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Orgelpredigt

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a Masecovius, Christian: Die Kneiphöffsche laute Orgel=Stimme (Königsberg 1721)

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y Bibelstellen (72)

  • 1 Korinther 12,3
  • 1 Korinther 14,40
  • 1 Korinther 14,7–8
  • 1 Korinther 2,9
  • 1 Könige 1,40
  • 1 Könige 8,55
  • 1 Samuel 16,23
  • 1 Samuel 16,7
  • 1 Timotheus 6,15
  • 2 Korinther 5,21
  • Amos 5,23
  • Epheser 5,19
  • Esra 3,11
  • Esra 3,12
  • Exodus 14,13
  • Exodus 14,15
  • Exodus 28
  • Exodus 29,–.30
  • Exodus 35,30
  • Ezechiel 8,18
  • Genesis 11,4
  • Genesis 21,17
  • Genesis 27,33
  • Hohelied 2,14
  • Hosea 2,19–20
  • Jakobus 1,17
  • Jesaja 26,16
  • Jesaja 38,14
  • Jesaja 53,7
  • Jesaja 6,3
  • Johannes 2,25
  • Johannes 5,25
  • Kolosser 3,16
  • Kolosser 3,2
  • Lukas 1,33
  • Lukas 17,11–19
  • Lukas 17,12–13
  • Lukas 17,15
  • Lukas 17,15–16
  • Lukas 17,19
  • Lukas 19,37
  • Lukas 2,14
  • Lukas 23,46
  • Lukas 5,8
  • Lukas 7,38–39
  • Lukas 7,50
  • Matthäus 12,42
  • Matthäus 25,31
  • Matthäus 4,5
  • Matthäus 9,18
  • Numeri 6,24–26
  • Offenbarung 1,18
  • Offenbarung 22,20
  • Offenbarung 5,8
  • Offenbarung 6,16
  • Psalmen 103,1–4
  • Psalmen 121,1–2
  • Psalmen 135,1–3
  • Psalmen 139,1–2
  • Psalmen 149,3
  • Psalmen 150,3–6
  • Psalmen 18,7
  • Psalmen 22,16
  • Psalmen 32,4
  • Psalmen 33,2
  • Psalmen 36,9
  • Psalmen 51,17
  • Psalmen 55,18
  • Psalmen 64,2
  • Psalmen 90,17
  • Psalmen 94,9
  • Römer 15,5–6

[Bl. 1r]

Titel

Die
Le Geographicumg Gebäude: Königsberg (Preußen), Kneiphof Kneiphöffsche
laute Orgel=
Stimme/
Welche
Jn diesem 1721sten Jahr/ am XIV. Sonnta=
ge nach Trinitatis, aus den Worten des Evangelii
Luc[as] XVII. v[ersus] 15.
Ly BibelstelleLukas 17,15 Er preisete Gott mit lauter Stimme/
Zur Inauguration dieses neuen Ld OrgelKönigsberg, Dom, Johann Josua Mosengel-Orgel 1721 Orgel=Wercks
für Gott/
Seiner in grosser Anzahl versammleten lieb=
wehrten Gemeine/
Krafft seines Pfarr=Ampts/
Jn der Vormittags=Predigt
vorgetragen/
Und auf inständiges Anhalten vieler frommen Hertzen
zum Druck befordert/
Lc PredigtautorMasecovius, Christian (1673–1732) Christian Masecovius,
Der Heil[igen] Schrifft D[octor] und Prof[essor] Ord[inarius] secund[us] Königl[ich] Samländischer
Consistorial-Rath/ und Pfarrer im Le Geographicumg Gebäude: Königsberg (Preußen), Kneiphof Kneiphoff.
Le Geographicumf Ort: Königsberg (Preußen) Königsberg/ gedruckt bey Lb PersonStelter, Johann (1685–1734) Johann Stelter.

[Bl. 1v]

Widmung

Dem Hoch= Edel= gebohrnen Herrn/ Herrn Lb PersonNegelein, Christoph Aegidius von (1668–1746) Christoph Aegidio Negelein/ S[eine]r Königl[ichen] Majest[ät] in Preussen Hoch=betrauten geheimten= und Commercien-Raht/ Wie auch Hoch= ansehnlichen Burgermeister der Königl[ichen] Stadt Kneiphoff/

Denen Hoch=Edlen/ Groß=Achtbaren und Hoch=weisen Herren Stadt=Rähten/

Herrn Lb PersonThamm, Johann Johann Thamm/Hoch= Pro-Cons[ul] und Ob[erster] Kirch=Vorst[eher]
Herrn Lb PersonLeffler, Christoph (vor 1713 – nach 1721) Christoff Lefflermeri- Voigten/
Herrn Lb PersonKrüger, Christoph (fl. 1721) Christoff Krügerti- Richtern/
Herrn Valentin Polckein/ren= Kön[iglicher] Cammer=
HerrnBernhard Albrechtden Raht u[nd] Stadt=Camerario,

Wett=Herren im Kneiphoff/

Herrn Lb PersonPaschke, Heinrich (vor 1717 – nach 1721) Heinrich Paschke/
Herrn Lb PersonReußner, Johann Heinrich (vor 1689 – nach 1721) Johann Heinrich Reußnern/
Herrn Heinrich Hahn/

Dann ebenfalls

Herrn Lb PersonLübeck, Melchior (1670–1732) Melchior Lübeck/ S[eine]r Königl[ichen] Majest[ät] Hoch=bestalten Geheimbten/ Commercien- und Hoch=verdienten Stadt=Secretario.

[Bl. 2r]

Denen wol=Edlen/ Groß=Achtbaren und Wolweisen Herren/

Herrn Reinhold Nagel/ Wol=verdienten Schöppen=Meister/
Herrn Reinhold Maraun/ Wol=mritirten Vice-Schöppenmeister/
Herrn Joachim Biemann/
Herrn Heinrich Lübeck/
Herrn Reinhold Farenheid/
Herrn Heinrich Stürmer/
Herrn Christian Werner/

Nebst selbigen

Herrn Johann Friederich Schienemann/ Wol=verdienten Gerichts=Secretario.

[Bl. 2v]

Ebenermassen

Denen Edlen/ Wol=Ehrenvesten und Vornehm=geachten Herren Elter=Leuten und wehrten Mitgliedern beyderseits vornehmer Zünffte/

Derer Herren Kauff= und Handels=Leute/

und

Derer Herren Mältzen=Brauer/

Jmgleichen

Denen Ehren=Vesten/ Erbaren und Wolgeachten Elter=Leuthen und Mitgliedern der sämbtlichen Gewercken der Königl[ichen] Stadt Kneiphoff/

Meiner gantzen lieb=werthesten Gemeine/

übergebe aus treuem Hertzen diese Predigt/ mit herztlichem Anwunsch:

Die Göttliche Weißheit heilige die weise Rathschläge E[ines] Hochweisen Rahts/ der Herr/ der unsere Grechtigkeit [sic] ist/ mache gedeylich die Administration der Grechtigkeit Eines Wolweisen Gerichts/ der Seegen aus der Höhe kröhne mit Seegen den Handel und die Brau=Nahrung/ die Seegen=Hand welche erfüllet alles/ was lebet mit Wolgefallen/ seegne die Hände Christlicher Handwercker/ die himmlische Bundes=Lade sencke sich herab in diese Gemeine/ und mache alle Häuser zu Lb PersonObed-Edom Obed=Edoms Häuser. Jesus/ der Heiland aller Menschen/ lasse keine Seele/ der Reichen oder Armen/ Hohen oder Niedrigen/ ohne Trost und Heil. Der mächtige Schutz aus Jacob schütze sie alle zeitlich/ mache sie alle selig ewig/ Amen/ erhöre es Gott/ Amen!

Jch wünsche es hertzlich
Meiner Hoch=werthen Gemeine treuer Fürbitter zu Gott/ Christian Mascecovius.

[S. [1]]

Die Kneiphöffsche neu=erbaute Orgel/ eine laute Stimme.

I[n] N[omine] J[esu].

Es walte der dreyeinige Gott/ dessen Ehre und Majestät die heilige Engel und Seraphim mit lauter heller Stimme erheben: Ly BibelstelleJesaja 6,3 Heilig/ Heilig/ Heilig ist Gott der Herr Zebaoth/ und alle Landen sind seiner Ehre voll/ Derselbe neige sein Gnaden=Ohr zu uns auf Erden/ höre und erhöre unsere Stimme/[1] wenn wir ruffen/ biß wir dermahleins dort oben mit allen heiligen Engeln und Auserwählten das dreymahl Heilig in alle Ewigkeit anstimmen werden/ Amen!

Introitus.

Ly BibelstelleHohelied 2,14 Laß mich hören deine Stimme. Wer ist es/ ihr Geliebten in dem Herrn/ der also diese Stimme von sich vernehmen läßt? Jesus/ der himmlische Bräutigam/ in dem hohen Lied Lb PersonSalomo Salomonis im II. Capit. v. 14. Er liebkoset seiner Braut der Kirchen/ Er beweget sie zum freundlichen Gespräch: Ly BibelstelleHohelied 2,14 Laß mich hören deine Stimme/ die Stimme deines Gebeths/ die Stimme deines Flehens/ die Stimme deiner Andacht/ [S. 2] die Stimme deiner Lieder. Er füget auch eine Ursache hinzu: Ly BibelstelleHohelied 2,14 Denn deine Stimme ist süß. Du bist meine Freundin/ ich mag gerne deine liebliche Rede hören/ du bist mein Täublein/ ich mag gern dein Girren und Schirren vernehmen. Ly BibelstelleHohelied 2,14 Laß mich hören deine Stimme.

Dieser freundlichste Bräutigam/ der seine Gnaden=Stimme ohne Auffhören gegen seine Braut der Kirchen erschallen läst: Ly BibelstelleHosea 2,19–20 Jch wil mich mit dir verloben in Ewigkeit/ ich wil mich mit dir vertrauen in Gerechtigkeit und Gericht/ in Gnad und Barmhertzigkeit/ ja im Glauben wil ich mich mit dir verloben/ und du wirst den Herrn erkennen/ Os. 2. v. 19. will allezeit eine Gegen=Stimme hören: Er schallet lieblich/ Er wil lieblich wiederschallen hören. Ly BibelstelleHohelied 2,14 Laß mich hören deine Stimme. Besonders an diesem Tage/ will Er diese Gemeine/ die Le Geographicumg Gebäude: Königsberg (Preußen), Dom Kneiphöffsche Kirche/ die mit seinem eigenen Bluth erkauffte Braut anreden: Ly BibelstelleHohelied 2,14 Laß mich hören deine Stimme. Liebster Bräutigam! Huld=reichster Jesu! was vor eine Stimme? Die Stimme unserer Hertzen? O ja die müsse zuerst zu deinem Lob aus allen unseren Seelen erkingen. Ly BibelstellePsalmen 103,1–4 Lobe den Herrn meine Seele/ und was in mir ist seinen heiligen Nahmen. Lobe den Herrn meine Seele/ und vergiß nicht/ was Er dir Guts gethan hat. Der dir alle deine sünde vergibt/ und heilet alle deine Gebrechen/ der dein Leben vom Verderben erlöset/ und dich kröhnet mit Gnade und Barmhertzigkeit/ nach dem CIII. Ps. v. 1. seqq. Ly BibelstelleHohelied 2,14 Laß mich hören deine Stimme. Was dann weiter vor eine Stimme? Die Stimme unser [S. 3] neuen Orgel? O ja liebster Heiland! Sie sol an dem heutigen Tage zum erstenmahl in der öffentlichen Gemeine ihre Stimme hören lassen. Denn Herr unser Gott/ du bist uns freundlich gewesen/ und hast gefordert das Werck unserer Hände bey uns/ ja das Werck unserer Hände hast du gefordert/[2] Ly BibelstellePsalmen 90,17 Psalm. XC. 17. Es ist billig/ daß dein Werck zu deinen Ruhm/ zum Danck für Dir ihre Stimme hören lasse. Nun du schöne Orgel/ du angenehmes Werck/ zum Preiß unsers Gottes in dieser Gemeine auffgerichtet/ erhebe deine äusserliche Stimme/ mit welcher wir die Stimme unserer innerlichen Andacht verknüpffen wollen/ laß deinen Thon erklingen/ worüber die Engel im Himmel sich erfreuen/ die Pforten der Höllen erzittern/ und unsers grossen Gottes Hertz beweget werden möge zu diesem Wiederschall: Ly BibelstelleHohelied 2,14 Deine Stimme ist süß. Laß deine Stimme hören im schönen Kirchen=Thon: Groß ist Herr deine Güte/ unsere Hertzen stimmen mit ein/ und fallen hernach vor unseren Gott nieder in einem andächtigen Gebeth des Herrn.

Evangelium am XIV. Sonntag nach Trinitatis, Luc. XVII. v. 11---19.

Ly BibelstelleLukas 17,11–19 Und es begab sich/ da Jesus reisete gen Jerusalem/ zog Er mitten durch Samariam und Galiläam. Und als Er in einen Marckt kam/ begegneten Jhm zehn aussätzige Männer/ die stunden von ferne/ und erhuben ihre Stimme/ und sprachen: Jesu/ lieber [S. 4] Meister/ erbarme dich unser. Und da Er sie sahe/ sprach Er zu ihnen: Gehet hin/ und zeiget euch den Priestern. Und es geschah/ da sie hingiengen/ wurden sie rein. Einer aber unter ihnen/ da er sahe/ daß er gesund worden war/ kehrete er umb/ und preisete Gott mit lauter Stimme/ und fiel auf sein Angesicht zu seinen Füssen/ und danckete Jhm/ und das war ein Samariter. Jesus aber antwortete und sprach: Sind ihr nicht zehen rein worden? wo sind aber die neune? Hat sich sonst keiner funden/ der wieder umbkehre/ und gebe Gott die Ehre/ denn dieser Frembdlinger? Und Er sprach zu Jhm: Stehe auf/ gehe hin/ dein Glaube hat dir geholffen.

Exordium.

Ly BibelstellePsalmen 64,2 Höre Gott meine Stimme! Hiemit/ Jhr Geliebten Gottes/ steht Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David seinen Gott an im LXIV. Psalm v. 2. Gott höret alles. Sein allhörendes Ohr ist an jedes Mund und Hertz geleget. Niemand so leise reden mag/ niemand so verborgen dencken kan/ daß Ers nicht hören oder vernehmen solte. Ly BibelstellePsalmen 94,9 Der das Ohr gepflantzet hat/ sollte der nicht hören? [S. 5] Psalm XCIV, 9. Jn Le Geographicumj Gebirge: Sinai (Berg) Sina ist ein Berg/ welcher auris coelestis, Himmels=Ohr genennet wird/ wegen des wunderbaren Widerschalls/ krafft welches man auf selbigem alles genau hören kan/ was unten noch so leise geredet wird.[3] Du/ o grosser Gott/ wohnest auf den erhabensten Bergen des Himmels/ nach welchen David mit Freuden seine Augen auffhebet: Ly BibelstellePsalmen 121,1–2 Jch hebe meine Augen auf zu den Bergen/ von welchen mir Hülffe kommt/ meine Hülffe kommt vom Herrn/ der Himmel und Erden gemacht hat. Psalm CXXI, 1. 2. Dein Ohr aber auf dieser unermäßlichen Höhe ist ein himmlisches Ohr/ ein Göttliches Ohr. Hie auf Erden kan nichts so heimlich geredet/ nichts so verdeckt und versteckt in dem Abgrund der Seelen gedacht werden/ daß es nicht wie ein lauter Donner an selbiges schlagen solte. Ly BibelstellePsalmen 139,1–2 Herr du erforschest mich und kennest mich. Jch sitze oder stehe/ so weist du es/ du verstehest meine Gedancken von ferne. Psalm CXXXIX, 1. 2. Wil also David nicht schlechterdings allhie Gott anruffen/ daß Gott seine Stimme hören wolle/ sondern daß Er sie höre und erhöre. Höre meine Stimme/ wie ein Vater die Stimme seines Kindes/ Wie ein Erlöser das Winselen eines Gefangenen/ wie ein Artzt das Aechzen des Patienten/ wie ein Reicher das Bitten eines Bettlers/ wie ein Erbarmer das Seuffzen eines Elenden höret. Da Lb PersonHagar Hagars Flasche leer worden/ weinete Lb PersonIsmael Jsmael/ Gott erhörete die weinende Stimme: Ly BibelstelleGenesis 21,17 Fürchte dich nicht/ Gott hat erhöret die Stimme des Knaben. Gen. XXI, 17. Die Flasche meines Trostes ist bis auf den Grund in meinem Jammer ausgeleeret/ nicht ein Tröpfflein ist übrig blieben/ laß mich mit Lb PersonHagar Hagar darüber deine Tröstungen ver= [S. 6] nehmen. Höre und erhöre Gott meine Stimme.

So wie im Eingange die Gnade Gottes uns zuruffet: Ly BibelstelleHohelied 2,14 Laß mich hören deine Stimme: So mag alhie unsere Demuth an diesem Tage dieses Echo billig zurückschallen: Höre Gott meine Stimme. Denn wir haben ein Ld OrgelKönigsberg, Dom, Johann Josua Mosengel-Orgel 1721 Orgel=Werck verfertiget/ ein schönes ansehnliches Werck/ so aus gar vielen Stimmen bestehet/ welches nach hoher Permission Seiner Königlichen Majestät/ unseres allergnädigsten Lb PersonFriedrich Wilhelm I. von Preußen (1688–1740) Königs und Herrn/ auch obersten Bischoffs/[4] jetzt zur Inauguration unserem Gott/ der allein unserm Thun Seegen und Heil geben kan/ dargestellet wird. Des wollen wir denn kräfftiger bey diesem Werck/ denn also zu dieser eintzigen Urquelle alles Heils ruffen: Höre/ Gott/ unsere Stimme! Wil Gott unsere Stimme nicht hören/ so ist dieses Orgel=Werck nichts nütz. Es ist ein Geplerr/ ein Geheul in den allerheiligsten Ohren des Herrn/ so in dieser Zorn=Rede verworffen wird: Ly BibelstelleAmos 5,23 Thue nur weg von mir das Geplerr deiner Lieder/ denn ich mag deines Psalter=Spiels nicht hören. Amos V, 23. Ach Herr! unsere Kunst allhie ist vor deinen Augen gering/ unsere Stimme schlecht/ unser gantzes Werck unwürdig für deinem allerheiligsten Angesicht. Mache es herrlich/ lieblich/ angenehm/ durch deine Göttliche Hulde. Höre Gott unsere Stimmen! Nun der Gott/ der Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) Davids Stimme gehöret und erhöret/ daß er sich dessen in dieser Rede berühmen können? Ly BibelstellePsalmen 18,7 Wenn mir angst ist/ so ruffe ich den Herrn an/ und schreye zu meinen Gott/ so erhöret er meine Stimme von seinem Tempel/ und mein Geschrey kommt vor Jhn zu seinen Ohren/[5] Psalm XVIII, 7. der wird auch unsere Stimme/ welche in diesem [S. 7] Le Geographicumg Gebäude: Königsberg (Preußen), Dom Tempel/ voritzo zum erstenmahl/ bey versammleter Gemeine sich hören läst/ auffnehmen/ und sie lassen in seinen Tempel des Himmels/ ja in das Allerheiligste seines Göttlichen Hertzens dringen/ und uns ein unaufhörliches Gnaden=Echo zurücke schencken: LªJes_49_8ª Jch habe dich erhöret zur gnädigen Zeit. Es. XLIX, 8. Nur sind wir bedacht/ unter welcher Forme diese Orgel/ dieses Werck von schönen Stimmen/ wir in dieser Vormittags=Predigt unserem Gott zur Inauguration vorstellen mögen. Dazu gibt uns gantz ungezwungene Gelegenheit unser heutiges Evangelium/ in welchem der vom Aussatz befreyete Lb PersonSamariter Samariter sich für Jesu Ly BibelstelleLukas 17,15 mit lauter Stimme zum Lob und Danck vernehmen läst: Ly BibelstelleLukas 17,15 Er preisete Gott mit lauter Stimme. Jn wessen Nachfolge wir dem grossen Gott vorstellen wollen: Die Kneiphöffsche neu=erbaute Orgel/ als eine laute Stimme.

Ly BibelstellePsalmen 51,17 Herr thue meine Lippen auf/ daß mein Mund und mein Hertz deinen Ruhm Ly BibelstelleLukas 17,15 mit lauter Stimme verkündigen möge. Amen!

Abhandelung.

Jhr Geliebten Gottes in dem Herrn. Jn unserem heutigen Evangelio werden gar viele laute Stimmen uns vorgestellet. Die zehn Aussätzigen erhuben ihre Stimme.[6] Es waren zehn laute Stimmen. Jnsonderheit wird vom danckbahren Samariter gesagt: Ly BibelstelleLukas 17,15 Er preisete Gott mit lauter Stimme. Dieses führet uns auf die Gedancken/ unsere neue Orgel als eine laute Stimme Gott darzustellen. Denn sie ist wahrhafftig eine laute Stimme/ die alle andere Jnstru- [S. 8] mental=Stimmen mit ihrem lauten und starcken Thon weit übergehet/ drum kan sie ja auch wol als eine laute Stimme dem grossen Gott dargestellet werden.

Sie vermag 1. gleichsam Ly BibelstelleLukas 17,15 mit lauter Stimme wider alle Feinde der schönen und lieblichen Musiqve, als auch besonders wider ihre eigene Feinde sich selbst festiglich zu verthädigen. Es wollen einige aus den lauten Jnstrumenten ein Jüdisches Werck machen/ als zu welchen Thon David mit diesen Worten das Jsraelitische Volck/ so zum Levitischen Schatten=Werck gehöret/ aufmuntert: Ly BibelstellePsalmen 150,3–6 Lobet den Herrn mit Posaunen/ lobet ihn mit Psalter und Harffen/ lobet ihn mit Paucken und Reigen/ lobet ihn mit Sayten und Pfeiffen. Lobet ihn mit hellen Cymbeln/ lobet ihn mit wolklingenden Cymbeln.[7] Psalm. CL, 3. seqq. Mit welchem Einwurff einige auf den Lb PersonTheodoret (393–466) Theodoretum sich beziehen Lr QuellenTheodoret, Opera omnia (1617) M  in Psalm. XXXII.[8] Lb PersonIsidor von Pelusium (–435) Isidorum Pelusiotam Lr QuellenIsidor von Pelusium, Epistolarum libri tres (1585) M Ep. 364.[9] und andere mehr. Allein/ so leicht dieser Einwurff gemacht wird/ so leicht mag er auch wiederleget werden. Wenn gedachte Jnstumental-Stimmen zum Jüdischen Wesen wären verordnet worden/ würde derselben in dem andern Buch Lb PersonMoses Mosis/ im Ly BibelstelleExodus 28 XXVIII. und Ly BibelstelleExodus 29,–.30 folgenden Capiteln/ als einer Verordnung Gottes gedacht seyn/ weil aber daselbst weder der Paucken oder Posaunen/ noch der Harffen/ Psalter oder anderer Jnstrumenten zum Gottes=Dienst Erwehnung geschicht; so folget daraus/ daß es aus einer Freyheit der Gläubigen A[lten] T[estaments]/ besonders aus einem heiligen Trieb des Davids geschehen/ daß gedachte Jnstrumental=Music eingeführet worden/ umb Ly BibelstelleLukas 17,15 mit lauter Stimme Gott den Herrn zu loben. Mag nun die Kirche des A[lten] T[estaments] sich solcher Freyheit gebraucht haben/ warum soll sich selbiger nicht [S. 9] die Kirche des N[euen] Testaments gebrauchen/ mit einer schönen/ ansehnlichen lauten Orgel=Stimme den Gott über alle Götter zu erheben? Andere sagen zwar nicht/ daß aus diesem Grunde die Orgel soll verworffen werden/ weil sie ein Theil des Levitischen Gottes=Dienstes gewesen/ doch aber/ daß sie Christen nicht anstehe/ weil darin Gott die Jüden übersehen/ worin die Christen sollen vollkommen seyn. Lr QuellenHospinianus, De templis (1603) M Ob varias causas multa fieri passus est Dominus in veteri suo populo, circà qvae eos, qui per Christum in virum perfectum adoleverunt, occupari amplius non vult,[10] schreibet der hochgelehrte Lb PersonWirth, Rudolf (1547–1626) Rudolf Wirth Lr QuellenHospinianus, De templis (1603) M de Origine Templor. Lib. II. cap. 23. p. 310. & seqq. Gott hat unter dem A[lten] Testament viele Dinge unter seinem Volck zugelassen/ womit diejenige/ welche durch Christum zum vollkommenen Mann gediehen/ nichts mehr sollen zu thun haben. Dieser Satz ist an sich selbst gantz richtig/ kan aber auf die Abschaffung der Orgel nicht gezogen werden/ es sey denn/ daß man klärlich darthäte/ wie und welcher Gestalt die Orgel mit ihrem lauten Thon der heiligen Lieder und geistlichen Psalmen wieder den vollkommenen Mann in Christo streite; So lange dieses nicht geschiehet/ und daß es geschehen könte/ beym reiffen Erwegen man es nicht absehen kan; so lange bleibet die Orgel in der Gemeine des Herrn ein Werckzeug zur Ehre Gottes/ und verantwortet sich mit lauter Stime [sic].

Lb PersonVermigli, Pietro Martire (1499–1562) Petrus Martyr, Class. III. Lr QuellenPetrus Martyr, Loci communes (1622) M Locor. Comm. Cap. XV.[11] Lb PersonBèze, Théodore de (1519–1605) Beza in Lr QuellenActa Colloquij Montis Belligartensis (1587) M Colloqv. Mompelg. wenden ein/ die Orgel sey eine Erfindung des Antichrists.[12] Andere mit selbigen nennen sie Boatum Missaticum, ein Meß=Gebrüll/[13] und hätte sie ihren Ursprung aus dem Babstum. [S. 10] Und damit es das Ansehen haben möge/ als stünde dieser Satz auf einem Marmor=festen Grunde/ stellen sie vor/ daß eben zu der Zeit/ als das Babstum entstanden/ auch die prächtigen Orgeln in die Kirche eingeführet worden. Man berufft sich auf Lb PersonBale, John (1495–1563) Balaeum, einen Englischen Bischoff/ welcher einzeuget/ daß erstlich Anno 660. die Orgel zum Kirchen=Gebrauch verordnet worden.[14] Es werden benennet Lb PersonMarianus Scotus (1028–1082) Marianus Scotus in Lr QuellenMarianus Scotus, Chronica (1559) M Chronic.[15] Lb PersonAventinus, Johannes (1477–1534) Aventinus in seinen Ln LiteraturAventinus, Annales ducum Boiariae 1 (1881) M Annalibus f. 300.[16] und andere mehr/ daß nach derselben Zeugniß im 757. Jahr nach Christi Geburth der Griechische Käyser Lb PersonKonstantin V. von Byzanz (718–775) Constantinus dem Lb PersonPippin (714–768) Pipino Franck=deutschen Könige unter andern kostbaren Geschencken durch seine Legaten auch ein kunstreiches Lm Ereignis757: Kaiser Konstantin V. Kopronymus von Byzanz schenkt Frankenkönig Pipin eine Orgel Orgel=Werck offeriren lassen/ so im Le Geographicumh Territorium: Europa Occident sehr bewundert worden/ weil man voriger Zeit weder in Le Geographicumh Territorium: Frankreich Franckreich noch Le Geographicumh Territorium: Deutschland Deutschland ein solches Werck ersehen/ nach welchem Modell immer mehr und mehr Orgeln verfertiget worden. Nach diesem Einwurff gestehen wir es gar gerne/ daß es zu gedachter Zeit mit dem Orgel=Werck höher mag kommen seyn/ als es in voriger Zeit gewesen; Jndessen ist doch dieses gewiß/ daß dennoch auch in voriger Zeit/ da die Kirchen von dem Bäbstschen Unwesen noch nicht so sehr inficiret war/ man in den Kirchen sich der Orgeln zur Aufmunterung der Gemeine bedienet. Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus ein Lehrer im V. Seculo bezeuget/ daß man nicht allein zu seiner Zeit/ sondern auch vor seiner Zeit die Orgeln in der Gemeine des Herrn gebraucht habe. Seine Worte lauten also: Lr QuellenAugustinus, Opera 8 (1616) M Organum generale nomen est omnium vasorum musicorum, qvamvis jam obtinuerit consvetudo, ut organa propriè dicantur ea, qvae inflantur follibus.[17] Enarr. in Psalm. CL. Lr QuellenAugustinus, Opera 8 (1616) M Tom. VIII. pag. 630. L. D. Die Orgel ist ein allgemeines Wort/ so allerhand Instrumenta bedeutet/ wiewol es schon ein festgesetzter Gebrauch ist/ daß man eigentlich diejenige Instrumen- [S. 11] ta Orgeln benennet/ welche mit Blasbälgen auffgeblasen werden. Ja noch vor dem Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustino bezeiget Lb PersonPrudentius Clemens, Aurelius (348 – ca. 405) Prudentius, der in dem IV. Seculo gelebet/ eine solche grosse Orgel gesehen zu haben/ daß hinter selbiger ein Mensch sich verbergen können.[18] Hiedurch fällt gäntzlich weg die Krafft der Einwendung von dem Ursprung der Orgel/ zu mehrerer Erläuterung kan diesem noch eins und das andere beygefüget werden: Der Preiß der Orgel ist zu gedachten Zeit nicht durch die Lehrer an der Bäbstschen Kirchen/ sondern durch die Künstler an der Bäbstschen Kirche erhöhet worden. Jene haben das Babstum gestifftet und erhalten es auch/ diese haben es weder stifften noch erhalten können. Dann so muß man ja auch einen Unterscheid machen zwischen dem was Bäbstsch ist/ und zwischen dem/ was die Bäbstler gebrauchet. Was Bäbstsch ist/ ist ein Eigenthum der Römischen Kirchen/ was die Bäbstler gebrauchen/ kan allgemein seyn anderen Religionen. Der Samariter in dem heutigen Evangelio Ly BibelstelleLukas 17,15 preisete Gott mit lauter Stimme: Kan ich darum sagen/ daß/ Gott Ly BibelstelleLukas 17,15 mit lauter Stimme preisen Samaritanisch sey? Nein! Es ist ein Gott wolgefällig Werck. Auf gleiche Art mögen die Bäbstler immerhin die Orgel gebraucht haben und noch brauchen/ sie kan bey uns deswegen nicht Bäbstsch heissen/ sondern bleibet dem ohngeachtet eine nützliche laute Stimme in der Gemeine des Herrn.

Lb PersonLindt, Willem van der (1525–1588) Lindanus in Lr QuellenLindt, Panoplia Evangelica (1563) M Panopl. Lib. IV. Cap. 78. wil noch mit grösserer Macht das Orgel=Werck bestürmen/ er wendet für/ die Orgel streite wieder die Apostolische Lehr/[19] weil Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Paulus also schreibt: Ly Bibelstelle1 Korinther 14,7–8 Hält sichs doch also in den Dingen/ die [S. 12] da lauten und doch nicht leben/ es sey eine Pfeiffe oder eine Harffe/ wenn sie nicht unterschiedliche Stimmen von sich geben/ wie kan man wissen/ was gepfiffen oder geharffet ist? Und so die Posaune einen undeutlichen Thon gibt/ wer wil sich zum Streit rüsten? 1. Cor. XIV, 7. 8. Woraus gedachter Lb PersonLindt, Willem van der (1525–1588) Autor und andere mit ihm die Folge erzwingen wollen/ weil die Orgel=Stimme eine undeutliche Stimme ist/ welche in der Gemeine Niemand verstehet/ so sey sie auch daselbst nichts nütze. Hier ist kein verworrener Gordischer Knoten/ der nothwendig müsse mit einem scharffen Schwerdt zerschnitten werden. Er kan gar leicht gelöset werden. Paulus wil allhie weder die Musicalische Instrumenta noch die Orgel verwerffen. Sein Haupt=Zweck ist vorzustellen/ wie man mit deutlichen Zungen lehren soll/ nehmlich Gottes Wort deutlich erklähren/ und nimmt ein Gleichnis von den Musicalischen Instrumenten/ welche/ wenn sie einen undeutlichen Thon geben/ nichts nützen. Er verwirfft nicht an sich selbst die Musicalischen Instrumenta, aus diesem Grunde/ weil sie nicht als eines Menschen Stimme könne vernommen werden/ denn sonst müste er die Stimme der Vögel verwerffen/ welche kein Mensch verstehet/ und dennoch ein Wunder Göttlicher Allmacht bleibet: sondern er wiederspricht ihrem Misbrauch/ wenn durch selbige ohne Fleiß eine undeutliche Stimme formiret wird/ so da gleich unnütz thonet/ als wie mit undeutlicher Zunge unnütz gelehret wird. Nun ist unsere Orgel nicht eine Stimme ohne Unterscheid/ sondern ein Werck/ in welchem gar viele Stimmen unterschieden sind: Sie ist nicht eine ungestimmte sondern wolgestimmte laute Stimme/ die den Thon aller [S. 13] geistlichen Lieder ausbringet. Sie sol nie seyn eine undeutliche Stimme/ sondern allezeit mit der deutlichen Stimme der Gemeine vereiniget. So offt sie also solche deutliche laute Stimme wird von sich hören lassen/ so offt wird sie kräfftig von sich ablehnen/ daß sie eine undeutliche Stimme sey/ welche in der Gemeine niemand verstehe.

Es sind auch noch einige/ welche sich auf diesen Spruch Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Pauli beruffen: Ly BibelstelleEpheser 5,19 Singet und spielet dem Herrn in eurem Hertzen. Ephes. V, 19. Ly BibelstelleKolosser 3,16 Coloss. III, 16. Jst es genug und nach der kräfftigen Eingabe des Heil[igen] Geistes im Hertzen zu singen/ was ist es nütz mit der Orgel ein lautes Geschrey/ einen entsetzlichen Tumult in dem Hause des Herrn zu machen? Ja wol! das Hertz ist der beste Redner für Gott/ das Hertz ist der gewaltigste Bestürmer des Himmels/ das Hertz ist der beweglichste Musicant in den Ohren Gottes. Ly Bibelstelle1 Samuel 16,7 Der Mensch siehet/ was vor Augen ist/ aber Gott siehet das Hertz an. 1. Sam. XVI, 7. Warum denn Paulus aus einem Göttlichen Trieb ermahnet: Ly BibelstelleEpheser 5,19 Singet und spielet dem Herrn in eurem Hertzen. Allein die Andacht des Hertzens mag nicht wiedersprechen der äusserlichen lauten Stimme. O mein Heiland! wenn der Samariter in dem heutigen Evangelio nur mit Gedancken deine Hülffe erhoben hätte/ würdest du es nicht vollkommen gehöret haben. Ly BibelstelleJohannes 2,25 Du bedurfftest nicht/ daß iemand Zeugniß gebe von einem Menschen/ denn du wustest wol/ was in dem Menschen war/[20] Joh. II, 25. War es dir aber unangenehm/ daß er bey der innerlichen Andacht auch Ly BibelstelleLukas 17,15 mit lauter Stimme Gott preisete? Nein! du seegnest seine innerliche Erkänntnis/ und zugleich seine laute [S. 14] äusserliche Stimme: Ly BibelstelleLukas 17,19 Stehe auf/ gehe hin/ dein Glaube hat dir geholffen. Ly BibelstelleEpheser 5,19 Singet und spielet derowegen o fromme Seelen! in eurem Hertzen/ preiset aber auch Gott mit der lauten Orgel=Stimme/ weil keines das andere verstimmet/ keines wieder das andere streitet.

Bey so gestalten Sachen ist Anno 1531. denen zwo schönen Ld OrgelUlmer Münster, Sturm/Schott-Orgel 1578/1599 Orgeln im Le Geographicumg Gebäude: Ulm, Münster Münster zu Le Geographicumf Ort: Ulm Ulm groß Unrecht geschehen/ da an dessen Pfeiffen und Stöcken Seile gebunden worden/ an welchen die angespannte Pferde Lm Ereignis1531: Orgelsturm im Ulmer Münster das gantze Werck in der Kirchen umbgerissen. Lc PredigtautorDieterich, Conrad (1575–1639) D. Conr. Dieter. Lr QuellenDieterich, Poenitentialia Davidica 1 (Wittenberg 1624) M Conc. praepar. sup. VII. Psalm.[21] Gar gütiger urtheilet von den Orgeln der hochgelehrte Engeländer Lb PersonDurel, John (1625–1683) Johannes Durellus, welcher in seiner Lr QuellenDurel, Historia rituum Ecclesiae Anglicanae (1672) M Historia rituum im XXVII. Cap. pag. 316.[22] und folgenden gar wichtige Ursachen anführet/ warum die Orgeln in den Le Geographicumh Territorium: England Englischen/Le Geographicumh Territorium: Niederlande  Niederländischen und anderen Reformirten Kirchen beybehalten werden. Und Lb PersonSvicerus, Johann Caspar (1619–1688) Jok. Casp. Svicerus, der in der Antiqvität sehr erfahren/ wil in seinem Lr QuellenSchweizer, Thesaurus ecclesiasticus (1682) M Thesauro Ecclesiastico P. II. p. 500. & seq. auch nicht verneinen/ daß der rechte Orgel=Gebrauch in der ersten Kirchen gantz gemein gewesen.[23] Also verthädiget[24] sich unsere neu=erbaute Orgel wieder ihre Feinde Ly BibelstelleLukas 17,15 mit lauter Stimme.

Hieneben kan sie sich als eine laute Stimme erweisen II. in ihrem Wesen. Sie ist eine laute Stimme/ welche Gott preiset. Der Samariter Ly BibelstelleLukas 17,15 preisete Gott mit lauter Stimme. Dieses ist eben unser Zweck bey unserer Orgel/ auf die Art/ als wie dorten anfieng der gantze Hauffe seiner Jünger mit Freuden Gott zu loben/ über alle Thaten/ die sie gesehen hatten.[25] Ly BibelstelleLukas 19,37 Luc. XIX, 37. denn die Ehre Gottes muß in allen Dingen unser Zweck seyn: Das Centrum, wornach wir zielen: Das Kleinoth/ wornach wir lauffen/ der Haffen/ wornach wir seegeln/ die [S. 15] Krohne/ worum wir streiten/ die Burg/ worum wir ringen: So muß auch unsere Orgel zur Ehre Gottes erklingen. Da Lb PersonSalomo Salomon zum Könige in Le Geographicumh Territorium: Israel Jsrael erwehlet wurde/ machte das Volck ein lautes Geschrey/ Ly Bibelstelle1 Könige 1,40 daß die Erde von ihrem Geschrey erschallete. 1. Reg. I, 40. Dieses konte nicht anders/ denn vor ein kräfftiges Zeichen einer Ehrerbietung gegen ihrem Lb PersonSalomo Regenten aufgenommen werden. Was vor Ehren=Bezeugungen sind wir schuldig unserm König/ der mehr ist denn Salomon? /[26] Ly BibelstelleMatthäus 12,42 Matth. XII, 42. unserm Herrn/ der ein König ist über das Hauß Jacob ewiglich/ und dessen Königreich kein Ende hat?[27] Ly BibelstelleLukas 1,33 Luc. I, 33. unserem Könige aller Königen und Herrn aller Herren/ der allein Unsterblichkeit hat?[28] Ly Bibelstelle1 Timotheus 6,15 1. Tim. VI, 15. Unserer Seelen Niedrigkeit/ unsers Hertzens Freude sol für Selbigem aufs lauteste erthönen/ seine Ehre/ seine Majestät biß über alle Wolcken zu erheben/ sie sol billig laut erklingen/ daß die Erde davon erschalle. Und so wie dieses in billigster Schuldigkeit bestehet; Also mag unsere Orgel mit ihrer äusserlichen lauten Stimme/ als ein auffgerichtetes Instrument zur Ehre Gottes eine äusserliche Dolmetscherin seyn unserer innerlichen Hertzen/ wie selbige in wahrer Andacht und auffrichtiger Begierde zur Ehre Gottes in seiner Gemeine erklingen sollen. Der liebste Heiland kam in die Welt Ly BibelstelleLukas 17,15 mit lauter Stimme/ ebenfals gieng Er aus der Welt Ly BibelstelleLukas 17,15 mit lauter Stimme. Ueber seine Geburth preißten die Engel Gott Ly BibelstelleLukas 17,15 mit lauter Stimme: Ly BibelstelleLukas 2,14 Ehre sey Gott in der Höhe/ und Friede auf Erden/ und dem Menschen ein Wolgefallen. Luc. II, 14. Seinen Todt that Er selbst kund am Stamm des Creutzes Ly BibelstelleLukas 17,15 mit lauter Stimme: rieff laut Ly BibelstelleLukas 23,46 und sprach: Vater/ ich befehle [S. 16] meinen Geist in deine Hände/ und da er das gesagt/ verschied Er. Luc. XXIII, 46. O Heiland! Du bist ja aus Liebe allhie gantz entkräfftet/ aus Liebe gegen die Menschen klebet die Zunge an deinem Gaumen[29] Ly BibelstellePsalmen 22,16 Ps. XXII, 16. Aus Liebe stirbst du; Aber auch im Sterben wil deine Liebe nicht ersterben/ da der Todt deinen Mund verschliessen wil/ schreyet die Liebe aus selbigem Ly BibelstelleLukas 17,15 mit lauter Stimme den Todt aus. Dein Todt war an sich selbst kräfftig genug/ der Gerechtigkeit des Gesetzes ein Genügen zu thun/ weil du Sohn Gottes in der Erfüllung des Gesetzes vor die Sünder gestorben. Hie hatte Gott Ly Bibelstelle2 Korinther 5,21 den/ der von keiner Sünde wuste/ für uns zur Sünde gemacht/ auf daß wir würden in Jhm die Gerechtigkeit/ die für Gott gilt. 2. Cor. V, 21. Wärest du unschuldiges Lämmlein Gottes in deinem Tode nur allein verstummet/ Ly BibelstelleJesaja 53,7 wie ein Schaaf/ das da verstummet vor seinen Scheerer/ und seinen Mund nicht auffthut/ Es. LIII, 7. so wäre dieses dein Stillschweigen mächtig genug gewesen/ der Höllen ein Schrecken einzujagen/ und unserer Seelen vom ewigen Tode zu erretten. Allein deine Liebe schreyet den Todt laut aus/ umb dessen theure Krafft/ Würckung und Seeligkeit gewaltig unseren Seelen einzuschreyen. Was sind wir dieser lauten Stimme schuldig? Tausend und tausend laute Lob= und Danck=Stimmen. O könten dargegen alle unsere Adern/ alle unsere Bluths=Tropffen/ alle unsere Gedancken und Kräffte der Seelen dich laut preisen/ solche Liebe Ly BibelstelleLukas 17,15 mit lauter Stimme zu erheben! Was nun hier unsere Hertzen zu deinem Preiß unauffhörlich wünschen/ das sol die laute Stimme [S. 17] unserer Orgel abbilden/ so offt sie die geistlichen Lieder zur Ehre Gottes in dieser Gemeine erthönen wird/ und dadurch beständig bezeugen/ daß sie sey eine laute Stimme/ welche Gott preiset.

So wie unsere Orgel ist eine laute Gott preisende Stimme; So ist sie auch ihrem Wesen nach eine laute einhelffende Stimme. Denn es geschiehet gar offt/ daß im öffentlichen Gesang die Gemeine in eine Confusion gerahte/ indem viele Singende von dem rechten Thon des Liedes abkommen/ oder ein Theil mit dem andern Theil in der Kirchen nicht gleich hoch oder niedrig singet/ wodurch bey einigen ein Gelächter/ bey andern ein Verdruß und Anstoß darüber entstehet. Bey solcher Gelegenheit ist die Orgel eine laute Stimme/ so da mächtig ist/ die verwirrten Stimmen in den rechten Thon zu bringen/ auf daß also in der Gemeine des Herrn Ly Bibelstelle1 Korinther 14,40 alles ehrlich und ordentlich zugehen möge. 1. Cor. XIV, 40. Wodurch unsere Orgel auch erhalten wird den schönen Nahmen/ daß sie sey eine laute einhelffende Stimme.

Sie ist aus gleichem Grunde eine schöne auffmuntrende Stimme. Es müste ein gar unempfindlicher Mensch seyn/ der zur angenehmen Frühlings=Zeit durch die muntre Stimme einer Lerche oder lieblichen Nachtigal/ welche Gottes Allmacht in diese Vögel geleget/ nicht solte beweget und auffgemuntert werden/ er müste ein unbewegliches Gehör haben/ so da nicht fähig wäre die Lieblichkeit der freundlichen Natur einzunehmen. Vielmehr aber müste ein Christ gar zu verdrüsliches Gemüthes seyn/ wenn er durch ein solch schönes Orgel=Werck/ so aus LXXX. lieblichsten und vonein=

[S. 18] ander gantz unterschiedenen Stimmen bestehet/ NB.


NB. Die Disposition der Kneiphöffischen Orgel bestehet hierin:

Jm Haupt=Werck.
Fuß.
1 Principal16
2 Waldhorn8
3 Tubal-Flöth4
4 Füll=Qvint6
5 Scharff=Flöth2
6 Rausch=Pfeiff3
7 Decupla1⅗
8 Scharff10fach.
9 Röhrflöth16
10 Hohlflöth8
11 Undae maris8
12 Viol da Gamb.8
13 Viola4
14 Waldflöth4
15 Tonus Faber2
16 Posaune16
17 Hautbois8
18 Tremulant
Jm Ober=Werck.
1 Principal8
2 Qvintadehn16
3 Octav4
4 Qvintupla1⅗
5 Scharff Qvint3
6 Superoctav2
7 Mixtur5 bis 6fach.
8 Flaut duce8
9 Human Gedact8
10 Blockflöth4
11 Gemshorn2
12 Flagioleta1
13 Dulcian16
14 Tromet8
15 Glocken=Spiel4
Jn dem Brust=Werck.
1 Jula8
2 Qvintiten8
3 Fiffaro4
4 Fl[aut] d’Allemand.4
5 Salicet2
6 Spielflöth3
7 Tertz1⅗
8 Cimbl[um] Mixtur3fach.
9 Mundflöth2
10 Theorbe16
11 Vox humana8
Pedal.
1 Principal von Holtz32
2 Violon16
3 Violoncello8
4 Tubal4
5 Spitz-Qvint6

[Fortsetzung siehe Seite 19]

[S. 19]

in seinem Geiste nicht solte aufgerichtet werden können. Lb PersonBezaleel Bezaleel/ der im Heiligthum Altes Testaments arbeitete/ hatte dieses Zeugniß: Der Herr Ly BibelstelleExodus 35,30 hat ihn erfüllet mit dem Geist Gottes/ daß er weise/ verständig/ geschickt sey zu allerley Werck. Künstlich zu arbeiten an Gold/ Silber und Ertz/ Edelgestein schneiden und einsetzen/ Holtz zimmern/ zu machen allerley künstliche Arbeit. Und hat ihm[30] sein Hertz unterweiset/ Exod. XXXV, 30. seqq. Jn dem Heiligthum des Neuen Testaments/ in welchem die Orgel zur Ehre Gottes auffgerichtet/ muß man nicht minder alles An und Jn selbiger der sonderbaren Weisheit Gottes zuschreiben/ der solche Wercke weislich zu verfertigen/ den Menschen dazu Kunst und Geschicklichkeit verliehen/ in Wahrheit/ damit nicht einen leeren Thon in den Wind zu


[Fortsetzung der Disposition von Seite 18:]

Pedal.
Fuß.
6 Nachthorn4
7 Qvintadehn4
8 Feldfl[öt]2
9 Kützialfl[öt]1
(10 Qvint3)
(11 Octav2)
12 Mixtur12fach
13 Subbas16
14 Bass-Flöt8
15 Posaune32
16 Bombard16
17 Fagott16
18 Basson8
19 Scalmoux8
20 Jungfer=Choral4
21 Scalmey4
22 Glockenspiel im Pedal4
23 Paucken
24 Zwey Cimbel=Sterne
25 Nachtigaal
26 Tremulant-Pedal
27 Adler
28 Noli me Tangere
29 Feld=Trompet8
30 Sine me nihil
31 Haupt=Ventil
32 Pedal-Ventil
33 Haupt=Werck=Ventil
34 Ober=Werck=Ventil
35 Brust=Werck=Ventil

10. Bälge.

[S. 20]

machen/ sondern der Krafft und Macht habe Menschliche Hertzen lieblich aufzumuntern. Jnsonderheit hat diese laute aufmunternde Stimme eine Fähigkeit fromme Hertzen bey dem Gesang geistlichen Lieder zum Himmel und wieder die Macht der höllischen Pforten aufzumuntern. Hie ist die Wunder=Harffe Davids in Betrachtung zu ziehen/ welche der Geist des Herrn also beschreibet: Ly Bibelstelle1 Samuel 16,23 Wenn der Geist Gottes über Lb PersonSaul (fl. 1000 v. Chr.) Saul kam/ so nahm David die Harffen/ und spielete mit seiner Hand/ so erqvickete sich Saul/ und ward besser mit ihm/ und der böse Geist wich von ihm. 1. Sam. XVI, 23. Uber welche Begebenheit die Ausleger der H[eiligen] Schrifft unterschiedliche Gedancken haben/ von welchen wir verwerffen alle derjenigen ihre Meynung/ welche mit Lb PersonCajetan, Thomas (1469–1534) Cajetano davor halten/ daß dem Teuffel durch die Lieblichkeit der Music an und vor sich selbst könne Gewalt gethan werden. Denn das Geistliche kan nicht von dem Cörperlichen beweget werden. Wir geben aber Beyfall denen/ welche aus gutem Grunde davor halten/ daß theils was Leibliches/ theils was Geistliches den Saul aus der Unruhe in die Ruhe gebracht. Das Leibliche der liebliche natürliche Thon der Harffen/ so seine Lebens=Geister aufgemuntert/ das Geistliche/ die Psalmen und geistlichen Lieder/ welche der David in der Andacht seiner Seelen bey dem Harffen=Schlag gesungen/ wodurch dem höllischen Trauer=Geist aus einer obern Macht Gewalt angethan/ mit seinem Zusetzen von Saul zu weichen. Warum sol unsere Orgel in diesem Stück mit der Harffe Davids nicht zu vergleichen seyn? Jhr natürlicher angenehmer Thon hat eine natürliche Krafft/ Menschliche Hertzen zu bewegen/ ihr lieblicher Thon mit dem Klang geistlicher Melodien/ so von vielen Zungen aus andäch= [S. 21] tigen Hertzen in der Gemeine erschallet/ vereiniget/ muß Christliche Seelen zur Ewigkeit aufrichten/ und dadurch ein Schrecken den höllischen Geistern/ welche nach unseren Seelen stehen/ einjagen/ sie zu weichen in Gottes Macht zwingen. Noch eines hat diese laute auffmunternde Stimme in sich/ nehmlich einen süssen Vorschmack der himmlischen Freude an den Tag zu legen. Lb PersonJohannes (Offenbarung) Johannes entzückt bis in den Himmel/ hat der Kirchen auf Erden ein Zeugniß hinterlassen/ was er daselbst gesehen und gehöret. Die vier und zwantzig Aeltesten fielen Ly BibelstelleOffenbarung 5,8 vor das Lamm/ und hatten ein jeglicher Harffen = = und sungen ein neu Lied/ und sprachen: Du bist würdig zu nehmen das Buch/ und auffzuthun seine Siegel/ denn du bist erwürget/ und hast uns Gott erkaufft mit deinem Bluth.[31] Apoc. V, 8. Was wollen allhier die Harffen in den Händen der XXIV. Aeltesten? Entweder sie bezeugen/ daß im Himmel vor dem Thron Gottes wahrhafftige Musicken erschallen/ oder sie kommen zu Hülffe unserem schwachen Verstande/ das Himmlische unter dem Bilde Menschlicher Dinge vorzustellen. Es sey/ wie ihm wolle/ so kan dennoch unsere laute aufmuntrende Orgel=Stimme davon uns einen Vorschmack geben. O wie heilig und herrlich/ wie lieblich und löblich/ wie sehnlich und seelig erklinget es oben vor dem Lamm Gottes! Unsere Zunge kan es nicht ausreden. Es hats kein Aug gesehen/ und kein Ohr gehöret.[32] Ly Bibelstelle1 Korinther 2,9 1. Cor. II, 9. Genug allhie ein Tröpfflein gegen das Meer/ ein Füncklein gegen die Sonne zu halten: Unsere laute auffmuntrende Orgel=Stimme als ein kleines Vorbild himmlischer Freude vorzustellen.

[S. 22]

Nicht mit minderem Grunde mag unsere Orgel eine recht laute lehrende Stimme genennet werden. Sie lehret die Einträchtigkeit der Kirchen. Schauet doch an dieses schöne Werck/ in selbigem sind an der Zahl der grossen und kleinen Pfeiffen bey fünff tausend zusammen anzutreffen/ so doch alle nur eine Orgel machen/ alle einen Zweck haben/ alle zur eintzigen Ehre Gottes in lauter Stimme zu erthönen angestellet sind. Lehret hiedurch im ansehnlichen Bilde/ mit einer lauten Lehr=Stimme/ wie alle Christen in der Gemeine/ Hohe und Niedrige/ Reiche und Arme/ Ansehnliche und Verachtete sollen Ly BibelstelleRömer 15,5–6 einerley gesinnet seyn/ untereinander nach Jesu Christ/ auf daß sie einmüthiglich mit ihrem Munde loben Gott und den Vater unseres Herrn Jesu Christi. [33] Rom. XV, 5. 6. Sie lehret den nothwendigen innerlichen Trieb des Heiligen Geistes im Christenthum. So ansehnlich die Orgel von auswendig ist in ihrer Grösse/ so künstlich in ihrem Schnitz=Werck/ so kostbar in ihren Pfeiffen: So unnütz ist sie/ wenn nicht durch die Bälge in ihr der Wind erreget wird/ ohne welchem sie gantz stumm ist/ und keinen Thon von sich geben kan. Sie lehret hiedurch die nothwendige innerliche Krafft des Heiligen Geistes zum wahrhafftigen Christenthum. Es mag ein Mensch vor der Welt gelehrt heissen/ für den Augen der Gemeine andächtig aussehen/ durch das äusserliche Christenthum ihm das gröste Ansehen geben/ so ist doch solches alles vor Gott verstellet und vergeblich/ wenn in ihm der innerliche Wind des Heiligen Geistes mangelt. Dieser muß das Hertz bey dem Thon der geistlichen Lieder W W KorrekturOriginal: erffneneröffnen/ dieser muß den Lippen=Thon daraus angenehm in die [S. 23] Ohren Gottes bringen. Ohne Dem heist es: Ly Bibelstelle1 Korinther 12,3 Niemand kan Jesum einen Herrn heissen/ ohn durch den Heiligen Geist. 1. Cor. XII, 3. Er mag irrdisch schallen/ vor den Ohren der Menschen ein grosses Gerausch machen/ vor den Ohren Gottes ist seine Andacht stumm und verwerfflich. Diese Orgel kan Ly BibelstelleLukas 17,15 mit lauter Stimme lehren Gottes heilsame Heimsuchungen. Sol sie ihre schöne laute Stimme in die Ohren der Gemeine bringen/ muß sie mit den Händen gerühret/ mit den Füssen getreten werden. O was vor ein schönes Orgel=Werck sind wir/ wenn Gottes Hand und Fuß unser Hertz rühret und beweget/ die laute Stimme in die Höhe schallen zu lassen. Gottes Hand ist die Anfechtung/ welche fromme Seelen empfinden/ mit David zu seuffzen: Deine Hand ist Tag und Nacht auf mir.[34] Ly BibelstellePsalmen 32,4 Ps. XXXII, 4. Gottes Fuß ist die leibliche Trübsaal/ wodurch der Herr uns an die Erde tritt/ dessen Bitterkeit zu empfinden: die laute Orgel=Stimme alsdenn: Ly BibelstelleJesaja 38,14 Herr/ ich leide Noth/ lindere mirs. Es. XXXVIII, 14. Denn/ Ly BibelstelleJesaja 26,16 Herr/ wenn Trübsahl da ist/ so sucht man dich/ wenn du sie züchtigest/ so ruffen sie ängstlich Esa. XXVI. v. 16. Und hat unsere Orgel LXXX. Stimmen/ welche durch die Hände und Füsse eines künstlichen Meisters mögen zum Thon erreget werden: So weiß unser Hertz/ als ein geistliches Orgel=Werck/ wenn Gottes Hand und Fuß auf selbigem spielet/ mehr denn 80000. kräfftigste Seuffzer und Stimmen Jahr aus/ Jahr ein zu Gott zu formiren: Ly BibelstellePsalmen 55,18 Des Abends/ Morgens und Mittags wil ich klagen und heulen/ so wird Er meine Stimme hören. Psalm. LV, 18. Jch sehe geschnitzte Engel an der Orgel mit Posaunen in ihren Händen. [S. 24] Jch höre unter selbigen die drähnende Baß=Stimme erthönen/ wodurch sie abbilde als eine lehrende Stimme künfftiger allgemeinen Aufferstehung zum Jüngsten Gericht. Es kommt die Zeit/ daß Jesus zum Gericht erscheinen werde nicht mit geschnitzten Engeln von der Hand eines sterblichen Meisters/ sondern mit Thronen und Herrschafften/ welche seine Allmacht im Anfang der Welt erschaffen. Des Menschen Sohn wird kommen in seiner Herrlichkeit/ und alle heilige Engel mit ihm.[35] Ly BibelstelleMatthäus 25,31 Matth. XXV, 31. Es kommt die Zeit/ da der himmlische Meister über alle Meister die gantze Erde/ wo alle Todten ruhen/ wie ein Orgel=Pedal mit dem Fuß seiner Göttlichen Allmacht betreten wird/ es kommt die Zeit/ da erst die Baß=Stimme wie ein Donner erknallen wird: Stehet auf ihr Todten/ und kommt vor Gericht/ und alle Schlaffende mit einer lauten Stimme auffwecken. Ly BibelstelleJohannes 5,25 Es kommt die Stunde/ und ist schon jetzt/ daß die Todten werden die Stimme des Sohnes Gottes hören/ und die sie hören werden/ die werden leben. Joh. V, 25. Ach wie werden alsdenn in unzähliger Menge die Orgel=Pfeiffen erklingen! Wie wird die Vox tremulans aus vielen Gottlosen mit erschrecklichem Zittern die Stimme von sich hören lassen Ly BibelstelleOffenbarung 6,16 zu den Bergen und Felsen: Fallet auf uns und verberget uns vor dem Angesicht des/ der auf dem Stuhl sitzt/ und vor dem Zorn des Lammes. Apoc. XII, 16.[36] im Gegentheil die Vox humana wird aus so viel tausend Auserwehlten über den seeligen Anblick des allgemeinen Richters in der freundlichsten Menschlichen Gestalt im allerlieblichsten Freuden=Thon [S. 25] sich vernehmen lassen: Ly BibelstelleOffenbarung 22,20 Amen ja komm Herr Jesu! Apoc. XXII, 20. Und auf solche Art kan unsere Orgel auch eine lehrende Stimme seyn/ wodurch denn gäntzlich die Beschreibung ihres Wesens absolviret wird.

Nun folget diese laute Stimme zu betrachten III. in ihrer Ubergebung. Der Samariter Ly BibelstelleLukas 17,15–16 preisete Gott mit lauter Stimme/ und fiel auf sein Angesicht zu des Herrn Jesu Füsse: Dahin gehöret bey dieser Ubergebung auch die laute Stimme unserer neuen Orgel. Zu den Füssen Jesu wird Lb PersonPetrus Simon Petrus in seinem Schrecken unterstützt/ wenn er seine furchtsame Stimme vernehmen läst: Ly BibelstelleLukas 5,8 Herr gehe von mir hinaus/ denn ich bin ein sündiger Mensch/ Luc. V, 8. Zu den Füssen Jesu wird der geängstigte Geist der grossen Sünderin auffgemuntert/[37] wenn sie vor Beklemmung des Hertzens nicht so mit dem Munde/ als durch ihre Thränen ihre Jammer=Stimme an das Hertz des Erlösers erschallen läst/ und diesen Wiederschall höret: Ly BibelstelleLukas 7,50 Dein Glaube hat dir geholfen/ gehe hin in Frieden. Luc. VII, 38. 50. Zu den Füssen Jesu erhält jener Lb PersonJaïrus Oberster der Schulen das Leben für seine verstorbene Tochter. Er bringt seine Bitt=Stimme aus: Ly BibelstelleMatthäus 9,18 Herr/ meine Tochter ist jetzt gestorben/ aber komm und lege deine Hand auf sie/ so wird sie lebendig. Matth. IX, 18. So wie er sie zu den Füssen Jesu ausbringt/ so wird sie durch die allmächtige Hand Jesu erhöret. Wenn so viele mit ihren Stimmen zu den Füssen Jesu so wol angekommen/ so wird ja auch unsere laute Stimme zu den Füssen Jesu aufs beste übergeben werden können. Es war eine stoltze Stimme der Einwohner zu Le Geographicumh Territorium: Schinar Sinear/ so im hohen Thon er= [S. 26] klung: Ly BibelstelleGenesis 11,4 Wolauf last uns einen Thurm bauen/ des Spitz bis an den Himmel reiche.[38] Gen. XI, 4. Allein dieser hohe Thon fiel endlich tieff herunter/ weil alle Bemühungen zu nichts wurden. Unsere laute Stimme sol tieff/ niedrig und demüthig zu den Füssen Jesu erklingen/ wo sie am besten ihre Höhe erreichen kan.

Und in diesem allertheuresten Nahmen/ in welchem all unser auch geringes Thun dem dreyeinigen Gott gefällig ist/ übergebe ich die Ld OrgelKönigsberg, Dom, Johann Josua Mosengel-Orgel 1721 Kneiphöffsche Orgel/ mit allen ihren Pfeiffen/ Claviren/ Stimmen. Jch übergebe sie krafft meines Pfarr=Ampts allhie/ ich übergebe sie mit dieser gantzen Gemeine/ Hohen und Niedrigen/ Reichen und Armen/ krafft ihrer Seuffzen und Gebethen.

Wir übergeben selbige unserm dreyeinigen Gott mit lauten Dancken/ daß der Herr bey diesen kümmerlichen Nahrlosen Zeiten[39] uns dennoch geholffen/ solches schöne ansehnliche Werck zum Stande zu bringen/ als welches der Ld OrgelKönigsberg, Dom, N.N.-Orgel 1587 vorigen Orgel/ die Anno 1587. erbauet/ und Anno 1694. renoviret/ mit ihrem Ansehen und ihren Stimmen weit übergehet. Diejenigen/ welche ehemahlen den Le Geographicumf Ort: Jerusalem ersten Tempel gesehen hatten/ und sahen auch den Le Geographicumf Ort: Jerusalem andern Tempel/ wie er vor ihren Augen Lm Ereignisca. 515 v. Chr.: Bau des zweiten Tempels in Jerusalem gegründet wurde/ weineten laut/[40] Ly BibelstelleEsra 3,12 Esr. III, 12. Die Ursach des lauten Weinens war diese/ weil das letzte Hauß dem vorigen an Herrlichkeit und Schönheit nicht gleich kam. Wie groß ist dagegen die Gnade Gottes in Le Geographicumg Gebäude: Königsberg (Preußen), Dom unserem Tempel/ in welchem unsere Ld OrgelKönigsberg, Dom, Johann Josua Mosengel-Orgel 1721 neue Orgel weit herrlicher/ schöner/ lieblicher/ lauter/ denn die Ld OrgelKönigsberg, Dom, N.N.-Orgel 1587 vorige/ so uns beweget diese laute Stimme dem grossen Gott zu übergeben mit lautem Dancken. Singet umbeinander mit Dancken dem Herrn/ daß er gütig ist/ [S. 27] und seine Barmhertzigkeit ewiglich währet über Jsrael.[41] Ly BibelstelleEsra 3,11 Esr. III, 11.

Wir übergeben dem herrlichen Gott unsere laute Orgel=Stimme mit lautem Loben: Ly BibelstellePsalmen 135,1–3 Lobet den Nahmen des Herrn/ lobet ihr Knechte des Herrn/ die ihr stehet am Hause des Herrn/ in den Höfen des Hauses unsers Gottes. Lobet den Herrn/ denn Er ist freundlich/ lobsinget seinem Nahmen/ denn Er ist lieblich. Psalm. CXXXV, 1. seqq. Ly BibelstellePsalmen 149,3 Sie sollen loben seinen Nahmen im Reigen/ mit Paucken und Harffen sollen sie Jhm spielen. Psalm. CXLIX, 3. Auch also mit unserer lauten Orgel=Stimme. Mit dieser Lob=Stimme übergeben wir alle Lob=Lieder/ welche künfftig hin diese Orgel erthönen wird. Alle Lob=Lieder über die Geburth und Menschwerdung des Sohnes Gottes/ alle Lob=Lieder über die Aufferstehung unseres Heilandes/ welcher dieses Triumph=Lied von sich hören läst: Ly BibelstelleOffenbarung 1,18 Jch war todt/ und siehe/ ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit/ und habe die Schlüssel der Hölle und des Todes. Apoc. I, 18. Alle Lob=Lieder über die Ausgiessung des H[eiligen] Geistes/ alle laute Lob=Lieder über alle Wunder und Wohlthaten des Herrn/ welche an allen Fest= und Sonntagen zum Ruhm/ zur Ehre Gottes mit dieser neuen lauten Stimme erklingen werden/ sollen dem dreyeinigen Gott hiemit übergeben werden. Wir übergeben selbigem diese laute Orgel=Stimme mit lautem Bitten und Flehen. Herr nimm an dieses geringe Werck/ deine Güte kan es groß machen. Jener Lb PersonArtaxerxes II. (453c–359/358 v. Chr.) König von Le Geographicumh Territorium: Persien Persien nahm an zum Kö= [S. 28] niglichen Geschenck eine Hand voll Wasser/ weil sie aus gutem demüthigen Hertzen übergeben wurde:[42] Herrlicher Gott! was vor Ehre und Nutzen kan dir unsere Orgel geben? Möchte sie biß an die Wolcken reichen/ mit allen Diamanten aus dem Orient gezieret/ mit Englischen Stimmen verherrlichet seyn/ so wäre sie vor deinen Augen nichts mehr denn ein Wasser=Tröpflein wehrt. Denn in dir ist alles/ und Du bist alles und in allen. Ly BibelstelleKolosser 3,2 Coloss. III, II[43]. Was für Ansehen kan Dir das geben/ was ausser Dir ist? Allein/ wie deine Allmacht aus Nichts Alles gemacht/ so vermag deine Liebe aus unserer geringen Orgel ein angenehmes Geschenck zu machen. Nimm an unser Orgel=Werck/ und seegne sie/ seegne sie und alle fromme Hertzen in dieser Gemeine/ welche mit ihr anstimmen werden. Da Salomon den Le Geographicumg Gebäude: Jerusalem, Tempel Tempel zu Le Geographicumf Ort: Jerusalem Jerusalem Lm Ereignislegendär: Einweihung des Salomonischen Tempels eingeweihet hatte/ Ly Bibelstelle1 Könige 8,55 trat er dahin/ und seegnete die gantze Gemeine mit lauter Stimme. 1. Reg. VIII, 55. Du Herr Jesu! der Du mehr bist denn Salomon/[44] Matth. XII. tritt herein in dieser Gemeine/ seegne Ly BibelstelleLukas 17,15 mit lauter Stimme deine gantze Gemeine/ so offt sie mit dieser lauten Stimme ihre Andacht erheben wird/ seegne sie mit deinem eigenen unauffhörlichen Seegen: Ly BibelstelleNumeri 6,24–26 Der Herr seegne dich und behüte dich/ der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir/ und sey dir gnädig/ der Herr hebe sein Angesicht über dich/ und gebe dir Frieden/ Num. VI, 24. Seegne also diese laute Stimme/ und eröffne allezeit dein Gnaden=Hertz für selbiger. Lb PersonSolinus, Gaius Julius Solinus schreibet im 1. Buch Ln LiteraturSolinus, Wunder der Welt (2014) M Mirab. Mundi in dem 2. Cap., daß in der Landschafft Le Geographicumf Ort: Halaesa Alesia eine grosse See vorhanden/ welche sich niemahlen ergiesse/ es sey denn/ daß sie mit Musicken und Say= [S. 29] ten=Spiel dazu beweget werde:[45] O du Göttliches Meer aller Güte! Wenn du deine Gnaden=Ströhme fliessen läst/ so werden die Seelen geträncket Ly BibelstellePsalmen 36,9 mit Wollust als mit einem Strohm. Psalm. XXXVI, 7.[46] Wenn du sie aber innen hältst/ so schmachten die Hertzen wie ein dürres Land. Laß dich derowegen durch diese laute Stimme/ so offt diese Gemeine mit selbiger ihre Andacht vor dir bringen wird/ dergestalt bewegen/ daß deine Gnaden=Fluhten über selbige sich reichlich ergiessen mögen. Wenn die Seelen laut thönen/ so geuß aus deinen Geist über alles Fleisch in dieser Gemeine/ daß ihre Söhne und Töchter weissagen können. Joel. II, 28.[47]

Wir übergeben endlich Gott diese unsere neue Orgel mit ihrer lauten Stimme in einer heiligen Erklährung/ selbige zu brauchen/ und nicht zu misbrauchen. Wir müssen es allhie wol verstehen/ daß es mit der lauten Orgel=Stimme allein nicht ausgerichtet sey. Ly BibelstelleEzechiel 8,18 Wenn sie gleich mit lauter Stimme vor meinen Ohren schreyen/ wil ich sie doch nicht hören/ sagt die Göttliche Majestät bey dem Propheten Ezechiel im VIII. Cap. v. 18. Man schreibet es vor eine gewisse Wahrheit/ daß/ da Anno 1463. in der Le Geographicumg Gebäude: Goslar, Dom Kirchen zu Le Geographicumf Ort: Goslar Goslar am Tage der Heil[igen] Pfingsten ein grosser Tumult entstanden/ bey welchem viel Menschen=Bluht vergossen worden/ der Teuffel aus einer Orgel=Pfeiffe diese deutliche Worte vernehmen lassen: Ego hunc diem feci cruentum, Jch habe diesen Tag bluthig gemacht.[48] Ach! ja freylich/ glaubt es sicherlich/ ihr theure Seelen/ wie der unverschämte Geist sich ehemahl unterstanden/ selbst den [S. 30] Sohn Gottes zu stellen auf die Zinnen des Tempels/ Ly BibelstelleMatthäus 4,5 Matth. IV, 5. er auch noch die Macht habe in allen Orgel=Pfeiffen sich zu verstecken/ von daselbst die lauchlächtige[49] Christen zu observiren/ welche es nur allein auf die äusserliche laute Stimme ankommen lassen/ über welche/ so er verführet/ sein heimliches Freuden=Lied ist: Ego hunc diem feci inanem, Jch habe diesen Tag unnütz gemacht. Warumb denn der rechte Gebrauch dieser Orgel hierin bestehen sol/ daß/ so offt wir auch auffgemuntert werden mögen zur innerlichen Andacht des Hertzens/ selbige kräfftig und mächtig ins Hertz Gottes zu werffen. Lb PersonMoses Moses redete äusserlich leise vor dem Volck Gottes: Ly BibelstelleExodus 14,13 Fürchtet euch nicht/ stehet fest/ und sehet zu/ was für ein Heil der Herr heute an euch thun wird/ das innerliche Vertrauen aber machte eine laute Stimme in den Ohren Gottes/ daß der Herr antwortete: Ly BibelstelleExodus 14,15 Was schreyest du zu mir? Exod. XIV, 13. seqq. Unsere neue Orgel Stimme ist eine laute Stimme: unser Hertz/ unser innerliches Vertrauen sol noch lauter zu Gott schreyen/ und versichert seyn/ daß selbiges ein heiliges Geschrey in dem Hertzen Gottes erwecke: Kneiphoff/ was schreyest du zu mir? Denn alle Seelen dieser Gemeine/ der Hohen/ der Niedrigen/ aller Elenden und Armen antworten: Barmhertziger Gott/ wir wollen dein Vater=Hertz bestürmen/ wir ruffen/ wir schreyen laut nach deiner ewigen Gnade. Und dieses ist auch die Ubergebung der neuen Orgel.

[S. 31]

Hieneben ist es billig/ einen öffentlichen Danck abzustatten/ so wol allen denen/ welche durch unverdrossene Mühe und fleißige Besorgung dieses Werck zum Stande zu bringen ihnen höchst angelegen seyn lassen/ als auch allen denen/ welche bey diesen nahrlosen Zeiten dennoch durch reichlichen Zuschub ihre rühmliche Freygebigkeit gegen dieses Werck bezeiget haben. Der Herr vergelte es ihnen nach dem Reichthum seiner Gnade. Alle ihre Seuffzer und Gebethe müssen wie laute Stimmen an das Gnaden=Hertz Gottes schlagen/ auf daß der Herr des Himmels in aller Noth/ in allem Anliegen sie höre und erhöre. Die Väterliche Fürsorge müsse Sie/ ihre Kinder und Kindes=Kinder mit Heil und Wonne umbfahen immerdar. Gott du Seegens=Gott/ du Seegen aller Seegen/ schencke allen ihren geehrten Häusern den beständigen Jacobs=Seegen: Jch habe sie geseegnet/ sie sollen auch geseegnet bleiben.[50] Ly BibelstelleGenesis 27,33 Gen. XXVII, 33. Noch seuffzen wir zu Gott/ von dem alle gute und vollkommenen Gaben herkommen/[51] Ly BibelstelleJakobus 1,17 Jac. I.[52] Er wolle weiter liebreiche Hertzen erwecken/ dieses Werck völlig zum Stande zu bringen. Unsere Orgel ist eine schöne laute Stimme/ sie hat aber noch ein Kleid nöthig/ eine angenehme Ubergüldung. Wendet darzu was an von eurem Seegen/ Jhr/ welche der Herr geseegnet hat. Wil jemand einwenden: Es sind schwere Zeiten! Schwere Zeiten wird Gott leicht machen/ wenn sein Seegen zu seinen Ehren wird angewendet. Wil jemand sprechen: Was bedarff das Hauß des Herrn [S. 32] solcher prächtigen Orgel? So antworten wir darauff: Nichts kan zur Ehre Gottes zu prächtig seyn. Wil man gedencken/ eben durch äusserliche Orgel=Pracht Gott einen Dienst zu thun/ kan diese Pracht vor der Göttlichen Herrlichkeit nichts anders denn ein prächtiges Nichts seyn. Wil man aber nur allein ein demüthiges/ danckbares treues Hertz dem himmlischen Geber bezeugen/ nicht auf seine Gaben sehen/ sondern nur allein bey dem Seegen Gottes sich seiner Schuldigkeit für den Herrn errinnern/ so kan die angewandte Christliche Freygebigkeit zur zierlichen Orgel der Gnade Gottes nichts anders/ den ein angenehmes Hertz=Opffer seyn.

Nun/ O Gott/ Du hast so weit geholffen/ Du wirst weiter helffen. Wir wollen vor alle deine Wohlthaten deinen Nahmen loben zeitlich und ewiglich/ Ly BibelstelleLukas 17,15 mit lauter Stimme. Amen!

Einzelanmerkungen

  1. Masecovius verwendet hier erstmals diesen Ausruf, der in verschiedensten Varianten ein Leitmotiv seiner Predigt bilden wird. Wie weiter unten deutlich wird, handelt es sich um eine Anlehnung an Ly BibelstellePsalmen 64,2 Ps 64,2.
  2. Paraphrase der angegebenen Ly BibelstellePsalmen 90,17 Bibelstelle.
  3. Woher Masecovius diese Information bezogen hat, konnte nicht festgestellt werden. Offenbar werden hier Berichte über Räume, in denen man Gespräche in entlegenen Sälen belauschen konnte, auf den Sinai übertragen, vgl. etwa Kircher, Neue Hall- und Thon-Kunst (1684), S. 52-74. Lb PersonKircher, Athanasius (1602–1680) Athanasius Kircher erwähnt den Berg hier nur in einer Aufzählung wunderbarer Töne in der Bibel: Jngleichen das starcke sausen und brausen als einen gewaltigen Windes/ an dem heyligen Pfingst=Fest zu Jerusalem/ da die Apostel und die Jünger den heyligen Geist haben empfangen; dergleichen seyn underschiedliche Thon/ deren die heylige Schrifft Meldung thut/ als der Posaunen und Trompeten=Hall auf dem Berg Sinai/ da Gott der Herr dem Moysi das Gesätz gegeben. (Kircher, Neue Hall- und Thon-Kunst (1684), S. 152)
  4. Lb PersonFriedrich Wilhelm I. von Preußen (1688–1740) Friedrich Wilhelm I. übte in Preußen auch die landeherrliche Kirchenhoheit aus und besaß den Titel eines Erzbischofs, was immer wieder zu Konflikten mit der Geistlichkeit führte, vgl. zum gesamten kirchenhistorischen Hintergrund, Almer, Calvinista Aulico-Politicus (2016).
  5. Der Wortlaut der Bibelstelle ist leicht abgewandelt.
  6. Vgl. Ly BibelstelleLukas 17,12–13 Lk 17,12-13.
  7. In Vers 3 ist das Pronomen ihn durch den Herrn ersetzt.
  8. Vgl. zur Interpretation der alttestamentarischen Instrumente, Theodoret, Opera omnia (1617), S. 89. Theodoret fordert die christlichen Gläubigen in seiner Ausdeutung von Ly BibelstellePsalmen 33,2 Psalm 33,2 auf, sich selbst metaphorisch in Instrumente zu verwandeln, die Gott loben (nach der Vulgata-Zählung handelt es sich um Psalm 32).
  9. Siehe den Wortlaut der gemeinten Stelle im Personenartikel Lb PersonIsidor von Pelusium (–435) Isidor von Pelusium. Die jüdischen Instrumente werden hier lediglich im allegorischen Sinn gedeutet.
  10. Das Zitat stammt aus der zweiten erweiterten Auflage des Werks, vgl. Hospinianus, De templis (1603), S. 311. Siehe den vollen Wortlaut dieser Quelle in ihrer ersten Auflage im Personenartikel Lb PersonWirth, Rudolf (1547–1626) Hospinianus
  11. Mit großer Wahrscheinlichkeit hat Masecovius diese Quellenangabe unbesehen aus einer der vielen verfügbaren Editionen von Lc PredigtautorDieterich, Conrad (1575–1639) Conrad Dieterichs Orgelpredigt übernommen, vgl. Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624), S. 30. Dieterich nennt hier ebenfalls das 15. Kapitel. Es muss sich allerdings um das 13. Kapitel handeln, in dem Petrus Martyr sich mit Musik und Gesang auseinandersetzt, wobei er den fremdsprachigen, mehrstimmigen Figuralgesang der katholischen Messe verurteilt und auch beiläufig Orgeln erwähnt. Siehe den Wortlaut dieser zentralen Stelle im Personenartikel Lb PersonVermigli, Pietro Martire (1499–1562) Pietro Martire Vermigli.
  12. Dies ist so nicht korrekt. Siehe die kritische Stellungnahme des reformierten Theologen gegen Orgeln im Personenartikel Lb PersonBèze, Théodore de (1519–1605) Thédore de Bèze. Masecovius verkürzt hier die offenkundig bei Dieterich vorgefundenen Informationen stark und schreibt de Bèze eine Formulierung zu, die erst von den Anhaltinischen Theologen in Schwung gebrachten werden sollte. Diese behaupteten, die Orgeln seinen zu jenen Stuck zurechnen/ so deß Römischen Abgottes Baals Feldzeychen seyn, vgl. Erinnerungs Schrifft Anhalt (1596), S. 76. Dabei griffen sie eine frühe Schrift Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Martin Luthers auf. Vgl. dazu Dieterichs Kommentar, Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624), S. 30-35.
  13. Diesen lateinischen Terminus verwendete in einer ähnlichen Formulierung der Danziger Pfarrer Lc PredigtautorSteinfeld, Gottfried (vor 1680 – 1722?) Gottfried Steinfeld in seiner Orgelpredigt. Er beschäftigte sich dort eingehender als Masecovius mit der Widerlegung reformierter orgelfeindlicher Ansichten, vgl. Eine Christliche Orgel=Predigt (Danzig 1695), S. 16f. Möglicherweise benutzte Masecovius auch diese Predigt zur Vorbereitung seiner eigenen Einweihungsrede.
  14. Anspielung auf die angebliche Einführung der Orgeln in die Messliturgie durch Papst Vitalian, die der reformierte Theologe Lb PersonWirth, Rudolf (1547–1626) Rudolf Wirth als ein Argument für die späte Einverleibung des Instruments in die Kirchenmusik verwendet hatte. Masecovius streift dieses Narrativ nur noch flüchtig. Siehe zum Hintergrund die Darstellung in den Personenartikeln Lb PersonVitalianus (vor 657 – 672) Vitalianus und Lb PersonWirth, Rudolf (1547–1626) Hospinian.
  15. Vgl. Marianus Scotus, Chronica (1559), Sp. 396.
  16. Siehe den Wortlaut dieser Quelle im Personenartikel Lb PersonAventinus, Johannes (1477–1534) Johannes Aventinus.
  17. Siehe den kompletten Wortlaut der zitierten Stelle im Personenartikel Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus.
  18. Diese historischen Überlegungen sind nicht zutreffend, da die Quelle, auf die Masecovius hier anspielt, nicht von dem Kirchenvater Lb PersonPrudentius Clemens, Aurelius (348 – ca. 405) Prudentius stammt, sondern von Lb PersonPrudentius von Troyes (vor 846 – 861) Prudentius von Troyes. Siehe hierzu die ausführlicheren Kommentare in der Orgelpredigt von Lc PredigtautorRichter, Georg Gottfried (1675–1742) Georg Gottfried Richter, Vivum Dei Organum (Schneeberg s.a.), S. 30f.
  19. Es ist fraglich, ob Masecovius die Quelle vorgelegen hat. Die genannte Stelle enthält eine energisch geäußerte Kritik an mehrstimmiger Kirchenmusik, die in der Tradition Lb PersonErasmus von Rotterdam, Desiderius (ca. 1469 – 1536) Erasmus von Rotterdams steht. Musikinstrumente werden flüchtig erwähnt. Die Argumentation geht indessen nicht auf die in der Orgelpredigt damit verknüpfte Stelle aus dem Korintherbrief ein, vgl. Lindt, Panoplia Evangelica (1563), S. 572f.
  20. Der Satz wurde aus der 3. in die 2. Person Singular übertragen.
  21. Vgl. Dieterich, Poenitentialia Davidica 1 (Wittenberg 1624), S. 9. Siehe den Wortlaut dieser Quelle im Artikel über den Lm Ereignis1531: Orgelsturm im Ulmer Münster Orgelsturm im Ulmer Münster.
  22. Vgl. Durel, Historia rituum Ecclesiae Anglicanae (1672), S. 316-322. Lb PersonDurel, John (1625–1683) Jean Durels ausführliche Widerlegung reformierter orgelfeindlicher Argumente insbesondere des Lb PersonVoetius, Gisbert (1589–1676) Gisbert Voetius könnte Masecovius auch durch den Nachdruck dieses Kapitels in einem der wichtigen homiletischen Nachschlagewerke bekannt gewesen sein, vgl. Mayer, Museum Ministri Ecclesiae (1690), S. 32-40.
  23. Der reformierte Theologe Lb PersonSvicerus, Johann Caspar (1619–1688) Johann Caspar Schweizer befasste sich in seinem Kapitel über Musikinstrumente ausführlich mit dem Standpunkt der Kirchenväter zu diesem Problem, vgl. Schweizer, Thesaurus ecclesiasticus (1682), S. 500-503. Ausführlich und deutlicher als sein Vorläufer Lb PersonWirth, Rudolf (1547–1626) Rudolf Wirth, auf den er eingangs verweist, erörtert er einzelne historische Zeugnisse. Seine Hauptthese lautet jedoch weniger günstig, als Masecovius annimmt: Ex aliis tamen Patribus clarum est, Organorum hujusmodi usum veteri & Apostolicae Ecclesiae ignotum fuisse, seroque in Ecclesiam receptum illum qui hodie obtinet. (Schweizer, Thesaurus ecclesiasticus (1682), S. 500).
  24. Ältere Form des Wortes verteidigen, vgl. https://www.dwds.de/wb/dwb/vertheidigen
  25. Paraphrase der angegebenen Ly BibelstelleLukas 19,37 Stelle.
  26. Anspielung auf Ly BibelstelleMatthäus 12,42 Mt 12,42.
  27. Paraphrase der genannten Ly BibelstelleLukas 1,33 Stelle.
  28. Paraphrase der genannten Ly Bibelstelle1 Timotheus 6,15 Stelle.
  29. Paraphrase der genannten Ly BibelstellePsalmen 22,16 Stelle.
  30. Die folgenden Worte weichen von der Vorlage ab, wo es heißt: Und hat ihm ins Herz gegeben, zu unterweisen, ihm und Oholiab, dem Sohn Ahisamachs, vom Stamme Dan.
  31. Die Gleichheitszeichen markieren eine Auslassung.
  32. Paraphrase der genannten Ly Bibelstelle1 Korinther 2,9 Stelle.
  33. Grammatisch abgewandelt aus der 2. Person Plural in die 3. Person Plural.
  34. Paraphrase der genannten Ly BibelstellePsalmen 32,4 Stelle.
  35. Paraphrase der angegebenen Ly BibelstelleMatthäus 25,31 Bibelstelle.
  36. Hier wurde ein falsches Kapitel angegeben.
  37. Anspielung auf Ly BibelstelleLukas 7,38–39 Lk 7,38-39.
  38. Das Zitat weist eine kleine Kürzung auf.
  39. Möglicherweise spielt der Autor auf die lang anhaltenden Folgen der schweren Pestepidemie an, die Polen und Ostpreußen in den Jahren 1709 bis 1711 heimgesucht hatte. Auch am Ende der Predigt allludiert Masecovius auf die schweren Zeiten, vgl.unten S. 31.
  40. Paraphrase der genannten Ly BibelstelleEsra 3,12 Bibelstelle.
  41. Grammatisch angepasste Paraphrase der genannten Ly BibelstelleEsra 3,11 Bibelstelle.
  42. Anspielung auf eine weit verbreitete, zum Sprichwort gewordene Anekdote, vgl. etwa Tentzel, Monatliche Unterredungen October 1689 (1690), S. 1002.
  43. Der Bezug zu dieser Bibelstelle ist nicht klar. Obwohl die letzten Worte durch größere Schrift als Zitat ausgewiesen sind, handelt es sich nicht um eine wörtliche Entlehnung aus der Bibel.
  44. Anspielung auf Ly BibelstelleMatthäus 12,42 Mt 12,42.
  45. Der Bericht über die musikalisch beeinflussbare Quelle in Le Geographicumf Ort: Halaesa Halaesa auf Le Geographicumh Territorium: Sizilien Sizilien wird ebenfalls erwähnt in Corona Templi (Nürnberg 1621), I3v, und Das Lieblich=klingende Orgeln und Saiten=Spiel (Coburg 1676), C1r. Er lautet folgendermaßen: In Halesina regione fons alias quietus et tranquillus cum siletur, si insonent tibiae, exultabundus ad cantus elevatur, et quasi miretur vocis dulcedinem, ultra margines intumescit. (Solinus, Wunder der Welt (2014), S. 90.) Deutsche Übersetzung: Im Gebiet von Halesa gibt es eine Quelle, die, wenn die Umgebung still ist, auch selbst ruhig und still ist; wenn aber Flöten erklingen, erhebt sie sich voll Freude über die Töne; sie schwillt, als ob sie die Süße der Stimme bewundert, über ihre Ufer hinaus an. (Solinus, Wunder der Welt (2014), S. 91.).
  46. Die Angabe des Verses scheint nicht korrekt zu sein.
  47. Der hier angezeigte Vers existiert nicht.
  48. Dieses Exemplum ist vielfach überliefert und ging in den deutschen Sagenschatz ein, vgl. https://de.wikisource.org/wiki/Das_Teufelsloch_zu_Goslar. Als mögliche Quelle für Masecovius vgl. Krebs, Teutscher Reichs=Staat 2 (1710), S. 69f. Die Episode bezieht sich auf den Aufenthalt Lb PersonHeinrich IV. (1050–1106) Heinrichs IV. in der Le Geographicumf Ort: Goslar Stadt und spielte sich nicht 1463, sondern 1063 ab. Der Teufel spricht seinen lateinischen Spruch in allen bekannten Fassungen der Legende durch ein Loch in der Kirchenmauer. Bisher konnte keine Darstellung gefunden werden, in der die Worte aus einer Orgelpfeife erklangen.
  49. Dieses Adjektiv konnte lexikalisch nicht nachgewiesen werden. Es ist nicht klar, ob es sich um eine Eigenprägung des Autors handelt oder um einen Druckfehler.
  50. Paraphrase der genannten Ly BibelstelleGenesis 27,33 Stelle.
  51. Paraphrase nach Ly BibelstelleJakobus 1,17 Stelle.
  52. Der fehlende Vers wurde im Kommentar ergänzt.

Letzte Änderung dieses Dokuments am 25. Januar 2024.

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