Icon

Orgelpredigt

Start → Predigten → Lang, Johannes: Christliche Predigt (Tübingen 1602) → Volltext

a Lang, Johannes: Christliche Predigt (Tübingen 1602)

Digitalisate

Folgende Digitalisate stehen zur Verfügung:

Schlagworte

Folgende Begriffe sind innerhalb dieses Textes ausgezeichnet:

e Geographica (6)

y Bibelstellen (24)

  • 1 Korinther 14
  • 1 Korinther 14,26
  • 1 Samuel 16
  • 2 Könige 3,15
  • Epheser 5,18–19
  • Jesaja 6,3
  • Jesus Sirach 39,15
  • Jesus Sirach 39,35
  • Jesus Sirach 40,20
  • Jesus Sirach 43,30
  • Josua 6,1–21
  • Kolosser 3,16
  • Lukas 2,14
  • Matthäus 3,15
  • Matthäus 5,16
  • Numeri 10,1–10
  • Numeri 29,1
  • Offenbarung
  • Psalmen 147,1
  • Psalmen 147,12
  • Psalmen 148,11–13
  • Psalmen 150
  • Psalmen 150,3–6
  • Psalmen 98,5

[Bl. 1r]

Christliche Predigt/ | Von dem rechten Christ-|lichen Gebrauch der Music, vnd der Org-|len/ bey der wahren Christlichen | Kirchen:

Auff den 25. Sonntag nach Trinitatis/ | Anno 1599. | Zu Le Geographicumf Ort: Memmingen Memmingen in der Le Geographicumg Gebäude: Memmingen, St. Martin Pfarrkirchen/ zu | S. Martin/ nach dem in derselben ein | new Ld OrgelMemmingen St. Martin, Sartorius-Orgel 1598/1599 Orgel zugerichtet vnd probiert | worden/ | Gehalten durch | M. Lc PredigtautorLang, Johannes (1552–1609) Johannem Langen/ Pfarrern | daselbst.

Tübingen/ | Getruckt bey Lb PersonGruppenbach, Georg (nach 1571 – 1606) Georgen Gruppenbach/ | Anno M D CII.

[Bl. 1v] [vakat]

[S. 1] Christliche Predig/ von | den Orgeln/ vnd der gantzen Musica Vo-|cali & Instrumentali, nach vorlesung des | W W KorrekturOriginal: ltestenletsten Psalmen Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) Dauids/ gehalten in der Le Geographicumg Gebäude: Memmingen, St. Martin Pfarr-|kirchen zu Memmingen.

Der 150. Psalm Dauids.

Ly BibelstellePsalmen 150 Lobet den Herrn in seinem Heilgthumb:
Lobet jhn in der Veste seiner Macht.
Lobet jhn in seinen Thaten: Lobet jhn[ ]in seiner grossen Herrligkeit.
Lobet jhn mit Posaunen: Lobet jhn mit Psaltern vnd Harpffen.
Lobet jhn mit Paucken vnd Reygen:
Lobet jhn mit Seiten vnd Pfeiffen.
Lobet jhn mit hellen Cymbaln.
Lobet jhn mit wolklingenden Cymbaln.
Alles was Othem hat/ lobe den Herren.
Halleluia.

Außlegung.

Daß/ geliebte im Herrn/ an statt des heutigen Sonntäglichen Euangelij/ dieser Psalm vorgelesen worden/ ist nicht ohn sonderbare Vrsach geschehen/ aber doch gleichwol nicht [S. 2] der Meinung/ daß eben dieser Psalm für dißmal von Wort zu Wort soll erkläret werden/ sondern nach dem durch gnädige Schickung Gottes/ vnd durch günstiges Bewilligen vnd zuthun vnserer von Gott für gesetzten Christlichen Obrigkeit/ zu Lob vnd Preiß des Allerheiligsten Namens Gottes/ vnd zu mehrer Vbung des offentlichen wahren Gottesdiensts/ nach dem Exempel vieler/ ja fast aller anderer namhafften Euangelischen Kirchen/ in dieser vnserer schönen Le Geographicumg Gebäude: Memmingen, St. Martin Pfarrkirchen ein herrliches wollauttendes Ld OrgelMemmingen St. Martin, Sartorius-Orgel 1598/1599 Orgelwerck ist zugerichtet/ vnd nunmehr vollendet/ darzu auch beschlagen/ probiert/ bewehrt/ vnd herrlich gut erfunden worden: Vnd aber (als wie es mit einem jeden newen Werck/ sonderlich in vnd bey der Kirchen/ pfleget zugeschehen) viel vnd mancherley/ vnd dieselbige zwar mehrer theils seltzame verkehrte Urtheil von solchem Werck fallen/ vnd von den Leuten gehört werden:[1] Deßwegen ich dann vor dieser zeit mich mit wolbedachtem Sinn vnd Mut offentlich auff dieser Cantzel hab vernemen lassen/ daß ich/ so es Gott geliebe/ zu seiner zeit/ wann solches Werck verfertiget werde/ von demselben/ notwendigen gründtlichen vnd Christlichen Bericht thun wölle: Vnd ich demnach solchem meinem versprechen statt vnd gnug zuthun schuldig vnd verbunden bin: So soll dasselbige/ vermittelst Göttlicher Gnaden/ für diese Predigt also vnd der gestalt geschehen/ daß ein jeder Christenmensch/ der solchen Bericht ohne Vorurtheil mit fleiß höret/ auß demselben erkennen soll/ was er von solchem Orgelwerck halten/ mit was Augen er dasselbige anschawen/ mit was Ohren er es hören/ vnd was er auch sonsten sich darbey erinnern solle.

Darzu dann fast dienstlich sein würdt/ wann wir die fürnemeste Vrsachen/ vmb welcher wir solches Ld OrgelMemmingen St. Martin, Sartorius-Orgel 1598/1599 Orgelwerck vns nicht zuwider/ sondern angenem vnd gefällig sein lassen/ vnd desselbigen recht vnd Christenlich gebrauchen sollen/ von vnd [S. 3] ab dem Werck selber/ wie es da für Augen stehet/ werden vernemen/ In massen dieselbige an solchem Werck meisten theils nicht allein durch Gemählde vorgebildet/ sondern auch mit außtruckenlichen auß der heiligen Schrifft hergenommen/ zum theil Lateinischen/ zum theil Teutschen Worten vnd Sprüchen begriffen seind. Vnd ist also in der Warheit nichts vergebenlichs daran geschrieben vnd gemahlet/ sondern es hat ein jedes seine sonderbare Vrsach vnd Bedeutung. Vnd ist alles zumal dahin gerichtet/ daß die Fürtreffligkeit vnd Nutzbarkeit/ wie auch der rechte Christliche Gebrauch solches Wercks / erkennet/ betrachtet/ vnd gerhümet werde:

1. Lob vnd Preiß Gottes. Lr QuellenSupplication der Kirchendiener Memmingen (1598) M Daß es nämlich zum allerersten vnd am allermeisten solle dienen zum Lob vnd Preiß Gottes des Allerhöchsten vnd Hochgelobten/ als zu welchem Lob wir Menschen nicht allein anfänglich erschaffen/ sondern auch durch den Sohn Gottes thewer erkaufft vnd erworben seind. Vnd werden auch von Gott dem heiligen Geist/ durch sein heiliges Wort vielfältig vnd ernstlich darzu vermahnet. Sonderlich aber geschicht dasselbige durch den König vnd Propheten Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) Dauid/ nicht allein in dem jetzt verleßnen letsten/ sondern auch in andern vielen seiner Psalmen.[2] Wie dann oben an den zweyen höheren Kästen[3] vnserer Ld OrgelMemmingen St. Martin, Sartorius-Orgel 1598/1599 Orgel/ in welchen die gröste Pfeiffen stehen/ auß dem 147. Psalmen geschrieben stehet:

Psalm. 147. Ly BibelstellePsalmen 147,12 Lavda Iervsalem Dominvm:
Lavda Devm tvvm Zion.

Das ist:
Preise Jerusalem den Herrn:
Lobe Zion deinen Gott.

Da dann durch Le Geographicumf Ort: Jerusalem Jerusalem vnd Le Geographicumg Gebäude: Zion Zion/ nicht nur die eusserliche Statt Jerusalem vnd der Berge oder die Burge Zion [S. 4] zuuerstehen ist/ sondern nach Prophetischer Art vnd Weise/ die gantze wahre Kirche Gottes/ beedes des Alten vnd des Newen Testaments. Dieselbige würdt mit denen worten vermahnet/ daß sie den Herrn/ den einzigen wahren Gott/ als jhren gnädigen Gott vnd trewen Heyland/ loben vnd preisen solle.

Psal. 147. Von welchem Lobe Gottes auch zu anfang des gemeldten Psalmens geschrieben stehet: Ly BibelstellePsalmen 147,1 Lobet den Herrn: Denn vnsern Gott loben/ das ist ein köstlich ding: solches Lob ist lieblich vnd schön.

Psal. 148 Vnd in dem nechstuolgenden 148. Psalmen spricht der Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) Königliche Prophet: Ly BibelstellePsalmen 148,11–13 Jhr Könige auff Erden/ vnd alle Leute: Jhr Fürsten/ vnd alle Richter auff Erden: Jhr Jünglinge vnd Jungfrawen/ die Alten mit den Jungen/ sollen loben den Namen des Herrn. Denn sein Name allein ist hoch: Sein Lob gehet/ so weit Himmel vnd Erden ist.

Sir 40. Dadrumb schreibet auch der weise Lb PersonSirach, Jesus (180 – 175 v. Chr.) Syrach in seinem 40. oder (wie andere setzen) zu ende des 39. Capitels[4]: Ly BibelstelleJesus Sirach 39,35 Singet löblich/ vnd lobet den Herrn in allen seinen Wercken/ preiset seinen Namen herrlich. Vnd im 43. Capitel: Ly BibelstelleJesus Sirach 43,30 Lobet vnd preiset den Herrn/ so hoch jhr vermöget. Er ist noch höher. Preiset jhn auß allen kräfften/ vnd lasset nicht ab: Noch werdet jhr es nicht erreichen. Mit welchen worten wir ermahnet werden/ daß wir den Herrn vnsern Gott mit allen denen kräfften/ die er vns gegeben/ vnd auff alle die weise/ darzu er selber vns tüchtig gemacht hat/ loben vnd preisen sollen.

Gebrauch der Musicalischen Jnstrumenten/ zum Lobe Gottes. Daß aber dasselbige nicht allein mit lebendiger Stimme vnd mündtlichem Gesang / sondern auch mit allerley Musicalischen Jnstrumenten (wo man dieselbige haben mag: welches zwar nicht allenthalben sein kan) geschehen möge vnd solle/ das bringen mit sich die außtruckenliche wort des verleßnen Ly BibelstellePsalmen 150 letsten [S. 5] Psalmens/ deren ettliche vnter dem grossen Ld OrgelMemmingen St. Martin, Sartorius-Orgel 1598/1599 Orgelwerck mit grossen Buchstaben geschrieben seind/ also lauttend:

Psalm. 150. Ly BibelstellePsalmen 150,3–6 Lobet den Herrn mit Posaunen:
Lobet jhn mit Psaltern vnd Harpffen:
Lobet jhn mit Seiten vnd Pfeiffen:
Lobet jhn mit wolklingenden Cymbaln:
Alles was Othem hat/ lobe den Herrn.

Hiemit stimmet auch vberein/ das oben an dem mitlen Kasten vnserer Orgel/ vnter des Lk Kunstwerkunbekannt: König David mit der Harfe (1599) Königs Dauids Bildnus/ auß seinem 98. Psalmen geschrieben stehet:

Psalm. 98. Ly BibelstellePsalmen 98,5 Laudate dominvm in cythara, et in voce tubae.
Das ist:
Lobet den Herrn mit Harpffen vnd Posaunen.

Daß aber diß nicht allein des Königs Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) Dauids/ sondern zuuorderst Gottes des heiligen Geistes/ vnd volgends auch anderer von Gott dem heiligen Geist/ erleuchteten Menschen/ Sinn/ Will vnd Meinung gewesen/ vnd noch seye/ das erscheinet neben vielem anderm (welches nicht alles an diesem Ort vnd zu dieser Zeit kann fürgebracht werden) auch daher/ daß der Gottsgelehrte Lb PersonSirach, Jesus (180 – 175 v. Chr.) Jesus Syrach/ nach dem er in dem Sir 40. 40. Capitel seines Buchs/ in gemein/ zum Lobe vnd Preise Gottes vermahnet/ schreibet vnd vermahnet er gleich darauff in sonderheit: Ly BibelstelleJesus Sirach 40,20 Lobet den Herrn mit singen vnd klingen. Welche Wort nicht vergebenlich an vnserer Orgel / ob dem Clauier / mit verguldten Buchstaben geschrieben seind. Dann mit denselbigen würdt beede/ die Vocal vnd Instrumental Music confirmiert vnd commendiert, bestättiget vnd gerhümet. Wie [S. 6] dann im Original Griechischen Text/ die Wort also lauten: Ly BibelstelleJesus Sirach 39,15 Εὐλογήσατε τομ κύριομ ἐμ ᾠδαῖς χειλέωμ καὶ ἐμ κινύραις.[5] Das ist: Preiset den Herrn mit dem Gesang ewerer Lefftzen/ vnd mit den Harpffen/ oder andern Musicalischen Jnstrumenten: welche in vnserer Teutschen Bibel durch das klingen verstanden werden/ dieweil sie einen klang oder schall von sich geben.

Das Gesang vnd die Music gehöret auch in die Kirchen des Newen Testaments. Daß aber solches singen vnd klingen / nicht (wie ettliche vermeinen) nur eine Ceremonia der Kirchen des Alten Testaments gewesen/ vnd jetzt im Newen Testament auffgehaben seye: sondern daß es/ nach eines jeden Orts gelegenheit/ auch in vnd bey der Christlichen Kirchen des Newen Testaments / möge vnd solle behalten vnd geübet werden/ das können wir/ neben andern (welches hernach zum theil solle vermeldet werden) auch dannenher abnemen vnd erkennen/ daß der heilig Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Apostel Paulus 1. Cor. 14. 1. Corinth. 14. schreibet: Ly Bibelstelle1 Korinther 14,26 Wann jhr zusamen kommet/ so hat ein jeglicher Psalmen vnd Lobgesang: Vnd daß er auch Ephes. 5. Ephes. 5. vermahnet: Ly BibelstelleEpheser 5,18–19 Werdet vol Geistes/ vnd redet vnter einander von Psalmen vnd Lobgesängen vnd geistlichen Liedern/ singet vnd spielet dem Herrn in ewren Hertzen. Vnd Colos. W W KorrekturOriginal: 35.33. Colos. 3. Ly BibelstelleKolosser 3,16 Lehret vnd ermahnet euch selbst mit Psalmen/ mit Lobgesängen vnd geistlichen Liedern/ vnd singet dem Herrn in eweren Hertzen. Mit welchen worten der heilige Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Apostel das mündtliche Gesang / vnd zugleich die Vocal vnd Instrumental Music, keines wegs auffhebt/ sondern viel mehr dieselbige approbiert vnd bestättiget/ ja auch darzu vermahnet. Er lehret aber zugleich/ daß man nicht nur mit dem Munde/ vnd mit eusserlichen Jnstrumenten / sondern zuuorderst im Hertzen Gott loben vnd preisen solle.

2. Exempel der heiligen Engeln.

Darzu vns dann/ neben vnd nechst denen jetzt angehörten Vermahnungen/ für das Ander/ billich auch bewegen vnd treiben solle/ das fürtreffliche Exempel der himmelischen Heer=[S. 7]scharen der heiligen Engeln : Welche/ ob sie wol in jhrem eigenen Wesen nicht leibliche vnd sichtbare/ sondern pur lauter geistliche vnd vnsichtbare Creaturen seind/ vnd auch zum Lob vnd Preiß Gottes keiner eusserlichen Musicalischen Instrumenten bedörffen/ Jedoch/ dieweil sie vns in der heiligen Göttlichen Schrifft an ettlichen orten/ vnd sonderlich im Buch der Ly BibelstelleOffenbarung Offenbarungen Johannis/ in leiblicher sichtbarer gestalt/ wie schöne Jünglinge/ mit Posaunen / Harffen / vnd andern Musicalischen Instrumenten / vorgebildet seind/ so seind sie auch in solcher gestalt an vnser Ld OrgelMemmingen St. Martin, Sartorius-Orgel 1598/1599 Orgel gemahlet/[6] hiemit anzuzeigen/ Musica, ein Englische Kunst daß die Musica warhafftig eine Engelische Kunst seye/ zu welcher auch die heilige Engel lust vnd liebe haben/ vnd dieselbige auff ihre sonderbare Englische/ mit menschlicher Zungen ohnaußsprechliche weise/ zum Lobe Gottes/ ohne vnterlaß üben vnd treiben.

Lobgesang der heiligen Engeln.

Wie sie dann zur zeit der Geburt Christi/ mit hertzlicher Freude gesungen haben: Ly BibelstelleLukas 2,14 Ehre sey Gott in der Höhe/ Fried auff Erden/ vnd den Menschen ein wolgefallen. Esa. 6.Wir lesen auch Esaiae 6. daß die Seraphim / die heilige Engel / stets gegen einander rueffen vnd singen : Ly BibelstelleJesaja 6,3 Heilig/ heilig/ heilig ist der Herr Zebaoth. Alle Lande seind seiner Ehren voll. Welche zwey herrliche Englische Lobgesang / wolbedächtlich zu oberst an die Lk KunstwerkKuhl, H. ; unbekannt: Orgelprospekt der Sartorius-Orgel Memmingen (1599) zween grosse Flügel vnserer Orgel (nämlich/ das ein ob der histori der gnadenreichen Geburt Christi/ vnd das ander ob der Histori der Offenbarung/ so den Weisen auß morgenland geschehen) mit grossen vnd Teutschen Buchstaben vnd Worten geschrieben seind/ hiemit neben anderm vns auch dessen insonderheit zuerinnern/ daß/ so wir den heiligen Engeln gleich werden/ vnd denselbigen in der himmelischen Cantorey / des ewigen seeligen Lebens beywohnen/ vnd sampt jhnen Gott den Allerheiligsten ewiglich loben vnd prei= [S. 8] sen wöllen/ so sollen wir vns nicht verdriessen lassen/ dasselbige/ so viel wir immer können vnd vermögen/ auch hie zeitlich anzufahen vnd zuüben/ sondern wir sollen lust vnd freude darzu haben. 3. Exempel der alten Anfängern vnd Liebhabern der Music.

Vnd hierinnen sollen wir/ für das Dritte/ auch nachfolgen dem Exempel deren Leuten/ welche die Musicam vocalem vnd Instrumentalem (als gut sie dieselbige zu jhren Zeitten haben können) geliebet vnd geübet haben. Dann das ist ein vraltes ding/ welches in der ersten Welt/ vor dem Sündfluß angefangen. Gen. 4. Ivbal. Wie wir im 4. Capitel des ersten Buchs Mosis lesen/ daß einer mit Namen Lb PersonJubal Ivbal, der erste Geiger vnd Pfeiffer/ oder (wie man es auß dem Hebraischen auch verdolmetschen möchte) der erste Harffenschlager vnd Organist/ oder Cytharist vnd Instrumentist/ vnd also gleichsam der Vatter solcher Leut gewesen seye/ vnnd daß dieselbige von jhme herkommen. Darmit angezeigt würdt/ daß solche Kunst durch jhn anfänglich seye erfunden worden.

Deßhalben er dann an vnserer Orgel auch seinen Ort hat/ daß er nämlich an der Seitten des Ruck positius, oder der kleinern Orgel/ gegen dem Chor werdts/ mit einer Pfeiffen gemahlet/ vnd sein Name Lb PersonJubal Ivbal (welcher verteutsch mag werden/ ein Posaunenblaser/ oder Pfeiffer) darzu geschrieben ist.[7]

Daß aber der gemeldte Iubal nicht von des Gottseeligen Lb PersonSet Seths/ sondern von des Gottlosen Lb PersonKain Cains Geschlecht vnd Nachkommenschafft gewesen/ das solle vns so ferne nicht jrren/ daß wir darumb solche durch jhn erfundne Kunst verwerffen sollten oder wollten/ Musica, ist Gottes Gab. sondern wir sollen dieselbige nichts desto weniger für Gottes Gabe erkennen vnd halten. Wie es dann mit solcher/ vnd andern dergleichen eusserlichen Gaben vnd Künsten also geschaffen ist/ daß dieselbige auch den Vn= [S. 9] gläubigen vnd Gottlosen widerfahren mögen/ vnd offtermalen reichlich zu theil werden/ Vnd sollen demnach/ von dessen wegen/ die wahrgläubige vnd Gottseelige sich solcher Gaben vnd Künsten nicht entschlagen noch enteussern/ sondern viel mehr derselbigen/ zum Lobe Gottes/ vnd jhrer selbs eignen/ wie auch anderer Leuten/ besserung/ recht vnd ordenlich gebrauchen/ vnd hiemit sich von den vngläubigen vnd Gottlosen (welche solche Gaben vnd Künsten mißbrauchen) absöndern. Exempel der Heiligen Gottes. Inmassen auch die heilige Leut vnd das Volck Gottes zur zeit des Alten Testaments mit den Musicalischen Jnstrumenten gethan haben.

Exod. 15.

Als wie im 15. Capitel des andern Buchs Mosis gelesen würdt/ daß/ nach dem die Kinder Jsrael durch das rote Meer/ auß der Hand Pharaonis entrunnen/ da haben sie nicht allein mit mündlichem Gesang Gott gelobet/ sondern Lb PersonMirjam MirJam Lb PersonMoses Mosis Schwester/ vnd sampt jhr auch andere mehr Jsraelitische Weiber/ haben auch die Paucken (oder was es für ein Jnstrument mag gewesen sein) darzu geschlagen.

Es geschicht auch im vierdten Buch Mosis/ nicht nur ein/ sondern mehrmalen meldung der Drommeten vnd Posaunen. Moses.Daher man darfür hält/ daß Lb PersonMoses Moses dieselbige erfunden habe. Vmb des willen er an der andern Seitten des Ruck positius mit einer Posaunen gemahlet ist.[8] Es ist aber wol zuerachten/ daß er solche Drommeten vnd Posaunen nicht auß sich selbst erfunden/ sondern auß Gottes Beuelch vnnd angeben gemachet vnd gebrauchet habe. Num. 10.Wie wir dann im zehenden Capitel seines vierdten Buchs lesen/ daß Gott der Herr jhme beuohlen habe/ zwo Drommeten oder Posaunen von tichtem Silber zumachen/ vnd mit denselbigen durch die Priester die Gemeine zusamen [S. 10] zuberuffen.[9] Es würdt auch in dem 29. Capitel des gemeldten Buchs gedacht/ des Posaunen oder Drommeten Fests/ welches Järlich am ersten Tag des siebenden Monats soll gehalten werden.[10] Es haben auch sonderlich im Hall oder Jubeljar/ die Posaunen müssen geblasen werden/ Jos. 6. vnd dieselbige Posaunen seind auch (wie im 6. Capitel des Buchs Josuae gelesen würdt) vor der Statt Le Geographicumf Ort: Jericho Jericho/ nach Gottes beuelch von den Priestern gebraucht worden.[11]

Daß aber auch andere Instrumenta vnd Seitenspiel gebräuchlich seyen gewesen/ das können wir dannenher abnemen/ daß im Buch der Richter am II. Capitel geschrieben stehet/ daß des streitbarn Heldens Lb PersonJiftach Jephtah Lb PersonJiftachs Tochter Tochter/ demselben jhrem Vatter/ nach seinem erlangten herrlichen Sieg/ mit Paucken (oder/ was es für ein Seitenspiel mag gewesen sein) vnd Reigen/ seye entgegen gegangen.

David.

Es geschicht aber der herrlichen Vocal vnd Instrumental Music, sonderlich bey verrichtung des wahren Gottesdiensts/ allererst recht außtruckenliche meldung/ in der Histori vom Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) König Dauid welcher für andern ein sonderbarer Liebhaber vnd Beförderer der Music ist gewesen/ hat auch selber zum Lobe Gottes/ die Harffen geschlagen. Deßwegen er dann an vnserer Ld OrgelMemmingen St. Martin, Sartorius-Orgel 1598/1599 Orgel mit seiner Harffen abgebildet: Vnd seind auch außwendig an die zween grosse Flügel gemahlet/ zwo merckliche Geschichten/ 2. Sam. 6. 1. Bundslade nämlich die Lk KunstwerkKuhl, H.: König David und der Einzug der Bundeslade (1599) erste/ daß da die Lade des Herrn/ erstlich auß dem Hause Lb PersonAbinadab Abinadab/ in das Hause Lb PersonObed-Edom ObedEdom/ vnd darnach auß dem Hause ObedEdom in die Le Geographicumf Ort: Jerusalem Statt Dauids herauff gebracht worden/ Gebrauch der Instrumental Music, bey dem Gottesdienst.da hat Dauid vnd das gantze Hause Israel für dem Herrn her gespielet mit Harffen/ Psaltern/ Posaunen/ Paucken/ Schellen/ Cymbaln/ vnd andern Musicalischen Instrumenten.

[S. 11] Solche denckwürdige Histori/ ist an vnser Ld OrgelMemmingen St. Martin, Sartorius-Orgel 1598/1599 Orgel/ außmendig [recte: außwendig] an dem einen Flügel/ reimweise also beschrieben.

1. Cron. 18.

Mit Cymbaln hell/ vnd jauchtzen viel/
Mit Psalter/ Harffen/Seitenspiel/
Die Lad des Bunds getragen würdt
In Dauids Statt/ als sich gebürt.
Den Gottesdienst die Music ziert.
[12]

1. Cron. 26.

Nach dem nun/ für das ander/ die Lade des Herrn/ in die/ für dieselbige/ in der Statt Dauids auffgeschlagne Hütten/ hinein gebracht/ 2. Cantorey des Königs Dauids.da hat der König Dauid/ Gott zu Ehren/ bey derselbigen eine Herrliche Cantorey vnd Music, nicht allein mit lebendiger Stimme vnd mündtlichem Gesang/ sondern auch mit Psaltern/ Harffen/ Posaunen/ hellen Cymbaln/ vnd andern Seitenspiel/ angerichtet. Von welcher Cantorey an dem andern Flügel vnserer Orgel außwendig also geschrieben stehet.

1. Paral. 26.

David nach der Leuiten Wöhlung
Thet auch im Tempel ein Bestellung
Der Singern/ Dichtern vnd Spilleut
Von vier vnd zweinzig Gschlecht allzeit.
All Freud zu Gots Lob sey bereit.
[13]

Solche wolbestellte Music vnd Cantorey haben hernach ettliche Gottseeselige [recte: Gottseelige] Könige/ sonderlich Lb PersonJoschafat (ca. 870 – 849 v. Chr.) Josaphat/ Lb PersonHiskija (ca. 750 – 696 v. Chr.) Hiskias vnd Lb PersonJoschija (ca. 640 – 609 v. Chr.) Josias/ auch erhalten/ oder/ von newem wider angeordnet/ vnd Lb PersonNehemias (fl. 444 v. Chr.) Nehemias hat nach der Babylonischen Gefängnus dieselbige ernewert.

[S. 12]

Vnd diß ist nicht nur ein Schatten/ Figur/ oder Vorbild gewesen/ als wie andere Ceremonien des Alten Testaments/ welche durch die Zukunfft Christi auffgehaben [auffgehoben] worden: sondern es ist gewesen ein Form vnd Weise/ Gott zuloben vnd zupreisen/ vnd sich selbs zu solchem Lob vnd Preiß Gottes auffzumunderen/ vnd im Herrn zuerfrewen.[14]

Musica, auch in der Kirchen des Newen Testaments zu gebrauchen.

Daher dann solche Weise/ im Newen Testament/ nicht sampt den Leuitischen Ceremonien/ Figuren vnd Vorbildungen ist abgeschaffet/ sondern auch in vnd bey der Christlichen Kirchen des Newen Testaments/ wo man Lust vnd Gelegenheit darzu gehabt/ behalten vnd geübet worden.

Euseb. lib. 5. cap. 28.

Wie dann Lb PersonEusebius von Caesarea (260–340) Eusebius vnd Niceph. libro 4. cap. 21. Lb PersonNicephorus Callistus (ca. 1268 – nach 1328) Nicephorus schreiben vnd bezeugen/ daß sonderlich die Christen in Orient, den Herrn Christum/ als wahren Gott/ mit Psalmen vnd Lobgesängen geehret vnd gepriesen haben.[15]

Plinij Epistola ad Trajanum. Eben das erscheinet auch auß einer Epistel Lb PersonPlinius Secundus (ca. 62 – ca. 115) Plinij Secundi, Proconsulis Bithyniae, die er an den Keiser Lb PersonTraianus, Marcus Ulpius (53–117) Traianum geschrieben/ darinnen er/ als ein Heid/ vnter anderm vermeldet/ daß die Leute/ welche vmb der Verfolgung willen vom Christlichen Glauben abgefallen/ haben neben anderm in sonderheit bekennet/ daß/ weil sie Christen gewesen/ haben sie gepfleget/ an gewissen Tagen/ des Morgends früe/ vor Tag zusamen zukommen/ Lr QuellenPlinius, Epistulae (1995) M carmenque Christo quasi Deo dicere inuicem, das ist/ den Herrn Christum/ als wahren Gott/ vnter vnd mit einander mit Psalmen vnd Lobgesängen zuehren vnd zupreisen.[16]

Musica der Christlichen Kirchen in Orient.

Darzu sie dann zweiffels ohne/ ob wol nicht an allen/ jedoch an ettlichen Orten/ wo es mit guter Gelegenheit geschehen können/ neben dem mündtlichen Gesang/ auch der Musicalischen Jnstrumenten Klang/ werden gebraucht haben.

[S. 13]

Wie dann auß den Historien gewiß vnd offenbar ist/ daß die Orientalische Völcker je vnd allwegen zu der Jnstrumental Music sondern Lust gehabt haben. Vnd zwar/ daß dieselbige bey der ersten Christlichen Kirchen (wo es der Lm Ereignis41–311: Christenverfolgungen im Römischen Reich Verfolgung vnd anderer Vngelegenheit halben geschehen können) gebräuchlich seye gewesen/ das können wir auch dannerher abnemen/ daß der Lr QuellenHospinianus, De origine templorum (1587) M Author Responsionum ad Orthodoxos, quae Lb PersonJustin der Märtyrer (ca. 100 – 165) Iustino adiectae sunt, in Responsione ad Quaestionem centesimam septimam anzeiget/ daß zu seiner zeit der Gebrauch der Musicalischen Jnstrumenten bey der kirchen seye abgeschafft/ vnd allein das blosse mündtliche Gesang behalten worden.[17]

Welches aber zweiffels ohne nicht an allen Orten vnd bey allen Kirchen würdt geschehen sein/ sondern allein bey denen/ bey welchen man die Jnstrumental Music nicht zum besten haben können.

An andern Orten aber/ ist dieselbige/ beyneben dem mündtlichen Gesang/ nicht allein behalten/ sondern auch je länger je mehr verbessert worden/ vnd so ferne gebracht/ Der Orglen Anfang vnd Vrsprung.daß man nicht nur gemeine einzelige Instrumenta, also Pfeiffen/ Posaunen/ vnd dergleichen/ sondern gantze Orglen (da viel Pfeiffen bey einander seind/ vnd zum theil auch zugleich mit einander gehört werden) in der Kirchen zugerichtet vnd gebraucht hat. Orglen/ von den Griechen erfunden.Vnd das haben die Christen in Orient, vnd sonderlich die Griechen (welche den Papst zu Rom niemalen für jhr Haupt erkennet) als sinnreiche Leut/ vnd besondere Liebhaber der Music, zum allerersten angefangen vnd erfunden. Wie dann eben das Wort vnd der Name Orgel/ solches mit sich bringet von dem οργανον Griechischen Wort οργανον, welches in Latein heißt Instrumentum, vnd kan nicht wol anderst verteuschet werden/ weder das es heisse/ ein Werckzeug/ vnd ist also an jhme selber [S. 14] ein gemeiner Name/ welcher aber der Orgel insonderheit [griechisch] zugeschrieben würdt/ dieweil dieselbige vnter den Musicalischen Organis oder Jnstrumenten das allergröste vnd fürnemste ist.

2. Orgel dem König Pipino verehret.

Daher dann auch der Constantinopolitanische Keiser/ Lb PersonKonstantin V. von Byzanz (718–775) Constantinus Copronymus, als er im Jar nach Christi Geburt 757. dem König der Teutschen vnd Frantzosen Lb PersonPippin (714–768) Pipino eine sonderbare Verehrung thun wöllen/ hat er jhme (wie Lb PersonAventinus, Johannes (1477–1534) Auentinus, vnd andere ältere Historici schreiben) zugeschickt Lr QuellenAventinus, Annales Boiorum (1580) M Instrumentum Musicae maximum, Germanis & Gallis antehac incognitum: οργανον appellant. Das ist: Das allergröste Mu[si]calische Jnstrument/ welches zuuor den Teutschen vnd Frantzosen vnbekannt gewesen/ vnd würdt ein Orgel genennet. Was es aber für ein Jnstrument seye/ das zeiget Auentinus Descriptio Organi. gleich darauff mit den Worten an: Lr QuellenAventinus, Annales Boiorum (1580) M Cicutis ex albo plumbo compactum: simul & follibus inflatur: & manuum pedumque digitis pulsatur. Das ist: Es ist von Bleyernen oder Zinernen Pfeiffen zusamen gemacht/ vnd würdt zugleich mit Blasbälgen auffgeblasen/ vnd mit den Fingern der Händen/ vnd Zehen der Füssen geschlagen.[18]

3.

Es ist auch von dem ersten Teutschen Keiser Lb PersonKarl der Große (747–814) Carolo Magno geschriben worden/ daß derselbe durch einen von Venedig gebürtigen Priester/ mit Namen Lb PersonGeorgius (ca. 826) Georgius (welcher zweifels ohne solche Kunst im Griechenland würdt gelernet haben) Lr QuellenAventinus, Annales Boiorum (1580) M organa, more Graecorum/ das ist/ Orglen/ nach der Griechen Gebrauch/ habe lassen zurichten.[19] Auß solchem allem erscheinet nun klarlich/ daß die Orglen anfänglich von den Griechen seyen erfunden vnd gemacht worden.

Papst Vitalianus hat die Orglen nicht erstlich erfunden.

Daß nun von dem Römischen Bischoff oder Papst Lb PersonVitalianus (vor 657 – 672) Vitaliano (welcher umb das Jar Christi 650. den Römischen Stul besessen) vermeldet würdt/ daß derselb die Musicam vnd Org= [S. 15] len in die Kirchen habe eingeführt/ vnd das auch Lb PersonMantuanus, Baptista (1447–1516) Mantuanus libro 4. Fastorum schreibt: Lr QuellenHospinianus, De origine templorum (1587) M Signius adiunxit molli conflata metallo Organa/[20] das ist allein zuuerstehen von der Kirchen zu Rom/ vnd andern/ die der Römischen Kirchen hierinnen haben nachgefolget/ vnd nicht von der ersten Erfündung solches Orgelwercks/ als welches zweiffels ohne die Griechen schon allbereit zuuor erfunden/ gemacht vnd gebraucht haben. Vnnd wann es schon (welches wir doch vmb gehörter Vrsachen willen nicht zugeben können) von dem gemeldten Vitaliano, oder einem andern Papst/ oder auch von einem bekandten Heiden vnnd Vnchristen anfänglich erfunden were worden/ solten vnnd wolten wir es doch von desselbigen wegen nicht verwerffen/ sondern eben das daruon halten vnnd vrtheilen/ das zuuor von der durch des Lb PersonKain Cains Nachkömling/ den Lb PersonJubal Jubal/ erfundnen Pfeiffer vnnd Geigerkunst gesagt/ daß namlich dieselbige dannoch Gottes Gab seye/ vnd daß demnach die wahrglaubige Kinder Gottes vnnd rechtgeschaffne Christen/ derselbigen wol mit gutem Gewissen gebrauchen können. Der Jnstrumental Music Gebrauch bey der Kirchen/ ist ein Mittel vnd frey ding. Welches ebenmässig auch von den Orglen unnd andern Musicalischen Instrumenten zu[u]uerstehen ist/ daß namlich dieselbige von uns Christen/ in vnnd ausserhalb der Kirchen/ wol mögen gebraucht werden: Aber doch gleichwol nicht als ein notwendigs ding/ welches man des Gewissens halben haben vnnd gebrauchen müsse/ unnd ohne welches man Gott nicht dienen/ noch jhne verehren könne (welches vnser Sinn vnnd Meinung gantz vnnd gar nicht ist) sondern als ein αδιαφορον, das ist/ ein Mittel und frey ding/ welches wir vns weder gebieten noch verbieten sollen lassen/ sondern desselbigen/ so wol als auch anderer vieler Sachen vnd Ceremonien (welche auch zum Theil auß dem Papstthumb herrhüren) auß Christli= [S. 16] cher Freyheit eintweders gebrauchen / oder aber dasselbige unterlassen.[21]

Daß wir aber jetziger zeit viel mehr gesinnet seind/ vnser Christliche Freyheit (die wir vns ja in keinen Weg sollen vnd wöllen nemen vnnd entziehen lassen) mit dem Gebrauch/ weder mit vnterlassung/ vnd viel mehr mit Anrichtung weder mit Abschaffung der Vocal vnnd Jnstrumental Music, bey vnserer Kirchen zuerzeigen/ dessen haben wir erhebliche Vrsachen/ welche hernach zum theil sollen beygebracht werden.

Man soll Gott zu allen Zeiten loben.

Wir lassen vns auch billich daran nicht verhindern/ noch daruon abschrecken die gegenwertige schwere vnnd gefahrliche Zeitten vnnd Läuffe: sondern halten darfür/ daß wir nur so viel desto mehr Vrsach haben/ die rechtgeschaffne Geistliche Freude/ auff allerley gebürliche vnd mögliche Weise vnd Weg in vnsern Hertzen zuerwecken vnnd zustercken/ vnnd vns selber zu der wahren Anrüffung/ vnd dem Lob vnd Preise Gottes zuermundern. Gesang der Kirchen in Occident, zur Zeit der Verfolgung angerichtet. Als wie wir auch in den Historien fünden vnnd lesen/ daß/ ob wol das Gesang vnd die Music zuuor bey den Kirchen in Occident nicht fast/ oder wol gar nicht/ in Vbung gewesen/ so seye doch dasselbige eben zur zeit der Arianischen Verfolgung/ D. Ambrosij hymni. durch den heiligen Lb PersonAmbrosius von Mailand (339–397) Ambrosium anfänglich in der Kirchen zu Le Geographicumf Ort: Mailand Meyland (da dieselbige von dem Arianischen Keiser Lb PersonValentinian II. (371–392) Valentiniano hochbetrangt war) den Orthodoxis oder Wahrgläubigen zum Trost vnd Erquickung angerichtet/ vnd von dannen weitter außgebreittet worden.[22]

Mißbrauch des Gsangs der Orglen.

Ob dann gleichwol der arglistige böse Feind/ seinem Gebrauch nach/ sein Gifft allgemach darunter hat gemenget/ [S. 17] vnd die Sachen dahin gebracht/ Lr QuellenSupplication der Kirchendiener Memmingen (1598) M daß in dem finstern Papstthumb der meiste Theil des vermeindten Gottesdiensts/ sonderlich bey der Meß/ mit vergebenlichem Gesang vnd Klang/ ohne Verstand/ Glauben vnd Andacht ist verrichtet/ vnd darneben die reine heilsame Lehre des Göttlichen Worts/ die rechte Außspendung der heiligen Sacramenten/ vnnd die wahre Anrüffung Gottes/ vnterlassen vnd versaumet worden: Von wegen des Mißbrauchs ist der rechte Gebrauch nicht auffzuheben. Jedoch/ wie man von wegen solches Mißbrauchs/ die Kirchen/ in welchen derselbige getriben worden/ nicht hat sollen abbrechen vnnd darnider reissen: Also hatte man auch die Musicam vnd die Orglen wol können/ vnd billich sollen stehen vnnd bleiben lassen/[23] als die für sich selber der wahren Religion vnnd dem reinen Gottesdienst nicht entgegen vnd zuwider gewesen.Die Orglen/ bey den Euangelischen Kirchen geblieben/ oder wider auffgerichtet. In massen sie dann an denen Orten/ vnd bey denen Kirchen/ da nicht/ gleichsam mit der Breitaxt/ reformiert/ vnd das Kind sampt dem Bad außgeschüttet/ sondern recht vnd ordenlich reformiert worden/ auffrecht geblieben/ vnd zu dem wahren Gottesdienst verordnet seind: Zu welchem sie auch noch heutigs Tags löblich vnd fruchtbarlich gebraucht werden.

Exempel der Euangelischen Kirchen.

An andern Euangelischen Orten aber/ vnd fast bey allen der reinen Augspurgischen Confession zugethonen namhafften Stätten vnd Pfarrkirchen/ seind/ die durch die erste vnordenliche vnnd vngestümme Reformation, auß vnwissendem Eyffer zerbrochne vnd darnider gerißne Orglen/ durch Christliche Obrigkeiten (nach dem dieselbige bessern Bericht hieuon empfangen) der Kirchen restituiert/ vnd von newem wider auffgerichtet worden. Dessen wir auch in den benachbarten Euangelischen Stätten namhaffte Exempla haben.

[S. 18]

Exempel fürtrefflicher Theologen.

Vnd dasselbige ist fast allenthalben geschehen mit Bitte/ Begeren/ Ermahnen/ Rhat vnd zuthun der Theologen/ vnd Vorstehern der Christlichen Kirchen/[24] welche wol auch an einem/ oder mehr Orten/ ihre Pfarrkinder vnd Zuhörer/ ein Steur an solchem Orgelwerck zugeben/ auff ordentlicher Cantzel vermahnet haben.

Dessen es aber/ Gott seye Lob/ bey uns nicht bedarff/ sondern es kan vnnd soll von vnserer Kirchen Einkommen alles bezahlt werden/ vnd ist schon allbereit bezahlt worden/ also daß niemand sich desselbigen mit Billigkeit zubeschwehren vnd zubeklagen hat. Wie es auch niemand dahin deuten soll/ daß wir zu ärgerlicher Newerung bey der Kirchen/ oder/ zu vergebenlicher Außgabe vnnd grossem Vnkosten lust haben. Viel weniger aber soll man vns verdencken/ daß wir mit solchem Werck vns zu dem Papstthumb nahen vnd neigen wöllen: Sondern es soll viel mehr jedermeniglich wissen vnnd gedencken/ daß wir vns mit solchem fürgenomnen Werck andern reinen Euangelischen Kirchen gleich erzeigen vnnd verhalten wöllen/ vnnd daß wir hierinnen anders nichts thun/ weder was viel andere Gotteyfferige Leut/ vnnd sonderlich Christliche Vorsteher in den beeden Hauptregimenten/ an andern Orten/ vnd bey andern namhafften Euangelischen Kirchen/ vor vns gethan haben: Deren Christlichem vnnd löblichem Exempel nachzufolgen/ wir billich keine Schew tragen/ sintenmal sie hiemit dem heiligen Wort Gottes nicht zuwider/ Vrsachen/ vmb welcher willen die Orglen in der Kirchen zubehalten/ oder von newem auffzurichten. sondern demselben gemäß gehandelt/ vnnd solches ihres Fürnemens vnd Thuns wichtige Vrsachen gehabt/ vnnd noch haben/ daß sie namlich gesinnet gewesen/ vnnd noch seind/ hiemit sich von den Schwermern vnnd Rottengeistern (welche die Orglen/ [S. 19] 1. vnd zumal alle Music, ja wol auch an ettlichen Orten das gemeine Kirchengesang in der Kirchen nicht leiden wöllen) abzusöndern/[25] 2. vnd darneben der Kirchen Einkommen/ zu seinem rechten eigentlichen Nutz anzulegen/ vnd mit demselben/ so viel jmmer möglich/ 3. alles das fürzunehmen/ das zum Lob vnd Preise Gottes/ 4. zu erbawung der Kirchen/ zu mehrer vbung des wahren Gottesdiensts/ 5. zu erweckung Christlicher andacht/ vnd 6. zu erquickung vnd ermunderung Christlicher Hertzen/ nutzen vnd dienen mag.

4. Nutz vnd Frucht des rechten Gebrauchs der Music vnd Orglen.

So ist nun diß die vierdte Hauptursach/ vmb welcher willen wir/ beyneben der reinen heilsamen Lehre des Göttlichen Worts/ vnd dem rechten Gebrauch der Heiligen Sacramenten/ wie auch dem Christlichen Gebet/ vnd mündtlichem Gesang (welche Stuck in allweg den vorzug haben vnd behalten sollen) auch die Orglen/ Posaunen/ Zincken/ vnd dergleichen Musicalische Instrumenta, sampt der Vocal Music, gern in der Kirchen/ bey verrichtung des wahren Gottesdiensts/ haben vnd gebrauchen sollen/ Dieweil nämlich dieselbige (wenn man sie recht vnd ordenlich gebraucht) nicht geringen Nutz haben/ vnd mit sich bringen: Sintemal sie nicht allein (wie jemand gedencken möchte) zu eusserlicher zierde der Kirchen dienen (daran zwar wenig/ oder gar nichts gelegen) sondern sie reichen (wie zuuor gnugsam dargethan worden) zuuorderst zum Lob vnd Preise Gottes/ vnd kommen darneben den Christlichen Hertzen/ welche derselbigen mit rechtem Verstand gebrauchen/ zu gutem/ daß nämlich dieselbige dardurch erwecket/ erquicket vnd ermundert werden.

Der Straßburgischen Zeugnus.Wie dann in der vor einem Jahr/ allererst in offentlichem Truck außgegangnen Straßburgischen Kirchenordnung /hie= [S. 20] von mit denen Worten geschrieben stehet: Lr QuellenStraßburger Kirchenordnung (1598) M Was die Musicam figuratam/ vnd die Orglen anbelanget/ bringet es die erfahrung selbst mit/ daß dardurch der zuhörenden Hertzen vnd Gemüter ermuntert vnd erfrischet werden/ Gott den Herrn auch mit jhrem Munde vnd Gesang desto frölicher zuloben vnd zupreisen.

Lr QuellenStraßburger Kirchenordnung (1598) M Jedoch soll (wie der Straßburgischen Kirchenordnung Wort ferner lautten) in allweg dahin gesehen werden/ daß solche figurata Musica, vnd das Orglen/ weder das gemeine Gesang der Kirchen/ noch dem andern Gottesdienst mit predigen vnd beten/ verhindere vnd auffhalte.[26]

Welches auch bey dieser vnserer Kirchen/ mit allem fleiß soll verhütet werden/ vnd in allweg dahin getrachtet/ daß es/ 1. Cor. 14. nach der vermahnung des heiligen Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Apostels Pauli/ I. Cor. 14. in der Kirchen recht vnd ordenlich zugehe/ vnd daß zumal alles zum Lob vnd Preiß Gottes/ vnd zu der Christlichen Zuhörern erbawung vnd besserung gerichtet werde.[27]

Daß aber die Orglen vnd andere Musicalische Instrumenta, ettwas darzu dienen mögen/ das gibt die heilige Göttliche Schrifft sonderlich zuerkennen/ mit zweyen mercklichen Exempeln vnd Historien/ welche auch desßhalben außwendig an den Lk KunstwerkKuhl, H. ; unbekannt: Orgelprospekt der Sartorius-Orgel Memmingen (1599) zweyen kleinern Flügeln vnserer Orgel gemahlet seind/[28] daß nämlich/ für das Erste/ 1. Sam. 16. im sechszehenden Capitel des ersten Buchs Samuelis geschrieben stehet: Daß/ Saul. nach dem der Geist des Herrn von Lb PersonSaul (fl. 1000 v. Chr.) Saul gewichen war/ vnd ein böser Geist jhn unrhüwig machete/ da seye Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) Dauid (als er noch ein Jüngling war) mit seiner Harffen bestellet worden/ vnd wann er die Harffen geschlagen/ so seye Saul erquicket worden/ vnd der böse Geist seye von jhme gewichen.[29] 2. Reg. 3. Für das Ander/ lesen wir im andern Buch der Königen am dritten Ca= [S. 21] pitel/ daß/ nach dem die drey König/ Lb PersonJoram Joram der König Jsrael/ vnd Lb PersonJoschafat (ca. 870 – 849 v. Chr.) Josaphat der König Juda/ vnd sampt jhnen auch der König Edom vom Elisa. Lb PersonElisa Propheten Elisa begeret hatten/ daß er jhnen sollte weissagen/ da habe er endtlich (nach dem er solches zuthun bewilliget) gesagt: Ly Bibelstelle2 Könige 3,15 So bringet mir nun einen Spielmann: Das ist/ einen/ der auff der Harffen/ Psalter/ oder anderm Seittenspiel ettwas schlagen vnd spielen könne. Vnd nach dem derselbig herzu kommen seye/ vnd auff seiner Harffen/ oder Psalter (oder was es sonsten für ein Jnstrument mag gewesen sein/ welches wir nicht gewiß wissen können) die Seitten geschlagen habe/ da seye die Hand des Herrn auff Lb PersonElisa Elisaeum den Propheten kommen/ daß er auß an vnd eingeben des heiligen Geists/ von dem herrlichen Siege der vorgemeldten Königen wider die Moabiter geweissaget hab. Solche jetztgemeldte beede Historien/ seind vnter dem Gemäld derselbigen/ mit denen Worten beschrieben.

Vom Saul des bösen Geist Vnmuth/
Vertrieben würdt durch Harffen gut.
Elisam zu weissagen viel/
Der gut Geist treibt durchs Seittenspiel.
[30]

Nun sollen wir aber nicht gedencken/ daß der Gebrauch des Seittenspiels allein bey den gemeldten zweyen/ nämlich dem König Saul/ vnd dem Propheten Elisa/ solche krafft vnd würckung gehabt vnd erzeiget habe: Der Music eigentliche Krafft vnd Würckung sondern wir haben auß solchen beeden Historien in gemein zuerkennen/ was der rechte Gebrauch des Seittenspiels/ vnd der gantzen Musicalischen Kunst für Nutzbarkeit/ Krafft vnd Würckung habe/ daß nämlich vermittelst desselbigen/ den bösen/ vnrhüwigen/ melancholischen [S. 22] vnd schwehrmütigen Gedancken/ oder Eingebungen vnd Anfechtungen/ welche von dem bösen Trawr vnnd Schreckgeist herrhüren/ gesteuret vnd gewöhret/ vnd dargegen gute/ Christliche/ Gottseelige/ tröstliche vnd fröliche Gedancken (welche vom Tröster dem heiligen Geist herkommen) in der Menschen Hertzen vnd Gemütern erwecket vnd gestärcket/ vnd also dieselbige Gott zuloben vnd zupreisen gereitzt vnd bewegt werden.

Wie dann die Leut/ die vor andern Lust vnd Liebe zu der Music haben/ vnd auff dieselbige sich ettwas verstehen/ solches bey sich selbst mercklich befünden. Vnd haben auch fürtreffliche eyfferige Theologi, vnd Prediger des Göttlichen Worts/ von sich selbst gesagt vnd geschrieben/ daß sie manchmalen durch die Musicam, zu desto fleissigerem/ ernstlicherem vnd eyfferigerm predigen seyen erwecket vnd ermundert worden.

Welches ich allein darumb vermelde/ daß man darauß erkenne/ daß die vbung der Music, vnd Gebrauch der Orglen in der Kirchen/ nicht ein vergebenlichs/ viel weniger aber ein ärgerlichs Ding/ vnd Päpstischs Wesen seye/ sondern die rechtsinnige vnnd verständige Zuhörer empfahen/ durch Gottes Gnad/ herrlichen Nutz vnd Trost daruon.

Syr. 32.

Welches auch wol auff andere mehr Weise vnd Wege köndte dargethan vnd herauß gestrichen/ vnd daruon sonderlich geredt werden: Daß der Gottsgelehrte Syrach Cap. 32. die liebliche Musicam bey einer Mahlzeit/ einem in Gold eingefaßten schönen Rubin vnd Smaragd vergleichet/ vnd hiemit dieselbige herrlich lobet vnd rhümet.

Es were ja wol gut/ vnd zu wünschen/ daß nicht allein in der Kirchen/ bey vnd neben verrichtung des offentlichen wahren Gottesdiensts/ sondern auch bey den Gastungen vnd Mahl= [S. 23]zeiten/ an statt des vollsauffens/ wie auch des vnnutzen Geschwetzs/ grossen geschreys/ vnd verleumbdens anderer Leuten (welches gar gemein ist) ein gute Music angestellet/ vnd mit fleissigem auffmercken gehöret würde. Das were warhafftig (wie des Lb PersonSirach, Jesus (180 – 175 v. Chr.) weisen Manns Wort lauten) gleich wie ein Rubin vnd Smaragd/ der in schönem Gold stehet vnd leuchtet.

5. Gott zuloben/ von wegen seiner grossen Gnad in Christo.

Wir müssen aber in vnserer fürgenomnen Matery fortschreitten/ vnd ferner für das Fünffte/ kurtzen Bericht vernemen/ von dem/ das einwerts an den beeden/ obern vnd vntern/ grossen vnd kleinen Flügeln vnserer Orgel gemahlet ist/ vnd jetzt/ da dieselbige offen stehet/ für Augen gesehen würdt/ nämlich/ vier Namhaffte vnd Hochtröstliche Historien des Newen Testaments.[31] 1. Die Erste/ von der Gnadenreichen Geburt Christi in die Welt: 2. Die Ander/ von seiner Offenbarung/ so den Weisen auß Morgenland geschehen: 3. Die Dritte/ von der Tauff Christi im Jordan: 4. Die Vierdte/ von der Verklärung Christi auff dem Berge.

Solche jetzt gemeldte Historien sein auch nicht vergebenlich für andern daher gemahlet/ sondern/ neben mehr Vrsachen/ allermeist darumb/ daß wir bey denselbigen (wie auch bey den Historien des Leidens vnd Sterbens/ der Aufferstehung vnd Himmelfahrt vnsers Herrn Christi/ welche wir sonsten in vnserer Kirchen gemahlet/ für Augen haben)[32] vns erinnern/ daß wir ja wol Vrsach haben/ den Herrn vnsern Gott mit danckbarem vnd frölichem Hertzen zuloben vnd zupreisen/ vnd daß wir dasselbige billich mit hertzlichen freuden/ auff allerley gebürliche vnd mügliche Weise thun sollen/ von wegen seiner vielfältigen grossen Gnad/ die er an vns arme [S. 24] Erdwürmlein gewendet hat/ vnd sonderlich/ 1. daß er (nur kurtzlich zumelden) da die Zeit erfüllet ward/ seinen eingebornen geliebten Sohn/ als einen wahren Menschen/ in die Welt hat lassen geboren/ 2. vnd nicht allein den Juden/ sondern auch den Heiden (vnter deren zahl auch die Weisen auß Morgenland gewesen) geoffenbaret werden: 3. Vnd daß auch derselbige vnser trewer Heyland/ vnsere Sünden zubüssen/ vnd an vnser statt volkomnen Gehorsam zuleisten/ vnd (wie er selber zu Lb PersonJohannes der Täufer (fl. 28) Johanne gesagt hat) Ly BibelstelleMatthäus 3,15 alle Gerechtigkeit zuerfüllen/ sich im Jordan hat lassen tauffen/ vnd hat auch sonsten sich gedemütiget vnd ernidriget/ vnd ist Gott seinem Vatter gehorsam gewesen/ biß zum Tod/ ja zum Tod des Creutzes. 4. Aber gleichwol hat er darneben (als wie es sonderlich auff dem Berge geschehen) bißweilen seine Göttliche Maiestet/ Klarheit vnd Herrligkeit herfür scheinen vnd leuchten lassen/ vnd ist auch mit herrlichem Siege vnd Triumph/ vom Tod aufferstanden/ vnd gen Himmel gefahren. Vnd eben darmit hat er dargethan vnd erwiesen/ daß er nicht allein mit seinem bittern Leiden vnd Sterben vnsere Sünden gebüsset/ vnd vns vom ewigen Tod errettet/ sondern herwiderumb auch mit seinem für vns geleisteten volkomnen Gehorsam vns die wahre für Gott geltende Gerechtigkeit/ vnd zugleich den Friede mit Gott seinem Vatter/ vnd die volkomne ewige himmelische Klarheit vnd Herrligkeit/ Freud vnd Seeligkeit erworben habe.

Geistliche Freud.

Dessen wir vns ja billich/ auch mitten in allen vnsern zeitlichen Trübsalen vnd nöten von Hertzen frewen/ vnd also im Herrn frölich sein/ vnd zu vorderst in vnsern Hertzen/ vnd volgends auch mit dem Munde/ vnd auch sonsten [S. 25] nach vnserm besten vnd eusserstem vermögen/ so viel der heilige Geist vns Gnade vnd Krafft verleihet/ dem Herrn vnserm trewen Gott vnd Heyland/ Lob vnd danck sagen/ vnd singen sollen. D. Luthers seeligen Wort. Dann (wie Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Doctor Martin Luther/ seeliger gedächtnus/ in einer Vorrede vber das Psalmen vnnd Gesangbuch fein geschrieben hat) Lr QuellenLuther, Babstsches Gesangbuch (1545) M Gott hat vnser Hertz vnd Muth frölich gemacht/ durch seinen lieben Sohn/ welchen er für vns gegeben hat/ zur Erlösung von Sünden/ Tod vnd Teuffel. Wer solches mit ernst glaubet/ der kans nicht lassen/ er muß frölich/ vnd mit lust dauon singen vnd sagen/ daß es andere auch hören/ vnd herzu kommen.[33] Diß seind Doctor Luthers seeligen eigne Wort/ welche wol sollen gemerckt/ vnd mit fleiß betrachtet werden/ sintemal sie vns die rechte geistliche vnd hertzliche Freude lehren/ vnd vns zu der schuldigen Lob vnd Dancksagung gegen vnserm trewen Gott vermahnen.

6. Vermahnung.

Wir sollen aber, für das Sechste vnd letste/ hiebey auch erinnert vnd ermahnet sein/ daß gleich wie wir sehen vnd hören/ daß an der Orgel viel vnd mancherley grosse vnd kleine Pfeiffen seind/ welche doch fein zusamen stimmen/ vnd zugleich mit einander eine liebliche/ vnd zum theil auch grauitetische harmoniam vnd resonantz machen vnd geben: Also sollen wir auch sehen/ vnd vns dessen befleissigen/ daß vnsere Hertzen/ Esa. 29. Mund vnd Zungen/ Leben vnd Werck/ mit einander fein vberein stimmen/ vnd daß wir also nicht allein mit vnserm Munde zum Herren nahen/ vnnd mit vnsern Lippen oder Leffzen/ viel weniger aber allein mit eusserlichen Orglen/ vnnd andern Musicalischen Jnstrumenten/ jhne ehren/ vnnd doch darneben vnsere Hertzen [S. 26] ferne von ihme seyen: sondern daß zuuorderst vnsere Hertzen sich der Gnade Gottes in Christo frewen/ vnd also jhme lobsingen/ Vnd daß wir folgends nicht allein mit dem Munde/ vnd mit eusserlichem Gesang vnd Klang/ jhne loben vnd preisen/ sondern daß wir auch vnser Leben vnd Wandel/ thun vnnd lassen/ zu seinem Lob/ nach seinem Göttlichen Willen vnd wolgefallen anstellen/ vnd also/ nach der Vermahnung Christi Matthaei am fünfften Capitel/ vnser Ly BibelstelleMatthäus 5,16 Liecht leuchten lassen für den Leuten/ daß sie vnsere gute Werck sehen/ vnd sampt uns/ vnsern Vatter im Himmel preisen/ vnd insonderheit/ daß wir auch in Christlicher einträchtigkeit fein mit einander concordieren vnd vberein stimmen.

Dann/ wo solches nicht geschicht/ sondern man im Vnfriede vnd Vneinigkeit/ Neid vnd Haß/ Zanck vnd Hader/ oder aber in Fressen vnd Sauffen/ Vnzucht vnd Hurerey/ Geitz vnd Wucher/ Lugen vnd Lästerung/ oder andern groben wüsten Sünden/ sicher dahin lebet/ vnd mit denselbigen Gott vnd seinem heiligen Wort widerstrebet/ vnd doch darneben sich seiner Gnad in Christo trösten vnd frewen/ vnd mit mündtlichem Gesang/ oder mit dem klang der Orglen vnd anderer Musicalischen Jnstrumenten/ Gott loben vnd preisen will/ O da gibt es warhafftig eine grausame böse/ in den Ohren des Allwissenden vnd Allerhöchsten/ gar vbel lauttende/ vnd jhme zum höchsten mißfallende discordantz vnd dissonantz: Welche wir billich mit allem fleiß vnd ernst abstellen vnd verhüten/ oder aber corrigieren vnd verbessern/ vnd in wahrer Gottseeligkeit vnd einigkeit/ mit vnd bey einander leben/ vnd also vnsere Hertzen/ Mund vnd Zungen/ Leben vnd Werck/ zu Gottes Lobe/ nach anweisung seines heiligen Worts/ recht [S. 27] zusamen richten vnd stimmen sollen. Vnd/ wie weyland bey der Ersten Christlichen Kirchen/ den singenden Leuten allen sampt vnd sonders ist zugeruffen worden: Lr QuellenDecretum Gratiani (1604) M Sihe zu/ daß du das/ so du mit dem Munde singest/ auch mit dem Hertzen glaubest: vnd was du mit dem Hertzen glaubest/ auch mit der That volbringest[34]: Also sollen wir/ vmb angehörter wichtiger Vrsachen willen/ namlich 1. zum Ersten/ in betrachtung der ernstlichen Vermahnungen/ die wir in Gottes Wort haben. 2. Zum andern/ nach dem Exempel der heiligen Englen. 3. Zum dritten/ zur nachfolge vieler hochbegabter vnd Gottseeliger Leut/ ja der gantzen Kirchen Gottes im Alten vnnd Newen Testament. 4. Zum vierdten/ vns selbs zur Erquickung/ vnd in andere mehr Wege zu nutz vnd gutem/ vmb solcher/ vnd anderer mehr wichtiger Vrsachen willen/ sollen wir ja ( wie zuuor vermeldet) den Herren vnsern Gott von Hertzen/ mit dem Munde/ mit dem Werck selber/ vnd auch sonsten/ so viel wir durch des heiligen Geistes Gnade jmmer können vnnd mögen/ loben vnd preisen/ von wegen seiner ohnzählichen Gutthaten/ die er vns bewiesen/ vnnd in sonderheit von wegen seiner vberschwenglichen Gnade/ die er (wie wir für das 5. Fünffte kurtzlich seind erinnert worden) in seinem eingebornen geliebten Sohn/ an vnnd gegen vns erzeiget hat: Deren wir vns billich von Hertzen frewen/ vnnd (wie wir zum 6. Sechsten vnnd letsten/ seind ermahnet worden) nicht allein mit dem Munde/ vnd mit Orglen oder andern Jnstrumenten/ für dieselbige Lob vnnd Danck sagen vnnd singen/ sondern vns auch mit wahrer Gottseeligkeit danckbar erzeigen/ vnd mit einhelligem Hertzen vnd Gemüt den Herren vnsern Gott loben sollen/ so lang wir hie auff Erden leben/ auff daß wir jhne auch dort in der him= [S. 28]melischen Cantorey/ des ewigen/ seeligen Lebens/ mit volkomner hertzlicher Freude ewiglich loben vnd preisen mögen/ vnnd sampt den heiligen Englen singen: Ly BibelstelleJesaja 6,3 Heilig/ Heilig/ Heilig ist der Herr Zebaoth/ alle Land seind seiner Ehren voll. Jhm seye ja Lob/ Ehre vnd Preiß in alle Ewigkeit/ Amen/ Amen/ Amen.

Θεῷ δόξα

Einzelanmerkungen

  1. Die Predigt ist von Anfang an als eine Verteidigung des Orgelneubaus angelegt. Insbesondere in seiner Widerlegung orgelfeindlicher Positionen, die sich auf historische Argumente stützen (siehe unten, Seite 6, 12-16), scheint Lang sich auf die Ausführungen Lb PersonWirth, Rudolf (1547–1626) Rudolf Wirths zu beziehen, den er allerdings nicht namentlich erwähnt. Der reformierte Schweizer Theologe hatte als erster eine Chronologie von historischen Zeugnissen über die Verwendung der Orgel im christlichen Gottesdienst zusammengestellt, die er als Beweis für eine späte Integration des Instruments wertete, vgl. Hospinianus, De origine templorum (1587), S. 73f. Siehe den Wortlaut dieser Quelle im Personenartikel Lb PersonWirth, Rudolf (1547–1626) Rudolf Wirth.
  2. Johannes Lang zitiert hier seine eigene Supplik an den Rat der Stadt Memmingen, siehe: Einführung in diese Edition, Abschnitt Plädoyer für eine Orgel - die Supplik der Memminger Geistlichen (Januar 1598).
  3. Gemeint sind wohl die höheren Pfeifenfelder links und rechts im Lk KunstwerkKuhl, H. ; unbekannt: Orgelprospekt der Sartorius-Orgel Memmingen (1599) Prospekt.
  4. Beim Buch Jesus Sirach liegen unterschiedliche Kapitelzählungen vor.
  5. Alternative Schreibweise: Εὐλογήσατε τον κύριον ἐν ᾠδαῖς χειλέων καὶ ἐν κινύραις.
  6. Die Gemälde, die den Lk KunstwerkKuhl, H. ; unbekannt: Orgelprospekt der Sartorius-Orgel Memmingen (1599) Prospekt der Memminger Ld OrgelMemmingen St. Martin, Sartorius-Orgel 1598/1599 Sartorius-Orgel zierten, zeigten verschiedene Engelsfiguren. Das Lk KunstwerkKuhl, H.: König David und der Einzug der Bundeslade (1599) Gemälde, auf dem David mit der Bundeslade abgebildet ist, zeigt die Engel in den Wolken schwebend als Träger einer Kartusche mit deutschen Versen. Auch auf dem Lk KunstwerkKuhl, H.: David leitet seine Musikkapelle (1599) Bild mit Davids Kantorei haben sie dieselbe Aufgabe. Die geschlossenen Münder der Engel deuten noch nicht einmal auf ein aktives Singen hin. Dass auch die heute nicht mehr vorhandenen Darstellungen von Christi Geburt und der Anbetung der Könige Engelschöre mit Spruchfeldern enthielten, ergibt sich aus den folgenden Ausführungen der Orgelpredigt. Ob sie hier auch als Instrumentalisten in Erscheinung treten, lässt sich nicht mehr feststellen.
  7. Auch das Rückpositiv der Ld OrgelMemmingen St. Martin, Sartorius-Orgel 1598/1599 Memminger Orgel besaß kleinere Gemälde als Schmuck, die verloren sind. Langs Beschreibung lässt vermuten, dass sie nicht als Flügeltüren konzipiert waren wie der große, mehrteilige Orgelprospekt, der sich aus acht Bildern zusammensetzte. Er erwähnt, dass Lb PersonJubal Jubal an der dem Chor zugewandten linken Seite des Rückpositivs zu sehen war. Auf der rechten Seite war als Gegenstück Lb PersonMoses Moses abgebildet.
  8. Die Abbildung des Moses an der rechten Seite des Rückpositivs hat sich nicht erhalten. Sie bildete ein Paar mit der Jubal-Abbildung auf der linken Seite.
  9. Siehe Ly BibelstelleNumeri 10,1–10 Numeri 10.
  10. Siehe Ly BibelstelleNumeri 29,1 Numeri 29.
  11. Über die Lm Ereignislegendär: Einnahme Jerichos Einnahme Jerichos durch den Klang der Posaunen berichtet Ly BibelstelleJosua 6,1–21 Josua 6.
  12. Diese Verse zitieren den Spruch auf dem noch heute erhaltenen Lk KunstwerkKuhl, H.: König David und der Einzug der Bundeslade (1599) Gemälde, das zum Orgelprospekt der Memminger Orgel gehörte.
  13. Diese Verse zitieren den Spruch auf dem noch heute erhaltenen Lk KunstwerkKuhl, H.: David leitet seine Musikkapelle (1599) Gemälde, das zum Orgelprospekt der Memminger Orgel gehörte.
  14. In diesem und dem folgenden Absatz grenzt Lang sich klar von einer reformierten Haltung gegenüber Musikinstrumenten im Gottesdienst ab, wie sie zuletzt mit besonders ausführlichen historischen Quellenbelegen Wirth dargelegt hatte, vgl. Hospinianus, De origine templorum (1587), S. 73. Ähnlich hatten zuvor Lb PersonCalvin, Jean (1509–1564) Jean Calvin, Lb PersonLavater, Ludwig (1527–1586) Ludwig Lavater oder auch Lb PersonErasmus von Rotterdam, Desiderius (ca. 1469 – 1536) Erasmus von Rotterdam argumentiert, vgl. Kim, Erasmus on Sacred Music (2006), S. 290-293, die sich auf übereinstimmende Aussagen der Kirchenväter stützten, im Gottesdienst seien keine Instrumente zu dulden, vgl. zum Instrumentengebrauch in der frühchristlichen Kirche Quasten, Musik und Gesang in den Kulten der heidnischen Antike (1930), S. 103-110; McKinnon, The Meaning of the Patristic Polemical (1965), S. 75-77.
  15. Das 21. Kapitel des 4. Buchs von Lb PersonNicephorus Callistus (ca. 1268 – nach 1328) Nikephoros Kallistos' Kirchengeschichte behandelt die Häretiker Theodotus und Artemon, die die Gottesnatur Jesu Christi leugneten. Lang bezieht sich auf eine Stelle in der Widerlegung dieser Adoptionisten, in der der Psalmengesang als besonders alter Beleg für die Anbetung Christi als Gott in der christlichen Kirche angeführt wird: Psalmi etiam et carmina quaecunque jam inde a principio a fidelibus sunt composita. Verbum Dei Christum laudibus celebrantia, deitatem ei tribuunt. (Nicephorus, Ecclesiastica Historia 1 (1865), S. 1031.) Deutsche Übersetzung: Wie auch immer Psalmen und Lieder schon seit dem Anfang von den Gläubigen komponiert worden sind, feierten sie das Wort des Gottes Christus mit Lobgesängen und gestanden ihm die Göttlichkeit zu. Fast gleichlautend findet sich die Passage im selben Kontext in der Kirchengeschichte des Lb PersonEusebius von Caesarea (260–340) Eusebius. Auch hier gibt Lang korrekt als Quelle das 28. Kapitel des 5. Buchs an: sed et psalmi vel cantica, quae a fratribus fidelibus ex initio scripta sunt, verbum dei esse Christum et deum tota hymnorum suorum laude concelebrant. (Eusebius, Kirchengeschichte 1 (1903), S. 501).
  16. Lang zitiert Plinius ep. 10, 96, 7. In seinem Brief an Kaiser Trajan erstattete Plinius im Jahr 112 Bericht über die Rechtfertigung der anonym angeklagten Christen, eine juristische Angelegenheit, mit der er sich in seiner Amtszeit als Statthalter von Bithynien zu befassen hatte (siehe dazu auch Hengel, Studien zur Christologie (2006), S. 234-236). Die gesamte Stelle lautet: adfirmabant autem hanc fuisse summam vel culpae suae vel erroris, quod essent soliti stato die ante lucem convenire carmenque Christo quasi deo dicere secum invicem seque sacramento non in scelus aliquod obstringere, sed ne furta, ne latrocinia, ne adulteria committerent, ne fidem fallerent, ne depositum appellati abnegarent. (Plinius, Epistulae (1995), S. 642) Deutsche Übersetzung: Sie versicherten jedoch, ihre ganze Schuld oder ihr ganzer Irrtum habe darin bestanden, daß sie sich an einem bestimmten Tage vor Sonnenaufgang zu versammeln pflegten, Christus als ihrem Gott einen Wechselgesang zu singen und sich durch Eid nicht etwa zu irgendwelchen Verbrechen zu verpflichten, sondern keinen Diebstahl, Raubüberfall oder Ehebruch zu begehen, ein gegebenes Wort nicht zu brechen, eine angemahnte Schuld nicht abzuleugnen. (Übersetzung Plinius, Epistulae (1995), S. 643)
  17. Lang bezieht sich auf die Justinus Martyr zugeschriebene Schrift Lr QuellenJustinus Martyr, Opera (1555) M Divi Iustini philosophi et martyris responsiones ad orthodoxos, de qvibusdam necessarijs quaestionibus. Nur die lateinische Wendung, die er hier einflicht und die ein wörtliches Zitat aus Lb PersonWirth, Rudolf (1547–1626) Rudolf Wirths Lr QuellenHospinianus, De origine templorum (1587) M De Templis ist, liefert ein Indiz dafür, dass Lang in seiner Verteidigung von Musikinstrumenten im Gottesdienst eine Polemik gegen den reformierten Autor aus Zürich führte. Siehe ausführlicher zum Hintergrund und zu den zitierten Quellen die Personenartikel Lb PersonJustin der Märtyrer (ca. 100 – 165) Justin der Märtyrer und Lb PersonWirth, Rudolf (1547–1626) Rudolf Wirth.
  18. Vgl. in der modernen Edition: Constantinus ad Pipinum proficisci iubet legatos, quorum princeps Stephanus episcopus romanus. ipsi maritimo itinere cum numeribus ad Pipinum devenere. munera imperatoris, quae a legatis deferebantur, erant instrumentum musicae maximum, res aduc Germanis et Gallis incognita; organon adpellant. cicutis ex albo plumbo conpactum est, simul et follibus inflatur et manuum pedumque digitis pulsatur. Aventinus, Annales ducum Boiariae 1 (1881), S. 404, Z. 17-23. Diese Quelle könnte Lang bei Wirth entlehnt haben, vgl. Hospinianus, De origine templorum (1587), S. 73.
  19. Über den Priester Georgius und den Bau einer Orgel im Auftrag Kaiser Lb PersonLudwig der Fromme (778–840) Ludwigs des Frommen berichten mehrere mittelalterliche Chroniken. Lang ordnet das Ereignis chronologisch falsch in der Regierungszeit Karls des Großen ein. Wie es zu dieser Verwechslung kam, ist unklar. Aventinus berichtet im Einklang mit den historischen Quellen, vgl. Aventinus, Annales Boiorum (1580), S. 294. Auch Wirth, Langs mutmaßliche Quelle für die Orgelgeschichte, gibt den Sachverhalt samt Zitat korrekt wieder, vgl. Hospinianus, De origine templorum (1587), S. 73.
  20. Das von Lang gebrauchte Zitats steht so nicht in den Mantuanus-Ausgaben des 16. Jahrhunderts, vgl. die abweichende Formulierung am Ende des letzten Kapitels des 4. Buchs der Lr QuellenMantuanus, Libri fastorum (1518) M Libri Fastorum sowie zur genaueren Überlieferungsgeschichte in den Personenartikeln Lb PersonMantuanus, Baptista (1447–1516) Mantuanus und Lb PersonVitalianus (vor 657 – 672) Vitalian. Die in dieser und in zahlreichen künftigen Orgelpredigten verwendete Fassung der beiden Verse findet sich in Bale, Acta romanorum Pontificum (1558), S. 69. Es ist stark zu vermuten, dass Lang das Zitat bei Rudolf Wirth entlehnte, der es von Lb PersonBale, John (1495–1563) John Bale übernommen hatte, vgl. Hospinianus, De origine templorum (1587), S. 73.
  21. Lang schließt sich der dominierenden Lutherischen Beurteilung von Figural- und Instrumentalmusik als Adiaphoron an, der beim Lm Ereignis1586: Kolloquium zu Montbéliard Kolloquium von Montbéliard auch Lb PersonBèze, Théodore de (1519–1605) Théodore de Bèze zugestimmt hatte, vgl. McDonald, The Debate Over Church Music (2018). Diese neutrale Einschätzung bildet aber nur eine formale Voraussetzung für ein Vorhandensein kunstvoller Musik. Im folgenden holt der Memminger Superintendent zu einer darüber hinausgehenden Begründung von Kirchenmusik aus, die die Kunstausübung als wichtigen, ja verpflichtenden Teil des Gotteslobes definiert.
  22. Angespielt wird auf die bekannte Darstellung des Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus, der den ersten Einsatz eines hymnischen Volksgesangs in Mailand während der Auseinandersetzungen zwischen dem Bischof Lb PersonAmbrosius von Mailand (339–397) Ambrosius und den Arianern schildert. Ambrosius weigerte sich, der Kaisermutter Lb PersonJustina (–388) Justina die Basilica Portiana für ihre Gottesdienste abzutreten. Daraufhin wurde die Kirche am Palmsonntag des Jahres 386 von Soldaten umstellt. Ambrosius verharrte mehrere Tage mit seiner Gemeinde in der Kirche. Dabei stärkte man sich durch den gemeinsamen Gesang: Tunc hymni et psalmi ut canerentur secundum morem orientalium partium, ne populus maeroris taedio contabescerent, institutum est: ex illo in hodiernum retentum multis iam ac paene omnibus gregibus tuis et per cetera orbis imitantibus. (Augustinus, Conf. 9,7,15) Deutsche Übersetzung: Damals ward das Singen von Hymnen und Psalmen nach der Weise der Ostkirche eingeführt, damit das Volk im Übermaß seiner Niedergeschlagenheit sich nicht erschöpfte. Seither, bis auf diesen Tag, hat sich der Brauch erhalten und ist bereits von vielen, ja fast allen Deinen Kirchengemeinden auch sonst auf dem Erdkreis übernommen worden. (Augustinus, Confessiones (1987), S. 447, 449.) Vgl. als neueren Beitrag zur Frage der Entstehung der mittelalterlichen Hymnentradition: Weckwerth, Altchristliche Hymnen (2010), S. 50-55.
  23. In Memmingen wurde die Reformation nach Zwinglianischem Muster eingeführt. 1528 soll daher die alte Orgel aus der Pfarrkirche entfernt worden sein. Bis zum Bau der Ld OrgelMemmingen St. Martin, Sartorius-Orgel 1598/1599 Sartorius-Orgel 1599 fand der Gottesdienst ohne Orgel statt. Siehe ausführlich: Einführung in die Edition. Historischer Hintergrund.
  24. Johannes Lang zitiert zum zweiten Mal eine leicht angepasste Passage aus seiner Supplik an den Rat der Stadt Memmingen, siehe: Einführung in die Edition, Plädoyer für eine Orgel - die Supplik der Memminger Geistlichen (Januar 1598).
  25. Der Gedanke, dass der Bau einer Orgel ein deutlich wahrnehmbares Distinktionsmerkmal gegenüber Reformierten und Schwärmern darstelle, wird hier klar zum Ausdruck gebracht.
  26. Zitat aus der Straßburger Kirchenordnung (1598), S. 138f. Moderne Edition: Dörner (Hrsg.), Kirchenordnungen Elsass: Straßburg (2011), S. 603. Die neu erlassene Kirchenordnung dient Lang als wichtige Referenzquelle. Offenbar noch nicht verfügbar war ihm das Gutachten der Wittenberger Theologen (Notwendige Antwort (1597), S. 208-209), auf das Lc PredigtautorDieterich, Conrad (1575–1639) Conrad Dieterich zurückgreifen sollte, vgl. Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624), S. 30f.
  27. Lang fasst das Kapitel aus dem ersten Ly Bibelstelle1 Korinther 14 Korintherbrief mit seinen komplexen Ausführungen zur Art der Glaubensvermittlung in den Zusammenkünften der frühchristlichen Gemeinden sehr bündig zusammen.
  28. Langs informiert den Leser über heute nicht mehr vorhandene Teils des Memminger Lk KunstwerkKuhl, H. ; unbekannt: Orgelprospekt der Sartorius-Orgel Memmingen (1599) Orgelprospekts.
  29. Paraphrase der letzten Verse aus Ly Bibelstelle1 Samuel 16 1. Buch Samuel 16.
  30. Diese Verse zitieren die zwei Sprüche, die den Darstellungen von Sauls Heilung durch Musik und Lb PersonElisa Elischas Prophezeiung zum Klang von Musik auf dem Lk KunstwerkKuhl, H. ; unbekannt: Orgelprospekt der Sartorius-Orgel Memmingen (1599) Orgelprospekt der Memminger Orgel zugewiesen waren.
  31. Langs Darstellung ist der einzige Beleg für das Bildprogramm des Memminger Lk KunstwerkKuhl, H. ; unbekannt: Orgelprospekt der Sartorius-Orgel Memmingen (1599) Orgelprospekts, von dem nur drei Bestandteile erhalten sind.
  32. Nachdem 1577 in Memmingen die Konkordienformel unterzeichnet worden war, führte man 1587/88 wieder Bilder im Kirchenraum ein. Dazu gehörten mehrere großformatige Szenen aus der Passion, sowie Darstellungen der Auferstehung und Himmelfahrt. Der Freskenzyklus ist heute nur noch fragmentarisch erhalten, vgl. Unold, Geschichte der Stadt Memmingen (1826), S. 196; Frieß, Lutherische Konfessionalisierung (1999), S. 84; Dobler / Menath / Wechsler, Wandmalereien (2017), S. 166-176.
  33. Zitat aus Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Martin Luthers Vorrede zum Lr QuellenLuther, Babstsches Gesangbuch (1545) M Bapstschen Gesangbuch. Moderne Ausgabe: Luther, WA 35 (1964), S. 477
  34. Übersetzung einer Stelle aus dem 1. Teil des Corpus Iuris Canonici. Hier werden folgende Worte zur Ordinierung von Kantoren (Psalmisten) vorgegeben: Vide, vt quod ore cantas, corde credas, & quod ore credis, operibus comprobes. Decretum Gratiani (1604), Sp. 132. Auch andere Orgelpredigtautoren wie Lc PredigtautorAnwander, Georg (ca. 1559 – 1622) Georg Anwander greifen auf den vermutlich weitaus älteren Spruch zurück.

Letzte Änderung dieses Dokuments am 21. Juni 2022.

Wenn Ihnen auf dieser Seite ein Fehler oder eine Ungenauigkeit aufgefallen ist, so bitten wir um eine kurze Nachricht an