lindau gewechselt war, stellte man im selben Jahr als Nachfolger den neuen deutschen Schulmeister Lb PersonStauder, Simon Simon Stauder ein.[55] Man bemühte sich gleichzeitig darum, eigenen Musikernachwuchs heranzuziehen, indem man den jungen Lb PersonBrunnenmüller, Johannes Johannes Brunnenmüller 1626 mit einem Stipendium nach Le Geographicumf Ort: Ulm Ulm schickte, um das Orgelschlagen zu erlernen und so nach der Rückkehr in die Heimat andere in der music, Instrument oder Orgelschlagen informieren[56] zu können.

Greifbar werden die Früchte der allmählich aufgebauten kirchenmusikalischen Praxis nicht ganz dreißig Jahre später bei einem weiteren Festgottesdienst. Während des 30-jährigen Krieges machte die Eroberung der Stadt durch die Schweden kurzzeitig wieder eine Religionsausübung für die Protestanten möglich. Über den ersten evangelischen Gottesdienst, der am 17./27. Juni 1632 in St. Martin abgehalten wurde, haben sich vier Berichte erhalten.[57] Sie überliefern interessante Details zur musikalischen Ausgestaltung des Gottesdienstes. Explizit erwähnt werden Werke von Lb PersonWalliser, Christoph Thomas (1568–1648) Christoph Thomas Walliser (Lw MusikwerkWalliser, Christoph Thomas: Gott der Vater wohn uns bey M Got der Vatter wohn uns bey; Lw MusikwerkWalliser, Christoph Thomas: Nun lob mein Seel den Herrn M Nun lob mein seel den Herrn) und Lb PersonGumpelzhaimer, Adam (1559–1625) Adam Gumpelzhaimer (Lw MusikwerkGumpelzhaimer, Adam: Von gferlichkeit der Christenheit M Von gferlichkeit der Christenheit) – Choräle also, die als kunstvolle Figuralmusik dargeboten wurden. Bei der Nachmittagspredigt erklangen zudem ein schön Cantate und zweyen Musicalisch Stükhen. Der Akzent liegt damit nun nicht mehr auf dem Alternieren zwischen Gemeinde und Orgel, das Anwander seiner Gemeinde 1605 noch schmackhaft machen musste. Der Bericht belegt die Integration sakraler Kompositionen in den protestantischen Gottesdienst. Ihr Erklingen bedurfte keiner Rechtfertigung mehr, es war vielmehr ein Zeichen für den festlichen Augenblick der Wiedereinweihung eines Raumes, den man den Katholiken entwendet hatte. Die Musiker, die die Werke aufführten, waren aus Kempten nach Kaufbeuren angereist. Man darf annehmen, dass es sich um die ehemaligen Kaufbeurer Kirchenmusiker handelte, die die Stadt 1628/29 im Zuge der Ausweisung protestantischer Bürger hatten verlassen müssen.[58] So dürfte sich hier das Aufführungsniveau spiegeln, das die Kirchenmusik gegen Ende der 1620er-Jahre erreicht hatte – befördert auch durch jenen Orgelbau, den die Spenden des Stadtpatriziats ermöglicht hatten.

Wirkung

Die heute ermittelbaren sechs Exemplare der Orgelpredigt veranschaulichen verschiedene Phasen der Rezeption, die sich in diesem Fall bis in die Entstehungszeit des Werks zurückverfolgen lässt. In Kaufbeuren hat sich ein Exemplar erhalten, das der Autor persönlich seinem Sohn zugeeignet hat. Die Orgelpredigt war dabei integriert in eine Bindeeinheit mit den zwei Einweihungspredigten für den Kirchenbau und präsentierte sich so als Teil eines kleinen, thematisch geschlossenen Buchs. Bestätigt wird dadurch die im Vorwort zur Orgelpredigt formulierte Andeutung, dass die drei Texte als inhaltlich zusammengehörige Reihe konzipiert worden sind. Interessant ist, dass Anwanders Sohn die drei Einweihungspredigten nicht unmittelbar nach dem Erscheinen erhielt, sondern erst drei Jahre später, am 9. September 1609. Mithin ging es nicht darum, ihm die Texte zur Erinnerung an ein zentrales Ereignis der Kaufbeurer Kirchengeschichte zu überlassen. Die drei Predigten stellten offenbar auch unabhängig von ihrem Entstehungszusammenhang eine Kostbarkeit dar, die der Pfarrer seinem Sohn zu einem heute nicht mehr bekannten Anlass schenkte.

Das Exemplar aus der Familie Anwander weist daneben verschiedene Nutzerspuren auf. Man kann spekulieren, ob die ungelenken Verzierungsversuche auf dem äußeren Pergamenteinband auf Anwanders Sohn zurückgehen. Sie zeigen aber in jedem Fall, dass der Band als ein Gebrauchsgegenstand ganz unbefangen in die Hand genommen wurde. Gesichert ist überdies, dass der Pfarrer in dem Druck sorgfältige Druckfehlerkorrekturen eintrug, die einige bei unserer Edition aufgekommene Fragen nach der inhaltlichen Bedeutung mancher Stellen klären. Dabei enthält die später entstandene und für den Druck vorbereitete Orgelpredigt mehr solcher Fehler als die zwei Kirchweihpredigten, die sorgfältiger hatten redigiert werden können.

Ob auch das in Kempten vorhandene Druckexemplar aufgrund persönlicher Beziehungen an seinen Bestimmungsort gelangte, konnte bisher nicht überprüft werden. In Kempten hatte bis 1598 Lb PersonPflacher, Moses (1545–1598) Moses Pflacher als Pfarrer amtiert, der Schwager Georg Anwanders. Nach dessen Tod kümmerte sich Anwander um die nachgelassenen Papiere Pflachers und besorgte mehrere Editionen seiner Predigten. Zweifellos bestanden also direkte Kontakte nach Kempten. 1628/29 begaben sich zudem einige der aus Kaufbeuren ausgewiesenen protestantischen Bürger nach Kempten. Es sind mithin verschiedene Transferwege zwischen den beiden Orten vorstellbar.

Besondere Beachtung verdient die Präsenz des Werks in der Studienbibliothek Le Geographicumf Ort: Dillingen (Donau) Dillingen. Seit der Gründung des katholischen Kollegiums in Dillingen durch den Augsburger Bischof Kardinal Lb PersonTruchsess zu Waldburg, Otto (1514–1573) Otto Truchsess von Waldburg im Jahre 1549, welches 1551 in den Rang einer Universität erhoben wurde, spielte die Bibliothek eine zentrale Rolle für die Einrichtung. Insbesondere im Bildungskonzept der Jesuiten, die in Dillingen seit 1563 ihre Wirkungsstätte hatten, kam der Bibliothek die Funktion einer geistlichen Rüstkammer[59] zu. Studiert wurden hier auch die aktuellen theologischen Veröffentlichungen der Protestanten. Unter der Signaturengruppe VI finden sich so zahlreiche protestantische Schriften insbesondere aus dem benachbarten Württembergischen Raum, zu denen auch der vorliegende Band mit Anwanders Orgelpredigt gehört. Da der Band auf dem Titelblatt des ersten Werks den Zusatz Societas Jesu aufweist, dürfte der ehemalige Besitzer entweder dem Jesuitenkolleg in Dillingen oder demjenigen in Augsburg angehört haben.

Der Dillinger Band, in den die Orgelpredigt eingefügt wurde, vereint fast ausschließlich Disputationen akademischer Thesen der theologischen Fakultät der Universität Le Geographicumf Ort: Tübingen Tübingen. Enthalten sind drei Thesen, die 1585–1586 unter Vorsitz von Lb PersonAndreä, Jacob (1528–1590) Jakob Andreä stattgefunden hatten, eine Disputation unter Lb PersonHeerbrand, Jakob (1521–1600) Jakob Heerbrand (1591) und zehn solcher Schriften, bei denen Lb PersonGerlach, Stephan (1546–1612) Stephan Gerlach als Präses fungierte (1589–1598). In sieben der enthaltenen Werke finden sich Randglossen von der Hand des Eigentümers, der auch den Besitzvermerk auf Titelblatt 1 angebracht hatte. Es handelt sich fast durchgehend um kritische Bemerkungen zu den aufgestellten Thesen, oft als Gegenfrage formuliert. In zwei Texten ist die katholische Stoßrichtung der Kommentare auf Anhieb zu erkennen, in Lb PersonGöbel, Engelbert (fl. 1586) Engelbert Göbels Thesen über die Gnadentheologie bei Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Paulus (Nr. 9)[60] und in Moses Pflachers Disputatio de ivre vocandi ministros ecclesiae (Nr. 10)[61], die beide von Jakob Andreä geleitet worden waren. Insbesondere Ausführungen zum Priesteramt reizten den katholischen Leser zu Widerspruch.[62] In Pflachers Entwurf eines idealisierten demokratischen Verfahrens der Pfarrerwahl vermerkte er zum Beispiel sarkastisch: Vbi hoc fit in Wirtenbergia?[63]

In dem homogen gestalteten Band weichen nur das erste und das letzte Werk von der generellen Ausrichtung ab. So stammt die am Anfang des Bandes stehende Disputation von der Universität Le Geographicumf Ort: Gießen Gießen und wurde erst 1606 in der hessischen Universitätsstadt gedruckt. Die Orgelpredigt Anwanders, die am Ende platziert wurde, ist gleichfalls erst im Jahr 1606 erschienen. Sie gehört zwar in den Tübinger Kontext – so hatte auch Anwander in Tübingen studiert und war überdies mit dem ebenfalls vertretenen Autor Moses Pflacher verschwägert. Inhaltlich ist sie aber ein völliger Fremdkörper. Es mutet wie eine Verlegenheitslösung an, dass ein deutscher Predigttext über Kirchenmusik einem Bestand lateinischer theologischer Disputationen zugewiesen wurde. Der Erstbesitzer scheint die Orgelpredigt auch weniger beachtet zu haben als einige der übrigen Drucke. Möglicherweise wurde sie von einem weiteren Besitzer in den Band eingefügt.[64]

Obwohl sich das Geheimnis um die Provenienz des Bandes nicht restlos lüften lässt, kann man festhalten, dass Anwanders Orgelpredigt in Dillingen in einen eindeutig katholischen Kontext gelangte. Dies ist bisher einer der wenigen Fälle, bei dem sich eine über die konfessionelle Grenze reichende Rezeption einer Orgelpredigt nachweisen lässt. Inwieweit die auf eine lutherische Theologie gestützten Ausführungen zur Instrumentalmusik in einer protestantischen Kirche, deren Einweihung in eine konfessionell höchst angespannte Situation fiel, den Widerspruchsgeist des jesuitischen Lesers in derselben Weise weckten, wie es bei einigen der Thesen zur Dogmenlehre der Fall war, lässt sich leider nicht nachweisen. Das ist insofern bedauerlich, als auch eine positive Reaktion auf die von Anwander entwickelten Musiktheologie durchaus vorstellbar wäre. Denn in diesem thematischen Bereich dürfte es deutliche interkonfessionelle Parallelen zwischen lutherischem und jesuitischem Verständnis – im Gegensatz zu einem calvinistischen Ansatz und möglicherweise auch zur offiziellen Lehre der katholischen Kirche – gegeben haben.

Wie es für homiletische Kasualdrucke typisch war, wurde Anwanders Orgelpredigt von ihren ersten, vermutlich theologischen Nutzern in der Regel in größere Bände mit ähnlichen kleinen Schriften inkorporiert. Das zweite Kaufbeurer Exemplar kann man so mit einiger Wahrscheinlichkeit einem ortsansässigen Theologen des 18. Jahrhunderts zuweisen, der ein spezifisch lokalgeschichtliches Interesse besaß. Die Exemplare aus Le Geographicumf Ort: Marburg Marburg und aus Le Geographicumf Ort: New York New York lassen auch heute noch aufgrund ihrer handschriftlichen Paginierung bzw. Nummerierung erkennen, dass das Werk ursprünglich ebenfalls in die typischen größeren Predigtkonvolute integriert war. Das New Yorker Exemplar scheint dabei sogar zwei verschiedene Stationen durchlaufen zu haben.

Im 19. Jahrhundert gab es zunehmend private Forscher, die sich für Orgelpredigten als musikhistorische Dokumente zu interessieren begannen. Ein solcher Sammler war Lb PersonBickell, Ludwig (1838–1901) Ludwig Bickell aus Marburg. Der studierte Jurist und Verwaltungsbeamte, der seinen Beruf aufgab, um private Studien zu betreiben, gehört in eine Gruppe mit Persönlichkeiten wie Lb PersonZahn, Johannes (1817–1895) Johannes Zahn oder Lb PersonBecker, Carl Ferdinand (1804–1877) Carl Ferdinand Becker. Bickells Augenmerk galt dabei ausschließlich der Geschichte der Orgel und des Orgelbaus. Seine Suche nach Quellentexten war weder kirchenmusikalisch motiviert, noch Teil einer umfassenden Beschäftigung mit Musikgeschichte. Auch sein aktiver Beitrag zur Orgelforschung blieb nur eine kurze Episode in seiner Biographie und beschränkte sich auf die Dokumentation einiger historischer Instrumente aus seinem hessischen Umfeld, wo er zu einem Pionier der Denkmalpflege werden sollte. Durch seine um 1869/70 intensiv betriebene Suche nach orgelgeschichtlichen Dokumenten, für die er Pfarrer, Organisten, Heimatforscher und Kirchenarchive anschrieb, stieß er gleichwohl auf drei Orgelpredigtdrucke, die Teil seiner heute im Hessischen Musikarchiv in Marburg aufbewahrten Sammlung sind.

Sogar zwei Exemplare des Werks gelangten in die Vereinigten Staaten von Amerika. Dies hängt mit den systematischen Bemühungen um eine Aufstockung der eigenen historischen Bibliotheksbestände zusammen. Die Suche nach alten musiktheoretischen Quellen auf europäischen Auktionen brachte eine ganze Reihe von Orgelpredigten nach Amerika. Dazu gehören die Predigten von Lc PredigtautorPolantus, Nicolaus (1559–1612) Nicolaus Polantus, Lc PredigtautorFrick, Christoph (1577–1640) Christoph Frick (in den Ausgaben von 1615 und 1631), Lc PredigtautorDieterich, Conrad (1575–1639) Conrad Dieterich (1624) und Lc PredigtautorFeuerlein, Conrad (1629–1704) Conrad Feuerlein. Neben diesen zentralen frühen Vertretern der Gattung bewahren amerikanische Bibliotheken zudem mehrere Unika auf,[65] sodass die Sammlertätigkeit in den USA einen insgesamt nicht unwichtigen Beitrag zum Erhalt dieses musiktheologischen Kasualschrifttums geleistet hat. In Europa scheinen Bibliotheken im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert dagegen kaum Orgelpredigtdrucke erworben zu haben.

Im deutschen Raum liegt Anwanders Orgelpredigt nur in kleineren Bibliotheken vor und ist daher noch nicht in VD17 katalogisiert worden. Erfasst wurde die Predigt jedoch als musiktheoretisches Werk im Ln LiteraturRISM B, 6-1 M Répertoire International des Sources Musicales.[66]. Besonders wertvoll ist hier der Hinweis auf das Exemplar in Kempten, in der Bibliothek der dortigen Kirchengemeinde, die keinen elektronischen OPAC besitzt. Auch unsere Kenntnis des Exemplars in Kaufbeuren verdankt sich den fortlaufenden Katalogisierungsmaßnahmen des RISM. Es wird in der Online-Datenbank des RISM beschrieben.[67]

In der wissenschaftlichen Literatur ist der Text wohl aufgrund seines Fehlens in zentralen staatlichen Bibliotheken kaum beachtet worden. Nur im regionalhistorischen Schrifttum wird er gelegentlich erwähnt.[68] Der als Heimatforscher aktive Pfarrer Lb PersonPfundner, Thomas Thomas Pfundner kannte den Druck, legte den Schwerpunkt seines Beitrags jedoch auf eine Auswertung der zwei Kirchweihpredigten, die ihm im Verbund mit der Orgelpredigt im Kaufbeurer Kirchenarchiv vorlagen.[69]

Im Bereich der Musikwissenschaft scheint Anwanders Text noch weniger berücksichtigt worden zu sein. Nach unserem Kenntnisstand wurde er einzig von Heinrich Hüschen in seinem Aufsatz zu Musikdrucken Georg Gruppenbachs erwähnt[70] und von Joseph Herl in sein Literaturverzeichnis aufgenommen, ohne in den Texten selbst eine gesonderte Behandlung zu erfahren.[71]

Quellenbeschreibung

Der Druck im Quartformat umfasst 1 Blatt und 37 paginierte Seiten und hat die Signaturformel A1–E4. Ein Paginierungsfehler begegnet auf S. 5, die irrtümlich als Seite 7 angegeben wird.

Das Werk beginnt mit einem Vorwort (S. 1–5), das die Widmung an die drei noch lebenden Stifter der Orgel enthält. Möglicherweise waren sie auch für die Drucklegung verantwortlich. Ein lateinisches Ehrengedicht Johann Georg Memharts schließt sich an. Der Rektor der Kaufbeurer Lateinschule hat nach unserem Kenntnisstand für fast alle in seinem Umfeld entstandenen Kasualpredigten Dichtungen verfasst, unter anderem auch für Anwanders Kirchweihpredigt. Obwohl der Lateinlehrer stark auf antikes Bildungsgut zurückgreift, definiert er das principium sacrum als Hauptzweck der Musik, worüber die Predigt Auskunft erteilt. Durch Versalien hervorgehoben werden einzelne Worte und Silben des Gedichts, die im Zusammenhang folgenden devisenartigen Satz ergeben:

Magne Iehova ivra! Vt Re Mi Fa Sol La Gvlae vox es.

Wie es üblich war, steht zu Beginn der Predigt die Bibelstelle (Textus, S. 7), die in drei großen Abschnitten ausgelegt wird (Außlegung [I.]: S. 7–17; II.: S. 17-24; III.: S. 24–33). Bereits auf dem Titelblatt erwähnt der Autor voller Stolz, dass der Druck in margine mit dem artificio Rhetorico, auch am End mit einer Tabula verfertiget sei. In der Tat findet sich am Ende des Werks ein ausführliches Baumdiagramm, das den inhaltlichen Aufbau des Textes veranschaulicht (S. 34–37). Die hier verwendeten Stichworte kehren in den Marginalien weitgehend identisch als Gliederung wieder. In derselben Weise sind auch die zwei zu der Werkreihe gehörenden Kaufbeurer Kirchweihpredigten des Jahres 1605 ausgestattet. Im Bereich der Orgelpredigtdrucke stellen solche Baumdiagramme die Ausnahme dar. Einzig Christoph Frick bietet dem Leser ebenfalls diese strukturelle Hilfe an, die zu den in der damaligen Wissenschaftspraxis üblichen Verfahren zählte. Unsere Edition überträgt die aufwändig gestaltete Grafik in vereinfachter Form nach Art einer Gliederung. Der hinter den nicht ganz konsequent angegebenen Gliederungspunkten der Marginalien verborgene Aufbau des Textes kann auf diese Weise besser nachvollzogen werden. Die griechischen Termini werden hier ausnahmsweise nicht übersetzt, um die Darstellung nicht durch eine weitere Kommentarebene zu überfrachten.

Als Grundlage für unsere Edition dient das Exemplar aus dem Besitz des Hessischen Musikarchivs (Marburg). Der Leiterin, Frau Prof. Dr. Sabine Henze-Döhring, schulden wir aufrichtigen Dank für die Genehmigung der Publikation. Einige minimale Textverluste aufgrund kleinerer Beschädigungen dieser Quelle konnten anhand des von der Universität Rochester zur Verfügung gestellten kompletten Digitalisats überprüft und ergänzt werden.

Die von Georg Anwander im Widmungsexemplar an seinen Sohn vorgenommenen eigenhändigen Korrekturen (Evangelisches Kirchenarchiv Kaufbeuren) wurden als Lesart letzter Hand in die Textfassung der Edition eingearbeitet. Der ursprüngliche Wortlaut der emendierten Druckfassung wird im Kommentar nachgewiesen.

Lucinde Braun

Einzelanmerkungen

  1. Vgl. Oblinger, Konfessioneller Schulstreit (1991), S. 469.
  2. Vgl. Junginger, Geschichte der Reichsstadt Kaufbeuren (1965), S. 29; Dieter, Katholiken und Protestanten in Kaufbeuren (2014), S. 52–59, sowie Dieter, Verhinderte Alleinherrschaft (2007), S. 141: Flankiert wurden diese Vorgänge durch die Indienstnahme von Schule, Theater und Literatur für die Ausbildung einer lutherischen Konfessionskultur innerhalb Kaufbeurens, die den Gläubigen auch im außerkirchlichen Rahmen die Inhalte der eigenen Konfession vermitteln sollte.
  3. Vgl. Dieter, Katholiken und Protestanten in Kaufbeuren (2014), S. 57–59. Der Autor stützt sich in seiner Darstellung von Anwanders Kirchweihpredigt ausschließlich auf die bereits vorliegende Publikation zu diesem Thema, vgl. Pfundner, Kaufbeurer Kirchweihpredigt (1999/2001).
  4. Vgl. Sehling, Kirchenordnungen Bayern: Schwaben (1963), S. 164f.; Dieter, Verhinderte Alleinherrschaft (2007), S. 138–140.
  5. Vgl. Dieter, Verhinderte Alleinherrschaft (2007), S. 129.
  6. Vgl. Dieter, Verhinderte Alleinherrschaft (2007), S. 133–135.
  7. Vgl. Dieter, Verhinderte Alleinherrschaft (2007), S. 141.
  8. Vgl. Dieter, Verhinderte Alleinherrschaft (2007), S. 128.
  9. Vgl. Stieve, Reichsstadt Kaufbeuren (1870), S. 70ff.
  10. Vgl. Stieve, Reichsstadt Kaufbeuren (1870), S. 77ff.
  11. Vgl. Stieve, Reichsstadt Kaufbeuren (1870), S. 80.
  12. Vgl. Stieve, Reichsstadt Kaufbeuren (1870), S. 90.
  13. Vgl. Alt, Reformation und Gegenreformation (1932), S. 110; Pfundner, Evangelische Diaspora (2004), S. 42.
  14. Alt, Reformation und Gegenreformation (1932), S. 110.
  15. Vgl. die zitierte Stelle bei Pfundner, Kaufbeurer Kirchweihpredigt (1999/2001), S. 41: Reich und Arm, Herr und Knecht, Manns und Weibspersonen, Junge und Alte, haben sich mit arbeiten, ja die Bawren in gemeiner Statt Dörffern, mit fahren so willfährig und geflissen erzeiget, daß diese Kirchen mit allen ihren notwendigen zugehörden, in kurtzer zeit außgebawet, und darnach der hochgelobten Dreyfältigkeit consecrirt und dedicirt worden.
  16. Vgl. Alt, Reformation und Gegenreformation (1932), S. 110.
  17. Vgl. Alt, Reformation und Gegenreformation (1932), S. 110.
  18. Vgl. Dertsch, Kaufbeuren um 1600 (1970).
  19. Vgl. Alt, Reformation und Gegenreformation (1932), S. 133.
  20. Vgl. Junginger, Geschichte der Reichsstadt Kaufbeuren (1965), S. 29.
  21. Vgl. Junginger, Geschichte der Reichsstadt Kaufbeuren (1965), S. 15f.
  22. Vgl. Sehling, Kirchenordnungen Bayern: Schwaben (1963), S. 166; Pfundner, Wiedereinweihung (2002/2004), bes. S. 330–333.
  23. Vgl. Junginger, Geschichte der Reichsstadt Kaufbeuren (1965), S. 22ff.
  24. Vgl. Junginger, Geschichte der Reichsstadt Kaufbeuren (1965), S. 23.
  25. Vgl. Junginger, Geschichte der Reichsstadt Kaufbeuren (1965), S. 25–27.
  26. Pfundner, Evangelische Diaspora (2004), S. 48.
  27. Vgl. Breuer / Brenner, Die urbane Überlieferung (2001), S. 32f.
  28. Vgl. Alt, Reformation und Gegenreformation (1932), S. 110.
  29. Alt, Reformation und Gegenreformation (1932), S. 110.
  30. Christliche Predigt (Tübingen 1606), S. 8.
  31. Christliche Predigt (Tübingen 1606), S. 31f.
  32. Christliche Predigt (Tübingen 1606), S. 32f.
  33. Karrer, Vermischte Nachrichten (1825), S. 19.
  34. Für entsprechende Informationen aus der Kirchenchronik Wolfgang Ludwig Hörmanns von und zu Gutenberg und dem Typoskript des Kaufbeurer Pfarrers Maximilian Weigel danke ich Frau Helga Ilgenfritz sehr herzlich.
  35. Zur ältesten greifbaren Disposition und den Nachfolgeinstrumenten siehe den Beitrag über die Ld OrgelKaufbeuren, Dreifaltigkeitskirche, Hayl-Orgel 1605 Kaufbeurer Orgel in diesem Portal.
  36. Alt, Reformation und Gegenreformation (1932), S. 110.
  37. Christliche Predigt (Tübingen 1606), S. 4.
  38. Vgl. Pfundner, Kaufbeurer Kirchweihpredigt (1999/2001), S. 43f.
  39. Vgl. Pfundner, Kaufbeurer Kirchweihpredigt (1999/2001), S. 45–48.
  40. Vgl. Kraus, Philipp Jakob Baudrexel (2001).
  41. Vgl. Dieter, Evangelische Gesangbücher (2002).
  42. Vgl. Hofmann, Kaufbeurer Telemann-Notizen (2001).
  43. Vgl. Sehling, Kirchenordnungen Bayern: Schwaben (1963), S. 163–166.
  44. Christliche Predigt (Tübingen 1606), S. 3f.
  45. Christliche Predigt (Tübingen 1606), S. 32.
  46. Vgl. Pfundner, Kaufbeurer Singknaben (2005/2007), S. 432f. Der Fokus dieses Beitrags liegt auf der Veröffentlichung der weit späteren Singknabenordnung von 1737.
  47. Anwander, Von Bawung vnd Weyhung der Kirchen (1606), S. 27f.
  48. Anwander, Von Bawung vnd Weyhung der Kirchen (1606), S. 28.
  49. Anwander, Von Bawung vnd Weyhung der Kirchen (1606), S. 25.
  50. Anwander, Von Bawung vnd Weyhung der Kirchen (1606), S. 28.
  51. Christliche Predigt (Tübingen 1606), S. 26.
  52. Christliche Predigt (Tübingen 1606), S. 26f.
  53. Christliche Predigt (Tübingen 1606), S. 27.
  54. Anwander, Von Bawung vnd Weyhung der Kirchen (1606), S. 28.
  55. Vgl. Hörmann, Sammlung der merkwürdigsten Geschichten (1756), S. 109.
  56. Zitiert nach Hörmann, Sammlung der merkwürdigsten Geschichten (1756), S. 112.
  57. Vgl. Pfundner, Wiedereinweihung (2002/2004), S. 329f.
  58. Vgl. Pfundner, Wiedereinweihung (2002/2004), S. 328–333.
  59. May, Geistliche Rüstkammer (1999), S. 629.
  60. Hier findet man Randkommentare zu den Thesen Nr. III, XXIV, XL, XL, XLII, XLIII, XLIV, L und LII.
  61. In Nr. 10 findet man Anmerkungen zu den Thesen Nr. IV, VIII, X, XIII, XIII, XVII, XXI, XXXVII, XXXVIII, XXXIX, XL, XLII, XLIII, XLIV, XLV, XLVI, XLVII, XLIX, L, LI, LII und LIII.
  62. Vgl. Nr. 9, S. 8 und 9 über das Zölibat und die Position des Bischofs.
  63. Vgl. Nr. 10, Randbemerkung zu These Nr. XXXVII.
  64. Die Bleistifteinträge auf der Seite des Ehrengedichts (siehe Beschreibung unten) unterscheiden sich so ebenfalls deutlich von der einheitlichen Schicht von Kommentaren, die in einigen der anderen Drucke begegnet.
  65. Siehe die Orgelpredigten von La OrgelpredigtGeistliches Orgelwerk (Erfurt 1672) M Johann Möller, La OrgelpredigtEin wolgerührtes Orgel=Werck (Königsberg 1721) M Christian Flottwell und La OrgelpredigtDie Kneiphöffsche laute Orgel=Stimme (Königsberg 1721) M Christian Masecovius.
  66. Vgl. RISM B, 6-1, S. 91.
  67. Vgl. https://opac.rism.info/metaopac/singleHit.do?methodToCall=showHit&curPos=1&identifier=251_SOLR_SERVER_740939974
  68. Vgl. Layer, Die Orgelbauerfamilie Hayl (1981), S. 285; Burger, Pfarrerbuch Bayerisch-Schwaben (2001), S. 6.
  69. Vgl. Pfundner, Kaufbeurer Kirchweihpredigt (1999/2001), S. 42f.
  70. Vgl. Hüschen, Tübinger Musikdrucke (1978), S. 174.
  71. Vgl. Herl, Worship Wars (2004), S. 318.

Exemplare

Kaufbeuren, Archiv der Evangelischen Dreifaltigkeitskirche, Evangelisches Kirchenarchiv (D-KFp): S 39 (Nr. 3)

Beschreibung

Das erste Exemplar von Anwanders Predigt, das sich in Le Geographicumf Ort: Kaufbeuren Kaufbeuren erhalten hat, bildet eine Bindeeinheit mit den zwei gleichzeitig gedruckten Kirchweihpredigten von Georg Anwander und Lb PersonLißmann, Johann Baptista (ca. 1576 – 1620) Johann Baptista Lisman.[1] Es ist in einen Pergamenteinband eingebunden, der außen ohne Aufschriften oder Etikette geblieben ist. An der rechten oberen Ecke der Vorderseite ist der Einband stark eingerissen. Auch am Buchrücken hat sich das Pergament im oberen Viertel vom Buchblock abgelöst.

Der Außeneinband ist mit unbeholfenen, fast kindlich wirkenden eingeritzten Zirkelmustern versehen, die willkürlich angeordnet sind und keine einheitliche Form und Größe aufweisen. Eine größere und eine kleinere Rosette zieren das Pergament der Vorderseite. Auf der Hinterseite sieht man außer einer kleineren Rosette auch einen einfachen Zirkelkreis mit einem recht tiefen, groben Einstichpunkt in der Mitte. Aus einem dritten, offenbar missglückten Zirkelkreis hat sich die oberste Pergamentschicht herausgelöst, so dass der Einband beschädigt wurde. Zusätzlich zu diesen Verzierungen verlaufen durchgehend vom oberen bis zum unteren Rand zwei vertikale bortenartige Musterungen, die aus vielen feinen horizontalen Strichen bestehen. Auch diese Ritzmuster sind schief, irregulär und lassen den Betrachter im Unklaren, ob es sich um eine Verunstaltung oder den Versuch einer Verschönerung handelt.

Im Spiegel des Vordereinbands findet sich unten links ein moderner Stempel mit der Aufschrift: Archiv Evang. Lutherische Dreifaltigkeitskirche 895 Kaufbeuren EKA Nr. S/39.

Das vordere Vorsatzblatt enthält auf der Vorderseite eine autographe Widmung von Georg Anwander: Dise ein Weichungs und Orgelpredigten hab ich Georgius | Anwander, meinem sohn Lb PersonAnwander, Hans Georg (fl. 1606) Hans Jergen Anwander | geschenckt, den 9 Septemb. 1609. Dahinter ist in einer blasseren Tinte ergänzt: LPL. Auf der Versoseite des vorderen Vorsatzblattes steht unten in der Mitte in blasser Tinte die Zahl: 135. Das hintere Vorsatzblatt enthält auf der Rectoseite eine Rechnung in schwarzer Tinte, deren Bezug unklar ist. Auf allen drei enthaltenen Werken wurde in der oberen rechten Ecke die laufende Nummer in blassbrauner Tinte notiert.

Dieses Exemplar ist unter RISM ID no. 453012866 in der Online-Datenbank des RISM erfasst.[2] Es dürfte ein Versehen sein, dass die Orgelpredigt hier mit einem Bestand von Kantaten des 18. Jahrhunderts in Zusammenhang gebracht wird.

Provenienz

Das vorliegende Exemplar stammt aus dem persönlichen Besitz des Pfarrers Georg Anwander, der es seiner handschriftlichen Widmung zufolge im Jahr 1609 seinem Sohn Hans Georg (Jerg) Anwander zum Geschenk machte. Es weist mehrere Schichten von Nutzerspuren auf. Besonders wertvoll sind die mit schwarzer Tinte vorgenommenen Fehlerkorrekturen, die von der Hand des Autors stammen. Sie finden sich an drei Stellen im ersten enthaltenen Werk, der Kirchweihpredigt Anwanders,[3] nicht jedoch in Lismans Predigt. In der Orgelpredigt sind die Verbesserungen besonders zahlreich. Anwander ergänzte Marginalien, die wertvolle Quellenhinweise enthalten, und verbesserte sinnentstellende Fehler. Als wichtige Quelle sind sämtliche Korrekturen von Hand des Autors in der Edition des Werks berücksichtigt worden. Sie werden im Kommentar im Einzelnen erläutert.

Von einer zweiten Hand stammen einzelne Eintragungen mit Bleistift. So notierte der Schreiber auf Seite 9 neben der Marginalie III am Rand Thema und neben darthun vnd er= disposition. Obwohl es sich um Fremdworte handelt, sind die Wörter in Kurrentschrift notiert. Dies könnte auf eine spätere Entstehungszeit hindeuten. Auf Seite 24 setzte dieselbe Person das Wort untertheilung am linken Rand neben die erste Randglosse. Insgesamt bezieht sich diese Schicht von Kommentaren also ausschließlich auf Aspekte der Gliederung. Ebenfalls mit Bleistift vorgenommen wurde eine Korrektur der fehlerhaften Paginierung von Seite 5. Die falsche Seitenzahl 7 wurde mit Bleistift doppelt unterstrichen, rechts daneben steht 5.

Eine weitere Schicht von Eintragungen stammt von einem Leser, der den Text mit einem roten Buntstift bearbeitet hat. Er verwendet ausschließlich sauber gezogene Unterstreichungen im Text, die in der Regel am Textrand mit anderen Markierungszeichen wie Häkchen oder Ausrufezeichen zusätzlich hervorgehoben werden. Die Eintragungen finden sich auf den Seiten 3, 4, 8–11, 13, 14, 18, 20, 24–31 und 33. Sie zeugen von einer intensiven inhaltlichen Auseinandersetzung mit der Predigt. Die anderen in dem Band enthaltenen Kirchweihpredigten weisen keine vergleichbaren Nutzerspuren auf.

Enthaltene Werke
  1. Georg Anwander, Ein Christliche/ vnd Erste Predigt/ Von Bawung vnd Weyhung der Kirchen/ auch Kirchenzierd/ in der newen Euangelischen Kirchen zu Kauffbeuren, Tübingen: Georg Gruppenbach, 1606. | VD17 deest
  2. Johann Baptista Lisman, Die Ander Predigt/ Bey der Einweyhung der Newerbawten Kirchen/ zur heiligen Dreyfaltigkeit/ in des H. Reichsstatt Kauffbeyren/ den 2. Januarij/ Anno 1605. nach Mittag vmb 12. Vhr, Tübingen: Gruppenbach, 1606 | VD17 deest
  3. Christliche Predigt (Tübingen 1606)

Kaufbeuren, Archiv der Evangelischen Dreifaltigkeitskirche, Evangelisches Kirchenarchiv (D-KFp): B 134 (Nr. 10)

Beschreibung

Das zweite Kaufbeurer Exemplar von Anwanders Orgelpredigt ist Teil eines dicken Predigtkonvoluts, das in einen Halbpergamenteinband mit braun-schwarz marmoriertem Papier eingebunden ist. Auf dem Buchrücken ist mittig ein Etikett mit der Signatur B 134 aufgeklebt. Handschriftlich sind darüber die Zahlen 139. und 13. notiert. Der Band enthält keine Vorsatzblätter und keine Inskriptionen in den Einbanddeckeln. Im vorderen Spiegel befindet sich lediglich der Archivstempel mit der Aufschrift: Archiv Evang. Lutherische Dreifaltigkeitskirche 895 Kaufbeuren EKA Nr. B 134.

Die Drucke sind mit blassbrauner Tinte auf den Titelblättern durchnummeriert. Die Zählung ist manchmal fehlerhaft, erreicht aber schließlich bei dem unten als Nr. 31 gelisteten Werk ebenfalls die Nummer 31. Anwanders Orgelpredigt erscheint an 10. Stelle und ist wie auch das andere Kaufbeurer Exemplar als Gruppe mit den zwei Kirchweihpredigten für die 1605 neu erbaute Dreifaltigkeitskirche angeordnet.

Provenienz

Hinweise auf den Besitzer des Konvoluts liegen nicht vor. Zusammengestellt wurde der Band nach 1734 (Erscheinungsjahr des jüngsten Drucks) von einem Sammler, der sich auf Kasualpredigten spezialisiert hatte, die einen inhaltlichen Bezug zu Kaufbeuren aufwiesen. 18 der 32 Drucke sind Leichenpredigten, zumeist für Persönlichkeiten der Reichsstadt. Die zwei letzten Drucke bilden insofern eine Ausnahme, als sie von Katholiken verfasst sind. Die einzelnen Werke stammen erkennbar aus verschiedenen älteren Beständen. So besitzt Lb PersonBeck, Mathias (vor 1634 – nach 1656) Matthias Becks Einweihungspredigt (Nr. 11) eine alte Paginierung aus einem Vorläuferband. Wem Lb PersonPflacher, Moses (1545–1598) Moses Pflachers als Nr. 5 beigefügte Predigt ursprünglich gehörte, enthüllen die zahlreichen in feiner Schrift verfassten Randglossen: Sie sind von der Hand Georg Anwanders. Anwanders Leichenpredigt (Nr. 17) wiederum enthält eine autographe Widmung des Autors. Aufgrund ihres starken lokalen Bezugs sind etliche der enthaltenen Werke Unica. Ein Werk (Nr. 28) ist als Handschrift überliefert. Es ist recht wahrscheinlich, dass der Eigentümer des Bandes ein lokal- und kirchengeschichtlich interessierter Kaufbeurer Pfarrer war.

Enthaltene Werke
  1. Ein Predig vnd ermanung Joannis Oecolampadij von wirdiger errenbietung dem Sacrament, s.l., s.a. | wohl nicht identisch mit VD16 O 398
  2. Michael Lucius Augustanus, Kurtze/ doch Christliche Leichpredig/ bey der Leich/ vnnd Begrebnuß des Edlen […] Herrn Dominici Hanolds, s.l., s.a. [Kaufbeuren 1574] | VD16 deest
  3. Moses Pflacher, Leichpredig: Vber den tödtlichen abgang […] Herrn Anthonij der Eltern Grauen/ Graue zu Ortenburg, s.l., s.a. [1573] | VD16 P 2392
  4. Moses Pflacher, Christliche Predig Von dem vnkraut des Zwinglischen vnnd Caluinischen Jrrthumbs, Regensburg: Burger, 1584 | urn:nbn:de:bvb:12-bsb11072049-2
  5. Moses Pflacher, Christliche Predigt/ Von brüderlicher Versönung, Tübingen: Gruppenbach, 1588 | urn:nbn:de:bvb:12-bsb11229657-1
  6. Moses Pflacher, Weinthewre/ oder Bericht auß Gottes Wort, Tübingen: Gruppenbach, 1589 | VD16 P 2393
  7. Gotthard Löschenbrand, Der 85. Psalm/ deß Königlichen Propheten Davids/ einfältig erklärt vnd außgelegt, Heylbronn: Krause, [1633] | VD17 35:713597C
  8. Georg Anwander, Ein Christliche/ vnd Erste Predigt/ Von Bawung vnd Weyhung der Kirchen/ auch Kirchenzierd/ in der newen Euangelischen Kirchen zu Kauffbeuren, Tübingen: Gruppenbach, 1606. | VD17 deest
  9. Johann Baptista Lisman, Die Ander Predigt/ Bey der Einweyhung der Newerbawten Kirchen/ zur heiligen Dreyfaltigkeit/ in des H. Reichsstatt Kauffbeyren/ den 2. Januarij/ Anno 1605. nach Mittag vmb 12. Vhr, Tübingen: Gruppenbach, 1606 | VD17 deest
  10. Georg Anwander, La OrgelpredigtChristliche Predigt (Tübingen 1606) M Christliche Predigt/von der Vocal vnd Instrumentalischen Music, Tübingen: Gruppenbach, 1606 | VD17 deest
  11. Matthias Beck, Eine Christliche Predigt/ Von dem rechten gebrauch der Kirchen, Augsburg: Schönigk, 1634 | VD17 deest, Unicum
  12. Johann Friedrich Wieland, Die Allerhöchste Glückseeligkeit der Glaubigen, s.l., s.a. [Kaufbeuren 1690] | VD17 deest, Unicum
  13. Jacob Brucker, Die Göttlichkeit der Evangelischen Lehre, so wie sie in der Augspurgischen Confession begriffen ist, Augsburg: Fincke [1730] | VD18 deest, Unicum
  14. Erklärung der Sinn=Bilder und anderer Auszierungen der H. Dreyfaltigkeits=Kirche in […] Kauffbeyern, Augsburg: Fincke [1730] | VD18 12418080-001
  15. Gotthard Leschenbrandt, Corona mvliervm [Hochzeitspredigt Christoph Ludwig Lauber], Kempten: Krause, 1623 | VD17 deest, Unicum
  16. Iohann Baptista Lißmann, Christliche Leychpredigt/ Bey der Begräbdnus weland der Ehrentreichen vnd Tugendsamen Frawen Euphrosynae […] Bonriedern, Laugingen: Winter [1605] | VD17 deest, Unicum
  17. Georg Anwander, Christliche Leichpredig bey dem Begräbnuß Deß […] Herrn Ludwig Bonrieders, Laugingen: Winter, 1612 | VD17 deest, Unicum
  18. Johann Georg Mennhard, Exsequiae sacrae: Christliche LeichPredigt/ vber den tödtlichen vnd trawrigen Abgang deß […] Herren Georgij Anwanderi, Ulm: Meder, 1622 | VD17 deest, Unicum
  19. Hieronymus Hecht, Lazarus Bethaniensis [Leichpredigt Tobias Hörmann von und zu Guttenberg], Kempten: Krause, 1626 | VD17 23:315622Z
  20. Johannes Melchior, Deo confisus, nunquam confusus, Ulm: Kühn, 1668 | VD17 7:706755G
  21. Johann Jacob Böckh, Verum Christianorum Gaudium! [Leichpredigt Michael Wagensail], Augsburg: Schönigk, [1677] | VD17 deest, Unicum
  22. Sebastian Bayer, Nach der Ewigkeit sehnliches Verlange der Glaubigen [Leichpredigt Maria Clara Heider], Tübingen: Reiß, [1695] | VD17 deest, Unicum
  23. Johann Georg Mertz, Me Salus Beat Unica [Leichpredigt Sebastian Beyr], Augsburg: Lotter, 1710 | VD18 1240263X-001
  24. Christoph Zillert, Wohlgetroffner Wechsel und allerglücklichste Handelschafft [Leichpredigt Maria Elisabeth Heinzelmann], Augsburg : Lotter, [1710] | VD18 12472395-001
  25. Paul Weber, Zu Christo gelangen/ Bringt Sterbens=verlangen [Leichpredigt Johann Christoff Schmidt], Nürnberg: [?], [1674] | VD17 75:689893L
  26. Jacob Fusseneger, Jesus aller Menschen Heil/ Ist der beste Trost und Theil, Lindau: Hecht, [1681] | urn:nbn:de:bvb:12-bsb11209692-1
  27. Gottfried Händel, Eines Asaph= oder Davidischen Hertzens beste Erwählung [Leichpredigt Marie Riederin], Onolzbach: Kretschmann, 1684 | urn:nbn:de:bvb:12-bsb11114964-0
  28. Johann Jacob Böckh, Eine Christliche Leich=Sermon […] M. Johann Melchior Bayer, Manuskript, Kaufbeuren 1677 | VD17 deest, Unicum
  29. Johann Jacob Böckh, Christliche Leich=Predig/ Bey trauriger Leich=Begängnus deß […] Caspar Martin Hollen, Stuttgart: Rößlin, 1676 | VD17 deest, Unicum
  30. Martin Müller, Christliche Predigt: Bey der traurigen Leich vnd Begräbnuß deß […] Herren Conradi von Rietheim/ Freyherrn zu Angelberg, Laugingen: Reinmichel, 1599 | VD16 ZV 29796
  31. Anonym [Von einem Priester der Gesellschaft Jesu], Vierfaches, zugleich fünff=färbiges Todten=Kleyd, Kaufbeuren: Starck, 1734 | 2. Exemplar Universitätsbibliothek Freiburg
  32. Anonym, Eine was Alle, und Eine was Keine Das ist: Die Pfarr=Kirch zu Eberspach, Kaufbeuren: Starck, 1732 | VD18 deest, Unicum

Marburg, Musikwissenschaftliches Institut der Philipps-Universität, Abteilung Hessisches Musikarchiv (D-MGmi): HA I 10

urn:nbn:de:hebis:04-eb2016-00393

Beschreibung

Das Marburger Exemplar der Orgelpredigt ist einzeln in einen modernen Pappeinband eingebunden. Auf der Innenseite des vorderen Einbanddeckels sowie oben rechts auf dem Titelblatt ist mit Bleistift die aktuelle Signatur HA I 10 vermerkt. In der unteren linken Ecke des vorderen Einbands innen stehen mit Bleistift die Ziffern I.3. Auf dem Titelblatt befindet sich der Stempel Hessisches Musikarchiv des Musikwissenschaftlichen Institutes der Philipps-Universität in Marburg-L.. Dieser kehrt auf der letzten Seite des Drucks wieder. Über dem Stempelabdruck erscheint außerdem der Bleistifteintrag 2/27.

Das Exemplar weist eine alte handschriftliche Foliierung in verblasster Tinte auf, die durchgehend auf jedem Blatt in der rechten oberen Ecke angebracht ist. Sie beginnt auf dem Titelblatt mit der Zahl 224 und endet auf der letzten Druckseite (S. 37) mit der Zahl 243.

Der einzige weitere handschriftliche Zusatz befindet sich auf S. 7. Nach der Bibelstellenangabe Paulus zun Ephesern am funfften Capitel. wurde mit blassbrauner Tinte der genaue Vers ergänzt: v. 19. Es könnte sich dabei um dieselbe Hand halten, die auch die Foliierung durchgeführt hat.

Provenienz

Anwanders Orgelpredigt gelangte aus der Sammlung Lb PersonBickell, Ludwig (1838–1901) Ludwig Bickells in das Hessische Musikarchiv in Le Geographicumf Ort: Marburg Marburg. Der Marburger Jurist und spätere Denkmalpfleger hatte sich in den späten 1860er- und frühen 1870er-Jahren als Privatgelehrter intensiv mit alten Orgeln und orgelkundlichen Dokumenten beschäftigt. Auf der Suche nach Informationen zur Orgelbaugeschichte schrieb er in großem Umfang Kirchenarchive, Organisten, Lehrer und lokale Geschichtsforscher an und bat sie um Auskunft. Auch Orgelpredigten standen als historischer Quellentyp auf seiner Agenda. In seiner Sammlung sind außer Anwanders auch die Orgelpredigten von Lc PredigtautorPeisker, Gottfried Siegmund (1617–1678) Gottfried Siegmund Peisker und Lc PredigtautorRichter, Georg (vor 1679 – 1759) Georg Richter vertreten.

Dillingen, Studienbibliothek (D-DI): Mag/VI 172,16

Beschreibung

Das Dillinger Exemplar von Anwanders Orgelpredigt entspricht demjenigen aus der Universität Marburg, das der Edition zu Grund liegt. Das Exemplar ist Teil eines Bandes mit insgesamt 17 kleineren Drucken. Als Einband dient alte Pergamentmakulatur. Erkennbar sind Teile des Responsoriums Beatus vir qui inventus est sine macula.

Die enthaltenen Drucke stammen aus den Jahren 1585 (Nr. 10, 16) bis 1606 (Nr. 1, 17). Abgesehen von den zwei letztgenannten Werken sind die anderen alle vor 1600 gedruckt worden. Die Werke Nr. 1 und 17 heben sich von den restlichen ab. Nr. 1 bildet aufgrund des Druckorts Le Geographicumf Ort: Gießen Gießen eine Ausnahme. Sämtliche anderen Werke stammen aus der Druckerei von Lb PersonGruppenbach, Georg (nach 1571 – 1606) Georg Gruppenbach in Le Geographicumf Ort: Tübingen Tübingen. Nr. 17, Anwanders Orgelpredigt, stellt die einzige Predigt in dem Konvolut dar. Die anderen Werke bilden eine einheitliche Gruppe von theologischen Thesen.

Im Gegensatz zu einigen anderen, mit intensiven Nutzerkommentaren versehenen Werken des Konvoluts besitzt die Orgelpredigt nur drei handschriftliche Zusätze, die sich alle auf Seite 6 befinden. Sie stehen im Zusammenhang mit dem hier abgedruckten Ehrengedicht von Lb PersonMemhart, Johann Georg (vor 1602 – nach 1628) Johann Georg Memhart. Während alle übrigen Randkommentare im Konvolut Mag/VI 172 von einer Hand stammen, liegt hier eine zweite Hand vor. Folgende handschriftliche Zusätze wurden hier mit Bleistift in kräftigen, fast groben Zügen angebracht:

Unterstreichung des Wortes IVRA! und großes Kreuz rechts daneben; eventuell könnte der Unterstreichungsstrich ein verrutschter Strich des Kreuzes sein
Kreuz aus drei Strichen links von den beiden Zeilen Et vita … und Lusciniam …, wobei hier der Horizontalstrich des Kreuzes als Linie unter den Worten Et vita Laconis verläuft
unter dem Autornamen M. Ioh. Georg. Memhart. August. in Schreibschrift Ardelio.

Die Bedeutung des italienischen Namens Ardelio lässt sich bislang nicht entschlüsseln.

Provenienz

Das Konvolut zählt zum Altbestand der Sammlung, wurde also nicht aus säkularisierten Klosterbibliotheken erworben. Allerdings weist der Einband nicht die für die Bücher der Dillinger Bibliothek typische Übermalung mit einheitlicher grauweißer Farbe auf.[4] Die Pergamentmakulatur blieb erhalten. Auf dem Titelblatt des ersten enthaltenen Werks befindet sich in der rechten oberen Ecke in blassbrauner Tinte der Vermerk Societas Jesu.[5] Dieser Vermerk und die von derselben Hand hinzugefügten kritischen Bemerkungen zu einigen der Drucke verweisen auf einen Besitzer aus dem Umfeld des Dillinger oder Augsburger Jesuitenkollegs. Grundsätzlich wurden in die Bibliothek immer wieder Nachlässe von Professoren oder auch von Pfarrern des Umlands inkorporiert.[6] Namentlich lässt sich der Erstbesitzer nicht mehr identifizieren.

Enthaltene Werke
  1. Johannes Winckelmann (Praeses), Theses theologicae de sacra sancta coena domini, Giessen: Hampelius, 1606 | VD17 3:007083N
  2. Stephan Gerlach (Praeses) / Ulrich Loblich (Respondent), Theses de prouidentia Dei, Tübingen: Gruppenbach, 1591 | VD16 G 1545
  3. Stephan Gerlach (Praeses) / Georg Leibenstein (Respondent), Theses de baptismo, Tübingen: Gruppenbach, 1595 | VD16 ZV 6548
  4. Stephan Gerlach (Praeses) / Lucas Osiander (Respondent), De persona servatoris Christi Disputatio I. Adversvs apologeticvm Ioannis Bvsaei Iesvitae, Tübingen: Gruppenbach, 1591 | VD16 G 1537
  5. Jakob Heerbrand (Praeses) / Tobias Lotter (Respondent), Disputatio de sacrificiis veteris testamenti, Tübingen: Gruppenbach, 1591 | VD16 H 1022
  6. Stephan Gerlach (Praeses) / Tobias Dauber (Respondent), Dispvtatio De Libero Hominis Arbitrio, Tübingen: Gruppenbach, 1615 [recte 1595] | VD16 ZV 28575
  7. Stephan Gerlach (Praeses) / Johann Heinrich Scheffler (Respondent), Theses de contritione, Tübingen: Gruppenbach 1595 | VD16 ZV 28569
  8. Stephan Gerlach (Praeses) / Christopher Staehlin (Respondent), Theses de deo uno et trino, Tübingen: Gruppenbach, 1589 | VD16 ZV 6545
  9. Jakob Andreä (Praeses) / Engelbert Göbel (Respondent), Dispvtatio de dicto D. Pavli ad Rom. XII. Cap. Habentes diversa dona, pro gratia quae nobis data est, Tübingen: Gruppenbach, 1586 | VD16 A 2576
  10. Jakob Andreä (Praeses) / Moses Pflacher (Respondent), Disputatio de ivre vocandi ministros ecclesiae, Tübingen: Gruppenbach, 1585 | VD16 A 2586
  11. Stephan Gerlach (Praeses) / Georg Vitus (Respondent), Disputatio de passione et morte domini nostri Iesu Christi, Tübingen: Gruppenbach, 1594 | VD16 ZV 28550
  12. Stephan Gerlach (Praeses) / Jonas Eddeler (Respondent), Theses de gloriosa resvrrectione, et salvtifera domini nostri Iesu Christi Ascensione, Tübingen: Gruppenbach 1595 | VD16 deest, 2. Exemplar nur in der Württembergischen Landesbibliothek
  13. Samuel Huber, Compendivm Thesivm Samvelis Hvberi, de vniversali redemptione generis hvmani, facta per Christvm Iesvm, contra Caluinistas, Tübingen: Gruppenbach, 1590 | VD16 H 5308
  14. Stephan Gerlach (Praeses) / Johannes Ulrich Schnitzer (Respondent), Theses de gratvita ivstificatione hominis peccatoris coram Deo, Tübingen: Gruppenbach, 1596 | VD16 ZV 20518
  15. Stephan Gerlach (Praeses) / Johannes Vietor (Respondent), Disputatio de ΛΟΓΩ sev filio Dei ex I. cap. Iohannis desumpta, Tübingen: Gruppenbach 1598 | VD16 ZV 23977
  16. Jakob Andreä (Praeses) / Heinrich Efferhen (Respondent), ΣΥΝΟΨΙΣ epistolae Pavlinae Romanis inscriptae, Tübingen: Gruppenbach, 1585 | VD16 A 2707
  17. Georg Anwander, La OrgelpredigtChristliche Predigt (Tübingen 1606) M Christliche Predigt/von der Vocal vnd Instrumentalischen Music, Tübingen: Gruppenbach, 1606 | VD17 deest

Kempten, Evangelisch-Lutherisches Pfarramt St. Mang, Kirchenbibliothek (D-KPk)

Das Exemplar, das sich in der Bibliothek der St.-Mang-Kirche in Kempten erhalten hat,[7] wurde bisher nicht konsultiert. Die Bibliothek enthält generell interessante Bestände aus den Nachlässen der in Kempten wirkenden lutherischen Pfarrer,[8] so von Moses Pflacher und dem 1609 verstorbenen Lb PersonLißmann, Georg Georg Lismann, dem Vater des Kaufbeurer Predigers Lb PersonLißmann, Johann Baptista (ca. 1576 – 1620) Johann Baptista Lisman.

New York (NY), Public Library for the Performing Arts, Music Division (US-NYp): Drexel 2296

Beschreibung

Das Exemplar ist einzeln in einen modernen Bibliothekseinband eingebunden.[9] Auf dem Buchrücken stehen in goldener Prägung Signatur, Autor und Titel: Drexel 2296 Anwander – Christliche Predigt von der Vocal und Instrumentalischen Music. Diese Angaben sind auch an verschiedenen Stellen auf dem Titelblatt notiert. Die Ziffer 2296 ist gestempelt. Der Titel Christliche Predigt von der Vocal und Instrumentalischen Music wurde nochmals in großen Druckbuchstaben mit Bleistift am rechten Rand der Titelseite aufgeschrieben. Unter dem gedruckten Namen des Autors ist dessen Grundform Georgius Anwander mit Kennzeichnung des Nachnamens durch einen Haken notiert. Vermutlich dienten die Angaben als Hilfe für den Buchbinder und die Bibliothekare der New York Public Library, um die in Frakturschrift gedruckten und aufgrund des langen Titels für Sprachunkundige schwer zu interpretierenden Titelangaben richtig verarbeiten zu können. Welche Bedeutung die Zahl 13083 im linken Zwischenraum zwischen Titel und Autorname besitzt, ist nicht klar. Nicht eindeutig entzifferbar sind drei Zeichen (Zahlen oder Buchstaben) unter der Jahreszahl.

Provenienz

Das New Yorker Exemplar stammt aus der Sammlung des Bankiers Lb PersonDrexel, Joseph William (1833–1888) Joseph Drexel, die 1888 von der Lenox Library (die 1895 mit der Astor Library und dem Tilden Trust zur New York Public Library fusionieren sollte) erworben wurde. Die Sammlung Drexel umfasst etwa 6000 Bände mit wertvollen Musikdrucken und musiktheoretischen Werken des 15. bis 19. Jahrhunderts.[10]

Bevor die Orgelpredigt von Drexel erworben wurde, dürfte sie in größere Sammelbände integriert gewesen sein. Darauf deuten alte Nummerierungen auf dem Titelblatt hin. Die Zahl 4 in der rechten oberen Ecke erscheint älter und könnte aus der Entstehungszeit des Drucks stammen. Aus diesem Band wurde das Werk ein erstes Mal herausgelöst. Es fand einen neuen Platz in einem Konvolut, in dem es die Nummer 24 zugeteilt bekam, die mittig über dem Titel notiert wurde. Auch aus diesem Band wurde Anwanders Predigt entfernt. Man kann nur vermuten, dass sie ursprünglich in einem theologischen Kontext überliefert wurde und von Sammlern des 19. Jahrhunderts als musik- und orgelgeschichtlich interessanter Einzeldruck weiterverwendet wurde.

Rochester (NY), Eastman School of Music, Sibley Music Library (US-R): ML3129 .A637

http://hdl.handle.net/1802/33616

Beschreibung

Das Exemplar ist einzeln in einen modernen Bibliothekseinband eingebunden.[11] Es entspricht dem Marburger Exemplar. Auf Seite 5 wurde der Paginierungsfehler jedoch nachträglich korrigiert. Der Längsstrich der fehlerhaften Seitenzahl 7 wurde dabei durch Rasur entfernt. Die Zahl 5 wurde mit Tinte unauffällig ergänzt. Die Form unterscheidet sich lediglich in der Bogenform von der in dem Druck sonst verwendeten Type für diese Zahl.

Das Exemplar besitzt vorne ein Vorsatzblatt mit verschiedenen bibliothekarischen Informationen. Oben links steht in Bleistift № 5. In der Mitte befindet sich ein rechteckiges Exlibris Sibley Musical Library | Gift of | Hiram W. Sibley. Im antikisierenden Rahmen mit floralen und architektonischen Mustern, Greifen und Musikinstrumenten erscheint unten mittig das Wappen der Universität Rochester mit dem Gründungsjahr 1851: Universitas Rocestriensis MDCCCLI. Darunter erkennt man die Zahl 1922. Aufgeklebt ist außerdem ein breiterer Papierstreifen, der den untersten Teil des Vorsatzblattes einnimmt und aufgrund seiner größeren Breite rechts leicht um den rechten Seitenrand umgeschlagen ist. Er hat folgende Beschreibung des Werks in Maschinenschrift:

Anwander (Georg). Christliche predigt, Von der Vocal und Instrumentalischen Music …. Tübingen, Bey Georg Gruppenbach 1606. Sehr interessanter Beitrag zur Geschichte der Kirchenmusik. Fehlt bei Eitner, in der Library of Congress u. in der Bibliothek von P. Hirsch.

Auf dem Titelblatt befindet sich oben mittig über dem Titel die gestempelte Zahlenfolge 153948. Links unter dem Druckernamen wurde die Signatur der aktuellen besitzenden Bibliothek vermerkt: Vault ML 3129 A637. In der Mittelachse unter der Jahreszahl steht außerdem der Buchstabe C.

Auf Seite 1 wurde links quer zum Drucktext notiert: 9|26|31 Liepmannssohn 22.-

Das Exemplar enthält keine weiteren handschriftlichen Nutzerspuren.

Provenienz

Die Sibley Music Library erwarb Anwanders Predigt 1931 vom Antiquariat Lb PersonLiepmannssohn, Leo (1840–1915) Leo Liepmannssohn (Berlin). Das genaue Datum, der 26. September 1931, und der Preis, 22 Dollar, ergeben sich aus der Aufschrift auf Seite 1. Aufgrund der Angabe im Exlibris handelte es sich um ein Geschenk von Lb PersonSibley, Hiram W. (1845–1932) Hiram W. Sibley an die Bibliothek, deren Gründung sein Vater Lb PersonSibley, Hiram (1807–1888) Hiram Sibley gefördert hatte. Hiram W. Sibley unterstützte den Bestandsausbau der Sammlung mit großzügigen Stiftungen.[12] 1924 ermöglichte seine Gabe von 100 000 Dollar systematische Anschaffungen von Musikautographen und seltenen Drucken, für die Beauftragte der Bibliothek regelmäßig Antiquariate und Auktionen in Europa besuchten. Diese Phase dauerte bis 1931 an und bescherte der Musikbibliothek einen beträchtlichen Zuwachs an bedeutenden Dokumenten. Dass die Bibliothekare auf den Wert der erworbenen Quellen achteten, belegt die maschinenschriftliche Angabe über die Seltenheit von Anwanders Druck. Interessant ist auch, dass gleichzeitig andere amerikanische Musikbibliotheken den deutschen Markt beobachteten und ihre Sammlungen zu erweitern trachteten.

Informationen über Vorbesitzer des Drucks liegen nicht vor.

Lucinde Braun

Einzelanmerkungen

  1. Für die Möglichkeit der Einsichtnahme in diesen und den nachfolgend beschriebenen Predigtband sowie für die vielen Hinweise und Hilfestellungen bei der Recherche vor Ort sei Frau Helga Ilgenfritz, Evangelisches Kirchenarchiv Kaufbeuren, herzlich Dank gesagt.
  2. Siehe https://opac.rism.info/search?id=453012866&View=rism
  3. Vgl. Nr. 1, S. 38, 30, 31.
  4. Vgl. May, Geistliche Rüstkammer (1999), S. 632.
  5. Für die Entzifferung des Eintrags und weiterführende Informationen zur Geschichte der Studienbibliothek Dillingen sei Herrn Jürgen May herzlich gedankt.
  6. Vgl. May, Geistliche Rüstkammer (1999), S. 634f.
  7. Vgl. RISM B, 6-1, S. 91.
  8. Vgl. http://fabian.sub.uni-goettingen.de/fabian?St._Mangkirche_(Kempten/Allgaeu)
  9. Für genaue Auskünfte zu diesem Exemplar und die Übersendung mehrerer Scans gilt mein herzlicher Dank dem Bibliothekar der Library for the Performing Arts, David McMullin.
  10. Vgl. Miller, Music Division of the New York Public Library (1979), S. 537.
  11. Für die per E-Mail am 13. April 2018 erteilten Auskünfte und für die Überlassung eines kompletten Digitalisats von dem bestehenden Mikrofilm des Exemplars danken wir David Peter Coppen, dem Archivar und Bibliothekar der Special Collections der Sibley Music Library, Eastman School of Music, sowie Colleen Carlson sehr herzlich. Der Druck ist mittlerweile in den digitalen Sammlungen der Bibliothek online zugänglich gemacht worden.
  12. Siehe zu seinem Wirken: Goldberg / Lindahl, Gathering the Sources (1989), S. 17–21.

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