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Orgelpredigt

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a Cithara Theologica (Schleusingen 1683)

Einführung in die Edition

Historischer Hintergrund

Die vorliegende Orgelpredigt wurde von einem einfachen Dorfpfarrer verfasst, von dem sich darüber hinaus nur ein weiteres gedrucktes Werk ermitteln ließ.[1] Auch die Chroniken von Lb PersonKrauß, Johann Werner (1690–1772) Johann Werner Krauß erwähnen einerseits als frühes Druckerzeugnis die 1670 publizierte Leichenpredigt[2], andererseits die Orgelpredigt:

Jm Druck ist vorhanden eine Predigt, Cithara Theologica, oder geistliche Harffe tituliret, welche er 1683. am dritten Oster=Feyertag bey Einweihung des neuen Orgelwercks zu Veilsdorff, dazu die Gemeinde Veilsdorff 44. fl. 7. gl. 1. pf. und die zu Schackendorff 19. fl. 2. gl. 4. pf. freywillig spendiret, gehalten hat.[3]

Nicht nur war Johann Christoph Thiele keiner der emsig publizierenden Pastoren seiner Zeit. Der Text gehört zu einer verschwindend kleinen Gruppe von Werken, die überhaupt in inhaltlichem Bezug zu Le Geographicumf Ort: Veilsdorf Veilsdorf entstanden sind. Das heute weniger als dreitausend Einwohner zählende Dorf[4] erlebte mit der Orgeleinweihung zweifellos eines seiner größeren kulturellen Ereignisse. Wie Krauß hervorhebt, hatten die Einwohner der zwei betroffenen Gemeinden für den Bau des Instruments Geld gesammelt. Als namentlich genannte Hauptwidmungsträger des Predigtdrucks fungieren die beiden Schultheiße. Vermutlich hatten sie sich als Initiatoren des Baus sowie als Förderer des Predigtdrucks mit besonders hohen Spenden beteiligt. Andere einzelne Mäzene werden nicht aufgeführt. Stattdessen setzt Thiele im weiteren Verlauf seiner Zuschrift den Zwölffern/ Sechsern/ Lasten= und Dorfsmeistern/ samt beyden gantzen Christlichen Gemeinden zu Veilsdorf und Schackendorf[5] ein Denkmal. Ganz offensichtlich verdankte sich die Anschaffung der kleinen Orgel dem lokalen Engagement. Über das mit zehn Registern ausgestattete Instrument liefert Thieles Predigt bislang die einzigen Informationen. Ungenannt bleibt leider der verantwortliche Orgelbauer.

Grundsätzlich verzichtete Thiele in seiner Predigt auf allzu gelehrte Auslassungen historischen, philologischen oder theologischen Charakters. Der Radius der von ihm verwendeten Quellen ist auffallend gering. Da die Einweihung der neuen Orgel am dritten Osterfeiertag stattfand,[6] bezog er stattdessen in seine Predigt zahlreiche thematisch passende Osterlieder ein. Gleich im Anfangsteil der Predigt werden alle drei Strophen des Auferstehungsliedes Lw MusikwerkLuther, Martin: Jesus Christus, unser Heiland, der den Tod überwand M Jesus Christus unser Heiland/ Der den Tod überwand zitiert. Daneben stehen andere, teils seltene Lieder und auch ein wohl vom Autor aus mehreren Gedichten entlehntes Strophengebilde. Immer wieder werden die interpolierten Lieder durch eine Aufforderung zum Singen eingeführt, teils in der ersten Person Singular, teils in der zweiten Person Singular oder in der ersten Person Plural. Wie konkret diese Hinweise sich auf eine mögliche Aufführung der Lieder während der Predigt beziehen – eventuell sogar in Kombination mit den dabei erwähnten Instrumenten, der Posaune, Harfe und Orgel, lässt sich nicht endgültig entscheiden. Gerade die Wahl der Harfe als titelgebendes Instrument und ihre sehr häufige Erwähnung im ganzen Verlauf der Predigt könnte indessen darauf hinweisen, dass es vor Ort einen Harfenisten gab, der die Sänger begleitete.[7]

Quellenbeschreibung

Die Orgelpredigt ist heute nur noch in einem Exemplar überliefert, das in der Bayerischen Staatsbibliothek in München aufbewahrt wird. Es ist auch als Digitalisat zugänglich und dient als Vorlage für die Edition.

Der Druck im Quartformat besteht aus 5 1/2 Bögen (A–F2) und enthält 44 Seiten. Die Paginierung beginnt nach zwei gezählten, aber unpaginierten Seiten auf Seite 3 und reicht bis Seite 42. Die letzten beiden Seiten [43]–[44] sind wieder unpaginiert. Der Druck besitzt von Seite 6 bis Seite 42 den Kolumnentitel Geistliche Harffe., der in der Edition nicht wiedergegeben wird.

Im Verhältnis zur üblichen Praxis der Zeit zeichnet sich der Druck durch ein geringfügig größeres Bemühen um eine schmucke Gestaltung aus. An mehreren Stellen wurden Vignetten und Zierleisten angebracht, die verschiedenartige florale Muster, auf der Widmungsseite überdies mit antikisierenden Genien und einem Widderkopf kombiniert, aufweisen.[8] Auch die Ehrengedichte, die die Kanzelrede rahmen, verleihen dem Druck einen würdigen Charakter.

Für seine Kommentare setzt der Autor ausschließlich Marginalien ein. Sie enthalten den Nachweis der Bibelstellen, wenige Hinweise auf verwendete Literatur – darunter Lc PredigtautorDieterich, Conrad (1575–1639) Conrad Dieterichs La OrgelpredigtKirchweih= oder Orgel=Predigt (Leipzig 1632) M Orgelpredigt in der vergleichsweise selten verwendeten Auflage von 1632 – und einige gliedernde Elemente. Bezieht man die systematisch in margine durchgeführte Nummerierung nach Orgelregistern ein, ergibt sich folgender Aufbau:

  • [Titelblatt] S. [1]
  • [Widmung] S. [3]
  • [Jonas Christianus Weber: Lobgedicht auf die Orgeleinweihung] S. 4
  • Introitus S. 5–6
  • Textus, S. 6–7
  • Exordium. S. 7–12
  • Cithara Theologica, S. 12–14
  • I. Lautet und klinget sehr übel der Gesang und Klang de peccatorum atrocitate S. 14–19
  • II. Will der Satan hierwieder entgegen ziehen eine andere falsche Säiten de legis divinae immutabilitate S. 19–21
  • III. Will noch ferners sich mit untermischen ein ander wideriger Gesang und Klang de electorum particularitate S. 21–23
  • IV. Vor allen aber ist noch zurück ein sehr harter und widriger Gesang und Klang: de mortis acerbitate & judicii extremi severitate S. 23–29
  • Lehr/ S. 29–30
  • I. Principal. S. 30
  • II. Octav. S. 31
  • III. Cymbeln. S. 31
  • IV. Gedackte. S. 32
  • V. Grobgedackte. S. 33
  • VI. Quinta. S. 33
  • VII. Quinta dena. S. 34
  • VIII. Sub=Bass. S. 34
  • IX. Flöte. S. 34
  • X. Regal. S. 34
  • Tremulant. S. 35
  • Vogelgesang. S. 36
  • Vermahnung/ S. 36–38
  • I. Mit aller Gottesfurcht und Ehrerbietigkeit. S. 38
  • II. Mit aller Andacht/ S. 39
  • III. Zu rechter Zeit. S. 39–43
  • Post-Missum. S. [43]–[44]

Lucinde Braun

Einzelanmerkungen

  1. Die Leichenpredigt LVD17 39:112634D Der gläubigen Kinder Gottes Hosianna.
  2. Vgl. Krauß, Antiquitates Eißfeld (1753), S. 295.
  3. Krauß, Antiquitates Hildburghausen (1753), S. 573.
  4. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Veilsdorf
  5. Cithara Theologica (Schleusingen 1683), S. [3].
  6. In dieser Zeit galt in der lutherischen Kirche auch der Osterdienstag als Feiertag. Die Datierung nach dem bis 1700 gültigen Julianischen Kalender basiert auf der Website http://kirchenkalender.com
  7. Vgl. die Darstellung dieser Praxis einer Begleitung mit Positiv und Harfe: Mithob, Psalmodia Christiana (1665), S. 16.
  8. Vgl. Titelblatt, S. 3–6, [43]–[44]. Ein thematischer Bezug zur Predigt fehlt dabei, selbst eine christliche Symbolik spielt keine Rolle.

Exemplare

München, Bayerische Staatsbibliothek (D-Mbs): 4 Liturg. 697 ah Beibd. 8

urn:nbn:de:bvb:12-bsb00037332-6
urn:nbn:de:bvb:12-bsb10989640-7

Die vorliegende Orgelpredigt ist nur in einem Exemplar in der Bayerischen Staatsbibliothek überliefert. Der Druck ist Teil eines Bandes mit Orgelpredigten aus dem Besitz von Lb PersonZahn, Johannes (1817–1895) Johannes Zahn[1]. Von diesem Exemplar sind zwei Digitalisate verfügbar, ein schwarz-weißes vom Mikrofilm, bei dem die Seiten 38-39 ausgelassen wurden, und ein farbiger Scan, der im Zuge der von Google unterstützen Digitalisierungsmaßnahmen angefertigt wurde. Im modernen Scan sind die Eintragungen, die Johannes Zahn mit Blaustift vorgenommen hat, besonders gut zu erkennen (siehe Seiten 17, 30, 35–37).

München, Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität (D-Mu): 4 Homil. 198#q [vermisst]

Der Predigtband mit der Grundsignatur 4 Homil. 198, der mindestens 28 Kasualpredigten enthielt,[2] ist nicht mehr vorhanden. Über die Provenienz sind keine Angaben möglich. Zu dem Band gehörten zwei weitere Orgelpredigten von Lc PredigtautorSchelwig, Samuel (1643–1715) Samuel Schelwig und Lc PredigtautorSagittarius, Paulus Martinus (1645–1694) Paulus Martinus Sagittarius.[3]

Lucinde Braun

Einzelanmerkungen

  1. Siehe ausführlich zur Anlage und Provenienz dieses Bandes in der Beschreibung des Münchner Exemplars von Lc PredigtautorTheodoricus, Hieronymus (1562–1634) Hieronymus Theodoricus’ La OrgelpredigtCorona Templi (Nürnberg 1621) M Orgelpredigt.
  2. Vgl. das Resultat der Abfrage nach der Grundsignatur im Bibliothekskatalog: https://opac.ub.uni-muenchen.de/TouchPoint/perma.do?q=-1+%3D+%22Falsche+Signatur%3A+4+Homil.+198%22+IN+%5B2%5D&v=sunrise&l=de
  3. Für die Auskunft per E-Mail vom 13. November 2017 danken wir Frau Elke Humml, Universitätsbibliothek der LMU München, Abteilung Altes Buch.

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Letzte Änderung dieses Dokuments am 25. Januar 2022.

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