Icon

Orgelpredigt

Start → Predigten → Bucher, Christoph Friedrich: Gott und Gnug (Meißen 1681) → Volltext

a Bucher, Christoph Friedrich: Gott und Gnug (Meißen 1681)

Digitalisate

Folgende Digitalisate stehen zur Verfügung:

Schlagworte

Folgende Begriffe sind innerhalb dieses Textes ausgezeichnet:

a Orgelpredigten (1)

y Bibelstellen (146)

  • 1 Chronik 29,10–11
  • 1 Johannes 1,7
  • 1 Johannes 5,7–8
  • 1 Korinther 12,13
  • 1 Korinther 13,13
  • 1 Korinther 15,10
  • 1 Korinther 15,28
  • 1 Könige 19,12–18
  • 1 Petrus 1,19
  • 1 Petrus 2,9
  • 1 Petrus 3,15
  • 1 Petrus 4,11
  • 1 Samuel 16,23
  • 1 Timotheus 2,12
  • 1 Timotheus 6,15
  • 2 Könige 4,31
  • 2 Samuel 12,13
  • 2 Samuel 12,7–13
  • 2 Samuel 23,1
  • Apostelgeschichte 17,27
  • Apostelgeschichte 17,28
  • Apostelgeschichte 2,2–4
  • Daniel 2,32–33
  • Daniel 5,5–30
  • Deuteronomium 27,15–26
  • Deuteronomium 32,1–43
  • Epheser 2,10
  • Epheser 4,15–16
  • Epheser 5,23
  • Exodus 15,1–19
  • Exodus 3,2
  • Exodus 31,2–5
  • Exodus 34,6–7
  • Exodus 4,10
  • Exodus 4,15–16
  • Ezechiel 1,12–20
  • Ezechiel 2,10
  • Ezechiel 2,4–10
  • Ezechiel 3,27
  • Genesis 1,16
  • Genesis 1,21
  • Genesis 2,23
  • Genesis 2,7
  • Genesis 3,16–17
  • Genesis 3,21
  • Genesis 4,21
  • Genesis 49
  • Hebräer 2,14
  • Hebräer 2,17
  • Ijob 10,8–12
  • Ijob 30,31
  • Ijob 34,10–12
  • Ijob 4,19
  • Jakobus 1,17
  • Jeremia 2,22
  • Jeremia 23,23–24
  • Jeremia 6,17
  • Jesaja 1,18
  • Jesaja 40,26
  • Jesaja 43,24
  • Jesaja 5,11–12
  • Jesaja 50,4
  • Jesaja 58,1
  • Jesaja 6,3
  • Jesaja 61,10
  • Jesaja 63,1
  • Jesaja 63,3
  • Jesaja 68,12
  • Jesus Sirach 10,11–13
  • Jesus Sirach 16,25–29
  • Jesus Sirach 3,24–25
  • Jesus Sirach 3,9–10
  • Jesus Sirach 40,4
  • Jesus Sirach 43,2–11
  • Jesus Sirach 43,32–34
  • Jesus Sirach 47,11
  • Johannes 15,5
  • Johannes 17,21–23
  • Johannes 19,16–34
  • Johannes 21,19
  • Johannes 3,8
  • Jona 1,2–3
  • Jona 2,1–10
  • Kohelet 12,3
  • Kohelet 12,7
  • Lukas 16,24
  • Lukas 2,21
  • Lukas 24,39
  • Lukas 7,28
  • Matthäus 10,16
  • Matthäus 11,28
  • Matthäus 23,37–38
  • Matthäus 25,1–13
  • Matthäus 3,17
  • Matthäus 5,16
  • Matthäus 5,1–11
  • Matthäus 6,26
  • Matthäus 9,2
  • Nahum 1,7
  • Offenbarung 22,15
  • Offenbarung 4,11
  • Offenbarung 4,8
  • Offenbarung 5,13
  • Offenbarung 5,8
  • Offenbarung 5,9.13
  • Offenbarung 7,12
  • Psalmen 103,1–2
  • Psalmen 104,12
  • Psalmen 108,3–4
  • Psalmen 122,1–4
  • Psalmen 123,2
  • Psalmen 127,3–5
  • Psalmen 128,3–4
  • Psalmen 130,8
  • Psalmen 133,1
  • Psalmen 137
  • Psalmen 146,1–2
  • Psalmen 147,1
  • Psalmen 147,5
  • Psalmen 147,9
  • Psalmen 150,1–2
  • Psalmen 150,6
  • Psalmen 25,8
  • Psalmen 27,5
  • Psalmen 33,4
  • Psalmen 38,11
  • Psalmen 38,16
  • Psalmen 40,6
  • Psalmen 58,5–6
  • Psalmen 68,12
  • Psalmen 73,25–26
  • Psalmen 91,1–2.4
  • Psalmen 92,2–4
  • Römer 11,33
  • Römer 12,10
  • Römer 12,3
  • Römer 12,4–6
  • Römer 2,15
  • Römer 3,20
  • Römer 5,5
  • Römer 8,1
  • Römer 8,18–20
  • Sprichwörter 26,10
  • Tobit 13,22
  • Weisheit 7,2–3
  • Weisheit 7,3

[S. [1]]

Titel

Gott und Gnug/
Oder
Göttliche Gutthätigkeit/
Welche
Bey Einweihung
Einer
Ld OrgelFrauenhain, Gottfried Richter-Orgel 1678 Neuen Orgel/ Nach Anleitung der Worte Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) Davids
Aus Psalmus CL versus ultimus
Ly BibelstellePsalmen 150,6 Alles/ was Oden hat/ lobe den Herren/
Alleluja.

Seiner untergebenen Gemeine Anno 1678. den 25. September
war Mitwochs vor Sankt Michaelis/ in einer Einweihungs=Predigt/ nach da=
mahliger Lehr=Art/ gewiesen/ und hernach auff ettlicher inständiges
anhalten zum Druck übergeben
hat
Lc PredigtautorBucher, Christoph Friedrich (1651–1716) Christoph Friedrich Bucher/
toto titulo Pfarrer zum Le Geographicumf Ort: Frauenhain Frauenhayn.
Le Geographicumf Ort: Meißen Mejssen/
Gedruckt durch Lb PersonGünther, Christoph Christoff Günthern/ 1681.

[S. [2]]

Widmung

Der Hoch=WohlEdelgebohrnen Frauen/
Frauen Lb PersonPflug, Agnes von (1629–1684) Agnes verwitweter Pflügin/ und
gebohrner von Schönberg/
Frauen auff Frauenhayn etc.
Der Churfürstlich Sächßischen Frau Witwen
hochbestalten Hoffmeisterin etc.

Wie auch
Der HochEdelgebohrnen Frauen/
Frauen Lb PersonMilckau, Sara Elisabeth von Saren Elisabethen/ verwitweter
von Milckau
und gebohrner Pflügin/
Frauen auff Le Geographicumf Ort: Merzdorf (Elbe-Elster) Mertzdorff etc.

Und denn
Der HochEdelgebohrnen Frauen/
Frauen Lb PersonBiesembro, Marie Magdalene von Marien Magdalenen/ verwitweter
von Biesembro
/ und gebohrner von Schleinitz/
Frauen auff Le Geographicumf Ort: Skassa Schkassa etc.

Meine Höchst= und Hochzuehrende/ respective Patronin und hochwertheste Gönnerinne.

Vor Dero gantz verwunderlichem Tugend=glantze lege ich mit gegenwärtiger Orgel Einweihungs=Predigt mein Deroselben zu demüthigst= und gehorsamsten Dienst=Ergebenes Gemüthe dar/ daß da bißanhero höchstbegierig gewesen ist/ Jhnen allerseits und absonderlich Jhr/ HochEdle Frau Hoffmeisterin/ als meiner Höchst=zuehrenden Collatricin vor so hohe und fast unzehliche Wohlthaten/ den längstschuldigsten und gebührenden Danck [S. 3] abzustatten. Viel tausend würdigers zwar hätten Jhre weitstrahlende hochpreißbare Tugenden erfordert; Alldieweilen aber Dero höchst= und hohe angebohrne Leutseligkeiten gewohnet sind/ gleich dem edelsten Himmels=gestirne/ auch geringe Dinge Jhres vortreflichen Glantzes zu bewürdigen/ trage ich ümb destoweniger zweiffel/ Sie werden allerseits meine in übergebung dieser geringen Predigt gefasste grosse Kühnheit höchst= und hochgeneigt auszudeuten geruhen/ und mich in Dero höchst= und hochgeschätzten Hulde und Gewogenheit hinfüro ferner beharrlichst beybehalten seyn lassen; Jch werde nie auffhören vor meine Alleredelste und hochwertheste Wolthäterinne hertzliche Seufftzer zu Göttlicher Majestät abzuschicken/ daß dieselbe Sie insgesammt mit seiner Allerheiligsten Liebe erqvicken/ Jhnen/ den geliebtesten HochAdeligen Jhrigen zu hohen Vergnügen und Besten/ noch viel lange gesegnete und gesunde Jahre beylegen/ und Sie mit allem HochAdligem selbsterwüntschten Wohlergehen iederzeit beglückseligen wolle/ darbey verharrende

Meiner höchst= und hochgeehrtesten respective Patronin und hochwerthesten Gönnerinnen unvergleichlichen Tugenden Tugenden Tugenden.

Gegeben in Frauenhayn
den 26. Juno Anno 1681.

allstätiger Verehrer
Christoph Friedrich Bucher

[S. 4]

In Nomine Iesu

Das walte Gott/ das einige und ewige/ das höchste/ gröste und beste Gut/ Ly BibelstelleJesus Sirach 47,11 der da Sänger stifftet bey dem Altar/ und lässet Sie (auff allerhand Jnstrumenten) seine süße Lieder singen/ (Sir. 47 11.) der auch sonst uns reichlich dargiebt allerley zugenießen durch Christum Jesum/ in Krafft des Heiligen Geistes/ dieser DreyEinige Gott komme zu uns/ bleibe bey uns/ und vermehre sich in uns mit seiner Gnade/ Hülffe und Beystand ietzt und in Ewigkeit/ Amen.

Vorbereitung. Außerwehlte etc. Nachdem wir in diesem Le Geographicumg Gebäude: Frauenhain, Dorfkirche unsern Gotteshause/ in dieser Morgenstunde bey einander versamlet und zusammen kommen/ in willens/ unsere nunmehro/ Gottlob/ zum stand gebrachte Ld OrgelFrauenhain, Gottfried Richter-Orgel 1678 neue Orgel nicht nur allein zum erstenmahle öffentlich zubeschlagen/ sondern auch zugleich aus Gottes Wort eine Einweihungs=Predigt auff selbige zuhalten/ und aber gesonnen sind/ nach der Euer Liebe bißanhero bekanten Lehr=Art, Gott und Gnug,[1] diese Orgel=Predigt einzurichten/ so fielen uns bey ersten Antritt derselben an statt eines Spruchs/ der von Gottes Wohlthaten handeln soll/ die Worte des Königs Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) Davids ein aus Ps 92/2.3.4. Ps. 92,2.3.4 Ly BibelstellePsalmen 92,2–4 Das ist ein köstlich Ding dem Herrn dancken/ und lobsingen deinen Nahmen/ du Höchster: Des Morgens deine Gnade und des Nachts deine Warheit verkündi= [S. 5] gen/ auff den zehen Saiten und Psalter/ mit spielen auff der Harffen. Was da heist dem Herrn dancken und des Höchsten Nahmen bey Tag und Nacht lobsingen/ ingleichen was die zehen Saiten/ Psalter und Harffen vor Jnstrumente gewesen/ ist ietzo im Eingange zu erklären/ zu weitläufftig/ auch dißfals unsers thuns nicht; werden auch Euer Lieben davon zum theil drunten etwas vernehmen. Vorietzo bekümmern wir uns bloß darum/ daß Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David das spielen auff der Harffen/ Psalter und zehen Saiten ein köstlich oder wies in seiner Sprache eigentlich lautet hebräisch JÜbers.: ein gut Ding nennet. Jac. I,17. Freylich ist die Edle Music ein köstlich und gut Ding/ und also eine Güte und Wohlthat des Höchsten/ Ly BibelstelleJakobus 1,17 von welchem alle gute und vollkommene Gaben herab kommen Jac. 1/17. Die unvernünfftigen Thiere scheinen ihre Gütigkeit etlicher maßen zuerkennen/ verbi gratia Elephanten und Pferde können in Kriege durch den Schall der Trompeten und Keßelpaucken muthig gemachet und zum Streit angefrischet werden; offt steht eine gantze Heerde Schaffvieh und hört seinem Hirten zu/ wenn derselbe auff der Schallmey was herpfeifft. Delphine sollen sich an das Ufer des Meers begeben oder sonst nahe zum Schiffen halten/ wenn sie darauff einer Music gewahr werden; wie denn ein dergleichen Meerfisch den Lb PersonArion Arion einen berühmten Citharisten/ als er gen Le Geographicumf Ort: Lesbos Lesbon in sein Vaterland schiffte und aus dem Schiffe heraus gesprungen war/ auff seinen Rücken gefasset und an das Ufer ohne Schaden soll gebracht haben. Aber was sag ich von wilden Thieren? Der Mensch selbst als das edelste Geschöpff empfindet die köstligkeit der Music. Denn da sonst außer Gott und seinem Worte über das Menschliche Gemüthe nichts herrschet/ so herrschet doch gleichsam darüber die edle Music. Sie ists/ welche die Traurigen frölich/ die Zornigen sanfftmü= [S. 6] thig/ die Sanfftmüthigen zornig machet. Also soll Lb PersonPythagoras (ca. 570 – nach 510 v. Chr.) Pytagoras auffgebrachte Gemüther durch die Music besänfftiget/ Lb PersonAsklepiades von Bithynien (124 – 60 v. Chr.) Asclepiades Auffruhr und Empörungen gestillet/ Lb PersonDamon Damon die freche und wilde Jugend zur Sittsamkeit gebracht/ Lb PersonXenokrates von Chalkedon (4. Jh. v. Chr.) Xenocrates den unweisen und im Kopffe verruckten wieder zurechte geholffen haben.[2] Mit Verwunderung lieset man/ was von dem Lb PersonErik I. Ejegod (ca. 1056 – 1103) Erico, einem Könige in Le Geographicumh Territorium: Dänemark Dennemarck erzehlet wird/ wie Lb PersonSaxo Grammaticus (ca. 1150 – ca. 1220) Saxo Gram. Lr QuellenSaxo Grammaticus, Danica historia M Hist. Dan. h. XIII. p. 204. seq. Lr QuellenSaxo Grammaticus, Danica historia M daß zu seiner Zeit ein berühmter Citharist gewesen/ der die Leute bald traurig/ bald frölich/ ja wenn er gewolt auch wohl gar unsinnig habe machen können. Der König wolte aus Fürwitz diese Kunst gerne hören/ erlaubets ihm derowegen zuversuchen. Doch damit ufn Fall keine Gefahr entstehen möchte/ lässet er alle Wehr und Waffen beyseite thun/ bestellet auch hin= und wieder seine Trabanten/ die zulauffen und wehren solten/ wenn sich ein Tumult erregete. Da nun alles wohlbestellet ist/ spielt der Citharist anfangs einen so ungewöhnlichen ernstlichen Gesang/ daß sie alle in die höchste Traurigkeit gerathen/ darnach ein so lieblich klingendes stück/ daß ihre Hertzen gantz umbgewand/ in die höchste Fröligkeit kommen/ und solche mit eußerlichen Geberden und ihres Leibes Bewegung anzeigen. Endlich da er den Gesang hefftiger macht/ kommen sie zum schreien und poltern und werden darüber gantz rasend; Die bestellten Wächter eilen hinzu/ daß sie sie halten möchten. Der König aber hatte die Thüre auffgebrochen/ ein Schwerd ergriffen/ und vier Personen erstochen/ den die Wächter kaum zuboden bringen und zwingen kunten/ biß es ihm vergieng.[3] Bey welcher Music sonderzweiffel Satan der Mordgeist mit im Spiele gewesen ist/ der dem Musicanten die Finger geführt und den fürwitzigen Zuhörern die Hertzen mag bezaubert haben. Aber was halten wir uns in frembden und verdächtigen Exempeln auff? Die heilige schrifft selbst stellet uns dergleichen vor. Lb PersonSaul (fl. 1000 v. Chr.) Saul der erste König in Le Geographicumh Territorium: Israel Jsrael hat ja die Krafft und Wirckung oder die Gütigkeit der Music empfunden. Ly Bibelstelle1 Samuel 16,23 Denn so bald David auff der Harffen vor ihm spielete/ muste der Melancholische Trauer=geist weichen 1.Sam. XVI. 23. 1. Sam. 16/23. Und Lb PersonElisa Elisa [S. 7] der Prophet/ denn er sich über den Abgöttischen König Lb PersonJoram Joram erzürnet hatte/ wuste sein wider ihn entrüstetes Gemüth besser nicht zubesänfftigen/ als daß er einen Spielmann ließ holen/ der muste vor ihm etwas anmuthiges spielen 2. Reg. 3,15 2. Reg. 3/15. Wiewohl allhier nicht der blosse Schall der Musicalischen Instrumente sondern auch die geistlichen lieblichen Lieder viel mögen gewircket haben/ daran der Heilige Geist sich sonderlich belustiget. Denn gewiß/ so die Music an sich selbst köstlich und gut ist/ wie biß anhero gehöret/ so ist sie noch viel köstlicher/ wenn Geistliche Psalmen und Lieder gespielet werden. Da da wird das Menschliche Hertz gewaltig afficiret und beweget. Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustini Worte hierüber sind denckwürdig und wohl werth daß wir sie anführen: August. l. 9. Lr QuellenAugustinus, Confessionum Libri tredecim (1581) M Confess. c. 6 Lr QuellenAugustinus, Confessionum Libri tredecim (1581) M Qvantum flevi (schreibet er liber 9. Confess. c. 6.) in hymnis & canticis tuis, svave sonantis Ecclesiae tuae vocibus commotus acriter? Wie offt habe ich doch vor Freuden geweinet als ich deine Lobgesänge und geistliche Lieder von der Christlichen Kirchen singen hören/ sie haben mich über alle maßen hefftig beweget. Voces illae, fährt er fort/ influebant auribus meis, & eliqvabatur veritas tua in cor meum, & ex eâ aestuabat inde affectus pietatis, & currebant lachrymae, & bene mihi erat cum eis. Diese Stimmen flossen durch meine Ohren hinunter und ward zugleich deine Warheit in mein Hertz eingeflößet/ daß ich vor Liebe zu dir und vor geistlicher Freude gleichsam zubrennen angefangen/ die Freudenthränen sind mit untergelauffen/ und es ist mir sehr wohl darnach geworden.[4] Ja so ein köstlich und gut Ding ist die Music/ daß wir die Himmlische Freude und Seligkeit nirgends besser als hieran mögen erkennen. Luth. Lr QuellenLuther / Aurifaber, Colloquia (1591) M Coll. Mens. Tir. 68. von der Musica f 520 Lr QuellenLuther / Aurifaber, Colloquia (1591) M Als H[er]r Doctor Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Luther Anno 1538. den 17. Decembrem, die Cantorey zu Gaste hatte und schöne liebliche Moteten [S. 8] und Stücke musiciret worden/ sprach er mit Verwunderung: Weil unser Herr Gott in dieß Leben/ daß doch ein lauter Schmeißhauß ist/ solche edle Gaben geschütt und uns gegeben hat/ was wird in jenem ewigen Leben geschehen/ da alles wird auffs allervollkommenste und lustigste werden?[5] Ach ja freylich! Lw MusikwerkAnonym: Ach Gott wie manches Herzeleid M Wenn ich in nöthen beth und sing/ so wird mein Hertz recht guter Ding. Dein Geist/ O Gott/ bezeugt/ daß solches frey des ewgen Lebens Vorschmack sey.[6] Solten das nun nicht köstliche und gute Sachen seyn/ Geliebte Zuhörer welche man von singen und musiciren hienieden auff Erden haben kan? Gott und Gnug kan man davon haben/ damit ich euch meine Meinung mit zweyen Worten entdecke. Nehmet diese unsere Ld OrgelFrauenhain, Gottfried Richter-Orgel 1678 neue Orgel hier in augenschein und ihr werdet zugleich fast alle leibliche/ fast alle geistliche/ ja fast alle Himmlische und Ewige Wohlthaten darbey erblicken. Und eben diese Euer Liebden bey Einweihung dieser Orgel zu weisen/ ist unser ietziges Vorhaben. Zuvor aber seufftzen wir etc.

Textus.

Psalm. CL. versus ultimus.

Ly BibelstellePsalmen 150,6 Alles was Oden hat lobe den Herrn/ Alleluja.

Eingang. Jn diesen verlesenen kurtzen TextWorten/ allesamt gelibte Zuhörer im Herrn/ ist enthalten das vom Könige David erfoderte Das Göttliche Lob ist Göttliche Lob/ welches uns beschrieben wird als eine fröliche/ als eine heilige/ und [S. 9] denn auch als eine gemeine und durchgehende Verrichtung.

Eine fröliche verrichtung. Als eine fröliche Verrichtung beschreibt es König David wenn er sagt: Ly BibelstellePsalmen 150,6 Lobe. Alles was Oden hat/ Lobe. Welches im allerletzten Worte Alleluja noch einmahl vorkommt/ denn desselben Anfang hebräisch JÜbers.: heisst so viel als: Lobet Jhr. Vid. Magnif Dn. D. Lb PersonGeier, Martin (1614–1680) Geieri Lr QuellenGeier, Leichenpredigt Heinrich Schütz (1672) M Conc. Funeb. Anno 1672 Lb PersonSchütz, Heinrich (1585–1672) Henr. Schützen habitam. Gibts in der Welt viel traurige und unannnehmliche Verrichtungen überall und in allen Ständen; Jm Häußlichen Stande gehts ja traurig zu/ Ly BibelstelleGenesis 3,16–17 wenn Lb PersonAdam Adam mit grosser mühsamkeit das Feld bauen und Lb PersonEva Eva mit schmertzen Kinder gebähren und sonst in allem dem Manne hülffliche Hand leisten und gehorsamen soll Gen. 3. 16.17 Gen. 3. Jm Weltlichen Stande liegt offt hinter einer güldenen Krone und grossen Tituln mehr Verdruß als Ergötzligkeit. Jch meine Lb PersonMoses Moses erfuhrs dort und ließ sichs ahnen/ als er von Gott zum Heerführer über das Volck Jsrael solte gemacht werden/ drümb wolte er nirgends dran und gerne einem andern die Ehre überlassen Ly BibelstelleExodus 3,2 Exod. III. 2. Exod. 3. 2 Jm Geistlichen Stande verursacht die Seelenwacht mehr als zuviel schlafflose Nächte und bringet grosse Verantwortung mit sich. Lb PersonJona Jonas mochte auch haben andere hören davon sagen/ drüm wolte er den Göttlichen Beruff lieber abschlagen und Ly BibelstelleJona 1,2–3 da er nach Le Geographicumf Ort: Ninive Ninive gehen solte/ den Weg auffs hohe Meer erwehlen: Ein ander solte predigen/ und er wolte den Herrn entlauffen Jon. 1,2.3. Jon. 1,2.3. Siehe so giebts hergegen auch zum öfftern manch frölich stündgen und manche annehmliche Verrichtungen mit unter: Dergleichen eine ist/ wenn man den Allerhöchsten preiset und lobet. So wohl das Deutsche Wort Loben als auch das Hebräische hebräisch JÜbers.: wird gebraucht von einer solchen heiligen Entzückung eines erfreuten Gottseligen Gemüths/ wenn dasselbe mit gebührender Andacht bey sich überleget/ was Gottes Wunderhand so wohl an leblosen als lebendigen/ so wohl an unvernünfftigen [S. 10] als vernünfftigen Creaturen gethan hat/ was so wol gantze Länder und Volcker/ als auch absonderlich gewisse Personen/ nicht nur in alten sondern auch ietzigen Zeiten angehet: was hier und aller Orten fürgegangen ist auch noch ins künfftige fürgehen wird/ so wohl durch Verhängniß und Zulassung als auch durch würckliche Darstellung/ nicht nur in Abwendung der Gefahr und alles Ubels/ sondern auch mit Zuwendung so vielen unzehligen Guten/ da Gottes Weißheit/ Gottes Gerechtigkeit/ Gottes Mildigkeit/ Gottes Warheit/ Gottes Krafft/ Eifer und dergleichen handgreifflich überall sich lassen spüren/ daß man nicht umbhin kan/ sondern endlich in ein vollständiges/ ungefärbtes/ vernehmlich/ ehrerbietiges und erfreuliches Loben und Preisen herausbricht/ daß auch andere von solchen unsern Gedancken können part kriegen und sie augenscheinlich an uns sehen. Man tichtet und sinnet nach/ man componiret und bringts zu Pappier/ man versuchts/ nach Gelegenheit/ zu Hause auff dem Clavicordio und bringts endlich wohl gar in die Kirche und auff dem Chor/ man singet daselbst und musiciret so gut man immer kan/ und machte es gerne noch besser/ wenn nur das Vermögen da wäre/ und in währender solcher Verrichtung ist keine traurige Ader im gantzen Leibe. Auff welche art Lb PersonSirach, Jesus (180 – 175 v. Chr.) Sirach alle Menschen dort auffmuntert: Ly BibelstelleJesus Sirach 43,32–34 Lobet und preiset den Herrn so hoch ihr vermöget/ Er ist doch noch höher/ preiset ihn aus allen Kräfften und lasset nicht abe/ noch werdet ihrs nicht erreichen Sir. 43/32. Sir. 43,32 Und die Christliche Kirche redet dort ihre Gespielinnen an: Lw MusikwerkNicolai, Philipp: Wie schön leuchtet der Morgenstern M Zwingt die Saiten in Cithara/ und last die süße Musica gantz Nota Bene freudenreich erschallen.[7] So wird Lb PersonAdam Adam auff dem Felde/ wenn er hinter dem Pfluge hergangen ist/ sich offt erlustiget/ und Lb PersonEva Eva zu Hause bey ihrem Rocken eins gesungen haben. Moses hat bey der schwersten Regiments=Last manch schönes Lied abgefasset Ly BibelstelleExodus 15,1–19 Exod. 15/1. seqq. Ly BibelstelleDeuteronomium 32,1–43 Deut. 32/ 1. seqq. Exod. 15,1. seqq.
Deut. 32, 1. seqq.
Und Lb PersonJona Jonas/ da er seines Ungehorsams wegen in die Praesaune/ das ist/ Ly BibelstelleJona 2,1–10 in das finstere Gefängniß des Wallfisches gehen muste/ wuste die Zeit besser nicht zu [S. 11] passiren/ als daß er darinnen betete und sange zu seinem Gott Jon. W W KorrekturOriginal: 12,2,1. seq.[8] Jon. 2/1. seqq. Nicht allein aber/ angehörter maßen/ als eine fröliche/ sondern auch zugleich

Eine heilige Verrichtung. Als eine heilige Verrichtung beschreibt König David das Göttliche Lob/ weil es angehet das Lob des Herrn. Ly BibelstellePsalmen 150,6 Alles/ was Oden hat/ lobe Nota Bene den Herrn/ und in dem Hebräischen Worte Hallelujah bedeutet eben der Zusatz hebräisch JÜbers.: den Nahmen des grossen Gottes. Wundern muß man sich/ wie offt manche ihre sinnreiche Köpffe über dem Lobe eiteler und nichtswürdiger Dinge zerbrechen. Da hat man gantze Orationes und Carmina, in welchen der Esel/ der Schatten/ die Mücke/ das Podagra/ der Floch/ die Lauß/ die Nuß und so fort gelobet sind. Da hat ein geiler Lb PersonOvid (43 v. Chr. – 17 n. Chr.) Ovidius seine Bubenstücken und verbotene Liebe in unterschiedlichen Büchern heraus gestrichen: Lb PersonHoratius Flaccus, Quintus (65 – 8 v. Chr.) Horatius hat seinen Lb PersonMaecenas, Gaius Cilnius (70 – 8 v. Chr.) Mecoenas in seinen Versen fast biß in den Himmel erhoben/ andere haben sich etwan sonst in dem unzeitigen Weiber=Lobe verstiegen/ und was dergleichen unnütze Lobreden mehr sind. Zu welchen sonderlich auch die jenigen gehören/ welche/ wie Herr Doctor Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Luther redet/ Luther. Lr QuellenLuther, Altenburger Ausgabe 2 (1661) M T. 2 Altenb. p. 739. b. an statt des hebräisch JÜbers.: oder Lobet den Herrn Lr QuellenLuther, Altenburger Ausgabe 2 (1661) M das hebräisch JÜbers.: das ist, lobet und preiset uns selbst/ anstimmen/ wie die Gewaltigen/ Reichen und Weisen zuthun pflegen.[9] Hier aber redet König David gar von einer andern materie. Lobe den Herrn/ nemlich der Ly Bibelstelle1 Timotheus 6,15 der rechte Herr ist aller Herren und der König aller Könige/ nach Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Pauli Bekäntniß 1. Tim. W W KorrekturOriginal: 4.6. 15. 1. Tim. W W KorrekturOriginal: 4.6. 15. Ly Bibelstelle1 Chronik 29,10–11 Der Herr/ der Gott Jsrael/ deme gebühret die Majestät und Gewalt/ Herrligkeit/ Sieg und Danck/ nach Davids Ausspruch 1. Paral. W W KorrekturOriginal: 30,229,10 1. Par. W W KorrekturOriginal: 30/2.29/10.[10] Ly BibelstelleOffenbarung 4,11 Der Herr/ der da würdig ist zunehmen/ Preiß und Ehre und Krafft/ denn er hat alle Dinge erschaffen/ und durch seinen Willen haben sie das Wesen und sind ge= [S. 12] schaffen/ Apoc. 4,W W KorrekturOriginal: 211 nach der 24. Eltesten Zeugniß Apoc. 4/W W KorrekturOriginal: 211. Ly BibelstelleJesaja 6,3 Der Herr Zebaoth/ dessen Ehre alle Lande voll sind/ nach der Himmlischen Seraphinen Zuruff Jes. 6,3. Jes. 6/ 3. Wer dieses Herrn Lob sich läst angelegen seyn/ wer hier alle Kräffte der Seelen/ seinen Verstand/ sein Gedächtnis/ seines Hertzens=bewegungen recht anstrenget/ darbey keiner Zeit schonet/ keiner versaumniß achtet/ der hat lauter heilige Arbeit für sich/ der wird offt gleichsam aus sich selbst entzückt/ und weiß nicht wie wohl ihm geschiehet. Es geht ihm/ wie dem Lb PersonAssisias, Aegidius (1190–1262) Egidio/ einem von Francisci Ordens=Brüdern/ welcher da er von dem Lb PersonBonaventura (da Bagnoregio) (ca. 1221 – 1274) Bonaventura hörete/ daß niedrige und geringe Standes=personen eben so wohl als gelehrte und vornehme Leute/ ja daß simplex qvaedam foemina ein einfältiges Weibsbild eben so starck qvantum Doctor Theologiae als ein Doctor in der Heiligen Schrifft Gott lieben und loben könne/ darüber so voller Freuden ward/ daß er gantzer 3 stunden lang in tieffer Entzückung da lage. Nicht allein aber eine fröliche/ nicht allein eine heilige/ sondern auch noch

Eine allgemeine und durchgehende Verrichtung. Eine allgemeine und durchgehende Verrichtung ist das Göttliche Lob/ drümb saget König David: Ly BibelstellePsalmen 150,6 Alles was Oden hat. Sind sonst die Verrichtungen auff der Welt nach den Ständen und Personen ein= und abgetheilet. Geistliche haben das ihrige/ Weltleute auch gnug vor sich zuthun. Jn ein fremdes Ambt greiffen und in alle Händel sich einmischen wollen/ ist allerdings verbothen. Ly BibelstelleJesus Sirach 3,24–25 Was deines Ambts nicht ist/ da laß deinen Fürwitz/ denn dir ist vor mehr befohlen/ weder du kanst ausrichten/ Sir. 3/24.25 lautet Lb PersonSirach, Jesus (180 – 175 v. Chr.) Sirachs Vermahnung c. 3. 24.25. Was Männern zukommt/ dessen dürffen Weibs=personen sich gar nicht anmaßen. Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Paulus Ly Bibelstelle1 Timotheus 2,12 will keinem Weibe gestatten/ daß sie lehren solle/ W W KorrekturOriginal: 2. Tim. 7/3.1. Tim. 2/12.[11] 1. Tim. 2/12. Siehe/ so ist doch das Göttliche Lob eine durchgehende Verrichtung. Sintemahl alles was nur Oden hat soll sich [S. 13] dessen befleißigen. hebräisch JÜbers.: oder der Oden ist eigentlich das jenige/ was der Mensch von der allgemeinen Lufft/ die er vorher zu sich gezogen/ wieder von sich bläst. Alle Thiere/ ja was nur das Leben hat/ haben diesen Oden mit dem Menschen gemein/ sintemahl/ Da sie gebohren worden/ haben sie auff gleiche weise/ wie der Mensch/ Ly BibelstelleWeisheit 7,3 Oden geholet aus der gemeinen Lufft/ Sap. 7. 3. Sap. 7,3. Und diesen Oden können Menschen und Vieh gar wunderlich gebrauchen. Entweder Sie lassen ihn nur so bloß von sich/ und das heist insgemein Athenen/ oder aber/ sie lassen und blasen ihn in was anders. Da denn dieser Oden/ nachdem das Jnstrument/ da hinein geblasen wird/ item, nachdem die Lufft beschaffen ist/ immer einen andern klang und Thon von sich giebt. Auch die Musicalische Jnstrumente/ sonderlich von denen ἐμπνέυσοις JÜbers.: (be-)atmet, geblasen oder πνευματικοῖς JÜbers.: mit Luft versorgt, gepfiffen blasenden oder pfeiffenden/ die durch die Lufft klingend und thönend gemachet werden/ und von denen ψηλαφησοῖς JÜbers.: berührt, betastet geschlagenen unterschieden sind/ haben ihren Oden bey sich/ arte factum durch die Kunst zu wege gebracht/ wie die Gelehrten Reden/ wenn nemlich der Oden oder die Lufft in die Kunstreichen Gänge derselben geleitet wird/ und sie dadurch einen wolklingenden Schall von sich geben. Wenn nun König David hier generaliter redet und saget: Ly BibelstellePsalmen 150,6 hebräisch Alles was Oden hat/ lobe den Herrn/ so verstehet er vornemlich die Menschen. Diese alle mit einander sollen ihren Oden/ ihren Mund/ Zung und Stimme/ absonderlich die Ly BibelstelleGenesis 2,7 vernünfftige Seele/ die Gott der Herr dem Lb PersonAdam Adam selbst eingeblasen (Gen. 2,7.) zum Lobe Gottes anwenden. Deutlich/ ernstlich/ brünstig/ völlig/ weißlich/ beständig und so fort sollen sie Gott loben und preisen. Denn der Mensch ist vornemlich darzu erschaffen/ Ly BibelstelleApostelgeschichte 17,27 daß er den Herrn suchen/ das ist/ ihn erkennen/ ehren und preisen soll Actor 17/27. Da soll es nun ohn unterlaß heissen. Ly BibelstellePsalmen 103,1–2 Lobe den Herrn meine Seele/ und was in mir ist/ [S. 14] seinen heiligen Nahmen. Lobe den Herrn meine Seele etc. Psal. 103,1.2 Psal. 103. 1/2. Oder aber: Lw MusikwerkN.N.: Von Gott will ich nicht lassen M Lobt ihn mit Hertz und Munde/ welchs er uns beydes schenckt/ das ist eine sel’ge Stunde/ darinn man sein gedenckt/ sonst verdirbt alle Zeit/ die wir zubringen auff Erden etc.[12] Er versteht nach dem Menschen alle belebte unvernünfftige Creaturen/ als Wallfische im Wasser/ Vieh und Gewürm auff Erden/ die Vögel in der Lufft/ ja schliesset auch die leblosen nicht aus/ als Sonne/ Mond/ Sterne/ Wasser/ Schnee/ Dampff/ Sturmwinde/ Berge und alle Hügel/ Psal. W W KorrekturOriginal: 147. 9.148.[13] allermaßen er beyderley Sorten im vorhergehenden 148. Psalm zusammen setzet/ und alle diese Creaturen/ leblose sowohl als belebte/ auffmuntert zum Lobe Gottes. Von dem Ochsen verbi gratia geschiehet es. Ly BibelstellePsalmen 147,9 Denn wenn er schreyet und brummet/ so lobet er Gott für Lufft und Futter. Ein Rabe/ wenn er schreiet cras cras, ruffet Gott auch an umb Speise/ wie David bezeuget Psal. 147,9. Psal. 147/9. und die andern Waldvöglein sitzen an den Bächen Ly BibelstellePsalmen 104,12 und singen (dem Höchsten zu ehren) unter den Zweigen. Psal. 104,12. Psalm 104/12. Also auch: Lw MusikwerkN.N.: Die Himmel erzehlen die Ehr und Gebot Die Himmel erzehlen die Ehr und Gebot/ die ihnen gegeben der ewige Gott/ sie loben und preisen und breiten sie aus/ so weit sich erstrecket ihr Lauff und ihr Hauß etc.[14] Ps. 19,2. seq. Psal. 19/2. seqq. und Lb PersonJohannes (Offenbarung) Johannes Ly BibelstelleOffenbarung 5,13 höret dort alle Creatur/ die im Himmel ist und auff Erden und unter der Erden und im Meer und alles was drinnen ist/ sagen zu dem der auff dem Stuhl saß und zu dem Lamm/ Lob und Ehre und Preiß/ [S. 15] Gewalt von Ewigkeit W W KorrekturOriginal: znzu Ewigkeit/ Apoc. 5,13. Apoc. 5/ 13. Er versteht gewisser maßen auch drunter die Geigen/ Flöten/ Harffen/ Lauten/ und wie die Musicalische Jnstrumente nacheinander heissen/ die Lb PersonJubal Jubal zu erst erfunden (Ly BibelstelleGenesis 4,21 Gen. 4/W W KorrekturOriginal: 12.21.) und andere sinreiche Köpffe nach ihm immer besser angegeben haben. Dergleichen unterschiedliche er kurtz vor unserm Text nahmhafftig gemachet hatte. Kriegt einer der der Music kundig ist/ ein solch Jnstrument in die Hände/ so soll er es gebührende gebrauchen/ und alsbald auff ein Lied/ dem Höchsten zu Ehren/ bedacht seyn. Jsts ein Jnstrument von denen ψηλαφησοῖς JÜbers.: berührt, betastet geschlagenen und zwar wenn es ἔγχορδον JÜbers.: besaitet oder mit Saiten überzogen ist/ so soll er die Saiten entweder mit den Fingern rühren/ oder mit dem Bogen drauff streichen/ als auf der Lauten/ Harffen/ Geigen/ etc. geschicht/ ist es aber ἄχορδον JÜbers.: unbesaitet ohne Saiten/ so soll er entdewer mit einem Kleppel oder mit einen darzu bereiteten Stahl drauff schlagen/ und es also klingend machen/ als bey der Paucken/ dem Triangel/ der Strohfiedel und den Cymbeln etc. geschicht. Jst es aber ein Jnstrument von denen ἐμπνέυστοις JÜbers.: beatmet, geblasen oder pfeiffenden/ so soll er dasselbe entweder durch seinen Oden anblasen/ als bey der Posaune/ Trompete/ Schalmeien/ Zincken/ Flöten/ Dulcian etc. geschicht/ oder aber durch die natürliche Lufft klingend machen/ also/ daß der Wind oder die Lufft durch auffziehen der Blasebälge in die Pfeiffen gelassen und hernach durch schlagen der Clavire klingend und thönend gemachet werde/ wie bey dem Regale und Positive geschicht. Zu welchen letztern sonderlich die Orgeln/ als Principal- und Hauptwercke in der Music vor andern gehören. Das Wortlein Orgel/ wie mans insgemein schreibt und ausspricht/ ist dem Ursprunge nach ein Griechisches Wort/ woselbst es heist ὄργανονJÜbers.: Gerät, Werkzeug, Instrument. Lateinisch Instrumentum, auff Deutsch ein Werckzeug/ darmit man etwas machet/ o= [S. 16] der verfertiget. Unsere Hand verbi gratia ist ein solches Werckzeug/ des Zimmermans seine Axt/ deß Bauren sein Pflug und so fort sind lauter Werckzeuge/ darmit iedweder das seine/ was seiner Profession ist/ ausarbeitet und verfertiget. Wenn aber das Wort Orgel in der Music vorkommt/ so verstehn wir heut zu Tage dadurch ein solches Werck/ daß durch einen kunstreichen Meister in den Kirchen auffgerichtet/ mit Wolbretern/ Registern/ Claviren versehen und mit allerhand Pfeiffen besetzt ist/ in welche der Wind/ durch die Windröhre/ vermittelst der Blasebälge in die Windlade gebracht und also/ wenn ein verständiger Musicus oder Organist drüber kommt der es schlägt/ Gott zu Ehren und zur Erweckung der Andacht bey den Zuhörern/ klingend gemacht wird.[15] Dergleichen Ld OrgelFrauenhain, Gottfried Richter-Orgel 1678 neu Orgelwerck Euer Liebden hier in diesem Le Geographicumg Gebäude: Frauenhain, Dorfkirche unsern Gotteshause vor sich siehet/ ümb dessen Einweihung wir auch anietzo zugegen sind. Wer der erste Erfinder solcher Wercke gewesen? zu welcher Zeit sie erfunden worden? Wie die Ersten ziemlich schlecht gewesen/ biß die Kunst immer höher und höher gestiegen/ Jtem: Wo die vornehmsten Orgeln in gantz Teutschland zufinden? Und was dergleichen Fragen mehr/ das wollen wir anietzo mit stillschweigen übergehen/ denn wir uns sonst in dem Eingange allzulang würden auffhalten. Wem beliebet der schlage nach Mich. Praet. Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M Syntagm. Music. T. 2. Lb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Michaël Praetorii Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M Syntagmattis Musici Tomum 2 de Organographia, da er alles in 5. unterschiedlichen Theilen gar ausführlichen beysammen finden wird. Die Ursache/ warüm eben diß Jnstrument eine Orgel κατ᾽ ἐξοχὴν JÜbers.: vorzugsweise, bevorzugt genennet werde/ hat ietztgedachter Autor auch/ da er p. 87. 88. aus Lb PersonDiruta, Girolamo (1554/1564 – nach 1610) Hieronymo Dirutâ, einen Jtaliäner/ diese Worte anführet: Es Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M bleibet wohl wahr/ daß unter allen was Jnstrumenta können und mögen genennet werden/ die Orgel die fürnehmste und oberste Stelle/ W W KorrekturOriginal: praeeminentpraeeminentz und Würde habe/ alldieweil sie alle Süßigkeit und Liebligkeit/ so die andern Jnstrumenta in sich haben oder zuwege bringen können/ ihr alleine zumisset und zuschreibet. Bevoraus weil sie solchen Grad der Hoheit erreichet/ daß keine Musica oder Saitenspiel auff dem gantzen Erdboden ist/ dadurch der lieben Heiligen Engel liebliche Harmonie und Gesang zu Gottes Lobe eigentlicher [S. 17] repraesentiret und abgebildet werde als durch sie Welches in dem Ld OrgelPerugia, San Pietro, N.N.-Orgel Organo Le Geographicumg Gebäude: Perugia, San Pietro ad Divinum Petrum in Le Geographicumf Ort: Perugia Perusio gar fein ausgedruckt und gegeben ist mit diesem Verßlein: Haec si contingunt terris, qvae gaudia coelo? Weil dieses auff der Welt geschicht/ was wird allererst vor Freude und lieblich Gethöne im Himmel seyn? als wolte er sagen: Weil man auff Erden so ein schöne liebliche wohlklingende Music haben und zuwege bringen kan/ mein Gott/ was vor unaussprechliche Freude/ Wonne und Liebligkeit muß allererst seyn des Englischen Chors und der Gottseligen Seelen im Himmel?[16] biß hieher Lb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Praetorius!

Wohlan/ Geliebte Zuhörer/ wir schreiten etwas näher zu unserm Vorhaben/ und nachdem wir unsere Text=Worte: Ly BibelstellePsalmen 150,6 Alles was Oden hat lobe den Herrn/ Alleluja: an statt des Eingangs/ unserer ietzigen Gewonheit nach/ kürtzlich durchgangen sind/ auch zugleich von dem Wort Orgel/ als welches auch voller Oden ist/ etwas weniges hindan gehencket haben/ so bleiben wir bey Einweihung unser Neuen Orgel billich bey nichts anders als bey Orgelgedancken. Und wollen demnach vernehmen wie auch Sie dem Herrn lobe/ in dem/ daß sie uns

Gott und Gnug
oder
Die Göttliche Gutthätigkeit

zeiget und also zum Lobe Gottes uns führet und auffmuntert.

Sie stellet uns aber dieselbe dar
I. An Leiblichen/
II. An Geistlichen/
III. An Himmlischen und ewigen Wohlthaten.

Welchem denn in der Furcht des Herrn fruchtbarlich nachzu= [S. 18] sinnen/ so seufftze ein iedweder aus dem bekanten Geistreichen Gesange zu dem grossen Gotte im Himmel:

Lw Musikwerkanonym: Herr Jesu Christ, dich zu uns wend Thu’ auff mein’n Mund zum Lobe dein/
Bereit das Hertz zur Andacht fein/
Den Glauben mehr/ stärck den Verstand/
Daß uns dein Nahme werd wohl bekant:
Biß wir singen mit Gottes Heer/
Heilig/ Heilig/ Heilig ist Gott der Herr.
[17]

Und solches wolle Gott thun ümb seines Allerheiligsten Nahmens Ehre willen/ Amen.

Abhandlung. Ly BibelstellePsalmen 40,6 Herr mein Gott/ groß sind deine Wunder und deine Gedancken/ die du an uns beweisest/ dir ist nichts gleich/ ich will sie verkündigen und davon sagen/ wiewohl sie nicht zuzehlen sind. Mit diesen Verwunderungs=vollen Worten des Herrn Messiae, geliebte Zuhörer in demselben/ verwundern auch wir uns über die vielfältigen und hohen Wohlthaten des grossen Gottes/ und dürfften ihrer Hoheit und Menge wegen von der Betrachtung derselben fast abgeschrecket werden/ Ps. 40/6. Doch zwar/ wir wollen es machen/ wie einer/ der in eine Kunstkammer geführet wird. Der Kammern/ Säle und Gemächer sind gar zuviel/ der Sachen/ die auff den Tischen und in Fenstern ligen und stehen/ die an den wänden herümb auffgehencket sind/ noch mehr/ man müste nichts als lauter Auge seyn/ wenn man alles auff einmahl und in einer Stunde wolte recht in Augenschein nehmen. Wie dem allen/ so ist man doch bemühet/ zum wenigsten oculo fugitivo und gleichsam nur obenhin etliche stücke zubeobachten. Kommt man einandermahl wieder/ so kan man sich auffs neue und noch einmahl besser satt sehen. Eben also wollen auch wirs machen mit Gottes Wohlthaten. Die gantze Welt ist gleichsam Gottes Kunst=kammer angefüllet mit unzehligen Wohlthaten. Wo wir nur hinsehen/ da lassen sich welche blicken. Auff einmahl sie zubetrachten wäre nun unmöglich. Drümb wollen wir derselben vorietzo nur etliche [S. 19] wenige bey Einweihung unser auch kunstreichen Ld OrgelFrauenhain, Gottfried Richter-Orgel 1678 neuen Orgel Euer Liebden zeigen und die andern biß auff einandermahl lassen verschoben seyn. Gott und Gnug gewiesen. Wir bleiben aber bey unserer Ordnung und machen in unserm Gott und Gnug den Anfang von

I. An leiblichen Wohlthaten. Vid. Dn. M. Lc PredigtautorEhrenhaus, Christian (1627–1703) Christiani Ehrenhausens La OrgelpredigtOrganographia M Organographiam An. 1669 Le Geographicumf Ort: Pulsnitz Pulsnizii habitam.[18] I. Leiblichen Wohlthaten. I. Sehen wir diese unsere neue Orgel an/ so fällt uns vor allen Dingen der Lb PersonRichter, Gottfried (1640–1717) Meister derselben ein/ der sie gesetzt und zum theil zu hause/ zum theil hier in der Kirchen verfertiget hat. Jst etwas/ darzu viel Mühe/ Sorge/ Ernst/ saurer Schweiß und auch Kunst erfodert wird/ so ists ein solches Orgelwerck. Der Kopff muß Tag und Nacht drüber nachsinnen/ Hände und Füße ja der gantze Leib muß arbeiten/ gehts zum erstenmahle und auff diese art nicht an/ so muß man sich nicht verdrüßen lassen es auff eine andere zuversuchen/ alles muß just auff einander zutreffen/ bald muß gefeilet/ bald muß geleimet/ bald geschnitzet/ bald auspoliret/ bald das übrige weggenommen/ bald das/ was da fehlet/ zugesetzet werden/ aus unterschiedlichen Handwercken muß man bald diß bald jenes her entlehnen/ bald in holtz/ bald in Zinn/ bald in Eisen arbeiten/ biß endlich das Werck zu seiner perfection kömmt und wie was rechtes aussieht. Musten Lb PersonBezaleel Bezaleel und Lb PersonAhaliab Ahaliab vor Aufführung des Tempel=baues zu Le Geographicumf Ort: Jerusalem Jerusalem mit dem Geist Gottes erfüllet werden/ mit Weißheit und Verstand und Erkäntniß/ und mit allerley Werck künstlich zu arbeiten am Gold/ Silber/ Ertz/ künstlich Stein zu schneiden und einzusetzen und künstlich zuzimmern am Holtz zu machen allerley Werck Ly BibelstelleExodus 31,2–5 W W KorrekturOriginal: Evod.Exod. 31.2-5. Gewißlich zur Orgelmacher=kunst wollen auch Leute gehören/ die Verstand und Nachsinnen haben. Himpler/ wie die Schrifft unausgelernte Meister nennet/ taugen hierzu sonderlich nicht/ denn die verderben alles und bringen die Kirchen in vergebene Unkosten/ aber ein gute Meister macht ein Ding recht Ly BibelstelleSprichwörter 26,10 Prov. 26,10. Und bey diesem Meister erinnere dich nun Lieber Zuhörer des Meisters/ der dich gebildet und gemacht hat. Mein/ was warestu/ ehe diese Hand des Herrn über dich kam? Warestu auch so gut oder so viel werth/ als ein stücklein Holtz/ Zinn oder Eisen/ das zu dieser Orgel kommen ist? Nein/ so gut warestu nicht/ denn du warest mit einander gar nichts/ [S. 20] wens die Vernunfft fein Deutsch heraus sagen soll. Prov. 26. 10.[19] Wem hastu es aber zudancken/ daß du dich nunmehro bewegen/ hin und her gehen und einem vornehmlichen Laut und Thon von dir geben kanst? Jsts nicht so/ Ly Bibelstelle1 Korinther 15,10 Durch Gottes Gnade bistu was du bist 1. Cor. W W KorrekturOriginal: 16.15. 10. 1. Cor 15. 10. Du must mit danckbaren Hertzen Lb PersonHiob Hiob nach sprechen: Ly BibelstelleIjob 10,8–12 Deine Hände O Gott/ haben mich gearbeitet und gemacht alles/ was ich umb und umb bin. Gedencke doch/ daß du mich aus Leimen gemacht hast. Hastu mich nicht wie Milch gemolcken und wie Käse lassen gerinnen? Du hast mir Haut und Fleisch angezogen/ mit Beinen und Adern hastu mich Nota Bene zusammen gefüget/ Leben und Wohlthat hastu an mir gethan. Job. 10,8.12 Das laß mir einen erfahrnen Meister seyn/ der aus nichts solch ein Kunststück kan verfertigen!

2. Betrachten wir ferner der Materialien Ld OrgelFrauenhain, Gottfried Richter-Orgel 1678 dieser Orgel besonders ohne dem Meister/ so finden wir Holtz/ Zinn/ Eisen und ander Metall/ oben über dem Kirch=gewölbe liegen drey Blasebälge/ durch das Gewölbe geht die Windröhre herunter/ diese ist geführt biß in die Windlade/ die Clavire das Pedal/ die Metallenen und höltzernen Pfeiffen stehn nacheinander da/ wie eine iede groß oder klein hat seyn sollen. Erinnere dich hierbey Lieber Zuhörer des einen wesentlichen Stücks/ daraus du bestehest/ nemlich deines Leibes. Die Materialien/ die darzu genommen/ sind nicht gewesen Holtz/ und also ist auch kein höltzerner Leib/ sie sind nicht gewesen Eisen/ und also ist auch kein eiserner Leib/ sie sind nicht gewesen ein ander Metall/ und also ist es auch nicht ein Zinnerner/ Meßinger/ Silberner oder Güldener Leib/ wie dergleichen Mixtur/ bey jenem Wunderbilde/ dem Könige Lb PersonNebukadnezar II ( – 562 v. Chr.) Nebucadnezar im Traum gewiesen wurde/ wodurch die Beschaffenheit der zukünfftigen Welt=Monarchien solte abgebildet werden Dan. 2,32.33 Ly BibelstelleDaniel 2,32–33 Dan. 2,32.33. sondern/ wenn wir auff den allerersten ursprung ins Paradiß zurücke gehen/ so ists gewesen weiche röthliche Erde daraus [S. 21] wurde Lb PersonAdam Adams sein Leib erschaffen Gen, 2,7. Ly BibelstelleGenesis 2,7 Gen. 2,7. Lb PersonEva Das Weib aber wurde aus Adams Ribbe gebildet Ly BibelstelleGenesis 2,23 ibidem v. 23. oder aber wenn wir auff unsern nähern Ursprung gehen/ so beschreibt ihn der Autor des Buchs der Weißheit am allerdeutlichsten: Ly BibelstelleWeisheit 7,2–3 Wir sind ein Fleisch gebildet/ zehen Monden im Blut zusammen geronnen aus Mannes Saamen durch lust im beyschlaffen/ und da wir gebohren worden/ haben wir Oden geholet aus der gemeinen Lufft Sap. 7,2.3. Sap. 7,2.3. Und daher kommen hernach unsere aus Fleisch und Beinen bestehenden Menschen Leiber. (Denn von dem andern wesentlichen Stück nemlich der Seelen werden wir weiter drunten mit mehrern vernehmen) dergleichen warhafftigen (und nicht/ wie die Marcioniten und Manichaeer geschwärmet haben/ einen Phantastischen= oder Schein=) Leib unser aller Heyland Chrjstus Jesus selbst angenommen in seiner Empfängniß Hebr. 2,14.
Luc. 24,39.
Ly BibelstelleHebräer 2,14 Hebr. 2/ 14. auch behalten hat nach seiner Aufferstehung Ly BibelstelleLukas 24,39 Luc. 24/ 39.

3. Sonst können auch die vornehmsten Gliedmaßen eines Menschlichen Leibes nicht unfüglich an Ld OrgelFrauenhain, Gottfried Richter-Orgel 1678 unser Orgel abgebildet werden. Die beyden ausgespanten Flügel bilden ab die Hände/ das Werck an sich selbst/ da die Pfeiffen stehen/ den Leib/ die Blasebälge die Lunge/ die Windröhre die Kehle/ die Windlade das Hertz/ der Stern die Augen/ die beyden Clavire die zwo Reihen Zähne/ das Pedal die Füße/ und was demselben zugehöret/ die dreyfache Koppel durch welche das Oberwerck kan zu= und abgezogen/ angehenckt/ auch beyde Clavire an das Pedal angekoppelt werden/ die Gelencke am Menschlichen Leibe/ durch welche ein Glied dem andern kan hülffliche Handleistung thun/ und fast bey einer iedweden Pfeiffe ist das Labial oder Mundwerck. Da hastu also die vornehmsten Glieder des Menschlichen Leibes so wohl die äusser= als [S. 22] innerlichen. Und gleicherweise wie diß Orgelwerck in einem Corpore oder Ly BibelstelleRömer 12,4–6 Leibe viel Glieder hat/ aber alle Glieder nicht einerley Geschäffte haben; also sind wir viel ein Leib in Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Christo. Aber unter einander ist einer des andern Glied und haben mancherley Gaben nach der Gnade die uns gegeben ist/ damit wir Rom. 12. 4.5.6. Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Pauli Worte hieherziehen Rom. 12,4.5.6. Mit welchen übereinstimmet/ Ephes. 4,15.16. was er Eph. 4,15.16. folgender maßen ausspricht: Ly BibelstelleEpheser 4,15–16 Aus Christo als dem Haupte ist der gantze Christen Leib zusammen gefüget und ein Glied hängt an dem andern durch alle Gelencke/ dadurch eins dem andern handreichung thut/ nach dem Werck eines ieglichen Gliedes in seiner maße/ und machet/ daß der Leib wächset zu sein selbst Besserung und das alles in der Liebe.

4. Der Stern an unser Orgelerinnert uns des ingesamten himmlischen Sternheers da Gott zwey grosse Lichter/ die Sonne vor den Tag/ den Monden vor die Nacht geschaffen/ und überdiß unzehlich viel kleine Sterne/ welche bey der Nacht/ wenns helle ist/ schimmern und fünckeln/ Gen. 1,16. Ly BibelstelleGenesis 1,16 Gen. 1,16. die nicht allein eine Zierde des Himmels seyn/ sondern auch zugleich dem Menschen dienen und leuchten. Denn was könte ein Reisender/ item ein Ackers= und Handwercksmann groß verrichten/ wenn diese Lichter ihnen nicht schienen? Ohne die liebe Sonne hätte man keine Lust an Aeckern/ Wiesen/ Gärten/ Weinbergen/ Gebäuden/ an dieser unser Kirchen/ und auch an der Orgel selber nicht: ja vermöge des unterschiedenen Sonn= und Monden=Lauffs haben wir die vier grosse Abwechselungen im Jahre. Sie führen eine Zeit nach der andern auff. Jst der rauhe Winter weg/ so lässet sich der schöne Frühling sehen: Auff diesem folgt der schwangere Sommer/ und der reiche Herbst löset sich mit reiffen Früchten/ wie die schönen Himmels=Lichter Lb PersonSirach, Jesus (180 – 175 v. Chr.) Sirach nach der länge aufführet und beschreibet Sir. 43,2.11. Ly BibelstelleJesus Sirach 43,2–11 c. 43,2-11.

[S. 23]

5. Unter den Sternen schweben in der Lufft die Vögel des Himmels/ deren wir uns erinnern bey dem Vogelgeschrey/ das inwendig mit in unsere Orgel gesetzet ist. Diese sind nun auch ein edel Geschöpff des grossen Gottes Gen. 1, 21. Ly BibelstelleGenesis 1,21 Gen. 1, 21. Ein Spiegel Göttlicher Vorsorge: Ly BibelstelleMatthäus 6,26 Denn Gott ernehret sie/ ob sie gleich in keine Scheune nicht einsamlen Matth. 6,26 Matth 6,26. Ja er läst sie/ sonderlich ümb ietzige Herbstzeit dem Menschen auff ihren Tisch und zur Speise aufftragen/ wie wir etwan singen: Lw Musikwerkanonym: Singen wir aus Herzensgrund M Das Wasser das muß geben Fisch/ die läst Gott tragen zu Tisch: Eyr von Vogeln eingelegt werden Junge draus geheckt/ müssen der Menschen Speise seyn etc.[20]

6. Von dem Sternen und dem Vogelgeschrey kommen wir herab auff die beyden Clavire und auff das Pedal/ deren jene beyde mit den Händen können geschlagen/ dieses aber mit den Füßen muß getreten werden. Und darbey erinnern wir uns der drey stände der Christenheit/ welche lieblich zusammen müssen stimmen/ soll anders das Orgelwerck der Christlichen Liebe und Einigkeit nicht ein unförmlich geheule von sich geben. Der Geist= und Weltliche Stand stehen oben an und sind fast in gleichen Werth; Müssen auch einander/ wenns soll recht seyn/ hülffliche Hand leisten. Moses und Lb PersonAaron Aaron müssen zugleich die Kinder Jsrael aus Le Geographicumh Territorium: Ägypten (Altertum) Egypten ins gelobte Land führen. Exod. 4,15.16. Ly BibelstelleExodus 4,15–16 Exod. 4,15.16. Der Häußliche Stand/ als welcher diesen beyden dienen muß/ steht unten an und ist doch dessentwegen nicht zuverachten. Sintemahl wie die Gregorii Schüler zu Zeit des Frühlings zu singen pflegen: Lw MusikwerkN.N.: Drey Ständ' hat Gott der Herr geordnet in der Welt M Drey Ständ’ hat Gott der Herr geordnet in der Welt zu seines Nahmens Ehr/ Ein ied’r ihm wohlgefällt/ dadurch auff Erd’n zu allerzeit erhalten werd die Christenheit. Zu erst der Geistlich Stand besteht in reiner Lehr: Dadurch uns werd bekant Gottes Will’ Allmacht und Ehr: Bischoff/ Seelsorger solln mit [S. 24] treu der Gemeine vorstehn ohn Heucheley. Der Weltlich Stand hierauff den lieben Fried erhält/ dadurch der Christen Hauff geschützt wird in der Welt/ daß sie ohn Hindrung Gott den Herrn nach seinem Wort mög lobn und ehrn. Der Häußlich Stand ist noth/ darinn die Eltern seyn: Regiern mit Furcht und G’bet das Gesind und Kinderlein/ Arbeiten/ handeln bestelln das Feld/ dadurch der Mensch sein Lebn erhält. Nun diese Mauren drey/ die sind der Stadt Le Geographicumg Gebäude: Zion Zion für allem Unfall frey die beste Guarnison: wenn eine davon solte falln/ So wärs geschehen mit uns all’n etc.[21]

7. Wir wolten denn sagen/ daß in dem Häußlichen Stande die beyden obern Clavire Mann und Weib/ das Pedal aber die Kinder und das Gesinde abbildeten. Der Mann ist das obere Clavir/ und diesem muß das gantze Hauß pariren. Er ist gleich wie des Weibes also auch der andern Haußgenossen Haupt Eph. 5,23. Ly BibelstelleEpheser 5,23 Eph. 5/23. Das Weib als das andere Clavir participirt etwas von dieser Herrschafft/ und ihr müssen Kinder und Gesinde gehorsam seyn/ sonst würde in dem Haußstande ein unförmlich Geheule entstehen und alles drüber und drunter gehen. Ly BibelstelleJesus Sirach 3,9–10 Die Kinder sollen Vater und Mutter ehren Nota Bene mit That/ mit Worten und Gedult Sir. 3/9.10. Sir. 3,9.10 und gleich Ly BibelstellePsalmen 123,2 wie die Augen der Knechte auff die Hände ihrer Herren/ Ps. 123/W W KorrekturOriginal: 3.4.2. also sollen auch die Augen der Mägde auff die Hände ihrer Frauen sehen Ps. 123/W W KorrekturOriginal: 3.4.2.

8. Wenn wir ferner die Orgelpfeiffen nacheinander ansehen und mercken/ wie immer eine grösser ist als die andere/ so gedencken wir hierbey an einen andern Segen Gottes/ wenn er nemlich das Hauß voll Kinder bescheret/ daß/ wenn sie ümb den Tisch herümb stehen/ es heist: Stehn sie doch nacheinander da als wie die Orgelpfeiffen! Wie also Lb PersonJakob Jacob Gen. 49,1.
Ps. 127,3.4.5
zwölff Söhne ümb des Vaters Sterbebette üerumb abgemahlet werden/ da immer einer länger und grösser ist als der andere Ly BibelstelleGenesis 49 Gen. 49, seqq. [S. 25] Ps. 127/3-5.
Vid Lüneb. Gebetbuch sub Tit Letztes Testament p. m. 1128[22]
daß es aber ein Segen Gottes/ ersehen wir aus Psal. 127/3.4.5. Ly BibelstellePsalmen 127,3–5 Siehe Kinder sind eine Gabe des Herrn und Leibesfrucht ist ein Geschenck. Wie die Pfeile in der Hand eines Starcken/ also gerathen die jungen Knaben. Wohl dem/ der seine Köcher derselben voll hat. Jngleichen auch aus Psal. 128/3.4. Ps. 128/3.4. Ly BibelstellePsalmen 128,3–4 Dein Weib wird seyn wie ein fruchtbar Weinstock ümb dein Hauß herümb/ deine Kinder wie die Oelzweige (wie die Orgelpfeiffen) ümb deinen Tisch her. Siehe/ also wird gesegnet der Mann/ der den Herrn fürchtet.

9. Und endlich bey dem Gehäuse dieser neuen Orgel erinnern wir uns unser Häuser/ die uns Gott hat ein gereumet; wie auch bey denen mit Leinwad überzogenen Flügeln/ der Kleider/ darinnen er uns eingekleidet hat. Gesetzt/ die Häuser wären nur leimern Job. 4/19. Ly BibelstelleIjob 4,19 Job. 4/W W KorrekturOriginal: 14.19. gesetzt die Kleider wären nur von Fellen Gen. 3. 21. Ly BibelstelleGenesis 3,21 Gen. 3,21 oder von grober Leinwadt Sir. 40/4. Ly BibelstelleJesus Sirach 40,4 Sir. 40/4. schon gnug/ daß jenes Häuser und dieses Kleider sind. Wenn wir nur in jenen unsern auffenthalt haben und in treugen und warmen seyn/ und mit diesen unsere blöse bedecken können. Grosse prächtige Häuser und köstlichen Haußrath drinnen/ ingleichen Sammete und Seidene Kleider überlassen wir andern/ denen in ihren grossen Häusern das Gewissen offt zu enge werden will/ und zu deren Kleider Hoffarth viel arme Leute das ihrige contribuiren und sie offt verbrämen und verposiamentiren müssen. Und das sind gewesen die vornehmsten leiblichen Wohlthaten/ die uns unsere neue Orgel hat können an die Hand geben. So lobet sie die Göttliche Gutthätigkeit/ und wolte auch gerne uns [S. 26] bey Betrachtung dieser Wohlthaten zum Lobe des Herrn auffmuntern! Wir gehen aber weiter und erwegen nunmehro auch

II. An Geistlichen Wohlthaten. II Die Geistlichen Wohlthaten.

1. Billich gedencken wir hier wieder zuförderst an den Lb PersonRichter, Gottfried (1640–1717) Meister dieser unser neuen Orgel. Denn nachdem das alte Werck/ so über hundert und funfftzig Jahr gestanden/ nunmehro begunte einzugehen und nicht mehr zugebrauchen war/ so muste auff gut befinden und geheiß der Oberen mit einem andern Meister ein Contract geschlossen werden/ der ein neues Werck verfertigte. Welches ihm denn/ wie allbereit droben angeführet/ viel sauren Schweiß/ Mühe und Arbeit verursacht hat. Der Mensch war Ly BibelstelleEpheser 2,10 Gottes Werck geschaffen in Christo Jesu zu guten Wercken/ Eph. 2/10. Eph. II,10. Der Verstand/ der Wille/ die affecten und Begierden stimmeten in einer wunderschönen Harmonie mit einander überein: Allein da Satan kam und dadurch des Menschen eigene unachtsamkeit drüber gelassen wurde/ da war das schöne Werck am längsten gut gewesen/ alles fieng an zuheulen/ der Verstand war dem Willen/ der Wille dem Verstande zuwider/ die affecten machten lauter Roßqvinten/ mit einem Wort: Durch den kläglichen Sündenfall ward alles in grund verderbet. Biß endlich ein ander Meister drüber kam/ memlich [sic] der rechte Meister zuhellfen Jes. W W KorrekturOriginal: 5363/1. (Ly BibelstelleJesaja 63,1 Jes. 63/1). Christus Jesus/ dessen Hand zuhelffen hat kein Ziel/ wie groß auch sey der Schade Ps 130/8. (Ly BibelstellePsalmen 130,8 Psal. 130/8.) der that sein außerstes und arbeitete dermaßen/ daß Schweiß wie Blutstropffen von seinem allerheiligsten Leibe herabfloß/ biß endlich das verstimmete Werck wieder zurechte kam und in den vorigen Standt gesetzet wurde. Ly BibelstelleJesaja 43,24 Mir hastu arbeit gemacht in seinen Sünden/ und hast mir Mühe gemacht in deinen Missethaten/ so klaget er selber Jes. 43/24. Jes. 43/24. Und davor diese neue Orgel dem [S. 27] Lb PersonRichter, Gottfried (1640–1717) Meister derselben hat müssen Geld gegeben werden/ wie nemlich der Contract mit ihm geschlossen worden; siehe so sind wir Menschen viel theurer erkaufft und erlöset worden nicht mit vergänglichen Silber oder Gold/ Ly Bibelstelle1 Petrus 1,19 sondern mit dem theuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes 1. Pet. 1/19. 1. Pet. I,19. Der Meister dieser neuen Orgel hat seine Gehülffen und Gesellen gehabt/ denn eines Menschen Arbeit wäre es fast nicht gewesen; Christus Jesus aber hat die Kelter allein getreten und ist niemand von den Völckern mit ihm gewesen Jes. W W KorrekturOriginal: 43/1.63/3. Ly BibelstelleJesaja 63,3 Jes. W W KorrekturOriginal: 43/1.63/3. Der Meister dieser neuen Orgel hat bey auspolirung derselben Wasser/ Seiffe/ Kreide/ Stahl und dergleichen Sachen gebraucht; Wenn man gleich das Meer und alle Wasser auff uns gegossen/ ja wenn man uns gleich mit Seiffen und scharffer Laugen gerieben und gewaschen hätte/ Jer. 2/22. Ly BibelstelleJeremia 2,22 Jer. II,22 so hätten wir doch nicht den geringsten splendor und Glantz davon bekommen/ alles Waschen und Reiben wäre ümbsonst gewesen/ unsere Untugend hätte nur desto mehr geglissen für dem Herrn (loco citato) Allein Ly Bibelstelle1 Johannes 1,7 das Blut Jesu Christi des Sohns Gottes macht uns rein von allen Sünden 1. Joh. 1/7. 1. Joh. I,7. Daß wenn unsere Ly BibelstelleJesaja 1,18 Sünden gleich blutroth wären/ sie doch schneeweiß werden/ wenn sie gleich wären wie Rosinfarbe/ sie doch wie Wolle werden. Jes. 1/18. Jes. I,18. Der Meister dieser neuen Orgel hat die Flügel derselben mit Leinwadt überzogen und allerhand Schnitz= und außenwerck dran gemacht; Christus Jesus aber hat uns Ly BibelstelleJesaja 61,10 angezogen mit den Kleidern des Heyls und mit dem Rock der Gerechtigkeit bekleidet Jes. 61/W W KorrekturOriginal: 11.10. Jes 61/W W KorrekturOriginal: 11.10. Wir weihen anietzo diese neue Orgel ein/ daß sie nunmehro zu lauter hei= [S. 28] ligen Kirchen=sachen soll gewiedmet und zu Gottes Ehre gebraucht werden/ worzu ich meine unwürdige Zunge hergeben muß; Christus Jesus aber hat uns geheiliget durch seinen heiligen Geist und hat uns Ly Bibelstelle1 Petrus 2,9 zum außerwehlten Geschlecht gemacht/ zum Königlichen Priesterhumb zum heiligen Volck zum Volck des Eigenthumbs 1. Pet 2/9. 1. Pet. 2/9.

2. Bey den Materialien unser Orgel/ die in die äußerliche Sinnen fielen/ erinnerten wir uns unsers Leibes und desselben Gliedmaßen: Wenn wir aber auch bey der Orgel Klang/ Wind/ Gereusche/ ein schnarren/ zittern etc. vernehmen/ so dencken wir dabey an das andere wesentliche Stücke des Menschen/ welches ist die Seele. Alle ietzterzehlte Sachen sind bey der Orgel gleichsam der Oden und ihr Leben/ das aus den Ventilen der Blasebälge ihnen ein= und zugeblasen wird: Unsere Seele ist der lebendige Oden/ Ly BibelstelleGenesis 2,7 welche Gott dem Lb PersonAdam Adam einbließ/ also daß der Mensch eine lebendige Seele ward Gen. 2/7. Gen. 2,7. Den Klang/ den Wind/ das Gerausche und so fort kan man nicht sehen/ und gleichwohl besteht in ihnen der Orgel vornehmstes Wesen/ sonst ist sie wie ein entseelter und todter Cörper/ aber hierinnen Ly BibelstelleApostelgeschichte 17,28 lebet/ webet und ist sie/ daß wir des Lb PersonLukas Apostels Worte/ gewisser maßen/ hieherziehen Actor. 17/28. und also/ ob gleich die Seele bey dem Menschen unsichtbar ist/ Ly BibelstelleKohelet 12,7 sie ist ein Geist Eccles. 12,7. Eccles. 12/7. so rührt doch sein Leben/ sehen/ hören/ riechen/ schmecken/ fühlen/ fein erwegen/ nachsinnen und so fort eintzig und allein von ihr her. (Dergleichen warhafftige Seele in dem Leibe seiner Mutter der Sohn Gottes auch bekommen/ die anfangs in ihrer Asche gleichsam verborgen und glimmend gelegen/ nachmahls aber iemehr und mehr sich angezündet hat/ damit er ja allerdings uns seinen Brüdern gleich würde/ Ly BibelstelleHebräer 2,17 Ebr 2/17.)[23] Und so ferne gehöret diese Seele noch immer unter die leidlichen Wohlthaten mit/ man betrachtet sie bloß nach ihrer Schöpffung; es heist aus dem ersten Articul unsers Christlichen [S. 29] Glaubens: Jch gläube daß mich Gott geschaffen hat sammt allen Creaturen mir Leib und Seele/ Augen/ Ohren etc. gegeben. So ferne sie aber durch Christum erlöset und durch den heiligen Geist erneuert ist/ da ist sie eben das vornehmste subjectum recipiens, das aller Geist= und Himmlischen Wohlthaten ist fähig gemachet worden. Und in diesem letztern Verstande gehört sie mit in den andern und dritten Articul/ und per conseqvens auch unter die Geistlichen Wohlthaten.

3. Jn unser Orgel finden wir unterschiedliche Register. Die Principalia und Fundamente (als im Haupt=Clavir das Principal 4. Fusthon/ im andern Clavir das Principal 2. Fusthon/ im Pedale der Sub Bass 16. Fusthon) stehn fornen an/ zieren nicht allein des Werck/ sondern sind auch die vornehmsten und herrlichsten Stimmen. Bey dem geistlichen Organo dem Menschen giebts auch dergleichen Principalia und Fundamente/ nemlich den Verstand und Willen/ welche aus der Seelen ihren ursprung haben/ oder/ wie mans W W KorrekturOriginal: uenntnennt/ ihre Kräffte sind/ weswegen wir sie auch unter die geistlichen Wohlthaten mit zehlen. Der Verstand ist die edle Seelenkrafft/ da man eine Sache wohlbedächtig überleget/ eins von dem andern recht unterscheidet/ und ein kluges urtheil fället. Dergleichen Klugheit der Herr Jesus dort von seinen Jüngern und insgemein von allen Christen erfodert/ wenn er sagt: Ly BibelstelleMatthäus 10,16 Seyd klug wie die Schlangen und ohne falsch wie die Tauben Matth. 10. Matth. 10/16. Der Wille ist das jenige/ was sich durch den Verstand regieren lässet/ auff dieß und jenes incliniret auch zugleich die Mittel zu einem Dinge zu gelangen sich abesiehet. Dergleichen Wollen oder Willen zum guten bey dem Apostel Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Paulo sich fande/ wiewohl die Sünde/ die in ihm wohnete/ das vollbringen noch immer verwehrte/ Rom. 7/18.19.20. Ly BibelstelleRömer 8,18–20 Rom 8/18.19.20. (hartnäckiger weise nicht wollen/ ihr habt nicht gewolt! stürtzet gar in zeitlich und ewiges verderben Matth. 23/37.38. Ly BibelstelleMatthäus 23,37–38 Matth. 23/37.38.) Jst nun der Verstand erleuchtet mit erkäntniß und der Wille retificirt oder zurecht gebracht/ so entsteht daher ein Geistlicher Mensch/ auff welchem als einem rich= [S. 30] tigen Organo der heilige Geist nur mit Lust pflegt zuspielen. Sonst sondern diese beyde Stücke den Menschen auch abe von allen unvernünfftigen Creaturen; sintemahl Rosse und Mäuler sind Nota Bene nicht verständig/ Nota Bene sie wollen nicht/ drümb muß man ihnen Zaum und gebiß ins Maul legen/ Psal. 32/9.
Ps. 49/21.
wenn man sie wohin will haben/ nach Davids Ausspruch Ps. 32/9. Ps. 49/21.

4. Jn unser Orgel giebts ferner Tertien/ Qvinten und Octaven (als ein Haubt Clavir die Tertia 2. Fußthon/ die Qvinta 3. Fusthon/ und die Octava 2. Fusthon) diese sind gar nöthige Register und Stimmwercke und gleichsam judices oder Richter/ die den Ausspruch thun/ ob die übrigen recht eingestimmet sind oder nicht. Bey der Menschen Christenthum giebts dergleichen Tertien/ Qvinten und Octaven auch verbi gratia eine Tertia ist/ daß bey Personen in dem einigen Göttlichen Wesen sind/ Gott Vater/ Gott Sohn/ Gott heiliger Geist/ Matth. 3/17.18.
1. Joh. 5/7.
Ly BibelstelleMatthäus 3,17 Matth. 3/17.18.[24] Ly Bibelstelle1 Johannes 5,7–8 1. Joh. 5/7. item, Daß drey vornehme Haupt=Tugenden sind/ Glaube/ Liebe/ Hoffnung/ 1. Cor. 13/13 Ly Bibelstelle1 Korinther 13,13 1. Cor. 13/13. Eine Qvinta ist/ daß unser Heyland Christus Jesus in seiner blutigen Paßion fünff Wunden empfangen hat/ W W KorrekturOriginal: 1.  Joh. 19/16.34. Ly BibelstelleJohannes 19,16–34 Joh. 19/16.34. item, daß fünff kluge und fünff thörichte Jungfrauen in dem Gleichniß des Herrn Jesu uns dort fürgestellet werden Matth. 25/1 Ly BibelstelleMatthäus 25,1–13 Matth. 25/1. Eine Octava ist/ daß unser Heyland uns zu gut W W KorrekturOriginal: am amam achten Tage beschnitten worden/ Luc. 2/21. Ly BibelstelleLukas 2,21 Luc. 2/21. daß acht Seligkeiten sind/ die dem Volcke dort auff dem Berge fürgehalten worden/ geistliche Armuth/ gedultiges Leidetragen/ Christliche Sanfftmuth/ geistlicher Hunger und Durst nach der Gerechtigkeit/ übung der Barmhertzigkeit/ Reinigkeit des Her= [S. 31] tzens/ Friedfertigkeit/ Verfolgung ümb Gerechtigkeit Matth. 5/1. seqq. Ly BibelstelleMatthäus 5,1–11 Matth. 5/1. seqq. Bey wem diese Stimmen recht eingestimmet sind/ das ist/ wer gläubet was er glauben soll/ wer lebet wie er leben soll/ der ist ein woleingerichtetes Orgelwerck/ das ist/ er ist richtig in seinem Christenthum/ nimmt sich auch sonsten in acht/ die Zahl komme gleich herunter unter Dreye/ oder steige gleich hinauff über Achte. Er ist allezeit bereit/ nach der Regul des Lb PersonPetrus Apostels/ Ly Bibelstelle1 Petrus 3,15 zur verantwortung iederman/ der Grund fodert der Hoffnung/ die in ihm ist 1. Pet. 3/15 1. Pet. 3/15. und läst auch sein Ly BibelstelleMatthäus 5,16 Licht leuchten für den Leuten/ daß sie seine gute Wercke sehen und den Vater im Himmel preisen/ Matt. 5/16. Matth. 5/16.

5. Es giebt hierüber in unser Orgel grobe schnarrende Stimmen/ welche die Ohren ziemlich füllen. (als in andern Clavir die Trompeten 8. Fusthon/ im Pedal den Posaunen Bass 16. Fusthon.) Jch meine Moses hat eine Ly BibelstelleExodus 4,10 schwere Sprache und eine schwere Zunge Exod 4/10. Exod. 4,10. Er schreckt die Menschen mit seinen harten Gesetz/ daß wohl ein zwölffaches Echo verflucht sey/ verflucht sey/ verflucht sey etc. darvon in ihren Ohren erschallet Deut 27/15.26. Ly BibelstelleDeuteronomium 27,15–26 Deut. 27/15.26. Die Gewissenszüge stehn bey ihm gar selten stille/ die Gedancken (machen ein Hackemack/ das ist) verklagen und entschuldigen sich untereinander Ly BibelstelleRömer 2,15 Rom. II,15. und das muß doch seyn. Sintemahl aus oder Ly BibelstelleRömer 3,20 durch das Gesetze kommt Erkäntniß der Sünden Rom 3/20. Es wird die Sünde durchs Gesetz erkant Rom. 2/15.[25] und schlägt das Gewissen nieder. Drumb wird Lehrern und Predigern dieses Stimmwerck von Gott selbst recommendiret; Ly BibelstelleJesaja 58,1 Ruffe getrost/ schone nicht/ erhebe deine [S. 32] Stimme wie eine Nota Bene Posaune/ und verkündige dem Volck ihre übertretung und Sünde Jes. 58/1. Jes. 58/1. den Zuhörern aber drauff achtung zugeben anbefohlen: Ly BibelstelleJeremia 6,17 Jch habe Wächter über euch gesetzt/ mercket auff die Stimme der Nota Bene Trompeten W W KorrekturOriginal: Jes.Jer. 6/17 W W KorrekturOriginal: Jes.Jer. 6/17. Haben denn die Zuhörer solche delicate Ohren/ daß sie nicht hören wollen/ Sie verstopffen sie/ Ly BibelstellePsalmen 58,5–6 wie eine taube Otter/ die ihr Ohr zustopffet/ daß sie nicht höre die Stimme des Zaubers Psal. 58/5.6 Psal. 8/5.6. So lassen es endlich Lehrer und Prediger auch geschehen/ und ruffen so starck sie können auffs Geheiß ihres Principals: wers höret/ der höre es/ wers lässet der lasse es/ Ly BibelstelleEzechiel 3,27 denn es ist ein ungehorsam Hauß Ez. 3/27. Ezech 3/27.

6  Nebenst diesen Schnarrenden finden wir aber auch gedacte und andere gar sanfft=klingende und anmuthige Stimmen (als im Haubt=Clavir das Grobgedact 8. Fusthon/ im andern Clavir die Quintadena 8. Fusthon und das Kleingedact 4. Fusthon/ im Pedal den Sub-Bass 16. Fusthon/ mitten im Wercke den Cymbelstern item den Vogel=Gesang) diese wechseln gar lieblich ab mit den starcken schnaarenden Stimmen und sind mit sonderbahrer Anmuth anzuhören. Und mit diesen vergleichen wir nun das Evangelium oder die Gnadenreiche Predigt von Vergebung der Sünden/ welche Hertzen und Ohren erfreuet und sonderlich alsdenn tröstlich zuhören ist/ wenn die scharffe Gesetzes Stimme ist vorher gegangen. Ly BibelstellePsalmen 68,12 Das ist das Wort/ das der Herr zugeben versprochen mit grossen Schaaren Evangelisten Ps. 68/12. Psal. 68/12. Ly BibelstelleJesaja 68,12 Das sind die lieblichen Füße derer Bothen auff den Bergen/ die Friede verkündigen/ gutes predigen/ Heil verkündigen Jes. 52/7. Jes. 52/7. könte auch was annehmlichers seyn als die freundli= [S. 33] che Einladung: Ly BibelstelleMatthäus 11,28 Kommt her zu mir alle die ihr mühselig und beladen seyd/ ich will euch erqvicken Matt. 11/28 Matth. 1/28. oder als die tröstliche Absolution/ die wir zum öfftern im Beichtstuhl mit anhören: Ly BibelstelleMatthäus 9,2 Sey getrost mein Sohn (meine Tochter) deine Sünde sind dir vergeben Matt 9/2.
Luc 7/48.
Matth. 9/2. Ly BibelstelleLukas 7,28 Luc 7/48. ingleichen auch die herrliche Versicherung. Ly BibelstelleRömer 8,1 So ist nun nichts verdammliches an denen die in Christo Jesu sind Rom 8/1. Rom. 8/1. etc.

7. Gleich wie aber bey unser Orgel im Haupt=Clavire eine Mixtur zufinden ist (das ist ein solch Register das mit vierfach hinter einander gesetzten Pfeiffen/ deren etliche groß/ etliche klein/ etliche grob= und etliche hellklingend sind/ besetzt ist) Also ist auch bey dem Menschen als dem geistlichen Organo nöthig/ daß Lehrer und Prediger Gesetzes und Evangelions=Stimme künstlich zu misciren wissen/ nicht lauter Evangelia und weiche Polster predigen/ auch nicht stets poltern und straffen. Uber ein ungehorsames Hauß/ harte Köpffe und verstockte Hertzen müssen sie zwar ausruffen: Ly BibelstelleEzechiel 2,10 Klage Ach und Weh! Ez. 2/4.10. Ly BibelstelleEzechiel 2,4–10 Ezech. 2/4.10. aber bey den Müden müssen sie auch wissen die rechte Zeit/ zu observiren und anders mit ihnen reden Jes. 50/4. Ly BibelstelleJesaja 50,4 Jes. 50/4. Lb PersonNathan Nathans Manier müssen sie in acht nehmen. Dieser fieng beym Könige David mit dem Gesetz an und führte ihm seinen schweren Sündenfall mit ernsten Worten zu Gemüthe: da aber der König zum Creutze kroch und in diese Wort ausbrach: Jch habe gesündiget wider den Herrn/ da kam Nathan mit den tröstlichen Evangelio: Ly Bibelstelle2 Samuel 12,13 So hat auch der Herr deine Sünde weggenommen/ du solt nicht sterben 2. Sam. 12/7-13 Ly Bibelstelle2 Samuel 12,7–13 2. Sam. 12/7-13. nemlich: Lw MusikwerkSperatus, Paulus: Es ist das Heil uns kommen her M Es wird die Sünde durchs Gesetz erkant und schlägt das Gewissen [S. 34] nieder/ das Evangelium kömmt zur hand und stärckt den Sünder wieder/ es spricht/ nur kreuch zum Creutz herzu/ im G’setz ist weder rast noch ruh mit allen seinen Wercken.[26]

8. Noch ein Register oder Zug ist in unser Orgel welcher der Tremulant genennet wird/ der die andern Register alle mit einander kan zitternd und bebend machen/ wovon er auch den Namen hat. Bey diesem erinnern wir uns des lieben Creutzes/ welches auch offt bey dem Menschen ein Zittern und beben pflegt zu verursachen und wird doch ohne den Willen Gottes und nicht zugesendet/ wie etwan der Tremulant ohne den Willen des Organistens nicht schlagen kan. Dieses Register wurde dort vor dem Könige Lb PersonBelsazar (6. Jh. v. Chr.) Belsatzer in seinem Königlichen Tafel=gemach gezogen: Finger als eines Menschen Hand giengen unversehens herfür und spielten eines auff der getünchten Wand/ liessen auch dieses anfangs zwar unbekantes aber endlich doch leserliches Chaldäisches Lamento nach sich: Mene/ Mene/ Tekel/ Upharsin. Der König/ wie er es gewahr ward/ entfärbte sich und seine Gedancken erschreckten ihn/ daß ihm die Lenden schutterten und die Beine Nota Bene zitterten. Allen seinen Gewaltigen begunte endlich auch bange ümbs Hertz zu werden. Allein der effect dieses Göttlichen Zitterns wurde nicht erreichet/ der König ließ sichs endlich seine Leute ausreden/ es würde nicht viel zubedeuten haben/ es stehe einem so grossen Monarchen nicht an/ sich ein Ding so sehr zu gemüthe zuziehen etc: kam aber noch in derselbigen Nacht ümbs Leben. Dan. 5,5 Ly BibelstelleDaniel 5,5–30 Dan. 5/5 seqq. Ein besser Zittern kam dort dem Könige David an/ da er sagete: Ly BibelstellePsalmen 38,11 Mein Hertz bebet/ meine Krafft hat mich verlassen und das Licht meiner Augen ist nicht bey mir. Er erholte sich aber alsbald [S. 35] und sagte: Ly BibelstellePsalmen 38,16 Aber ich harre Herr auff dich/ du Herr mein Gott wirst erhören Psal. 38/11.16. Psalm 38/11.16. Sonst wie nothwendig dieses Register sey/ will die Christliche Kirche zuerkennen geben in dem bekanten Liede: Lw MusikwerkAnonym: Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn M Wenn es gieng nach des fleisches Muth/ in Gunst und gesund mit grossem Gut würd’t ihr gar bald erkalten/ darümb schickt Gott die Trübsal her/ damit eur Fleisch gezeüchtiget werd zur ewigen Freud erhalten.[27]

9. Uber diese Register giebts auch noch bey unser Orgel drey Blasebälge/ welche über das Kirchgewölbe geleget sind/ und den Wind/ den sie durch ventile aufffangen/ durch die Windröhre von oben herab biß in die Windlade führen. Bey welchen der Calcant das W W KorrekturOriginal: srinigeseinige auch thun und die Bälge heben oder treten muß. Und diese Blasebälge sind so nothwendig/ daß eher ein und das andere Register fehlen könte/ sie aber müssen da seyn. Sintemahl der Wind/ den sie herabschicken/ der muß eben das gantze Werck lebend und klingend machen. Und bey diesen Bälgen erinnern wir uns nun desjenigen/ von welchem es heist: Ly BibelstelleJohannes 15,5 Ohne mich könt ihr nichts thun/ Joh. 15/5. Joh. 15/5. nemlich des kräfftigen beystandes des Heiligen Geistes/ der den Menschen zu allen guten anblasen und ermuntern muß. Kommt der Wind bey unser Orgel von oben herunter/ siehe so kam dieses linde Sausen des Geistes Gottes am grossen Pfingsttage zu Jerusalem auch von oben herab. Es geschahe schnell ein brausen vom Himmel als eines gewaltigen Windes. Fällt der Wind in der Orgel in die Windlade und erfüllet sie gantz und gar; Siehe/ so erfüllete dort der Heilige Geist das gantze Hauß/ da die Apostel sassen. Zertheilet sich hernach der Wind aus der Windlade in die Register und so dann in alle Pfeiffen: siehe/ so satzte [S. 36] sich der heilige Geist auff einen ieglichen unter den Aposteln und wurden alle voll des heiligen Geistes. Klingen die Pfeiffen wenn der Wind da ist und geben einen vernehmlichen Thon von sich/ doch immer eine anders als die andern; siehe/ so fingen auch die Apostel nach des Heiligen Geistes überkunfft an zupredigen mit andern Zungen/ nachdem der Geist ihnen gab auszusprechen (wie sich also diß wundergrosse Geheimniß durch diese wiewohl geringe Orgelsachen gar füglichen erklären läst!) Act. 2,2.3.4. Ly BibelstelleApostelgeschichte 2,2–4 Actor. 2/2.3.4. Gleich wie aber dazumahl dieses die sichtbare Herabsendung des Heiligen Geistes war/ eben also geht auch noch heut zu Tage bey uns die unsichtbare vor/ denn da da rühmen wir ebenfals: Ly BibelstelleRömer 5,5 Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Hertz durch den heiligen Geist/ welcher uns gegeben ist Rom. 5,5. Rom. 5/5. Dieser Geist Gottes bläset uns noch immer an/ daß wir in Gott gantz unbeschreiblich uns ergötzen und erneurn 1. Reg. 19,12.
Ez. 1,12.20
(Ly Bibelstelle1 Könige 19,12–18 1. Reg. 19./12. seqq. Ly BibelstelleEzechiel 1,12–20 Ezech 1,12.20.) Einem solchen angeblasenen Menschen ist sowohl/ daß er nicht weiß wie ihm geschiehet. Dieser Geist bläset/ wo/ wenn und wie er will. Joh. 3,8. Ly BibelstelleJohannes 3,8 Joh. 3/8. Alles wircket der einige Geist und theilet einem ieglichen seines zu/ nachdem er will 1. Cor, 12,11. Ly Bibelstelle1 Korinther 12,13 1. Cor. 12/13. Nun siehe Lieber Mitbruder alle diese Geistlichen Wohlthaten kan dir die Betrachtung unser neuen Orgel an die Hand geben/ mache du nur noch selbst die application bey einem und dem andern auff dich/ gehe dein Leben in etwas durch/ du wirsts befinden/ daß du täglich ja stündlich bald diese bald jene aus dem Hauffen heraus genossen und also ursach habest zugleich mit der neuen Orgel die Göttliche Gutthä= [S. 37] tigkeit zu loben W W KorrekturOriginal: nndund zupreisen. Und ins künfftige hastu auch noch zugewarten das allerbeste/ nemlich

III. An Himmlischen und ewigen wohlthaten. III. Die Himmlischen und ewigen Wohlthaten. Da wir denn den Todt und das Sterben/ unser Gewohnheit nach/ voransetzen.

1. Wenn Staub oder sonst etwas in der Orgel zwischen die Ventile fällt/ so heulen die Pfeiffen und geben einen gar unannehmlichen klang von sich: Man kehret zwar und feget an ihnen/ damit das geheule auffhöre man stimmet mit dem Stimmhorn/ damit es wieder eingestimmet werde. Allein ein ding hält doch so lange es kan/ endlich ist seiner nimmer. Und eben also lieber Mensch ist es auch mit meinem und deinem Leben beschaffen. Gesetzt wir lassen uns anietzo noch hören/ wir thun das unsrige/ ein ieglicher als aus dem Vermögen daß Gott darreichet 1. Pet. 4/11. Ly Bibelstelle1 Petrus 4,11 1. Pet. 4./11. O wie geschwinde kan der Todt ein Stäublein drein blasen/ wie geschwinde kan uns dieser oder jener Unfall begegnen/ der verderbt die gantze Harmonie! Wir schicken zwar in die Apotheken und lassen durch verschreibung guter Artzneyen an uns kehren und fegen und wieder einstimmen/ allein ob der Ly BibelstelleJesus Sirach 10,11–13 Artzt schon lange an uns flicket/ so gehts doch endlich also: Heute König/ morgen tod/ und wenn der Mensch tod ist/ so fressen ihn die Schlangen und Würme/ das ist das Lied vom Ende Sir. 10/11.12.13. Sir. 10/11.12.13.

2. Unsers Todes können wir uns erinnern bey dem Tremulanten/ der in W W KorrekturOriginal: nnserunser Orgel ist. Dieser/ (wie allbereit gehöret/) schickt denen Pfeiffen den Wind gar sparsam zu/ das gantze Werck klingt gantz zitterlich/ nicht anders als obs immer wolte aussenbleiben. Alte Leute machens warhafftig auch also: Kopf/ Hände und Füße/ ja alles zittert an ihnen/ der Athen wird immer kürtzer und kürtzer und trohet stets aussen zubleiben. [S. 38] König Lb PersonSalomo Salomo, wenn er in seinem Prediger=Buch die bösen Tage und Jahre/ von denen man saget: Sie gefallen mir nicht/ beschreiben will/ hat dieses Zittern auch nicht vergessen/ sondern fast mitteninne gesetzt: Ly BibelstelleKohelet 12,3 Die Hütter im Hause zittern Eccl. 12/3. Eccl. 12,3.

3. So lange der Calcant die Blasebälge tritt/ und die Windlade denen Pfeiffen den Wind zuschickt/ so lange kan die Orgel klingen und sich hören lassen: hört aber jener auff zutreten/ so entgehet auch dieser der Wind/ und darmit schweiget alles stille. Und also so lange die Seele in uns ist/ so lange leben und bewegen wir uns und sind etwas: ist die Seele weg/ so bleibt nichts mehr übrig/ als der tode Cörper/ der sieht/ höret/ fühlt/ schmeckt und reucht nichts mehr und giebt nicht das geringste Zeichen einiger empfindung von sich. Wie dorten an dem verstorbenen Lb PersonSohn der Sunamitin Sohne der Lb PersonSunamitin Sunamitin zusehen/ bey welchem weder Stimme noch Fühlen war 2. Reg. 4,31. Ly Bibelstelle2 Könige 4,31 2. Reg 4/31. Nun was hilffts! Dieser harte Stand muß doch überstanden seyn. Drückt einer nur selig abe/ so befödert ihn sein Tod und Lebens Ende gleich hinauff zu den Himmlischen und ewigen Wohlthaten. Jm Himmel werden wir haben/ O Gott/ wie grosse Gaben!

1. Wundert man sich hier auff Erden über einer Orgel/ die doch aus so vielen Registern und Pfeiffen bestehet/ lieblichen Harmonie/ sie stimmen alle durchgehends mit einander überein; O was wird das vor Verwunderung ja vor Freude verursachen/ wenn die gantze heilige Dreyfaltigkeit und alle Engel und selige Gottes Kinder dermahleins werden beysammen und unter so vielen doch keiner dem andern wird contrar seyn! Es muß ja diese Einigkeit was grosses seyn/ denn sonst würde der liebste Heyland nicht so viel Worte davon machen und seinen Himmlischen Vater so sehnlich drümb bitten Joh. 17/21.22/23. Joh. 17/21.22.23. Ly BibelstelleJohannes 17,21–23 Vater ich bitte/ sagt er/ mit [S. 39] auffgehabenen Augen gen Himmel/ daß sie alle eines seyn gleich wie du Vater in mir und ich in dir/ daß auch sie in uns eines seyn/ und ich habe ihnen gegeben die Herrligkeit die du mir gegeben hast/ daß sie eines seyn/ gleich wie wir eines sind. Jch in ihnen und du in mir/ auff daß sie vollkommen seyn in eines.

2. Erfreuet hier eine liebliche Music/ sie sey nun vocal oder W W KorrekturOriginal: instrumenralinstrumental, man kan sich derselben nicht recht satt hören/ man wird gleichsam entzuckt W W KorrekturOriginal: uudund aus sich selbst gesetzt: O was wird das vor Freude verursachen/ wenn dort die Englischen und Himmlischen Musicanten gewisse Chöre machen/ lauter neue Lieder anstimmen und mit Harffen und andern wohlklingenden instrumenten auff das lieblichste drein spielen werden/ daß wir also Menschlich/ nach Anleitung Ly BibelstelleOffenbarung 5,8 Apoc 5/8. davon reden. August. sup. Joh. Homil. Ego sum Pastor bonus. Ln LiteraturGregor I., Homiliae in evangelia (1822) M Ibi hymnidici Angelorum chori; ibi societas civium supernorum; ibi dulcis solennitas à peregrinatione redeuntium,[28] Ln LiteraturAugustinus, Opera omnia 3,1 (1845) M ibi festivitas sine fine, aeternitas sine labe, serenitas sine nube.[29] Da werden seyn die klingende und singende Engel=Chöre/ der Himmlischen Bürger=gesellschafft/ ein liebliches Freudenfest derer die von der elenden Pilgrimschafft zu der Himmlischen Bürgerschafft kommen seyn/ eine freudenreiche Feyer nach der andern ohne ende/ Ewigkeit ohne befleckung/ Klarheit ohne Wolcken.

Lb PersonJahn, Kaspar (fl. 1648) Plutarh. Orat. 2. de Fort. Alex.
Lb PersonPhilon von Alexandria (ca. 25 v. Chr. – ca. 40 n. Chr.) Philo de Plant. Noae.[30]
Lb PersonTitius, Kaspar (1570–1648) Titius Lr QuellenTitius, Loci theologici (1657) M libr. Exempl. p. 1051.
3. Hier auff dieser Welt wird die Music nicht von allen gleich durch beliebet. Lr QuellenBeyerlinck, Magnum Theatrum 5 (1665) M Als Lb PersonFrançois I. (1494–1547) Franciscus I. König in Le Geographicumh Territorium: Frankreich Franckreich dem Türckischen Keyser Lb PersonSüleyman I. (ca. 1494 – 1566) Solymann ein sehr köstliches und kunstreiches Orgelwerck verehret/ hat dieser solches mit spott und hohn wieder zurück gesandt/ vorgebende/ es würden die Türcken von ihrer Tapfferkeit nachlassen und weibische feige Memmen werden/ wenn sie dergleichen Gespiele solten ümb sich haben und anhören.[31] Lb PersonAtheas (ca. 429 – 339 v. Chr.) Atheas der Scyther König wolte lieber die Pferde hören wiehern als der Mu= [S. 40] sic zuhören. Auch der jenige/ welcher ihren ursprung von der Schmiede Hammerschlägen herführet/ hat ihrer Hoheit zu nahe geredet/ und wenns gleich Lb PersonPythagoras (ca. 570 – nach 510 v. Chr.) Pythagoras selbst wäre. Manche wolten gerne singen/ aber die Stimme fehlt ihnen/ es ist keine annehmligkeit darbey/ man sehe es lieber/ sie schwiegen stille. Vocal August. in Ps. 84. und Instrumental Music ist selten beysammen. Und auff den Instrumenten wird keiner durchgehens excelliren. Und also kan die edle Music nicht von allen begriffen werden/ ja von vielen muß sie sich noch darzu lassen verachten. Dorten aber nicht also. Die Verächter derselben werden an einen Ort verwiesen seyn/ da an stat annehmlicher Lieder es lauter Zeter und Mordio anzuhören geben und der reiche Mann mit seinem erbärmlichen: Jch leide Pein in dieser Flammen (Ly BibelstelleLukas 16,24 Luc. 16/24.) Praeceptor seyn wird. Aber die seligen Außerwehlten werden durchgehends ihr zugethan seyn. Ly BibelstelleTobit 13,22 Tob. 13,22. Ln LiteraturAugustinus, Opera omnia 4,2 (1841) M Qvid beati in vita aeterna acturi? Fragt der Heilige Augustinus. Was wird im ewigen Leben der Außerwehlten ihre Verrichtung seyn? und beantwortet sich: Ln LiteraturAugustinus, Opera omnia 4,2 (1841) M in secula seculorum laudabunt te. Hoc erit totum negotium nostrum sine defectu Alleluja[32] Sie werden dich/ O Gott/ loben in alle Ewigkeit. Das wird alle unsere Arbeit seyn ohn unterlaß ein Alleluja anzustimmen. August. Lr QuellenAugustinus, Meditationes (1631) M Meditat. c. 25. Jn allen Strassen des Himmlischen Jerusalems wird man Alleluja singen Ly BibelstelleTobit 13,22 Tob. 13/22. Es steht dahin/ ob der Heilige Augustinus ein Musicus gewesen/ nichts destoweniger freuet er sich auff die Himmlische Music. Lr QuellenAugustinus, Meditationes (1631) M Felix ego & verè in perpetuum felix si post resolutionem hujus corpusculi audire meruero illa Cantica coelestis Melodiae! Fortunatus ego nimiumqve beatus si & Ego ipse meruero cantare ea & assistere Regi meo, Deo meo, Duci meo & cernere eum in gloria sua.[33] O wie glückselig werde ich doch seyn wenn nach meinem Tode die Himmlischen Lieder und Melodeien ich werde sollen anhören. Wohl mir [S. 41] und aber wohl/ wenn ich selbst werde können mit singen und hintreten zu meinem Könige/ zu meinem Gott/ zu meinem Führer und ihn sehen in seiner Herrligkeit.

4. Ob gleich heute auff unser Orgel nichts als Freuden=Lieder gesungen und gespielet werden; O es kan die Zeit kommen/ daß sie entweder gar schweigen oder aber traurige Lieder spielen muß verbi gratia Lw MusikwerkWalter, Johann: Erbarm dich mein O Herre Gott M Erbarm dich mein O Herre Gott etc. Lw MusikwerkLuther, Martin: Aus tiefer Not schrei ich zu dir M Aus tieffer Noth schrey ich zu dir etc. Lw MusikwerkWalter, Johann: Mitten wir im Leben sind mit dem Tod umfangen M Mitten wir im Leben sind mit dem Todt ümbfangen etc. Wie es Jerusalem und ihren Einwohnern ergieng/ inmaßen sie in der Lm Ereignis597 – 538 v. Chr.: Babylonisches Exil Babylonischen Gefängniß gar kläglich musten anstimmen: Lw MusikwerkDachstein, Wolfgang: An Wasserflüssen Babylon M An Wasserflüssen Babylon da saßen wir mit schmertzen/ wenn wir gedachten an Zion/ da weinten wir von Hertzen: Wir hiengen auff mit schweren Muth die Harffen und die Nota Bene Orgeln gut an ihre Bäum der Weiden/ die drinnen sind in ihrem Land/ da musten wir viel schmach und schand täglich von ihnen leiden[34] Ps. 137 1. seq. Ly BibelstellePsalmen 137 Psal. 137/1. seqq. Mit Lb PersonHiob Hiob kams auch dahin/ daß sein Ly BibelstelleIjob 30,31 Harffe eine klage ward und seine Pfeiffe ein Weinen Job. 30/ versus ultimus. Wenn aber dort das selige Freudenleben wird angegangen seyn/ da werden nichts als Siegs= und Triumphs und Freuden=Lieder abgesungen und gespielet werden/ dergleichen in der geheimen Offenbahrung unterschiedliche Apoc. 4,8. 5/9.13 7/12. dem Johanni kund gethan wurden Apoc. Ly BibelstelleOffenbarung 4,8 IV:8. Ly BibelstelleOffenbarung 5,9.13 V,9.13 Ly BibelstelleOffenbarung 7,12 VII,12 etc.

5. Hier auff dieser Welt wird mit der Music und den Orgeln offt grosser Mißbrauch getrieben. Lb PersonDionysos Bachus und Lb PersonVenus Venus werden offt mehr damit beehret als Gott und seine Kirche/ das ist/ Sauff= und Buhlen=Lieder läst man lieber erschallen als etwas [S. 42] heilsames:[35] Auff den Orgeln wird offt gespielet/ daß wenn einer mit verbundenen Augen solte in das Gotteshauß geführet werden und dem Organisten und seinen Adjuvanten[36] zuhören/ er wohl solte meinen/ er wäre in ein HochzeitHauß oder Freuden=gelag geführet worden/ da Nachtschwärmer beysammen säßen/ die der Wein erhitzte und hätten Harffen/ Psalter/ Paucken/ Pfeiffen und Wein in ihren Wohlleben/ diese/ die er hier an diesem Orte hörete/ könten nicht sehen auff das Werck des Herrn (das ist/ des Gottesdiensts abwarten in dem Hause des Herrn) Jes. 5,11.12. Ly BibelstelleJesaja 5,11–12 Jes. V,11.12. so gar üppige und täntzerliche Manieren kommen heut zu Tage auff/ ὑγραὶ ἁρμονίαι, αἳ περὶ τὰς καμπὰς τῶν φθόνγγων (καὶ δακτύλων) κακοτεχνοῦσαι, ἐις θρύψιν και βωμολοχίαν ἐκδιαιτῶνται. Das ist Lr QuellenGeier, Leichenpredigt Heinrich Schütz (1672) M gantz schädliche Melodeyen/ als welche mit bösen verkünstelten brechungen oder beugungen der Stimmen (und der Finger) zu wollüstigen und faulen üppigkeiten uns verleiten/ Clem. Alex. l. 2. Lr QuellenClemens von Alexandria, Opera (1572) M Paedag. c. 4. infin. wie Lb PersonClemens von Alexandria (ca. 150 – ca. 215) Clemens Alexandrinus (cit. Dn. D. Lb PersonGeier, Martin (1614–1680) Geieri ex l. 2. Paedag. c. 4. in Lr QuellenGeier, Leichenpredigt Heinrich Schütz (1672) M Conc. Funebr. supra allegatâ) sie beschreibt.[37] Derer Calvinisten zugeschweigen/ welche/ fast wie droben der Türckische Keyser Lb PersonSüleyman I. (ca. 1494 – 1566) Solymann und der Scither König Lb PersonAtheas (ca. 429 – 339 v. Chr.) Atheas in defectu pecciren und beydes Vocal- und Instrumental-Music aus den Kirchen wollen hinausgeschafft wissen/ vorgebende/ durch dergleichen Harmonie werde man bey verrichtung des Gottesdiensts mehr gehindert als zur geistlichen Freude und Andacht Lr QuellenZwingli, Opera 2 (1581) M Zwingl. T. 2 f. 585.
Petr. Martyr. Cl. 3. Lr QuellenPetrus Martyr, Loci communes (1622) M loc. Comment. c. 13.
Beza in Lr QuellenActa Colloquij Montis Belligartensis (1587) M Colloqv. Mompelgard fol. 410.
auffgemuntert/ als bey Lb PersonZwingli, Huldrych (1484–1531) Zwinglio, Lb PersonVermigli, Pietro Martire (1499–1562) Petro Martyre, Lb PersonBèze, Théodore de (1519–1605) Beza und andern zubefinden/ und was etwan mehr bald ein üppiger bald ein melancholischer trauer=Geist den Leuten hat eingeschwatzet.[38] Nein/ dermahleins dort in der seligen Ewigkeit wird es gar anders hergehen. Ἁρμονίας σώφρονας, JÜbers.: Vernünftige (besonnene) Klänge wie sie an ietzt angezogenen Orte Clemens Alexandrinus nennt/ das ist/ Lr QuellenClemens von Alexandria, Opera (1572) M erbare und sitsame Harmonien wird man lassen erschallen.[39] Das Lied/ das die Ehrwürdige 24. Eltesten werden anstimmen/ wird keine solche üppige und hüpfferliche Manier an sich haben/ lauter gravitätische Griffe werden sie [S. 43] auff ihrer Harffen thun Apoc. 5,8. Ly BibelstelleOffenbarung 5,8 Apoc. 5. 8. den andern aber wirds nicht so gut werden/ daß sies werden dürffen mit anhoren. Sie werden wieder müssen haußen bleiben Apoc. 22,15. Ly BibelstelleOffenbarung 22,15 Apoc. W W KorrekturOriginal: 1222,15.

6. Es mag hier ein Werck so künstlich gemacht seyn als es will/ so kans doch so genau nicht abgehen/ daß nicht iezuweilen/ eine Pfeiffe solte mit drunter heulen/ das nasse und feuchte Wetter verursachts denn/ daß das Werck immer wieder auffs neue muß gestimmet werden/ die Musicanten versehns auch bisweilen und fehlen. Aber dort wird es an ein ander musiciren und jubiliren gehen. Gott selbst wird Organist und Capellmeister seyn/ sintemahl Ly Bibelstelle1 Korinther 15,28 Er wird seyn alles in allen 1. Cor. 15,28. 1. Cor 15/28. Engel und Menschen werden seyn allesamt Meister/ weit besser als dort bey Davids Hoff=capelle 1. Chron. W W KorrekturOriginal: 2625.8 1 Chron. W W KorrekturOriginal: 2625/8.[40] Der kleineste wird so geschickt seyn wie der grösseste/ den Lehrer wird man für dem Schüler nicht mehr können erkennen (ibidem) des fehlens aber oder einiger dissonantz wird man sich nicht dürffen befürchten/ und die Saiten auff der Himlischen Harffen Apoc. 5,8 werden nie schlaff oder wandelbahr werden. Kurtz und mit einem Wort; Lw Musikwerkanonym: In dulci jubilo M Ubi sunt gaudia? Wo ist doch wohl die rechte und wahre Freude? nirgends mehr denn da/ da die Engel singen nova Cantica, und die Schellen (und Orgeln) klingen in Regis curiá. Eya wären wir da! eya wären wir da![41] Und das mag ja nun abermal Gott und gnug heissen/ welches unsere Neue Orgel an den Herrn gelobet/ und auch uns nach ihrem Exempel zuthun/ gewiesen hat.

Gebrauch Gebrauch.

Hieraus mercke nun noch mit wenigen/ Lieber Zuhörer unsere gewöhnlichen drey Regeln.

I. Glaubens Regul. 1. Die Glaubens Regul/ welche heist: Erkenne Gottes Gütigkeit! Das sonst unbegreiffliche und uner= [S. 44] forschliche Göttliche wesen bilde dir anietzo etlichermaßen ein an einen Orgelwercke. Die Gelehrten pflegen das jenige/ wobey man Gott etlicher maßen erkennen kan/ attributa Divina oder Göttliche Eigenschafften zunennen. Diese theilen sie ab in Interna & Externa in innerliche und äußerliche Die innerlichen/ welche in sinu Deitatis acqviescunt und bey Gott bleiben/ sind verbi gratia seine unermäßligkeit/ unendligkeit/ ewigkeit/ unsterbligkeit und so fort und ümb diese sind wir anietzo eben nicht bekümmert. Die äußerlichen Eigenschafften aber/ durch welche er seine Creaturen und die gantze welt trägt und erhält/ gehn uns mehr an. Was bey unser Orgel die Stimmwercke und Register sind/ deren sie zwar nur 12. hat/ das sind bey Gott gleichsam diese äußerliche Eigenschafften. Hieher gehöret nun die Göttliche Warheit/ die Göttliche Weißheit/ die Göttliche Allmacht/ die Göttliche Barmhertzigkeit/ die Göttliche Gerechtigkeit/ die Göttliche Allgegenwart/ und endlich auch die Göttliche Gütigkeit/ oder mit einem andern und bessern Worte die Göttliche Gutthätigkeit. Soll eine Orgel klingen/ so muß ein Register nach dem andern von dem Organisten gezogen werden. Jhr heiligen Menschen Gottes/ ihr lebendigen Organa und Werckzeuge des Heiligen Geistes/ die ihr habt geredet Nota Bene getriben von dem Heiigen Geist/ 2. Pet. 1/21. Exod. 34,6.7. Last euch doch hören und zieht ein Register nach dem andern! Du Mose/ mache du den anfang und ziehe das Register der Göttlichen Barmhertzigkeit. Ly BibelstelleExodus 34,6–7 Herr/ Herr Gott/ barmhertzig und gnädig und gedultig und von grosser Gna= [S. 45] de und Treue/ der du beweisest Gnade in tausend Glied/ und vergiebest Missethat/ übertretung und Sünde/ so klingts aus Exod. 34,6.7. Exod. 34,6.7. Du Hiob folge nach und ziehe das Register der Göttlichen Gerechtigkeit! Ly BibelstelleIjob 34,10–12 Es sey ferne/ daß Gott solte gottloß seyn und der Allmächtige ungerecht. Sondern er vergilt dem Menschen darnach er verdienet hat und trifft einen ieglichen nach seinen thun. Ohne zweiffel/ Gott verdammt niemand mit unrecht und der Allmächtige beuget das Recht nicht. so klingts aus Job. 34,10.11.12. Job 34/10.11.12. Du Lb PersonJesaja Jesaia ziehe das Register der Göttlichen Allmacht! Ly BibelstelleJesaja 40,26 Hebet eure Augen in die Höhe/ und sehet/ wer hat solche Dinge geschaffen und führet ihr Heer bey der Zahl heraus? der sie alle mit Nahmen ruffet. Sein Vermögen und starcke Krafft ist so groß/ daß nicht an einem feilen kan. Jes, 40,26. so klingts aus Jes. 40/26. Du Lb PersonJeremia Jeremia ziehe das Register der Göttlichen Allgegenwart! Ly BibelstelleJeremia 23,23–24 Bin ich nicht ein Gott der nahe ist/ spricht der Herr/ und nicht ein Gott der ferne sey? meinestu daß sich iemand so heimlich verbergen könne/ daß ich ihn nicht sehe? spricht der Herr. Bin ichs nicht/ der Himmel und Erde füllet? spricht der Herr. so klingts aus Jer. 23. 23.24 Jerem. W W KorrekturOriginal: 2423/23.24. Du David der du vor allen andern lieblich warest mit Psalmen Jsrael (Ly Bibelstelle2 Samuel 23,1 2. Sam. 23/1.) und auch zugleich einen excellenten Harffenisten gabest (Ly Bibelstelle1 Samuel 16,23 1. Sam. 16/ versus ultimus) ziehe das Register der Göttlichen Warheit! Ly BibelstellePsalmen 33,4 Des Herrn Wort ist warhafftig und was er zusagt/ [S. 46] das hält er gewiß. so klingts aus Psal. 33/4 Psalm. 33/4. Du Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Paule ziehe das Register der Göttlichen Weißheit! Ly BibelstelleRömer 11,33 O welch eine Tiefe des Reichthums beyde der Weißheit und Erkäntniß Gottes! wie gar unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege? so klingts aus Rom. 11/33 Rom W W KorrekturOriginal: 111/33. Wer zieht aber das Register der Göttlichen Gutthätigkeit? Der Prophet Lb PersonNahum Nahum wills thun. Nah. 1/7. Ly BibelstelleNahum 1,7 Der Herr ist gütig! so läst er sich kurtz und gut hören cap. 1,7. König David wills thun: Ly BibelstellePsalmen 25,8 Der Herr ist gut und fromm! so spielet er Psal. 25/8. Psalm 25/8. Der Apostel Lb PersonJakobus ( – 44 (Sterbejahr)) Jacobus läst auch diesen Göttlichen Ruhm weit erschallen: Ly BibelstelleJakobus 1,17 Alle gute Gaben und alle vollkommene Gaben kommen von oben herab vom Vater des Lichts/ bey welchem keine Veränderung noch wechsel des Lichts und Finsterniß ist Jac. 1/17. Jac. 1/17. Ein Organist kan bey seiner Orgel viel Register auf einmahl ziehen und sie lassen sich doch alle unter einander gar wohl hören/ und geben keine dissonantz oder übelklang von sich; und eben also siehest und hörestu lieber Mensch ietztgedachte Göttliche Eigenschafften alle mit einander in Gottes seinen Wercken in einer wunderschönen harmonie täglich ja stündlich zusammen stimmen. Ly BibelstellePsalmen 147,5 Denn es ist unbegreiflich/ wie dieser Herr regieret Psal. 147/5 Psal. 147/5. Ly BibelstelleJesus Sirach 16,25–29 Gott hat von anfang seine wercke wohlgeordnet/ und einem ieglichen sein eigen werck gegeben/ und erhält sie für und für in solcher Ordnung/ daß sie ihr Ammt immerdar ausrichten und keines das andere hindere/ sondern sind immerdar seinen Befehl gehorsam. Weiter hat er [S. 47] auch auff die Erde gesehen und sie mit seinen Gütern erfüllet etc. Sir. 16/25.29. Sir. 16.25–29. So verwundere dich derowegen zum höchsten drüber und ruffe aus: O Gerechter! O Allmächtiger! O warhafftiger! O Allgegenwärtiger! O Weiser! O barmhertziger Gott! Wie aber unter vielen Registern doch das eine verbi gratia das Principal vor allen andern am stärcksten W W KorrekturOriginal: znzu hören ist; also sage auch du bey dieser deiner Verwunderung mit etwas grössern W W KorrekturOriginal: NachdrnckNachdruck: O Mildreicher! O gütiger! O gutthätiger Gott! und in dem du also ausruffest/ und deinen Glauben zuerkennen giebest/ so dencke auch zugleich auff

II. Lebens=Regul. II. Die Lebens=Regul/ welche heist: Erwege deine Schuldigkeit! du must Gott lieben und ihm dancken/ und was dergleichen Schuldigkeiten mehr sich möchten angeben. Das Lieben und das Dancken sind die beyden General- und Allgemeinen Schuldigkeiten. Dies neue Orgelwerck klingt ietzo/ gleichsam aus Liebe zu seinem Meister/ wie ers hat haben wollen: absonderlich/ so er etwas zusammen geleimet hat/ das bleibt nunmehr feste beysammen und liesse sich auch nicht mit gewalt von einander bringen/ solte es eher drüber in stücken gehen. Lieber Mensch/ was sind so viel Göttliche Wohlthaten anders als gleichsam der Leim/ mit welchem dich Gott an seinen Himmel hat wollen anhefften? O daß du doch nur feste halten und nichts von ihm dich woltest lassen loßreissen! daß du doch mit Könige David dich woltest erklären: Ly BibelstellePsalmen 73,25–26 Herr/ wenn ich nur dich habe/ so frage ich nichts nach Himmel und Erden. Wenn mir gleich Leib und Seel verschmacht/ so bistu doch Gott allezeit meines Hertzens Trost und mein Theil Psal. 73/25. Psalm. [S. 48] 73/25.26. Daß du doch mit bestande der Warheit dem Apostel Lb PersonPetrus Petro nachsprechen woltest: Ly BibelstelleJohannes 21,19 Herr/ du weissest alle Dinge/ du weissest daß ich dich lieb habe Joh. 21.19. Joh 21/19. Kommt ja die Welt mit ihrer Liebe und zeiget dir Fleischeslust/ Augenlust und Hoffärtiges Wesen/ gieb ihr nicht Gehör/ vielmehr bleibe beständig in Gottes und deines Jesu seiner Liebe und seufftze ümb anzündung/ erhaltung und vermehrung derselben täglich: Geuß sehr tieff in mein Hertz hinein du heller Jaspis und Rubin die flamme deiner Liebe und erfreu mich daß ich doch bleib an deinem außerwehlten Leib ein lebendige Ribbe/ nach dir ist mir/ Gratiosa, coeli rosa, kranck und glimmet/ mein Hertz durch Liebe verwundet. Nechst dem Lieben muß auch das Dancken wohl in acht genommen werden. Daß diese neue Orgel ist angeschafft und in dieses Gotteshauß gesetzet worden/ dessen fürnehmste Ursach ist das Göttliche Lob und Danck gewesen/ wie du durch die gantze Predigt hindurch hast gehöret. So offt du sie demnach hörest schlagen/ lieber Zuhörer so schlage in dich selber und muntere dich auff mit diesen Gedancken. Lieber Gott/ lobet dieß unverständige Werck Gott im Himmel/ welches doch nichts von ihm hat/ denn daß es sein Geschöpff/ ein kunstreicher Meister/ gemacht hat/ ey was bin ich zu thun schuldig/ der ich Leib und Seele/ Zungen und Sprache/ Sinne/ Vernunfft und Verstand von ihm bekommen habe. Ly BibelstellePsalmen 108,3–4 Wohlauff Psalter und Harffen/ ich will frühe auff seyn. Jch will dir dancken Herr unter den Völckern/ ich will dir lobsingen unter den Leuten/ Ps. 108,3.4. Psal. 108/3.4. Ly BibelstellePsalmen 146,1–2 Lobe den Herrn meine Sele/ ich will den Herrn loben/ so lang ich lebe und meinen Gott lobsingen weil ich [S. 49] hie bin Ps. 146/1.2. und wie du also dich auffmunterst/ also siehe auch zu/ daß du zugleich andere nebenst dir im Geist mögest mit aufbringen. Ly BibelstellePsalmen 147,1 Lobet den Herren/ denn W W KorrekturOriginal: nnsernunsern Gott loben/ daß ist ein köstlich Ding/ solch Lob ist lieblich und schön Psal. 147/1. item: Ly BibelstellePsalmen 150,1–2 Lobet den Herrn in seinem Heiligthum/ lobet ihn in der Feste seiner Macht. Lobet ihn in seinen Thaten/ lobet ihn in seiner Herrligkeit Ps. 150/1.2. Psal. 150/1.2. Klingt in der Orgel nur eine Pfeiffe/ derselbige gantze Zug wird zum klingen gar leichtlich können gebracht werden. Fängt frühmorgens nur ein Hahn in einem Hause an zukrehen/ die übrigen/ die in den gantzen Dorffe sind/ werden gewiß auch auffgeweckt werden und gleicher gestalt ihm nachkrähen. Und eben also kan ein danckbegieriges Hertz unter einer Gemeine ihrer viel zur schuldigen Folge ermuntern. Weil aber dieses Lob/ gleich wie alles andere hier in der Welt/ noch unvollkommen ist/ so erkläre dich dermahleins dort auff ein besseres und sage: Himmlisch Leben wird Gott geben mir dort oben/ ewig soll so dann mein Hertz ihn loben. Wirstu dieses thun und hier in der zeit also intoniren/ ô ie wohl wird sichs hernach in der seligen Ewigkeit lassen aushalten!

Uber diese beyde General- und allgemeine Schuldigkeiten/ nehmen wir auch annoch/ unserer Gewohnheit nach/ eine und die andere Special und absonderliche Schuldigkeit mit. Hörestu Lieber Zuhörer wie dieses Orgelwerck/ das aus 12. Registern und so vielerley Pfeiffen bestehet/ dennoch eine recht liebliche harmonie und klang von sich giebet/ die grossen Pfeiffen klingen grob/ die kleinen klingen klein/ die kleinen werden nicht unwillig daß die Längern über sie hervorragen/ die andern Register zürnen nicht mit dem Principal, daß es oben an steht und schöner aussieht als sie; ob gleich ein Register nach seiner Art fein gerade und einfältig hergehet und die andern so wunderbarlich auff allen Orten darneben und ümbher spielen/ so begeg= [S. 50] nen sie doch einander freundlich/ suchen gleichsam einander/ und umbfangen sich lieblich. Hörestu nun dieses/ so laß dir hierbey die Christliche liebe und Eintrachtigkeit als eine Schuldigkeit gesagt seyn. Welches jener (cit. Lb PersonEngelgrave, Heinrich (1610–1670) Henricus Engelgrave Lr QuellenEngelgrave, Lux Evangelica 2 (1655) M P. 2. Luc. Evang. p. 721.)[42] in einem Sinnbilde wolte zuerkennen geben/ wenn er eine Orgel mahlen und über die Pfeiffen Ly Bibelstelle1 Korinther 12,13 In uno spiritu omnes nos, unter die Pfeiffen aber die Worte des Lb PersonHoratius Flaccus, Quintus (65 – 8 v. Chr.) Poeten setzen ließ Ln LiteraturHoraz, Sämtliche Werke (1982) M Conspirat amicè,[43]

Ob gleich hier nur ein Wind und so viel Pfeiffen seyn/
Stimmt doch das gantze Werck gar freundlich überein.

Für Gott sind wir zwar alle gleich/ aber auff der Welt und vor den Menschen muß ein unterscheid seyn: da W W KorrekturOriginal: giebsgiebts Obere/ da giebts Untere/ da giebts welche herrschen/ es giebt auch welche pariren müssen. Derowegen so ists billich/ daß ein ieder in dem Stande bleibe/ darein ihn Gott gesetzt hat/ daß Ly BibelstelleRömer 12,3 Er nicht weiter von sich halte/ denn sichs gebührt zuhalten Rom. 12/3.10. Rom. 12. 3. daß Ly BibelstelleRömer 12,10 einer dem andern mit Ehrerbietung zuvor komme und die brüderliche liebe unter einander sey hertzlich. (ibidem versus 10.) traun eine solche Liebe und Einträchtigkeit ist in Gottes und der heiligen Engel Ohren lieblich und angenehm/ und verknüpfft auch die Menschlichen Gemüther fest in einander. Denn es doch bleibt bey Davids Worten: Ly BibelstellePsalmen 133,1 Siehe/ wie fein und lieblich ists/ daß Brüder einträchtig bey einander wohnen Ps. 133/1. Psal. 133/1.

Ferner/ wenn du dieses Neue Orgelwerck heute zum ersten mahle hast hören beschlagen/ Lieber Zuhörer so denck nicht/ du habest nunmehro gnug/ wenn du gleich in so und so viel Wochen nicht wieder hereinkömmst. Nein/ sondern laß dir vielmehr dieses zu einer Schuldigkeit gesaget seyn/ daß/ wo möglich/ du es niemals versaumest/ wenn es geschlagen wird. Denn gleich wie Gott der Herr gar kein gefallen dran hat/ wenn Lehrer und Prediger sein Wort/ daß er in ihren Mund leget/ den leeren Stühlen müssen predigen: eben also trägt er auch ein mißfallen dran/ wenn man singet und musi- [S. 51] W W KorrekturOriginal: siciretciret und doch niemand da ist/ der mit will helffen einstimmen oder der Music zum wenigsten mit gebührender Andacht zuhören. Wenn du demnach ins künfftige die Glocken auff dem Kirchthurme hörest klingen/ so ermuntere dich und die deinigen und sage: Kommt last uns gehen in das Hauß des Herren! sage mit Könige David Ly BibelstellePsalmen 122,1–4 Jch freue mich des/ das mir gered ist/ daß wir werden ins Hauß des Herrn gehen und daß unsere Füße werden stehen in deinen Thoren O du geistliches Jerusalem. Jerusalem (das ist/ unser liebes Gotteshauß) ist gebauet/ daß eine Stadt (eine Stäte oder Ort) sey/ da man zusammen kommen soll/ da die Stämme (die 9. Eingepfarrten Dorffschafften) hinauff gehen sollen/ zupredigen dem Volck Jsrael/ zu dancken (und mit Orgeln und Pfeiffen zu loben) den Nahmen des Herrrn Psal. 122/1.2.3.4. Ps 122/1.2.3.4.

Und endlich wenn du siehest/ wie dieses Neue Orgelwerck wohl verwahret und mit Flügeln verdecket wird/ damit nichts schädliches darzu komme/ so sey du als ein geistliches Organo auch umb solche Beschirmung bekümmert. Sprichstu: wo aber hernehmen? begieb dich unter den Schirm und Schutz Gottes/ laß ihn seine Gnadenflügel über dir ausbreiten/ so wirstu sicher und wohlverwahret seyn für allem Unfall.

Dieser Herr Ly BibelstellePsalmen 27,5 decket dich in seiner Hütten zur bösen Zeit/ er verbirget dich heimlich in seinem Gezelt Psal. 27/5. Ps. 27/5 so seufftze derowegen: Lw MusikwerkCrüger, Johann: Nun ruhen alle Wälder M Breit aus die Flügel beyde/ O Jesu/ meine Freude und nimm dein Küchlein ein![44] Ly BibelstellePsalmen 91,1–2.4 Wenn du also unter dem Schirm des Höchsten sitzest und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibest/ so kanstu getrost sagen zum Herrn: Meine Zu= [S. 52] versicht und meine Burg/ mein Gott auff den ich hoffe. Er wird dich mit seinen Fittigen decken und deine Zuversicht wird seyn unter seinen Flügeln/ seine Warheit ist Schirm und Schild Ps. 91/1.2.4 Ps. 91/1.2.4. Vor allen Dingen suche wieder deine Geistliche Feinde Schutz in der sichern Freystadt der Wunden Jesu Christi und erkläre dich mit der Christlichen Kirchen: Lw MusikwerkFranck, Melchior: Ach Gott und Herr, wie groß und schwer M Gleich wie sich fein ein Vögelein in hole Bäum verstecket/ wenns trüb hergeht/ die Lufft unstet/ Menschen und Vieh erschrecket; Also Herr Christ/ mein Zuflucht ist die Höle deiner Wunden/ wenn Sünd und Tod mich bracht in Noth hab ich mich drein gefunden.[45] Freylich wird dich noch der Todt in grosse Noth bringen/ wider welchen du dich ja wohl in Zeiten verwahren magst. So mercke derowegen auch noch

III. Sterbens Regul. III. Die Sterbens Regul/ welche heist: Bereite dich zur Ewigkeit! Lieber Mensch/ wenns mit dir zum Sterben kommen wird/ so dürffte es an ein unförmlich Geheule und alles drüber und drunter gehen. Mancher nimmt zwar bey guten Verstande ein vernünfftiges Ende/ sein Leben höret auff nicht anders als wie auff einer Orgel ein Musicalisch Stück auffhöret/ da alles sich von ihm selbst gleichsam zum Ende schicket/ auff dem Tabulatur-Buch war nichts mehr auffgesetzt/ denen fast zugelauffenen Blasebalgen wolte der Wind ietzt gleich entgehen/ und war nichts mehr übrig als daß der Organist nur noch solte recht aushalten. Einem andern hergegen ist ein übler Ende bescheret/ da man vermeinte/ ietzt werde es am besten klingen/ so wird unverhofft durch seinen Lebens=Blasebalg ein Loch durch gemacht/ alles geht contra Tactum, die Partes zureissen/ der gantze Chor/ das ist/ alle äußerliche und innerliche Sinnen werden confundiret/ Satan und sein Anhang ist zur selben Zeit auch geschäfftig und wolten lieber alles verderben/ sie [S. 53] blasen allerhand falsche Winde der höllischen Versuchungen auff den Sterbenden zu und wolten gerne daß der letzte Thon in ein la mi ausgehen möchte. Es kömmt mit vielen dahin/ daß sie zweiffeln/ tappen und suchen/ wie ein ungelehrter Organist die Claves oder Orgelpfeiffen sucht und fragt/ bistus? bistus? wie etwan Doctor Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Luther in seinem Tractat von den letzten Worten Davids (Lr QuellenLuther, Altenburger Ausgabe 8 (1662) M Tom. 8. Altenburg. p. 312. b.) von den Jüden redet. Allein ein rechter Christ/ der denckt vielmehr: in fine videbitur cujus toni. Ende gut alles gut.[46] Der lasse diesen höllischen Spielmann auff sich als einem geistlichen Organo so dann nicht klimpern/ vielmehr widerstehe er ihm in Glauben/ halte recht aus/ und also wird er kommen aus der streitenden und seuffzenden zur triumphirenden und jubilirenden Kirchen da wird er sich mit einmengen unter die 24. Eltesten und unter jene grosse schaar/ die vor dem Stuhle Gottes und dem Lamme stehet und vor ihm singet und musiciret Tag und Nacht Apoc. 5,8. Ly BibelstelleOffenbarung 5,8 Apoc. 5/8. Da wird er alsdenn würcklich und in der That die Himmlischen und Ewigen Wohlthaten genießen/ deren vorschmack so viel Leib= und Geistlichen er hienieden auff dieser Welt gehabt hatte. Lw Musikwerkanonym: Herzlich tut mich erfreuen M Da wird er hören klingen das rechte Saitenspiel/ die Musica wird bringen in Gott der Freuden viel: die Engel werden singen/ all’ Heiligen Gottes gleich mit Himmelischen Zungen ewig in Gottes Reich.[47] Nun

Lw MusikwerkSenfl, Ludwig: Mag ich Unglück nit widerstan M Das Zeitliche muß verschwinden
Das ew’ge Gut
Macht rechten Muth.
Darbey ich bleib/
Wag Gut und Leib/
Gott helff mir überwinden.
Amen!

[S. [54]]

Gebet und Dancksagung zu Gott nach gehaltener Predigt.

O Allmächtiger/ gnädiger und barmhertziger Gott und Vater/ wir deine arme Kinder fallen vor dem Thron deiner Majestät und Herrligkeit nieder/ und dancken dir von grund unserer Hertzen für alle deine Wohlthaten/ die du uns biß anhero so wohl in anderweit als auch sonderlich in diesem unsern Gotteshauße reichlich hast wiederfahren lassen. Unsere Vorfahren wandelten weyland hier ohne Tempel und Kirchen in Finsterniß/ ihre Wege waren dunckel/ sie liebten einen Hayn und stummen Götzen mehr als dich lebendigen Schöpffer Himmels und der Erden. Nach diesem wurde drauß ein Frauenhayn/ da zwar die Götzen und Hayne abgeschafft/ aber doch deine Ehre/ die dir/ Gott/ und deinem Sohne gebühret hätte/ der Jungfrau Marien und andern Heiligen gegeben wurde: Ja so ein Ort ümb hiesige Gegend mit Papistischen Greueln ist angefüllt gewesen/ so ists dieser gewesen/ inmaßen denn starcke Wallfahrten hiher nach unser lieben Frauen/ wie mans nente gehalten wurde; biß endlich durch den treuen Dienst des theuren Lutheri solcher Aberglauben und Menschentand im Lande abgeschaffet und das reine Evangelium wieder eingeführet worden ist. Da sandestu auch uns dein Licht und Warheit die uns leiteten/ du liessest uns deine Wege wissen/ dein Wort lieffe schnell/ du zeigtest uns dein Wort/ Sitten und Rechte/ also daß nunmehro von den Heydnischen und Papistischen Greueln mehr nichts übrig ist als der von beyden zusammen gesetzte Nahme Frauenhayn/ und dieses von den letztern annoch erbauete Gotteshauß. Dieses hastu/ gütiger Vater/ bey den hiebevor gefährlichen Kriegszeiten für allem Unfall und Schaden bewahret/ daß wir nunmehro eine geraume Zeit her dich darinnen haben anbeten/ ehren und rühmen können/ allermaßen es ietzt am Tage stehet. Du hast uns gegeben den unerschöpflichen Reichthum Christi [S. [55]] uns zuerleuchten/ daß wir wissen/ welches da sey die Gemeinschafft des Geheimniß/ das von der Welt her verborgen gewesen ist. Du hast uns gesegnet mit allerley Geistlichen Segen in Himmlischen Gütern und lässest uns wissen das Geheimniß deines Willens. Du giebst uns im Evangelio den heiligen Geist/ ja wir finden darinnen Lehre/ Trost/ Vermahnung/ Warnung/ Züchtigung/ Straffe/ und können durch diese Göttliche Krafft selig werden/ wenn wir nur daran glauben. Du lassest die heiligen Sacramenta nach Christi Einsetzung administriren/ machest uns durch die heilige Tauffe zu Gottes Kindern und versiegelst uns das Himmlische Erbe/ so offt wir Christi Leib und Blut im heiligen Abendmahl genießen. Hierüber hastu auch heute ein neues und grosses an uns und diesem unsern Gotteshause gethan/ indem du Gnade verliehen/ daß das vor drey viertel=jahren zu bauen angefangene neue Orgelwerck numehro zu ende und dahingebracht worden/ daß es zu deines heiligen Nahmens Ruhm und Ehre geschlagen und alle Sonn= und Festtage gebraucht werden kan. Vor solche deine wunderliche Güte sagen wir von Grund unsern Hertzen Lob/ Ehr und Preiß/ wollen auch das Werck hiermit dir/ Gott Vater/ Sohn und heiligem Geiste übergeben und zu treuen Händen anbefohlen haben. Ach gütiger Vater/ breite deine Gnadenflügel aus und bewahre es vor Feuer/ Ungewitter und andern Schaden: verleihe/ daß es Christliche Andacht bey den Zuhörern möge erwecken und aller Hertzen auffmuntern zur Ausbreitung deines heiligen Nahmens. Hierüber laß dir auch so wohl unsere gnädigste Hohe Landes= als auch andere Unter=Obrigkeiten in Städten und Dörffern/ und darunter auch hiesige HochAdelige Lehns=Obrigkeit und die Eingepfarrte HochAdlige Herrschafft zu Metzdorff/ anbefohlen seyn/ erhalte sie bey ungekränckter Regierung/ langem Leben und allem selbst=erwüntschtem Wohlergehen. Absonderlich hilff/ daß doch endlich einmahl der liebe Friede möchte wieder gebracht werden/ wornach das gantze Land so sehnlich seufftzet/ W W KorrekturOriginal: damtdamit wir unter dem Schutz der lieben Obrigkeit ein geruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und Erbarkeit. Für diese und alle deine Wohlthaten wollen wir dich täglich loben und deinen Nahmen rühmen immer und ewiglich. Wir dancken dir von gantzen Hertzen/ für den Göttern wollen wir dir lobsingen/ wir wollen dich anbeten in deinem heiligen Tempel und deinem Nahmen dancken ümb deine Güte und Treue/ denn du hast deinen Nahmen über alles herrlich gemacht durch dein Wort. Es dancken dir Herr [S. [56]] alle Könige auff Erden/ daß sie hören das Wort deines Mundes und singen auff den Wegen des Herrn/ daß die Ehre des Herrn groß sey. Ly BibelstellePsalmen 150,6 Alles was Odem hat lobe den Herrn. Alleluja. Amen.

Der Meister dieses unsers Orgelwercks ist gewesen der WohlEhrenveste/ VorAchtbare/ und Kunstreiche Herr Lb PersonRichter, Gottfried (1640–1717) Gottfried Richter/ des Raths und Orgelmacher zu Le Geographicumf Ort: Döbeln Döbeln/ welcher nebenst seinem Lb PersonRichter, George (vor 1678 – 1718) Bruder es auffs fleißigste ausgearbeitet hat.

Registere sind darinne zufinden.
Jm Oberwercke.
1. Principal4. Fuß=thon.
2. Grobgedackt von Holtz.8. Fuß.
3. Octava2. Fuß.
4. Qvinta, offenmachen zusammen3. Fuß.
5. Tertiaeine sesqvialtera2. Fuß=thon.
6. Mixtur, 4. fach.
Jm andern Clavire.
7. Qvintadena8. Fuß=thon.
8. Kleingedackt4. Fuß.
9. Principal2. Fuß.
10. Trompet8. Fuß=thon.
Jm Pedale.
11. Sub-Baß von Holtz.16. Fuß.
12. Posaunen Baß16. Fuß.
Uber diese noch.
13. Tremulant.
14. Cymbelstern.
15. Vogelgesang.
16. Copul aus Oberwerck ins Pedal.
17. Copul ans andere Clavier ins Pedal.
18. Copul so beyde Claviere zusammen hängt.
Gott allein die Ehre

Einzelanmerkungen

  1. Die Wendung Gott und Gnug wurde in den 1660–80er-Jahren häufiger als Titel für Predigten gewählt. Bucher selbst hatte 1677 seine erste Adventspredigt nach seinem Amtsantritt als Pfarrer in Frauenhain ebenfalls unter dieses Motto gestellt und spielt vermutlich in seiner Orgelpredigt darauf an. Der Druck der Adventspredigt scheint nur in der Biblioteka narodowa in Warschau erhalten zu sein. Ein Mikrofilm des Warschauer Exemplars ist in der Bayerischen Staatsbibliothek in München vorhanden (Signatur: Film R 2001.281,NWA-1373).
  2. Dass der Arzt Asklepiades Musik in seine Behandlungen einbezog, wird im Musikschrifttum der Frühen Neuzeit häufiger erwähnt, in der Regel ohne Angabe einer genauen Quelle. Dasselbe gilt für die antiken Gestalten des Damon, der das Vorbild für Lb PersonSchiller, Friedrich (1759–1805) Friedrich Schillers Ballade Die Bürgschaft abgab, und des Xenokrates. Alle drei finden sich u. a. bereits bei Lb PersonCapella, Martianus (ca. 5. Jh.) Martianus Capella als Exempla für die therapeutische Wirkung der Musik, vgl. http://www.chmtl.indiana.edu/tml/3rd-5th/MARDNP9
  3. Bucher gibt eine leicht gekürzte Übersetzung der angeführten Quelle wieder. Er bedient sich offenkundig der auch für diese Edition konsultierten Ausgabe. Nicht richtig angegeben ist dabei allerdings das Kapitel. Es handelt sich um Liber XII. Im Original lautet die Stelle:
    Reuersus nanque Ericus cum more regio domi in propatulo coenitaret, inter alios quendam musicae rationis professorem adesse contigit. Qui cum multa super artis suae laudibus disputasset, inter caetera quoque sonorum modis homines in amentiam, furoremque pertrahi posse firmabat. Quinetiam tantas fidibus vires inesse dicebat, vt perceptis earum modulationibus astantes mente constaturos negaret. Cumque an eiusmodi vsu calleret interrogatus, peritiam fateretur, tum precibus regis, tum etiam minis effectum praesentare compellitur. Qui cum nec vecordiae metu, nec periculi praedictione imperantem auertere potuisset, ne furori nocendi materia suppeteret, primum aede armis vacuefacta, complures extra audium citharae in ambitu collocandos curauit, oriente vesaniae strepitu fores irrumpere, ereptamque manibus suis citharam capiti illidere iussos, ne vlterior eius modulatio superuentientes quoque mente captos efficeret. Monuit quoque praestò esse qui furentium vesaniae valenter occurrerent, ne lymphantes dementia in rixam versa, mutuis seipsos viribus interimerent. Obtemperatum consilio est. Igitur armis domo egestis, claustrorumque custodia obseratis, fidibus operam dare exorsus, inusitate seueritatis musam edidit: cuius prima specie praesentes veluti moestitia ac stupore compleuit. Qui postmodum ad petulantiorem mentis statum vegetioribus lyrae sonis adducti, iocabundis corporum motibus gestiendo, dolorem plausu permutare coeperunt: postremo ad rabiem & temeritatem vsque modis acrioribus incitati, captum amentiae spiritum clamoribus prodiderunt. Ita animorum habitus, modorum varietas inflectebat. Igitur qui in atrio melodiae expertes constiterant, regem cum admissis dementire cognoscunt, irruptamque aede furentem complexi, comprehensum continere nequibant: quippe nimio captu furoris instinctus, eorum se valide complexibus eruebat. Naturae siquidem eius vires etiam rabies eumulabat. Victo itaque colluctantium robore percursum nactus, conuulsis regie foribus, arreproque ense, quatuor militum continendi eius gratia propius accedentium necem peregit. (Saxo Grammaticus, Danica historia, S. 204f.)
    Das von Bucher als frembd und verdächtig charakterisierte Exempel wird in der modernen Forschung als pure fantasy bewertet (Jensen, Crusading (2017), S. 109; für den Hinweis auf diese Untersuchung sei Simon Hensel gedankt). Es handele sich um eine narrative Strategie, mithilfe dieses durch Musik provozierten Gewaltausbruchs die Pilgerreise in das Heilige Land zu motivieren, auf die Erik I. sich zur Buße begeben habe.
  4. Siehe ausführliche Nachweise zu dieser Quelle im Personenartikel Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus. Die Lesart ex eâ aestuabat anstelle des dominierenden exaestuabat begegnet in der hier ausgewiesenen Ausgabe des Werks. Die Übertragung scheint Bucher selbst vorgenommen zu haben. Sie weicht deutlich von der Fassung ab, die über Lb PersonMithob, Hector (vor 1643 – nach 1680) Hector Mithobs Lr QuellenMithob, Psalmodia Christiana (1665) M Psalmodia christiana in einige Orgelpredigten gedrungen ist.
  5. Siehe den vollen Wortlaut dieses Zitats im Personenartikel Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Martin Luther.
  6. Bucher zitiert die 15. Strophe des Liedes.
  7. Bucher zitiert aus der 6. Strophe des Liedes.
  8. Die Angabe der Bibelstellen ist v. a. in den Marginalien des Druckes häufig fehlerhaft.
  9. Bucher gibt hier wie an anderen Stellen kein wörtliches Zitat. Dennoch ist die Stelle mit der grammatischen Abwandlung des hebräischen Wortes Halleluja eindeutig aus Luthers angegebener Vorlage entlehnt: Die Sünder singen und hören das HalleluJa/ die andern aber/ die Reichen und Frommen/ die Gewaltigen und Weisen/ die singen und hören/ HalleluNu/ das ist/ lobet und preiset uns selbst. (Luther, Altenburger Ausgabe 2 (1661), S. 739)
  10. Die Kapitelzählung im 1. Buch der Chronik differiert in unterschiedlichen Bibelausgaben, die Versangabe ist jedoch auf jeden Fall fehlerhaft.
  11. Die in der Marginalie genannte Stelle existiert nicht.
  12. Bucher zitiert die 5. Strophe des Liedes.
  13. Der in der Marginalie fälschlicherweise genannte Psalmvers folgt weiter unten auf der Seite.
  14. Diese Liedfassung des 19. Psalms stammt nicht aus dem Lr QuellenBecker, Psalter (1602) M Beckerschen Psalter. Sie findet sich beispielsweise in folgender Edition: Geistliches Brand- und Gantz-Opfer 3 (1697), S. 907.
  15. Bucher markiert diese Stelle am Rand durch Anführungszeichen als Blockzitat. Die Herkunft dieser Definition des Begriffs Orgel konnte nicht festgestellt werden.
  16. Bucher zitiert die Passage, die auch durch Anführungszeichen als Zitat gekennzeichnet ist, wörtlich. Sein korrekter Hinweis auf die fünf Teile von Praetorius’ Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M De Organographia lässt vermuten, dass ihm das Werk vorgelegen hat.
  17. Bucher zitiert die 2. und die erste Hälfte der 3. Strophe des Liedes.
  18. Bucher bezieht sich auf eine La OrgelpredigtOrganographia M Orgelpredigt, die Lb PersonAdlung, Jacob (1699–1762) Jacob Adlung noch besaß und auswertete. Heute ist leider kein Exemplar des Drucks mehr ermittelbar.
  19. Die Marginalie dürfte um eine Seite nach hinten verrutscht sein.
  20. Bucher zitiert aus der 5. Strophe des Liedes.
  21. Dieses Stände-Lied findet sich beispielsweise in dem Gesangbuch Geistliches Brand- und Gantz-Opfer 1 (1697), S. 895–897. Am Ende heißt es ebenfalls: Gesänge für die Schüler am Schul=Festtage Gregorii.
  22. Vermutlich handelt es sich um eine Ausgabe des mehrfach in Le Geographicumf Ort: Lüneburg Lüneburg verlegten LVD17 12:107447R Grossen/ vollkommenen Bet-Buchs in allerley geistlichen und leiblichen/ gemeinen und sonderbaren Nöthen und Anliegen zu gebrauchen. Für eine Überprüfung stand uns kein digitalisiertes Exemplar zur Verfügung.
  23. Die fehlende schließende Klammer wurde an dieser Stelle als der ersten sich anbietenden Zäsur ergänzt.
  24. Einen Vers 18 gibt es im 3. Kapitel des Matthäus-Evangeliums nicht.
  25. Auch diese Marginalie ist etwas verrutscht.
  26. Bucher zitiert die 9.  Strophe des Liedes.
  27. Bucher zitiert die 13. Strophe des Liedes.
  28. Der Beginn dieses Zitats findet sich in der Ausgabe, Augustinus, Meditationes (1631), S. 56, wird jedoch anders weitergeführt. Er erscheint in identischer Fortführung auch in einer Predigt des Heiligen Gregor über Ego sum Pastor bonus: Ibi hymnidici Angelorum chori: ibi societas supernorum civium. Ibi dulcis solemnitas a peregrinationis hujus tristi labore redeuntium. Ibi providi Prophetarum chori: ibi judex Apostolorum numerus . (Gregor I., Homiliae in evangelia (1822), S. 90). In der modernen Augustinus-Forschung werden die Meditationen nicht als Werk geführt, vgl. Dekkers, Clavis (1995), S. 97–153, 751–754.
  29. Diese Wendung stammt aus Augustinus’ Kommentar zum Johannes-Evangelium, Tractatus XVIII.8: Ipse erit dies festus meus, non diebus istis praecurrens et transiens, sed permanens in aeternum: ipsa erit festivitas, gaudium sine fine, aeternitas sine labe, serenitas sine nube. (Augustinus, Opera omnia 3,1 (1845), Sp. 1626)
  30. Die angeführten Werke von Plutarch und Philon von Alexandria, in denen es um Exempla von Musikfeinden geht, wurden nicht ermittelt.
  31. Siehe den Wortlaut der Quelle im Personenartikel Lb PersonSüleyman I. (ca. 1494 – 1566) Süleyman. Titius schildert die Episode folgendermaßen: Gott ist nicht feind der Musica, wie der Unmensch Solymannus der Türckische Käyser/ welcher die Kunstreiche Musica, die ihm Franciscus I. König in Franckreich als eine hohe Gabe verehret hatte/ erstlich mit verwunderung hörete/ endlich aber aus beysorge seine Türcken zu Constantinopel wurden dadurch etwas gesitsamer werden/ nach zubrochenen instrumenten ihrem Herrn dieselbigen wieder zurück sante. (Titius, Loci theologici (1657), S. 1051) Ein ähnlicher Bericht findet sich auch in Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 83. Auch bei Praetorius handelt es sich bei dem Geschenk nicht um eine Orgel, sondern um die besten Musicos.
  32. Siehe den vollen Wortlaut dieses Zitats im Personenartikel Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus. Im 25. Kapitel der von Bucher genannten Ausgabe ist diese Stelle dagegen nicht enthalten, vgl. Augustinus, Meditationes (1631), S. 55-58.
  33. Der zitierte Text entstammt einem vielfach aufgelegten Werk, das nicht in die moderne Schriftenausgabe des Autors aufgenommen wurde. Bucher lässt in seinem Zitat einen Satz aus: Foelix ego & vere in perpetuam foelix, si post resolutionem hujus corpusculi, audire meruero illa cantica coelestis melodiae, quae cantantur ad laudem Regis aeterni, ab illis supernae patriae civibus, beatorumque spirituum agminibus. Fortunatus ego nimiumque beatus, si & ego ipse meruero cantare ea, & adsistere regi meo, Deo meo, & duci meo: & cernere eum in gloria sua . (Augustinus, Meditationes (1631), S. 57)
  34. Bucher zitiert die 1. Strophe des Liedes.
  35. Der folgende Abschnitt greift Gedanken und Quellen auf, die Lb PersonGeier, Martin (1614–1680) Geier in seiner Leichenpredigt auf Lb PersonSchütz, Heinrich (1585–1672) Heinrich Schütz ausführt, vgl. Geier, Leichenpredigt Heinrich Schütz (1672), E1v–E2r. Wörtliche Zitate werden dabei eher vermieden.
  36. Zum Phänomen der Adjuvanten, Mitgliedern von Laienchören, die bei der Figuralmusik mitwirkten, vgl. EBERHARD MÖLLER, Art. Kantorei, Adjuvantenchor in: MGG Online, hrsg. von Laurenz Lütteken, Kassel, Stuttgart, New York 2016ff., zuerst veröffentlicht 1996, online veröffentlicht 2016, https://www.mgg-online.com/mgg/stable/403817
  37. Zu Grunde liegt folgende originale Stelle: fractorum enim cantuum, & flebilium Caricae Musae modorum varia veneficia, intemperanti & prauo musicae artificio mores corrumpunt, ad huius comessationis affectionem trahentes. (Clemens von Alexandria, Opera (1572), S. 53)
  38. Siehe die ausführliche Ablehnung von Orgeln in der Kirche im Personenartikel Lb PersonBèze, Théodore de (1519–1605) Theodorus Beza. Lb PersonVermigli, Pietro Martire (1499–1562) Petrus Martyr spricht sich im Kapitel De Mvsica, et Carminibus gegen einen zu üppigen, mehrstimmigen Kirchengesang aus, wobei am Rande auch die Orgel Erwähnung findet, vgl. Petrus Martyr, Loci communes (1622), S. 533f. Siehe den Wortlaut dieser zentralen Stelle im Personenartikel Lb PersonVermigli, Pietro Martire (1499–1562) Pietro Martire Vermigli. Die angeführte Stelle in Zwinglis Schriften, Zwingli, Opera 2 (1581), S. 585, berührt nur sehr allgemein Adiaphora und Kirchenbräuche.
  39. In der lateinischen Ausgabe: Sunt enim admittendae modestae & pudicae harmoniae. (Clemens von Alexandria, Opera (1572), S. 53)
  40. Die Kapitelzählung im 1. Buch der Chronik differiert in unterschiedlichen Bibelausgaben.
  41. Bucher reichert die in Orgelpredigten oft zitierte 3. Strophe des Liedes durch eigene Zusätze an.
  42. Bucher bezieht sich auf die Darstellung in: Engelgrave, Lux Evangelica 2 (1655), S. 721, die auch die beiden Devisen enthält: Quam gratam membrorum inter se connexionem, scitè expressit, qui organo in tabulâ depicto, supernè inscripsit: in uno spiritu omnes nos, infernè verò illud Poëtae: conspirat amicè. Quis non in organo, fistularum inter se formam, crassitiem, longitudinem maximè variam, sonos maximè dissonos, summos, imos, obtusos, acutos, & plurimos, & maximè varios animadvertit? una tamen anima, unus spiritus, & concordiam, & concentum inducit suavissimum.
  43. Es handelt sich um ein Zitat aus der Dichtungslehre des Lb PersonHoratius Flaccus, Quintus (65 – 8 v. Chr.) Horaz. Im Kontext der Vorlage geht es um die Frage, ob Natur oder Kunst für die Poesie wichtiger seien. Horaz plädiert für ein Miteinander: alterius sic / altera poscit opem res, et coniurat amice. Deutsche Übersetzung: fordert eins des andern Beistand und gelobt sich ihm zu freundschaftlichem Bunde. (Horaz, Sämtliche Werke (1982), Teil II, S. 254f.)
  44. Beginn der 8. Strophe aus Lb PersonGerhardt, Paul (1607–1676) Paul Gerhardts Lw MusikwerkCrüger, Johann: Nun ruhen alle Wälder M Abendlied.
  45. Bucher zitiert die 7. Strophe des Liedes.
  46. Vgl. http://www.woerterbuchnetz.de/Wander?lemma=ende
  47. 6. Strophe des LiedesLw Musikwerkanonym: Herzlich tut mich erfreuen M Herzlich tut mich erfreuen, auch überliefert als 5. Strophe des Liedes Lw MusikwerkWalter, Johann: Der Bräutgam wird bald rufen M Der Bräutgam wird bald rufen.

Letzte Änderung dieses Dokuments am 30. Mai 2022.

Wenn Ihnen auf dieser Seite ein Fehler oder eine Ungenauigkeit aufgefallen ist, so bitten wir um eine kurze Nachricht an