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Orgelpredigt

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a Winter, Erasmus: Elogium Organi Musici (Altenburg 1610)

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d Orgeln (1)

y Bibelstellen (63)

  • 1 Chronik 25
  • 1 Korinther 13,2
  • 1 Korinther 14,40
  • 1 Korinther 2,14
  • 1 Korinther 9,27
  • 1 Könige 18,30–38
  • 1 Könige 19,16
  • 1 Könige 5,–.6–8
  • 1 Könige 8,62–63
  • 1 Petrus 1,14–16
  • 1 Petrus 2,2
  • 1 Petrus 2,5–6
  • 1 Thessalonicher 4,3–5
  • 2 Chronik 24,10
  • 2 Chronik 29,25–32.35–36
  • 2 Chronik 29,31
  • 2 Chronik 31,3–4
  • 2 Chronik 35,15
  • 2 Chronik 5,13
  • 2 Chronik 7,12–22
  • 2 Chronik 7,1–3
  • 2 Korinther 7,1
  • Exodus 30,11–12
  • Exodus 35
  • Exodus 36
  • Genesis 4,3–4
  • Hebräer 11,6
  • Levitikus 22,8
  • Levitikus 5
  • Levitikus 6
  • Levitikus 7
  • Levitikus 9
  • Lukas 7,1–8
  • Lukas 7,4–5
  • Matthäus 15,9
  • Psalmen 108
  • Psalmen 119,105
  • Psalmen 12
  • Psalmen 122,1–4
  • Psalmen 150,1–6
  • Psalmen 33
  • Psalmen 33,2–3
  • Psalmen 33,3
  • Psalmen 4
  • Psalmen 50,9–15.23
  • Psalmen 51,18–19
  • Psalmen 55
  • Psalmen 6
  • Psalmen 61
  • Psalmen 67
  • Psalmen 76
  • Psalmen 8
  • Psalmen 81
  • Psalmen 84
  • Psalmen 88
  • Psalmen 89
  • Psalmen 92
  • Psalmen 98
  • Psalmen 98,5–6
  • Römer 1,23
  • Römer 12,1–2
  • Römer 14,23
  • Römer 8,13

[[A1r]]

Titel

Elogium Organi Musici & Instru-
mentorum Musicalium,

Orgell Predigt/

Das ist:
Kurtze vnterweisung/ warumb vnd
zu was nutz vnd ende die Orgeln in Christli=
chen Kirchen beym Gottesdienst ge=
braucht werden.
Den 20. Iunij Anno 1610. Alß das Newe
Ld OrgelMeuselwitz, Zschugk-Orgel 1610 Orgellwerck zu Le Geographicumf Ort: Meuselwitz Meusselwitz investirt/ vnd zu Prob zum
erstenmal geschlagen worden/
Gehalten
Von
Lc PredigtautorWinter, Erasmus (1548–1611) Magistro Erasmo Wintern Le Geographicumf Ort: Sankt Joachimsthal Ioachimico
Pfarren daselbsten.

Psalm: 33 Ly BibelstellePsalmen 33,3 Singet dem Herrn ein Newes Lied/ machts gut
auff Seitenspielen mit schalle.

Psalm 98. Ly BibelstellePsalmen 98,5–6 Lobet den Herrn mit Harpffen vnd Psalmen/ mit
Trommeten vnd Posaunen.

Gedruckt zu Le Geographicumf Ort: Altenburg (Thüringen) Altenburg in Le Geographicumf Ort: Meißen Meissen/ durch
Lb PersonMeuschke, Johann (vor 1606 – nach 1638) Johannem Meuschken/ Anno
M DC X.

[[A1v]] vakat

[A2r]

Vorrede.

Den Ehrenvesten vnd Hochgeachten Herrn Lb PersonCramer von Clausbruch, Heinrich (1575–1615) Heinrich/ vnd Lb PersonCramer von Clausbruch, Kaspar (vor 1599 – nach 1610) Caspar von Clausbruch auff Le Geographicumf Ort: Meuselwitz Meuselwitz/ etc. Meinen großgünstigen Herren vnd Gevattern vnd Förderern.

Ehrnveste Hochgeachte großgünstige Herren etc. Wir lesen Ly BibelstelleLukas 7,1–8 Luc. 7. Von dem Heydnischen Lb PersonHauptmann von Kafarnaum Hauptman zu Capernaum/ als jm ein frommer vnd gehorsamer Soldat kranck wird/ so machet er sich nicht allein eigener Person zu Fuß auff/ vnd reiset zu dem Himlischen Artzt/ Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Christo Jesu/ vnd suchet wegen seines Patienten vmb gesundheit vnd gnediger hülff instendig an/ sonder er gebrauchet auch mittelspersonen/ Als die Obersten zu Le Geographicumf Ort: Kapernaum Capernaum/ die für jhm intercedirn vnd bitten sollen/ welche do sie zu Christo dem Herrn kommen/ so geben sie jhm vnter andern das Encomium vnd sprechen: Ly BibelstelleLukas 7,4–5 Ach Herr er ists wol werth daß du ihm helffest/ denn er hat vnser Volck lieb/ vnd diese Schule hat er vns erbawet. Mit diesen löblichen Werck gibt dieser Heydnische Stadthalter/ nicht allein in genere allen Menschen/ sondern zu förderst Christlichen Regenten vnd Ambtsleuten eine schöne Lehr vnd instruction, daß sie ihnen Kirch vnd Schul auch sollen lassen angelegen sein, vnd fürnemlich darauff sehen/ daß der ware Gottes Dienst vnd was demselben anhengig/ richtig möge bestellet werden/ in betrachtung daß es solche Cleinodia sein darauff die höchste wolfart/ eines gantzen Landes/ Stadt vnd Gemeine beruhet.

Daß nun diesem löblichen Exempel Ewer Ehren Auch gefolget/ ist nicht weniger rühmens vnd lobenswerth.

Den ob wol Ewer Ehren geliebter Herr Vater sehliger/ die Gemeine allhier mit vielen Gebäuden/ vnd anrichtung des Niederlen= [[A2v]] dischen wahren handels (darauff ihm ein merckliches gegangen/ der hernachmals in benachbarten Chur: vnd Fürstenthumben auch eingewurtzelt gestercket: Auch zu förderst vnd vor allen dingen/ die Le Geographicumg Gebäude: Meuselwitz, St. Martin Kirche allhier/ (weil sie für die alte vnd newe Gemeine vnd eingepfarten viel zuklein) zuerweitern in willens gewesen/ so hat doch solchs wegen seines tödlichen abgangs/ wider sein verhoffen/ verbleiben müssen.

Damit aber demnach seines nützliche intention disfals nicht gantz vnd gar hinterzogen bleiben möchte/ als haben Ewer Ehren mit zuzihung derselben geliebten Lb PersonCramer von Clausbruch, Margaretha (vor 1575 – nach 1615) Fraw Mutter vnd angewanten/ solchs zu werck gerichtet/ vnd die beschaffung gethan/ daß vor 3. Jahren/ nicht allein eine schöne gantz newe Kirche/ auff Ewer Ehren zimlichen vorschub/ vnd der eingepfarten gutwillige contribution erbawet worden: Sondern es haben auch Ewer Ehren zu mehrem Ornat, ein Ld OrgelMeuselwitz, Zschugk-Orgel 1610 Orgelwerck/ auff freywillige darleg/ zu ewigen gedechtnis darein verfertigen lassen. Vnd demnach dieselbe/ den 20. Junij instehendes Monats/ zur prob durch kunstreiche vnd erfarne Organisten/ wie breuchlich beschlagen/ vnd darinnen richtig vnd excellent erfunden worden/ auch Ewer Ehren den Tag zuvor von mir begehret/ den eingepfarten von diesem Werck ein kurtze erinnerung zuthun/ als hab ich an stat meiner Ordinari predigt/ gegenwertige Materiam, so viel in eil geschehen können/ tractirt, welche Ewer Ehren ich auff begehren hiemit praesentire, freundlich vnd fleissig bittende/ Ewer Ehren wollen es zu dieser gelegenheit/ großgünstig vnd in besten vermercken vnd auffnemen: Soll vnnd kan ich in meinem befohlenen Amptssachen/ vnd sonsten Ewer Ehren mehr gesellige vnd nützliche dienste erweisen/ wil ich mich aller gebür/ zu jeder zeit zu bezeugen wissen. Thue hiemit Ewer Ehren Göttlichen gnaden schutz befehlen. Sing. 24. Iunij dieses 1610. Jahrs/ welches war der Tag Johannis des Teuffers/ der als eine helle Posaune/ Im 30. Jar seines alters/ gleich im Jüdischen Posaunen Fest sein Predigtampt angefangen/ numehr vor 1580. Jahren.

Ewer Ehren
W. Gefatter vnd an Gottes Wort Diener Magister Lc PredigtautorWinter, Erasmus (1548–1611) Erasmus Winter.

[A3r]

Textvs.

2. Cronic: 29.

Ly Bibelstelle2 Chronik 29,25–32.35–36 Vnd der König Lb PersonHiskija (ca. 750 – 696 v. Chr.) Hiskia stellet die Leviten im Hause des Herrn/ mit Cymbaln/ Psaltern/ vnd Harpffen/ wie es Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David befohlen hatte/ vnd Lb PersonGad Gad der W W KorrekturOriginal: schanerschauer des Königs/ vnd Prophet Lb PersonNathan Nathan/ denn es war des Herrn Gebot durch seine Propheten. Vnd die Leviten stunden mit den Seitenspielen David/ vnd die Priester mit den Trometen. Vnd Hiskias hies sie Brandopffer thun auff dem Altar/ vnd vmb die zeit do man anfieng das Brandopffer/ fieng auch an der gesang des Herrn/ vnd die Trometen/ vnd auff mancherley Seitenspiel David des Königs Le Geographicumh Territorium: Israel Jsrael. Vnd die gantze gemeine betet an/ vnd der gesang der Senger/ vnd das Trometen der Trometer/ weret alles bis das Brandopffer ausgerichtet war. Da nun das Brandopffer ausgerichtet war/ beuget sich der König/ vnd alle die bey jm vorhanden waren/ vnd beteten an. Vnd der König Hiskia sampt den Obersten/ hies die Leviten den Herrn loben/ mit dem gedicht David vnd Lb PersonAsaf Assaph des schauers/ vnd sie lobeten mit [[A3v]] freuden/ vnd neigten sich vnd beteten an. Vnd Hiskia antwortet vnd sprach: Nun habt jhr eure Hende gefüllet dem Herrn/ tretet herzu/ vnd bringet her die opffer vnd Lobopffer zum Hause des Herrn. Vnd die W W KorrekturOriginal: G meineGemeine bracht herzu Opffer vnd Lobopffer/ vnd jederman freywilliges Hertzen Brandopffer/ vnd die zahl der Brandopffer/ so die gemeine herzubrachte/ war siebentzig Rinder/ hundert Wieder/ vnd zweyhundert Lämmer/ vnd solchs alles zum Brandopffer dem Herrn/ vnd sie heiligten sechs hundert Rinder/ vnd dreytausent Schaff. lso ward das Ampt am Hause des Herrn fertig/ vnd Hiskia freuet sich sampt allem Volck/ das man mit Gott bereit war worden/ denn es geschach eilend.

Exordium a dicto prophetico, praesente materiae congruente. Jhr geliebte Christen vnnd Freunde/ Es saget der Königliche Prophet Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David im 122. Psalm: Ly BibelstellePsalmen 122,1–4 Jch frewe mich des das mir geredet ist/ das mir [sic] werden ins Hauß des Herrn gehen/ vnd das unsere Füsse werden stehen in den Thoren Jerusalem: Jerusalem ist gebawet/ das eine Stadt sey/ da man zusammen kommen soll/ da die stimme hinauff gehen sollen/ nemlich/ die stimme des Herrn/ zu predigen dem Volck Jsrael/ zu dancken dem Namen des Herrn. Mit welchen wor= [[A4r]] ten der liebe Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David zuverstehen giebt/ das jhm nichts frölichers begegnen könne/ als das er im Werck gespürt vnd erfahren/ daß nunmehr durch Gottes sonderbare Gnade/ das Jüdische Volck/ einen gewissen ort vnd Tabernackel habe/ da sie die rechten wolgefelligen Gottes Dienst verrichten können/ vnd dancket Gott dem Herrn von gantzen Hertzen/ daß die Lade des Bundes/ die fast in 400. Jahr von einem orth zum andern hin vnd wider gertragen vnd geschlept worden/ dermal eins zur ruh/ in die Stadt Le Geographicumf Ort: Jerusalem Jerusalem gebracht worden sey/ vnd vermahnet das gantze Volck Israel/ das Hauß des Herrn/ (da Gott selbst seiner zusag nach wohnen will) offt vnd viel zu besuchen/ vnd alda Gottes Wort zu hören/ Jhm für seine Wolthaten zudancken/ vnd vmb friedliche vnd gedeyliche wolfart ferner zu bitten. Diesem Exempel sollen alle fromme Christen nachfolgen/ die an denen orthen wohnen/ da jm Gott der Herr auch ein Hauß vnd Kirch zu seiner wohnung bawen lassen/ darinnen sie sein göttliches Seligmachendes Wort/ in gewündschten fried vnd ruh hören/ die hochwirdigen Sacramenta gebrauchen/ vnd jhn durch seinen Sohn Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Jesum Christum/ in glauben anbeten vnd Ehren können/ dafür sollen sie Gott herzlich dancken vnd instendig bitten/ er als der Oberste praesident vnd Bischoff seiner Gemein/ wolle das angefangene Göttliche Werck zu seinen Tho= [[A4v]] ren hinaus führen/ vnd sie vnd jhre nachkommen vor Kirchenraubern vnd Seelmördern W W ErratumOriginal: bibiß zu seiner freudenreichen zukunfft bewahren/ auff daß sie jn recht erkennen ehren vnd dienen möchten hie zeitlich vnd dort ewiglich.

Occasio propositionis. Dieweil wir denn neben den höchsten schatz göttliches Worts vnd der hochwirdigen Sacrament/ die vnverfelscht in dieser Kirche schallen vnd administrirt werden/ auch numehr/ mit verleihung göttlicher Gnaden/ ein schön new Ld OrgelMeuselwitz, Zschugk-Orgel 1610 Orgelwerck/ auff wolmeinente anordnung/ fortschub vnd vnkosten vnserer lieben Obrigkeit vnd Collatorn dieses Le Geographicumf Ort: Meuselwitz orts erlanget/ welchs jetzt allbereit/ durch wolgeschickte vnd dieser löblichen kunst erfahrne Meister/ in ewer aller gegenwart vnd angehör beschlagen worden/ auch nach der Predigt/ in allen Registern vnd stimwercken zur prob geschehen/ vnd hierauff von den berümbten Lb PersonZschugk, Joachim (ca. 1580 – ca. 1640) artifice der sie verfertiget/ vblichen brauch nach/ tradirt vnd vbergeben werden soll: Als wollen wir bey dieser gelegenheit/ nach anleitung abgelesenes Texts Ewer Liebden ein gar kurtze erinnerung thun: Propositio Wie wir vns bey vnd gegen solchen Werk verhalten sollen/ vnd was Musica Vocalis vnnd Instrumentalis, in der Kirchen vnd gemeine Gottes nutzen vnd fruchten könne.Deus adsit nobis suo Spiritu Sancto.

[B1r]

I.

Exordium a γνωμη JÜbers.: Einsicht, Studium W W KorrekturOriginal: accomo dataaccomodata ad ceremonias judaicas tempore Davidis & Hiskiae. Anfenglich/ Als der heilige Apostel Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Paulus/ seine zuhörer zu Le Geographicumf Ort: Korinth Corintho, in allen Heuptstücken Christlicher Lehr/ trewlich vnterwiesen/ vnd vor allen schanden lastern vnd Sünden/ die jhm durch das gemeine geschrey zu Ohren kommen waren/ Veterlich verwarnet hatte/ so giebt er jhnen entlich seine instruction, wie sie die Kirchen sachen verwalten/ vnd wie es mit weissagen/ predigen/ singen vnd andern Ceremonien zur besserung vnd erbawung soll gehalten werden/ vnd beschleust mit diesen worten 1. Cor. 14. Ly Bibelstelle1 Korinther 14,40 lasset es alles züchtiglich vnd ordentlich zugehen. Da hat er sonder zweifel zu rück [sic] gesehen vnd gedacht an die schöne ordnungen/ die zur zeit des gottseligen vnd frommen König Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) Davids vnd Lb PersonHiskija (ca. 750 – 696 v. Chr.) Hiskiae in vblichen gebrauch gewesen. Lr QuellenWinter, Specvlvm magistratvs politici (1592) M Denn es hat der Prophet vnd König David/ vnter vnd bey vielfeltigen seinen schweren Ambtssachen/ die er teglich zuverrichten gehabt/ nicht allein vor seine Person/ viel tröstliche Hertzerquickende Pselmlein geschrieben (wie den hohen Potentaten/ ware Christliche Gottesfurcht fürnemlich lieb vnd angelegen sein soll) sondern hat auch zu fruchtbarlicher fortsetzung des rechten Gottesdienst/ vnd damit es alles richtig zugehe/ neben den Kindern Chore (die nach schrecklichen vntergang jhres Vaters bey den Leviten blieben/ vnd für jre [[B1v]] Person 11. Psalmen geschrieben/ die den heiligen Psalmbuch einverleibet sein) sonderlich drey hochgelerte Kunstreiche Capellmeister/ als Lb PersonAsaf Assaph den Sohn Lb PersonBerechja Berechiae: Lb PersonHeman Heman den Sohn Lb PersonJoel Iohel des Geschlechts Lb PersonKehat Coath aus der linien Levi vnd Lb PersonEtan Aethan oder Lb PersonJedutun Iedithun den Esraiten/ bestellet das sie Gott den Herrn/ mit singen für der wohnung der Hütten des Stiffts dienen solten/ bis so lang sein Sohn Lb PersonSalomo Salomon das Le Geographicumg Gebäude: Jerusalem, Tempel Haus des Herrn zu Jerusalem bawen würde/ wie austrücklich Ly Bibelstelle2 Chronik 7,12–22 W W KorrekturOriginal: 1.2. Chron: 7. zulesen.[1] Aus solcher Ambtsbestallung seint sie auch nicht geschritten/ sondern sie selbst/ haben so wol bey lebzeiten Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) Davids/ als jre Kinder vnd nachkommen/ bey regierung der Gottfürchtigen frommen Könige/ Lb PersonHiskija (ca. 750 – 696 v. Chr.) Hiskiae vnd Lb PersonJoschija (ca. 640 – 609 v. Chr.) Josiae, diesen dienst getrewlich verwaltet/ wie aus abgelesenen Text klerlich zusehen/ da gesagt wird/ der König Hiskia sampt den Obersten/ hies die Leviten den Herrn loben/ mit dem Gedicht David vnd Assaph des schawers/ vnnd sie lobeten mit freuden/ vnd neigeten sich vnd beteten an. Jtem Cap. 35. stehet gleichsfals: Ly Bibelstelle2 Chronik 35,15 Vnd die Singer/ die Kinder Assaph, stunden an jhrer stete/ nach dem Gebot David/ vnd Assaph vnd Heman vnnd Iedithun des schawers. Sie haben auch als vortreffliche Singmeister selbst Psalmen componirt, wie Heman der Ly BibelstellePsalmen 88 88. Psalm zugeeignet/ vnd in Aethans Namen/ der Ly BibelstellePsalmen 89 89. Psalm inti= [B2r] tulirt wird. Lb PersonAsaf Assaph aber ist vnter jhnen der fürnembste Capelmeister gewesen/ vnd hat 12. Psalmen gestellet/ welche alle miteinaner/ für andern eine sonderliche liebliche Art haben/ vnd voller sehnlicher affecten vnd Hertzbrechender wort sein.[2]

Partitio textus triplex. Es werden vns aber in abgelesenen Text/ dreyerley löbliche werck/ zur nachrichtung angeführt/ die bey ordentlicher bestallung des Gottesdiensts im Tempel zu Jerusalem geschehen.

1. Erstlich wird vermeldet/ daß der König Lb PersonHiskija (ca. 750 – 696 v. Chr.) Hiskias vnter andern/ eine herliche Musicam Instrumentalem, auff allerley Seitenspielen/ wie damals in Judenthumb breuchlich gewesen/ angeordnet.

2. Das nicht allein der König/ sondern alles Volck für grossen freuden Danckopffer gethan.

3. Daß so wol Hiskias der König in Juda/ als die gantze Gemeine/ vnd ein jeder in specie vor seine Person/ aus freywilligen Hertzen/ zu fruchtbarlicher fortsatzung des Gottesdiensts vnd der bestalten Musica contribuirt, welche drey Puncta vns auch zur Christlichen nachfolge fürgestellen werden.

ἐξεργασία JÜbers.: Bearbeitung, Ausführung primae partis. Erstlich/ hat jhm der Gottfürchtige Lb PersonHiskija (ca. 750 – 696 v. Chr.) Ezechias angelegen sein lassen/ daß nicht allein das Hauß des Herrn/ von den abgöttischen misbrauchen/ selb erdichten Gottesdiensten/ W W KorrekturOriginal: fascherfalscher Lehr vnd andern greulen/ damit es verunreiniget war/ wiederumb repur= [[B2v]] girt, vnd der rechte Gottesdienst/ durch Priester vnd Leviten angerichtet werde/ sondern hat auch den Chor mit Capellmeistern vnd Instrumenten bestellet/ wie denn der gantze Chorus Musicus beschrieben wird Ly Bibelstelle1 Chronik 25 1. Chron: 26.[3]

Fürnemlich vnd vnter andern hat er auch befohlen das man Cymbeln/ Psalter/ vnd Harpffen/ wie es der löbliche König Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David angeordnet/ in Tempel gebrauchen soll. Denn es sind zweyerley art der Instrumenten zu Davids zeiten im brauch gewesen.

1. Specialia Instrumenta, die genennet werden/ Seitenspiel auff 8. Seiten/ Jtem Githtith, diese gebraucht wen sie die Psalmen gesungen haben/ wie die inscription oder Tittel der Psalmen ausweiset/ als Psal: Ly BibelstellePsalmen 4 4. Ly BibelstellePsalmen 6 6. Ly BibelstellePsalmen 8 8. Ly BibelstellePsalmen 12 12. Ly BibelstellePsalmen 55 55. Ly BibelstellePsalmen 61 61. Ly BibelstellePsalmen 67 67. Ly BibelstellePsalmen 76 76. Ly BibelstellePsalmen 81 81. Ly BibelstellePsalmen 84 84. Darnach seind gewest Generalia Instrumenta als:

1. Cythara die zehen Seiten gehabt vnd mit einem plectro geschlagen worden/ darüber Lb PersonJedutun Iedithun vnd sein geschlecht bestellet gewesen.

2. Psalterium oder Nablum welchs zwölff Seiten gehabt vnd mit fingern geschlagen oder gegriffen worden/ dazu Lb PersonZacharias Zacharias vnd Lb PersonJaaziel Aziel verordnet gewesen.

3. Cymbalum aeneum, welchs Lb PersonAsaf Assaph vnd den Kindern Chore zu verwalten eingethan worden/ [B3r] diese drey Principal Seitenspiel hat Lb PersonHiskija (ca. 750 – 696 v. Chr.) Hiskias nach der reformation des Tempels bey dem Gottesdienst angeordnet/ daher es nachmals kommen/ das Orgeln in Christlichen Kirchen neben der Musica vocali gebraucht werden. Denn Gott der Herr will nicht allein mit lebendiger Menschen stimme sondern auch mit allerley Instrumenten gerühmet vnd gepreiset werden/ wie der Königliche Prophet Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David in vielen Psalmen/ als Psal: Ly BibelstellePsalmen 33 33. Ly BibelstellePsalmen 92 92. Ly BibelstellePsalmen 98 98. Ly BibelstellePsalmen 108 108. davon redet/ sonderlich aber manet er zum beschlus des Psalters im 150. Psalm/ alle Welt auff/ daß sie mit Mund/ vnd Zungen/ vnd nachmals mit allerley Seytenspielen preisen sollen/ da er sagt: Ly BibelstellePsalmen 150,1–6 Lobet den Herrn in seinem Heiligthumb/ lobet jhn in der Feste seiner macht/ lobet jhn in seinen Thaten/ lobet jhn in seiner Herrligkeit/ lobet jhn mit Posaunen/ lobet jhn mit Psalter vnd Harpffen/ lobet jhn mit Paucken vnd Reigen/ lobet jhn mit Seiten vnd Pfeiffen/ lobet jhn mit hellen Cymbeln/ lobet jhn mit wolklingenden Cymbeln/ alles was Odem hat lobe den Herrn.

Locus ex priori parte. Instrumenta Musicalia W W KorrekturOriginal: sunasunt magnifacienda. Dieses giebt vns nun eine feine erinnerung/ daß Instrument, Orgeln/ Pfeiffen/ Harpffen/ vnd andere Seitenspiel/ Gottes herrliche vnd löbliche Gaben seyn/ wenn sie nur recht vnd wol/ nicht zur vppigkeit vnd leichtfertigkeit/ sondern zu dem ende dazu sie geschaffen/ erdacht vnd geordnet sind gebraucht werden/ [[B3v]] die wir auch hoch vnd herrlich halten sollen/ vmb des vielfeltigen grossen nutzes willen/ der daraus entspringet. Amplificatio a minori ad majus ex more Ethnicorum. Haben doch die Heyden/ die kein erkentnis Göttlichs Worts gehabt/ viel von dieser Kunst gehalten/ vnd dieselbe hochgelobet/ solten denn wirs nicht viel mehr thun/ die wir aus Gottes Wort/ satten bericht haben/ was vor grossen nutz solche Musicalische Instrumenta in sich haben.

Vtilitates Musicae Ethnicae. Der Heyd Lb PersonAristoteles (384 – 322 v. Chr.) Aristoteles erzehlet lib. 8. Politicorum dreyerley nutzbarkeiten/ die aus der Musica folgen.[4]

1. Erstlich sagt er/ sie sey ein Recreatio defessae naturae, das ist/ sie giebt der müden/ mit sorgen vnd andern Ampts verrichtungen abgematteten Natur/ gleichsam eine hertzerquickung/ vnd newe Krafft.

2. Zum andern spricht er/ daß sie nicht allein dem Hertzen eine anmütige liebliche lust gebe/ sondern habe auch die art/ quod efficiat mitiores & magis compositos mores, das ist/ sie Commouirt vnd beweget das Gemüt/ vnd machet die Leut sanfftmütiger sitsamer vnd eingezogener/ daher schreibt Lb PersonQuintilianus, Marcus Fabius (ca. 35 – ca. 100) Fabius, daß die Pythagorei im brauch gehabt/ daß sie am Tage/ wenn sie etwas fürnemen/ oder jhre anbefolene Ampts gescheffte verrichten wollen/ so seind sie zuvor ad Lyram gegangen/ haben jre Instrument zur hand genommen/ dadurch sie gleichsam alacriores, freu= [[B4r]] diger vnd getroster zu verrichtung jres wercks worden sein/ haben sie sich aber zur ruhe vnd zu Bette legen wollen/ so haben sie gleichsfals zuvor eine Muteten geschlagen/ daß sie die turbidiores cogitationes, die verwirten schweren vnd Melancolischen Gedancken/ die den schlaff hindern/ dissipirn, sedirn vnd stillen möchten.

Also list man auch von den Heyden Lb PersonKleinias von Tarent Clinia, wenn er sein anligen befunden/ so ist er flugs vber sein Instrument gelauffen/ vnd da sich andere die es gesehen drüber verwundert/ vnd gefraget aus was vrsachen ers thue/ so hat er zur antwort gegeben mit einem Wort: πραύνομαι, JÜbers.: Ich werde sanft, milde das ist/ ich werde fein zahm/ milde/ vnnd sanfftmütig.[5]

3. Fürs dritte spricht Lb PersonAristoteles (384 – 322 v. Chr.) Aristoteles, diene die Musica ad κάθαρσιν JÜbers.: Reinigung das ist/ sie sey gleich wie ein medicina purgans, ein herrliche purgation, dadurch alle affecten moderirt werden/ vnd zwar so müssen wir auch selbst mit verwunderung bekennen/ daß alles das jenige/ was in liebliche Harmonias Melodey vnd Gesang gefasset ist (wie Gottlob die Psalmen Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) Davids/ vnd andere Christliche Historien/ vnd Artickel des Glaubens sein/) tieffer zu Hertzen gehen/ lenger hafften/ bleiben vnd bekleiben/ denn was man nur schlecht hinliset/ oder sonst reden vnd Predigen höret.

[[B4v]]

Dieses seind wol herrliche Vtilitates Musicae jnstrumentalis, wie die Heyden davon geschrieben/ aber was ist der Heyden Musica gegen vnserer.

Collatio Musicae Christianae. Ab Vtilitatibus.
1. Musica est instituta ad gloriam Dei.
Die Heydnische Musica ist zur Ehr Gottes nicht gerichtet gewesen/ vnsere aber zu beforderung der Ehre Gottes gemeinet/ daher wird die edle Musica 2. Chron: 5. also intitulirt, daß sie sein soll Ly Bibelstelle2 Chronik 5,13 eine stimme zu loben vnd zu dancken dem Herrn das er so gütig ist vnd seine Barmhertzigkeit ewig weret. Psal: 33. Wird gesagt/ Ly BibelstellePsalmen 33,2–3 dancket dem Herrn mit Harpffen/ lobsinget jn auff den Psalter von 10. Seyten/ singet in ein newes Lied/ machets gut auff Seitenspiel mit schalle. 2. Ad depellendam melancoliam. Zu dem/ die Heidnische Musica, kan wol ein kleine schwermut vnd Melancoley euserlich abwenden/ aber wenn das Hertz wegen der Sünden/ Gottes zorns vnd der ewigen straff vnterthenig gemacht ist/ da weis der Heid keinen rath zu. Aber Gottes Wort/ welchs vns Christen fürgesungen vnd fürgeklungen wird/ das kan einen bekümmerten Hertzen bestendigen Trost vnd erquickung geben.

Ab Exemplis. Daher als Anno 1534. eine angefochtene Person/ mit schwermut vnd traurigkeit beladen/ sich raths bey dem hocherleuchten Mann Gottes Doctor Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Luthero seligen erholete/ so tröstet er jn nit allein pharmaco verbi mit Gottes Wort/ sondern schrieb jhm auch zur antwort vnter andern also zu: Ln LiteraturLuther, Briefwechsel 7 (1969) M Kein lieblicher [C1r] angenemer Opffer ist/ als ein frölich Hertz/ daß sich im Herrn frewet/ drumb wenn jhr traurig seyd/ vnd wil vberhand nehmen/ so schlaget dem Herrn Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Christo/ in starckem Glauben mit rechter andacht auff dem Regall/ vnd singet drein/ so werden die bösen traurigen Gedancken vnd sorge nachlassen vnd vergehen. Jhr müst euch warlich wider den Sathan setzen vnd nicht gestatten/ daß er euch böse Gedancken mache/ denn wo jr einen einlasset vnd zuhöret/ so treibet er wol zehen Gedancken hernach/ biß er euch vbermanne/ drumb nicht bessers als flugs im ersten angrieff des anligen/ außn Sinn vnd in die schantz geschlagen/ wie jener Ehman thete/ wenn sein böses Weib anfieng zu nagen vnd zu peissen/ so nam er die Pfeiff/ die er allzeit bey sich truge/ vnter der Gürtel herfür vnd pfiff getrost/ des ward sie letzlich so müde daß sie jhn zufrieden lies.[6] Also thete Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David 1. Sam. 16. Wenn der böse vnruhige Geist vber Lb PersonSaul (fl. 1000 v. Chr.) Saul, kam/ so lies er flugs seine Harpffe hören/ vnd damit wurde der Melancolische Trawergeist verzehret.

Ja damit man sehen möge/ was der theure Man Doctor Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Luther von der lieben Musica, vnd wie hoch er dieselbe gehalten/ ists vnter andern auch zubeweisen/ auß einer schönen Missiv, die er Anno 1530. An den hochberühmbten Musicum vnd Componisten Lb PersonSenfl, Ludwig (1486 – 1542/1543) Ludovicum Senfel geschrieben.[7] Ln LiteraturLuther, Briefwechsel 5 (1969) M Die Kunst (spricht er) [[C1v]] ist lobens vnd aller Ehren werth/ vnd soll auch in einen Türcken von niemand gescholten werden/ derhalben ich auch deine Lb PersonWilhelm IV. von Bayern (1493–1550) Fürsten von Beyren (ob sie wol meine vngnedigen Herren seyn) dennoch für andern W W KorrekturOriginal: lob|lob/ rühme vnd ehre/ daß sie der Musica also geneiget seyn/ vnd dieselben befordern vnd ehren/ vnd ist kein zweiffel/ daß ein sonderliche angeborne gute art vnd neigung zu allen Tugenden/ vnd erbarkeit in solchen Hertzen sey/ welche lust vnd lieb zu der Musica haben: Aber dargegen seind das lauter Stöcke vnd Felsen (spricht er) welche von der Musica nicht beweget werden vnd derselben entgegen seyn. Denn wir wissen aus der Schrifft/ daß auch der Teuffel der Musica feind sey/ vnd kan vnd mag dieselbe nicht leiden/ daraus ich gewieß schliesse/ vnd habe dessen keinen schew öffentlich zubekennen/ daß nach der heiligen Schrifft Göttliches Worts/ kein andere Kunst auff Erden sey/ welche der Musica könne vnd möge verglichen werden/ dieweil die Musica nach der Theologia, das allein ausrichten kan/ welches das Wort Gottes sonst allein vermag vnd außrichtet/ Nemlich/ ein vnruhiges vnd betrübtes Hertz frölich machen vnd zu frieden stellen.
Derhalben ists gewis/ daß der Teuffel/ welcher alle vnruhe/ vnmuts vnd betrübnis ein vrsacher ist/ die Musica nicht leiden kan/ sondern für jr fliehe/ gleich [C2r] wie er auch für dem Wort Gottes weichen mus vnd nicht bestehen kan. Daher kompt es auch/ daß die Heiligen Propheten kein andere Kunst gebraucht haben/ also daß sie weder in der Geometria, Arithmetica, oder Astronomia jhre Prophezeyen vnd Theologiam gefasset/ sondern allein sich der Musica darzu gebraucht haben/ welche Musica sie mit der Theologia gentzlich vereiniget/ vnd jhre Predigten sambt den willen Gottes in Gesang vnd Psalmen verfasset.

Sehet/ daß ist ein herrlich Encomium vnd Lobspruch welchs Doctor Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Luther der löblichen Musica gegeben. Drumb ist nun ex Antithesi leichtlich zuerachten/ daß es die verfluchten Calvinisten vnd Zwinglianer/ nimmermehr verantworten können/ daß sie als zustörer des Lobs Gottes/ von der Musica nit allein nichts halten/ sondern Orgeln/ vnd Figural gesang aus jren Kirchen exterminirn vnd relegirn, dadurch sie zu verstehen geben/ welchs Geistes Kinder sie seyn/ nemlich des leidigen Teuffels der ein Trauergeist vnd Feind ist aller ordnungen/ die zu Gottes Lob gerichtet sein.

3. Vtilitas ad excitandum desiderium vitae aeternae. Ja vber das/ so ist die Musica auch ein Praeludium Vitae aeternae. Es ist ein vorschmack der Himlischen freude in ewigen Leben/.[8] dabey wir abnehmen können vnd sollen/ was vor eine herrliche Musica vnd Cantorey, in der Himlischen Kirche/ von den Heiligen Engeln/ vnd seligen ausserwehlten Gottes wird an jenen Tag gehalten werden.

[[C2v]]

Sollen derhalben/ in anhörung der löblichen Gesänge/ die entweder auff der Orgel vnd Instrumenten geschlagen/ oder mit lebendiger stimme gesungen werden/ gleichsam ein hertzlich appetit sehnen vnd verlangen darnach bekommen/ vnd gedencken/ ach Gott gehets hie auff Erden albereit so lieblich zu/ was wil dort werden/ wenn wir nun zu dem Himlischen Musicanten, Choralisten, vnd Instrumentisten kommen/ vnd dieselbe mit hertzlicher freud vnd wonne Ewiglich anhören werden.

II.

Tractatio secundae partis continens morem sacrificiorum. Fürs Andere/ so wird im Abgelesenen Text vermeldet/ daß so wol der König Lb PersonHiskija (ca. 750 – 696 v. Chr.) Hiskias/ als alles Volck mit freuden Gott den Herrn Brandopffer gethan haben. Die Obersten bringen 7. Farren 7. Wieder 7. Lämmer vnd 7. Ziegenböcke zum Sündopffer/ die werden geschlachtet vnd verbrandt/ für das Königreich/ für das Heiligthumb/ vnd für Juda/ die gantze Gemein aber bringet 70. Rinder 100. Wieder vnd 200. Lämmer zum Brandopffer dem Herrn. Wenn dem Jüdischen Volck von Gott was guts widerfuhr/ oder wenn sie aus vorstehender gefahr/ von jhren Feinden vnd sonsten wunderlich errettet wurden/ oder wenn sie auch in einen schweren Sündenfall gerathen waren/ so pflegten sie dem Herrn Opffer zu thun/ wie Gott zum theil selbst davon allerley Ord= [C3r] nung gemacht/ vnd befohlen wie es allenthalben damit gehalten werden soll/ als Leuit. Ly BibelstelleLevitikus 5 5. Ly BibelstelleLevitikus 6 6. Ly BibelstelleLevitikus 7 7. vmbstendig nach der leng zulesen. Ja bisweilen hat Gott der Herr/ zur Prob das er solch Opffer mit gnedigen Augen ansehe/ Fewr vom Himmel fallen lassen/ vnd dasselbe angezündet/ wie von Lb PersonAbel Abels Opffer Ly BibelstelleGenesis 4,3–4 Gen. 4. Von des Hohenpriesters Lb PersonAaron Aaronis Opffer Ly BibelstelleLevitikus 9 Leuit. 9.Von Lb PersonSalomo Salomons Opffer Ly Bibelstelle2 Chronik 7,1–3 2. Chron: 7. Von des Propheten Lb PersonElija (9. Jh. v. Chr.) Eliae Opffer Ly Bibelstelle1 Könige 18,30–38 1. Reg. 18. zu sehen: Bisweilen ehrten sie sonderliche vnd freywillige Opffer auß eigener andacht/ wie allhier/ vnd in der einweyhung des ersten Le Geographicumg Gebäude: Jerusalem, Tempel Tempels zu Jerusalem geschehen. Ly Bibelstelle1 Könige 8,62–63 1. Reg. 8. Jtem von Lb PersonElisa Elisa als er zum Propheten gesalbet wurde. Ly Bibelstelle1 Könige 19,16 1. Reg. 19.

Verus vsus sacrificiorum. Solche sacrificia der Heiligen Gottes/ sonderlich die jenigen die von Gott selbst gestifftet waren seind nun nicht gewesen nur muta spectacula, dabey man nur gestanden/ das Maul offen gehabt/ vnd zugesehen/ wie einen Comaedien Spiel sondern da ist alzeit ein heiliger Vater auffgetreten/ vnd hat den anwesenden Volck ein hertzliche Predigt vnd erinnerung gethan/ von zukünfftigen Opffer Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Christi vnd gesagt/ wie jetzt da ein Lämlein oder ander Viehe geschlachtet vnd auffs Fewer gelegt ist/ also wird auch der verheissene Messias kommen vnd am Stamm des Creutzes sich auffopffern vnd vom Feur des zorns Gottes [[C3v]] gebraten werden. Ja die andern die freywillige Opffer gethan/ haben da mit jre danckbarkeit beweisen wollen/ vnd haben Gott für alle empfangene wolthaten mit freuden gelobet vnd gepreiset/ vnd ferner vmb gnedigen beystand gebeten/ wie austrücklich in Ly Bibelstelle2 Chronik 29,25–32.35–36 vorlesenen Text stehet/ vnd die gantze Gemein betet an/ vnd der Gesang der Sänger vnd das Trometen der Tremeter [sic]/ weret alles biß das Brandopffer ausgerichtet war/ da nun das Opffer ausgerichtet war/ beuget sich der König vnd alle die bey jm waren vnd beteten an/ vnd der König Lb PersonHiskija (ca. 750 – 696 v. Chr.) Hiskia sambt den Obersten/ hies die Leviten den Herrn loben mit dem gedicht Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David vnd Lb PersonAsaf Assaph vnd sie lobeten mit freuden vnd neigeten sich vnd beten an.

Loci secundi declaratio. Hostias nostras etiam Deo esse offerendas quae consistunt. Dieses giebt vns nun diese erinnerung/ das wir auch noch heut zu Tage Gott dem Herrn vnser geistliche Opffer bringen sollen die Gott angenem sein durch Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Christum. Ly Bibelstelle1 Petrus 2,5–6 1. Pet. 2.

In Gratiarum actione. Solch Opffer ist nun erstlich/ die hertzliche Dancksagung vnd das liebe Gebet/ dennalso spricht Gott selbst Psal: 50. Ly BibelstellePsalmen 50,9–15.23 Jch will nit von deinen Hauß Farren nehmen/ noch Böcke aus deinen Ställen/ denn alle Thier im Waldt sind mein/ vnd Viehe auff den Bergen da sie bey tausenden gehen/ Jch kenne alles Gevögel auff den Bergen/ vnd allerley Thier auff dem Felde ist für mir/ wo mich hungerte wolt ich dir nicht davon sagen/ [[C4r]] denn der Erdboden ist mein/ vnd alles was drinnen ist/ meinstu das ich Ochsen Fleisch essen wolle/ vnd Bocksblut trincken/ Opffer Gott danck/ vnd bezahle dem Höchsten deine gelübte/ ruff mich an in der Noth so wil ich dich erretten vnd du solst mich preisen/ wer Danck opffert der preiset mich/ vnd das ist der weg das ich jhm zeige das heil Gottes.

In vera conversione. Das andere Opffer so wir Gott bringen sollen/ ist die warhafftige bekehrung zu Gott/ die da stehet in hertzlicher erkentnis der Sünden/ vnd rechten Glauben an Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Jesum Christum/ davon Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David prediget Psal: 51. Ly BibelstellePsalmen 51,18–19 Herr du hast nie lust zum Opffer ich wolt dirs sonst wol geben/ vnd Brandopffer gefallen dir nit/ Die Opffer die Gott gefallen seind ein geengster Geist/ ein geengstet vnd zuschlagen Hertz wirstu Gott nit verachten. Daher spricht auch der Gottselige Herr Lb PersonMathesius, Johannes (1504–1565) Mathesius fein.

Lw MusikwerkAnonym: Christlich Lied von der Rechtfertigung M Ein Hertz von rew vnd leyd gekrenckt
Mit Christi theuren Blut besprengt
Voll Glauben Lieb/ vnd guten vorsatz
Ist Gott der angenembste Schatz.
[9]

In vitae emendatione. Fürs dritte/ so ist das Gottgefellige Opffer auch ein newes Leben/ wenn man sich vor Todtsünden wider das Gewissen hütet/ vnd zuerweisung des seligmachenden Glaubens, einen Christlichen Gottseligen wandel führet/ davon der Apostel Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Paulus Rom 12. spricht Ly BibelstelleRömer 12,1–2 Jch ermahne euch durch die Barmhertzigkeit Gottes [[C4v]] das jhr eure Leib begebet zum Opffer/ daß da lebendig heilig vnd Gott wolgefellig sey/ welchs sey ewer vernünfftiger Gottesdienst vnd stellet euch nicht dieser Welt gleich/ sondern verendert euch durch verneurung eurs Sinnes/ das jhr prüfen möget welchs da sey der gute/ der wolgefellig vnd volkommene Gottes wille.

W W KorrekturOriginal: ἐξηγουσιςἐξηγησις JÜbers.: Auseinandersetzung, Erklärung dicti Paulini. In diesen worten werden viererley προσκείμενα JÜbers.: Verbindungen namhafftig gemacht/ wie der Christen Opffer im newen Testament soll gratificirt sein/ vnd von den Jüdischen Opffern des alten Testaments vnterschieden werden.

Erstlich sols sein Hostia viua, ein lebendiges Opffer. Im alten Testament/ opfferte man auff Gottes befehl todte Opffer von allerley Thieren/ die nach dem Gesetz geschlachtet vnd getödtet werden musten/ vnd wurd ein theil verbrandt/ das andere behülten die Priester:

Aber wir Christen im newen Testament sollen nicht todte sondern lebendige Opffer bringen/ die durch den heiligen Geist lebendig gemacht seyn. Denn unser Hertz/ Sinn/ Wille/ Gemüth vnd alle Glieder/ seind todt in Sünden/ vnd zu allen guten erstorben/ wenn sie nicht vom heiligen Geist erweckt vnd lebendig gemacht werden/ wir sollen auch daneben den bösen Lüsten widerstand thun/ den je mehr einer seinen bösen affecten widerstrebet/ je stercker sein Glaub für [D1r] Gott ist/ ja Ly BibelstelleRömer 8,13 wenn wir durch den Geist des fleisches gescheffte vnd böse lüste tödten/ so werden wir leben Rom. 8. Dessen stellet sich der Apostel Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Paulus selbst zum Exempel für/ 1. Cor. 9. Da er spricht: Ly Bibelstelle1 Korinther 9,27 Ich beteube meinen Leib vnd zehme jhn das ich nicht andern predige vnd selbst verwerfflich werde. Können demnach noch heutigs Tags vnsere Leibe Gott opffern wenn wir den bösen lüsten widerstand thun.

2. So soll der Christen Opffer sein Hostia sancta ein heiliges Opffer/ das mit fürsetzlichen Sünden vnd jrthumb wider das Gewissen nicht beflecket ist. Denn gleich wie im alten Testament verboten war/ ein mangelhafftig gebrechlich Thier/ das reudig/ schebicht/ blind oder lahm war/ zu opffern Ly BibelstelleLevitikus 22,8 Leuit. 22. Also sollen wir auch Gott ein heilig rein Opffer bringen/ das ohne wandel ist. Ja wie das jenige/ heilige genennet wird/ was von gemeinem brauch der Welt abgesondert ist/ vnd Gott zugeeignet wird: Also werden wir auch in der heiligen Tauff von der Welt abgesondert/ durch das Wasserbad im Wort gereiniget/ vnd Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Christo einverleubet daß wir vns auch der heiligung sollen befleissigen/ welche ob sie wol in diesen leben unvolkommen/ so wil jhn doch Gott den anfang der heiligkeit gefallen lassen vnd mit vnserer vbrigen schwachheit patientz tragen/ zu solcher heiligung haben wir viel vermahnungen in Gottes W W KorrekturOriginal: WottWort/ als 1. Thess. [[D1v]] 4. Ly Bibelstelle1 Thessalonicher 4,3–5 Das ist Gottes wille ewer heiligung/ daß jr meidet die Hurerey vnd ein jeglicher wisse sein fuß zubehalten in heiligung vnd Ehren/ nicht in der lustseuch wie die Heyden die von Gott nichts wissen Cor. 7. Ly Bibelstelle2 Korinther 7,1 Lasset vns von aller befleckung des Fleisches vnd des Geistes vns reinigen/ vnd fortfahren mit der heiligung in der furcht Gottes. 1. Pet. 1. Ly Bibelstelle1 Petrus 1,14–16 Stellet euch nit gleich wie vorhin/ da jhr aus vnwissenheit nach den bösen lüsten lebetet/ sondern nach dem der euch beruffen hat/ vnd heilig ist/ seyd jr auch heilig in allen ewren wandel/ denn es stehet geschrieben. Leuit. 19. jhr solt heilig seyn denn ich bin auch heilig.

3. So soll der Christen Opffer seyn Hostia Deo accepta ein Opffer das Gott wolgefellig sey: Also aber ists Gott angenehm/ wenn es geschieht/ im starcken Glauben vnd vertrawen auff Jesum Christum/ vnd in Christlicher vnd brüderlicher Lieb gegen den Nechsten. Ly BibelstelleHebräer 11,6 Denn ohne Glauben kann Gott niemand gefallen noch für jm bestehen Ebro. 11. Ly BibelstelleRömer 14,23 Was nit aus den Glauben gehet/ das ist Sünde Rom. 14. Vnd ohn die liebe ist der Glaub nur ein heuchlischer schein/ wie der Apostel sagt 1. Cor. 13. Ly Bibelstelle1 Korinther 13,2 Wenn ich gleich allen Glauben hette also das ich Berg versetzen könte/ vnd hette der Lieb nicht so wer ich nichts.

4. So soll auch der Christen Opffer seyn Hostia ratione praedita ein vernünfftiger Gottes Dienst.

[D2r]

Im alten Testament musten die Priester Opffern vnvernünfftige Thiere/ wie jnen Gott im Gesetz geboten hatte/ wir aber sollen bringen einen vernünfftigen Gottesdienst/ eine vernünfftige Seele/ solche vernunfft aber soll sich nit steuren vnd gründen auff vnser gut düncken/ oder auff vnser Fleisch vnd Blut das von Natur verderbet ist/ sondern sie muß durch den heyligen Geist erleuchtet vnd nach Gottes Wort gerichtet seyn/ wie Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David sagt Psal: 119. Ly BibelstellePsalmen 119,105 Lucerna pedibus meis Verbum tuum & lumen semitis meis. Daher seynd der Heyden Opffer lauter grewel für Gott/ weil sie aus blindheit vnd vnverstand geschehen/ sindemal sie nichts von waren Gott/ seinen wesen vnd willen gewust/ daher sie auch Gott in unvernünfftigen Thieren/ Ochsen Hunden vnd Katzen geehret Ly BibelstelleRömer 1,23 Rom. 1. Ja gleich wie die Opffer im alten Testament geschehen musten/ durch solche Priester/ die im Gesetz des Herrn gelehret vnd erfahren waren/ vnd wusten/ was Gott zu Opffern geboten oder verboten hatte/ damit niemand nichts aus eigener wilkür vnd andacht fürneme vnd thete: Also sollen Christen auch gegen Gott nichts fürnemen/ es komme denn her/ aus einer erleuchteten vernunfft nach Gottes Wort/ welchs Sanctus Lb PersonPetrus Petrus 1. Cap. 2. Ly Bibelstelle1 Petrus 2,2 Ein vernünfftige lautere Milch nennet/ darumb das er aus vnverstendigen/ verstendige Leut machet. Was man aber nach der natürlichen blinden vernunfft/ vnd andacht/ ohne Gottes Wort thut/ das ist alles [[D2v]] thorheit vnd ein greul für Gott/ daher Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Christus selbst spricht Matth. 15. Ly BibelstelleMatthäus 15,9 vergeblich dienen sie mir/ dieweil sie lehren solche Lehre/ die nichts denn Menschen Gebot sind/ vnd Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Paulus 1. Cor. 2. Ly Bibelstelle1 Korinther 2,14 der natürliche Mensch vernimbt nichts vom Geist Gottes/ es ist jhm eine thorheit vnd kans nicht erkennen.

III.

Explicatio tertiae partis de spontanea contributione ad cultum divinum promovendum. Fürs dritte/ so wird ferner in Ly Bibelstelle2 Chronik 29,25–32.35–36 abgelesenen Text angezeigt/ daß der König vnd die gantze Gemeine/ eine freywillige Contribution zu auffrichtung des Gottesdiensts/ vnd der bestalten Musica gegeben/ denn also stehet: Ly Bibelstelle2 Chronik 29,31 Vnd die Gemeine bracht herzu/ Opffer vnd Lobopffer/ vnd jederman freywilliges Hertzens Brandopffer. Vnd Lb PersonHiskija (ca. 750 – 696 v. Chr.) Hiskia frewet sich mit allem Volck das man mit Gott bereit worden war. Ja in folgenden Ly Bibelstelle2 Chronik 31,3–4 31. Cap. wird ferner vormeldet/ was der König von seinen Gütern/ zu seinen theil gegeben/ auch wie er das Volck angemahnet/ derogleich zuthun/ vnd verordnet/ wie es mit der austheilung gehalten werden soll/ dann weil 288. Sang Meister vnd Musicanten im Hauß des Herrn mit Cymbaln/ Psalter vnd Harpffen auffwarten musten. Ly Bibelstelle1 Chronik 25 1. Cron: 26.[10] so ist leicht zuerachten das sie auch vnterhalt haben müssen haben. Solcher gutwilligkeit ad pios Vsus zu fortpflantzung der Göttlichen Lehr/ vnd der Kirchen Ornat, haben sich die Heyligen Gottes/ zu allen vnd [D3r] jeden zeiten befliessen. Ly BibelstelleExodus 35 Exod. 35.Ly BibelstelleExodus 36 36. lesen wir/ Als Lb PersonMoses Moses auff Gottes special befehl/ die Hütten oder Wohnung des Stiffts/ mit aller zugehörung verfertigen wolte/ welchs nicht eines Mannes Werck war/ sondern ein gemeine steuer Colligirt werden muste/ so ist alles Volck/ Mann vnd Weib nicht allein willig dazu/ vnd bringen/ Goldt/ Silber/ Seyden/ Scharlach/ Fellwerck/ Teppicht vnd was mehr zum Gerethe von nöthen/ sondern vbermennigens dermassen/ das die Kunstreichen Werck Meister sich beschwert machen vnd sprechen zu Mose/ dis Volck bringet zuviel/ vnd mehr als zum Werck dieses diensts noth ist/ daß der Herr zu machen geboten hat. Darauff mus Moses ausruffen lassen/ daß sie sollen auffhören/ denn es sey nit allein zu allen Werck gnung sondern auch viel vbrig.

Was der König Lb PersonSalomo Salomon auff den Le Geographicumg Gebäude: Jerusalem, Tempel Tempel zu Jerusalem/ der mit Goldt in vnd auswendig vberzogen gewest/ so wol zu allen Kirchenornat/ vor vnzehlig vnkost auffgewandet/ kan ein jeder selbst im Ly Bibelstelle1 Könige 5,–.6–8 ersten Buch der Könige von 5. bis ins 8. Capittel lesen.

Also da der Tempel zu Jerusalem baufellig geworden war/ weil jhn Lb PersonAtalja Attalia vnd jhre Söhne zurissen hatten/ vnd von nöthen thete das er gebessert würde/ so befohle der König Lb PersonJoas ( – ca. 798 v. Chr.) Joas/ daß das Volck eine algemeine stewer samlen solte/ allerding wie es Gott selbst Ly BibelstelleExodus 30,11–12 Exod 30 bey Mosis zeiten angeordnet/ vnd wurde [[D3v]] ein Lade gesetzt haussen ins Thor am Haus des Herrn/ da ist das Volck alles freudig zur einlag/ vnd sagt der Text 2. Cron: 24. Ly Bibelstelle2 Chronik 24,10 Da freweten sich alle Obersten vnd alles Volck/ vnd brachtens vnd wurffens in die Lade bis sie voll ward.

Applicatio huius loci. Dieses giebt vns nun schließlichen diese erinnnerung/ das vns gebühren wil/ dem Exempel dieser Gottseligen Leute nachzufolgen/ vnd vns nicht also beschwert zu machen/ wenn wir zur auffbawung oder besserung/ der Kirchgebäuden/ Altar/ Tauffstein/ Orgell/ Kelch/ Glocken oder andern Kirchen Ornat etwas geben sollen/ wie man zwar sonsten zu keinem ding pflegt vnwilliger vnd verdrossener zuwerden/ als eben zu solchen geistlichen sachen/ da man sich beduncken lest/ es sey nichts vblers angewendet als eben dieses. Wiewol ich aber mit warheit ewere Gottseligkeit vnd Christlich Gemüt billich rühmen mus/ das jhr zu auffbawung vnserer newen Lb PersonTheodoricus, Barbara (fl. 1616) Kirchen/ (die vber 2000. florentiner Gulden gekostet) alle anlagen am Gelt/ so wol auch die nothwendigen fröhnen/ williglich Gott zu ehren euch vnd ewren Kindern zum besten so wol auch dem nachkommen zu ewigen gedechtnis ohne frembde Leute darleg vnd stewer allein geben/ vnd gethan/ jedoch damit jr auch ferner ein incidamentum vnd anreitzung haben möchtet/ auch an diesen Gottlob verfertigen Ld OrgelMeuselwitz, Zschugk-Orgel 1610 Orgelwerck/ nit allein einen Christlichen gefallen zuhaben/ sondern auch zu beförderung vnd erhaltung desselben so wol auch der [[D4r]] künfftigen Figural Musica (dazu jhr vorgangens Sontags gleichmessiger gestalt ermahnet worden seyd) euch desto williger zuerzeigen: Als soll Ewer Liebden wissen/ das der Ehrnveste Herr Lb PersonCramer von Clausbruch, Heinrich (1575–1615) Heinrich von Clausbruch/ jetziger zeit Erb vnd Lehenherr alhier/ diese Ld OrgelMeuselwitz, Zschugk-Orgel 1610 Orgel/ nicht allein wolmeinend/ auff vorgehende berathschlagung angeordnet/ sondern zu verfertigung derselben/ von seinen 200. florentiner Gulden (anderer vnkosten zugeschweigen) gegeben vnd auffgewendet. Zu dem/ weil nun mehr von nöthen/ das man zu diesem Werck/ einen verstendigen kunstreichen bestalten Organisten habe/ vnd demselben gleich wol auch ein deputat, besoldung/ vnd zimlich einkommen mus verordnet werden/ als hat ermelter Herr der von Clausbruch/ vber die vbrigen/ noch 200. florentiner Gulden zur Kirchen bescheiden/ die järlich mit 12. florentiner Gulden sollen verzinset/ vnd solch Geldt zu des Organisten lohn soll geschlagen werden.

Vber das/ weils gar vbel stehen würde wenn man bey einem solchen Wercklein/ nicht auch eine Figural Musicam hette: (wiewol der anfang vor diesen gemacht gewesen vnnd von den Meisten theil/ des groben Pöfele/ weil es heist Ignoti nulla cupido, wo nicht gar verspottet/ doch in Wind geschlagen worden) So wil die viel Ehrentugentsame Fraw Mutter/ Lb PersonCramer von Clausbruch, Margaretha (vor 1575 – nach 1615) Margaretha von Clausbruch/ Wittwe/ etc. zu Le Geographicumf Ort: Leipzig Leipzig jhres theils zweyhundert Gülden/ [[D4v]] Jnmassen die Erbare vnd Ehrentugentsame Fraw Lb PersonCramer von Clausbruch, Christina (1576–1639) Christina des Ehrenvhesten Herrn Lb PersonCramer von Clausbruch, Heinrich (1575–1615) Heinrichen von Clausbruch Eheliche Haußfraw auch 150 Gülden der Kirchen vermachen die järlich mit 6. pro cento sollen verzinset werden/ da der järlichen zinsen dannen/ als 21. Gulden der Musica zum besten sollen angewendet werden/ also daß der Schulmeister/ vor seine mühe die er in institutione der Knaben/ disfals auffwenden mus 9. Gülden empfangen/ vor die vbrigen 12. Gülden aber soll Tuch gekaufft/ vnd den Knaben die sich zur Musica vnd singkunst anweisen vnd gebrauchen lassen/ järlich im Herbst gegen dem Winter/ zu Kleydung ausgetheilet werden.

Weil aber ein Organist/ schwerlich sich auff 12. Gülden bestellen lassen würde/ vnd von nöthen das jm was mehres gemacht werde/ als stehe ich in guter hoffnung/ jhr Eingepfarten werdet euch der billigkeit selbst bescheiden/ vnd in der nechsten zusammen kunfft/ es geschehe nun in der Kirchenrechnung/ oder Gemeinrechnung/ oder sonsten/ ein jeder nach seinen Gütern vnd vermögen sich also erkleren/ daß man ewren guten willen/ Gottesfurcht vnd danckbarkeit in Werck spüren vnd befinden könne/ wie es den keinen/ wie arm er auch ist/ in seiner Haußhaltung vnd Nahrung/ den geringsten schaden vnd abbruch thun kann/ weil mancher doch auff einen Abendt/ mehr vnnütz [E1r] verthut/ oder einen elenden Fidler vnd Sackpfeiffer/ mehr giebt vnd aufflegt als er hierauff ein gantzes Jahr wenden darff. Solchs wird der Allmechtige Gott/ Vergelter aller wolthaten/ weils zumal zu seinen Göttlichen Ehren gereichet/ einen jeden hinwiderumb mit glück vnd segen/ reichlich erstatten vnd bezahlen. Haec in praesentia.

Der Barmhertzige getrewe Gott/ gebe vns allen seine Gnade/ daß wir seiner Kirchen Ehre vnd wolfarth/ hie in diesem Leben/ nach höchstem vermögen befördern/ auff das wir auch/ nach diesem Elend/ in der Himlischen Kirchen versamlung/ die hochgelobte Dreyfaltigkeit/ vor alle seine vns an Leib erzeigte Wolthaten/ ewiglich loben rühmen vnd preisen helffen. Vnd solchs wolle er thun vmb Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Jesu Christi vnsers einigen Erlösers vnd Seligmachers willen Amen.

[[E1v]]

Ετεόστιχον JÜbers.: Chronogramm

Annum extructi organi, in literis numeralibus continens.

Organon extrvxit, Lb PersonZschugk, Joachim (ca. 1580 – ca. 1640) Iochimvs Shvkivs avtor.
Facsit Christe tibi Conciliatvs honor.

Aus Gottsfurcht/ nach Christlicher weis
Der Kirch zum zierdt/ vnd Gott zu preis/
Ist Ld OrgelMeuselwitz, Zschugk-Orgel 1610 dieses Werck hieher gestelt
Welchs Gott vnd Menschen wolgefelt/
Der Artifex war Lb PersonZschugk, Joachim (ca. 1580 – ca. 1640) Jochim Schuck
Das lohn gab Lb PersonCramer von Clausbruch, Heinrich (1575–1615) Heinrich von Claußbruck.
O Gott bezahl diß/ vnd noch mehr/
Was man auffwend zu deiner Ehr.

Magister Erasmus Winter Ioachimicus

Einzelanmerkungen

  1. Winter verwechselt das 1. und 2. Buch der Chronik.
  2. Winter zitiert aus einer eigenen früheren Predigt, vgl. Winter, Specvlvm magistratvs politici (1592), Bl. 1v–2r.
  3. Hier und weiter unten verwendet Winter bei der Bezeichnung der zentralen Darstellung über Davids Tempelmusiker die Kapitelzählung der Vulgata. Unsere Angabe bezieht sich auf die Kapiteleinteilung der Luther-Bibel.
  4. Winter geht im folgenden Abschnitt ungewöhnlich ausführlich auf die Musikanschauung des Aristoteles ein. Seine Aufzählung der dreierlei Nutzbarkeiten der Musik suggeriert, es handele sich dabei um eine Zusammenfassung der wesentlichen Aspekte, die im 8. Buch der Politik enthalten sind. In Wahrheit stellt Winters vermeintliches Exzerpt eine willkürliche Zusammenstellung von drei Gedanken dar, die keineswegs das inhaltliche Rückgrat seiner Quelle formieren. So geht Aristoteles zwar auf den Nutzen der Musik ein und schreibt: (Man soll) aber, wie es scheint, Musik nicht nur wegen dieser Form von Vergnügen, sondern auch wegen ihres Nutzens für die Erholung (genießen). (Aristoteles, Politik Buch VII/VIII (2005), S. 54).
    Während Winter die kräftigende, gewissermaßen therapeutische Wirkung der Musik auf müde und abgearbeitete Menschen hervorhebt, ähnlich wie man es aus Äußerungen Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Luthers oder Lb PersonMathesius, Johannes (1504–1565) Mathesius’ kennt, hat Aristoteles die Erziehung von Angehörigen der Oberschicht im Auge und verfolgt eine abstraktere Erörterung der Funktion von Musik: Zuerst muss man untersuchen, ob man der Musik einen Platz in der Erziehung zuweisen soll oder nicht, und welche der drei erwogenen Wirkungen sie hat: (Charakter-)Bildung, Amüsement, oder sinnerfüllte Lebensgestaltung. Mit guten Gründen wird sie mit allen in Verbindung gebracht und sie gehört offensichtlich zu allen; denn man sucht Amüsement, um sich zu erholen, Erholung muss aber Vergnügen bereiten, denn sie ist eine Kur der Mühsal, die harte Anstrengungen mit sich bringen. Und sinnerfüllte Lebensgestaltung muss nach der übereinstimmenden Meinung aller nicht nur das Gute besitzen, sondern auch Vergnügen einschließen; denn Glück setzt beides voraus. Musik, einerlei ob sie reine Instrumentalmusik oder von Gesang begleitet ist, ist nun eines der angenehmsten Dinge, wie wir alle behaupten; […] und so zieht man sie ja auch zu geselligen und unterhaltsamen Zusammenkünften hinzu, weil sie Freude verbreiten kann. (Aristoteles, Politik Buch VII/VIII (2005), S. 53f.)
    Auch Aristoteles’ Überlegungen zum Charakter der Musik, ihren unterschiedlichen Wirkungen auf die menschliche Seele, den Wirkungsmechanismus, der sich dahinter verbirgt, ihre Bedeutung in der Erziehung der Kinder und seine konkreten Ratschläge für ihren pädagogischen Einsatz (vgl. Aristoteles, Politik Buch VII/VIII (2005), S. 54–61) reduziert Winter auf die besänftigende, beruhigende Wirkung der Musik. Mit seinem dritten Punkt bezieht er sich auf Aristoteles’ Wendung sie alle müssen eine Form von Reinigung und eine von Lust begleitete Erleichterung erfahren. (Aristoteles, Politik Buch VII/VIII (2005), S. 60). Dass er diese Bemerkung über die kathartische Wirkung der Musik dann auf den Nutzen derselben für das Memorieren von Psalmentexten und Glaubenssätzen bezieht, bedeutet wieder eine starke Abweichung von den Gedankengängen des griechischen Philosophen, die Winter in eine protoprotestantische Betrachtungsweise zurechtbiegt.
  5. Winter paraphrasiert hier vermutlich die Darstellung bei Theodor Zwinger, vgl. Zwinger, Theatrvm Hvmanae Vitae 5 [1586], S. 1291, fügt aber auch selbstständig ein griechisches Zitat ein. Siehe den Wortlaut der lateinischen Quelle im Personenartikel Lb PersonKleinias von Tarent Kleinias von Tarent.
  6. In geraffter Form zitiert Winter Luthers Brief vom 7. Oktober 1534 an den Freiberger Organisten Lb PersonWeller, Matthias (1507–1563) Matthias Weller. Der vollständige Text der Passage lautet: Denn kein lieblicher, angenehmer Opfer ist als ein fröhlich Herz, das sich im Herrn freuet. Darumb, wenn Ihr traurig seid, und will uberhand nehmen, so sprecht: Auf! ich muß unserm Herrn Christo ein Lied schlagen auf dem Regal (es sei Lw MusikwerkN.N.: Te Deum laudamus M Te Deum laudamus oder Benedictus etc.); denn die Schrift lehret mich, er höre gern fröhlichen Gesang und Saitenspiel. Und greift frisch in die Claves und singet drein, bis die Gedanken vergehen, wie Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David und Lb PersonElisa Elisäus taten. Kommet der Teufel wieder und gibt Euch ein Sorge oder traurige Gedanken ein, so wehret Euch frisch und sprecht: Aus, Teufel, ich muß itzt meinem Herrn Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Christo singen und spielen. Also müßt Ihr euch wahrlich wider ihn setzen lernen und nicht gestatten, wie er Euch Gedanken mache. Denn wo Ihr einen einlasset und zuhöret, so treibet er wohl zehen Gedanken hinnach, bis er Euch ubermanne. Darumb nicht besser, denn flugs im ersten auf die Schnauzen geschlagen. Und wie jener Ehemann tät, wenn seine Ehefrau anfing zu nagen und zu beißen, nahm er die Pfeifen unter dem Gürtel herfür und pfiff getrost, da ward sie zuletzt so müde, daß sie ihn zufrieden ließe, also greift Ihr auch ins Regal, oder nehmet gute Gesellen und singet dafur, bis Ihr lernet ihn spotten. (Luther, Briefwechsel 7 (1969), S. 105.)
  7. Winter zitiert aus dem Brief, den Martin Luther am 1. Oktober 1530 an den Komponisten Ludwig Senfl nach Le Geographicumf Ort: München München sandte. Im lateinischen Originaltext lautet die Passage folgendermaßen: quis enim vel in Turca vituperet, si amet artem et laudet artificem? Ego sane ipsos tuos Duces Bavariae, ut maxime mihi parum propitii sint, vehementer tamen laudo et colo prae caeteris, quod musicam ita fovent et honorant. Neque dubium est, multa semina bonarum virtutum in his animis esse, qui musica afficiuntur; qui vero non afficiuntur, truncis et lapidibus arbitror simillimos esse. Scimus enim musicen daemonibus etiam invisam et intolerabilem esse. Et plane iudico, nec pudet asserere, post theologiam esse nullam artem, quae musicae possit aequari, cum ipsa sola post theologiam id praestet, quod alioqui sola theologia praestat, scilicet quietem et animum laetum, manifesto argumento, quod diabolus, curarum tristium et turbarum inquietarum autor, ad vocem musicae paene similiter fugiat, sicut fugit ad verbum theologiae. Hinc factum est, ut prophetae nulla sic arte sint usi ut musica, dum suam theologiam non in geometriam, non in arithmeticam, non in astronomiam, sed in musicam digesserunt, ut theologiam et musicam haberent coniunctissimas, veritatem psalmis et canticis dicentes. (Luther, Briefwechsel 5 (1969), S. 639.)
  8. Meist wird dieser weit verbreitete Spruch als Musica est praegustus vitae aeternae wiedergegeben, vgl. etwa die Orgelpredigten Music-Büchlein (Lüneburg 1631), S. 119, oder Orgel=Predigt (Arnstadt 1666), S. 44, oder als späteres Beispiel Mattheson, Der Musicalische Patriot (1728), S. 263. Die Formulierung begegnet an prominenter Stelle in Lb PersonSelnecker, Nikolaus (1530–1592) Nikolaus Selneckers Auslegung zu Psalm 33, von wo die deutsche Version entlehnt ist, vgl. Selnecker, Der gantze Psalter (1564), CLXXIX. Vgl. das Zitat in seinem Kontext im Personenartikel Lb PersonSelnecker, Nikolaus (1530–1592) Selneckers. Die Variante praeludium scheint seltener zu sein. Sie begegnet viel später wieder in Christliche Predigt (Straßburg 1749), S. 6.
  9. Winter zitiert die 5. Strophe aus Johannes Mathesius’ Lw MusikwerkAnonym: Christlich Lied von der Rechtfertigung M Christlich lied von der rechtfertigung. In der 2. und 3. Zeile weicht er von der Vorlage ab, die folgendermaßen lautet: Ein hertz von rew vnd leyd gekrenckt/ Mit Christi Blut vnd Geyst besprengt/ Vol glauben/ vnd gutem vorsatz/ Jst Gott der angenembste Schatz. (Mathesius, Das tröstliche De profundis (1565), Bogensignatur ee2v.)
  10. In unserer Edition wird auf das gemeinte Kapitel in der Zählung der Luther-Bibel verwiesen. In der Vulgata fällt die Darstellung von Davids Tempelmusikern wie vom Autor angegeben in das 26. Kapitel.

Letzte Änderung dieses Dokuments am 14. Februar 2022.

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