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Orgelpredigt

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a Feuerlein, Conrad: Schuldiges Lob Gottes (Nürnberg 1696)

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y Bibelstellen (52)

  • 1 Korinther 6,20
  • 1 Könige 10,12
  • 1 Samuel 16,16.23
  • 2 Chronik 20,26
  • 2 Chronik 23,13.18
  • 2 Chronik 29,25–26
  • 2 Chronik 30,21
  • 2 Samuel 23,1
  • 2 Samuel 23,2
  • Amos 5,23
  • Apostelgeschichte 24,16
  • Epheser 1,6
  • Epheser 2,5
  • Epheser 5,19
  • Genesis 4,21
  • Ijob 30,31
  • Jesaja 28,29
  • Jesaja 29,13
  • Jesaja 6,3
  • Jesus Sirach 35,21
  • Jesus Sirach 47,10
  • Jesus Sirach 47,9
  • Johannes 5,39
  • Kolosser 3,16
  • Lukas 1,71
  • Nehemia 12,27–43
  • Philipper 4,8
  • Psalmen 108,2
  • Psalmen 118,15
  • Psalmen 126,2
  • Psalmen 126,3
  • Psalmen 148
  • Psalmen 149
  • Psalmen 150
  • Psalmen 150,2.4
  • Psalmen 150,4
  • Psalmen 150,5
  • Psalmen 18,2
  • Psalmen 18,3
  • Psalmen 18,4
  • Psalmen 26,2.4
  • Psalmen 26,8
  • Psalmen 32,1
  • Psalmen 34,18
  • Psalmen 40,7
  • Psalmen 57,8
  • Psalmen 66,18
  • Psalmen 68,13
  • Psalmen 70,5
  • Römer 4,4
  • Römer 4,7–8
  • Sprichwörter 25,20

[Bl. 1r]

Titel

Schuldiges Lob Gottes/
aus
den Worten des CL. Psalms/ versus 4.
Lobet den Herrn mit Saiten und
Pfeiffen!
im Jahr Christi/ M.DC.XCI,
am Tage Sebaldi/
bey solenner Einweihung des damals renovirten
und verbeßerten großen
Ld OrgelNürnberg, St. Sebald, Traxdorf-Orgel 1440/1444 Orgelwerks/
in der vördersten Le Geographicumg Gebäude: Nürnberg, St. Sebald Pfarr- und Haubt-Kyrche
zu Sankt Sebald
in Le Geographicumf Ort: Nürnberg Nürnberg/
Nachmittag/ in einer Vesper-Predigt / mit geistli=
cher Applicirung aller im erwehnten Werke be=
findlichen Register/
Schriftmäßig angewiesen/ und nun erst/ nach Belieben/ im
Druck gegeben/
Von
Lc PredigtautorFeuerlein, Conrad (1629–1704) Conrad Feuerlein/ Pastoren und Predigern
daselbst.
Nürnberg/
Bey Lb PersonEndter, Wolfgang Moritz (1653–1723) Wolffgang Moritz Endter/ 1696.

[Bl. 1v] [vakat]

[Bl. 2r]

Widmung

Dem Erbarn/ Vorachtbarn und Kunst-berühmten Herrn Lb PersonPachelbel, Johann (1653–1706) Johann Bachhelbel
Hochverordneten und weitberuffenen Organisten der vördersten Pfarr- und Haubt-Kyrche zu St. Sebald/
Meinem sehr werthen Herrn und hochgeschätzten Freunde.

Es sind nun 5. Jahre fast vorbey/ Sehrwerther Herr und hochgeschätzter Freund! daß diese Orgel Predigt/ meiner Einfalt nach/ in unserer Sebalder=Kyrche/ an unserm Sebalds-als ordenlichem Kyrchweihtage/ gehalten worden. Ob nun wol schon dazumal unser Seliger Herr Lb PersonWecker, Georg Caspar (1632–1695) Georg Caspar [Bl. 2v] Wecker/ vormahliger Sebalder Organist/ und weitberühmter/ Kunst- und Grundrichtiger Componist, Mein sehr werther Herr Gevatter/ dafür hielte/ dieselbe alsobald dem Druck zu übergeben; so ist doch solches/ durch andere Verhinderung/ so lange unterblieben/ biß mein geehrter Herr an deßen Stelle kommen/ und mit seiner muntern Faust/ sein ihm anvertrautes Orgelwerk in ein neues Gehör/ und damit auch meine wenige Predigt wieder ins Gedächtnus gebracht hat. Weilen ich nun gerne das/ was ehmals schon verlanget worden/ an das Liecht gebe/ und zwar darum/ ob es irgend zum höchstschuldigen Lobe Gottes etwas beytragen möchte; als habe nicht unterlassen wollen/ Meinem sehr werthen Herrn/ als eines berühmten Mannes berühmten Nachfolger/ solches wolmeinend zuzueignen/ und ihm damit meine sonderbare Liebe zu seiner verwunderlichen Arbeit zu erkennen zu geben/ nicht zweifelende/ er werde solches für eine gute Meinung aufnehmen/ und daraus abmercken/ daß ich begehre zu seyn und zu verharren/ Sein/

Meines sehr werthen Herrn/ Dienst- und Gebetwilligster Freund/
Conrad Feuerlein.

[S. 1]

Hallelujah! Jn dem Namen Jesu! Hallelujah/ Amen!

Ly Bibelstelle2 Chronik 20,26 Am vierten Tage kamen sie zusammen im Le Geographicumj Gebirge: Wady el Arrub Lobethal! denn daselbst lobeten sie den Herrn: daher heißet die Stätte Lobethal/ biß auff diesen Tage. So (Jhr Geliebte in dem Herrn!) berichtet uns der Geist deß großen Gottes/ durch den Schrifftgelehrten Lb PersonEsra (fl. 458 v. Chr.) Esra (wie die** Vid. Urs. Parall. p. 33. Gelehrten dafür halten) in dem 2. Paral. 20. 26. Die Sache war/ in einer Kürtze/ diese: Lb PersonJoschafat (ca. 870 – 849 v. Chr.) Josaphat, der fromme König zu Le Geographicumf Ort: Jerusalem Jerusalem/ muste mit Entsetzen hören/ daß die Kinder Lb PersonBen-Ammi Amon, Lb PersonMoab Moab, und die vom Le Geographicumj Gebirge: Seir Gebirge Seir/ mit gesamter Macht daher zögen/ ihn zu bestreiten/ und mit samt dem Volck aus seinem Erbe auszustoßen. Hierüber rief er ernstlich den Herren an/ und erhielte/ durch Lb PersonJahasiel Jehasiel/ den Leviten (auf den der Geist des Herrn kam) die herzliche Verheissung/ mitten in der versamleten Gemeine: Er sollte mit den Seinigen hinabziehen/ und sehen/ was der Herr/ mit ihren Feinden/ ohne ihre selbst-bemühung thun? wie er sie durch ihre eigene Schwerter/ aufreiben/ und seinem Volck ein grosses Heil verschaffen werde? Wie gesaget/ so gesche= [S. 2] hen! Die Feinde zogen wol an Le Geographicumj Gebirge: Ziz Ziz herauf/ am Schilff im Bach/ vor der Le Geographicumh Territorium: Jeruel Wüsten Jeruel; und machten einen Hinderhalt; geriethen aber (durch gerechte Schickung Gottes) einander selber/ und zwar solcher massen/ in die Haare/ daß sie/ als rasende und Unsinnige/ einander selbst so hitzig und unabläßig aufrieben/ daß aus so viel tausenden/ nicht einer überblieb. Josaphat/ und seine Leute/ durften nur/ mit ihren voranziehenden Lobsängern/ hinzu tretten/ und den Raub mit Freuden austheilen. Weil aber deßen so viel war/ so viel der Güter/ Kleider/ und köstlichen Geräths/ daß sie 3. gantzer Tage damit zu thun hatten; so kamen sie/ am vierten Tage (wie zuvor gesagt) zusammen/ im Lobethal (Lr QuellenJosephus, Antiquitates (1559) M welches Thal/ Ziz, genannt/ auf Hebreisch eine Höhle bedeutet/ wie** (lib. IX. Antiq. c. 1.) Josephus meldet)[1] daselbst lobeten sie den Herrn/ und preiseten seine Macht/ Gewalt/ Majestät und Herrlichkeit/ mit allen Freuden: Daher heißet die Stätte/ Lobethal! biß auf diesen Tage.

Wir/ Meine Liebsten! leben hier/ in dieser Welt/ recht/ als in einem Jammerthal: empfahen[2] aber gleichwol immer so viel Gutes von unserm Gott/ daß wir aus solchen Jammerthal/ ein Lobethal zu machen/ gantz gerechte Ursachen haben. Denn/ ob Er uns schon nicht also/ von unsern LandesFeinden hilft/ so wunderbar/ wie Josaphat und seinem Volck; so hilft er uns doch immer noch/ von unsern Leibs- und Seelen Feinden/ ja Luc. 1. 71. Ly BibelstelleLukas 1,71 von der Hand derer/ die uns haßen: Zu geschweigen/ daß es auch/ an [S. 3] einem und dem andern Sieg/ dem Großen Lb PersonLeopold I. (1640–1705) Leopold, unserm höchst-gesalbten Ober-Haubt/ und seinen hohen Aliirten/ (Gott sey Lob!) nicht gar ermangelt hat. Seine (unsers Gottes Hand) sey nur ferner noch/ mit und über Jhm/ wider alle die/ die sich so friedbrüch= und boßhaftig wider Jhn/ und uns alle setzen! Haben wir schon nicht so reiche Beute auszutheilen/ als dazumal die Jüden; Ly BibelstellePsalmen 68,13 Ps. 68. 13. so theilet doch die Haußehre (Christi Braut und Kyrche) immer noch den Raub aus/ nemlich die hohen Wolthaten/ die Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Christus uns/ mit seinem Kampf und Sieg erworben. Diese Austheilung geschicht/ von einem Jahr zum andern/ durch die reine Predigt seines theuren Worts/ und durch die unverfälschte Administrirung seiner hochwerthen Sacramenten: dadurch empfangen wir/ den allerschönsten und besten Raub/ die Güter deß Himmels/ die Kleider des Heils/ die Waffen deß Liechts/ das Proviant der Seelen/ die Schätze der Gnaden/ und was nur hier und dort erfreuen kan. So viel wir Evangelischer Sebalds-Tage biß anher erlebet und celebriret/ so viel haben wir der geistlichen Siegstage biß daher gehabt/ daran wir mit Freuden haben singen können/ von unserm geistlichen Sieg/ Ly BibelstellePsalmen 118,15 Ps. 118. 15 in dieser Hütte der Gerechten; nemlich/ in diesem Hause unsers Gottes/ Ly BibelstellePsalmen 26,8 Ps. 26. 8 worinne seine Ehre wohnet. Wir sind durch seine Gnade/ heute wiederum/ am vierten Tage in der Wochen/ hier in diesem unsern Lobethal beysammen/ willens/ unsern Gott/ für alles/ was er Guts an uns gethan/ zu loben/ und sein heiliges Lob/ mit Wort/ und [S. 4] Werken/ auszubreiten. Der Anfang ist bereit gemacht: Gott laß es wol vollenden!

Damit aber alles/ was wir ferner reden/ singen/ hören/ und vernehmen werden/ zu unsers Gottes waarem Lob und Ehren/ in der That und Waarheit/ gereichen möge; ey/ so laßet uns/ vor allen Dingen/ um den Geist der Andacht/ demütigst bitten/ und mit einem Mund und Hertzen/ also beten: Vatter Unser etc.

Textus. Psalm CL. v. 4.
Ly BibelstellePsalmen 150,4 Lobet den Herrn/ mit Saiten und Pfeiffen.

Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David/ ein Mann Gottes/ lieblich mit Psalmen Le Geographicumh Territorium: Israel Jsrael/ sang von gantzem Hertzen/ und lobete den/ der ihn gemacht hatte! wie Lb PersonSirach, Jesus (180 – 175 v. Chr.) Sirach, aus dem Ly Bibelstelle2 Samuel 23,1 2. Sam. 23. 1. mit Nachdencken anführet/ in seinem Hauß- und Tugendbuch/ Ly BibelstelleJesus Sirach 47,10 c. 47. 10. Freylich (Jhr Geliebte) freylich sang der theure Mann/ so manches schönes Lied/ so manchen Psalm, soviel er derer aufgesetzt/ und hinterlassen hat. Sirach sagt/ zu nechst vorher: Ly BibelstelleJesus Sirach 47,9 für ein jegliches Werk/ dancket er dem Heiligen/ dem Höchsten/ mit einem schönen Liede (v. 9.)

Er sang aber nicht nur/ mit dem Munde/ um sich sonders hören zu laßen/ sondern wie hie steht/ (ἐν πάσῃ καρδίᾳ ἁυτοῦ.) von gantzem Hertzen! Er wuste wol/ daß Mund- und Lippenhall/ [S. 5] ohne HertzensKraft und Beyfall/ Gott mehr zu wider/ und ein Greuel/ als angenehm und gefällig seye: darum sagte er: Ly BibelstellePsalmen 57,8 mein Hertz ist bereit! Gott/ mein Hertz ist bereit/ daß ich singe und lobe/ im Psalm 57, 8. und Ly BibelstellePsalmen 66,18 wo ich Unrechtes vorhätte/ in meinem Hertzen/ so würde der Herr nicht hören/ Psalm 66, 18. Es müßen Hertz und Mund aus einem Tono singen/ soll es Gott angenehm/ vor seinen Ohren klingen. David sang/ von gantzem Hertzen! es war sein gantzer/ oder rechter Ernst/ wie er sagt/ im Psalm. 108, 2. Ly BibelstellePsalmen 108,2 Gott es ist mein rechter Ernst: ich will singen und tichten/ mein Ehre auch!

Und/ so lobete er den/ der Jhn gemacht hatte! Jm Griechischen steht: (ἠγάπησε τὸν ποιήσαντα ἀυτὸν.) er liebete den! und zwar/ mit gutem Grunde. Denn hertzliches Lob komt je/ aus hertzlicher Liebe. Helles Wasser fleust aus reiner Quelle! ist die Liebe rein/ und ohne Heuchelschein? so wird auch wol das Lob kein falsches Mundwerck seyn. Ly BibelstellePsalmen 26,2.4 Prüfe mich Herr! und versuche mich; läutere meine Nieren und mein Hertz! ich habe keine Gemeinschaft/ mit den Falschen/ spricht er/ im Psalm 26, 2, 4. Und siehe! So aufrichtig David Gott den Herrn/ seinen Schöpffer liebete; so aufrichtig und so eifrig lobete er Jhn auch! die Liebe Gottes drang ihn/ zum Lobe Gottes! Man siehets/ in seinem schönen Psalmbuch/ wie die Liebe/ aus seinem Lobe/ leuchtet? und/ wie das Lob/ aus seiner Liebe/ herfliesset? Ly BibelstellePsalmen 18,2 Hertzlich lieb (spricht er) hab ich dich/ O Herr! im Psalm. 18, 2. und sihe! was schöne Lobwor= [S. 6] te folgen alsobald darauf: Ly BibelstellePsalmen 18,3 meine Stärcke/ Herr mein Felß/ mein Burg/ mein Erretter/ mein Gott/ mein Hort/ auff den ich traue! Mein Schild und Horn meines Heils/ und mein Schutz! Und/ wie erbeut Er sich nicht alsobald noch mehr zum Lobe Gottes/ sagende: Ly BibelstellePsalmen 18,4 Jch will den Herrn loben und anruffen/ so werde ich von meinen Feinden erlöset (v. 3, 4.) Und so meinet er/ müße es auch seyn/ bey allen andern: alle/ die sein (deß Herrn) Heil lieben/ müßen sagen allewege: Ly BibelstellePsalmen 40,7 Der Herr sey hochgelobet! im 40, 17. und Ly BibelstellePsalmen 70,5 70, 5. Psalmen.

Zu dem Ende mahnet er auch endlich/ in den dreyen letzten Psalmen/ alle Creaturen/ zum Lobe Gottes auf: alle/ die im Himmel/ und unter dem Himmel/ auf Erden/ in Waßern und in allen Tiefen sind/ insonderheit die Menschen alle/ Alt= und Junge/ Hohe und Niedrige/ Jünglinge und Jungfrauen/ alle sollen loben den Namen des Herrn! Und damit er seinen Eifer recht bezeugen möge/ weiset er nicht nur den Ort/ wo Gott zu loben? und die Sache/ in was? sondern auch die Art und Weise/ Wie? Der Ort soll seyn/ das Heiligthum! die Sache/ seine Thaten! die Art und Weise/ mit Klingen und Singen! mit allerhand zu solchem Vorhaben dienlich= und tauglichen Instrumenten: unter andern auch/ mit Saiten und Pfeiffen! Lobet Jhn/ mit Saiten und Pfeiffen! heissen unsre abgelesene Worte.[3]

Wir wollen/ Meine Liebsten! jetzt/ bey solchen stille ste= [S. 7] hen/ und darbey betrachten: Der so genanten Pfeiffen Art und Nutz! Gott stehe uns zur Seiten/ und helfe/ daß wir heut/ auch forthin allezeit/ sein Lob mit Macht ausbreiten! Amen.

Es ist so (Jhr Allerliebste in dem Herrn!) wie Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus, und aus ihm/ auch andre Lehrer/ melden: nemlich/ daß so viel als ein dreyfacher Don/** (Don/ Sonus, vetustissimum Vocabulum Gothicum, scribendum est per D. non per. T. quia dicitur, non à Latino Tonus, cujus Derivatio à Graeco τονόω [sic]; sed a Dön Dönen/ Donnern etc. Sic, der Spate/ im Teutschen Sprachschatze/ Blat 324,[4] quem hîc secuti sumus.) bey der Music gemachet werde: Ln LiteraturAugustinus, Enarrationes in psalmos 141–150 (2005) M voce, flatu, pulsu!.[5] mit lebendiger Stimme/ mit Blasen/ und mit Schlagen! doch/ möchte man auch noch dazuthun/ mit Streichen! angesehen/ die Violen nicht geblasen/ noch geschlagen; aber wol gestrichen werden. Und wie? wenn man etwan füglicher und kürtzer sagte: aller Don komme entweder/ aus dem Menschen/ oder von dem Menschen? Aus den Menschen/ die singende Stimme/ die aus seiner Kehle sich/ mit unterschiedner Art/ hervor bringt und zwingt; von dem Menschen/ der äusserliche Don/ der bald/ mit dem Odem seines Mundes/ bald mit den Fingern seiner Hände/ (auch wol bißweilen/ mit den Füßen) auf schlagend= und greiffend= oder streichend= und blasenden Instrumenten künstlich formiret wird.

Wenn man die Menschenstimme/ von dem andern Don der Instrumenten/ unterscheidet; so behält sie ihren Vorzug! jedesmal als einig: dieser aber theilet sich/ nach [S. 8] unserm Text, in Paucken/ und Reihen! in Saiten und Pfeiffen! Was Paucken heutiges Tags seyen? ist leicht zu sagen; aber nicht/ was sie weiland gewesen? weniger/ was der so genante Reihen/ wenn es nicht ein Chörweises Singen mag gewesen seyn? Die Saiten waren Psalter und Harpfen! Gott gebe/ wie sie etwa ausgesehen/ oder was für Gestalten sie gehabt haben mögen. Man schreibet heutiges Tags viel davon: muß aber endlich doch gestehen/ daß Niemand dieser Instrumenten einige Art mehr wiße/ oder wißen könne!

Die Pfeiffen sollen uns zu diesenmal allein zur weitern Betrachtung dienen; um zu wißen/ was derselben ihre Art/ und ihr Nutz/ bey unsers Gottes Lobe/ seye?

Einmal sagt der liebe David: Lobet Jhn mit Pfeiffen!

Der Pfeiffen ihre Art zu erforschen ist zu sehen/ auf das Wort/ in unserm Text, oder deßen waare eigentliche Deutung und Beschreibung! das Wort/ heißet: (עוגב) Ugabh! und ist eben dieses Wort/ so dort zu finden/ bey dem Nachkömmling Lb PersonKain Cains, Lb PersonJubal Jubal genannt/ von welchem (wie die Schrifft sagt) Ly BibelstelleGenesis 4,21 herkommen sind die Geiger und Pfeiffer! Gen. 4, 21. verstehe aber/ die jenige/ die theils auf Saiten haben spielen/ theils auf Pfeiffen blasen können: daher gedachter Jubal (nach der Chaldaeischen Version) genennet wird: ein Meister derer Sänger auf Cythern und Orgeln! oder/ eigentlich zu reden/ auf Orgel-Pfeiffen! denn solche Orgeln/ wie uns nunmehr bekand sind/ [S. 9] werden diese Leute wol nicht gehabt/ obschon ein und andere Pfeiffen/ die vom Wind belebet worden/ von besondrer Art/ erfunden haben. Lb PersonHiob Hiob gedencket auch dergleichen Pfeiffen/ cap. 30, 31. da er sagt: Ly BibelstelleIjob 30,31 Meine Harpfe ist eine Klage worden/ und meine Pfeiffe (Ugabhi, meine Orgelpfeiffe/ oder Orgelwerk) zum Weinen! als wann er sagen wolte/ Meine Instrumenta, die nur sonst zu Seelenlust und Freude dieneten/ sind mir in diesem meinem Elend allerdings zu wider/ und zu lauterm Geheul in meinem Sinne/ worde; sollte ich sie hören? so würde mir nicht anders seyn/ als hörte ich Klagweiber heulen/ und Todenpfeiffer anstimmen; so übel reimet sich das Saitenspiel bey mir/ in meinem Trauren! das Luftgedön ist mir so angenehm/ in meiner Trübsal/ als ein zerrißen Kleid im Winter! nach den Ly BibelstelleSprichwörter 25,20 proverb. 25, 20.

Zu wissen ist/ Jhr Meine Liebsten! daß dieses Wort/ in unserm Text (so eine Pfeiffe heißt/ und im Lateinischen/ nach dem Vorgang der Chaldaeischen Ubersetzung/ jedesmal ein Organum, eine Orgel/ gegeben wird) seinen Ursprung habe/ von einem solchen Stamm- oder Wurtzelwort/ welches uns bald auf die Annehmlichkeit/ bald auf die Wunderwürdigkeit dieses Instruments verweiset; maßen es/ mit** (Vid. Schindl. Lex. p. 1266.) beeden nachdrücklichen Bedeutungen/ in der Schrifft bekand ist. Und ist nicht ohne/ wenn man ein heutigs Orgel-Werk/ in seinem schönen Klang/ betrachtet/ so ists freylich wol ein überaus annehmlichs [S. 10] Werk/ im Fall es seinen rechten Meister hat/ der ihm recht ins Maul greiffen kan: wenn mans aber auch/ in seiner künstlichen Structur, herrlichen Zu= und Einrichtung/ schöner Ordnung/ wolausgetheilter Windführung und mathematischen Verfertigung/ betrachtet; so ist es warlich auch ein rechtes Wunderwürdigs Werk/ so nicht nur manche Kunststücke in der Welt; sondern auch zu förderst alle andere Instrumenta, die zur Music dienen/ weit/ weit übertrift. Ob es nun gleich Anfangs nicht so eingerichtet und beschaffen kan gewesen seyn/ wie jetzt (da man nun mit langer Hand/ und vielem Nachsinnen/ es so weit gebracht) so ist doch die erste Erfindung (wie schlecht sie auch gewesen seyn mag) zu bewundern.

Wer will aber heut zu tage weisen/ wie die erste Orgel/ die Jubal mit den Seinigen erfunden/ ausgesehen? Der berühmte Jesuit, Lb PersonKircher, Athanasius (1602–1680) Kircherus, weiset wol/ im 1. Tomo, seiner Lr QuellenKircher, Musurgia universalis 1 (1650) M Musurgia Universali,** p. 53. ein gewißes Instrument von 8. Röhren/ ungleicher Länge/ oben offen/ und unten zusamm gemacht in ein Holtz/ mit Leder überzogen/ welches mit dem Munde geblasen/ und an der Seite mit Fingern begriffen werden muste;[6] kan aber doch nicht sagen/ daß dis ein Organon von Jubal her gewesen seye: Nein! er redt von den Ebraeern/ und ihren blasenden Instrumenten; nicht aber von der Patriarchen ihren/ die vor der Sündflut gelebet; und folget hierinnen immer den Rabbinen/ welchen doch in solchen Händeln nicht eben allemal zu trauen. So viel mag am Ende seyn/ daß Jubal etliche [S. 11] Pfeiffen mag zusamm zu setzen/ und denselben einen Don zu geben haben wissen/ der sich laut und munter hören lassen: wie aber solches Pfeiffenwerk hab ausgesehen? wie man damit umgegangen? soll uns Jubal annoch selber sagen; sonst wird es Niemand thun können.

Doch/ von der Orgel ihren Ursprung/ noch etwas weniges zu melden/ rühmen sich die Jüden/ daß Lb PersonSalomo Salomo eine solche schöne/ Ld OrgelJerusalem, Salomos Tempel-Orgel (legendär) Kunstreiche Orgel hab erfunden/ und in den Le Geographicumg Gebäude: Jerusalem, Tempel Tempel zu Le Geographicumf Ort: Jerusalem Jerusalem machen laßen/ daß unsere dagegen für nichts zu halten seyen; weßwegen sie auch jetzo keine Orgel mehr hören mögen/ wie unser seliger Herr Lb PersonDilherr, Johann Michael (1604–1669) Dilherr/ in seinem Lr QuellenDilherr, Tugendschaz (1679) M Tugendschatz und Lasterplatz** p. 351. gedencket. Zu glauben ist/ daß Salomo in seinem neuen Tempel/ Ly Bibelstelle1 Könige 10,12 1. Reg. 10. 12. neben denen Harpfen und Psaltern/ die er aus Hebenholtz hat machen lassen/ auch gewisses Pfeiffenwerk verschaffet/ und zum Theil/ (Vid. Lb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Mich. Praetorii Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M Organograph. teutsch/ p. 83.) nach seinem hohen Geist der Weißheit/ selbst erfunden habe:[7] daß er aber eine Ld OrgelJerusalem, Salomos Tempel-Orgel (legendär) Orgel in demselbigen gehabt/ den unsrigen nicht nur gleich/ sondern auch weit überlegen; sagen wol die heutigen stoltzen Jüden; wissens aber je/ mit keinem Grunde/ zu belegen.[8]

Daß die Music, vor- und nach der Lm Ereignis597 – 538 v. Chr.: Babylonisches Exil Babylonischen Gefängnus/ bey den Jüden starck im Schwang gegangen/ und fleißig bey dem Gottesdienst gebrauchet worden seye? ist ausser allem Zweiffel/ und aus dem Ly Bibelstelle2 Chronik 23,13.18 2. Par. 23. und Ly Bibelstelle2 Chronik 29,25–26 29. Ly Bibelstelle2 Chronik 30,21 c. 30. und 38.[9] wie auch/ aus dem Ly BibelstelleNehemia 12,27–43 Nehem. 12. v. 27–43. genugsam offenbar! daß aber solche auch/ mit [S. 12] beßern Orgeln/ als nun gebräuchlich sind/ verrichtet worden seyn sollte/ will sich nirgend finden. Unser erstgedachter Seliger Herr Dilherr/ hat in seiner ansehnlichen Lm Ereignis31. Mai 1643: Historisches Konzert in Nürnberg Music Praesentation, welche Anno 1644. hie/ mit einer sonderbaren Oration/ geschehen/ allerley Instrumenta aufgeführt/ die Music Altes Testamentes vorzustellen; aber keine Orgel nicht![10] als wol wißende/ daß dieses Instrument, mit seiner jetzigen Art/ ins Neue Testament gehöre: maßen er auch selber denen Orgeln keinen andern Anfang zu geben und zu setzen wißen/ als (wie insgemein geschicht) vom Lb PersonVitalianus (vor 657 – 672) Papst Vitaliano her/ der ums Jahr Christi 653. unter dem Kayser Lb PersonKonstantin III. von Byzanz (612–641) Constantino III.[11] Lr QuellenDilherr, Tugendschaz (1659) M das Orgelwerk/ zu beßern Laut des Kyrchengesangs/ soll angeordnet haben: Wiewol etliche solchen Gebrauch auf das Jahr Christi/ 520. ziehen; maßen er hie ferner davon redt/ und darneben meldet: Lr QuellenDilherr, Tugendschaz (1659) M Welche schlechte Werklein dazumal die Orgeln gewesen/ von 15. Pfeiffen/ denen man den Wind mit 12. Blaßbälgen/ wie solche bey den Schmiden bräuchlich sind/ habe beybringen müßen:[12] da hingegen heutiges Tags die Orgeln offt mehr denn ein 100. Pfeiffen in sich haben! maßen unsre große Orgel/ in dieser Kyrche/ ihrer 1586. hat; davon 1570. ihren Klang und Sang haben; die übrigen aber nur zur Zierde dienen. Benebens dem erinnert auch Herr Dilherr seelig/ daß Lr QuellenDilherr, Tugendschaz (1659) M zu Lb PersonHieronymus, Sophronius Eusebius (347–420) Hieronymi Zeiten/ ums Jahr Christi/ 400. ein gewißes Ld OrgelJerusalem, spätantike Orgel 400c Orgelwerk/ von wenig Pfeiffen/ zu Jerusalem gebraucht worden seye; wie das und ein mehrers/ Euer Lieb/ zu Hause/ in ge= [S. 13] dachtem Tugend-Schatz und Laster-Platz/ am 351. Blat/ und folgenden/ selbst lesen kan.[13]

(super Ps. ult.) Wol ist hiebey zu mercken/ was Augustinus seiner Zeit geschrieben: Ln LiteraturAugustinus, Enarrationes in psalmos 141–150 (2005) M Organon, spricht er/ generale nomen est, das Wort Organon, ist ein allgemeiner Namen aller Musicalischen Gefässe und Instrumenten/ wiewol nunmehr die Gewohnheit es so mit sich bringt/ ut Organa propriè dicantur ea, quae inflantur follibus, daß man diese Werke eigentlich zu reden Orgeln nennet/ die mit Bälgen geblasen werden.[14] Woraus zu sehen/ daß auch damals schon was Orgelmäßig= oder ähnliches im Brauch gewesen/ ob es schon nicht eben diese Art gehabt haben mag/ wie es nach und nach überkommen/ und zu der Zeit hat. Nachdencklich ist/ daß/ wenn manche Lehrer und Scribenten aus dem** Lib. 3. Annal. Bojorum. Schafnab. cum Mar. Scoto, l. 3. Lb PersonAventinus, Johannes (1477–1534) Aventino melden/ wie im Jahr Christi/ 757. oder 758, Lb PersonKonstantin V. von Byzanz (718–775) Constantinus Copronymus, Käyser zu Le Geographicumf Ort: Konstantinopel Constantinopel, Lb PersonPippin (714–768) Pipino, dem neuen König in Le Geographicumh Territorium: Frankreich Frankreich/ Käysers Lb PersonKarl der Große (747–814) Caroli deß Großen Vattern/ nebenst andern ansehnlichen Geschenken/ auch Lm Ereignis757: Kaiser Konstantin V. Kopronymus von Byzanz schenkt Frankenkönig Pipin eine Orgel eine kunstreiche Orgel zugesand/ welche die allererste sey gewesen/ so in Occident gesehen worden;[15] sie sobald hinzusetzen: daß/ Lr QuellenDilherr, Tugendschaz (1659) M von solcher Orgel/ alsobalden etliche kunstreiche Meister in Le Geographicumf Ort: Nürnberg Nürnberg/ Anleitung/ Positiv und Orgeln nachzumachen/**** Dilh. d. l. §. 105. p. 353. genommen haben.[16] Herr****** (pag. 581.) Bakius, in Erklärung unsers Psalms/ sagt fein rund: Lr QuellenBakius, Commentarius Exegetico-Practicus (1664) M Noribergenses mox hoc artificium imi- [S. 14] tarunt & magis excoluerunt;[17] Die Nürnberger haben alsobald dis Kunststück nachgemacht/ und solches noch was höher/ oder beßer ausgearbeitet/ und an Tag gebracht! Woraus erhellet/ daß die MusicLiebe sich allhie auch dazumal schon eingefunden/ und ihre Förderer gehabt habe.

Wie aber dieser Kunstbau immer weiter zugenommen/ und der größte Fleiß auf dieses Kyrchen Instrument, so alle andere in sich begreiftW W KorrekturOriginal: / // gewendet worden seye: Wie man Orgeln gemacht/ vom Wasser getrieben: Orgeln/ aus allerley Materien: nicht allein/ aus unterschiedenem Metall, als Bley/ Zihn/ [sic] Ertz/ Silber/ Gold; sondern auch/ aus lauterm Glase/ wie zu Le Geographicumf Ort: Venedig Venedig geschehen;[18] allwo auch Lm Ereignisca. 1470: Bernhard der Deutsche erfindet das Orgelpedal das Pedal erfunden worden seyn soll; (Mich. Praetor. Organogr. p. 91. & 96. wiewol andere meynen/ daß ein Teutscher/ Namens Lb PersonBernhard (fl. 1470) Bernhardus, das Pedal, um das Jahr Christi 1470. aus Le Geographicumh Territorium: Deutschland Teutschland gen Venedig in Le Geographicumh Territorium: Italien Jtalien/ gebracht habe (kan etwan von verbeßertem Pedal verstanden werden)[19] Ja/ wie man auch aus Alabaster ein und anders Orgelwerck verfertiget/ also/ daß Laden/ Pfeiffen und Clavier, auch die Blaßbälge selbst/ aus Alabasterstein gewesen; will ich jetzt nicht weitläufftig melden/ weil es Andere vor Mir gethan; insonderheit der alte/ in dieser Kunst sehr wol erfahrne Michael Praetorius, in seiner Organographia: sondern muß nur dieses/ aus gedachtem Buch/ gedencken/ daß er schreibt: Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M es sey in Nürnberg zu St. Sebald/ ohngefehr vor andert-halb hundert Jahren (Er schrieb aber dieses/ [S. 15] dem Teutschen Druck nach/ 1619/ dem Lateinischen nach/ 1614.) von einem Lb PersonTraxdorf, Heinrich (vor 1440 – nach 1443) Meister Heinrich Traxdorf genant/ ein groß Werk gemachet worden![20] welches ohne Zweifel dieses/ nunmehr/ durch hohe Sorgfalt unsers Hoch Edlen und wachsamen Herrn** (Herrn Lb PersonPaumgartner, Johann Paul (1630–1706) Johann Paul Paumgartners/ in Holenstein/ Lonerstatt/ und Kronsberg etc. damahligen Trium-Viri &c. jetzt Duum-Viri und andern Losunger etc.) Kyrchen=Pflegers/ wieder renovirtes und verbeßertes Werck ist; angesehen/ diese Jahrzahl/ die in diesem Werke nächst gefunden worden/ nemlich 1440/ mit dieser Anzeigung deß Praetorii genaue übereinkommt. Gott gebe/ daß es über diese 250. Jahre/ noch viel/ viel Jahre unversehrt bestehen/ und bey reinem Gottesdienst/ zu unsers Gottes Lob und Ehr/ gebrauchet werden möge!

Wollte man denn endlich wissen/ Meine Liebsten! Was eine Orgel sey? so möchte man noch wol mit Lb PersonDiruta, Girolamo (1554/1564 – nach 1610) jenem Italiener**** (Praet. ib. Teutsch. pag. 86. 87. Lat. p. 142.) sagen: es sey Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 1 (1615) M artificiosum animal![21] Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M ein künstlich gemachtes Thier/ welches durch die Hülfe der Luft (oder Windes) und Menschlicher Hände/ gleichsam rede/ klinge/ singe/ modulire; auch/ mit aller seiner Zierd/ und mercklichgroßen Unkosten/ in die Kirche gesetzt/ verlobet und versprochen sey/ mit seiner Stimme/ Don/ Laut und Klang/ die unaussprechliche Werk und Thaten der Göttlichen Majestät/ ohn Unterlaß zu rühmen und zu preisen.[22]

[S. 16] II. Woraus denn auch so bald das Andere/ das wir/ bey unsern Text-Worten/ zubetrachten haben/ selber fliesset: nemlich der Orgel rechter Brauch und Nutz! David weiset uns denselbigen/ mit dem einigen Wort: Halleluhu! Lobet Jhn! lobet Jhn mit Pfeiffen! Wen er meyne? darf keines Fragens: Er siehet auf den Herrn/ der Jhn gemacht hat; auf den großen König/ der Wolgefallen hat an seinem Volk/ und hilft den Elenden herrlich! wie im vorhergehenden Psalm stehet Ly BibelstellePsalmen 150,2.4 (v. 2. 4.)

Verwegen ist es denn gethan/ daß Lb PersonBonaventura (da Bagnoregio) (ca. 1221 – 1274) Bonaventura (oder/ wie andere meynen/ Lb PersonAlanus de Rupe (1428–1475) Alanus) diesen Psalm, so wol als andere/ auf die Lb PersonMaria Mutter Gottes eingerichtet/ und sagen heißen: Lr QuellenBonaventura, Psalterium (1642) M Lobet die Lb PersonMaria Frau/ in ihren Heiligen! (wo sind sie?) lobet sie/ in ihren Tugenden (oder Kräften) und Wunderwerken! lobet sie/ ihr gesamter Haufe der Apostel! lobet sie/ ihr Chöre der Patriarchen und Propheten! lobet sie/ ihr Heerschaaren der Märtyrer! lobet sie ihr Schwadronen Lehrer und Bekenner! lobet sie/ihr vereinigte Gesellschaften der Jungfrauen/ und derer/ welche sich enthalten! lobet sie/ ihr Orden der Einsiedler und der Mönche! lobet sie/ ihr Convente aller Religiosen! lobet sie alle Seelen der Himmelsbürger! Alles was Odem hat/ lobe unsere Frau![23] Wer hätte sich wol solche unverantwortliche Verwegenheit von einem München sollen einbilden? noch vielmehr von Leuten/ die Verstand haben/ daß sie solches approbiren sollten? heist das [S. 17] nicht Gottes Ehre einem andern geben/ und dem Geschöpffe dienen/ für dem Schöpffer [+] Solchem nach müsten die Jungfrauen/ Orgeln seyn/ gleichwie die Propheten Saiten! die Märtyrer Paucken! die Lehrer und Bekenner/ Chöre! und so fort. Aber/ weg mit solchen Schriftverkehrungen! das Lob gehört hie dem Herrn unserm Gott/ welches Jhm auch/ neben andern Instrumenten/ mit Orgeln gegeben werden soll. Laß seyn/ man habe weiland solche Werke/ so der Mutter/ so dem Sohne/ zu Ehren erbauet/ wie in Le Geographicumf Ort: Braunschweig Braunschweig zu Le Geographicumg Gebäude: Braunschweig, St. Ägidien Sankt Aegidien/ unter einer Ld OrgelBraunschweig, St. Ägidien, [N. N.]-Orgel 1456c alten Orgel/ (Praetor. d. 1. pag. 109.) solche Wort zu finden seyn sollen: Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M Offert devota nunc Claustri Concio tota, Organa facta piè Christo, Lb PersonMaria Matrique Mariae: Zu Teutsch: Der gantze fromme Closterhauf/ hier opfert diese Orgel auf/ sehr wol gemacht und gut vom Don/ gleichwie der Mutter/ so dem Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Sohn![24] Daraus folget aber nicht/ daß solches wol gethan sey? so wenig als die Reformirten recht thun/ wenn sie/ um solches und andrer Mißbräuche willen/ die dazumal mit den Orgeln vorgiengen/ und noch heute vorgehen/ die Orgeln zum Gottesdienste kaum hören oder leiden können/ in Meynung/ daß der alte Päbstische Sauerteig noch darinnen stecke/ und daher das jenige/ was im Alten Testament ein Schatten sey gewesen/ (Hic prolixus est Lr QuellenPoliticae ecclesiasticae 1 (1663) M Voetius, part. I. Pol. Eccl. 1. II. Tr. II. c. III. pag. 544-598.)[25] nun im Neuen (bey dem Cörper) nicht mehr Raum/ noch statt/ finden solle. Denn/ wie man in dem Pabstthum der Sachen allzuviel thut/ und mehr auf solchen äußerlichen Klang (der ohne einiges vernehmliches Gesang/ keine Andacht [S. 18] giebt) als auf die Christliche Erbauung der Gemeine siehet/ (wovon/ leider! auch bey uns Reliquien noch übrig sind) also thut man auch auf dieser (der Reformirten) Seiten zu wenig (oder wiederum/ auf eine andre Weise und im Gegentheil/ zu viel) wenn man nemlich die Orgeln miteinander wegthun/ und/ wo nicht gar derselben Klang/ bey dem gemeinen Kyrchgesang; jedoch derselben Brauch/ zu einiger Music, verwerffen will. Was solls aber hindern/ daß man nicht heute/ Gott/ mit Instrumenten/ und also auch mit Orgeln (als Werken voller Pfeiffen) sollte loben können?

Daß solche Instrumenta bloßhin zum Levitischen Gottesdienst und Schattenwerk des Alten Testaments gehöret haben/ und nun im Neuen keinen Raum finden sollen? stehet zu erweisen/ und demnach zu sagen: was sie ab- und vorgebildet haben? Wir indeßen wollen sie gebrauchen/ nicht einem Heiligen; sondern Gott zu Ehren! nicht/ zu einem eiteln Ohrenkitzel/ uns nur bloß/ am Klang und Don/ zu belustigen; sondern die Gemüther zu erwecken/ und zur Andacht zu ermuntern. Kan ein unvernünfftig Thier ermuntert werden/ durch mancher Instrumenten Schall und Hall? spricht das Roß: Hui! wenn die Drommete fast klinget [+] ja zittert und tobet/ und scharret in die Erde von derselben Hall [+] wie Gott der Herr bey Lb PersonHiob Hiob sagt/ c. 39. 27. 28. Warum nicht vielmehr ein Mensch/ der ein recht vernünfftiges Nachdencken hat? bey (D. Hartmann/in welchem (wie ein Seeliger Lehrer redt) La OrgelpredigtDenck- und Danck-Säule (Rothenburg ob der Tauber [1673]) M die Lieblichkeit der süs= [S. 19] der Rotenb. Orgelpr. pag. 19.) sen wolklingenden Harmonie, und Concenten/ die heimliche Gedancken und Affecten durchdringt/ wann sie in der Zuhörer Ohren fället/ daß dieselbige gleichsam in etwas entzuckt/ den Predigten viel tieffsinniger nachdenken/ auch durch den lieblichen Resonanz dem Lobe Gottes (welches seiner hohen Majestät gesungen wird) beyzuwohnen/ und zu zuhören/ vielmehrers afficirt und bewogen werden. Zu gleicher weise (spricht er) wie in einer Feldschlacht/ oder Sturm/ durch die Heerdrommeten/ Paucken und Pfeiffen/ die Soldaten wider die Feinde angefrischt und behertzt gemacht werden/ daß sie desto freudiger hinangehen: also auch in der streitenden Kyrche hier auf Erden/ da wir ohn Unterlaß mit dem Teufel und der Welt zu Felde ligen müßen/ kan die liebe Music zur Gottseligen Andacht uns vielmehr ermuntern und erwecken/ also wo es still und schläfrig zugehet.[26] So viel Jener.

Will man sagen: (Hic vid. Dn. D. Sonntag. in Tr. de Tit. Psalm. ad Dom. XXII. Trin. p. 698—705.) Gott habe solcher Instrumenten Hall und Schall Lr QuellenSonntag, Tituli psalmorum (1687) M im Alten Testament dem Volk Jsrael zugelassen/ um ihres harten Sinn= und Hertzens willen/ daß solcher soviel mehr erweicht und thätiger gemacht würde?[27] so läßet sichs hierauf mit Waarheit antworten: an solchen harten Köpfen sey noch immerzu kein Mangel! auch bey denen selber/ die der Instrumental Music in den Gotteshäusern nicht hold seyn: Wenn sie nun die harten Köpf und Sinnen soll erweichen können; wäre es um so viel mehrers eine Nothwendigkeit/ dieselbe zu behalten/ [S. 20] und fleißig zu gebrauchen/ damit ein solcher herrlicher Effect dadurch noch immerzu erhalten würde.

Sagt man: unsre Freude soll jetzt im Geist/ und nicht in solchen äußerlichen Dingen/ seyn? so ist die Antwort/ sie sind einander nicht zu wider: sondern können gar fein beyeinander/ stehen: ja der Geist kan/ durch den äußerlichen Instrumentenhall/ um so viel mehr ermuntert/ und in Freude gesetzet werden. Kunte Davids Harpfe den bösen Geist in Lb PersonSaul (fl. 1000 v. Chr.) Saul so dämpfen/ daß es beßer mit ihm wurde/ und der böse Geist von ihm weichen muste [+] Ly Bibelstelle1 Samuel 16,16.23 1. Sam. 16, 16, 23. wie solte nicht der Geist noch heute/ durch einen feinen Musichall erquickt/ die unruhigen Gedanken fortgeschickt/ die Betrübnus gemindert/ und das Hertz erfreuet werden können?

Man glaube nur nicht: ob habe Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Paulus die Instrumental Music damit aufgehoben/ da er dem Herrn singen und spielen heißen im Hertzen! Ly BibelstelleEpheser 5,19 Eph. 5, 19. und Ly BibelstelleKolosser 3,16 Col. 3, 16. Nein! er gedenkt vorher der Psalmen/ und will/ man soll auch mit denselbigen einander lehren und vermahnen. Psalmen aber sind solche Lieder/ die man in die Instrumenta singet; und/ musten solche in dem Alten Testament/ so wol im Hertzen/ im Hertzen/ mit gespielet; gespielet/ das ist/ hertzlich gesungen werden/ als eben das gefordert wird im Neuen; anderst/ würden sie Gott niemals angenehm gewesen seyn; sondern würde jedesmals geheißen haben: Ly BibelstelleAmos 5,23 Thue nur weg von mir das Geplerr deiner Lieder: dann Jch mag deines [S. 21] Psalterspiels nicht hören! Warum? du nahest dich zu mir/ allein/ mit deinen Händ= und Lippen/ aber dein Hertz ist ferne von mir/ aus Ly BibelstelleJesaja 29,13 Esa. 29. 13. und Am. 5. 23.

So mag denn Gott mit allem Recht/ auch noch zu dieser Zeit/ mit Instrumenten/ insonderheit mit Orgeln/ gelobet werden. Gott gebe nur/ daß es allewege/ und aller Orten/ so geschehe/ daß die Andacht der Kunst vorgehe/ und der Eifer Gott zu dienen stets dabey sey und bestehe; ingedenk/ daß man da im Gotteshause vor dem Angesicht deß Allerhöchsten seye/ da man Ursache habe/ alles das zu decken und hinwegzuthun/ was vor seinen reinen Augen übel stehen möge/ und an denen/ die Gott loben sollen (oder wollen) nicht gesehen/ noch beobachtet werden solle; und das/ nach dem Fürbild jener Seraphim, bey Ly BibelstelleJesaja 6,3 Esa. 6. 3. damit/ auf solche Weise/ unser MusicLob schon hier ein Vorschmack jenes HimmelLobs/ und gleichsam ein praeludium (ein Vorspiel) zu jenem seyn/ ja ein hertzlich Verlangen/ Gott mit allen Außerwehlten ewiglich zu loben/ in uns erwecken möge!

An dem liegt es endlich/ Mein Christ! daß du so viel/ bey Gottes Lob auf Erden thuest/ als dir immer müglich ist. Kanst du deinen Gott nicht loben/ mit Saiten und Pfeiffen/ mit Orgeln und andern Instrumenten/ Ly Bibelstelle2 Samuel 23,2 2. Sam. 23. 2. wie David, und durch ihn der Geist deß Herrn Herrn (der durch ihn geredt) in unsern Text-Worten/ haben will? ey/ so thue es/ mit deinem Munde/ [S. 22] und befleißige dich des Singen/ an statt des Klingen. Kanst du nicht singen/ mit dem Munde (wie es manchem an der Stimme fehlet) so sey desto aufmerksamer auf das/ so gesungen wird/ in deines Herzens-Grunde. Kanst du nicht Spielen/ mit den Händen [+] spiele und singe desto eifriger in deinem Herzen/ worzu dir andere/ mit ihrem Klang und Gesang/ genugsam Anlaß geben. Klingen und singen von außen/ thut ohne das nichts vor Gott/ wenn kein Klang von innen mit dabey ist (wie schon Eingangs gedacht) beedes zwar zugleich gefällt Jhm wol: wenn aber eines mangeln soll/ so mangle lieber das erste/ als das andere. Besser ist der Mund stumm/ als das Hertz! besser auch die Hand lahm/ als die Andacht: wiewol es herrlich ist/ wann beedes miteinander/ zum Lobe Gottes aufwacht/ so/ daß man Ly Bibelstelle1 Korinther 6,20 Gott preiset/ an= und mit= seinem Leibe (oder Leibes Gliedern) und in seinem Geiste/ welche beede sind Gottes! 1. Cor. 6. 20.

Manche/ die Verstand von Orgelwerken haben/ vergleichen solche/ mit dem Menschlichen Leibe/ welcher von der Seele dirigirt und geleitet wird/ indem sie sagen: wie die Orgel einen sußen Don und Klang von sich gebe/ durch Hülf deß Windes/ der gleichsam der Orgel ihre Seele sey: so gebe auch der Mensch eine angeneme Rede von sich/ durch Hülfe deß Geistes/ der in ihm ist: Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M Die Lunge diene hie/ an statt der Blaßbälge; die Luftröhre/ oder Kehle/ an statt der Pfeif= [S. 23] fen; die Zähne an statt der Claviere; die Zunge/ an statt deß Organisten/ als die/ vermittelst der Gedanken/ den Menschen redend/ und wenn die Gedanken gut sind/ die Rede lieblich macht.[28] Wir laßen das/ zum guten Nachdenken/ eine artige Vergleichung seyn. Sagen aber/ wenn es dahin komt/ daß dis Orgelwerk (deß Menschen Leib) durch Krank- und Schwachheit verderbet wird/ was hernach zu thun? Das/ mein lieber Christ! was an der Seele allewege nöthig ist/ und deinem Gott zu Lobe; dir aber selbst zum Heil/ gedeyen mag.

Willtu wißen/ was das sey? ich will dirs kurtz/ und zwar zur Lehre/ an den unterschiedenen Registern unsrer renovirten Sebalder Orgel/ zeigen. Diese hat im obern Werk/ ein herrlich Principal, auch in dem Ruck=Positiv ein Sonders/ welches herrlich klinget/ und diesen Namen nicht umsonst hat. Dencke du hiebey an Gottes Gnade/ 1. Cor. 15. 10. von welcher du allein bist/ was du bist/ und ihr alles zuzuschreiben/ auch deßwegen alles wiederum zu thun hast/ was nur dienen mag/ Ephes. 1. 6. Ly BibelstelleEpheser 1,6 zu Lob seiner herrlichen Gnade/ als durch welche du bist angenehm gemacht/ in Jesu/ dem Geliebten/ Ly BibelstelleRömer 4,4 Rom. 4. 4.
Ly BibelstelleEpheser 2,5 Ephes. 2. 5.
und wirst aus Gnaden hie gerecht/ auch dorten seelig! ist dieses nicht ein Principal Werk/ so dich zum Lobe Gottes nöthiget und treibet?

Jn unsrer Sebalder-Orgel ist da und dort (im obern und im untern Werk) ein Grobgedackt! Du/ [S. 24] O Mensch! hast grobe Sünden/ neben andern! was decket sie vor Gottes Augen zu? anders nichts/ als Christi heiliges Verdienst/ und theur erworbene Gerechtigkeit/ im Glauben bußfertig ergriffen! Dis liebliche Register ziehe fleissig/ wenn dich die Sünde anfechten/ und ein Geschnarr in deinem Hertzen anfangen; sage mit David: Ly BibelstelleRömer 4,7–8 Seelig sind/ welchen ihre Ungerechtigkeit vergeben sind/ und welchen ihre Sünde bedecket sind! Seelig ist der Mann/ welchem Gott keine Sünde zurechnet! (Ly BibelstellePsalmen 32,1 Psalm. 32. 1. Rom. 4, 7. 8.) so wird dir endlich wol- und dein Ps. 126, 2. Ly BibelstellePsalmen 126,2 Mund voll Lobens/ auch deine Zunge voll Rühmens seyn/ und wirst sagen: Ly BibelstellePsalmen 126,3 Der Herr hat Großes an Mir gethan/ und meine Sünde zugedeckt/ des bin ich frölich! Psalm. 126. 3.

Unser Sebalder Werk hat ferner eine hochgehende Octav! die erinnert dich/ O Christ! der Lieder/ die wir einst/ im höhern Chor/ zum Lobe Gottes anstimmen/ und mit den Engeln ewig singen werden; Weßwegen du auch hie noch den Namen Gottes loben sollt/ mit manchem hochheiligen Lied/ und Jhn hoch ehren mit Dank/ das wird dem Herrn baß gefallen/ denn ein Farr/ der Hörner und Klauen hat! Psalm. 69, 31, 32.

Unser Sebalder Werk hat über dieses/ Quinten/ oben und unten! diese schreyen stark/ und dringen mächtig durch. Du auch/ sollt/ in der Noth/ zum Herrn deinem Gott (wenn es harte Quinten giebt/ und schwer daher [S. 25] gehet) von gantzem Hertzen schreyen/ und nicht zweifeln/ dein Geschrey Ly BibelstelleJesus Sirach 35,21 dringe durch die Wolken/ und laße nicht ab/ biß hinzukomme/ und höre nicht auf/ biß der Höchste drein sehe/) Sir. 35, 21. Ly BibelstellePsalmen 34,18 Denn/ wenn die Gerechten schreyen/ so erhöret der Herr/ und errettet sie/ aus aller ihrer Noth/ Psalm. 34, 18.

Unser Sebalder Werk hat auch im Ruck Positiv eine Quinta-dehna, ein liebliches und annehmliches Register: das erinnert dich der Lieblichkeit und Anmuth/ welcher du/ mit andern Christen/ dich/ doch ohne Falsch/ befleißen sollst/ ingedenk der Worte Pauli: Ly BibelstellePhilipper 4,8 Was lieblich ist/ was wol lautet/ dem denket nach/ Phil. 4, 8.

Es hat noch mehr/ im obern Werk/ ein neues Scharpfenet![29] das erinnert dich deß Scharf seyn/ gegen deine böse Lüfte/ denen ernstlich zu wehren und zu widerstehen/ daß sie nicht die ganze Harmonie deines Christenthums/ ja deines Glaubens und Lebens/ aufheben und verderben.

Es hat auch im untern Werk seine Cymbeln! die erinnern dich deines guten Wolverhaltens/ unter den Leuten/ als welches einen guten Namen giebt/ und einen solchen Nachklang erwecket/ welcher schöner klinget/ als alle Cymbalen, Sir. 41, 15.

Es hat im Ober Werk eine Mixtur! und die erinnert dich des gemeinen Weltlaufs/ da Lachen und Weinen/ Lieben und Hassen/ Fried und Streit/ Freude und [S. 26] Traurigkeit wunderlich durcheinander gehen/ und seltsam ineinander vermischt seyn. Wer Christlich leben will/ muß sich das nicht lassen and thun; sondern Gott den Herrn/ auch in hartem Stande/ zu loben/ und seinen Rath/ Ly BibelstelleJesaja 28,29 Esa. W W ErratumOriginal: 18. 19.28. 29. der wunderbarlich ist/ doch alles herrlich hinaus führt/ zu preisen wißen.

Es hat unser Ruck Positiv auch sein Regal! welches eine Art vom Schnarrwerk ist/ und erinnert dich/ O Christ! deß rauhen Dons/ den dein Gewißen von sich giebt/ wann das/ von Gott erweckt/ zu schnarren anfängt: weßwegen du denn wol dahin zu sehen hast/ Ly BibelstelleApostelgeschichte 24,16 Act. 24. 16. daß du ein unverletzt Gewissen haben mögest/ allenthalben/ beyde gegen Gott und Menschen/ damit das Lob Gottes nicht in dir gehindert werde!

Endlich ist noch übrig/ der dreyfache Subpass [sic], als ein starkes Fundament deß gantzen Klangs; und erinnert uns der dreyen Hauptgründe unsers Heils: Ly BibelstelleJohannes 5,39 Joh. 5. 39. der Heiligen Schrifft/ die von Christo zeuget; des Herrn Christi selbst/ der unser Heil und Leben ist; und dann des waaren Glaubens/ der Christum heilsamlich ergreift/ und auf die Schrift sich gründet. Wo diese Fundamenta recht gefaßet und verstanden werden/ da kan deß Herrn Lob nicht fehlen; man wirds/ mit aller Macht/ und aller Freudigkeit erzählen. Du auch/ Mein Christ! der du so unterrichtet bist/ laß dein Herz und Mund sei= [S. 27] nes Lobs und Ruhms voll seyn täglich! denke/ du seyest ein renovirtes Werk Gottes/ erneuert zu seinem Preiß/ durch den Geist seiner Gnaden/ der es leisten kunte. Darum leiste du auch deine Pflicht/ und lobe Jhn/ mit Wort= und Werken allezeit/ so bleibt auch dir groß Lob bereit in alle Ewigkeit. Das gebe dir und mir/ der hochgelobte Gott/ zu seiner Zeit! Amen/ Halleluja/ Amen!

Einzelanmerkungen

  1. In der lateinischen Ausgabe heißt es: quendam cliuum, cui nomen Sis, voce Hebraeis significante eminentiam (Josephus, Antiquitates (1559), S. 237). In der deutschen Übersetzung wird als Begriff der Gipfel angegeben, vgl. Josephus, Jüdische Altertümer (1900), S. 546.
  2. Ältere Nebenform des Worts empfangen, die Grimm als archaisch charakterisiert: klingt uns als seltnere, ältere form heute feierlich und dichterisch. vgl. http://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=empfahen.
  3. Feuerlein zitiert an dieser Stelle zahlreiche kurze Stichworte aus den Psalmen Ly BibelstellePsalmen 148 148, Ly BibelstellePsalmen 149 149 und Ly BibelstellePsalmen 150 150
  4. Diese Quelle konnte bislang nicht ermittelt werden.
  5. Die zitierte Wendung des Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus stammt aus folgendem Satzzusammenhang und dient als Kommentar des Psalmverses Ly BibelstellePsalmen 150,5 Laudate eum in cymbalis bene sonantibus, laudate eum in cymbalis iubilationis: Nec praetereundum existimo quod musici docent, et res ipsa manifesta est, tria esse genera sonorum, voce, flatu, pulsu: voce, ut est per fauces et arterias, sine organo aliquo cantantis hominis; flatu, sicut per tibiam vel quid eiusmodi; pulsu, sicut per citharam vel quid eiusmodi. Nullum itaque genus hic praetermissum est: nam vox est in choro, flatus in tuba, pulsus in citharis, tamquam mens, spiritus, corpus, sed per similitudines, non proprietates. (Augustinus, Enarrationes in psalmos 141–150 (2005), S. 303f.)
  6. Kircher beschreibt hier ein als Masrakitha bezeichnetes Instrument. Die beigefügte Abbildung zeigt eine panflötenartige Reihe von acht Pfeifen, die auf einem Tastaturkasten stehen, vgl. Kircher, Musurgia universalis 1 (1650), S. 53.
  7. Praetorius geht auf der angeführten Seite nur allgemein darauf ein, dass die Juden verschiedene Typen von Musikinstrumenten besaßen. Dass Salomon ein Pfeifeninstrument erfunden habe, wird nicht gesagt. Folgendermaßen äußert sich Praetorius zur Tempelmusik und der ordnenden Rolle, die David und Salomon dabei spielten: Ob man aber nun wol nicht so gar eben wissen kan/ was für eine arth der Music domals gebraucht worden/ so ist doch aus allen vmbstenden/ daran nicht zu zweiffeln/ das es eine herrliche Musica mus gewesen seyn: in sonderlichen betracht/ daß der heilig König David vnd Salomon/ welche selbst auch der Music kündig vnd erfahren/ dieselbe mit allem müglichstem fleiß angeordnet/ Sintemahl sie so grossen kosten auff den Tempel/ welches doch nur ein todter Steinhauff gewesen/ gewendet/ demselben ein Ruhm vnd Lob in der gantzen Welt zumachen: Vielmehr werden sie es in den Ceremonien bey den Opffern/ welchen Gott selbst beygewohnet/ gethan haben. (Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 84.)
  8. Feuerlein bezieht sich auf Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 84. Siehe den Wortlaut dieser Quelle im Artikel über die Ld OrgelJerusalem, Salomos Tempel-Orgel (legendär) Tempelorgel in Jerusalem.
  9. Das zweite Buch der Chronik enthält kein 38. Kapitel, daher bleibt unklar, worauf sich diese Angabe genau bezieht.
  10. Das historische Konzert beschreibt Dilherr in seinem Buch Dilherr, Tugendschaz (1659), S. 353-360. Die Verwendung einer Orgel wird bei keinem der Programmpunkte erwähnt, auch nicht bei der Aufführung zeitgenössischer Musik.
  11. Papst Vitalian amtierte nicht zur Zeit des Kaisers Konstantin III. von Byzanz, sondern während der Regierung von dessen Sohn Lb PersonKonstans II. von Byzanz (630–668) Konstans II. Diese Verwechslung übernahm Feuerlein von anderen Autoren. Sowohl bei Praetorius (Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 90) als auch bei Dilherr (Dilherr, Tugendschaz (1659), S. 351) konnte er diese Angabe finden. Vermutlich war Dilher, den er im folgenden zitiert, seine unmittelbare Quelle.
  12. Feuerlein zitiert Dilherr, Tugendschaz (1659), S. 352.
  13. Der Wortlaut der Stelle, auf die der Leser verwiesen wird, ist folgender: Dergleichen Orgelwerck ist auch zu Jerusalem/ zu des alten Lateinischen Kirchenlehrers Hieronymi Zeiten/ fast ümbs Jahr Christi 400. gebraucht worden: Welches/ wie er meldet/ einen solchen Ton und Schall von sich gegeben; daß man es auf dem Oelberg so starck/ wie einen Donnerschlag/ gehöret. (Dilherr, Tugendschaz (1659), S. 352)
  14. Feuerlein bezieht sich erneut auf den Psalmenkommentar des Augustinus, der ihm als Nachweis für die Existenz von Orgeln um das Jahr 400 n. Chr. dient. Er interessiert sich jedoch nicht für die eigentlichen Überlegungen des Kirchenvaters zur Bedeutung des Begriffs organum für die Musikinstrumente der Psalmen. Augustinus vermutet hinter dem Begriff eher ein alttestamentarisches Saiteninstrument: Organum autem generale nomen est omnium vasorum musicorum, quamvis iam obtinuerit consuetudo ut organa proprie dicantur ea quae inflantur follibus: quod genus significatum hic esse non arbitror. Nam cum organum vocabulum graecum sit, ut dixi, generale omnibus musicis instrumentis, hoc cui folles adhibentur, alio Graeci nomine appellant. Ut autem organum dicatur, magis Latina et ea vulgaris est consuetudo. Quod ergo ait: IN CHORDIS ET ORGANO, videtur mihi aliquod organum quod chordas habeat, significare voluisse. (Augustinus, Enarrationes in psalmos 141–150 (2005), S. 302.)
  15. Feuerlein übernimmt die Formulierung bei Dilherr, Tugendschaz (1659), S. 353, § 104. Er setzt sie lediglich in indirekte Rede und führt das Zitat dann mit dem folgenden Paragraphen fort.
  16. Dilherr, Tugendschaz (1659), S. 353, § 105.
  17. Zitat aus Bakius, Commentarius Exegetico-Practicus (1664), S. 581. Für diese Behauptung gibt Bakius keinen Quellenbeleg an.
  18. Feuerlein stützt sich auf die Darstellung in Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 92.
  19. Über die Erfindung des Pedals berichtet Praetorius an mehreren Stellen seines Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M Syntagma musicum. Siehe den Wortlaut dieser Quellen im Artikel über Lb PersonBernhard (fl. 1470) Bernhard den Deutschen.
  20. Zitat aus Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 110.
  21. Zitat aus Praetorius, Syntagma musicum 1 (1615), S. 142. Feuerlein ist einer der wenigen Orgelpredigtautoren, die auch auf den lateinischen ersten Band von Praetorius’ Traktat zurückgriffen.
  22. Feuerlein zitiert mit minimalen sprachlichen bzw. orthographischen Varianten aus Dirutas Vorwort, das ihm in Praetorius’ Übersetzung vorlag: Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 86f.
  23. Feuerlein bietet Bonaventuras Marien-Psalm 150 in deutscher Übersetzung, wobei er zwei kommentierende Zusätze einfügt: wo sind sie? und und derer/ welche sich enthalten Folgendermaßen lautet das Original: Laudate Dominam in sanctis eius: laudate eam in virtutibus & miraculis eius. / Laudate eam coetus Apostolorum: laudate eam chori Patriarcharum & Prophetarum. / Laudate eam exercitus Martyrum: laudate eam turmae Doctorum & Confessorum. / Laudate eam collegia Virginum & continentium: laudate eam ordines Anachoretarum & Monachorum. / Laudate eam Conuentus omnium Religiosorum, laudate eam omnes animae ciuitum supernorum: omnis spiritus laudet Dominam nostram. (Bonaventura, Psalterium (1642), S. 241f.)
  24. Feuerlein zitiert die Orgelinschrift wie angegeben nach Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 109. Praetorius gibt das Gedicht, das noch sieben weitere Zeilen enthält, ohne Wertung wieder. Ihm geht es um die Dokumentation eines der ältesten ihm bekannten Instrumente mit einer archaischen Tastatur, für dessen Datierung ihm die als Chronostichon im Gedicht enthaltene Jahreszahl 1456 wichtig ist. Feuerlein bietet eine gereimte Übersetzung des ersten Zweizeilers und bedient sich des Beispiels, um die Marienverehrung zu verunglimpfen.
  25. Feuerlein bezieht sich auf das Kapitel De organis & cantu organico in sacris der reformiert-theologischen Schrift des Lb PersonVoetius, Gisbert (1589–1676) Gisbert Voetius, Politicae ecclesiasticae 1 (1663), S. 544-598.
  26. Wie er selbst nachweist, übernimmt Feuerlein das gesamte Zitat aus der Orgelpredigt von Lc PredigtautorHartmann, Johann Ludwig (1640–1684) Johann Ludwig Hartmann, vgl. Denck- und Danck-Säule (Rothenburg ob der Tauber [1673]), S. 18f. Dabei scheint ihm entgangen zu sein, dass der erste Abschnitt über die Wirkung der Musik auf die menschlichen Affekte seinerseits ein Diruta-Zitat darstellt, das Feuerlein aus seiner Praetorius-Lektüre hätte bekannt sein können, vgl. Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 87. Auf diese Weise übernimmt er hier eine von Hartmann leicht veränderte Fassung dieser wichtigen Stelle. Weniger interessiert hat Feuerlein offenbar der am Anfang stehende Hinweis auf die parallele Wirkung von Bildern, der bei Hartmann vorhanden ist, in der Nürnberger Predigt jedoch weggelassen wurde.
  27. Sonntag beschäftigt sich im Zusammenhang seiner Analyse von Psalmentiteln mit der Bedeutung des Begriffs Machalath, vgl. Sonntag, Tituli psalmorum (1687), S. 695-706 (in der digital zugänglichen Ausgabe des mehrfach aufgelegten Werks differieren die Seitenangaben geringfügig gegenüber der Angabe bei Feuerlein). Unter den verschiedenen Deutungsangeboten zieht er die Interpretation als Musikinstrument vor und stellt sich die zentrale Frage nach der göttlichen Legitimierung des Musikinstrumentengebrauchs (Fueritné Musicae illius Hebraeorum instrumentalis sanctio juris divini, an humani tantum? (Sonntag, Tituli psalmorum (1687) , S. 698, § 5) Feuerlein gibt die Gedankengänge Sonntags freilich nicht nur stark verkürzt wieder. Bei dem Hinweis, Gott habe Instrumente im Alten Testament gewissermaßen aus therapeutischen Gründen zugelassen, handelt es sich um ein zentrales Gegenargument reformierter Theologen, mit dem Instrumentalmusik lediglich als ein Zugeständnis aus der Frühzeit des Glaubens bewertet wurde. Nach der Erlösung durch Christus dagegen sei diese tröstend-unterstützende Funktion für die Gläubigen gar nicht mehr erforderlich. Feuerlein suggeriert also eine gerade gegenteilige argumentative Verknüpfung. Worum es den Reformierten ging, wird beispielsweise in folgender von Sonntag referierter These deutlich, aus der Feuerlein einzelne Elemente aufgreift: Quod verò tibias, tubas ac tympana Deus in Veteri Testamento Israelitis, tanquam durae cervicis & stupidae mentis populo quondam indullerti; at Christianis in Novo Testamento non indulgeat ampliùs [...] (Sonntag, Tituli psalmorum (1687), S. 701f., § 13). Dem stellt Sonntag dann eine Reihe von Gegenargumenten gegenüber, wobei der Trostfunktion mit Rückgriff auf Lc PredigtautorDieterich, Conrad (1575–1639) Conrad Dieterichs La OrgelpredigtKirchweih= oder Orgel=Predigt (Frankfurt a. M. / Leipzig 1669) M Orgelpredigt und antike Autoren zu neuem Recht verholfen wird (vgl. Sonntag, Tituli psalmorum (1687), S. 704, § 17).
  28. Feuerlein lehnt sich so eng an die Diruta-Übertragung des Praetorius an, dass man von einem Zitat sprechen kann. Im Original lautet die Stelle: Ferner so referiren vnd zeigen die Blaßbälge die Lunge an; die Pfeiffen die Kehle oder Luftröhre; die Clavier kommen gar fein mit den Zehnen vberein; der aber der Orgel den Thon künstlich gibt/ ist an stat der Zungen/ vn[d] wenn er mit der Hände artlichen bewegung vn[d] künstlichen geschwindigkeit darauff schlegt/ vn[d] es lieblich lautent macht/ so redet er gleichsam vffs zierlichste. Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 87.
  29. Dieser Begriff ist bislang nur aus Feuerleins Predigt bekannt. Welches Register damit gemeint ist, lässt sich nicht eindeutig entscheiden.

Letzte Änderung dieses Dokuments am 12. September 2022.

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