Icon

Orgelpredigt

Start → Register → Predigten → E000030: Elogium Organi Musici (Altenburg 1610)

a Elogium Organi Musici (Altenburg 1610)

Einführung in die Edition

Historischer Hintergrund

Erasmus Winters Orgelpredigt wurde am 20. Juni 1610 zur Einweihung der neuen Ld OrgelMeuselwitz, Zschugk-Orgel 1610 Orgel in der Le Geographicumg Gebäude: Meuselwitz, St. Martin Kirche zu Le Geographicumf Ort: Meuselwitz Meuselwitz gehalten und erschien noch im selben Jahr im Druck. Es ist die erste bekannte Orgelpredigt, die sich auf die Orgelweihe in einer Patronatskirche bezieht. Anders als etwa die Orgelpredigten, die Lc PredigtautorPolantus, Nicolaus (1559–1612) Nicolaus Polantus in Le Geographicumf Ort: Meißen Meißen oder Lc PredigtautorAnwander, Georg (ca. 1559 – 1622) Georg Anwander in Le Geographicumf Ort: Kaufbeuren Kaufbeuren hielt, zielte die in Meuselwitz entstandene Predigt nicht auf eine konfessionelle Abgrenzung. Hier wurde mit dem Kirchen- und Orgelbau allem Anschein nach kein unverrückbares Zeichen im öffentlichen Raum gesetzt, das den Fortbestand der lutherischen Glaubensausübung symbolisierte. Es ging viel grundsätzlicher darum, in einem strukturell noch kaum entwickelten Ort überhaupt Gottesdienste in einer gültigen Form zu etablieren.

Die heutige Kleinstadt Meuselwitz im Landkreis Altenburger Land (Thüringen) geht auf eine lange Zeit rein dörfliche, sorbische Siedlung zurück. Etwa zweihundert Jahre lang war der Ort im Lehensbesitz eines Zweiges der bekannten sächsischen Familie von Bünau, die hier ein Rittergut errichtete und Einkünfte aus Landwirtschaft, Fischerei und Jagd bezog.[1] 1578 erwarb es der Leipziger Kaufmann und Unternehmer Lb PersonCramer von Clausbruch, Heinrich (1515–1599) Heinrich Cramer, eine der reichsten Personen im Sachsen der damaligen Zeit, der 1571 in den Adelsstand erhoben worden war und von da an den Zusatz von Clausbruch in seinem Namen trug. Er unterhielt einen international ausgerichteten Großhandel, der sowohl den hanseatischen mit dem oberdeutschen Wirtschaftsraum verband, als auch weit nach Osteuropa ausstrahlte.[2] Außerdem betrieb er Bergwerke im Le Geographicumj Gebirge: Harz Harz und handelte mit verschiedenen Arten von Metallen sowie mit Luxusgütern wie Pelzen und Kleinodien.[3] Nachdem er 1567 seinen ursprünglichen Firmensitz Le Geographicumf Ort: Arras Arras aus konfessionspolitischen Gründen verlassen und sich in Le Geographicumf Ort: Leipzig Leipzig niedergelassen hatte, zählte er zu den einflussreichsten Handelsleuten in der sächsischen Stadt. Sein weitgespanntes Wirken trug nicht unwesentlich zur Formierung des neuen Handelsstandorts bei.[4]

Nach dem Erlöschen der Familie von Clausbruch sollte Meuselwitz 1676 in den Besitz der Familie von Seckendorff übergehen, deren Wirken sich weitaus stärker in der lokalen Geschichtsschreibung niedergeschlagen hat. Auch die erhaltenen architektonischen Denkmäler entstanden vornehmlich unter ihrer Schirmherrschaft.[5]

Der erste Impuls für die Entwicklung des Ortes, seine bauliche Erweiterung und Urbanisierung, war jedoch von der Familie von Clausbruch ausgegangen, wovon die vorliegende Orgelpredigt zeugt. Im Vorwort rühmt der Autor die Verdienste des Heinrich Cramer von Claubruch, der die Gemeine allhier mit vielen Gebäuden/ vnd anrichtung des Niederlendischen wahren handels […] gestercket.[6] Wie Manfred Unger gezeigt hat, hatte Cramer von Clausbruch beim Ankauf des Rittergutes Meuselwitz sowie des benachbarten Gutes Schnauderhainichen von Anfang an das Ziel einer Manufakturansiedlung verfolgt und alle erforderlichen Maßnahmen bis hin zur Einrichtung dreier Jahrmärkte dafür getroffen.[7] Im Zentrum der Innovationen stand die Textilherstellung, die man in der Region zuvor nicht gekannt hatte. Genutzt wurde dabei die Wollproduktion der eigenen Schafherden. Aber auch Leinen wurde hergestellt.[8] Heinrich Cornelius Hecker schildert die Implementierung der neuen Betriebe folgendermaßen:

Heinrich von Clauspruch, sonst Cramer genannt, ein ansehnlicher Kauf= und Handelsmann in Leipzig hat Meuselwitz A. 1578 vermuthlich deßwegen gekauft, weil er allhier schon die Freyheit vor sich fand, allerhand Gewerbe, Handwerke und Handthierung aufzurichten, und zu treiben, worüber er A. 1592. d. 12. Junii neue Confirmation erhielt.[9]

Die Produktion muss sich demnach so gut entwickelt haben, dass Clausbruch sich bereits nach einem guten Jahrzehnt von Herzog Lb PersonFriedrich Wilhelm I. von Sachsen-Weimar (1562–1602) Friedrich Wilhelm I. von Sachsen-Weimar die Innungsartikel für Tuchmacher, Leinweber, Fleischhauer, Becker, Schmiede, Schuster und Gerber[10] bestätigen ließ. Die Zunftordnungen regelten im Detail Löhne und Arbeitsbedingungen und schufen den Rahmen einer wirtschaftlichen und sozialen Absicherung für die Berufstätigen in Meuselwitz.[11] Nach dem Tod Heinrichs von Clausbruch im Jahre 1599 setzte sein ältester, gleichnamiger Lb PersonCramer von Clausbruch, Heinrich (1575–1615) Sohn dessen Werk fort.[12]

Selbst nach den katastrophalen Zerstörungen im Verlauf des 30-jährigen Krieges blieben Reste dieser Produktion erhalten. Über das Jahr 1655 vermerkt der Chronikschreiber des Ortes: Beyläufig bemerke ich daraus, daß sie noch damahls allerhand niederländische, seidene, härne und wöllene Wahren, und insonderheit unter andern den vormals bekannten Tripp nach Hamburgischer Art, Bubensammt u. d. verfertiget.[13] Insgesamt legte so die Familie Cramer von Clausbruch den Grundstein zu dem hernach so reichlich gesegneten Anwachse der Woll= und Zeugarbeit und dessen Handels in hiesiger ganzen Gegend.[14]

Durch die Ansiedlung der Manufakturarbeiter wuchs die Bevölkerung deutlich an[15] und es wurde notwendig, mehr Wohnraum zu schaffen. Die landwirtschaftlich geprägte Siedlung mit ihren maximal 50 Häusern änderte ihr Erscheinungsbild:

Die beyden Herren Heinr. von Clauspruch haben dazu etwan 100. Häuser bauen lassen. A. 1604. sind schon 121. Häuser in Meuselwitz, 40. in Schnauderhainichen, 22. in Mumßdorf, 51. Hausgenossen, und 14. Wirkergesellen hier gewesen, die zum neuen Kirchenbau beygetragen. A. 1611. in der grossen Pest, waren in Meuselwitz 55. Gemein= und 98. andere Häuser, zusammen 153. A. 1639. sind über 150. Häuser abgebrannt.[16]

Zu den Baumaßnahmen zählte auch die Errichtung einer neuen Kirche. Sie ersetzte ein älteres Gebäude – in Meuselwitz ist seit 1278 eine dem Heiligen Martin geweihte Kirche bezeugt[17] – durch einen größeren, die angewachsene Gemeinde fassenden Kirchenraum. Über den Vorgängerbau ist wenig mehr bekannt, als dass er zu Beginn der Dienstzeit von Erasmus Winter recht baufällig gewesen sein muss. 1586 versuchte man ihn durch einen neuen Turm zu erweitern.[18] In der Vorrede zu seinem Orgelpredigtdruck erinnert Erasmus Winter daran, dass bereits der alte Patron des Ortes sich mit dem Gedanken einer Kirchenstiftung getragen hatte:

Den ob wol E. E. geliebter Herr Vater sehliger/ […] Auch zu förderst vnd vor allen dingen/ die Kirche allhier/ (weil sie für die alte vnd newe Gemeine vnd eingepfarten viel zuklein) zuerweitern in willens gewesen/ so hat doch solchs wegen seines tödlichen abgangs/ wider sein verhoffen/ verbleiben müssen.[19]

In Angriff genommen wurde der Bau dann von Heinrich Cramer von Clausbruch dem Jüngeren. Lb PersonHecker, Heinrich Cornelius (1699–1743) Heinrich Cornelius Hecker zufolge wurde die alte Kirche 1604 abgerissen, der Neubau zog sich mühsam und langsam[20] dahin. 1607 kamen die Arbeiten zum Abschluss. Die Baukosten beziffert Winter mit über 2000 Gulden.[21]

Drei Jahre später gab man auch eine Orgel für die neue Kirche in Auftrag. Baumeister war der Orgelbauer Lb PersonZschugk, Joachim (ca. 1580 – ca. 1640) Joachim Zschugk aus Le Geographicumf Ort: Arras Plauen, der bald darauf Instrumente für Kirchen in Le Geographicumf Ort: Naumburg (Saale) Naumburg und Le Geographicumf Ort: Zwickau Zwickau schaffen sollte. Für die Meuselwitzer Orgel stellte Heinrich von Clausbruch 200 Gulden zur Verfügung. In der Leichenpredigt wurde sein Einsatz für Kirchen- und Orgelbau als besonders rühmenswert unter seinen verschiedenen anderen sozialen Verdiensten hervorgehoben:

Weil auch der selige Herr wol erwogen/ was Prov. 19. gesaget wird: Wer sich des Armen erbarmet/ der leihet dem Herrn/ der wird jm wider guts vergelten: So hat Er insonderheit der Liberalität vnd Gutthätigkeit sich befliessen/ gegen Kirchen vnd Schulen/ vnd arme Leute. Jhm haben wirs nechst Gott zu dancken/ daß vnsere Kirche also gebawet ist/ denn er grosse Mühe auffgewendet/ vnd insonderheit diese Orgel auff seine eigene vnkosten setzen lassen/ auch ein ehrliches vnd ansehliges legiret/ davon das Kirchen=Gebew vnd Wesen im Stande erhalten/ vnnd armen/ gebrechlichen/ wanwitzigen Leuten jährlichen/ zu jhrer Vnterhaltung etwas mitgetheilet werden möchte/ welches sich vber 1200. fl. erstrecket/ ohne das/ was er auff Stipendiaten gewendet/ daß sie auff den Vniversiteten zu Leipzig vnd Wittenberg jhre studia continuiren, Kirchen vnd Schulen nützlichen werden solten.[22]

Genaueres über den Bauvorgang und die Beschaffenheit des Instruments ist leider nicht bekannt. Auch vom amtierenden Organisten kennen wir lediglich den Namen: Er hieß Lb PersonKind, Christoph (fl. 1610) Christoph Kind und war im Hauptberuf Gerichtsverwalter und Notar.[23]

Sowohl die Orgel als auch die Meuselwitzer Kirche sind im Dreißigjährigen Krieg zerstört worden. Folgendes berichtet Hecker über die Vorgänge:

A. 1639. d. 25. Ianuar. nahmen Schwedische Völcker allhier ein Nacht=Quartier, durch deren Verwahrlosung mit dem gantzen Flecken auch die Kirche wieder vom Feuer verzehret ward. Bey solchen Zustande der ohnedem von Pest, Krieg und Feuers=Brünsten entkräffteten Gemeine, und damahligen verdrießlichen Trennungen der Lehns= und Gerichts=Herrschafften konnte es nicht anders, als sehr langsam, mit Erbauung einer neuen Kirche zugehen. Nachdem man sich lange unter dem Gemäuer mit einem Stroh=Dache beholffen, hat man kaum 1641 zu bauen angefangen; 1660 ist erst ein Thurm errichtet, und sind Glocken geschafft; a. 1671. ist auch endlich zur Orgel Anstalt gemacht, (weil George Mengel in Schnauderhainchen 100. fl. dazu legiret) und a. 1673 wieder ein Organist gesetzet worden. Aber dieß gantze fand des wolseeligen Herrn Veit Ludwig von Seckendorff Excellence bey Erkauffung des Guts a. 1677. schon so schlecht, daß Sie vor allen Dingen eine solche Aenderung gnädig besorgten, die einem völligen neuen Bau zu vergleichen.[24]

Die von den Seckendorffs 1679–1680 erbaute neue Kirche, die für eine der schönsten im gantzen Lande gehalten[25] wurde, wurde jedoch bereits 1686 ebenfalls Opfer einer Feuersbrunst. Man ersetzte sie umgehend durch einen Nachfolgebau, der am 31. Oktober 1687 eingeweiht wurde.[26]

Die Orgelpredigt

Erasmus Winters Verbindung zu Meuselwitz gründete sich auf eine enge persönliche Beziehung zur Familie von Clausbruch. Diese datiert vermutlich noch aus seiner Studienzeit in Leipzig, wohin der Kaufmann den Hauptsitz seines Unternehmens verlegt hatte.[27] 1576 stellte er den jungen Pfarrer, der wie er ursprünglich aus Le Geographicumh Territorium: Böhmen Böhmen stammte, als Hauslehrer seiner Kinder ein. Nach dem Erwerb des Ritterguts Meuselwitz übertrug er ihm 1579 die dortige Pfarrersstelle, der Winter bis zu seinem Tod während der Pestepidemie im Jahre 1611 treu bleiben sollte.

In Meuselwitz entfaltete Winter seine schriftstellerische Tätigkeit als Theologe. Schon bald nach seinem Dienstantritt nahm sich der Pfarrer die jährliche Kirchweihfeier zum Anlass, um sich einerseits mit der Frage der Einweihung von Kirchen und anderen sakralen Gegenständen aus lutherischer Sicht zu beschäftigen und andererseits für die Eindämmung exzessiver weltlicher Festivitäten rund um die traditionelle Kirmes einzutreten. Im Hintergrund dieser Bemühungen mögen die sozialen Spannungen gestanden haben, die den kleinen Ort in seiner Umbruchsphase trafen. Die fremden Einwohner – zum Teil Exulanten und Facharbeiter aus den fernen Niederlanden –, die Umstellung der Ortsansässigen auf neue Arbeitsstrukturen und Verdienstmöglichkeiten, die Umwandlung einer agrarischen Gemeinschaft in einen in große Wirtschaftskreisläufe eingebundenen Marktflecken – all das wirkte sich zweifellos verunsichernd aus.[28] Die Reihe der im Laufe der Jahre entstandenen Kirchweihpredigten hat Winter in mehreren Anläufen veröffentlicht. Dauerhaften Erfolg erzielte der Meuselwitzer Pfarrer dann mit seiner Schrift LVD17 39:157287X Thesaurus Consolationum, die nach seinem Tod mindestens vier weitere Auflagen erlebte.

Die Orgelpredigt stellt Winters letztes bekanntes Werk dar. Die Vorrede datierte der Autor mit dem 24. Juni 1610. Sie entstand also vier Tage nach gehaltener Orgeleinweihung. Dieser Umstand legt nahe, dass der Text für den Druck nur geringfügig überarbeitet wurde und einen Zustand spiegelt, der der mündlich vorgetragenen Predigt recht nahe kommt. In der Tat erscheint die Predigt verglichen mit anderen Beispielen dieser Gattung als schlicht und wenig gelehrt. Winter rekurrierte in den erörternden Teilen in unterschiedlichem Umfang auf bestehende Texte, aus denen er große Blöcke seiner Darstellung generieren konnte. So nutzte er für seine Darstellung der jüdischen Zeremonien eine lange Passage aus seiner eigenen 1592 publizierten Predigt von der Weltlichen Obrigkeit.[29]

Auch in der zehnten Predigt seiner Kirchweihpredigt-Sammlung von 1599 findet sich eine Themenkonstellation vorgeformt, auf die Winter erneut zurückgreifen konnte.[30] Er hatte hier den Aspekt der Melancholie und ihrer Heilung durch die Wirkung der Musik berührt und dazu auf einer Seite drei Exempla verwendet, die alle auch in der Orgelpredigt wiederkehren:

  1. das Beispiel des Philosophen Lb PersonKleinias von Tarent Kleinias von Tarent (in der Orgelpredigt inhaltlich gleich, jedoch etwas anders formuliert und in den größeren Kontext antiker Musiktheorie eingebettet)
  2. das Beispiel Lb PersonSaul (fl. 1000 v. Chr.) Sauls, der sich von Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David mit der Harfe trösten lässt (in der Orgelpredigt nur kurz gestreift)
  3. ein Zitat aus Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Luthers Brief vom 7. Oktober 1534 an den Freiberger Organisten Lb PersonWeller, Matthias (1507–1563) Matthias Weller, wiedergegeben von der Stelle Kein lieblicher angenemer Opffer bis biß er euch vbermanne (in der Orgelpredigt längerer Ausschnitt)

In der Orgelpredigt arrangierte und erweiterte Winter dieses ihm vertraute Material auf neue Weise. So ist der Lutherbrief um einiges ausführlicher zitiert als in der Predigt von 1599. Außerdem ergänzte Winter ihn um eine weitere zentrale Briefstelle, in der der Reformator sein Musikverständnis ausgebreitet hatte: den Brief, den Martin Luther am 1. Oktober 1530 an den Komponisten Lb PersonSenfl, Ludwig (1486 – 1542/1543) Ludwig Senfl nach Le Geographicumf Ort: München München geschickt hatte. Auf diese Weise boten sich den Rezipienten prägnante Einblicke in die Gedankenwelt Martin Luthers, dessen Ansichten über Musik ihnen vermutlich nicht bekannt waren.

Winter ist unter den Orgelpredigtautoren der erste, der sich eingehender mit der Frage befasste, welches Verhältnis Luther zur Musik besaß. Einzig Lc PredigtautorLang, Johannes (1552–1609) Johannes Lang zitiert in seiner Predigt aus der Vorrede zum Lr QuellenLuther, Babstsches Gesangbuch (1545) M Bapstschen Gesangbuch. 1615 sollte dann Lc PredigtautorFrick, Christoph (1577–1640) Christoph Frick auf mehrere solcher Quellentexte verweisen, darunter ebenfalls knappe Auszüge aus Luthers Brief an Matthias Weller. Im Unterschied zu diesen beiden Theologen greift Winter jedoch gleich zweimal auf Lutherbriefe zurück, zitiert ausführlich daraus und präsentiert sie als Texte von eigenem Gewicht, die nicht nur kurz als Beweismittel für bestimmte theologische Ausführungen gestreift werden.

Den Anstoß, sich mit Quellen zu Luthers Biographie zu befassen und diesen einen so selbstständigen Platz zuzuweisen, mag Winter in Le Geographicumf Ort: Sankt Joachimsthal Sankt Joachimsthal erhalten haben. In seinem Geburtsort war Winter Schüler des dortigen Gymnasiums gewesen, das unter seinem damaligen Rektor, dem Theologen Lb PersonMathesius, Johannes (1504–1565) Johannes Mathesius, einen hervorragenden Ruf genoss. Auf diese geographische Herkunft, die ihm offenbar wichtig war, machte Winter regelmäßig durch den Ortszusatz in seinem Namen aufmerksam. In der Orgelpredigt erscheint gewissermaßen als Signal für diese geistige Heimat als einziges Kirchenliedzitat eine Strophe aus einem Gedicht Mathesius’. In Winters Schulzeit fiel die Publikation von Mathesius’ Lr QuellenMathesius, Historien (1576) M Historien / Von des Ehrwirdigen in Gott Seligen thewren Manns Gottes / Doctoris Martini Luthers / anfang / lehr / leben vnd sterben, einer Predigtsammlung, die als fortlaufende Biographie des Reformators gestaltet war. Mathesius, der nicht nur mit Luther, sondern auch mit Senfl persönlich bekannt gewesen war, gilt als erster Biograph Luthers mit einer weitreichenden Wirkung.[31]

Bemerkenswert ist auch, dass Winter das ihm bereits vertraute Kleinias-Exemplum in eine regelrechte kleine Abhandlung zu Lb PersonAristoteles (384 – 322 v. Chr.) Aristoteles einbaute, die in drei Punkten Grundzüge von dessen Musikanschauung vermittelt. Streift beispielsweise Frick den griechischen Philosophen nur mit einem einzigen Satz,[32] schildert Winter vier Effekte der Musik: den Effekt der Erholung, die Musik als Mittel gegen Melancholie, als Besänftigerin jäher Affekte und als Hilfe für das Memorieren von Texten und (Glaubens-)lehren. Die einzelnen Aspekte werden überdies durch separate Exempla beleuchtet und erklärt. Intensiver als andere Orgelpredigtautoren beschäftigt er sich so mit einzelnen Beispielen, verwendet ausführlichere, einprägsame Quellentexte, anstatt seine Argumentation mit einer Überfülle an Bibelstellen oder historischen Einzelbeispielen zu überfrachten.

Begründung der Kirchenmusik in Meuselwitz

Einen ungewöhnlichen Akzent setzte Winter bei der Wahl seiner Bibelstelle. Während die meisten Orgelpredigten in seinem zeitlichen Umfeld den Ly BibelstellePsalmen 150 150. Psalm zum Thema haben und damit die Rechtfertigung eines reichen Instrumentariums im lutherischen Gottesdienst in den Vordergrund rücken, bezieht sich Winter auf die Darstellung des Tempeldienstes unter Lb PersonHiskija (ca. 750 – 696 v. Chr.) Hiskija. Die Stelle gibt ihm Anlass, über die musikalische Praxis im Alten Testament zu berichten, ja er lässt sich sogar auf eine kurze instrumentenkundliche Digression ein, in der er seiner Gemeinde von Cythara, Nablum und Cymbalum erzählt, die unter Hiskias in Gebrauch waren.[33] Auch wenn der Autor so gut wie keine weiteren Erläuterungen zur Art der angeführten Instrumente gibt, kündigt sich hier doch ein neu erwachtes Interesse an der musikalischen Frühgeschichte an, wie es bald darauf Lb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Michael Praetorius zu seiner umfassenden Abhandlung über Musik und Musikinstrumente im Alten Testament inspirieren sollte.

Von zentraler Bedeutung für Winter dürfte jedoch der Aspekt der finanziellen Beteiligung der gesamten Gemeinde an der Ausgestaltung des Gottesdienstes gewesen sein. Dieses ebenfalls aus der Bibelstelle ableitbare Thema dient als Gegenstand des dritten Predigtabschnitts von der spontanen Kontribution zur Förderung des Gottesdienstes (de spontanea contributione ad cultum divinum promovendum). Gestützt auf einige Stellen aus dem Alten Testament erörtert der Autor in seiner applicatio, wie die Kirchenmusik in Meuselwitz finanziert werden könne. Für eine Predigt wird er hier ungewöhnlich konkret. Er nennt nicht nur die Summe der Baukosten für Kirche und Orgel und dankt Stiftern und Gemeinde für ihre Spendenwilligkeit. Wir erfahren auch, in welcher Weise man in Zukunft für die Aufrechterhaltung der Kirchenmusik sorgen wollte:

jedoch damit jr auch ferner ein incidamentum vnd anreitzung haben möchtet/ auch an diesen Gottlob verfertigen Orgelwerck/ nit allein einen Christlichen gefallen zuhaben/ sondern auch zu beförderung vnd erhaltung desselben so wol auch der künfftigen Figural Musica (dazu jhr vorgangens Sontags gleichmessiger gestalt ermahnet worden seyd) euch desto williger zuerzeigen: Als soll E. L. wissen/ das der Ehrnveste Herr Heinrich von Clausbruch/ jetziger zeit Erb vnd Lehenherr alhier/ diese Orgel/ nicht allein wolmeinend/ auff vorgehende berathschlagung angeordnet/ sondern zu verfertigung derselben/ von seinen 200. fl. (anderer vnkosten zugeschweigen) gegeben vnd auffgewendet. Zu dem/ weil nun mehr von nöthen/ das man zu diesem Werck/ einen verstendigen kunstreichen bestalten Organisten habe/ vnd demselben gleich wol auch ein deputat besoldung/ vnd zimlich einkommen mus verordnet werden/ als hat ermelter Herr der von Clausbruch/ vber die vbrigen/ noch 200. fl. zur Kirchen bescheiden/ die järlich mit 12. fl. sollen verzinset/ vnd solch Geldt zu des Organisten lohn soll geschlagen werden.[34]

Das Jahresgehalt des Organisten sollte demnach aus den Zinsen einer Stiftung des Patronatsherren fließen. Es betrug 12 fl. Für eine Figuralmusik hatte man gleichfalls gesorgt:

Vber das/ weils gar vbel stehen würde wenn man bey einem solchen Wercklein/ nicht auch eine Figural Musicam hette: (wiewol der anfang vor diesen gemacht gewesen vnnd von den Meisten theil/ des groben Pöfele/ weil es heist Ignoti nulla cupido, wo nicht gar verspottet/ doch in Wind geschlagen worden) So wil die viel Ehrentugentsame Fraw Mutter/ Margarethae von Clausbruch/ Wittwe/ etc. zu Leipzig jhres theils zweyhundert Gülden/ JInmassen die Erbare vnd Ehrentugentsame Fraw Christina des Ehrenvhesten Herrn Heinrichen von Clausbruch Eheliche Haußfraw auch 150 Gülden der Kirchen vermachen die järlich mit 6. pro cento sollen verzinset werden/ da der järlichen zinsen dannen/ als 21. Gulden der Musica zum besten sollen angewendet werden/ also daß der Schulmeister/ vor seine mühe die er in institutione der Knaben/ disfals auffwenden mus 9. Gülden empfangen/ vor die vbrigen 12. Gülden aber soll Tuch gekaufft/ vnd den Knaben die sich zur Musica vnd singkunst anweisen vnd gebrauchen lassen/ järlich im Herbst gegen dem Winter/ zu Kleydung ausgetheilet werden.[35]

Der Zinsertrag aus der Stiftung von Lb PersonCramer von Clausbruch, Margaretha (vor 1575 – nach 1615) Mutter und Lb PersonCramer von Clausbruch, Christina (1576–1639) Ehefrau des Patronatsherrn war als Lohn für den Gesangsunterricht vorgesehen, den der Meuselwitzer Lehrer einer Gruppe von Chorknaben erteilen sollte. Die betroffenen Schüler sollten überdies jeden Herbst neu eingekleidet werden. Bedenkt man die Dimensionen des Clausbruchschen Handelsimperiums, dessen finanzielle Bilanz Gerhard Fischer 1929 in seiner wirtschaftshistorischen Dissertation genauestens analysiert hat,[36] machen die für die Kirchenmusik aufgebrachten Summen einen verschwindend geringen Anteil aus. Zweifellos agierte hier eine Familie als Stifter, die über beste Erfahrungen in der Geldanlage verfügte und im Stande war, eine sichere Basis für die Einrichtung einer dauerhaften kirchenmusikalischen Praxis zu legen. Auf diese Weise schuf sich die erst in zweiter Generation geadelte Familie von Clausbruch, die in Leipzig einen fürstlichen Lebensstil pflegte,[37] auf dem Landgut Meuselwitz allmählich ihr eigenes höfisches Umfeld. Hält Manfred Unger schon die umfangreiche Sammlung an Kupferstichen, Holzschnitten, Familienbildnissen und Porträts, die im Nachlassverzeichnis detailliert aufgelistet sind, für bemerkenswert,[38] so zeigt die Orgelpredigt, dass die feudal gewordene Kaufherrenfamilie nicht weniger Wert auf die Musikpflege legte. Auch der Umstand der Drucklegung der Winterschen Einweihungspredigt zeugt von dem hohen Stellenwert, den die Clausbruchs ihrem Engagement für die Kirchenmusik beimaßen.

In dem einstigen Dorf, das gerade erst in eine prosperierende Manufaktursiedlung umgewandelt worden war, mussten die Voraussetzungen für ein funktionierendes Musikleben zunächst einmal geschaffen werden. Aus Heinrich Meyers lokalhistorischer Studie über Meuselwitz lässt sich ersehen, dass der Kirchenbau von einer Aufbesserung des Schulwesens flankiert wurde. Die schon seit langem baufällige, von einem wenig qualifizierten Lehrer unterhaltene Schule wurde 1614 durch einen Neubau ersetzt. Der neu eingesetzte Schulmeister, der den Unterricht für die Kinder aus Meuselwitz und einigen umgebenden Dörfern ganz allein zu erteilen hatte, war auch verpflichtet, den Gesang zu leiten, die Glocke zu betätigen und einen Geiger zu stellen.[39] Den für die Figuralmusik im Gottesdienst angestrebten Rahmen muss man sich also recht bescheiden denken, es gab weder einen professionellen Kantor, noch einen hauptberuflichen Organisten.

Verschiedene widrige Umstände dürften die Bildungs- und Baumaßnahmen der Clausbruchs indessen von Anfang an so stark behindert haben, dass die in der Predigt skizzierte Perspektive für die Kirchenmusik wohl nie über einen Projektzustand hinausgekommen ist. Hemmend wirkten der durch eine internationale Absatz- und Kreditkrise hervorgerufene, schleichende wirtschaftliche Niedergang des Handelsimperiums, der mit dem Verkauf der Montankomplexe im Harz 1609 begann,[40] der Einbruch der Pest im Jahr 1611, der unerwartet frühe Tod des Heinrich von Clausbruch 1615, der weitere Erbteilungen nach sich zog, und schließlich der Kriegsausbruch 1618, der auf Jahrzehnte hinweg zu Stagnation und Zerstörung führte. An das Gründungswerk der Clausbruchs konnte erst im letzten Jahrhundertdrittel wieder angeknüpft werden: 1672 erhielt die Kirchen in Meuselwitz einen eigenen Organisten, 1692 stellte man an der Schule einen Kantor ein.[41]

Diese auch 1610 schon zum Teil spürbaren Erschütterungen mögen Erasmus Winter zu seinen abschließenden Worten und Überlegungen veranlasst haben. Als Diener Gottes machte er seine Zuhörer darauf aufmerksam, dass die Bürde der Kirchenmusik nicht ausschließlich auf den Schultern der Patronatsherren zu lasten habe. Sei es, dass die zur Verfügung gestellten Summen das Maximum dessen darstellten, was die Clausbruchs für den Organisten und die Sängerknaben erübrigen konnten, sei es, dass es dem Pfarrer aus Gründen christlichen Gemeinsinns ein Anliegen war, die gesamte Gemeinde in die Aufrechterhaltung der Kirchenmusik einzubeziehen, Winter beendete seine Predigt unter Berufung auf die Verhältnisse im Alten Testament mit folgender Aufforderung:

Weil aber ein Organist/ schwerlich sich auff 12. Gülden bestellen lassen würde/ vnd von nöthen das jm was mehres gemacht werde/ als stehe ich in guter hoffnung/ jhr Eingepfarten werdet euch der billigkeit selbst bescheiden/ vnd in der nechsten zusammen kunfft/ es geschehe nun in der Kirchenrechnung/ oder Gemeinrechnung/ oder sonsten/ ein jeder nach seinen Gütern vnd vermögen sich also erkleren/ daß man ewren guten willen/ Gottesfurcht vnd danckbarkeit in Werck spüren vnd befinden könne/ wie es den keinen/ wie arm er auch ist/ in seiner Haußhaltung vnd Nahrung/ den geringsten schaden vnd abbruch thun kann/ weil mancher doch auff einen Abendt/ mehr vnnütz verthut/ oder einen elenden Fidler vnd Sackpfeiffer/ mehr giebt vnd aufflegt als er hierauff ein gantzes Jahr wenden darff. Solchs wird der Allmechtige Gott/ Vergelter aller wolthaten/ weils zumal zu seinen Göttlichen Ehren gereichet/ einen jeden hinwiderumb mit glück vnd segen/ reichlich erstatten vnd bezahlen.[42]

Die Predigt mündet mithin in ihren letzten Sätzen unmittelbar vor dem kurzen Schlusssegen in einen Spendenaufruf an die Gemeinde. Dieses finanzielle Engagement der Gläubigen ist sicher nicht ausschließlich pragmatisch zu verstehen. Zu bedenken ist, dass Winter seit seinem Amtsantritt in Meuselwitz regelmäßig eine Kirchweihpredigt gehalten hatte, mit der er über Jahre hinweg den Boden für eine nicht nur bauliche, sondern auch geistliche Wiederbegründung der Kirche – auch der symbolischen inneren Kirche eines jeden Menschen[43] – bereitet hatte. In der ersten, wohl auf 1579 oder 1580 zu datierenden Predigt entlud sich Winters Enttäuschung über das Desinteresse seiner Zeitgenossen am Erhalt des Kirchengebäudes in einem Stoßseufzer:

Aber lieber Gott/ wie es jetzt gehet/ das sihet man wol. Solten wir Kirchen bawen? Ja wol/ wollen wir doch nicht gerne die bawfelligen Dächer flicken/ vnnd wenns an vns gelegen were/ so liessen wir sie gar zu drümmern gehen. Nicht die geringste Anlag zum nothwendigsten Baw/ deß man ja nicht vberhoben sein kan/ kan man mit willen einbringen. Wir thun nicht alleine nichts mehr bey den Kirchen/ sondern spotten derer auffs schendlichste/ vnd reden jhnen vbels nach/ welche sie anrichten wollen helffen. Viel ehe geben wir alle Rath vnd That/ wenn etwan ein Schießhauß/ Kretzschmar[44]/ Schencke/ oder dergleichen vnnütz ding/ darinnen Gott auffs ergeste geschendet wird/ gebawet werden solte/ als wenn wir zum Gotteshauß helffen/ vnd dasselbige inn bawlichem Wesen erhalten sollen.[45]

In der dritten Kirchweihpredigt schilderte Winter die Einweihung des prachtvollen Salomonischen Tempels mit den überreichen Opfergaben. Erneut appellierte er an die Spendenbereitschaft der Gemeinde:

Drumb sol Obrigkeit Ochsen opfern/ das ist/ allermeist vnnd aller dinge die Kirche mit frommen/ geschickten/ tüchtigen/ auffrichtigen/ gelehrten/ vnstrefflichen Predigern/ Seelsorgern vnd Lehrern vorsehen vnd bestellen. So sollen auch die Schäfflein/ das ist Gottselige gleubige Christen/ zu erhaltung deß Kirchenampts willig vnnd gerne geben/ wie wir an den Jüden ein mercklich Exempel haben/ die zum Baw des Tempels von gantzem Hertzen freywillig gaben […].[46]

Als Druckmittel scheute er sich nicht, auf die alten Katholiken zu verweisen, die Winter zufolge ungeachtet ihres falschen Glaubens bereitwillig ihre Arbeitskraft für den Kirchenbau zur Verfügung gestellt hatten:

Ja vnsere Vorfahren im Bapsthumb haben nicht gewust/ wie sie sich frölich vnd danckbar genugsam erzeigen sollen/ wenn jhnen von der hohen Obrigkeit in jhrer Gemein eine eigene Kirche zu erbawen erlaubet worden ist/ da haben sie (wie im alten Testament) sich keiner Vnkost tawren/ keine Mühe/ Wege vnd Fuhren vervielen lassen/ vnd wie vnsern eins theils noch wissend/ bey Nacht vnnd Nebel Stein/ Sand/ Kalck vnd andere zugehörung vmbsonst zugeführet […].[47]

Die Zeitgenossen aber

seind zu nichts vnwilliger/ als wenn wir zu erhaltung der nothwendigen Gebewde der Kirchen/ welchs doch nur zu wunder seltzamen Zeiten geschicht/ etwas geben sollen. Es wird vns schwerer jetzt ein Dach in Flickwerck zu erhalten/ als den Alten/ vnsern Vorfahren/ von grund new auffzubawen.[48]

Wie ein roter Faden zieht sich das Thema des Kirchenbaus durch Winters Amtstätigkeit in Meuselwitz. Die Orgelpredigt bringt nicht nur die homiletische Verarbeitung dieser Thematik zu einem Schlusspunkt. Sie markiert auch die praktische Umsetzung und Vollendung der herbeigesehnten Baumaßnahmen bis hin zur Einrichtung einer würdigen protestantischen Kirchenmusik. Der Text führt so vor Augen, wie vielfältig die Bemühungen eines Pfarrers im ländlichen Entwicklungsraum waren, wenn es darum ging, die evangelische Reform in allen Bereichen des Alltags und des kirchlichen Lebens tatsächlich zu verankern und einen Grundstein für eine lebendige Tradition zu legen.

Wirkung

Von Erasmus Winters Orgelpredigt hat sich nur einziges Exemplar erhalten, das heute in der Universitätsbibliothek Leipzig aufbewahrt wird. Der Druck ist Teil eines größeren Predigtkonvoluts, das aus dem Bestand der Bibliothek der Le Geographicumg Gebäude: Leipzig, Nikolaikirche Nikolai-Kirche in den Besitz der Universitätsbibliothek überging. In der Nikolai-Kirche diente der Band als homiletische Beispielsammlung für die amtierenden Pfarrer. Ein sorgfältig angelegtes Inhaltsverzeichnis erleichterte die Nutzbarkeit. Inhaltlich umfasst das Konvolut vierzehn Kasualpredigten aus den Jahren 1610 bis 1616, die mit wenigen Ausnahmen (Nr. 7) aus sächsischen Druckereien stammen. Der thematische Radius reicht von Naturkatastrophen – Bußpredigten über die Sintflut ebenso wie über aktuelle Unwetter und Feuersbrünste – bis zu Predigten, die zu diversen öffentlichen, politischen oder dynastischen Anlässen gehalten wurden. Winters Orgelpredigt ist gemeinsam mit den zwei Einweihungspredigten für Altar und Taufstein von Lb PersonRosinus, Michael (ca. 1573 – 1626) Michael Rosinus in die letztgenannte Gruppe eingeordnet. Ähnlich wie bei den Predigtbänden aus den Anfangsjahren des 17. Jahrhunderts, in denen die Orgelpredigten von Lc PredigtautorLang, Johannes (1552–1609) Johannes Lang oder Lc PredigtautorPolantus, Nicolaus (1559–1612) Nicolaus Polantus überliefert sind, zeigt sich hier, dass der Gattungsbereich der Einweihungspredigt sich noch nicht so weit verselbstständigt hatte, dass er als eigene Spezies aufgefasst werden konnte.

Aufgrund des sehr ähnlichen Einbands (helles, gepflegtes Pergament) und der Nachbarsignaturen ist es denkbar, dass der Band ebenso wie das Leipziger Konvolut, das ein Exemplar von Nicolaus Polantus’ La OrgelpredigtMusica instrumentalis (Meißen 1605) M Orgelpredigt überliefert und dessen Provenienz gesichert ist, ursprünglich aus der Privatbibliothek des Theologen Lb PersonWeinrich, Thomas (ca. 1587 – 1629) Thomas Weinrich stammte. Beide Bände enthalten thematisch verwandte Kasualpredigten aus Sachsen. Während der Band St.Nicolai.857 Publikationen bis zum Jahr 1612 vereint und auch mit diesem Jahr datiert ist, wurden im Band St.Nicolai.858 Drucke der Jahre 1610 bis 1616 zusammengebunden. Es könnte sich also um eine chronologische Fortsetzung des Polantus-Bandes gehandelt haben. Sollte auch der Winter-Band aus Weinrichs Besitz stammen, so hätte dieser die hier versammelten Drucke bald nach seinem Dienstantritt in Meuselwitz 1612 erworben. Zeitlich sind zwölf der vierzehn Drucke zwischen 1612 und 1616 erschienen.

Auf die bereits 1610 gedruckte Orgelpredigt seines 1611 verstorbenen Amtsvorgängers Winter – so unsere Hypothese – könnte Weinrich am Ort der Orgelweihe in Meuselwitz aufmerksam geworden sein. Obwohl der junge Theologe Meuselwitz schon 1614 wieder verließ, um die Pfarrstelle an der Leipziger Nikolai-Kirche anzutreten, bewahrte er sich offenbar einen guten Kontakt zu seinen ehemaligen Dienstherren, der einflussreichen, in Leipzig ebenso wie in Meuselwitz ansässigen Kaufmannsfamilie von Clausbruch. Als Heinrich Cramer von Clausbruch 1615 unerwartet an einem Fieber verstarb, steuerte er ein langes Epicedium auf dessen Tod bei.[49] Zu erwähnen ist schließlich, dass auch Lb PersonWeinrich, Georg (1554–1617) Georg Weinrich, Onkel von Thomas Weinrich und Theologieprofessor in Leipzig, zahlreiche Widmungen an Mitglieder der Familie von Clausbruch verfasst hat. Er bezeichnet sich darin als Schwager der Clausbruchs.[50] Dieses dichte personale Netz, die Bedeutung des nicht weit zurückliegenden Kirchen- und Orgelbaus für den Ort und auch die Popularität des Theologen Erasmus Winter sprechen stark dafür, dass Weinrich die Orgelpredigt kannte und wir es mit seinem persönlichen Exemplar zu tun haben. Letztlich beweisen kann man die Vermutung allerdings nicht.

Im lokalen Umfeld von Meuselwitz blieb Winters Predigt weiterhin zugänglich. Als der historisch interessierte Altenburger Pfarrer Lc PredigtautorSagittarius, Paulus Martinus (1645–1694) Paulus Sagittarius in seiner eigenen Orgelpredigt versuchte, einen Überblick über die Gattungsgeschichte zu geben, führte er auch Winters Predigtdruck an.[51] Gehalten hatte Sagittarius seine Einweihungspredigt in Altenburg am 17. Juli 1687, das Vorwort seines Drucks ist auf den 20. Juli 1687 datiert. Bald darauf schon, am 31. Oktober 1687, stand er dann bei der Einweihung der neuen Kirche in Meuselwitz auf der Kanzel – ein eindeutiger Beleg für die Kontakte, die er zu dem kleineren Nachbarort besaß.[52]

Der lokale Chronist Heinrich Cornelius Hecker erwähnt Winters Predigt noch 1737 in seiner Lr QuellenHecker, Jubel=Freude (1737) M Jubelschrift und schöpft aus ihr die Informationen über die Finanzierung der neu eingerichteten Kirchenmusik.[53] Auch in lexikalischen Einträgen des 18. Jahrhunderts findet sich unter Winters Schriften die Orgelpredigt aufgezählt.[54] Schließlich streift Heinrich Meyer sie 1924 in seiner Ortsgeschichte.[55] Dennoch scheint das LVD17 15:735094T Elogium Organi Musici in der modernen Forschungsliteratur aufgrund seiner Seltenheit kaum Beachtung gefunden zu haben. Während sein Autor als Kirchenlieddichter und auch aufgrund seiner zahlreichen anderen Predigtdrucke nie ganz in Vergessenheit geraten ist, fehlen in aller Regel Hinweise auf die Orgelpredigt.[56]

Eine Ausnahme stellt der Theologe Ernst Koch dar, der Winters Text in seinen beiden Veröffentlichungen über die Gattung der Orgelpredigt als Quelle ausgewertet hat.[57] Das Werk findet dort in verschiedenen Zusammenhängen Erwähnung. Der Text gehört so zu einer größeren Gruppe von Predigten, die Widmungen an Stadträte, Patrone und Lehensherren[58] enthalten, verbunden mit dem Dank an einzelne, namentlich genannte Stifter des Instruments. Koch erwähnt Winters Text außerdem als ein Beispiel für Orgelpredigten, die nicht Psalm 150 als Vorlage verwenden, sondern sich auf eine andere Bibelstelle beziehen.[59] Außerdem gehört Winter zu den Autoren, für die die Kirchenmusik ein vorschmack der Himlischen freude in ewigen Leben [ist]/ dabey wir abnehmen können vnd sollen/ was vor eine herrliche Musica vnd Cantorey, in der Himlischen Kirche/ von den H. Engeln/ vnd seligen ausserwehlten Gottes wird an jenen Tag gehalten werden.[60] Schließlich hebt Koch als Besonderheit Winters kurzgefasste Instrumentenkunde des Alten Testaments nach Ps. 150[61] hervor.

Quellenbeschreibung

Es handelt sich um einen Druck im Quartformat, der 1610 im benachbarten Le Geographicumf Ort: Altenburg (Thüringen) Altenburg von dem Drucker Lb PersonMeuschke, Johann (vor 1606 – nach 1638) Johannes Meuschke angefertigt wurde. Der Druck ist unpaginiert. Er umfasst 17 bedruckte Blätter sowie ein unbedrucktes Blatt mit der Signaturformel A1–E2. Der unikale Druck liegt nur in der Universitätsbibliothek Leipzig vor. Er wurde unter der Nummer VD17 15:735094T bibliographisch erfasst. Ein Digitalisat ist seit kurzem öffentlich zugänglich.

Der Druck beginnt mit einer Widmungs-Vorrede und der Bibelstelle aus Ly Bibelstelle2 Chronik 29 Kapitel 29 des 2. Buchs der Chronik. Die Predigt selbst ist in drei Kapitel untergliedert. Auf der letzten Druckseite sind ein lateinisches Chronostichon mit dem Baujahr der Orgel und einem Lobpreis auf den Orgelbauer Joachim Zschugk sowie ein deutsches Gedicht auf Orgelbauer und Orgelstifter eingefügt. Die Gedichte sind mit dem Kürzel M. E. W. I. (für Magister Erasmus Winter Ioachimicus) unterzeichnet.

Nutzerspuren haben sich in dem einzigen bekannten Exemplar nicht erhalten.

Lucinde Braun

Einzelanmerkungen

  1. Vgl. Hecker, Meuselwitz (1741), S. 16–49.
  2. Vgl. summarisch https://www.deutsche-biographie.de/sfz8873.htmlEhrenpreis, Kaufleute und Außenpolitik (2011).
  3. Vgl. Fischer, Leipziger Handelsgeschichte (1929), S. 392–421.
  4. Vgl. Kroker, Heinrich Cramer von Claußbruch (1895), bes. S. 386; Unger, Heinrich Cramer von Claußbruch (2002).
  5. Vgl. Eißing, Handbuch Deutsche Kunstdenkmäler: Thüringen (1998), S. 808–812. Mit Mitgliedern der Familie von Seckendorff befassen sich außerdem einige aktuelle Untersuchungen, vgl. Strauch, Veit Ludwig von Seckendorff (2005); Kuntke, Friedrich Heinrich von Seckendorff (2007); Schmalz, Glaubenswelt von Seckendorffs (2017).
  6. Elogium Organi Musici (Altenburg 1610), A2vf.
  7. Vgl. Unger, Heinrich Cramer von Claußbruch (2002), S. 209–211.
  8. Vgl. Unger, Heinrich Cramer von Claußbruch (2002), S. 211, 214f.
  9. Hecker, Meuselwitz (1741), S. 49.
  10. Hecker, Meuselwitz (1741), S. 63.
  11. Vgl. Unger, Heinrich Cramer von Claußbruch (2002), S. 214f.
  12. Vgl. Hecker, Meuselwitz (1741), S. 64.
  13. Hecker, Meuselwitz (1741), S. 64.
  14. Hecker, Meuselwitz (1741), S. 66. Vgl. auch Ehrenpreis, Kaufleute und Außenpolitik (2011), bes. S. 105; Kroker, Heinrich Cramer von Claußbruch (1895), bes. S. 368f.
  15. Bekannt ist die Zahl der erwachsenen Kommunikanten. 1614, nach der großen Pestepidemie, der auch Erasmus Winter zum Opfer gefallen war, belief sie sich in Meuselwitz auf 483 Personen, vgl. Hecker, Meuselwitz (1741), S. 63. 1644 hatte sie sich auf die Hälfte reduziert.
  16. Hecker, Meuselwitz (1741), S. 62.
  17. Vgl. Hecker, Meuselwitz (1741), S. 9f.
  18. Vgl. Hecker, Jubel=Freude (1737), S. 4.
  19. Elogium Organi Musici (Altenburg 1610), A2rf.
  20. Hecker, Jubel=Freude (1737), S. 4, Meyer, Geschichte von Meuselwitz (1924), S. 271.
  21. Vgl. Elogium Organi Musici (Altenburg 1610), D3v.
  22. Lange, Leichenpredigt Heinrich Cramer von Clausbruch (1615), F2v.
  23. Vgl. Hecker, Jubel=Freude (1737), S. 15.
  24. Hecker, Jubel=Freude (1737), S. 5.
  25. Hecker, Jubel=Freude (1737), S. 5
  26. Vgl. Eißing, Handbuch Deutsche Kunstdenkmäler: Thüringen (1998), S. 808; Hecker, Jubel=Freude (1737), S. [3].
  27. Ob es daneben sogar eine verwandtschaftliche Beziehung zwischen dem Theologen und der Patronatsfamilie gab, lässt sich nicht belegen. In Betracht ziehen könnte man einen familiären Bezug zu dem Handlungsdiener Georg Winter, der 1586 Cramer von Clausbruchs jüngste Tochter Catharina heiratete, 1596 die Leitung des Kontors übernahm und einer der Erben des Unternehmers wurde. Vgl. zu dessen Person und zur Hypothese einer Vetternschaft der beiden Winters, Unger, Heinrich Cramer von Claußbruch (2002), S. 222 und 225. Erasmus Winter selbst erwähnt freilich keine solche Beziehung. In der Widmung seiner LVD16 W 3513 Encaenia von 1599 apostrophiert er George Winter lediglich als einen seiner Patrone.
  28. Unger erwähnt so Winters Beschwerden über die Leute in den neuen Häusern, die in den Protokollen der Kirchenvisitation von 1586 festgehalten sind. Unger, Heinrich Cramer von Claußbruch (2002), S. 215, siehe auch S. 214–216.
  29. Vgl. Winter, Specvlvm magistratvs politici (1592), Bl. 1v–2r; siehe auch den Kommentar zu unserer Orgelpredigtedition.
  30. Vgl. Winter, Encaenia (1599), Bl. 140v.
  31. Vgl. Beyer, Mathesius als Biograph Luthers (2017).
  32. Aristoteles schreibt/ daß die Musica die Menschliche Hertzen gewaltiglich sanfftige. Frick, S. 75.
  33. Vgl. Elogium Organi Musici (Altenburg 1610), B2v.
  34. Elogium Organi Musici (Altenburg 1610), D3v–D4r.
  35. Elogium Organi Musici (Altenburg 1610), D4rf.
  36. Fischer hat in seiner Studie Verträge, Handelsbücher und Prozessakten für die Wirkungszeit Heinrich Cramer von Clausbruchs des Älteren akribisch ausgewertet. Eine Vorstellung vermittelt z. B. die Tabelle über die Jahresgewinne von 1565 bis 1573, die bis auf 30.000 fl. anstiegen, vgl. Fischer, Leipziger Handelsgeschichte (1929), S. 408. Die genaue Finanzlage unter seinem Sohn ist allerdings nicht bekannt.
  37. Vgl. Kroker, Heinrich Cramer von Claußbruch (1895), S. 364, 381–383; Unger, Heinrich Cramer von Claußbruch (2002), S. 216 219.
  38. Vgl. Unger, Heinrich Cramer von Claußbruch (2002), S. 226–230. Die Clausbruchs besaßen selbstverständlich auch eine stattliche Bibliothek, vgl. deren ausführliche Beschreibung bei Unger, Heinrich Cramer von Claußbruch (2002), S. 230–235.
  39. Vgl. Meyer, Geschichte von Meuselwitz (1924), S. 284.
  40. Vgl. Unger, Heinrich Cramer von Claußbruch (2002), S. 238.
  41. Vgl. Meyer, Geschichte von Meuselwitz (1924), S. 300.
  42. Elogium Organi Musici (Altenburg 1610), D4v–E1r.
  43. Vgl. z. B. die vierte Predigt in seiner LVD16 W 3513 Encaenia.
  44. Dorfschenke, Kretscham; Lehnwort aus dem Slawischen, vgl. http://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=kretschmar
  45. Winter, Encaenia (1599), Bl. 7v–8r.
  46. Winter, Encaenia (1599), Bl. 22r.
  47. Winter, Encaenia (1599), Bl. 28r.
  48. Winter, Encaenia (1599), Bl. 28r.
  49. Vgl. VD17 1:025338G.
  50. Vgl. zu dieser Beziehung auch Unger, Heinrich Cramer von Claußbruch (2002), S. 224.
  51. Vgl. Das dem Allmächtigen abzustattende Lob (Altenburg s.a.), S. 22.
  52. Vgl. Eißing, Handbuch Deutsche Kunstdenkmäler: Thüringen (1998), S. 808; Hecker, Jubel=Freude (1737), S. [3].
  53. Vgl. Hecker, Jubel=Freude (1737), S. 15.
  54. Vgl. Jöcher, Gelehrten-Lexikon 4 (1751), Sp. 2015; Gerber, Tonkünstler-Lexikon 2 (1792), Sp. 819.
  55. Vgl. Meyer, Geschichte von Meuselwitz (1924), S. 271.
  56. Der Leipziger Historiker Manfred Unger, der sich über Winters Publikationen zu informieren versuchte, kam so noch 2002 zu dem Schluss, diese seien nicht in Leipzig […] überliefert. Unger, Heinrich Cramer von Claußbruch (2002), S. 225.
  57. Vgl. Koch, Musik der Menschen und Musik der Engel (1995), S. 29; Koch, Orgelweihpredigten (1995) S. 304.
  58. Koch, Orgelweihpredigten (1995), S. 300.
  59. Vgl. Koch, Orgelweihpredigten (1995), S. 298; Koch, Musik der Menschen und Musik der Engel (1995), S. 16.
  60. Zitat aus Winters Orgelpredigt, nach Koch, Musik der Menschen und Musik der Engel (1995), S. 23.
  61. Koch, Orgelweihpredigten (1995), S. 299.

Exemplare

Leipzig, Universitätsbibliothek, »Bibliotheca Albertina« (D-LEu): St.Nicolai.858/11

urn:nbn:de:bsz:15-0008-180339

Beschreibung

Das Exemplar in der Universitätsbibliothek Leipzig stellt das einzige bisher bekannte Exemplar dieses Werks dar. Es ist Teil eines Predigtkonvoluts, das in gut erhaltenes Pergament eingebunden ist. Auf dem Buchrücken ist als alte Signatur die Zahl 796 aufgetragen. Der vordere Bucheinband enthält ein ausführliches handschriftliches Inhaltsverzeichnis unter der Überschrift Contenta. Der Inhalt ist in vierzehn römisch nummerierte Abteilungen unterteilt, die sich an den vierzehn übergeordneten Publikationen orientieren. Darunter sind die einzelnen Titel eingetragen. Enthält ein Druck mehrere Predigten wie beispielsweise Nr. 1 (26 Bußpredigten), werden die Titel der einzelnen Predigten gesondert aufgelistet. In der tabellarischen Liste steht an erster Position die Bibelstelle, auf die sich der Text bezieht. Auf diese Weise ist der Inhalt des Bandes übersichtlich erschlossen. Erasmus Winters Predigt steht unter XI. und wird als Orgelpredigt klassifiziert.

Der gesamte Band weist so gut wie keine Benutzungsspuren auf. Wie bei den anderen enthaltenen Werken befindet sich in der rechten oberen Ecke des Titelblatts von Winters Predigt lediglich die laufende Nummer 11, darüber eine durchgestrichene 12.

Provenienz

Ebenso wie der Leipziger Predigtband, der Nicolaus Polantus’ La OrgelpredigtMusica instrumentalis (Meißen 1605) M Orgelpredigt enthält, gehört auch dieses Konvolut zum Bestand der Bibliothek der Leipziger Kirche Le Geographicumg Gebäude: Leipzig, Nikolaikirche Sankt Nicolai, deren Bestände über die Jahrhunderte in ihrem historischen Zustand erhalten blieben. Die etwa 1650 Werke, von denen 1404 aus dem 16. und 17. Jahrhundert stammen, gelangten erst im Jahr 1930 als Dauerleihgabe an die Universitätsbibliothek Leipzig.[1] Nicht nur die heutige Signatur, sondern auch schon die alte Signatur 796 war derjenigen des Polantus-Bandes (795) direkt benachbart. Inhaltlich knüpfen die zwei Predigtbände mit ihren sächsischen Kasualpredigten des frühen 17. Jahrhunderts unmittelbar aneinander an. Beide Bände weisen zudem eine analoge Gestaltung der Inhaltsverzeichnisse mit der Überschrift Contenta auf, allerdings liegen unterschiedliche Schreiberhände vor.

Enthaltene Werke
  1. Abrahamus Suarinus, Speculum Divinae Vindictae, Altenburg: Schürer, 1616 | VD17 14:680546V
  2. Abrahamus Suarinus, Des zornigen Gottes scharffe Wind- und Wasserruthe, Altenburg: Meuschke, 1613 | VD17 39:135904V
  3. Johannes Major, Gedenck und Erinnerungs Predigt/ Von dem grawsamen Gewitter/ unnd schräcklichem Gewässer/ darmit Thüringen heimgesuchet worden, Erfurt: Mechler, 1613 | VD17 23:634381Y
  4. Ludwig Rechtenbach, Ventus Susurrans. Das ist/ Zwo Christliche Wind Predigten/ auß dem XL. Capitel Syrachs/ Darinnen meldung geschicht/ Woher der Wind komme/ Und warumb er offt starck sause unnd brause?, Erfurt: Wittel, 1613 | VD17 3:002992P
  5. Johannes Tralles, Incendium subitaneum. Nach dem hochschädlichen unversehenen Fewer/ welches den 30. Martii, Anno 1616. in Schlesien bey Hirschberg […] auffgegangen, Leipzig: Lamberg / Glück, 1616 | VD17 23:333784G
  6. Basilius Sattler, Fried Predigt, Helmstedt: Lucius, 1616 | VD17 14:016264S
  7. Philipp Schickhard, Zwo Christliche Predigten/ Uber Der Buß und Bekehrung eines Jünglings, Stuttgart: Reßlin, 1615 | VD17 23:626610S
  8. Daniel Hänichen, Christliche Landtagspredigt, Leipzig: Lamberg, 1612 | VD17 3:646302R
  9. Matthias Hoe, Naumburgische Fried vnd Frewdenport, Leipzig: Lamberg / Glück, 1614 | VD17 12:112867G
  10. Friedrich Fischer, Homagivm Bvdissinense. Zwo Huldigungspredigten, Leipzig: Apel, 1612 | VD17 14:700907Z
  11. Elogium Organi Musici (Altenburg 1610) | VD17 15:735094T
  12. Michael Rosinus, Vier Christliche Predigten, Magdeburg: Newman / Schmied, 1614 | VD17 39:139313D
  13. Wolfgang Silber, Geistliches Frewdenfewr, Leipzig: Elliger, 1614 | VD17 15:735095A
  14. Johannes Schütz, Holdselige vnd Tröstliche Namen vnd Ehrentittel des Sohnes Gottes, Leipzig: Am Ende, 1606 | VD17 15:735100K

Lucinde Braun

Einzelanmerkungen

  1. Vgl. Handbuch der historischen Buchbestände 18 (1997), S. 44, S. 159.

Portaldaten

Dieser Datensatz ist in folgenden Einträgen des Portals verknüpft:

Letzte Änderung dieses Dokuments am 14. Februar 2022.

Wenn Ihnen auf dieser Seite ein Fehler oder eine Ungenauigkeit aufgefallen ist, so bitten wir um eine kurze Nachricht an