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Orgelpredigt

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a Fröreissen, Johann Leonhard: Christliche Predigt (Straßburg 1749)

Digitalisate

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  • vorhanden

[[S. 1]]

Titel

Christliche Predigt,
Welche
Bey der sogenannten
Einweyhung der neuen
Ld OrgelStraßburg, Temple Neuf, Johann Andreas Silbermann-Orgel 1749 Orgel
In der Le Geographicumg Gebäude: Straßburg, Temple Neuf Evangel[ischen] Haupt=Kirch
zu Le Geographicumf Ort: Straßburg Straßburg
Sonntags den 16. Nov[embris] 1749.
gehalten worden
Von
Lc PredigtautorFröreissen, Johann Leonhard (1694–1761) Johann Leonhard Fröreißen,
Der Heil[igen] Schrifft D. und P[astore] P[rimario] des Collegiat-Stiffts zu Le Geographicumg Gebäude: Straßburg, Sankt Thomas  St.
Thomä
Canonico, E[ines] E[hrwürdigen] Kirchen=Convents Praeside
und Pastore Primario.

Straßburg,
Gedruckt bey Lb PersonPauschinger, Melchior (–1751) Melchior Pauschinger.

[[S. 2]] vakat

[[S. 3]]

Widmung

Dem Frey=Hoch=Wohlgebohrnen Herrn
Herrn
Lb PersonBock, Franz Carl von (–1780) Frantz Carl Bock
von Le Geographicumf Ort: Blaesheim Bläsheim,
Der Stadt Straßburg Hochgebietenden Städtmeister
und Dreyzehner, der Universität Cancellario Eminentissimo
und des Löbl[ichen] Stiffts zum Frauen=Hauß Pflegern,
Denen
Hoch=Edelgebohrnen, Gestreng, Vest, Fromm,
Fürsichtig, Hochweiß und Hochgelehrten Herren
H[er]r[n] Lb PersonHammerer, Johann Friedrich (1690–1754) Johann Friderich
Hammerer
,
Der Stadt Straßburg Hochverdienten alten Ammeister und Drey=
zehner, der Universität Scholarchae, und der Evangelischen Haupt=
Kirch Ober=Pfleger.

H[er]r[n] Lb PersonFaber, Johann Heinrich ( – nach 1753) Joh[ann] Heinrich Faber,
Der Stadt Straßburg Hochverdienten alten Ammeister und
Dreyzehner, der Universität Scholarchae, und des Löbl[ichen] Stiffts zum
Frauen=Hauß Pfleger.

H[er]r[n] Friderich Kornmann,
Des Geheimen beständigen Regiments derer Herren Dreyzehen
Hochansehnlichen Beysitzer, und des Löbl[ichen] Stiffts zum Frauen=Hauß Pfleger.
[[S. 4]] Wie auch
Denen S[ine] T[itulis] Herren
H[er]r[n] Lb PersonRichshoffer, Johann Philipp (fl. 1749) Joh[ann] Philipp Richshoffer,
E[ines] E[hrwürdigen] Grossen Raths alten Hochansehnlichen Besitzer
und vornehmen Handelsmann;

H[er]r[n] Johann Friderich Bemberg,
Vornehmen Handelsmann,
Der Evangelischen Haupt=Kirche Pflegeren,
Ingleichem
Der gantzen Hochansehnlichen
Gemeinde,
Welche sich in der Evangelischen Haupt=Kirch
zu den Predigern genannt, versammlet,
übergibt diese Predigt
Mit hertzlicher Anwünschung alles ersinnlichen
Wohlseyns
Johann Leonhard Fröreißen, D.

[S. 5]

Text.

Psalm CL.

Ly BibelstellePsalmen 150 Lobet den Herrn in seinem Heiligthum; Lobet Ihn in der Veste seiner Macht; Lobet Ihn in seinen Thaten; Lobet Ihn in seiner grossen Herrlichkeit. Lobet Ihn mit Posaunen, lobet Ihn mit Psalter und Harpffen. Lobet Ihn mit Paucken und Reihen, lobet Ihn mit Saiten und Pfeiffen. Lobet Ihn mit hellen Cymbeln, lobet Ihn mit wohlklingenden Cymbeln; Alles, was Othem hat, lobe den Herrn, Halleluja!

[S. 6]

Exordium.

Musica est praeludium vitae aeternae. Lr QuellenSelnecker, Der gantze Psalter (1564) M Die Music ist ein Vorschmack des ewigen Lebens.[1] Dieses ist ein Ausspruch, in welchem ein sehr geneigtes, zu grosser Ehre gereichendes und zugleich wahres Urtheil von der Music gefället wird. Zwar fehlet es an Leuten nicht, die von der Music gar nichts oder nicht viel halten. Es gibt Leute, die von Natur nur zu dem geneigt sind, was traurig ist. Gleichwie es Misanthropes, das ist Menschen=Hasser, gibt, so gibt es auch Leute, die die Music hassen, weil sie dadurch in der ihnen so angenehmen Traurigkeit gestöhret werden. Ferner gibts auch solche Geitzhäls, die nichts lieben, als was Geld einträgt, und was einen Gewinn nach sich ziehet. Da nun aus der Anhörung auch der allerschönsten Music kein würcklicher thätiger Nutzen erfolgt, sondern vielmehr diejenige, die eine Music hören, gemeiniglich die Musicanten bezahlen müssen, so sind die rechten Geitzhälse nothwendig Feinde und verächter der Music.

Noch ferner gibts auch Phantasten die aus Scheinheiligkeit Verächter der Music sind, die wunder meinen wie hoch sie es in der Gottseligkeit gebracht, wann sie alle, auch die allerunschuldigsten Vergnügungen, vor Sünden halten.[2]

Einen gantz andern Begriff haben diejenige, die kein Bedencken tragen von der Music zu sagen: daß sie ein Vorschmack des ewigen Lebens seye. Zwar es ist nicht zu läugnen, daß die Music vielem Mißbrauch unterworfen seye, und daß gar manche, sowohl vocal- als instrumental-Music, in der Welt gespielet werde, von der man nicht [S. 7] sagen kan, daß sie ein Vorschmack des ewigen Lebens seye, sondern von der man das Urtheil fällen muß, daß sie zu der Eitelkeit der Welt gehöre.

Sehen wir den Inhalt des E[uer] C[hristlichen] L[ieben] vorabgelesenen CL. Psalmen an, so finden wir, daß Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David in demselben aufmuntert zu einer Music, die unstreitig ein Vorschmack des ewigen Lebens ist. Wir wollen dahero nach Anleitung desselben E[uer] C[hristlichen] L[ieben] vorstellen:

Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) Davids Aufmunterung zu einer heiligen Music/ welche unstreitig ein Vorschmack des ewigen Lebens ist.

Wir wollen nemlich anzeigen

I. Die Haupt=Verrichtung in solcher Music.
II. Den Ort, da eine solche Music soll gehalten werden.
III. Wollen wir anmercken, daß David nicht nur zur Vocal- sondern auch zur Instrumental-Music anmahne.
IV. Wollen wir andeuten, wer zu dem Lob Gottes verpflichtet seye.

Nun du grosser und genädiger Gott! wir dancken dir hertzlich, daß wir Gelegenheit haben, dich nicht nur mit unsern Zungen und Stimmen zu loben, sondern daß wir auch durch eine wohlklingende Ld OrgelStraßburg, Temple Neuf, Johann Andreas Silbermann-Orgel 1749 neue Orgel und andere Instrumenten dazu aufgemuntert werden, sende uns den Geist der Freudigkeit, daß dieses unsere gröste Freude seye, wann wir dich mit zusammen gesetzten Stimmen und lieblichen Thonen loben und preißen, damit wir darin den [S. 8] süssen Vorschmack des ewigen Lebens empfinden mögen. Amen.

Erklärung des Texts.

I. Theil.

Worin die Haupt=Verrichtung einer Music bestehe, die ein Vorschmack des ewigen Lebens ist, zeiget der König und Prophet David gantz deutlich in unserem Psalm an, wann er zu dreyzehen wiederhohlten malen in unsrem Psalm ausrufft, Halleluja! Lobet den Herrn. Daß die einige Verrichtung der Engel und Auserwehlten in dem Himmel, oder welches eben so viel ist, in dem ewigen Leben darin bestehe, daß sie Gott loben und preißen, erhellet aus dem geoffenbahrten göttlichen Wort klar und deutlich. Der H[eilige] Prophet Lb PersonJesaja Esaias berichtet selbst von sich Ly BibelstelleJesaja 6,1–2 Cap. VI. seiner Weissagung: Daß zu der Zeit, da der König Lb PersonUsija (773 – 736 v. Chr.) Usia starb, ihm der Himmel geöffnet worden, und daß er den Herren habe sehen sitzen auf einem hohen und erhabenen Stuhl, und daß er habe die Seraphinen ausruffen hören: Ly BibelstelleJesaja 6,3 Heilig, Heilig, Heilig ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll. Der H[eilige] Lb PersonJohannes (Offenbarung) Evangelist und Apostel Johannes berichtet Cap. XV. in seiner Offenbahrung, daß er die Engel habe hören Ly BibelstelleOffenbarung 15,3 singen das Lied Lb PersonMoses Mosis des Knechts Gottes, welches also lautet: Ly BibelstelleOffenbarung 15,3–4 Groß und wunderbarlich sind deine Wercke Herr allmächtiger Gott/ gerecht und wahrhafftig sind deine Wege, du König der Heiligen. Wer soll dich nicht fürchten Herr, und deinen Nahmen preisen, dann du bist allein heilig: Dann alle Heydem werden kommen und anbetten vor dir, dann deine Urtheile sind offenbar worden. Soll demnach eine [S. 9] Music ein Vorschmack des Himmels und ewigen Lebens seyn, so muß in dem Lob Gottes die Haupt=Verrichtung und der Haupt=Endzweck derselben bestehen. Es zeigt aber David in unserem Psalm nicht nur an, daß man Gott den Herrn, wann man musiciret, loben soll, sondern er zeigt auch an, warum man Ursach hat Gott den Herrn zu loben, wann er sagt: Ly BibelstellePsalmen 150,2 Lobet ihn in seinen Thaten, lobet ihn in seiner grossen Herrlichkeit. Dieses sind die zwey Hauptstuck, welche Preiß und Lob verdienen. Erstlich will David haben, daß man Gott den Herrn loben und preissen[3] soll wegen seinen mächtigen Thaten. Welches die mächtigen Wercke und Thaten Gottes sind, soll uns allen billig bekannt seyn; Das erste mächtige Werck Gottes, um welches willen er verdienet gelobet und gepriessen zu werden, ist das Werck der Schöpffung, da er die gantze Welt und alles was darinnen ist erschaffen hat, aus welchem Schöpfungs=Werck die Grösse seiner Macht und Weißheit erhellet. War das nicht eine grosse Macht, daß, da Gott kaum die Wort: Ly BibelstelleGenesis 1,3 Es werde Licht: gesprochen, augenblicklich das Licht entstanden; Dahero hat diese Beschreibung der göttlichen Macht, die wir gleich zu Anfang der Bücher Mosis lesen, auch der vernünfftige Heyd Lb PersonLonginus (fl. 1. Jh.) Longinus bewundert, und billigermassen als sehr vortrefflich hoch erhaben, und vor eine der göttlichen Hoheit gemäße Beschreibung gehalten.[4]

Nebst dem Werck der Schöpffung verdienet Gott auch gepriessen zu werden, wegen dem Werck der Erhaltung und Regierung, wegen der göttlichen Vorsehung, als ohne welche die geschaffene Welt nicht bestehen könnte.

Es verdienet aber der grosse Gott nicht nur gelobet und gepriessen zu werden, wegen dem grossen Werck der Schöpfung und Erhaltung, sondern auch wegen dem Werck der [S. 10] Erlösung, als aus welchem sowohl seine Weißheit, als die Grösse seiner Gnade und Barmhertzigkeit, wie nicht weniger die Beschaffenheit seiner Gerechtigkeit erhellet.

Er verdienet ferner gepriessen zu werden, wegen dem Werck der Heiligung, durch welches er sein Ebenbild, welches er dem Menschen angeschaffen, wieder erneuert.

Was aber die grosse Herrlichkeit Gottes betrifft, zu deren Lob und Preiß David auch aufmuntert, so ist dieselbe so groß, daß wir uns dieselbe weder groß genug einbilden noch mit Worten beschreiben können. Sie ist so groß, daß wir dieselbe nicht genugsam loben und preißen können.

Wir Menschen sind nicht im stand, uns von derselben in diesem Leben einen rechten Begriff zu machen. Selig sind diejenige, die in jenem Leben diese grosse Herrlichkeit Gottes sehen und ihn ewig deßwegen loben und preissen werden.

Wir müssen aber auch noch kürtzlich melden, wie das Lob, zu welchem David anmahnet, beschaffen seyn müsse. Nemlich, daß es seyn soll ein hertzliches Lob, da nicht nur der Mund singt, sondern das Hertz auch Gott gefällig ergeben ist, so daß es die göttliche Majestät auf die rechte Art ehret, liebet und fürchtet. Es muß seyn ein williges und freudiges Lob. Gleich wie wir vor 8. Tagen vernommen, daß Gott einen freudigen Geber lieb habe, also hat er auch nur an denenjenigen ein Wohlgefallen, die ihn ungezwungen und mit Freuden loben. Es muß seyn ein heiliges Lob. Gottlosse [sic] Leute sind nicht im Stand Gott zu loben, an denen Lobgesängen der Gottlosen hat Gott der Herr einen Eckel und Greuel.

[S. 11]

II. Theil.

Es zeigt aber ferner David auch den Ort an, an welchem sonderlich und vornehmlich die zum Lob und Preiß der göttlichen Wercke und Herrlichkeit abzweckende Musicken, damit sie ein rechter Vorschmack des Himmels und des ewigen Lebens seyn mögen, sollen gehalten werden, wann er spricht: Ly BibelstellePsalmen 150,1 Lobet den Herrn in seinem Heiligthum. Durch dieses Heiligthum verstunde David damalen die Hütte des Stiffts, dann die war vor der Lm Ereignislegendär: Bau des ersten Salomonischen Tempels Erbauung des Tempels, die Heilige Wohnung Gottes alhier auf Erden, in welcher der grosse Gott auf eine besondere Art gegenwärtig war. Die Hütte des Stiffts war damals der Ort, da Gottes Ehre wohnete, darinnen Gott derjenige Dienst geleistet wurde, den er selbst durch Lb PersonMoses Mosen und Lb PersonAaron Aaron hat anordnen lassen. Ob nun gleich zur Leistung desselben vielerley Sachen, sonderlich die Opffer, erfordert wurden, so hielte doch David billig davor, daß das Loben und Preißen Gottes, die vornehmste Verrichtung seye, die in der Hütte des Stiffts, und nach derselben in dem Le Geographicumg Gebäude: Jerusalem, Tempel Tempel, hat können verrichtet werden.

Zwar es sind die Menschen an allen Orten und zu allen Zeiten verbunden Gott zu loben und zu preissen, und es kan auch eine Music, die in einem Privat=Hauß zum Lob Gottes gehalten wird, ein Vorschmack des ewigen Lebens seyn. Allein diejenige, die in denen Tempeln, in denen Kirchen, in den offentlichen Versammlungen gehalten werden, haben doch hierinnen einen Vorzug. Dann was David vor eine Hochachtung vor die Hütte des Stiffts, als den zu dem offentlichen Gottesdienst bestimmten Ort gehabt, erhellet unter andern aus dem 84. Psalm, da die= [S. 12] ser König ausrufft: Ly BibelstellePsalmen 84,2–3.5.11 Wie lieblich sind deine Wohnungen Herr Zebaoth. Meine Seele verlanget und sehnet sich nach den Vorhöffen des Herrn. Mein Leib und Seel freuen sich in dem lebendigen Gott. Wohl denen die in deinem Hause wohnen, die loben dich immerdar. Ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser, dann sonst tausend. Ich will lieber der Thür hüten in meines Gottes Hauß, dann lange wohnen in den Hütten der Gottlosen.

III. Theil.

Lasset uns aber auch nach Anleitung unsers Psalms anmercken, daß David nicht nur zur Vocal-Music nicht nur zum singen, sondern auch zur Instrumental-Music anmahne, und daß dieselbe auch mit zum Vorschmack des ewigen Lebens gehöre, dann David sagt ja ausdrücklich: Ly BibelstellePsalmen 150,3–5 Lobet den Herrn mit Posaunen, lobet ihn mit Psalmen und Harpffen, lobet ihn mit Paucken und Reihen, lobet ihn mit Saiten und Pfeiffen, lobet ihn mit hellen Cymblen, lobet ihn mit wohlklingenden Cymblen.

Gleich wie wir vor 8. Tagen davor gehalten und dargethan, daß die Meynung dererjenigen vor andern heilig scheinen=wollenden nasweisen Phantasten thöricht und ungegründet seye, welchen die Zierathen in denen Kirchen mißfallen;[5] so müssen wir auch anjetzo bezeugen, daß es etwas albernes seye, wann man entweder gar keine Music, oder doch keine Instrumental-Music in denen Kirchen leyden will, sondern dieselbe unter allerhand nichtigem und einfältigem Vorwand verwirfft, woran weiter nichts als eine Gott höchst=mißfällige Scheinheiligkeit schuld ist. Der von Gott dem H[eiligen] Geist erleuchtete David war gantz [S. 13] anderer Meynung, wie aus den angeführten Worten unsers Psalms gantz klar erhellet. Das menschliche Gemüth, wann es zum Lob und zur Andacht geneigt ist, wird zum Lob Gottes und zur Andacht durch die Instrumental-Music nur destomehr aufgemuntert, und die Thöne der Sing=Stimmen werden dadurch bevestiget.[6] Dahero sich zu verwundern, daß es unter vernünfftigen Menschen so einfältige Leute gibt, die entweder die Music überhaupt oder doch die Instrumental-Music verwerffen.[7]

IV. Theil.

Endlich und vierdtens zeigt auch David in unserem Psalm an, wer zum Lob Gottes verpflichtet seye? Wann er denselben mit diesen Worten beschliesset, daß er sagt: Ly BibelstellePsalmen 150,6 Alles was Othem hat, lobe den Herrn, Halleluja!

Wir sehen hier, daß David nicht ohne Ursach sagt: Ly BibelstellePsalmen 150,6 Alles was Othem hat.

Er redet damit alle lebendige Creaturen an, auch die unvernünfftigen, insonderheit die Vögel, daß sie mit ihren Stimmen Gott den Herrn loben und preissen sollen.

Und dieses thut David in der Absicht, daß die Menschen, die diese seine Worte lesen oder hören, den Schluß machen sollen, siehe! sind die unvernünfftigen Creaturen, worunter auch die Vögel, schuldig und verbunden Gott zu loben, so sind wir Menschen ja, die wir vernünfftige Seelen haben, um so vielmehr dazu verbunden, und wann wir es nicht thun, haben wir Ursach uns deßwegen zu schämen. Und da thut David gar wohl, daß er sagt: Ly BibelstellePsalmen 150,6 Alles was Othem hat. Alle Creaturen sind ja von Gott erschaffen, und alle lebendige Creaturen haben ja ihre Seelen und ihr Leben von Gott, so sind sie auch alle [S. 14] schuldig und verbunden Gott zu loben und zu preißen. Gott erhält alle Creaturen. Gott ist derjenige, der allen Menschen ihre Nahrung und allem Vieh sein Fuder gibt. Gott ist derjenige, der vor alle sorget, und der alle versorget, so sind sie ja alle schuldig und verbunden Gott den Herrn zu loben und zu preissen.[8]

Und wozu David andere angemahnet und aufgemuntert, das hat er selbst auch redlich gethan, dann da lesen wir von ihm, Ly Bibelstelle1 Chronik 17 1 Chron. XVII.[9] daß er den Lb PersonAsaf Assaph und seine Brüder zu Tichtern und Sängern bestellt, und zu ihnen gesprochen: Singet, spielet und tichtet von allen Wunderen des Herrn.[10]

Anwendung.

Nun G[eliebte] Z[uhörer] es ist euch allen bekannt, welches die Ursach und Absicht ist, um welcher willen anjetzo der CL. Psalm, an statt des ordentlichen Evangelii, erkläret worden. Es ist nemlich durch die Gnade Gottes dahin gelanget, daß die neue Orgel zum erstenmal bey dem öffentlichen Gottesdienst ist gespielet worden, und E[ure] C[hristliche] L[iebe] siehet auch, daß diese Le Geographicumg Gebäude: Straßburg, Temple Neuf Kirch auf das schönste ausgezieret wird, so daß wir Ursach über Ursach haben, uns hertzlich darüber zu erfreuen. Wir haben nemlich Ursach Gott zu loben und zu preissen, daß der Evangelische Gottesdienst allhier nach allem, was nur dabey gewünschet werden kan, ausgeübet wird.

O grosser und gnädiger Gott! wir können dich vor solche grosse Gnade in alle Ewigkeit nicht genug loben und preissen. Diese deine Gnade übersteiget unsere Gedancken unendlich, wo wollte der Redner zu finden seyn, der die Grösse dieser Gnade mit Worten genugsam aussprechen könnte?

[S. 15]

Daß wir eine schöne ausgezierte Kirch haben, daß wir eine neue Orgel haben, ist wohl etwas recht erfreuliches, aber daß wir sie haben können, das ist das Hohe, worüber man sich hoch zu erfreuen hat. Und diese deine grosse und unaussprechliche Gnade ist um so viel grösser, O grosser Gott! je weniger wir sie um dich verdienen.

O was vor grosse, was vor unerkannte Sünden sind nicht häuffig, sonderlich in diesem Gottes=Hauß begangen worden, mit Verachtung des göttlichen Worts. Gewißlich, wann Gott nicht göttliche, das ist, großmüthige und gnädige Gedancken hätte; wann er dächte wie die rachgierigen Menschen, so hätte er uns sein Wort schon lang entzogen. Wir haben dahero Ursach, deine Langmuth zu loben und zu preissen, O gnädiger und langmüthiger himmlischer Vatter! Ach laß ferner Gnade vor Recht ergehen. Habe ferner Gedult mit uns, und laß diejenige, die dein Wort lieben und hoch achten, es nicht entgelten, wann sich unverständige Verächter desselben unter uns an dir und deinem Wort versündigen. Erhalte dein Feur und deinen Heerd in diesem deinem Hauß; mache es zu einem rechten wahren Heiligthum, damit dein allerheiligster Nahme darinn bis ans Ende der Welt gepriessen werde.

Laß uns ferner in diesem deinem Hauß dich loben und preissen, vor die Wohlthaten, die du Unserem Allergnädigsten Lb PersonLudwig XV. von Frankreich (1710–1774) König erweissest, und vor die grosse Glückseligkeit, die wir deßwegen geniessen, weil uns der König liebet. Darauf gründet sich hauptsächlich unser Heyl und unsere Wohlfahrt. Erhalte Diesen deinen Lb PersonLudwig XV. von Frankreich (1710–1774) Gesalbten, bis in das späteste Alter, bey vollkommenen Leibs= und Gemüths=Kräfften, und bey allem Königlichen Hohen Wohl= [S. 16] seyn, erhalte Sein gantzes Königliches Hauß, und lasse Ihn, wie Seinen Herrn Lb PersonLudwig XIV. (1638–1715) Uhr=Groß=Vatter, Glorwürdigsten Andenckens, mannliche Enckel und Uhr=Enckel erleben, damit Er Seine Nachfolger auf viele Jahre zum voraus möge sehen können.[11] Gib uns Gelegenheit, daß wir, wann Dieselbe gebohren werden, das Lied, Lw MusikwerkN.N.: Herr Gott, dich loben wir M Herr Gott/ dich loben wir! mit Freuden auf dieser Orgel und in dieser Gemeinde anstimmen mögen.

Laß uns dich ferner in diesem deinem Hauß auch loben und preissen, in Ansehung der Gnädigen Obrigkeit, die uns deine weisse Vorsehung vorgesetzet hat, unter deren Obsicht und Regierung wir ein stilles, geruhiges und gottseliges Leben führen konnen, in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit.

Insonderheit aber, so ist diese Gemeinde hochverbunden, Denen Hochgebietenden Herren Pflegeren des Löbl[ichen] Stiffts zum Frauen=Hauß allhier, als welche mit Hoher und Gnädiger Einwilligung Des Vortrefflichen Herrn Lb PersonKlinglin, François-Joseph de (1686–1753) Praetoris Regii, vor welche man billig den allerverpflichtesten Danck abzustatten schuldig ist, durch Ihre Freygebigkeit, die Unternehmung eine neue Orgel verfertigen zu lassen, möglich gemacht.[12]

Und gleich wie wir zu Anfang dieses Jahrs Gelegenheit gehabt, dich vor den Lm Ereignis18. Oktober 1748: Aachener Frieden wiedererlangten Frieden, mit unserem Lobgesang zu loben und zu preissen;[13] so laß uns dich ferner loben und preissen vor die Erhaltung desselben, bis wir gelangen werden zum ewigen freudenreichen Frieden.

Du aber Lieb=werthe Prediger Gemeinde, hast gewiß insonderheit Ursach, dich heute recht hertzlich zu erfreuen, da du die neue Orgel zum erstenmal gehöret. Gewiß, wer in dieser Gemeinde sich darüber nicht erfreuet, wer nicht mit Freuden dazu, so viel ihme immer möglich ist, beysteu= [S. 17] ret, muß ein rechter Sauertopff und ein abscheulicher Geitzhals seyn; ein solcher ist nicht würdig diese Kirch zu besuchen, die gewiß jetzo so schön ist, und in wenig Wochen noch vollends werden wird, daß man weit reißen muß, bis man eine so schöne, so grosse und so helle Kirch antrifft, darinn so viele Leute zugleich singen und Gottes Wort anhören können.

Lobe und preisse demnach, O Lieb=werthe ansehnliche Gemeinde! deinen Gott, der dir auf eine besondere Art gnädig ist, und der dir heute eine besondere Gelegenheit gibt, dich hertzlich zu erfreuen.

Du bist aber in Ansehung dieser neuen Orgel, und schönen Außzierung der gantzen Kirch, besonders verbunden Dem Hochgebietenden Lb PersonHammerer, Johann Friedrich (1690–1754) Herrn Ammeister, Ober=Kirchen=Pfleger, und denen beyden Herren Kirchen=Pflegern, die gar viele Klugheit und Mühe haben müssen anwenden, bis dieser erwünschte Tag erschienen, da man diese neue Orgel, zum erstenmahl zum Lobe Gottes gebrauchet hat. Der Hochgelobte Gott segne Sie vor diese Ihre Sorgfalt an Seel und Leib, mit allem was Ihnen erwünscht und erfreulich ist, damit Sie noch viele Gelegenheit haben mögen, die Ehre Gottes und Wohlfahrt dieser Gemeinde zu befördern.

Es ist aber, Liebe Zuhörer! damit nicht ausgemacht, daß wir uns über die Schönheit des Kirchen=Gebäudes und über die schöne neue Orgel hertzlich erfreuen, und Gott zu Ehren schöne Lob= und Danck=Lieder anstimmen, sondern wir müssen auch unsere Hertzen erneuern, und mit dem feinen Gold des wahren Glaubens auszieren. Es müssen auch unsere Hertzen werden schöne und gereinigte Tempel des reinen und Heiligen Geistes, dann wo dieses nicht geschiehet, so nutzet alle äussere Schönheit des Kir= [S. 18] chen, und aller äusserlicher Gottesdienst nichts, wann er auch noch so sehr in die Augen und Ohren fället. Die Juden haben sich auch zu Zeiten Lb PersonJesaja Esajä in einem schönen Tempel versammlet, und dem äussern Gottesdienst abgewartet, dessen ungeachtet redet sie Gott der Herr gleich in dem I. Cap. der Weissagung Esajä mit folgenden harten und scharffen Worten an: Ly BibelstelleJesaja 1,11–14 Was soll mir die Menge eurer Opffer: Ich bin satt der Brand=Opffer von Widdern und des Fetten von den Gemästen, und habe keine Lust zum Blut der Farren und der Böcke. Wann ihr herein kommt zu erscheinen vor mir, wer fordert solches von euren Händen, daß ihr auf meinen Vorhof trettet. Bringet nicht mehr Speiß=Opffer so vergeblich, das Rauchwerck ist mir ein Greuel, der Neumond und Sabbath, da ihr zusamen kommt und Mühe und Angst habt, der mag ich nicht. Meine Seele ist feind euren Neumonden und Jahrzeiten, ich bin derselben überdrüssig, ich bins müde zu leyden.

Ach hütet Euch, L[iebe] Z[uhörer] sorgfältig, daß nicht Gott veranlasset werde, auch euch mit so scharffen Worten anzureden. Vielmehr bestrebet euch mit Hülff und Beystand Gottes des werthen Heil[igen] Geistes dahin, daß das innere bey euch eben so schön als das äussere seyn möge, so wird Gott ein hertzliches Wohlgefallen an euch haben, und euch ferner seiner Gnade und vätterlichen Liebe und Vorsorg würdigen, dann in Ansehung der bißherigen Gnaden=Bezeugungen Gottes habt ihr Ursach mit freudigem und danckbarem Hertzen auszuruffen:

[S. 19]

Lw MusikwerkCrüger, Johann: Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut Gott hat es alles wohl bedacht,
Gott hat es alles wohl gemacht,
Gebt unserem Gott die Ehre.
[14]
Halleluja!

Einzelanmerkungen

  1. Meist wird dieser weit verbreitete Spruch als Musica est praegustus vitae aeternae wiedergegeben, vgl. etwa die Orgelpredigten Music-Büchlein (Lüneburg 1631), S. 119, Orgel=Predigt (Arnstadt 1666), S. 44, oder als späteres Beispiel Mattheson, Der Musicalische Patriot (1728), S. 263. Die Formulierung begegnet an prominenter Stelle in Lb PersonSelnecker, Nikolaus (1530–1592) Nikolaus Selneckers Auslegung zu Psalm 33, von wo die deutsche Version entlehnt ist, vgl. Selnecker, Der gantze Psalter (1564), CLXXIX. Vgl. das Zitat in seinem Kontext im Personenartikel Lb PersonSelnecker, Nikolaus (1530–1592) Selneckers. Die Variante praeludium begegnet früher bereits in Elogium Organi Musici (Altenburg 1610), C2r. Fröreissen macht die Vorstellung von der irdischen Musik als Vorwegnahme des nachweltlichen Lebens zum zentralen Thema seiner Predigt. Die deutsche Wendung Vorschmack des ewigen Lebens durchzieht leitmotivisch die gesamte Rede. Bereits in der Vorrede zu dem von ihm herausgegebenen Gesangbuch, hatte er diesen Topos zum Beschluss eingesetzt: Nun mein hertzlicher Wunsch gehet schließlichen dahin/ daß der grosse Gott in aller derjenigen Hertzen/ die dieses Gesangbuchs sich zu ihrer Andacht bedienen werden/ einen wahren süssen und wohlgegründeten Vorschmack des ewigen Lebens erwecken möge. Neue Sammlung Geistlicher und Lieblicher Lieder (1733), ):(5v.
  2. Der Begriff des Phantasten hatte zu Fröreissens Zeit eine klare konfessionelle Konnotation. Man bezeichnete damit Angehörige sektiererischer Bewegungen, etwa der Quacker, vgl. etwa folgenden Lexikoneintrag: Visionarius, Visionaire, wird derjenige genennet, so sich sonderbarer Gesichter und Einbildungen rühmet; gemeiniglich aber wegen seines melancholischen Geblüts im Verstande nicht allzuwol verwahret ist; ein Schwärmer, Phantast oder Quacker. (Gladow, A la Mode-Sprach der Teutschen (1728), S. 784) Auch aus dem musiktheoretischen Schrifttum ist die Verwendung des Begriffs für die (reformierten) Feinde instrumentaler und figuraler Musik belegt, vgl. Mattheson, Der Musicalische Patriot (1728), S. 20. Fröreissen selbst hatte den Begriff in seinem Pamphlet gegen den Lb PersonZinzendorf, Nikolaus Ludwig von (1700–1760) Grafen Zinzendorf verwendet, den er als Phantasten und Ertzbetrüger (Fröreissen, Abschilderung des Mahomets (1747), S. 9) apostrophierte. Die Fehde mit Zinzendorf hatte der Straßburger Pastor 1741 eröffent. Sie beschäftigte ihn in den folgenden Jahren intensiv. Als zentrales Problem der von Zinzendorf vertreteten theologischen Richtung benannte er die Phantasterey, gleichbedeutend mit der Verabsäumung des Gebrauchs der gesunden Vernunfft und derselben Verachtung und einer falschen und leeren Einbildung einer besonderen Geistlichkeit und Unfehlbarkeit, welche verursacht, daß bey einem (Fanatico) Phantasten niemahlen einige Vorstellung, sie mag auch so gründlich seyn, als sie immer will, Platz hat, dann ein Phantast siehet alle Leute, die nicht auch Phantasten sind, vor lauter blinde und fleischlich=gesinnte Menschen an, die nicht würdig sind ihme etwas zu sagen, ja, er hält es vor eine grosse Gottlosigkeit, wann man die Thorheit und den Betrug seiner Phantasterey der Welt vor Augen legt, dahero die Lehrer der Kirchen, wann sie die Phantasten widerlegen, und ihnen den Jrrthum ihres falschen Wahns zeigen, solches mehr thun aus Schuldigkeit und Pflicht, als aus Hoffnung etwas bey dergleichen Leuten auszurichten, dann solche Leute haben verblendete Augen und zerrüttete Sinne, halten von sich selbst alles, und von andern nichts; sind ruhmredig, hoffärtig, störrig, Verräther, Freveler und aufgeblasen, haben den Schein eines gottseligen Wesens, aber seine Krafft verläugnen sie. (Fröreissen, Abschilderung des Mahomets (1747), S. 42f.) Das Thema der Kirchenmusik kommt in dieser Schrift nicht vor. Fröreissen berührt lediglich an einer Stelle die Texte in Zinzendorfs Gesangbuch, vgl. Fröreissen, Abschilderung des Mahomets (1747), S. 32-34.
  3. Fröreissen schreibt dieses Wort durchgehend mit ss. Analog dazu findet man im weiteren Text in verschiedenen Verbindungen die Schreibweise weisse für weise oder reissen für reisen. Die Stellen werden nicht einzeln kommentiert.
  4. Die einzige gelehrte Referenz, die sich Fröreissen erlaubt, bezieht sich auf den spätantiken Philosophen Longinus, der in der frühen Aufklärung vor allem aufgrund seiner Ästhetik des Erhabenen verstärkt rezipiert wurde. Auch hier begegnet dieser Begriff. Dass Fröreissen Longinus als Gewährsmann für die erhabene Macht der göttlichen Schöpfungstat heranzieht, deutet wohl darauf hin, dass der griechische Autor den Predigtzuhörern ein Begriff war. Konkret reflektiert die Predigt eine Aussage, die Longinus über Moses gemacht hatte. Sie lautet in lateinischer Übertragung: Hac item mentis altitudine Judaeorum Legislator, vir minime contemnendus, dignam Deo potentiae ejus crepit imaginem, digneque elocutus est. Nam in ipso statim legum suarum principio: Dixit Deus, inquit. Quid? Fiat Lux: & facta est. Fiat Terra: & facta est. (Longinus, De Sublimitate (1694), S. 61, 63) Die lange christliche Rezeption dieses frühesten Bibelzitats eines heidnischen Autors war sicher auch Fröreissen bekannt, vgl. dazu die ausführliche Kommentierung, Longinus, De Sublimitate (1694), S. 61. Als theologisches Argument begegnet dieser inhaltliche Komplex beispielsweise auch in der mehrfach aufgelegten Schrift Lb PersonOlearius, Gottfried (1672–1715) Gottfried Olearius‘, in der der Leipziger Universitätsprofessor in Entgegnung frühaufklärerischer Positionen die Göttlichkeit Jesu zu beweisen unternahm: Haben doch die heydnischen Redner das Sublime oder die Hoheit der Rede, in der Vortrefflichkeit derer Concepten gesuchet und Dionysius Longinus hat in seinem Buche von der hohen Beredsamkeit ein gantz Capitel hiervon. Die Hoheit und Sublimität der Rede in diesem Stücke aber wird nirgend vollkommener, als in denen Reden Jesu und derer Seinen angetroffen. (Olearius, Jesus, der wahre Meßias (1714), S. 431).
  5. Das Thema der Kirchenverzierung spricht Fröreissen im Folgenden noch mehrmals an, da man außer der Orgel auch das gesamte Kircheninnere aufgefrischt und verschönert hatte. Siehe zu den Renovierungsarbeiten in der Kirche die Einführung zu dieser Edition.
  6. Die Abstützung des Gemeindegesangs gilt hier als zweite wichtige Funktion der Orgel im Gottesdienst. Das gemeinsame Singen im Gottesdienst war hingegen in Fröreissens Gesangbuch noch kein Thema, vgl. die Vorrede zu Neue Sammlung Geistlicher und Lieblicher Lieder (1733). Erst 1737 scheint hier eine Wende stattgefunden zu haben, als auf Verordnung der Kirchenpfleger und des Kirchenkonvents der Stadt ein neues Gesangbuch erschien, dessen Lieder ausdrücklich bey dem öffentlichen Gottes-Dienst derer Evangelischen Kirchen daselbst sollen gesungen werden, vgl. Neues Gesang-Buch (1737).
  7. Eine detaillierte Widerlegung der Musikfeinde wird hier nicht unternommen, ebenso wie unklar bleibt, um welche Widersacher es sich im Einzelnen handelt.
  8. Die im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts beliebte Vorstellung, dass auch die Orgel aufgrund ihrer Tonerzeugung durch Luft einem belebten Wesen gleiche, ist hier nicht mehr aktuell. Vgl. etwa dazu die Predigt von Lc PredigtautorOlearius, Johannes (1611–1684) Johannes Olearius, Das fröliche Hallelujah (Halle 1667), D1v.
  9. Die Stellenangabe ist nicht korrekt. Gemeint ist Kapitel 15, bzw. nach der Zählung der Vulgata Kapitel 16.
  10. Paraphrase der Bibelstelle Ly Bibelstelle1 Chronik 15,16 Vnd Dauid sprach zu den Obersten der Leuiten/ das sie jre brüder zu Senger stellen solten/ mit Seitenspielen/ mit Psalter/ Harffen vnd hellen Cymbaln/ das sie laut süngen vnd mit freuden.
  11. Fröreissen spielt auf die problematische Situation bei der Nachfolge Lb PersonLudwig XIV. (1638–1715) Ludwigs XIV. an, der sowohl seinen Lb PersonLouis de Bourbon (1661–1711) Sohn, als auch seinen Lb PersonLouis de Bourbon, duc de Bourgogne (1682–1712) Enkel überlebt hatte. Solche Schicksalsschläge schienen allgegenwärtig. Zum Zeitpunkt der Predigt hatte der damalige Dauphin, Lb PersonLouis Ferdinand de Bourbon (1729–1765) Louis Ferdinand, in ganz jungem Alter seine erste Ehefrau und älteste Tochter bereits verloren. Seine zweite Ehe hatte noch keine Kinder hervorgebracht. Fröreissen bringt seinen Wunsch zum Ausdruck, dass der erwartete Enkel zur Welt kommen möge.
  12. Der hier gelobte königliche Statthalter Lb PersonKlinglin, François-Joseph de (1686–1753) Joseph Klinglin zeichnete sich durch seine raffinierte Korruption und Ausbeutung der Stadt aus. Im Jahr der Predigt waren seine Machenschaften erstmals aufgedeckt worden. 1752 sollte er verhaftet und 1753 hingerichtet werden, vgl. Besondere Nachrichten von allerhand merckwürdigen Personen (1753); Friese, Neue Vaterländische Geschichte der Stadt Straßburg 4 (1793), S. 65-144.
  13. Es ist bemerkenswert, dass der Straßburger Pfarrer den Friedensschluss, mit dem der Lm Ereignis1740–1748: Österreichischer Erbfolgekrieg Österreichische Erbfolgekrieg beendet wurde, so rühmend hervorhebt. Generell stieß dieses Ereignis in Le Geographicumh Territorium: Frankreich Frankreich nicht auf besondere Zustimmung. Anscheinend wurde dies im Le Geographicumh Territorium: Elsass Elsass anders bewertet.
  14. Zitat der 9. Strophe aus dem Kirchenlied Lw MusikwerkCrüger, Johann: Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut M Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut.

Letzte Änderung dieses Dokuments am 15. November 2021.

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