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Orgelpredigt

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a Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624)

Einführung in die Edition

Historischer Hintergrund

Der Ulmische Superintendent Lc PredigtautorDieterich, Conrad (1575–1639) Conrad Dieterich hielt seine Orgelpredigt am 1. August 1624 im Le Geographicumg Gebäude: Ulm, Münster Ulmer Münster. Der Anlass war nicht die Einweihung eines neuen Instruments, sondern der jährliche Kirchweihtag. Dieterich scheint bislang einer der ersten gewesen zu sein, der diesen oft mit ausschweifenden Kirmesfesten begangenen Feiertag wählte, um sich systematisch mit der Thematik der Einweihung wie auch den einzelnen Bestandteilen des Kirchengebäudes auseinanderzusetzen.[1] Rekonstruieren lässt sich die Reihenfolge dieser Themenreihe aus der Vorrede zur Lr QuellenDieterich, Vlmische Glocken Predigt (1625) M Vlmischen Glocken Predigt, wo es heißt:

Wjr begehen auff gegenwertigen heutigen Sonntag/ altem löblichen Brauch nach/ das Jahrgedächtnuß vnserer Kirchweyhung; vns darbey/ sowol deren ersten Einweyhung/ welche vor nunmehr 134. Jahren geschehen/ zu erinnern/ als auch andere/ zum Kirchenwesen nothwendig gehörige Stucke zu betrachten. Deßgleichen darbey Christliche/ notwendige/ erbawliche Lehren/ Ermahzn= vnd Warnunge einzuführen. Wann dann nun in vorigen KirchweyhPredigten/ ich ins gemein von folgenden Kirchenstucken gehandelt/ 1. Daß man Kirchen bawen solle. 2. Wie/ vnd warumb man sie bawen solle. 3. Wie/ wann sie gebawet/ man sie recht Christlich gebrauchen solle: So wollen wir jetzo nun vnd in künfftigen Predigten/ wann vns Gott nur das Leben so lang gunnen wirdt/ die Particular Stuck deß Kirchenwesens vor vns nehmen/ vnd darinnen von nachfolgenden Puncten handlen: Als namblich 1. von den Glocken/ darmit man zur Kirchen leutet. 2. Vom Gesang in der Kirchen. 3. Von den Orgeln. 4. Vom Predigtstul vnd predigen. 5. Vom Altar vnnd Sacramentreichen/ Anderen dergleichen.[2]

Demzufolge hatte es vor der 1621 abgehaltenen Lr QuellenDieterich, Vlmische Glocken Predigt (1625) M Glockenpredigt bereits drei Kirchweih-Predigten gegeben, die Aspekte des Kirchenbaus behandelten. Später fasste Dieterich die gesamte Reihe in dem Sammelband Lr QuellenDieterich, Sonderbarer Predigten Erster Theil (1632) M Sonderbarer Predigten von vnterschiedenen Materien zusammen und fügte auch die zwei Jubelpredigten hinzu, die er 1617 zum hundertjährigen Jubliäum der Reformation gehalten hatte. Offenbar bildeten sie den Auftakt zu seiner Beschäftigung mit der Baugeschichte des Ulmer Münsters.[3] In seinem weiteren Kirchweihpredigt-Programm wich Dieterich dann ein wenig von der geplanten Linie ab.[4] Es enstanden letztlich noch zwei Kanzelpredigten und zwei Taufsteinpredigten sowie eine Beichtpredigt. Über den Altar scheint er entgegen seiner Ankündigung nicht gesprochen zu haben.

Die erste der seit 1618 gehaltenen Adiaphora-Predigten, die Dieterich im Druck erscheinen ließ, war nach bisherigem Kenntnisstand die Orgelpredigt. Bereits am 12. August 1624 richtete er ein Gesuch an das zuständige Pfarrkirchenbaupflegamt ein, in dem er darum bat, diese so gar geringefuege sachen [...] ohne Censuram oder Consensus truckhen [zu] lassen.[5] Der Bitte wurde stattgegeben. Die Widmungsvorrede ist dann auf den 18. August 1624 datiert. Man darf also vermuten, dass die Veröffentlichung bei der Ausarbeitung der Predigt beabsichtigt war und der Text entsprechend rasch publizierfertig war. Über die Motive, die den Anstoß zu dieser – noch nicht serienmäßig motivierten – Drucklegung gaben, lässt sich nur spekulieren. Möglicherweise besteht ein Zusammenhang mit der ungewöhnlichen Widmung[6] an den in Le Geographicumf Ort: Stuttgart Stuttgart tätigen Musiker Lb PersonSteigleder, Johann Ulrich (1593–1635) Johann Ulrich Steigleder, der daran interessiert war, den von seinem Lb PersonSteigleder, Adam (1561–1633) Vater besetzten Organistenposten am Ulmer Münster zu übernehmen, und dabei von Dieterich protegiert wurde.[7]

Als Akteur der Ulmischen Stadt- und Kirchengeschichte ist Conrad Dieterich eine bekannte Figur, deren weit über die lokalen Grenzen reichender Wirkungsradius aber wohl noch nicht völlig erschlossen ist.[8] Dank der bestens erhaltenen Quellen im Stadtarchiv Ulm konnte Philip Hahn kürzlich den historischen und konfessionellen Kontext der Orgelpredigt bis ins Detail ausleuchten. Dabei zeigte sich eine ähnliche Ausgangslage, wie sie auf diesem Portal für die La OrgelpredigtChristliche Predigt (Tübingen 1602) M Memminger Orgelpredigt rekonstruiert werden konnte. In Le Geographicumf Ort: Memmingen Memmingen wie auch in Ulm hatte eine reformiert ausgerichtete erste Konfessionalisierung zu einer Verdrängung der Orgel aus den Gottesdiensten geführt. Im Rahmen der zweiten lutherischen Konfessionalisierung setzte seit etwa 1570 eine Anpassung an die lutherische Liturgie ein. In beiden Städten wurden als erster Schritt mehrstimmige Psalmensätze eingeführt, die zunächst von einem Blasensemble aus Zinken und Posaunen unterstützt wurden. Als Zentrum dieser Neuerungen ist der Hof in Le Geographicumf Ort: Stuttgart Stuttgart auszumachen, wo der Theologe Lb PersonOsiander, Lucas (1534–1604) Lukas Osiander sich mit seinen musikalischen Kompetenzen ganz persönlich sowohl für den Bau von Orgeln als auch für passende vierstimmige Chorsätze einsetzte. Er beriet den Ulmer Rat beim Neubau einer Orgel, die 1578 vollendet wurde.[9]

Die bauliche Erweiterung des Instruments im Ulmer Münster erfolgte dann 1598/99 zur selben Zeit und unter Mitwirkung desselben Lb PersonSchneider, Andreas (vor 1592 – nach 1600) Orgelbauers wie in Memmingen. Dass es in Memmingen etwa zwei Jahre nach der eigentlichen Einweihung des neuen Instruments dann auch zu einer Drucklegung der bei diesem Anlass gehaltenen Orgelpredigt kam, verdankte sich einem eher zufälligen Einwirken des Le Geographicumf Ort: Tübingen Tübinger Theologieprofessors Lb PersonHafenreffer, Matthias (1561–1619) Matthias Hafenreffer, der sich im Juni 1601 bei einem Familienbesuch in Memmingen von der dortigen Einrichtung der Kirchenmusik begeistert gezeigt hatte und Lc PredigtautorLang, Johannes (1552–1609) Johannes Lang um sein Predigtmanuskript gebeten hatte.[10] In der Verbindung zur Tübinger Theologie liegt gleichwohl ein entscheidender Punkt, der zeigt, dass der Druck der La OrgelpredigtChristliche Predigt (Tübingen 1602) M  ersten uns bekannten Orgelpredigt im Jahr 1602 keinesfalls die Dokumentation eines lokalen Festereignisses war. Es ging um die Schärfung theologischer Positionen zur Kirchenmusik, wie sie im südwestdeutschen Raum um 1600 in besonderer Weise virulent waren.

Dieterichs Ulmische Orgelpredigt bestätigt diese Hypothesen in eindrücklicher Weise.[11] Wie Hahn zeigen konnte, stieß die Einführung von kunstvoller mehrstimmiger und instrumentaler Musik in der Ulmer Bevölkerung, die an das gemeinschaftliche Singen der Gemeinde gewöhnt war, auf Widerstände. Dieterich, der als Vertreter einer lutherischen Musikausübung agierte, veranlasste kurz nach seinem Dienstantritt 1614 die Anschaffung von Lb PersonWalliser, Christoph Thomas (1568–1648) Christoph Wallisers Psalmenvertonungen. Auch in Predigten äußerte sich Dieterich bereits 1614 zu musikalischen Fragen, denn er hatte sich zum Einstand als Ulmischer Superintendent die Bußpsalmen als Thema ausgewählt.[12] Hier fanden sich in der Vorbereitungspredigt erste ausführliche Überlegungen zur Rolle von Gesang und Instrumenten in der alttestamentarischen Musikpraxis, die bereits eine deutliche anticalvinistische Stoßrichtung aufwiesen.[13]

1617 bemühte sich Dieterich dann um eine musikalisch prachtvolle Ausgestaltung des Reformationsjubiläums. Der festlich, mit prächtiger Musik und großem Glockengeläut begangene Kirchweihgottesdienst bot einen weiteren Anlass, um die klangliche Ausgestaltung von Gottesdiensten zu thematisieren.[14] In seiner Gesangspredigt polemisierte Dieterich 1621 gegen zentrale Argumente der reformierten Theologen, die vor allem das fehlende Textverständnis bei einer Aufführung lateinischer Gesänge und auch bei mehrstimmiger Musik als nicht akzeptabel für einen christlichen Gottesdienst anprangerten.[15] Die Orgelpredigt widmete sich 1624 dann gezielt dem Einsatz von Orgel und Instrumenten.[16]

In seinen theologischen Argumentationen bezog sich Dieterich inhaltlich stark auf die Ende des 16. Jahrhunderts aufgeflammte konfessionelle Kontroverse zwischen den lutherischen Theologen der Universität Le Geographicumf Ort: Wittenberg Wittenberg und den reformierten Theologen im Anhaltinischen Le Geographicumf Ort: Zerbst/Anhalt Zerbst.[17] Nachdem in Anhalt 1590 in einer zweiten Welle der Anpassung an reformierte Vorbilder Änderungen in den kirchlichen Zeremonien durchgeführt worden waren, kam es vor allem wegen der Abschaffung des Taufexorzismus zu einer neuen Debatte, in der die Bilderfrage stark in den Vordergrund trat. Offenbar stieß die Entfernung von Altarbildern in der Bevölkerung auf Widerstände; gleichzeitig versuchten die lutherischen Theologen aus dem nahe gelegenen Wittenberg die Vorgänge mit Publikationen zu beeinflussen.[18] Im Rahmen der publizierten Streitschriften finden Orgeln und lateinischer Kirchengesang zwar als Teil der Adiaphora Erwähnung. Sie standen jedoch ganz am Rande der Debatte. So findet sich in der Erinnerungsschrift, die 1596 den Anstoß zu der Kontroverse gab, als zehnter Punkt der Abschnitt Von Orgeln.[19] In dem Kapitel geht es indessen nur auf den ersten beiden Seiten um Musik im engeren Sinn. Nach einer allgemeinen Auslassung zu den Adiaphora handeln die Autoren die Herkunft des Abendmahlsrituals ab. Die musikalische Thematik diente mithin lediglich als Auftakt zu theologisch gewichtigeren Ausführungen. Ähnliches gilt für die weiteren drei Schriften dieser Debatte, in der die Musikfrage allein vom Umfang her einen verschwindend geringen Anteil einnimmt.

Für den Kontext der Ulmischen Orgelpredigt wollen wir die musikalischen Inhalte der Kontroverse kurz nachzeichnen.[20] In der anhaltinischen Schrift von 1596 heißt es zu Beginn:

Es mag jhm ein jeder auff seiner Orgeln selbst spielen/ oder andere spielen lassen/ so lange er wil/ wenn nur der rechte/ wahre/ innerliche Gottesdienst nicht dadurch verhindert/ vnd etwa für ein geistlichen Psalmen/ ein üppiger leichtfertiger überfleischlicher Täntze oder Passameza gespielet wird.[21]

Nach dieser Ermahnung, nur passende Musik auf der Orgel zu spielen, folgt ein kurzer Hinweis auf die Notwendigkeit, verständlich (also in der Volkssprache und nicht von Instrumenten verdeckt) zu singen, gestützt durch die knappe Bemerkung, dass man zu den begleitenden jüdischen Saiteninstrumenten den Text sehr wohl habe verstehen können, wobei diese heute ohnehin nur symbolisch zu verstehen seien.[22] Dann widmet sich der Text den Adiaphora im Allgemeinen und zieht dabei als Argument kritische Aussagen Luthers heran, die dieser auf katholische Missbräuche gemünzt hatte.[23] In einem langen (gleichwohl gekürzten) Zitat aus Luthers Schrift Vermanung an die Geistlichen/ versamlet auff dem Reichstag zu Augsburg/ Anno 1530[24] findet sich in der tabellenartigen Aufzählung verschiedenster Adiaphora an allerletzter Stelle auch die Orgel.[25] In diesem Zusammenhang verwenden die Autoren den provokanten Begriff deß Römischen Abgott Baals feldzeichen,[26] der im 17. Jahrhundert immer wieder von lutherischen Autoren aufgegriffen werden sollte, um die Orgelfeindlichkeit der Reformierten auf den Punkt zu bringen.

Wie Kaufmann gezeigt hat, beinhaltete die 1597 erschienene Antwort der Wittenberger Theologen entscheidende Überlegungen zu einer lutherischen Theologie des Bildes, die ausführlich dargelegt wurden. Auch hier taucht die Orgel bereits im Vorwort als eines der Glieder in der Kette der typischen Adiaphora (Bilder, Altäre, Chorröcke, lateinische Gesänge usw.) auf und wird mit diesen zusammen als freye Mittelding [...]/ in welchen die Gewissen sollen frey/vnuerstricket/ auch vnuerdammet sein[27] definiert. In den Entgegnungen auf die einzelnen Punkte der Anhaltinischen Erinnerungs-Schrift stößt man dann auf das Kapitel Orgeln.[28] Am Anfang steht hier die Auseinandersetzung mit der von den Reformierten als Beleg angeführten Lutherquelle. Dass die Anhaltinischen Theologen Luther als Kronzeugen für ihre Abneigung gegen Adiaphora anführten, erregte besonderen Anstoß in Wittenberg und musste widerlegt werden. Die Wittenberger stellten nun den ursprünglichen Kontext des Luther-Zitats her, das nur unvollständig zitiert worden war, und zeigten, dass es Luther lediglich darum zu tun war, Missbräuche im römischen Kultus anzuprangern, nicht aber sämtliche genannten Elemente inklusive Kirchen und Altären aus dem Gottesdienst zu verbannen. Aus musikinteressierter Sicht fällt dabei auf, dass die Lutheraner nicht auf eine Bemerkung Bezug nahmen, mit der Luther selbst wertvolle altkirchliche Gesänge von seinem Verdikt ausgenommen hatte:

Wol ists war/ das vnter obgezelten stücken etliche sind/ die nicht zu verwerffen sind/ Vnd derselbigen etliche sind gefallen/ die ich nicht wolt/ das sie gefallen weren/ können aber wol leichtlich wider auff komen. Vnd ist darinn das aller best/ das feine Lateinische gesang/ de tempore/ da sind blieben/ wiewol sie dennoch von den newen Heiligen gesengen fast vberteubet/ vnd auch schier nichts gelten/ Doch behalten wir sie fest/ vnd gefallen vns von hertzen wol.[29]

Auch der negative Begriff deß Römischen Abgott Baals feldzeichen, bei dem in der Anhaltinischen Schrift der Anschein entstehen konnte, er stamme von Luther persönlich, findet bei den Wittenbergern keine weitere Beachtung. Stattdessen werden nun aber zentrale Fragen der instrumentalen Kirchenmusik beleuchtet.[30] Gezeigt wird anhand von Psalm 150 und Davids Musizierpraxis, dass das mit einem großen Instrumentarium ausgeführte Gotteslob im Alten Testament fest verankert erscheint. Behauptet wird auch, dass es bei den Juden durchaus eine reine Instrumentalmusik gegeben habe, deren Wirkung auf das menschliche Gemüt nicht geringer gewesen sei als der wortgebundene Gesang, wie die Exempla der nur mit ihrem Instrumentalspiel agierenden Figuren des Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David und des Propheten Lb PersonElisa Elisa zeigten. Auch in der zeitgenössischen Kirchenmusik sei es genug, das genus des Orgelspiels zu kennen, also die funktionale Festlegung der aufgeführten Musik als musikalisches Gotteslob.[31] Schließlich wird ein Missbrauch selbstverständlich ausgeschlossen – also eine zu lange dauernde Musik im Gottesdienst ebenso wie ein unangemessenes Repertoire.[32]

Die daraufhin 1598 publizierte Endliche Ablehnung der Anhaltiner äußerte sich in Sachen Musik nur sehr kurz. Erneut handelt das Kapitel Von Orgeln[33] lediglich zu Beginn von dem Musikinstrument und wendet sich dann wieder der Bilderfrage zu. Erwähnt wird zum einen flüchtig, dass Orgeln nicht sonderlich alt seien, man habe sie erst vor etwa 800 Jahren erfunden;[34] zum anderen werden Argumente vorgebracht, mit denen gezeigt werden soll, dass auch bei Luther die Instrumente im Alten Testament nur als Symbole interpretiert worden seien, die in der neuen Kirche durch die Predigt ersetzt seien.[35] Schließlich stützte man sich auf längere Passagen aus Lb PersonErasmus von Rotterdam, Desiderius (ca. 1469 – 1536) Erasmus von Rotterdam, in denen dieser sich in prägnanter Weise gegen eine zu üppige, unverständliche und hahnenschreiartige Musik in der Kirche geäußert hatte.[36] Als Resümee von den Orgeln/ di vnns doch (wie gemelt) in messigem zugelassenen gebrauch/ gar nichts zuwider sind[37] schrieb man jedoch versöhnlich: Wir aber (wie gnugsam bedinget/ vnd nu offt widerholet) verwerffen nur den Mißbrauch.[38]

Die darauf replizierende zweite Wittenbergische Schrift von 1600 sparte das Thema der Orgeln nun explizit aus, weil in dieser Frage keine wirkliche Uneinigkeit bestehe:

Vnd weil die Anhalter von den Orgeln schreiben/ das sie nicht die Jnstrumentalem Musicam an vnd für sich selbst/ Sondern nur den mißbrauch derselbigen straffen/ haben wir mit jhnen ferner nicht drüber zu streiten/ vnd wollen jhnen zu gut halten alle jhre vnnütze schmehe wort/ die sie bey diesem puncten vber vns ausgiessen/ Jn dem sies was D. Luther wider die rottierische Prediger schreibet/ die da reden was sie düncket/ auff vns ziehen/ vnd vns wilde/ wüste Schreier/ vnd Plauderer/ nennen/ vnd doch darneben schreiben/ sie wollen vns nicht nach der scherffe antworten. Nun das mag hinlauffen/ zusampt den ohne alle vrsach angezogenen Sprüchen Erasmi.[39]

Damit war dieser Streit zunächst einmal beigelegt. Allerdings schwelten die Konflikte fort. In Ulm muss das Thema so virulent gewesen sein, dass eine breitere Stellungnahme nötig erschien. So hat Conrad Dieterich praktisch alle Aspekte, die in den hier aufgeführten Kontroversschriften angeschnitten worden waren, in seiner Predigt aufgegriffen und teils auch wörtlich zitiert.[40] Er nennt die Kontroversschriften auch in seinen Marginalien und verstärkt die orgelfreundlichen Argumentationen, indem er die Verpflichtung zum musikalischen Lob mit allen verfügbaren klanglichen Mitteln energisch in den Vordergrund stellt. Die alttestamentarische instrumentale Musikpraxis wird hierzu breit dargelegt, ebenso wie die Zeugnisse, die eine frühe Verwendung von Orgeln im Christentum aufzeigen – zwar nicht zu Jesu Zeit, aber doch in einer historischen Phase, in der die katholische Kirche noch nicht auf die von den Reformatoren angeprangerten Abwege geraten war. Die gesamte Predigt stellt so einen entscheidenden Schritt dar, die Musik ebenfalls als ein Thema entschiedener konfessioneller Grenzziehung in Umlauf zu bringen.

Dass Dieterich sich dabei seine umfassende Bildung zu Nutze machen konnte, zeigt sich in der zeitnahen Rezeption von Lb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Michael Praetorius‘ Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M Syntagma musicum.[41] Dieterichs Augenmerk galt neben der Darstellung der Orgelgeschichte besonders dem Vorwort zu Lb PersonDiruta, Girolamo (1554/1564 – nach 1610) Girolamo Dirutas Ln LiteraturDiruta, Transilvano (1969) M Transilvano. Die aus dieser italienischen Quelle in die Orgelpredigt übernommenen Passagen betreffen die Allegorisierung des Orgelinstruments und den Spruch Haec si contingunt terris, quae gaudia coelo?, der in deutschen musiktheologischen Schriften zu einem geflügelten Wort werden sollte.[42] Der Theologe lieferte auf diese Weise Material zu zentralen Denkfiguren der barocken Musikanschauung, die eine lange Lebenskraft beweisen sollten. Dieterich beschäftigte sich aber auch mit dem Syntagma musicum selbst. Anders als etwa Lc PredigtautorTheodoricus, Hieronymus (1562–1634) Hieronymus Theodoricus montierte er nicht einfach Passagen aus dem musiktheoretischen Werk,[43] sondern fasste wichtige Informationen schlagwortartig und für die zuhörende Gemeinde verständlich zusammen, wobei er die dort aufgefundenen Fakten gelegentlich mit eigenen Quellenkenntnissen ergänzte.

Ein produktiver Dialog ergab sich aus Dieterichs Lektüre der von Praetorius vorgestellten Orgeldispositionen. Da Praetorius keine Angaben zu dem Instrument im Ulmer Münster liefern konnte, füllte Dieterich diese Lücke in seiner Predigt. Sein Text enthält die erste gedruckte Orgeldisposition in einer Predigt und greift damit die Anregungen auf, die Praetorius gegeben hatte.[44] Die Bewunderung für das technische Meisterwerk unter den Instrumenten findet hier so ihre erste deutliche Ausprägung. In der Welle an Orgelpredigten, die nach dem Lm Ereignis1618–1648: Dreißigjähriger Krieg Dreißigjährigen Krieg erschienen, spielt dieser Aspekt eine maßgebliche Rolle. Aber auch andere Autoren griffen den von Dieterich gegebenen Impuls umgehend auf.[45]

Insgesamt werfen die im Zusammenhang mit der Orgelpredigtedition betriebenen Recherchen neues Licht auf die Gestalt des Ulmischen Theologen. Dass seine Rolle noch mehr Beachtung verdient, beweist auch ein erst kürzlich gelungener weiterer Fund. So publizierte einer seiner Nachkommen aus dem Nachlass eine dritte Schrift Dieterichs zum Thema Musik.[46] Es handelt sich um eine Rede, die Dieterich 1626 beim jährlichen Schulfest des Ulmer Gymnasiums gehalten hatte und die – in etwas weniger salbungsvoller Tonlage als die zwei Kirchweihpredigten – den Stellenwert musikalischer Bildung erläutert. Der umfassend gebildete Gelehrte erweist sich damit als wichtiger Protagonist einer theologisch geprägten Musikanschauung im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts.[47]

Wirkung

Nach den ersten, in verschiedenen Kontexten entstandenen Orgelpredigtdrucken der Jahre 1602 bis 1621 kennzeichnet Dieterichs Orgelpredigt eine wichtige Zäsur in der Geschichte dieser Predigtgattung. So wie es von dem Ulmischen Superintendenten wohl intendiert war, wurde sie zu einem Gattungsmodell, das seine Wirkung in ganz Deutschland und über einen Zeitraum von mehr als hundert Jahren hinweg entfalten konnte. In den auf diesem Portal edierten Predigten finden sich so immer wieder wörtliche Zitate aus Dieterichs Predigt oder Hinweise auf die verwendete Vorlage im Anmerkungsapparat. Diese Bezüge werden in den einzelnen Predigteditionen dokumentiert. Links zu den Werken, in denen die Ulmische Orgelpredigt in irgendeiner Weise relevant ist, bieten außerdem die Portaldaten im unteren Bereich der Titeleinträge zu den verschiedenen Ausgaben von Dieterichs Predigt.[48]

Die Bedeutung des Werks spiegelt sich in ihrer Ausbreitung. Bereits die Anzahl der heute erhaltenen Exemplare des Erstdrucks deutet darauf hin, dass diese Orgelpredigt sich nach ihrem Erscheinen besonders rasch verbreitet hat. Die zwölf ermittelten Exemplare[49] werden nur von Lc PredigtautorHartmann, Johann Ludwig (1640–1684) Johann Ludwig Hartmanns La OrgelpredigtDenck- und Danck-Säule (Rothenburg ob der Tauber [1673]) M Orgelpredigt übertroffen, von deren Erstdruck vierzehn Exemplare erhalten sind.[50] Soweit bei den Exemplaren des Predigtdrucks von 1624 eine Provenienz bekannt ist, deutet sie auf den süddeutschen Raum, also das nähere geographische Umfeld.[51] So erwarb die Reichsstadt Le Geographicumf Ort: Lindau (Bodensee) Lindau zwei Drucke der Orgelpredigt für ihre Bibliothek. Auch Einzelpersonen lassen sich als Besitzer namhaft machen:[52] In Le Geographicumf Ort: Regensburg Regensburg erweckte die Predigt bei Lb PersonPeuchel, Johannes (vor 1608 – 1631) Johann Peuchel Interesse, der 1627 in den Inneren Rat der Stadt gewählt wurde und aktiv an der Einweihung der Le Geographicumg Gebäude: Regensburg, Dreieinigkeitskirche Dreieinigkeitskirche beteiligt war. In einem Band hatte er sich 1629 verschiedene Drucke zum Thema Einweihung zusammengestellt. Dieterichs Einzelpredigten finden sich hier zu einer größeren Gruppe vereint, ähnlich wie auch in den beiden Lindauer Bänden und in dem heute in Le Geographicumf Ort: Jena Jena aufbewahrten Konvolut, das sich ganz auf Kasualdrucke des südwestdeutschen Raums aus dem ersten Jahrhundertdrittel konzentriert.

Verlegerisch lag es daher nahe, Dieterichs Adiaphora-Predigten zusammengefasst zu vertreiben. Einen ersten Versuch dazu gab es bereits 1625.[53] Dann kümmerte sich Dieterich persönlich um einen Sammelband, der 1632 in Le Geographicumf Ort: Leipzig Leipzig gedruckt wurde und 1669 nochmals eine weitere Auflage erlebte.[54] Insgesamt liegt seine Orgelpredigt heute noch in 28 verschiedenen Exemplaren vor und übertrifft hierin sämtliche andere Vertreter dieser Gattung.[55]

Dass Dieterichs Orgelpredigt nach dem Dreißigjährigen Krieg, als vermehrt Orgeln gebaut wurden, zum zentralen Referenztext wurde, zeigt sich daran, dass Lb PersonTitius, Kaspar (1570–1648) Caspar Titius in seinen Lr QuellenTitius, Loci theologici (1657) M Loci theologici historici daraus schöpfte, sodass einzelne Sachargumente des Textes in weiten Umlauf gebracht wurden.[56] Als normatives Werk der orthodoxen lutherischen Homiletik rezipiert die Orgelpredigt dann beispielsweise Lb PersonMayer, Johann Friedrich (1650–1712) Johann Friedrich Mayer in seinem Lr QuellenMayer, Museum Ministri Ecclesiae (1690) M Museum Ministri Ecclesiae. Im Kapitel über die Einweihungspredigten eröffnete er den Abschnitt VII. Orgel=Predigten. mit folgendem Hinweis: Conferatur Concio Vllma in Dieterici sonderbahren Predigten/ utopte die Ulmische Kirch=Weyh oder Orgel=Predigt. Ad illustrationen aliarum in hoc genere concionum subserviet ecloga.[57]

Vergleichsweise wenig beachtet wurde neben solchen Spuren einer normativen Fixierung auf Dieterichs Predigt die große inhaltliche Bedeutung, die Dieterichs Schrift für die Entfaltung einer lutherischen Theologie der Musik gespielt hat. So stützte sich Lb PersonMithob, Hector (vor 1643 – nach 1680) Hector Mithobius in seiner Lr QuellenMithob, Psalmodia Christiana (1665) M Psalmodia Christiana immer wieder auf die Orgelpredigt wie auch auf die Gesangspredigt des Ulmischen Superintendenten.[58] Dieser Dialog , der sich nicht nur an den Fußnoten ablesen lässt, sondern der sich auch in unmarkierten Zitaten und Anspielungen fortsetzt, kann hier nicht im Einzelnen aufgeschlüsselt werden.

Auch Musiktheoretiker der frühen Aufklärung bezogen sich noch gelegentlich auf Dieterichs Orgelpredigt. 1723 berief sich Lb PersonMattheson, Johann (1681–1764) Johann Mattheson in seiner Rezension der Schrift Lr QuellenRaupach, Veritophili deutliche Beweis-Gründe (1717) M Veritophili deutliche Beweis-Gründe, worauf der rechte Gebrauch der Music, beydes in den Kirchen, als ausser denselben, beruhet mehrfach auf den älteren Theologen, der ihm in der speziellen Frage nach dem historischen Stellenwert der Instrumentalmusik im frühen Christentum noch immer als zuverlässiger Gewährsmann galt. Mattheson bezeichnet ihn als der hochberühmte Doctor Dietericus und schließt sich inhaltlich vollständig der gut lutherischen Auffassung von der alten Verwurzelung von Musikinstrumenten im Gotteslob an.[59]

Erst in der säkularisierten Musikgeschichtsschreibung der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verloren solche theologischen Bezüge ihre Daseinsberechtigung, so dass der große Initiator einer modernen wissenschaftlichen Musikhistoriographie, Lb PersonForkel, Johann Nikolaus (1749–1818) Johann Nikolaus Forkel, keinerlei Schriften Dieterichs nennt.[60] Auch die frühen Orgelforscher haben die Orgelpredigt als Quelle zur Baugeschichte der Ulmer Münsterorgel nicht berücksichtigt.[61] Eine Rolle spielte bei diesem Prozess des Vergessens womöglich auch die periphere Bedeutung, die die Reichsstadt Ulm in der deutschen Musikgeschichte spielte. Da die Orgelpredigt überdies in den öffentlichen großen Landesbibliotheken nicht verfügbar war, scheint man sie in der Wissenschaftslandschaft des 19. Jahrhunderts nicht gekannt zu haben.

Der entscheidende Ansatz zu einer modernen Rezeption stammte aus Regensburg, wo Lb PersonMettenleiter, Dominicus (1822–1868) Dominicus Mettenleiter eines Exemplars habhaft wurde, das er – nun unter dem Vorzeichen eines katholischen Cäcilianismus – in Auszügen publizierte.[62] Seine Veröffentlichung der Predigt diente dann Lb PersonRietschel, Georg (1842–1914) Georg Rietschel 1893 als Vorlage für eine kenntnisreiche historische Einordnung des Textes.[63] Über die heutige Forschungsliteratur, in der Dieterichs Orgelpredigt mehr und mehr als wichtiger theologischer Beitrag zur Herausbildung einer lutherischen Musikanschauung eingestuft wird, informiert die Bibliographie im Personenartikel Lc PredigtautorDieterich, Conrad (1575–1639) Conrad Dieterich.

Quellenbeschreibung

Die Orgelpredigt ist 1624 in der ersten Auflage erschienen, von der heute noch 12 Exemplare nachweisbar sind. Die sieben davon eingesehenen weisen keinerlei Unterschiede auf. Das Münchner und das Jenenser Exemplar sind als Digitalisate zugänglich. Die Edition orientiert sich am Jenenser Exemplar des Werks.

Der Druck im Quartformat besteht aus 5½ Bögen (A-F2). Die Paginierung beginnt nach zwei gezählten, aber unpaginierten Seiten auf Seite 3 und geht bis Seite 44. Dabei gibt es einen Paginierungsfehler: Die Seitenzahlen 36 und 37 wurden zweimal vergeben, versehentlich auch für die Seiten 38 und 39. Diesen charakteristischen Herstellungsfehler weist auch das Druckexemplar auf, das 1625 für eine Sammelpublikation verwendet wurde, die der Buchdrucker Lb PersonSaur, Jonas (1591–1633) Jonas Saur in Le Geographicumf Ort: Ulm Ulm herausbrachte.[64] In der Edition stillschweigend eliminiert wurde ein typographischer Fehler: ein senkrechter Strich |, der nur auf Seite 30 (zweimal) und gehäuft im ersten Absatz von Seite 44 (fünfmal) begegnet. Der Druck besitzt ab Seite 6 die Kolumnentitel Vlmische (gerade Seiten) und OrgelPredigt. (ungerade Seiten). Sie werden in der Edition nicht abgebildet. Für den Kommentar ausgewertet wurden die genaueren Seitenangaben der zitierten Quellen, die in der Ausgabe von 1632 offenbar vom Autor ergänzt wurden. Der einzige inhaltliche Zusatz, der in dieser Ausgabe entdeckt werden konnte, wird in eckigen Klammern auf Seite 22 unserer Edition mitgeteilt. Keine Berücksichtigung findet die 1632 vorgenommene Anpassung der Orthographie.

Lucinde Braun

Einzelanmerkungen

  1. Siehe dazu auch die Einführung zu Lc PredigtautorWinter, Erasmus (1548–1611) Erasmus Winters La OrgelpredigtElogium Organi Musici (Altenburg 1610) M Orgelpredigt.
  2. Dieterich, Lr QuellenDieterich, Vlmische Glocken Predigt (1625) M Vlmische Glocken Predigt (1625), S. 4–5.
  3. Wie Philip Hahn bemerkt hat, erwähnte Dieterich im November 1617 erstmals im Zuge seiner Darstellung der Ulmischen Kirchengeschichte den Bildersturm, der 1531 im Ulmer Münster stattgefunden hatte. Die Orgelentfernung wird in diesem Kontext kurz gestreift, jedoch noch nicht als dramatischer Lm Ereignis1531: Orgelsturm im Ulmer Münster Orgelsturm geschildert, vgl. Hahn, Dieterichs Orgelpredigt (2022).
  4. Vgl. das Inhaltsverzeichnis in Dieterich, Sonderbarer Predigten Erster Theil (1632), )(4r–(4v.
  5. Zitiert aus dem Protokoll, StA Ulm Baupf Pr 3, 12. Aug. 1624, f. 177r. Für die Überprüfung der Quelle und die Überlassung eines Scans danken wir Frau Dr. Gudrun Litz, Archivarin des Stadtarchivs Ulm, sehr herzlich. Aufmerksam gemacht wird auf die Quelle in Hagenmaier, Predigt und Policey (1989), S. 55.
  6. Dedikationen waren vom Rat ursprünglich verboten, wurden dann aber auf Dieterichs Protest hin, der darin eine wichtige Verdienstquelle sah, doch gewährt, vgl. Hagenmaier, Predigt und Policey (1989), S. 54f., 58.
  7. Vgl. zu diesem Kontext ausführlich Siegele, Steigleder zwischen Reichsstadt und Residenz (2007), bes. S. 185-190. Siegele kann wahrscheinlich machen, dass Johann Ulrich Steigleder in seinem Amt als Stuttgarter Stiftsorganist unzufrieden war und den Wechsel in seine Heimatstadt Ulm anstrebte. Außerdem zeichnete sich 1624 ab, dass Lb PersonSteigleder, Adam (1561–1633) Adam Steigleder aus Altersgründen nicht mehr im Stande war, seinen Dienst weiter zu verrichten. So hatte man im Februar 1624 einen Fremden als Aushilfsorganisten angenommen, der sich als Heiratsschwindler herausstellte und die Stadt im Juli 1624 – also kurz bevor die Orgelpredigt gehalten wurde – fluchtartig verließ, vgl. Siegele, Steigleder zwischen Reichsstadt und Residenz (2007), S. 186. Mit der Widmung des sogleich vorbereiteten Predigtdrucks bezog Dieterich deutlich Position für Steigleder, der womöglich auch am Tag der Orgelpredigt das Organistenamt im Münster versehen hatte. Der im Predigtvorwort angekündigte Druck der Lw MusikwerkSteigleder, Johann Ulrich: Ricercar tabulatura M Ricercar Tabulatura erschien prompt im Herbst 1624 (vgl. Siegele, Steigleder zwischen Reichsstadt und Residenz (2007), S. 190) und sollte vermutlich dem Rat in Ulm gewidmet werden – es war die Waffe, die die anderen Bewerber aus dem Feld schlagen sollte (Siegele, Steigleder zwischen Reichsstadt und Residenz (2007), S. 190). Doch als Adam Steigleder im Februar 1625 ein Gesuch um Pensionierung einreichte, entschied man sich in Ulm für den amtierenden Stadtpfeifer Lb PersonEberlin, Tobias (ca. 1590 – 1671) Tobias Eberlin als Nachfolger.
  8. Siehe zur Biographie und Forschungsliteratur den Personenartikel Lc PredigtautorDieterich, Conrad (1575–1639) Conrad Dieterich.
  9. Die Rolle Osianders für die Kirchenmusik im württembergischen Raum verdient noch eine eingehendere Untersuchung. Siehe Literaturhinweise im Personenartikel Lb PersonOsiander, Lucas (1534–1604) Lukas Osiander.
  10. Vgl. Braun, Orgelpredigtdrucke in Regensburger Bibliotheken (2019), S. 202-206. Der Brief Langs, in dem die Vorgeschichte der Drucklegung geschildert wird, ist in der Einführung zu Langs Orgelpredigt auf diesem Portal komplett ediert worden, siehe unter: Christliche Predigt (Tübingen 1602).
  11. Dieser Übergang der evangelischen Reichsstädte Oberschwabens zum Luthertum (Sieber, Die Rolle der Orgeln (2018), S. 305), der durch die Wiedereinführung von Orgel und Figuralmusik mit medialen Mitteln begleitet und durch Orgelpredigten theologisch untermauert wurde, findet neuerdings stärkere Beachtung, vgl. Sieber, Die Rolle der Orgeln (2018), wo die Orgelpredigten Johannes Langs und Conrad Dieterichs ausgewertet werden.
  12. Zur Datierung vgl. Dieterich, Poenitentialia Davidica 1 (Wittenberg 1624), Dedication.
  13. Vgl. Dieterich, Poenitentialia Davidica 1 (Wittenberg 1624), S. 5-13. Siehe die Passage über den Orgelsturm in Ulm, der hier erstmals geschildert wird, im Artikel Lm Ereignis1531: Orgelsturm im Ulmer Münster Orgelsturm.
  14. Siehe zu den Glocken, die beim Jubiläum 1617 erstmals wieder mit vollem Geläut erklungen waren, was in der Folge beibehalten wurde, Hahn, Reformation of the Soundscape (2015).
  15. Siehe dazu die Darstellung bei Hahn, Dieterichs Orgelpredigt (2022).
  16. Im Detail bedarf die kirchenmusikalische Entwicklung in Ulm sicher noch einer genaueren Erforschung. In dem Protokoll, das die zensurfreie Publikation der Dieterichschen Orgelpredigt festhält, fällt im Schlusssatz die Bemerkung, dass daß wörtlin muteten außgelaßen werden solle (StA Ulm Baupf Pr 3, 12.  Aug. 1624, f. 177). In der Tat findet der Begriff sich nicht im Predigtdruck. Das kleine Detail deutet darauf hin, dass ein aus heutiger Sicht so unverfänglicher Ausdruck wie die Gattung der Motette für das damalige Umfeld eine Provokation beinhaltete, die die städtische Obrigkeit nicht in gedruckter Form sehen wollte. Es ist ein Indiz für den sehr unterschiedlichen Entwicklungsstand der musikalischen Praxis in deutschen Städten und Regionen.
  17. Siehe zu dem weiteren Kontext Dingel, Concordia controversa (1996), S. 280-351.
  18. Vgl. die ausführliche Analyse des Bilderstreits bei Kaufmann, Kaufmann, Konfession und Kultur (2006), S. 178-196.
  19. Vgl. Erinnerungs Schrifft Anhalt (1596), S. 73-94.
  20. Musikwissenschaftlich ist diese Kontroverse bisher noch nicht befriedigend aufgearbeitet worden, vgl. die Zusammenstellung der Schriften bei Herl, Worship Wars (2004), S. 269, Anmerkung 19, sowie die historisch kundige Diskussion einiger Argumente bei Irwin, Music and God’s Word (2011), S. 72-74, allerdings aus einer reformiert ausgerichteten Sichtweise. Für eine historisch überkonfessionelle Aufarbeitung bräuchte es einen genauen Überblick über die in verschiedenen Nachdrucken erschienenen Schriften und Gegenschriften ebenso wie eine Erforschung der Auswirkungen, die es in der Pfalz und in Anhalt auf die kirchenmusikalische Praxis gegeben hat. Im Kontext der vorliegenden Edition können nur die wichtigsten Anhaltspunkte zusammengestellt werden.
  21. Vgl. Erinnerungs Schrifft Anhalt (1596), S. 73.
  22. Vgl. Erinnerungs Schrifft Anhalt (1596), S. 74.
  23. Vgl. Erinnerungs Schrifft Anhalt (1596), S. 75-77.
  24. Vgl. Luthers Auflistung Die stücke/ so in der gleissenden Kirchen in vbung vnd brauch sind gewest, Luther, Der Siebend Teil der Bücher des Ehrnwirdigen Herrn Doctoris Mart. Lutheri (1572), f. 425v.
  25. Vgl. Erinnerungs Schrifft Anhalt (1596), S. 77.
  26. Erinnerungs Schrifft Anhalt (1596), S. 76.
  27. Vgl. Notwendige Antwort (1597), S. 8.
  28. Vgl. Notwendige Antwort (1597), S. 201-211.
  29. Luther, Der Siebend Teil der Bücher des Ehrnwirdigen Herrn Doctoris Mart. Lutheri (1572), f. 426r.
  30. Vgl. Notwendige Antwort (1597), S. 208-211.
  31. Vgl. Notwendige Antwort (1597), S. 209.
  32. Vgl. Notwendige Antwort (1597), S. 211.
  33. Vgl. Endliche Ablehnung der theologischen Facultet zu Wittenberg (1598), S. 185-191.
  34. Vgl. Endliche Ablehnung der theologischen Facultet zu Wittenberg (1598), S. 185.
  35. Vgl. Endliche Ablehnung der theologischen Facultet zu Wittenberg (1598), S. 186.
  36. Vgl. den Wortlaut dieser Quelle im Personenartikel Lb PersonErasmus von Rotterdam, Desiderius (ca. 1469 – 1536) Erasmus von Rotterdam.
  37. Vgl. Endliche Ablehnung der theologischen Facultet zu Wittenberg (1598), S. 186.
  38. Vgl. Endliche Ablehnung der theologischen Facultet zu Wittenberg (1598), S. 188.
  39. Endliche Antwort (1600), S. 171.
  40. Siehe dazu im Einzelnen die Kommentare in der Textedition.
  41. Wie bedeutungsvoll die konfessionelle Grenzziehung für Praetorius war, hat bisher einzig Dietlind Möller-Weiser gezeigt, Vgl. Möller-Weiser, I. Band des Syntagma Musicum (1993), S. 11 und passim. Noch abzuklären wäre, inwieweit Dieterich bereits in seiner Gesangspredigt auf Informationen zur Geschichte des Kirchengesangs aus dem ersten Teil des Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 1 (1615) M Syntagma musicum zurückgriff. Genannt wird dieses Werk nur in einer Marginalie, vgl. Dieterich, Sonderbarer Predigten Erster Theil (1632), S. 236.
  42. Vgl. Braun, Syntagma musicum (2019), S. 192-196.
  43. Siehe die kommentierte Edition der Orgelpredigt La OrgelpredigtCorona Templi (Nürnberg 1621) M Corona Templi auf diesem Portal.
  44. Vgl. Braun, Syntagma musicum (2019), S. 182-185. Die Orgeldisposition findet sich dokumeniert im Artikel zur Ulmer Münsterorgel. Als zweiter veröffentlichte Lc PredigtautorSchultetus, Christoph (1602–1649) Christoph Schultetus im Rahmen einer größeren historischen Beschreibung eine Orgeldisposition, vgl. La OrgelpredigtMusica ecclesiastica (Stettin 1628) M Musica ecclesiastica, F2r und folgende.
  45. Vgl. den Reisebericht Zeiller, Itinerarium Germaniae (1632), S. 93, wo die Ulmische Orgel anhand von Dieterichs Informationen ausführlich beschrieben wird.
  46. Von der Music, in: Dieterich, Consilia (1689), S. 444-466.
  47. In seiner Zusammenstellung wenig beachteter, jedoch zentraler Textsorten und Quellen für die Genese der lutherischen Musikanschauung im frühen 17. Jahrhundert wies so Helmut Lauterwasser bereits 1995 als einer der ersten auf die Musikpredigten Dieterichs hin, vgl. Lauterwasser, Quellen zur lutherischen Musikauffassung (1998), bes. S. 167. Für die freundliche Übersendung einer Kopie des Aufsatzes bin ich dem Autor sehr verbunden.
  48. Eine übersichtliche Auswertung dieser Daten bietet Hahn, Dieterichs Orgelpredigt (2022).
  49. Besonders hilfreich für die Recherche war die bibliographische Erfassung durch das RISM, vgl. RISM B, 6-1, S. 266f. Nicht bestätigen lässt sich allerdings das hier aufgeführte Exemplar in der Zentralbibliothek in Le Geographicumf Ort: Zürich Zürich, das im OPAC der Bibliothek nicht nachgewiesen ist. Es erscheint im RISM-Katalog als weitere Auflage der Predigt aus dem Jahr 1625, mit einem anderen Seitenumfang. Möglicherweise wurde der Titel von der RISM-Redaktion verwechselt mit Dieterichs Glockenpredigt, die in Zürich tatsächlich vorhanden ist, im Jahr 1625 erschien und den in RISM angegebenen Umfang von 50 (bzw. 51) Seiten hat, vgl. https://doi.org/10.3931/e-rara-35196
  50. Vgl. dazu ausführlich auf diesem Portal die Seiten »Einführung« und »Exemplare« zu Denck- und Danck-Säule (Rothenburg ob der Tauber [1673]).
  51. Vom Erstdruck fehlen bislang Exemplare in Ulm selbst, wo der OPAC der Stadtbibliothek nur andere Kasualpredigten des Autors auflistet. Auch im Stadtarchiv scheint sich der reguläre Erstdruck nicht erhalten zu haben, vgl. das Verzeichnis gedruckter Quellen in: Armer, Friedenswahrung (2015), S. 453. Die Autorin einer zentralen Monographie kennt ebenfalls nur die spätere Auflage des Drucks, vgl. Hagenmaier, Predigt und Policey (1989), S. 38, Anmerkung 146, sowie das Werkverzeichnis, S. 348ff.
  52. Zweifellos sind hier noch weitere Identifizierungen möglich. Man findet die Orgelpredigt mit etlichen weiteren Werken Dieterichs z.B. auch im Nachlasskatalog des Regensburger Steuerschreibers Lb PersonHaas, Johann Michael von (–1707) Johann Michael von Haas, vgl. Sonderbahrer Catalogus (1707).
  53. Siehe dazu auf diesem Portal die Einführung zur zweiten Auflage der Predigt: Vlmische Orgel Predigt (Ulm / Frankfurt a. M. 1625).
  54. Vgl. die Einführungen zur dritten und vierten Auflage der Predigt: Kirchweih= oder Orgel=Predigt (Leipzig 1632); Kirchweih= oder Orgel=Predigt (Frankfurt a. M. / Leipzig 1669).
  55. So gibt es heute noch 22 Exemplare von Lc PredigtautorFrick, Christoph (1577–1640) Christopher Fricks La OrgelpredigtMusica Christiana (Leipzig 1615) M Musica Christiana und 20 von Johann Ludwig Hartmanns Orgelpredigt. Beide Werke wurden ebenfalls mehrfach aufgelegt.
  56. Siehe dazu Auszüge in Braun, Syntagma musicum (2019), S. 191f.
  57. Mayer, Museum Ministri Ecclesiae (1690), S. 22.
  58. Christian Bunners weist in seiner noch immer maßgeblichen Studie zwar auf diesen Umstand hin, er hat aber diesen historischen Diskurs nicht systematisch verfolgt, vgl. Bunners, Kirchenmusik und Seelenmusik (1966), S. 11.
  59. Vgl. Mattheson, Critica Musica 1 (1722/1723), 2. Teil, S. 167-177, Zitat, S. 173. Vgl. außerdem Mattheson, Der neue Ephorus (1727), S. 22,  52,  71,  105, wo Dieterichs Predigt Erwähnung findet.
  60. Vgl. Forkel, Allgemeine Litteratur der Musik (1792), S. 136-154, 331.
  61. Sie fehlt so in Sammlung einiger Nachrichten von berühmten Orgel-Wercken (1757). Lb PersonAdlung, Jacob (1699–1762) Adlung bezog sich auf die historischen Angaben in Frick, Beschreibung des Münster-Gebäudes zu Ulm (1766), S. 60-66, und bot eine moderne Disposition des Instruments, vgl. Adlung, Musica mechanica organoedi (1768), Bd. 1, S. 276f. Dieterich findet ebenfalls keine Erwähnung.
  62. Vgl. Mettenleiter, Ulmer Orgelpredigt (1866).
  63. Vgl. Rietschel, Aufgabe der Orgel (1893), S. 43f.
  64. Siehe Genaueres zu dieser zweiten Auflage in der Einführung zur La OrgelpredigtVlmische Orgel Predigt (Ulm / Frankfurt a. M. 1625) M Ulmischen Orgelpredigt (1625).

Exemplare

Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek (D-As): 4 Th Pr 226-9

Das hervorragend erhaltene Exemplar ist einzeln in einen modernen beigen Papiereinband eingebunden. Es weist keinerlei Gebrauchsspuren auf. Die Provenienz ist unbekannt.

Halle (Saale), Franckesche Stiftungen (D-HAf): 54 C 5 [5]

Die Orgelpredigt ist Teil eines Sammelbandes, der ursprünglich von dem Le Geographicumf Ort: Regensburg Regensburger Ratsangehörigen Lb PersonPeuchel, Johannes (vor 1608 – 1631) Johann Peuchel zusammengestellt worden ist. Der Band besitzt eine Zählung der Einzeldrucke in einheitlicher verblasster schwarzer Tinte, die sämtliche vorhandene Bestandteile erfasst. Die Nummerierung von 1-16 differiert nur am Ende von der heute gültigen Aufteilung in 17 Einheiten, da die zwei Drucke Nr. 15 und 16 als eine Nummer gezählt sind. Die Nummern sind teilweise durch Bindung schwer lesbar. Im vorderen Spiegel unterhalb des Ex Libris der Bibliotheca Orphanotrophei Halensis und der mit Rotstift eingetragenen modernen Bandsignatur befindet sich der autographe Besitzvermerk Peuchels, der mit der Jahreszahl 1629 versehen ist. In dem Band vereinte Peuchel mehrere Kasualpredigten Dieterichs sowie verschiedene Drucke, die mit seiner Biographie zusammenhängen.[1] Darunter ist auch ein Autograph von seiner Hand mit dem Text der Lw MusikwerkHomberger, Paul: Gratulatio Harmonica Octo Voc. Ad Nobilissimum, Amplissimum Et Prudentissimum Senatum Inclitae Reipubl. Ratisbonensis, Cum lapidem Basilicum Templi sanctae Triados primitus poneret, quod 4. Iulii, qui sacer D. Ulrico coram maxima hominum M Gratulatio harmonica von Lb PersonHomberger, Paul (ca. 1560 – 1634) Paul Homberger. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Peuchel der Textdichter dieses Werks war.

Eine weitere Schicht von gelegentlichen, dann aber raumfüllenden Kommentaren, geht auf einen späteren Eigentümer zurück, Lb PersonMilde, Heinrich (1676–1739) Heinrich Milde, der seinen Namen auf dem Titelblatt des ersten enthaltenen Werks platzierte.[2] Grundsätzlich hat Milde erworbene oder geschenkte Bücher im ursprünglichen Zustand belassen, da es kein Geld für einheitliche Einbände gab, wie reichere Bibliothekseigentümer sie gerne für ihre Bestände anfertigen ließen. Auch dies spricht dafür, dass das Konvolut mit seinem Pergamenteinband aus einer mittelalterlichen Handschrift in der jetzigen Form bereits von Peuchel zusammengestellt worden ist.

Mildes Interesse an dem Band hing offenkundig mit einem einzelnen Text zusammen, auf den er an mehreren Stellen hinweist.[3] Bedeutsam für ihn war diese historische Quelle zur politischen Geschichte Le Geographicumh Territorium: Böhmen Böhmens, eines Landes, das er 1706 erstmals besucht hatte. Damals legte er den Grundstein zu seinen Tschechisch-Kenntnissen, die er als Mitarbeiter Lb PersonFrancke, August Hermann (1663–1727) August Hermann Franckes nutzte, um die Protestanten in den Habsburger Ländern zu unterstützen.[4] Die auf dem Titelblatt von Milde notierte Jahreszahl 1720 könnte auf einen konkreten biographischen Kontext hindeuten:

Mildes Bemühungen um Böhmen, die aufgrund ihres protestantischen Glaubens die Heimat verlassen mussten, führten ihn Anfang August 1720 in die kleine Exulantenkolonie Ves Pane (Wespen) bei Barby. Er unterrichtete den dortigen Pfarrer Ernst Bogislav Ventzke (1681-1758) in der tschechischen Sprache, so dass dieser der Exulantenkolonie aus der Bibel vorlesen und sich verständigen konnte. Als Dank für seine Bemühungen übereignete ihm Samuel Ruthe, ein Mitglied dieser Gemeinde, einige tschechische Bücher.[5]

Es wäre denkbar, dass sich auch Peuchels Buch unter den Geschenken befand.

Hanover (NH), Dartmouth College Library, Rauner Special Collections Library (US-HA): ML178 .D533

Dieses Exemplar wurde nicht eingesehen. Es ist im OPAC der Bibliothek erfasst.

Jena, Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek (D-Ju): 4 Theol.XLI,27(14)

urn:nbn:de:urmel-fd5a1331-3362-40a6-9b49-a5bc063d185e8

Dieterichs Werk befindet sich in einem Band mit vierzehn weiteren Kasualdrucken der Jahre 1601 bis 1631, die alle aus dem südwestdeutschen Raum stammen (Druckorte: Le Geographicumf Ort: Stuttgart Stuttgart, Le Geographicumf Ort: Tübingen Tübingen, Le Geographicumf Ort: Ulm Ulm, Le Geographicumf Ort: Straßburg Straßburg, Le Geographicumf Ort: Augsburg Augsburg). Der Band ist inhaltlich stringent zusammengestellt worden. Nach drei politischen Dokumenten und Lb PersonSigwart, Johann Georg (1554–1618) Johann Georg Sigwarts Erdbebenpredigt[6] folgen mehrere Leichenpredigten. Als letzte Gruppe schließen sich Dieterichs Ordinationspredigt, Lr QuellenDieterich, Vlmische Glocken Predigt (1625) M Glockenpredigt und Orgelpredigt an.

Leider liegen zur Provenienz dieser Quelle keine Angaben vor. Vermutlich wurde der Band Anfang des 19. Jahrhunderts von der Bibliothek erworben.[7]

Lindau (Bodensee), Ehemals Reichsstädtische Bibliothek (D-LIrb): K II 257 (14)

Der in helles Pergament eingebundene Band mit dem goldenen Stadtwappen, der zum Altbestand der Reichsstädtischen Bibliothek in Le Geographicumf Ort: Lindau (Bodensee) Lindau gehört, besteht aus 26 Kasualpredigten der Jahre 1602-1625, die auf dem vorderen Vorsatzblatt in einem handschriftlichen Inhaltsverzeichnis (Jndex sequentium concionum) aufgelistet sind. Die an 14. Stelle stehende Orgelpredigt wird hier verzeichnet als 14. Psal. 150. tot. Orgel Predigt. Erfindung vnd Gebrauch p D. Theod. Zur besseren Auffindbarkeit der Werke markieren kleine Klammern aus Metall die einzelnen Titelblätter. 15 Predigten stammen von Conrad Dieterich. Daneben gibt es eine Reihe von Drucken aus Le Geographicumf Ort: Kempten Kempten.

Lindau (Bodensee), Ehemals Reichsstädtische Bibliothek (D-LIrb): K II 325 (19)

Die Bibliothek der Reichsstadt Lindau bewahrt noch einen weiteren Band mit Dieterichs Orgelpredigt auf. Er besitzt den charakteristischen gut erhaltenen Pergamenteinband mit dem goldgeprägten Stadtwappen. Auf dem Buchrücken steht die Aufschrift: Conr. Dieterichs und Anderer. Unterschied. Predigten. 18 der 26 enthaltenen Werke sind von Dieterich verfasst. Mit einer Ausnahme handelt es sich um Drucke der Jahre 1619-1625. Darunter sind auch einzelne regional entlegenere Werke von Lb PersonJenisch, Paul (1551–1612) Paul Jenisch sowie Johannes Sauberts Lr QuellenKrantz, Metropolis (1574) M SeelenMusic.

München, Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität (D-Mu): 001/4 Theol. 5474#3

urn:nbn:de:bvb:19-epub-12789-9

Die Predigt ist Teil eines Konvoluts in einem bibliothekarischen Pappeinband des 19. Jahrhunderts, der den in Gold aufgedruckten Titel C. Dieterichs Schriften trägt. Eingebunden vor dem ersten Titel befindet sich eine blaue Karteikarte, die ebenfalls die handschriftliche Angabe Schriften von Conrad Dieterich enthält. Sämtliche Titelblätter der eingebundenen Drucke besitzen den Stempel Ad Bibl. Acad. Land., der auf die Jahre 1800-1826 zurückgeht, als die Bestände der ersten bayerischen Landesuniversität in Le Geographicumf Ort: Ingolstadt Ingolstadt vor den napoleonischen Truppen nach Le Geographicumf Ort: Landshut Landshut gerettet wurden. In dieser Phase wurde die Bibliothek durch die Auflösung von Klosterbibliotheken stark vergrößert und gleichzeitig neu strukturiert. Möglicherweise legte man im Zuge dieser Maßnahmen auch den einheitlichen Band an, der ausschließlich Einzeldrucke von Werken Conrad Dieterichs enthält. Zu den acht Drucken zählt u.a. auch die Lr QuellenDieterich, Vlmische Glocken Predigt (1625) M Glockenpredigt. Die Werke wurden mit einem einheitlichen aufgeklebten Etikett nummeriert. Spuren älterer Nummerierungen zeigen jedoch, dass die einzelnen Drucke aus älteren Sammelbänden herausgelöst worden sind. Auf dem Titelblatt der Orgelpredigt erkennt man so in der rechten oberen Ecke die Zahl 10., in der rechten unteren Ecke die Zahl 6. Das Werk dürfte also mindestens in zwei frühere Kasualdruck-Konvolute integriert gewesen sein. Es weist Unterstreichungen mit Rotstift auf den Seiten 10, 23, 29, 35, 36 und 37 auf, die im verfügbaren Digitalisat nicht erkennbar sind.

Neustadt an der Aisch, Evangelische Kirchenbibliothek (D-NS): 1449

Bei der Katalogisierung des Musikalienbestandes dieser Bibliothek im September 2021 wurde ein Exemplar der Orgelpredigt entdeckt. Es ist Teil eines größeren Bandes. Wegen Umbaus der Bibliothek befindet sich der gesamte Bestand gegenwärtig als Depositum im Landeskirchlichen Archiv in Nürnberg. Für die Information danken wir Herrn Dr. Helmut Lauterwasser.

Nürnberg, Landeskirchliches Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (D-Nla): S2/ Spit 4 27

Dieses Exemplar ist der fünfte Teil eines zeitgenössischen Sammelbandes, der auf dem vorderen Einbanddeckel die Prägung M. W. G. || 1625 aufweist. Wir danken Herrn Frank Weber, Bibliothekar des Landeskirchlichen Archivs der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, für seine diesbezügliche Auskunft und die Aufnahme des Titels in den OPAC.

Regensburg, Bischöfliche Zentralbibliothek, Proskesche Musikabteilung (D-Rp): Th A 26

Der als Einzelwerk vorliegende Druck stammt aus dem Besitz Lb PersonMettenleiter, Dominicus (1822–1868) Dominicus Mettenleiters und diente als Druckvorlage für die erste moderne (Teil-)Edition der Ulmischen Orgelpredigt.[8]

Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek (D-Sl): Theol.qt.1871

Das sehr gut erhaltene Exemplar ist als Einzelwerk modern eingebunden. Hinweise auf die Provenienz liegen nicht vor. Von einstiger Lektüre zeugen Bleistiftanstreichungen an den Außenrändern des Textblocks auf den Seiten 30, 32, 33, 34 und 44.

Stuttgart, Landeskirchliche Zentralbibliothek, Bibliothek und Archiv des Evangelischen Oberkirchenrats (D-Seo): A 12/ 797

Dieses Exemplar wurde nicht eingesehen. Es ist im OPAC der Bibliothek erfasst.

Zwickau, Ratsschulbibliothek (D-Z): 48.8.6.(28)

Dieses Exemplar diente als Grundlage für die Erfassung in VD17. Es wurde nicht eingesehen. Aus dem elektronischen Katalog lässt sich ermitteln, dass die Orgelpredigt sich in einem Band mit ca. 28 Kasualdrucken (u.a. Einweihungs-, Kanzel-, Neujahrs-, Pestpredigten) befand. Sie stellt dort ein seltens Fundstück dar, denn die anderen Werke stammen alle aus dem Zeitraum zwischen 1647 und 1681 und wurden in Le Geographicumf Ort: Nürnberg Nürnberg oder in Le Geographicumh Territorium: Sachsen Sachsen verlegt.

Lucinde Braun

Einzelanmerkungen

  1. Siehe zur Person Peuchels, seinem Interesse an der Einweihungsthematik und der Zusammensetzung des Bandes, Braun, Orgelpredigtdrucke in Regensburger Bibliotheken (2019), S. 232-238.
  2. Vgl. zu Mildes ausladenden Schriftzügen die Abbildung bei Mies, Heinrich Milde (2008), S. 25.
  3. Es handelt sich um das an 13. Stelle eingebundene Werk Denckwürdig Modell der Kayserlichen HoffProceß (1620).
  4. Vgl. Mies, Heinrich Milde (2008), S. 25-27.
  5. Mies, Heinrich Milde (2008), S. 27, 30.
  6. Siehe zur auffälligen Kombination von Erdbeben- und Orgelpredigten in älteren Predigtkonvoluten, Braun, Orgelpredigtdrucke in Regensburger Bibliotheken (2019), S. 222-227. Siehe dazu auch die Exemplarbeschreibungen von Lc PredigtautorLang, Johannes (1552–1609) Johannes Langs La OrgelpredigtChristliche Predigt (Tübingen 1602) M Orgelpredigt auf diesem Portal.
  7. Für die freundliche Auskunft danke ich Frau Teresa Kilian (Handschriften und SondersammlungenThüringer Universitäts- und Landesbibliothek).
  8. Vgl. Mettenleiter, Ulmer Orgelpredigt (1866); siehe auch Braun, Orgelpredigtdrucke in Regensburger Bibliotheken (2019), S. 248f.

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Letzte Änderung dieses Dokuments am 4. Oktober 2022.

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