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Orgelpredigt

Start → Register → Predigten → E000021: Das heilige und fröliche Aufsehen (Tübingen 1767)

a Das heilige und fröliche Aufsehen (Tübingen 1767)

Einführung in die Edition

Historischer Hintergrund

Die Geschichte der Balinger Orgel lässt sich nur schwer über das 1767 eingeweihte Instrument hinaus zurückverfolgen, da bei einem Lm Ereignis1724: Stadtbrand in Balingen Stadtbrand im Jahr 1724[1] ältere Akten zerstört wurden. Man kann lediglich erschließen, dass Anfang der 1670er-Jahre vom Stuttgarter Hoforgelmacher Lb PersonFesenbeckh, Johann Jakob (ca. 1630 – 1696) Johann Jakob Fesenbeckh eine Ld OrgelBalingen, Fesenbeckh-Orgel um 1670 Orgel für die Balinger Stadtkirche erbaut worden war. Belegt ist dann aus dem Jahr 1760 eine erste Beschwerde über die Baufälligkeit dieses Vorgängerinstruments. Auf dem Kirchenkonvent am 27. August 1762 stellte man Überlegungen an, wie in dieser Sache zu verfahren sei.[2]

Am 26. August 1765 stellten der Organist Lb PersonMetz (vor 1760 – nach 1773) Metz und das Collegium musicum abermals einen Antrag auf den Bau einer neuen Orgel, der nun vom Kirchenkonvent beschlossen wurde.[3] Daraufhin schloss man am 18. September 1765 einen Vertrag mit dem Orgelbauer Lb PersonHaußdörffer, Johann Carl Sigmund (1714–1767) Johann Sigmund Haußdörffer ab, der am 14. Oktober dem Kirchenrat in Le Geographicumf Ort: Stuttgart Stuttgart zur Bewilligung übersandt wurde.[4]

Auch aus Schmidlins Orgelpredigt geht hervor, dass die alte Orgel Jrrungen und Mängel in dem Gesang verursacht[5] hatte. Sie sei zimlich klein, und dabey so mangelhaft gewesen, daß es weder zur Kirchen=Music anständig, noch weniger zu Führung und Aufrechterhaltung des Chorals bey einer aus 2400 Personen bestehenden Gemeinde hinlänglich ware.[6] Daher hatten die örtlichen Geistlichen mit Einverständigung der hiesigen weltlichen Obern und Vorgesezten vor ungefähr 3. Jahren von dieser heiligen Stätte einen wolgemeynten Vortrag gemacht, daß man von Seiten der Balingischen Jnnwohnerschaft sich aus jedem Hause zu einem stärkern Orgelwerck einen ergiebigen Beytrag möchte gefallen lassen.[7] Dieser Aufruf zur Geldspende war demanch bereits Ende 1764 ergangen. In zwei Wochen gelang es, von den Gemeindemitgliedern 680 Gulden einzusammeln, die durch Mittel der Armen- und Heiligenkasse ergänzt wurden.[8] Hinzu kamen Stiftungen mehrerer verstorbener Frauen, die sich auf 70 Gulden beliefen, sowie die Kollekte vom Einweihungssonntag, die 41 Gulden erbracht hatte.[9] Man verfügte schließlich über eine Summe von 1591 Gulden, etwas mehr als der mit Haußdörffer ursprünglich vereinbarte Preis von 1500 Gulden.

Für die Planung des neuen Instruments stützte man sich auf den Rat des Lb PersonNästlin (fl. 1767) Stadtpfarrers Nästlin aus dem nahe gelegenen Le Geographicumf Ort: Ebingen Ebingen, der Project und Bau=Ueberschlag einer zweimanualigen Orgel mit genauen Registerangaben anfertigte. Als Orgelbauer beauftragte man Johann Sigmund Haußdörffer, der in Tübingen eine renommierte Werkstatt führte. Am 19. Februar 1766 müssen die Arbeiten so weit vorangeschritten gewesen sein, dass man nach einem Käufer für das alte Instrument suchte.[10] Als Hausdörffer am 15. März 1767 starb, übernahm sein Schüler und Nachfolger Lb PersonRudigier, Johann (ca. 1725 – 1789) Rudigier den Auftrag. Am 4. Dezember 1767 konnte der Pfarrer Nästlin die Orgel abnehmen. Der feierliche Einweihungsgottesdienst fand schließlich am zweiten Adventssonntag, dem 6. Dezember 1767, statt.[11]

Schleppend entwickelte sich der Verkauf der alten Orgel, die mehrmals den Nachbargemeinden angeboten wurde. Erst 1776 gelang es, sie für 75 Gulden an die evangelische Kirche in Le Geographicumf Ort: Winterlingen Winterlingen zu verkaufen.[12]

Der Einbau eines weitaus größeren, modernen Instruments gab offenbar auch den Anstoß, den gesamten Kirchenraum den zeitgenössischen ästhetischen Vorstellungen anzupassen. 1773 wurden die vielen alten dunklen und schlechten Malereyen[13] an den Wänden weiß übermalt. Optisch unbefriedigend war nun der Zustand der neuen Orgel, über die es heißt: Sie ist bishero wie nackend dagestanden, mithin nunmehro nötig gehalten worden, selbige auch fassen zu lassen.[14] Mit zwei Handwerkern aus Tirol wurde am 13. Juni 1778 ein Vertrag über die Fassung und Verguldung des Orgelgehäuses[15] abgeschlossen. Als Farbe wählte man alabasterweiß in Kombination mit vergoldetem Laubwerk. In seiner Gestaltung erinnert der Balinger Orgelprospekt,[16] stark an die Ld OrgelRötha, Georgenkirche, Silbermann-Orgel 1721 Silbermann-Orgel in Le Geographicumf Ort: Rötha Rötha bei Le Geographicumf Ort: Leipzig Leipzig.[17] Entscheidend für die optische Wirkung ist die Gestaltung der Emporenbrüstung, in deren Mitte eine Lk Kunstwerkunbekannt: König David mit der Harfe (1778) Holzskulptur König Davids mit der Harfe zu sehen ist, am rechten und linken Rand von je einem musizierenden Engel flankiert.

Die weitere Geschichte der Haußdörffer-Orgel ist von den Lokalforschern Gerhard Rehm und Walter Gröner in ihren wesentlichen Zügen erschlossen worden. Berichtet wird so beispielsweise, dass der Organist Metz 1773 im Einvernehmen mit dem Kalkanten Bretter an der Orgel entwendete.[18] Eine erste größere Reparaturmaßnahme im Jahr 1781, die man einem lokalen Meister anvertraut hatte, misslang, so dass 1782 erneut Rudigier herangezogen werden. Weitere Reparaturen folgten zu Beginn des 19. Jahrhunderts, bis die Orgel schließlich 1833 einem fundamentalen Umbau durch Anton Braun aus Spaichingen unterzogen wurde.[19]

Die Orgelpredigt

Wolfgang Schmidlins Orgelpredigt erschien Ende Dezember 1767 im Druck. Im Vorwort erläutert der Autor, dass er seine Rede beim Einweihungsgottesdienst am 2. Adventssonntag gekürzt hatte, um der Gemeinde das Ausharren in der kalten Kirche zu ersparen. Ein längeres Manuskript lag also ausgearbeitet vor und wurde nun noch vor Jahresende auf Wunsch einiger Gemeindemitglieder, die gerne in den Genuss des gesamten Textes gelangen wollten, publiziert. Als weiteren Grund für die Drucklegung nannte Schmidlin die Anerkennung für die große Spendenwilligkeit der gesamten Gemeinde wie auch einiger einzelner Personen, die namentlich als Stifter Erwähnung finden.

Die offizielle Funktion des Drucks veranschaulichen zwei der drei erhaltenen Exemplare. Sie unterscheiden sich durch die hinter dem Titelblatt eingefügte gedruckte Widmung: Während Schmidlin einen Druck mit einer Dedikation an die Stadtoberhäupter in Balingen versah, richtet sich die Widmung des anderen Exemplars an das gesamte Konsistorium in Stuttgart. Es sind also jene zwei Instanzen, die den Bau der neuen Orgel maßgeblich unterstützt hatten. In der Gattung der Orgelpredigt ist dies bislang das einzige bekannte Beispiel für einen Druck mit unterschiedlichen Widmungsempfängern. Man kann vermuten, dass auch die Verwendung eines kostbaren alten Buntpapiers aus der Werkstatt Lb PersonLeopold, Joseph Friedrich (1668–1727) Joseph Friedrich Leopolds für den Einband des Exemplars aus der Universitätsbibliothek Tübingen von Schmidlin selbst ausgewählt wurde, um dem Magistrat der Stadt Balingen den Kasualdruck in würdiger Form überreichen zu können.

Das dritte Exemplar weist dagegen auf einen rein privaten Rezeptionszusammenhang hin. Es wurde dem Pfarrer von seinen Kindern als Gabe zum Neujahrsfest 1768 in einem schmucken Einband und in einem ungewöhnlich großen Format überreicht. Sämtliche Kinder Schmidlins sind unter dem Glückwunschtext genannt, in dem auch der Tod der Lb PersonStockmayer, Christina Friederika (1729–1767) Mutter am 13. März 1767 erwähnt wird. Die Predigt und ihre Drucklegung scheinen im Familienkreis ein wichtiges Ereignis gewesen zu sein, das für den Familienzusammenhalt und die Bewältigung des Verlustes eine Rolle gespielt hat. Dies wirft auch ein Licht auf die inhaltliche Situierung der Predigt. Während die üblichen Topoi einer Orgelpredigten wie die Geschichte der Musik im Alten Testament oder die Rechtfertigung instrumentalen Musizierens im lutherischen Gottesdienst nicht mehr aufgegriffen werden, nimmt die Darstellung der himmlischen Musik einen auffallend großen Anteil in der Auslegung ein.[20] Wie er gegenüber der Gemeinde erwähnt, hatte Schmidlin sich mit diesem Thema auch schon in vorherigen Predigten auseinandergesetzt.[21] Alt überlieferte Vorstellungen kleidet der Pfarrer in den zeitgemäßen Ausdruck vom Musikgenuss als Antichambre oder Vorzimmer der Seligkeit.[22]

Einen kleinen Einblick gewährt der Text auch in die kirchenmusikalische Praxis im Balingen des 18. Jahrhunderts. Außer Frage steht es zu diesem Zeitpunkt, dass eine wesentliche Funktion der Kirchenorgel die Begleitung des Gemeindegesangs war. Dies klingt an mehreren Stellen der Orgelpredigt an. Daneben berichtet Schmidlin aber auch voller Stolz von den musikalischen Möglichkeiten des neuen Instruments, dessen technischer Aufbau im Anhang geschildert wird. Auf der neuen, geräumigen Empore pflegte man auch eine nicht unansehnliche Figuralmusik. Aus den spärlichen verfügbaren Informationen zum Musikleben in Balingen lässt sich herauslesen, dass das möglicherweise auf eine vorreformatorische Stiftung zurückgehende, zunftmäßig organisierte Collegium musicum seit der Jahrhundertmitte mehr und mehr vergrößert wurde.[23] Umfasste das Ensemble 1718 acht Instrumentalisten, war es 1781 auf elf fest engagierte Musiker angewachsen, zu denen vier Sänger hinzukamen.[24] Alte Kirchenrechnungen zeigen, dass man in bescheidenem Rahmen immer wieder versuchte, das Repertoire zu erneuern: 1777 schaffte man so das Auffühungsmaterial für Lb PersonPergolesi, Giovanni Battista (1710–1736) Giovanni Battista Pergolesis Lw MusikwerkPergolesi, Giovanni Battista: Stabat mater M Stabat mater an; 1785 wurde ein neuer Kantatenjahrgang erworben, weil der Bambergische zu alt und nicht mehr gangbar erschien.[25]

Quellenbeschreibung

Der Druck der Orgelpredigt liegt in drei abweichenden Fassungen vor. Der Hauptteil des Drucks umfasst 5 ¼ Bögen im Oktavformat mit der Signaturformel A1–F2 und ist jeweils unverändert. Er weist auf der vorletzten Seite einen Paginierungsfehler auf (Seite 34 statt 43). Vorgeschaltet sind zwei bzw. bei dem Stuttgarter Exemplar drei unpaginierte Blätter ohne Bogensignaturen, die jeweils das identische Titelblatt und eine eigenständige Widmung aufweisen.

Als Vorlage für die Edition dient das Exemplar der Universitätsbibliothek Tübingen, das auch als Digitalisat zugänglich ist. Es enthält einige handschriftliche Korrekturen auf den Seiten 11, 33, 34 und 37, die möglicherweise auf den Autor zurückgehen. Sie werden in die Edition einbezogen.

Die abweichenden Widmungstexte der Exemplare der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart und des Evangelischen Stifts Tübingen werden bei der Beschreibung der Exemplare vollständig mitgeteilt.

Lucinde Braun

Einzelanmerkungen

  1. Vgl. Beschreibung des Oberamts Balingen (1880)
  2. Vgl. Kleemann, Ehemalige Orgeln in Balingen (1973), S. 947.
  3. Vgl. Rehm, Entwicklung der abendländischen Orgelbaukunst (1957), S. 153.
  4. Vgl. Kleemann, Ehemalige Orgeln in Balingen (1973), S. 947.
  5. Das heilige und fröliche Aufsehen (Tübingen 1767), S. 5.
  6. Das heilige und fröliche Aufsehen (Tübingen 1767), S. 40.
  7. Das heilige und fröliche Aufsehen (Tübingen 1767), S. 5.
  8. Vom Armenkasten wurden 400, vom Hospital 300 und von der Heiligen-Vogtei 100 Gulden zur Verfügung gestellt, vgl. Kleemann, Ehemalige Orgeln in Balingen (1973), S. 947.
  9. Vgl. Das heilige und fröliche Aufsehen (Tübingen 1767), S. [1].
  10. Vgl. Rehm, Entwicklung der abendländischen Orgelbaukunst (1957), S. 153.
  11. Die Angabe 1. Advent (vgl. Rehm, Entwicklung der abendländischen Orgelbaukunst (1957), S. 153) entspricht nicht dem Titelblatt von Schmidlins Orgelpredigt und passt auch zeitlich nicht mit der Orgelabnahme zusammen.
  12. Vgl. Völkl, Orgeln in Württemberg (1986), S. 314.
  13. Kleemann, Ehemalige Orgeln in Balingen (1973), S. 947.
  14. Kleemann, Ehemalige Orgeln in Balingen (1973), S. 947.
  15. Rehm, Entwicklung der abendländischen Orgelbaukunst (1957), S. 153.
  16. Vgl. Beschreibung und Abbildungen bei Völkl, Orgeln in Württemberg (1986), S. 146f.
  17. Vgl. Gröner, Die Orgel der Balinger Stadtkirche (1967), S. 669.
  18. Gröner, Balinger Kirchenmusik (1967), S. 651f.
  19. Vgl. Rehm, Entwicklung der abendländischen Orgelbaukunst (1957), S. 153.
  20. Vgl. Das heilige und fröliche Aufsehen (Tübingen 1767), S. 21–23, 28ff.
  21. Vgl. Das heilige und fröliche Aufsehen (Tübingen 1767), S. 21.
  22. Das heilige und fröliche Aufsehen (Tübingen 1767), S. 23.
  23. So beantragte der mit der Ensembleleitung beauftragte Stadtzinkenist 1768 die Anschaffung von fleutes traverses, vgl. Gröner, Balinger Kirchenmusik (1967), S. 650.
  24. Vgl. Gröner, Balinger Kirchenmusik (1967), S. 650.
  25. Gröner, Balinger Kirchenmusik (1967), S. 652.

Exemplare

Tübingen, Universitätsbibliothek (D-Tu): L XIII 16 g.4

urn:nbn:de:bsz:21-dt-53718

Das Exemplar dient als Vorlage für die Edition der Orgelpredigt. Es ist das einzige digitalisierte Exemplar des Werks, wird allerdings aus konservatorischen Gründen nicht mehr zur Benutzung in den Lesesaal herausgegeben, so dass es nicht im Original eingesehen werden konnte. Der hübsche Einband ist auf dem Digitalisat gut zu erkennen. Am Rand des Vorderdeckels steht die Inschrift: IOS: FRID: LEOPOLD. EXCUD: AUG: VIND. Die noch folgenden Zeichen bzw. Zahlen sind nicht entzifferbar. Die Aufschrift bezieht sich auf den Kupferstecher Lb PersonLeopold, Joseph Friedrich (1668–1727) Joseph Friedrich Leopold aus Le Geographicumf Ort: Augsburg Augsburg, der als Buntpapiermacher offenbar das aufwändige Brokatpapier hergestellt hatte: ein einfarbiges goldenes Papier mit eingeprägtem floral-geometrischem Relief. Leopold war allerdings zum Zeitpunkt des Predigtdrucks schon lange nicht mehr am Leben. Möglicherweise hat der Eigentümer des Buchs das Papier später erworben und zum Einbinden verwendet.

Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek (D-Sl): Theol.qt.K.1168

Der Druck ist als Einzelband in ein besonders schönes, kupferfarben glänzendes Papier eingebunden. Ungewöhnlich ist das große Format des für den Druck ausgewählten Papiers.[1] Während das Exemplar aus der Universitätsbibliothek Tübingen 19 × 15,5 cm misst, hat das Stuttgarter die Maße 24,7 × 19 cm. Auf diese Weise erhält es rund um den Druckblock einen breiten Rand.

Offenbar wurde der Predigtdruck in dieser Form von den Kindern Wolfgang Wilhelm Schmidlins als Neujahrsgeschenk für den Vater gestaltet. Sieben seiner Kinder haben die gedruckte Widmung unterzeichnet, die in diesem Exemplar auf zwei zusätzlichen unpaginierten Blättern zwischen Titel und Vorrede an den geneigten Leser eingefügt wurde. Sie ersetzt dabei das Einzelblatt, das die unterschiedlichen Widmungen der anderen zwei Exemplare enthält. Die Widmung hat folgenden Wortlaut:

Bl. 1r Ihrem | geliebtesten und getreuesten | Vater | Herrn | M. Wolfgang Wilhelm | Schmidlin | wollten | für seine beständige Liebe, Treue und väterliche Vorsorge, | die Derselbige | bey gegenwärtiger schönen Abhandlung, | wie bewußt, besonders geäussert, | ein | öffentliches Denkmal Jhrer Dankbarkeit | stiften, | einen beglükten Ausgang aus dem alten und gesegneten Eintrit | in das neue Jahr grundmüthigst anwünschen | und | sich seiner väterlichen Treue, Liebe und Vorsorge | noch fernerhin empfehlen | Desselben | gehorsamste Kinder[2]
Lb PersonSchmidlin, Bernhard Friedrich (1749–1799) Bernhard Friedrich | Regina Margaretha Friderica | Augusta Wilhelmina | Hedwiga Elisabetha | Christiana Henrietta | Rosina Gottliebin | Amandus Friedrich.

Bl. 1v: vakat

Bl. 2r Geliebtester Vater!
Durchdrungen von dem angenehmen Gefühl der kindlichen Pflicht der Dankbarkeit, voll Empfindung der Ehrforcht und Liebe, wagen wir es Geliebtester Vater, unsern Wunsch vor Dein Wohlergehen, und Danksagung vor Deine Väterliche Liebe einer Abhandlung vordrucken zu lassen, deren schon mehrere von Dir vorangeschikte Beweise Deiner unverrükt fortdauernden Treue und Vorsorge für uns, dieses billig von uns fordern.
Nun solten wir anfangen, Proben Deiner Treue zu erzählen, dann ohne diese kann man nicht danksagen, es muß vorher eine Materie zum Grund liegen. Aber welch eine unzähliche Menge liesse sich da erblicken, gleichwie wir jener keinen Anfang und kein Ende wüßten, so würde es auch mit dem Danksagen ergehen. Wir erkennen unsere Schwachheit, wir sehen unsere Unvermögen= Bl. 2v heit, und erkennen die Grösse der auf uns von Dir zufliessenden Wohlthaten. Mehr können wir nicht sagen, unser Stillschweigen ist hierinn der gröste Redner und der gültigste Zeuge eines mit Dank anerfüllten und durchdrungenen Herzens.
Das Flehen und Beten zu Gott ist uns allein übrig.
Ach! könnte uns hier unsere selige Lb PersonStockmayer, Christina Friederika (1729–1767) Mamma unterstüzen. Ach! könnte sie noch Jhr Gebet vor Dein Wohl mit unsern Wünschen vereinigen! aber! trauriger Gedanke, peinlicher Schmerz! diß Vergnügen ist uns beraubt. Sie hat aber gewiß nun die Krone des Lebens vor ihre Frömmigkeit und Treue gegen Gott und die Jhrigen erlangt. Und diß ist es, was auch wir vor Dich Geliebtester Vater, doch zu unserm Trost später, als Du Dies vielleicht selbst wünschest auch in unserem Theil von Gott erstehen wollen. Segne Jhn, unsern getreuesten Vater, Gott! segne Jhn in diesem und noch in vielen folgenden Jahren mit allerley Seegen, und endlich gib Jhme die den Deinigen, und besonders Deinen treuen Dienern und Lehrern des Evangelii verheissene unvergängliche Krone. Uns aber schenke mit dem neuen Jahre ein neues gehorsames Herz zu thun was Dir wohlgefällt, und also auch Dein Gebot auszuüben. Ehre Vater und Mutter.
Und du Geliebtester Vater fahre fort, fernerhin zu lieben | Deine | bis in den Tod verpflichtete und | gehorsame Kinder.

Tübingen, Bibliothek des Wilhelmsstifts (D-Tw): q 1967 an 17

Das Exemplar aus der Bibliothek des Evangelischen Stifts in Tübingen weist eine eigene gedruckte Widmung auf, die die Widmung auf Blatt 2 der vorliegenden Edition ersetzt. Auf dem stattdessen eingebundenen unpaginierten Blatt ist folgender Text abgedruckt:

Bl. 2r Des | Herzoglichen | Hochpreislichen Consistorii | Hochansehnlichen | Herren | Assessoribvs | denen | Hochwolgebohrnen Herren | Herren | Directori | Vice-Directori | und | Regierungs=Räthen | denen | Hochwürdigen, Großachtbarn und Hochgelehrten | Herren | Prälaten und Theologis | Doctoribus

Bl. 2v Seinen allerseits Hochzuvenerirenden Herren | Mecaenaten und Patronen | empfiehlt sich demüthig, | durch gegenwärtige Predigt | bey anderweitig ermanglender Gelegenheit | zu gnädigem Angedenken | und | hohen Patrocinio | der Verfasser.

Die Predigt befindet sich in einem umfangreichen Sammelband mit insgesamt 38 Werken. Die enthaltenen Drucke fallen in die Jahre 1707–1776. 25 haben einen klaren theologischen Bezug, der Rest sind verschiedenartige Kasualdrucke, darunter an letzter Stelle das Textbuch zu Lb PersonJommelli, Niccolò (1714–1774) Niccolò Jommellis Oper Semiramide (Stuttgart 1762). 19 Werke stammen aus dem schwäbischen Raum (Le Geographicumf Ort: Tübingen Tübingen, Le Geographicumf Ort: Stuttgart Stuttgart, Le Geographicumf Ort: Esslingen (Neckar) Esslingen). Der Band weist weder einen Besitzvermerk noch handschriftliche Leserspuren auf. Im vorderen Einbanddeckel wurde ein handschriftliches Inhaltsverzeichnis angelegt, das auf einen professionellen Bibliothekar zurückgehen dürfte.

Einzelanmerkungen

  1. Vgl. Braun, Orgelpredigtdrucke in Regensburger Bibliotheken (2019), S. 197f. Durch ein aufwändigeres Büttenpapier zeichnet sich in dieser Zeit auch das Rostocker Exemplare mit der Signatur MK-11469.17c von Lc PredigtautorGerling, Peter (1732–1778) Peter Gerlings La OrgelpredigtPredigt am Feste der Heimsuchung Mariae (Rostock 1770) M Orgelpredigt aus.
  2. Die fünf Töchter Schmidlins sind alle biographisch erfasst, vgl. dazu den Personenartikel Lc PredigtautorSchmidlin, Wolfgang Wilhelm (1715–1785) Schmidlin, M. Wolfgang Wilhelm. Der jüngste Sohn ist nicht belegt, vielleicht ist er schon früh verstorben.

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Letzte Änderung dieses Dokuments am 6. Dezember 2022.

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