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Orgelpredigt

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a Grosse, Bernhard Sebastian: Die heiligen Verrichtungen in dem Hause des Herrn (Eisenach 1765)

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y Bibelstellen (101)

  • 1 Chronik 16,16
  • 1 Chronik 16,6–16
  • 1 Chronik 29
  • 1 Johannes 1,7
  • 1 Korinther 11,23
  • 1 Korinther 13,1
  • 1 Korinther 14,15
  • 1 Korinther 14,26
  • 1 Korinther 16,1–2
  • 1 Korinther 6,15
  • 1 Könige 8
  • 1 Könige 8,43
  • 1 Samuel 3,9–10
  • 1 Timotheus 2,1–2
  • 1 Timotheus 2,8
  • 2 Korinther 9,6–7
  • 2 Makkabäer 3,6
  • Amos 5,21
  • Amos 5,21.23
  • Apostelgeschichte 16,25
  • Apostelgeschichte 2,46
  • Apostelgeschichte 3,1
  • Deuteronomium 31,9–13
  • Epheser 4,11–12
  • Esra 3,11
  • Exodus 20,24
  • Exodus 25,9
  • Exodus 3,5
  • Exodus 30,19
  • Exodus 40,34–35
  • Galater 6,7
  • Genesis 13,18
  • Genesis 21,33
  • Genesis 32,26
  • Genesis 32,27
  • Genesis 4,21
  • Hebräer 10,24–25
  • Hebräer 11,6
  • Hebräer 5,13
  • Jeremia 11,15
  • Jeremia 17,21–22.27
  • Jeremia 19,15
  • Jeremia 23,11
  • Jeremia 29,17
  • Jesaja 38,20
  • Jesaja 56,7
  • Jesaja 64,11
  • Jesus Sirach 47,8
  • Johannes 10,30
  • Johannes 14,13
  • Johannes 4,24
  • Johannes 5,39
  • Johannes 9,31
  • Kohelet 4,17
  • Kolosser 3,16
  • Kolosser 3,17
  • Kolosser 3,23
  • Levitikus 4
  • Levitikus 4,–.5
  • Levitikus 5
  • Lukas 10,39.42
  • Lukas 18,13
  • Lukas 19,41.48
  • Lukas 19,41–48
  • Lukas 19,45
  • Lukas 19,46
  • Lukas 19,47
  • Lukas 2,49
  • Lukas 6,36
  • Markus 12,41–44
  • Matthäus 15,9
  • Matthäus 18,20
  • Matthäus 21,12
  • Matthäus 21,5
  • Matthäus 23,37
  • Matthäus 26,26
  • Matthäus 26,28
  • Matthäus 26,30
  • Matthäus 28,19
  • Matthäus 3,2
  • Matthäus 3,2–3
  • Matthäus 5,23
  • Matthäus 5,24
  • Matthäus 6,5
  • Matthäus 6,6
  • Nehemia 12,27
  • Nehemia 8,4
  • Psalmen 113
  • Psalmen 118
  • Psalmen 123,1
  • Psalmen 126,3
  • Psalmen 150,3–5
  • Psalmen 26,6–7
  • Psalmen 27,4
  • Psalmen 33,2
  • Psalmen 42,5
  • Psalmen 71,8
  • Psalmen 81,3
  • Psalmen 92,4
  • Römer 10,17
  • Römer 12,1

[S. [1]]

Titel

Die
heiligen
Verrichtungen
in dem
Hause des Herrn,
wurden
am 10den Sonntage nach Trinitatis 1763
in der Le Geographicumg Gebäude: Ilmenau, St. Jakobus Jlmenauschen Stadtkirche,
bei
Einweihung
der Neuen Ld OrgelIlmenau, Stadtkirche, Sebastian Seiz-Orgel 1773 Orgel,
vorgestellet/
und mit einer kurzgefaßten Orgelgeschichte
zum Druck übergeben
von
Lc PredigtautorEhrenhaus, Christian (1627–1703) Bernhard Sebastian Große.
Le Geographicumf Ort: Eisenach Eisenach,
Verlegts Lb PersonGrießbach, Michael Gottlieb (vor 1727 – 1767) Michael Gottlieb Grießbach.
1765.

[S. [2]] [vakat]

[S. [3]]

Herr/ unser Heiland! du hast mit Sündern große Gedult/ du warnest sie/ und giebst ihnen deine erbarmende Liebe genug zu erkennen/ du züchtigest sie/ doch mit Verschonen/ bis sie sich selbst durch Betrug der Sünde verstocken/ dann strafest du sie/ und ist kein Erretter mehr da! Jerusalem/ das sich selbst verblendete Volk/ ist davon ein betrübtes Exempel/ das du gesetzet hast den Gottlosen/ die hernach kommen/ damit sie an deren Unglück sollen lernen klug werden! Auch wir und unsere Kinder sind es/ die du gezüchtiget/ und durch mancherlei Unglücksfälle betrübet/ aber doch deine Gnade und Güte weder im Leiblichen noch Geistlichen ganz von uns gewendet hast; wir sind deines langmüthigen Verschonens nicht werth! heute lassest du uns erinnern an eine Wohlthat/ damit du unser Herze erwecken willst/ wir sollen uns zu dir kehren. Du hast uns dein Bet=Hauß bisher noch gegönnet/ du hast dein Wort des Lebens/ und damit alle deine Gnade zu unserer Seligkeit/ darinne lehren und antragen lassen; wir dürfen nur kommen/ es ist alles bereitet! aber wenige unter uns bedenken/ was zu ihrem Frie= [S. 4] den dienet! Mein Heiland! verzeihe es allen/ und Lw MusikwerkAnonym: Das alte Jahr vergangen ist M entzeuch uns nicht dein heilsames Wort/ welches ist der Seelen Trost und Hort/ für falscher Lehre/ Abgötterei/ behüte uns/ Herr/ und stehe uns bei![1] Du/ liebster Jesu! machest unter uns dein Hauß lieblich/ nicht allein durch den Gesang der reinen geistlichen lieblichen Lieder und Lobgesänge/ sondern du erfreuest auch unser Herz mit einem wohllautenden Ld OrgelIlmenau, Stadtkirche, Sebastian Seiz-Orgel 1773 Orgelwerke/ nachdem du viele Jahre die lieblichen Stimmen der Saitenspiele aus deinem Heiligthum von uns weggenommen hattest/ darum Lw MusikwerkCrüger, Johann: Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut danke/ o Gott/ ich danke dir! ach danket/ danket Gott mit mir/ gebt unserm Gott die Ehre![2] Wir bitten dich/ liebster Jesu/ schicke unsere Herzen zu/ daß wir in dein Hauß gehen mit Begierde nach deinem Worte/ und die heiligen Verrichtungen darinnen in Geist und Wahrheit thun/ dir zur Verehrung und andern zur Erbauung! Laß dir unser Herzensspiel und Lobgesänge wohl gefallen! drücke in unsere Hertzen ein/ wie entzückend du vor deinem Throne erfreuen werdest/ die dich bis ans Ende lieb haben! dein freudiger Geist enthalte uns dir! Amen.

Vorrede.

Der wahre Gottesdienst bestehet in freiwilliger Uebung der Pflichten, die wir dem dreieinigen Gott zu seiner Verehrung schuldig sind. Ein iedweder Mensch hat seine Seele und Leib von dem Herrn, und muß bekennen: Lw MusikwerkSenfl, Ludwig: Non moriar sed vivam (M 066) M Es ist ia, Herr, dein Geschenk und Gabe, mein Leib, Seele, und alles, was ich habe![3] er ist daher schuldig, mit beiden auf die möglichste und geziemendeste Weise Gott zu verehren. [S. 5] Da aber dem Menschen die Art der Verehrung Gottes nicht frei stehet, so muß sie nu nach seinem uns geoffenbarten Willen Ly BibelstelleMatthäus 15,9 Matth. 15/ 9.geschehen, sonst dienet man ihm vergeblich![4] ehret er ihn nun in seiner Seelen, so geschiehet es mit Ergebenheit des Herzens, da er ihn als sein höchstes Guth über alles hochschätzet, liebet, ihn fürchtet, ehret, vertrauet, sich seinem Willen gelassen ergiebet, willig nach seinen Geboten thut, und sich gefallen lässet, was Gott über ihn verhänget, u[nd] s[o] w[eiter]. Dieses ist der innere Gottesdienst, darinne eine gottergebene Seele allezeit geschäfftig ist, dessen nimmer überdrüssig wird, und darüber eiferig hält, weil sie sich über die erbarmende Liebe und dem Frieden mit Gott, und über das ewige Heil dankbar erzeiget. Wessen aber das Herz voll ist, dessen gehet der Mund über! Und eine Seele, die Gott dienet, verehret ihn auch durch äusserliche Handlungen, iedoch nach der RegelLy BibelstelleRömer 12,1 Röm. 12/ 1. seines Willens. Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Paulus vermahnet: Lieben Brüder, begebet eure Leiber Gott zum Opfer, das da sey lebendig, heilig und Gott gefällig, welches sey euer vernünftiger Ly Bibelstelle1 Korinther 6,15 1 Cor. 6/ 15.
Ly BibelstellePsalmen 123,1 Ps. 123/ 1.
Gottesdienst![5] Die Glieder sollen Glieder Christi seyn;[6] die Augen müssen aufgehoben werden zu dem, der im Himmel sitzet;[7] Ly BibelstellePsalmen 71,8 Ps. 71/ 8.
Ly Bibelstelle1 Timotheus 2,8 1 Tim. 2/ 8.
der Mund muß seines Preißes täglich voll werden;[8] heilige Hände werden aufgehoben;[9] das Gesetz Gottes wird Ly BibelstelleLukas 10,39.42 Luc. 10/ 39. 42.gerne gehöret, wie Lb PersonMaria von Bethanien Maria Jesu gerne zuhörete;[10] man [S. 6] Ly BibelstelleKohelet 4,17 Pred. Salom. 4/ 17.gehet mit den Füssen willig zum Hause Gottes;[11] und brauchet daselbst der Gnadenmittel. Dieses ist der äusserliche Gottesdienst, den man entweder alleine für sich in seinem Kämmerlein, oder mit den Seinigen in seinem Hause, welches der Privat=Gottesdienst heisset; oder in Gesellschaft vieler zu gewissen Zeiten, und an bestimmten Orten verrichtet, welches der öffentliche Gottesdienst genennet wird; daher Paulus Ebr. 10./ 25.vermahnet: Ly BibelstelleHebräer 10,24–25 Lasset uns nicht verlassen unsere Versammlung! Es ist ein Fehler, wenn man mit Verachtung des öffentlichen Gottesdienstes nur den innern üben will; es ist aber noch ein größerer Fehler, wenn man ohne den innern nur den äusserlichen Gottesdienst beobachtet. Wir glauben, daß der äusserliche Gottesdienst nach geziemender Art Gott nicht mißfalle, und daß vom Anfang die Menschen, die noch den Ruhm an Gott hatten, denselben verrichteten; auch nach dessen Verlust versammleten sich Lb PersonAbel Abel und Lb PersonKain Cain öffentlich, Gott zu opfern; mit vereinigten Herzen traten Ly BibelstelleGenesis 13,18 1 Mos. 13/ 18.die Erzväter mit den Jhrigen zusammen, baueten Altäre, um bei den Opfern mit einander ihre Andacht vor dem Herrn zu haben.[12] Der Weißheit Ly BibelstelleExodus 25,9 2 Mos. 25/ 9.[13]Gottes hat es gefallen, ein geräumiges Gezelt zum öffentlichen Gottesdienste machen zu lassen, das war die Stifftshütte,[14] darüber Ly BibelstelleExodus 40,34–35 2 Mos. 40/ 34. 35.Gott auch seinen Wohlgefallen bezeuget hatte. Diese hat gedauret, bis Lb PersonSalomo Salomo [S. 7] Ly Bibelstelle1 Chronik 29 1 Chron. Cap. 29.seinen herrlichen Le Geographicumg Gebäude: Jerusalem, Tempel Tempel Lm Ereignislegendär: Bau des ersten Salomonischen Tempels erbauete, so das erste heilige beständige Hauß war, darinnen die Jsraeliten zusammenkommen mußten, und ob er gleich hernach Lm Ereignis586 v. Chr.: Zerstörung des Salomonischen Tempels in Jerusalem zerstöret wurde, so bliebe er doch in ihrer Lm Ereignis597 – 538 v. Chr.: Babylonisches Exil Gefangenschaft bei ihnen in heiliger Erinnerung. Zum öffentlichen Dienste Gottes wurde hernach Lm Ereignisca. 515 v. Chr.: Bau des zweiten Tempels in Jerusalem ein anderer erbauet. Jn der ersten Zeit des heiligen Evangelii liebete unser Heiland mit den Seinigen den Tempel selbst von Jugend auf, bis zu dessen völligen Verwüstung. Man kam ferner in Häusern, in den Betzimmern, zusammen, von solchen mag wohl unser Heiland reden: Ly BibelstelleMatthäus 6,6 Matth. 6/ 6.Wenn du in dein Kämmerlein gehest, u[nd] s[o] w[eiter][15] und da sie wegen der Lm Ereignis41–311: Christenverfolgungen im Römischen Reich grausamen Verfolgungen keine Tempel aufbauen konnten, suchten sie doch solche Oerter, da sie den öffentlichen Gottesdienst gemeinschaftlich halten konnten; da sie aber nachher Ruhe bekamen, baueten sie öffentliche Häuser, um die Erkenntniß Gottes unter sich bequemer auszubreiten, die Religion zu erhalten, und bei den heiligen Verrichtungen sich ihres Heilandes gläubig zu erinnern. Noch bis diese Stunde folget man dem löblichen Exempel der alten Kirche nach. Der öffentliche Gottesdienst in dazu bestimmten Häusern hat also seinen Grund. Es kan aber das Hauß niemanden vor Gott fördern, es sey dann, daß man darinne zu heiligen Verrichtungen sein Herze anschicke, und deren wollen wir uns heute erinnern las= [S. 8] sen, und Gott bitten: Daß er uns dazu einen willigen Geist gebe!

Ly BibelstelleMatthäus 6,5 Vater Unser, etc.

Text.

Ly BibelstelleLukas 19,41–48 Luc. 19, 41 bis 48.

Ly BibelstelleLukas 19,41.48 Und als er nahe hinzu kam, sahe er die Stadt an = = = denn alles Volk hieng ihm an, und hörete ihn.

Es beklaget und beweinet unser Heiland, daß sich Jsrael selbst in Unglück brächte! Die böse Stadt sahe er an, die durch Betrug der Sünde ihr Herze Ly BibelstelleMatthäus 23,37 Matth. 23/ 37.
Ly BibelstelleLukas 19,46 Text v. 46
Ly BibelstelleLukas 19,47 Text v. 47
verstockket hatte, die nicht allein eine Mörderin der heiligen Propheten worden, sondern auch an Jesu selbst, den doch Gott ihnen zum Helfer Ly BibelstelleLukas 19,45 Text v. 45
Ly BibelstelleMatthäus 21,12 Matth. 21/ 12.
gesandt hatte. Die durch gegebene Aergernisse sich in Gottes Heiligthume an Gott schwerlich versündiget hatte; was Wunder! Ly BibelstelleMatthäus 21,5 Matth. 21/ 5.daß der Jesus, so sonst als ein Sanftmüthiger gen Le Geographicumg Gebäude: Zion Zion kam,[16] dermalen seinen gerechten und strengen Eifer zu erkennen gab, der auch hernach an Le Geographicumf Ort: Jerusalem Jerusalem, andern zum Schrekken und Warnung, ausgeführet wurde. Die Worte unsers Heilandes: Ly BibelstelleLukas 19,46 Mein Hauß ist ein Bet=Hauß, veranlassen uns zu reden

[S. 9]

Vortrag.

Von den heiligen Verrichtungen in dem Hause des Herrn.

Wir wollen erst gedenken

I.) Der heiligen Verrichtungen an sich.

Sie sind in dem Worte enthalten: Ly BibelstelleLukas 19,46 Mein Hauß ist ein Bet=Hauß. Unser Heiland führet die Worte an aus dem Propheten Ly BibelstelleJesaja 56,7 Esaia 56/ 7.Lb PersonJesaja Esaia, darinnen Gott das Volk zur Uebung der wahren Gottseligkeit anhalten lässet, mit Verheissung seines Seegens, wenn sie die Sabbathe und Gottesdienste halten würden. Die Worte beweisen zugleich, daß Lb PersonJesaja Esaias ein göttlicher Prophete gewesen, der aus dem Munde Gottes zu dem Volke geredet habe; und da Jesus saget, Ly BibelstelleLukas 19,46 mein Hauß, bezeuget er auch damit seine Gottheit, undJoh. 10/ 30.bekräftiget seine Worte: Ly BibelstelleJohannes 10,30 Jch und der Vater sind eins! und da er allerdings von dem Tempel zu Jerusalem redete, bekräftiget er auch durch diese Worte, daß ihm die öffentliche Gottesdienste in heiligen Verrichtungen wohl gefallen.

Zu den heiligen Verrichtungen selbst in dem Hause des Herrn gehöret also:

A) Das Beten, denn er redet vom Bet=Hause; Niemand leugnet, daß das Beten, das Geloben, das Loben, und die Danksagungen (das griechische Wort fasset diese [S. 10] Bedeutungen in sich) ein Hauptstück des öffentlichen Gottesdienstes sind, denn dadurch bekennet man seine Abhängigkeit von Gott, man preißet seine Allmacht, Allwissenheit, Güte und Barmherzigkeit, man bezeuget das Vertrauen seines Herzens auf ihm, man zeiget, daß man alle gute Gaben nur von ihm empfange, man nimmet dadurch, gleich als mit einer Hand, von Gott den himmlischen Seegen in Zeit und Ewigkeit. Es gehöret also das Beten zur Verehrung Gottes auch im Hause des Herrn. Zwar kan und soll man Gott an allen Orten anbeten, denn er ist allgegenwärtig; es schließet aber das eine das andere nicht aus. Die Gotteshäuser sind die erwählten Orte, Ly BibelstelleExodus 20,24 2 Mos. 20/ 24.wo sich Gott gnädig erweisen, wo er unsere Ehrfurchts=Bezeugung ihm gnädig will gefallen lassen, und die wahrhaftigen Anbeter seegnen. Zur Zeit des alten Bundes betete das Volk bei öffentlicher VersammlungLy Bibelstelle1 Könige 8 1 Kön. 8. aller Orten, besonders auch in dem Tempel; zur Zeit des neuen Bundes blieb es noch immer ein Bet=Hauß allen Völkern; die Ly BibelstelleApostelgeschichte 2,46 Ap. Gesch. 2/ 46.Apostel und ersten Christen giengen bis zur Ly BibelstelleApostelgeschichte 3,1 Cap. 3/ 1.Zerstörung desselben dahinein,[17] nach dessen Verheerung und bei den großen Lm Ereignis41–311: Christenverfolgungen im Römischen Reich Verfolgungen der heidnischen Regenten war ihr Bet=Ort, wo sie sich nur öffentlich dazu versammlen konnten, bis sie wieder in Ruhe ihre Religions=Uebung in aufgebauten Kirchen treiben konnten; sie beteten nicht allein für sich, [S. 11] Ly Bibelstelle1 Timotheus 2,1–2 1 Tim. 2/ 1. 2.sondern thaten auch für andere Gebet, Fürbitte und Danksagung.[18] Es ist also eine nöthige Verrichtung in dem Hause des Herrn. Zu dem Beten gehöret auch

B) Das Singen geistlicher lieblicher Lieder und Lobgesänge. Das Singen ist eine Art des Betens, da die Stimme nach gewissen Tonen verändert wird, um Gott in seinem herrlichen Wesen zu loben und zu ehren, ihm für seine Güte und Wohlthaten zu danken, und andere zugleich mit zu erwecken, es mag nun eine Person, oder viele zusammen singen. Es ist das Singen bei dem öffentlichen Gottesdienste ein uralter Gebrauch! Das Volk Gottes sunge in der Stiftshütte, wie die Psalmen Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) Davids bezeugen. Da der Grund zum Esra 3/ 11.Tempelbau geleget wurde, so sunge man Ly BibelstelleEsra 3,11 wechselsweise mit Loben und Danken dem Herrn, daß er gütig war, und seine Barmherzigkeit ewiglich währet über Jsrael, und alles Volk tönete laut mit Loben dem Herrn, daß der Grund zum Hause des Herrn geleget war. Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David, ein Mann nach dem Herzen Gottes, Ly Bibelstelle1 Chronik 16,16 1 Chron. 16/ 16.[19]verordnete Sänger, laut zu singen und andere zu unterweisen. Davids Psalmen blieben hernach auch der Jsraeliten Gesangbuch bei dem Gottesdienste im Tempel. Jesa. 38/ 20.Der König Lb PersonHiskija (ca. 750 – 696 v. Chr.) Hiskias versprach: Ly BibelstelleJesaja 38,20 Herr, hilf mir, so wollen wir mein Lieder singen, so lange wir leben, im Hause des Herrn! Zu Christi Zeiten ist das Singen noch immer [S. 12] eine Verehrung Gottes in der öffentlichen Versammlung gewesen; unser Heiland hat Ly BibelstelleMatthäus 26,30 Matth. 26/ 30.die gewöhnlichen Psalmen bei dem Osterlamm=Essen mit der Versammlung gesungen.[20] Ly BibelstelleApostelgeschichte 16,25 Apostelg. 16/ 25.Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Paulus und Lb PersonSilas Silas haben zusammen in ihrer Gefangenschaft gebetet und Gott gelobet[21] (griech. gesungen). Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Pauli Worte: Coloss. 3/ 16.Ly BibelstelleKolosser 3,16 Vermahnet euch selbst mit Psalmen und Lobgesängen, und geistlichen lieblichen Liedern! bekräftigen diese heilige Verrichtung im Hause des Herrn. Der Heide Lb PersonPlinius Secundus (ca. 62 – ca. 115) Plinius in seinem Briefe an den heidnischen König Lb PersonTraianus, Marcus Ulpius (53–117) Traianus bezeuget von den Christen: Daß sie vor Tage zusammen kämen, und in einmüthiger Liebe zur Ehre Christi sängen.[22] Man behält also in christlicher Versammlung das Singen der Lieder mit Recht, und zwar in bekandter Sprache, denn der Gottesdienst soll vernünftig seyn. Jst es recht, mit lauter Stimme zu beten, warum sollte es unrecht seyn, zu singen. Werden die Gotteshäuser zu lieblichen Liedern und Lobgesängen angewendet, so werden die heiligen Lehren der göttlichen Religion auch bei dem Einfältigen fortgepflanzet, die Traurigen getröstet, und zum seligen Sterben zubereitet, sie gehören also mit zu den heiligen Verrichtungen in des Herrn Hause.

Ferner C) Das musicalische Spielen auf Jnstrumenten, oder die Kirchenmusic. Diese ist nicht ungewöhnlich gewesen; bei der gottesdienstlichen Versammlung bei der [S. 13] Ly BibelstellePsalmen 33,2 Ps. 33/ 2.
Ly BibelstellePsalmen 81,3 Ps. 81/ 3.
Ly BibelstellePsalmen 92,4 Ps. 92/ 4.
Ly BibelstellePsalmen 150,3–5 Ps. 150/ 3.4.5.
Stiftshütte wurden Jnstrumente entweder geblasen, oder deren Saiten geschlagen und berühret, und dadurch die Töne in eine liebliche Zusammenstimmung gebracht.[23] Worinne eigentlich solche Jnstrumenta bestanden, können wir so gewiß nicht sagen. Da der große TempelLy BibelstelleNehemia 12,27 Nehem. 12/ 27. eingeweihet wurde, hörete man musicalische Jnstrumente.[24] Bei dem Tempel hatten sie sogar eine Kammer zur Bewahrung derselben. Die ersten Christen konnten freilich dergleichen, wegen der harten Verfolgung, und da sie keine bleibende Stätte hatten, nicht brauchen, ist aber doch hernach bei dem öffentlichen Gottesdienste, zumal bei erhaltenen Kirchen, wieder eingeführet worden, denn derselben Gebrauch erwecket das Herze, zumal, wenn geistliche Lieder dabei gesungen werden. Ob die Jsraeliten auch insonderheit Orgeln bei dem Gottesdienste gebrauchet haben, können wir nicht wissen, dem sei aber, wie ihm wolle, so sind die Orgeln nuzbarer und nöthiger bei dem Gottesdienste, als alle andere Jnstrumenta, weil sie mit ihren starken Tonen durchgreifen, die Versammlung der Singenden in der Melodie erhalten, und die Abweichende darein bringet. Da nun der Endzweck gut ist, wie kan die Sache verwerflich seyn![25] es gehöret daher mit unter die heiligen Verrichtungen im Hause des Herrn! desgleichen auch

D) Das Predigen und Lehren. Pre= [S. 14] digen heißt, lehren, unterweisen, den Rath Gottes von der Seligkeit der Menschen, der in Jesu für alle gemacht worden ist, ankündigen, es mag nun geschehen, zu welcher Zeit, und an welchem Orte es sey. Das Volk des Herrn hat in seinen Versammlungen solche Verrichtungen allezeit als ein nothwendiges Stück angesehen, denn des Menschen Verstand ist durch den Lm Ereignislegendär: Sündenfall Sündenfall verfinstert, Gott mußte durch sein Wort, als durch ein Licht, die Erkenntniß vom Glauben ihm beibringen lassen, und zugleich anweisen, wie er durch den Glauben seine Seligkeit suchen und finden sollte.Ly BibelstelleGenesis 21,33 1 Mos. 21/ 33.Lb PersonAbraham Abraham predigte daher von dem Namen des Herrn, des ewigen Gottes; die Ly BibelstelleDeuteronomium 31,9–13 5 Mos. 31/ 9 seq.Propheten, Priester und Leviten lehreten auch die Rechte des Herrn, man lase ein Stück aus den göttlichen Schriften, man that erweckliche Vermahnungen mit deutlicher Einfalt, und mehr in Beweisung des Geistes, als mit hohen Worten menschlicher Weißheit, an Ly BibelstelleNehemia 8,4 Nehem. 8/ 4.die Versammleten. Lb PersonEsra (fl. 458 v. Chr.) Esra, der Schriftgelehrte, hatte seinen Stuhl, von dem er predigte.[26] Ps. 26/ 6. 7.David sagte: Ly BibelstellePsalmen 26,6–7 Jch halte mich zu deinem Altar, da man höret die Stimme des Dankens, da man prediget alle deine Wunder. Nach der Lm Ereignis597 – 538 v. Chr.: Babylonisches Exil babylonischen Gefangenschaft lase man das Gesetz und die Propheten in der Versammlung alle Sabbather.Ly BibelstelleLukas 19,47 Text v. 47.
Ly BibelstelleMatthäus 28,19 Matth. 28/ 19.
Jesus selbst hat auch in dem Tempel gelehret, er hat auch das Lehr=Amt eingesetzet. [S. 15] Ly BibelstelleEpheser 4,11–12 Ephes. 4/ 11 seq.Die Apostel und ersten Christen lehreten und höreten das Wort des Herrn an allen Orten, wo sie sich versammleten, bis sie wiederum ordentliche Kirchen bekamen. Das Wort des Herrn ist gegeben worden nicht Ly BibelstelleJohannes 5,39 Joh. 5/ 39.allein zum Lesen,[27] daß ein iedes selbst darinnen suchen soll, sondern auch zum Anhören, Ly BibelstelleRömer 10,17 Röm 10/ 17.denn der Glaube kömmt aus der Predigt[28] (griech. aus dem Anhören),[29] damit zugleich angewiesen wird, daß der mündliche Vortrag, wenn er geziemend und in bekandter Sprache geschiehet, auf die Gemüther der Menschen eine Kraft hat. Zu den heiligen Verrichtungen in dem Hause des Herrn setzen wir auch

E) Den Unterricht der Jugend durch Catechisiren, welcher im Hause des Herrn so nöthig ist, als das Predigen. Es waren die Propheten ehemals der Jugend ihre öffentliche Lehrer, diese iunge Schüler wurden daher Prophetenkinder genennet, man brachte ihnen nach und nach, wie sie es fassen konnten, die ersten Grundregeln des Glaubens zum göttlichen Leben bei. Christus selbst hat als ein Kind und im Stande seiner Erniedrigung mitten unter den Lehrern im Tempel gesessen, daß er ihnen zuhörete. Bei den Erwachsenen, so das Evangelium von Jesu annehmen wollten, brauchte man diese Weise des Unterrichts, bis sie das Abendmahl empfiengen. Solchen Unterricht meinet auch Paulus, wenn er redet [S. 16] Ly BibelstelleHebräer 5,13 Ebr. 5/ 13.von den ersten Buchstaben göttlicher Worte, von der lautern Milch,[30] die er der starken Speise entgegen setzet. So lassen auch ietzo billig die Lehrer sich angelegen seyn, die zarten Pflanzen in dem Garten Gottes mit der heilsamen Lehre des Evangelii zu pflegen, auch die Erwachsenen, so schwach im Glauben sind, dadurch zu stärken.

F) Die Handlungen der heiligen Sacramenten gehören auch mit zu den heiligen Verrichtungen. Es hatte Gott gefallen, dem Abraham und seinen Nachkommen gewisse heilige Verordnungen in der Beschneidung und dem Genusse des Osterlammes zu geben; beides handelten sie in ihren öffentlichen Zusammenkünften; die Priester verrichteten solches öffentlich; fiele der Tag der Beschneidung eben auf den Sabbath, so geschahe sie auch an demselben; man nahme sie hernach theils im Tempel, theils in Privathäusern vor, bis sie durch Jesum aufgehoben wurde. Das Osterlamm ward auch im Tempel geschlachtet, zum Genuß desselben mußten sich ihrer mehrere versammlen,Ly BibelstellePsalmen 113 Psal. 113 Ly BibelstellePsalmen 118 bis 118. man sunge das große Alleluja,[31] das Blut wurde zum Altar gebracht, da es ausgeschüttet wurde; es war ein Vorbild auf Christum, der für des Volks Sünde sich am Kreuze opfern ließe. Da der levitische Gottesdienst aufhörete, empfienge das Volk des neuen Bundes von Christo die heilige Taufe, sie wurde verrichtet an den [S. 17] Orten ihrer Versammlung, denn auch die Gemeinde sollte ein öffentlicher Zeuge der geschehenen Taufe seyn, zumal die Getauften in die Gemeinschaft der himmlischen Güther, so der Kirchen anvertrauet waren, aufgenommenLy BibelstelleMatthäus 26,26 Matth. 26/ 26. wurden. Das heilige Abendmahl war die andere von Christo verordnete 1 Cor. 11/ 23.Handlung, wie Paulus auch bekennet: Ly Bibelstelle1 Korinther 11,23 Jch habe es von dem Herrn empfangen. Von Jesu wurde es zwar damals in einem Privathause gehalten, die Umstände ließen es nicht anders zu. Jn Privathäusern hielten es auch zuweilen die Apsotel, doch in Gegenwart einiger Versammleten, aber auch hernach in ihren Kirchen, da bei währender Handlung Psalmen gesungen, auch die ganze Verrichtung mit Gebet und Danksagung beschlossen wurde.

G) Das Beichten vor dem Herrn geschiehet auch mit Recht in öffentlicher Versammlung. Wir glauben gewiß, daßLy BibelstelleLevitikus 4,–.5 3 Mos. 4. 5. so oft das Volk Gottes im alten Bunde dem Herrn ihre Opfer für ihre Schuld und Sünden brachte, oder auch am Versöhnungsfeste, es auch zugleich dem Herrn seine Sünden gebeichtet habe.[32] Ly BibelstelleLukas 18,13 Luc. 18/ 13.Der busfertige Lb PersonZöllner (Gleichnis) Zöllner hat im Tempel dem Herrn gebeichtet.[33] Ly BibelstelleMatthäus 3,2–3 Matth. 3/ 2 seq.Predigte Lb PersonJohannes der Täufer (fl. 28) Johannes in einer öffentlichen Versammlung, so bekannte eine Menge Volks seine Sünden.[34] Wir folgen ihnen nach, und thun noch immer die öffentliche Beichte im Hause des Herrn. Die [S. 18] Privatbeichte wird um guter Ordnung und Erweckung willen derer, so zum Tische des Herrn gehen, hierbei nicht verworfen, wennLy Bibelstelle1 Korinther 14,26 1 Cor. 14/ 26. nur alles zur Besserung[35] geschiehet.

H) Endlich ziehen wir auch die Einsammlung für die Arme mit zu den Verrichtungen im Hause des Herrn; da wir Ly Bibelstelle2 Makkabäer 3,6 2 Maccab. 3/ 6.finden, daß in dem Tempel zu Jerusalem gewisse Behältnisse zur Bewahrung der eingelegten Gaben von denen, die zum Tempel kamen, waren; Christo auch selbst wohlLy BibelstelleMarkus 12,41–44 Marc. 12/ 41 bis 44gefiele, wenn man im Tempel von dem, was man hatte, einlegete, es mogte viel oder wenig seyn. Paulus giebt den Corinthiern denLy Bibelstelle1 Korinther 16,1–2 1 Cor. 16/ 1. 2. Rath: Daß sie auf ieglichem Sabbather zusammenlegen sollten, was ihnen gut deuchte;[36] davon wurde allen Gutes gethan, besonders den Glaubensgenossen. Es geschahe aber alles aus williger NachfolgeLuc. 6/ 36.Jesu, und seines Befehls: Ly BibelstelleLukas 6,36 Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist! Sie thaten solches am meisten, wenn sie das Abendmahl am Sabbather hielten, aus dankbaren Herzen, weil sie von Jesu die geistlichen Gaben zum Heil ihrer Seelen empfiengen.

Das sind nun die heiligen Verrichtungen in dem Hause des Herrn, die Grund in den göttlichen Schriften haben, und noch beobachtet werden. Da wir nun bei unserm Gottesdienste solche noch beobachten, so ist es ein offenbares Zeugniß, daß wir keine neue [S. 19] Religion und selbst erwählten Gottesdienst haben, sondern die alte wahre göttliche Religion, die wir vom Herrn empfangen haben. Das sollten billig alle Christen mit demüthigem herzlichen Danke vor Gott erkennen, und sich nach dem Hause des Herrn sehnen, Ly BibelstellePsalmen 27,4 zu schauen die schönen Gottesdienste und seinen Tempel zu besuchen.

II.) Mit was vor Gemüthsbeschaffenheit solche Verrichtungen im Hause des Herrn geschehen sollen.

Wenn ein Christe in das Hauß des Herrn gehet, so muß er bedenken: Es sei ein Hauß, dem Herrn gewidmet, der daselbst mit Gnaden erscheinen will, denen, die nach ihn fragen, und darinnen uns Jesus in seinem Worte und Wohlthaten dargestellet wird, folglich auch Gott und seinen Heiland im Gedächtniß haben. Von dem ersten Tempel Ly Bibelstelle1 Könige 8,43 1 Kön. 8/ 43.stehet, er sei ein Hauß, das nach dem Namen Gottes genennet wird.[37] David nennet in seinen Liedern die öffentlichen Stätten Ly BibelstellePsalmen 27,4 Psa 27/ 4.
Ly BibelstellePsalmen 42,5 Psa 42/ 5.
Ly BibelstelleKohelet 4,17 Pred. 4/ 17.
Ly BibelstelleJesaja 64,11 Es. 64/ 11.
des Gottesdienstes des Herrn Hauß, ferner das Hauß Gottes. Salomo nennet den Tempel auch also, und Esaias nennet den Tempel das Hauß der Herrlichkeit und Heiligkeit. Die Christen nannten auch ihre Kirchen Häuser des Herrn. Jst nun eine Kirche ein Hauß Gottes, so muß er in demselben als Gottes Eigenthum sich einfinden, darinne dem dreieinigen Gott sich [S. 20] Matth. 18/ 20.als gegenwärtig vorstellen, Ly BibelstelleMatthäus 18,20 denn wo zwei oder drei versammlet sind in seinem Namen, da ist er mitten unter ihnen. Er muß mit Lust und Freuden, wie David, solchen Ort besuchen, da Gottes Ehre wohnet, alle seine innerliche und äusserliche Handlungen muß er vor Gott und zur Ehre Gottes thun;Coloss. 3/ 17. wie Paulus vermahnet: Ly BibelstelleKolosser 3,17 Alles, was ihr thut, mit Worten oder mit Werken, das thut alles in dem Namen des Herrn Jesu, und danket Gott und dem Vater durch ihm. Colos. 3/ 23.Ly BibelstelleKolosser 3,23 Alles, was ihr thut, das thut von Herzen, als dem Herrn, und nicht den Menschen. Es ist betrübt genug, wenn Gott über manche Jer. 11/ 15.unter seinem Volke klaget: Ly BibelstelleJeremia 11,15 Was haben meine Freunde in meinem Hause zu schaffen, sie treiben alle Schalkheit, und wenn sie Uebel thun, sind sie guter Dinge darüber. Jer. 23/ 11.Desgleichen: Ly BibelstelleJeremia 23,11 Jch finde auch in meinem Hause ihre Bosheit. Jm Text saget Jesus auch:Ly BibelstelleLukas 19,46 v. 46. Sie machen den Tempel zu einer Mördergrube![38] da sie durch mancherlei Aergernisse,[39] Ly BibelstelleLukas 19,45 v. 45.dergleichen daselbst angeführet werden, so manche Seele verderben. Man verunehret die Allgegenwart Gottes in demselben mit unanständigen Sitten, unerbaren Geberden, unnützen Reden, Schlafen u[nd] s[o] w[eiter]. Heiden und Türken beschämen, wenigstens in ihrem äußerlichen Bezeigen, viele Christen! Jst es ein Hauß des Herrn, so muß man mit grosser Vorsichtigkeit und geheiligten HerzenPred. 4/ 17.dahin gehen! Salomo vermahnet: Ly BibelstelleKohelet 4,17 Bewahre [S. 21] deinen Fuß, wenn du zum Hause Gottes gehest. Erschiene der Herr dem Lb PersonMoses Mosi im Ly BibelstelleExodus 3,5 2 Mos. 3/ 5.feurigen Busche, hieß es: Ly BibelstelleExodus 3,5 Der Ort, darauf du stehest, ist ein heilig Land! er mußte seine Schuhe von seinen Füssen ziehen. Wollten Ly BibelstelleExodus 30,19 2 Mos. 30/ 19.die Priester in das Heilige der Stifts=Hütte gehen, mußten sie ihre Füsse waschen;[40] dadurch wurden sie nicht blos erinnert an eine leibliche Reinigung, sondern vielmehr an die geistliche Reinigung ihrer Seelen. Bei den ersten Christen mußten die öffentlichen Sünder vor den Kirchthüren liegen, und wurden nicht eher eingelassen, bis sie mit vielen Thränen Buße thaten. Ach, daß viele Kirchengänger bedenken mögten, was zu ihrem Frieden dienet! Wie kan der Herr in seinem Hause denen gnädig seyn, die mit unreinen Herzen vor ihm erscheinen; wie kan er freundlich seyn denen, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn; wie können seinen Augen gefallen, die das Hauß des Herrn durch Haß, Neid, Unversöhnlichkeit zu einer Mördergrube machen;[41] wie kan er seegnen, die ihn und sein Wort vernachlässigen, und nur um anderer Menschen willen hinein gehen, oder sich beschauen zu lassen. Wie können die der himmlischen Güther, der Kraft göttlichen Wortes, zur Erleuchtung, Bekehrung und Heiligung, der Reinigung durchs Blut Jesu, und des Rocks der Gerechtigkeit, u[nd] s[o] w[eiter] theilhaftig werden; wie können sie wachsen im Glauben zur Gottseligkeit, wenn sie mit [S. 22] einem irdischen Sinn und Liebe zur sündlichen Eitelkeit in das Hauß des Herrn gehen. Jst es ein Hauß des Herrn, so geziemet sich es, daß Christen, so dem Herrn dienen, daselbst auch fleissig ein= und ausgehen. Jesu Antwort sollte billig die kräftigste Reizung Luc. 2/ 49.dazu seyn: Ly BibelstelleLukas 2,49 Muß ich nicht seyn in dem, das meines Vaters ist!

Von der guten Gemüthsbeschaffenheit bei einer ieglichen Verrichtung im Hause des Herrn, wollen wir insonderheit sagen. Wie die ersten Christen mit dem Gebet den Anfang daselbst gemeinschaftlich gemacht, so sollen auch alle wahre Christen noch ietzo Ly BibelstelleGenesis 32,26 1 Mos.32/ 26.ihren Gottesdienst damit anfangen: Herr, wir lassen dich nicht, du seegnest uns denn![42] darum nennet es unser Heiland ein Bet=Hauß. Zu Gott allein, und besonders zu dem Gott=Menschen Jesu, unserm Versöhner, muß im Beten das Herze gerichtet seyn: denn ihm gebühret allein die Ehre, weil er ist Herr, allmächtig, allgütig, allweise und der einige Wohlthäter. Wenn die im alten Bunde beteten, kehreten sie sich gegen Morgen, um sich der aufgegangenen Sonne der Gerechtigkeit zu erinnern, und des Morgensterns Jesu Christi, in dessen Namen sie erhöret wurden. Bei dem öffentlichen Gottesdienste rief man den Christen zu dem Ende zu: Erhebet eure Herzen! und die Versammlung antwortete: Sie sind zum Herrn gerichtet. Sie verrichteten [S. 23] ihr Gebet theils kniend, um sich des Sündenfalls zu erinnern; theils stehend, um der Auferstehung Jesu eingedenk zu seyn. Jhre würdige Nachfolger müssen das im Hause des Herrn auch also thun. Mit reinen Herzen muß es insonderheit geschehen, denn Ly BibelstelleJohannes 9,31 Joh. 9/ 31.Gott höret die Sünder nicht, er selbst ist rein und heilig; ein wohl bereitetes Herz muß man in das Hauß des Herrn mitbringen, an dem Gott nichts erblicket, das seine Gnade von dem Betenden abwenden könnte. Beten muß man im Glauben und Vertrauen auf Jesu Versöhnung, denn Ly BibelstelleHebräer 11,6 Ebr. 11/ 6.ohne Glauben ists ohnmöglich Gott zu gefallen, Ly BibelstelleJohannes 14,13 Joh. 14/ 13.und er selbst verheisset: Was ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, das wird er euch geben.[43] Das Bethen muß geschehen mit demüthigem Herzen, denn den Demüthigen giebet er Gnade, wie dem Zöllner; mit aufrichtigen Geberden, denn heilige Hände muß man aufheben. Beten Joh. 4/ 24.Ly BibelstelleJohannes 4,24 im Geist und Wahrheit. Beten mit dankbarem Herzen, da in des Herren Hause das Andenken der Güte und Gnade, besonders in der Versöhnung Jesu erneuret wird, und aller Treue und Barmherzigkeit, die noch alle Morgen über uns neu ist.

Bei dem Singen und Spielen im Hause des Herrn muß das Herz auch zum Herrn gerichtet seyn mit Aufmerksamkeit und Andacht, mit Ueberlegung und Bewegung im Herzen, bußfertig, demüthig, dankbar, sanfte [S. 24] und ohne Geplerr, also nicht wie ein tönendes Erz und klingende Schelle.[44] Unter dem Spielen der musicalischen Jnstrumente muß sich das Herz in geistlichen Betrachtungen üben, der Glaube an Jesum muß auch hier das Herz regieren, daß, wie das Gemüthe dadurch auf Erden erfreuet wird, es noch vielmehr vor dem Throne des Lammes werde erfreuet werden, wo Freude die Fülle und liebliches Wesen zu seiner Rechten ist immer und ewiglich! Wie sich im Singen und Spielen mannichfaltige Töne miteinander vereinen, so müssen auch die Herzen der Singenden sich lieblich vereinigen zum Lobe Gottes, denn alle Dissonanz der Herzen ist den Ohren des Herrn zuwider. Paulus giebt uns sein Exempel zur Nachfolge: Ly Bibelstelle1 Korinther 14,15 Jch 1 Cor. 14/ 15.will beten mit dem Geiste, und will beten auch im Sinn; ich will Psalmen singen im Geiste, und will Psalmen singen mit dem Sinn. Wie manches vergehet sich darinne im Hause des Herrn, das sich nur an seiner angenehmen Stimme, oder wohllautenden Melodie des Liedes und der Jnstrumente belustiget; wie manches schreiet die Bußlieder, Danklieder, u[nd] a[ndere] m[ehr] mit, und im Herzen denket es nicht daran! Solchen unvernünftigen Sängern muß man das Wort Ly BibelstelleAmos 5,21 Amos 5/ 21. 23.des Herrn sagen: Jch mag nicht riechen in eure Versammlung, thut nur weg von mir das Geplerr eurer Lieder, ich mag eures Psalterspiels nicht hören.[45]

[S. 25]

Das Predigen im Hause des Herrn erfordert sowol von den Lehrern als Zuhörern ein Herz, das Gott gefalle. Der Lehrer muß bedenken, daß er ein Diener des Herrn am Worte ist; er muß im Namen des Herrn reden, und seine Ehre verkündigen; er muß nur des Herrn Wort, und das Evangelium von Jesu, vortragen; er muß die wahre Bekehrung der Zuhörer nach der Ordnung des Heils zum Endzweck haben; das Herz muß durch die heilsame Lehre aufgebracht und beweget werden; er muß dem Volke durch sein gutes Exempel Ehrfurcht gegen das heilige Amt machen, und nicht etwa andern predigen, und selbst verwerflich werden; er muß nicht aus eigener Liebe und Hochachtung sich selbst gerne hören, er muß sich zum Herrn bekehren, der Herr muß mit ihm seyn; aber wie manche machen durch ihre Unachtsamkeit ihr Amt verächtlich, die Zuhörer in dem Werke des Herrn träge, und werden Verführer des Volks! Die Zuhörer sind schuldig, aufmerksam das Wort des Herrn anzuhören, und dabei zu Ly Bibelstelle1 Samuel 3,9–10 1 Sam. 3/ 9. 10.seufzen: Rede, Herr, deine Knechte wollen hören![46] sie müssen nicht so wol auf die Person oder äusserliche Gaben der Lehrer sehen, als vielmehr auf des Herren Wort; sie müssen mit Begierde hören, alles wohl prüfen, und in einem feinen guten Herzen behalten, und Frucht bringen mit Gedult; wenn sie auf Anregen des heiligen Geistes [S. 26] in den Tempel kommen, so werden sie mit dem Worte des Lebens neue Gnade empfangen. Aber fürwahr, solcher Zuhörer sind nur wenige!

Bei der Handlung der heiligen Sacramente müssen Lehrer und Zuhörer bedenken, daß es Verordnungen des Herrn sind, zu dem Heil der Seelen in Zeit und Ewigkeit, und alle Ehrfurcht, Andacht und Dankbarkeit dabei blicken lassen. Bei der heiligen Taufe muß man sich erinnern des grossen und verdammlichen Verderbens durch die Sünde, der unverdienten Gnade und Erbarmung Gottes, durch Jesu Blut den Menschen daraus zu helfen; man muß sich prüfen, ob man noch in der Wiedergeburt stehe? den Bund und gutes Gewissen gehalten? ist man aber bundbrüchig worden, muß man solchen erneuren, aber auch in demselben Gott getreu bleiben, Ly BibelstelleGalater 6,7 denn Gal. 6/ 7Gott läßt sich nicht spotten. Die Tauflinge befehle man dem Vater im Himmel im Gebet; man bitte Jesum, der die Kinder liebet, daß er sie durch sein Blut rein mache von Sünden,[47] sie annehme, und durch den heiligen Geist führe auf ebener Bahn.[48] Bei dem Gebrauch des heiligen Abendmahls muß man Jesu Gnade und Liebe wohl erwegen, sich an seiner Verheissung ergetzen: Jch habe mein Blut vergossen zur Vergebung der Sünden![49] kein unreines Herze [S. 27] zum Altar bringen, denn der Herr will sich da mit dem Menschen vereinigen; reine Liebe muß man haben gegen alle, so mit uns bei dem Altar eines Leibes und Blutes Jesu theilhaftig werden. Aber, wie verderbt sind nicht vieler Sitten, die ungeprüft, ohne Glauben, ohne Buße, und ohne Liebe gegen ihren Nächsten zum Tisch des Herrn sich nahen!

Will man in des Herrn Hause beichten, hat man wohl Ursache zu seufzen: Hilf, daß nicht rede allein der Mund, sondern, daß es gehe aus Hertzensgrund![50] Die Erkenntniß der mancherlei Sünden, die Ueberzeugung von den wohlverdienten Strafen Gottes, von dem Verlust der göttlichen Gnade und Seligkeit, muß das Herz vor Gott demüthigen. Die Beichte vor dem Herrn muß in Absicht auf die Versöhnung Jesu geschehen, nicht auf eigene Gerechtigkeit; zugleich mit dem ernstlichen Vorsatze, abzulassen von dem Bösen, und Gutes zu thun; auch mit versöhnlichem Herzen, da man selbst Gnade und Versöhnung haben Matth. 5/ 23.will, denn so lehret unser Heiland: Ly BibelstelleMatthäus 5,23 Wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst, so Ly BibelstelleMatthäus 5,24 gehe zuvor hin, und versöhne dich mit deinem Bruder. Wäre es nicht unanständig, vor Gott beichten, und selbst unversöhnlich bleiben wollen! versprechen, sich zu bessern, und doch aufs neue Sünden begehen!

[S. 28]

Bei der Unterweisung der Jugend, so in des Herren Hause geschiehet, geziemet es Christen, daß sie wie Maria, ihre Kinder zu den Lehrern hinführen, damit sie die lautere Milch des Evangelii bekommen. Das Exempel Jesu selbst sollte der Jugend eine besondere Reizung dazu machen; der Verstand derselben bleibet in Unwissenheit, und ihr Wille entfernet von dem Leben, das aus Gott ist, wenn sie diesen Unterricht nicht annehmen oder hindern. Der unachtsamen Jugend mögte man wol zurufen: Ach, daß du bedenken mögest, was zu deinem Frieden dienet! denn die Verantwortung von Seiten der Eltern sowol, als auch der Jugend, wird schwer werden vor dem Gerichte Jesu, so man die Seele verderben lässet, die Gottes ist, die Jesus mit seinem Blute erlöset hat, und die der heilige Geist durch das Wort seiner Wahrheit heiligen will.

Bei der Einlage im Hause des Herrn, zu Unterhaltung desselben, und für die Armen, muß man sich der Dankbarkeit erinnern, die man Gott, seinem Wohlthäter, schuldig ist; man muß seine Gaben frölich mittheilen, denn solche Opfer gefallen Gott wohl! und, da alles, was man hat, ohnedies von der milden Hand Gottes kömmt, so hat der Herr auch Macht, ein mildes Herz bei den Mittheilenden zu fordern, zu= [S. 29] 2 Cor. 9/ 6.förderst, da Paulus uns versichert: Ly Bibelstelle2 Korinther 9,6–7 Wer da säet im Seegen, wird auch ernden im Seegen; ein ieglicher nach seiner Willkühr, nicht mit Unwillen oder Zwang.

Nun, du von Gott im Zorn, aber auch wiederum in Gnaden heimgesuchtes Le Geographicumf Ort: Ilmenau Jlmenau! hast du denn auch bedacht, was zu deinem Frieden durch solche Züchtigung und Gnade gedienet hat? hast du mit deinen Kindern Le Geographicumg Gebäude: Ilmenau, St. Jakobus des Herrn Hauß, so er dir vor kurzem durch die Mildthätigkeit deiner gnadigsten Regentin und Obervormünderin, Lb PersonAnna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach (1739–1807) Anna Amalia/ so lieblich erbauen lassen, daß es auch in seiner Art der Fremden Augen gefällt, zu vorhin gedachten heiligen Verrichtungen mit Ernst angewendet? mit was vor einem Herzen hast du dich heute darinne versammlet? Jlmenau! Jlmenau! werde mit deinen Kindern verständiger, was des Herrn Wille sei? verlasse das Bet=Hauß des Herrn nicht! höre doch den, der dich versöhnet und mit seinem Blute erlöset hat! vergiß der heiligen Verrichtungen in demselben nicht! und sey ein emsiger Thäter derselben! mache es ia nicht, weder an dir, noch an andern, zu einer Mördergrube,[51] und gehe dem irrdischen Gewerbe nicht mehr nach, wie die Jüden, als dem Gottesdienste! bedenke den Eifer Jesu über die Entheiligung und Verach= [S. 30] Ly BibelstelleJeremia 17,21–22.27 Jer. 17/ 21. 22. 27.
Ly BibelstelleJeremia 19,15 Jer. 19/ 15.
Ly BibelstelleJeremia 29,17 Jer. 29/ 17.
tung seines Bet=Hauses! mit Feuer, und andern Strafen, will der Herr die Entheiligung seiner Sabbathe und seines Hauses strafen.

Laß dich heute erinnern, was deine mildthätigste Lb PersonAnna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach (1739–1807) Amalia weiter an dir gethan hat: Das schöne Ld OrgelIlmenau, Stadtkirche, Sebastian Seiz-Orgel 1773 Orgelwerk, so dir vor Augen stehet, und dessen erquickende Töne, die du diesen Morgen zum erstenmale gehöret hast, ist abermal ein Zeugniß von Jhro besondern Gnade gegen dich, um deine äusserliche Gottesdienste besser zu befördern, diesem Le Geographicumg Gebäude: Ilmenau, St. Jakobus neu erbaueten Hause eine neue Zierde zu machen, durch die mancherlei lieblichen Töne dein Herze zu ermuntern, die heiligen Verrichtungen in des Herrn Hause desto williger zu vollenden. Von David schreibet Cap. 47/ 9.Lb PersonSirach, Jesus (180 – 175 v. Chr.) Sirach: Ly BibelstelleJesus Sirach 47,8 Für ein iegliches Werk dankete er dem Heiligen, dem Höchsten, mit einem schönen Liede;[52] so danke auch du dem Herrn für sein liebliches Heiligthum, undLy BibelstellePsalmen 126,3 Ps. 126/ 3. rühme von Herzen frölich: Der Herr hat Großes an mir gethan![53] Danke, Jlmenau! deinem Gott bei deinem Gottesdienste mit harmonirenden Herzen zur Ehre und Lobe Gottes!

Herr Jesu! der du dein Hauß liebest, und alles, was nach deinem Willen in demselben verrichtet wird, wir haben dir vor weniger Zeit dieses Hauß übergeben, mit Bitte, du wollest dir darinnen unsere heilige [S. 31] Verrichtungen gefallen lassen, und uns deinen Segen ertheilen. Wir übergeben dir auch ietzo dieses neue Orgelwerk, es soll so wenig entheiliget werden, als dein Hauß; geistliche liebliche Lieder und Lobgesänge sollen dir zum Preiß und Dank, unsere träge Herzen aber munter und frölich zu machen, darauf gespielet werden; alle unreine und mit falscher Lehre angefüllte Lieder sollen ferne von uns seyn! Bringe du selbst, liebster Jesu! die heiligsten Regungen in aller Zuhörenden Herzen, denn von dir kommen alle gute Gaben; wende mit deinem starken Arm aus Gnaden Feuer, und andere Unfälle, von diesem Hause und Orgelwerk ab! erfülle auch mit deiner göttlichen Furcht das Gemüthe dessen, dem es zu spielen anvertrauet wird, daß er dir selbst auch in seinem Herzen singe und spiele! Breite deine Gnadenflügel über alle aus, die in dein Hauß kommen zu beten, daß deine Gnade und Ehre unter uns wohne!

Pflicht und Dankbarkeit erfordern, daß wir öffentlich auch unserer gnädigsten Amalia unsern demüthigen Dank dafür abstatten, mit dem herzlichen Wunsche: Der Herr erhöre Sie in seinem Hause, wenn Sie mit Dero hochfürstlichen Kindern dahin gehet zu beten! er erfreue Sie mit Freuden vor seinem Angesichte, und thue Jhro immerdar Gutes! er er= [S. 32] halte Dero hochfürstliches Leben vergnügt bis ins späteste Alter! und lasse Jhro alles wohl gelingen! Diese hochfürstliche Wohlthat wollen wir nicht vergessen, das Andenken derselben soll auf die Nachkommen fortgepflanzet werden!

Jn die fürstlichen Seelen unserer durchlauchtigsten Prinzen wollest du, mein Jesu! den festen Grund der wahren Weisheit, nemlich die Furcht Gottes, legen! die aufrichtige Liebe zu deiner Religion, deinem Worte und Bet=Hause, damit Sie nachahmungswürdige Fürbilder Jhro Unterthanen werden und bleiben mögen!

Nun/ Herr/ denke an uns alle/ und seegne uns mit himmlischen Güthern hier in der Zeit/ und dort in Ewigkeit! so wollen wir in unsern Herzen dir singen und spielen/ und vor deinem Stuhl das neue Lied singen/ denn du hast uns/ Gott/ erkauft mit deinem Blute! Gebt unserm Gott die Ehre!

[S. 33]

Kurzgefaßte Orgelgeschichte.

Eine Orgel ist ein musicalisches Jnstrument in einer Kirche, mit vielen Pfeiffen von mancherlei Tonen versehen, denen durch Blasbälge der Wind gegeben, und durch Rührung der Claviere gespielet wird.

Die Orgeln sind mancherlei Art, die gar kleinen nennet man ein Positiv; andere sind nach Beschaffenheit der Kirchen, und nachdem man aufwenden können, groß, oder grösser und kostbarer, dergleichen an unterschiedenen Orten gefunden werden.

Zu welcher Zeit das erste Orgelwerk gebauetLy BibelstelleGenesis 4,21 1 Mos. 4/ 21. worden ist, bleibet ungewiß. Lb PersonJubal Jubal wird, nach Lb PersonMoses Mosis Bericht, für den Erfinder des Pfeiffenwerks angegeben, ob er nun auch eine Art der Orgeln verfertiget, davon hat man keine Nachricht. Wäre das Wort, so in dem Buch Lb PersonHiob Hiob und den Psalmen Davids vorkömmt, (nemlichעוּגָב JÜbers.: Pfeife, Blasinstrument. oder Ugaph)[54], von bestimmter Bedeutung eines Orgelwerks, so müßte der Orgeln Ursprung sehr alt seyn. Wäre es auch gewiß, was die iüdischen Lehrer aussagen, daß Salomo eine Ld OrgelJerusalem, Salomos Tempel-Orgel (legendär) Orgel in den ersten Tempel zu Jerusalem setzen lassen, die ihres gleichen nicht gehabt habe,[55] so würde ihr Alterthum auch damit bekräftiget.

[S. 34]

Bei den alten Griechen findet man sie am ersten, und werden als Erfinder angegeben Lb PersonArchimedes (ca. 287 – 212 v. Chr.) Archimedes, von Le Geographicumf Ort: Syrakus Syracusa, ein berühmter Mathematicus zu seiner Zeit, der allerlei Maschinen erfunden haben soll, und im Jahre 212 vor Christi Geburt von einem Soldaten ermordet worden ist; oder, wie andere vorgeben, Lb PersonKtesibios (3. Jh. v. Chr.) Ctesibius, ein Mathematicus von Le Geographicumf Ort: Alexandria Alexandria, der auch 120 Jahre vor Christi Geburt gelebet hat, und die sogenannten Wasser=Orgeln (hydraulae), deren Blasbälge man nicht getreten oder gezogen, sondern durch Wasserleitungen getrieben, erfunden habe, davon der Kaiser Lb PersonNero (37–68) Nero noch eine gehabt haben soll. Da nun beide vor Christi Geburt gelebet haben, so wird auch hierdurch das Alterthum der Orgeln bestätiget*.

Gewiß ist, daß man im Jahre Christi 753, oder wie andere melden, 757, bei den Franken, und in ganz Le Geographicumh Territorium: Europa Occident, noch nichts von den Orgeln gewußt hat,[56] sondern der griechische Kaiser Lb PersonKonstantin V. von Byzanz (718–775) Constantinus Copronymus machte dem Lb PersonPippin (714–768) Pipino, dem Könige der Franken, welcher eben damals den Reichstag zu Le Geographicumf Ort: Compiègne Compiegne hielte, mit einer Lm Ereignis757: Kaiser Konstantin V. Kopronymus von Byzanz schenkt Frankenkönig Pipin eine Orgel Orgel das erste Geschenke, auch hat der Constantinopolitanische Kaiser Lb PersonMichael I. von Byzanz (ca. 770 – 844) Michael dem Lb PersonKarl der Große (747–814) Carolo Magno, dem Könige der Franken und erstem Kaiser in


* Die ersten Christen haben keine Orgeln gehabt/ denn sie hatten/ wegen der harten Verfolgungen/ weder Kirchen noch sonst bleibende Stätten/ bei erhaltener Ruhe aber brauchten sie in ihren Kirchversammlungen auch musikalische Jnstrumente.

[S. 35]

Le Geographicumh Territorium: Deutschland Deutschland, unterschiedene Orgeln verehret, und unter denselben eine, so gar künstlich zubereitet gewesen seyn soll. Als eben dieser Lb PersonKarl der Große (747–814) Carolus in Le Geographicumf Ort: Rom Rom war, soll er zwei erfahrne Meister, Lb PersonTheodore (fl. 800) Theodorum und Lb PersonBenedict (fl. 800) Benedictum, bei sich gehabt haben, welche die noch Unwissende im Orgelschlagen unterrichten müssen.[57] Von der Zeit an sind die Orgeln in den Abendländischen Kirchen gewöhnlicher worden. Man kan leicht denken, daß, wie in allen andern Dingen, die erste Erfindung der Orgeln geringe und schlecht gewesen, bis nach und nach solche Werke durch die Künstler vollkommener worden sind.

Wir gestehen ein, daß die Kirchenmusic und Orgeln, in alten Zeiten sowol, als auch in den neuern, ihre Feinde und Verächter gehabt habe, die gemeinet, man müsse den Gottesdienst ohne musicalische Jnstrumente nur mit Singen und Beten halten;[58] wiewol von den neuern gar viele ihren Sinn geändert, und den Nutzen der Orgeln eingesehen haben. Gewissenhafte Lehrer haben freilich über den Mißbrauch derselben, und über den großen Aufwand darauf, gerechte Klagen geführet; aber darinne ist man wol zuweit gegangen, daß man sie bei der Reinigkeit des Evangelischen Gottesdienstes gar abgeschaffet wissen wollen, und sie nur als eine Verordnung für die iüdische und papistische Kirche angesehen.[59] Der Orgelgebrauch bei dem Gottesdienste ist wol ein nützlichers und nöthigers Werk, als [S. 36] alle andere musicalische Jnstrumente bei der Kirchenmusic, denn sie erfreuet durch ihre angenehme harmonirende Töne des Menschen Herz, sie erhält die Singenden in der Ordnung, sie bringet die von der Melodie Abweichende wiederum in den gehörigen Ton, und greiffet mit ihren starken Tonen bei einer großen Versammlung vor andern nachdrücklich durch. Haben die Jüden in der Stiftshütte und Tempeln musicalische Jnstrumente ohne Sünde vor Gott brauchen können, kan man sie auch im Privat= und häußlichem Leben ohne Sünde gebrauchen, warum sollte der Gebrauch der Orgeln bei Haltung des Gottesdienstes, wenn es sonst ordentlich zugehet, nicht vergönnet seyn; es ist noch unerwiesen, daß die Jnstrumental Music in dem Tempel der Jsraeliten zu den Vorbildern mit gehöret habe. Haben gleich die ietzigen Griechen, ohnerachtet sie vorhin die größten Künstler darinnen gewesen sind, in ihren Kirchen, auch an den ruhigsten Orten, weder Orgeln noch andere Jnstrumental=Music, (iedoch hat der Czaar Lb PersonPeter I. von Russland (1672–1725) Peter der Große in Le Geographicumf Ort: Moskau Moscau, besonders in den Evangelischen Kirchen, Orgeln zu gebrauchen vergönnet)[60], so machet ihre Unterlassung derselben die Sache noch nicht zur Sünde; haben gleich manche die Kirchenmusic und Orgeln zur fleischlichen Ergötzung mißbrauchet, so kan man doch ihren ordentlichen Gebrauch nicht verwerfen noch einstellen, so wenig als das Kirchengehen auf= [S. 37] heben, weil es einige mit einem fleischlichen Sinne thun *.

§. 2.

Was den Ort Jlmenau betrifft, so ist zu vermuthen, daß in deren Kirche vor der Lm Ereignis1517: Reformation Reformation Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Lutheri eine Orgel gebrauchet worden sey, sintemal derselben Gebrauch damals, besonders in Städten und Marktflecken, schon gemein gewesen ist, und die Römischkatholische die Kirchenmusic bei dem Gottesdienste auch als was Nothwendiges angesehen haben, ihre Absicht mag nun dabei gewesen seyn, welche sie will.

Man wird auch wol bei der Reformation im Le Geographicumf Ort: Henneberg Hennebergischen, und besonders Jlmenau, die Orgeln in der Kirche gelassen haben. Die erste Orgel daselbst, von der wir Nachricht haben, ist von einer gebohrnen Herzogin von Braunschweig und Lüneburg, mit Namen Lb PersonSophia von Braunschweig-Lüneburg (1541–1631) Sophia, einer Prinzessin Tochter Herzog Lb PersonErnst von Braunschweig-Lüneburg-Celle (1497–1546) Ernst zu Braunschweig, so sich an den Fürst Lb PersonPoppo X. von Henneberg (1513–1574) Poppo XIIX. in Le Geographicumf Ort: Henneberg Henneberg vermählet gehabt, der Stadtkirche zu Jlmenau verehret worden **, im Jahr 1603 aber durch eine große Feuersglut, nebst der Kirche und andern


* Dieses habe zusammengezogen aus

Lb PersonSvicerus, Johann Caspar (1619–1688) Sviceri Lr QuellenSchweizer, Thesaurus ecclesiasticus (1682) M thes. eccles. sub voce: οργανον JÜbers.: Instrument, Werkzeug.[61]
Lb PersonElsner, Jakob (1692–1750) Elsners Lr QuellenElsner, Neueste Beschreibung derer griechischen Christen (1737) M Nachricht von der griechis. Kirche in der Türkei.[62]
Lb PersonJablonski, Johann Theodor (1654–1731) Jablonsky Lr QuellenJablonski, Allgemeines Lexicon (1721) M allgemeinem Lexico.[63]
Lb PersonGrundling, Nicolaus Hieronymus (1671–1729) Grundlings Lr QuellenGrundling, Allgemeines Geistliches Recht 2 (1744) M geistlichem Rechte/ P. II.[64]
Lb PersonArnold, Gottfried (1666–1714) Arnolds Lr QuellenArnold, Die Erste Liebe Der Gemeinen Jesu Christi (1696) M Abbildung der ersten Christen/ Fol.[65]
Lb PersonCalvör, Caspar (1650–1725) Calvoer Lr QuellenCalvör, Ritvalis Ecclesiastici 2 (1705) M rituale eccles. P. II.[66]

**Lb PersonKönig, Johann Ludwig (1720–1773) König in der Lr QuellenKönig, Die Schuldigkeit der Menschen (1763) M Friedenspredigt 1763/ pag. 46/ wo ein Druckfehler in der Jahreszahl zu ändern ist.[67]

[S. 38]

vielen Gebäuden/ vernichtet worden ist. Darauf ist/ auf Kosten der Commun/ die sich auf vierhundert Gülden belaufen/ eine neue erbauet/ und im Jahre 1636 bei dem Gottesdienst zu spielen angefangen worden; der Verfertiger derselben ist auch aus Eisenach gewesen/ und hat Lb PersonWeiß, Christoph (fl. 1636) Christoph Weiße geheissen *. Solches Werk ist denn im Jahre 1751/ weil es sehr verfallen gewesen/ abgenommen/ und durch den Orgelmacher/ Herrn Lb PersonGerhard, Justinus Ehrenfried (1710–1786) Justin Ehrenfried Gerhard/ aus dem Le Geographicumf Ort: Weimar Weimarischen gebürtig/ ein neues und größeres Werk mit einem Glockenspiel zu verfertigen angefangen worden/ ehe es aber vollkommen gesetzet ward/ so traf Jlmenau abermal im Jahre 1752 den 3ten November das große Unglück/ daß eine starke Feuersglut in wenig Stunden fast die ganze Stadt/ die Kirche nebst der Orgel/ Thurn und Glocken/ auch das Le Geographicumg Gebäude: Ilmenau, Schloss fürstliche Schloß/ in völligen Ruin setzte; worauf dann/ wegen großer Armuth/ und nachher wegen häufiger beschwerlichen Einquartierung der fremden Kriegsvölker/ weder Kirche noch Orgel gebauet werden konnte/ bis sich die dermalige Regentin und Ober=Vormünderin/ Anna Amalia/ auch aus dem herzoglichen Hause Braunschweig und Lüneburg/ Lb PersonKarl I. von Braunschweig-Lüneburg (1713–1780) Herzogs Carls/ andere Prinzessin Tochter/ und vermählt gewesene Herzogin zu Sachßen Weimar und Eisenach/ an Jlmenau gnädigst bewiesen/ und im Jahre 1763 der neu erbaueten Kirche auch ein neues Orgelwerk verehret hat

Die Disposition zu dieser Orgel ist
A) Die Register auf dem Haupt=Manual zum obern Clavier/

1) Principal/ vier Fuß von Zinn im Gesichte.
2) Gemshorn/ acht Fuß von Metall.
3) Violdigamb/ acht Fuß von Metall.
4) Bordun/ acht Fuß von Holz.
5) Flöte/ vier Fuß von Birnbaumholz.
6) Nachthorn/ vier Fuß von Metall.


*Lb PersonGlümper, Wendelin (1589–1654) Glvmperi Chron. Msc.[68]

[S. 39]

7) Sesquialter/ zweifach durchs halbe Clavier.
8) Octav/ zwei Fuß von Metall.
9) Mixtur/ vierfach aus zwei Fuß/ repetirt durch alle vier Octaven.

Auf dem andern Manual zum untern Clavier/

1) Principal/ zwei Fuß von Zinn im Gesicht.
2) Getackt/ acht Fuß von Metall.
3) Quintatön/ acht Fuß von Metall.
4) Getackt/ vier Fuß von Metall.
5) Spitzflöte/ zwei Fuß von Metall.
6) Quinte/ anderhalb Fuß von Metall.
7) Trompete/ acht Fuß durchs halbe Clavier von Metall.

C) auf dem Pedal/

1) Subbaß/ sechzehen Fuß von Holz.
2) Octavbaß/ acht Fuß von Holz.
3) Posaunenbaß/ sechzehen Fuß von Holz.
4) Tremulante.
5) Koppel zu beiden Clavieren.
6) Koppel aus dem Pedal ins Manual.

Ferner zwei Manual=Claviere von Elffenbein/ und die Semitonien von schwarz Ebenholz.

Fünf Windladen/ davon zwei zur Haupt=Manual=Windlade ins obere Clavier; eine Windlade zum untern Clavier; zwei dergleichen zum Pedal.

Zwei wohlgemachte Bälge/ ieder zehen Schuh lang und fünf Schuhe breit/ von ausgedörrten zweizolligen Bohlen/ mit gutem Leder und Roß=Adern wohl verwahret.

Jngleichen die nöthigen Canäle/ Wellenbreter/ Registraturen/ Abstracten/ nebst dem ganzen Gehäuse/ und was sont zur Orgel gehöret/ iedoch exclusive der Bildhauer=Arbeit/ Schnitzwerk/ Zierrathen und Mahlerei.

Der Verfertiger dieses Orgelwerks ist der Hof=Orgelmacher/ Herr Lb PersonSeiz, Sebastian (1700–1774) Sebastian Seiz/ aus Eisenach/ der es mit seinem Lb PersonSeiz, Johann Georg (1737 – nach 1804) Sohne aufgerichtet und gesetzet hat; wofür [S. 40] er neunhundert Thaler in schlechtem Gelde/ wie es dermalen im Cours ist/ bezahlt bekommen hat. Dieser redliche Mann ist dabei ohne alles Jnteresse gewesen/ und hat frühe und spat daran gearbeitet/ um es bald zu Stande zu bringen. Jhm gebühret fürwahr das Lob und der Dank öffentlich! Der Herr thue ihm und den Seinigen Gutes!

Der Schreiner/ so daran gearbeitet hat/ heisset Lb PersonFichtel, Johann Georg (fl. 1765) Johann Georg Fichtel/ ein hiesiger Meister/ Bürger und sehr geschickter Arbeiter.

Der Organist ist: Herr Lb PersonGlaser, Johann Christoph (fl. 1765) Johann Christoph Glaser/ in Jlmenau gebohren/ er ist bisher Cantor in Le Geographicumf Ort: Trarbach Trarbach/ in der Le Geographicumh Territorium: Sponheim, Grafschaft Grafschaft Spanheim gewesen/ nun aber zum Organisten und Collega tertius zur diesigen Stadtschule zurück berufen worden.

Zur Setzung dieses Orgelwerks und zur Verpflegung des Lb PersonSeiz, Sebastian (1700–1774) Herrn Hof Orgelmachers haben hiesige löbliche Einwohner zusammengeleget; über dieses auch ein paar Kirchenfreunde ein Geschenke gegeben/ deren einer schon in oben angeführter Lr QuellenKönig, Die Schuldigkeit der Menschen (1763) M Friedenspredigt namentlich gedacht worden.[69] Der andere aber hat einen Ducaten an eben dem Tage der Orgel=Einweihung geschenket/ und zwar aus Dankbarkeit/ daß Gott ihm sein Kind gelassen/ und bisher gesund erhalten hat.

Gott hat sich also an dem durch Feuersbrunst verunglückten Jlmenau nicht unbezeugt gelassen! Wir haben noch das Zutrauen/ er werde mehrere Herzen erwecken/ die ihren Glauben durch Liebe und Wohlthun an den Bedürftigen (denn es mangelt uns noch viel!) merken lassen. Er thue wohl allen guten und frommen Herzen!

Eisenach, druckts Lb PersonBoëtius, Johann Balthasar (ca. 1720 – 1766) Johann Balthasar Boëtius, Hochfürstl[icher] Sachßen=Weimar= und Eisenachis[cher] Obervormundschaftl[icher] privil[egirter] Hofbuchdrucker.

Einzelanmerkungen

  1. Dritte Strophe des Liedes Lw MusikwerkAnonym: Das alte Jahr vergangen ist M Das alte Jahr vergangen ist.
  2. Schlusszeilen der vierten Strophe des Liedes Lw MusikwerkCrüger, Johann: Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut M  .
  3. Leicht veränderter Beginn der zweiten Strophe des Liedes Lw MusikwerkAnonym: Herzlich lieb hab ich dich, o Herr M Herzlich lieb hab ich dich, o Herr.
  4. Anspielung auf die angegebene Ly BibelstelleMatthäus 15,9 Bibelstelle.
  5. Grosse stellt Paulus' Worte aus Ly BibelstelleRömer 12,1 Röm 12,1 um, sodass es sich um kein wörtliches Zitat handelt, obwohl der Satz als direkte Rede behandelt wird.
  6. Anspielung auf die angegebene Ly Bibelstelle1 Korinther 6,15 Bibelstelle.
  7. Grammatisch angepasste Paraphrase der angegebenen Ly BibelstellePsalmen 123,1 Bibelstelle.
  8. Grammatisch angepasste Paraphrase der angegebenen Ly BibelstellePsalmen 71,8 Bibelstelle.
  9. Anspielung auf die angegebene Ly Bibelstelle1 Timotheus 2,8 Bibelstelle.
  10. Anspielung auf die angegebene Ly BibelstelleLukas 10,39.42 Bibelstelle.
  11. Anspielung auf die angegebene Ly BibelstelleKohelet 4,17 Bibelstelle.
  12. Anspielung auf die angegebene Ly BibelstelleGenesis 13,18 Bibelstelle.
  13. Hier geht es um die Bauanleitung für die Bundeslade.
  14. Anspielung auf die angegebene Ly BibelstelleExodus 40,34–35 Bibelstelle.
  15. Anspielung auf die angegebene Ly BibelstelleMatthäus 6,6 Bibelstelle.
  16. Anspielung auf die angegebene Ly BibelstelleMatthäus 21,5 Bibelstelle.
  17. Den Gang in den Tempel belegen die zwei angegebenen Stellen aus der Apostelgeschichte.
  18. Anspielung auf die angegebene Ly Bibelstelle1 Timotheus 2,1–2 Bibelstelle.
  19. Hier ist die Versangabe nicht ganz vollständig. Die Anordnung der Sänger wird in Ly Bibelstelle1 Chronik 16,6–16 1 Chr 16,6-16 geschildert.
  20. Dies bezeugt die angegebene Ly BibelstelleMatthäus 26,30 Bibelstelle.
  21. Paraphrase der angegebenen Ly BibelstelleApostelgeschichte 16,25 Bibelstelle.
  22. Siehe weiterführende Informationen und Quellennachweise im Personenartikel Lb PersonPlinius Secundus (ca. 62 – ca. 115) Plinius.
  23. Die Marginalie bringt Psalmstellen, die verschiedenartige Blas- und Saiteninstrumente erwähnen.
  24. Die angegebene Ly BibelstelleNehemia 12,27 Bibelstelle zählt Zimbeln, Psalter und Harfen auf.
  25. Der Autor handelt hier in aller Kürze Fragen ab, die über lange Zeit hinweg konstitutiv für Orgelpredigten war, vgl. neben den älteren Predigten in diesem Portal die Beiträge im Sammelband Orgelpredigten in Europa (2022).
  26. Anspielung auf die angegebene Ly BibelstelleNehemia 8,4 Bibelstelle.
  27. Anspielung auf die Anweisung Ly BibelstelleJohannes 5,39 Suchet in der Schrift.
  28. Grammatisch angepasste Paraphrase der angegebenen Ly BibelstelleRömer 10,17 Bibelstelle.
  29. Auf diesem etymologischen Zusammenhang insistierte auch Lb PersonMattheson, Johann (1681–1764) Johann Mattheson, vgl. Irwin, Neither voice nor heart alone (1993), S. 146f.; Irwin, Im Himmel braucht man keine Predigt (2010), S. 466.
  30. Anspielung auf die angegebene Ly BibelstelleHebräer 5,13 Bibelstelle.
  31. Als Hallel-Psalmen oder Lob-Psalmen wird die in der Marginalie erwähnte Gruppe der Psalmen Ly BibelstellePsalmen 113 113 bis Ly BibelstellePsalmen 118 118 bezeichnet.
  32. Grosse bezieht sich auf die genauen Anweisungen, die Moses von Gott für die Durchführung von Brandopfern zur Sühne von Sünden erhielt, vgl. Ly BibelstelleLevitikus 4 Lev 4 und Ly BibelstelleLevitikus 5 5.
  33. Anspielung auf die Worte des Zöllners Gott sei mir Sünder gnädig in der angegebenen Ly BibelstelleLukas 18,13 Bibelstelle.
  34. Mit dem Hinweis auf das kollektive Sündenbekenntnis ergänzt Grosse die Darstellung von Johannes des Täufers Predigt in der angegebenen Ly BibelstelleMatthäus 3,2 Bibelstelle.
  35. Anspielung auf die angegebene Ly Bibelstelle1 Korinther 14,26 Bibelstelle.
  36. Paraphrase der angegebenen Ly Bibelstelle1 Korinther 16,1–2 Bibelstelle.
  37. Paraphrase der angegebenen Ly Bibelstelle1 Könige 8,43 Bibelstelle.
  38. Paraphrase der angegebenen Ly BibelstelleLukas 19,46 Bibelstelle.
  39. Anspielung auf die Verkäufer im Tempel in der angegebenen Ly BibelstelleLukas 19,45 Bibelstelle.
  40. Vgl. die Anweisung in der angeführten Ly BibelstelleExodus 30,19 Bibelstelle.
  41. Anspielung auf das Evangelium Ly BibelstelleLukas 19,46 Lk 19,46.
  42. Grammatisch veränderte Paraphrase von Jakobs Worten in Ly BibelstelleGenesis 32,27 Gen 32,27. Die Marginalie gibt irrtümlich Vers 26 an.
  43. Paraphrase der angegebenen Ly BibelstelleJohannes 14,13 Bibelstelle.
  44. Anspielung auf Ly Bibelstelle1 Korinther 13,1 1 Kor 13,1.
  45. Grammatisch angepasstes Zitat der angegebenen Ly BibelstelleAmos 5,21.23 Bibelstelle.
  46. Paraphrase der angegebenen Ly Bibelstelle1 Samuel 3,9–10 Bibelstelle.
  47. Anspielung auf Ly Bibelstelle1 Johannes 1,7 1 Joh 1,7.
  48. Paraphrase von LªPs_143_10ª Ps 143,10.
  49. Umformung der Einsetzungsworte nach Ly BibelstelleMatthäus 26,28 Mt 26,28.
  50. Große paraphrasiert die Schlusszeilen der ersten Strophe des Liedes Lw MusikwerkLuther, Martin: Vater unser im Himmelreich M Vater unser im Himmelreich.
  51. Nochmalige Anspielung auf Ly BibelstelleLukas 19,46 Lk 19,46.
  52. Nach Zählung der modernen Lutherbibel handelt es sich um Vers 8.
  53. Grammatisch angepasstes Zitat der angegebenen Ly BibelstellePsalmen 126,3 Bibelstelle.
  54. Belegstellen: Gen 4,21; Ps 150,4; Hi 21,12; Hi 30,31. Der Begriff bezeichnet ein Musikinstrument, das nicht eindeutig bestimmbar ist. Entweder es handelt sich um eine Gattungsbezeichnung für Blasinstrumente (verschiedene Arten von Flöten) im Zusammenspiel mit מִנִּים oder um ein Saiteninstrument, vgl. Zenger, Psalm 150 (2008) [Übertragung und Kommentar: Pauline Amelung].
  55. Siehe Genaueres zur Überlieferung dieses Sachverhalts im Artikel Ld OrgelJerusalem, Salomos Tempel-Orgel (legendär) Salomos Tempel-Orgel.
  56. Die Informationen über die Orgel im Fränkischen Reich schöpft Grosse mit starken wörtlichen Anleihen aus Grundling, Allgemeines Geistliches Recht 2 (1744), S. 1720.
  57. Auch dieses Faktum ist aus Grundling, Allgemeines Geistliches Recht 2 (1744), S. 1720, übernommen, wo ausführlicher auf die Quellen eingegangen ist. Bei Grundling wird deutlicher ausgeführt, dass Karl der Große die erfahrenen römischen Sänger ins Frankenreich mitnahm. Sie sollten dort die Cantores Francorum in arte organandi unterweisen. Tatsächlich ging es nicht um die Einführung der Orgel in die Liturgie, sondern um die Vereinheitlichung des Gregorianischen Chorals auf dem Territorium des Frankenreichs.
  58. Diese Debatte war bestimmend für die Entstehung der Orgelpredigtgattung; siehe insbesondere die Editionen und Einführungen zu: Christliche Predigt (Tübingen 1602) und Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624).
  59. Diese Ansicht vertraten vor allem reformierte Theologen, siehe etwa die Zitate im Personenartikel Lb PersonWirth, Rudolf (1547–1626) Rudolf Wirth. Später war Lb PersonArnold, Gottfried (1666–1714) Gottfried Arnold, ein Vertreter des radikalen Pietismus, ein erbitterter Gegner von Orgeln und Kunstmusik im evangelischen Gottesdienst, gegen den verschiedene Orgelpredigtautoren argumentiert haben.
  60. Siehe dazu auch den Kommentar zu Vivum Dei Organum (Schneeberg s.a.), S. 35.
  61. Vgl. Schweizer, Thesaurus ecclesiasticus (1682), Sp. 500-503. Der reformierte Theologe referiert Stationen der Orgelgeschichte, argumentiert jedoch ganz im Sinne der reformierten orgelfeindlichen Position, wobei er sich stark an Lb PersonWirth, Rudolf (1547–1626) Hospinian anlehnt.
  62. In dem Bericht wird darauf hingewiesen, dass im griechisch-orthodoxen Gottesdienst keine Orgeln gebraucht wurden, vgl. Elsner, Neueste Beschreibung derer griechischen Christen (1737), S. 277f.
  63. Vgl. den kurzen Artikel Orgel, Jablonski, Allgemeines Lexicon (1721), S. 517. Das Lexikon referiert immer noch Informationen über bemerkenswerte Orgeln und erwähnt auch: Gleichwol haben gewissenhaffte lehrer über den dabey unterlauffenden mißbrauch vielfältig geklagt, und einige sie unter die dinge gezählet, so nach der reinigkeit des evangelischen gottesdiensts noch abzuschaffen wären.f
  64. Auch dieses kirchenrechtliche Buch befasst sich mit dem Thema der Orgel, vgl. Grundling, Allgemeines Geistliches Recht 2 (1744), S. 1720.
  65. Es ist interessant, dass Grosse dieses Werk als Quelle für die Geschichte der Orgel angibt, denn der radikale Pietist Arnold vertrat eine dezidiert orgelfeindliche Haltung, gegen die andere Autoren von Orgelpredigten polemisiert hatten, vgl. etwa: Die Billige Orgel-Freude (Danzig 1739); Die edle und wohlgeordnete Music der Gläubigen (Halle 1727). Die relevanten Passagen zur Geschichte der Orgel finden sich in Arnold, Die Erste Liebe Der Gemeinen Jesu Christi (1696), S. 158-169.
  66. Vgl. das ausführliche Orgelkapitel, Calvör, Ritvalis Ecclesiastici 2 (1705), S. 689-696.
  67. Die Namen der Stifter der ersten Ilmenauer Orgel sind wörtlich aus dem angeführten Text entlehnt, vgl. König, Die Schuldigkeit der Menschen (1763), S. 46. Als Jahreszahl für den Bau dieser Orgel findet sich 1624, was aufgrund der von Große mitgeteilten weiteren Ereignisse chronologisch nicht stimmig ist. Wann die erste Orgel erbaut wurde, scheint auch Große nicht gewusst zu haben.
  68. Näheres zu der hier erwähnten handschriftlichen Ortschronik konnte nicht ermittelt werden. Es ist auch nicht gesichert, ob es sich bei dem Autor tatsächlich um den hier angesetzten Namensträger handelt.
  69. In der genannten Schrift heißt es: Haben unserer preiswürdigsten Herzogin Hochfürstl[iche] Durchlaucht aus Chirstfürstlicher Miodthätigkeit unsere durch Dero hohe Landesmütterliche Vorsorge neuerbaute Stadtkirche mit einem neuen Orgelwerk in Gnaden beschenket. (König, Die Schuldigkeit der Menschen (1763), S. 46) Außerdem wird eine weitere Einzelspende erwähnt: Nicol Römer von Wipfra hat ein und zwanzig Gülden, drey Groschen, sechs Pfennige zum neuen Orgelbau an hiesige Kirche geschenket. (König, Die Schuldigkeit der Menschen (1763), S. 47)

Letzte Änderung dieses Dokuments am 12. Januar 2023.

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