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Orgelpredigt

Start → Register → Personen → E010634: Diruta, Girolamo

b Diruta, Girolamo (1554/1564 – nach 1610)

Biographie

Girolamo Diruta war den meisten Orgelpredigtautoren kein Begriff. Ihre Kenntnis begrenzte sich auf die Übersetzung des Vorworts zu dem Lehrwerk Il Transilvano, das Lb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Michael Praetorius in seinem Syntagma musicum in einer lateinischen sowie in einer deutschen Übersetzung präsentiert hatte. Viele der Autoren kannten auch hiervon lediglich Exzerpte, wie sie über modellhafte Orgelpredigten und homiletische Hilfsliteratur verbreitet wurden.

Innerhalb der Orgelpredigtgattung lässt sich ein kontinuierlicher Transfer weniger zentraler Stellen aus Dirutas Werk beobachten. Mit großer Wahrscheinlichkeit gründet sich die Bezeichnung der Orgel als König oder Königin der Musikinstrumente auf seine Formulierung, die in den zwei Übersetzungen des Praetorius folgendermaßen lautet:

Propterea modo denominatum Organum, veluti Rex omnium Instrumentorum, quo majestas divina in congregatione fidelium celebrari & honore affici solet, meritò habetur. (Praetorius, Syntagma musicum 1 (1615), S. 141)

Derhalben denn jtziger zeit/ bemelte Orgel gleichsamb vor einen König aller Jnstrumenten/damit die Göttliche Myest. in der Versamlung der Gleubigen gelobet/ gepreiset vnd geehret wird/ billich gehalten werden sol. (Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 86)

Eine weitere, kontinuierlich tradierte und ausgeschmückte Stelle war die von Diruta überlieferte Inschrift Haec si contingunt terris, quae gaudia in Coelo? auf der Ld OrgelPerugia, San Pietro, N.N.-Orgel Orgel in Le Geographicumf Ort: Perugia Perugia (Braun), über die auf diesem Portal der dazugehörige Orgel-Artikel informiert.

Schließlich interessierten sich einige deutsche Theologen für den Vergleich von Bild- und Musikmedium:

Ferner wie die schönen vnd künstlichen wolgemalten Bilder der anschawenden Augen an sich ziehen: eben also durchdringet auch die liebligkeit der süssen wolklingenden harmonia vnd concenten die heimliche Gedancken vnd affecten, wenn sie in der Zuhörer Ohren fellet. Derhalben hat die Orgel billich jhren Sitz in den Kirchen vnd Tempel Gottes/ damit durch jhre anleitung Gottselige vnd andechtige Hertzen auffgemnuntert/ vnd durch jhren lieblichen resonantz, dem lobe/ welches der hohen Göttlichen Mayest. gesungen wird/ zuzuhören/ beyzuwohnen vnd außzuwarten/ angereitzet vnd gleichsam genötiget werden. (Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 87)

Die Rezeption dieser kunsttheoretisch bedeutsamen Reflexion über die Wirkung der Musik auf die Affekte setzte 1621 bereits mit der La OrgelpredigtCorona Templi (Nürnberg 1621) M Orgelpredigt des Lc PredigtautorTheodoricus, Hieronymus (1562–1634) Hieronymus Theodoricus ein (Havsteen). Auch die für die barocke Musiktheologie zentrale Orgelallegorie findet sich bei Diruta ausgeprägt und wurde durch die prominente Position seines Textes im Syntagma musicum reaktualisiert (Dittrich).

Eigene Werke

Quellen und Literatur

Portaldaten

Dieser Datensatz ist in folgenden Einträgen des Portals verknüpft:

Empfohlene Zitierweise
DFG-Projekt »Orgelpredigt«. Digitale Edition, https://orgelpredigt.ur.de/E010634 (Version 1.00 vom 31. Januar 2020). DOI: 10.5283/orgelpr.portal
Letzte Änderung dieses Dokuments am 31. März 2022.

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