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Orgelpredigt

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a Starck, Benjamin: Längst=gewüntzschte Mittweidische Orgel=Freude (Dresden 1648)

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y Bibelstellen (75)

  • 2,7
  • 1 Chronik 15,28
  • 1 Chronik 16,1–4
  • 1 Chronik 16,42
  • 1 Korinther 15,55
  • 1 Makkabäer 13,25–30
  • 1 Samuel 16,23
  • 2 Chronik 20
  • 2 Korinther 3
  • 2 Korinther 9,7
  • 2 Könige 3,15
  • 2 Makkabäer 12
  • 2 Samuel 6,15–16
  • Amos 5,23
  • Epheser 5,18–19
  • Exodus 15,1
  • Exodus 36
  • Genesis 4,21
  • Genesis 45
  • Hohelied
  • Hosea 13,14
  • Jakobus 1,16–17
  • Jeremia 29
  • Jesaja 23,15
  • Jesaja 6,3
  • Jesus Sirach 39,19
  • Jesus Sirach 39,19–20
  • Jesus Sirach 39,20
  • Jesus Sirach 40,20
  • Jesus Sirach 50,24
  • Kolosser 3
  • Lukas 1,68–79
  • Lukas 18,38
  • Lukas 2,14
  • Lukas 21,33
  • Numeri 10,1–10
  • Offenbarung 15,3
  • Offenbarung 4,8
  • Offenbarung 5
  • Psalmen 100,3
  • Psalmen 103,1
  • Psalmen 104,24
  • Psalmen 111,2
  • Psalmen 113
  • Psalmen 118,17
  • Psalmen 119,54
  • Psalmen 130
  • Psalmen 139,24
  • Psalmen 149,3
  • Psalmen 150
  • Psalmen 150,2–6
  • Psalmen 22,10
  • Psalmen 24,7–10
  • Psalmen 33,1–2
  • Psalmen 34,2
  • Psalmen 4,4
  • Psalmen 4,9
  • Psalmen 45
  • Psalmen 45,2
  • Psalmen 47,6
  • Psalmen 51
  • Psalmen 51,17
  • Psalmen 57,9
  • Psalmen 68,18
  • Psalmen 69,13
  • Psalmen 81,2–4
  • Psalmen 91,15
  • Psalmen 91,16
  • Psalmen 92,1
  • Psalmen 92,6
  • Psalmen 96,4
  • Psalmen 98,4–6
  • Römer 10
  • Römer 12,1
  • Sprichwörter 8,31

[[A1r]]

Titel

Längst=gewüntzschte Le Geographicumf Ort: Mittweida Mittweidische
Orgel=Freude/
So bey Einweyhung der Neuen Ld OrgelMittweida, Sankt Marien, Tobias Weller-Orgel 1648 Orgell
in der Le Geographicumg Gebäude: Mittweida, Sankt Marien Kirchen daselbst
Am XXIV. Sontage
nach Trinitatis/ des nunmehro zum
Ende=lauffenden 1648. Jahres/
Gott zu Ehren
Angestellet/ und darauff auch an stat des ge=
wöhnlichen Evangelii/ aus den Worten des weisen
Lehrers Lb PersonSirach, Jesus (180 – 175 v. Chr.) Sirachs Ly BibelstelleJesus Sirach 39,19–20 Cap. 40. Vs. 19. 20.
Singet löblich und lobet den Herrn/ etcetera
Dancket Jhm und lobet Jhn mit
Singen und Klingen.
Eine Christliche und Schrifftmässige
Orgel=Predigt
gehalten worden/ von
Magister Lc PredigtautorStarck, Benjamin (1603–1662) Benjamin Starcken/
Pfarrern daselbsten.
Druck und Verlag Lb PersonBergen, Gimel (1616–1643) Gimel Bergens Churfürstlich Sächßischen
Hoff=Buchdruckers seligen Erben/ 1648.

[[A1v]]

Widmung

Dem Edlen/Wohl=Ehrenvesten/ Hoch=Achtbarn und Wohleglahrten
Herrn Lb PersonReichbrodt, Christian (vor 1648 – 1660) Chrjstjano Reichbrodten/
Churfürstlicher Durchlaucht Zu Sachsen wohlbestalten fürnehmen geheimbten Secretario/ Meinen insonders großgünstigen Herrn/ hochwerthen Patrono/ und wolgeneigten Förderer/
Wie dann auch/
Denen WohlEhrenvesten/ VorAchtbaren und Wolgelahrten
Herrn Lb PersonLeister, Michael (1604–1671) Michaeli Leistern/ Churfürstlich Sächsischen Wohlbestalten AmbtSchössern zu Le Geographicumf Ort: Dresden Dreßden.
Herrn Lb PersonAlber, Matthias (1603–1663) Matthiae Albern/ Churfürstlich Sächsischen Wohlbestalten AmbtSchössern zu Le Geographicumf Ort: Freiberg Freybergk.
Herrn Lb PersonMüller, David Davidi Müllern/ Churfürstlich Sächsischen Wohlbestalten AmbtSchössern zu Le Geographicumf Ort: Augsburg Augustiburg.
Jngleichen auch/
Denen Ehrenvesten/ Achtbaren/ Wohlweisen/ Wohlgelahrten und Ehren=Wohlgeachten/
Herrn Lb PersonSeiler, Gottfried Gottfried Seilern/ Notario Publico Caesareo wohlverordneten Bürgermeistern und Stadtschreibern in Le Geographicumf Ort: Grimma Grimma.
Herrn Lb PersonJahn, Kaspar (fl. 1648) Casparo Jahnen/ Churfürstlich Sächsischen Wohlbestalten BergkCantzley Verwandten und MüntzGegenschreibern.
Herrn Lb PersonHerman, David (fl. 1648) David Herman/ Churfürstlich Sächsischen Wohlbestallten Saltzschreibern.
Meinen allerseits insonders großgünstigen Herren Sympatrioten/ hochgeehrten Herren Schwägern/ Respective Gevattern/ und liebwerthen alten Schul=Freunden/

Gottes Gnade und Segen durch Christum/ nebenst wüntschung eines glückseligen Fried= und Freudenreichen neuen Jahrs zuvor!

Edler/ Wohlehrenveste/ Hoch= und VorAchtbare/ Wohlgelahrte/ insonders großgünstige Herren/ wohlgeneigte Patroni und werthe Freunde. Bey den alten Römern ist vorzeiten der Brauch gewesen/ daß/ wenn sie unter ihnen gehabt Leute/ die sich ümb ihr liebes Vaterland wohl meritiret/ so haben sie ihnen nicht nur allein nach ihrem Tode/ sondern auch noch wohl bey Lebzeiten EhrenSeulen auffgerichtet/ welche Lr QuellenRosinus/Dempster, Antiquitatum Romanarum (1613) M Statuae aereae liberis hominibus ere- [A2r] ctae,[1] genennet worden/ und an diese haben sie nebenst ihren Nahmen auch ihre herrliche Thaten und Tugenden angeschrieben.

Lb PersonRosinus, Johannes (1551–1626) Rosinus Lr QuellenRosinus/Dempster, Antiquitatum Romanarum (1613) M Antiq. Roman. p. 935. Der Römer anietzo zugeschweigen/ finden und lesen wir/ doch auch in Sacris von dem streitbaren Helden Lb PersonSimeon Simeon/ dem edlen Maccabeer/ daß er auch dem lieben Seinigen zu Le Geographicumf Ort: Modein Modin/ weil sie sich damahls ümb die von Feinden häfftig bedrängte Kirche und liebes Vaterland sehr wohl verdienet/ sieben solche EhrenSeulen/ eine nach der andern habe zum ewigen Gedächtnüß 1. Maccab. 13 erigiren/ und auffrichten lassen/ Ly Bibelstelle1 Makkabäer 13,25–30 1. Maccab. 13.

Diesem nach erinnere ich mich auch nicht unbillig der Schuldigkeit/ dann nachdem nunmehro Gott Lob und Danck unser längst gewüntzschte Orgell/ durch Herrn Lb PersonWeller, Tobias (vor 1615 – ca. 1665) Tobiam Wellern/ Churfürstlicher Durchlaucht zu Sachsen wohlbestalten HoffOrgelmachern/ glücklich und löblich zum Ende gebracht/ ich auch bey deroselben Einweyhung nach Erforderung meines Amptes als unwürdiger Pastor/ mit verleyhung Göttlicher Hülffe/ Gott zu Ehren/ meinen lieben Pfarr-Kindern/ zu Auffmunterung solcher OrgellFreude/ eine OrgellPredigt gehalten/ und aber von etlichen denselben ersucht worden/ solche in memoriam publiciren zulassen/ so hette ich mich zwar dessen zuentbrechen Vrsach genug/ weil mir nicht unwissend/ das schon allbereit viel andere vornehme Leute anzutreffen/ die von solcher Materi mit weithöhern Verstand geschrieben/ und geprediget/[2] und annoch derselben etzliche davon schreiben und predigen möchten: Gleichwohl aber wenn ich hergegen erwege die würckliche und gutwillige Darreichung/ so von meinen großgünstigen Herren Landesleuten/ zu diesen unsern Ld OrgelMittweida, Sankt Marien, Tobias Weller-Orgel 1648 Orgelwerck rühmlich geschehen/ habe ich warlich nicht vorüber gekunt/ ne stigma ingratitudinis nobis inureretur, solche zwar geringschätzige/ aber doch guthertzigmeinende Predigt zuschuldiger Danckbarkeit/ als sieben wohlverdienten Ehrenseulen ihres lieben Vaterlandes zu dediciren/ gestalt dann gegen dieselben/ ein Ehrenvester und Wohlweiser Rath zur Le Geographicumf Ort: Mittweida Mittweide/ nebenst der gantzen Christlichen Commun daselbst/ durch mei= [[A2v]] ne Wenigkeit sich hirmit dienstfleissigst Bedancken/ mit angeheffter Bitte/ das wie sie zu iederzeit mit gutem Rath und in der That ihres lieben Vaterlandes Bestes gesucht/ also wollen sie auch noch ferner großgünstig geruhen/ und unser/ Ly BibelstelleJeremia 29 Jerem. 29. (wie auch mir und der lieben Meinigen in specie) hochgeehrte und wohlgeneigte Beförderer verbleiben/ denn das ist gewiß/ gehets ihrem lieben Vaterlande wohl/ so gehets den lieben Jhrigen auch wohl/ in betrachtung weil auch der Poet saget:

Lb PersonOvid (43 v. Chr. – 17 n. Chr.) Ovidius Ln LiteraturOvid, Briefe aus der Verbannung (2001) M Nescio quâ natale solum dulcedine cunctos
Dulcit, & immemores non sinit esse sui.
[3]

Nun der Herr unser Gott/ Proverb. 8. Ly BibelstelleSprichwörter 8,31 der seine Lust an den Menschen=Kindern hat/ mit denselben zuweilen auf den Erdboden spielet/ Psal. 4. Ly BibelstellePsalmen 4,4 und sie wunderlich führet/ also Psal. 91. Ly BibelstellePsalmen 91,15 das Er bey ihnen ist in der Noth/ sie heraus reisset/ und zu Ehren machet/ Psal. 113. Ly BibelstellePsalmen 113 setzet neben die Fürsten/ neben die Fürsten seines Volcks/ Gen. 45. Ly BibelstelleGenesis 45 nach dem Exempel Lb PersonJosef Josephs/ der wolle auch noch ferner euer allgütiger und treuer Lb PersonJakob Jacobs=Schutz seyn und bleiben/ euch in eueren Beruffswegen von allen Vbel erlösen/ Psal. 91. Ly BibelstellePsalmen 91,16 sättigen mit langen Leben/ und euch zeigen sein (ewiges) Heil. Jn dessen gnädige und Väterliche Obacht meine Großgüstige Herren Sympatrioten ich Hertztreulich hiermit befehle/ Datum Mittweide/ Ex meo Museo, am 1. Advents Sontage/ des lieben neuangehenden Kirchen Jahres/ nach Christi Geburth 1649. an welchen auch in unser Kirchen auff Churfürstlich Sächßische unsers gnädigsten Herrn Anordnung der liebe Lm Ereignis1648: Westfälischer Friede Friede/ so zu Oßnabrück und Münster geschlossen/ mit Singen und Klingen Vocaliter und Jnstrumentaliter/ durch unsere neue Orgel ist erschollen/ Gott hertzlich darfür gedancket und das Fried= und Freudenreiche Jubel=Geschrey des Völckleins im Evangelio: Hosianna dem Sohn Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David/ Ly BibelstelleLukas 18,38 gelobet sey der da kömpt im Namen des Herren/ Hosianna in der Höhe/ erkläret worden.

Euer Edlen WohlEhrenvesten Hoch= und Vorachtbaren Weißheit
Gebethschuldiger und Dienstwilliger Sympatriota
Magister Lc PredigtautorStarck, Benjamin (1603–1662) Benjamin Starck/ Pfarrer zu Le Geographicumf Ort: Mittweida Mittweida/

allda mein lieber seliger Lb PersonStarck, Jacob Daniel (1570–1637) Vater 35 und ich unwürdiger 16 Jahr Gott und seiner Kirchen gedienet.

[A3r]

Widmungsgedichte

Laudem Patroni, laudem quoque Lc PredigtautorStarck, Benjamin (1603–1662) Starcke, mereris:
Nam grates illis solvis, agisque Deo.
Dum tua divulgas sacra haec meletemata. Rectè
Laus sua danda Deo, laus sua danda Bonis.

Lc PredigtautorWeller, Jacob (1602–1664) Jacobus Wellerus, Doctor.

Anser alebatur cum Cygno, tempore quodam,
Hicce Voluptati, pinguis at Ille gulae.
Quilibet ut tandem sua proderet: arripit hospes
Pro Ganza Cygnum deficiente die,
Intendens ferrô letalia vulnera collo;
Gutture flexibili tunc modulatur Olor.
Errorem agnoscens Nutritor, Me edocet auris,
Infit, quod Tu sis de meliore sono.
Quid valeas? Starck! Tu qui sis? Cygnus an Anser?
Auritus Lector Testis ubique cluet!
Spiritus est Deus, & Nostri pars, Spiritus audit,
Optima: Spiritibus gaudet Uterque bonis.
Hinc bene Spirasti spirantia Nablia scriptis,
Atque diu ut spires, spirat amore
Pyrus!

Der Starcken Orgelschall muß deiner Feder weichen/
Mein Starck/ weil diese kan starck jene rausser streichen:
Dein starckes Lob bring ich hier nicht in engen Raum
Dem Namen nach zwar Starck/ im werck doch schwacher Bavm!

Est sacra Turba sonus sacrô dum manat ab aere,
Intrat quae Templum conglomerata sacrum;
Pectore sed sacrô quod manat ab ore Ministri
Quae condit sacri Turba beata foret.
[[A3v]] Nam non sacratô manans tinnitus ab aere
Salvat; sed salvant dogmata sacra Dei.
Ergò campanae sonitus diverberet aures;
Ad penitrent Cordis dogmata sacra fibras!

Magister Lb PersonSchneider, Daniel (1618–1672) Daniel Schneider/ Le Geographicumf Ort: Dresden Dresdae ad Divi Crucis Diaconus.

Tinnitu lauda melico, Mittweida Jehovam:
Perpetuò celebra munera summa Dei.
Nablia clangorem, gratum Tuba concava cantum;
Multifores fundant Organa tacta modos.
Organa, quae Pietas struxit Devota Virorum
Magnorum, Patriam qvi pio amore colunt.
Tinniat hymnisonis in Psalmis dulce Chorevma;
Tinniat, & resonet aura perita Deum.
Ceu Lc PredigtautorStarck, Benjamin (1603–1662) Starcki praesens inculcat Sermo disertus,
Qvo grates reddit, qvo Pia Dona canit.
Starcki, qvi praestat vitâ, qvi moribus atque
Factis, qvod gratâ voce docere solet.
Dum nova Patronis Statuarum pegmata ponit,
Laudibus extollit dum benefacta, suis.
Tinnitu lauda melico Le Geographicumf Ort: Mittweida Mitweida Jehovam:
Perpetuis celebra facta canenda metris.
Tinniat hydraulus, psalteria, Cymbala, cannae,
Crembala, sistra, lyrae, barbita, plectra sonent.
Qvod viget, ingentem, vivitque per orbitam in orbe,
Concelebret, spirat qvicqvid in orbe Deum!

Honoratissimo Domini Adfini, Pirithoo suo olim Academico intimo & singulariter dilecto scribit praefestinatim.
Magister Lb PersonBohemus, Johannes (1599–1676) Johannes Bohemus Poeta Caesareus In Electorali Le Geographicumf Ort: Dresden Dres Rector.

[B1r]

Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Jesu Duce.

Jm Nahmen der Allerheiligsten und Hochgelobtesten Dreyfaltigkeit/ Gottes des Vaters/ Gottes des Sohnes/ und Gottes des Heiligen Geistes/ trete ich anietzo auff diese Heilige Stäte und Cantzel/ ruffe und bete zu meinem lieben frommen Gott also:

O Herr hilff! O Herr laß wohlgelingen!

Andächtige/ Außerwehlte/ meine Liebsten in Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Christo Jesu dem Herrn/ Lb PersonRicchieri, Lodovico (1469–1525) Coel. Rhodig. ex Pausania l. 1. c. 2 Man lieset bei Lb PersonRicchieri, Lodovico (1469–1525) Coelio Rhodigino/ das vor Zeiten unter den Alten der Gebrauch gewesen/ wann sie etwas wichtiges zuverrichten gehabt/ und gerne gewolt/ das dasselbe einen erwünschdten Anfang/ Fort= und Außgang gewinnen solte/ so haben sie vor allen dingen pflegen über laut zuruffen:

Deus! Deus![4]

Hilff Gott/ Hilff Gott/ das es wol gerathe!

[[B1v]]

Wir haben seithero auch diese Sommer= und Herbst=Zeit über ein hohes und wichtiges Werck/ nehmlich einen kostbaren Orgel=Bau in unserer Le Geographicumf Ort: Mittweida Kirchen allhier für uns gehabt/ und zweiffelt mir nicht/ es werden viel Gottselige Christen/ wann sie das Corpus solches Ld OrgelMittweida, Sankt Marien, Tobias Weller-Orgel 1648 Orgel=Wercks vor sich gesehen/ wo nicht gesagt/ doch in ihrem Hertzen gedacht haben: Deus! Deus! Hilff Gott/ Hilff Gott das es wohl gerathe! Nun was wir gewünschet und begehret/ das hat uns auch unser lieber Gott gewehret und bescheret. Wir haben zwar seithero in die vier und zwantzig Jahr/ sieder dem Brande der Orgel=Freude leider! entbehren müssen/ do wir dann offtmahls auch dabey gesungen und geseufftzet:

Lw MusikwerkDachstein, Wolfgang: An Wasserflüssen Babylon M Wir hingen auff mit schweren Muth/
Die Harffen und die Orgeln gut/
An ihre Bäum der Weiden:
[5]

Aber duch Gottes Gnade nunmehro selbige wiederumb erlebet/ in dem dieser unserer kostbarer Orgel=Bau/ nicht allein durch vornehmer Herren Sympatrioten und Landes=Leute sonderbahre Freygebigkeit seinen Anfang/ sondern auch glücklichen Fort= und Ausgang gewonnen hat. Wofür wir dann Gott dem Allerhöchsten billich von Hertzen Lob/ Preiß und Danck zu sagen schuldig sind. Vnd deßwegen haben wir uns auch anietzo in diesem unsern Gottes=Hause mit sonderbarer Frequentz und Menge versammlet/ in willens Gott dem Herrn vor solche hohe Wohlthat zu dancken. Damit wir aber desto eher zu solcher Dancksagung auffgemuntert werden mögen; Als bin ich gesonnen/ das gewöhnliche Sontags=Evangelium bey seit zusetzen/ und mit verleihung Göttlicher Hülffe/ eine einfältige Orgel=Predigt [B2r] abzulegen. Welche/ damit sie nun zu förderst Gott zu Ehren/ und uns allen zu Erweckung einer Gottseligen Orgel=Freude möge gereichen; Als wollen wir zu förderst in hertzlicher Devotion und Andacht unsern Mund und Zunge zu Gott erheben/ und mit einander singen: Lw MusikwerkSperatus, Paulus: Es ist das Heil uns kommen her M Sey Lob und Ehr mit hohem Preiß/ ümb dieser Gutthat willen/[6] etc. Auch hierauff im wahren Glauben und Kindlichem Vertrauen beten das heilige Vater unser/ etc:

Euere Christliche Liebe wolle zu diesem Mahl mit gebührender Ehrerbietung und Andacht anhören/ ein schönes und denckwürdiges Sprüchlein/ welches ich mir anitzo bey dieser Orgel=Predigt zu erklären belieben lassen/ und beschreibet uns dasselbe der Lb PersonSirach, Jesus (180 – 175 v. Chr.) weise Mann Sirach/ in seinem Buch am 40. Cap. Und lauten die Wort desselben also:

Ly BibelstelleJesus Sirach 39,19–20 Sjnget löblich/ und lobet den Herrn in allen seinen Wercken/ preiset seinen Namen herrlich/ dancket Jhm/ und lobet Jhn mit Singen und Klingen.

Exordium.

Geliebte und Andächtige Zuhörer in Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Christo Jesv dem Herrn/ Sehr schön und denckwürdig ist zulesen das/ was der Heilige Geist von dem Könige David hat auffzeich= [[B2v]] 2. Sam. 6. v. 15. 16.
Ly Bibelstelle1 Chronik 15,28 1. Par. 16. v. 28.
nen lassen/ im Ly Bibelstelle2 Samuel 6,15–16 2. Sam. 6. Denn da wird an angeführten und ietzt berührten Orth gemeldet/ das/ als er Lm Ereignislegendär: Einholung der Bundeslade die Lade des Bundes aus dem Hause Lb PersonObed-Edom ObedEdom in seine Königliche Burg Le Geographicumg Gebäude: Zion Zion geholet/ er nicht alleine habe mit aller Macht Lm Ereignislegendär: David tanzt vor dem Zug der Bundeslade für der Lade des Bundes hegetantzet/ sondern auch sampt der gantzen Gemeine Le Geographicumh Territorium: Israel Jsrael die Lade des Herrn hinauff gebracht mit Jauchtzen/ Posaunen/ Drometen und hellen Cymbalen/ mit Psaltern und Harffen: Vnd als er dieselbe an ihren Ort gebracht/ und in die Hütten/ die er ihr vorbereitet/ gesetzet/habe er etzliche Leviten für sie zu Dienern bestellet/ das sie preiseten/ danckten und lobeten den Herrn/ den 1. Par. 17. vs. 1. 4. Gott Jsrael/ wie weiter zulesen im Ly Bibelstelle1 Chronik 16,1–4 1. Par. 17 v. 1.4. Dadurch hat er andeuten und zuverstehen geben wollen/ wie das es freylich nicht unrecht sey/ dem Herrn nicht allein vivâ voce, mit lebendiger Stimme/ sondern auch mit allerley Jnstrumenten zu loben: Allermassen aber gleich wie nun in dieser Histori auch zugleich gedacht wird/ das Lb PersonMichal Michal Lb PersonSaul (fl. 1000 v. Chr.) Sauls Tochter/ Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) Davids Eheweib zum Fenster hinaus gegucket/ und als sie David hüpffen und spielen sehen/ habe sie ihn in ihrem Hertzen verachtet: Also haben sich auch zu iederzeit beydes unter Heyden und Christen Leute gefunden/ die da rechte Empaectae/ Spötter und Verächter der HochEdlen Music gewesen/ und finden sich ihr auch noch heutiges Tages. Verächter haben sich gefunden unter den Heyden/ gestalt denn ein solcher gewesen ist der Lb PersonAtheas (ca. 429 – 339 v. Chr.) Ateas, welcher/ als er den Lb PersonIsmenias Jsmeniam einen Kunstreichen Pfeiffer im Kriege gefangen/ hat er ihn eines pfeiffen heissen/ und da sich die andern darüber verwundert/ hat er es mit einem Schwur betheuret/ er wolte lieber ein Pferd wiehern hören.[7] Vnd damit wir anderer Exempel Lb PersonPlutarch (ca. 45 – ca. 125) Plut. Ln LiteraturPlutarch, Morals 1 (1878) M Apoph: anietzo geschweigen/[8] so giebets auch solcher Verächter noch [B3r] heute zu Tage gnug bey den Calvinisten/ welche keine Orgeln in der Kirchen leiden wollen/ sondern sie/ auff was massen sie nur können/ aus der Kirchen exterminiren und abschaffen. Welches denn von niemand anders herkömmt als von dem Melancholischen Sauer= und Trauer=Geiste/[9] und kan gar wohl genennet werden ein Eyver mit Vnverstand/ Rom. 10. Ly BibelstelleRömer 10 Rom. 10. Aber was bekümmern wir uns umb diese Schwermer? sie mögen die Musicam verachten so lange sie wollen: wir haben allhier das Exempel des Königlichen Propheten Davids/ der nicht alleine vor dem Herrn hergetantzet und gespielet/ sondern auch hernach eine sonderliche Ordnung angestellet/ welche Leviten mit Harffen und Psaltern/ und welche mit andern Jnstrumenten vor dem Herrn auffwarten solten. Vnd ob wohl allhier die Calvinisten möchten einwenden/ es gehöre dieser Gebrauch zum Levitischen Gottesdienste Altes Testamentes/ aber im Neuen Testament solte man Gott einen vernünfftigen Gottesdienst leisten/ nach der Vermahnung Pauli/ Rom 12. Ly BibelstelleRömer 12,1 Rom. 12. so ist doch solches vanum effugium, und ein nichtiges Vorgeben. Denn wenn dem also wehre/ so muste davon ein peculiare mandatum, und sonderbahrer Befehl von Gott durch Lb PersonMoses Mose seyn gegeben worden/ welcher auch mit auffgezeichnet seyn muste/ in dem 3. Buch Mose/ welches von dem Levitischem Gottesdienst insonderheit handelt/ oder in seinen andern Büchern/ oder müste zum wenigsten der David ein sonderbahres Mandat bekommen haben/ welches denn aus heiliger Schrifft nirgends kan bewiesen werden/ sondern es hat der David solches aus eigener Andacht und sonderbahren Antrib des Heiligen Geistes gethan/ und damit nachkommen wollen denen Worten/ in welche er im 103. Psalm heraus bricht: Psal. 103. Ly BibelstellePsalmen 103,1 Lobe den Herrn meine Seele/ und was in mir ist seinen [[B3v]] heiligen Nahmen. Wollen demnach diese Schwermer und Ketzer fahren lassen/ und anietzo ohne weitern Eingang zur Erklärung unsers verlesenen Textes schreiten/ und aus demselben euer Christlichen Liebe berichten:

Warümb doch billich unter uns Christen so wohl die Vocal= und mündliche/ als die Jnstrumental=Music/ biß auff diese Zeit erhalten worden/ und noch länger unter uns fortgepflantzet und erhalten werden solle?

Hiervon soll euer Christliche Liebe mit verleihung Göttlicher Gnade berichtet werden. Sie bereiten allerseits ihre Hertzen zu beharrlicher und andächtiger Auffmerckung/ und bitten nebenst mir Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Christum Jesum/ das Er auch ietzo mit seinen Gnaden=Glantz in uns auffgehen wolle/ mir mein Hertz/ Muth/ Sinn und Gedancken regiren/ und eure Ohren und Hertzen auch eröffnen/ damit wir also beydes in Lehren und Hören solches verrichten mögen/ das es Jhme dem wahren Gott zu Ehren/ und uns allen zu sonderbahrer Erweckung Christlicher und Gottseliger Orgel=Freude gereichen möge/ und solches in Gnaden zuerlangen/ so beten und seufftzen wir billich:

O Jesu Christe/ Sohn des Allerhöchsten/
Gib Du die Gnade allen frommen Christen/
Das sie deinen Nahmen ewig preisen/ Amen!

Tractatio.

Anlangende nun unser vorgenommenes Thema/ nehmlich: Warümb doch billich unter uns Christen so wohl die Vo= [[B4r]] cal= und mündliche/ als die Jnstrumental=Music/ biß auff diese Zeit erhalten worden/ und noch länger unter uns erhalten und fortgepflantzet werden solle? So können nach Anleitung unsers Textes vornehmlichen Dreyerley Vrsachen angeführet werden/ Nehmlich:

1. Divini mandati autoritas.
Der sonderbare Göttliche Befehl.
2. Ipsius artis dignitas.
Die Hoheit und Vortreffligkeit der Hoch=Edlen Music an sich selbsten.
3. Ejusdem egregia utilitas.
Der herrliche Nutz/ den wir davon haben.

Dje erste Vrsach ist Divini mandati autoritas, der sonderbahre Göttliche Befehl. Denn also saget Sirach allhier in unserm Text: Singet löblich und lobet den Herrn in allen seinen Wercken/ preiset seinen Nahmen herrlich/ dancket Jhm/ und lobet Jhn mit Singen und Klingen. Es wissen eure Christliche Liebe/ das hin und wieder/ und sonderlich in Psalter=Büchlein unterschiedliche Befehliche verhanden/ aus welchen klar zusehen und abzunehmen/ das man nicht alleine mit Menschlicher Stimme/ das ist mit Singen/ sondern auch mit allerley Jnstrumenten/ das ist/ mit Klingen Gott loben/ rühmen vnd preisen solle. Psal. 33. Ein solcher Befehl ist ja/ wenn im 33. Psalm stehet/ Ly BibelstellePsalmen 33,1–2 dancket dem Herrn mit Harffen/ und Lobsinget Jhm auf dem Psalter von zehen Seiten. Singet dem Herrn ein neues Lied/ machets gut auff Seitenspielen mit Schalle. Psal. W W KorrekturOriginal: 8781 Ein solcher Befehlich ist ja auch/ wenn da stehet im 81. Psalm: Ly BibelstellePsalmen 81,2–4 Singet fröhlich Gotte/ der unser Stärcke ist/ Jauchtzet dem Gott [[B4v]] Lb PersonJakob Jacob. Nehmet die Psalmen/ und gebet her die Paucken/ liebliche Harffen mit Psaltern. Blaset im Neumonden die Posaunen/ in unserm Feste der Laubbrust. Psal. 98. Ein solcher Befehl ist ja auch/ wann im 98. Psalm stehet: Ly BibelstellePsalmen 98,4–6 Jauchtzet dem Herrn alle Welt/ singet/ rühmet und lobet. Lobet den Herrn mit Harffen/ mit Harffen und Psalmen/ mit Drometen und Posaunen/ etc. Psal. 149. Ein solcher Befehlich ist ja/ wenn da stehet im 149. Psalm: Ly BibelstellePsalmen 149,3 Sie sollen loben seinen Nahmen im Reigen/ mit Paucken und Harffen/ sollen sie Jhm spielen. Psal. 150 Ein solcher Befehl ist ja auch wenn da stehtt [sic] im 150. Ps. Ly BibelstellePsalmen 150,2–6 Lobet Jhn mit Posaunen/ Lobet Jhn mit Psaltern und Harffen/ Lobet Jhn mit Paucken und Reigen/ Lobet Jhn mit Seiten und Pfeiffen/ Lobet Jhn mit hellen Cymbalen/ Lobet Jhn mit wolklingenden Cymbalen. Alles was Odem hat lobe den Herren/ Alleluja. Zu diesen und andern Befehlichs=sprüchen/ so hin und wieder in heiliger Schrifft gefunden werden/ gehören auch diese unsere Texts=Wort des Sirachs/ wenn da stehet: Ly BibelstelleJesus Sirach 39,19–20 Singet löblich/ etc. dancket Jhm/ und lobet Jhn mit Singen und Klingen. Daraus ist klar und offenbahr/ das auch zugleich hierinnen geboten wird/ das wir die Vocal= und Jnstrumental=Music fortpflantzen/ und nicht untergehen lassen sollen: Dann wie könten wir sonsten Gott nach seinem Befehl dancken mit Singen und Klingen/ wenn wir die löbliche und Edle Kunst der Vocal= und Jnstrumental=Music wolten lassen untergehen? Wie könten wir Jhn mit Singen/ das ist/ mit Menschlicher Stimme/ mit allerley schönen Liedern/ Moteten/ Concerten und dergleichen loben/ Wenn wir die Singe=Kunst nicht fortpflantzten und trieben? Wie könten wir Jhn loben mit Klingen/ das ist/ mit allerley Jnstrumenten/ so wohl die da mit Seiten überzogen/ als da [C1r] sind Geigen/ Violen/ Lauten/ Harffen/ Theorben/ Clavichordien/ etc. Als auch mit denen/ so durch den Wind getrieben werden/ theils von Menschen/ als Drometen/ Posaunen/ Vide Lb PersonPanciroli, Guido (1523–1599) Pancirollum in titul. Lr QuellenPanciroli, Rerum Memorabilium 1 (1629) M De Musica muta & Hydraulica p. 258.[10] Clareten/ Dulcianen/ Krumbhörnern/ Zincken/ Flöten/ W W KorrekturOriginal: OuerpfeiffenQuerpfeiffen/ etc. Theils durch die Bewegung der Blasebälge/ als Positiven/ Orgeln/ und dergleichen. Wenn wir diese edle Kunst nicht auff die Nachkommen fortpflantzeten? Hierzu kömpt der ausdrückliche Befehl Gottes/ den er Mose gegeben/ daß er ihm zwo Drometen von tichtem Silber machen solte/ nicht alleine die Gemeine zu beruffen/ Num. 10. sondern auch wenn sie fröhlich wehren an ihren Festen und Neumonden/ das ihrer gedacht würde für den Herrn/ Ly BibelstelleNumeri 10,1–10 Num. 10. Diesen sollen wir nun folgen und dessen Befehl thun/ 1. Obfactorum mirabilitatem. Wegen seiner wunderlichen Thaten. Das zeiget Sirach an/ wenn er saget: Lobet den Herren in allen seinen Wercken. So wir einen Menschen der etwa ein wenig eine vornehme That begangen/ alsbald desto höher halten/ und seinen Befehl in acht nehmen/ ihn rühmen und preisen; Wie vielmehr sollen wir solches gegen Gott dem Herren thun/ als Psal. 96. Ly BibelstellePsalmen 96,4 der da groß ist und hoch zuloben/ wunderbarlich über alle Götter? Psalm 96. Psal. 111. Ly BibelstellePsalmen 111,2 Dessen Wercke groß sind/ und wer ihr achtet/ der hat eitel Lust daran? aus dem 111. Psalm. Das David exclamiren und sagen muß: Psal. 104. Ly BibelstellePsalmen 104,24 Herr wie sind deine Wercke so groß und viel/ Du hast sie alle weißlich geordnet! Jm 104. Psal. Psal. 92. Ly BibelstellePsalmen 92,6 Herr wie sind deine Wecke so groß/ und deine Gedancken so sehr tieff; im 92. Psalm. Wann dann nun er allhier befiehlet/ das wir Jhn mit Singen und Klingen loben sollen/ warümb wolten wir es dann nicht thun? Zum Andern sollen wir Jhm gehorchen und nach seinem Befehl Jhn loben/ Ob be- [[C1v]] neficiorum varietatem. Wegen seiner mannigfaltigen Wohlthaten/ so Er uns erzeiget hat/ und noch täglich erzeiget. Diß deutet Sirach an mit dem Wörtlein Dancket. Ly BibelstelleJesus Sirach 39,20 Dancket Jhm/ und lobet Jhn/ etc. Denn wenn man einem dancken soll/ so wird praesupponieret und vorhergesetzet/ das er uns müsse Guts gethan haben. Freylich hat uns Gott mehr als zu viel Guts erzeiget in creatione, Psal. 22. Wenn Er uns zu seinem Ebenbilde erschaffen/ Ly BibelstellePsalmen 22,10 das Er uns aus MutterLeibe gezogen/ im 22 Psalm/ Derowegen sollen wir mit David solches erkennen/ und sagen: Psal. 139. Ly BibelstellePsalmen 139,24 Jch dancke Dir Herr/ das ich wunderbarlich gemacht bin/ wunderbarlich sind deine Wercke/ und das erkennet meine Seele wohl/ im 139. Psalm. Er thut uns auch noch Guts/ quotidianâ sustentatione. Wenn Er uns täglich erhält/ und mit Kleidern und Speise versorget. Sir. 50. Derowegen sollen wir billich sagen mit Sirach am 50. Cap. Ly BibelstelleJesus Sirach 50,24 Nun dancket alle Gott/ der grosse Dinge thut/ an allen Enden/ der uns von Mutterleibe an lebendig erhält/ und thut uns alles gutes. Viel Guts hat Er erzeiget/ in redemptione. Wenn Er uns von Todt/ Teuffel/ und ewiger Hellenpein erlöset hat/ Wenn er war gemachet/ was Er vor langen Zeiten im Alten Testament/ durch den Propheten Lb PersonHosea Hoseam hat zuvor verkündigen lassen: Hos. 13. Ly BibelstelleHosea 13,14 Jch will sie erlösen aus der Helle/ und vom Todte erretten/ Todt ich will dir eine Gifft/ Helle ich will dir eine Pestilentz seyn/ Cap. 13. Das wir nunmehr können Jubiliren/ und Jauchtzen: 1. Cor. 15. Ly Bibelstelle1 Korinther 15,55 Der Todt ist verschlungen in den Sieg/ Todt wo ist dein Stachel? Helle wo ist dein Sieg? Gott sey Danck/ der uns den Sieg gegeben hat durch unsern Herr Jesum Christum/ 1. Cor. 15. Viel Guts hat Er uns auch erzeiget/ in conversione & sanctificatione, [C2r] Wenn Er uns zum rechten Christlichem Glauben beruffen und gebracht hat/ daher sollen wir billich singen und sagen mit David: Psal. 100. Ly BibelstellePsalmen 100,3 Erkennet das der Herr Gott ist/ Er hat uns gemacht und nicht wir selbst/ zu seinem Volck und zu Schaffen seiner Weyde/ im 100. Psalm. Wann dann nun wir so viel geistliche und leibliche Wohlthaten von Gott empfangen haben/ und noch täglich empfangen/ warümb solten und wolten wir Jhm denn nicht gehorchen/ und Jhm nach seinem Befehl mit Singen und Klingen dancken und loben?

Usus.

Mercket demnach bey dieser ersten Vrsach/ das wir auch also anietzo ein gutes und Gott wohlgefälliges Werck gethan haben/ und solchen Befehl Gottes in acht genommen/ in dem wir uns unser Vnkosten nicht haben thauren lassen/ sondern so viel zusammen geschossen/ das solches löbliche Orgelwerck hat können erbauet und zum Stande gebracht werden/ weil wir hören/ das Sirach haben will/ das wir Gott mit Singen und Klingen/ das ist/ mit Menschlicher Stimme und allerley Jnstrumenten/ und also auch mit Orgeln loben sollen. Zwar wie schwer/ wie schwer es zugegangen/ wissen die Jenigen am besten/ die nebenst mir haben umbtreten/ und diesen Orgelbau anfangen müssen/ und gewißlich/ wann nicht andere vornehme Sympatrioten und Patronen aus guthertzigem Gemüthe gegen ihr liebes Vaterland sich mit einer so mildreichen Beysteuer angegriffen und das beste bey diesem Wercke gethan/ so hette es annoch wol biß dato bleiben müssen. Aber was durch diese hochgeehrte Herren geschehen/ das hat durch sie Gott gethan/ als der seine heilige Ehre auch noch gerne befördert wissen will/ drümb ist [[C2v]] es auch noch ein Wunder vor für unsern Augen. Zwar wir sind alle hitzig und begierig gnug gewest zu einer Orgel/ und hat mancher dazu bald dieses/ bald jenes zu verehren promittiret/ aber da es hat effectuiret und zu Wercke gesetzet werden sollen/ da ist niemand daheime gewesen. Doch sage ich nicht von allen/ sondern nur von etzlichen/ die uns wohl wissend. Wir lesen von den Kindern Jsrael/ und haben es auch neulicher Zeit bey ablesung meines Ordinar=Textes/ als aus dem Exod. 36. Ly BibelstelleExodus 36 36. Cap. des andern Buchs Mosis gehöret/ das das Volck Gottes/ die Kinder Jsrael so liberal und freygebig gewesen/ zu erbauung der Hütten des Stiffts/ das sie nicht allein alle gnug und überflüssig dazu gebracht/ sondern Lb PersonMoses Moses muß auch auff Anhalten der beyden Werckmeister und Künstler Lb PersonBezaleel Bezalael W W KorrekturOriginal: nndund Lb PersonAhaliab Ahaliabs durch einen öffentlichen Anschlag und Gebot denen Jsraeliten befehlen/ sie sollen inne halten/ und nichts mehr bringen/ so gar willig und freygebig sind die Kinder Jsrael zu ihrem Stiffts=Hütten=Bau gewesen. Vnd also ist es auch vor Zeiten im Pabstthumb hergangen/ hilf Gott/ wie mild und freygebig sind doch die Leute gewesen/ Kirchen zu bauen/ Klöster und Bisthümer zu stifften! Vnd aller andern zu geschweigen/ sehen wir nun diese unsere schöne wohl ausgewölbte Kirche an/ die recht uns anietzo wegen solcher milden Freygebigkeit in die Augen hinein prediget/ was meinet wohl euer Christliche Liebe/ wie viel hundert/ ja wieviel tausend Gulden dieselbe muß zu bauen gekostet haben/ sonderlich was das starcke Mauerwerck/ und das schöne im hindern Chor ohne Pfeyler hohe und grosse Gewölbe betrifft und anlanget/ und das alles ist noch geschehen im Babstthumb. Jm Babstthumb/ sag ich/ da die armen blinden Leute vom rechten Weg und Steg zum ewigen Leben [C3r] nichts gewust/ und schändlich hinter das Liecht geführet worden/ und nichts destoweniger hat gegeben/ wer geben können. Heute zu Tage haben wir das Liecht des Evangelii vom Grund unserer Seligkeit so helle und klar/ als mans sind[11] der Apostel Zeit nicht gehabt: Aber wo ist mehr eine solche Mildigkeit/ wo ist mehr eine solche Freygebigkeit Wo ist mehr eine solche Bereitwilligkeit heut zutage den Gottesdienst zubefördern? Ach! solten und wolten wir ietzunder nur ein Altärlein oder Predigstul/ dessen wir auch wohl benöthiget/ in unserer Kirche bauen lassen/ wie schwerlich würde solches doch zugehen? Wir habens zum theil erfahren nur an der Glocken/ die in die siebenzehen Jahr zu Le Geographicumf Ort: Freiberg Freyberg gestanden/ was vor Mühe/ was vor Sorge es geben/ nur dieselbe abzulösen. Anietzo will ich geschweigen des Orgelbaues/ welcher auch gewiß wohl blieben were/ wann nicht Gott durch andere guthertzige und freygebige Leute das beste bey der Sach gethan. Moses hat zu seiner Zeit/ wie wir ietzo gehöret/ verbieten müssen/ das niemand mehr was zum Bau der Hütten geben und bringen solte/ Aber ach leyder! heute zu Tage bedarff es keines verbietens: Wann man nur mit Bitten und Gebieten bey den Leuten erhalten könte/ das sie das/ was ein ieder zugeben gewilliget/ mit willigen Hertzen geben möchten. Nun was guthertzige Leute seyn/ die werden sich selbsten wohl hierinne wissen zu bescheiden/ und den noch hinterstelligen Rest bey diesem Orgelbau mit einer völligen und willigen Beysteuer und Zuschoß vollend helffen ersetzen/ in Erwegung das 2. Cor. 9. Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Paulus saget/ das Ly Bibelstelle2 Korinther 9,7 einen fröhlichen Geber Gott lieb habe/ 2. Cor. 9. Hagg. 2. So wird Gott der Herr auch war machen seine schöne Weissagung/ die Er dort thut bey dem Propheten Lb PersonHaggai (ca. 800 v. Chr.) Haggai am 2. Cap. Vnd redet zwar von der Zukunfft oder sichtbarlichen Anwesenheit des Her= [[C3v]] ren Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Messiae/ im andern Exempel zu Le Geographicumf Ort: Jerusalem Jerusalem: Kan aber ingemein hieher auch gezogen/ und von uns gebeten werden/ daß Gott dieses Hauß mit geistlichen Segen und Wolfarth erfüllen wolle. Denn so spricht Er: Ly Bibelstelle 2,7 Jch will dis Hauß voll Herrligkeit machen/ spricht der Herr Zebaoth= Denn mein ist beydes Silber und Gold/ spricht der Herr Zebaoth. Es soll die Herrligkeit des letzten Hauses grösser werden/ denn des ersten gewesen ist/ spricht der Herr Zebaoth/ Vnd Jch will Friede (das ist/ wie es der Herr Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Lutherus glossieret/ Glück und Heil/) geben an diesem Ort/ spricht der Herr Zebaoth. Vnd daß ist also die erste Vrsache.

Dje andere Vrsache/ warümb bey uns billich die Vocal= und Jnstrumental=Music biß dato erhalten/ und auch noch ins künftige weiter unter uns fortgepflantzet werden solle/ ist Ipsius artis dignitas, Die Hoheit und Herrligkeit der Music, Wie das sie freylich eine HochEdle Kunst und vortreffliche Gabe sey/ drümb sagt auch Sirach: Preyset seinen Nahmen herrlich/ dancket Jhm/ und lobet Jhn mit Singen und Klingen. Es wissen euer Christliche Liebe das Lb PersonJakobus ( – 44 (Sterbejahr)) Jacob Jacob. 1. saget in seiner Epistel am 1. Cap. Ly BibelstelleJakobus 1,16–17 Jrret nicht/ Alle gute und alle vollkommene Gabe kömmen von Oben herab/ von dem Vater des Liechts. Gleich wie aber nun in genere, in gemein/ alle und iede Gabe von Gott herrühret: Also kan auch freylich in specie, in sonderheit/ das von der Vocal= und Jnstrumental=Musica/ das ist/ von den Singen und Klingen gesaget werden/ das sie auch sey eine herrliche Kunst/ und vortreffliche Gabe Gottes. Herrlich und vortrefflich ist sie/ 1. Ob Dei laudationem, Weil sie Gott lobet. Denn [[C4r]] also sagt hiervon Sirach: Ly BibelstelleJesus Sirach 39,20 Dancket Jhm/ und lobet Jhn mit Singen und Klingen. Wie denn auch solches hin und wieder in heiliger Schrift Gott von uns erfordert/ und wir oben im ersten Theil angeführet haben. Weil denn nun Gott die liebe Musicam/ das Singen und Klingen / das ist/ so wohl die Vocal= und Menschliche Stimme, als die Jnstrumental=Music so hoch helt / das Er damit will gelobet werden/ so muß es ja eine hohe/ herrliche und vortreffliche Kunst und Gabe Gottes seyn? Herrlich und vortrefflich ist sie auch vors Andere/ Ob Inventionem, Wegen der Stifftung/ und Erfindung. Wer ist nun derselbe/ der sie erfunden? Mit einem Wort/ niemand anders als Gott selbsten. Denn nehmen wir für uns erstlich/ Musicam vocalem, Das Singen/ so ist ja solche uns von Gott eingegeben und in die Natur gepflantzet/ das der Mensch Lust zu singen hat/ und die Musicam Jnstrumentalem und Vocalem gerne höret. So hat uns auch Gott der Herr den Mund und die Zunge erschaffen/ das wir Jhn damit rühmen/ und singen können/ Massen sich dessen nicht nur allein erinnert David/ im 34. Psalm: Psal. 34. Ly BibelstellePsalmen 34,2 Jch will den Herren loben allezeit/ sein Lob soll immerdar in meinem Munde seyn. Sondern auch im 45. Psalm stehet: Psal. W W KorrekturOriginal: 44.45. v. 2. Ly BibelstellePsalmen 45,2 Mein Hertz tichtet ein feines Lied/ Jch will singen von einem Könige/ Meine Zunge ist ein Grieffel eines guten Schreibers. Vnd im 51. Psalm/ wündschet er: Psal. 51. Ly BibelstellePsalmen 51,17 Herr/ thue meine Lippen auff/ das mein Mund deinen Ruhm verkündige. Ja wenn wir den Sachen recht nachdencken wollen/ so befinden wir/ das wie etzliche unter den Gelehrten dafür halten/ Lb PersonAdam Adam soll der erste Musicus und Sänger gewesen sey. Weil der Chaldaische Jnterpres ein solchen Titul über den Psal 92. Ly BibelstellePsalmen 92,1 92. Psalm gemacht hat: Psalmus [[C4v]] Lb PersonAdam Adami in die Sabbathi, Ein Psalm Lb PersonAdam Adams auff den Sabbath. Jch will geschweigen des Mosis/ des Davids/ des Lb PersonAsaf Assaphs/ und anderer mehr/ welche alle die Musicam Vocalem geliebet/ und vortreffliche Sänger gewesen. Jch will geschweigen der Heiligen Matronen und Weibes=Personen/ die auch dergleichen Lob in heiliger Schrifft wegen der Vocal=Music/ das ist/ des Singens/ davon tragen. Als die Lb PersonMirjam Miriam/ Lb PersonDebora Debora/ Lb PersonHanna (Prophetin) (90 – 5 v. Chr.) Hanna/ Lb PersonJudit Judith/ Lb PersonMaria Maria/ und dergleichen mehr. Zwar was die Ebreer vordessen vor eine Art in ihren Singen gehabt/ können wir und auch die ietzigen Jüden selbst nicht wissen/ wie Lb PersonBalmeš, Avrāhām Ben-Mēʿîr (1450–1523) Abraham de Balmes p. 124. und Lb PersonClajus, Simon (1535–1592) Clajus in LVD16 ZV 3661 Prosod. Hebraicâ gedencken. Sonsten aber bezeuget uns sonderlich Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus/ das kurtz vor ihm Lb PersonBasilius (ca. 330 – 379) Basilius Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) August. Ln LiteraturAugustinus, Bekenntnisse (2004) M Confeß. lib. 9. c. 7. in Le Geographicumh Territorium: Orient Orient habe sonderliche Singe=Chor und Ordnung der Choral=Sänger in der Kirchen angestellet/ dessen Exempel habe der Lb PersonAmbrosius von Mailand (339–397) Bischoff zu Le Geographicumf Ort: Mailand Meyland nachgethan/ und sey hernacher solcher Gebrauch auch in die Occidental=Kirchen kommen.[12] Das also die heiligen Bischoffe den Exempeln der heiligen Leute in heiliger W W KorrekturOriginal: SchriffSchrifft treulich nachgefolget/ biß endlichen La OrgelpredigtMusica Christiana (Leipzig 1615) M zu Keysers Lb PersonKonrad II. (HRR) (ca. 990 – 1039) Conradi des Andern Zeiten/ der Lb PersonArezzo, Guido von (ca. 992 – ca. 1050) Gvido Aretinus die sechs Voces Musicales: ut/ re/ mi/ fa/ sol/ la/ erfundden [sic] hat/ und der Singe=Kunst dermassen geholffen/ das er dessentwegen von erwehntem Keyser lieb und werth gehalten worden. Hernacher hat Lb PersonDunstable, John (1390–1453) Dunstaplus ein Engelländer das seine auch dazu gethan/ welches die beyde Frantzosen Lb PersonDufay, Guillaume (1400–1474) Dufay und Lb PersonBinchois, Gilles (1400–1460) Binchojus deutlicher und formirlicher vorgegeben haben/ biß letzlichen Lb PersonDesprez, Josquin (1450–1521) Josquinus/ Lb PersonFinck, Heinrich (1445–1527) Fincius/ Lb PersonSenfl, Ludwig (1486 – 1542/1543) Senffel/ und andere vornehme Musici/ die Figural=Music aufs herrlichste an Tag bracht haben/ und dieselbe anietzo noch immer höher und höher steiget. Herna= [D1r] cher hat auch Gott der Herr den Herrn Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Lutherum erwecket/ das die liebe Music von allen Päbstlichen Aberglauben und Zusätzen repurgieret und gereiniget/ und die vornehmsten Häupstück Christlicher Lehre in gewisse Gesänge gebracht/[13] Lb PersonChyträus, David (1530–1600) Chytr. Lr QuellenChyträus, Chronicon (1593) M Tom. 1. p. 155: daß ihm dessentwegen Lb PersonChyträus, David (1530–1600) Chytraeus billich Lr QuellenChyträus, Chronicon (1593) M Germaniae Orpheum[14] nennet. Nehmen wir für uns fürs Andere/ Musicam Instrumentalem, Das ist/das Klingen/ so ist gleichsfalls der Principial=Stiffter und Erfinder derselben Gott selbsten/ welches daraus zusehen/ das Er durch seinen Knecht/ den Königlichen Propheten David/ die Musicam Jnstrumentalem also rühmet/ und will das man Jhn loben soll mit allerley Seitenspielen und Jnstrumenten/ Psal. 150. derer ein langes Register auffgezeichnet sind im Ly BibelstellePsalmen 150 150. Psalm. Eine edle Gabe Gottes ist auch die Jnstrumental=Music deßwegen/ weil sich gemeiniglich die heiligen Leute derselben befliessen/ unter welchen David nicht der Geringsten einer gewesen/ Psal. 151. apocryphus welcher im 151. Psalm/ so in den Griechischen und etzlichen Lateinischen Bibeln gefunden wird/ von sich rühmet: Digiti mei aptaverunt Psalterium à juventute mea. Daraus abzunehmen/ wie das er von Jugend auff bedacht gewesen/ schöne Jnstrumenta zu zurichten/ damit er die Thaten Gottes darauff musicire und rühme. Sonsten lassen wir es an seinem Ort gestellet seyn/ was Lb PersonScaliger, Joseph Juste (1540–1609) Scaliger/ und Lb PersonTaubmann, Friedrich (1565–1613) Taubm. in Lr QuellenVergil, Culex (1609) M explic. Cul. aus ihm Lb PersonTaubmann, Friedrich (1565–1613) Taubmannus gedencket/ das sich die Alten eines Jnstruments gebrauchet/ welches vom Rohr oder holen Stängeln gemacht gewesen/ dessen der Heydnische Gott Lb PersonPan Pan solle Erfinder seyn. Vnd zwar habe man zu erst nur einen Stängel gebrauchet/ hernacher aber zwey mit Flachs/ oder wohl auch mit Haaren und Wachs zusammengefüget/ biß endlichen so hoch kommen/ das man sieben Rohre oder hole [[D1v]] Stängel zusammen gemacht/ und in derselben eines nach den andern geblasen/ welcher denn auch hin und wieder in den Poeten gedacht wird. Vnd wie erwehneter Scaliger gemeldet/ so seyn die sieben Stängel oben/ wo man hinein geblasen/ einander gleich gewesen/ unten aber seyn sie ungleich/ und eines länger als das andere gewesen/ wie etwa ietzund im Orgelwerck eine Pfeiffe in einem Fache länger als die ander ist.[15] Wir lassen auch an seinen Ort gestellet seyn/ was Lb PersonPlinius Secundus (ca. 62 – ca. 115) Plinius saget/ von der Cithar und Lauten/ welchs das ältiste Seitenspiel seyn soll/ so der Lb PersonMerkur Mercurius nach der Heyden Tichten erfunden/ und anfänglich nur vier Seiten gehabt habe.[16] Hernacher habe Lb PersonChoroebus Choroebus der König in Le Geographicumh Territorium: Lydien Lydien die fünfft dazu gethan/ Lb PersonHyagnis Hyagnis Phrygius die sechst/ Lb PersonTerpander Antissensis (741 – 696 v. Chr.) Terpander Lesbius habe die siebende darauff gezogen/ Lb PersonSimonides von Keos (ca. 556 – ca. 467 v. Chr.) Simonides die achte/ Lb PersonTimotheus (Musiker) Timotheus die neunde.[17] Desgleichen auch was Taubmannus sagt/ daß einer mit Namen Lb PersonEpigonus Epigonus habe mit der Hand Taubm. in Lr QuellenVergil, Culex (1609) M Cul. auff der Lauten oder Cythar geschlagen/ und das Plectrum oder den Federkiel weggeleget.[18] Wir haben besseren Grund aus heiliger Schrifft/ daß Lb PersonJubal Jubal der Sohn Lb PersonLamech Lamech der siebende von Lb PersonKain Cain der Jnventor und Erfinder der Jnstrumental Music gewesen/ und Gen. 4. Ly BibelstelleGenesis 4,21 von ihm seyn herkommen/ die Geiger und Pfeiffer. Gen. 4. Darauff die Music unter die Heyden kommen/ wie denn sonderlich die Griechen viel von der Music gehalten/ massen Lb PersonNepos, Cornelius (100 – 25 v. Chr.) Cornelius Nepos in LVD17 3:310907U vita Epaminondae bezeuget.[19] Weil nun die Heyden nicht gewust wer eben solche Kunst erfunden/ haben die Griechen und die Lateiner nach den Griechen andere vor solcher Kunst Jnventores Lb PersonSabellicus, Marcus Antonius Coccius (1436–1506) Sabel. Lr QuellenSabellicus, Exemplorum libri (1563) M Exempl. l. 6. c. 2. und Erfinder ausgegeben/ wie recht saget/ Lb PersonSabellicus, Marcus Antonius Coccius (1436–1506) Sabellicus Lr QuellenSabellicus, Exemplorum libri (1563) M Exempl. lib. 6. Cap. 2. p. 275.[20] hernacher ist solche von Jubal erfundener Kunst immer höher und höher gestiegen/ daß [D2r] David sonderliche Musicos bestellet/ welche die Lieder so er ihnen vorgegeben/ etzliche auff acht/ etzliche auff zehen Seiten schlagen/ und etzliche auff die Cymbalen richten sollen. Ly Bibelstelle1 Chronik 16,42 1. Par. 17: Wie auch solches die Vberschrifften über die Psalmen ausweisen. Vber das ist solche Jnstrumental Music immer höher kommen/ biß man endlichen gar angefangen solche Stück als Pfeiffen/ Trompeten/ Posaunen/ Krumbhörner/ etc. zusammen zuordnen und ein OrgelWerck daraus anzurichten. Zwar eigentlich können wir aus Mangelung der Antiquitäten nicht wissen/ wer die Orgel erfunden und zu welcher Zeit sie auffkommen/ etzliche sind der Meynung/ als weren schon zu Davids Zeiten gewesen/ weil er im Ly BibelstellePsalmen 150 150. Psalm sagt/ daß man den Herren loben soll mit Seiten und Pfeiffen/ da denn [hebr.] Organum (â Rad. [hebr.] amavit) Targum habet [hebr.] daher ist: eine Pfeiffe. Lb PersonPagnini, Santi (1470–1536) Pagnin. Lexic. Hebr. p. 1874.[21] in der Ebreischen Grund=Sprachen stehet das Wörtlein [hebr.] welches in der Lateinischen version organon das ist Orgel gegeben ist/ wie denn auch die heutigen Jüden vorgeben/ dessen Lb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Praetorius gedencket/ daß er selbst von etzlichen sey berichtet worden/ daß Lb PersonSalomo Salomon zu seiner Zeit eine Ld OrgelJerusalem, Salomos Tempel-Orgel (legendär) Orgel in den Le Geographicumg Gebäude: Jerusalem, Tempel Tempel zu Le Geographicumf Ort: Jerusalem Jerusalem habe setzen lassen/ welche er selbsten erfunden und angegeben/ die so künstlich und herrlich gewesen/ daß diese unsere Orgeln nichts dagegen zuhalten/ deswegen denn sie die ietzigen Jüden/ keine Orgel mehr hören wollen.[22] Weil aber solches ungewiß und in Biblischen und andern Büchern keine gewisse Nachrichtung zubefinden/ als lassen wir solches an seinen Ort gestellet seyn. Genug ist es/ daß wir wissen und glauben/ daß die Music eine edele und herrliche Gabe Gottes ist. Sonsten gedencken auch Lb PersonMaffei, Raffaello (1451–1522) Volateranus und Lb PersonKrantz, Albert (1448–1517) Crantzius/ daß Pabst Lb PersonVitalianus (vor 657 – 672) Vitalianus/ so gelebet zu Keyser Lb PersonKonstantin III. von Byzanz (612–641) Constantini III. Zeiten die Orgeln in die Kirchen verordnet Anno Christi 653. zu meher Vollstimmung und Wollau= [[D2v]] tung des Kirchen=Gesangs.[23] Lb PersonKromayer, Hieronymus (1610–1670) Kromayer in seinem Lr QuellenKromayer, Epitome (1620) M Jndiculo hist. Ecclesiasticae will daß solches geschehen sey/ Anno 657.[24] Lb PersonPerkins, William (1558–1602) Wilhelmus Penckinsus Professor bey der Vniversitet Le Geographicumf Ort: Canterbury Cantabry in Le Geographicumh Territorium: England Engeland will/ daß Anno 660.[25] andere aber wollen daß Anno 820. die Orgeln in die Kirchen seyn gebracht worden. So gedencken auch die Historici daß Anno 742. andere setzen 753. Keyser Lb PersonKonstantin V. von Byzanz (718–775) Constantinus Copronymus dem Lb PersonPippin (714–768) König in Le Geographicumh Territorium: Frankreich Franckreich Lm Ereignis757: Kaiser Konstantin V. Kopronymus von Byzanz schenkt Frankenkönig Pipin eine Orgel ein groß Pfeiffenwerck verehret/ mit Blasebälgen/ so man mit den Händen hat schlagen und mit den Füssen treten können/ welches die Herren Le Geographicumf Ort: Nürnberg Nürenbergischen gesehen/ und darnach ein solches OrgelWerck gemacht haben.[26] Wiewol wir aber gleich eigendlich nicht wissen können/ wer solches OrgelWerck und zu welcher Zeit es erfunden/ so sehen wir dennoch hieraus/ so viel/ das die Jnstrumental=Music ins gemein/ wie auch die Singe=Kunst eine uhralte Kunst sey/ welche hernachmahls immer höher und höher gestiegen/ und derowegen eine herrliche und vortreffliche Kunst/ weil Basilius schreibet: πᾶν τὸ ἀρχαιότητι διαϕέρον αἰδέσιμον Quicquid antiquitate antecellit venerabile est. Alles was altes Herkommens ist/ das ist herrlich und hoch zuhalten.[27] Weil demnach auch so wohl die Vocal= und Jnstrumental=Music so altes Herkommens ist/ wie wir neulich vernommen/ so ist sie auch eine herrliche Kunst und hoch zuhalten. Vnd weiter/ weil 2. Cor. 3. Ly Bibelstelle2 Korinther 3 niemand unter den Menschen tüchtig etwas gutes zugedencken/ als von ihm selber/ sondern das wir tüchtig sind/ ist von Gott/ 2. Cor. 3. Vnd gleichwohl die Musica eine schöne und gute Kunst/ das Gott dadurch gelobet wird/ so muß sie ja eine edle Gabe Gottes/ und also billich hoch zuschätzen seyn/ wie denn auch der Herr Lutherus Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Luth. Lr QuellenLuther / Aurifaber, Colloqvia (1571) M Colloq. bezeuget/ das Lr QuellenLuther / Aurifaber, Colloqvia (1571) M der herrlichsten und schönsten Gaben [D3r] Gottes eine die Musica sey.[28] Herrlich und vortrefflich ist sie auch vors Dritte/ ob ipsam artis rationem Wegen der Kunst an und für ihr selbsten. Ein ieder siehet und höret wohl/ was es vor eine treffliche Kunst sey. Jsts nicht war/ und dem also/ wenn etwas figuraliter gesungen/ und darein auß Jnstrumenten geschlagen wird/ muß man sich nicht billich darüber verwundern. Solche Vortreffligkeit der lieben Music/ haben auch die Heyden etzliche erkandt/ und dahero viel darauff gehalten. Derohalben/ als einmahls die Leyer über den Tisch herümmer gienge/ und sie der Lb PersonThemistokles (527 – 465 v. Chr.) Themistocles weder annehmen/ noch sich drauff hören lassen wolte/ da hat man ihn vor keinem gelehrten Mann wollen passiren lassen.[29] Cic. Tusc. qq lib. 4. Lb PersonCicero, Marcus Tullius (106 – 43 v. Chr.) Cic. Ln LiteraturCicero, Gespräche in Tusculum (1992) M Tusc. qq. l. 4. Solche herrliche vortreffligkeit der hochedlen music hat auch wohl gewust der weise Heyde Lb PersonSokrates (469 – 399 v. Chr.) Socrates/ drümb hat er noch in seinen hohen Alter auff der Leyer schlagen lernen/ sagende: Lr QuellenPlinius, Von Natur (1571) M Satius esse praeclaram artem serò quam nunquam discere.[30] Es were besser eine vortreffliche Kunft langsam lernen/ als gar nicht. Lb PersonEpaminondas (ca. 418 – 362 v. Chr.) Epaminondas/ der Fürst in Le Geographicumh Territorium: Griechenland Griechenland/ hat auch schön auff der Leyer schlagen können. Lb PersonNepos, Cornelius (100 – 25 v. Chr.) Cornel. Nepos in vita Epaminondae. Wie Lb PersonNepos, Cornelius (100 – 25 v. Chr.) Cornelius Nepos von ihm zeiget.[31] Ja es hat auch der heilige König und Prophet David selbsten schön auf der Harffen schlagen können. Dahero ermuntert er seine Seele solcher massen: Psal. 57. Ly BibelstellePsalmen 57,9 Wache auff meine Ehre/ wache auff Psalter und Harffen/ im 57. Psalm. So schreibet auch Lb PersonEusebius von Caesarea (260–340) Eusebius Lr QuellenEusebius, Ecclesiastica Historia (1611) M Euseb. l. 1. c. 26 von Lb PersonFlavius Valerius Constantinus (ca. 280 – 337) Constantino Magno/ dem ersten Christlichen Keyser/ das er selbsten/ wenn er in die Kirchen kommen/ die Lieder angefangen.[32] Jngleichen lieset man auch von dem frommen Keyser Lb PersonTheodosius I. (347–395) Theodosio/ das er ihm allezeit/ wenn er Taffel gehalten/ etzliche Knaben habe schöne Psalmen singen lassen.[33] Anderer Exempel zu geschweigen. Vnd was wollen wir von unserm [[D3v]] seligem Vater dem Herrn Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Luthero sagen? Welcher auch die herrligkeit und vortreffligkeit dieser hochedlen Kunst gar wohl gewust/ das er deswegen wohl sagen dürffen: Luth. Lr QuellenLuther / Aurifaber, Colloqvia (1571) M Colloq. Lr QuellenLuther / Aurifaber, Colloqvia (1571) M Jch gebe nach der Theologia der Music den höchsten Locum/ und gröste Ehre.[34] Daher er auch einsmahls begehret von dem damahls berühmbten Componisten/ Lb PersonSenfl, Ludwig (1486 – 1542/1543) Ludovico Senffeln/ das er ihm den schönen Verß/ aus dem 118. Psalm/ Lw MusikwerkSenfl, Ludwig: Non moriar sed vivam (M 066) M Non moriar sed vivam, & narrabo opera Domini. Ly BibelstellePsalmen 118,17 Jch werde nicht sterben/ sondern leben/ und des Herren Werck verkündigen/ componieren solte/ wie auch den letzten Verß des 4. Psalms/ Lw MusikwerkSenfl, Ludwig: In pace in idipsum (P 085) M In pace indipsum requiescam, etc. Ly BibelstellePsalmen 4,9 Jch liege und schlaffe gantz mit Frieden/ etc. welches er denn auch gethan/ wie solches der Lb PersonMathesius, Johannes (1504–1565) Matth. Lr QuellenMathesius, Historien (1576) M Conc. 8. de Luth. Herr Lb PersonMathesius, Johannes (1504–1565) Mathesius erzehlet/ in seiner achten Predigt/ von den Historien des Herrn Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Lutheri.[35] Vnd was sagen wir lange von weltlichen vornehmen Fürsten und Herren/ wie sie beliebung an der Music gehabt. Haben wir doch allhier Zeugen solcher Vortreffligkeit die starcken helleuchtende HimmelsFürsten/ die heiligen Engel und ErtzEngel/ die singen bey des Herrn Christi Geburth/ ihr freudenreiches Luc. 2. Ly BibelstelleLukas 2,14 Gloria in excelsis Deo, Ehre sey Gott in der Höhe/ Friede auff Erden/ und den Menschen ein Wohlgefallen/ Luc. 2. Herrlich und vortrefflich ist sie auch diese Kunst/ zum vierdten/ Ob durationem, Weil sie nicht soll untergehen. Denn alle Künste werden untergehen/ ohn alleine Gottes Wort nicht/ Luc. 21. Ly BibelstelleLukas 21,33 wie Christus sagt/ Luc. 21. Vnd die liebe Music vergehet auch nicht/ sondern sie wird dermahl eins im ewigen Leben allererst recht angehen/ wenn wir mit den heiligen Engeln ein Exultate, ein Jubilate, ein Cantate, ein Laudate, ein Alleluja, ein Benedictus, ein Sanctus, ein Magnificat nach dem andern Gott dem Allerhöchsten zu Ehren intonieren und singen werden/ wie uns des= [[D4r]] sen ein Blick und Stück/ Apoc. 5. Ly BibelstelleOffenbarung 5 Apocal. 5. gezeiget wird/ da die vier Thiere/ und die vier und zwantzig Eltesten für dem Lamme niederfallen/ und haben Harffen und güldene Schalen voll Rauchwercks in ihren Händen/ und singen ein Neues Lied. Darümb will uns Sirach auch in unserm verlesenem Texte angemahnet haben/ das wir hier anfahen sollen Gott mit Singen und Klingen zu loben/ und Jhm zu dancken/ Damit wir auch dermahl eins mit den heiligen Engeln und allen Außerwehlten im ewigen Leben können mit einstimmen.

USUS.

Mercket demnach hierbey das was Paulus saget/ Ephes. 5; Eph. 5. Ly BibelstelleEpheser 5,18–19 Werdet voll Geistes/ und redet unter einander von Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern/ singet und spielet dem Herrn in euren Hertzen. Denn weil wir allhier hören das das Singen und Klingen so eine hochedle Kunst und vortreffliche Gabe ist/ ey so stehets einen iedweden wohl zu/ das er dieselbe nicht mißbrauche/ welches Sirach auch haben will/ wenn er sagt: Ly BibelstelleJesus Sirach 39,19 Singet löblich/ als wolt er sagen: Singet recht hertzlich und andächtig wenn ihr singet/ oder lassets gar bleiben. Heutiges Tages haben die WeltKinder den Brauch/ das sie meinen sie können nicht lustig seyn/ wenn sie nicht weltliche Lieder singen/ aber in der Kirchen Gottes/ und in unsern Häusern sollen wir als rechte Christen nicht singen Cantica profana weltliche Lieder/ derer vornehmlich dreyerley sind/ als erstlich Cantica amatoria, Huren= und Bulen=Lieder/ von welchen auch gedacht wird/ Esa. 23. Wann da stehet/ und Es. 23. Ly BibelstelleJesaja 23,15 nach siebendzig Jahren wird man von Le Geographicumf Ort: Tyrus Tyro ein HurenLied singen. Zum andern sind Cantica irrisoria, Spott=Lieder/ wie offtmahls geschicht/ das die Gottlosen WeltKinder von den Frommen SpottLie= [[D4v]] der tichten/ und sie ihnen zu Spott und Hohn anstimmen/ massen denn der ewige Sohn Gottes zur Zeit seines Leydens solches auch erfahren müssen/ da Er sagt: Psal. 69. Ly BibelstellePsalmen 69,13 Die im Thor sitzen waschen von mir/und in den Zechen singet man von mir/ Psalm 69. Aber solche Huren= und Spott=Lieder sollen von uns Christen nicht gehöret werden/ denn durch solche Huren= und Spott=Lieder wird Gott gelästert/ die heiligen Engel von uns getrieben/ und die bösen Engel herzugelocket/ und Gottselige Ohren/ die es hören/ werden geärget. Justumne est ut ex ore Christianorum, ubi corpus Christi ingreditur, luxuriosum canticum quasivenenum Diaboli proferatur: Jst auch recht und billich das aus eines Christen Munde/ in welchen der theure Leib und Blut Christi gehet/ ein unverschämbtes Lied/ als ein schädlicher Teuffels=Gifft solle gehöret werden? fraget und saget der heilige Augustinus/ August. serm. 215, de Temp. Serm. 215. de Temp.[36] Zum dritten/ sind auch Cantica Idololatrica, GötzenLieder. Welche die blinden Heyden/ auch die Jüden/ wenn sie von ihrem Gott abgefallen/ ihren selbsterdichteten Göttern zu Ehren gesungen haben. Aber solche GötzenLieder sind Gott dem Herrn auch nicht gefällig/ wie Er spricht/ Amos 5. Lb PersonAmos Amos 5. v. W W KorrekturOriginal: 2523/ Ly BibelstelleAmos 5,23 Thue nur weg das Geplerr deiner Lieder/ dann Jch mag deines Psalterspiels nicht hören. Sondern wenn wir in unserer Kirchen und Häusern Gott loben wollen mit Singen und Klingen/ so sollen wir singen und klingen lassen Cantica sacra, geistliche und heilige Lieder/ welche auch sind unterschiedlich. Singen und klingen sollen wir lassen/ Erstlich Cantica Eucharistica, Danck=Lieder/ wie also Moses und die Kinder Jsrael/ nach dem sie Gott Lm Ereignislegendär: Zug der Israeliten durch das Rote Meer durch das Rothe Meer geführet/ und ihren Feind und Verfolger/ den Pharaonem darinnen erseuffet/ ein schönes [E1r] Danck=Lied zu Ehren gesungen haben: Exod. 15. Ly BibelstelleExodus 15,1 Last uns dem Herren singen/ denn Er hat eine herrliche That gethan/ Roß und Wagen hat Er ins Meer gestürtzet. Exod. 15. Cap.

Singen und Klingen sollen wir auch lassen fürs Andere/ Cantica Didactico Paracletica. Lehr= und Trost=Lieder. Darzu vermahnet uns Paulus/ Col. 3. Col. 3. Ly BibelstelleKolosser 3 Lasset das Wort Christi reichlich unter euch wohnen/ in aller Weißheit/ lehret und vermahnet euch selbst mit Psalmen und geistlichen lieblichen (das ist/ tröstlichen/ holdseligen Gnadenreichen) Liedern/ singet dem Herrn in eurem Hertzen. Dessen haben Psal. 119. wir ein schön Exempel an dem Könige David/ welcher von sich im 119. Psalm schreibet: Ly BibelstellePsalmen 119,54 Herr deine Rechte/ (das ist/ dein Wort/) sind mein Lied in meinem Hause.

Singen und Klingen sollen wir auch lassen Cantica Genethliaca, GeburthsLieder. Ein solch GeburthsLied haben die lieben heiligen Engel bey der freydenreichen Geburth unsers Heylandes Jesu Christi/ in Gestalt eines in der Lufft schwebenden KriegsHeeres/ gesungen: Luc. 2. Ly BibelstelleLukas 2,14 Ehre sey Gott in der Höhe/ Friede auff Erden/ und den Menschen ein Wohlgefallen/ Luc. 2. Ebenmässig hat auch der Priester Lb PersonZacharias Zacharias in seinem Ly BibelstelleLukas 1,68–79 Benedictus, als in einem Geburths=Liede Gott dem Herrn Luc. 1. für die Sendung seines lieben Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Sohnes Lob und Danck gesaget/ Luc. 1.

Singen und Klingen sollen wir auch lassen/ Cantica Gamelica, Braut=Lieder/ in welchen die heiligen Männer Gottes die Christliche Vermählung zwischen Christo/ als dem Bräutigamb und seiner Gemeine/ als der Braut beschrieben/ und ihnen zu Ehren ein Epithalamium componiret haben/ wie Psal. 45. dann ein solches schönes BrautLied ist der Ly BibelstellePsalmen 45 45. Psalm/ und das Ly BibelstelleHohelied Canticum Canticorum, oder das HoheLied Lb PersonSalomo Salomonis.

[[E1v]]

Singen und Klingen sollen wir auch lassen Cantica θριαμβευτικὰ JÜbers.: Die Tripumpierenden betreffend. Triumph=Lieder/ mit welchen die heiligen Engel und ErtzEngel in grosser Schaar Christum den König der Ehren mit fröhlicher Stimme angesungen haben/ in seiner herrlichen Himmelfarth/ wie es der König David im Psal. 47. 47. Ps. beschreibet/ mit diesen Worten: Ly BibelstellePsalmen 47,6 Gott fehret auff mit Jauchtzen/ und der Herr mit heller Posaunen. Psal. 68. Jtem im 68. Ps. v. 18. Ly BibelstellePsalmen 68,18 Der Wagen Gottes/ (das ist/ Christi als waren Gottes) ist viel Tausent mahl Tausend/ der Herr ist unter ihnen im heiligen W W KorrekturOriginal: SinatLe Geographicumj Gebirge: Sinai (Berg) Sinai/ das ist/ Christus fehret auff in Himmel/ mitten unter den hauffen der heiligen Engel/ die Jhn den König Psal. 24. der Ehren mit Jauchtzen und Triumph=Liedern begleitet haben/ und etzliche vorhingezogen/ und aus dem 24. Ps. geruffen: Ly BibelstellePsalmen 24,7–10 Machet die Thore weit etc. das der König der Ehren einziehe. Vnd als die andern gefragt/ Wer ist der König der Ehren? Haben sie geantwortet: Der Herr Zebaoth/ der Herr mächtig im Streit/ das ist/ der das Werck der Erlösung so herrlich verrichtet/ und alle unsere Feinde/ Sünde/ Todt/ Teuffel/ und Helle überwunden hat/ derselbe ist der König der Ehren.

Werden wir nun solches thun/ und nicht irgend singen weltliche BulenLieder/ Spottlieder/ Götzenlieder/ sondern werden singen und klingen lassen unter uns in Kirchen und privat Häusern/ Danck=Lieder/ Lehr= und Trost=Lieder/ GeburthsLieder/ geistliche BrautLieder und dergleichen/ so werden wir auch dermahl eins im Reich der Herrligkeit mit allen heiligen Engeln und ErtzEngeln/ nebenst allen Außerwehlten Gottes Jhn mit fröhlichen LobGesängen preisen und loben in Ewigkeit/ sprechende: Es. 6. Ly BibelstelleJesaja 6,3 Heilig/ Heilig/ Heilig ist Gott der Herr Zebaoth/ alle Land sind seiner Ehre voll/ Esa. 6. [E2r] Jtem/ Apol. 4. Ly BibelstelleOffenbarung 4,8 Heilig/ Heilig/ Heilig ist Gott Allmächtige/ der da war/ und der da ist/ und der da kömpt/ wie Apocal. 4. gemeldet wird. Vnd das ist auch die Andere Vrsache.

Dje dritte Vrsache/ warümb so wohl die Vocal= als Jnstrumental=Music billich unter uns biß dato erhalten/ und auch noch weiter fortgepflantzet werden solle/ ist Egregia Musices utilitas, Der herrliche Nutz den wir auch davon haben. Jhr wisset das die lieben Alten den Gebrauch gehabt/ das wenn sie etwas fürnehmen sollen/ haben sie gemeiniglich vorher pflegen zu fragen: Cui bono? Worzu nützt es? Also fragt sichs auch allhier/ und zwar nicht unbillich/ Cui bono? Lieber wozu nutzt die Vocal= und Jnstrumental=Musica? oder was thut das Singen und Klingen?

1. Deum laudat, Es lobet Gott. Denn also sagt allhier Sirach: Ly BibelstelleJesus Sirach 39,20 Dancket und lobet Gott mit Singen und Klingen. Vnd gewißlich/ wenn die Musica nicht mehr als diese einige Nutzbarkeit hette/ so wer sie billich darümb zubehalten. Nun aber/ wenn wir uns in heiliger Schrifft und andern Historien umbsehen/ so befinden wir derselben noch vielmehr.

Was thut das Singen und Klingen mehr?

2. Spiritum vaticinandi excitat. Sie erwecket den Geist der Weissagung. Da Lb PersonElisa Elisa der Prophet dem Könige Lb PersonJoram Joram weissagen solte/ 2. Reg. 3. Ly Bibelstelle2 Könige 3,15 begehrt er einen Spielmann/ und da der Spielmann auff der Seiten spielete/ kam die Hand des Herrn auff den Propheten/ das er anfing zu Weissagen/ 2. Reg 3.

Was thut das Singen und Klingen mehr?

3. Victoriam impetrat, Es erlanget Sieg. Wie wir [[E2v]] lesen von dem Könige Lb PersonJoschafat (ca. 870 – 849 v. Chr.) Josaphat/ das er mit einem Lobgesange eine grosse Schlacht wieder die Kinder Ammon/ und wieder die Moabiter gelieffert/ und den Sieg ohn allen Schwerdt=Schlag erhalten/ 2. Chron. 20. Ly Bibelstelle2 Chronik 20 2. Chron. 20. So lesen wir auch im 2. Macc. 12. Ly Bibelstelle2 Makkabäer 12 2. Macc. 12. Als Le Geographicumh Territorium: Juda (Reich) Judas mit Lb PersonGorgias Gorgia dem FeldHeuptmann der Edomiter gestritten/ und etzliche Jüden umbkommen/ weil Lb PersonGorgias Gorgias Hauffe sich lange gewehret und Noth fürhanden gewesen/ hab Judas zum Herrn geruffen/ das Er ihnen helfen wolte/ und habe seine Leute angeschryen auff Hebreisch/ und darauff einen Gesang angefangen/ da habe sich Gorgias und sein Hauffe unversehens in die Flucht gewandt.

Was thut das Singen und Klingen mehr?

4. Melancholiam fugat. Es vertreibt die Melancholey 1. Sam. 16. und Traurigkeit. Also lesen wir 1 Sam/16. Ly Bibelstelle1 Samuel 16,23 Wenn David seine Harffen nam und spielete für Saul mit seiner Hand/ so erquickete sich Saul/ und ward besser mit ihm/ und der böse Melancholische Sauer= und Trauer=Geist weich von ihm. Deßgleichen lesen wir auch von dem Lb PersonAlexander der Große (356 – 323 v. Chr.) Alexandro Magno/ das er zum öfftern ihm die Melancholey/ durch das Cithar=schlagen/ vertrieben habe.[37]

Was thut Singen und Klingen mehr?

5. Iram sedat. Es lindert und mindert den Zorn/ und bewegt Gott und Menschen zur Barmhertzigkeit, La OrgelpredigtMusica Christiana (Leipzig 1615) M Als einsmahls der Keyser Lb PersonTheodosius I. (347–395) Theodosius/ seiner Bürgerschafft zu Le Geographicumf Ort: Antiochia Antiochien/ eine schwere Schatzung/ wegen ausgestandener Kriegs=Empöhrung/ aufferleget hatte/ darob die Bürger ungeduldig worden/ und dem Keyser nicht alleine übel nachgeredet/ sondern auch sein und seines Lb PersonFlacilla, Aelia (356–386) Gemahls Bilder in der Stadt verunehret/ zerhauen und Zerschlagen hatten; und darauf vernommen/ das solches dem Keyser schmertzlich wehe gethan/ [E3r] und das sie ihnen die höchste Vngenade auff den Halß geladen/ und nichts anders als der gantzen Stadt Verherung zugewarten hetten: Haben sie hertzliche Reue über ihre Missethat getragen/ Gott ümb derselben gnädigen Verzeihung gebeten/ daneben sich dieses euserlichen Mittels gebrauchet/ das sie den Bischoff Lb PersonFlavian I. von Antiochia (ca. 320 – 404) Florianum an ihre Keyserliche Majestät abgefertiget eine Jntercession und Vorbitte einzuwenden/ welches ihnen auch der Bischoff nicht versaget. Als er aber an Keyserlichen Hoff gelanget/ und vermercket/ wie hefftig der Keyser erzürnet/ und das mit keiner Bitte bey lhrer Majestät etwas zuerheben: Hat er sich zu des Keysers Capellmeister/ und denen Knaben/ so auff die Musicam bestellet/ gefunden/ der Bürgerschafft zu Antiochien gestellete demüthigste Supplication Reimweiß in einem Gesang verfasset/ und für des Keysers Taffel singen lassen: Darob ihre Majestät dermassen bewogen worden/ das ihr die heissen Zehren in den Becher/ so sie in Händen hatte/ herab geflossen/ und alsobald die gefaste Vngenade schwinden lassen/ auch ihnen ihre Schuld vergeben.[38] La OrgelpredigtMusica Christiana (Leipzig 1615) M Also lesen wir von Keyser Lb PersonTheodosius II. (401–450) Theodosio dem Jüngern/ gemeldten Lb PersonTheodosius I. (347–395) Theodosii Enckel/ das als er auff eine Zeit nach alten Brauch die Ludos Circenses, in Gegenwart einer grossen Menge Volcks gehalten/ und plötzlich ein groß Vngewitter entstanden/ hat der fromme Keyser durch den Herold ausruffen lassen/ Man solte das Spiel einstellen/ und mit Beten und Singen Gott den Herrn anruffen/ das Er solch Vngewitter abwenden wolle/ und ist hierauff selber mitten unter das Volck getreten/ hat Christliche Gesänge angefangen/ da hat Gott der Herr sich lassen bewegen/ das nicht alleine das Vngewitter sich geleget/ sondern auch ein fruchtbares Jahr darauff erfolget/ wie Lb PersonNicephorus Callistus (ca. 1268 – nach 1328) Nicephorus schrei= [[E3v]] bet/ Niceph. lib. 14. cap. 13. lib. 14. Cap.13.[39] Deßgleichen schreibet auch von sich der vornehme und gelahrte Theologus/ Herr Lb PersonArndt, Johann (1555–1621) Johannes Arndt/ gewesener General Superintendens zu Le Geographicumf Ort: Lüneburg Lüneburg/ La OrgelpredigtMusica Christiana (Leipzig 1615) M wie es ihm gedencke/ das als einsmahls ein grausames Wetter entstanden/ da er noch ein Knabe gewesen/ und es sein Vater angeordnet/ Psal. 51.
Psal. 103.
das die SchulKnaben/ den Ly BibelstellePsalmen 51 51. Psalm/ und den Ly BibelstellePsalmen 130 130. Psalm reimweise/ das ist/ Lw MusikwerkWalter, Johann: Erbarm dich mein O Herre Gott M Erbarm dich mein O Herre Gott/ und Lw MusikwerkKugelmann, Hans: Nun lob, mein Seel, den Herren M Nun lob mein Seel den Herren/ mit Zittern und Zagen gesungen/ Gott sey dadurch zur Barmhertzigkeit bewogen worden/ und habe das grausame Wetter lassen ein Ende nehmen.
[40] Wie denn ich mich auch noch erinnere/ das zu meiner Zeit/ als ich in der Le Geographicumg Gebäude: Meißen, Fürstenschule St. Afra Churfürstlichen Land=Schul Meissen/ allda ich mich sechs Jahr/ als ein Alumnus befunden/ gewesen/ wann etwa ein Vngewitter/ entweder bey Tag oder bey der Nacht/ sich erhoben/ sich die Knaben in das Lectorium zusammen haben verfügen/ und eine schöne Motete nach der andern singen müssen/ Gottes Zorn/ und grausames Vngewitter dadurch abzuwenden.

Was thut Singen und Klingen mehr?

6. Gaudium & devotionem suscitat. Es erwecket Sir. 41. Freude und hertzliche Andacht. Das dahero Sirach im 41. Cap. saget: Ly BibelstelleJesus Sirach 40,20 Seitenspiel erfreuet das Hertz: Vnd dessentwegen Taubm. Lr QuellenTaubmann, Melodaesia (1604) M Epigramm. l. 2. p. 380. schreibet auch der vornehme Poet Taubmannus:

Lr QuellenTaubmann, Melodaesia (1604) M Quem non viva suo delectat Musica flexu,
Hunc ego non hilum cordis habere puto.
[41]

Wen die Music nicht lustig macht/
Der wird von mir vor nichts geacht.

Lb PersonSpangenberg, Cyriacus (1528–1604) Cyr. Spang. LVD16 S 7516 part. 3. cit. Luth. fol. 8. La OrgelpredigtMusica Christiana (Leipzig 1615) M So schreibet auch Magister Lb PersonSpangenberg, Cyriacus (1528–1604) Cyriacus Spangenberg/ von Lb PersonWeise, Johann (fl. 1541) Johanne Weisen/ einem alten frommen und gelehrten Manne/ der im letzten Jahre seines Lebens von dem Päbstlichen Greu= [[E4r]] el zu unserer Lehre und Religion sich bekehret/ das derselbige gegen ihm ausdrücklich sich habe verlauten lassen; Wenn Doctor Luther nicht mehr gethan hette/ denn das er nur das Vater unser/ wie wirs singen/ in Gesangs Weise gebracht/ so hette er doch damit eine nützlichere Arbeit gethan/ als alle Gelehrten in Pabstthumb mit ihren Büchern und Commenten/ dafür ihm auch die Welt nicht genugsam dancken könte.[42] Augustinus der alte Kirchenlehrer/ schreibet von sich/ das/ als er in Meyland kommen/ und die schönen Hymnos/ welche der Bischoff Lb PersonAmbrosius von Mailand (339–397) Ambrosius geordnet hatte/ singen gehöret/ so sey ihm eine solche Krafft ins Hertz gangen/ daß er darüber viel sehnlicher Zehren vergossen/ und das sey die Vrsach und der Anfang seiner Bekehrung gewesen.[43] So hat auch offt pflegen zu sagen der Herr Lutherus/ das er seinen ersten Gedanken vom Evangelio im Pabstthumb geschöpffet habe aus der Sequentz zu Weyhnachten: Lw Musikwerkanonym: O beata culpa, quae talem meruisti Redemptorem M O beata culpa, quae talem meruisti Redemptorem! O du selige Schuld/ die du einem solchen Erlöser erlanget hast![44] Also singen die drey Männer im Feuer=Ofen/ ihnen damit eine Freude und Devotion zuerwecken. Vnd Lb PersonMüller, Heinrich (1631–1675) Heinrich Müller hat auch ein schönes Lied im Gefängnüß getichtet und gesungen/ sich dadurch desto freudiger zu seinem Tode zumachen/ nehmlichen: Lw Musikwerkanonym: Hilf Gott dass mirs gelinge M Hilf Gott das mirs gelinge etc. welches er mit diesen Worten geschlossen: Lw Musikwerkanonym: Hilf Gott dass mirs gelinge M Hat Heinrich Müller gesungen in dem Gefängnüß seyn.[45]

Was thut das Singen und Klingen mehr?

7. Castitatem conservat. Es La OrgelpredigtMusica instrumentalis (Meißen 1605) M erhelt den Geist der Keuschheit/ und wehret aller Vnkeuschheit. Weil Lb PersonKlytämnestra Clytemnestra Lb PersonHomer (ca. 750 – ca. 650 v. Chr.) Homer Ln LiteraturHomer, Odyssee (1955) M Odys. Lb PersonAgamemnon Agamemnonis Ehe=Weib/ Lb PersonDemodokos Demodocum ihren Spielmann und Musicanten umb sich hatte/ kunte sie wenig von dem Aegysto wieder die Ehe zu handeln beweget und über= [[E4v]] weltiget werden/[46] wie davon beym Lb PersonHomer (ca. 750 – ca. 650 v. Chr.) Homero zulesen.

Was thut das Singen und Klingen mehr?

8. Memoriam firmat. La OrgelpredigtMusica instrumentalis (Meißen 1605) M Es stercket dem Menschen das Gedächtnüß. Dahero schreibet Lb PersonClaudius Aelianus (ca. 170 – nach 222) Aelianus von den Cretensern/ das sie ihre Kinder in Schulen darümb zur Music gewehnet/ damit ihr Memoria und Gedächtnüß dadurch erfrischet/ und sie zum Studieren desto hurtiger würden.[47]

Was thut Singen und Klingen mehr?

9. Morbos propulsat. Es vertreibet die Kranckheiten. Gestalt denn wir lesen/ daß Lb PersonTerpander Antissensis (741 – 696 v. Chr.) Terpander und Lb PersonArion Arion/ ihrer viel von schweren Kranckheiten durch ihre Music sollen erlediget haben.[48] viâ D. Lb PersonMartini, Jakob (1570–1649) Jacobi Matini [sic] Lr QuellenMartini, Vernufftspiegel (1618) M VernunfftSpiegel. p. 889.[49] Lb PersonThales (6. Jh. v. Chr.) Thales der Cretenser/ hat durch die Liebligkeit der Lauten/ die Pestilentz und andere Kranckheiten vertrieben. Lr QuellenZwinger, Theatrvm Hvmanae Vitae 5 [1586] M Lb PersonEmpedokles (ca. 483 – ca. 423 v. Chr.) Empedocles Agrigentinus/ soll einen Wahnsichtigen Jüngling mit seiner Music zurechte gebracht haben.[50] Deßgleichen wird auch gemeldet von dem Lb PersonXenokrates von Chalkedon (4. Jh. v. Chr.) Xenocrate und Lb PersonAsklepiades von Bithynien (124 – 60 v. Chr.) Asclepiade dem Artzte/ das sie mit ihrer Musica Jnstrumentali und Vocali/ die Vnsinnigen und Wahnsichtigen sollen curiret und zurechte gebracht haben. So soll auch Lb PersonIsmenias Jsmenias Thebanus/ der Boeotier viel durch das Singen von Lendemweh erlöset haben.[51] Vnd wer kan alle Nutzbarkeiten der hochedlen Music erzehlen? Jn Summa/ es bleibet wohl dabey/ was Lutherus Luth. Tischreden tit. 68. gesagt: Lr QuellenMartini, Vernufftspiegel (1618) M Die Musica ist eine Gabe und Geschencke Gottes/ und nicht eines Menschen / sie vertreibet den Teuffel/ macht die Leute fröhlich/ man vergist dabey alles Zorns/ Vnkeuschheit/ Hoffart/ und anderer Laster.[52]

USUS.

Mercket hierbey zum Beschluß/ das weil wir nun gehöret haben/ das so wohl die Jnstrumental= als Vocal=Musica fortzupflantzen nicht allein von Gott [F1r] in heiliger Schrifft geboten/ sondern auch/ weil wir gehöret haben/ das es so eine vortreffliche Gabe Gottes/ und hochedle Kunst sey/ ja weil wir auch über das noch gehöret/ was vor grosse Nutzbarkeit dadurch könne geschaffet werden/ also das derselben Fortpflantzung wir ohne Sünde nicht wohl können unterlassen: Als sollen wir billich hierbey erinnert seyn/ Gott zuförderst hertzlich zu dancken/ das Er die Edle Music=Kunst den Menschen nicht alleine geoffenbahret/ sondern uns auch die hohe und grosse Genade giebet/ daß das Neue Lied des heiligen Evangelii/ welches das Apoc. 15. Ly BibelstelleOffenbarung 15,3 Lied des Lammes genennet wird/ Apocal. 15. in unsern Kirchen so rein gesungen wird. Jnsonderheit aber/ haben wir unsers theils Vrsach Gott höchlichen zu dancken/ wegen dieser grossen Genade/ die Er uns seithero bey solchen kostbaren Bau verliehen/ das Er nicht allein zu dessen glücklichen Anfang vornehmer Sympatrioten und Patronen Hertzen gerühret/ das sie so willig und fröhlich solch Werck durch ihre Liberalitet und Freygebigkeit/ haben befördern helfen: Sondern auch danebenst Friede/ Ruhe/ Gesundheit und Segen geben/ das wir solchen zum Stand und Ende glücklich und erwünscht haben bringen können.

Erinnert sollen wir auch seyn zu schuldiger Danckbarkeit gegen die jenigen/ die da bey solchem kostbaren Orgelbau/ durch ihren guthertzigen Rath und würckliche That uns an die Hand gegangen/ und sich so ansehlich angegrieffen/ daß wo es ohne solche ihre ruhmwürdige Beysteuer gewesen/ wir so balde zu denselben nicht hetten gelangen können. Massen dann mit Stillschweigen nicht zuübergehen/ was in der Churfürstlichen Residentz=Stadt Dreßden/ durch Zurathen unserer hochgeehrten LandesLeute/ bey andern vornehmen Stan= [[F1v]] es Personen/ ist colligieret und gesammlet worden/ welches sich fast in die zwey hundert Thaler erstrecket. Nun was durch sie geschehen/ das hat Gott gethan/ der hat seine Ehre dadurch befördern wollen. Derselbe Allerhöchste Gott/ der da ist ein reicher Vergelter alles Guten/ der wolle auch sie allerseits dafür segnen an Leib und Seele/ an Haab und Fahr/ Gut und Ehre/ Er wolle ihnen geben was ihr Hertz wündschet/ Er wolle sie segnen aus Zion/ daß sie sehen das Glück Jerusalem ihr Lebelang/ daß sie seyn die Gesegneten des Herrn/ von nun an biß in Ewigkeit.

Jngleichen haben wir auch Vrsach zu dancken/ dem Ehrenvesten/ Vornehmen und Kunstreichen Herrn Lb PersonWeller, Tobias (vor 1615 – ca. 1665) Tobiae Wellern/ Churfürstlicher Durchlaucht zu Sachsen wohlbestalten Hoff=Orgelmachern zu Dreßden/ der auch nechst Göttlicher Hülffe bey diesem Orgelbau/ seinen Fleiß und Treue in der Kunst und Arbeit/ nach Lb PersonBezaleel Bezaleels Exempel/ nicht gesparet/ sondern solches Werck löblich absolvieret und vollbracht. Gott wolle ihn ferner mit dem Geist der Weißheit erfüllen/ auch das jenige/ was er unserer armen Kirchen hierinnen gegütet/ durch seinen Segen ihm anderweit reichlichen erstatten.

Schließlichen sey auch in gemein Danck gesagt/ Einem Ehrenvesten Wohlweisen Rath/ und allen und ieden/ die sich in dieser unserer Kirchfarth befinden/ beydes denen von der Bürgerschafft so wol eingepfarten Dorffschafften/ das sie diesen unsern Orgelbau zu befördern sich auch so willig erzeiget/ in dem ein ieder nach seiner Substantz und Vermögen etwas aus guten Willen dazu spendieret und verehret; Vnd zweifelt mir nicht/ der Grundgütige Gott werde laut seiner hochtröstlichen Zusage solches ihnen mit seinem mildreichen Seegen gewiß wieder erstatten und vergelten. Wollen also [[F2r]] hiermit diß Neue Orgelwerck im Nahmen Gottes/ wie wirs angefangen/ dem Organisten tradieren und übergeben/ solcher gestalt/ das er vorangedeuteter Ermahnung eingedenck/ dasselbe zu Christlichen Melodien also gebrauche/ das es Gott im Himmel zu Ehren/ bey den Zuhörern aber zu Erweckung Christlicher Andacht/ fleissiger Anhörung Göttliches Worts und hertzlicher Danckbarkeit/ für alle Geist= und leibliche Wohlthat/ gereichen möge.

Der Herr unser Gott sey mit uns/ wie Er gewesen ist mit unsern Vätern/ Er verlasse uns nicht/ und ziehe die Hand nicht ab von uns/ zuneigen unser Hertz zu Jhm/ das wir wandeln in allen seinen Wegen/ und halten seine Geboth/ Sitten und Rechte/ die Er unsern Vätern geboten hat/ Er behüte auch unser Land und Stadt/ und sonderlich diese unsere liebe Kirche und Orgel/ für Feuers=Noth/ und andern Ungelück! Er der Herr unser Gott sey uns auch freundlich/ und fördere das Werck unserer Hände/ (das ist/ das geistliche und weltliche Regiment/ wie es Lutherus auff dem Rande erkläret/ bey uns/ ja das Werck unserer Hände wolle Er fördern! Jhme dem wahren Gott/ der da ist einig im Wesen/ und Dreyfaltig in Personen/ Gott Vater/ Sohn und Heiliger Geist/ sey Lob/ Preiß/ Ehre und Danck gesagt/ von nun an biß in Ewigkeit/ Amen/ Amen!

Τ. Θ. Δ.

[[F2v]]

Widmungsgedichte

Si quos nobilitat mentis praestantis acumen,
Lc PredigtautorStarck, Benjamin (1603–1662) Starckius hos inter non fuerit minimus.
Quod probat Ejusdem haec insignis concio, quippe
Doctorum eloquio cuncta per arva volat.
Hoc mecum reputans, Fautor, Tibi, maxime, laetus
Gratulor, ingenium non latuiße tuum.

ἐκ του παραχρῆμα JÜbers.: Aus dem Stehgreif.
paucula haec addebat
Magister Lb PersonMirus, Christian (1625–1678) Cristianus Mirus.

Ille Syracusius currentia fidera vitro
Praebuit intenui. Nobilis artis opus.
Organa depingunt venturae gaudia vitae,
Annon exsuperant illius acta senis?
Hocce docet celebris praesens tua concio, Lc PredigtautorStarck, Benjamin (1603–1662) Starcki,
Quam probat unanimi verderbt Camoena sono.

έχεδverderbt
Magister Lb PersonPufendorf, Esaias (1592–1648) Esaias Pufendörffer.

Organa qvod diae sint pnevmatica organa laudis,
Concio demonstrat, Lc PredigtautorStarck, Benjamin (1603–1662) Vir Reverende, tua.
Qvaque simul ratione docet fieri ora piorum
Elogii possint organa, JOVA, tui.
Scilicet invicti celebranda est dextra Tonantis
Omnipotens vivis Organicisque modis.
Rectè hinc ergo tui Mensuram nominis imples,
Dum dextram fortis tollis ad astra DEI.
Facta diu celebra divinae fortia dextrae,
Annorumque** Nomen Benjamin Luth. & alii vertunt filium dexterae, Lb PersonTrost, Martin (1588–1636) Trostius in LVD17 23:687574E Gramm. lib. 1. 71. filium annorum. sies filius immò senex!

Ita suo Fautori & Promotori multis nominibus venerando ὁλοψύχως JÜbers.: ? vovet
Lb PersonGötzinger, Johann (nach 1643 – 1699) Johannes Götzinger/
Mittweidensis Misnensis SS. Theologiae Studiosus

FINIS.

Einzelanmerkungen

  1. Zitiert nach Rosinus/Dempster, Antiquitatum Romanarum (1613), S. 728.
  2. Dies ist ein wichtiger Beleg für die Auseinandersetzung mit früheren Orgelpredigten. In Starcks Text lässt sich zum einen eine Bekanntschaft mit Lc PredigtautorPolantus, Nicolaus (1559–1612) Nicolaus Polantus’ La OrgelpredigtMusica instrumentalis (Meißen 1605) M Orgelpredigt wahrscheinlich machen. Zum anderen hat der Autor Lc PredigtautorFrick, Christoph (1577–1640) Christopher Fricks La OrgelpredigtMusica Christiana (Leipzig 1615) M Orgelpredigt gekannt, wie vor allem das Zitat aus Lb PersonArndt, Johann (1555–1621) Johann Arndts Zuschrift zu diesem Werk deutlich werden lässt. Da die ebenfalls auf Frick zurückgehende Schilderung über Lb PersonWeise, Johann (fl. 1541) Johann Weise nur in der ersten Ausgabe der Frickschen Orgelpredigt vorhanden ist, darf man als sicher annehmen, dass Starck nur die kürzere Erstausgabe von 1615 kannte, nicht aber die erweiterte und überarbeitete Fassung des Jahres 1631, vgl. dazu die genannte Stelle in Musica Christiana (Leipzig 1615), S. 62f., und Music-Büchlein (Lüneburg 1631), S. 69f.
  3. Zitat aus Lb PersonOvid (43 v. Chr. – 17 n. Chr.) Ovids Ex Ponto, vgl. Ovid, Briefe aus der Verbannung (2001), S. 312.
  4. Die angegebene Quelle ließ sich nicht identifizieren.
  5. Zitat aus der 1. Strophe des Liedes Lw MusikwerkDachstein, Wolfgang: An Wasserflüssen Babylon M An Wasserflüssen Babylon.
  6. Beginn der 13. Strophe des Liedes Lw MusikwerkSperatus, Paulus: Es ist das Heil uns kommen her M Es ist das Heil uns kommen her.
  7. Siehe Genaueres zur Überlieferung dieses verbreiteten Exemplums im Personenartikel Lb PersonIsmenias Ismenias.
  8. Verschiedene Beispiele von Musikverächtern ließen sich nachlesen in: Zwinger, Theatrvm Hvmanae Vitae 5 [1586], S. 1293f.
  9. Die Polemik gegen die calvinistische Orgelfeindlichkeit scheint Starck weniger beschäftigt zu haben als andere Autoren. Geht man davon aus, dass ihm vor allem sächsische Orgelpredigten geläufig waren, so mag er die deutlich längeren Ausführungen im Blick gehabt haben, die kurz zuvor Lc PredigtautorHedler, Matthäus (1607–1674) Matthäus Hedler in seiner La OrgelpredigtKostbare Bosische Orgel (Zwickau 1647) M Netzschkauer Orgelpredigt vorgenommen hatte, vgl. Kostbare Bosische Orgel (Zwickau 1647), C2v–C4r. Begegnen konnte Starck hier dem Begriff Sauer- und Trauer-Geist, den Hedler mehrfach verwendet, sowie einer emotional aufgeladenen Darstellung des Orgelsturms.
  10. Im angeführten Kapitel berichtet Lb PersonPanciroli, Guido (1523–1599) Pancirollus über die Pantomime als stumme Musik und gibt sodann ausführliche Informationen über die Hydraulis und deren Erfinder Lb PersonKtesibios (3. Jh. v. Chr.) Ktesibios. In Starcks Orgelpredigt findet sich von diesen Sachverhalten nichts wieder, was als charakteristisch für die Übergehung der antiken Vorgeschichte der Orgel in der lutherischen Predigtliteratur gelten kann.
  11. Auch in der Orthographie sint, Nebenform zu seit, vgl. http://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=seit.
  12. Vgl. die Darstellung in Augustinus, Bekenntnisse (2004), S. 388: tunc hymni et psalmi, ut canerentur secundum morem orientalium partium, ne populus maeroris taedio contabesceret, institutum est, ex illo in hodiernum retentum multis iam ac paene omnibus gregibus tuis et per cetera orbis imitantibus.
  13. Starck zitiert mit einigen Kürzungen und sprachlichen Modifikationen aus Musica Christiana (Leipzig 1615), S. 33.
  14. In dem mehrfach aufgelegten Werk heißt es: Cùm paulò antè Lutherus, tanquam Orpheus Germaniae verus, summam doctrinae Christianae & partes Catechismi omnes, & praecipuorum symboli articulorum ac Festorum historias, preces ad Deum, consolationes, & gratiarum actiones, Germanicis carminibus seu odis, numerosè & concinnè sententias rythmis inclusas verbis illigantibus, & congruente sententijs ac verbis, Harmonia seu vocis modulatione, eundem in animis motum & adfectum, quem sententiae ac verba requirunt, in animis canentium imprimente, edidisset, vt à vulgo etiam literarum rudi, facilius disci doctrinae Christianae summa, & preces ac consolationes diuinae, & fidelius memoria retineri ac propagari possent, ac in mentes & corda audientium, adiutae numeris, & Harmonijs Musicis, altius penetrarent, & pios motus & adfectus verbis respondentes in eis accenderent & inflammarent. (Chyträus, Chronicon (1593), S. 324)
  15. Die Darstellung der Panflöte und ihrer Bauweise findet sich in ausführlicher Form in Vergil, Culex (1609), S. 148f.
  16. Die genaue Herkunft der Informationen zur Baugeschichte der Kithara lässt sich schwer bestimmen, da es sich wie so oft um humanistisches Allgemeinwissen handelte, das in vielfältiger Form greifbar war. Zahlreiche Angaben finden sich jedoch knapp gebündelt in Lb PersonZwinger, Theodor (1533–1588) Theodor Zwingers großer Enzyklopädie. So wird die Erfindung durch Merkur geschildert: Mercvrivm lyram inuenisse, scribit Pausanias lib. 5. (Zwinger, Theatrvm Hvmanae Vitae 5 [1586], S. 1277) Dass das Instrument zunächst aus vier Saiten bestand, wird allerdings nicht explizit gesagt, vielmehr dokumentiert Zwinger die verschiedenen abweichenden Überlieferungen über ein drei-, vier-, sieben- oder gar neunsaitiges Urinstrument. Da er später die Hinzufügung einer fünften und weiterer Saiten schildert, mag Starck den Vorgang in logischer Weise vereinfacht haben, indem er sich nur auf die Angabe quatuor Pindari stützt.
  17. Diese Informationen finden sich ebenfalls bei Zwinger: Quintam chordam addidit Choroebus, Atyis regis Lydorum Filius. Septem chordas addidit Terpander. Octauam apposuit Simonides, nonam Timotheus. (Zwinger, Theatrvm Hvmanae Vitae 5 [1586], S. 1277) Es fehlt allerdings der Name Lb PersonHyagnis Hyagnis. Diese Person wird wenig später als Tibiaspieler erwähnt, der das Spiel auf zwei Rohren einführte, vgl. Zwinger, Theatrvm Hvmanae Vitae 5 [1586], S. 1277.
  18. Über diese Figur der griechischen Mythologie scheint es nur wenige Informationen zu geben. Leider konnte in dem angeführten Werk, das kein Register besitzt, der gemeinte Hinweis nicht gefunden werden.
  19. Lb PersonNepos, Cornelius (100 – 25 v. Chr.) Nepos’ Biographien berühmter Feldherren waren in manigfachen Ausgaben greifbar. Starck bezieht sich auf folgende Charakterisierung des Lb PersonEpaminondas (ca. 418 – 362 v. Chr.) Epaminondas: Natus ergo patre, quo diximus, genere honesto, pauper iam a maioribus relictus, eruditus autem sic ut nemo Thebanus magis. nam et citharizare et cantare ad chordarum sonum doctus est a Dionysio, qui non minore fuit in musicis gloria quam Damon aut Lamprus, quorum pervulgata sunt nomina, cantare tibiis ab Olympiodoro, saltare a Calliphrone. Zitiert nach: https://www.gottwein.de/Lat/nepos/epam01.php
  20. Folgendermaßen lautet im angegebenen Kapitel De Novarvm rervm inuentoribus der Abschnitt De Tubale, & Tubalchia: Ex Adami successoribus nulli propemodum sunt artium inuentores antiquiore memoria quàm Tubal, & Tubalchia, aerariae hic artis, ille musicae repertor. Graeci & Romani scriptores Graecos secuti, utrumque inuentum in alios conferunt, arcani huius (unde haec sunt) haud dubie ignari. (Sabellicus, Exemplorum libri (1563), S. 312f.)
  21. Welche Auflage und Fassung der auf Lb PersonPagnini, Santi (1470–1536) Santi Pagnini zurückgehenden Wörterbücher hier im Blick war, ließ sich nicht klären. Die überprüften Werke umfassten stets weniger als die genannte Seitenzahl.
  22. Vgl. Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 84. Siehe zum Kontext dieser Überlieferung auch den Artikel zur angeblich von Salomo erbauten Ld OrgelJerusalem, Salomos Tempel-Orgel (legendär) Orgel.
  23. Auf diese Quellen samt der falschen historischen Zuordnung zum byzantinischen Kaiser Lb PersonKonstantin III. von Byzanz (612–641) Konstantin III. stützt sich auch Lb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Michael Praetorius, vgl. Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 90.
  24. In der chronologischen Übersicht heißt es: 657. Vitalianus Papa Organa in templis humanae voci adhibuit. (Kromayer, Epitome (1620), S. 403) Siehe ausführlicher zu diesem Thema den Personenartikel Lb PersonVitalianus (vor 657 – 672) Vitalian.
  25. Vgl. Perkins, Problema de Romanae fidei ementito Catholicismo, S. 364f.
  26. Die Übersendung einer Orgel an den Frankenkönig Lb PersonPippin (714–768) Pipin ist durch Chroniken vielfach belegt und war beispielsweise bekannt durch: Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 91. Der direkte Brückenschlag zur Einführung des Orgelbaus in Le Geographicumf Ort: Nürnberg Nürnberg dürfte auf den Historiker Michael Sachs zurückgehen, vgl. Sachs, KeyerChronica 2 (1643), S. 126 (Wortlaut der Quelle im Personenartikel Lb PersonSachs, Michael (1542–1618) Michael Sachs).
  27. Woher dieses Zitat stammt, konnte nicht festgestellt werden.
  28. Zitiert nach: Luther / Aurifaber, Colloqvia (1571), f. 379r.
  29. Dieses Exemplum gründet sich auf Lb PersonCicero, Marcus Tullius (106 – 43 v. Chr.) Ciceros große moralphilosophische Abhandlung Ln LiteraturCicero, Gespräche in Tusculum (1992) M Tusculanae disputationes, die sich zu Beginn mit der Überlegenheit der griechischen Kultur über die römische beschäftigt: honos alit artes, omnesque incenduntur ad studia gloria, iacentque ea semper quae apud quosque improbantur. summam eruditionem Graeci sitam censebant in nervorum vocumque cantibus; igitur et Epaminondas, princeps meo iudicio Graeciae, fidibus praeclare cecinisse dicitur, Themistoclesque aliquot ante annos cum in epulis recusasset lyram, est habitus indoctior. ergo in Graecia musici floruerunt, discebantque id omnes, nec qui nesciebat satis excultus doctrina putabatur. (Cicero, Gespräche in Tusculum (1992), S. 8, 10.) – Übersetzung: Die Ehre nährt die Kunst, der Ruhm treibt alle zur Arbeit an, und wo eine Kunst verachtet wird, da wird sie sich auch niemals entfalten können. Die höchste Bildung erblickten die Griechen in der Kunst des Saitenspiels und des Gesangs. So soll auch Epameinondas, nach meinem Urteil der bedeutendste unter den Griechen, vortrefflich zur Kithara gesungen haben, und als einige Zeit früher Themistokles bei einem Gastmahl erklärte, mit der Lyra nicht umgehen zu können, galt dies als ein Mangel an Bildung. So blühte denn in Griechenland die Musik, alle lernten sie und wer nichts von ihr verstand, galt als ein Mann, dessen Erziehung vernachlässigt worden war. (Cicero, Gespräche in Tusculum (1992), S. 9, 11.)
  30. Das Zitat, das durch Lb PersonPlinius Secundus (ca. 62 – ca. 115) Plinius überliefert war, ließ sich derzeit nur in einer älteren deutschen Ausgabe ermitteln, vgl. Plinius, Von Natur (1571), S. 58. In Zwingers Enzyklopädie wird die Episode anders dargestellt: Socrates in senectute didicit musicam à Conno fidicine. Cùm autem ei diceretur: Nunquid non uerecundaris in senectute his operam dare studiis? Maiorem, respondit, uerecundiam esse, in senectute ignorantes esse, quam in senectute studiere. Plato. (Zwinger, Theatrvm Hvmanae Vitae 5 [1586], S. 1278)
  31. Cornelius Nepos schrieb über die Erziehung des jungen Thebaners: nam et citharizare et cantare ad chordarum sonum doctus est a Dionysio, qui non minore fuit in musicis gloria quam Damon aut Lamprus, quorum pervulgata sunt nomina, cantare tibiis ab Olympiodoro, saltare a Calliphrone. Zitiert nach: https://www.gottwein.de/Lat/nepos/epam01.php
  32. Die Kapitelangabe scheint nicht korrekt zu sein, da das 1. Buch der Kirchengeschichte nur 14 Kapitel enthält, vgl. Eusebius, Ecclesiastica Historia (1611).
  33. Dieses Exempel war allgemein bekannt, vgl. etwa die Darstellung in: Zwinger, Theatrvm Hvmanae Vitae 5 [1586], S. 1291. Weiter unten kommt Starck nochmals ausführlicher darauf zu sprechen. Siehe zum gesamten kirchenhistorisch interessanten Kontext die Erläuterungen im Personenartikel Lb PersonFlavian I. von Antiochia (ca. 320 – 404) Flavian I.
  34. Zitiert nach: Luther / Aurifaber, Colloqvia (1571), f. 379v.
  35. Vgl. die ausführliche Darstellung dieser Episode in: Mathesius, Historien (1576), f. 90v–91r.
  36. Die Herkunft dieses in der theologischen Literatur verbreiteten Zitats konnte nicht festgestellt werden.
  37. Auf dieses Exemplum könnte Starck in Christopher Fricks Orgelpredigt, die er mehrfach heranzieht, gestoßen sein, vgl. Musica Christiana (Leipzig 1615), S. 73.
  38. Siehe zu dieser historischen Episode die ausführlichen Erläuterungen im Personenartikel Lb PersonFlavian I. von Antiochia (ca. 320 – 404) Flavian I., der von Starck hier irrtümlich als Florian bezeichnet wird. Starck hat dieselbe deutsche Textversion, die auch Frick in seiner Orgelpredigt präsentierte, vgl. Musica Christiana (Leipzig 1615), S. 76f.
  39. Sprachlich leicht modifiziert Zitat samt Quellenangabe aus Musica Christiana (Leipzig 1615), S. 79f.
  40. Übersetzung der lateinischen Zuschrift, die Johann Arndt Frick zur Publikation seiner Orgelpredigt überlassen hatte. Starck ergänzt die deutschen Titel der Psalmlieder. In der Vorlage heißt es: Memor enim sum, quòd me puero, parente meo sic disponente, ingens tempestas & horrenda tonitrua, canente coetu scholastico, sint aversa. Canebamus autem Psalmum quinquagesimum primum, & centesimum tertium, cum tremore & metu, Germanicè. Vnde semper animo meo inhaesit haec sententia, peculiarem vim esse hymnorum, laudes divinas canentium. (Musica Christiana (Leipzig 1615), S. 4)
  41. Zitat des Epigramms Musica. aus: Taubmann, Melodaesia (1604), S. 380.
  42. Zitiert nach Musica Christiana (Leipzig 1615), S. 62f. Die von dort übernommene Quellenangabe ist allerdings falsch. Das Zitat stammt aus Spangenberg, Quernfurtische Chronica (1590), S. 497, und lautet dort: Von diesem Manne habe ich dieses schöne Wort gehöret/ das er gesagt: Wenn Doctor Luther mehr nicht gethan noch geschrieben hette/ denn das er das einige Lied/ Vater vnser im Himmelreich/ etc. gemachet/ So köndte jhme doch die gantze Welt solchs nicht gnungsam verdancken noch vergelten. Jtem/ Er sagt: Das mehr vnd auch tröstlicher Theologia/ vnd reiner Lehre/ in diesem Liede begriffen/ denn in aller Schul Theologen/ vnd Bäpstischer Scribenten Büchern/ die er sien lebenlang gelesen/ Gleubete auch nicht/ das alle Pfaffen zu Cölln/ Trier vnd Meintz/ wenn sie gleich alle zusammen theten/ ein solches Lied machen köndten.
  43. Vgl. den Bericht des Augustinus in Augustinus, Bekenntnisse (2004), 9. Buch, Kapitel 6, S. 386–389.
  44. Woher diese später häufig referierte Episode stammt, ließ sich nicht ermitteln.
  45. Schlusszeile des Liedes Lw Musikwerkanonym: Hilf Gott dass mirs gelinge M Hilf Gott dass mirs gelinge.
  46. Dieses auch bei Zwinger mitgeteilte Exemplum für die positiven Wirkungen der Musik (vgl. Zwinger, Theatrvm Hvmanae Vitae 5 [1586], S. 1283, 1291) wurde hier mit einiger Wahrscheinlichkeit, d. h. soweit es nicht eine gemeinsame Vorlage gibt, aus der Orgelpredigt des Lc PredigtautorPolantus, Nicolaus (1559–1612) Nicolaus Polantus entlehnt, vgl. Musica instrumentalis (Meißen 1605), S. 33f. Starck verwendet dieselben Wendungen, arrangiert die Satzglieder allerdings in eigener Weise um. Siehe zur Überlieferung der Geschichte den Personenartikel Lb PersonDemodokos Demodokos.
  47. Auch hier scheinen die Formulierungen aus der Orgelpredigt des Nicolaus Polantus übernommen, vgl. Musica instrumentalis (Meißen 1605), S. 33. Eine Vorlage findet sich in Zwinger, Theatrvm Hvmanae Vitae 5 [1586], S. 1287.
  48. Diese zwei Gestalten gehören eigentlich nicht zu den typischen Beispielen für das Heilen von Krankheiten durch Musik. Terpander soll durch sein Spiel lediglich Streitende besänftigt haben, während Arion die Piraten, die ihn gefangen hatten, wohlgesonnen stimmte, vgl. Zwinger, Theatrvm Hvmanae Vitae 5 [1586], S. 1279f. und 1291. Möglicherweise hat Starck hier etwas willkürlich Namen bekannter antiker Musiker aufgenommen.
  49. Der Sinn dieser Literaturangabe erschließt sich nicht. Auf Seite 889 des Lr QuellenMartini, Vernufftspiegel (1618) M VernunfftSpiegels beginnt das Kapitel Von der Musica, in dem Lb PersonMartini, Jakob (1570–1649) Martini mit ausführlichen Zitaten die Musiktheologie Augustinus’ und Luthers abhandelt. Mehrere in Starcks Predigt verwendete Lutherzitate sind hier ebenfalls vorhanden. Die Auflistung der verschiedenen Nutzen der Musik fehlt hingegen ebenso wie die antiken Exempla.
  50. Abgesehen von einer Kürzung wie in Zwinger, Theatrvm Hvmanae Vitae 5 [1586], S. 1291.
  51. Starck stellt einen Katalog von Musikern zusammen, die mit ihrem Spiel Kranke geheilt haben sollen. Über Ismenias, Asklepiades und Thales berichtet Zwinger im Kapitel Corporis morbos leniendos, cvrandos, vgl. Zwinger, Theatrvm Hvmanae Vitae 5 [1586], S. 1291f. Xenokrates scheint nicht genannt zu sein, er fungiert aber beispielsweise als musikkundiger Arzt bei Lb PersonCapella, Martianus (ca. 5. Jh.) Martianus Capella, vgl. http://www.chmtl.indiana.edu/tml/3rd-5th/MARDNP9
  52. Luthers Ausspruch ist in mehreren Varianten überliefert, siehe dazu einige zeitgenössische Quellen im Personenartikel Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Martin Luther. In diesem Fall handelt es sich um ein wörtliches Zitat aus dem weiter oben wohl irrtümlich genannten Werk: Martini, Vernufftspiegel (1618), S. 893.

Letzte Änderung dieses Dokuments am 8. Februar 2021.

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