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Orgelpredigt

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a Wilisch, Christian Friedrich: Das Neue Lied (Freiberg 1735)

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y Bibelstellen (114)

  • 6
  • 1 Chronik 5
  • 1 Korinther 11,2
  • 1 Korinther 14,15
  • 1 Korinther 16,13
  • 1 Korinther 5,7
  • 1 Korinther 7,29
  • 1 Petrus 1,18
  • 1 Petrus 1,19
  • 1 Petrus 1,22
  • 1 Petrus 2,2
  • 1 Petrus 2,22
  • 1 Petrus 3,7
  • 1 Thessalonicher 4,4
  • 1 Thessalonicher 5,23
  • 2 Chronik 24,1–14
  • 2 Korinther 7,1
  • 2 Petrus 1,22
  • 2 Timotheus 4,3
  • Amos 5,23
  • Deuteronomium 31,16
  • Epheser 2,20
  • Epheser 5,18–19
  • Exodus 15,17
  • Exodus 15,20–21
  • Exodus 20,24
  • Exodus 23,17
  • Exodus 24,4
  • Ezechiel 9,4
  • Genesis 1,19
  • Genesis 1,2
  • Genesis 2,7
  • Hebräer 12,13
  • Hohelied 3,11
  • Hohelied 4,12
  • Jakobus 1,17
  • Jakobus 3,9
  • Jakobus 4,8
  • Jeremia 25,10
  • Jeremia 25,30
  • Jeremia 30,18–20
  • Jeremia 32,41
  • Jeremia 33,10–11
  • Jeremia 48,32
  • Jeremia 7,34
  • Jesaja 16,9
  • Jesaja 31,9
  • Jesaja 42,10
  • Jesaja 5,11–12
  • Jesaja 53,7
  • Jesaja 53,9
  • Jesaja 6,5
  • Jesaja 61,9
  • Jesus Sirach 47,9
  • Johannes 1,29
  • Johannes 1,36
  • Johannes 15,19
  • Johannes 9,31
  • Klagelieder 3,22–23
  • Levitikus 2,14–15
  • Lukas 1,46
  • Lukas 2,14
  • Matthäus 16,18
  • Matthäus 24,2
  • Matthäus 6,5
  • Numeri 10,1–10
  • Numeri 33,9
  • Numeri 7,84
  • Offenbarung 12,12
  • Offenbarung 13,1
  • Offenbarung 14,1
  • Offenbarung 14,1–5
  • Offenbarung 14,4–5
  • Offenbarung 18,22
  • Offenbarung 18,8
  • Offenbarung 21,12.14.21
  • Offenbarung 22,4
  • Offenbarung 4,6
  • Offenbarung 7,4
  • Psalmen 10,7
  • Psalmen 121,4
  • Psalmen 144,9
  • Psalmen 149,1
  • Psalmen 15,2–3
  • Psalmen 150
  • Psalmen 150,3–5
  • Psalmen 17,15
  • Psalmen 26,8
  • Psalmen 29,3
  • Psalmen 29,3.8
  • Psalmen 32,2
  • Psalmen 33,3
  • Psalmen 40,4
  • Psalmen 42,5
  • Psalmen 42,8
  • Psalmen 45,2
  • Psalmen 57,8
  • Psalmen 57,9
  • Psalmen 68,16
  • Psalmen 68,26
  • Psalmen 69,13
  • Psalmen 74,2
  • Psalmen 79,1
  • Psalmen 96,1
  • Psalmen 98,1
  • Richter 14,17
  • Römer 13,1
  • Römer 2,4
  • Römer 3,13
  • Römer 8,21
  • Römer 8,35
  • Sprichwörter 18,10
  • Weisheit 1,4–5
  • Zefanja 3,12–13

[Bl. 1r]

Titel

I[n] N[omine] I[esu].

Das Neue Lied
Des andächtig singenden Le Geographicumf Ort: Freiberg Freybergs
Bey
Einweyhung
Einer Neuen Ld OrgelFreiberg, Petrikirche, Gottfried Silbermann-Orgel 1735 Orgel, Nachdem vorige
Durch eine wütende Lm Ereignis1. Mai 1728: Stadtbrand in Freiberg Feuers=Brunst am 1 May 1728
samt der ganzen Le Geographicumg Gebäude: Freiberg, Petrikirche Kirche eingeäschert worden,
in der Le Geographicumg Gebäude: Freiberg, Petrikirche Kirchen zu S[ank]t Petri in Le Geographicumf Ort: Freiberg Freyberg
Am 31sten Octobris 1735.
Als an dem erfreulichen Gedächtnis=Tage
Der
Heylsamen Lm Ereignis1517: Reformation Kirchen=Reformation Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Lutheri
Aus der Ly BibelstelleOffenbarung 14,1–5 Offenb. Joh. XIV, 1 = 5. gezeiget
Von
Lc PredigtautorWilisch, Christian Friedrich (1684–1759) Christian Friedrich Wilisch,
Der Heil[igen] Schrifft Doctore, Pfarrern und Superintendenten daselbst.
Freyberg, druckts Lb PersonMatthäi, Christoph (vor 1723 – 1750) Christoph Matthäi.

[Bl. 1v]

Anordnung des Gottesdiensts[1]

darbey:
  • 1. Lw MusikwerkN.N.: Herr Gott, dich loben wir M Herr Gott dich loben wir etc.
  • 2. Kyrie.
  • 3. Vor dem Altar intoniret: Ly BibelstelleLukas 2,14 Ehre sey Gott in der Höhe.
  • 4. Lw MusikwerkDecius, Nikolaus: Allein Gott in der Höh sei Ehr M Allein Gott in der Höh sey Ehr etc.
  • 5. Collecte und hierauf statt der Epistel verlesen der Ly BibelstellePsalmen 150 150. Ps.
  • 6. Lw MusikwerkAnonym: Kommt, Menschenkinder, rühmt und preist M Kommt Menschen Kinder rühmt und preißt etc.
  • 7. Statt des Evangelii wird verlesen, Ly Bibelstelle1 Chronik 5 2. Chron. 5.
  • 8. Lw MusikwerkBeyer, Johann Samuel: Psalm 150,6 M Concert aus den Psalm 150, 6.
  • 9. Lw Musikwerkanonym: Wir glauben all an einen Gott M Wir gläuben all an einem Gott etc.
  • 10. Auf der Cantzel: Lw MusikwerkSchütz, Heinrich: Lobt Gott in seinem Heiligthum M Lobt Gott in seinem Heiligthum etc.
  • 11. Nach der Predigt Lw MusikwerkBeyer, Johann Samuel: Concert aus den Ps. 103 M Concert aus den Ps. 103.
  • 12. Lw MusikwerkCrüger, Johann: Nun danket all und bringet Ehr M Nun dancket all und bringet Ehr etc.
  • Collecte und Seegen.
  • 13. Lw MusikwerkLöwenstern, Matthäus Apelles von: Christe, du Beistand deiner Kreuzgemeine M Christe, du Beystand deiner Creutz=Gemeinde etc.

[S. 1]

Das neue Lied des andächtig singenden Freybergs.

Allerheiligster Gott! Du unerschöpflicher Brunquell aller Güte und Barmhertzigkeit! Du lässest es freylich uns an Gelegenheit nicht fehlen, dich, o! du anbethungs=würdiger Gott, stündlich und augenblicklich zu loben und zu preisen. Denn deiner Wohlthaten sind ja so viel, sie haben weder Maaß noch Ziel.[2] Von dem Tage an, da du uns aus Mutter Leibe gezogen, ist deine Güte und Barmhertzigkeit, alle Morgen, über uns neu gewesen. Kein Jahr, kein Monat, keine Woche, kein Tag, keine Stunde, ja keine Minute ist vorüber gegangen, da wir nicht, mit unzehligen Wohlthaten, von dir wären überschüttet worden. Auch die bösen Tage, die Tage unsers Leydens, haben mehr gutes, als böses, von deiner Hand auf uns mit gebracht. Durch deine Güte sind sie auch bald, wie ein trübe Wolcke, vorbey gegangen. Nach dem Ungewitter hast du bald die Sonne wieder scheinen lassen, und nach dem Heulen und Weinen uns mit Freuden überschüttet. Selbst der heutige Tag führet diese, ja! mehr als eine Wohlthat im Munde, um derentwillen wir nicht anders, als deinen Nahmen höchlich preisen können. Ach! gieb hierzu Krafft, beseele unsere zu deinem Lobe erstarreten Lippen, und laß dir wohlgefallen das Lob=Opffer unsers Mundes, und unsers Hertzens.

Lw MusikwerkAnonym: Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn O! Jesu Christe! Sohn des allerhöchsten!
Gieb du die Gnade allen frommen Christen,
Daß sie deinen Nahmen
Ewig, ewig, preisen Amen, Amen!
[3]

Praeloq[ium] ex Ier. 33, 10.11.Ly BibelstelleJeremia 33,10–11 Denn so spricht der Herr: An diesem Orte, davon ihr saget, er ist wüste, wird man dennoch wieder hören Geschrey von Freuden und Wonne, die Stimme des Bräutigams und der Braut, und die Stimme derer, so da sagen: Dancket dem Herrn Zebaoth, daß er so gnädig ist, und thut immerdar gutes, und derer, so da Danck Opffer bringen zum Hause des Herrn!

Höret, Theuerste in Gott! So überzeugend, so offenbahrlich, hat [S. 2] auch schon ehemahls, zur Zeit des Alten Bundes, die tröstende Güte Gottes über seine Gläubigen gewaltet! So hat, der um die Sünde seines Volcks sonst billig eyfernde Gott, seinen allergerechtesten Zorn, bald wiederum in Gnade verwandelt! Und wenn er auch gleich die allerempfindlichsten Straffen, den Sündern in Volck, nach seinem gerechtesten Gerichte, antrohen lassen, so hat er doch gemeiniglich, nicht den sichern Welt=Kindern, die daran keinen Theil haben, sondern den erschrockenen, und vor dem Feuerbrennenden Zorn Gottes sich fürchtenden, Sündern, zu einiger Erquickung, bald wiederum, seine Gnaden=vollen Verheissungen, anhängen lassen, damit diese nicht verzagen, und an seiner Gnade verzweifeln möchten. Gewiß, diß ist eine Weise, nicht eines, offt unversöhnlichen, und daher mehrentheils lieblosen und unbarmhertzigen, Menschens, sondern unsers gnädigen, gütigen und langmuths=vollen Gottes, dem es eine Ly BibelstelleJeremia 32,41 Jer. 32, 41.Lust ist, den Menschen guts zu thun,[4] und selbige von ihrem Verderben zu erretten. Davon, und daß Gott, seine offt entsetzlichen Drohungen, gleich bald mit einer erquickenden Verheisung seiner ewig erbarmenden Liebe, verknüpffet und verbindet, finden wir tausend Spuren in der heiligen Schrifft, die unsres Hertzens Freude und Trost ist, besonders in den Prophetischen Büchern des alten Testaments. Unter vielen andern Schrifft=Stellen, leuchten uns gröstentheils heute diejenigen Gnaden=vollen Worte unter die Augen, welche wir ietzo aus Ly BibelstelleJeremia 33,10–11 Jer. XXXIII, 10. 11. angeführet.

Merckwürdig ist es, daß unter andern Strafen, Gott den Sündern, durch seinen getreuen Bothen, den Propheten Lb PersonJeremia Jeremiam, vorher auch androhen lassen, er wolle, Ly BibelstelleJeremia 7,34 c. 7, 34.Ly BibelstelleJeremia 7,34 in den Städten, und auf den Gassen, wegnehmen das Geschrey der Freude und Wonne, und die Stimme des Bräutigams und der Braut, denn das Land solle wüste seyn. Welches auch, mit sehr nachdrücklichen Worten, also wiederhohlet wird, Gott wolle Ly BibelstelleJeremia 25,10 heraus nehmen allen fröhligen Gesang, die Stimme des Bräutigams und der Braut, und die Ly BibelstelleJeremia 25,10 c. 25, 10.Stimme der Mühlen, und Licht der Laternen, daß das gantze Land wüste und zerstöhret liegen solle. Wie denn auch der Geist des Herrn, wenn er die endliche Verwüstung der prächtigen Handels=Stadt Le Geographicumf Ort: Tyrus Tyrus, recht lebhafft beschrei= [S. 3] ben will, so spricht er, Ly BibelstelleOffenbarung 18,22 Offb. 18, 22.die Stimme der Sänger und Seiten=Spieler, Pfeiffer und Posauner, ja die Stimme des Bräutigams und der Braut, solle nicht mehr in ihr gehöret werden.[5]

Ach freylich! auch der Mißbrauch der edlen Music, pflegt also von Gott bestraffet zu werden. Auch diejenigen müssen nicht mehr Harpfen, Psalter, Paucken, Pfeiffen und Wein, in ihren Wohlleben haben, Ly BibelstelleJesaja 5,11–12 Es. 5, 11, 12die des Morgens sonst frühe auff gewesen, des Sauffens sich zu befleißigen, und biß in die Nacht gesessen, daß sie der Wein erhitzet, aber nicht gesehen auf das Werck des Herrn, noch auf das Geschöpff seiner Hände.[6] Denn was vor Freuden=Lieder können alsdenn, in einem verwüsteten Lande, in zerstörten Städten, in verheerten Kirchen, angestimmet werden? Nichts, als die allerkläglichsten lamenten, nichts, als Trauer=Lieder, höret man an solchen Orten, wo aller Vorrath des Brodes weggenommen, und der Müller kein Korn mehr zu mahlen hat. Wo etwan, der Grimm des einbrechenden Feindes, alles geraubet und hinweggenommen, da wird auch aus der angestellten Hochzeit offt ein Hertzeleid, und aus den Pfeiffen ein Heulen. Da muß eine, sonst vor Weltmuth behertzte, Lb PersonDelila Delila, sieben Tage, und so lang als ihre Hochzeit währet, Ly BibelstelleRichter 14,17 Richt. 14, 17.vor ihrem Lb PersonSimson Bräutigam weinen,[7] wenn die Feinde ihr auf dem Halse stehen, und sie und ihres Vaters Hauß mit Feuer zu verbrennen drohen. Da verstummen Braut und Bräutigam der Freuden, auch so gar am Tage ihrer Ly BibelstelleHohelied 3,11 Hohel. 3, 11.Hochzeit, als an einem sonst gewöhnlichen Tage der Freude ihres Hertzens.[8] Und wenn die Feyertage in Trauer Tage verwandelt werden, höret man keinen fröhligen Gesang, keine Ly BibelstelleOffenbarung 18,22 Stimme der Sänger und Seiten=Spieler, der Pfeiffer und Posauner. So traurig gehet es zu, am Ly BibelstelleRömer 2,4 Rom. 2, 4.[9]Tage des göttlichen Zorns und der Offenbahrung des gerechten Gerichtes Gottes.

Wenn aber der Herr, der erzürnete Gott, sich von seinem Grimm gewendet, und die Flammen seines erschrecklichen Zorns, durch des Lammes Blut, gelöschet hat, alsdenn höret man wiederum auch an dem Orte, der wüste gewesen, das Geschrey von Freuden und Wonne, die Stimme des Bräutigams und der Braut, und die Stimme derer, die da sagen: Dancket dem Herrn Zebaoth, daß er so gnädig [S. 4] ist, und thut immerdar gutes, und derer, so da Danck=Opffer bringen, zum Hause des Herrn.

Applicat[io].Meine Andächtige in Gott! wohin dieser mein Vortrag anjetzo ziele, mercket ihr schon. Der heutige Tag ist ein Tag einer, mehr als gedoppelten guten, Bothschafft.

Zwar sehen wir ein wenig in die grauen Zeiten unserer gesamten Evangelischen Kirche, zurücke, so entsetzen wir uns noch ietzo, über dem Greuel der Verwüstung, welcher ehemahls in selbiger, vor zwey, drey und mehr hundert Jahren, angetroffen ward. Da hieß es wohl recht wie bey der Erschaffung der Welt: 1. B. Mos. 1, 2.Ly BibelstelleGenesis 1,2 Die Erde war wüste und leer, und es war finster, auf der Tieffe. Denn grosse Verwüstungen ziehen auch große Finsternisse nach sich. Und wie kunte es anders seyn, da dein Tempel, o! Ly BibelstellePsalmen 79,1 Ps. 79, 1.heiliger Gott, verunreiniget, und aus dem geistlichen Le Geographicumf Ort: Jerusalem Jerusalem deiner wahren Kirche, ein rechter Stein=Hauffen gemacht,[10] und alles in selbigem verwüstet war.

Wüste war es ja auff dem heiligen Altar.[11] Denn da man, nach eigenem Geständniß des Lm Ereignis1545–1563: Konzil von Trient (Tridentinum) Concilii * so wohl zu Trident, als Lm Ereignis1414–1418: Konzil von Konstanz zu Costnitz, auch einiger anderer gelehrter Pabstler * * selbst, das heilige Abendmahl an allen Orten, von Anbeginn der Kirchen des neuen Testaments, bis aufs zwölffte Jahr=Hundert nach Christi Geburth, unter beyderley Gestalt des geseegneten Brodes und Weines, auch den armen Layen ausgetheilet hatte, so fieng man an, wider die offenbar klaren Einsetzungs Worte des allerweisesten Stiffters, den heylsamen Kelch von dem Altar hinweg zunehmen, und das heilige Abendmahl nur unter einerley Gestalt auszutheilen,


* Vide Cel[eberrimi] Lb PersonHardouin, Jean (1646–1729) Hardvini Lr QuellenHardouin, Acta Conciliorum 8 (1714) M T. VIII. Concilior. Collect.[12] et Lr QuellenHardouin, Acta Conciliorum 10 (1714) M Tom. X. Concil. Col. 120.[13]

* * Lb PersonManrique, Angel (1577–1649) Angel. Mavriqve Lr QuellenManrique, Cisterciensium annales 1 (1642) M Annal. Cisterciens. edit. Lugdun. 1642. Tom. I. ad a. 1109. C. III. p. 52 testatur, quod in ordine Cisterciensi alicubi communio facta sit sub vtraque specie, vsque ad tempora Lb PersonCajetan, Thomas (1469–1534) Cardinalis Caietani, sitque Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Lvtheri, ceteris prohibitus ab a. 1261. ministris ab a. 1187.[14] Nec non vIo. Lb PersonBona, Giovanni (1609–1674) Bona, Cardinalis, Lr QuellenBona, Rerum Liturgicarum Libri Duo (1674) M L. II. c. 18. Liturg. Opp. p. m. 365. Lr QuellenBona, Rerum Liturgicarum Libri Duo (1674) M semper et vbique ab Ecclesiae primordiis vsque ad sec. XII. sub specie panis et vini communicasse fideles,[15] bona fide adseuerat, conf. Lb PersonMabillon, Jean (1632–1707) Io. Mabillonii, ordini Benedictinio adscripti, Lr QuellenMabillon, Museum Italicum 1 (1687) M Commentarius in ordinem Rom. Tomo II. Musei Italici praefixus p. 61.[16]

[S. 5]

welches Pabst * Lb PersonGelasius I. (Papst) (–496) Gelasivs selbst einen Kirchen=Raub genennet hat. Zu geschweigen, daß das Bild der heylsamen Lehre von den heiligen Abendmahl, durch Einführung der in Gottes Wort nicht gegründeten Transubstantiation oder Verwandelung des Brods in den Leib Christi, nicht weniger durch herumtragung und anbethung der consecrirten Hostie, ja durch andere irrige Lehren, auf das greulichste verwüstet war.

Und wie bey dem heiligen Altar, also auch in dem heiligen Beichtstuhl, war alles wüste. Die Trostlose Ablaß=Krämerey hatte alles auch hier verwüstet. Die verzagten Gewissen funden hier nicht, die allein gerechtmachende Gnade Gottes, sondern musten sich auf die leeren Verdienste der Heiligen, oder auch gar, auff ihre armseelige guten Wercke, verweisen lassen.

Ja! auch auf den Cantzeln, als an heiligen Städten, sahe man viele Greuel der Verwüstung stehen. Hier wurde das wahrhafftige Wort Gottes nicht mehr, wohl aber an dessen Stelle, die Schrifften eines heydnischen Lb PersonAristoteles (384 – 322 v. Chr.) Aristotelis, und anderer profan Scribenten, erklähret, und mit vielen lächerlichen Fabeln vorgetragen. Die so höchst nöthigen Catechismus=Examina, nebst den Schulen, waren verwüstet, und wurde die arme Jugend nicht aus Gottes Wort, sondern aus den päbstlichen Satzungen unterwiesen, welchen Greuel der Verwüstung, selbst einige Päbstler, mit guter Erleuchtung, eingesehen, und darüber öffentliche Klagen damahls geführet haben.

Und wie es in den Kirchen, so gieng es auch in den Häusern sehr wüste zu. Ly BibelstelleRömer 13,1 Rom. 13, 1.Dem Obrigkeitlichen Stande war, die ihm, von Gott gegebene Gewalt,[17] entrissen, und der Clerisey in die Hände gespielet. Eltern durfften ihre väterliche Macht über ihre Kinder nicht gebrauchen, sondern diese wurden von dem, ihren Eltern, schuldigen Gehorsam, dem


* In Iure Canon. Dist. II. de consecrat. c. 12. Lr QuellenCyprianus, Uberzeugende Belehrung (1726) M diuisio vnius eiusdemque mysterii, sine grandi sacrilegio, non potest prouenire.[18] Aliter quidemhunc canonem soluere et explicare laborant Pontificii. Sed Lr QuellenCyprianus, Uberzeugende Belehrung (1726) M Bellarminvs L. IV. c. 26. de Eucharistia p. 692. (edit. Venet. 1599. Tom. III. controuersiar.) probabilem,[19] frigidum Lb PersonBaronio, Cesare (1538–1607) Baronivs a 496. n. 20. 21. appellat hanc solutionem eamque reiicit.[20]

[S. 6]

vierdten Gebothe schnur stracks zuwider, frey gesprochen. Wie solte man also, bey solchen allgemeinen grosen Verwüstungen, viele Geschrey von Freuden und Wonne, viele fröhlige Gesänge damahls haben hören können? Und ob gleich in den Kirchen=Versammlungen, viele Pfeiffer, unter einem grosen Getümmel des sich äusserlich freuenden Volcks, dargestellet, und schöne Kirchen=Musiquen, auch nach damahliger Kunst aufgeführet worden, so war doch alles wüste und leer von erwecklichen und Trost=bringenden Kirchen=Gesängen, welche entweder gar nicht, oder wenigstens sehr selten, auch nur in lateinischer, mithin dem gemeinen Volck unverständlicher, Sprache gesungen. O! entsetzliche Greuel der Verwüstung!

Doch Gott sey ewig Lob und Danck, daß er auch Lb PersonJeremia Jeremiä Weissagung an uns erfüllen lassen. Denn an dem Orte, in den Kirchen und Häussern, davon es noch heute vor 218. Jahren hieß, es ist wüste, hat man dennoch wiederum gehöret Geschrey von Freude und Wonne, und die Stimme derer die da sagen: Dancket, ach dancket dem Herrn! daß er auch seiner ehemahls verwüsteten Evangelischen Kirche so gnädig gewesen, und noch immerdar Gutes thut. Gott Lob! an dem Altare wird das heilige Abendmahl, nach Christi Einsetzung, ungestümmelt, unter beyderley Gestalt ausgetheilet. Auf der Cantzel wird nichts anders, als Gottes Wort, rein und lauter geprediget. Die Catechismus Examina werden, mit Alten und Jungen, auf das sorgfältigste getrieben und erbaulichst fortgesetzet. Bußfertige Sünder werden lediglich, und geraden Weges, mit ihrem Glauben, auf das vollkommene Verdienst ihres Heylandes, des gecreutzigten Jesu, und nicht auf die Gnugthuung ihrer vermeintlichen guten Wercke, oder auf die Fürbitte der, zwar auch sonst von uns hochgehaltenen und gebenedeyten, grosen Lb PersonMaria Gottes Gebährerin oder anderer Heiligen, verwiesen. Fromme Unterthanen werden zum Gehorsam, gegen ihre hohe und niedrige Obrigkeiten, Kinder zum Gehorsam gegen ihre Eltern, auf das ernstlichste angewiesen. Jn den öffentlichen Kirchen=Versammlungen höret man, an statt vieler Theatralischen Musiquen, geistliche, erweckliche Kirchen=Lieder und nichts als fröhlige Gesänge. Ach! solten wir nicht auch dafür heute unserm Gott dancken und preisen!

[S. 7]

Doch nicht genung! Was wir ietzo, zum Lobe unsers Gottes, von der gesammten Evangelischen Kirche, mit freudigem Hertzen erzehlet, das müsssen wir auch von unserer Le Geographicumg Gebäude: Freiberg, Petrikirche Peters=Kirche, und deren Gemeinde, als einer treuliebenden Tochter ihrer Mutter, der christlichen Kirche, sagen. Gott hatte, vor achte halb Jahren, sein Feuer zur Rache, wider diese sonst heilige Stätte geruffen, und dieses sein Hauß, um unserer Sünde willen, am ersten Tage des sonst angenehmen May Monats 1728. durch eine entsetzliche Lm Ereignis1. Mai 1728: Stadtbrand in Freiberg Feuers=Brunst verwüsten lassen. O! eine erbärmliche Verwüstung, die uns allen noch vor Augen schwebet, und deren wir, so lange unsere Augen noch offen stehen, nicht vergessen werden. Allein, auch heute an diesem Tage, müssen wir fortfahren, was wir, allbereit vor Den 10. Junii 1734.anderthalben Jahren, bey öffentlicher Einweyhung dieses, wieder aus seiner Asche herausgerissenen, Gottes=Haußes, gegen unsern so gütigen Gott zu rühmen, angefangen haben. An dem Orte, der so wüste gewesen und an welchem man in die Sechs Jahr, keinen fröhlichen Gesang, keine Saiten=Spiele und Posaunen, wie sonst, hören können, hören wir nun heute völlig wiederum fröhliche Gesänge, ein Geschrey von Freude und Wonne. Denn ausser dem, daß allbereit Altar, Beichtstühle, beyde Cantzeln, auf deren einer geprediget, auf der andern und niedrigen aber, die erbaulichen Catechißmus=Examina gehalten werden, alles durch mildthätige und liebreiche Hände, welche Gott dafür in Zeit und Ewigkeit seegnen wolle, mit grossen Kosten erbauet, und nun in ihrer schönsten Ordnung, vor unser aller Augen da stehen, so hören wir nun auch ein kostbares und trefflich hellklingendes Ld OrgelFreiberg, Petrikirche, Gottfried Silbermann-Orgel 1735 Orgel=Werck, welches auf E[uer] Hochlöbl[ichen] Ober=Consistorii hohe Concession, und auf Anordnung der getreuen Vorsteher und Patronen dieser Kirchen, durch die geschickte Hand eines grossen Lb PersonSilbermann, Gottfried (1683–1753) Künstlers, * unter göttlichen Seegen, erbauet worden. Und solches weyhen wir anietzo mit andächtigen Singen und Beten, mit lobenden Munde, und danckenden Hertzen, unserm lieben und getreuen Gott, als dem Geber alles Guten, und übergeben ihm selbiges, zu seinem allmächtigen Vater=Schutz.


* Herrn Lb PersonSilbermann, Gottfried (1683–1753) Gottfried Silbermanns, Kön[iglich] Pohln[ischen] und Churf[ürstlich] Sächs[ischem] Hof= und Land=Orgel=Bauers.

[S. 8]

Unterreden uns aber vorher mit einander aus Gottes Wort, wie wir andächtig singen, und darbey dieses schöne und herrliche Orgel=Werck, recht zur Ehre Gottes und der Kirchen Erbauung, gebrauchen sollen. Erbittet, meine Freunde, mir selbst hierzu Geist und Krafft durch ein gläubiges Abba! Ly BibelstelleMatthäus 6,5 Vater Unser, euch aber ermuntert durch den alten Kirchen=Gesang: Lw MusikwerkSchütz, Heinrich: Lobt Gott in seinem Heiligthum M Lobt Gott in seinem Heiligthum etc.

Text aus Offenb. 14, 1=5.

Ly BibelstelleOffenbarung 14,1–5 Und ich sahe ein Lamm stehen auf dem Berge Zion, und mit ihm hundert und vier und vierzig tausend, die hatten den Nahmen seines Vaters geschrieben an ihrer Stirn. Und hörete eine Stimme vom Himmel, als eines grosen Wassers, und wie eine Stimme eines grossen Donners, und die Stimme, die ich hörete, war als der Harffen=Spieler, die auf ihren Harfen spielen. Und sungen wie ein neu Lied, vor dem Stuhl, und vor den vier Thieren, und den Aeltesten, und niemand kunte das Lied lernen, ohne die hundert und vier und vierzig tausend, die erkaufft sind von der Erden. Diese sinds, die mit Weibern nicht befleckt sind, denn sie sind Jungfrauen, und folgen dem Lamme nach, wo es hingehet. Diese sind erkaufft aus den Menschen, zu Erstlingen, Gott und dem Lamme. Und in ihrem Munde ist kein falsches funden, denn sie sind unsträflich vor dem Stuhl Gottes.

Exord[ium] ex Ly BibelstellePsalmen 40,4 Ps. 40, 4. Ly BibelstelleJesus Sirach 47,9 Sir. 47, 9.So giebt demnach der Herr, noch immer, auch uns, ein neu Lied in unsern Mund zu loben unsern Gott. Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David, der uhralte und geistreichste Lieder=Dichter, welcher für ein iegliches Werck seinem Gott mit einen schönen Liede danckte, rühmete auch schon zu seiner Zeit, das besonders, der Herr habe ihm, ein neu Lied in seinem Mund gegeben, zu loben unsern Gott,[21] Ps. XL, 4. Daher er auch, so wie Lb PersonJesaja Esaias [S. 9] Ly BibelstelleJesaja 42,10 Es. 42, 10. Ly BibelstellePsalmen 33,3 Ps. 33, 3. Ly BibelstellePsalmen 96,1 Ps. 96, 1. Ly BibelstellePsalmen 98,1 Ps. 98, 1. Ly BibelstellePsalmen 144,9 Ps. 144, 9. Ly BibelstellePsalmen 149,1 Ps. 149, 1.sich, und andere Gläubige, mehr als an einem Orte seiner Psalmen, dem Herrn ein neu Lied zu singen, aufmuntert. Singet dem Herrn ein neu Lied![22] Ly BibelstellePsalmen 96,1 Singet dem Herrn ein neues Lied! heißt es mehr, als einmahl.[23]

Freylich! Neue Wohlthaten erfordern auch neuen Danck. Diesen aber wuste David, nicht besser, als mit einem neuen Liede, auszudrucken, und solches, als ein angenehmes Danck=Opfer, dem Heiligen, dem Höchsten, darzubringen. Gab ihm Gott neue Wohlthaten, so sang David Jhm dafür ein neues Lied.

Zwar kan es seyn, und sind unter andern, des gelehrten Lb PersonTil, Salomo van (1643–1713) Salomons van Till Gedancken,[24] nicht ohne Grund, daß David allhier, mit seinem neuen Liede, besonders auf die Zeiten des neuen Testamentes, im Geist weit hinaus gesehen, und schon damahls, mit einem neuen Liede, gleichsam voraus, die neuen Wohlthaten Gottes gelobet, welche seinen Gläubigen, besonders durch Aufrichtung eines neuen Bundes, auf tausenderley Art und Weise, im geist= und leiblichen erweisen würde.[25]

Doch da Gott es, David und seiner Kirchen, auch schon damahls, an neuen Wohlthaten nicht mangeln ließ, so konnte es ihm, auch an Gelegenheit und Materie, neue Lieder zu dichten, nicht fehlen. Dahero heisset hier unfehlbar auch dieses, ein neues Lied, das einen neuen Jnhalt in sich faßt, und von den neuesten Thaten, erwecklich handelt, die Gott seiner Kirchen, und derselben Gliedmassen, täglich erweiset. Von diesem neuen Liede aber sagt David, Gott habe es ihm in seinen Mund gegeben.

Sonst möchte, bey dem gesegneten Reichthum so vieler tausend neuen und lieblichen LIeder, einem die Wahl, und zusagen, welches denn das beste sey? fast schwer fallen. Aber es ist unstreitig, dasjenige, das allerbeste, das der Herr selbst in unsern Mund giebt. Gott ist Ly BibelstelleJakobus 1,17 Jac. 1, 17.selbst das allerhöchste Gut.[26] Daher muß auch das, was er uns giebt, vollkommen gut, ja das allerbeste, seyn. Es sey nun, daß wir allhier nur die Gelegenheit, die uns Gott an die Hand giebt, ingleichen die Materie, und die vielen Wohlthaten, die, unsern Gott zuloben, uns aufmuntern sollen, oder auch die Art und Weise selbst, ja die Worte, mit wel= [S. 10] chen wir unsern Gott lobsingen, verstehen wollten; So hat David dennoch, von diesem seinem neuen Liede, ganz recht gesagt, der Herr habe ihm solches in seinen Mund gegeben. Denn ja David, unter die heiligen Männer Gottes, mit oben an zu zehlen ist, welche 2. Pet. 1, 22.geschrieben, Ly Bibelstelle2 Petrus 1,22 geredet, und also auch gesungen haben, getrieben von dem Heiligen Geist. Was sonst etwan nur, ein eitler Sinn, aus menschlichem Willen, aus seinem Welt=Gehirne, nach einer poetischen Phantasie, erdichtet, und in Reime zwinget, das mag wohl auch, gewiß, sehr gezwungen und unangenehm, in den Ohren Gottes klingen. Hingegentheils, welches der Geist Gottes, durch die Feder und Zungen heiliger Männer, Ps. 45, 2.als durch den Ly BibelstellePsalmen 45,2 Griffel eines guten Schreibers, in der Seele eines mit Gott vereinigten Dichters, selbst verfertigen hilft, das klinget in dem Heiligthum Gottes, recht lieblich, recht schön. Lw MusikwerkAhle, Johann Rudolf: Liebster Jesu, wir sind hier Gutes Dencken, gutes Dichten, mußt du, Herr, ja selbst in uns verrichten.[27]

Und von dergleichen Art und Gattung, war gewiß das neue Lied, so der Herr, dem Könige David, in seinen Mund gegeben, zu loben unsern Gott.

Theuerste Seelen! Da nun auch uns der Herr, unser Gott, heute, neue Gelegenheit, neue Materie, Jhm ein neu Lied anzustimmen an die Hand giebet; ey! so lasset uns forschen und genau untersuchen, o selbiges auch alle diejenige Eigenschafften habe, die besonders neue Lieder haben sollen. Wir werden solches lernen können, an dem neuen Liede, welches auch Lb PersonJohannes (Apostel) Johannes, der Schoos=Jünger Jesu, in einem angenehmen und Lehr=reichen Gesichte, ehemahls zu hören, von Gott gewürdiget wurde, und welches uns, der Geist des Herrn, in unserm Ly BibelstelleOffenbarung 14,1–5 Apocalyptischen Texte, sehr schön beschreibet. Wohlan! dieses soll, uns zu einem Probier=Stein, sowohl aller neuer Lieder, als auch der Sänger selbst dienen. Wir wollen daher uns vorstellen

Proposit[io].Das neue Lied des auch heute andächtig singenden Freybergs,

Und darbey in geheiligte, Gott gebe! erbauliche Betrachtung ziehen

[S. 11]

I. Die Beschaffenheit der Sänger, und
Die Beschaffenheit des Liedes selbsten.

Mein Jesu! lehre du uns, auch singen, und beten, wie du deine Jünger zu betren gelehret hast. Alsdenn, Lw MusikwerkAnonym: Ach Gott wie manches Herzeleid wenn ich in Nöthen beth und sing, so wird mein Herz recht guter Ding.[28] Alsdenn können wir, als gute Sänger, in der Sing=Schule deines Geistes, auch einander, also desto freudiger zuruffen.

Lw MusikwerkNicolai, Philipp: Wie schön leuchtet der Morgenstern Zwingt die Saiten in Cythara,
Und lasst die süsse Musica,
Ganz freudenreich erschallen,
Daß ich möge mit Jesulein
Dem wunderschönen Bräutgam mein,
Jn steter Liebe wallen!
Singet, springet,
Jubiliret, triumphiret,
Danckt dem Herren,
Groß ist der König der Ehren.
[29] Amen!

Tractat[io].Allerliebste in Gott! Es hat zwar der Weisheit Gottes gefallen, die Schicksaale seiner Kirche, und wie es diesem seinem kleinem Creutz=Reiche, von Christi Himmelfahrt an, bis an das Ende der Welt ergehen werde, dem heiligen Lb PersonJohannes (Apostel) Johanni, den Jesus lieb hatte, in unterschiedlichen Gesichten zu offenbahren. Allein es bleibt dieses Buch, obgleich nicht in Sachen, so den Glauben und unsere Seeligkeit anbelangen, sondern nur in einigen Historischen Dingen, wohl noch ein verschloßnes Buch. Wiewohl, durch die unermeßliche Barmhertzigkeit desjenigen guten Geistes, der uns in alle Wahrheit leitet, die Erleuchtung in göttlichen Dingen, zu unserer Zeit, gewiß auch darinne, so gewachsen, daß es Gott, manchem muntern, und zum Himmelreich gelehrten Theologo, innerhalb funfzig und mehr Jahren, diese und jene Schwierigkeit aufzu schliessen, und vieles, so in vorgein Zeiten sehr dun= [S. 12] ckel und ganz unauflöslich geschienen, in ein helleres Licht zu setzen gelingen lassen. Wir glauben auch gewiß, Gott werde, seiner Kirchen, noch mehrere Männer erwecken, welche der Wahrheit des Evangelii gehorchen, und dessen Lauterkeit lieben, mithin durch inbrünstiges Gebet und unermüdeten Fleiß, den Schlüssel zu mehrerm, so in diesem Buch, etwan manchem, annoch verschlossen zu seyn, scheinen möchte, finden werden. Und diesen suchen wir auch jetzo, bey Aufschliessung und Erklärung unsers Ly BibelstelleOffenbarung 14,1–5 Apocalyptischen Textes, und hoffen selbigen, in Krafft des heiligen Geistes, zu erlangen, als dessen Leitfaden wir auch jetzo nachgehen, da wir betrachten wollen

I. Die Beschaffenheit der Sänger des hier beschriebenen neuen Liedes.

1) Vor wem sie singen?Djese erhellet aus unterschiedlichen Umständen. Johannes siehet ein Lamm stehen, auf dem Berge Zion, und mit ihm hundert und vier und viertzig tausend, die hatten den Namen seines Vaters, geschrieben an ihre Stirne.

Καὶ εἶδον, καὶ ἰδοὺ JÜbers.: Und ich sahe, und siehe.Es heist: Ly BibelstelleOffenbarung 14,1 Und ich sahe, und zwar gewiß, nicht etwan in einer Phantasie oder Einbildung, sondern aus einer göttlichen Offenbahrung. Er siehet mit Aufmercksamkeit sein selbst, und alles desjenigen, was ihm gezeiget wurde. Er ermuntert auch andere zu genauer Betrachtung auf. Denn nach dem Grund=Texte heist es eigentlich: Ly BibelstelleOffenbarung 14,1 Und ich sahe, und siehe, ein Lamm. Was ist das vor ein Lamm? Solches kennet ihr schon, geliebteste Seelen! Es ist das mehr, als goldene Agnus Dei, das Joh. 1, 29. Ly BibelstelleJohannes 1,36 36.Ly BibelstelleJohannes 1,29 Gottes Lamm, das der Welt Sünde träget,[30] wie Lb PersonJohannes der Täufer (fl. 28) Johannes, der Täufer, zweymahl solches beschreibet. Das Lamm, auf Es. 53, 7.welches der Herr unser aller Sünde warf; das Lamm, das gleichwohl, da es gestraft und gemarter wurde, seinen Mund nicht aufthat, Ly BibelstelleJesaja 53,7 wie ein Lamm, das zur Schlacht=Banck geführet wird. Das ist das rechte 1. Cor. 5, 17.[31]Oster=Lamm, für unsere Sünde geopfert.[32] Das Ly Bibelstelle1 Petrus 1,19 1. Pet. 1, 19.unschuldige und unbefleckte Lamm, durch dessen theures Blut, wir erlöset sind.[33] Das ist das Lamm, das, sowohl dem göttlichen Rathschluß, Ly BibelstelleOffenbarung 18,8 Offenb. 18, 8.als auch seiner Krafft und Würckung nach, erwürget ist vom Anfang der Welt. [S. 13] ἀρνίον JÜbers.: Lamm.Dieser Christus heist nun auch hier ein Lamm, oder vielmehr, nach der Sprache des Heil[igen] Geistes, nur ein Lämmgen, gleichwie er auch, neun und zwanzig mahl, in diesem Buch also, und nicht anders, genennet wird. Vermuthlich wegen seiner, in den Augen der Welt, verächtlichen, unansehnlichen, und ohnmächtigen Gestalt! Ein Lämmgen, in Gegeneinanderhaltung jenes ungeheuern Thiers, welches Johannes vorher, aus dem Meere des wilden Heydenthums, aufsteigen sahe, das c. 13, 1.Ly BibelstelleOffenbarung 13,1 sieben Häupter und zehen Hörner, auch auf seinen Häuptern zehen Cronen, und auf seinen Häuptern Namen der Lästerung hatte, und von der Erde, und die drauf wohneten, angebetet wurde.

ἑςηκὸς JÜbers.:Dieses Lamm aber, so schwach und elend, den äusserlichen Ansehen nach, war, ward doch nicht sitzend, oder auf einem weichen Bette liegend, sondern stehend, von Lb PersonJohannes (Offenbarung) Johanne gesehen. Wordurch ohnfehlbar seine Standhafftigkeit, seine Wachsamkeit, seine Gegenwart, seine Bereitwilligkeit, seine Krafft und Stärcke zuhelfen, angedeutet ward. Denn dieses alles ja wir, von unserm Gottes=Lamm, uns zu versprechen haben.

ἐπὶ τὸ ὄρος Σιὼν JÜbers.: Auf dem Berge Zion.Aber wo stund es denn?[34] Auf dem Berge Zion. Das war der schöne Berg Bottes, auf dessen einer Spitze, ehemahls die Stiffts=Hütte, nebst der Königl[ichen] Burg Davids, auf der andern Spitze aber Ly BibelstelleJesaja 31,9 Es. 31, 9.der Le Geographicumg Gebäude: Jerusalem, Tempel Tempel Salomonis gebauet war. Auf diesem Berge hatte Gott vormahls sein Feuer und Heerd.[35] Ps. 26, 8. Dis war der Ort, da seine Ehre wohnte,[36] und allwo er seines Namens Gedächtniß gestifftet hatte. Ly BibelstelleExodus 20,24 2 Mos. 20, 24. Ly BibelstelleExodus 23,17 c. 23, 17.Dahin muste alles, was männlich war, des Jahrs dreymahl kommen, und den öffentlichen schönen Gottesdiensten des Herrn, daselbst beywohnen.

Daher war dieser Berg ein Fürbild der Kirche des neuen Bundes. Nun wurde zwar alles auf selbigem Berge, besonders der prächtige Tempel, bald nach diesem Gesichte Lb PersonJohannes (Offenbarung) Johannis, verheeret und verwüstet, so daß Ly BibelstelleMatthäus 24,2 Matth. 24, 2kein Stein auf dem andern gelassen wurde.[37] Es konnte aber doch die Kirche Gottes nicht verwüstet, oder ganz und gar ausgerottet werden. Matth. 16, 18.Denn weder die Pforten der Höllen, noch vielweniger, das vielhörnigte Thier, konnte selbige überwinden.[38]

[S. 14]

Auf diesem Berge nun, sahe Johannes, das Lamm Gottes stehen, und mit selbigem, ein grosses Chor schöner Sänger. Diese stehen nicht alleine, nach Art der heutigen Sonderlinge. Sie verschliessen sich nicht etwan in einen Winckel, oder sondern sich ab, von dem öffentlichen Gottesdienst: sondern sie stehen auf dem Berge Zion, in der Christlichen Kirche, und deren öffentlichen Versammlung, und zwar zugleich mit dem Lamme, mit Christo, und in dessen allerheiligsten Gesellschafft. Sie stehen mit Christo, und seiner Gemeinde, auf das genaueste vereiniget, als ein Braut mit ihrem Bräutigam, als Glieder mit ihrem Haupte, als ein Volck mit seinem Könige, als ein Kriegs=Heer mit seinem Feld=Herrn. Sie liegen nicht etwan, als Uberwundene, auf der Erde, und zu Füssen ihrer Verfolger; sondern sie stehen Ly Bibelstelle1 Korinther 16,13 Cor. 16, 13aufgericht, veste im Glauben, und haben auch noch vesten Fuß in seiner Kirche.

Das zeigt hier der Geist Gottes an, und weiset sehr tröstlich, wie daß, nachdem die heydnischen Christen, durch ihr vielköpfiges Thier, welches er im vorigen Capitel beschrieben, die heil[ige] Stadt Gottes, die wahre Kirche, verwüstet haben, und meynen würden, als ob sie schon alles unter ihre Bothmässigkeit gebracht hätten, doch, der untergedrückte Haufe der Gläubigen, auf einem andern Ort, des Berges Zions, Ly BibelstellePsalmen 68,16 Ps. 68, 16.als eines grossen und weiten Gebürges,[39] an einem andern Orte der Welt, plötzlich wieder hervor kommen würde. Denn Gott doch seine Kirche, auch unter der herrschsüchtigen Tyranney, des mit vielen Cronen gezierten Thiers, erhalten würde[.] O eine seelige, aber auch grosse Gesellschafft!

3) Wie groß ihre Anzahl?Denn die vor Christo, dem Lamme, auf dem Berge Zion, stehen und singen, werden uns ferner, ihrer grossen Anzahl nach, beschrieben. Es sind derselben hundert und vier und viertzigtausend. Eben so viel, Ly BibelstelleOffenbarung 7,4 c. 7, 4.als oben versiegelt wurden, von allen Geschlechten der Kinder Jsrael.[40] Was bedeutet aber diese Anzahl? ist etwan daraus zu beweisen, daß eine gewisse Anzahl der Gläubigen und Auserwehlten, wie schon ietzo, nach dem, von den Calvinisten erdichteten, unbedingten Raths=Schlus= [S. 15] se des grossen Gottes, also auch in jenem Leben seyn werde? Wir halten es nicht dafür, sondern glauben, daß hier der Geist Gottes durch diese runde und gebundene Zahl, nicht eben eine gewisse, sondern nur grosse Anzahl, welche die Arithmetica Sacra, und die biblische Rechen=Kunst, uns aufschliesset, andeuten wollen. Denn einhundert vier und vierzig, ist eine Qvadrat-Zahl, deren Wurzel Zwölfe ist. Und diese ist ja auch eine in Heil[iger] Schrift ganz gemeine Zahl, Ly BibelstelleExodus 24,4 2. Mos. 24, 4 Ly BibelstelleExodus 15,17 2 Mos. 15, 17 Ly BibelstelleNumeri 33,9 4 Mos. 33, 9 Ly BibelstelleNumeri 7,84 c. 7, 84. Ly BibelstelleOffenbarung 21,12.14.21 Offenb. 21, 12. 14. 21.massen wir zwölf Patriarchen, zwölf Stämme Jsrael, zwölf Säulen an Lb PersonMoses Mosis Altar, zwölf Wasser=Brunnen, in Le Geographicumf Ort: Elim Elim, zwölf silberne Leuchter, zwölf silberne Schüsseln, zwölf Apostel, zwölf Thore, und auf diesen Thoren zwölf Engel, und die Namen der zwölf Geschlechte Jsrael, ja noch mehr, in heil[iger] Schrift finden.[41] Aus dieser gezwölften Zahl, nehmen und halten wir nun jetzo, die zwölf Patriarchen, und die zwölf Apostel gegen einander. Gleich wie aus dem [sic] zwölf Patriarchen, Jsrael herkam nach dem Fleisch; also kommen auch durch die zwölf Apostel, die Jsraeliten nach dem Geist her. Denn diese geistlichen Jsraeliten sind erbauet auf den Grund der Ly BibelstelleEpheser 2,20 Eph. 2, 20.Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist. Werden nun diese geistliche Jsraeliten, durch ihre Wurzel zwölfe, in zwölfmahl zwölf tausend vervielfältiget, so entstehet daraus die Zahl ein hundert und vier und vierzig tausend, welche hier, nach der Gewohnheit des Heil[igen] Geistes, nicht sowohl eine gewisse, als eine sehr grosse Anzahl andeutet. Denn freylich diese, gegen die kleinere Zahl der geistlichen Jsraeliten des Alten Testaments, gehalten, sich allerdings gar sehr vermehrete, nachdem Christus, der Welt Heyland, nicht allein, als der Jüden, sondern auch der Heyden Gott sich erwiesen, und sich, aus Jüden und Heyden, eine grosse Gemeinde, durch sein eigen Blut, erworben hatte. Und also waren die heiligen Sänger, die Johannes hörete, der Anzahl nach sehr viel.

4) woran erkennet man sieDiese aber waren auch sehr kenntbar. Denn Johannes beschreibet sie uns auch, nach einem gewissen Zeichen, welches ohnfehlbar ein ieder an sich truge. Gleich wie die Anbeter des obbeschriebenen, grossen und ungeheuren Thiers, an ihrer Stirne, und an ihrer rechten Hand, mit dessen Mahlzeichen gezeichnet waren; also hatten auch diese einhundert, vier und [S. 16] viertzig tausend, seines, des Lammes, Vaters Namen geschrieben, an ihrer Stirne. Das war der allerheiligste Name Iehovah, welchen sie, als geistliche Priester, nach Art der Hohenpriester des Alten Bundes, gleichsam auf ihrem Stirn=Blatt trugen.

Sonst an der Stirne bezeichnet zu werden, war ehemahls nicht so gar ungewöhnlich.[42] Lb PersonEzechiel Hesekiel, der Ly BibelstelleEzechiel 9,4 c. 9, 4.Prophet des Herrn, mußte einsmahls, auf Befehl Gottes, durch die Stadt Jerusalem gehen, und die Leute, so da seufzeten und jammerten, über alle Greuel, die darinne geschahen, mit einem Zeichen an der Stirne bezeichnen. Welche aber damit bezeichnet waren, die durften nicht erwürget, ja nicht einmahl angerühret werden. Der Würg=Engel muste vor ihnen, wie vor denen in Le Geographicumh Territorium: Ägypten (Altertum) Egyptland mit Blute bestrichenen Thür=Pfosten, vorüber gehen.

Und schon bey den Heyden, pflegten ehemahls die Herren, ihre Namen, oder sonst gewisse Zeichen, ihren leibeigenen Knechten, an die Stirne zu brennen, und selbige zu brandmahlen, damit man sie desto eher, wessen Eigenthum sie wären, oder wem sie zugehörten, daran erkennen konnte. Ja! selbst die ersten Christen, thaten solches, und brandmahlten sich an ihrer Stirne, gemeiniglich mit dem Zeichen des heiligen Creuzes, um sich gleichsam damit zu versiegeln, damit sie hierdurch den Heyden, und wie sie Christo, dem gecreuzigten, zugehörten, desto kenntbarer werden möchten. Denn was an der offenen und treuen Stirne stehet, kan man bald sehen, und macht die Person desto kenntbarer.

Deßwegen hatten auch diese heiligen Sänger, den Namen des Lammes, und seines Vaters, an ihrer Stirne, und wurden Ly BibelstelleOffenbarung 7,4 c. 7, 4.damit gleichsam, wie ihre Mitknechte, an ihrer Stirne versiegelt,[43] anzuzeigen, daß sie Gott und seinem Lamme, und sonst niemand in dieser Welt, anhiengen und zugehörten. Denn man sollte Es. 61, 9.Ly BibelstelleJesaja 61,9 ihren Saamen kennen unter den Heyden, und ihre Nachkommen unter den Völckern, daß, wer sie sehen würde, sollte sie kennen, daß sie ein Saame seyn, gesegnet dem Herrn. Und so hatte es der Herr, ihr Bundes=Gott, ihnen verheissen. An deren Stirne, der Nahme des Herrn seyn würde, dieselben sollten auch dessen Angesicht, vor dem Stuhl Gottes und Ly BibelstelleOffenbarung 22,4 Offenb. 22, 4. Ly BibelstellePsalmen 17,15 Ps. 17, 15.des Lammes, dereinsten schauen in Gerechtigkeit, sie sollten satt werden, wenn sie erwachen würden, nach seinem Bilde.[44]

[S. 17]

O ein nutzbares Merckmahl, ein herrliches Zeichen, den Nahmen Gottes an seiner Spr. 18, 10.Stirne tragen! Denn Ly BibelstelleSprichwörter 18,10 der Nahme des Herrn ist, ja schon hier in dieser Welt, ein festes Schloß. Der Gerechte läuft dahin, und wird beschirmet!

5. Von wem sie dieses Lied gelernet?Diese, mit dem Nahmen Gottes, an ihrer Stirne bezeichnete Sänger sungen nun ein neues Lied. Aber von wem hatten sie es denn gelernet? Johannes hörete eine Stimme. Bisher hatte er nur gesehen, und war einer allerseligsten Augen=Weyde, von Gott und seinem Lamme, gewürdiget worden. Denn was kan seliger, was kan heylsamer, was kan tröstlicher seyn, als Jesum sehen? Nun wurde auch sein Gehör mit einer Stimme erqvicket. Denn Johannes hörete eine Stimme, und woher? Vom Himmel. Wir mögen nun den Freuden=Himmel der triumphirenden Kirche, oben über aller Himmel Himmel, oder den Kirchen=Himmel, der noch hier auf Erden streitenden Christen, verstehen, so können wir glauben, an beyden Orten treffen wir Seelen an, denen das Lob und die Eigenschafften guter Sänger gebühren. Jst die vom Johanne gehörte Stimme, aus dem Freuden=Himmel erschollen, so ist das ohne Zweifel die Stimme vieler heiligen Engel gewesen, welche Johannes auch schon oben hörete, und welche sich gern, zu dem Singen und dem Gebeth der Gläubigen gesellen. Es war darbey ohnfehlbar die Stimme der, allbereit zur vollkommenen Herrlichkeit der Kinder Gottes gelangten, seligen Himmels=Bürger. Anietzo hörete Johannes, die Ly BibelstelleHebräer 12,13 Ebr. 12, 13[45]Gemeinde der Erstgebohrnen, die im Himmel angeschrieben sind, und die Geister der vollkommenen Gerechten, als Glieder der triumphirenden Kirche, schön singen.

ὑδάτων JÜbers.: Der Wasser (Genitiv plural).
πολλῶν, JÜbers.: Vielerlei.
Je stärcker nun das Chor und der Haufen, derer, die da sungen, desto grösser war der Hall und Schall solcher Stimme. Es war eine Stimme grosser, oder, nach dem Grund=Text, vieler Wasser, welche bey starckem Platzregen vom Himmel fallen, und mit grossen Fluthen daher rauschen, so, daß Ly BibelstellePsalmen 42,8 Ps. 42, 8.offtmahls, hier eine Tiefe, und da eine Tiefe, brauset.[46] Kommt denn dazu, daß zugleich der Gott auf grossen Wassern, der Gott der Ehren, donnert,[47] ey! so erbebet das Erdreich, und wird Ly BibelstellePsalmen 29,3.8 Ps. 29, 3. 8.bewegt, alles, was die donnernde, und wie Feuer=Flammen hauende, Stim= [S. 18] me Gottes mit anhöret. Eine solche mächtige, durchdringende, weit und breit erschallende, ja recht donnernde Stimme, hörete jetzo Johannes vom Himmel. Doch dasjenige, was hier etwan noch schrecklich darbey anzuhören war, wurde lieblich und angenehm gemacht. Denn Johannes hörete nicht allein eine Stimme, als eines grossen Wassers, und als eines grossen Donners, sondern die Stimme, die er hörete, war, als der Harfen Spieler, die auf ihren Harfen spielten.

Das war ehemahls, das Amt der Leviten, im Alten Testament, daß sie nicht allein den Tempel bewachen, und den Priester, bey öffentlichem Gottesdienste, Handreichnung thun, sondern auch auf Psaltern und Harfen spielen, und die Kirchen=Music bestellen mußten. Weil sie denn nun schon damahls, als Knechte des Herrn, die da auch des Nachts im Hause des Herrn stunden, und den Herrn lobten, ein deutliches Fürbild der Gläubigen, besonders der Lehrer und Prediger des Neuen Testaments, waren; so wird auch hier die hellklingende Stimme dieser himmlischen Sänger, mit jenen Harfen=Spielern, schön verglichen. Denn gleichwie eine genaue Harmonie und richtige Uebereinstimmung aller Stimmen, die Seele und das Leben einer schönen Music ist: also harmonirten auch die, annoch in der streitenden Kirche, sich befindenden Gläubigen, mit der Stimme der Auserwehlten, in der triumphirenden Kirche auf das genaueste, und waren, schon hier in dieser Welt, mit ihnen eines Sinnes und eines Geistes.

Und obgleich, den Bösen zum Schrecken, die Stimme der Lehrer, auch dann und wann, sey wie die Stimme vieler Wasser, und wie die Stimme eines grossen Donners; so klinge doch den Gläubigen, die Stimme des Evangelii, viel lieblicher und angenehmer, als die Stimme der trefflichsten Harfen=Spieler, durch deren gute Eintracht und Anmuthigkeit, auch andere Gläubigen, der Stimme dieser himmlischen Sänger zum Lobe Gottes mit einzustimmen angereizet würden. Sollten auch gleich grosse Wasserwogen vieler Trübsaale, und starcke Wellen der göttlichen Straf=Gerichte, wie ein Donnerwetter, über sie ausbrechen, sollte es doch auch hier heissen; Lw MusikwerkTeschner, Melchior: Ist Gott für mich, so trete M So offt ich singe, ruff und bete, weicht alles hinter mich.[48]

[S. 19]

Diese Sänger sungen nun, wie ein neu Lied, nicht allein vor dem Stuhl, oder dem Thron des grossen Gottes, sondern auch in dem Angesicht, und in Gegenwart der vier Thiere und der Aeltesten. Abermahl eine angenehme Gesellschaft. Wenn wir auch gleich hier wiederum, nur eine gewisse, für eine ungewisse Zahl, nehmen, und nicht eben sagen können, daß durch die, oben schon weitläuftig Ly BibelstelleOffenbarung 4,6 c. 4, 6.beschriebenen, vier Thiere, die vier Evangelisten, und durch die Aeltesten, deren sonst vier und zwanzig gezehlet werden, hier allein die zwölf Ertz=Väter des alten, und die zwölf Apostel des neuen Testaments, welche solcher gestalt also vier und zwanzig zusammen ausmachen, und durch die vier und zwanzig Ordnungen des Levitischen Priesterthums und ihrer Aeltesten, gleichergestalt abgebildet worden. Denn wir gewisser glauben, daß die ganze triumphirende Kirche hier verstanden und angedeutet werde.

6) Wie ihr Christenthum beschaffen gewesen.Diese Glieder der triumphirenden Kirche, waren Lehrer und Vorsänger dieses neuen Liedes, welches niemand, ohne die hundert und vier und viertzig tausend, lernen konnte. Denn diese waren erkauft von der Erden, oder wie es hernach heisset: Sie waren Ly BibelstelleOffenbarung 14,4–5 erkauft aus dem Menschen zu Erstlingen, Gott und dem Lamme. Sie waren mit Weibern nicht beflecket, sondern Jungfrauen, und folgten dem Lamme nach, wo es hingehet. Ja in ihrem Munde war kein falsches funden, denn sie waren unsträflich vor dem Stuhl Gottes.

Treffliche Eigenschafften andächtiger Sänger! Lasset uns, meine Theuersten, ein wenig darauf Acht haben. Diese Sänger waren erkauft von der Erde, und aus den Menschen. Beyde Redens=Arten haben wohl einerley Bedeutung. Der Mensch ist, nach dem allergerechtesten Ly BibelstelleGenesis 1,19 1. Mos. 1, 19[49]Ausspruch seines Schöpfers selbst, Erde und von Erde genommen,[50] muß auch wieder zur Erde werden. Beydes ist eine Abbildung der sündlichen und vergänglichen Eitelkeit. Davon waren diese Sänger, schon in der streitenden Kirche, befreyet und erkauft, 1. Petr. 1, 18. 19. Ly Bibelstelle1 Petrus 1,18 nicht mit vergänglichem Silber oder Golde Ly Bibelstelle1 Petrus 1,19 sondern mit dem theuren Blute Christi, als Rom. 8, 21.eines unschuldigen und unbefleckten Lammes. Sie waren frey Ly BibelstelleRömer 8,21 von dem Dienst des vergänglichen Wesens, zu der herrlichen Freyheit der Kinder Gottes. Jhr liebster Heyland [S. 20] hatte sie erwehlet von der Welt, darum hassete sie die Welt,[51] wie er selber sagt, Joh. XV, 19. Doch diese Redens=Art, von der Erden und aus den Menschen erkauft, zielet ohnfehlbar noch auf etwas mehrers. Christus, der einige Heyland der ganzen Welt, hat alle Menschen in der Welt, die iemahls gelebet, und noch leben werden, mit seinem theuren Blut erlöset. Sein Verdienst ist ein allgemeines Verdienst, und gehet alle Menschen an. Aber weil viele, ja die meisten Menschen, solches im Glauben nicht annehmen, und sich solches zueignen wollen, sondern an der Erde kleben bleiben; so haben die Gläubigen und Auserwehlten vor jenen, noch etwas weit besseres. Diese hat ihr Goel,[52] ihr Bluts=Freund, von der Erde, aus dem Haufen der Menschen, die an dem irdischen hangen, ja die Welt, und was die Welt ist, lieber haben als den Himmel und ihre Seligkeit, erkauft mit seinem Blut. Sie haben daher, noch nähern Zugang, zu dem Gnaden=Stuhl ihres Jesu. Denn er hat sie vor andern erkauft, und zwar zu Erstlingen. Denn sie sollten seyn, unter den ersten, am Feuer vieler Trübsalen und Ly BibelstelleLevitikus 2,14–15 3 Mos. 2, 14. 15.der Verfolgung gerösteten Waizen=Aehren, welche sie Gott und dem Lamme, zum Opfer, und zu einem süssen Geruch, darbringen sollten.[53] Die Erstlingen waren alsdenn das Eigenthum, dem sie dargebracht worden. So hatte auch Christus, das Lamm Gottes, diese Sänger theuer erkauft, sich und seinem himmlischen Vater zum Eigenthum. Denn sie sollten sein eigen seyn, und in seinem Reiche unter ihm leben, und ihm dienen, in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seeligkeit.

Und das thaten sie auch. Denn der Geist Gottes selbst giebt das Zeugniß, daß sie mit Weibern sich nicht beflecken, sondern Jungfrauen gewesen. Und zwar nicht allein dem Leibe nach, welchen sie, als einen Tempel des Heil[igen] Geistes, durch Hurerey und Ehebruch, nicht verderbet, noch ihre Glieder, die Christi Glieder sind, zu Huren=Gliedern gemacht hatten; sondern auch der Seelen nach. Allermassen sie, Ly Bibelstelle2 Korinther 7,1 2 Cor. 7, 1.sich von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes zu reinigen[54], und mit der Heiligung, ohne welche niemand wird Ly Bibelstelle1 Korinther 11,2 2 Cor. 11, 2.den Herrn sehen, in der Furcht Gottes fortzufahren, sich äusserst bestrebten. Sie waren vertrauet, einem Manne, der heißt Jesus Christus, der Bräuti= [S. 21] gam ihre Seelen, dem sie, als eine reine Jungfrau, zugeführet werden sollten. Darum machten sie ihre Ly BibelstelleJakobus 4,8 Jac. 4, 8.Hertzen keusch,[55] und waren, wie Lb PersonSulamith Sulamith, Hohel. 4, 12.Ly BibelstelleHohelied 4,12 ein verschlossener Garten, eine verschlossene Quelle, und ein versiegelter Born.

Doch zielet ohnfehlbar der Heil[ige] Geist, allhier insonderheit, auf die Enthaltung von derjenigen Hurerey, und demjenigen Ehebruch, unter dessen Bilde in Heil[iger] Schrift, ofters die Abgötterey und der falsche Gottesdienst, als ein Greuel in Gottes Augen, vorgestellet wird. Der Heil[ige] Geist gab auch hiermit diesen Sängern das Zeugniß, daß sie nicht Ly BibelstelleDeuteronomium 31,16 5 Mos. 31, 16.fremden Göttern nachgehuret, die Götzen=Bilder nicht angebethet, und durch erdichteten falschen Gottesdienst, sich niemahls verunreiniget hätten,[56] mithin nicht treulos an Gott und ihrem Jesu geworden, sondern stets, als reine Jungfrauen, geblieben wären.

Dahero diese Worte nicht in dem Verstande anzunehmen, als ob diese hundert und vier und vierzig tausend, das Gelübde der ewigen Keuschheit auf sich genommen, und niemahls in den Stand der Ehe, dessen Stifter doch Gott selbst ist, getreten wären. Denn sonsten folgen würde, daß dieses lauter Jungfrauen, und solche Männer gewesen, welche niemahls ehelich gelebet hätten. Sondern es waren solche Christen, Ly Bibelstelle1 Korinther 7,29 1. Cor. 7, 29.welche zwar Männer und Weiber gehabt, aber gethan, als hätten sie keine,[57] Ly Bibelstelle1 Thessalonicher 4,4 1. Thess. 4, 4.auch sonst ihr Faß, in Heiligung und Ehren, und frey von aller Verfälschung der wahren Religion, zuverbleiben, eifrigst gesucht, auch ihre Ly Bibelstelle1 Petrus 1,22 1 Petr. 1, 22.Seelen keusch gemacht hatten, im Gehorsam der Wahrheit, zu ungefärbter Bruder=Liebe.[58]

Jn solcher Reinigkeit des Glaubens und des Lebens, folgten sie auch möglichst dem Lamme nach, wo es hingienge. Sie erkannten, daß, wer Christi Jünger seyn wollte, sich selbst verleugnen, und ihm nachfolgen müsse. Sie sonderten sich daher ab von der Welt, verliessen dieselbige, mit allen ihren Herrlichkeiten, nahmen das Creuz Christi auf sich täglich, und folgten ihm nach, durch dicke und dinne, durch Freud und Leid, in guten und bösen Tagen. Nichts, nichts, konnte sie Ly BibelstelleRömer 8,35 Rom. 8, 35.scheiden von der Liebe ihres Jesu, weder Trübsal noch Angst, weder [S. 22] Verfolgung, Hunger, noch Blösse, weder Gefährlichkeit, noch Schwerd,[59] weder Tod, noch Leben. Sie folgten dem Lamme nach, wo es hingienge.

Ly Bibelstelle1 Petrus 2,2 1 Petr. 2, 2.Und daran thaten sie auch recht. Denn dieses Lamm Gottes hatte ihnen ein Fürbild gelassen, daß sie sollten nachfolgen seinen Fußtapffen. Ly BibelstelleJesaja 53,9 Es. 53, 9. Ly Bibelstelle1 Petrus 2,22 1 Petr. 2, 22. Ly BibelstellePsalmen 32,2 Ps. 32, 2. δόλoς JÜbers.: Betrug.Derowegen war es auch billig, daß sie gesinnet waren, wie Jesus Christus auch war. Weil in dessen Munde niemahls einiger Betrug erfunden worden, so liessen auch sie weder in ihrem Munde, noch Geiste, etwas falsches jemahls finden. Aller Betrug, wie es ebenfalls in der heiligen Sprache heißt, alle Heucheley, alle Bosheit war weit von ihnen entfernet. Es traf an ihnen ein, was Gott durch Lb PersonZephania Zephaniam weissagen lassen: Zeph. 3, 12.Ly BibelstelleZefanja 3,12–13 Jch will in dir lassen über bleiben, ein arm gering Volck, die werden auf des Herrn Namen trauen. Die übrigen in Jsrael werden kein Böses thun, noch falsch reden, und man wird in ihrem Munde keine betrügliche Zunge finden.

Konnten sie auch gleich, nicht allezeit vor weltlichen Richtern und ihren Verfolgern, als unsträflich passiren, sondern sie mußten sich als Ketzer, als Verführer des Volcks, als Gottlose, schelten und nennen lassen; so suchten sie doch, so viel ihnen menschlich und möglich war, vor dem Stuhl Gottes, vor den Thron des Richters über alles Fleisch, vor dem allwissenden Gott Himmels und der Erden, unsträflich und ohne Tadel zu seyn. Jhr Geist ganz samt Seel und Leib, sollte durch den Gott des Friedes, und Ly Bibelstelle1 Thessalonicher 5,23 1. Thess. 5, 23.durch des Lammes Blut, durch und durch geheiliget und unsträflich behalten werden, auf die Zukunft unsers Herrn Jesu Christi.[60]

So sind die heiligen Sänger beschaffen gewesen, welche Johannes singen hörete. Aber lasset uns, Andächtige in Gott! nun auch

II. Nach der Beschaffenheit des neuen Liedes,

mit einander fragen.

Die Güte eines Liedes, beurtheilet man sonst gemeiniglich, immer am ersten, aus dem Verfasser, ob gleich viele in solchem ihrem Urtheil offtmahls gar sehr fehlen. Manches Welt=Kind, [S. 23] hat von seinem Schöpfer, so viele gute Natur=Gaben, erhalten, daß er, seine Gedancken, Reim=weise und mit schönen Worten, auszudrucken, oftmahls viel geschickter ist, als der erleuchteste und in Gottes Wort geübteste Christ.

Andächtige Sänger aber, sehen nicht so wohl, auf den Verfasser, als auf den Jnhalt des Liedes. Denn es ihnen gleich viel ist, es habe solches gemacht, wer es wolle, wenn es nur mit Gottes Wort überein kömmt, und auf ihren Zustand eingerichtet ist. Doch ist das menschliche Hertz gemeiniglich also geartet, daß es glaubt, gleichwie aus einer gesunden, und wegen seiner Reinigkeit bekannten Quelle, das Wasser sicherer zu trincken ist, auch besser schmecket, als aus einer trüben Pfütze; Also werde das Hertz eines andächtigen Sängers, durch das Lied eines, wegen seiner geistlichen Gaben und Gottseeligkeit, gepriesenen Verfassers, viel eher gerühret, als durch dergleichen, so von einem unbekannten, oft nicht allezeit reinen Lieder=Dichter, verfertiget worden.

Dahero wie billig, auch dieses, unter die Glückseligkeiten unserer Evangelischen Kirche, mit zu zehlen ist, daß nicht allein die meisten Gesang=Bücher, den Namen der Verfasser jedes Liedes, anzugeben pflegen, sondern auch noch immer gelehrte Männer aufstehen, welche die Lieder=Dichter fleißig untersuchen, und deren Natur= und Gnaden=Gaben bekannt machen. Denn man wohl weiß, daß ehemahls auch durch falsche und unreien Lieder, falsche und unreine Lehren, in die Kirche Gottes eingeführet, und hierdurch, der Reinigkeit des Glaubens und des göttlichen Worts, grosser Schaden zugefüget worden. Dahero nicht unbillig, daß andächtige Sänger, auch um den Urheber eines Liedes, sich, so viel ihnen nöthig und erbaulich ist, bekümmern.

Wer sollte also uns jetzo verargen, daß wir auch allhier, nach den Verfassern des neuen Liedes, welches Johannes in unserm Texte hörete, sorgfältig fragen? zumahl, da der Geist Gottes, obschon ihre Nahmen, doch nicht ihre Tugenden und Gottseeligkeiten uns verhehlet, sondern diese weitläufig genung beschreibet. Denn es waren nicht allein die heiligen Engel, und allbereit seligen Himmels=Bürger, sondern auch Männer, die mit Weibern nicht beflecket, und als Jungfrauen mit ihrem Heylan= [S. 24] de im Glauben auf das genaueste vereiniget, durch sein Blut, von der Erde und den Menschen, erkauft, ihm als dem Lamme Gottes, durch Creuz und Leiden, nachfolgten, keinen falschen Gottesdienst in ihrem Hertzen und Munde führen, sondern die Warheit des göttlichen Worts auch mit ihrem Blute zu besiegeln, sich nicht geweigert hatten.

Doch irren wir nicht, wenn wir sagen, daß unter diesen hundert und vier und vierzig tausend Sängern, auch ohnfehlbar gottselige Weiber und Jungfrauen gewesen, Ly Bibelstelle1 Petrus 3,7 1. Pet. 3, 7.welche, als Miterben der Gnade des Lebens, gleich den Männern, das neue Lied, vor den Stuhle des Lammes erlernet und gesungen haben. Es ist ohnedem das weibliche Geschlecht, von Gott und der Natur, vielmahls mehr, als das männliche Geschlecht, mit klaren und hellen Stimmen begabet. Ja! man findet auch wohl unter selbigen, welche es, in der Dicht=Kunst, manchen Männern zuvor thun, und unter den sinnreichesten und muntersten, wir wollen nur wünschen, allzeit geistlichen Poeten, einen grossen Rang erhalten.

Und dessen können sich ja, unsere Zeiten, nicht allein, rühmen. Schon in den Tagen des alten Bundes, heißt es nach dem Ausgange der Kinder Jsrael, aus dem Dienst=Hause Pharaonis, und derselben Lm Ereignislegendär: Zug der Israeliten durch das Rote Meer Durchgange mit trockenem Fusse, durchs rothe Meer: 2. Mos. 15, 20. 21.Ly BibelstelleExodus 15,20–21 Lb PersonMirjam Mirjam, die Prophetin, Lb PersonAaron Aarons Schwester, nahm eine Paucke in ihre Hand, und alle Weiber folgten ihr nach hinaus mit Paucken am Reigen. Und Mirjam sang ihnen vor: Lasset uns dem Herrn singen, denn er hat eine herrliche That gethan, Mann und Roß hat er ins Meer gestürtzet. An welchem Sieges=Liede denn, auch David, sich noch ergötzte, wenn er in einem seiner Psalmen der Mirjam nachsange: Ps. 68, 26.Ly BibelstellePsalmen 68,26 Die Sänger gehen vorher, darnach die Spiel=Leute unter den Mägden, die da paucken.Richt. 5, 1.Und wie heldenmüthig, stimmte nicht, die Prophetin Lb PersonDebora Debora, ihr Sieges=Lied an, als Gott die Kinder Jsrael, aus der Hand Lb PersonJabin Jabins, des Königs der Cananiter, erlöset, und dessen Feld=Hauptmann, Lb PersonSisera Sissera, durch der Lb PersonJael Jael Hand, hatte fällen lassen.

Wir irren auch nicht, wenn wir sagen: Diese beyde grosse Sängerinnen des alten Bundes, sind Fürbilder der grossen Gottes Gebährerin, der Jungfrauen Lb PersonMaria Marien, als der Gebenedeyeten unter den Weibern, gewe= [S. 25] sen. Denn wie schön muß es nicht geklungen haben, als diese ihr Magnificat, Ly BibelstelleLukas 1,46 meine Seele erhebet den Herrn, Luc. 1, 46.in der Haus=Capelle des gottseeligen Lb PersonZacharias Zachariä und seiner frommen Lb PersonElisabeth Elisabeth, mit so freudigem Hertzen und frolockendem Munde, abgesungen.

Alles dieses überzeuget uns, daß auch gottselige Weibes=Personen, unter geistreiche Lieder=Dichter und andächtige Sänger, billich zu zehlen sind. Denn auch deren Seelen fähig sind, der vielfältigen Gaben des heiligen Geistes, durch dessen Trieb, sie ein gutes Lied dichten, oder wenigstens anstimmen können. Und freylich bleibt dieser gute Geist, der ohnedem alles in uns würcken muß, der größte und Dieses neue Lied ist also gut, 1) in Ansehung der Sänger u[nd] Verfasser,vornehmste Urheber dieses neuen Liedes, welches Johannes hier singen hörete. Jst es nun also, und nicht anders, was kan vor ein besseres, angenehmers und erbaulichers Lied genennet werden, als welches, den Heil[igen] Geist selbst, zum Uhrheber hat, und durch dessen Eingeben aufgesetzet ist. Jn dessen Krafft sungen diese Sänger das neue Lied mit neuen Hertzen, in täglicher Erneurung des heiligen Geistes. Den alten Menschen mit seinen Sünden=Rock, hatten sie da abgeleget, und sungen mit einem neuen gewissen Geist.

2) des Orts,Es war demnach dieses Lied gut, in Ansehung seiner Verfasser W W KorrekturOriginal: nndund Sänger, gut aber ferner in Ansehung des Orts, allwo es abgesungen ward. Denn nimmermehr kan das Ly BibelstellePsalmen 69,13 Ps. 69, 13.ein gut Liedlein seyn, das in den Zechen= und Wirths=Häusern, mit begossener Zunge und überschwemmten Hertzen, abgesungen wird.[61] Es kan solches nichts Ly BibelstelleAmos 5,23 Amos. 5, 23.anders, als ein Geplerr, in den Ohren Gottes und frommer Christen seyn,[62] daher dergleichen Ly BibelstelleJeremia 25,30 Jer. 25, 30. Ly BibelstelleJeremia 48,32 c. 48, 32. Ly BibelstelleJesaja 16,9 Es. 16, 9.nimmermehr von Christen gehöret werden sollte. Ob die Winzer=Gesänge welche man in der Weinlese ehemahls abgesungen, allezeit gut gewesen, wollen wir ietzo nicht untersuchen.

Der beste Ort, da man singen kan, sind unsere Bet= und Singe=Kämmerlein, unsere Officinen und Werck=Städte, noch besser die öffentlichen Kirchen, allwo der Herr hinkommen und uns segnen will. Gewiß mit dem Haufen hingehen, Ly BibelstellePsalmen 42,5 und mit ihnen wallen, zum Hause Gottes, mit Frolocken und Dancken, unter den Haufen, die da feyren, ist wohl das allerbeste Ps. 42, 5.Singe=Chor. Auf dem Berge Zion, das ist, in öffentlicher Kirchenversammlung singen, vor Gott singen, vor dem Lamm und dessen Allgegenwart singen, und zwar in so grosser Gesellschaft vieler Sänger und Harfenspieler, [S. 26] ist der beste und beqvehmste Ort, da man gute Lieder anstimmen kan. Dieses geschahe in unserm Texte, da Johannes wie ein neu Lied singen hörete.

Es ist aber ganz merckwürdig, daß es heist, Johannes habe nur, ὡς ᾠδὴν καινὴν JÜbers.: Wie ein neues Lied.wie ein neu Lied, das einem neuem Liede gleich sey gewesen, und also nicht ein ganz neues Lied, singen gehöret.

Jn Ansehung des Jnhalts.Freylich! so müssen alle neue Lieder beschaffen seyn. Dem Jnhalt nach, sind sie alle alt, der neuen Verfassung aber nach nur, wie neue Lieder. Kein Evangelischer reiner Lieder=Dichter, wird sich unterstehen, neue Lehren zu erdichten, oder neue und in dem uhralten Worte Gottes, nicht gegründete Warheiten, in die Kirchen=Gesänge mit einzumischen.

Es handelte zwar ohnfehlbar, auch dieses Lied, von den neuen Wohlthaten, welche Gott der Kirche neuen Testaments, erwiesen. Es rühmten diese Sänger vielleicht die neue Gnade, neue Güte und Barmherzigkeit, welche sie, bey allen ihren W W KorrekturOriginal: VerfolgnngenVerfolgungen, von Gott täglich zugewarten hatten. Es hieß: Klagl. 3, 22.Ly BibelstelleKlagelieder 3,22–23 Die Güte des Herrn ists, daß wir nicht gar aus sind, seine Barmherztigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und seine Treue ist groß. Dieses rühmten sie, als etwas neues, so ihnen wiederfahren. O! demnach ein recht gut neu Lied.

Ly BibelstelleOffenbarung 12,12 Offenb. 12, 12Dieses ist nun die buchstäbliche Erklärung unsers Textes. Aber saget mir, Theuerste in Gott! was muß wohl der Heil[ige] Geist damit seiner Kirchen haben offenbahren, und wohin hat er, dieses gedeutet wissen wollen? Aus vielen Meynungen der Ausleger, wollen wir jetzo diejenige erwehlen, welche unserm Zwecke am nächsten kommen möchte.

Jst die Erfüllung solches Gesichts, das Johannes gesehen, annoch zukünftig, und gehöret solches etwan noch, in die letzten Zeiten der Welt, da der Satan, weil er noch wenig Zeit übrig hat, durch seinen grossen Zorn, viel Streit erregen, und die Gläubigen zu vielen, auch sehr blutigen, Kämpfen auffordern dürfte: Ey! so beugen wir unsere Knie, auch ietzo, gegen dem Vater unsers Herrn Jesu Christi, und bitten denselbigen, um des Lammes Blut, Er wolle seine Auserwehlten also, durch seinen Geist, stärcken, daß sie, als gute Streiter Jesu Christi, allenthalben rein im Glauben, und rein im Leben, erfunden werden, einen Sieg nach den andern erhalten, alle ihre Feinde, durch des Lammes Blut, und durch das Wort ihrer Zeugnisse, überwinden, auch endlich, als gecrönte Sieger, in die triumphirende Kirche [S. 27] eingehen, und daselbst vor Gott und seinem Lamm, ein neu Lied nach dem andern anstimmen mögen.

Sollte aber dieses Gesichte, so Johanni, dem Schooß=Jünger Christi, allhier von dem Geiste Gottes gegeiget worden, etwan schon erfüllet seyn, so können wir solches füglich deuten, auf die Zeiten, welche vor der heilsamen Lm Ereignis1517: Reformation Reformation des seligen Vaters Lutheri, zwey, drey hundert Jahr, vorher gegangen. Denn als in selbigen Zeiten, das verderbte Wesen der Kirche Gottes, immer höher stieg, so, daß auch vernünftige Päbstler selbst, in ihren Schriften, solches nicht bergen, sondern darüber klagen mußten; so erweckte Gott, im zwölften Seculo nach Christi Geburt, die so genannten Waldenser, welche wir nicht unbillig als Erstlinger solcher heylsamen Kirchen=Reformation, und die dem seligen Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Luthero den Weg gebahnet, ansehen können. Diese standhaften Bekenner des Evangelii, waren es, die von der Erden, und aus den Menschen des damahls schrecklich verfinsterten Pabstthums, in grosser Anzahl zu Erstlinge erkauft waren, Gott und dem Lamme. Und obgleich ihnen noch eines und das andere irrige, von der damahligen Finsterniß, anhinge, denn sie sich noch nicht aller Jrrthümer entschlagen konnte; so fieng doch ihr Vorgänger, Lb PersonValdes, Petrus (–1218) Petrus Waldus, ein gelehrter und reicher Kaufmann zu Le Geographicumf Ort: Lyon Lyon in Le Geographicumh Territorium: Frankreich Franckreich, an, die heilige Schrift in die Französische Sprache zu übersetzen, die vielen Mißbräuche der Römischen Kirche, besonders die Lehre von dem Fegfeuer, als eine neue und nur aufgekommene Lehre, ingleichen die Fürbitte für die Todten, mächtig zuwiderlegen. Und ob auch schon, er und seine Anhänger, darüber mit Feuer und Schwerd, verfolget wurde, so breiteten sie sich doch, durch ganz Franckreich, Le Geographicumh Territorium: Savoyen Savoyen, Le Geographicumh Territorium: Schweiz Schweiz, Le Geographicumh Territorium: Niederlande Holland, Le Geographicumh Territorium: Deutschland Teutschland, Le Geographicumh Territorium: Böhmen Böhmen und Le Geographicumh Territorium: Polen Pohlen, also aus, daß man vielleicht mehr, als hundert und vier und vierzig tausend, wenigstens eine grosse Anzahl derselben, gar leichte hätte zehlen können.

Auf diese folgeten die von Lb PersonWyclif, Johannes (1324–1384) Johanne Wiclef, Professore zu Le Geographicumf Ort: Oxford Oxford in Le Geographicumh Territorium: England Engeland, also genannte Wiclefiten, in dem dreyzehenden Seculo nach Christi Geburt, auch hundert Jahr darauf Lb PersonHus, Jan (1369–1415) Johann Huß, mit seinen Böhmischen Brüdern und so genannten Calixtinern, welche alle den Waldensern größtentheils beypflichteten, derselben Lehre wider die Römische Kirche forttrieben, und besonders das heilige Abendmahl, [S. 28] welches man, wider die offenbahre Einsetzung Christi, und wieder die alte Apostolische Lehre der ersten Christl[ichen] Kirche, nur seit einigen Jahr hunderten, unter einerley Gestalt auszuspenden, angefangen hatten, hinführo wiederum unter beyderley Gestalt, der ersten Stiftung gemäß, ausgetheilet wissen wollten: Dahero, besonders die Hussiten, aus Liebe zu dem gesegneten Kelche, in ihren Kirchen, viele Kelche anmahlen, ja! so gar, auf ihre Gräber, messingene Kelche machen, oder deren Figur in Stein einhauen liessen. Dergleichen wir auch in unsern Le Geographicumf Ort: Freiberg Freybergischen Kirchen, besonders im Le Geographicumg Gebäude: Freiberg, Dom Dom, annoch aufweisen, und dahero schliessen können, daß einige von den Hussiten, oder so genannten Calixtinern und Böhmischen Brüdern, ehemahls allhier begraben worden.

Und auch diese sind, unter die Vorläufer und Erstlinge der heilsamen Kirchen=Reformation, mit Ly BibelstellePsalmen 74,2 Ps. 74, 2.größtem Recht zu zehlen. Denn auch Christus, das Haupt seiner Gemeinde, die Er von alters her sich erworben, dieselbigen von der Erde und aus den Menschen des damahls entsetzlich verderbten Kirchenwesens, sich und seinem Vater, zu Erstlingen und zu seinem Eigenthum erkauft. Nach dem Zeugniß aller glaubwürdigen Scribenten, kan man wohl von ihnen rühmen, daß sie sich mit Weibern nicht beflecket. Denn sie nicht, durch weibische Schwachheit, und durch die grausamsten Verfolgungen, von der Warheit des heil[igen] Evangelii sich abwenden lassen, 1414,[63]sondern ihren Verfolgern, ja! wie Johann Huß, nebst dem frommen Lb PersonHieronymus von Prag (ca. 1379 – 1416) Hieronymo Pragensi, dem Scheiter=Haufen selbsten, mit männlichem Muth entgegen gegangen, und selbigen mit lachenden Minen ausgestanden. Sie sind also, als reine Jungfrauen, die sich, mit der Römischen Abgötterey und falschem Gottesdienst nicht beflecket, Christo, als ihren Seelen=Bräutigam, zugeführet, und würdig geachtet worden, zulernen das neue Lied, welches Johannes in unserm Texte singen hörete. Denn sie haben alle Eigenschaften andächtiger Sänger, die in unserm Texte beschrieben worden, an sich gehabt, und von sich spühren lassen.

Applicat[io].Ach! wenn wünschen heute gelten sollte, so wäre dieses jetzo mein hertzlicher Wunsch, daß ihr, Allerliebste in Gott, euch alle heute mit mir genau prüfen möchtet, ob denn auch ihr, solche Eigenschaften andächtiger und erhörlicher Sänger, an euch habet? Wir Prediger freu= [S. 29] en uns, daß wir sehen, wie doch die allermeisten, nicht mit ledigen Händen, sondern mit Gebeth= und Gesang=Büchern, in dem Beth=Hause ihres Gottes erscheinen. Man vermuthet ja auch, aus dem grossen Schalle eines jeden Gesanges, daß viele ihre Stimme erheben, und die schönen Kirchen=Gesänge mit singen. Aber ob alle andächtig, ob alle erhörlich, singen, dieses braucht eine grosse Prüfung.

Ein vor allemahl bleibet doch dieses ein Wort der ewigen Warheit: Ly BibelstelleJohannes 9,31 Joh. 9, 31Die Sünder erhöret Gott nicht.[64] Gott ruffet gewiß und unfehlbar noch heut zu Tage, manchem Sünder im Volck, auch vielleicht mitten in seinem Singen, zu: Amos 5, 23.Ly BibelstelleAmos 5,23 Thu nur weg von mir das Geplerre deiner Lieder, denn ich mag deines Psalter=Spiels nicht hören.

Eine jede Sünde, sie mag Nahmen haben, wie sie will, wenn man sie herrschen läßt in seinem sterblichen Leibe, ihr Gehorsam zuleisten, die macht uns unwürdig und unfähig, wie schon hier, also auch dort, vor dem Stuhl des Lammes, das neue Lied zusingen. Weißh. 1, 3. Ly BibelstelleJesaja 6,5 Es. 6, 5.Ly BibelstelleWeisheit 1,4–5 Denn die Weisheit kommt nicht in eine boshaftige Seele, und wohnet nicht in einem Leibe der Sünden unterworfen, sondern der heilige Geist, der recht lehret, auch recht singen lehret, fleucht die Abgöttischen, und weicht von den Ruchlosen. Kurtz! Gott erhöret nicht das Singen, der muthwilligen und beharrlichen Sünder, besonders die nach unserm Text, sowohl unreiner Lippen, als auch unreines Hertzens sind; deren Hertz ein Behältniß unreiner Gedancken und unreiner Geister ist, die daher ihre Kleider begeben zum Dienst der Unreinigkeit, und von einer Ungerechtigkeit zu der andern. Diejenigen die in Wollüsten todt sind, und die Lüste des Fleisches und der Welt vollbringen; ich muß noch mehr sagen: die mit eben dem Munde, mit welchem sie Gott loben sollen, aber auch Gott, und ihrem, nach dem Bilde Gottes Ly BibelstelleJakobus 3,9 Jac. 3, 9.[65] Ly BibelstellePsalmen 10,7 Ps. 10, 7. Ly BibelstelleRömer 3,13 Rom. 3, 13.gemachten, Neben=Christen fluchen; ja deren Mund voll Fluchens, Falsches und Trugs, deren Zunge mit ihrer Bitterkeit, Mühe und Arbeit anrichtet;[66] ja! unter deren Zunge Ottergift verborgen ist,[67] oder, wie man sonst solche beschreibet, die auf der Zunge nur Honig und im Hertzen Galle tragen; noch mehr, die nichts als faul Geschwätz, schandbare Worte und Narrentheidung, die Christen nicht geziemen, aus ihrem Munde [S. 30] gehen lassen, die, die sind nicht geschickt, das neue Lied zulernen, und deren Gesang ist bey Gott nicht erhöhrlich.

Hingegentheils diejenigen, die, es mag zu Hause, oder in öffentlichen Versammlungen der Heiligen geschehen, nicht anders, als vor Gott singen: Gott, als einen allhörenden, alles sehenden, und allgegenwärtigen Gott erkennen; mit ihrem Jesu, als dem Bräutigam ihrer Seelen, in der genausten Vereinigung stehen, mithin reines Hertzens und Geistes sind, die vergängliche Lust der Welt aufs sorgfältigste fliehen, sich vor allen Sünden aufs möglichste hüten, oder, wo sie ja aus Schwachheit und Ubereilung fallen, durch das Blut des Lammes, mit welchem auch sie von der Erde und den Menschen erkauft sind, sich mit Jesu wieder vereinigen: überhaupt, die ohne Wandel einhergehen und recht thun, und Ly BibelstellePsalmen 15,2–3 Ps. 15, 2. 3. Ly BibelstelleEpheser 5,18–19 Eph. 5, 18. 19.reden die Warheit vom Hertzen, die mit ihrer Zungen nicht verleumden, und ihren Nächsten kein Arges thun;[68] diese, sage ich, werden voll Geistes, und reden unter einander von Psalmen und Lobgesängen, und geistlichen lieblichen Liedern.[69] Ly Bibelstelle1 Korinther 14,15 1 Cor. 14, 15Sie singen und spielen, dem Herrn, in ihren Hertzen. Sie singen nicht allein mit dem Sinn, sondern auch im Geist,[70] das ist, nicht allein andächtig, mit zusammen genommenen Gedancken, sondern auch verständlich, daß auch andere dadurch erbauet werden. Diese singen erhörlich, und Gott lässet, solche schöne Lieder, Jhm gefallen. Solche Sänger sind auch so würdig, als fähig, das neue Lied zulernen.

Und diese neuen Lieder=Freunde finden hier ihren Schutz, wider die unzeitigen Tadler und neidischen Verächter der neuen Lieder. Hat David, hat Esaias, wie oben gedacht, theils selbst neue Lieder gedichtet, theils auch seine Mit=Gläubigen, neue Lieder zusingen, offtmahls ermuntert; haben auch hier, nach unserm Text, auch die Glieder sowohl der allbereit triumphirenden, als auch annoch streitenden Kirche, wie ein neues Lied gesungen; Ey! warum sollte es Christen unanständig seyn, ihren Gott mit neuen Liedern zu loben?

Nur immer bey alten Liedern zu bleiben, und kein neues mit lernen wollen, ist fürwahr, ein gewisses und offenbahres Merckmahl, der geistlichen Trägheit. Der alte Mensch, der ohnedem gerne in seinem alten Sünden=Wust liegen bleibet, verräth ganz mercklich seine Faulheit, [S. 31] wenn er, nur deswegen, die alten Lieder gerne beybehalten, und kein neues will gesungen wissen, damit er nicht etwan, ein Gesang=Buch, in seine Hände nehmen, und selbiges nachschlagen dürfte, oder damit er nicht etwan, seine Gedancken destomehr zusammen fassen, und selbige auf Betrachtens neuer Lieder richten müsse. O! schnöder Undanck solcher neuen Lieder=Feinde, die da nicht erkennen wollen, was der gütige Gott, auch dadurch, seiner Kirche, vor eine ganz besondere Wohlthat erwiesen, daß er des seeligen Lutheri * Wunsch, zu unsern Zeiten erfüllen lassen, welcher dahin gieng, daß schon zu seiner Zeit mehr Gesänge verfertiget, und die Anzahl geistreicher Lieder, so das Volck unter der Messe, oder nach itziger Redens=Art, bey Ausspendung des heiligen Abendmahls, singen könnte, vermehret werden möchte.

Da nun der Reichthum erwecklicher Lieder und geistlicher Gesänge, in unsern Tagen, so hoch gestiegen, daß sie fast nicht mehr zu zehlen sind; ey! solten wir nicht auch daraus, den Reichthum göttlicher Güte und Barmhertzigkeit, mit danckbaren Hertzen bewundern, und Jhn dafür mit einem neuen Liede preisen. Gewiß auch diese Wohlthat erfordert ein neues Lied. Und da der Zustand der Christen so gar unterschieden, daß derselben Creuz und Anfechtung so mancherley, mithin das Anliegen beklemmter Hertzen so vielerley ist, so, daß unmöglich ein Lied, vor alle Gattungen nothleydender Seelen, Trost und Unterricht genung, in sich fassen kan; so ist ja dieses eine ausnehmende Glückseligkeit, daß in der grossen Voraths=Kammer unserer Evangelischen Kirche, schöne geistreiche Lieder gefunden werden, welche auch auf besondere Fälle eines Menschens gerichtet, und mancher Christ, selbige eigentlich auf sich deuten, und sich zu Nutze machen kan. Wer wollte nun also ein Feind neuer Lieder seyn, und Gott nicht auch dafür, hertzlich dancken?

Doch ist freylich, bey Einführung neuer Lieder in das Heiligthum des Herrn, auch alle Christliche Klugheit zu beobachten. Denn aller=


* Besiehe hiervon mit mehrerm die schöne Vorrede des Lr QuellenDreßdnisches Gesang-Buch (1724) M Heckelischen Dreßdnischen Gesang=Buchs, so diesem 1724. zum ersten mahl angedrucket worden.[71]

[S. 32]

dings die List des Satans so groß, daß er auf Gottes Zulassung, auch bey der besten Intention, sich mit einschleichet, und selbige zu seinem Nutzen anzuwenden, oder vielmehr zu verderben suchet. Jch will jetzo nicht noch einmahl erwehnen, daß besonders wir Prediger genau zuwachen haben, damit ja nicht etwan, durch ein wohlklingendes Lied, ein Seelen=tödtendes Gift irriger Lehre, unvermerckt in die Hertzen unserer Zuhörer, mit einschleichen möge, welches zu Zeiten des theuersten Lutheri ganz gebräuchlich, auch nach diesen von den Satan vielmahls weiter versuchet worden.

Dieses aber fürnehmlich, kan ich jetzo nicht unberühret lassen, daß wenn unsere Zuhörer die alten Evangelischen Lieder, gar aus unsern Gemeinden, weggeschaffet, und nicht, als neue Gesänge eingeführet, wissen wollten, man dadurch ohnfehlbar grossen Schaden anrichten würde. Denn da auch viele alte Christen, sich öffters in den Versammlungen der Heiligen mit befinden, so etwan blöden Gesichts und von schweren Gehör sind, oder auch, die leyder! gar nicht in ihrer Jugend haben lesen gelernet, ohne Gesang=Buch aber ein unbekanntes Lied, nicht einmahl den Verstande nach, allezeit recht fassen, vielweniger mitsingen können; so ist gewiß zubesorgen daß, wenn sie müssig darbey sind, sie ihre Zeit, bey dem öffentlichen Gottesdienst, mehr mit irdischen und sündlichen, als heiligen und geistlichen guten Gedancken, zubringen möchten.

Wenn wir auch die alten Lieder, welche nun bejahrte Leute, ehemahls in ihr junges Gedächtniß gefasset, gar bey Seite setzen, und lauter neue vorsingen lassen, welche die Alten, wegen ihres schwachen Gedächtnisses, nun nicht fassen können; so wird man gewiß, insonderheit bey dem Bette der Krancken, wahrnehmen, daß die alten Lieder vergessen, die neuen aber entweder gar nicht oder doch weder halb noch gantz, gefasset sind. Ein bekannter Spruch, ein bekanntes Lied, ist schwachen und nun iemehr und mehr abnehmenden, Sinnen sterbender Christen, gewiß tröstlicher, und eher zu fassen, als dasjenige, was ihnen noch nicht so bekannt und geläufig gewesen ist. Daher werden Christen nach und nach, eines alten Schatzes, beraubet, aus welchem sie ehemahls, bey allem Creutz und Leyden, die kräftigsten Tröstungen schöpfen können.

[S. 33]

Gewiß! mit den Liedern, gemahnet es mich, nicht viel anders, als mit der heutigen neuen Art zu predigen. Ehemahls, und zu Zeiten Lb PersonStrigenitz, Gregor (1548–1603) Gregorii Strigenicii, Lb PersonHerberger, Valerius (1562–1627) Valentin Herbergers, Lb PersonScriver, Christian (1629–1693) Christian Scrivers, und anderer schriftreichen Prediger, hielte man diese für die kräftigsten Prediger, so da Schrift aus Schrift erklärten, und die besten Kern= und Macht=Sprüche des göttlichen Worts, nicht allein in das Gedächtniß, sondern auch in das Hertz ihrer Zuhörer, einzuschärfen pflegten. Heute zu Tage aber, verlangen die Kinder dieser Welt, Ly Bibelstelle2 Timotheus 4,3 2. Tim. 4, 3.nachdem ihnen die Ohren jucken, solche Prediger sich aufzuladen,[72] die brave philosophiren, fein weltl[ich] raisonniren, oder, wie man es noch am gelindesten zugeben vermeynet, zu moralisiren wissen, dadurch zwar die Ohren, aber sehr selten das Hertz erfüllet wird. Denn man, in manchem Predigt=Buche, viele Blätter durchlieset, ehe man nur eine gute biblische Redens=Art, geschweige einen Hertzerqvickenden Spruch finden kann. Fragt man auch alsdenn, solche Zuhörer oder Leser, was sie denn aus solchen angehöreten oder gelesenen Predigten gemercket? so wissen sie darvon nichts mehr, als daß es gar eine feine Predigt gewesen. Da hingegentheils, in vorigen Zeiten, auch das einfältigste Kind, wenn es sonst nichts mehr gemercket hatte, dennoch einen guten Spruch, oder eine feine Geschichte gehöret zuhaben, erzehlen konte. Und indem sie sich eines bekannten Spruchs erinnerten, fiel ihnen etwan auch noch was mehrers bey, welches, bey Anführung des Spruchs, mit gesaget oder vorgebracht worden. Fürwahr! es ist zu besorgen, daß auf obgedachte Art, das Wort Gottes, das liebe Bibel=Buch, wieder von den Canzeln, und aus der Kirche, hinaus gepredigt, und alles in die vorige Finsterniß gesetzet werden dürfte. O! du treuer Wächter, deiner wahren Kirche, verhüte doch dieses um deines Nahmens Ehre willen!

Meynet aber nicht, Theuerste in Christo, daß ich, mit solchen meinen Klagen, auch nur einen einzigen meiner getreuen Mit=Arbeiter allhier, vor Gott und dem Angesicht seiner Kirche, im geringsten zu berühren suche. Nein! ich preise vielmehr Gott, daß unser geliebtes Freyberg, noch immer solche hertzhafte Prediger aufstellen können, welche, weder zu Haufe auf ihren Studier=Stuben, noch auch auf den Canzeln, ihre Bi= [S. 34] bel, als ihr bestes und unschätzbarstes Buch, sehr aus den Händen legen, vielmehr mit öfterer Aufschlagung der Heil[igen] Schrift, ihre Zuhörer, auch auf öffentlicher Canzel fragen: Wo stehets geschrieben? Wie liesest du, in dem Buch des Herrn? Man lese ihre Schriften, man höre an ihre Predigten, man wird auch ihnen gewiß, das Zeugnis schriftreicher Prediger, gönnen müssen. Ja! welche auch, bey Aenderung der Lieder, sich als gute Haushalter erweisen, und aus ihrem guten Schatz, Altes und Neues, hervorzubringen, ich will sagen, durch eine kluge Abwechselung der alten und neuen Lieder, die Hertzen ihrer Zuhörer, bey guter Aufmercksamkeit und nöthiger Andacht, zu erhalten suchen.

Gott Lob! es ist auch manches neues Lied, schon bey uns, nunmehro alt, und so gut, als die Uhrältesten, bekannt worden. Gott hat uns Gelegenheit gegeben, ein und das andere neue Lied, vorher den Schul=Kindern * in den untersten Classen, und hierauf auch durch die Currendaner, auf den Gassen der Stadt bekannt zumachen, ehe man solches, einer öffentlichen Kirchen=Versammlung, vorsingen zulassen sich unternommen. Der Herr, hat auch hierzu, offenbahr seinen Seegen gegeben, daß die Einführung solcher neuen Lieder, niemanden, als etwan eigensinnigen und commoden Christen, schwer angekommen ist. Hierzu haben auch, uns unsere schönen und starcken Orgeln, gute Dienste geleistet, wenn durch dieselbige, der eigentliche Choral, eines solchen neuen Liedes, fein deutlich vorgespielet, auch die Melodey, solcher Gestalt, gar bald bekannt worden ist.


* Wie solches auch in der Lr QuellenCorpus Juris Ecclesiastici Saxonici (1708) M Chur=Sächsischen Kirchen= und Schul=Ordnung p. m. 257. weislich geordnet, da es heißt: Lr QuellenCorpus Juris Ecclesiastici Saxonici (1708) M Damit auch die Knaben am Sonnabend Vormittage, in ihren sacris lectionibus, nicht gehindert werden, soll der Cantor seine Gesänge, so man auf den nachfolgenden Sonntag brauchen wird, nicht dieselbige, Stunde, sondern eine halbe Stunde vor der Vesper, mit den Knaben, bis sich die andern Schüler sammlen und nochmahls mit einander zur Kirchen gehen, üben.[73]

[S. 35]

Urtheilet auch selbst, meine Liebsten![74] ob nicht dieses alles, der erste und vornehmste Endzweck aller Orgeln, und derselbigen bester und eigentlichster Nutzen sey, und nicht etwan, daß ein geschickter Organist, nur seine Kunst auf selbigen beweisen, und durch langes praeludiren, nur die Ohren kützeln, den Gottesdienst aber hierdurch verzögern * und ein schönes Lied mehr zusingen, die Zeit verkürtzen und abschneiden solle; sondern daß durch tractirung eines hellklingenden Orgel=Wercks, die oft bey den Singen, schläffrige Andacht der Kirch=Kinder ermuntert, der Gesang selbst dadurch dirigiret, und die unterschiedenen Stimmen andächtiger Sänger, bey der rechten Melodey, erhalten werden mögen. Man hat auch zu allen unsern, wegen ihrer Musicalischen Kunst ganz beliebten Organisten, das gute Vertrauen, daß sie diesen eigentlichen Endzweck ihres Orgel=Spielens, dessen wir sie öffentlich erinnern, beständigst, nach ihren Pflichten, vor Augen haben, und ja nicht zugeben werden, daß durch den Mißbrauch der Orgeln, Gott, dem wir damit dienen wollen, erzürnet, und etwan, durch diese Kirchen=Sünde, die Feuer=Ruthe unsers Gottes, über uns und dieses Gottes=Haus, auch wieder gereizet werden möchte.

Und dieses, haben wir billig auch, überhaupt bey der gewöhnlichen Kirchen=Music, zu bedencken. Diese ist nicht verwerflich, sondern billig bey dem öffentlichen Gottesdienst beyzubehalten. Man beweise solches, aus dem Alten Testament, da Gott selbst, in der Stiffts=Hütte,[75] und hernach bey dem Le Geographicumg Gebäude: Jerusalem, Tempel Tempel Salomonis, solche anordnete, und, öfters bey dem Gottesdienste, mit Trommeten zu blasen, und auf wohlklingenden Cymbelm [sic], zuspielen, befahl. c. 5, 8. c. 15, 2[76]Zugeschweigen, daß auch Johan=


* Eben in dieser Lr QuellenCorpus Juris Ecclesiastici Saxonici (1708) M Chur=Sächsischen Kirchen= und Schul=Ordnung p. m. 268. heißt es also: Lr QuellenCorpus Juris Ecclesiastici Saxonici (1708) M So soll auch der Cantor zu gewisser Zeit mit den Knaben in der Kirche seyn, und samt dem Organisten die Gesänge also anstellen, daß iederzeit der Pfarrer oder Kirchen=Diener, auf seine bestimmte Stunde, auf der Canzel sey, und die ordentliche Predigt verrichte, damit das Volck nicht mit Unwillen zu lange und über die Zeit aufgehalten werde.[77]

[S. 36]

nes in unserm Texte, und zu mehrern mahlen, Harfen=Spieler hörte, die auf ihren Harfen, so auch Harfen Gottes heißen, spieleten. Uber dieses auch der Nutzen sich sattsam veroffenbahret, wenn durch eine angenehme Kirchen=Music, manches trägen Kirchen=Gängers Andacht ermuntert, nicht weniger, dieses und jenes niedergeschlagene und traurige Gemüth, zu einer heiligen Freude in Gott, erwecket wird.

Allein der, bey heutiger delicaten Welt, gewaltig angewachsene Mißbrauch der edlen Kirchen=Music, ist nicht zubilligen, wenn man den Gottesdienst, an vielen Orten, mit Musiciren * anfänget, denselbigen also fortsetzet, und auch damit beschliesset. Denn was bleibet alsdenn, von der, zum öffentlichen Gottesdienst gewidmeten, kurtzen Zeit übrig? welches man ja wohl nöthiger, zu Absingung eines erwecklichen Kirchen=Gesangs, besonders den Einfältigen zur Erqvickung, anwenden könnte. Besonders wäre es nicht zu loben, wenn die Zeit, die, zu Ausspendung des hochwürdigen Abendmahls, bestimmet ist, zu vielem Musiciren, angewendet werden sollte. Diese heilige Zeit, ist ohnedem, nicht sowohl der ganzen Kirchen=Versammlung, als nur denjenigen eigen, welche sich jetzo, zum Tisch des Herrn nahen, und deren Hertzen ohnedem, in heiliger Andacht und bey guten Gedancken, sollen unterhalten werden. Hieß es doch daher in der ersten Kirche, wenn diese heilige Handlung angehen sollte: Ite, missa est![78] wodurch besonders diejenigen, die als zarte Milch=Christen, von der Hoheit und Wichtigkeit des Abendmahls des Herrn, noch nicht sattsam unterrichtet waren, abzutreten, und aus ihrer Versammlung zugehen geheissen worden, gleichsam als ob der Ort, sowohl als die Zeit, würdigen Communicanten, nur eigen sey.


* Ferner heisset es in mehr gedachter Lr QuellenCorpus Juris Ecclesiastici Saxonici (1708) M Chur=Sächsischen Kirchen= und Schulen=Ordnung, eben daselbst: Lr QuellenCorpus Juris Ecclesiastici Saxonici (1708) M Es soll auch der Cantor nicht allezeit figuriren, sondern die Gesänge, mit Rath des Pfarrers, also abtheilen, damit auch gemeine Psalmen, mit der ganzen Kirchen, sonderlich aber reine, schöne, Christliche und Lehrhafte Psalmen und Lieder gesungen werden, so entweder D. Luther selbst gemacht, oder als rein und Christlich gerühmet hat.[79]

[S. 37]

Welches denn auch die sorgfältigen Vorsteher unsrer Chur=Sächsischen Evangelischen Kirche bewogen, vor einigen Jahren * schon, weislich anzubefehlen, daß, Lr QuellenWilisch, Das andächtig singende und betende Freyberg (1755) M besonders bey währender Communion und bey Geniessung des heiligen Abendmahls, die Beförderung göttlicher Ehre und Lobes, die Erweckung der hierbey nöthigen Attention und Aufmercksamkeit, auch Sammlung der ohne diß flüchtigen und ausschweifenden Gedancken, nicht weniger, die Vermehrung der innigstenSeel=erquickenden Freude, so bey dieser Vereinigung und Vermählung einer gläubigen Seelen, mit ihrem Heylande sich äusert, auf das sorgfältigste beobachtet werden solle. Alldieweil nun, durch das musiciren, nicht allein bey denen Communicanten, behörige Devotion und Hertzens=Andacht, gehindert, sondern auch mancher, eher aus der Kirche zu gehen, veranlasset, hingegen diejenigen, welche bey der Communion zu verbleiben, und dieselbe abzuwarten, sich vorgenommen, von den guten Gedancken, so sie bey Betrachtung dieser heiligen Handlung, und der, von göttlicher Allmacht dem menschlichen Geschlechte hierunter erwiesenen, theuren und unaussprechlichen Wohlthaten, sowohl des bittern und schmertzhaften Leidens unsers Heylandes, haben könten, unverantwortlicher Weise abgezogen, und hingegen auf irrdische und weltliche Dinge, als worzu des Menschen Sinn ohnedem geneigt, geführet würden: Als sey vor nöthig befunden, daß die Music unter währender Communion, gänzlich eingestellet, und solche nur vor der Predigt, kurz vor dem Liede des Glaubens, verrichtet werde, iedoch daß selbige nicht allzulang, und dadurch der Gottesdienst gehindert, auch nicht alle Sonntage vorgenommen werde, hingegentheils bey der Communion geistreiche, Buß= communion= Passions= auch Lob= und Danck=Lieder, gesungen werden sollten.[80]

Ey! warum wollten wir denn also nicht, dieser so gut gemeynten hohen Verordnung, willig und gerne nachommen. Die Lebens=Jahre unsers belobten Lb PersonBeyer, Johann Samuel (1669–1744) Directoris Chori Musici, steigen ohnedem, nun ie mehr


* Unterm dato Le Geographicumf Ort: Dresden Dreßden, am 18. Febr[uarii] 1729. wie solche hohe Ober=Consistorial-Verordnung, auch in der Vorrede des Freybergischen Gesang=Buchs, mit eingerückt zufinden ist.[81]

[S. 38]

und mehr, höher an, so daß man ihm, da er seine Geschicklichkeit, schon über dreysig Jahr allhier, satsam erwiesen, nun billig mehrere Ruhe gönnen kan.

Heute aber stimmet auch unter Paucken und Trommeten=Schalle, o! ihr durch des Lammes Blut geheiligten Sänger und Sängerinnen, mit mir das neue Lied an, welches der Herr, euch heute, in euern Mund gegeben, zu loben unsern Gott. Machts auch heute gut auf Saiten=Spiel mit Schalle! Denn das erneuerte Andencken der, durch den seligen Lutherum, heute an diesem Tage, vor zwei hundert und achtzehen Jahren, angefangenen, heylsamen Kirchen=Reformation, ist eines neuen Liedes wohl würdig. Hätte Gott, an diesem Tage, nicht angefangen, das Licht, seines allein seeligmachenden Wortes, wieder auf seinen ordentlichen Leuchter zu setzen; so sässen wir gewiß, auch hiesiges Orts, noch in Finsterniß und Schatten des Todes, würden auch darbey, vieler tausend anderer geist= und leiblichen Glückseligkeiten, so aus der reinen Lehre des heiligen Evangelii, auf uns stromweise hierdurch, geleitet worden, biß auf den heutigen Tag, entbehren müssen. Allein, so geniessen wir selbige noch jetzo, und sind deswegen schuldig, den Herrn unsern Gott, auch heute, für diese alte Wohlthaten, mit einem neuen Liede zu loben.

Und hierzu gebrauchen wir, jetzo zum erstenmahl, das, statt des vormahligen auch schönen, aber leyder! durch Feuer verderbten, nun herrlich und prächtig wieder aufgebaute Ld OrgelFreiberg, Petrikirche, Gottfried Silbermann-Orgel 1735 Orgelwerck [.] Wir erkennen dieses insonderheit für eine neue Wohlthat unsers Gottes, und preisen Jhn heute dafür, mit einem neuen Liede.

Denn meynet nur nicht, meine Theuersten! als ob ein so weitläuftiges Orgelwerck, etwan noch leichter, als ein ander Gebäude, aufzuführen sey. Jch bin überzeuget, daß unter allen mechanischen Wercken, keines so mühsam zu verfertigen und aufzubauen ist, als ein dauerhaftes und beständiges Orgel=Werck. Wie viel hundert, ja tausend, kleine Stifftgen sind hier vonnöthen?[82] wie viel Stimmen und Pfeiffen, muß ein solcher Künstler, in seinem Kopfe und Gedancken führen? was vor Mühe und Accuratesse, braucht die Stimmung und Harmonisirung so vielerley Pfeifen=Wercks, und derselbigen [S. 39] so unterschiedlicher Arten. O! achtet demnach dergleichen Arbeit, Geliebteste, nicht so geringe, sondern dancket Gott, der solch Weisheit, Verstand und Geschicklichkeit auch den Menschen, und vor vielen andern, unserm belobten und berühmten Lb PersonSilbermann, Gottfried (1683–1753) Bezaleel, gegeben hat.[83] Sein Ld OrgelFreiberg, Petrikirche, Gottfried Silbermann-Orgel 1735 viertes Meister=Stück, führet er heute, nun in dieser Le Geographicumg Gebäude: Ulm, Barfüßerkirche Stadt unter der Seegens=Hand seines Gottes auf. Unser Le Geographicumg Gebäude: Freiberg, Dom Dom, unsre Le Geographicumg Gebäude: Freiberg, Jakobikirche Jacobi und Le Geographicumg Gebäude: Freiberg, Johanniskirche Johannis=Kirche, prangen schon mit solchen schönen, von ihm, nach seiner besondern Kunst, erbaueten Orgeln.[84] Und ich weiß, meine Werthesten! ihr wünschet alle mit mir, daß er auch das fünfte Orgelwerck, in unserer Le Geographicumg Gebäude: Freiberg, Nikolaikirche Nicolai Kirche, aufzuführen,[85] annoch von Gott möchte gewürdiget werden. Der Herr wirds geben, zu der Zeit, die Er sich, nach seiner Allwissenheit, ausersehen hat!

Unterdessen lassen wir uns, an dieser heutigen neuen Wohlthat, gnügen, und übergeben unserm Gott, mit andächtigen singen und beten solches schöne Orgelwerck, zu seinem allmächtigen Vater=Schutz. Wissen aber unser neues Lied, welches wir unserm Gott heute schuldig sind, nicht besser anzustimmen, als wenn wir David nachsingen und sprechen: Ly BibelstellePsalmen 150 Ps. 150.Lobet den Herrn in seinem Heiligtuhm, lobet Jhn in der Feste seiner Macht. Lobet Jhn in seinen Thaten, lobet Jhn in seiner grossen Herrlichkeit. Lobet Jhn mit Posaunen, lobet Jhn mit Psalter und Harfen. Lobet Jhn mit Paucken und Reigen, lobet Jhn mit Saiten und Pfeifen. Lobet Jhn mit hellen Cymbeln, lobet Jhn mit wolklingenden Cymbeln. Alles was Odem hat, lobe den Herrn, Halleluja! Halleluja! lobet den Herrn. Amen!

Gebet.

Herr, Herr! du Heiliger Gott, der du gerne wohnest unter dem Lobe deines rechtgläubigen Jsraels, und dich gnädig finden lässest bey denen, die auch mit einem Liede deinen Nahmen preisen! Laß auch jetzo, dein gnädiges Ohr, offen stehen, und höre die Freuden= und Danck=vollen Lieder dieser deiner Kinder, die hier an dem Le Geographicumg Gebäude: Freiberg, Petrikirche Ort, wo deine Ehre wiederum wohnet, vor dir versammlet sind.

[S. 40]

Zwar, mit was freudigen Augen und Hertzen, sollen wir anjetzo, vor dein Angesicht treten? Denn auch heute gedencken wir an unsere Sünde, welche dich, o! du sonst, so gnädiger und gütiger Vater im Himmel, auf das entsetzlichste, wider uns zum Zorn gereizet, und verursachet hatten, daß deine gerechtesten Gerichte, auch an diesem deinem Hause, ausbrechen, und solches elendiglich in die Asche legen mußten. Da die kleinern, höltzern und niedrigsten, um diese Kirche herumstehenden Häuser, der wütenden Feuers=Gluth so leichte entrissen worden; Ach! warum konnte denn, dein steinernes und hocherhabenes Le Geographicumg Gebäude: Freiberg, Petrikirche Haus, nicht errettet werden? Warum mußte dein Lm Ereignis1. Mai 1728: Stadtbrand in Freiberg Zorn=Feuer, auf die höchsten Thürme und Dächer dieser Le Geographicumg Gebäude: Freiberg, Petrikirche Kirche, steigen? so, daß Menschen Fleiß und Hülfe nicht hinan reichen, und selbigen steuern konnte. Wollte denn dmahls das Blut des, von Ewigkeit her für unsere und der ganzen Welt Sünde erwürgten Lammes, die so hochanfliegenden Flammen deines göttlichen Zorns nicht löschen? Ach! nein, es war aus mit diesem Le Geographicumg Gebäude: Freiberg, Petrikirche Gottes=Hause, und sein Verderben war herbey kommen. Unsere Sünden, die wir nicht allein in und ausser der Stadt, ja nicht allein in und ausser unsern Häusern, sondern auch, sogar an dieser Le Geographicumg Gebäude: Freiberg, Petrikirche heiligen Städte, zu begehen fort fuhren, und davon wir uns nicht wollten abhalten lassen, giengen weit über unsere Häupter, und stiegen bis an den Himmel. Der Sünder unheiliger Aus= und Eingang in diesem Gottes=Hause, der bey den meisten, leyder! zur Gewohnheit worden war; die kaltsinnige und daher fruchtlose Anhörung des göttlichen Worts; der Heuchler Eintritt in dem Heil[igen] Beicht=Stuhl, und derselben unwürdiger Genuß des hochwürdigen Abendmahls, ja! das offt mehr mit Sünden als mit Geist und Andacht, angefüllte Hertz des singenden und betenden Mundes, waren einzig und allein Ursache, daß der Greuel der Verwüstung, auf deinen Winck, o! erzürnter Gott, herbey eylen, und an diese heilige Städte gestellet werden mußte. Diese und andere Sünden, zogen, die fliegenden Feuer=Funcken deines gerechten Zorns nach sich, und verschoneten weder Canzel, Beicht=Stühle noch Altar. Der einzige Tauf=Stein wurde annoch, von den tobenden Feuer=Flammen, verschonet, weil vielleicht unter den daran getauften Kindern, noch einige gefunden wor= [S. 41] den, welche nach deinem Willen, o! heiliger Gott, zu thun, und sich vor deinem Zorn zufürchten, sich angelegen seyn liessen. Hingegentheils wurde auch dasjenige, was den Ohren dieser Welt offt lieblicher klinget, als die Stimme deines göttlichen Worts, durch die bald um sich greiffende Lm Ereignis1. Mai 1728: Stadtbrand in Freiberg Feuers=Gluth, erbärmlich verzehret. Da hieß es: rein abe, rein abe, bis auf ihren Boden. Alle unsere Lieder in dieser Le Geographicumg Gebäude: Freiberg, Petrikirche Kirchen, ja in der ganzen Stadt, wurden darauf in ein Heulen verkehret, und in Wehklagen verwandelt. Unsere Harfen hiengen an den abgebrannten Mauern. Denn wie konnten wir in unsern Heulen frölich seyn? Und wie sollten wir sogleich, mit frölichen Muth, in andern Kirchen, des Herrn Lied singen?

Doch du, Herr, bist gnädig und zürnest nicht ewiglich, sondern hast uns heute ein neu Lied in unsern Mund gegeben, zu loben, dich, als unsern Gott. Der Geist deines Mundes dichtet nun in uns ein feines Lied. Wir wollen singen von deiner Gnade und Warheit, die du uns verheissen, und auch treulich gehalten hast. Wir wollen rühmen, nicht allein, was du an uns seit der heylsamen Kirchen=Reformation Lutheri, sondern auch insonderheit bishero, an diesem Ort, uns gutes gethan hast.

Denn dieses dein Haus stehet nun wieder völlig in seiner Ordnung. Dessen Herrlichkeit ist grösser, denn die Herrlichkeit des vorigen. Altar, beyde Canzeln, Beicht=Stühle und Tauf=Stein, sind durch die milde Hand gütiger Wohlthäter, deren Hertz du, unser Gott, zu deinem Hause geneiget, nun wiederum, zur größten Zierde dieses Le Geographicumg Gebäude: Freiberg, Petrikirche Tempels, erbauet. Und welches wir, insonderheit an diesem Tage, zu rühmen haben, so hast du die Vorsorge der getreuen Pfleger dieser Kirchen, so wie des Lb PersonSilbermann, Gottfried (1683–1753) Künstlers Hand, also gesegnet, und unsern Bezaleel so viel Verstand und Weisheit gegeben, daß wir nun hinführo wiederum, mit Posaunen, Psalter und Harfen, mit Paucken und Reigen, mit Saiten und Pfeiffen, ja mit hellen und wohlklingenden Cymbeln,[86] dich o! du König der Ehren, in deinen Thaten und grosser Herrlichkeit, loben können. Mit allen dem hast du, o! Vater der Herrlichkeit, an uns eine grosse That bewiesen, welche wir nicht zu verschweigen, sondern unsern Nachkommen mit danckbegierigen Hertzen anzupreisen haben.

[S. 42]

Wohlan! wir wollen dir, unsern lieben Gott, auch heute ein Lied unsers Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Bruders Jmmanuelis von seinem Weinberge singen, den seine Rechte, auch an diesem Ort, gepflanzet, und den er sich vestiglich erwählet hat. Unser Hertz ist bereit, Gott, unser Hertz ist bereit, daß wir singen und loben.[87] Denn deine Güte ist, bey Wiederaufbauung dieser Kirche, und dieses herrlichen Ld OrgelFreiberg, Petrikirche, Gottfried Silbermann-Orgel 1735 Orgel=Wercks, groß über uns gewesen. So offt wir nun zu den Thoren dieses schönen Tempels eingehen werden, wollen wir nicht alleine unsere Zunge, als einem zu deinem Lobe erschaffenen Jnstrumente, sondern auch diesem herrlichen Ld OrgelFreiberg, Petrikirche, Gottfried Silbermann-Orgel 1735 Orgel=Wercke, zuruffen: Wache auf unsere Ehre, du Zierde unsers Gottes=Hauses, wache auf Psalter und Harfen. Frühe, und zu rechter Zeit, wollen wir aufwachen, dir unsern Gott damit zu dancken, und zu lobsingen unter den Leuten.[88]

Laß aber, o! Abba, mein Vater, nicht geschehen, daß, durch Rührung solches schönen Orgel=Wercks, nur unsere Ohren gekützelt, nicht aber auch, unser aller Hertzen zugleich, gerühret, und zu heiliger Andacht erwecket werden. Heilige daher alle Stimmen in demselben, und reinige sie von allen sündlichen Mißbrauch. Lasse durch die darinne künstlich formirte Menschen=Stimme, auch aller Menschen Stimmen ermuntert werden, nichts anders anzustimmen, als was zu deinem Lobe und Erweckung heiliger Andacht gereichen kan. O! du getreuer Wächter Jsrael, der nicht schläft noch schlummert,[89] laß solches kostbare Werck, nebst der ganzen Kirche, dir in deinem allmächtigen Vater=Schutz allzeit anbefohlen seyn. Bewahre solches vor der wütenden und verzehrenden Feuers=Gluth. Verhüte gnädiglich, daß das in Teutschland gewaltig tobende Lm Ereignis1733–1738: Polnischer Thronfolgekrieg Kriegs=Feuer nicht weiter um sich greife, und auch unsere Gottes=Häuser und Orgeln verwüste. Herr! siehe drein, und schilt, daß des Brennens und Reissens bald ein Ende werde. Deine Hand schütze dis Volck deiner Rechte, und die Leute, die du dir vestiglich erwählet hast. Laß nicht geschehen, daß Heyden oder andere irrige Lehrer in dieses dein Erbe fallen, und diesen deinen heiligen Tempel, auch darinne weder Canzel, noch Altar, weder Tauff=Stein, noch Beicht=Stühle und Orgel, verunreinigen mögen. Erhalte uns und unsern Nachkommen, biß an das Ende der Welt, die durch den getreuen [S. 43] Dienst des seeligen Vaters Lutheri, heute vor zwey hundert und achtzehn Jahren, von allen Menschen=Tand zureinigen, angefangenen, schönen Gottesdienste des Herrn, und lasse uns, diese deine lieblichen Wohnungen, Herr Zebaoth, zu unsern Trost, beständigst offen stehen.

Befestige dahero, o! du König aller Könige den Thron deines Gesalbten, der unsere Freud und Wonne ist, und becröne Dero Hochgeliebtesten Frau Gemahlin Maj[estät] als unsere so hochgeseegnete Lb PersonMaria Josepha von Österreich (1699–1757) Landes=Mutter, nebst Dero ganzen Königl[ichen] Hauß, mit Fried und Ruhe. Verschaffe den Grentzen Dero Le Geographicumh Territorium: Sachsen Königreichs wiederum bald den edlen Land=Frieden, und gieb uns, daß unsere Klage, wegen eines fürchterlichen Lm Ereignis1733–1738: Polnischer Thronfolgekrieg Krieges, bald in einen Reigen verwandelt, und wir insgesammt mit Freuden gegürtet werden mögen. Segne dahero, o! du ewiger Friede=Fürst, Christe Jesu, aller hohen Collegiorum, zum Friede, Ruhe und Wohlseyn dieses Landes, abzielende Anschläge. Erhalte in Liebe und Einigkeit, welche ist das Band des Friedens, alle Christliche Obrigkeiten hiesiges Ortes, besonders einen löblichen Stadt=Magistrat, als Patronum dieser Kirchen, und laß durch eine gesegnete Zusammenstimung ihrer edlen Gemüther, das Heyl und das Wachsthum deines Gnaden=Reichs, in Kirchen und Schulen, nebst dem Wohlseyn der gesammten Stadt, und ganzen Berg=Revier, mit zusammen gesetzten Kräfften, in vollen Seegen besorget werden.

Aller derjenigen Lippen und Hände, die an dieser Kirche mit Lehren, Beten, Singen und Spielen, dir zu dienen beruffen sind, und die Andacht frommer Zuhörer sollen erwecken und befördern helfen, rühre du allezeit, mit den feurigen Kohlen deines Heil[igen] Geistes, und mache sie selbst brünstig in Andacht, frölich in Gebeth und Singen, fertig vor dir zu spielen, damit auch auf derjenigen Häupter, die ihnen zuhören, feurige Kohlen gesammlet, und eine brünstige Andacht in ihren Seelen erwecket, selbige insgesammt, dem singenden Chor der Heil[igen] Engel, schon hier in diesem Leben gleichstimmig werden, und ein dreymahl Heilig nach dem andern, zu deinem Preiß, öffters anstimmen mögen. Bis wir endlich alle mit einander vor den Stuhl des Lammes kommen, da wir das rechte neue Lied in höhern Chor, dir, Gott Vater, dir, Gott Sohn, dir, Gott Heil[iger] Geist, in der Gesellschafft aller heiligen Engel und Auserwehlten, singen werden, ohn Ende, Amen!

[S. 44]

Zu erbaulicher Erinnerung

Der den 10. Jun[ii] war Donnerstags nach Dom[enica] Exaudi 1734. geschehenen Einweyhung dieser Kirche, mag hier, die Anordnung des damahligen Gottesdienstes, und das dabey gebrauchte Gebeth, diesen noch übrigen Platz erfüllen.

Anordnung des Gottesdienstes.
  • 1) Lw MusikwerkN.N.: Herr Gott, dich loben wir M Herr Gott dich loben wir etc.
  • 2) Kyrie.
    Ly BibelstelleLukas 2,14 Gloria in excelsis Deo.
  • 3) Lw MusikwerkDecius, Nikolaus: Allein Gott in der Höh sei Ehr M Allein Gott in der Höh sey Ehre etc.
    Collecte, hierauff statt der Epistel verlesen aus Ly Bibelstelle2 Chronik 24,1–14 2. Chron. 24, 1=14.
  • 4) Lw MusikwerkCrüger, Johann: Zieh ein zu deinen Toren M Zeug ein zu deinen Thoren etc.
    An statt des Evangelii wird verlesen Ly Bibelstelle 6 Esr. 6.
  • 5) Lw MusikwerkBeyer, Johann Samuel: Concert aus den Ps. 103 M Concert: Nun lob mein Seel den Herren etc.[90]
  • 6) Der Glaube.
  • 7) Wird geprediget über Text Jer. 30, 18=20. Ly BibelstelleJeremia 30,18–20 So spricht der Herr: Siehe, ich will die Gefängniß der Hütten Jacob wenden, und mich über seine Wohnung erbarmen, und die Stadt soll wieder auf ihre Hügel gebauet werden, und der Tempel soll stehen nach seiner Weise. Und soll von dannen herausgehen, Lob= und Freuden Gesang: Denn ich will sie mehren, und nicht mindern, ich will sie herrlich machen und nicht kleinern. Jhre Söhne sollen seyn, gleich wie vorhin, und ihre Gemeine vor mir gedeyen.
  • 8) Nach der Predigt Concert. Wie lieblich sind deine Wohnungen etc. mit Arien und Recitat.[91]
  • 9) Lw MusikwerkAnonym: Ich danke dir demütiglich M Jch dancke dir demüthiglich. Hierauf Collecte und Seegen.
  • 10) Lw MusikwerkLuther, Martin: Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort M Erhalt uns Herr bey deinen Wort etc.
Gebet.

Allerheiligster Gott, Gott Vater, Gott Sohn, Gott H[eiliger] Geist! du hast anitzo, wiederum, das erstemahl, an dieser heil[igen] Stätte, auf unser bußfertiges Beichten, das, deiner Kirchen und deren Dienern, anvertraute Amt der heiligen Absolution, uns zu unsern Trost und Erqvickung, angedeyen, und uns unsere Sünden vergeben lassen. Dahero erheben wir nun, als versöhnte Kinder, zu dir, unsern ehemahls zornigen Vater im Himmel, ferner unsere Hertzen, samt unsern Händen, und dancken dir, o! du anbetenswürdiger Gott, vor allen Dingen, anietzo zum erstenmahl an diesem Ort, vor diese, uns durch gnädige Vergebung unserer Sünden, erwiesene Barmhertzigkeit. Denn freylich, waren unsere Sünden sehr groß, und biß an den Himmel ange= [S. 45] stiegen. Besonders hatte die schnöde, und so gar gemeine Verachtung deines göttlichen Worts, und der hochheiligen Sacramente, nicht weniger die Verdammniß=würdige Entheiligung deines Ruhe=Tages, auch diese Stäte, da deine Ehre wohnen solte, schon vorher, und eher die Feuer=Flammen ausbrachen, greulich verwüstet. Ach! wir schämen uns, und schweigen daher anderer entsetzlichen Sünden, mit welchen, auch dieser Tempel des Herrn, war verunreiniget worden. Deine sonst hertzliche Barmhertzigkeit, o! grosser Gott, kunte auch deswegen nicht länger dein Zorn=Feuer aufhalten, sondern es musten, auch an deinem Hause, deine gerechten Gerichte ausbrechen, so daß solches selbst in die Asche geleget, verheeret und verwüstet wurde. O Majestätischer Gott! Hier sahe man, wie hefftig dein Zorn, der wie Feuer brennet, und wie gewaltig dein Grimm, mit welchen du deiner Straff=Gerechtigkeit ausübest. Die Fluthen deines göttlichen Zorns rauschten daher, daß hie eine Tieffe, und da eine Tieffe der Verwüstung brausete.

Doch so entsetzlich uns dazumahl, das Anschauen deines Feuerbrennenden Zorns war, so tröstlich ist uns nun auch deine Gnade, und unendliche Barmhertzigkeit, mit welcher du, uns und dieses dein Hauß, wiederum bißhero angesehen. Denn da solches nicht kunte in der Asche liegen bleiben, sondern mit aller Macht, aus selbiger heraus gerissen, und wiederum aufgebauet werden muste, halffest du endlich, alle Schwierigkeit und Hindernüssen, ob gleich nicht ohne alle Angst und Kummer, doch glücklich überwinden, so daß dieser dein Tempel, nun wieder nach seiner Weise stehet, und wir, mit Loben und Dancken, zu dessen Vorhöfen, eingehen können. Gepreiset sey dafür dein Nahme, der ohndem groß und herrlich ist. So lange unsere Zunge sich noch regen wird, soll dein Lob dafür, mit Mund und Hertzen, ausgebreitet werden. Unsern Kindern und Nachkommen, soll diese deine herrliche That, die du an uns gethan, angepriesen, und sie zugleich, dir ewig zu dancken, ermuntert werden. Ach! fahre fort, gütiger Gott, an dieser Stäte deines Heiligthums, deine Barmhertzigkeit groß zu machen! Laß hinführo keine Sünden=Diener, in diese Thore deines Hauses eintreten. Schaffe durch deinen Geist, daß alle, ihren Fuß, bewahren, und aus keinen andern Endzweck, zu diesem Hause kommen, als dein Wort zu hören, und vor dir anzubeten. Laß es seyn, ein rechtes Bet=Hauß, darinne du hörest das Gebet deiner Knechte und Mägde. Bewahre solches vor fernerer Verwüstung, und laß weder die Wuth des Feuers, noch den Grimm unserer Feinde, [S. 46] jemahls ihm zu nahe kommen. Gieb deswegen besonders, nach deiner Allmacht, mit welcher du die Kriege steuerst in aller Welt, unsern allertheuersten Lb PersonAugust III von Polen (1696–1763) Landes=Vater beständigen Sieg wieder seine Feinde, die sich über sein gecröntes Haupt erhoben. Laß diesen unsern Lb PersonAugust III von Polen (1696–1763) Gesalbten des Herrn, der unsere Freude und Trost ist, nebst Dero höchsttheuersten Frau Lb PersonMaria Josepha von Österreich (1699–1757) Gemahlin, Maj[estät] und Dero ganzen Königl[ichen] jungen Herrschafft, unter deinen Allmachts=vollen Schutz, an Macht, Glück und Ehre wachsen, damit wir, unter Dero Schatten, in Friede lben, und dir, unsern Gott, ruhig und ungestört, deinen können. Cröne Dero Majestät, und ganzes Königliche Haus mit Gnade und Barmhertzigkeit. Segne aller Dero Hohen Ministrorum, in allen Collegiis, heylsame Anschläge, daß sie, zu Ausbreitung deines Gnaden=Reichs, und zu Beybehaltung des edlen Land=Friedes, immer und ewiglich, gedeyhen mögen. Gieb, und erhalte bey aller Wachsamkeit, die väterlichen Augen, derer, die du, zu Pflegern und Säugammen dieser und andern Kirchen, in unsern armen Freyberg, bestellet hast. Vergilt ihnen, und allen, die Vorsorge und Wohlthaten, mit welchen sie dieses eingeäscherte Gottes=Haus, wiederum aufzubauen bemühet gewesen. Laß ferner, auch an diesem Ort, deine Priester sich kleiden in Gerechtigkeit, daß sie im heiligen Schmuck reiner Lehre und heiligen Lebens, vor dir, als ihrem Herrn, aus und eingehen. Laß nimmermehr geschehen, daß irrige Lehre auf dieser Canzel gehöret, und die Heil[igen] Sacramenta, an deinem Altar und Tauffstein, anders, als nach der Einsetzung deines Sohnes Jesu Christi, administriret werden. Laß alle, allhier getauffte Kinder, in das Buch des Lebens, eingeschrieben, und als zarte Reben, in dem Weinstock ihres Jesu, eingepfropffet bleiben, immer und ewiglich. Erqvicke alle bußfertige Sünder in dem Heil[igen] Beicht=Stuhl, mit dem tröstlichen Wort der Absolution. Erwecke aber auch, durch den Donner deines göttlichen Gesetzes, die noch sichern und ohne Reue und Leid, zum heiligen Beicht=Stuhl, hinzu nahenden, frechen Sünder, und verschaffe ihnen Busse und Besserung ihres Lebens. Ach! laß keinen unwürdig hinzu nahen zu deinem Altar. Gieb allewege deinen Geist und Krafft, zum Worte deiner Diener, und laß keinen Menschen, ohne Frucht und Seegen, aus dieser Kirche hinweg gehen. Biß wir endlich, alle und jede, in deinem Tempel, der nicht mit Händen gemacht ist, und vor dem Altar des Lammes, kommen, da wir Tag und Nacht, dir dienen wollen ohne Ende. Das verleihe, o! du Dreyeiniger Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist, um deines Nahmens Ehre willen, Amen!

Einzelanmerkungen

  1. Die Anordnung des Orgelweihgottesdienstes erschien auch als Separatdruck, vgl. Anordnung Des Gottesdienstes Bey Einweyhung Orgel (1735). Später wurde sie nochmals in leicht verkürzter Form publiziert in Wilisch, Kirchen-Historie (1737), 1. Teil, S. 354.
  2. Leicht abgewandelte Paraphrase der Verszeilen Lw MusikwerkSchop, Johann: Werde munter, mein Gemüte Deiner Wohlthat ist zu viel, sie hat weder Maaß noch Ziel. aus der 3. Strophe des Liedes Lw MusikwerkSchop, Johann: Werde munter, mein Gemüte M Werde munter, mein Gemüte.
  3. In der letzten Zeile leicht verändertes Zitat der Schlussstrophe des Liedes Lw MusikwerkAnonym: Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn M Lobet den Herrn, denn er ist sehr freundlich.
  4. Paraphrase der angegebenen Ly BibelstelleJeremia 32,41 Stelle.
  5. Paraphrase der angegebenen Ly BibelstelleOffenbarung 18,22 Stelle.
  6. Paraphrase der angegebenen Ly BibelstelleJesaja 5,11–12 Stelle.
  7. Anspielung auf die genannte Ly BibelstelleRichter 14,17 Bibelstelle.
  8. Paraphrase der angegebenen Ly BibelstelleHohelied 3,11 Stelle.
  9. Der Zusammenhang mit dieser Bibelstelle erschließt sich nicht.
  10. Paraphrase der angegebenen Ly BibelstellePsalmen 79,1 Stelle.
  11. Die im folgenden wiedergegebenen Sachverhalte übernahm Wilisch offenkundig aus Cyprianus, Uberzeugende Belehrung (1726), S. 32-35, wo sämtliche in den Anmerkungen der Orgelpredigt genannte Quellenhinweise mit identischen Kapitel- und Seitenangaben zu finden sind. Es ist anzunehmen, dass Wilisch die primären Texte nicht selbst konsultiert hat.
  12. Vgl. die Akten des Lm Ereignis1414–1418: Konzil von Konstanz Konstanzer Konzils, Hardouin, Acta Conciliorum 8 (1714), Sp. 209-956.
  13. Das genannte Kapitel aus den Akten des Lm Ereignis1545–1563: Konzil von Trient (Tridentinum) Tridentinischen Konzils befasst sich mit dem Abendmahl, vgl. Hardouin, Acta Conciliorum 10 (1714), Sp. 120.
  14. Vgl. wie angegeben, Manrique, Cisterciensium annales 1 (1642), S. 52.
  15. Das Zitat ist geringfügig abgewandelt, vgl. in der hier konsultierten Ausgabe, Bona, Rerum Liturgicarum Libri Duo (1674), S. 862.
  16. Die gemeinte Stelle konnte nicht identifiziert werden. Wilisch übernimmt hier annähernd wörtlich die Informationen aus Cyprianus, Uberzeugende Belehrung (1726), S. 32.
  17. Anspielung auf die angegebene Ly BibelstelleRömer 13,1 Bibelstelle.
  18. Die primäre Quelle konnte nicht identifiziert werden. Wilisch hat den Nachweis vermutlich übernommen aus Cyprianus, Uberzeugende Belehrung (1726), S. 34, wo nicht nur die Stellenangabe in analoger Weise zu finden ist, sondern auch das Quellenzitat vorkommt.
  19. Erneut übernimmt Wilisch wörtlich die Angaben aus Cyprianus, Uberzeugende Belehrung (1726), S. 35. In der uns vorliegenden anderen Ausgabe der primären Quelle konnte die Stelle nicht identifiziert werden.
  20. Auch diese Informationen entstammen Cyprianus, Uberzeugende Belehrung (1726), S. 35.
  21. Paraphrase der angegebenen Ly BibelstellePsalmen 40,4 Stelle.
  22. In dieser Gestalt, mit der verkürzten Adjektivform neu spielt der Satz auf Ly BibelstelleOffenbarung 14,1 Offb 14,1 an.
  23. Weitere Belege für das Auftauchen dieser Aufforderung in biblischen Kontexten liefert die Marginalie.
  24. Vgl. Til, Dicht- Sing- Und Spiel-Kunst (1706). Intensiv rezipiert wurde diese Schrift in der Orgelpredigt von Lc PredigtautorLütkens, Nicolaus (1675–1736) Nicolaus Lütkens, vgl. Hymnosophia sacra (Billwerder 1728).
  25. Anspielung auf die angegebene Ly BibelstelleJakobus 1,17 Stelle.
  26. Schlusszeilen der 2. Strophe des Liedes Lw MusikwerkAhle, Johann Rudolf: Liebster Jesu, wir sind hier M Liebster Jesu, wir sind hier.
  27. Wilisch zitiert aus der 10. (nach anderer Einteilung 15.) Strophe des Kirchenliedes Lw MusikwerkAnonym: Ach Gott wie manches Herzeleid M Ach Gott wie manches Herzeleid.
  28. Zitat der 6. Strophe des Liedes Lw MusikwerkNicolai, Philipp: Wie schön leuchtet der Morgenstern M Wie schön leuchtet der Morgenstern.
  29. Die zweite Stelle wird in der Marginalie genannt.
  30. Gemeint ist Vers 7 dieses Kapitels.
  31. Anspielung auf die angegebene, jedoch zu korrigierende Ly Bibelstelle1 Korinther 5,7 Stelle.
  32. Paraphrase der angegebenen Ly Bibelstelle1 Petrus 1,19 Stelle.
  33. Dies ist die 2. Frage in Wilischs Gliederung. Die dazugehörige Marginalie wurde jedoch vergessen.
  34. Anspielung auf die genannte Ly BibelstelleJesaja 31,9 Bibelstelle.
  35. Anspielung auf die genannte Ly BibelstellePsalmen 26,8 Bibelstelle.
  36. Anspielung auf die genannte Ly BibelstelleMatthäus 24,2 Bibelstelle.
  37. Anspielung auf die genannte Ly BibelstelleMatthäus 16,18 Bibelstelle.
  38. Anspielung auf die genannte Ly BibelstellePsalmen 68,16 Bibelstelle.
  39. Anspielung auf die genannte Ly BibelstelleOffenbarung 7,4 Bibelstelle.
  40. Nachweise entsprechender Bibelstellen finden sich in der Marginalie.
  41. Dies wird beschrieben in Ly BibelstelleEzechiel 9,4 Ez 9,4.
  42. Anspielung auf die genannte Ly BibelstelleOffenbarung 7,4 Bibelstelle.
  43. Grammatisch veränderte Paraphrase der genannten Ly BibelstellePsalmen 17,15 Bibelstelle.
  44. Der inhaltliche Bezug zwischen der Stellenangabe und dem Predigttext ist nicht klar ersichtlich.
  45. Anspielung auf die genannte Ly BibelstellePsalmen 42,8 Bibelstelle.
  46. Anspielung auf Ly BibelstellePsalmen 29,3 Ps_29-3.
  47. Inhaltlich erweitertes Zitat der dritten und vierten Zeile der ersten Strophe des Liedes Lw MusikwerkTeschner, Melchior: Ist Gott für mich, so trete M Ist Gott für mich.
  48. Die Bedeutung dieser Angabe erschließt sich nicht.
  49. Anspielung auf Ly BibelstelleGenesis 2,7 Gen 2,7.
  50. Anspielung auf die genannte Ly BibelstelleJohannes 15,19 Bibelstelle.
  51. Hebräisch für Erlöser, Ausgleicher, vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Goel
  52. Anspielung auf die genannte Ly BibelstelleLevitikus 2,14–15 Bibelstelle.
  53. Paraphrase der angegebenen Ly Bibelstelle2 Korinther 7,1 Bibelstelle.
  54. Paraphrase der angegebenen Ly BibelstelleJakobus 4,8 Bibelstelle.
  55. Anspielung auf die genannte Ly BibelstelleDeuteronomium 31,16 Bibelstelle.
  56. Anspielung auf die genannte Ly Bibelstelle1 Korinther 7,29 Bibelstelle.
  57. Anspielung auf die genannte Ly Bibelstelle1 Petrus 1,22 Bibelstelle.
  58. Paraphrase der angegebenen Ly BibelstelleRömer 8,35 Bibelstelle.
  59. Leicht angepasste Paraphrase der genannten Ly Bibelstelle1 Thessalonicher 5,23 Bibelstelle.
  60. Anspielung auf die genannte Ly BibelstellePsalmen 69,13 Bibelstelle.
  61. Anspielung auf die genannte Ly BibelstelleAmos 5,23 Bibelstelle.
  62. Die Jahreszahl soll offenbar auf die Verbrennung von Lb PersonHus, Jan (1369–1415) Johann Huß und Lb PersonHieronymus von Prag (ca. 1379 – 1416) Hieronymus von Prag auf dem Lm Ereignis1414–1418: Konzil von Konstanz Konzil zu Konstanz verweisen. Die beiden wurden allerdings erst 1415 bzw. 1416 als Ketzer zum Tode verurteilt.
  63. Anspielung auf die genannte Ly BibelstelleJohannes 9,31 Bibelstelle.
  64. Hier geht es um die Rolle der Zunge.
  65. Paraphrase der genannten Ly BibelstellePsalmen 10,7 Bibelstelle.
  66. Anspielung auf Ly BibelstelleRömer 3,13 Röm 3,13.
  67. Paraphrase der genannten Ly BibelstellePsalmen 15,2–3 Bibelstelle.
  68. Anspielung auf die genannte Ly BibelstelleEpheser 5,18–19 Bibelstelle.
  69. Anspielung auf Ly Bibelstelle1 Korinther 14,15 1 Kor 14,15.
  70. Die Erstauflage des Gesangbuchs scheint nur in einem Exemplar in Berlin überliefert und liegt nicht digitalisiert vor. Sie konnte daher für diese Edition nicht herangezogen werden.
  71. Paraphrase von 2Tim_4-3.
  72. Vgl. Corpus Juris Ecclesiastici Saxonici (1708), S. 257.
  73. Siehe ausführlicher zu den folgenden Betrachtungen über den Stellenwert von Musik im Gottesdienst die Einführung in diese Edition.
  74. Vom Trompetenblasen in der Stiftshütte berichtet Ly BibelstelleNumeri 10,1–10 Num 10,1-10.
  75. Diese Angaben ließen sich nicht aufschlüsseln.
  76. Vgl. Corpus Juris Ecclesiastici Saxonici (1708), S. 268.
  77. Entlassungsruf am Ende der heiligen Messe im römischen Ritus.
  78. Vgl. Corpus Juris Ecclesiastici Saxonici (1708), S. 268.
  79. Dasselbe Zitat verwendete Wilisch auch in der Vorrede zu seinem Gesangbuch, vgl. Wilisch, Das andächtig singende und betende Freyberg (1755), S. 10f.
  80. Die Erstauflage dieses von Wilisch herausgegebenen Gesangbuchs konnte nicht konsultiert werden. Als Textvorlage diente hier die 1755 erschienene Auflage, vgl. Wilisch, Das andächtig singende und betende Freyberg (1755), S. 10f.
  81. Wilisch greift hier immer noch auf die Vorstellung der Orgel als Wunderwerk zurück, einen Topos, der in den Orgelpredigten des 17. Jahrhunderts zur Blüte gelangt war, vgl. Braun, Wunderwerk, Sammelobjekt, Herrschaftssymbol (2022).
  82. Die Disposition der neuen Orgel veröffentlichte Wilisch zwei Jahre später im Rahmen seiner Kirchengeschichte der Stadt Freiberg, vgl. Wilisch, Kirchen-Historie (1737), 1. Teil, S. 38f.
  83. Lb PersonSilbermann, Gottfried (1683–1753) Gottfried Silbermann, der 1711 eine Werkstatt in Freiberg gegründet hatte, erbaute 1714 als seine erste große Arbeit die Ld OrgelFreiberg, Dom, Gottfried Silbermann-Orgel 1714 große Orgel im Le Geographicumg Gebäude: Freiberg, Dom Dom. 1717 stellte er die Ld OrgelFreiberg, Jakobikirche, Gottfried Silbermann-Orgel 1717 Orgel in der Le Geographicumg Gebäude: Freiberg, Jakobikirche Jakobikirche fertig. 1719 folgte die Ld OrgelFreiberg, Johanniskirche, Gottfried Silbermann-Orgel 1719 Orgel für die Le Geographicumg Gebäude: Freiberg, Johanniskirche Johanniskirche.
  84. Dieses Bauprojekt kam nicht zu Stande.
  85. Paraphrase von Ly BibelstellePsalmen 150,3–5 Ps 150,3-5.
  86. Paraphrase von Ly BibelstellePsalmen 57,8 Ps 57,8.
  87. Paraphrase von Ly BibelstellePsalmen 57,9 Ps 57,9.
  88. Paraphrase von Ly BibelstellePsalmen 121,4 Ps 121,4.
  89. Es lässt sich nur vermuten, dass auch bei der Kircheinweihung ein Jahr vor dem Orgelweihgottesdienst bereits das von Johann Samuel Beyer vertonte Konzert aufgeführt wurde.
  90. Auch über dieses Konzert ist bislang nichts Näheres bekannt. In der Beschreibung der Einweihungsfestlichkeiten heißt es nur, es sei nach der Predigt figuraliter musiciret worden (Wilisch, Kirchen-Historie (1737), S. 353).

Letzte Änderung dieses Dokuments am 29. Juni 2022.

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