Icon

Orgelpredigt

Start → Register → Predigten → E000036: Die heilige Sabbaths-Lust an dem Herrn (Danzig 1749)

a Die heilige Sabbaths-Lust an dem Herrn (Danzig 1749)

Einführung in die Edition

Einführung

Der Le Geographicumh Territorium: Ostseeraum Ostseeraum bildet ein wichtiges Zentrum der Orgelpredigtgattung. Neben Le Geographicumf Ort: Danzig Danzig[1] und Le Geographicumf Ort: Königsberg (Preußen) Königsberg[2] war auch Le Geographicumf Ort: Elbing Elbing ein Ort, in dem mehrfach zu Orgelweihen gehaltene Predigten in Druck gegeben wurden. Die zwei 1769 in Elbing gehaltenen Orgelpredigten zählen jedoch leider zu den Quellenverlusten.[3] Skubowius‘ Predigt wurde am 6. Oktober 1748, dem 17. Sonntag nach Trinitatis, in der Le Geographicumg Gebäude: Elbing, Heilig-Geist-Kirche Heilig-Geist-Kirche gehalten. Eingeweiht wurde ein einmanualiges Ld OrgelElbing, Heilig-Geist-Kirche, Christoph Heinrich Obuch-Orgel 1748 Instrument des Orgelbauers Lb PersonObuch, Christoph Heinrich (1713–1787) Christoph Heinrich Obuch. Im folgenden Jahr erschien der Text im Druck. Die dreiseitige Widmung zeigt, dass der Bau der Orgel vom gesamten Rat der Stadt Elbing mitgetragen und gewünscht worden war. Einzelheiten über den Kontext der Orgelweihe sind nicht bekannt.

Der Predigtdruck verfügt über das für die Zeit immer noch typische dreischichtige Diskurssystem mit Haupttext, Nachweisen von Bibelstellen in den Marginalien und Literaturhinweisen und inhaltlichen Kommentaren in den Fußnoten.[4] An dieser Publikation aus der Spätzeit der Orgelpredigt lässt sich ähnlich wie bei Lc PredigtautorLütkens, Nicolaus (1675–1736) Nicolaus Lütkens oder Lc PredigtautorWilisch, Christian Friedrich (1684–1759) Christian Friedrich Wilisch der Wissenszuwachs ablesen, der im Verlauf der Gattungsentwicklung gewonnen wurde. Der Elbinger Pastor verfügte Mitte des 18. Jahrhunderts über eine ausdifferenzierte Fachliteratur zum Thema der Musikinstrumente in der biblischen und kirchlichen Geschichte, bis hin zu einem primär musikwissenschaftlichen Nachschlagewerk wie dem Lr QuellenBarnickel, Kurzgefaßtes musicalisches Lexicon (1737) M Musicalischen Lexicon. Die zu Zeiten Lc PredigtautorDieterich, Conrad (1575–1639) Conrad Dieterichs noch relevante Debatte im Anschluss an das Lm Ereignis1586: Kolloquium zu Montbéliard Kolloquium von Montbéliard wird nun überlagert durch neuere Kontroversen um die Kirchenmusik. Besonders viel Raum nimmt eine lange Polemik gegen die radikalpietistische Lr QuellenArnold, Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie (1729) M Unparteyische Kirchen- und Ketzer-Historie des Le Geographicumf Ort: Gießen Gießener Theologen Lb PersonArnold, Gottfried (1666–1714) Gottfried Arnold ein, die orgelfeindliche Passagen enthielt. Als wichtigen Gewährsmann für eine musikfreundliche lutherische Haltung zitiert Skubowius Schriften Lb PersonNeumeister, Erdmann (1671–1756) Erdmann Neumeisters. Trotz solcher Aktualisierungen der tradierten Themen belegt Skubowius’ Predigt die Kontinuitäten der Gattung. Voll ausgeprägt ist hier das Verständnis der Konsekration als eines spezifisch lutherischen Weihrituals.[5]. Noch immer bleiben Dieterich und Lb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Michael Praetorius Autoritäten, auf die zentrale Topoi wie der Lm Ereignis1531: Orgelsturm im Ulmer Münster Ulmer Orgelsturm zurückgehen.[6] Auch die Einbeziehung poetischer Mittel – die Verwendung von Liedzitaten, von beliebten Devisen und Sinnsprüchen, bis hin zum Rekurs auf einen Merkspruch für Solmisationssilben – orientiert sich an überkommenen Mustern.[7] Zugleich bietet der Text das bislang späteste Beispiel einer lutherischen Predigt, die in breitem Maße mit dem Mittel der allegorischen Ausdeutung der Orgel und ihrer Register arbeitet.[8] Da es sich um ein kleines Instrument handelte, konnte der Pfarrer in seiner Allegorie sämtliche zwölf Register berücksichtigen.

Die Rezeption dieser Orgelpredigt scheint gering geblieben zu sein. Bekannt ist nur ein Exemplar des Drucks, das vermutlich noch im ausgehenden 18. Jahrhundert in ein orgelkundlich ausgerichtetes Konvolut eingebunden wurde. Es gelangte 1905 durch Schenkung an die Kirchenmusikschule in Le Geographicumf Ort: Regensburg Regensburg und 1930 in die Proskesche Musikabteilung der Bischöflichen Zentralbibliothek. Der Druck wurde zwar bibliographisch erfasst,[9] fand aber nur marginale Beachtung.[10] Erst in einer neueren Untersuchung wird das Werk ausführlicher gewürdigt.[11]

Druckbeschreibung

Der Druck im Quartformat besteht aus einem halben unsignierten Druckbogen (Titelblatt und Widmung) sowie 6 weiteren Druckbögen (Predigt), die eine mit der ersten Seite einsetzende Seitenzählung von 1 bis 48 aufweisen. Bei der Angabe der Bogensignaturen scheint im letzten Druckbogen ein Fehler passiert zu sein: Die entsprechenden Blätter wurden mit der Signaturenreihe F1 – F2 – G1 – [G2] versehen. Tatsächlich dürfte es sich hier um den kompletten Druckbogen F handeln. Das Werk besitzt keine Kolumnentitel. Zwei besonders aufwändige Initialen markieren den Beginn zweier Hauptabschnitte – den Eingang (S. 1) und die Abhandlung (S. 9). Die Abhandlung selbst ist lediglich in zwei große Teile unterteilt, die zu Beginn auch aufgeführt werden:

  1. Ob es recht ist, ein Orgel=Werck und überhaupt eine Kirchen=Music in einer christlichen Gemeine, zu haben? (S. 9-23)
  2. Wie dadurch die heilige Sabbaths=Lust an dem Herrn erwecket wird (S. 23-42)

Danach folgt ein Gebet (S. 42-47). Die Schlussvignette auf Seite 47 setzt einen Schlusspunkt unter die gesamte Predigt. Auf der letzten Seite 48 wurde die Series der Prediger welche bey dieser Gemeine zum heiligen Geist gestanden vermutlich vor allem hinzugefügt, um den verbliebenen leeren Platz nicht ungenutzt zu lassen. Skubowius übernahm hierzu einfach ein Verzeichnis, das ihm aus einem seiner Quellenwerke bekannt war.[12]

Skubowius verwendet für den Nachweis von Bibelstellen Marginalien, die in der digitalen Edition am rechten Seitenrand angeordnet sind. Anmerkungen in Form von Fußnoten erscheinen auf den Seiten 2 bis 41. Sie sind alphabetisch bezeichnet. Auf die Reihe a) bis z) folgen die doppelten Buchstaben aa) bis pp). Eine von diesem Prinzip abweichende Anmerkung, die mit einem Asterisk gekennzeichnet wurde,[13] wurde möglicherweise nachträglich ergänzt. Die Edition übernimmt die in der Vorlage verwendeten Fußnotenzeichen und platziert die Anmerkungen durch eine Linie getrennt am Ende der jeweiligen Seite.

Mit größerer und etwas fetterer Schrift werden im Druck regelmäßig biblische Zitate oder Bibel nahe Paraphrasen hervorgehoben. Außerdem werden dadurch einzelne Schlagworte[14] und Ehrenbezeichnungen sowie das komplette Schlussgebet markiert. Wie in den Editionsrichtlinien festgelegt, werden diese typographischen Besonderheiten der Vorlage nicht wiedergegeben. Zitate aus der Bibel und aus anderen gedruckten Vorlagen erscheinen stets einheitlich kursiviert, ohne Anführungszeichen und mit einem Quellennachweis in der durch einen Link aufrufbaren editorischen Anmerkung.

Lucinde Braun

Einzelanmerkungen

  1. Vgl. als Überblick über die vier bekannten Orgelpredigten, Kociumbas, Danzig als Zentrum der Orgelpredigt (2022).
  2. Vgl. Ein wolgerührtes Orgel=Werck (Königsberg 1721); Die Kneiphöffsche laute Orgel=Stimme (Königsberg 1721); Den rechtmäßigen Gebrauch der Music (Königsberg 1747); Heiligung der Herzen (Königsberg 1755).
  3. Vgl. [Orgelpredigt]; [Orgelpredigt].
  4. Vgl. Braun, Orgelpredigtdrucke in Regensburger Bibliotheken (2019), S. 212f.
  5. Vgl. Braun, Orgelpredigtdrucke in Regensburger Bibliotheken (2019), S. 208; zum lutherischen Konzept der Orgelweihe vgl. Kurzmann, Betend ans Rauchfass greifen (2022), sowie anhand schwedischer Beispiele Lundberg, Zwei schwedische Orgelpredigten (2022), bes. S. 378-385.
  6. Vgl. Braun, Syntagma musicum (2019), bes. S. 196.
  7. Vgl. Braun, Orgelpredigtdrucke in Regensburger Bibliotheken (2019), S. 207.
  8. Vgl. zum gesamten Phänomen Dittrich, Allegorische Deutungen der Orgel (2022).
  9. Vgl. RISM B, 6-2, S. 787.
  10. Vgl. die kurze Erwähnung bei Ratte, Orgel im Prämonstratenserkloster Roggenburg (1990), S. 122.
  11. Vgl. Braun, Orgelpredigtdrucke in Regensburger Bibliotheken (2019), passim.
  12. Vgl. Preußische Zehenden 1 (1740/41), S. 721.
  13. Vgl. Die heilige Sabbaths-Lust an dem Herrn (Danzig 1749), S. 13.
  14. Besonders wichtig als strukturierendes Element ist die Hervorhebung der Orgelregister, vgl. Die heilige Sabbaths-Lust an dem Herrn (Danzig 1749), S. 32-37.

Exemplare

Regensburg, Bischöfliche Zentralbibliothek, Proskesche Musikabteilung (D-Rp): Mus. th. 1057/1

urn:nbn:de:bvb:re5-mus.th.1057.1-3

Beschreibung und Provenienz

Lc PredigtautorSkubowius, Raphael Jonathan (1696–1757) Raphael Jonathan Skubowius’ La OrgelpredigtDie heilige Sabbaths-Lust an dem Herrn (Danzig 1749) M Orgelpredigt gehört zum Bestand der Bischöflichen Zentralbibliothek in Le Geographicumf Ort: Regensburg Regensburg. Sie zählt zur großen Gruppe der Unika, die mit 26 Titeln etwa ein Viertel des gesamten Orgelpredigtkorpus ausmachen. Das Werk weist als Nutzerspuren einige Bleistiftanstreichungen an den Seitenrändern auf, die eine intensive Lektüre belegen (Seiten 5, 8, 12, 31-39, 41). Der unbekannt gebliebene Leser interessierte sich besonders für die allegorische Beschreibung der Orgel, denn der Beginn jedes Absatzes, in dem die Register ausgedeutet werden, ist durch einen Strich markiert (Seiten 31-39).

Indizien zur Provenienz der Orgelpredigt fehlen leider. Im vorderen Spiegel des Bandes, in den der Druck integriert ist, berichtet eine Notiz lediglich über spätere Etappen der Provenienzgeschichte: Zur /Kirchenmusikschule geschenkt / von / Herrn Frauenholz / den 20 Juni 1905. Lb PersonHaberl, Franz Xaver (1840–1910) Franz Xaver Haberl, der die von ihm gegründete Kirchenmusikschule bis 1910 leitete, hat daraufhin seinen Stempel in den Band gesetzt. Mit seiner Bibliothek gelangte diese im fernen Le Geographicumf Ort: Elbing Elbing entstandene Orgelpredigt 1930 schließlich in die Proskesche Sammlung der Bischöflichen Zentralbibliothek.[1]

Der Band Mus. th. 105

Die Orgelpredigt ist Teil eines Konvoluts unter der Grundsignatur Mus. th. 1057 mit insgesamt sieben Drucken aus den Jahren 1749 bis 1762, die alle thematisch um Orgeln, Orgelbau und Orgeleinweihungen kreisen. Die Werke sind chronologisch angeordnet. Als ältester Druck eröffnet Skubowius‘ Orgelpredigt den Sammelband:

  1. Die heilige Sabbaths-Lust an dem Herrn (Danzig 1749)
  2. Sammlung einiger Nachrichten von berühmten Orgel-Wercken (1757)
  3. Fritz, Anweisung (1757)
  4. Ludwig, Versuch (1759)
  5. Ludwig, Gedanken über die großen Orgeln (1762)
  6. Ludwig, Den unverschämten Entehrern der Orgeln (1764)
  7. Sorge, Bey der Einweihung (1771)

Der Band erweist sich als ein charakteristisches Beispiel für ein neues, nicht mehr theologisch dominiertes Sammelinteresse, bei dem der orgelkundliche Aspekt in den Vordergrund rückt. Bemerkenswert an dem Band ist insbesondere das zweite enthaltene Werk, die von Lb PersonMeyer, Karl Gottfried (–1759) Karl Gottfried Meyer 1757 herausgegebene Lr QuellenSammlung einiger Nachrichten von berühmten Orgel-Wercken (1757) M Sammlung einiger Nachrichten von berühmten Orgel-Wercken in Teutschland. Es handelt sich um eine der wichtigen frühen Publikationen, in denen systematisch Dispositionen von Orgeln vorgestellt wurden. Das Regensburger Exemplar wurde dafür eigens um leere Blätter erweitert. Auf diesen Blättern finden sich, genau in die alphabetische Anordnung des Meyerschen Buchs eingepasst, handschriftliche Orgeldispositionen zu dreizehn weiteren Instrumenten.[2] Auf welchen Orgelforscher diese Einträge zurückgehen und wem das gesamte Konvolut ursprünglich gehört hat, lässt sich leider nicht ermitteln.

Geht es in der Lb PersonBach, Carl Philipp Emanuel (1714–1788) Carl Philipp Emanuel Bach gewidmeten Abhandlung des Orgelbauers Lb PersonFritz, Barthold (1697–1766) Barthold Fritz (Nr. 3) allgemein um Fragen der temperierten Stimmung, so beziehen sich vier weitere Titel ganz wie Skubowius‘ Predigt auf die Einweihung von Kirchenorgeln (Nr. 4–7). Drei dieser Texte wurden von Lb PersonLudwig, Johann Adam Jakob (1730–1782) Johann Adam Jakob Ludwig verfasst, einem Postsekretär und Buchhalter in Le Geographicumf Ort: Hof (Saale) Hof, der sich autodidaktisch zu einem anerkannten Orgelfachmann herangebildet hatte. Bereits diese Autorschaft verweist darauf, dass es sich um keine theologischen Texte mehr handelt. Ludwig nutzt den Anlass der Einweihung der neuen Instrumente, die der Orgelbauer Lb PersonRitter, Johann Nikolaus Johann Nikolaus Ritter für mehrere Kirchen im fränkischen Raum angefertigt hatte, beispielsweise, um Sachfragen wie die Eigenschaften eines guten Orgelbauers abzuhandeln (Nr. 4). In seinem launigen Plädoyer für die Orgel (Nr. 6) greift Ludwig dabei nicht nur im Titel (Den unverschämten Entehrern der Orgeln) den alten Topos der Orgelfeinde auf. Er zitiert, vermittelt über einen späteren Autor, immer noch Lc PredigtautorDieterich, Conrad (1575–1639) Conrad Dieterichs La OrgelpredigtVlmische Orgel Predigt (Ulm 1624) M Vlmische Orgel Predigt sowie Lc PredigtautorHartmann, Johann Ludwig (1640–1684) Johann Ludwig Hartmanns La OrgelpredigtDenck- und Danck-Säule (Rothenburg ob der Tauber [1673]) M Rothenburger Orgelpredigt[3] (1673) und führt zudem eine Stelle aus einer schlesischen Orgelpredigt an, die zu den heute nicht mehr ermittelbaren Beispielen dieser Predigtgattung gehört.[4] Insgesamt führt der Regensburger Sammelband vor Augen, in welcher Weise die im späteren 18. Jahrhundert entstandenen weltlichen Texte zu Orgeleinweihungen ihre geistlichen Vorgänger beerbten.

Lucinde Braun

Einzelanmerkungen

  1. Vgl. Dittrich, »... eine musikhistorische Sammlung ersten Ranges« (2012), bes. S. 119f.
  2. Vgl. für eine genauere Beschreibung, Braun, Orgelpredigtdrucke in Regensburger Bibliotheken (2019), S. 244, Anmerkung 141.
  3. Vgl. Ludwig, Den unverschämten Entehrern der Orgeln (1764), S. 8f.
  4. Siehe weitere Einzelheiten in Braun, Orgelpredigtdrucke in Regensburger Bibliotheken (2019), S. 243.

Portaldaten

Dieser Datensatz ist in folgenden Einträgen des Portals verknüpft:

Letzte Änderung dieses Dokuments am 25. Oktober 2023.

Wenn Ihnen auf dieser Seite ein Fehler oder eine Ungenauigkeit aufgefallen ist, so bitten wir um eine kurze Nachricht an