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Orgelpredigt

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a Encoenia HierOrganica (Halle 1664)

Einführung in die Edition

Die Orgel im Fokus der Theologenfamilie Olearius

Ähnlich wie etwas später auch Le Geographicumf Ort: Danzig Danzig[1] erscheint Le Geographicumf Ort: Halle (Saale) Halle als ein lokales Zentrum der Orgelpredigt. Während Lc PredigtautorSenff, Karl Friedrich (1739–1814) Karl Friedrich Senffs 1784 gehaltene La OrgelpredigtPredigt bey der Einweihung der neuerbaueten Orgel (Halle 1784) M Orgelpredigt in eine Spätphase fällt, als diese Predigtgattung zunehmend kritisch aufgenommen wurde[2], stehen die zwei Predigten, die die Brüder Lc PredigtautorOlearius, Gottfried (1604–1685) Gottfried und Lc PredigtautorOlearius, Johannes (1611–1684) Johannes Olearius 1664 und 1667 zur Einweihung neuer Orgeln in der Le Geographicumg Gebäude: Halle (Saale), Unser Lieben Frauen Marktkirche und im Le Geographicumg Gebäude: Halle (Saale), Dom Dom hielten, in enger Verbindung zueinander. Offenbar spielte im Hallenser Kulturleben dieser Zeit die Einweihung von Orgeln eine besondere Rolle. Diese Bedeutung lässt sich noch weiter verfolgen: So wurde 1675 die Einweihung der neuen Ld OrgelHalle, St. Ulrich, Christian Förner-Orgel 1675 Orgel der Le Geographicumg Gebäude: Halle (Saale), St. Ulrich Ulrichskirche ebenfalls groß begangen.[3] Zu den musikhistorisch bemerkenswerten Orgeleinweihungen in Halle zählt schließlich die Abnahme der 1716 erbauten Ld OrgelHalle, Marktkirche, Christoph Cuntzius-Orgel 1716 Marktkirchenorgel, bei der Lb PersonBach, Johann Sebastian (1685–1750) Johann Sebastian Bach als Gutachter fungierte. Überliefert ist nicht nur das genau dokumentierte Bankett, zu dem man die Examinatoren nach der Orgelprobe und Einweihung geladen hatte,[4] sondern auch der gesamte Ablauf des Einweihungsgottesdienstes am 1. Mai 1716, bei dem Bach zugegen war.[5] Die dabei gehaltene Predigt von Lb PersonHeineccius, Johann Michael (1674–1722) Johann Michael Heineccius wurde nicht gedruckt. Veröffentlicht hat Walter Serauky aber den in der Orgelbauakte der Marktkirche überlieferten Text der Kirchen-Musique, welche bey der wegen der in der Kirchen zu U. L. Fr. Neuerbauten Orgel gehaltenen Danck=Predigt am Tage Philippi Jacobi 1716 auffgeführet wurde von Gotfried Kirchhoffen, Directore Musices und Organisten.[6]

Maßgeblich geprägt wurde die Orgelpredigttradition in Halle von der Theologenfamilie Olearius, der die Förderung der ihnen anvertrauten Kirchenmusik offenkundig ein wichtiges Anliegen war.[7] Ein ähnliches innerhalb der Familie weitergegebenes Interesse an der Musik bestand auch bei anderen Theologen, die mit wichtigen Musikschriften hervorgetreten sind. Sowohl Lc PredigtautorFrick, Christoph (1577–1640) Christopher Frick als auch Lb PersonMithob, Hector (vor 1643 – nach 1680) Hector Mithobius beschreiben die Liebe zur Musik, die sie im Elternhaus erlebt hatten, als entscheidenden Impuls, sich auch gegen Widerstände für die Aufrechterhaltung einer künstlerisch hoch stehenden Kirchenmusik einzusetzen.[8]

Als erster Hallenser Protagonist ist Lb PersonOlearius, Johann (1546–1623) Johann Olearius der Ältere zu nennen, der Vater der beiden Orgelpredigtautoren, der seit 1581 als Superintendent an der Marktkirche in Halle wirkte. 1588 entstand auf der Westempore die neue Ld OrgelHalle, Marktkirche, Esaias Beck-Orgel 1588 Esaias Beck-Orgel, deren Disposition Lb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Michael Praetorius dokumentiert hat. Als dieses Instrument 1597 durch Lb PersonBeck, David (ca. 1540 – nach 1606) David Beck nochmals erheblich erweitert wurde, verfasste Johannes Olearius ein langes lateinisches Lr QuellenOlearius, Renovalia Calliopes (1597) M Lobgedicht auf die Orgel, das auch im Druck erschien.[9] Die literarisch hochwertige Dichtung ist vor dem Hintergrund einer zunehmenden Wertschätzung der Orgel zu sehen, wie sie sich kurz vor der Jahrhundertwende in verschiedenen protestantischen Regionen Deutschlands und speziell im sächsischen Raum formierte. Kurz zuvor, am 2. August 1596, war die monumentale Ld OrgelGröningen, David Beck-Orgel 1596 David Beck-Orgel in der Le Geographicumg Gebäude: Gröningen, Schlosskapelle Schlosskapelle zu Le Geographicumf Ort: Gröningen Gröningen abgenommen und eingeweiht worden; 53 Organisten aus ganz Deutschland waren dazu eingeladen worden. Dies mag ein konkreter Anstoß für den Hallenser Superintendenten gewesen sein, den heimischen Orgelbau nun mit seinen eigenen, poetischen Mitteln zu würdigen.[10] Die neue Aufmerksamkeit, die der Theologe der Orgel schenkte, ist auch insofern bedeutsam, als sich hier ein Netz persönlicher Beziehungen beobachten lässt, das Johann Olearius nicht nur mit der Orgelbauerfamilie Beck verband, sondern auch mit Musikern wie dem aus Halle stammenden Lb PersonScheidt, Samuel (1587–1654) Samuel Scheidt oder dem in der Region tätigen Michael Praetorius, die in den folgenden Jahren für eine Erneuerung der Kirchenmusik im lutherischen Geist stehen sollten. Ob sich noch genauere Einblicke in die Genese einer lutherischen Musikanschauung innerhalb dieses Hallensisch-sächsischen Personenkreises gewinnen lassen, müssen weitere Forschung zeigen.

Während Praetorius mit seinem Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M Syntagma musicum eine überregionale Ausstrahlung entfalten konnte,[11] lässt sich die Rezeption von Olearius‘ Lr QuellenOlearius, Renovalia Calliopes (1597) M Renovalia Calliopes organicae nur in Halle beobachten – hier dafür umso nachhaltiger. Denn auf diese Publikation nahmen später sowohl ein Lb PersonOlearius, Johann Gottfried (1635–1711) Enkel als auch ein Lc PredigtautorOlearius, Gottfried (1604–1685) Sohn des Autors Bezug. Erstmals weitergesponnen wurde die familiäre Tradition, als die Beck-Orgel in den Jahren 1654 bis 1655 renoviert und vergrößert wurde.[12] Der zu diesem Zeitpunkt erst zwanzigjährige Lb PersonOlearius, Johann Gottfried (1635–1711) Johann Gottfried Olearius, damals noch Student in Le Geographicumf Ort: Leipzig Leipzig, gab am 27. Mai 1655 das Preisgedicht seines Großvaters in einem Neudruck heraus und versah es mit einer eigenen deutschen Übersetzung.[13] Auch Gottfried Olearius teilte in seiner zwölf Jahre später erschienenen Geschichte der Stadt Halle den kompletten Text des Lobgedichtes seines Vaters mit – sei es dass die zwei mittlerweile erschienenen Gelegenheitsdrucke der Lr QuellenOlearius, Renovalia Calliopes (1597) M Renovalia Calliopes organicae auch damals kaum noch erhältlich waren, sei es, dass er dem Werk mit besonderer Hochachtung begegnete.[14] Er selbst führte seine Beschäftigung mit der Orgel allerdings in einem anderen Medium fort, dem der Predigt.

Aufgrund des kontinuierlichen Interesses, das der Orgel in Halle entgegengebracht wurde, lässt sich besonders gut der Wandel im Umgang mit der kirchlichen Rolle des Instruments beobachten. Vor dem Lm Ereignis1618–1648: Dreißigjähriger Krieg Dreißigjährigen Krieg waren die uns bekannten Orgelabnahmen in Halle wie auch anderswo zwar bereits als große Festlichkeit mit Banketts und vermutlich auch musikalischen Darbietungen gefeiert worden.[15] Die Idee, eine Einweihungspredigt dazu zu halten und dann drucken zu lassen, lag im mitteldeutschen Raum aber offenbar noch fern. Johann Olearius senior verfasste so 1597 zwar sein lateinisches Panegyricum in der Tradition des Encomion musices. Es ist jedoch zu vermuten, dass er 1597 keine Predigt über Sinn und Nutzen von Instrumental- und Figuralmusik im Gottesdienst gehalten hat. Der im südwestdeutschen Raum so wichtige Aspekt einer konfessionellen Abgrenzung zwischen Lutheranern und Reformierten, der die Entstehung von Orgelpredigten befördert zu haben scheint,[16] dürfte in Halle weniger dringlich gewesen sein – und dies, obwohl Olearius senior in anderen Kontexten ein entschiedener Kämpfer gegen die Ausbreitung des Calvinismus im Anhaltinischen Raum gewesen ist.[17] Einen deutlichen Beleg dafür, dass die Einweihung von Orgeln nicht automatisch mit einem thematischen Gottesdienst begangen wurde, liefert Gottfried Olearius in seiner Stadtchronik: Die neue Orgel der Le Geographicumg Gebäude: Halle (Saale), St. Moritz Moritz-Kirche, für die sich der in Halle wirkende Organist und Kapellmeister Samuel Scheidt auch finanziell eingesetzt hatte, sei den 14. Febr. An. 1625. bey einer Brautmesse oder Copulation zum ersten gebrauchet worden.[18] Man wählte also eine Trauung zum Anlass, um die Orgel erstmals öffentlich zum Klingen zum bringen – eine kirchliche Feier, für die wohlhabende Brautpaare gerne eine besondere musikalische Umrahmung wählten.

Erst nach dem Dreißigjährigen Krieg entstand mit der Wiederherstellung geordneter Lebensverhältnisse eine Atmosphäre, in der die Orgeleinweihung als kirchliches Festereignis eigenen Rechts begangen werden sollte. Auch wenn in Halle keine zerstörten Kirchengebäude wiederaufgebaut werden mussten wie an anderen Orten,[19] erhielten hier wie in ganz Le Geographicumh Territorium: Sachsen Sachsen Einweihungszeremonien einen neuen symbolischen Stellenwert.[20] Gottfried Olearius legte ein deutliches Interesse an dieser Thematik bereits während seines Dienstes an der Ulrichskirche an den Tag. So hatte er am 31. August 1645 eine Einweihungspredigt für den neuen Predigtstuhl gehalten, die er auch im Druck erscheinen ließ.[21] Die bedrückende Lage, in der man sich befand, ist in manchen Bemerkungen zu greifen, etwa wenn Olearius in der Vorrede von einem Angstmond [...] voll finsterniß des unglücks und zeitlichen trübsals[22] spricht. Er erwähnt aber auch als erstes Hoffnungszeichen die Friedensverhandlungen zwischen Le Geographicumh Territorium: Schweden Schweden und Le Geographicumh Territorium: Dänemark Dänemark einerseits, zwischen Sachsen und Schweden andererseits. Der Trauergestus bleibt ähnlich, wie es in Le Geographicumf Ort: Stolpen Stolpen und Le Geographicumf Ort: Oelsnitz (Vogtland) Oelsnitz zu beobachten ist, einem Gedicht vorbehalten,[23] das hier der Kanzelpredigt hinzugefügt wurde. Der Beginn des unter dem Pseudonym der Ordnende abgedruckten Textes beschwört die Verheerungen des Krieges:

Wje Jeremias klagt und seine trauer lieder
also o deutzsches land wir klagen müssen wieder
das gäntzlich sey verheert/ das alles sey fast aus
das meistlich sey verwüst/ Stadt Schul und Gottes haus.
Der grosse Eyfer Gottes hat es aufgerieben/
fast weder strumpf noch stiel im lande ist geblieben
verlassen alles ist: die frommen in der Stadt/
das Kirch und Schulenvolck zu essen wenig hat.
Ja auch die Gottesfurcht und alle gute sitten
von der verächter schaar durch laster sind bestritten
nichts ist den Barbarey/ man achtet keine lehr
noch Kunst/ man fraget nicht gar viel nach Gottes Ehr.[24]

Als es dann einige Jahre später zur ersten großen Orgeleinweihung in Halle kam, hatte sich die Gewohnheit, die dabei gehaltene Predigt zu drucken, bereits etabliert. Zumindest lässt sich diese Tendenz im Raum Sachsen als ein neues Phänomen beobachten, denn die in den ersten Jahren nach Kriegsende publizierten Orgelpredigten stammen aus Le Geographicumf Ort: Netzschkau Netzschkau, Le Geographicumf Ort: Mittweida Mittweida, Stolpen und Le Geographicumf Ort: Leubnitz Leubnitz.[25] Diesem Usus schloss sich 1664 mit einer gewissen Verzögerung auch Gottfried Olearius in Halle an.

Neue Orgeln für die Marktkirche

Einen wichtigen Impuls für die Stabilisierung des öffentlichen Lebens nach den Heimsuchungen des Krieges lieferte die Hofhaltung des neuen Lb PersonAugust von Sachsen-Weißenfels (1614–1680) Administrators von Sachsen, der 1642 seine Residenz in Halle endgültig beziehen konnte[26] und dort mit den Jahren eine prächtige Hofhaltung entfaltete. Neben den jährlichen Geburtstagen des Landesherrn und den sich ebenfalls fast jährlich vollziehenden Taufen seiner Kinder, die in der ganzen Stadt festlichen begangen wurden, boten die Friedensschlüsse am Ende des Krieges Anlass zu großen Feierlichkeiten.[27] Öffentliche Manifestationen mit viel Musik prägten sodann die Lm Ereignis1655: Augsburger Religionsfriede ; Jubiläum 1655 100-Jahresfeier des Lm Ereignis1555: Augsburger Religionsfriede Augsburger Religionsfriedens. Sie wurden 1655 in ganz Sachsen angeordnet und sollten mit den maximalen musikalischen Mitteln ausgerichtet werden.[28] Für Halle erließ der Administrator genaue Anweisungen für alle Stadtkirchen, wie und wann am 25. September 1655 mit den Glocken geläutet werden sollte und welche Psalmen und Kirchenlieder zu singen waren.[29] Die Jubelpredigt in der Marktkirche hielt Gottfried Olearius.[30]

Möglicherweise im Hinblick auf diesen Annlass war die in die Jahre gekommene Ld OrgelHalle, Marktkirche, Esaias Beck-Orgel 1588 Beck-Orgel erneuert und die Registerzahl von 31 auf 42 erhöht worden. Für die Baumaßnahme hatte man erstmals Lb PersonReichel, Georg (1628–1684) Georg Reichel verpflichtet, der dann 1663-1664 eine passende Ld OrgelHalle, Marktkirche, Georg Reichel-Orgel 1664 zweite Orgel für die Aufführung mehrchörige Werke schaffen sollte.[31] Mit der Examination am 2. Mai 1655 war der Umbau der Ld OrgelHalle, Marktkirche, Esaias Beck-Orgel 1588 großen Orgel offiziell abgeschlossen. Mit dem 27. Mai datierte Johann Gottfried Olearius seine bereits erwähnte Lr QuellenOlearius, Nach Wiederholter Erneuerung des Berühmten und Kunstreichen Orgelwerks (1655) M Publikation, die ein Bindeglied zwischen dem 1597 erschienenen Lr QuellenOlearius, Renovalia Calliopes (1597) M Orgelgedicht seines Lb PersonOlearius, Johann (1546–1623) Großvaters und der La OrgelpredigtEncoenia HierOrganica (Halle 1664) M Einweihungspredigt für die Ld OrgelHalle, Marktkirche, Georg Reichel-Orgel 1664 kleinere Reichel-Orgel darstellt. Hier findet sich neben dem lateinischen Gedicht des Johann Olearius und der deutschen Übersetzung dieses Textes bereits eine Disposition der Orgel. Sie wird durch den Hinweis auf die Beschreibung, die Praetorius im Syntagma musicum vom alten Zustand gegeben hatte, eingeführt und gleichsam als Korrektur dieser nicht mehr aktuellen Angaben gerechtfertigt:

Herr Michaël Praetorius, Creutzbergensis, Prior des klosters Ringelheim und Fürstlicher Braunschweigischer Capellmeister Sel.

Jn seines Syntagmatis Musici (gedruckt zu Wolffenbüttel Anno 1619.) Tomo secundo de Organographia, und dessen fünfften Theil p. 161. erzehlet die Dispositiones etlicher vornehmen Orgelwercke in Deutschland No. XXIII.

Darunter das Werck zu Hall in Sachsen bey unser Lieben frauen Kirchen das XII. ist pag. 177.

Wiewol Er demselben nur 31. Stimmen zuschreibet/ da es doch 39. Stimmen hat/ ohne den 1. Vogelsang/ 2. Tremulant/ und 3. Zimbel Räder/ 10. Blasebälge. Wie aus folgender Beschreibung zu ersehen.[32]

In welcher Weise die Erneuerung der Hauptorgel 1655 gefeiert wurde, ist nicht überliefert. Vermutlich hatte die Einweihung des Instruments noch nicht den großartigen Charakter, den solche Ereignisse in den folgenden Jahren in Halle erhalten sollten, sondern stand im Schatten des im Herbst begangenen Reformationsjubiläums. Erst in den 1660er Jahren kann man beobachten, wie zu den persönlichen Festtagen der Administratorenfamilie prachtvoll begangene Einweihungen verschiedener kirchlicher Adiaphora hinzutraten. Soweit sich dies rekonstruieren lässt, gab die am 6.  August 1662 abgehaltene Glockeneinweihung an Le Geographicumg Gebäude: Halle (Saale), St. Moritz St. Moritz den Auftakt. Noch im selben Jahr folgte am 30. November die Altareinweihung in der Le Geographicumg Gebäude: Halle (Saale), Dom Domkirche. Die Predigten der beiden Festgottesdienste erschienen im Druck.[33] Sehr viel ausgeprägter als zuvor ist in diesen Drucken der Memorialcharakter. Typische Attribute wie ausführliche Angaben zur Geschichte der Kirche (Schubart) und die Beschreibung des eingeweihten Objekts mit seinen Inschriften (Schubart, J. Olearius), sowie Angaben zum Ablauf des Festgottesdienstes mitsamt dem musikalischen Programm (J. Olearius) übernahm Gottfried Olearius 1664 für seine Orgelpredigt.

Deutlich ist auch, dass der Bau der zweiten kleinen Reichelorgel in der Marktkirche zum Anlass diente, um die Kirchenmusik in diesem Gotteshaus grundsätzlich zu würdigen. Die neue Orgel war nicht für sich selbst betrachtet bemerkenswert, sondern als Ergänzung der von Reichel erweiterten großen Orgel konzipiert. Möglich wurde so die Aufstellung mehrerer Musikergruppen mit eigenem Continuo-Instrument. Der Kirchenraum bot überdies neben der kleinen Altarorgel im Osten und der großen Orgel am Westportal offenbar noch zwei weitere Emporen an den Seitenschiffen. Mit Stolz erwähnte Olearius, [d]aß man darinnen auf vier vollen Choren/ gegen Morgen und Abend Mittag und Mitternacht Gott zu Ehren Musiciren und Jhn loben kan.[34] Neben der vom Umfang wenig beeindruckenden Disposition der soeben eingeweihten kleinen Orgel schloss der Superintendent daher auch die Disposition der großen Orgel in seine Dokumentation ein.

Orgeldispositionen als Teil eines Orgelpredigtdrucks hatte es auch schon vorher gegeben, wenn auch nicht in Sachsen.[35] Zum Pionier wurde Gottfried Olearius mit seiner detaillierten Aufzählung der aufgeführten Musikstücke am Ende des Drucks. Als erster in der Geschichte der Orgelpredigtgattung lieferte er hier genauere Informationen über die musikalische Ausgestaltung einer Orgeleinweihung.[36] Dieser Aspekt soll im folgenden ausführlicher beleuchtet werden.

Zur Musik der Orgeleinweihung

Die Integration der Musik in den Gottesdienst scheint Gottfried Olearius schon immer beschäftigt zu haben. Bereits die Kanzelpredigt des Jahres 1645 enthielt am Ende des Drucks einen zweispaltig wiedergegebenen Text mit dem kompletten Psalm 87 und einer Kombination von Psalm 96,1-4 (Singet dem Herrn ein neues Lied) und Psalm 117 (Lobet den Herrn alle Heyden). Die Verse wirken aber eher wie der krönende Beschluss der Predigt. Sie werden noch nicht graphisch als eigenständige Musikbestandteile des Gottesdienstes hervorgehoben, sondern als Zitat der Worte Davids in das Dankgebet integriert. Nur in der Marginalie am Rand erläuterte Olearius die Bedeutung dieser Stelle: Diese Psalmen sind vor und nach der predigt vocaliter und instrumentaliter musiciret worden.[37]

Nach seinem Wechsel an die Marktkirche kümmerte sich Olearius intensiv um die Wiederbelebung der Kirchenmusik. Bereits im August 1647 wurden die täglichen Metten-Lektionen der Bibel solenniter, mit figural und instrumental Music[38] wieder eröffnet. Mit der Zeit schaffte man neue Instrumente an, erwarb den Notenbestand aus dem Besitz des verstorbenen Samuel Scheidt[39] und erweiterte 1660-1663 die verfügbaren Musikalien durch den Ankauf von Werken Lb PersonHammerschmidt, Andreas (ca. 1611 – 1675) Andreas Hammerschmidts und italienischer Komponisten; auch Lb PersonKircher, Athanasius (1602–1680) Athanasius Kirchers Lr QuellenKircher, Musurgia universalis 1 (1650) M Musurgia universalis wurde gekauft.[40] Weniger glücklich war 1660 offenbar die Neubesetzung der Organistenstelle.[41] Mit dem neuen Organisten gelang es zwar 1662 erstmals den Gemeindegesang von der Orgel begleiten zu lassen – ein damals noch nicht allgemein verbreitetes Konzept. Schwierigkeiten bereitete dem Kirchenmusiker indessen die Leitung größerer Kollektive. In dieser Notlage sprang der Sohn des Superintendenten ein, der junge Diakon Johann Gottfried Olearius. Rechnungen belegen seine Tätigkeit als Dirigent an der Marktkirche für die Jahre 1661 bis 1672.[42] Einbringen konnte er für diese Aufgabe überdies seine Erfahrungen als Dichter und den engen persönlichen Kontakt, den er zu Lb PersonKnüpfer, Sebastian (1633–1676) Sebastian Knüpfer besaß.

Wie Peter Wollny gezeigt hat, etablierte sich seit 1663 eine regelmäßige Zusammenarbeit zwischen dem Diakon aus Halle und dem Leipziger Thomaskantor. Johann Gottfried Olearius schrieb so die madrigalischen Texte zu zwei Gelegenheitswerken, die am 6. Januar 1663 und am Neujahrstag 1664 in der Marktkirche zur Aufführung gebracht wurden.[43] Auch zur Orgelweihe im Februar 1664 steuerte Knüpfer die Musik bei, wie am Ende der im Orgelpredigtdruck enthaltenen Musicken=Anstallt vermerkt wird.[44] Die Librettotexte dieser drei Werke lassen erkennen, dass in verschiedenster Weise mit madrigalischen Dichtungen experimentiert wurde, indem jeweils andere, teils auch dialogisch angelegte Kantatenstrukturen erprobt wurden.

Die beiden Künstler agierten in unmittelbarer Nähe zu zwei anderen Hallenser Persönlichkeiten, die zur selben Zeit für die Kirchenmusik am Dom tätig waren. Für das Kirchenjahr 1663/64 hatte der Hofdichter des Adminstrators, Lb PersonHeidenreich, David Elias (1638–1688) Elias Heidenreich, einen ganzen LVD17 7:685917B Kantatenjahrgang verfasst, der von Lb PersonPohle, David (1624–1695) David Pohle vertont worden war. Die Kantatenlibretti besaßen einen neuartigen Formplan, bestehend aus zwei rahmenden Concerto-Teilen auf Bibeltexte, in deren Mitte eine Folge mehrerer Arien (auf madrigalische Dichtungen) positioniert war. Heidenreich begründete damit den Typus der Concerto-Aria-Kantate. Die direkte zeitliche Nähe dieser zweifellos aufsehenerregenden neuen Kantaten, die in den Hofgottesdiensten am Dom zu hören waren, zu den an den renommierten Knüpfer vergegebenen Kantaten, die an der Marktkirche dargeboten wurden, deutet auf die Atmosphäre eines künstlerischen Wettstreitens hin. Befördert wurde dieses produktive Klima dadurch, das sich in Halle in den Jahren bis 1680 Einflüsse des Leipziger Musiklebens mit denjenigen der Dresdner Hofkultur kreuzten. So lässt sich beobachten, dass das Team Knüpfer/Olearius zum Neujahrstag 1665 ebenfalls erstmals die formalen Charakteristika der Concerto-Aria-Kantate aufgriff.[45] Im Verlauf des Jahres 1665 bediente sich Knüpfer schließlich direkt bei den Textvorlagen des Heidenreich-Jahrgangs.[46]

Zuvor jedoch hatte er gemeinsam mit Olearius nach eigenständigen Lösungen für großformatige Kirchenmusik gesucht. Die Orgeleinweihung, die auch aus theologischer Sicht dazu einlud, eine monumentale Besetzung in Anlehnung an Psalm 150 zu Gehör zu bringen, stellte dabei eine besonders reizvolle Herausforderung dar. Leider hat sich die Musik nicht erhalten, so dass uns der Einblick in diese wichtigste Seite der Aufführungen fehlt. Aber die editorische Beschäftigung mit der Hallenser Orgelpredigt und ihrem Kontext ergibt doch gewisse Präzisierungen gegenüber dem bisherigen Wissensstand,[47] die nicht nur die enge Verflechtung theologischer und musikalischer Anliegen deutlich zur Anschauung bringen. Bemerkenswert erscheint auch, dass vor und nach der Predigt zwei separate Werke erklangen, die aller Wahrscheinlichkeit nach von ein- und demselben Künstlerteam geschaffen worden waren. Dass die zwei Musiken überdies dasselbe Thema des musikalischen Gotteslobes zum Gegenstand hatten, muss den Sinn für die Unterschiede in der Anlage der zwei Werke bei musikalisch interessierten Zuhörern besonders geschärft haben.

Die in Halle in den 1660-70er Jahren lokalisierbare musikalisch-theologische Auseinandersetzung mit Psalm 150 fand eine Fortsetzung, als 1667 auch die Domkirche eine neue Orgel erhielt. Für diesen Anlass entschied sich David Pohle – sicher im Einvernehmen mit dem zuständigen Lc PredigtautorOlearius, Johannes (1611–1684) Hofprediger und dem Administrator – für eine Vertonung von Psalm 150.[48] Diese Rückkehr zu dem an für sich älteren Typus der Psalmkonzerts hat Peter Wollny auch als einen wichtigen Zug in der kompositorischen Entwicklung Knüpfers herausgearbeitet:

Die mit den Heidenreich-Vertonungen um die Mitte der 1660er Jahre eingeführten stilistischen Neuerungen markieren allerdings nicht den Ziel- und Endpunkt von Knüpfers künstlerischen Ambitionen, denn die in seiner mittleren Schaffensphase vorherrschenden modischen Züge werden in seinen vermutlich in den 1670er Jahren entstandenen großbesetzten Psalm- und Choralkonzerten entscheidend modifiziert. Wir haben keinerlei Kenntnis von möglichen äußeren Zwängen für diese abermalige Umorientierung – etwa ein Einschreiten des Klerus gegen die ‚Weltlichkeit‘ der Concerto-Aria-Kantate -, daher sind wohl primär innere bzw. künstlerische Motivationen zu vermuten. Das auffälligste Merkmal dieser letzten Schaffensphase ist die Hinwendung zu Bibelwort und Choral verbunden mit dem völligen Verzicht auf freie poetische Textteile.[49]

Ein Werk Knüpfers, das diese Beobachtung bestens bestätigt, ist seine eigene Vertonung von Psalm 150.[50] Ein Jahr vor seinem Tod bei der Orgeleinweihung am 16. November 1675 in der Ulrichskirche aufgeführt, war dieses Psalmkonzert zu 23 Stimmen sein letzter großer Beitrag zu dem kirchenmusikalischen Laboratorium, das in Halle für eine Weile in Gang gehalten wurde. Äußere Zwänge zu diesem scheinbaren Rückschritt der Werkkonzeption lassen sich nach unserem Kenntnisstand nicht benennen. Der Kontext der Orgelpredigten zeigt stattdessen, wie gezielt die führenden Theologen der Stadt Position zur Indienstnahme der Musik im Gottesdienst bezogen. Gott mit allen musikalischen Mitteln zu loben, so wie es im Alten Testament vorgebildet erschien, war ihnen ein ernstzunehmendes Anliegen. Nachdem man in Halle Gelegenheit erhalten hatte, verschiedene Möglichkeiten der musikalischen Verarbeitung dieses Themas zu erproben, mag es einen Konsens darüber gegeben haben, dass die Vertonung der authentischen biblischen Textvorlage in großer Besetzung am besten mit den propagierten lutherischen Vorstellungen harmonierte. Möglicherweise wirkte die Idee der Anlehnung der kirchenmusikalischen Praxis an die jüdische Tempelmusik mit ihrem legendären Massenaufgebot an Mitwirkenden in ganz ähnlicher Weise auch im benachbarten Leipzig nach, wo es bislang nicht erklärt werden konnte, warum es seit 1670 zu einer beträchtlichen Aufstockung des Aufführungsapparates kam.[51]

Jhr Knechte Gottes: Der erste Teil der Einweihungsmusik

Wie üblich sah das Programm des Orgeleinweihungsgottesdienstes eine Musik vor und eine nach der Predigt vor. Für den ersten Teil hatte Johann Gottfried Olearius eine eigene Dichtung verfasst, die Psalm 150 paraphrasierend aufgreift und um weitere Motive der Predigt (Jubal) erweitert. Der Text besteht aus vier Abschnitten, die jeweils ein eigenes Metrum und Reimschema aufweisen. Die Anlage unterscheidet sich deutlich vom Typus der Concerto-Aria-Kantate mit ihren rahmenden Tutti-Abschnitten und den zentralen Soloarien, wie sie Elias Heidenreich soeben in seinen 1665 erschienenen, in Halle aber auch schon im Kirchenjahr 1663/64 aufgeführten LVD17 7:685917B Geistlichen Oden vorgegeben hatte.[52] Nach einem instrumentalen Vorspiel folgen hier sogleich drei solistische Vokalteile in einer sich sukzzesive steigernden Besetzung: Singen zunächst nur die drei tieferen Solosänger, wird deren Zahl im zweiten Teil auf fünf erhöht. Am dritten Abschnitt sind alle sechs Solisten beteiligt. Erst ganz am Ende wird auch noch die Capella nebst allen Instrumenten herangezogen, so dass das Werk durch den größt möglichen Gesamtklang beschlossen wird. Diesem Crescendo folgt auch der gestaffelte Einsatz der Instrumente. Eine zusätzliche Symphonia zwischen dem zweiten und dritten Teil gibt den Instrumenten besonders viel Raum. Sie erscheint wie eine Antwort auf die von den Sängern vorgebrachte Aufforderung Last die Seiten und die Pfeiffen klingen. Ob die Orgel im Abschnitt Der Orgeln Thon stärker hervortreten durfte, bleibt leider Spekulation.

Nicht restlos klären lässt sich die musikalische Autorschaft der vor der Predigt aufgeführten Musik. Für Knüpfer als Komponist scheint der folgende Grund zu sprechen: Zehn Jahre später führte man an der Marktkirche erneut ein groß besetztes Konzert auf, als die neuen Glocken am 6. Juli 1674 eingeweiht werden sollten. Diesmal lässt die wieder von Gottfried Olearius gehaltene Predigt keinen Zweifel an der Urheberschaft. Man figurierte einen Reim=weisen Text M. J. G. O. unter Herrn Sebastian Knüpfers/ Leipz. Direct. Mus. composition, à 12 Instrument. 6 Voc. Conc. & Cap.[53]

Dieser Text nun ist eine Umarbeitung der Vorlage der Orgelweihmusik. Viele Abschnitte sind identisch; an einigen Stellen zog die Notwendigkeit, den Text an das Thema der Glocke anzupassen, zwar Änderungen nach sich, doch blieb die gesamte Struktur mit einer Ausnahme – zwei zusätzlichen Zeilen in der abschließenden Tuttisektion – unangetastet.

Orgelpredigt 1664Glockenpredigt 1674
[1.]
Jhr Knechte Gottes die Jhr hier/Jhr Christen die ihr früh und spät
Zu seinem Lob mit heil'ger Zier/Durch Glocken zu der Heil’gen Stät
Jn stetem Dienste sollet stehen/Geruffen/ pfleget hin zu gehen/
Auff/ schicket euch zu seinem Ruhm/Kommt/ stellt euch ietzt im Heiligthum/
Jhr solt in seinem HeilgthumbJhr sollt/ zu Gottes Preiß und Ruhm/
Die Lobes=Lieder ietzt erhöhen. Die Lobes=Psalmen neu erhöhen!
Hier last uns in Jhm frölich seyn/Heut last in Gott uns frölich seyn/
So wird sein heller Gnadenschein Der seinen hellen Gnaden=Schein
Mit hellem Glantze uns auffgehen. Bißhero über uns läst stehen.
[2.]
Last die Seiten und die Pfeiffen klingen/Last die Seiten und die Pfeiffen klingen/
Mund und Stimmen frölich darein singen/ Mund und Stimmen frölich darein singen/
Daß es in dem Himmel schalle/Daß es in dem Himmel schalle/
Und dem Schöpffer wohlgefalle. Und dem Schöpffer wohlgefalle.
[3.]
Der Orgeln Thon/ den Jubals Kunst erzielt/Auch/ wann der Hall der Glocken klingt und tont/
Wird Gott allein zu Ehren/Erschallt er/ Gott zu Ehren/
Und unsre Andachts-Gluth erfreulich zu vermehren/Und unser Hertz zu ihm/ und seinem Haus zu kehren/
Zum Gottesdienst gespielt. Da seine Ehre wohnt.
[4.]
Lobet/ rühmet/ last uns singen/Nun/ so lasset alles klingen/
Und die Orgeln lieblich klingen/Und dem Höchsten Ehre bringen/
Stimmet Halleluja an/
Frölich singe/ wer nur kan/
Preiset Gottes Gütigkeit/Preißet seine Gütigkeit/
Bittet daß Er allezeit/Bittet/ daß er allezeit
Fried und Ruhe geb von oben: Fried und Seegen geb‘ von Oben/
Gog und Magogs GrausamkeitKrieges Noth und andre Pein
Wende Er und alles Leid/Laß' von unsern Gräntzen seyn/
Daß wir hier und dort Jhn loben/ Amen! Daß wir hier und dort ihn loben. Amen!

Identische Angaben werden zur Besetzung der Orgel- und der Glockenweihmusik gemacht. In beiden Fällen waren zwölf Instrumente, 6 Vokalisten und die Capella beteiligt. Dass Knüpffer nicht erst zur Glockenweihe, sondern auch schon zur vorherigen Orgelweihe die Musik zu diesem Text geliefert hatte, liegt also nahe; zwingend ist es selbstverständlich nicht. Einerseits ist nicht auszuschließen, dass 1664 ein anderer, weniger berühmter und daher nicht im Druck benannter Komponist die Orgelkantate vertont hatte. Andererseits könnte die Bearbeitung des Textes der Orgelweihkantate, die an zahlreichen Stellen eine Suche nach besseren stilistischen Lösungen erkennen lässt, sehr gut auch mit einer Revision der Musik einhergegangen sein, die zehn Jahre später zu einer neuen Fassung führte. Entscheiden lassen sich diese Fragen leider bislang nicht.

Lob= und DanckLied: Der zweite Teil der Einweihungsmusik

Der zweite musikalische Programmpunkt wird im Predigtdruck mit folgenden Worten eingeführt: Nach geendigter Predigt Ward nachfolgendes Lob= und DanckLied M[agistri] J[ohann] G[ottfried] O[learii] gemacht.[54] Da der daran anschließende Text aus Psalmversen besteht, die keines eigenen Dichters bedürfen, hat Walter Serauky vermutet, dass Olearius hier die Musik gemacht habe.[55] Eine so ambitionierte Tätigkeit als Komponist freilich erscheint für den jungen Theologen, der zwar als Dichter bekannt war und als versierter Musiker auch einige seiner Liedtexte vertont hatte, wenig plausibel, zumal unter dem gesamten Ablaufplan der musikalische Autor genannt wird: Harmoniae Autore Dn. Seb. Knüpfero Dir[ectore] Mus[ices] Lips[iense].[56] Es gibt darüber hinaus noch ein weiteres Indiz für die Zuschreibung der Musik an Knüpfer.

Bereits Serauky ist aufgefallen, dass ein Teil der zweiten Sektion, das Concert Gelobet sey der Herr, aus einem Noteninventar als Komposition Knüpfers bekannt ist.[57] Bemerkt hat er auch, dass dieses Concert am 17. August 1665 beim Festgottesdienst zum hundertjährigen Bestehen des Hallenser Gymnasiums erneut aufgeführt wurde.[58] Was ihm jedoch entging, ist der Umstand, dass der gesamte zweite, nach der Predigt aufgeführte Teil der Orgeleinweihungsmusik hier erneut als Text angeführt ist.[59] Im originalen Druck der Festschrift zum Schuljubiläum findet sich hierzu folgende Überschrift :Drauff nachfolgendes Lob= und Danck=Lied/ à 21. Voc. 2. Clarin. mit Paucken/ 2. Violin. 4. Violae. 3. Trombon.[60] Dies entspricht exakt der Angabe der obligaten Instrumentalbesetzung des 1664 bei der Orgeleinweihung aufgeführten Werks, dessen Sonata à 11. Instr. 6. Viol. 2. Clarin. 3 Trombon[61] gesetzt war; die Pauken kamen dann im Abschnitt Singet frölich Gott der unsre Stärcke ist hinzu.[62] Gleich formuliert ist auch der Gattungstitel Lob- und Danklied.

Daraus lässt sich der Schluss ziehen, dass es sich nicht um eine zufällige Anordnung mehrerer kleiner Psalmkonzerte handelt, sondern dass bewusst ein mehrsätziger Zyklus geschaffen wurde. Eingeleitet von einem Instrumentalvorspiel, erklang ein Capella-Teil, das auch separat überlieferte Gelobet sey der Herr, der ritornellartig erstmals zwischen den zwei solistisch besetzten Vokalabschnitten und dann nochmals am Ende des gesamten Werks wiederholt wurde. Für die gesamte Vertonung, so lässt sich hier sehr entschieden vermuten, war Sebastian Knüpfer als Komponist verantwortlich. Die Zusammenstellung passender Psalmtexte und das Arrangement der einzelnen Teile hingegen scheint auf Johann Gottfried Olearius zurückzugehen – dies zumindest würde seine Nennung als Autor erklären. Es wäre demnach ein interessanter Beleg für ein aktives Mitgestalten der musikalischen Bestandteile des Gottesdienstes seitens eines an den Feierlichkeiten beteiligten Theologen. Als Resultat entstand ein mehrteiliges Konzert mit einer großformatigen Ritornellstruktur, das auf Vorbilder Lb PersonRosenmüller, Johann (1617–1684) Johann Rosenmüllers aus dessen Dresdner Zeit zurückgeleitet werden kann und wie es für Knüpfers kompositorische Tätigkeit in dieser Zeit charakteristisch erscheint.[63]

Beschreibung des Drucks

Die vorliegende Edition basiert auf dem Exemplar der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, das auch digital verfügbar ist. Der Druck im Quartformat umfasst drei Bögen mit der Signaturformel A-C. Die 24 bedruckten Seiten sind unpaginiert. Der Druck besitzt auf den Blättern mit den Bogensignaturen A2v-C3r die Kolumnentitel Christliche (gerade Seiten) und Orgelweyhe (ungerade Seiten). Sie werden in der Edition nicht abgebildet. Olearius verwendet weder Anmerkungen noch Marginalien. Bibelstellen und die wenigen erwähnten Quellen werden im Haupttext selbst angegeben. Dies wird in der Edition beibehalten.

Der vergleichsweise kurze Druck besitzt folgende Untergliederung:

  • [Titelblatt] A1r
  • [Widmung] A1v
  • Vorbereitung A2r-A2v
  • Textus A3r
  • Eingang A3r-A4v
  • Abhandlung A4v
  • I. Was den Verstand dieser Wort anreicht: A4v
  • [1.] Actum was wir thun sollen/ A4v-B1r
  • 2. Obiectum, wen wir loben sollen? B1r-B1v
  • 3. Medium das Mittel/ wormit und wie wir den Herrn loben sollen/ B1v-B2r
  • II. [Porismata] B2r
  • [1.] Medium divinitus datum & commendatum, B2r-B3r
  • 2. Medium fidelibus gratum & usitatum, B3r-B4r
  • 3. Medium cultui aptum & accomodatum, B4r-B4v
  • III. [Nutzen und Mißbrauch] B4v-C1r
  • [Einweihungsgebet] C1r-C2r
  • Musicken=Anstallt. C2r-C3r
  • Disposition I. Des neuen kleinen Orgelwercks C3v
  • II. Des großen Orgelwercks C3v-C4v

Lucinde Braun

Einzelanmerkungen

  1. Auf diesem Portal werden drei gedruckte Orgelpredigten aus Danzig ediert: Christliche Orgel-Predigt (Danzig s.a.); Die Billige Orgel-Freude (Danzig 1739); Von der weisen und treuen Hand Gottes (Danzig 1761). Außerdem ist die Edition einer handschriftlich überlieferten Predigt in Vorbereitung.
  2. Vgl. Braun, Orgelpredigt (2014), S. 30-32, sowie ausführlicher in der Einführung zu Senffs La OrgelpredigtPredigt bey der Einweihung der neuerbaueten Orgel (Halle 1784) M Orgelpredigt.
  3. Vgl. Serauky, Musikgeschichte der Stadt Halle 2/1 (1939-1940), S. 315f.
  4. Vgl. Serauky, Musikgeschichte der Stadt Halle 2/1 (1939-1940), S. 491.
  5. Vgl. Serauky, Musikgeschichte der Stadt Halle 2/1 (1939-1940), S. 488-491.
  6. Serauky, Musikgeschichte der Stadt Halle 2/1 (1939-1940), S. 488-491. Es handelte sich um eine zweiteilige Kantate des Organisten Lb PersonKirchhoff, Gottfried (1685–1746) Gottfried Kirchhoff, die vor und nach der Predigt aufgeführt wurde; das Orchester bildeten die Stadtpfeifer und Mitglieder des studentischen Collegium musicum.
  7. Zur Rolle der Familie Olearius für das kirchliche und kulturelle Leben der Stadt zwischen 1581 und dem Ende der 1680er Jahre siehe die Beiträge in dem Ausstellungskatalog: Die Gelehrten der Familie Olearius (2020); vgl. besonders auch Dremel, Familie Olearius und die Musik (2020).
  8. Vgl. die Widmung an den Vater in Musica Christiana (Leipzig 1615), S. 6-18, sowie den langen Rechenschaftsbericht über die Musikpflege des Großvaters und Vaters, Mithob, Psalmodia Christiana (1665), S. 45-54.
  9. Olearius, Renovalia Calliopes (1597).
  10. Ein noch deutlicherer Bezug zwischen dem Gröninger Orgelbau und einer sich anschließenden Orgeleinweihung besteht in Lb PersonVogeler, Andreas (vor 1604 – nach 1611) Andreas Vogelers ähnlicher Lobdichtung aus dem Jahr 1604 auf die Ld OrgelKroppenstedt, Compenius-Orgel 1613 Compenius-Orgel in Le Geographicumf Ort: Kroppenstedt Kroppenstedt, vgl. LVD17 35:716335A Encomium Musices Scriptum In Laudem Praeclarissimi Operis Organici (Königsberg 1604).
  11. Vgl. Braun, Syntagma musicum (2019).
  12. Vgl. Serauky, Musikgeschichte der Stadt Halle 2/1 (1939-1940), S. 287-290.
  13. Olearius, Nach Wiederholter Erneuerung des Berühmten und Kunstreichen Orgelwerks (1655). In Forschungen zur Musikgeschichte Halles scheint dieser Druck bisher nicht bemerkt worden zu sein, vgl. als neueste Darstellung Dremel, Familie Olearius und die Musik (2020), bes. S. 69-73. Das einzige Exemplar befindet sich in Halle (Saale), Marienbibliothek, D-HAmk. Für die Übersendung eines Scans sei Anke Fiebiger herzlich Dank ausgesprochen.
  14. Vgl. Olearius, Halygraphia (1667), S. 333-336.
  15. Siehe zum Beispiel Ahrens, Festschmaus (2002).
  16. Vgl. zum konfessionellen Kontext der Orgelpredigten von Lc PredigtautorLang, Johannes (1552–1609) Johannes Lang, Lc PredigtautorAnwander, Georg (ca. 1559 – 1622) Georg Anwander, Lc PredigtautorTheodoricus, Hieronymus (1562–1634) Hieronymus Theodoricus, Lc PredigtautorDieterich, Conrad (1575–1639) Conrad Dieterich, sowie auch von Lc PredigtautorPolantus, Nicolaus (1559–1612) Nicolaus Polantus in Le Geographicumf Ort: Meißen Meißen die Einführungen zu folgenden Editionen auf diesem Portal: Christliche Predigt (Tübingen 1602); Christliche Predigt (Tübingen 1606); Corona Templi (Nürnberg 1621); Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624); Musica instrumentalis (Meißen 1605).
  17. Vgl. etwa seine Schrift LVD16 O 658 Wider den Caluinischen Grewel der Verwüstung/ Jn des Fürstenthumb Anhalts Kirchen (Halle/Magdeburg 1597). Siehe auch Albrecht-Birkner / Sträter, Die Theologen der Familie Olearius (2020), S. 27f.
  18. Olearius, Halygraphia (1667), S. 373. Olearius zitiert hier übrigens seinen Kollegen, den Pfarrer der Moritz-Kirche, Lb PersonSchubart, Andreas Christoph (1629–1689) Andreas Christoph Schubart, der wenige Jahre zuvor einen Abriss der Geschichte seiner Kirche publiziert hatte, vgl. Schubart, Chalcoscopia Hieroglyphico-Anagogica (1662), E3r.
  19. Vgl. zu den Einweihungspredigten beim Wiederaufbau in Le Geographicumf Ort: Oelsnitz (Vogtland) Oelsnitz und Le Geographicumf Ort: Stolpen Stolpen die Einführungen zu folgenden Predigten auf diesem Portal: Organorum Et Nundinarum Consecratio (Hof 1651); Stolpenische Ehren-Crone (Dresden 1652). Siehe zu dem tiefgreifenden Einschnitt, den der Krieg im Leben der Stadt Halle gleichwohl bewirkte, Koch, Der Dreißigjährige Krieg in der halleschen Musikkultur (2009).
  20. Vgl. die für das Land modellhafte Kirch- und Orgelweihpredigt des Kurfürstlichen Hofpredigers Lc PredigtautorWeller, Jacob (1602–1664) Jakob Weller: Des Friedens=Tempels Edler Bau (Dresden 1650).
  21. Olearius, Verneuerter Predigstul (1645). Für die Überlassung des online noch nicht verfügbaren Digitalisats des Drucks danken wir Frau Anne Herter, Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt. Vgl. auch Olearius, Halygraphia (1667), S. 429.
  22. Olearius, Verneuerter Predigstul (1645), A3v-A4r.
  23. Vgl. Näheres auf diesem Portal in den Einführungen zu folgenden Orgelpredigten: Organorum Et Nundinarum Consecratio (Hof 1651); Stolpenische Ehren-Crone (Dresden 1652).
  24. Olearius, Verneuerter Predigstul (1645), D2v.
  25. Vgl. hierzu die folgenden Orgelpredigten: Kostbare Bosische Orgel (Zwickau 1647); Längst=gewüntzschte Mittweidische Orgel=Freude (Dresden 1648); Stolpenische Ehren-Crone (Dresden 1652); Organologismos (Dresden 1651).
  26. Vgl. Olearius, Halygraphia (1667), S. 420f., 423.
  27. Vgl. Olearius, Halygraphia (1667), S. 437-439.
  28. Vgl. Wollny, Stilwandel in der protestantischen Figuralmusik (2016), S. 274.
  29. Vgl. den Nachdruck der Verordnung in Erneuertes Hundertjähriges Denkmahl (1755), S. 118-128.
  30. Olearius, Iubilum Davidico Christianum (1655); Nachdruck in Erneuertes Hundertjähriges Denkmahl (1755), S. 129-160.
  31. Vgl. Serauky, Musikgeschichte der Stadt Halle 2/1 (1939-1940), S. 287-290.
  32. Olearius, Nach Wiederholter Erneuerung des Berühmten und Kunstreichen Orgelwerks (1655), B3r. Die Disposition, die hier folgt, dürfte Gottfried Olearius als Vorlage gedient haben. Die Angaben in der Orgelpredigt weisen nur geringfügige Abweichungen auf, die in unserer Edition im Kommentar beschrieben sind, vgl. Encoenia HierOrganica (Halle 1664), C3v-C4v.
  33. Vgl. Schubart, Chalcoscopia Hieroglyphico-Anagogica (1662); Olearius, Geistlicher Denck- Danck- und Bet-Altar (1662). Vgl. auch Serauky, Musikgeschichte der Stadt Halle 2/1 (1939-1940), S. 280.
  34. Encoenia HierOrganica (Halle 1664), A4r.
  35. Vgl. Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624), S. 24-27; Musica ecclesiastica (Stettin 1628), F4v-G1r.
  36. Ein Jahr später erschien dann auch Lb PersonMithob, Hector (vor 1643 – nach 1680) Hector Mithobius‘ detaillierte Beschreibung der Orgeleinweihung in Le Geographicumf Ort: Otterndorf Otterndorf, die 1662 stattgefunden hatte, vgl. Christliche Orgel=Predigt (Jena 1665).
  37. Olearius, Verneuerter Predigstul (1645), D2r.
  38. Vgl. Olearius, Halygraphia (1667), S. 434.
  39. Vgl. Serauky, Musikgeschichte der Stadt Halle 2/1 (1939-1940), S. 291.
  40. Vgl. Serauky, Musikgeschichte der Stadt Halle 2/1 (1939-1940), S. 292.
  41. Vgl. die Darstellung in Serauky, Musikgeschichte der Stadt Halle 2/1 (1939-1940), S. 291-296.
  42. Serauky, Musikgeschichte der Stadt Halle 2/1 (1939-1940), S. 291-294.
  43. Überliefert sind von diesen Werken nur die Textdrucke, die Wollny in der Marienbibliothek Halle entdeckt hat, vgl. Wollny, Stilwandel in der protestantischen Figuralmusik (2016), S. 291, Anm. 82. Die genauen bibliographischen Angaben werden hier nicht genannt.
  44. Encoenia HierOrganica (Halle 1664), C3r.
  45. Vgl. Wollny, Stilwandel in der protestantischen Figuralmusik (2016), S. 291f.
  46. Vgl. Wollny, Stilwandel in der protestantischen Figuralmusik (2016), S. 308-310; Michael Maul, Art. Knüpfer, Sebastian, Würdigung, in: MGG Online, hrsg. von Laurenz Lütteken, Kassel, Stuttgart, New York 2016ff., veröffentlicht November 2016, https://www.mgg-online.com/mgg/stable/372632
  47. Der zusammenfassende Beitrag etwa, den Arno Paduch zu Knüpfer und seinen Beziehungen zu Halle verfasst hat, vgl. Paduch, Sebastian Knüpfer und Halle (2005), geht nicht über die Fakten hinaus, die bereits Serauky aus den Quellen ermittelt hatte.
  48. Siehe dazu ausführlich die Einführung in die Edition von Johannes Olearius’ Orgelpredigt: Das fröliche Hallelujah (Halle 1667).
  49. Wollny, Stilwandel in der protestantischen Figuralmusik (2016), S. 311.
  50. Auch dieses Werk hat sich nicht erhalten, ist aber noch in Schelles Musikalienverzeichnis belegt, vgl. Serauky, Musikgeschichte der Stadt Halle 2/1 (1939-1940), S. 316; Wollny, Stilwandel in der protestantischen Figuralmusik (2016), S. 151.
  51. Vgl. Wollny, Stilwandel in der protestantischen Figuralmusik (2016) , S. 311.
  52. Vgl. Wollny, Stilwandel in der protestantischen Figuralmusik (2016), S. 291.
  53. Olearius, Glocken-Predigten (1675), J2v.
  54. Encoenia HierOrganica (Halle 1664), C2v.
  55. Vgl. Serauky, Musikgeschichte der Stadt Halle 2/1 (1939-1940), S. 297, 299.
  56. Encoenia HierOrganica (Halle 1664), C3r.
  57. Vgl. Serauky, Musikgeschichte der Stadt Halle 2/1 (1939-1940), S. 299.
  58. Vgl. Serauky, Musikgeschichte der Stadt Halle 2/1 (1939-1940), S. 359.
  59. Vgl. Serauky, Musikgeschichte der Stadt Halle 2/1 (1939-1940), S. 358, wo der komplette Text nach der originalen Quelle mitgeteilt wird.
  60. Olearius, Christliche Schuel-Freude (1666), S. 6.
  61. Encoenia HierOrganica (Halle 1664), C2v.
  62. Vgl. Encoenia HierOrganica (Halle 1664), C3r.
  63. Vgl. allgemein zu Rosenmüllers Umsetzung italienischer kompositorischer Prinzipien, Wollny, Stilwandel in der protestantischen Figuralmusik (2016), S. 188-201, sowie zu zwei vergleichbar konzipierten Danck-Psalmen Knüpfers ebd., S. 211-215.

Exemplare

Berlin, Bibliothek der Stiftung Deutsches Historisches Museum (D-Bdhim): R 53/545

Dieses Exemplar wurde nicht eingesehen. Es ist über den Karlsruher Virtuellen Katalog erschlossen.

Halle (Saale), Marienbibliothek (D-HAmk): C IV. 2289 [Kopie] okt

Dieses Exemplar wurde nicht eingesehen. Es ist nachgewiesen im OPAC der Marienbibliothek Halle.[1]

Halle (Saale), Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt (D-HAu): Pon Ye 3146 (4)

urn:nbn:de:gbv:3:1-72573

Das Exemplar der Orgelpredigt, das sich in der Saxonica-Sammlung Lb PersonPonickau, Johann August von (1718–1802) Johann August von Ponickaus erhalten hat, liegt digitalisiert vor und dient als Quelle für die Edition des Werks.[2] Im Gegensatz zu den sonst meist einzeln eingebundenen Kasualdrucken dieser Sammlung ist die Orgelpredigt hier Teil eines Sammelbandes mit verschiedenen Werken, die einen lokalen Bezug zu Halle aufweisen. Der Band konnte zum Zeitpunkt der durchgeführten Bibliotheksreise im Jahr 2018 leider nicht eingesehen werden, da er sich auf einer Ausstellung befand. Einen Eindruck vom Inhalt des Bandes vermittelt jedoch das handschriftliche Inhaltsverzeichnis auf einem Vorsatzblatt, das zehn Titel auflistet.[3] Zu dem Band gehören auch die kurz darauf entstandene La OrgelpredigtDas fröliche Hallelujah (Halle 1667) M Orgelpredigt des Lc PredigtautorOlearius, Johannes (1611–1684) Johannes Olearius sowie die zwei Lr QuellenOlearius, Glocken-Predigten (1675) M Glockenpredigten von Gottfried und seinem Sohn Lb PersonOlearius, Johann Gottfried (1635–1711) Johann Gottfried Olearius.

Die Provenienz des Drucks erschließt das Exlibris auf der Innenseite des vorderen Bucheinbands. Es enthält den aus Lb PersonHoratius Flaccus, Quintus (65 – 8 v. Chr.) Horaz stammenden Sinnspruch Laborum dulce Lenimen Horat (der Mühen süße Linderung), der auf die Laute gemünzt ist.[4]

Das Digitalisat der Orgelpredigt lässt keine Leserspuren erkennen.

Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek (D-W): L 695.4° Helmst. (14)

Das Exemplar ist Teil eines alten Pergamentbandes aus dem Bestand der ehemaligen Universitätsbibliothek Le Geographicumf Ort: Helmstedt Helmstedt, der insgesamt vierzehn sächsische theologische Werke der Jahre 1662-1667 zu unterschiedlichen Themen enthält. Es dominieren konfesssionelle Auseinandersetzungen mit dem Calvinismus. Die Orgelpredigt stellt in diesem Kontext die einzige Einweihungspredgt dar. Diagonale Doppelstriche am Rande zeugen von einer aufmerksamen Lektüre.

Lucinde Braun

Einzelanmerkungen

  1. Vgl. https://lhhal.gbv.de/DB=11/XMLPRS=N/PPN?PPN=191351059
  2. Vgl. zur Bedeutung dieser Sammlung für den Erhalt sächsischer Orgelpredigtdrucke, Braun, Orgelpredigtdrucke in Regensburger Bibliotheken (2019), S. 241f.
  3. Siehe Digitalisat: urn:nbn:de:gbv:3:1-70003
  4. Vgl. Kudla, Lateinische Zitate (2001), S. 23.

Letzte Änderung dieses Dokuments am 9. Januar 2023.

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