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Orgelpredigt

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a Das Gott=Lob=Schallende Hosianna (Leipzig 1671)

Einführung in die Edition

Immanuel Weber hielt seine Orgelpredigt am Palmsonntag 1671 zur Einweihung der Ld OrgelPomßen, Gottfried Richter-Orgel 1671 Gottfried Richter-Orgel in Le Geographicumf Ort: Pomßen Pomßen. Zur Abnahme war Lb PersonFabricius, Werner (1633–1679) Werner Fabritius aus Le Geographicumf Ort: Leipzig Leipzig angereist, wie mit einigem Stolz vermerkt wird. Gestiftet hatten die Orgel zwei weibliche Angehörige der Familie von Ponickau. Dem Dank an die örtlichen Kollatorinnen wird nicht nur in der Widmung, sondern auch mit dem davor abgedruckten Bibelspruch und einem Lobpreis weiblicher biblischer Heldinnen Ausdruck verliehen. Das Instrument mit seinem bemerkenswerten Renaissanceprospekt ist heute noch vorhanden und wurde als älteste erhaltene Orgel Sachsens in den Jahren 2004 bis 2006 aufwendig restauriert und untersucht.[1]

Webers Orgelpredigt, deren Informationen für die Rekonstruktion des ursprünglichen Bauzustands hinzugezogen wurden, ist nicht nur unter Orgelforschern bekannt. Hinzuweisen ist auf die Bedeutung, die der Ort Pomßen und die dort ansässige Familie für Lb PersonBach, Johann Sebastian (1685–1750) Johann Sebastian Bach erhielten. 1727 leitete Bach hier die Aufführung seiner Kantate Lw MusikwerkBach, Johann Sebastian: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn (BWV 157) M Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn im Rahmen der Trauerfeierlichkeiten für den verstorbenen Lb PersonPonickau, Johann Christoph von (1652–1726) Johann Christoph von Ponickau, den Sohn der Orgelstifterin. Aus diesem Anlass wurde die Leichenpredigt samt dem Text zweier die Predigt rahmender Kantaten gedruckt, von denen jedoch nur die Musik des genannten Werks erhalten ist, da sie später in textlich überarbeiteter Form als Kantate zum Fest Mariae Reinigung verwendet wurde.[2]

Martin Petzoldt ist vor diesem Hintergrund auch auf Immanuel Webers Orgelpredigt aufmerksam geworden und hat sie in einem Beitrag ausführlich vorgestellt, allerdings in einer rein deskriptiven Weise. Die Hypothese, dass im Entwurf der Struktur des ikonographischen Programms der Kassetten und ihrer Bilder,[3] die die Orgelempore und die über dem Instrument befindliche Decke zieren, ebenfalls die Handschrift des Pfarrers Immanuel Weber herauszulesen sei, wird nicht näher ausgeführt. Petzoldt unterstreicht jedoch nochmals einen wichtigen ikonographischen Befund. Auf der Innenseite der Orgelflügel befinden sich zwei Abbildungen musizierender Engel mit Notenblättern, die genauestens einem Lk KunstwerkSadeler, Jan ; Vos, Maarten de: Magnificat Kupferstich Lb PersonSadeler, Jan (1550–1600) Jan Sadelers nach einem Entwurf Lb PersonVos, Maarten de (1532–1603) Maarten de Vos‘ nachgebildet sind.[4] Auf dem Kupferstich von 1585, der den Titel Magnificat trägt, ist die Mutter Gottes im Zentrum eines Innenraums abgebildet, umgeben von sechs musizierenden Engeln. Auf dem Orgelprospekt hingegen fehlt die Gestalt der betenden Maria; ihre Position im Mittelpunkt der Komposition wird gewissermaßen ersetzt durch das Orgelinstrument mit seinen Pfeifen. Dass diese Umdeutung mit der Anpassung an die lutherische Konfession zusammenhängt, beweist die Modifikation, die man den abgebildeten Notenblättern zuteil kommen ließ. An die Stelle des vierstimmigen Magnificat tritt auf dem Orgelprospekt nämlich der Hymnus Gloria in excelsis Deo. Damit exemplifiziert die bildliche Darstellung das zentrale Thema der Weberschen Predigt, das Hosianna, das die Gläubigen mit ihrem Gesang und allen verfügbaren Instrumenten zu Gottes Lob anstimmen sollen.[5]

Heute nur noch in einem Exemplar greifbar, das sich dank der Sammelbemühungen Lb PersonPonickau, Johann August von (1718–1802) Johann August von Ponickaus in Le Geographicumf Ort: Halle (Saale) Halle erhalten hat, fand die Pomßener Orgelpredigt zu ihrer Zeit unter Theologen einige Beachtung. Nur knapp drei Jahre nach dem Erscheinen des Drucks, im Januar 1674, bezog sich Lc PredigtautorGrafunder, David (ca. 1634 – 1680) David Grafunder in seiner La OrgelpredigtDas fröliche Halleluja (Wittenberg 1675) M Luckauer Orgelpredigt auf den Geistreiche[n] Theologus und Prediger Magister Immanuel Weber[6]. Ausgiebig hat er dessen Text als Vorlage verwendet.[7]

Auch bibliographisch ist das Werk früh erfasst worden. Lb PersonLipenius, Martin (1630–1692) Martin Lipenius erwähnt es 1684 in seiner Lr QuellenLipenius, Bibliotheca Realis Universalis 2 (1685) M Bibliotheca Realis Universalis.[8] Schließlich wählte Lb PersonHaas, Nicolaus (1665–1715) Nicolaus Haas Webers Predigt als Modell für eine Orgelpredigt aus. In seinem Lr QuellenHaas, Geistlicher Redner 3-4 (1693) M Allzeit fertigen geistlichen Redner bot er einen kompletten Nachdruck des Textes.[9]

Die vorliegende Edition geht auf den Nachdruck nicht weiter ein. Sie stützt sich ausschließlich auf die Erstausgabe des Werks. Der Druck im Quartformat umfasst 23 unpaginierte Blätter mit der Signaturformel A–F3 und ist mit seinem Titelkupfer, ornamentalen Vignetten und einer sorgfältiger als sonst gestalteten Seitenaufteilung vergleichweise aufwändig ausgestattet. Kolumnentitel wurden nicht gesetzt. Ebenso verwendet Weber keine Marginalien. Bibelstellen und zitierte Quellen werden im Haupttext selbst angegeben. Dies wird in der Edition beibehalten.

Insgesamt vier Fußnoten dienen dazu, konkrete Sachinformationen zu den Umständen des Orgelbaus zu vermitteln, die in der Predigt selbst nicht passend gewesen wären. Dazu gehört auch die Disposition der Orgel. Auf den entsprechenden Blättern sind die Bogensignaturen ausnahmsweise über dem Fußnotentext abgedruckt, also nicht in der Fußzeile. In der vorliegenden Edition werden Webers Fußnoten mit den dazugehörigen originalen Fußnotenzeichen gekennzeichnet und am rechten Seitenrand positioniert.

Mit größeren Schriftgraden werden im Druck wichtige Schlagworte hervorgehoben und Zitate gekennzeichnet. Dies geschieht jedoch nicht immer in gleicher Konsequenz. In der Edition wird diese typographische Besonderheit der Vorlage nicht wiedergegeben. Zitate aus der Bibel und aus anderen gedruckten Vorlagen erscheinen einheitlich kursiviert und mit einem Quellennachweis.

Lucinde Braun

Einzelanmerkungen

  1. Siehe die ausführliche Dokumentation in der Festschrift Die Orgel zu Pomssen (2006).
  2. Vgl. Petzoldt, Bach-Kommentar III (2018), S. 530-536.
  3. Petzoldt, Webers »Orgell-Predigt« (2006), S. 72.
  4. Vgl. Behrends, Orgelgehäuse (2006), bes. S. 52-61. Siehe weiterführende Informationen und Bildnachweise zu dem Kunstwerk im Artikel Lk KunstwerkSadeler, Jan ; Vos, Maarten de: Magnificat Magnificat.
  5. Vgl. Petzoldt, Webers »Orgell-Predigt« (2006), S. 73.
  6. Das fröliche Halleluja (Wittenberg 1675), D1r.
  7. Vgl. den Nachweis der zitierten Stellen in der Edition: Das fröliche Halleluja (Wittenberg 1675). Siehe auch die Analyse bei Braun, Orgelpredigtdrucke in Regensburger Bibliotheken (2019), S. 213–216.
  8. Vgl. Lipenius, Bibliotheca Realis Universalis 2 (1685), S. 383.
  9. Vgl. Haas, Geistlicher Redner 3-4 (1693), S. 209-227, sowie die zweite Auflage: Haas, Geistlicher Redner (1701), S. 1084–1090. Als weitere Vorlage verwendete Haas die La OrgelpredigtDas fröliche Hallelujah (Halle 1667) M Orgelpredigt von Lc PredigtautorOlearius, Johannes (1611–1684) Johannes Olearius. Er stellte dem Nutzer außerdem eine separate, chronologisch geordnete Sammlung einschlägiger Quellentexte zusammen. Siehe weiteres zu Haas in der Einführung zu Das fröliche Hallelujah (Halle 1667).

Exemplare

Halle (Saale), Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt (D-HAu): Pon Yd 3944, QK

urn:nbn:de:gbv:3:1-61828

Das einzige Exemplar der Orgelpredigt, das sich in der Saxonica-Sammlung Lb PersonPonickau, Johann August von (1718–1802) Johann August von Ponickaus erhalten hat, liegt digitalisiert vor und dient als Quelle für die Edition des Werks.[1] Es handelt sich wie immer in dieser Sammlung um ein einzeln eingebundenes Werk. Allerdings besitzt der Druck einen festen Einband aus marmoriertem Papier. Im Vorderspiegel finden sich folgende ältere Signaturen: Q. K. 97, 36 in schwarzer Tinte, über einer älteren Bleistiftnotiz ad Tab. V., sowie II,279. Der Kupferstich auf dem Titelblatt des Drucks ist entsprechend mit 36 Tab. V. beschriftet worden. Vermutlich handelt es sich um ältere Etappen der langwierigen bibliographischen Erfassung der Ponickau-Sammlung.[2]

Die Provenienz des Drucks ist nicht bekannt. Leider lässt sich nicht nachweisen, ob das Exemplar aus dem Familienbesitz der Ponickaus übernommen wurde, denen der Druck gewidmet ist. Erkennbar sind verschiedene Nutzerspuren. Der gesamte Druck besitzt eine handschriftliche Paginierung mit Bleistift. Die Zählung beginnt mit dem Titelkupfer. Die erste Seitenzahl erscheint auf Blatt A4v (8). Von dieser Stelle an sind alle geradzahligen Seiten bis zur Schlussseite 46 paginiert. Eine handschriftliche Randglosse ist im Digitalisat gut entzifferbar (E1r). Auch die Ergänzung des übersehenen Prinzipalregisters (E2v) lässt sich durch Vergrößerung gut entschlüsseln. Bei der Autopsie der Orgelpredigtdrucke in der Universitätsbibliothek Halle fiel auf, dass außerdem zahlreiche Anstreichungen mit einem sehr schwachen, blauvioletten Bleistift vorgenommen wurden, die sich im Scan nicht erkennen lassen. Sie kehren in gleichartiger Form in zwei weiteren Predigten wieder.[3] Es ist nicht auszuschließen, dass sie auf einen gemeinsamen (späteren?) Nutzer zurückgehen.

Lucinde Braun

Einzelanmerkungen

  1. Vgl. zur Bedeutung dieser Sammlung für den Erhalt sächsischer Orgelpredigtdrucke, Braun, Orgelpredigtdrucke in Regensburger Bibliotheken (2019), S. 221.
  2. Vgl. zur Geschichte dieser Sammlung Henning, Johann August von Ponickau (2002).
  3. Vgl. Organologismos (Dresden 1651); Organum Mysticum (Dresden 1686).

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Letzte Änderung dieses Dokuments am 16. Oktober 2020.

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