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Orgelpredigt

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a Kirchweih= oder Orgel=Predigt (Leipzig 1632)

Einführung in die Edition

Nachdem Lb PersonSaur, Jonas (1591–1633) Jonas Saur 1625 mehrere Kasualpredigten Lc PredigtautorDieterich, Conrad (1575–1639) Conrad Dieterichs – darunter auch dessen La OrgelpredigtVlmische Orgel Predigt (Ulm 1624) M Orgelpredigt – als La OrgelpredigtVlmische Orgel Predigt (Ulm / Frankfurt a. M. 1625) M Sammelwerk verbreitet hatte, machte sich der Le Geographicumf Ort: Ulm Ulmer Superintendent bald darauf selbst an die Edition seiner Einzelschriften. Am 1. April 1629 verfasste er das Vorwort zu dem ersten Band seiner Lr QuellenDieterich, Sonderbarer Predigten Erster Theil (1632) M >Sonderbaren Predigten. Ausführlich äußert sich Dieterich darin über die Motive seines Unterfangens. Die Predigten in den vorliegenden Bänden seien – anders als viele seiner größeren theologischen Abhandlungen – nicht primär für den Druck gedacht gewesen, sondern im Laufe der Jahre aus unterschiedlichen äußeren Anlässen entstanden:

Vnter denenselbigen meinen Schrifften aber/ habe Jch auch absonderliche Predigten von vnterschiedenen absonderlichen Materien, von Jahren zu Jahren/ nach dem es jedesmals vorfallende Zeiten an Hand geben/ gehalten/ darzu mir dann guten Theils von vnser Vlmischen Kirchen Gebrauch/ anlaß geben worden. Dann weil es bey dero/ von vielen zurückdencklichen Jahren/ vblichen Herkommens/ daß auff deren jährlichen gewöhnlichen Kirweyh/ wie auch New Jahrs= vnd Schwörtäg/ deßgleichen bey Ordination, Einstallir= vnnd Einsegnung junger angehender Kirchendienern/ die gewöhnliche Sontägliche Evangelien bey seit gelegt/ an deren statt aber besondere Text/ so sich auff vorstehende Jahrzeiten bequemen vnd schicken/ erwehlet vnd erkläret werden/ Als hab ich mich in allwegen/ deren/ an sich selbst Christlöblichen/ Gewonheit gemeß/ in allem bequemen/ vnd besondere Text von hierzu allerseits bequemlichen Materien dabey tractiren sollen vnd wollen.[1]

Obwohl diese Predigten nit zu dem Ende elaboriret vnd beschrieben/ daß sie in Truck solten verfertigt werden,[2] wurden sie auf Wunsch der Zuhörer dennoch einzeln publiziert. Ähnlich wie schon Jonas Saur 1625 im Vorwort zu seiner Ausgabe der Absonderlichen Predigten hervorhebt, erwähnt auch Dieterich die anhaltende Nachfrage nach diesen Texten, die insbesondere im (deutschsprachigen) Ausland nicht zu erhalten waren:

Demnach aber dieselbige vorlängsten meisten theils distrahirt vnd abgangen/ daß deren Exemplarien nit mehr in feihlem Kauff zubekommen/ vnd aber nit wenige Nachfrage nach denenselbigen biß dato gewesen/ So hab ich mich auff einständiges anhalten zu deren anderwertigen Truck/ vmb so viel desto mehr bewegen lassen/ damit denen Außländischen/ so deren Exemplarien biß dato in Mangel gestanden hiemit vornemlich gedienet/ vnd sie deren nach ihrem besten zugebrauchen haben möchten.[3]

Dass im Falle der Dieterichschen Kasualpredigten ein so starkes, über den süddeutschen Raum weit hinausgehendes Interesse bestand, hing zweifellos mit der Berühmtheit des Autors zusammen. Die voluminösen Bände, in denen er die Briefe seiner Korrespondenten gesammelt hat, belegen, über welch ausgedehnte Netzwerke Dieterich verfügte. Seine auswärtigen Kollegen und Freunde waren meist ihrerseits gut positionierte Persönlichkeiten, die als Multiplikatoren der Dieterichschen Druckschriften fungieren konnten. Die Vorbildrolle, die Dieterichs Orgelpredigt in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts für andere Autoren erhielt, lässt sich also zum einen auf seine theologische Autorität, zum anderen auf seine überregionalen persönlichen Kontakte zurück führen.

Darüber hinaus hatte Dieterich seine anlassgebundenen Predigten von Anfang an als übergreifende thematische Serien angelegt, die gemeinsam zu publizieren sich anbot.[4] Die Kirchweih-Predigten bilden einen Zyklus aus elf Texten, in denen systematisch wichtige Adiaphora abgehandelt werden. Damit verfolgte Dieterich ein anderes inhaltliches Konzept als es beispielsweise Lc PredigtautorWinter, Erasmus (1548–1611) Erasmus Winter mit seinen gesammelten Kirchweihpredigten umgesetzt hatte, in denen der Autor vor allem gegen die ausufernden Kirmesfeiern zu Felde gezogen war. Insgesamt plante Dieterich sechs Predigtbände, deren Aufbau er folgendermaßen schilderte:

Damit aber hierinn richtige Ordnung in acht genommen werde/ Hab ich sie/ bey dieser anderwertigen edition vnd Truck/ in besondere Stück der gestalt abgetheilet/ daß ich die Materien, so sich wol zusammen fügen/ auch in besondere Theil zusammen geordnet/ als daß
Jm I. Theil die Jubel= vnd KirchweyPredigten:
Jm II. Theil Die Newe Jahrs Predigten:
Jm III. Theil Die Kriegs= vnd Buß Predigten:
Jm IV. Theil Die auß den Texten der Evangelien geordnete Predigten:
Jm V. Die Ordination vnd praesentation Predigten:
Jm VI. Die von der Obrigkeit vnd Vnterthanen gehaltene Predigten:[5]

Dieterich kooperierte dabei mit dem in Le Geographicumf Ort: Leipzig Leipzig ansässigen Verlag Lb PersonSchürer, Zacharias (1597–1629) Schürer und Lb PersonGötze, Matthias (1585–1662) Götze, der als stabiles Familienunternehmen bis ins Jahr 1700 aktiv blieb und so 1669 auch eine unveränderte Neuauflage der Bände auf den Markt bringen konnte.

In seiner Gesamtheit ist das umfassende Projekt freilich nicht zum Abschluss gekommen, und es scheint sich auch zunächst zögerlich entwickelt zu haben. Erschienen sind die Bände 1, 2 und 4 erst 1632, also drei Jahre nach Abfassung des Vorworts.[6] Der dritte Band folgte 1635 nach. Band 5 und 6 scheinen nie realisiert worden zu sein. Dies mögen die Zeitumstände und der Tod des Autors im Jahre 1639 verhindert haben.

Die Sonderbaren Predigten wurden wie die meisten anderen Schriften Dieterichs in den Leipziger Messekatalogen angezeigt. Die Angaben passen nicht ganz zu den Jahresangaben auf den heute bekannten Druckexemplaren. Folgendermaßen sind die Teile in den Messkatalogen vertreten:

  • 1632 Oster: Teil 1 und 3
  • 1632 Michaelis: Teil 1, 2, 3, und 4
  • 1633 Oster: Teil 2 und 4
  • 1635 Oster: Teil 4
  • 1635 Michaelis: Teil 3 und 4

Dass der dritte Teil in der Tat erst 1635 und nicht schon 1632 auf den Markt kam, könnte das in der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel aufbewahrte Exemplar belegen. Unter der Signatur D-W: A: 194.11 Theol. sind hier die Teile 1, 2 und 4 zusammengebunden worden. Auf dem Buchrücken befinden sich das Monogramm M I S, das sich leider nicht auflösen lässt, und die Jahreszahl 1635. 1635 war dem Eigentümer der 3. Teil der Reihe offenbar noch nicht zugänglich gewesen. Das spricht dafür, dass dieser Band zu diesem Zeitpunkt noch nicht auf der Oster- und Michaelis-Messe verkauft wurde. In den Messkatalogen des Jahres 1632 dürfte es sich um eine fehlerhafte Angabe bzw. verfrühte Ankündigung gehandelt haben.

Zwei weitere bekannte Exemplare befinden sich heute in Le Geographicumf Ort: Dresden Dresden und Le Geographicumf Ort: Gotha Gotha, sie enthalten die Teile 1–4, die jeweils zu einem Konvolut zusammengebunden worden sind. Sie zeigen, dass die neue Edition tatsächlich zur Verbreitung von Dieterichs Kasualpredigten im mitteldeutschen Raum beitrug. Ebenso konnte der in Le Geographicumf Ort: Stolpen Stolpen tätige Pfarrer Lc PredigtautorPeisker, Gottfried Siegmund (1617–1678) Gottfried Siegmund Peisker 1652 aus dieser Ausgabe zitieren.[7] Daneben bildete weiterhin Ulm einen Schwerpunkt der Verbreitung.[8]

In textlicher Hinsicht hat Dieterich seine Orgelpredigt weitgehend unverändert belassen. Folgende Unterschiede lassen sich feststellen:

  • Verkürzung des Titels
  • Streichung der Widmungsvorrede an den Organisten und Komponisten Lb PersonSteigleder, Johann Ulrich (1593–1635) Johann Ulrich Steigleder
  • Änderungen der Orthographie (nach damaligem Brauch möglicherweise vom Drucker veranlasst)
  • genauere, teils korrigierte Literaturangaben mit Nennung von Band- und Seitenzahlen

Die Edition der Orgelpredigt erfolgt auf der Grundlage des La OrgelpredigtVlmische Orgel Predigt (Ulm 1624) M Erstdrucks von 1624. Die von Dieterich 1629 vorgenommenen Korrekturen seiner Quellenangaben werden dort für den Kommentar herangezogen. Außerdem wird im Rahmen der Volltextedition auch der einzige im Druck von 1632 ergänzte Passus hinzugefügt.[9] Dieterich wertete hier eine weitere lokale Quelle zur Geschichte der Orgel aus, einen Bericht Lb PersonFabri, Felix (1441–1502) Felix Fabris aus dem Jahr 1484 über die alte Orgel in Le Geographicumf Ort: Kempten Kempten.

Lucinde Braun

Einzelanmerkungen

  1. Dieterich, Sonderbarer Predigten Erster Theil (1632), )(2v–)(3r.
  2. Dieterich, Sonderbarer Predigten Erster Theil (1632), )(3r.
  3. Dieterich, Sonderbarer Predigten Erster Theil (1632), )(3r.
  4. Nicht zufällig haben frühe Nutzer Dieterichs Adiaphora-Predigten immer wieder gebündelt, etwa die Reichsstädtische Bibliothek in Lindau oder der Regensburger Ratsangehörige Lb PersonPeuchel, Johannes (vor 1608 – 1631) Johannes Peuchel.
  5. Dieterich, Sonderbarer Predigten Erster Theil (1632), )(3r.
  6. Das Vorwort zum 4. Band ist mit dem 1. Dezember 1629 datiert. Die genauen Umstände der Publikationsgeschichte können hier leider nicht weiter verfolgt werden.
  7. Vgl. Stolpenische Ehren-Crone (Dresden 1652), S. 42, 58.
  8. Vgl. Hahn, Dieterichs Orgelpredigt (2022).
  9. Vgl. Kirchweih= oder Orgel=Predigt (Leipzig 1632), S. 248. Die Stelle findet sich als Zusatz markiert in unserer Edition: Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624), S. 22.

Exemplare

  • Augsburg, Universitätsbibliothek (D-Au): 02/XIII.8.4.598-1
  • Dresden, Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (D-Dl): Theol. ev. asc. 206. m,misc. 1
  • Gotha, Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha, Forschungsbibliothek Gotha (D-GOI): Th 8° 2743 (1,1)
  • Helmstedt, Ehemalige Universitätsbibliothek im Juleum (D-HSj): II J 235 (1)
  • Ulm, Haus der Stadtgeschichte - Stadtarchiv (D-Ua): stab 6256-1[1]
  • Ulm, Stadtbibliothek (D-Us): Schad 963-1[2]
  • Ulm, Stadtbibliothek (D-Us): Smr 147-1[3]
  • Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek (D-W): A: 194.11 Theol. (1)

Einzelanmerkungen

  1. Der Band, der sämtliche vier Teile des Werks enthält, wurde dem Ulmer Stadtarchiv 2013 von Oberkirchenrat Reinhard Groscurth (Berlin) aus Privatbesitz übergeben und wird in der Amtsbibliothek des Hauses aufbewahrt. Für ihre Auskunft sei Frau Dr. Gudrun Litz herzlich gedankt. Vgl. auch https://www.swp.de/suedwesten/staedte/ulm/buch-mit-ulmer-predigten-kehrt-zurueck-20673651.html
  2. Siehe den Nachweis und eine Analyse dieses Exemplars bei Hahn, Dieterichs Orgelpredigt (2022).
  3. Siehe den Nachweis und eine Analyse dieses Exemplars bei Hahn, Dieterichs Orgelpredigt (2022).

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Letzte Änderung dieses Dokuments am 30. Mai 2022.

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