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Orgelpredigt

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a Schultetus, Christoph: Musica ecclesiastica (Stettin 1628)

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b Personen (101)

y Bibelstellen (59)

  • 11,21
  • 1 Korinther 10,13
  • 1 Korinther 14
  • 1 Korinther 14,14
  • 1 Korinther 14,15
  • 1 Könige 10
  • 1 Samuel 16,18
  • 1 Samuel 16,23
  • 1 Thessalonicher 4,16
  • 1 Timotheus 4,5
  • 2 Chronik 5,12–13
  • 2 Korinther 11
  • 2 Korinther 12
  • 2 Könige 3,15
  • 2 Samuel 15,25–26
  • Apostelgeschichte 7,55–56
  • Daniel 3,10
  • Epheser 5,14
  • Epheser 5,18
  • Ezechiel 26,13
  • Hohelied 4,8
  • Ijob 30,31
  • Ijob 38,7
  • Jakobus 1
  • Jesaja 10,5
  • Jesaja 28,19
  • Jesaja 5,12–15.–
  • Jesus Sirach 11,28
  • Jesus Sirach 22,6
  • Jesus Sirach 35,21
  • Klagelieder 3,41
  • Kolosser 3,1
  • Lukas 1,46–47
  • Offenbarung 15,3
  • Psalmen 107
  • Psalmen 108,2
  • Psalmen 108,2–4
  • Psalmen 117,1–2
  • Psalmen 130,1
  • Psalmen 137
  • Psalmen 137,1
  • Psalmen 150
  • Psalmen 150,3–5
  • Psalmen 150,6
  • Psalmen 34,2
  • Psalmen 34,4
  • Psalmen 39
  • Psalmen 56,16
  • Psalmen 57
  • Psalmen 57,1
  • Psalmen 57,10
  • Psalmen 57,8
  • Psalmen 57,8–10
  • Psalmen 57,9
  • Psalmen 68,20
  • Römer 5,3
  • Römer 6,13.19–20
  • Sprichwörter 14,10
  • Weisheit 11,23

[[A1r]]

Titel

Musica Ecclesiastica
Oder
Orgelpredigt/
Von der Music vnd Gesang/ so in der
Kirchen zu Lob Gottes gebrau=
chet wird/
Auß des Ly BibelstellePsalmen 57,8–10 57. Psalms 8. 9. vnd 10. Versickel.
Bey Lieferung der
renoverten [sic] Ld OrgelStettin, Dom, Jakob Scherer-Orgel 1564 Orgel in Le Geographicumg Gebäude: Stettin, Dom Sankt Jacobs
Kirchen
zu Le Geographicumf Ort: Stettin Alten Stettin den 2. Octobris
dieses 1628. Jahrs Gehalten/ vnd auff begehren
in Druck gegeben
Durch
Lc PredigtautorSchultetus, Christoph (1602–1649) Christoph Schultetum
der Heiligen Schrifft Doctorem vnd Pastorem
daselbst.
Nebst angehengter kurtzer erzehlung
des Orgelbaws.
Gedruckt zu Alten Stettin bey Lb PersonGötzke, Georg (1582–1663) Georg Götzken.

[[A1v]]

Widmung

Denen Ehrenvesten/ Achtbarn/ Wolweisen/ Wolgelarten vnd Vornehmen Herren/
Lb PersonHipmann, Christian (1585–1639) Christiano Hipman/
Lb PersonKieselbach, Johann (1578–1630) Johanni Kieselbach/
Lb PersonTuro, Valentin Valentin Turo. Rahtsverwandten.
Lb PersonRehberg, Joachim (1583–1641) Joachimo Rehberg/
Lb PersonFreyberg, Jakob (fl. 1628) Jacobo Freyberg/ Scabinis vnd Fürstlichen Hoffgerichts Advocaten.
Lb PersonRochlitz, Samuel (1592–1634) Samueli Rochlitzen dem Jüngeren/ Vornehmen Bürger vnd Kauffman.

Sämptlichen Wolverordneten Provisoribus der beyden StadtKirchen in Alten Stettin/ Meinen großgünstigen Herren Gevatterm [sic]/ Schwägern vnd werthen lieben Freunden

Vbergibt diese Predigt
Lc PredigtautorSchultetus, Christoph (1602–1649) Christophorus Schultetus Doctor

[A2r]

Text auß dem 57. Psalm.
vers 8. 9. 10.

Ly BibelstellePsalmen 57,8–10 Mein Hertz ist bereit/ Gott/ mein Hertz ist bereit/ das ich singe vnd lobe. Wache auff meine Ehre/ wache auff Psalter vnnd Harffe/ frühe wil ich auffwachen/ Herr/ ich wil dir dancken vnter den Völckern/ ich wil dir Lobsingen vnter den Leuten.

Exordium.

Exord. a Refutatione tacitarum objectionum, v. 1. 2.
Ubi proponitur.
1. Usus organi renovati.
Andächtige vnd Geliebte in Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Christo Jesu vnserm Herrn/ in dem 137. Ps. werden die Jüden in der Lm Ereignis597 – 538 v. Chr.: Babylonisches Exil Gefängnüß zu Babel also redende eingeführet: Ly BibelstellePsalmen 137,1 An den wassern zu Le Geographicumf Ort: Babylon Babel sas= [[A2v]] sen wir vnnd weineten/ wenn wir an Le Geographicumg Gebäude: Zion Zion gedachten. Vnsere Harffen hiengen wir an die Weyden/ die drinnen sind. Welches gar schön gegeben in vnserm Kirchengesang:

Lw MusikwerkDachstein, Wolfgang: An Wasserflüssen Babylon M An Wasserflüssen Babylon
Da sassen wir mit schmertzen/
Als wir gedachten an Zion/
Da weinten wir von Hertzen:
Wir hiengen auff mit schwerem Muth
Die Harffen vnd die Orgeln gut
An jhre Bäum der Weyden.

Dessen vrsach hernach angezogen wird mit diesen Worten:

Lw MusikwerkDachstein, Wolfgang: An Wasserflüssen Babylon M Wie sollen wir in solchem zwang
Vnd Elend jtzt verhanden/
Dem Herren singen ein Gesang.
[1]

Mit welchen Worten angedeutet wird/ das sie es vnzimlich geachtet/ das sie in so Trübsehliger Zeit/ grossem Elend/ vnd Zerstörung jhres Vaterlandes fröliche vnd lustige Lieder singen/ vnd die in- [A3r] strumenta Musica oder Seitenspiel gebrauchen solten. Daher möchte nun wol einem einfältigen befrembd vorkommen/ auch ein Klügling wol vrsach zu spotten vnd lästern nehmen/ das man eben in dieser trawrigen Zeit diese Orgel stattlich renoveren/ ernewern/ vnd jtzo mit frölichem gesang/ Music vnd Seitenspiel vberliefern/ beschlagen/ vnd zuerst in gebrauch bringen lassen: Ja daß wir auch jtzo vnsern ordinar Text der trawrigen Klagelieder mit einem frölichen gleichsam interrumperen/ oder denselben dazwischen setzen/ da doch die Trübseligkeiten dieser Zeit/ vmb welcher willen wir dieselbige zu erklären vorgenommen/ nicht auffgehöret/ sondern immer grösser vnnd hefftiger geworden/ vnd noch werden. Aber kürtzlich davon zu reden/ ist es wol nicht ohne das ein trawriges Hertz der frewden nicht wol sich gebrauchen kan/ Sondern muß derselben schweigen/ v. 4. wie im Ly BibelstellePsalmen 39 39. Psal. stehet. v. 10. Ly BibelstelleSprichwörter 14,10 Denn wenn das Hertze Trawrig ist/ so hilffe kein eusserliche Frewde/ in den Sprüchen Lb PersonSalomo Salomonis am 14. Cap. Ly BibelstelleJesus Sirach 11,28 Ja eine böse Stunde machet daß man aller Frewde [[A3v]] v. 28. vergisset/ beym Syrach am 11. Capit. Daher es auch bey demselben sprichwortsweise als ein vngereimbt ding angezogen wird/ in Trawren zu Musiceren. Musica in luctu importuna Ly BibelstelleJesus Sirach 22,6 Eine rede/ spricht er/ so zur vnzeit geschicht/ reimet sich eben wie ein Seitenspiel/ wenn einer Trawrig ist. v. 6. im 22. Cap. Das wollen nun auch die Jüden in angezogenen worten des Ly BibelstellePsalmen 137 137. Psalms/ nemblich/ das sie es nicht können vbers Hertz bringen/ jhnen schwer ankomme vnd vngereimbt düncke/ das sie in jhrem so grossen Elend noch frölich singen/ vnd Seitenspiel gebrauchen sollen. Es ist auch leider gnugsam bekant/ wie wir auch in Trawrigen Zustand gerahten vnd sitzen/ das es scheint als wen der liebe Gott es auch mit vns machen wolte/ wie er beym Propheten Ezechiel am 26. Cap dräwet: Ly BibelstelleEzechiel 26,13 Jch wil mit dem Gedöne deines Gesangs ein ende machen/ das man den Klang deiner Harpffen nicht mehr hören sol. Darauff denn folgt das man Klagen muß mit Lb PersonHiob Hiob im 30. Capittel. [[A4r]] Ly BibelstelleIjob 30,31 Versa est in luctum cythara mea: Meine Harpffe ist ein Klage worden/ vnnd meine Pfeiffe ein Weinen.

Dem aber ist gleichwol nicht zuwieder/ das wir vns dennoch auch in dieser trawrigen Zeit des Musicerens/ singens/ Orgel vnd Seitenspiel gebrauchen/ denn die Musica auch in derselben Zeit jren herrlichen nutz vnd gebrauch hat. Denn erstlich dienet sie darzu/ daß damit das trawrige Gemüth/ wo nicht gar erfrewet/ dennoch in etwas erquicket wird/ wie denn Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David mit seiner Harpffen den Trawergeist von Lb PersonSaul (fl. 1000 v. Chr.) Saul vertrieb/ das er sich erquickte/ vnd jhm besser ward/ in dem Ly Bibelstelle1 Samuel 16,23 1. Sam. am 16. Cap. v. 3. Zum andern kan auch durch die Music das Hertz vnd Gemüth besser auffgemuntert werden/ das es sich desto ernstlicher mit Gebet vnd Seufftzen zu Gott erhebe/ vnd dem die Noth mit grösserm ernst vortrage/ vnd mit fewriger Andacht vmb hülffe bitte: Ja das jhm nicht mehr ist/ als were es an den Thränenflüssen dieser verwirreten Babel/ der bösen Welt/ sondern daroben da Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Christus ist/ wie steht [[A4v]] v. 1. an die Ly BibelstelleKolosser 3,1 Coloss. am 3. Cap. Denn wie die Andacht vnd Gaben des Geistes auch durch Geistliche Gesänge erwecket vnd vermehret werden/ können wir auß dem 2. Buch der Könige am 3. Cap. sehen/ da der Prophet Lb PersonElisa Elisa Ly Bibelstelle2 Könige 3,15 einen Spielman fordert/ das er Weissagen möchte/ vnd die Hand des Herren Lb PersonAmbrosius von Mailand (339–397) Ambros.[2] l. 9 Ln LiteraturAugustinus, Bekenntnisse (2004) M Confess. vber jhn käme. Vnd Lb PersonAmbrosius von Mailand (339–397) Ambrosius zeigt von sich/ das er sich in der schweren Verfolgung/ so die Arianer wider die Christen erregt/ insonderheit mit den Geistlichen Gesängen getröstet vnd erquicket.[3] Zum dritten seyn wir auch ohn das Gott zu Loben vnd zu dancken schüldig/ wenn es vns schon vbel geht/ in prosperis & adversis, nicht allein in guter Zeit vnd frewden/ sondern auch in böser Zeit vnnd Vnglück/ welches wir auch als eitel Frewde achten sollen/ wie v. 4. Lb PersonJakobus ( – 44 (Sterbejahr)) Jacobus redt in seiner Ly BibelstelleJakobus 1 Epistel am 1. Cap. v. 3. Ly BibelstelleRömer 5,3 Ja vns der Trübsal auch rühmen sollen/ wie Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Paulus an die Röm. am. 5. vermahnet/ vnd in der 2. an die Corinth. Ly Bibelstelle2 Korinther 11 am 11. vnd Ly Bibelstelle2 Korinther 12 12. Cap. mit seinem exempel beweist/ da er sich der Verfolgung/ Schmah vnd leiden ruhmet/ so er vmb Christi willen außge= [B1r] standen. Daher nun sollen wir auch in Vnglücklicher Zeit/ v. 1. Ly BibelstellePsalmen 34,2 ja zu jederzeit Gott Loben/ mit David auß dem 34. Ps. sprechende. Jch wil den Herrn loben allezeit/ sein lob sol jmmerdar in meinem Munde seyn. Also wird es nun auch nicht vnrecht gethan seyn/ das in dieser ob schon Trawriger Zeit die Orgel ernewert/ vnd zu Gottes Lob mit anderer Music gebraucht wird.

Causa textus hujus assumpti. Warumb wir auch diesen Text anjtzo/ mit hindansetzung vnsers ordinarij vnd gewönlichen Texts der Klaglieder Jeremiae, vorgenommen/ dessen kan ein Vernünfftiger leichtlich vrsach wissen/ denn es ein alter vnd biß auff vnsere Zeit wolhergebrachter gebrauch/ das wann ein new Werck der Kirchen/ als ein Predigstuel/ Tauffe/ Orgel oder dergleichen verfertigt/ das es mit sonderlicher solemnitet zu seinem brauch erstlich gebracht/ vnd gleichsam eingeweyhet werde/ dabey man denn auch des Worts Gottes mit nichten vergessen muß/ v. 5. Ly Bibelstelle1 Timotheus 4,5 denn es wird alles geheiligt durchs Wort vnd Gebet/ in der 1. Timoth. am 4. Cap. [[B1v]] Daher auch Lb PersonSalomo Salomon da der Le Geographicumg Gebäude: Jerusalem, Tempel Tempel mit seinem geräth verfertigt war/ selbst ein Andechtiges Gebet/ vnd Vermanung zum Volck thät/ wie in dem Ly Bibelstelle1 Könige 10 1. Buch der Könige am 10. zu lesen. Weil denn nun in Le Geographicumg Gebäude: Stettin, Dom dieser Kirchen/ auch mir vnwürdigen das Ampt des Worts zu treiben befohlen/ hab ich billich bey vollbrachter renovation vnd angehend Vberlieferung dieses Ld OrgelStettin, Dom, Jakob Scherer-Orgel 1564 Orgelwercks ein Christliche erinnerung von der Music vnd insonderheit der Orgel gebrauch thun sollen. Propositio trimembris. Zu welchem vns vnser jtzt vorlesener Text gute anleitung gibt; Welchen/ wie er drey sätzlein begreifft/ wir auch also in drey pünctlein abtheilen/ vnd in einem jeden von einer sonderlichen art der Music handeln wollen/ vnd zwar:

1. De Musica mentali, von der Music so jnnerlich im Hertzen/ Gemüt vnd Geist verrichtet wird/ dadurch das hertz bereitet wird Gott zu loben/ wie davon David sagt: Ly BibelstellePsalmen 57,8 Mein Hertz ist bereit/ Gott mein Hertz ist bereit.

2. De Music instrumentali, von der Music so durch allerley instrument vnd Seiten= [B2r] spiel verrichtet wird/ wie David sich darzu auffmuntert: Ly BibelstellePsalmen 57,9 Wach auff meine Ehr/ wache auff Psalter vnd Harffen/ früe wil ich auffwachen.

3. De Musica vocali, von der Music so mit Menschlicher Stimm Gott zu Lob geschicht/ davon David redt/ wenn er spricht: Ly BibelstellePsalmen 57,10 Herr ich wil dir dancken vnter den Völckern/ ich wil dir Lobsingen vnter den Leuten.

Hievon nun also zu reden/ das es gereiche zu der Ehr Gottes/ vnd vnser aller erbawung wolle vns der Vater aller Gnaden den beystandt seines heiligen Geistes mildiglich verleyhen vmb Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Jesu Christi willen/ Amen.

Das Erste Stück.

In prima parte agitur 1. de subjecti, quod loquitur certificatione. Andächtige vnnd Geliebte in Christo Jesu vnserm Herren/ so wir die Wort vnsers Texts [[B2v]] recht verstehen wollen/ so ist von nöthen/ das wir vor erst wissen von wem in demselben geredt wird/ ob David in seiner oder eines andern Person allhie rede/ denn hievon vnterschiedliche meynungen vnter denselben/ die vber den Psalter geschrieben. Denn etliche von den alten Lehrer/ wie benantlich Lb PersonHieronymus, Sophronius Eusebius (347–420) Hieronym. tom. 4 oper. f. 1149[4] der Lb PersonHieronymus, Sophronius Eusebius (347–420) Hieronymus/ legen es auß de Christo resurgente von Christo in seiner Aufferstehung/ doch auff vnterschiedliche weiß. Denn theils halten davor/ das der Vater den Sohn/ im Grab liegende also anrede: Ly BibelstellePsalmen 57,9 Wach auff mein Ehr/ wach auff Psalter vnd Harffe/ daß ist/ du mein Sohn/ der meine Ehr/ mein Seitenspiel/ dadurch das liebliche v. 3. Ly BibelstelleOffenbarung 15,3 Lied des Lambs/ (nemblich das Evangelium welches also genand wird in der Offenbarung Johan. am 15. Cap.) sol außgebreitet werden/ Ly BibelstelleEpheser 5,14 Stehe auff von den Todten/ welches der Herr Christus beantworte: Frühe wil ich auffwachen. Theils/ das der Herr Christus sich selbst vnd seine Apostel/ die auch seine instrumenta vnd Seitenspiel gewesen/ also anrede: Ly BibelstellePsalmen 57,9 Wach auff [B3r] meine Ehre/ wach auff Psalter vnd Harpffen/ vnnd damit das newe Lied des Evangelij nach seiner Aufferstehung in die gantze Welt außzubreiten auffmuntere. Etliche Papisten legen es auß von Hac de relate agit Lb PersonBaronio, Cesare (1538–1607) Baron. in Lr QuellenBaroni, Annales (1618) M Annal. Eccles. t. 1. an. C. 48. & in Lb PersonVermigli, Pietro Martire (1499–1562) Martyr anno domini 15. Augusti p. 455. der Jungfräwlichen Mutter Lb PersonMaria Maria/ von welcher sie schreiben/ das sie auff den Tag/ welcher von jhrer Himmelfarth genent ist/ von jhrem Sohn Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Jesu Christo heimgesucht/ der jhr in herrlicher gestalt/ Ly BibelstelleApostelgeschichte 7,55–56 wie dem Lb PersonStephanus, Heiliger (1–40) Stephano in der Apostel Geschicht am 7. erschienen/ vnd sie also angeredt. Ly BibelstelleHohelied 4,8 Veni dilecta mea, Kom meine Liebe/ darauff sie geantwortet haben sol: Ly BibelstellePsalmen 57,8 Paratum est cor meum, Deus, paratum est cor meum; Mein Hertz ist bereit/ Gott/ mein Hertz ist bereit.[5] Dem sey aber wie jhm wolle/ so folgte doch/ wenn es so schon were geschehen/ darauß nicht/ das dieser Psalm eben in sensu literali vnd Wortverstandt von der Maria rede/ weil sich auch wol ein ander frommer Christ diese vnd andere Wort der Psalmen applicern vnd auff sich ziehen kan/ da es doch gar nicht folgt/ [[B3v]] das der Psalm in dem rechten Wortverstand von jhm rede. Bleiben derwegen da bey schlechter einfältiger weise/ das in diesem Psalm literaliter/ oder im Wortverstand der Königlich Prophet David von sich selber rede/ daher auch im Titel gesetzet wird/ Ly BibelstellePsalmen 57,1 das es sey ein Kleinot Davids vorzusingen/ das er nicht vmbkäme/ da er für Lb PersonSaul (fl. 1000 v. Chr.) Saul flohe in die Höle. 2. De texto cum praecedentibus connexione Denn Ly BibelstellePsalmen 57 darin bittet er Gott/ das er jhm wolle gnädig seyn/ seines Jammers ein ende machen/ jhm helffen von der Schmah seines versenckers/ weil er liege mit seiner Seelen vnter den Löwen/ vnter den Menschen Kindern die flammen sind/ jhre Zähne Spieß vnd Pfeile/ vnd jhre Zungen scharffe Schwerter/ die seinem gange Netze stellen/ vnd drucken seine Seele nieder/ vnd jhm ein Gruben graben.

3. de cordis praeparatione. Darauff fiengt er nun an mit frewdigem Muth/ als der durch ein ernstes gläubiges vertrawen der hülffe Gottes [[B4r]] Lr QuellenBernhardus, Sermones In Dominicas (1666) M Serm 2 de quadragesima. gewiß: Ly BibelstellePsalmen 57,8 Mein Hertz ist bereit/ Gott/ mein Hertz ist bereit. Der Kirchen Lerer Lb PersonBernhard von Clairvaux (ca. 1090 – 1153) Bernhardus nimbt in acht/ das er nicht ohn vrsach zweymahl wiederhole: Mein Hertz ist bereit/ mein hertz ist bereit. Denn damit wolle er andeuten/ das er gleichsam ad utrumque paratus vnnd auff beyden seiten wol bereit vnd geschicket sey/ in Glück oder Vnglück/ wie es jhm Gott zuschicke jhn zu loben/[6] wie er sich auch erkläret/ vnd dem willen Gottes vntergiebt in dem v. 25. 26. 2. Buch Lb PersonSamuel Samuelis am 16. Ly Bibelstelle2 Samuel 15,25–26 Werde ich Gnade finden für dem Herrn/ so wird Er mich wiederholen. Spricht er aber also/ Jch habe nicht lust zu dir/ siehe hie bin ich/ Er machs mit mir/ wie es jhm wolgefelt. Jm Ebräischen original Text stehet das Wort [hebräisch] welches eigentlich so viel lautet/ als confirmatum est, 4. De praeparationis fine Dei scilicet laudatione. Mein Hertz ist bestetigt/ bekräfftigt/ durch ernsten vnd festen vorsatz dahin gerichtet/ ohn wancken/ vnnd herumb schweiffen der Gedancken/ das es also ein gewisse vnd [[B4v]] auff einen Zweck standhafftig gerichtete bereitung anzeiget. Daher im 108. Psalm steht: Ly BibelstellePsalmen 108,2 Gott es ist mein rechter ernst/ ich wil singen vnd tichten. Worauff er aber das Hertz also gerichtet/ das lest er nicht vnsern Gedancken frey außzusinnen/ sondern setzet es deutlich/ das ich singe vnnd Lobe: Nemblich Gott dem Herrn für seine Gnadenhülff/ die er mir bezeigen wird/ vnd derer ich in meinem Hertzen so gewiß bin/ als hette ich sie schon im Werck erfunden. Also redet er nun de Musica mentali, die im Hertzen geschicht/ dadurch dasselbige bereitet wird Gott zu loben/ ja sich erhebet zu Gott jhn zu preisen/ daher es dann auch zum offteren durch die Zung/ oder auch wol Seitenspiel herfür bricht/ vnd Gottes lob außbreitet.

Doct. 1. Ad Dei laudem cordis praeparationem requiri. Darauß wir denn zu lernen haben erstlich/ das wenn man singen vnd Gott loben wil/ das Hertz auch dabey seyn/ bereitet vnd auff Gott gerichtet seyn müsse. Wie David daher spricht: Ly BibelstellePsalmen 57,8 Mein Hertz ist bereit/ Gott/ mein Hertz ist [C1r] Usus 1. Elenchticus contra Pontificios. bereit/ das ich singe vnnd Lobe. Dawieder ist im Babstthumb gröblich mißhandelt/ ja wird noch heut zu Tag dawieder gethan/ wenn die Nonnen da den Psalter in Lateinischer Sprach/ die sie nicht verstehen/ ohn alle andacht vnd auffmercken vnd Verstandt wegplärren/ wie es auch die ChorSchüler ja ein gut theil jhrer Canonicorum vnd Mäßpfaffen selbst nicht besser machen. 2. Epanorthoticus, redarguens eos, qui tantum sono se oblectant. Aber wolte Gott/ das solches nur im Babstthumb allein were/ es finden sich aber auch viele bey vns/ die da mit schlechter Andacht vnd auffmercken singen/ sondern nur vmb der wolklingenden liebligkeit der Music willen/ die jhnen die Ohren krawet/ etwas zuhören/ daher denn jhrer viel auch wenn die Predigt angeht/ sich wol zur Kirchen hinauß verfügen. Solche Leute weren leichtlich zum Babstthumb zu bringen/ weil sie so wenig nach Gottes Worte fragen. Denn ein eusserliche Music/ daran sie sich mehr/ als an Gottes Wort belüstigen/ findet man im Babstthumb wol so schön/ als in vnsern Kirchen/ dazu denn der Babst noch wol anders Pfeiffen kan/ da [[C1v]] hat er die grossen Pfeiffen der Ehren/ da er viele mit auffblasen kan/ die lieblichen Pfeiffen der feisten Praebenden/ Lüste der Welt/ etc. Ja er Pfeifft nicht allein süsse/ sondern auch sawr mit zwang vnd Verfolgung/ damit ers so viel machen kan/ das viel ohn jhren willen zu jhm tantzen müssen. Gleich wie der Lb PersonNebukadnezar II ( – 562 v. Chr.) Nebucadnezar, damit sein Götze angebetet wurde sich v. 10. Ly BibelstelleDaniel 3,10 der Posaunen/ Drometen/ Harpffen/ Geigen/ Psalter vnd allerley Seitenspiel gebrauchte/ beym Propheten Lb PersonDaniel Daniel am 3. Cap. Also hat der Babst auch sein Seitenspiel/ damit er jhrer viele bewegt seinen Abgott zu ehren. Ja es seyn solche Leute/ die den Thon der Music höher halten vnd grösser achtung drauff geben als auff das Wort/ den Heyden gleich/ von welchen der Kirchen=Lehrer Lb PersonLactantius, Lucius Caecilius Firmianus (ca. 250 – ca. 317) Lactant. l. 2. Lr QuellenLactantius, Diuinarum institutionum (1521) M Instit. c. 7. Lb PersonLactantius, Lucius Caecilius Firmianus (ca. 250 – ca. 317) Lactantius schreibt: Lr QuellenLactantius, Diuinarum institutionum (1521) M Veniunt ad templa, non tàm religionis gratia, quàm ut videant & audiant, quod oblectat,[7] daß ist/ Sie kommen zur Kirchen nicht vmb der religion vnd Wortes Gottes willen/ sondern das sie sehen vnd hören/ was sie [C2r] belüstigen möge. Aber solch einer war nicht David/ Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Aug. l. 17. Ln LiteraturAugustinus, De civitate Dei XIV-XII (1899) M de civitate Dei c. 14. von dem Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus schreibt: Ln LiteraturAugustinus, De civitate Dei XIV-XII (1899) M David Harmoniam Musicam non vulgari voluptate, sed fideli voluntate dilexit,[8] daß ist/ David hat die Music geliebt/ nit nach gemeiner art vmb der lust/ sondern mit trewen vnd gläubigem Hertzen vnd willen. Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augu. l. 10. Ln LiteraturAugustinus, Bekenntnisse (2004) M Confeß. c. 33. Vnd von sich selbst spricht er: Ln LiteraturAugustinus, Bekenntnisse (2004) M Commoveor non ipso cantu, sed rebus quae cantantur.[9] Jch werde nicht bewegt/ durch den Gesang vnd Klang selbst/ sondern durch die ding die gesungen werden. 3. Paraeneticus ad attentionem & praeparationem canentes excitans. Darauff sol nun einer mit gebührlicher Andacht mercken/ wenn er Gott loben wil; so er wil daß Gott dadrauff mercken sol/ vnd so der hören vnd erhören sol/ muß er sich selbst auch hörend vnd verstehen; Ly Bibelstelle1 Korinther 14,14 nicht allein mit der Zungen/ sondern auch mit Hertz vnd Stimme singen/ wie auch vermahnet Paulus in v. 14. 15. der 1. an die Corinther am 14. Capittel. Ly Bibelstelle1 Korinther 14,15 Wie sol es denn seyn? spricht er/ Nemblich also/ Jch wil Beten mit dem Geist/ vnnd wil auch Beten im Sinn. Jch wil Psalmen singen im Geist/ vnd wil [[C2v]] auch Psalmen singen mit dem Sinn. Also sang auch mit Hertz vnd Sinne Gott/ die Hochgelobte Jungfraw Maria in jhrem Gesang: Ly BibelstelleLukas 1,46–47 Magnificat anima mea Dominum: Meine Seel erhebe den Herrn/ vnd mein Geist frewet sich Gottes meines Heylandes. v. 46.47. Luc. am 1. Sol aber das geschehen/ muß man zuforn das Hertz recht bestetigen/ vnd bereiten/ das man mit David auß vnserm Text sagen könne: Ly BibelstellePsalmen 57,8 Mein Hertz ist bereit/ Gott/ mein Hertz ist bereit/ das ich singe vnd Lobe.

Doctr. II. per crucem cor praeparari. Es möchte aber jemand gedencken/ wie mach ichs denn/ wenn ich das Hertz bereiten wil/ wordurch wird es also bestendig bereitet? Es seyn meine Geliebte/ mancherley weisen/ das Hertz recht zu bereiten/ als das man insonderheit ernstlich den lieben Gott darumb bittet/ das man sich auch dabeneben der Sorgen vnnd anderer Gedancken entschläget/ das sie nicht das Hertz beschweren/ Vornemblich aber zeigt vns David in vnserm Text mit seinem exempel eine sonderliche art/ daß nemblich durch das [C3r] Creutz das Hertz bereitet werde/ nicht allein zu Beten/ sondern auch wenn man im Glauben die hülffe Gottes hoffet/ oder in der that erfahren/ Gott desto ernstlicher zudancken. Denn was vervrsachet anders/ das David so frewdig hie sprechen kan. Ly BibelstellePsalmen 57,8 Mein Hertz ist bereit/ Gott mein Hertz ist bereit/ als das er in Nöthen war/ verfolget vnd seine Seel gedrucket ward/ daneben aber im Glauben erlösung hoffete? So gehet es nun noch manchem frommen Christen/ das zu bereitung seines Hertzens/ Gott das Creutz gebrauchen muß. Denn ausser demselben geht vns offt das Beten vnd Dancksagen sehr kalt ab/ vnd nicht auß recht zubereitetem Hertzen: Ly BibelstelleJesaja 28,19 aber wie die Anfechtung lehrt auffs Wort mercken/ beym v. 19. Lb PersonJesaja Jesaia am 28. Cap. Also auch auffs Gebett vnnd Dancksagung. Jnsonderheit wenn wir in grosser Noth vnd Gefahr gewesen/ vnnd darauß errettet/ so geht denn die Dancksagung vnd Lob Gottes auß recht fewrigem Hertzen. Daher auch David im Ly BibelstellePsalmen 107 Psalm. 107. [[C3v]] v. 1. Gott den Herrn zu dancken die insonderheit ermahnet/ die erlöset seyn durch den Herrn/ die er auß der Noth erlöset hat. v. 39. 40. Wie er denn sechs classes vnd Ordnungen derselben insonderheit erzehlet/ da er denn zu letzt die setzet/ welche niedergedruckt vnnd geschwächt waren von dem bösen (Tyrannen/ wie es Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Lutherus am Rande erklärt)[10] der sie gezwungen vnd gedrungen hatte/ da verachtung auff die Fürsten geschüttet ward (daß die Obrigkeit jhren Vnterthanen kein Schutz halten/ sondern die Feinde im Lande domineren, vnd jhrer so wenig achten/ als weren sie nicht darin.) Also das alles jrrig vnd Wüste stund. Da wir vns auch wol vnter rechnen mögen/ als die freylich rechtschaffen niedergedruckt/ geschwächt vnd gedrungen/ vnd da es so zugeht im Land/ das es alles jrrig vnd Wüste steht. Das befrembd vns nun wol gar sehr/ das der liebe Gott das so zulest/ vnd (wie vns bedünckt) nichts bey den Sachen thu/ vnd können vns offt nicht darin richten/ wohin es doch von dem [[C4r]] lieben Gott gemeinet/ aber es ist nicht anders/ er wil vnser Hertz bereiten zu loben vnd zu singen.

Gleich wie ein Organist wenn er die Orgel stimmen wil/ die Clavier mit einem Bley belästiget/ damit es die Stimme von sich gebe: Also auch vnser lieber Gott wenn er vns anstimmen wil/ v. 19. Ly BibelstellePsalmen 68,20 legt er vns eine Last auff/ wie im 68. Psalm steht. Wenn ein instrumentist sein instrument stimmen wil/ hat er seinen Stimhammer/ oder ein Organist seinen Zwinger/ damit sie die Seiten so zu sehr abgelassen oder schlap worden zwingen vnd in die höhe ziehen/ biß sie eine schöne harmoniam geben vnnd ineinander lieblich klingen/ darüber denn auch wol die Seiten so Rostig/ oder sonst nicht gut springen: Also hat Gott der Herr auch sein Organum/ sein instrument vnd Harffe die Christliche Kirche/ die auch sein Lob erklinget; Aber es werden offt etlich Christen/ die als Seiten darauff seyn/ laß vnd träg zu Lob Gottes/ lassen ab vom guten/ vnnd geben keinen feinen concent, weil jhr Leben nicht mit der Lehr [[C4v]] vbereinstimmet. Da muß nun Gott der Herr stimmen/ da braucht er seinen Stimhammer/ Ly BibelstelleJesaja 10,5 der seines Zorns Ruth/ v. 5. wie Jesaia am 10. steht/ Da lest er Landzwinger kommen/ die die Seiten zwingen/ die Leut rechtschaffen zwacken vnd placken/ dermassen ziehen das jhr vermögen dünne wird/ das sie es leiser geben/ das sie hell klingen sollen/ die Stim des Gebets vnd des Lobs Gottes erheben. Da geht es denn recht ex profundis Ly BibelstellePsalmen 130,1 auß der Tieffe in den höhern Chor/ vnnd Ly BibelstelleJesus Sirach 35,21 dringt durch die Wolcken/ kompt vor die Ohren des Höhesten/ vnd lest nicht ab/ biß der Höheste darein sehe. Wie im 130. Psalm vnnd beym Syrach am 35. geredt wird. Da geht es aber auch vielmahl so/ das die bösen falsche Seiten springen/ daß ist/ die Heuchel Christen/ oder die in böser gewonheit gleichsam verrostet/ abfallen vom Glauben/ oder schlagen sich zum grossen Hauffen/ helffen mit Rauben vnd die armen Leute placken/ oder strecken sonst jhre Hände auß zur Vngerechtigkeit/ wie im 125. Psalm steht: [D1r] Das dünckt vns nun offt seltzam. Gleich wie einer der Kunst vnerfahrner der Usus 1. Paraeneticus ne scandalizemur, vel Deum reformemus. zuvor kein Orgel gehört/ wenn er in die Kirchen käme/ hört die Orgel stimmen/ solte er gedencken/ was ist das vor ein gelaut/ das der Kerl in der Kirchen macht/ er muß es nicht recht wissen/ wie man darauff schlagen sol: oder wann er sehe ein Jnstrument stimmen/ vnd darüber ein vnd andere Seiten springen/ solte er es wol dem Künstler schuld geben/ ja sich besorgen er würde es gar verderben: Also muß sich der liebe Gott auch von vns Meistern lassen/ wenn er / wie gesagt/ stimmet/ da meinen wir offt es sey nicht recht/ vnd tragen sorge Gott werde es gar verderben/ vnd seine Kirche gentzlich zureissen vnd vnterdrücken lassen. Aber wir sollten doch Gott nicht so vor so vnbescheiden ansehen/ das er nicht wisse wie er mit seinem zarten Jnstrument der Christlichen Kirche sol vmbgehen. Denn er ist freylich der aller verständigste Künstler/ der seine Prob/ an dem grossen Opere Organico, Himmel vnd Erde erwiesen/ welches als ein schöne Orgel in mancherley Stimmen [[D1v]] Nuper reciprocis hac de re egerunt Lb PersonFludd, Robert (1574–1637) Robertus de FluctibusLb PersonKepler, Johannes (1571–1630) Johannes Keplerus Mathematicus Caesareus. seine herrliche Harmoniam hät/ wie die Mathematici vnd Philosophi solches erweisen/[11] vnd der Meister des Büchleins der Weißheit gedencket/ wenn er spricht/ Ly Bibelstelle 11,21 das Gott alles geordnet mit Maß/ Zahl vnd Gewicht/ im 11. Cap. Darumb wird er auch in dem stimmen oder aufflegung des Creutzs wol maß vnd Ziel treffen/ vnd nicht zu viel machen/ denn 2. Usus Paracleticus, à moderatione crucis. Ly Bibelstelle1 Korinther 10,13 Er ist getrew/ der vns nicht lesset versuchen vber vnser vermögen/ Sondern machet das die Versuchung so ein ende gewinne/ das wirs können ertragen/ in der 1 an die Corinth. v. 13. am 10. Cap. des sollen wir vns getrösten. Macht ers aber was lang/ so sollen wir dencken/ das die schuld nicht sein/ sondern vnser. Denn wenn ein Künstler lang stimmet ist es ein anzeigung/ das die Seiten sehr abgelassen/ vnd das Jnstrument sehr verstimmet; also wenn der liebe Gott lang anhelt mit seinen plagen/ spüren wir darauß/ das wir sehr verderbt/ vns hoch versündigt/ vnd vns nicht bald wieder bekehren/ vnd auffziehen lassen/ das wir vnser [[D2r]] Häupt v. 41. Ly BibelstelleKlagelieder 3,41 sampt den Händen auffheben zu Gott im Himmel/ Wie wir in dem 3. Cap. der Klaglieder Lb PersonJeremia Jeremiae erinnert werden. Darumb muß Gott so lang/ so hoch vnd scharff anziehen. Springen denn etliche darüber/ ist abermahlen die schuld nicht Gottes/ sondern jhr eigen/ als die in der Prob nicht bewert befunden/ vnd ans End bestendig beharret. So viel vom Ersten. Folget:

Das Ander Stück.

In secunda parte proponitur 1. Excitatio, per Apostrophen ad instrumenta Musica. Denn weil David nun sein Hertz bereit erfunden/ zu Loben vnd zu Singen/ wil er auch ohn verzug dasselbe anfangen/ vnnd ins Werck richten/ daher wendet er sich zu seinen Jnstrumenten/ redet dieselbe an: Ly BibelstellePsalmen 57,9 Wache auff meine Ehr/ wach auff Psalter vnnd Harffe/ frühe wil ich auffwachen. v. 1. 2. Fast eben wie hie/ redt er auch im 108. Psal. [[D2v]] Ly BibelstellePsalmen 108,2–4 Jch wil singen vnd Tichten/ meine Ehre auch/ wolauff Psalter vnnd Harffen/ Jch wil frühe auff seyn. Jch wil dir dancken Herr vnter den Völckern/ Jch wil dir lobsingen vnter den Leuten. Was er durch die Ehre verstehe/ ist vnter den Außlegern/ die vber den Psalter geschrieben/ nicht einerley meynung: Etliche verstehen es von Gott selbst/ zu welchem er alle Ehr vnnd Lob richte: Andere seine Seele/ als das vornembste Theil des Menschen/ etliche die Zung damit er Gott lobe vnnd Ehre: Etliche den Gesang/ oder die Seitenspiel vnd die Kunst darauff zu Spielen/ dadurch er Gott mit Ehrte/ vnd er auch daher geehrt vnd berümbt war/ v. 18. wie wir im 1. Buch Samuelis am 16. Cap. lesen/ das er darumb erst den König Saul gerühmt vnd kund worden/ Ly Bibelstelle1 Samuel 16,18 das er wol köndte auff Seitenspiel. Welcher meinung auch der Herr Lutherus Seelig ist/ wenn ers auff dem Rand des Textes also erkleret: Lr QuellenPsalter Deudsch (1599) M Mein Ehr/ daß ist/ Mein Psalter vnd Lied da ich Gott mit Ehre:[12] Welche [D3r] meynung denn auch der context allhie/ in dem deutlicher andern Musicalischen Jnstrumenten gedacht wird/ bestetigt. Die wir vns derwegen auch gefallen lassen/ jedoch die andern auch vnverworffen. Das aber die Jüden erdichten/ das David seine Harffe an das Bett gehengt/ da denn gar früe der Wind die Seiten gerürt/ daß sie geklungen/ vnd also David gleichsam auffgeweckt; Ly BibelstellePsalmen 57,9 Wache auf meine Ehre/ wache auff Psalter vnnd Harffen/ dahin die Worte des Textes gehen solten/ daß ist ein Jüdisch Gedicht vnd Fabel/ der man zu erklärung des Textes nicht bedarff/ den ohn das in der Schrift nicht seltzam/ das per apostrophen auch res inanimata vnd Leblose ding angeredt werden. 2. Declaratio sive responsio, quae ostendit paratum Davidis studium. Wenn derwegen David spricht: Ly BibelstellePsalmen 57,9 Wach auff mein Ehr/ wach auff Psalter vnd Harffen. vnd darauff gleichsam antwortet: Früe wil ich auffwachen/ So wil er mit solchen Worten anzeigen/ welch verlangen/ Lust vnd begierd er habe Gott zu loben vnd zu singen/ das er dafür fast nicht schlaffen/ [D3v] sondern Früe auffwachen/ vnnd mit frewden zu seinen Jnstrumenten anspringen/ damit Gott zu loben. Das er also hie insonderheit de Musica instrumentali handelt. Die instrumenta aber derer allhie gedacht wird/ als Psalter vnnd Harffe/ werden im Ebräischen Original Text genandt [hebräisch] vnd [hebräisch]. Das erste wird gemeiniglichen nablium und Psalter außgelegt/ die Jüden schreiben es sey gewesen ein Jnstrument wie ein Pandor/ das ander geben sie gemeiniglich Cytharam oder ein Cither. Wiewol sie sont in erklärung solcher Wörter/ wie auch die Gelarten vnter sich/ nicht eins. Daher wenn man schon was mehr davon sagen wolte/ es wenig zur erbawung dienen/ ja von einfeltigen nicht würde verstanden werden/ sintemal es andere instrumenta gewesen/ als bey vns im gemeinen gebrauch seyn. Schreiten derwegen zu den Lehren.

Denn Erstlich können wir hier auß schliessen/ das die Musica instrumentalis vnd die Seitenspiel gar wol in der Kirchen zum Gottesdienst können gebraucht Doctr. 1. Usum instrumentorum Musicorum esse licitum. wer= [[D4r]] cum Elencho Calvinianorum den/ wie hie David seinen Psalter vnd Harffe dazu nimbt. Etliche Calvinisten zwar halten nichts davon/ schreyen es auß als ein werck/ daß in der Kirchen nicht zu erbawung dienlich/ sondern viel mehr schedlich sey/ wie sie dann dazu anziehen/ das Ly Bibelstelle1 Korinther 14 14. Capittel der 1. Epistel an die Corinther. Aber da handelt Paulus von denselben/ so vnter der Gemein mit einer solchen Sprachen reden wolte/ die nicht von der Gemein verstanden wurde: Als wenn einer wolte Lateinisch vnter vns Predigen/ oder ja viel Latein anziehen ohn außlegung; davon freylich die Gemeine nicht gebessert würde. Das strafft Paulus/ vnd vergleicht es mit einer Posaun/ die einen vndeutlichen Thon gebe/ vnnd solchen Jnstrumenten die nicht vnterschiedliche Stimmen von sich geben/ da man nicht kan wissen was gepfiffen ist. Solche vndeutliche vnd vbelklingende Seitenspiel aber brauchen wir in vnsern Kirchen nicht/ die andern woleinstimmende vnnd wolklingende aber verwirfft Paulus nicht. Wir haben [[D4v]] hie neben vns den lieben David/ der nicht allein mit Seitenspiele Gott gelobt/ sondern auch andere dazu angemanet/ wie insonderheit im 150. Psalm zu sehen/ da er spricht: Ly BibelstellePsalmen 150,3–5 Lobet den Herrn mit Posaunen/ lobet jhn mit Psalter vnd Harffen/ lobet jhn mit Paucken vnd reyen/ lobet jhn mit Seiten vnd Pfeiffen/ lobet jhn mit hellen Cymbeln/ lobet jn mit wolklingenden Cymbeln. Vber das hat er auch welche/ die in dem Tempel mit allerley Seitenspiel Musiciren angeordnet/ wie im 2. Buch der Chronick v. 5. 6. am 17. Cap. zu sehen.[13] Ja er hat selbst etliche instrumenta erfunden/ Josephus l. 7. Lr QuellenJosephus, Antiquitates (1559) M Antiqu. Iudaic. Lb PersonPrudentius Clemens, Aurelius (348 – ca. 405) Prud. in Ln LiteraturPrudentius, Apotheosis (1876) M Apoth.
[14] Lb PersonClemens von Alexandria (ca. 150 – ca. 215) Clem. Alexandr. 2. Lr QuellenClemens von Alexandria, Opera (1572) M Paedag. 4.[15]
wie von ihm der Jüdische Historienschreiber Lb PersonJosephus, Flavius (37/38 – nach 100) Josephus bezeuget.[16] Also haben auch Lb PersonJoschafat (ca. 870 – 849 v. Chr.) Josaphat, Lb PersonHiskija (ca. 750 – 696 v. Chr.) Hiskias vnd andere Gottselige Leute mehr die instrumental Music in der Kirchen befordert/ vnd die KirchenVäter verthetigt. Mit diesem Exempel können wir vns besser entschüldigen/ als vns der Calvinisten Anklag kan beschüldigen/ wie sie denselbst vns gleich entschüldigen/ wenn sie an etlichen örtern/ da sie die Orgeln vnd andere Seitenspiel [E1r] in der Kirchen abgeschafft/ sie hernach wieder eingeführt/ II. Qualibus instrumentis Musicis in templis utendum. vnd also selbst bekant/ das es nur ein blosse vnzeitige Reformiersucht gewesen/ vnd noch ist/ wenn sie vnsere Kirchen gebräuche hierin Tadeln.

Clem. Alex. 2. Lr QuellenClemens von Alexandria, Opera (1572) M paed. 4.
Lb PersonTertullianus, Quintus Septimius Florens (nach 150 – nach 220) Tertul. Ln LiteraturTertullian, Apologeticum (2011) M Apol. c. 39.
Lb PersonHieronymus, Sophronius Eusebius (347–420) Hieron. Ln LiteraturHieronymus, In Ephesios (1845) M in Ephes. 5.
Gleichwol aber ist hiebey in acht zu nehmen/ das man solche Seitenspiel gebraucht/ die nicht zur Leichtfertigkeit anlaß geben. Die lieben alten haben hier einen genawen delectum vnd scharffe wahle gehalten/ ehe sie ein new Seitenspiel in der Kirchen Ubi in specie 1. de Organi usu cum Elencho Calvinianorum. zugebrauchen zugelassen: Wie davon mit mehrem könte geredet werden/ wenn es erbäulich/ vnd die Zeit es leiden wolte.[17] Ja gemein haben sie solche nur zugelassen die ein lieblichen sonum cum gravitate conjunctum, gehabt/ die fein Gravitätisch vnd Erbar geklungen/ auch sonst zubewegung des Gemüths zur Andacht dienlich erfunden.

Lb PersonHieronymus, Sophronius Eusebius (347–420) Hier. Lr QuellenHieronymus, Opera omnia 9 (1616) M Epist. 28. ad Dardanum.[18] Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) August. Lr QuellenAugustinus, Opera 8 (1569) M in Ps. 56 (57 sec. Ebr)[19] Isid. l. 3. Lr QuellenIsidorus Hispalensis, Opera omnia (1580) M orig. c. 20[20] Lb PersonVergilius, Polydorus (ca. 1470 – 1555) Pol. Virg l. 1. Lr QuellenPolydorus, De rerum inventoribus (1532) M de rer. invent. c. 15 & l. 3. c. 18 scribit primum autorem ignorari.[21] Ein solch Jnstrument wird nun vor andern von Vernünfftigen die Orgel geachtet/ welcher gebrauch zimblich alt in der Kirchen ist/ denn es gedencken jhrer die Kirchen Lehrer Hieronymus, Augustinus, Lb PersonIsidor von Sevilla (560–636) Isidorus, Lb PersonJulian (Kaiser) (331–363) Julianus, der vor den Zeiten Lb PersonGregor I. (ca. 540 – 604) Gregorij Magni vmb [[E1v]] De varijs organorum generibus agit Lb PersonRicchieri, Lodovico (1469–1525) Coel. Rhodig. l. 9 Lr QuellenRhodiginus, Lectionvm antiqvarvm (1542) M lect. antiqu. c. 6.[22] das Jahr Christi 500. gelebt.[23] Jedoch ists wol nicht ohn/ das es nicht eben solche grosse Werck gewesen/ wie man nun hat/ gleichwol denselben in etwas gleich/ wie auß der Beschreibung etlichermassen abzunehmen. Es wollen zwar andere/ Lb PersonMarianus Scotus (1028–1082) Mar. Scot. in Lr QuellenMarianus Scotus, Chronica (1559) M Chronon. an. Dn. 757
Lb PersonAventinus, Johannes (1477–1534) Avent. li 3. Ln LiteraturAventinus, Annales ducum Boiariae 1 (1881) M Ann. Boi. f. 300.
Lb PersonAimonus Floriacensis (ca. 965 – ca. 1008) Aimon. l. 4. Lr QuellenAimonus, Historia Francorum (1567) M de gest. Franc. c. 64. & 113.[24]
das der Kayser Lb PersonTheophilos von Byzanz (812–842) Theophilus die Orgel erstlich erfunden/[25] aber sie ist vor dem schon im gebrauch gewesen. Der Historienschreiber Lb PersonAventinus, Johannes (1477–1534) Aventinus meldet/ das der Griechische Kayser Lb PersonKonstantin V. von Byzanz (718–775) Constantinus dem Lb PersonPippin (714–768) Pipino Könige in Le Geographicumh Territorium: Frankreich Franckreich vnter andern Geschencken ein Lm Ereignis757: Kaiser Konstantin V. Kopronymus von Byzanz schenkt Frankenkönig Pipin eine Orgel Orgel vbersand/ zu welcher Zeit die Orgeln erstlich in Franckreich/ vnd von da in Le Geographicumh Territorium: Deutschland Deutschland kommen. Hernach aber/ wie die Künste steigen/ ist auch hierin die Kunst höher kommen/ vnd solche Werck immer mehr verbessert/ wie man denn in Historien findet/ das vmb das Jahr Christi 1480.[26] Lb PersonSabellicus, Marcus Antonius Coccius (1436–1506) Sabellicus Lr QuellenSabellicus, Enneades 2 (1528) M Ennead. 10. l. 8.[27] ein Deutscher mit Namen Lb PersonBernhard (fl. 1470) Bernhardus zu Le Geographicumf Ort: Venedig Venedig allererst Lm Ereignisca. 1470: Bernhard der Deutsche erfindet das Orgelpedal das Pedal erfunden. Thun derwegen etliche Calvinisten auch vnzeitig Lb PersonWirth, Rudolf (1547–1626) Hospin. Lr QuellenHospinianus, De templis (1603) M de Templ. Orig. l. 2. c. 23. p. 310. reformeren, wann sie der Orgel gebrauch auß jhren Kirchen außschaffen/ vnnd dasselbe andern auch auffdringen wollen.[28] Das sie vns aber etliche Miß= [E2r] bräuche derselben vorwerffen/ die verthädigen wir nicht/ sondern straffen sie selbst. De instrumentorum Musicorum abusibus Als da ist erstlichen wenn vberflüssige Pracht vnd Vnkosten an dieselben gewendet/ wie von dem Constantinopolitanischen Kayser Lb PersonZonaras, Johannes ( – ca. 1130) Zonar. Lr QuellenZonaras, Compendium 3 (1557) M t. 3. Lb PersonMichael III. von Byzanz (839–867) Michaële Lb PersonZonaras, Johannes ( – ca. 1130) Zonaras meldet/ das er ein Ld OrgelByzanz, Goldene Orgel Orgel von klarem Golde zurichten lassen.[29] Welches wenn es seiner Käyserlichen magnificentz nicht vnzimblich gewesen/ würde es doch andern hierin jhm nachzufolgen nicht löblich seyn/ vnd so viel mehr wenn andere nötige Werck/ insonderheit auch die Lebendigen instrumenta als Kirchen vnd Schuldiener vnd das liebe Armuth dabey zurück gesetzt wurden. Also ist auch gar vnverantwortlich/ wenn etliche solch ein leichtes geplär auff der Orgel machen/ das man nicht weis ob sie Reuter zu Pferd/ oder was sie sonsten darauff machen/ vnd so viel mehr wenn man Bulenlieder oder andere leichtfertige Gesänge darauff schlagen wolle/ wie sich wol etliche Organisten vnterstanden/ welches so viel vnträglicher das es in der Kirchen geschehe/ da es doch zu Hauß insonderheit wenn sie nicht nur vmb der Melodey/ sondern auch vmb des leichtfertigen [[E2v]] Texts willen sie belieben/ nicht ohn Sünd geschehen kan. Darumb billich ein Cantor darauff acht geben/ vnd wenn dergleichen vorfiel/ der Obrigkeit vnd Predigern anzeigen sol/ welche es denn auch der gebühr nach billich eifern. Eben also ist es auch nicht zu loben/ wenn gantz keine Andacht dabey/ Gott zu loben/ sondern man nur die Ohren zu füllen lust hat/ wie davon im ersten gesagt. Diese Mißbräuche straffen wir selbst/ folgt aber nicht darauß daß das Werck an jhm selbst darumb zuverachten. Wie wir dann auch im aller wenigsten allhie denen das wort reden/ De Usu συμποτικῷ JÜbers.: Mitfeiernd.modesto hîc non loquimur, de quo Clem. Alex. l. 2. Lr QuellenClemens von Alexandria, Opera (1572) M Paed. c. 4.[30] die die Seitenspiel dazu gebrauchen/ das sie desto lustiger werden sich vollzusauffen/ vnd also der Gaben Gottes zu mißbrauchen. Denn ob wol auch vnverbotten sich frölich zu machen/ dennoch ist der mißbrauch des Gesäuffs freylich straffbar/ daher wir auch solchen vorhalten/ die drawung des Propheten v. 12. 15. Lb PersonJesaja Jesaiae am 5. Cap. Ly BibelstelleJesaja 5,12–15.– Weh denen/ die des Morgens früe auff sind/ des Sauffens sich zubefleissigen/ vnd sitzen biß in die Nacht, daß sie der Wein erhitzt [E3r] Vnd haben Harffen/ Psalter/ Paucken/ Pfeiffen vnd Wein in jhrem Wolleben/ vnd sehen nicht auff das Werck des Herrn/ vnd schawen nicht auff das gescheffte seiner Hände. Darumb wird mein Volck müssen weggeführt werden vnversehens/ vnd werden seine Herrliche Hunger leiden/ vnd sein Pöbel Durst leiden. Ja die Helle hat die Seele weit auffgespärret/ vnnd den Rachen ohn alle masse/ das hinunter fahren beyde jr Heerlichen vnd Pöbel/ beyde jhre Reichen vnnd frölichen. Das seyn also die abusus vnd Mißbräuche/ die doch den guten gebrauch nicht vmbstossen. So viel auch vom Andern: Nun mit wenigem vom:

Dritten Stück. III. Pars

Musicae vocalis proponit. 1. Objectum, quod est Deus laudandus. Darin wollen wir nach gelegenheit der Zeit etwas reden/ de Musica vocali, von der Music so durch lebendige Mensch= [[E3v]] liche Stimm geschicht/ denn das davon im dritten Versickel vnsers Textes gehandelt werde/ ist auß den Worten klar/ welche also lauten: Ly BibelstellePsalmen 57,10 Herr ich wil dir dancken vnter den Völckern/ ich wil dir Lobsingen vnter den Leuten. Wenn er spricht er wolle Lobsingen/ so vnterscheidet er diß Loben von dem so durch Seitenspiel geschicht: Wenn er aber sagt/ er wolle es thun vnter den Völckern vnd Leuten/ so vnterscheidet er es/ von dem so im Hertzen vnd Gemüth verrichtet wird. Denn wenn es vor andern geschehen sol/ muß es mit einem lautenden Thon vnnd nicht nur im Hertzen geschehen. 2. Finem & scopum ut alij etiam ad laudes Dei invitentur. Es giebt sich aber hie David an gleichsam vor einen Cantorem oder χοροδιδάσκαλονJÜbers.: Chormeister. der auch andere zum Lob Gottes wolle anreitzen vnnd anweisen/ vnd das nicht allein sein Volck die Jüden/ die durch die Völcker verstanden werden/ sondern auch die Leute gentes oder Heyden/ insonderheit die benachbarten Moabiten, Ammoniten, Idumeern, vnd andere mehr.

[[E4r]]

D. 1. Musicam Ecclesiasticam esse partem cultus divini contrra [sic] ἀμούσοις JÜbers.: Die Unmusikalischen. Darauß wir nun sehen können/ daß das singen in der Kirchen auch ein stück des Gottesdienstes/ der Gott gefalle/ sey/ weil Gott damit gedancket wird/ vnd David andere auch dazu vermahnet. Darumb denn die ἄμουσοι, JÜbers.: Die Unmusikalischen. die den Gesang auß den Kirchen vnd vom Gottesdienst außmustern wollen/ gröblich jrren. Es seyn aber solche Leute nicht allein vnter den Heyden/ sondern auch vnter den Christen gefunden. Wie dann einer mit Namen Lb PersonHilarius von Poitiers (ca. 315 – 367) Hilarius (nicht aber der alte KirchenLerer) in solchen Schwarm geraten/ Lb PersonDuranti, Jean-Etienne (ca. 1534 – 1589) Durant. Lr QuellenDuranti, De ritibus (1591) M de ritibus Eccles. l. 3. c. 21. n 8. p. 640. Lr QuellenDuranti, De ritibus (1591) M wider welchen auch der KirchenLerer Augustinus ein Buch geschrieben/ so aber nicht mehr verhanden.[31] Etliche Papisten dorffen vns auch wol zumessen/ als wenn wir den Gesang in der Kirchen verwörffen/ vnnd für ein Baals geschrey außruffen. Aber es geschicht vns vngütlich daran/ wie die praxis vnd gebrauch vnserer Kirchen gnugsam außweiset. Wenn man aber von jhrer Meßpfaffen vnd NonnenGesang/ welche ohn andacht vnd Verstand verrichtet wird/ redet/ so wird derselbe wol von vnsern Theologen billich ein [[E4v]] Baalsgeschrey genant/ folget aber nicht Videatur Es. 6. Apoc. c. 4.5.7 & c. Lb PersonSokrates Scholastikos (ca. 380 – ca. 440) Socrat. l. 6. Ln LiteraturSocrates / Sozomenus, Kirchengeschichte (1859) M hist. Eccles. c. 8.
Lb PersonJustin der Märtyrer (ca. 100 – 165) Just. Lr QuellenJustinus Martyr, Opera (1555) M orat. ad Anton.
Lb PersonClemens von Alexandria (ca. 150 – ca. 215) Clem. Alexandr. Lr QuellenClemens von Alexandria, Opera (1572) M orat. ad gentes.
Lb PersonAusonius, Decimus Magnus (ca. 310 – ca. 395) Auson. in Ln LiteraturAusonius, Sämtliche Werke 1 (2012) M Ephem. August. Ln LiteraturAusonius, Sämtliche Werke 1 (2012) M epist 119.
darauß das wir allen Gesang verwerffen/[32] Sondern wir halten Christliche Gesänge vielmehr hoch/ vnnd im Gottesdienst sehr Nützlich/ wie wir darin die Heyligen des Alten vnd Newen Testaments ja auch die Triumphirende Kirche vnnd heiligen Engel im Himmel selbst zum Exempel haben/ denen wir kühnlich nachfolgen können.

2. Musicam vocalem instrumentalis adjungendam esse. Jnsonderheit sehen wir allhie auch das bey den Seytenspielen/ auch Musica vocali vnnd die verständliche Menschenstimme nicht gar muß vergessen werden. Es ist zwar nicht ohn das die Seitenspiel auch ohn dieselbe ein liebligkeit vnd Lust machen/ aber man muß hie darauff sehen/ das es alles zur erbawung gerichtet werde. Dazu freylich dienlicher/ das man darin singen lassen/ damit es auffs wenigste etliche desto besser verstehen/ was gesungen werde/ vnd im Hertzen mit singen können/ wie zu dem end auch insonderheit die Psalmen vnd Kirchengesänge/ die dem gemeinen Mann auch bekant/ desto offter können geschlagen werden. Nicht schliessen wir schöne muteten auß/ [F1r] die auch auffs wenigste von den Gelarten vnnd Kunsterfahrnen können verstanden werden/ aber man muß auch der Kirchen Gesenge dabey nicht vergessen/ noch sie zurücksetzen/ sintemal durch dieselben mehr erbawung kan befodert werden.

Musicam nostram in laudibus divinis occupatam esse debere. Vor allen dingen aber ist allhie in acht zunemen/ daß vnsere Musica vnd Gesänge nicht zu Leichtfertigkeit/ vnd Bulenliedern/ sondern zu dem Lob Gottes sollen gerichtet seyn. Darumb spricht David: Ly BibelstellePsalmen 57,10 Herr ich wil dir dancken/ ich wil dir Lobsingen. Solche Lobgesänge fleissig zu treiben vermahnet vns auch Paulus in der v. 18 Epistel an die Epheser am 5. Ly BibelstelleEpheser 5,18 Werdet vol Geistes/ vnd redet vntereinander von Psalmen vnd Lobgesängen vnd Geistlichen Liedern/ Singet vnd spielet dem Herrn in ewrem Hertzen. Also melden von dem Kayser Lb PersonTheodosius II. (401–450) Theodosio Juniore, die KirchenHistorien/ Socrat. l. 7. c. 22. Ln LiteraturSocrates / Sozomenus, Kirchengeschichte (1859) M daß er alle Morgen mit seinen Lb PersonPulcheria (Kaiserin) (399–453) Schwestern etliche Psalmen vnd Hymnos oder Kirchengesänge gesungen.[33] Ja es sol auch einer den andern dazu vermahnen vnd auff= [[F1v]] muntern/ wie David daher allhie zusaget/ Vor den Völckern vnd Leuten zusingen/ daher spricht er im 117. Psal. Ly BibelstellePsalmen 117,1–2 Lobet den Herrn alle Heyden/ vnd preiset jhn alle Völcker/ denn seine Gnad vnd Warheit waltet vber vns in Ewigkeit. Also sol nun auch einer den andern anreitzen/ v. 4 vnd auß dem 34. Psalm sprechen: Ly BibelstellePsalmen 34,4 Magnificate Dominum meum. Preiset mit mir den Herrn/ vnd last vns miteinander seinen Namen erhöhen. Nun genug vor dißmahl.

Der grosse Gott verley Gnad das wir diß zu vnser erbawung anwenden/ vnd der Music vnd des Gesangs vns allhie also zu seinem Lob gebrauchen/ das wir jhn auch in den Englischen Chor im Himmel in Ewigkeit nebenst allen Außerwehlten Loben vnd preisen mögen/ Amen.

[F2r]

Kurtze Beschreibung des Orgelbaws.

Jn den Historien gebühret sich nicht von geringen oder schlechten dingen zu schreiben/ sondern darin werden billich nur solche Sachen erzehlet/ die denckwürdig seyn/ welche die Griechischen Historienschreiber μνήμης JÜbers.: Erinnerung, Andenken ἄξια, JÜbers.: Wert habend, wertvoll. ἀξιομνημόνευτα, JÜbers.: Erwähnenswert, denkwürdig. ἀξιολογα JÜbers.: Bedeutend, der Rede wert. vnd ἀξιαφήγετα JÜbers.: Erzählenswert. nennen. Wie davon Lb PersonAmmianus, Marcellinus (330–395) Ammianus Marcellinus sagt: L. 26. Lr QuellenMarcellinus, Rerum Gestarum (1609) M Hist. fol. 100 edit. Bonvn. Historia discurrere per negotiorum celsitudines adsueta, non humilium minutias indagare causarum.[34] Daher möchte nun wol ein Lb PersonAristarchos von Samothrake (217 – ca. 145 v. Chr.) Aristarchus seinen spott darauß treiben/ das man vom Orgelbaw etwas zum Gedächtnüß auffzeichnen wolle/ weil es nicht so groß zu achten/ das es der Gedächtnüß würdig. Aber wir geben zwar gerne zu/ das solche geringe Sachen auffzuzeichnen nicht eben sich gebür in universali historia oder sonst grossen Historischen Wercken Wie denn ein solches der Marcellinus (quo nemo melius magnitudinem Romanorum descripsit) vor sich gehabt.

Aber die etwan einer Stadt Geschichte beschrieben/ haben auch nicht sich verdriessen lassen [[F2v]] von geringern Sachen/ als von vornemen Gebäuden/ vnd dergleichen zu schreiben/ ja auch etliche wol absonderlich solcher Gebäwde Beschreibung ans Liecht gegeben. Daher es denn so viel weniger vns zuverdencken/ wenn wir eine kurtze Beschreibung dieses Orgelbaws hiher setzen. Denn dasselbe ja verhoffentlich wo nicht von andern/ doch von den Einwonern dieser Stadt der Gedächtnüß nicht vnwürdig geachtet werden wird.

Jst derwegen die Orgel in Sanct Jacobs Kirchen/ vnter dem Thurn/ nach dem die Alte gegen dem Predigstuel nicht wol mehr zugebrauchen gewesen/ durch Gottes Gnad verfertiget im Jahr Christi 1564. Zur Zeit der Regierung Lb PersonBarnim IX. (Pommern) (1501–1573) Hertzog Barnimi des Namens des IX. Hochmilder Gedächtnüß.

Prediger an Sanct Jacobs Kirchen seyn domahlen gewesen Herr Lb PersonCogler, Johannes (1525–1605) Johannes Cögelerus, der heiligen Schrifft Doctor vnd Pastor, nach dem im vorhergehenden Lb PersonDaniel, Cramer (1568–1637) Dominus Doctor Cram. in Lr QuellenCramer, Pomrische Kirchen Chronicon 3 (1628) M Chron. Eccl. Pom. l. 3. c. 15. & 60. 63. Jahr den 26. Martij Herr Magister Lb PersonRode, Paul vom (1489–1563) Paulus à Rhoda Superintendens vnd Pastor zu Sanct Jacob/[35] der erste Evangelische Prediger allhie zu Le Geographicumf Ort: Stettin AltenStettin gestorben.

Herr Magister Lb PersonSchlagike, Johannes (fl. 1564) Johannes Schlagike, Archidiaconus.
vnd Herr Lb PersonStalkopff, Gregorius (fl. 1564) Gregorius Stalkopff/ Diaconus.

Vorsteher der Kirchen seyn domahl gewesen
Herr Lb PersonSchwave, Ambrosius (fl. 1564) Ambrosius Schwave
Herr Lb PersonHademer, Ambrosius (fl. 1564) Ambrosius Hademer Rathsverwandten.
Herr Magister Lb PersonWinß, N. (fl. 1564) N. Winß.
Lb PersonVosberg, Joachim (fl. 1564) Joachim Vosberg.
Lb PersonFrame, Hans (fl. 1564) Hans Frame.

[F3r]

Castenschreiber ist gewesen Lb PersonSchipping, Lucas (fl. 1564) Lucas Schipping.
Organist Lb PersonFroböse, Nicolaus (ca. 1533 – 1603) Nicolaus Froböse.

Der Orgelbawer der sie verfertigt hat geheissen Herr Lb PersonScherer, Jakob (–1574) Jacob Scherer von Le Geographicumf Ort: Hamburg Hamburg/ Lb PersonNether, Thomas (vor 1564 – 1594) Thomas Nether von Le Geographicumf Ort: Wittenberg Wittenberg bürtig/ aber allhie säßhaffter Mahler hat sie gemahlet.

D. Lb PersonDaniel, Cramer (1568–1637) Cram. Lr QuellenCramer, Pomrische Kirchen Chronicon 3 (1628) M Chron. Pomer. Eccl l. 3. c. 57. Eben zu der Zeit wie man mit diesem Orgelbaw vmbgangen/ ist auch ein allen Kirchen des gantzen Lands hochnötig vnd Nützlich Werck volbracht/ Nemblich die LVD16 ZV 198 Pomrische Fürstliche KirchenOrdnung publicert vnnd in Druck gegeben/ dem Jahr vor der vberlieferung der Orgel/ als anno Christi 1563.[36]

Lb PersonFriedeborn, Paul (1571–1637) Paul. Frid. in Lr QuellenFriedeborn, Historische Beschreibung 2 (1613) M Chron. Stet. l. 2. p. 60. Jst auch zu derselben Zeit/ als im 1563. Jahr der Landkündige Durchzug Hertzogs Lb PersonErich II. (Braunschweig-Calenberg) (1528–1584) Erichs von Braunschweig durch Le Geographicumh Territorium: Pommern Pommern geschehen/ dadurch ohn zweiffel gelegenheit gegeben worden zu dem Baw des Rundeels vorm Mühlen Thor/ welches desselben Jahrs angefangen. Es ist auch Lb PersonFriedeborn, Paul (1571–1637) Frideb. in Chron. Stet. l. 2. p. 63. in dem 64. Jahr darin die Orgel verfertigt/ ein grosse Pest allhie zu Le Geographicumf Ort: Stettin Stettin gewesen/ darin in die 2500. Menschen gestorben.[37] Welches dahero man sich nicht vnbillig errinnert/ weil auch Zeitwerendem diesem Orgelbaw/ wir allhie eine Pest gehabt/ wie dann auch so viel Durchzüg/ vnd Einquartierung/ welche Hertzog Erichs Zug wol oblitereren vnd vergessen lassen werden/ vnd dabeneben in derselben Zeit/ ebener massen/ wie damalen an den Stadt Wällen zuarbeiten wieder angefangen worden.

[[F3v]]

Solches verfertigtes Werck ist nun Achtzehen Jahr zu den Ehren Gottes gebraucht/ biß auff das Jahr Christi 1582. Zu welcher Zeit die Ld OrgelStettin, Marienkirche, vor 1582 Orgel zu Le Geographicumg Gebäude: Stettin, Marienkirche Sanct Marien von Lb PersonMaaß, Nicolaus (ca. 1550 – 1615) Niclao Mavß renovert worden/ vnd also mit solcher gelegenheit diß Werck auch in etwas verbessert/ das es 17. Stimmen bekommen.

Weil aber solches Werck durch steten gebrauch mit der zeit in abgang kommen/ als hat insonderheit Lb PersonPodeel, Nicolaus Nicolaus Podeel Vornehmer Bürger vnnd Kauffmann allhier/ ein frommer Christlicher vnd gutthätiger Mann/ solches Wercks renovation zubefordern helffen sich wolmeinend vorgenommen. Weil er denn auß Christlichem Hertzen 3000. Gülden Pommerischer Landwehrung ad pias causas miltiglich legeret vnd verehret/ als hat er davon Tausent Gülden Capital zu anfange vnd einrichtung einer Newen Orgel anzuwenden in seinem Testament/ so Anno 1616. den 6. Decembris volzogen/ vnd den 16. ejusdem den Gerichten insinuert, angeordnet/ mit begehren die Herren Provisores vnd Kirchen Vorsteher nach seinem Tode dahin bedacht sein wolten/ wie diß Werck vnd Orgelgebäwd zu forderlichst möcht angegriffen werden.

Dem nun zu folg hat ein Ehrenveste Rath allhie den 20. Julij anno 1624. (da der gedachte fromme Mann Nicolaus Podeel zuvoren den 27. Martij Anno 1617. auch durch ein Seligs End solchen seinen letzten willen vnd Testament bestetigt) beschlossen solches Orgelwerck im Namen Gottes anzufangen/ darauff dann die Herren Kirchen Vorsteher/ welche damahlen gewesen Herr Lb PersonHipmann, Christian (1585–1639) Christian Hipman/ [[F4r]] Herr Lb PersonKieselbach, Johann (1578–1630) Johan Kieselbach Rahtsverwandten/ Herr Lb PersonRehberg, Joachim (1583–1641) Joachimus Rehberg/ Herr Lb PersonFreyberg, Jakob (fl. 1628) Jacobus Freyberg Scabini vnd Herr Lb PersonHildebrandt, Judocus (fl. 1628) Judocus Hildebrandt/ sich vmb einen erfahrnen Meister vmbgethan. Weil jhnen nun bekant/ Lb PersonLüdemann, Paul (1568–1636) Paul Lüdeman zu Le Geographicumf Ort: Pasewalk Pasewalck Wonhafftig ein Kunstreicher berümbter Orgelbawer/ der vor diesem allhie die Orgeln in Ld OrgelStettin, St.-Peter-und-Paul-Kirche, Lüdemann-Orgel, vor 1613 Sanct Peters vnd Ld OrgelStettin, St.-Johannes-Evangelist-Kirche, Lüdemann-Orgel, vor 1613 Sanct Johannis KlosterKirchen auch gebawet/ numer in dem 56 Jahr seines Alters 44. Orgeln in Kirchen (ohn ander positiven vnd instrumenten) mit Gottes Hülff verfertiget/ vnd allhie mehrentheil Orgeln/ als in Ld OrgelStettin, Marienkirche, vor 1582 Sanct Marien/ vnd Ld OrgelStettin, Nikolaikirche, vor 1628 Sanct Nicolai Kirchen renovert. Diesem haben die Herren Provisores durch einen Vertrag diese Arbeit auffgetragen/ welche er auch alsfort nach volzogenem contract zu Pasewalck angefangen/ vnd gute Zubereitung gemacht. Weil aber durch die Pest die Arbeit zimblich verhindert/ als ist es angestanden biß auff den 31. Januarij dieses 1626. Jahrs/ da sie allererst hie in loco zu Arbeiten angefangen. Vnd darauff den 17. Maij die Steigerung oder das Gerüst gemacht/ vnnd das alte Werck hernach abgebrochen/ jedoch also daß das fundament, Balghaus/ Eisen vnnd alte Verzüge/ auch alte structur mehrentheil beybehalten/ vnnd nicht ohn besparung vieler Vnkosten gebraucht worden.

Jst auch also verfertigt das darin 45 Stimmen/ vnnd in alles von 56. Vorzugen/ so durch rechtem gebrauch dessen/ der sie vben sol/ auff viel vnd mancherley art mögen gebraucht werden. Es ist auch vber jetzt gedachte Stimmen/ noch die Glocken= [[F4v]] stimme dazukommen/ welche die Löbliche Companey der Kramer neben dem was dazu gehört auff jhren Kosten machen lassen. Weil auch einer der Kunst erfahrner oder liebhaber zu wissen begehren möchte/ was es vor Stimmen seyn/ als ist derselben designation hieher gesetzt/ weil auch derer ein theil weder in den Le Geographicumf Ort: Rostock Rostochern [sic]/ noch Le Geographicumf Ort: Lübeck Lübecker Wercken sollen gefunden werden/ laut beygebrachtem documenten.

Jm grossen vnd Ober Wercke.
Anzahl der Pfeiffen.
Grosse Principal von 16. Fuß ton.41
Kleine Principal von 8. Fuß ton.41
Grosse Quindene von 16. Fuß ton.41
Gedact von 8 Fuß41
Octava 4 Fuß41
Hollflöet 4 Fuß.41
Sup. Octava 2. Fuß41
Mixtur, 8. Pfeiffenstarck328
Cimbel 4 Pfeiffenstarck164
Spielflöet 8 Fueß ton.41
Schnarwerck.Trompeten 16. Fuß ton.41
Jm RückPositiff.
Principal von 8 Fuß ton.41
Aequal Gedact 16 Fuß41
Quindina 8 Fuß41
Octava 4 Fuß41
Klein Gedact. 4 Fuß41

[G1r]

Feld Pfeiffen 4 Fuß41
Supra Octava 2 Fuß41
Waldflöeten 1 1/2 Fuß41
Mixtur 6 Pfeiffenstarck246
Cimbelij 3 Pfeiffenstarck123
Schnarwerck.Trommeten 8 Fuß41
{Harffen 8 Fuß41
{Schalmeyen 4 Fuß41
Jn der Brust.
QuerPfeiffen von 4 Fuß ton.44
Gedact 8 Fuß44
Kleine Quindena 4 Fuß44
Sufflit 1 1/2 Fuß44
Sedetsken 1 Fuß44
Schnarwerck.Dulcian Regal von 16 Fuß44
Schalmeyer Regal von 4 Fuß44
Knopff Regal 8 Fuß44
Pedal oder Baßlade.
Bordun von 16 Fuß ton.27
Violen 8 Fuß27
Gedact 8 Fuß27
Principal 8 Fuß27
Octava 4 Fuß27
Supra Octava 2 Fuß27
Nachthorn 4 Fuß27
Flöyten 1 Fuß27
Cimbel 6 Pfeiffenstarck126

[[G1v]]

Schnarwerck.Posaunen 16 Fuß27
{Trompten 8 Fuß27
{Dulcian 8 Fuß27
{Cornet 1 Fuß27
Glockenstimme. Derer seyn auch 27
Summa. 46. Stimmen/
darunter 11. Schnarwercke.
Summa aller Pfeiffen ist2519
Stumme Pfeiffen.Jn der Brust22
{An beyden seiten im Rahm28
{Jm Oberwerck 28 vnd 20. ist48
{Jm RückPositiff 28 vnd 20. ist48
Summa Summarum 2665. Pfeiffen.

Der Clavier seyn drey/ die also können verzogen werden/ das entweder eins allein/ oder wenn eins gerührt wird/ zween oder auch alle drey zugleich gehen. Wie dann auch dabey ein gute tremulant/ so in alle Laden beyde ins Pfeiff vnnd Schnarwerck kan gebracht werden. Jn Summa es ist alles der Newen arth nach auffs künstlichste verfertiget.

Nach dem nun vber 2. Jahr das Gerüst gestanden/ ist dasselbe wieder abgenommen/ auff Jacobi Anno 1628. Dabey wären der gefährlichen Arbeit niemands auff solchen seinen Wegen schwerlich beschädiget worden/ dafür dem gütigen Gott billich zu dancken.

[G2r]

Gleichwol aber seyn etliche Personen so daran gearbeitet/ oder sonst es befordert/ in solcher Zeit natürliches Todts gestorben/ als Lb PersonHoffmann, Konrad (–1628) Conradus Hoffmannus Cantor, den 1. Aprilis Anno 1628. Lb PersonJacob, Ludewig Ludewig Jacob Notarius Publicus vnd Castenschreiber/ ein fleissiger Mann in seinem Ampt den 11. Junij Anno 1627. Der Bildschnitzer Magister Lb PersonZimmermann, Simon (–1626) Simon Zimmermann den 8. Novembris Anno 1626. vnd Magister Lb PersonRösche, Hans Heinrich (–1627) Hans Heinrich Rösche der Mahler den 2. Junij 1627.

Nach dem nun solches Werck gäntzlich verfertigt/ als ist dasselbe geliefert worden/ den 2. Octobris Anno 1628. Welche liferung auch die Durchleuchtige Hochgeborne vnd Hochwürdiger Fürsten vnd Herren/ Herr Bugischlaff Hertzog zu Stettin Pommern/ etc. Vnser gnädiger Landesfürst vnd Herr. Herr Lb PersonWilhelm von Kurland (1574–1640) Wilhelm Hertzog zu Churland/ Lieffland vnd Semigallen/ vnd Herr Lb PersonCroy, Ernst Bogislaw von (1620–1684) Ernst Bugischlaff Hertzog zu Croyl vnd Areschot/ etc. Mit jhrer Fürstlichen gegenwart cohonestert, wie auch auß allerley Ständen viel Volck sich in der Kirchen befunden: Da denn eine Stundelang auff Vier Chor Musicert, darauff eine Predigt gehalten/ vnd hernach wiederumb Musicert worden.

Auff den Mittag aber ist von Lb PersonSchlüter, Peter (fl. 1628) Peter Schlütern Organisten auß Le Geographicumg Gebäude: Stargard, Marienkirche Marien Kirchen zu Le Geographicumf Ort: Stargard in Pommern Stargard in beyseyn auch anderer Organisten/ wie auch der Herren Provisorn das Examen vnnd Vberlieferung geschehen/ vnnd das Werck in allen Stücken gut vnnd richtig befunden. Das es also zu den Ehren Gottes künfftig gebrauchet werden kan.

[[G2v]]

Zu welcher Zeit Prediger an Sanct Jacobs Kirchen gewesen:
Lc PredigtautorSchultetus, Christoph (1602–1649) Christophorus Schultetus der heiligen Schrifft Doctor, Pastor.
Herr Lb PersonGarcaeus, Andreas (fl. 1628) Andreas Garcaeus Archidiaconus.
Herr Lb PersonWasserführer, Daniel (1595–1643) Daniel Wasserführer Diaconus.

Provisores der Kirchen aber
Herr Christian Hipman.
Herr Johan Kieselbach. Seniores vnd Rahtesverwanten.
Herr Lb PersonRehberg, Joachim (1583–1641) Joachimus Rheberg.
Herr Jacobus Freyberg. Scabini

Herr Valentin Turo/ Rahtsverwanter.
Herr Lb PersonRochlitz, Samuel (1592–1634) Samuel Rochlitz. Aediles

Castenschreiber Lb PersonCollavius, Jacobus (fl. 1628) Jacobus Collavius, Notarius publicus.

Organist ist ernennet worden Lb PersonGlocksin, Giselbrecht (fl. 1628) Giselbrecht Glocksin/ nach dem Lb PersonBrinck, Martin (vor 1595 – nach 1628) Martinus Brinck/ weil er 33. Jahr auffgewartet/ als emeritus erlassen.

Gott dem Herrn sey Lob vnd danck gesagt/ das er diß Werck ohn schaden Glücklich volführen lassen/ der wolle Gnade verleyhen das solches bey der Waren reinen Religion zu seines Namens Ehren in gutem Ruh vnnd Fried von vns vnd vnsern Nachkommen lange Zeit möge gebrauchet werden/ Amen.

Ende.

[G3r]

Ly BibelstelleWeisheit 11,23 Sap. 11. v. 23 Vacantibus aliquot paginis placuit unum vel alterum pium votum carmine expressum adjicere.

Pondere, mensura, numero, cum conderet orbem,
Omnia constituit cunctipotens opifex:
Organa nulla tamen suprema adhibere potestas
Ly BibelstelleIjob 38,7 Job. 38. v. 7. Sustinuit, nullis indiga namque fuit.
Organa grata tamen, cantûs modulamina dulcis
Praestitit harmonicè jubilus angelicus.
Cantica namque Deus non detestatur, & apta
Organa, quae verbis consona suave sacris.
Ergo Sator rerum, grates cui dicere cunctos
Fas est, queis bonitas cognita summa tua,
Organa respicias, nostro mandante senatu
Quae Provisorum provida cura dedit.
Munera non spernas, ad opus quaecunque piorum
Contulit ex fido pectore larga manus.
Fortiter Organicum dextra qui protegis orbem,
Hoc opus Organicum, Christe, tuere, rege,
Quo referat laudum tibimet praeconia, apud nos
Ly Bibelstelle1 Thessalonicher 4,16 1. Thes. 4. v. 16. Cumque tubá verbi personet usque tui,
Dum steterit mundus, donec pulsaverit aures
Buccina, judicij nuncia clara tui.
Ly BibelstellePsalmen 150,6 Ps. 150 v. 6. Ly BibelstelleRömer 6,13.19–20 Rom. 6. v. 13. 19. 20. Harmonicè celebrent orbis Te, Jova, stupenda
Organa, & in laudes Spiritus omnis eat,
Organa sint artus nostri, sint organa sensus:
Omnia nostra sint organa sacra Tibi,
Quae studeant illis, quae lex tua Sancta requirit,
Quo per nos resonet laus sine fine tua.

Sic precatur Christophorus Schultetus Doctor

[[G3v]]

Epigramma In Concionem Musicalem,
Sub dedicatione pomposâ Ld OrgelStettin, Dom, Jakob Scherer-Orgel 1564 novi Organi Le Geographicumg Gebäude: Stettin, Dom Jacobini in maximâ Illustrissimarum, Nobilissimarum, praestantissimarumque personarum frequentiâ habitam
à Reverendo & Clarißimo viro,
Domino Lc PredigtautorSchultetus, Christoph (1602–1649) Christophoro Schulteto, Sacro Sanctae Theologiae Doctore eximio, & Le Geographicumg Gebäude: Stettin, Dom Ecclesiae Jacobinae, quae Le Geographicumf Ort: Stettin Sedini colligitur, Pastore dignissimo.

Organa grata Deo, toleranda & in Aedibus esse
Sacris, Lc PredigtautorSchultetus, Christoph (1602–1649) Sculteti Concio comta docet,
Ld OrgelStettin, Dom, Jakob Scherer-Orgel 1564 Organon exstructum noviter quâ dedicat Aede
In Le Geographicumg Gebäude: Stettin, Dom Jacobinâ, Pastor ubi ipse cluit:
Haec licet extrudant Gens calva ex Aedibus almis,
Contrà rasa, Cohors his tribuantque nimis.
Faxit Jova (illi summae sunt Organa curae,
Quatenus istorum turpis abusus abest.)
Organon hoc resonet sacros ut suaviter Hymnos,
Affectu moveant qui pia corda, diu!
Atque simul resonare sinat sacra dogmata verbi
Lc PredigtautorSchultetus, Christoph (1602–1649) Scultetum è cathedrâ voce sonante diu!
Sic utriusque sonus dictae decus adferet Aedi,
Dulcicrepumque simul, salvificumque simul.

Lassâ ob morbum manu properiter factum à Magistro Lb PersonBambamius, Martin (vor 1621 – 1657) Martino Bambamio, Poeta Laureato Caesareo / Scholae Sedinensis Senatu ConRectore.

Einzelanmerkungen

  1. Beginn der 3. Strophe des Kirchenliedes Lw MusikwerkDachstein, Wolfgang: An Wasserflüssen Babylon M An Wasserflüssen Babylon.
  2. Gemeint ist zweifellos das Buch des Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus.
  3. Auch hier dürfte Schultetus Augustinus mit dem Le Geographicumf Ort: Mailand Mailänder Bischof Ambrosius verwechselt haben, über den ersterer berichtete. Vgl. den Wortlaut der Quelle im Personenartikel Lb PersonAmbrosius von Mailand (339–397) Ambrosius.
  4. Um welche Ausgabe es sich hier handelt, konnte nicht ermittelt werden.
  5. Lb PersonBaronio, Cesare (1538–1607) Cesare Baronio handelt im genannten Werk ausführlich die Himmelfahrt Mariä in ihrem historischen Kontext ab, ohne jedoch auf den angeführten Dialog bei der Aufnahme in den Himmel einzugehen, vgl. Baroni, Annales (1618), S. 65–67. Um welches Werk es sich bei dem zweiten Titel in der Marginalie handelt, konnte nicht aufgeschlüsselt werden. Auch die Identifizierung des Autors ist unsicher.
  6. In seiner Predigt schreibt der Lb PersonBernhard von Clairvaux (ca. 1090 – 1153) Heilige Bernhard: Paratum, inquit, cor meum Deus, paratum cor meum. Paratum ad adversa, paratum ad prospera: paratum ad humilia, paratum ad sublimia: paratum ad universa, quaecunque praeceperis. (Zitiert nach der jüngeren Ausgabe Bernhardus, Sermones In Dominicas (1666), S. 160)
  7. Wörtliches Zitat nach Lactantius, Diuinarum institutionum (1521), S. 65.
  8. Wörtliches Zitat, vgl. Augustinus, De civitate Dei XIV-XII (1899), S. 235.
  9. Vgl. Augustinus, Bekenntnisse (2004), S. 496. Siehe den gesamten Kontext des Zitats, bei dem Augustinus gerade auf die Gefahren musikalischer Reize eingeht, im Personenartikel Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus.
  10. Die Einteilung in sechs Klassen nimmt Luther in seinem Kommentar zu Ly BibelstellePsalmen 107 Psalm 107 vor. Zur letzten Gruppe schreibt er im Anschluss an Vers 39: Die sechsten/ so mit Tyrannen oder auffrhur geplaget/ vnd wierumb friede vnd einigkeit kriegen. (Psalter Deudsch (1599), Ausgabe ohne Paginierung oder Bogensignatur.)
  11. Es ist bemerkenswert, dass Schultetus auf aktuelle Gedanken Lb PersonKepler, Johannes (1571–1630) Johannes Keplers und Lb PersonFludd, Robert (1574–1637) Robert de Fludds verweist, auch wenn nicht zu ersehen ist, welche ihrer Schriften er kannte. So lässt sich auch nicht klären, ob er um die Kontroverse wusste, die die beiden Gelehrten um die Einordnung des Harmonie-Begriffs führten. Vgl. zu diesen Hintergründen ausführlich Fend, Probleme mit der Idee der »harmonia universalis«.
  12. Kommentar zu Ly BibelstellePsalmen 57,9 Psalm 57,9, in der konsultierten Ausgabe ohne Pagination und Bogensignaturen.
  13. An der angegebenen Stelle im 2. Buch der Chronik findet sich keine Erwähnung der Musik. Evtl. ist die Stelle Ly Bibelstelle2 Chronik 5,12–13 2 Chronik 5,12–13 gemeint.
  14. Siehe zur Überlieferung und zum vollen Wortlaut dieser Quelle den Personenartikel Lb PersonPrudentius Clemens, Aurelius (348 – ca. 405) Prudentius.
  15. Siehe zur Überlieferung und zum vollen Wortlaut dieser Quelle den Personenartikel Lb PersonClemens von Alexandria (ca. 150 – ca. 215) Clemens von Alexandria.
  16. Vgl. die Darstellung Davids als Erfinders verschiedener Musikinstrumente im Personenartikel Lb PersonJosephus, Flavius (37/38 – nach 100) Flavius Josephus. Das angegebene Kapitel von Lb PersonClemens von Alexandria (ca. 150 – ca. 215) Clemens Alexandrinus skizziert eine angemessene christliche Musizierweise in Gegenüberstellung zum Musizieren bei weltlichen Gelagen. Dass David der Urheber etlicher Musikinstrumente gewesen sei, wird hier jedoch nicht gesagt, vgl. Clemens von Alexandria, Opera (1572), S. 53. Letzteres gilt auch für das angeführte Werk des Lb PersonPrudentius Clemens, Aurelius (348 – ca. 405) Prudentius.
  17. Die angegebenen Referenzen in der Marginalie erschließen sich nicht ganz in ihrem Bezug auf Schultetus’ Ausführungen. Lb PersonTertullianus, Quintus Septimius Florens (nach 150 – nach 220) Tertullian äußert sich im angeführten Kapitel nicht über Musikinstrumente, sondern streift nur ganz kurz das Singen zum Lob Gottes als Teil des einfachen Gemeinschaftsmahls, wie es Christen feiern sollen, vgl. Tertullian, Apologeticum (2011), S. 565f. Ausführlich thematisiert einzig Clemens Alexandrinus an der genannten Stelle unpassende Musikinstrumente, denen er das Instrumentarium aus Ly BibelstellePsalmen 150 Psalm 150 gegenüberstellt. Dieses deutet er allerdings in einer rein allegorischen Weise aus, so dass sich aus seinen Äußerungen keine Befürwortung instrumentaler Musik im christlichen Gottesdienst herauslesen lässt, vgl. Clemens von Alexandria, Opera (1572), S. 53. Hieronymus geht so weit, dass er sogar das Lobsingen nur im Geiste, ohne Stimme, empfiehlt, siehe dazu das Zitat im Personenartikel Lb PersonHieronymus, Sophronius Eusebius (347–420) Hieronymus.
  18. Der Hieronymus nur zugeschriebene Brief trägt den Untertitel de diversis generibus musicorum und hebt gleich mit einer Beschreibung der Orgel an: Primum omnium ad organum, eo quòd maius esse his in sonitu & fortitudine nimia computantur, clamores veniam: de duabus elephantorum pellibus concauum coniungitur: & per dudodecim fabrorum sufflatoria comprensatur: per quindecim cicutas aereas in sonitum nimium, quosin modum tonitrui concitat: ita vt per mille passuum spatia sine dubio sensibiliter vtique & amplius audiatur: sic apud Hebraeos de organis, quae ab Hierusalem, vsque ad montem oliueti, & amplius sonitu audiuntur, comprobatur. (Hieronymus, Opera omnia 9 (1616), S. 96)
  19. Im Kommentar zu Ly BibelstellePsalmen 56,16 Psalm 56,16 gibt Augustinus in seiner Erklärung der genannten alttestamentarischen Instrumente auch eine Definition der Orgel: Quid vocat ut surgat? Duo organa video, corpus autem Christi unum video: una caro resurrexit, et duo organa surrexerunt. Alterum ergo organum psalterium, alterum cithara. Organa dicuntur omnia instrumenta musicorum; non solum illud organum dicitur quod grande est et inflatur follibus, sed quidquid aptatur ad cantilenam et corporeum est, quo instrumento utitur qui cantat, organum dicitur. (Augustinus, Ennarationes in psalmos 51-60 (2004), S. 253) Siehe zur weiteren Rezeption dieser hier nur flüchtig erwähnten Quelle die Kommentare zu Christliche Orgel-Predigt (Danzig s.a.), S. 17.
  20. Siehe zur Überlieferung und zum vollen Wortlaut dieser Quelle den Personenartikel Lb PersonIsidor von Sevilla (560–636) Isidor von Sevilla. Wirklich ausgewertet wird dieser Beleg erst in Christliche Orgel-Predigt (Danzig s.a.), S. 16.
  21. Siehe im Einzelnen zur Beschreibung der alttestamentarischen Instrumente den Personenartikel Lb PersonVergilius, Polydorus (ca. 1470 – 1555) Polydorus Vergilius. Im 18. Kapitel des 3. Buchs geht Polydor auf verschiedene Erfindungen ein, deren Urheber unbekannt ist, wobei er folgendermaßen über Musikinstrumente schreibt: Multa insuper nouißimis temporibus instrumenta musica inuenta sunt, quorum autores iam in obliuionem uenerunt, ex quibus propter suauitatem concentus, omni admiratione & laude digna sunt illa, quae organa nuncupant, ualde quidem ab illis dißimilia, quae Dauid Iudaeorum rex, ut in primo huius operis uolumine memorauimus, fecerat, quibus Leuitae sacros hymnos concinerent, sicut nos his pariter canimus. (Polydorus, De rerum inventoribus (1532), S. 221f.)
  22. Lb PersonRicchieri, Lodovico (1469–1525) Lodovico Ricchieri unterscheidet in Anlehnung an antike Musiktheoretiker in sehr knapper Form drei Spezies von Musikinstrumenten, Chordophone (quae neruis intenduntur), Aerophone (quae spiritu inflantur) sowie die Hydraulis (quae propellit aqua, vgl. Rhodiginus, Lectionvm antiqvarvm (1542), S. 318. Auch dieser Quellenhinweis findet sich mit derselben Stellenangabe in Duranti, De ritibus (1591), S. 34. Schultetus hat ihn offenbar übernommen, ohne sich mit der Primärquelle selbst auseinanderzusetzen.
  23. Hier hat Schultetus offenkundig nicht begriffen, um welchen Julian es sich handelt. Siehe den Wortlaut der Quelle, auf die hier angespielt wird, im Personenartikel Lb PersonJulian (Kaiser) (331–363) Julian Apostata. Den gesamten Quellenkomplex, der in der untersten Marginalie auf E1r zusammengefasst ist, übernahm Schultetus aus Duranti, De ritibus (1591), S. 34. Durantis chronologisch richtige Erläuterung zu Julianus hat er dabei missverstanden: Is autem Julianus longo interuallo S. Gregorium antecessit.
  24. Der Bericht des Lb PersonAimonus Floriacensis (ca. 965 – ca. 1008) Aimonus bezieht sich auf die byzantinische Orgel, die Lb PersonPippin (714–768) Pippin zum Geschenk erhielt. Die oft erwähnte Quelle befindet sich im 64. Kapitel des 4. Buchs und ist im Personenartikel Lb PersonAimonus Floriacensis (ca. 965 – ca. 1008) Aimonus nachzulesen. Das 113. Kapitel erwähnt hingegen keinerlei Orgeln und ist vermutlich versehentlich angegeben worden.
  25. Kaiser Lb PersonTheophilos von Byzanz (812–842) Theophilos von Byzanz ist nur bekannt für die Orgel aus Gold, die er sich für seinen Palast hatte bauen lassen, wie durch mehrere Quellen belegt ist. Sie wurde mit anderen Kostbarkeiten von seinem Nachfolger Lb PersonMichael III. von Byzanz (839–867) Michael III. eingeschmolzen, vgl. Schuberth, Kaiserliche Liturgie (1968), S. 75–77. Dass es eine solche Hypothese gab, konnte Schultetus im Orgelkapitel Durantis nachlesen, vgl. Duranti, De ritibus (1591), S. 34: Glicas & Manasses in Theophilo, Imperatori Theophilo inuentum organorum attribuunt. Duranti widerlegt diese Auffassung mit Hinweisen auf Orgeln im Umfeld Lb PersonVitalianus (vor 657 – 672) Vitalians, Pippins und Lb PersonLudwig der Fromme (778–840) Ludwigs des Frommen, die Schultetus jedoch nicht komplett übernahm.
  26. Neben der Angabe in der Marginalie spricht vor allem die hier verwendte Jahreszahl 1480 für die sonst meist auf 1470 datierte Lm Ereignisca. 1470: Bernhard der Deutsche erfindet das Orgelpedal Pedalerfindung dafür, dass Schultetus die hier ausgebreiteten Informationen über die Anfänge der Orgel in Westeuropa samt den dazugehörigen Quellenangaben aus dem angeführten Werk des reformierten Theologen Lb PersonWirth, Rudolf (1547–1626) Rudolph Wirth übernommen hat, wo sie mit Zitaten der wichtigsten Quellentexte in komprimierter Form vorlagen, vgl. Hospinianus, De templis (1603) S. 309–311. Denn im Gegensatz zu den älteren angegebenen Geschichtswerken macht Schultetus bei Wirths Buch eine konkrete Seitenangabe, die in Einklang zu einer jüngeren der zahlreichen Auflagen steht. Man kann also annehmen, dass Schultetus diese historische Darstellung kirchlicher Riten tatsächlich vor Augen gehabt hat. Vergleiche dazu auch das komplette Kapitel über den Ursprung der Orgeln nach einer früheren Ausgabe im Personenartikel Lb PersonWirth, Rudolf (1547–1626) Rodolphus Hospinianus.
  27. Siehe den Wortlaut der genannten Quelle im Personenartikel Lb PersonSabellicus, Marcus Antonius Coccius (1436–1506) Sabellicus.
  28. Die genannte Seite enthält vor allem ein ausführliches Zitat mit orgelkritischen Bemerkungen des Lb PersonErasmus von Rotterdam, Desiderius (ca. 1469 – 1536) Erasmus von Rotterdam, die hier – wie meist in lutherischen Orgelpredigten – mit Schweigen umgangen werden. Hospinians Fazit lautet lapidar: Organa haec aufferri ex templis. (Hospinianus, De templis (1603), S. 310f.)
  29. Siehe den Wortlaut der angegebenen Quelle im Artikel über die Ld OrgelByzanz, Goldene Orgel goldene Orgel in Le Geographicumh Territorium: Byzanz Byzanz.
  30. Auf dieses für die frühchristliche Musikanschauung zentrale Kapitel hat Schultetus bereits einmal verwiesen, vgl. Clemens von Alexandria, Opera (1572), S. 53.
  31. Schultetus bezieht sich auf folgende Bemerkung: Hilarius quidam vir Tribunitius laicus, aduersus quem August. librum scripsit, (qui vtinam extaret) cantum Ecclesiasticum aspernabatur. (Duranti, De ritibus (1591), S. 332)
  32. Die Bedeutung der in der Marginalie aufgezählten Quellen ist nicht leicht zu entschlüsseln. Der Kirchenhistoriker Lb PersonSokrates Scholastikos (ca. 380 – ca. 440) Socrates behandelt im angegebenen Kapitel die Gesänge der Arianer, was allerdings nicht zu einer grundsätzlichen Verurteilung der Kirchenmusik führt, vgl. Socrates / Sozomenus, Kirchengeschichte (1859), Sp. 690. In der modernen Edition der Ephemeris des Lb PersonAusonius, Decimus Magnus (ca. 310 – ca. 395) Ausonius findet sich nur ein einziger Bezug zur Musik, wenn das Morgengebet des Autors in folgende Anrufung Gottes mündet: salvator, deus ac dominus, mens, gloria, verbum, | filius ex vero verus, de lumine lumen, | aeterno cum patre manens, in saecula regnans, | consona quem celebrant modulati carmina David, | et reponsuris ferit aera vocibus Amen. (Ausonius, Sämtliche Werke 1 (2012), S. 34.) Um welche Stelle in den Schriften des Lb PersonJustin der Märtyrer (ca. 100 – 165) Justinus Martyr es sich handeln könnte, wurde nicht weiter recherchiert. In der Schrift Adhortatoria ad Graecos seu ad Gentes befasst sich Clemens Alexandrinus immer wieder mit Fragen der Musik, wobei er die heidnische Praxis einem christlichen Gebrauch gegenüberstellt, vgl. Clemens von Alexandria, Opera (1572), S. 1–24. Im Brief des Augustinus wiederum wird ausgehend von der Erklärung der Osterliturgie eine umfassende Theologie der Auferstehung entwickelt. Gegen Ende erläutert der Bischof, dass auch an den Sonntagen der Fastenzeit das Halleluja gesungen werden solle, der Lobpreis Gottes, der auf das Ewige Leben vorausweist: Propter hoc et ieiunia relaxantur et stantes oramus, quod est signum resurrectionis. Vnde etiam diebus omnibus dominicis ad altare obseruatur et alleluia canitur, quod significat actionem nostram futuram non esse nisi laudare deum, sicut scriptum est: Beati qui habitant in domo tua; in saecula saeculorum laudabunt te. (Augustinus, Epistvlae I–LV (2004), S. 257) Ob Schultetus diese Bemerkung tatsächlich im Blick hatte, lässt sich jedoch nicht abschließend entscheiden.
  33. Socrates entwirft in seiner Kirchengeschichte das Bild des überaus frommen Kaisers Lb PersonTheodosius II. (401–450) Theodosius II.. Unter anderem heißt es über ihn an der genannten Stelle: Matutino tempore ipse una cum sororibus suis hymnos in Dei laudem alternis recitare consueverat. (Socrates / Sozomenus, Kirchengeschichte (1859), Sp. 786)
  34. Nachdem die von Schultetus herangezogene Edition nicht identifiziert werden konnte, ist es bislang nicht gelungen, die zitierte Stelle im 26. Buch des Werks zu finden.
  35. Dessen Biographie wird in den Kapiteln 15 und 60 behandelt, vgl. Cramer, Pomrische Kirchen Chronicon 3 (1628), S. 52–54, 168–170.
  36. Die Einführung der Kirchenordnung wird im erwähnten Kapitel 57 thematisiert, vgl. Cramer, Pomrische Kirchen Chronicon 3 (1628), S. 160f. Im Druck erschien das in langen Diskussionen vorbereitete Werk offenbar erst 1569.
  37. Die Angabe über die Zahl der Toten übernimmt Schultetus aus dem genannten Werk, vgl. Friedeborn, Historische Beschreibung 2 (1613), S. 63. Über den Bau der Orgel wird hier nichts geschrieben. Diesbezügliche Informationen scheint Schultetus aus anderen (archivalischen) Quellen bezogen zu haben.

Letzte Änderung dieses Dokuments am 15. April 2021.

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