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Orgelpredigt

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a Grafunder, David: Das fröliche Halleluja (Wittenberg 1675)

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n Literatur (1)

y Bibelstellen (41)

  • 1 Korinther 14,40
  • 1 Korinther 2,9
  • 1 Korinther 6,20
  • 1 Samuel 16,23
  • 2 Könige 3
  • 2 Samuel 6
  • Epheser 5,19
  • Genesis 4,21
  • Genesis 48,11
  • Jakobus 5,13
  • Jeremia 30,7
  • Jesaja 29,13
  • Jesaja 49,14
  • Jesaja 61,10
  • Johannes 16,20
  • Kolosser 3,16
  • Lukas 19,9
  • Matthäus 13,43
  • Nehemia 8
  • Nehemia 8,10
  • Nehemia 8,9
  • Offenbarung 5,13
  • Psalmen 110,3
  • Psalmen 118,1–4
  • Psalmen 118,24
  • Psalmen 122,6–9
  • Psalmen 126,1
  • Psalmen 13,2
  • Psalmen 137,7
  • Psalmen 147,12
  • Psalmen 148,12–13
  • Psalmen 150
  • Psalmen 150,1
  • Psalmen 150,1.6
  • Psalmen 150,2
  • Psalmen 150,3–5
  • Psalmen 150,6
  • Psalmen 19,2
  • Psalmen 57,8
  • Psalmen 6,4
  • Tobit 3,23

[[A1r]]

Titel

Das fröliche Hertzerfreuliche und Gott=
Lob=schallende
Halleluja/
Welches
Bey Christlicher Einweyhung
des schönen neu erbaueten
Ld OrgelLuckau, St. Nikolai, Christoph Donat-Orgel 1674 Orgelwercks/
in dem zuvor Anno 1644. außgebrandtem und verwüste=
tem; numehr aber durch die Gnade Gottes
wieder schön außgebauetem und
geziertem
Le Geographicumg Gebäude: Luckau, Nikolaikirche Gottes=Hause
zu Le Geographicumf Ort: Luckau Luckau in der Haubt=Stadt im Marg=
graffthum Nieder=Lausitz/ Den 6. Januarii, Festo Epiphaniorum
Anno 1674.
dem Höchsten Gott zu Ehren
angestimmet und auffgesetzet hat
Magister Lc PredigtautorGrafunder, David (ca. 1634 – 1680) David Grafunder, Ober=Pfarrer und In-
spector zu Luckau/ wie auch des Fürstlich Sächsischen Consistorii
zu Le Geographicumf Ort: Lübben Lübben Assessor.
Le Geographicumf Ort: Wittenberg Wittenberg/
Gedruckt bey Lb PersonHenckel, Matthäus (ca. 1658 – 1691) Matthaeus Henckeln/ Universitäts Buchdrucker
im Jahr 1675.

[[A1v]]

Widmung lateinisch

Sancrosanctissimae, Omnipotentissimae, Misericordissimae, Benedicendissimae in omnem aeternitatem Trinitati & Unitati Deo Patri Creatori ac Conservatori coeli & terrae. Jesu Christo Redemptori ac Mediatori & Deo Spiritui Sancto Sanctificatori meo unico ego per & propter peccatorum numerum aerumnosissima; sed per pretiosissimum sangvinem Jesu Christi saluti restituta creatura, ab eo solo oriundas, has Ministerii mei primicias, hanc opellam per gratiam ejus meam, meque totum animo humillimo & ardentibus suspiriis ac supplicibus votis offero, dico, consecro
David Grafunder.

[[A2r]]

Widmung deutsch

Denen Wol=Edlen/ Groß=Achtbahren/ Hoch und Wolgelahrten/ Hoch und Wolweisen Herren Bürgermeistern/ Syndico und Rathmannen der Haupt=Stadt Luckau im Marggraffthum Nieder=Lausitz/
Herrn Lb PersonHettenbach, Ernst Michael (1627–1706) Ernst Mjchael Hettenbachen/ regierenden Bürgermeister/
Herrn Lb PersonRichter, Christoph Andreas (fl. 1674) Chrjstoph Andreae Richtern/ Juris Utriusque Licentiato, Bürgermeistern und Syndico,
Herrn Lb PersonExs, Valentin (fl. 1674) Valentjnen Exsen/ Bürgermeister und Landes=Aeltesten/
Herrn Lb PersonAdami, Balthasar (1619–1697) Balthasar Adam/ Stadt=Richtern/
Herrn Lb PersonExs, Johann Friedrich (vor 1673 – nach 1675) Johan Frjedrjch Exsen Rathsverwandten/ Fürstlich Sächsischen Zoll=Bier=Steuer= und Contribution Einnehmern/
Herrn Lb PersonMeusel, Ernst (1627–1684) Ernst Meuseln/ Rathsverwandten und Handelsmann/
Herrn Lb PersonAltmann, Johann Caspar (1631–1688) Johannem Caspar Altman/ Rathsverwandten und Apotheckern/
Herrn Lb PersonExs, Johann Heinrich (1647–1709) Johannem Hejnrjch Exsen/ Stadtschreibern/
wie auch/
Denen Ehrenvesten/ Vor=Achtbahren und Wolbenambten Herrn Beysitzern des Stadt=Gerichts
Herrn Lb PersonTrautner, Christoph (fl. 1675) Christoph Trautnern/
Herrn Lb PersonRudelius, Christian (fl. 1675) Christian Rudelio, Seiffensiedern.
Herrn Lb PersonHeigel, Johann (fl. 16745) Johann Heigeln.

[[A2v]]

Jngleichen Denen Ehrbahren und Wolbenambten verordneten
Viertel= und Gewercks=Meistern
und gantzen Löblichen Bürgerschafft der Stadt Luckau/ Seinen respectivè hochgeehrten Herrn Patronis, Großgünstigen Freunden/ und hertzgeliebten anvertraueten Zuhörern/
übergiebet
Zum ewigen Gedächtnis/ mit hertzlichen Wunsche
Daß
Wie Gott der Herr die vielfältigen Feuers=Brunsten aus heiligen und gerechten Vrsachen hat kommen lassen über diese Stadt;[1] also wolle er auch hinwieder alles Gutes kommen lassen über Sie/ und Jhr ins künfftige gnädig seyn/ diese Orgel=Predigt Jhr verordneter Seelsorger und Vorbitter bey Gott
Magister David Grafunder.

[A3r]

Introitus

Hosianna! ô Herr hilff!
ô Herr las wohl gelingen!

Ly BibelstellePsalmen 122,6–9 Wünschet Le Geographicumf Ort: Jerusalem Jerusalem Glück/ es müsse wohl gehen denen/ die dich lieben. Es müsse Friede seyn inwendig deinen Mauren/ und Glück in deinen Pallästen. Um meiner Brüder und Freunde Willen will ich dir Frieden wünschen. Umb des Hauses des Herrn Willen/ unsers Gottes/ will ich dein Bestes suchen.

Also fahe ich an/ und also sage ich/ im Nahmen der heiligen und hochgelobten Drey Einigkeit/ Gottes des Vaters/ Gottes des Sohnes/ und Gottes des Heiligen Geistes/ zu Euch allen/ meinen hertzliebsten Zuhörern/ an diesem unserm Lob= und Danck Feste/ da wir unser Orgel=Werck/ das wir zu Gottes Ehren erbauet haben/ Gott dem Herren darstellen/ und zu den Füssen Gottes legen wollen/ da wir dem grundgütigen Gott von Hertzen wollen dancken/ daß Er durch seine Gnade dieses Orgelwerck/ ja unsere gantze zuvor eingeäscherte wüste Kirche zu einem solchen erwünschtem Stande hat kommen lassen.

Ly BibelstellePsalmen 122,6–9 Wünschet Jerusalem Glück/ es müsse wohlgehen denen/ die dich lieben etc. Also sage ich billig an diesem heutigen Danck= [[A3v]] Feste zu dir/ du von Gott wieder begnadete Stadt Luckau. Zu dir/ du wohl erbauetes Le Geographicumg Gebäude: Luckau, Nikolaikirche Gottes=Hauß. Zu dir andächtigem und Gott ergebnem Christlichen Hertzen.

Denn numehr hat Gott unsere Noht angesehen/ unsere Klage gehöret/ und hat Jhn gereuet nach seiner grossen Güte und uns lassen zur Barmhertzigkeit kommen.

Numehr hat uns Gott erfreuet nach unserm Betrübnis/ und sein Wort erfüllet da er gesaget: Ly BibelstelleJeremia 30,7 Es ist eine Zeit der Angst in Lb PersonJakob Jacob/ noch soll ihnen draus geholffen werden. Numehr ist die seelige erwünschte Stunde/ da wir unser Danck=Fest mit Gott anfahen.

Ly BibelstelleLukas 19,9 Heute ist diesem Hause Heil widerfahren. Also hies es/ da der Herr Jesus bey dem Lb PersonZachäus Zachaeo war eingekehret: Also können auch wir itzo wohl sagen: Heut ist diesem unserm Gottes Hause/ dieser unserer Kirchen Heil widerfahren/ denn Heute ist auch Christus bey uns geistlicher Weise eingekehret. Die Güte unsers Herren Jesu ist es/ daß wir das angefangene Orgelwerck zum erwünschten Stande und perfection gebracht haben.

Was sollen wir doch hier wohl sagen? Was sollen wir gedencken? Die Güte des Herrn ist es/ daß wir nicht gar aus sind/ seine Barmhertzigkeit hat noch kein Ende/ sondern ist alle Morgen neu/ und seine Treue ist gros. Und wie der Ertz-Vater Jacob sagte zu seinem Sohn Lb PersonJosef Joseph: Ly BibelstelleGenesis 48,11 Siehe/ ich habe dein Angesicht gesehen/ daß ich nicht gedacht hätte; Also auch/ siehe Gott hat uns auch die Zeit wieder erleben lassen/ daß wir unsre eingeäscherte verwüstete Kirche wieder auffgebauet sehen/ welches gewiß mancher unter uns nicht gedacht hat/ daß er es erleben würde. Dencket nur selber ein wenig zurücke: Wer hätte das vor wenig Jahren/ da der Schutt von dem eingefallenen Gewölbe bey Mannes Höhe über einen Hauffen lage/ voller Unkraut und Gesträuche bewachsen stunde/ gedencken sollen/ daß wir [[A4r]] das erleben solten/ daß solches verwüstete Gottes-Hauß zu einem solchem erwünschten Stande kommen solte/ als es Gottlob itzo kommen ist? Darum es freue sich das Hertz derer/ die den Herren fürchten: Ly BibelstellePsalmen 118,1–4 Dancket dem Herren denn er ist freundlich/ und seine Güte währet ewiglich:

Es sage nun Jsrael: Seine Güte wäret ewiglich. Es sage nun das Hauß Lb PersonAaron Aaron: Seine Güte währet W W KorrekturOriginal: e:wiglichewiglich. Es sagen nun die den Herren W W KorrekturOriginal: fürchten=fürchten: Seine Güte währet ewiglich.[2]

Denn wer kan die grossen Thaten des Herren ausreden/ und alle seine löbliche Wercke preisen? Sein Raht ist wunderbahrlich und führet es herrlich hinaus.

Ly BibelstellePsalmen 118,24 Diß/ diß ist der Tag den der Herr gemachet hat/ lasset uns freuen und frölich seyn. Lasset uns Gott den Herren loben und rühmen. Ly BibelstellePsalmen 147,12 Preise/ O Luckau den Herren/ lobe Le Geographicumg Gebäude: Zion Zion deinen Gott: Ly BibelstellePsalmen 148,12–13 Jünglinge und Jungfrauen/ Alten mit den Jungen sollen loben den Nahmen des Herren. Ly BibelstellePsalmen 150,6 Alles was Odem hat lobe den Herren/ Halleluja.

Und zu dem Ende seynd wir auch anitzo in dem Hause Gottes zusammen kommen. Damit nun unser Werck desto besser möge von statten gehen/ und in dem Herrn gesegnet seyn/ als wollen wir Gott den Herrn um den Beystand seines Heiligen Geistes ersuchen in einem gläubigen/ andächtigen
Vater Unser.

[[A4v]]

Textus.

Der 150. Psalm

Ly BibelstellePsalmen 150 Halleluja
Lobet dem Herren in seinem Heiligthum/ lobet Jhn in der Feste seiner Macht. Lobet Jhn in seinen Thaten/ lobet Jhn in seiner grossen Herrligkeit. Lobet Jhn mit Posaunen/ lobet Jhn mit Psalter und Harffen. Lobet Jhn mit Paucken und Reihen/ lobet Jhn mit Seiten und Pfeiffen. Lobet Jhn mit hellen Cymbelen/ lobet Jhn mit wollklingenden Cymbeln.

Alles was Odem hat/ lobe den Herren/ Halleluja.

[B1r]

Eingang.

Wjr lesen im Büchlein Ly BibelstelleNehemia 8 Nehemiae c. 8. als die übrigen des Volcks Jsrael/ und Juda wiederkommen waren aus der Lm Ereignis597 – 538 v. Chr.: Babylonisches Exil Babylonischen Gefängnis/ und die Stadt Le Geographicumf Ort: Jerusalem Jerusalem kümmerlich wiederum erbauet hatten/ kamen sie zusammen im siebenden Monden zu Jerusalem/ und das gantze Volck versamlete sich wie ein Mann/ und sprachen zu Lb PersonEsra (fl. 458 v. Chr.) Esra dem Schrifftgelährten/ daß er das Gesetz=Buch Lb PersonMoses Mose hohlete/ daß der Herr Jsrael gebohten hatte. Da sie nun die Worte des Gesetzes höreten/ weinete alles Volck/ also das Lb PersonNehemias (fl. 444 v. Chr.) Nehemia und Esra der Priester/ der Schrifftgelehrte/ und die Leviten alles Volck stillen musten und sagen:

Ly BibelstelleNehemia 8,9 Dieser Tag ist heilig unserm Herren/ drum bekümmert Euch nicht/ denn die Freude an dem Herrn ist Euer Stärcke.

Was wäre es wol Wunder/ wann wir alle/ die wir vor Gottes Angesicht allhier versamlet seynd/ theils für Leid/ theils für Freuden anfiengen bitterlich zuweinen? was wäre es Wunder/ wenn uns das Hertz im Leibe warm würde/ und die heissen Thränen aus den Augen von den Wangen mildiglich herab flössen/ eben wie den Kindern der Gefängnis/ weil wir ihnen in vielen Stücken zuvergleichen? Denn sie waren 70. Jahr in der Babylonischen Gefängnis gewesen/ und hatten unaussprechliche Drangsal erfahren. Jerusalem hatte wüste gelegen/ und der Tempel war verbrandt/ ihre Zwinger stunden kläglich/ und die Mauer hatte gelegen jämmerlich/ ihre Thore lagen tieff in der Erden/ ihre Riegel hatte der Herr zerbrochen und zunichte gemacht/ wie Jeremias solchen Jammer=Zustande mit gar beweglichen und kläglichen Worten beschreibet. Jhre grausame Feinde hatten unauffhörlich gesagt: Ly BibelstellePsalmen 137,7 Rein abe/ rein abe bis auff ihren Boden.

[[B1v]]

Jtzt aber hatte das arme verachtete Häufflein sich wiederum versamlet/ Predigt zu hören aus dem Gesetz=Buch des Herren/ und zudancken dem Herren/ dem Heiligen/ dem Höchsten/ daß Er sie wieder gebracht hatte gen Jerusalem/ die Stadt und den Tempel wieder bauen lassen. Darum wallete ihnen das Hertz dermassen/ daß alles Volck bitterlich weinete. Denn sie gedachten an das vorige Elend/ und betrachteten hergegen mit unaussprechlicher Hertzens=Freude die Güte und Treue des Herren/ die Er an ihnen gethan hatte/ und in Betrachtung dessen fiengen sie theils für Freuden bitterlich anzuweinen.

Gleicher Gestalt wenn wir an diesem heutigen Tage auch gedencken an das offtmahls über uns entstandene Unglück/ als an die erschrecklichen vielfältigen Feuers=Brunsten/ mit welchen uns der gerechte Gott um unserer Sünden willen hat heimgesucht; Wenn wir gedencken an die erschreckliche Feuers=Brunst Anno 1644 durch welche unseres zuvor überaus schönes Gottes=Hauß/ unser Raht=Hauß/ unsere halbe Stadt jämmerlich verwüstet/ und in die Asche geleget worden; Wenn wir gedencken an das Zorn=und Rach=Feuer/ das der Höchste Gott Anno 1652. um unserer Sünden willen ansteckete/ welches nicht allein unsre gantze Stadt/ so wol den alten Theil der im ersten Brande noch stehend geblieben; als auch die neu wieder aufferbauete Häuser gantz verzehret und eingeäschert; sondern auch viel Menschen jämmerlich gefressen und verbrandt.

Wenn wir gedencken an das Anno 1666 angelegte und angezündete Feuer/ da in die 29 Häuser abgebrandt und verwüstet; Jngleichen an das abermahlige Zorn und Rach=Feuer/ da Anno 1671. den 17. Aprilis wieder die halbe Stadt in einem erschrecklichen Feuer auffgegangen. Wenn wir/ sage ich/ gedencken an diese so offt und vielmahls unter uns entstandene Feuers=Brunsten/ dadurch unsere liebe Stadt/ alle Häuser in die Aschen geleget/ dadurch unsere liebe Stadt eine elende Le Geographicumf Ort: Tabera Tabeera[3] und Brandt=Stelle worden/ dadurch wir alle zu Blutarmen Leuten worden sind/ dadurch unser Gottes=Hauß gantz eingeäschert/ und wie eine Wü= [B2r] steney worden/ dadurch also unsre Stadt eine gantz verbrandte und ausgebrandte/ eine gantz wüste und verstörte Stadt worden.

Ja wenn wir auch wieder bedencken die grosse unaussprechliche Gnade Gottes/ die Er auch mitten in seinem feurigen Zorn/ mitten in unserm grössesten Elende uns erwiesen hat/ daß wir nicht gar aus sind/ da wir noch nicht haben Hunger sterben dürffen/ daß Gott denen meisten wieder ein eigen Hüttigen gegeben/ daß uns Gott Handgreiflich und Augenscheinlich wieder gesegnet. Ja wenn wir bedencken die unergründliche Gnade Gottes/ daß Er unser Beth=Hauß/ unsere Kirche/ die so viel Jahr her wüste gestanden/ darinnen wir im Winde/ Regen und Schnee bisher Gottes Wort angehöret/ in so kurtzen und wenigen Jahren zu einem solchen erwünschten Stande wieder kommen lassen/ daß wir nun unsern Gottes=Dienst mit Freuden wieder besuchen können.

Wenn wir/ sage ich/ dis alles bey uns überlegen/ so wäre es kein Wunder/ daß uns das Hertz im Leibe auch warm würde/ wie denen Jsraeliten. Was wäre es Wunder/ daß uns auch theils für Leid/ theils für Freuden die Augen übergiengen? Daß wir alle bitterlich anfiengen zu weinen/ oder daß wir wären Ly BibelstellePsalmen 126,1 wie die Träumenden/ theils für Leid und vorigem langwierigen Betrübnis/ da wir das unsrige noch in allen Gassen auff denen wüstliegenden Brand=Stätten in der Aschen liegen und glimmen sehen; Theils aber für innerlicher Andacht und Hertzens-Freude/ daß Gott unser liebes Beth=Hauß zu einem solchen erwünschten Stande wieder kommen lassen? Was wäre es Wunder? daß wir die Hände empor hüben/ und Gott mit lauter Stimme für solche unaussprechliche Gnade dancketen und sprechen:

Habe Danck/ lieber Himmlischer Vater/ habe ewig Danck/ daß du uns nicht hast ewig verstossen/ habe Danck/ daß dein Hertz mitten in der Straffe anders Sinnes worden/ und uns wieder Gnade erwiesen/ habe Danck daß dein Grimm sich gewendet/ und du dich unser wieder hast erbarmet.

[[B2v]]

Und gleich wie Nehemia und Esra der Priester und Schriftgelährte und die Leviten alle Volck stilleten/ und sprachen: Ly BibelstelleNehemia 8,10 Dieser Tag ist Heilig unserm Herrn/ darum bekümmert Euch nicht/ denn die Freude an dem Herren ist Euer Stärcke; Also auch/ meine Hertzvielgeliebte Zuhörer/ bekümmert Euch nicht/ bekümmert Euch nicht; sondern freuet Euch in dem Herren/ und dienet Jhm nur treulich. Gottes gnädige Hand/ will wieder segnen euren Brandt. Gott will/ wie Er itzo angefangen Euch gutes zuthun/ also fortfahren und Euch noch tausentmahl mehr gutes geben. Gott will Euch nicht lassen/ bis daß Er thue alles was Er geredet hat. Darum so freuet Euch von Hertzen und seyd frölich: Ly BibelstelleNehemia 8,10 Denn dieser Tag ist heilig dem Herren/ und die Freude an dem Herrn ist Euer Stärcke. Lobet und rühmet Euren Gott von Hertzen. Ly BibelstellePsalmen 150,1.6 Lobet den Herren in seinem Heiligthum/ Lobet Jhn in der Feste seiner Macht. Alles was Odem hat/ lobe den Herren/ Halleluja.

Wie nun Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David uns hiezu anmahnet in unserm abverlesenen Texte; also wollen wir auch ohne fernere vorher Rede uns zu Erklährung dessen wenden.

O Herr Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Jesu segne meine Rede/ segne das Gehör meiner Zuhörer/ und laß alles wohlgelingen/ Amen!

Abhandelung.

Andächtige und in Jesu Chrjsto dem Geliebten/ geliebte Zuhörer/ bey Erklährung unsers Psalms müssen wir Achtung geben:

1. Auff den Titul und die überschrift.
2. Auff den Psalm selbsten.

[B3r]

Der Titul heisset Halleluja/ das ist ein Ebräisches Wort/ und heisset so viel als lobet den Herren. Lb PersonBecker, Cornelius (1561–1604) Cornelius Becker hat es verdeutschet und gegeben: Lr QuellenBecker, Psalter (1602) M Gottes Lob und Heiligthum.[4] Dieser Titul zeiget an/ daß dieser Psalm sey ein Lob= und Danck=Psalm/ mit welchem Titul die Jsraelitische Kirche Gott lobet/ daß Er unter ihnen in seinem Heiligthum wohnt/ daß Er zu Jerusalem sein Heiligthum/ Feste/ und Macht mit vielen Wundern und Wolthaten habe erwiesen.

Lr QuellenBakius, Commentarius Exegetico-Practicus (1664) M Wie dann das Wort Loben eilffmahl nacheinander in diesem Psalm stehet/ darum ist es zugleich ein herrlicher Trost=Psalm. Ja weil durch die Instrumenta Musica, die allhie angeführet/ und mit Nahmen genennet werden/ die Predigt des Evangelii ist entworffen und vorgebildet/ als ist dieser Psalm auch ein Lehr=Psalm/ welcher uns anmahnet/ daß wir embsig auff dem Worte halten sollen/ denn das Predigen bey uns Christen sambt dem gantzen reinen Gottes=Dienste sind solche wohlklingende Seitenspiel.[5]

Das ist die Uberschrifft und der Titul.

Was den Psalm anlanget/ so hält der vier Stücke in sich:

Erstlich/ den Herrn/ den wir sollen loben und rühmen für alle Leibes und Seelen Wolthaten. Denn setzet David in der ersten Linien vorn an/ und spricht: Ly BibelstellePsalmen 150,1 Lobet den Herrn.

An statt des Wortes Herren stehet im Ebraeischen: Lobet Gott/ und zwar den starcken Gott. Und damit wir sehen sollen/ daß solches Gottes sein ernster Will und Befehl sey/ so wiederhohlet Er dieses zu eilf unterschiedenen mahlen/ und spricht: Lobet den Herrn/ lobet den Herren etc. Zeiget damit an/ daß Gott es keines weges uns gut heisse/ wenn sein Lob unterlassen und vergessen wird. Denn eben darum hat uns Gott zu vernünfftigen Menschen erschaffen/ eben darum hat uns Gott [[B3v]] Mund und Zungen gegeben/ durch Christum erlöset/ und durch den Heiligen Geist geheiliget/ und in der Tauffe wiedergebohren/ daß wir seine vielfältige Wolthaten erkennen/ Jhm dafür dancken/ und Jhn loben und preisen sollen.

Aber ungeachtet wie ernstlich wir dazu vermahnet werden/ und in wieviel Weise und Wege wir dazu obligiret und verpflichtet sind/ so ist doch nichts/ daß dem Menschen so schwer und sauer ankömmet/ als wenn er Gott loben soll.

Denn Gott loben ist nicht allein ein Göttlich Werck; sondern auch dem Menschen von Natur gar unbekandt. Darum es auch bey den meisten gar selten geschicht. Fluchen und den Nahmen Gottes lästern ist dagegen gar gemein bey Jungen und bey Alten/ bey Armen und bey Reichen. Und ob man wohl der Straffen Gottes genug hat/ so fragen doch die meisten wenig darnach. Weil dem David die verkehrte Art der Menschen bekant ist/ so hat er dis Geboht so geschwinde und so ofte nacheinander widerhohlet/ ob er durch diese Widerhohlung etwas zu erhalten vermöchte.

Nun wohlan/ fromme Christen werden sich selbst ihrer Schuldigkeit erinnern/ und nicht mit Gewalt sich treiben lassen; sondern Gott dem Herren das schuldige Lob=Opffer williglich entrichten. Ly BibelstellePsalmen 110,3 Dein Volck wird dir williglich opffern im heiligen Schmuck/ stehet Psalm 110.

Zum Andern hält auch dieser Psalm in sich die Materi des Lobes Gottes.

Was die Materiam anlanget/ so geben uns zum Lobe Gottes Materiam genug und übrig genug an die Hand/ die herrlichen Wercke Gottes/ die wir nicht genugsam loben und aussprechen können/ wenn wir gleich Engel Zungen hätten.

Das/ das ist gewis/ wer die Wercke Gottes recht betrachtet/ dem wird es an Materialien des Lobes nicht gebrechen/ denn die Wercke des Herren sind groß/ wie ist Jhrer eine so grosse Summa?

[[B4r]]

Anlaß genug/ geben uns zum Lobe Gottes die herrlichen Wolthaten/ die Er seiner Kirchen erweiset/ zu denselben weiset uns David hin wenn er spricht: Ly BibelstellePsalmen 150,1 Lobet den Herrn in seinem Heiligthum: Nach dem Ebraischen heisset es: wegen seines Heiligthums/ um seines Heiligthums Willen. Durch das Heiligthum verstehet David das Heiligthum des Tabernaculs, oder die Stiffts=Hütten/ derer sich die Jüden noch zu Davids Zeiten gebrauchten/ ehe denn der Le Geographicumg Gebäude: Jerusalem, Tempel Tempel zu Jerusalem erbauet ward. Wird des Herrn Heiligthum genant/ weil der Herr seines Nahmens Gedächtnis darin gestifftet/ und seinen Dienst darin verrichten lassen; auch darin seine Gegenwart versprochen.

Hievor soll Männiglich den Herren loben. Das meinet David wenn er spricht: Ly BibelstellePsalmen 150,1 Lobet den Herren wegen seines Heiligthums. Er will so viel sagen: Vor allen Dingen soll man Gott den Herren loben für die herrlichen Wolthaten/ die Er seiner Kirchen erweiset: Denn ob man woll Gott soll loben auch für die andern Wolthaten/ so sind doch keine so groß/ als die/ so Er seiner Kirchen erweiset.

Was seynd nun das vor Wolthaten die Gott seiner Kirchen erweiset? Es sind: die Predigt des Evangelii von Jesu Christo/ die Vergebung der Sünden/ die Kindschafft/ die Schenckung des Heiligen Geistes/ Gerechtigkeit/ ewiges Leben und die ewige Seeligkeit. Diese Wolthaten Gottes sind so groß/ daß wir sie nicht nach Würden aussprechen können.

Anlaß giebet unß zum Lobe Gottes/ das Werck der Schöpffung/ davon David saget: Ly BibelstellePsalmen 150,1 Lobet Jhn in der Feste seiner Macht/ das ist/ lobet Jhn wegen der Schöpfung/ daß Er Himmel und Erden hat erschaffen.

Es redet hie David Synecdochicè, von der Schöpfung des Firmaments/ oder des Himmels/ und verstehet zugleich auch die Schöpfung der Erden/ und aller Dinge die im Himmel und auff Erden sind.

Dieser weite und breite Himmel/ wie auch das Gebäude der Erden/ ist/ so zu reden/ ein stillschweigender Commentarius, in [[B4v]] welchem das Lob des Allerhöchsten Gottes auffgezeichnet stehet. Dahin siehet der Prophet David/ wenn er spricht: Ly BibelstellePsalmen 19,2 Die Himmel erzehlen die Ehre Gottes/ und die Feste verkündiget seiner Hände Werck. Er redet zwar hie vom ausgebreiteten Evangelio; Allein Er alludiret doch auch zugleich dabey auff die Creaturen/ daß der Himmel und alle Creaturen von Gott reden und zeugen.

Anlaß geben uns auch zum Lobe Gottes die herrlichen Wunder=Wercke Gottes/ die Gott denen Menschen hat sehen lassen. Davon spricht David: Ly BibelstellePsalmen 150,2 Lobet Jhn in seinen Thaten. Was sind das vor Thaten? Es sind die herrlichen Wunderwercke Gottes/ durch welche Er uns Menschen seine Göttliche Allmacht hat offenbahren und sehen lassen/ als das Gott die Kinder Jsrael mit mächtiger Hand Lm Ereignislegendär: Auszug der Israeliten aus Ägypten aus Egypten geführet/ daß das Wasser im Le Geographicumi Gewässer: Rotes Meer rothen Meer sich hat müssen voneinander thun/ auff beyden Seiten wie eine Mauer stehen/ daß die Kinder Jsrael trucknes Fusses hindurch gehen konten/ und was dergleichen Göttliche Wunderwercke mehr sind/ derer die gantze heilige Schrifft voll ist: Solche Wunderwercke geben uns Materie genug zum Lobe Gottes.

Endlich fasset David alles in eine Summe zusammen/ und spricht: Ly BibelstellePsalmen 150,2 Lobet Jhn in seiner grossen Herrligkeit. Es will David/ daß man Gott den Herren loben solle nicht allein wegen der Herrligkeit/ sondern auch wegen der Grösse solcher Herrligkeit; Es stecket hierin eine sonderliche Emphasis, und will David hiemit anzeigen/ daß Gott über alles excellire, deswegen nennet er es die Grösse der Herrligkeit.

Drittens hält auch dieser Psalm in sich die Art und Weise des Lobes Gottes.

Wie müssen wir denn Gott loben? Wir müssen Gott loben debitâ cordis devotione mit rechter innerlicher Hertzens=Andacht. Das ist nicht genug/ wenn das Lob Gottes alleine [C1r] mit dem Munde geschicht: Nein/ sonsten würden Münche und Nonnen die beste Christen seyn/ welche täglich ihre horas Canonicas halten/ darinnen sie einen Psalm nach dem andern ohne Andacht daher plärren.[6] Von diesen und andern ihres gleichen hat Gott schon vorlängst gesagt: Ly BibelstelleJesaja 29,13 Dis Volck nahet zu Mir mit seinem Munde/ und ehret mich mit seinen Lippen; aber ihr Hertz ist ferne von mir Esa. 29.

Soll unser Lob Gott dem Herren gefallen/ so müssen hier drey Dinge zusammen stimmen/ der Mund/ das Hertz/ und das Werck.

Es muß das Lob Gottes nicht erst entspringen im Munde/ es muß qvellen aus dem Hertzen in den Mund/ und dann durch die Wercke sich ausbreiten/ wie Paulus dazu vermahnet/ wenn er spricht: Ly Bibelstelle1 Korinther 6,20 Preiset Gott an eurem Leibe/ und in eurem Geiste/ welche sind Gottes 1. Cor. 6.

Solch innerlich Hertzens=Lob thut sich kräftig herfür durch allerhand löbliche Musicalische Instrumenta, dazu uns David anmahnet/ wenn er spricht: Ly BibelstellePsalmen 150,3–5 Lobet Jhn mit Posaunen/ lobet Jhn mit Psalter und Harffen/ lobet Jhn mit Paucken und Reyen/ lobet Jhn mit Seiten und Pfeiffen/ lobet Jhn mit hellen Cymbeln/ lobet Jhn mit wohlklingenden Cymbeln. Siebenderley Musicalische Instrumenta erzehlet allhie David/ mit welchen man den Herren loben soll/ nemblich/ Posaunen/ Psalter/ Harffen/ Paucken/ Seiten/ Pfeiffen/ Cymbeln/ welche damahls unter denen Kindern Jsrael gebräuchlich gewesen.

Mit solchen Musicalischen W W KorrekturOriginal: IustrumentenInstrumenten will David/ daß man Gott soll loben. Lr QuellenBakius, Commentarius Exegetico-Practicus (1664) M David ist nicht mit einem oder dem andern Instrument zufrieden/ sondern er erzehlet viel Instrumenta, mit welchen man Gott loben soll. Hätte David noch mehr Instrumenta, so müsten sie alle hervor. Was blasen kan/ das blase/ will er sagen/ was pfeiffen kan/ das pfeiffe/ was orgeln kan/ das orgle ersetzt schlagen/ was geigen/ was singen/ moduliren und musiciren kan/ das mache es auffs allerbeste/ damit nur die Ehre und das Lob meines Gottes hoch genug gespannet und ausgebreitet werden möge.[7]

[[C1v]]

Vierdtens setzet David auch die jenigen/ die Gott den Herrn sollen loben/ das sind nun alle und jede Menschen/ alle Creaturen/ die Gott zu seinem Lobe hat erschaffen. Ly BibelstellePsalmen 150,6 Alles/ spricht Er/ was Odem hat/ lobe den Herrn. Alles was nur einen Odem hat/ will er sagen/ das trete zum Pult heran/ und musicire mit/ dem grossen Gott zu Ehren. Alles was Odem hat/ lobe den Herrn. Endlich schliesset er mit dem Worte Halleluja. Das ist ein Ebreisches Wort/ heisset so viel/ als lobet Gott/ welches Wort siebenzehn mahl im Alten und Neuen Testament gefunden wird. Wenn David mit dem Wort Halleluja die Psalmen schliesset/ zeiget er damit an/ wohin das gantze Psalter=Buch gerichtet sey/ nemblich einig und allein zur Ehre und zum Lobe Gottes.

Das ist die kurtze Erklährung dieses Psalms.

Hieraus könten wir unterschiedliche Lehr=Puncte vom Lobe des Herren nehmen; Allein wir wollen uns vor dieses mahl in die Zeit schicken/ und weil David uns auffmuntert/ daß wir Gott sollen loben mit allerhand Instrumental-Music/ mit Harffen/ mit Posaunen/ mit Pfeiffen/ oder wie es viel vornehme Theologi und Philologi verdeutschen/ mit Orgeln/ so wollen wir vor dieses mahl bey der Lehr von denen Orgeln verbleiben/ weil wir unsere neue zu Gottes Ehren erbauete Orgel zu den Füssen Gottes legen wollen. Solches nun desto besser zufassen/ müssen wir mercken.

1. Daß das Orgelwerck ein sonderbahres Gnadenwerck des Höchsten Gottes sey.

La OrgelpredigtVlmische Orgel Predigt (Ulm 1624) M Eine sonderbahre Gabe und Gnade Gottes ist es/ wenn Gott der Herr einer Christlichen Gemeine nechst dem reinen Worte Gottes/ und rechtem Gebrauch der hochwürdigen Sacramenten/ schöne Kirchen/ und in denselben schöne Instrumental-Music und wohlbestalte Orgeln bescheret/ dadurch werden nicht allein die Hertzen und Gemüther der Zuhörer auffgemuntert/ zur devotion und Andacht/ eifrigem Gebethe/ Gottesfurcht und Dancksagung erwecket und erfrischet wie die Exempel Davids [C2r] Ly Bibelstelle2 Samuel 6 2. Sam. W W KorrekturOriginal: 16.6.16. und Lb PersonElisa Elisae Ly Bibelstelle2 Könige 3 2. Reg. 3. anzeigen; Sondern es wird auch insonderheit der Gottesdienst dadurch gezieret/ herrlich und ansehlich gemacht. Die Orgel ist gleichsam die Käiserin und Königin aller Musicalischen Instrumenten/ dadurch die Göttliche Majestät in der Versamlung der Gläubigen geehret und gepriesen wird. Je edler/ je herrlicher und prächtiger nu eine Orgel ist; je Hertzhafter wird dadurch die Music gemacht. Gewiß wo ein rechtschaffen Orgelwerck in einer Kirchen wird geschlagen/ da fänget alles an zu leben. Machet demnach eine wolbestalte Orgel dem Gottesdienst eine rechte Zier und Ansehen.[8] Durch die Orgel wird das Gedächtnis gestärcket. Durch die Orgeln und Music wird die Melancholia die Traurigkeit und Betrübnis bekümmerter Seelen vertrieben und auffgehoben/ und das Hertz erfreuet. Jn Le Geographicumh Territorium: Apulien Apulia wann jemand vom gifftigen Wurm Phalangio[9] wird gestochen/ und dem Patienten das Gifft zum Hertzen treten will/ lässet man ihn Seiten=Spiel hören/ da zertheilet sich das Gifft/ und gehet durch den Schweiß hinweg. So meldet auch die heilige Schrifft von dem Könige Lb PersonSaul (fl. 1000 v. Chr.) Saul/ daß wenn der Trauer=Geist ihn unruhig gemachet/ und David die Harffen genommen und mit seiner Hand gespielet/ so habe sich Saul erqvicket und sey besser mit ihm worden/ und der böse Geist sey von ihm gewichen Ly Bibelstelle1 Samuel 16,23 1. Sam. 16.

Was aber allhie von der Harffen gesaget wird/ das können wir mit gutem Fuge auff die Orgeln und andre Musicalische Instrumenta ziehen. Daher Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Lutherus einem Lb PersonWeller, Matthias (1507–1563) Organisten/ der grosse Anfechtung hatte/ einen solchen Raht giebt. Ln LiteraturLuther, Briefwechsel 7 (1969) M Lieber Lb PersonWeller, Matthias (1507–1563) Matthias, spricht er/ wenn ihr traurig seyd/ so greiffet getrost in euer Clavier und singet drein/ biß euch die Gedancken vergehen. Kömmt der Teuffel wieder und giebt euch Traurigkeit ein/ so wehret euch frisch und sprecht: Aus Teuffel/ ich muß itzo meinem Herrn Christo ein Liedichen spielen. Wie jener Ehemann that/ da sein Weib ihm anfieng zu nagen/ so nahm er seine Pfeiffe und pfif dazu/ so lange biß sie müde ward; Also lasset auch Jhr eure Pfeiffen klingen/ biß der Teuffel solches überdrüßig wird.[10]

Wer aber die Orgeln zu erst erfunden habe/ davon sind unterschiedliche Meinungen/ und verwundert [[C2v]] man sich billig/ wo die erste Orgel hergekommen. Etliche halten davor/ daß Lb PersonJubal Jubal dieselben habe erfunden/ weil er ein Vater der Geiger und Pfeiffer/ oder nach etlicher Meinung ein Vater der Orgeln genant wird Ly BibelstelleGenesis 4,21 Genes. 4.

La OrgelpredigtStolpenische Ehren-Crone (Dresden 1652) M Die heutigen Jüden geben vor/ daß Lb PersonSalomo Salomon in den Tempel zu Jerusalem eine Ld OrgelJerusalem, Salomos Tempel-Orgel (legendär) Orgel habe setzen lassen/ so er selbsten erfunden und angegeben/ die so künstlich und herrlich gewesen/ daß diese unsere itzige Orgeln wie nichts dagegen zuachten/ und weil sie solches Kunststück nicht mehr wissen/ wollen sie auch keine Orgeln mehr in ihren Synagogen haben noch hören.[11]

Jm Neuen Testament hat man um die acht oder neunhundertjährige Zeit nach Christi Geburt das Orgelwerck in die Kirchen eingeführet/ dieweil durch ein so schönes Werck die Ehre Gottes nicht wenig kan bedienet werden/ und soll solches zu Le Geographicumf Ort: Aachen Aach zuerst bey dem Gottesdienst seyn gehöret worden.[12]

La OrgelpredigtVlmische Orgel Predigt (Ulm 1624) M Von der Zeit an seynd die Orgeln in denen Kirchen so gemein worden/ daß fast keine vornehme Kirche in denen Städten/ darin nicht Orgeln zum Gottesdienst auffgerichtet/ und es also wie bey denen Kindern Jsrael mit Psaltern und mit Harffen/ bey uns mit Orgeln eine gemeine Weise und Recht in der Kirchen ist worden.[13]

Wir sämbtliche nach Gottes Willen/ an diesem Ort lebende/ freuen uns von Hertzen/ daß nun auch bey unserm Gottesdienst/ unter unserer andächtig=singenden Hertzens=Musica ein bewegendes Orgel=Spiel wieder soll gehöret werden/ nachdem wegen des erlittenen Brandschadens Anno 1644. da unsere vorige zwo Orgeln in dieser unserer Haupt=Kirchen mit im Feuer auffgegangen/ wir uns eine geraume Zeit mit einem Positiv haben müssen behelffen: Wie wir denn allbereit mit andächtigem rühren und spielen der neugebaueten Orgel Gott dem Herren zu Ehren einen guten Anfang an diesem Tage gemacht haben; da wir vor der Predigt mit dem lieblichen Hall und Schall derselben unser liebstes Jesulein an dem heutigen Fest=Tage gleichsam beneventiret.

Was soll und muß denn nun auff denen Orgeln gespielet werden?

[C3r]

La OrgelpredigtDas Gott=Lob=Schallende Hosianna (Leipzig 1671) M Auff einer Orgel kan zwar allerley gespielet/ und nach dem die Hand des Künstlers geübet ist/ variationes, fugen etc. gemacht werden; Vor allen Dingen aber sollen die Geistreichen Lieder/ die sich auff derselben zuhören in das Hauß Gottes schicken und reimen/ gespielt werden.

Unter solchen geistlichen Liedern haben zwar den Vorzug die andächtigen Gesänge und Kirchen=Lieder/ die in unseren Lutherischen Gesang=Büchern zufinden seynd; Jedoch aber sind nicht zuverwerffen alle andere geistliche Concerten und Stücke/ so nach Musicalischer Invention von berühmten Componisten verfertiget/ und zu Außbreitung der Ehre Gottes/ auch Erweckung heiliger Andacht/ so wohl von den Chören/ als Orgeln mögen gehöret werden.[14]

Zu was Ende wird denn diese unsere neuerbauete Orgel gespielet?

La OrgelpredigtDas Gott=Lob=Schallende Hosianna (Leipzig 1671) M Unsere neuerbauete Orgel wird so wenig vergeblich/ als etwa andere wohlklingende Musicalische Wercke berühret und gespielet. Sie hat ihr Lw MusikwerkN.N.: Te Deum laudamus M Te Deum laudamus, ihr Halleluja itzo nicht vor die lange weile gespielet; sondern das Absehen ist schon gemacht/ was so wohl itzo bey Anfange/ als künfftig/ geliebt es Gott/ bey fernerem Hause gesucht werde/ nemblich/ wie allbereit erwehnet/ nichts als die Ehre Gottes.[15]

Solches Ziel weiset uns der David in unsern Text/ wenn er spricht/ daß man Gott mit allerhand wohlklingenden Instrumenten soll loben. Sehet diese Ehre giebt der David dem hochgelobten Gott mit seinem Halleluja. La OrgelpredigtDas Gott=Lob=Schallende Hosianna (Leipzig 1671) M Eben diese Ehre geben auch wir/ wie itzo; also auch künfftig mit unsrer neuen Orgel dem[16] Heiligen und Hochgelobten Gott.

Wir sagen billig ingesambt: Dir O Gott zu Ehren haben wir diese Orgel lassen erbauen; Dir allein O Gott zu Ehren soll diese Orgel allezeit gerührt und ge= [[C3v]] spielet werden. Hie legen wir sie zu deinen Füssen hin.

So nimm nun O du grosser Gott in Gnaden an/ und laß dir Wohlgefallen die Ehre in deinem heiligen Himmel/ damit von dieser Orgel hinfort dein heiliger Nahme hierunter auff Erden von deinen Dienern an dieser heiligen Stätte wieder singend und spielend geheiliget und geehret werde.

O du Hüter Jsrael La OrgelpredigtDas Gott=Lob=Schallende Hosianna (Leipzig 1671) M bewahre und behüte dieses Gottes=Hauß/ und alles was drinnen zum Dienst deiner heiligen Ehre angerichtet ist/ vor aller Gefahr und Versehrung/ damit bey öfterer Zusammenkunfft in derselben deine heilige Ehre stets vermehret[17] werde/ und damit nicht allein wir; sondern unsere Nachkommen dich singend und spielend darauff loben und preisen mögen.

Darnach so wird auch unsre neuerbauete Orgel darum gespielet/ damit die La OrgelpredigtDas Gott=Lob=Schallende Hosianna (Leipzig 1671) M fleißigen Kirchen=Gänger[18] und die Hertzen der frommen Kinder Gottes zum Lobe Gottes/ auffgemuntert werden. La OrgelpredigtDas Gott=Lob=Schallende Hosianna (Leipzig 1671) M Organa mentes ad Deum & preces excitant. Die Orgeln ermuntern uns zu Gott und zur Andacht des Bethens/ spricht ein Lb PersonHoë von Hoënegg, Matthias (1580–1645) Geistreicher Theologus.[19]

Wenn demnach die Orgel geschlagen und gespielet wird/ La OrgelpredigtVlmische Orgel Predigt (Ulm 1624) M so müsset ihr nicht sitzen wie die Oel=Götzen/ wie Stöcke und Blöcke/ und wie das stumme/ dumme Vieh/ das anders nicht als den tonum, Hall und Schall mit den Ohren höret/ und sich nicht weiters bewegen lässet. Nein/ Jhr sollet und müsset wie vernünfftige Menschen mit einem rechten Gottsehligen Hertzen dieselbe anhören/ darunter und darüber Eure Hertzen erheben/ Eure Gemühter zur Christlichen Andacht und devotion auffmuntern/ und ob Jhr gleich mit der Stimme und mit dem Munde nicht mit unterschlagen und musiciren könnet/ so sollet Jhr doch Ly BibelstelleEpheser 5,19 dem Herren singen und spielen in Eurem Hertzen. Jhr sollet und müsset Eure [[C4r]] Seufftzer=Orgeln zu Gott anstimmen/ mit andächtigem Hertzen zu Gott seufftzen. Jhr müsset Eure Beth=Orgel zu Händen nehmen/ und daraus ein hertzliches andächtiges Gebeth=Stück schlagen.[20] So offt Jhr nun ins künfftige die Orgel werdet hören spielen/ so La OrgelpredigtDas Gott=Lob=Schallende Hosianna (Leipzig 1671) M lasset Euch solchen Orgel=Klang seyn eine Hertzens=Ermunterung/ und sage ein jeglicher in seinem Hertzen: Ly BibelstellePsalmen 57,8 Gott mein Hertz ist bereit/ mein Hertz ist bereit/ daß ich singe und lobe/ Psalm. 57.

Denn darum wird die Orgel gespielet/ nicht daß einer bloß das Maul/ wie ein Maulaffe auffsperre/ die Ohren spitze/ oder die an der Orgel herumblauffende Sonne/ Mond und den Stern ansehe/ sondern daß auch ein jeder sich selbsten auffmuntere/ und in seinem Hertzen spreche:[21]

Lr QuellenArndt, Paradieß-Gärtlein (1735) M Wach auf meine Ehre/ wach auf Psalter und Harffen;[22] oder:

Lw MusikwerkN.N.: Wach auf mein Herz und singe M Wach auff mein Hertz und singe
Dem Schöpffer aller Dinge.
[23]

So offt Jhr ins künfftige die Orgel werdet hören spielen/ so lasset Euch auch den Orgel=Klang La OrgelpredigtDas Gott=Lob=Schallende Hosianna (Leipzig 1671) M seyn/ eine Hertzerqvickung und Erinnerung der Himmlischen und Engelischen Music, und gedencke ein jeder bey sich: Haec si contingunt terris, qvae gaudia coelo? So hier auff Erden eine solche tröstliche und erqvickende Musica zuhören ist/ was vor Liebligkeit wird denn im Himmel gehöret werden? Oder wie der seelige Herr Lutherus an einem Orte redet: So Gott hier in der streitenden Kirchen solche Geschickligkeit giebet/ daß wir so lieblich musiciren/ was wird den dort allererst in der Triumphirenden vor Anmuhtigkeit vernommen werden. [24]

Kan ein Mensch mit Orgeln hie auff Erden solche Freude zu wege bringen. Ey Lr QuellenOtho, Evangelischer Krancken-Trost (1665) M was wirds erst im Himmel seyn? O da werden wir vor dem Herrn stehen in grosser Freudigkeit: da wirds alsdenn an ein jubiliren und musiciren gehen/ Gott selber wird Organist und Capelmeister seyn/ Engel und Menschen werden singen und klingen: Heilig/ Heilig/ Heilig ist Gott der Herr [[C4v]] Zebaoth/ alle Land/ (ja alle Himmel/ und der Himmel Himmel) sind seiner Ehren voll/ so/ so wird der Kunst=Trippel lauten. Da wird keine falsche Pfeiffe mehr darunter heulen/ kein Sänger wird mehr fehlen/ es wird nicht contra punct gehen.[25] Das/ das wird eine solche Freude seyn/ die Ly Bibelstelle1 Korinther 2,9 kein Auge gesehen/ kein Ohre gehöret/ und in keines Menschen Hertze kommen ist. 1. Cor. 2.

Ach hilff O grosser Gott/ daß wir diese Himmlische Freuden=Music alle mit einander/ die wir itzo über deine grosse Güte uns hertzlich freuen/ klein und groß/ niemand ausgeschlossen/ mit Freuden anhören mögen.

So offt Jhr nu die Orgel höret spielen/ so lasset durch diese Music Eure Hertzen beweget werden/ daß sie sich sehnen nach dem Ewigen

Lw Musikwerkanonym: In dulci jubilo M Ubi sunt gaudia, nirgend mehr denn da
Da die Engel singen/ nova cantica
Und die Schellen klingen in Regis curia,
Eja wären wir da/ Eja wären wir da/
[26]

La OrgelpredigtVlmische Orgel Predigt (Ulm 1624) M Ja so offt Jhr ins künftige die Orgel werdet hören spielen/ so gedencket dabey/ wie Jhr Euch selbsten zu lebendigen/ verständigen und vernünftigen Orgeln sollet machen.

Euer Leib muß das Corpus solcher Orgel seyn/ Euer Mund soll an derselben die Pfeiffe seyn/ Eure Zunge soll an den Pfeiffen das Zünglein seyn/ der Athem oder der Wind/ so darin geblasen wird/ soll Euer Gemüth seyn. Die Blas=Bälge/ durch welche der Wind getrieben wird/ soll Gottes Wort seyn; Das Clavier und Pedal solcher Eurer Geistlichen Orgel soll Euer Hertz seyn. Die Register solcher Orgel sollen Eures Hertzens und Gemühts affecten und Begierden seyn. Der Organist sol der Heilige Geist seyn/ der/ der ist der Finger Gottes. Der/ der soll mit seinen Fingern das Clavier Eurer Hertzen schlagen/ sie durch den Wind seines Wortes bewegen/ damit dadurch Euer Leib/ Eure Füsse/ Eure Hände/ Eure Sinne und Gedancken/ Eure affecten und Begierden/ eine rechte geistliche/ liebliche/ anmuhtige harmoni und resonanz geben/ dadurch cum chordis chorda, cum fidibus fides mit denen Seiten Clavier und Klang die Hertzen/ mit den Glauben/ die Werck und [D1r] That zusammen stimmen.[27] Wie solche anmuhtige/ Geistreiche Gedancken/ der berühmte und Geistreiche Prediger zu Le Geographicumf Ort: Ulm Ulm/ der Seelige Lc PredigtautorDieterich, Conrad (1575–1639) Dietericus seinen Zuhörern in einer La OrgelpredigtVlmische Orgel Predigt (Ulm 1624) M Orgel=Predigt an die Hand giebet. So oft ihr die Orgel werdet hören spielen/ so mercket auch dabey schöne La OrgelpredigtDas Gott=Lob=Schallende Hosianna (Leipzig 1671) M Haus=Gedancken: Wenn eine Orgel soll klingen/ so werden zwo Personen dabey erfodert/ einer der das Clavier rege/ der ander der die Bälge tete. Da gedencket/ eben also muß es auch im Hausstande seyn/ soll es im Hause wohl klingen/ so müssen auch zween seyn/ nemlich Mann und Weib die einander helffen.

Wenn Jhr das gantze Corpus der Orgel ansehet/ so werdet ihr gewahr werden der grossen und kleinen Pfeiffen/ die zur lincken und zur rechten Seiten stehen/ dabey erinnert Euch wieder eures Haußstandes und gedencket: Wenn das Corpus eines Hauses recht formiret seyn soll/ so müssen grosse und kleine Personen darinnen neben einander stehen. Die Haupt=Pfeiffen sind Vater und Mutter/ die stehen in der Mitten/ zu beyden Seiten aber die Kinder wie Orgel=Pfeiffen eines grösser als das ander;[28] Wie einander Geistreicher Theologus und Prediger Magister Lc PredigtautorWeber, Immanuel (1633–1677) Immanuel Weber solche Erinnerung in einer La OrgelpredigtDas Gott=Lob=Schallende Hosianna (Leipzig 1671) M Orgel=Predigt seinen Zuhörern giebet.

So offt Jhr die Orgel höret spielen/ so erinnert Euch auch dabey des Regiers=Standes/ und gedencket:

Zu einer Orgel gehören grosse und kleine Pfeiffen/ also auch in einem Regiment müssen Hohe und Niedrige/ Herren und Unterthanen seyn. Sollen die Pfeiffen einen guten resonantz geben/ so müssen sie wohl gestimmet seyn; Also soll es im Regiment wohl bestellet seyn/ so müssen Regenten und Unterthanen fein übereinstimmen/ Regenten müssen ihre Unterthanen wie Väter ihre Kinder/ und Unterthanen müssen ihre Regenten und Obrigkeit wie Kinder ihre Eltern lieben/ sonst wo sie nicht übereinstimmen/ so gehet das Regiment bald zu Grunde: discordia res maximae dilabuntur.

So offt Jhr die Orgel werdet hören spielen/ so erinnert Euch dabey des Zustandes der Kinder Gottes und der gläubigen Christen:

[[D1v]]

La OrgelpredigtDas Gott=Lob=Schallende Hosianna (Leipzig 1671) M Denn gleich wie ein Organist nach belieben/ bald dieses bald jenes Register/ bald das Principal, bald das[ ]Gedackt/ bald die Flöten/ bald die tremulanten ziehet: Also ziehet Gott der Herr auch bey denen Frommen bald das principal, da/ da gehet es denn in pleno und nach Hertzens Wunsch/[29] da heist es: Ly BibelstelleJesaja 61,10 Jch freue mich im Herren/ und bin frölich in meinem Gott Es. 61. La OrgelpredigtDas Gott=Lob=Schallende Hosianna (Leipzig 1671) M bald aber ziehet Gott der Herr das Gedackt/ suchet Ehe=Leute und seine fromme Kinder mit Creutz und Anfechtung heim:[30] bald liegen sie kranck mit Lb PersonHiskija (ca. 750 – 696 v. Chr.) Hiskia/ bald gerahten sie den Feinden in die Hände mit dem Lb PersonLot Loth/ bald sterben ihnen ihre Ehegatten ab/ wie dem Jacob seine Lb PersonRachel Rahel/ der Lb PersonNoomi Naëmi ihr Lb PersonElimelech Elimelech/ bald erleben sie Hertzleid an den Kindern mit dem David/ bald werden sie von denen Welt=Kindern verachtet und verlachet mit dem Lb PersonNoach Noa, bald werden sie verfortheilet/ wie Jacob von Lb PersonLaban Laban/ bald müssen sie ins Elend mit Lb PersonElija (9. Jh. v. Chr.) Elia wandern/ und werden geachtet für ein Fluch der Welt/ und für ein Feg=Opffer aller Leute mit denen Aposteln. Bald sind sie in Hunger und Kummer mit Lb PersonLazarus Lazaro/ und wer kan alles Elend erzehlen? Da/ da werden alsdenn die Pfeiffen verstimmet/ et gehet pian und gantz leise. Es gehet offt gar kläglich: Ly BibelstelleJesaja 49,14 Der Herr hat mich verlassen/ der Herr hat mein vergessen Es. 49. Ly BibelstellePsalmen 6,4 Ach du Herr wie lange? Psalm. 6. Ly BibelstellePsalmen 13,2 Herr wie lange wiltu mein so gar vergessen/ wie lange verbirgestu dein Antlitz für mir Psalm. 13. La OrgelpredigtDas Gott=Lob=Schallende Hosianna (Leipzig 1671) M Bald ziehet Gott die Flöten und lässet die tremulanten mit darunter gehen/ da heisset es denn: Ly BibelstelleJohannes 16,20 Jhr werdet weinen/ Jhr werdet traurig seyn Joh. 16.[31]

Gleich wie ein verständiger Organist und La OrgelpredigtDas Gott=Lob=Schallende Hosianna (Leipzig 1671) M Musicus alle Register der Orgel/ wenn er traurig gespielet hat/ leicht ändern/ den anmuhtigen Dulcian und frölichen Posaunen=Zug ergreiffen kan: So/ so ist es auch Gott dem Herren gar leichte/ daß Er an der Orgel der Frommen und seiner Kinder/ das Heulen und Weinen/ in Lachen und Freude/ das ejulate in ein cantate verkehren kan. Drum sollen die Frommen diesen Schluß und Ausspruch des Davids und der Lb PersonSara Sara allezeit für wahr halten: Ly BibelstelleTobit 3,23 Nach dem Ungewitter lässestu die Sonne wieder scheinen. Den Abend [D2r] lang währet das Weinen/ aber des Morgends die Freude. Deinem Nahmen sey ewig Ehr und Lob du Gott Jsrael.[32]

So offt ihr an der Orgel die Sonn und den Stern werdet sehen lauffen/ so erinnert Euch darbey des Zustandes der Frommen in dem ewigen Leben/ wie sie werden Ly BibelstelleMatthäus 13,43 leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reich Matth. 13. Wie sie werden einer den andern an Klarheit übertreffen wie die Sternen.

Hieraus sehen wir zu Genüge/ daß es gar recht sey/ daß man Gott in denen Kirchen mit Orgeln und andern Instrumenten lobe. Denn ob wohl die Jüdische Musicalische Instrumenta, die zum Levitenthum gehören/ heutiges Tages bey uns Christen abgeschaffet sind/ so bleibet doch das genus, und wissen wir/ daß Gott weder durch die Vocal, noch Instrumental-Music beleidiget werde/ wenn nur keine weltliche und fleischliche üppigkeit dabey vorläufft.

Lobsingen/ Lieder singen/ Psalmen spielen/ wird uns Christen von denen Aposteln befohlen Ly BibelstelleKolosser 3,16 Col. 3. 16. Ly BibelstelleEpheser 5,19 Ephes. 5. W W KorrekturOriginal: 18.19. Ly BibelstelleJakobus 5,13 Jac. 5. W W KorrekturOriginal: 16.13.

Es will der Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Apostel/ daß Ly Bibelstelle1 Korinther 14,40 alles ehrlich und ordentlich in der Kirchen zugehen/ und zur Besserung gerichtet seyn solle 1. Cor. 14. 40.

Nun aber dienet die Orgel mit andern Musicalischen Instrumenten zur Kirchen Zierde und Ehre. Wie solte man denn sie nicht haben und brauchen dürffen? Durch die Orgeln wird Gott geehret in seinem Heiligthum/ und gelobet bey dem öffentlichen Gottesdienst. Durch die Orgeln und Musicalische Instrumenta werden bekümmerte und angefochtene Hertzen getröstet und auffgerichtet. La OrgelpredigtVlmische Orgel Predigt (Ulm 1624) M Wer wolte denn die Orgeln und Musicalische Instrumenta aus denen Kirchen bannisiren und ausstürmen? Dis/ dis [sic] wil dem Calvinischen irr= und verwirr=Geist nicht mundern/ denn der ist ein sauer und trauer Geist. Die Orgeln sind dem Calvinischen Geiste sehr zuwidern/ die Calvinisten heissen die Orgeln schimpflich: Himmlische Sackpfeiffen/ tubas AntiChristi, des Römischen Abgottes Baals Feld=Zeichen.[33] Lr QuellenBakius, Commentarius Exegetico-Practicus (1664) M Daher als vor etlichen Jahren in dem Anhaltischen eine Orgel verfertiget und gemacht ward/ und der Orgelbauer alles zu Le Geographicumf Ort: Dessau Dessau hatte bereitet/ [[D2v]] wolte er daselbst die Blase=Bälge nicht machen/ sondern er zog nach Magdeburg/ und machte sie daselbst. Als er gefraget ward/ warum er das thäte? antwortete er schertzweise: Der Calvinische Wind treibet keine Orgel/ er muß anders woher gehohlet werden.[34]

La OrgelpredigtVlmische Orgel Predigt (Ulm 1624) M Wo die Calvinisten überhand nehmen/ da stürmen sie die Orgeln aus denen Kirchen heraus/ reissen sie mit ungestüm ein/ zerschlagen und vergiessen die Pfeiffen/ wenden die Materialien zu andern profan Sachen an/ und das mit solchen Ungestüm/ als wenn Leib und Leben/ ja gar die Seeligkeit an solchen Orgel=Sturm gelegen wäre/ wie denn in denen vorigten Jahren dergleichen Orgelstürmerey hin und wieder an denen Orten/ da diese falsche Stieff=Brüder eingeschlichen/ ist vorgelauffen.[35]

Oder wann sie denen Orgeln an etlichen Orten gar gnädig sind gewesen/ und wenn sie ja das Wercks noch haben stehen lassen/ ist doch der Brauch gehemmet/ oder wohl gar zu Weltlichen üppigkeit angewand worden; Wie dann das in Le Geographicumh Territorium: Niederlande Holland gar gemein/ daß die Kauff=Leute in der Kirchen sind spatzieren gangen/ und haben ihnen Weltliche Lieder spielen lassen auff denen Orgeln/ ihre Lust daran zu haben.[36]

Und ob wohl in der ersten Apostolischen Kirchen keine Orgeln und keine andere Instrumenta Musica im Gebrauch gewesen/ weil die Rechtgläubigen wegen Lm Ereignis41–311: Christenverfolgungen im Römischen Reich der grausahmen Heidnischen Verfolgung an solch Freuden=Werck nicht gedencken dürffen/ sondern musten es wie die Jsraeliten in der Lm Ereignis597 – 538 v. Chr.: Babylonisches Exil Babylonischen Gefängnis an die Weyden hängen/ und die Zeit bey dem heimlichen Gottesdienst W W KorrekturOriginal: mit mitmit heulen und weinen zubringen.

So findet man jedoch in den Historien und bey denen lieben Alt=Vätern/ daß so bald sie ein wenig Lufft/ Ruhe und Friede bekommen/ sie auch die Musicalische Instrumenta allmählig in die Kirchen eingeführet/ und zum öffentlichen Gottesdienst angewendet haben.

La OrgelpredigtVlmische Orgel Predigt (Ulm 1624) M Lb PersonJustin der Märtyrer (ca. 100 – 165) Justinus Martyr verwirfft zwar die leichtfertigen Instrumenten/ so die Heyden bey des Bacchi Fest gebrauchet; Er setzet aber hinzu: Verbum Dei est, sive mente cogitetur, sive W W KorrekturOriginal: canaturcantatur, [[D3r]] sive pulsu edatur. Es ist Gottes Wort/ man erwege es im Sinn/ oder singe/ oder spiele es.[37]

La OrgelpredigtVlmische Orgel Predigt (Ulm 1624) M Und lassen wir uns das nicht irren/ daß die Calvinistischen Orgelstürmer fürgeben/ die Orgeln und Instrumental-Music seyn unter die Stücke zu rechnen/ so des Anti=Christischen Baals Feld=Zeichen seyn. Denn dis ist ein in dem Calvinischen Gehirn erdichtetes Feld=Geschrey. Woher wollen sie erweisen/ daß der Anti=Christische Baal/ wie sie reden/ die Orgel und Instrumental-Music zu erst erfunden habe? Justinus Martyr, Hilarius, Basilius, gedencken schon der Instrumental-Music, daß sie zu ihren Zeiten in denen Kirchen eingeführet gewesen; Also machen diese unzeitige Orgelstürmer auch die Uhralte reine Kirchen=Lehrer zum Anti=Christischen Baal.[38]

Wir Lutheraner können auch in unsern Kirchen wohl selbst verschaffen/ daß mit denen orgeln und musiciren Maaß gehalten/ und genugsahme Zeit an den Gottesdienst selbst gewand werde; Auch das kein weltlicher Tantz/ welches die Reformirten unß vorwerffen/ in denen Kirchen auff unsern Orgeln gespielet werde/ und dürffen sich die Reformirten hierin nicht bekümmern/ es sind andere dazu bestellet/ solches in acht zunehmen und zuverhüten.

Nehmet nun auch hiebey eine Vermahnung mit nacher Hause und dancket Gott für seine sonderbahre Gnade und Barmhertzigkeit/ die Er uns darin erweiset/ daß Er uns nicht allein sein Wort lässet lauter und rein lehren und predigen/ die heiligen Sacramenta unverfälschet austheilen; sondern daß Er mitten im Zorn anders Sinnes worden; mitten im Zorn uns wieder Gnade erwiesen hat/ daß wir diese Orgel und die gantze Kirche wieder zu einem solchen erwünschten Stande gebracht haben/ daß wir mit Freuden in das Gottes=Hauß gehen können. Lasset das nicht so vorüber rauschen/ sondern stehet still/ nehmets zu Hertzen/ und bedenckt es wohl/ was das vor eine überaus herrliche und unaussprechliche Wolthat Gottes sey.

Tretet heran Hohe und Niedrige/ Reiche und Arme/ Alte und Junge/ Grosse und Kleine/ tretet zum Pult/ nehme ein jedes [[D3v]] zugleich mit mir sein Gesang=Buch in die Hand/ lasset uns unser Hertz und Mund zu Gott erheben und singen:

Lw MusikwerkN.N.: Herr Gott, dich loben wir M Herr Gott dich loben wir/ Herr Gott wir dancken dir etc.

Ein jeder nehme das Buch und stimme mit mir an:

Lw MusikwerkKugelmann, Hans: Nun lob, mein Seel, den Herren M Nu lob meine Seel den Herren/
Was in mir ist den Nahmen sein/
Sein Wolthat thut vermehren/
Vergiß es nicht O Hertze mein.

Ja vergis es nicht/ vergis es nicht/ was das vor eine grosse Gnade sey/ die uns Gott erzeiget hat. Fallet alle mit einander mit mir auff die Knie eures Hertzens/ und seuffzet mit mir:

Ehre sey dir O Gott Vater/ daß du dich unser so gnädig hast erbarmet.
Ehre sey dir O Gott Sohn Jesu Christe/ daß du uns so gnädiglich wieder geholffen.
Ehre sey dir O Gott Heiliger Geist/ daß du uns wieder so reichlich tröstest und erfreuest.

Ja fallet mit mir auff Eure Knie/ und bittet zugleich mit mir/ daß Gott mit seiner angefangenen Hülffe in Gnaden wolle fortfahren/ und unser lieber Vater seyn und bleiben/ seufftzet alle:

Lw MusikwerkN.N.: Herr Gott, dich loben wir M Nun hilff uns Herr den Dienern dein
Die mit deinem theuren Blut erlöset seyn
Laß uns im Himmel haben Theil
Mit den Heiligen im ewigen Heyl
Hilff deinem Volck Herr Jesu Christ
Und segne was dein Erbtheil ist.
[39]

[[D4r]]

Ein jedes seufze: Herr Gott Vater im Himmel erbarme dich über uns/
Herr Gott Sohn der Welt Heyland erbarme dich über uns/
Herr Gott Heiliger Geist/ erbarme dich über uns/ und sey uns armen Sündern gnädig.

Nun lasset uns zum Wercke selbsten schreiten/ nemblich zu der Orgel=Weyhe/ und sie durch ein inbrünstiges andächtiges Gebeth dem gewaltigen Schutz Gottes übergeben/ und sie dem grossen Gott zu seinen Füssen legen: Hier/ hier erinnere ich mich der Worte/ so der seelige Herr Lutherus bey Lm Ereignis5. Oktober 1544: Einweihung der Schlosskirche zu Torgau Einweihung der Le Geographicumg Gebäude: Torgau, Schlosskirche Schloß Kirchen zu Le Geographicumf Ort: Torgau Torgau gebrauchte: Lr QuellenLuther, Altenburger Ausgabe 8 (1662) M Meine lieben Freunde/ sagte Er/ wir sollen itzt dieses neue Hauß einsegnen/ und weyhen unserm Herren Jesu Christo/ welches mir nicht allein zustehet; sondern Jhr sollet auch zugleich an den Sprengel und Räucherfaß greiffen/ auff daß dieses neue Hauß dahin gerichtet werde/ daß nichts darinnen geschehe/ denn das unser lieber Herre selbst mit uns rede durch sein seelig Wort/ und wir wiederum mit Jhm reden durchs Gebeth und Lobgesang.[40]

Also vermahne ich Euch auch/ Jhr lieben Kinder Gottes/ bey Einweihung dieser unserer neuerbaueten Orgel/ daß Jhr mit mir zugleich greiffet an den Sprengel und Räuchfaß des Gebets.

So tretet demnach heran/ und lasset uns allesambt einmühtig Unsere zu Gottes Ehren erbauete Orgel dem Höchsten Gott fürtragen/ zu seinen Füssen legen/ und Jhn anruffen/ daß Er solche nebst unserer gantzen Kirchen als der rechte Hüter Jsrael wolle in seinen Schutz nehmen/ ein jeder seufze mit mir: O grosser Gott in deinem Nahmen haben wir diese Orgel zu deinen Ehren zuerbauen angefangen. O grosser Gott durch deine Gnade ist auch solches Orgelwerck glücklich verfertiget.

[[D4v]]

Siehe/ hier legen wir es zu deinen Füssen/ und übergeben es mit demütigem Hertzen in deine allmächtige Hand. Ach grosser Gott laß es dir in Genaden wohlgefallen.

Nim Gott in Gnaden an/ und laß dir wohlgefallen die Ehre in deinem heiligen Himmel/ damit von dieser Orgel hinfort dein heiliger Nahme hier unten auff Erden von uns deinen Dienern an dieser heiligen Stätte wird singend und spielend geheiliget und geehret werden.

Seufzet und betet mit und neben mir: O du heilige und hochgelobte Dreyeinigkeit/ Gott Vater/ Sohn und Heiliger Geist komme doch in allen Gnaden zu uns/ und mache bey uns deine Wohnung/ so offt mit dieser Orgel wir dich loben und rühmen.

O du hochgelobte DreyEinigkeit sey und bleibe du der oberste Patron und Schutz=Herr dieser unserer Orgel und unsers Gottes=Hauses/ behüte dieselbe Väterlich vor allem Unglück/ vor Ketzern und Rotten=Geistern/ damit auff derselben kein eintziges/ abgöttisches/ und abergläubiges Geheul gehöret werde/ sondern daß dein heiliges allein seeligmachendes Wort stets lauter und rein darauff gespielet und gesungen werde.

Nun die Augen der einigen und hochgelobten DreyEinigkeit unsers Gottes wollen in Genaden schweben über unsre Orgel/ ja über unser Gottes Hauß. Der getreue Gott/ so auch nicht unbelohnet lässet den/ der ein Feuer seinem Altar anzündet/ oder eine Thüre auffmacht und zuschleust/ das ist/ der auch den allergeringsten Dienst/ so seinem Hause geleistet wird/ reichlich belohnet/ lasse seine Augen von Anfang des Jahres biß ans Ende immerdar sehen auff seine Lb PersonChristian I. von Sachsen-Merseburg (1615–1691) Hoch=Fürstliche Durchlaucht unsern Gnädigsten LandesVater/ belohne tausentfältig die an unserm Gottes=Hause erzeigte hohe Gnade/ daß Unser [C1r [recte: E1r]] Gnädigster Landes=Fürst ein gnädiges Auge auf unsre Kirche und Stadt geworffen/ und solche löbliche Anstalt gemacht durch den Hochansehnlichen Geheimbten Raht den Lb PersonLuckeween von (fl. 1674) Herrn von Luckeween/ daß dieses unser Gottes=Hauß in solchen erwünschten Stand ist kommen. Die Augen des Herren sehen auff Unsern Gnädigsten Landes=Fürsten/ und seyn Jhm ein gewaltiger Schutz/ eine grosse Stärcke. Gott nehme von unsern Jahren und lege sie unserm Gnädigsten Landes=Vater zu. Der Herr segne diesen durch Christum den gerechten Christianum, und kröne Jhn mit Gnade wie mit einem Schilde. Jesus Christus unser treue Heyland und Erlöser wolle Seine Hoch=Fürstliche Durchlaucht Unsern Allerseits Gnädigsten Herrn für allem Ubel und Unfall mächtiglich behüten/ mit Krafft aus der Höhe Väterlich ausrüsten/ und als eine schöne Krone in der Hand des Herren und eine Königliche Hut in der Hand unsers Gottes/ und seinen Hoch=Fürstlichen Samen den Hochgesegneten im Himmel und auff Erden seyn und allezeit bleiben lassen.

Die Augen des Herren sehen allezeit an unsere liebe Stadt=Obrigkeit und Herren des Raths/ daß Sie dieses heilige Werck ihnen so eifrig und ernstlich angelegen seyn lassen/ und zur Beförderung dessen keinen Fleiß/ noch Mühe gesparet. Der Nahme des Gottes Jacob schütze Sie/ Er sende Jhnen Hülffe vom Heiligthum und stärcke Sie aus Zion. Er gebe Jhnen/ was Jhr Hertz begehret/ und erfülle alle Jhre Anschläge. Der Herr behüte Sie für allem Ubel: der Herr behüte Jhre Seele/ der Herr behüte ihren Außgang und Eingang von nun an biß in Ewigkeit.

Die Augen des Herrn sehen allezeit an den verordneten Herrn Lb PersonSturm, Samuel (1627–1688) Kirchen Vorsteher/ der Jhm auch keine Mühe so wohl bey diesem Orgel= als bey dem gantzen Kirchen=Bau hat verdriessen lassen/ sondern einig und allein auff Gottes Ehre gesehen/ und solche befordert/ wo er nur gewust und gekant/ oft mit Hindansetzung seiner wichtigen Verrichtungen.

Gott setze Jhn und die Seinigen zum Seegen ewiglich/ daß Sie durch die Güte des Herrn feste bleiben.

Die Augen des Herrn stehen offen nicht zum Bösen; sondern zum Guten über alle die jenige/ welche Jhm Hülffreiche [[E1v]] Hand und Christliche Liebe an diesem Hause/ damit es ausgebauet worden/ bewiesen haben.

Ach ein seeliger Heller/ so hiezu nach Vermögen dargeleget wird/ gleich als zu denen Füssen Christi Jesu/ der es siehet/ der es Jhm wohlgefallen lässet/ und es reichlich hinwieder mit zeitlichen und ewigen Seegen ersetzet.

Und hiemit schliesse ich unsere Orgel=Weyhe/ wünsche zum Beschluß/ und bitte von Hertzen/ daß wir hie unsern Gott in der Stille zu Zion mögen loben/ ein fröliches Halleluja nach dem andern anstimmen/ biß wir dermahleins kommen in den Heiligen seeligen Tempel/ da Jesus selbst die Orgelpfeiffen/ das ist/ die Engel und Menschen Zungen/ gantz Wunsch= und Kunstreich schlagen/ und mit Gottes Liebe und Lobe anfüllen wird; Da wir mit denen heiligen Engeln und mit dem Chor der Auserwehlten werden den rechten Kunsttripel anstimmen und singen: Ly BibelstelleOffenbarung 5,13 Ehre sey Gott in der Höhe/ Lob sey dem/ der auff dem Stuel sitzet/ Unserm Gott und dem Lamm. Jtzt seuffzet zum Beschluß mit mir:

Lw MusikwerkN.N.: Gott sei uns gnädig und barmherzig M Gott sey uns gnädig und barmhertzig/
Vnd gebe uns seinen Göttlichen Seegen/
Er lasse uns sein Antlitz leuchten
Daß wir auff Erden erkennen seine Wege
Es segne uns Gott unser Gott/
Es segne uns Gott und gebe uns seinen Frieden/ Amen!

[E2r]

Vorstellung des gantzen Orgelwercks.

Das neuerbauete Anno 1673. in der Himmelfarths Woche angefangene/ und Anno 1674. durch Lb PersonDonat, Christoph (1625–1706) Christoph Donat Bürgern und Orgelbauern in Le Geographicumf Ort: Leipzig Leipzig glücklich verfertigte Orgelwerck hat XXXVII. unterschiedliche Stimmen.

Nemblich 1. Jm Oberwercke.

1. Principal 8 Fuß von Zinn.
2. Viol digamba 8 Fuß von Holtz.
3. Rohr=Flöten – 8 Fuß.
4. Grob Gedackte 16 Fuß.
5. Jula oder Hohl=qvinta 6. Fuß.
6. Traversa, oder Qver=Flöten 4. Fuß.
7. Octava 4. Fuß.
8. Qvinta 3. Fuß.
9. Gemßhorn. 2. Fuß.
10. Sesqvialtera 1. Fach.
11. Mixtur, unten 5./ mitten 6/ oben 8. Fach.
12. Klein Gedackte 4. Fuß.

Jm Brustwercke.

1. Trombeta 8. Fuß von pollierten Zinn.
2. Qvinta gedackt oder Nassat 3. Fuß.
3. Grob Gedackt lieblich von Holtz 8. Fuß.
4. Nacht=Horn 4. Fuß.
5. Spitz=Flöte 2. Fuß.
[[E2v]] 6. Sesqvialtera 1. Fach.
7. Suf Flöten 1. Fuß.

Jm Rück=positiv.

1. Principal 4. Fuß von Zinn.
2. Grob gedackte 8. Fuß.
3. Qvinta dena 8. Fuß.
4. Mittel=Flöten 4. Fuß.:
5. Qvinta 3. Fuß offen.
6. Octava 2. Fuß.
7. Sesqvialtera 2. Fach.
8. Mixtur 3. Fach.
9. Dulcian-Regal 16. Fuß/ die Mundstücke und inwendige Röhren von Metall/ die Corpora Holtz.
10. Trichter=Regal 8. Fuß von Metall.

Jm Pedal.

1. Principal 16. Fuß von Zinn.
2. Sub Bass. 16. Fuß von Holtz
3. Octav Bass: 8. Fuß von Metall.
4. Klein Octav Bass: 4. Fuß von Metal
5. Mixtur – 5. Fach.
6. Trombet. Bass: 8. Fuß Metall.
7. Posaunen Bass: 16. Fus mit blechen Aufsetzen.
8. Schalmeyen – 4. Fus Metall.

Mit 5. unterschiedenen guten Windladen/ nebest 6. guten Bälgen/ einen 5. Ellen lang und 2. Ellen breit/ wie auch dreyen Claviren von Buxbäumen Holtze darinnen unten CD [Dis] EF [Fis] G [Gis] bis in [C3.] durchaus in Meßinge Schrauben gehenckt das Pedal gleicher Gestalt von CD [Dis] EF [Fis] G [Gis] bis in [Cis]d. Jngleichen einer Coppel zu allen drey Claviren/ wie auch einer Coppel zum Pedal und Rück=positiv.

Jtem oben Zimbel=Blöcklein/ Sonn und Mond/ aufm [E3r] Rück=positiv einen Stern tremulant zum gantzen Werck/ einen Vogel=Gesang und zu jeder Laden ein absonderlich Ventil.

Auff das Rück positiv kömmt auff dem mittelsten Thurm König David mit der Harffe/ auff beyden untersten Thürmen/ 2. Engel mit Trompeten/ auff das oberste Werck in der Mitten ein Schild/ auff den Seiten 2. liegende Engel mit Palmen Zweigen/ ein Gang mit Seulen gedresselt als ein halber Mond.

Anno 1672. den 10. Junii ward diese Orgel verdungen und mit dem Orgelbauer ein Contract gemacht: Und hat er vor seine Arbeit bekommen 1500. Thaler/ die materialien hat der Orgelbauer dazu gegeben; ingleichen muste er die Tischer und Bildschnitzer Arbeit machen lassen; die Kirche aber hat die Drechsler=Zimmer= und Schmiede=Arbeit gezahlet/ imgleichen die nothwendigen Bretter anschaffen lassen. So lange der Orgelbauer daran gearbeitet/ hat er nebest allen Gesellen einen freyen Tisch/ Stube und Bett gehabt:

Lb PersonKöppichen, Johann (1672–1673) Johann Köppichen hat sie gespeiset und vor loigament, Nachtlager/ Essen und Trincken jede Woche vor eine jede Persohn 18. groschen bekommen.

Es hat auch die löbliche Bürgerschafft ihr freygebiges Gemüht sehen lassen/ und Gott zu Ehren zu dem Orgel=Bau gesteuret

Einen Thaler vom gros Erben.

18. Groschen vom klein Erben/ welches etliche 100. Thaler getragen.

Hiezu haben insonderheit aus freygebigen Hertzen gegeben.

Herr Lb PersonSturm, Samuel (1627–1688) Samuel Sturm Medicinae Licentiatus und wohlbestalter Land=Physicus, und verordneter Kirchen=Vorsteher zehen Thaler.

Herr Lb PersonMeusel, Ernst (1627–1684) Ernst Meusel Raths=Verwandter und Handelsmann 7. Thaler 12. Groschen.

Herr Lb PersonMichovius, Paulus (1672–1674) Paulus Michovius, Baccalaureus 10. fl.

Bey dem Danck=Fest und Einweihung dieser Orgel ward dabey [[E3v]] ein Opfergang ums Altar gehalten/ welches getragen 89. Thaler 19. groschen 2. Pf.

Die Orgel haben nach Verfertigung in Gewähr und Augenschein genommen und examiniret:

Herr Lb PersonSchwägrichen, Johann (fl. 1674) Johann Schwägrichen Dom= und Stadt=Organist in Le Geographicumf Ort: Meißen Meissen.

Herr Lb PersonDörffel, Johannes Caspar (vor 1674 – nach 1696) Johannes Caspar Dörffel/ Organist in Lübben.

Herr Lb PersonHasse, Paul (vor 1674 – 1688) Paul Hasse/ Organist zu Le Geographicumf Ort: Cölln Cöln an der Spreu.

Das erste Spiel auff dieser Orgel that bey der Einweihung Johann Caspar Dörffel.

Der itzige Organist ist Lb PersonHertel, Christian (vor 1674 – nach 1690) Christian Hertel.

Nachricht von der Ld OrgelLuckau, St. Nikolai, Peter Grabow-Orgel 1618 vorigen Orgel/ so Anno 1644. abgebrand/ welche nach Aussage der Bürger die itzige noch weit übertroffen/

Selbige Orgel ist Anno 1616. 1617. 1618. erbauet worden/ wie die Kirchen=Rechnungen solches bezeugen.

Der Orgelmeister hat geheissen Lb PersonGrabow, Peter ( – ca. 1618) Peter Grabo von Berlin/ ist hier in wehrender Arbeit gestorben/ hat bekommen 400. Thaler vor seine Arbeit/ vid. Kirchen=Rechnung Anno 1616. pag. 20.

Das Zinn und andere materialien sind von der Kirchen angeschaffet worden/ vid. Kirchen=Rechnungen pag. 22.

Dem Orgelbauer ist Zehrung gegeben worden/ Bett=Zinß und Licht=Geld. Kirchen=Rechnung Anno 1618. pag. 14.

Die Kirche hat die Tischler bezahlet/ und hat Lb PersonWentzendorff, Hans (1616fl.) Hanß Wentzendorff bekommen 225. Thaler und 12. Scheffel Hafer/ Kirchen=Rechnung Anno 1616. pag. 21.

Anno 1646. sind von dem Metal der verbrandten Orgel XI. Zentner Zinn pro 126. fl. 6. gr. nach Berlin verkaufft worden. Kirchen=Rechnung Anno 1646. pag. 19.

[[E4r]]

Nachricht von dem gantzen Kirchen=Bau.

Anno 1657. Mense Augusto (eben an dem Tage da dem Hochwürdigsten/ Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn/ Herrn Lb PersonChristian I. von Sachsen-Merseburg (1615–1691) Christiano, Unserm Allergnädigsten LandesVater/ das Marggraffthum Niederlausitz huldigte) wurde das Sparrwerck auff die Kirche gebracht/ und nach und nach gedecket. Darauff liessen auch nach und nach die Handtwercker ihre Fenster öfnen.

Anno 1670. am 1. Januar. wurden Becken vor die Kirchen=Thüren gesetzet/ und zu Bawung der Kirchen gesamlet 20. fl. 18. gr. 9. pf. Welches zu Erbauung des Schüler=Chors angewendet wurde/ zu welchem Schüler=Chor auch mit angebauet wurde Eines Ehrwürdigen Raths Chor zu welchem der Herr Ober=Ambts=Rath Titularius Herr Lb PersonSchlieben, Hans Ernst von (fl. 1670) Hans Ernst von Schlieben auff Oderim 30. Thaler verehret.

Eodem Anno 1670. wurde das halbe Gewölbe über dem Altar gebauet.

Eodem wurde auch der Altar gerichtet/ zu welches Erbauung Herr Lb PersonHenschel, Christoph (1670f.) Christoph Henschel/ Bürgermeister allhier 93. Thaler legiret.

Welche Gebäude als sie glücklich auff und außgeführet/ wurde darnach Dominica I. Adventus ein solenne Danck=Fest gehalten/ und dabey ein Opffer colligiret/ welches getragen 77. fl. 19. gr. 7. pf.

Anno 1671. wurde das andere halbe Gewölbe glücklich nachgebauet/

Jngleichen wurde der Tauffstein gesetzet und gemahlet/ zu welchem Titularius Herr Lb PersonStuttenheim, Heinrich von (fl. 1671) Heinrich von Stuttenheim auff Goltzen 180 Thaler legiret, in diesem Jahr wurde wieder am 4. Octobris ein Opfergang um das Altar gehalten/ so getragen 35. fl. 8. gr.

[[E4v]]

Nun du grosser gerechter und barmhertziger Gott/ der du uns versucht und geläutert hast/ wie das Silber geläutert wird/ der du auff unsere Lenden eine Last geleget hast/ daß wir sind in Feuer kommen/ der du uns nun auch wieder hast ausgeführet und erqvicket/ halte und walte doch ferner über uns mit deiner Gnade und sey unserer Stadt gnädig. Herr kehre dich doch wieder zu uns und sey deinen Knechten gnädig/ Amen!

Einzelanmerkungen

  1. Die Stadt Luckau war 1644 von einer Feuersbrunst heimgesucht worden. Dabei wurde auch die große Ld OrgelLuckau, St. Nikolai, Peter Grabow-Orgel 1618 Kirchenorgel zerstört. Es folgten weitere Stadtbrände in den Jahren 1652, 1666 und 1671, vgl. die Darstellung in dieser Predigt, B1v und C2v. Der Antagonismus von Zerstörung und Wiederaufbau spielt in der gesamten Predigt eine zentrale Rolle.
  2. Der Setzer hat in diesem Absatz am Ende der Zeilen 2 und 3 den Doppelpunkt und das Gleichheitszeichen vertauscht.
  3. Vgl. zu diesem biblischen Ort, an dem die Israeliten wegen ihres Murrens durch einen Brand gestraft wurden, https://www.bibelkommentare.de/index.php?page=dict&article_id=4259
  4. In der von uns konsultierten Ausgabe trägt der Psalm den Untertitel Gottes Lob im Heiligthumb. Es handelt sich dabei um die Überschrift zu Beckers freier poetischer Psalmenübertragung, die er jeweils mit einer auf eine bekannte Melodie singbaren Fassung gekoppelt hat. Die poetische Variante von Psalm 150 beginnt mit folgender Strophe: Mvsiken klang/ | Lieblicher Gsang/ | Das Hertz zur frewd/ | Das mit trübsal beladen/ | Schön musiciret/ | Andacht gebirt/ | Die Kirch es ziert/ | Wenn gsungen wird | Von Gottes Wunderthaten. | Macht frewden viel | Auff Seytenspiel/ | Gotts Wort ist wol gerathen. (Becker, Psalter (1602), ohne Paginierung oder Bogensignatur) Die Becker zugewiesene Formulierung Gottes Lob und Heiligthum wird von Lb PersonBakius, Reinhard (1587–1657) Reinhard Bakius in seinem Psalmkommentar verwendet, vgl. Bakius, Commentarius Exegetico-Practicus (1664), S. 577. Es ist ein erster Hinweis darauf, dass Grafunder mit diesem Werk gearbeitet hat.
  5. In seinem Zitat lässt Grafunder den Hinweis auf monente Luthero nostro aus und übersetzt die Stellen, an denen die Vorlage ins Lateinische wechselt, ins Deutsche, vgl. Bakius, Commentarius Exegetico-Practicus (1664), S. 577.
  6. Grafunder adaptiert in diesem Satz eine Wendung, die er in einer seiner Vorlagen gelesen hatte, vgl. Das Gott=Lob=Schallende Hosianna (Leipzig 1671), D4r.
  7. Vgl. Bakius, Commentarius Exegetico-Practicus (1664), S. 580. Grafunder übersetzt den ersten Satz aus dem Lateinischen, überspringt einen Teil und ersetzt das Schlagen durch das Orgeln.
  8. Grafunder zitiert seine Vorlage mit mehreren Kürzungen, fügt aber auch eigene Zusätze hinzu, wie etwa die Verdoppelung Käiserin und Königin, vgl. Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624), S. 35.
  9. Gemeint ist hier die Tarantel, deren Biss man im Mittelmeerraum früher durch Tanzen zu heilen versuchte. Grafunder kannte vermutlich die ausführliche Darstellung durch Lb PersonKircher, Athanasius (1602–1680) Athanasius Kircher, der die Spinne zu Beginn seiner Abhandlung dem genere Phalangiorum siue Aramearum zuordnete, vgl. Kircher, Magnes (1643), S. 755–777, Zitat S. 756. Als Phalangiidae bezeichnet die heutige Zoologie eine Familie aus der Ordnung der Weberknechte, vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Schneider_(Weberknechte)
  10. Grafunder zitiert Luthers Brief vom 7. Oktober 1534 an den Freiberger Organisten Lb PersonWeller, Matthias (1507–1563) Matthias Weller mit Kürzungen, die in derselben Form auch bei Immanuel Weber begegnen, vgl. Das Gott=Lob=Schallende Hosianna (Leipzig 1671), F2r. Siehe den vollen Wortlaut der Quelle im Personenartikel Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Martin Luther.
  11. Diese Stelle geht letztlich auf die Darstellung in Lb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Michael Praetorius’ Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M Syntagma musicum zurück, vgl. den Wortlaut im Artikel zur Ld OrgelJerusalem, Salomos Tempel-Orgel (legendär) Jerusalemer Tempel-Orgel. Grafunders Textversion lehnt sich an die Wiedergabe dieser Stelle bei Lc PredigtautorDieterich, Conrad (1575–1639) Conrad Dieterich an (vgl. Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624), S. 10), dessen Orgelpredigt ihm als Modell diente. In der Formulierung gibt es aber auch wörtliche Anleihen bei Lc PredigtautorPeisker, Gottfried Siegmund (1617–1678) Gottfried Siegismund Peiskers Orgelpredigt (vgl. Stolpenische Ehren-Crone (Dresden 1652), S. 41), die ihrerseits auf Dieterich rekurriert und hier als zeitlich nächste Quelle angegeben wurde. Denkbar sind natürlich auch noch weitere gemeinsame Quellen, die uns heute nicht mehr bekannt sind.
  12. Angespielt wird hier offenbar auf die Orgel am karolingischen Hof, die durch eine Lm Ereignis757: Kaiser Konstantin V. Kopronymus von Byzanz schenkt Frankenkönig Pipin eine Orgel Schenkung aus Le Geographicumh Territorium: Byzanz Byzanz nach Aachen gelangte. Das Instrument wurde zunächst jedoch nicht im Gottesdienst verwendet.
  13. Leicht gekürztes Zitat aus Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624), S. 22f.
  14. Vgl. Das Gott=Lob=Schallende Hosianna (Leipzig 1671), D1r.
  15. Vgl. Das Gott=Lob=Schallende Hosianna (Leipzig 1671), D4v–E1r.
  16. Dieser kurze Passus stammt wörtlich aus der Vorlage, vgl. Das Gott=Lob=Schallende Hosianna (Leipzig 1671), E2r.
  17. Übernommen aus Das Gott=Lob=Schallende Hosianna (Leipzig 1671), E3r.
  18. Vgl. Das Gott=Lob=Schallende Hosianna (Leipzig 1671), E4v.
  19. Auch dieses Zitat samt der Übersetzung stammt aus Webers Orgelpredigt, wo der Autor angeführt ist, vgl. Das Gott=Lob=Schallende Hosianna (Leipzig 1671), F1r. Weber hat seine Vorlage stark verändert, vgl. seine Fassung mit Hoë von Hoënegg, Commentarium in Apocalypsin 2 (1611), S. 217.
  20. Grafunder übernimmt die Stelle mit kleineren Varianten von Dieterich, ergänzt z. B. die Oel=Götzen oder kürzt den Nachweis der Bibelstelle, vgl. Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624), S. 39.
  21. Vgl. Das Gott=Lob=Schallende Hosianna (Leipzig 1671), F1r–F1v.
  22. Grafunder interpoliert in die aus seiner Modellpredigt übernommene Stelle dieser Zeile von Lb PersonArndt, Johann (1555–1621) Johann Arndt, die hier nur nach einer der vielen späteren Edition nachgewiesen werden kann, vgl. Arndt, Paradieß-Gärtlein (1735), S. 209.
  23. Grafunder übernimmt dieses Liedzitat wieder aus Webers Orgelpredigt, wo sie sich ebenfalls an den vorhergehenden Absatz anschließt, vgl. Das Gott=Lob=Schallende Hosianna (Leipzig 1671), F1v.
  24. Vgl. Das Gott=Lob=Schallende Hosianna (Leipzig 1671), F1v–F2r. Grafunder übernimmt aus seiner Quelle ein Zitat mit der ursprünglich von Lb PersonDiruta, Girolamo (1554/1564 – nach 1610) Girolamo Diruta mitgeteilten und über Lb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Michael Praetorius vermittelten Orgelinschrift aus Le Geographicumf Ort: Perugia Perugia (vgl. Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 88) sowie den Ausspruch Martin Luthers, der vermutlich eine freie Wiedergabe aus der Tischrede vom 17. Dezember 1538 darstellt: Weil vnser Herr Gott in diß Leben/ das doch ein Lauter Schmeißhaus ist/ solche edele Gaben geschüt vnd vns gegeben hat/ was wird in jenem Leben geschehen/ da alles wird auffs aller volkommenest vnd lustigst werden? (nach Luther / Aurifaber, Colloquia (1591), fol. 475v)
  25. Zunächst scheint Grafunder hier Formulierungen Dieterichs zu paraphrasieren, vgl. Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624), S. 42. Tatsächlich findet sich der gesamte Absatz aber in der Predigtsammlung Otho, Evangelischer Krancken-Trost (1665), S. 699f. Ob Grafunder dieses häufig aufgelegte Werk kannte oder ob beide aus einer gemeinsamen Quelle schöpfen, bleibt offen.
  26. Vierte Strophe des Liedes Lw Musikwerkanonym: In dulci jubilo M In dulci jubilo
  27. Vgl. Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624), S. 40.
  28. Vgl. Das Gott=Lob=Schallende Hosianna (Leipzig 1671), F2v.
  29. Vgl. Das Gott=Lob=Schallende Hosianna (Leipzig 1671), F2v.
  30. Vgl. Das Gott=Lob=Schallende Hosianna (Leipzig 1671), F3r. Grafunder übernimmt einzelne Sätze aus seiner Vorlage, führt den Gedanken dann aber eigenständig aus.
  31. Vgl. Das Gott=Lob=Schallende Hosianna (Leipzig 1671), F2v.
  32. Vgl. Das Gott=Lob=Schallende Hosianna (Leipzig 1671), F3r-F3v. Grafunder erweitert und modifiziert den Text, indem er beispielsweise das Dulcian-Register ergänzt und den Organisten neben den Musicus stellt.
  33. Vgl. Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624), S. 28f.
  34. Zitiert und aus dem Lateinischen übersetzt wird folgende Passage: hinc cum paucis abhinc annis, alicubi sub Anhaltinatu, organa repararentur, & artifex, omnia Dessaviae absolvisset, folles ibi conficere noluit, sed petiit, ut sibi liceret, Magdeburgi eos absolvere, cumque hujus facti causa quaereretur, salsè regessit: Der Calvinische Wind treibt keine Orgel/ er muß anders woher geholet werden. (Bakius, Commentarius Exegetico-Practicus (1664), Teil 3, S. 580) Die Anekdote finden sich wenig später auch in der La OrgelpredigtDas Lieblich=klingende Orgeln und Saiten=Spiel (Coburg 1676) M Orgelpredigt Lc PredigtautorSchneider, Theodor (1646–1686) Theodor Schneiders, vgl. Das Lieblich=klingende Orgeln und Saiten=Spiel (Coburg 1676), B3r–B3v. Unklar bleibt vorläufig, um welche Orgel und welchen Orgelbauer es sich gehandelt hat.
  35. Vgl. Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624), S. 28f.
  36. Grafunder stützt sich hier vermutlich auf die Informationen Dieterichs, vgl. Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624), S. 29.
  37. Zitat mit starken Kürzungen, vgl. Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624), S. 19. Grafunder übernimmt von Dieterich die Justinus zugeschriebene Aussage. Geht man Dieterichs Quellenangabe nach, stößt man auf einen etwas andersartigen Wortlaut, vgl. dazu den Personenartikel Lb PersonJustin der Märtyrer (ca. 100 – 165) Justinus Martyr.
  38. Vgl. Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624), S. 30.
  39. Teil des deutschen Lw MusikwerkN.N.: Herr Gott, dich loben wir M Te deums.
  40. Vgl. Luther, Altenburger Ausgabe 8 (1662), S. 368.

Letzte Änderung dieses Dokuments am 25. Januar 2022.

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