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Orgelpredigt

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a Porst, Johann: Die edle und wohlgeordnete Music der Gläubigen (Halle 1727)

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n Literatur (1)

y Bibelstellen (138)

  • 2,9
  • 3,16
  • 4,3
  • 1 Johannes 2,15–16
  • 1 Korinther 13,1
  • 1 Korinther 14,15
  • 1 Korinther 14,–.15
  • 1 Korinther 2,4
  • 1 Korinther 4,20
  • 1 Könige 4,31
  • 1 Samuel 16,14–23
  • 1 Samuel 18,10
  • 1 Samuel 19,9
  • 1 Samuel 2,3
  • 1 Timotheus 4,16
  • 1 Timotheus 4,4
  • 2 Chronik 23,18
  • 2 Korinther 11,13
  • 2 Korinther 5,14
  • 2 Korinther 6,1
  • 2 Könige 3,15
  • 2 Petrus 3,9
  • Amos 5,23
  • Apostelgeschichte 16,25
  • Apostelgeschichte 16,9
  • Apostelgeschichte 17,25–26
  • Apostelgeschichte 2,45
  • Apostelgeschichte 2,47
  • Apostelgeschichte 26,18
  • Apostelgeschichte 4,24
  • Apostelgeschichte 4,32
  • Daniel 3
  • Deuteronomium 32
  • Epheser 1,18
  • Epheser 4,12
  • Epheser 4,18
  • Epheser 4,29
  • Epheser 5,14
  • Epheser 5,18
  • Epheser 5,19
  • Epheser 5,4
  • Epheser 5,8
  • Exodus 15,1–2
  • Exodus 15,20–21
  • Ezechiel 33,11
  • Ezechiel 34,10–11
  • Ezechiel 34,12
  • Ezechiel 34,14
  • Ezechiel 34,17
  • Ezechiel 34,18–19
  • Galater 2,20
  • Galater 6,7
  • Galater 6,8
  • Genesis 1,31
  • Genesis 4,21
  • Genesis 4,26
  • Genesis 5,24
  • Genesis 6,6
  • Hebräer 12,22–23
  • Hebräer 13,21
  • Hebräer 2,1–3
  • Ijob 10,8–9
  • Ijob 38,7
  • Jeremia 13,15–16
  • Jesaja 1,11–15
  • Jesaja 1,4
  • Jesaja 11,2
  • Jesaja 53,7
  • Jesaja 57,20
  • Jesaja 6,3
  • Jesaja 60,1
  • Jesus Sirach 34,32
  • Jesus Sirach 42,15–17.23
  • Jesus Sirach 47,10
  • Jesus Sirach 47,8
  • Jesus Sirach 51,34
  • Jesus Sirach 6,25
  • Johannes 1,29
  • Johannes 10,5.8.10.12–13
  • Johannes 16,20
  • Johannes 17,24
  • Johannes 3,16
  • Johannes 4,36
  • Josua 10,12
  • Kolosser 1,22
  • Kolosser 2,21
  • Kolosser 3,16
  • Kolosser 3,17
  • Lukas 1,46–55
  • Lukas 1,46–55.–
  • Lukas 1,67–68
  • Lukas 1,67–79
  • Lukas 1,74–75
  • Lukas 15,6.9.23–24.32
  • Lukas 2,14
  • Lukas 6,25
  • Lukas 7,11–17
  • Lukas 7,14–15
  • Lukas 7,16
  • Maleachi 2,3
  • Matthäus 15,8
  • Matthäus 18,14
  • Matthäus 21,12–13
  • Matthäus 26,30
  • Offenbarung 14,3
  • Offenbarung 15,3
  • Offenbarung 4,11
  • Offenbarung 4,8.–
  • Offenbarung 4,9
  • Offenbarung 5,9–10
  • Philipper 3,2
  • Psalmen 100,1–2
  • Psalmen 103
  • Psalmen 103,1–2
  • Psalmen 103,20–21
  • Psalmen 115,1–3
  • Psalmen 126
  • Psalmen 137
  • Psalmen 139,14–15
  • Psalmen 150
  • Psalmen 19
  • Psalmen 19,1–2
  • Psalmen 19,2
  • Psalmen 30
  • Psalmen 50,16–17
  • Psalmen 50,16–20
  • Psalmen 55
  • Psalmen 57,8–9
  • Psalmen 71,16
  • Psalmen 92
  • Psalmen 95,1
  • Psalmen 95,3
  • Psalmen 95,4
  • Richter 9,27
  • Römer 1,32
  • Römer 14,23
  • Römer 8,26
  • Weisheit 2,6–7

[S. 237]

Titel

Die edle und wohlgeordnete
Music
Der
Gläubigen,
Als in Le Geographicumg Gebäude: Berlin-Mitte, Marienkirche S[ank]t Marien Kirchen in Le Geographicumf Ort: Berlin Berlin, ein neues
Ld OrgelBerlin-Mitte, Marienkirche, Joachim Wagner-Orgel 1723 Orgel=Werck
war erbauet worden,
Wurde bey dessen Einweihung, am Tage Lb PersonSimon Simonis und Lb PersonJudas Thaddäus Judä,[1]
Anno 1721. in erwehnter Le Geographicumg Gebäude: Berlin-Mitte, Marienkirche Kirche aus Ly BibelstelleEpheser 5,19 Eph. 5, v. 19. betrachtet,
und zum Druck übergeben.

Lw MusikwerkNicolai, Philipp: Halleluja! Lob, Preis und Ehr' Alleluja! Lob, Preiß und Ehr sey unserm Gott je mehr und mehr/ und seinem grossen Namen/ stimmt an mit aller Engel Schaar/ und singet jetzt und immerdar mit Freuden Amen, Amen. Klinget, singet, Heilig, Heilig, freylich, freylich Heilig ist Gott unser Gott, der Herr Zebaoth.[2]

Ly Bibelstelle1 Korinther 14,15 Jch wil Psalmen singen im Geist, und wil auch Psalmen singen mit dem Sinn. Jn diesen Worten, Geliebten Freunde, zeiget Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Paulus seine Art zu singen; und will uns damit die rechte Music lehren, wie zu lesen 1. Cor. 14, 15.

Wie der Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Apostel sichs in diesem Capitel sorgfältigst angelegen seyn lässet, die Gläubigen zu Le Geographicumf Ort: Korinth Corinthus zur rechtschaffenen und heilsamen Anwendung aller von Gott verliehenen Gaben anzuführen; also weiset er sie unter andern auch zum rechten singen an, und stellet sich selbst zum Exempel dar, wie er singet, und ferner singen wolle, und wie also auch andere nach seynem Beyspiel heilsamlich und Gott wohlgefällig singen sollen und können.

Was pflegte denn der Apostel zu singen? Antwort: Das zeiget er an, wenn er in ietzt angeführten Worten zweymal der Psalmen gedencket, die er [S. 238] singe, und singen wolle. So gar wuste der Apostel, als ein Knecht des Herrn, von keinen andern/ als von heiligen, göttlichen, geistlichen und lieblichen Liedern und Psalmen/ die seinem Hertzen und Gedächtniß durch den Heil[igen] Geist so eingepräget waren, und als ein Heyls= und Segens=voller Schatz beywohneten, daß er darin seine beständige und tägliche Nahrung für seine Seele suchte, funde und genosse. Er spricht: Ly Bibelstelle1 Korinther 14,15 Jch wil Psalmen singen etc.

Durch die Psalmen verstehet er nicht allein die eigentlichen Psalmen Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) Davids/ welche zum Theil von Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David, zum Theil von andern Werckzeugen des Heil[igen] Geistes getichtet und aufgezeichnet worden; sondern auch alle andere geistliche Lieder, welche er, und andere Gläubige zu eigener und anderer Erweckung und Erbauung singen könnten, solten und wolten.

Wie singet er aber selbige? Er wolle sagt er, singen 1.) im Geist/ das ist, inwendig in ihm selbst allein, in seinem Hertzen; doch aber nicht aus oder in eigener Vernunft und Kraft, sondern in der Kraft und Gemeinschaft, oder aus dem gnadenreichen Triebe des Heil[igen] Geistes, mit Andacht, und gutem Verstande dessen, was er singe, in der neuen Natur und Creatur, welche aus Gott gebohren und von Jhm beweget wird; Und dieses geschicht inwendig, im Verborgenen, da keine Creatur von aussen etwas davon verstehet, und ist mit dem unaussprechlichen Seufzen des Geistes verbunden. Ly BibelstelleRömer 8,26 Rom. 8, 26.

Hernach wil er singen 2.) mit dem Sinn, da der Psalm oder Gesang aus dem Geiste, das ist, aus den innern Sinnen und Gedancken des Gemüths, unter der Beywohnung, Bewegung und Regierung des Heil[igen] Geistes, durch die äuserliche Sinnen, sonderlich aber durch Mund und Zunge ausbricht, erkläret, und nicht allein so deutlich und vernehmlich, sondern auch so andächtig und ehrerbietig, so heiliglich und erwecklich oder afficirend vorgestellet und ausgesprochen oder gesungen, das ist, mit Veränderung der Stimme und des Thons vorgebracht wird, daß, wie andere solchen Psalm verstehen, sie also auch dadurch erwecket, erbauet und zu gleichem heiligen Lobe Gottes ermuntert werden können und sollen.

Bedencklich ists, daß der Apostel das Singen im Geist voran, und hernach erst das Singen mit dem Sinn setzet/ anzudeuten theils, daß jenes zuvor müsse da seyn, woferne dieses erfolgen, und recht beschaffen seyn solle, theils daß jenes gewisser massen edler sey, als dieses: dieses aber auch wiederum gewisser massen vollkommener sey, als jenes, in soferne dort nur der Geist allein nebst den innerlichen Sinnen, hier aber nicht nur der Geist und die innerlichen Sinnen, sondern auch die äuserlichen Sinnen, ja der gantze Leib gleichsam als ein Instrument und Werckzeug zusammen stimmen, harmoniren und Gott einmüthiglich preisen.

[S. 239]

Nebst dem, daß der Apostel also seine Art Psalmen zu singen eröffnet, wil er denn auch zugleich nicht allein damals die Corinther, sondern auch noch allewege alle und iede, die diese seine Worte lesen und hören/ und also auch uns ietzt insonderheit die rechte Music und Gottgefällige Art zu singen lehren, und iederman erwecken, seinem Exempel zu folgen, und sowol mit dem Sinn, als im Geiste zu singen.

Wie nun zu solchem Zweck, sonderlich aber mit dem Sinn desto andächtiger, erwecklicher, oder doch wenigstens desto wohlgeordneter zu singen, auch allerhand Musicalische Instrumenta, als Harfen, Geigen/ Pfeiffen, Orgeln u[nd] a[ndere] m[ehr] füglich gebrauchet werden können; also schliesset der Apostel diese und dergleichen Instrumenta, wenn sie anders Gott zu seinem Dienst und Ehren gewidmet und geheiliget sind, so gar nicht aus von dem Singen im Sinn, daß er sie vielmehr billiget und lobet, aber auch zugleich zu desto sorgfältigerm rechten Gebrauch derselben anweiset, je leichter solche Instrumenta können und insgemein pflegen gemißbrauchet zu werden.

Meine Liebsten. Es ist euch bekannt, daß das Ld OrgelBerlin-Mitte, Marienkirche, Joachim Wagner-Orgel 1723 Orgel=Werck in dieser Le Geographicumg Gebäude: Berlin-Mitte, Marienkirche Kirche/ welches bishero zum Lobe Gottes bey unserm Singen gebrauchet worden, wegen Alterthums unbrauchbar geworden, indem der Salpeter das Metall, und die Würmer das Holtzwerck dergestalt durchfressen, daß man in Gefahr gestanden, es möchte das gantze Werck in einen Klumpen zusammen fallen. Daher wir denn genöthiget worden, darauf zu dencken, daß dasselbe wieder neu erbauet werde.

Dieses unser Vorhaben hat mit Nachdruck secundiret und befodert ein gewesenes Christliches Mit=Glied dieser Gemeine; nemlich Frau Lb PersonStiller, Anna Maria ( – vor 1721) Anna Maria, gebohrne Betzienen, seel[igen] Herrn Lb PersonStiller, Christoph ( – vor 1721) Christoph Stillers, weiland gewesenen Kauf= und Handelsmanns alhie nachgelassene Frau Wittib, welche aus freywilligem Hertzen kurtz vor ihrem Ende sich erboten 1500. R[eichs]th[a]l[e]r zum Behuf einer neuen Ld OrgelBerlin-Mitte, Marienkirche, Joachim Wagner-Orgel 1723 Orgel zu schencken; Daher wir dann ohne Zeit=Verlust das Werck angefangen, und da der seel[igen] Lb PersonStiller, Anna Maria ( – vor 1721) Frau Stillern nachgelassene Erben das Geld willig und richtig nach und nach ausgezahlet, so ist der Bau desselben unter Göttlichem Segen nunmehro soweit vollführet, daß das Werck künftig hinwieder zum Gottesdienst gebrauchet werden kan.

Ob nun wol annoch verschiedene Haupt=Stücke daran mangeln, welche unter Göttlichem Beystand, nach und nach auch angefertiget werden sollen; so hat man doch der Gemeinde den Gebrauch nicht länger entziehen, sondern das neue Orgel=Werck heute, unter Göttlicher Aufsicht, Gnade und Beystand, [S. 240] einzuweihen, und dem Herrn mit gläubigem Gebet/ Lobgesang, und Betrachtung des Göttlichen Worts widmen und heiligen wollen.

Der Herr unser Gott und Vater unsers Herrn und Heylandes Jesu Christi gebe uns Gnade, dieses Ld OrgelBerlin-Mitte, Marienkirche, Joachim Wagner-Orgel 1723 Werck also zu gebrauchen, daß wir ietzt und künftig hin allezeit durch dasselbe uns zum heiligen Lobe Gottes aufmuntern und erwecken lassen, Jhm im Geist und in dem Sinn zu singen. Wir wollen unsern Gott darum, wie auch um den Beystand des Heil[igen] Geistes andächtig und demüthigst anrufen in einem gläubigen Gebet, wenn wir vorhero gesungen haben aus dem Liede: Lw MusikwerkCrüger, Johann: Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut M Sey Lob und Ehr dem höchsten Gut etc. die 3. letzten Verse, da der erste sich anfängt: Lw MusikwerkCrüger, Johann: Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut Jch wil dich all mein lebelang[3] etc.

Der Text ist zu finden in dem Briefe Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Pauli an die Epheser im 5. Cap. vers. 19. und lautet folgender massen:

Ly BibelstelleEpheser 5,19 Singet und spielet dem Herrn in euren Hertzen.

Heiliger Vater/ heilige uns in deiner Wahrheit, dein Wort ist die Wahrheit. Amen!

Wir wenden uns sofort im Namen und in der Furcht des Herrn zur, Gott gebe, erbaulichen Abhandelung dieser Text=Worte, und betrachten nach Anleitung derselben

Die edle und wohlgeordnete Music der Gläubigen.

wir sehen

zum I. Die Gläubigen, von welchen,
II. Den Herrn, zu welches Ehren, und
III. Die Art und Weise, wie sie angestellet wird.

Vom Ersten.

Welche sinds, von denen hie Paulus fordert, daß sie dem Herrn in ihren Hertzen singen und spielen sollen? Wenn Paulus Himmel, Erden, Meer und alle Creaturen, so darinnen sind, und sonderlich auch die heiligen Engel zum singen und spielen erweckte, so thät er damit nicht unrecht, sintemal auch David und andere Gläubigen, sonderlich [S. 241] auch die 3. Männer im Feuer=Ofen,[4] längst vor ihm, wie alle Geschöpfe, also auch vornemlich die heiligen Engel/ die starcken Helden/ und alle Heerscharen des Herrn zum Lobe Gottes öffters zu erwecken pflegen. Ly BibelstellePsalmen 103,20–21 Ps. 103, 20. 21. LªPs_148_2ª Ps. 148, 2. f. Denn wie alle Creaturen ihr Wesen, ihre Gaben, Vermögen und Kräffte nicht von ihnen selbst, sondern allein von Gott haben; also sind sie alle, jede auf ihre Art und Weise/ Gott zu loben, zu singen und zu spielen schuldig und verbunden. Ly BibelstellePsalmen 19 Ps. 19, 1. f.

Jnzwischen gehet doch diese Ermunterung zum Singen und Spielen alhie eigentlich Menschen an; Aber auch diese nicht alle ohne Unterscheid, sondern nur allein die Gläubigen, dergleichen die Epheser waren, als die aus ihrem Heydnischen und allerelendesten Zustande herausgerissen und zu Christo bekehret worden. Ly BibelstelleEpheser 4,18 Eph. 4, 18. Ly BibelstelleEpheser 5,8 c. 5, 8.

Sonst sind alle Menschen zum heiligen und immerwährenden Lobe Gottes, und zum singen und spielen dem Herrn ihrem Gott, verbunden, weil sie alle nicht nur vor andern Creaturen sonderbarer Wohlthaten von Jhm gewürdiget werden, sondern auch Kraft, Vermögen, Vernunfft, Sinne und Glieder/ wie auch einen Befehl überkommen haben, daß sie ihren Schöpffer verehren können und sollen. Und darf sich hier kein Mensch auschliessen, er sey hoch oder niedrig, vornehm oder gering, reich oder arm, groß oder klein, alt oder jung, männlichen oder weiblichen Geschlechts, Knecht oder Freyer/ alle, alle sind zu diesem Gottes=Dienst, zum singen und spielen dem Herrn, verbunden, daß dadurch sein Nahme geheiliget, ausgebreitet und verherrlichet werde.

Allein obwol alle Menschen dazu verpflichtet sind, so sind sie doch nicht alle tüchtig und in dem Stande, dieses Stück des Gottes=Dienstes recht und würdiglich zu leisten. Daher sagt der Apostel im vorhergehenden 18ten Vers: Ly BibelstelleEpheser 5,18 Werdet voll Geistes; damit er anzeiget, daß der Heil[ige] Geist in dem Hertzen eines solchen Menschen müsse wohnen, und selbst den Lob=Gesang verrichten. Dazu aber wird schlechterdings erfordert, daß der Mensch von Sünden zu Gott, und von der Finsterniß zum Licht bekehret, Jesum Christum im Glauben erkenne/ und der Gnadenwirckungen des Heil[igen] Geistes fähig sey. Denn es bleibet dabey/ was Paulus sagt: Ly BibelstelleRömer 14,23 Was nicht aus dem Glauben gehet, das ist Sünde. Röm. 14,23.

Daher setzt auch der Apostel hinzu: Ly BibelstelleEpheser 5,19 in euren Hertzen, das ist, nicht in einem rohen, sondern gläubigen Hertzen. So erfordert denn der Apostel das Hertz, als die Quelle aller Bewegungen im Menschen, und woraus auch aller Gottes=Dienst gehen muß, der Gott gefallen soll. Gott ist ein Geist, und kan, will und muß, also eigentlich nicht anders, als im Geist und in der [S. 142 [recte: 242]] Wahrheit erkannt, angebetet und verehret werden. Und das wil auch Paulus allhier andeuten, daß es nemlich nicht genug sey, Gott mit dem Munde singen und ehren, sondern, daß alles, was Jhm gefallen soll, aus dem Hertzen kommen müsse. Soll nun auch das singen und spielen Gott gefallen/ so muß es aus dem Hertzen gehen, und zwar von gantzem Hertzen; wie von David gerühmet wird: Ly BibelstelleJesus Sirach 47,8 Er sang von gantzem Hertzen, und liebete den, der ihn gemacht hatte. Ly BibelstelleJesus Sirach 47,10 Sir. 47, 10.[5]

Mercklich ists, daß Paulus sagt: Ly BibelstelleEpheser 5,19 in euren Hertzen: Er deutet und siehet damit auf die Wiedergeburt, die in ihnen vorgegangen, krafft deren sie ein neues und gantz ander Hertz und Sinn hätten, als sie vorhin vor ihrer Bekehrung gehabt. Solcher Wiedergeburt aber erinnert er sie hiemit nicht allein, sondern führet ihnen auch zugleich ihre Pflicht zu Gemüthe/ wie sie ihr wiedergebohrnes Hertz nicht müssen so mit der Welt, der Sünden und dem Teuffel gemein machen, daß sie ihnen zu gefallen in ihren Hertzen singen und spielen wolten; Nein, sie solten wissen und bedencken, daß sie neue Hertzen hätten, die aus der Gewalt des Teuffels errettet, und ihnen durch die Wiedergeburt deswegen recht wieder eigen worden, gleichwie sie Gott wieder zu seinem Eigenthum erkohren und angenommen, daß sie Gotte darin als in einer heiligen W W KorrekturOriginal: WerckstatWerckstatt,[6] singen und W W KorrekturOriginal: spilenspielen[7] solten.

So ists auch noch bedencklich, daß es im Grund=Text gar nachdrücklich lautet auf eine zwiefache Weise: Ly BibelstelleEpheser 5,19 in euren Hertzen, und: Ly BibelstelleEpheser 5,19 in eurem Hertzen: das erste redet von vielen, das andere von einem Hertzen. Die Worte bedeuten etwas. Heists von vielen: Ly BibelstelleEpheser 5,19 in euren Hertzen, so wird damit angezeiget und erfordert, daß alle Gläubige, keiner ausgenommen, dem Herrn in ihren Hertzen singen und spielen sollen, und, daß, jemehr derselben sind, es Gotte desto lieber sey. Heists aber als von einem: Ly BibelstelleEpheser 5,19 in eurem Hertzen/ so wird damit angezeiget, wie aller und jeder Hertzen gleich redlich, gleich andächtig, gleich inbrünstig, gleich beständig im singen und spielen seyn sollen.[8] Kurtz: Jhrer aller als Gläubigen solte Ly BibelstelleApostelgeschichte 4,32 ein Hertz und eine Seele seyn, wie es von den ersten Christen zu Le Geographicumf Ort: Jerusalem Jerusalem hiesse. Apost. Ges. 4, 32.

Nehmen wir diß alles zusammen, so sehen wir daraus, was zu einem Wiedergebohrnen gehöre, und worauf es hauptsächlich bey ihm ankomme, wenn er Gott singen und spielen wil, und daß vor allen Dingen sein Hertz dabey müsse recht gestaltet, tüchtig und geschickt seyn, damit es auf kein heucheln oder opus operatum[9] ausliefe. Die Bewegungen zum singen und spielen müssen im Hertzen entstehen, und zwar aus lebendiger Erkänntniß, Empfindung und Genuß der Gnade und Liebe Gottes, daß man sich erfreuet über das Gute, das Gott unsern und andern Seelen gethan hat, und nocht thut, [S. 143 [recte: 243]] und thun wird, und wenn dann das Hertz der Erkänntniß Gottes voll ist, so wird und muß der Mund davon übergehen/ und alle Sinnen und Gliedmassen werden sich im Lobe Gottes willig darstellen, und iede ihre Pflichten nach ihrem Vermögen beobachten. Dessen haben wir herrliche Exempel in heiliger Schrifft an David, Lb PersonMaria Maria, Lb PersonZacharias Zacharia u[nd] a[nderen] m[ehr] Ly BibelstellePsalmen 103 Ps. 103, 1. f. Ly BibelstellePsalmen 57,8–9 c. 57, 8. 9. Ly BibelstelleLukas 1,46–55 Luc. 1, 46. f. Ly BibelstelleLukas 1,67–79 67. f. Sonderlich heists gar nachdrücklich von Zacharia: Er Ly BibelstelleLukas 1,67–68 ward des heiligen Geistes voll, weissagete und sprach: Gelobet sey der Herr, der Gott Jsrael etc.

Hingegen, wenn der Mensch in seiner Unbußfertigkeit Gott loben wil, so ists ein Geplerr und Greuel, und wirft ihm Gott solches, als einen Koth und Unflath, in die Augen und vor die Füsse, und saget: Ly BibelstelleMatthäus 15,8 Dis Volck nahet sich zu mir mit seinem Munde, und ehret mich mit seinen Lippen/ aber das Hertz ist ferne von mir. Matth. 15, 8. Und da auch an Sonn= und Feyertagen gemeiniglich zu forderst und am meisten beym Gottesdienst pfleget gesungen und gespielet, aber auch zugleich damit der größte, obwol scheinbareste, Mißbrauch begangen zu werden; so spricht Gott auch in Ansehung des ungeistlichen singens und spielens: Ly BibelstelleMaleachi 2,3 Siehe ich will den Koth eurer Feyertage euch ins Angesicht werfen, und soll an euch kleben bleiben. Mal. 2, 3.

Wolan, lieben Zuhörer, untersuchet alle bey dieser Gelegenheit eure Hertzen, wie ihr vor Gott stehet und bisher gesungen habt? Habt ihr nur blos nach Gewohnheit/ oder doch nicht in rechter Hertzens=Andacht/ nicht im Geist und in der Wahrheit, und also, ohne des heiligen Geistes Trieb und Führung gesungen, so habt ihr euch jämmerlich betrogen, und W W KorrekturOriginal: an statan statt[10], daß ihr meynet Gott geehret zu haben, habt ihr Jhn schändlich gespottet. Ja ihr habt Jhn damit so beleidiget und erzürnet, daß Er mit euch, als mit Gottlosen zu zürnen, zu rechten und zu schelten billige Ursache hat, wie ehemals mit seinem eigenthümlichen Volck, denen Jüden, und auch euch zu fragen: Ly BibelstellePsalmen 50,16–17 Was verkündigest du meine Rechte, und nimmst meinen Bund in deinen Mund, so du doch Zucht hassest, und wirfest meine Worte hinter dich: etc. Ps. 50, 16. f. Seyd und bleibet ihr so, und singet dennoch Lobgesänge und geistliche Lieder; so ists vor Gott ein Greuel, und kan kein Geplerr der Ochsen und wilden Thiere menschlichen Ohren, oder das leichtfertige jauchzen und schreyen eines trunckenen und taumelnden denen Kindern Gottes so eckel, unangenehm, heßlich und ärgerlich seyn, daß W W KorrekturOriginal: eureuer[11]singen und schreyen, wenns auch noch so manierlich W W KorrekturOriginal: abgiengeabginge[12], vor Gott nicht viel heßlicher und abscheulicher seyn solte. Denn so spricht Gott, der Herr Zebaoth: Ly BibelstelleAmos 5,23 Thue weg von mir das Geplerr deiner Lieder; denn ich mag dei= [S. 144 [recte: 244]] nes Psalterspiels nicht hören. Amos. 5, 23. Ja Gott achtet alle eure Lobgesänge nicht, so lange euer Hertz nicht rechtschaffen und Jhm gehorsam ist, in seinen Sitten und Geboten zu wandeln. Vielmehr schilt Er euch, wie ehemals die Jüden: Ly BibelstelleJesaja 1,4 O wehe des sündigen Volcks/ des Volcks von grosser Missethat, des boßhaftigen Saamens, der schädlichen Kinder/ die den Herrn verlassen, den Heiligen in Jsrael lästern, weichen zurück. Es. 1, 4. vergl. Ly BibelstelleJesaja 1,11–15 v. 11=15. So viel vom Ersten.

Vom Andern.

Wem singen und spielen denn die Gläubigen in ihren Hertzen? Nicht, wie die Ungläubigen und Gottlosen, dem Teufel, oder ihnen selbst, noch andern Menschen anzuhören, sondern allein dem Herrn; Auf den Herrn Zebaoth, den Herrn aller Herren, und König aller Könige/ ist aller Gläubigen Hertz und Auge gerichtet; dazu erwecken sie sich und andere, und sprechen: Ly BibelstellePsalmen 95,1 Kommt herzu, lasset uns dem Herrn frolocken, und jauchzen, dem Hort unsers Heyls. Ps. 95, 1. Und Ps. 100, 1. Ly BibelstellePsalmen 100,1–2 Jauchzet dem Herrn alle Welt, dienet dem Herrn mit Freuden.

Dieser Herr ist der Dreyeinige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist/ dem singen, dem spielen die Gläubigen in ihren Hertzen.

Gott, dem Vater, der und daß Er sie samt allen Creaturen so wunderbar erschaffen/ ihnen Leib und Seele/ W W KorrekturOriginal: AngenAugen[13], Ohren und alle Glieder, Vernunft und alle Sinne gegeben hat, und noch erhält, Ly BibelstellePsalmen 139,14–15 Ps. 139, 14. f. Ly BibelstelleIjob 10,8–9 Job. 10, 8. f. Ly BibelstelleApostelgeschichte 17,25–26 Apostg. 17, 25. f. insonderheit auch, daß Er ihnen und allen Menschen von Ewigkeit her alles Heyl und alle Seligkeit zugedacht und bereitet, auch in der Zeit nicht wil, daß iemand verlohren werde, sondern daß sich iederman von Sünden zur Busse bekehre und lebe. Ly Bibelstelle2 Petrus 3,9 2. Pet. 3, 9. Ly BibelstelleEzechiel 33,11 Ezech. 33, 11. Ly BibelstelleMatthäus 18,14 Matth. 18, 14.

Gott, dem Sohn, der und daß Er nicht nur wahrhafftiger Mensch von der Jungfrauen Maria gebohren, und aller Menschen Herr worden, sondern auch sich für alle Menschen in den bittersten und schmählichsten Creutzes=Tod dahingegeben/ Ly BibelstelleGalater 2,20 Gal. 2, 20. Ly BibelstelleJesaja 53,7 Es. 53, 7. Ly BibelstelleJohannes 1,29 Joh. 1, 29. Ly BibelstelleJohannes 3,16 c. 3, 16. Ly Bibelstelle2 Korinther 5,14 2. Cor. 5, 14. daß sie Jhnen dienen ihr Ly BibelstelleLukas 1,74–75 lebelang/ in Heiligkeit und Gerechtigkeit, die ihm gefällig ist, Luc. 1, 74. 75. und seine Herrlichkeit sehen und geniessen sollen ewiglich. Ly BibelstelleJohannes 17,24 Joh. 17, 24.

Gott, dem Heiligen Geist, daß Er, als der Geist der Gnaden und des Glaubens, alle Menschen nicht nur innerlich und äuserlich durchs Wort [S. 145 [recte: 245]] des Heyls zum Glauben berufet, sondern auch, als der Geist der Erkänntniß, der Weißheit und der Offenbarung, Ly BibelstelleEpheser 1,18 Eph. 1, 18. Ly BibelstelleJesaja 11,2 Es. 11, 2. die Gehorsamen und Gläubigen mit seinen Gaben erleuchtet, ihnen das Verständniß öffnet, und allen Rath Gottes von ihrer Seeligkeit kund thut, sie auch heiliget, zu seinem Bilder erneuret/ mit Früchten des Geistes erfüllet.

Wie dieser Dreyeinige Gott sowol wegen seiner hohen und unbegreiflichen Majestät/ Heiligkeit und Herrlichkeit, als auch wegen seiner unaussprechlichen Wohlthaten, allein würdig ist zu nehmen Preiß, und Ehr, und Lob, und Danck und Ruhm; also richten auch Gläubige all ihr Lob allein auf denselbigen. Und nachdem sie wissen und erkennen, daß sie hier schon durch ihren Glauben zu dem Le Geographicumg Gebäude: Zion Berge Zion gekommen sind, Ly BibelstelleHebräer 12,22–23 und zu der Stadt des lebendigen Gottes, zu dem himmlischen Jerusalem, und zu der Menge vieler tausend Engel/ und zu der Gemeine der Erstgebohrnen, die im Himmel geschrieben sind: etc. Ebr. 12, 22. 23. Diese alle aber einmüthiglich ohne Unterlaß dem Herrn singen und spielen, und sprechen: Ly BibelstelleOffenbarung 4,8.– Heilig, heilig, heilig ist Gott/ der Herr, der allmächtige/ der da war, und der da ist, und der da kommt/ und also Ly BibelstelleOffenbarung 4,9 Preiß und Ehr/ und Danck geben, dem, der auf dem Stuhl sitzet, der da lebet von Ewigkeit zu Ewigkeit, ja ihre Kronen vor den Stuhl werfen Ly BibelstelleOffenbarung 4,11 und sprechen: Herr, du bist würdig zu nehmen Preiß und Ehre/ und Kraft; denn du hast alle Dinge geschaffen/ und durch deinen Willen haben sie das Wesen, und sind geschaffen: Offenb. 4, 8. f. Ly BibelstelleOffenbarung 5,9–10 c. 5, 9. f. nachdem, sage ich, dieses die Gläubigen wissen, ja in einer genauen Freundschafft und Gemeinschafft mit dem himmlischen Heere und mit der triumphirenden Kirche stehen und verbunden sind; so stimmen sie einmüthiglich, freudig und lieblich mit ein, und singen und spielen dem Herrn in ihren Hertzen!

Das thun keine Ungläubige und Welt=Kinder, so wenig unter denen Christen, als die unverständigen, blinden und tollen Heyden. Weil diese den wahren und lebendigen Gott nicht erkannten, so brachten sie ihre Lobgesänge ihren Götzen; Sie Ly BibelstelleRichter 9,27 machten einen Tantz, und giengen in ihres Gottes Haus, sie sungen, assen und truncken. Richt. 9, 27. Wie sie denn auch noch heute zu tage gemeiniglich und an den meisten Orten thun. Gläubige hingegen haben solch abgöttisches und abergläubisches Wesen iederzeit als einen Greuel verabscheuet, und verabscheuen es noch, und singen und spielen dem Herrn, dem erkannten, einigen, wahrhaftigen und lebendigen Gott, nicht nach ihrem Düncken/ sondern wie derselbe sich selbst ihnen [S. 146 [recte: 246]] in seinem Worte geoffenbahret, und durch den H[eiligen] Geist in Christo lebendig, und auf eine übernatürliche Art, vermittelst seines göttlichen Wortes W W KorrekturOriginal: zuerkennenzu erkennen[14]und zu geniessen gegeben hat. Diesem, ihnen nicht mehr unbekannten, sondern erkannten und bekannten Gott und Herrn singen und spielen die Gläubigen, weil Er ein grosser Gott und grosser König ist über alle Götter.[15] Ly BibelstellePsalmen 95,4 Ps. 95, 4.

Allein welch ein grosser Mangel daran sey, kan so wenig beschrieben, als beklaget W W KorrekturOriginal: wordenwerden[16]. Und wenns beym blossen Mangel noch bliebe, so würde doch Gott nicht so sehr gereitzet und erzürnet; Aber da der Mensch dennoch was singen will und muß, so singen viele den Feinden Gottes zu Ehren und Wohlgefallen. Wie nun aber, da die Gottlosen wie ein ungestüm Meer sind, das nicht stille seyn kan, dessen Ly BibelstelleJesaja 57,20 Wellen Koth und Unflath auswerfen; Es. 57, 20. so wird der wahre Gott dadurch nicht nur verleugnet, sondern auch leider! geschändet, und sein Zorn gereitzet, Ly BibelstelleGenesis 6,6 1. Mos. 6, 6.

Eine Schande ists uns, ich will nicht allein sagen, vor Gott und den heiligen Engeln/ denn die verabscheuen solches als den Teufel selbst ohne dem, sondern auch selbst vor Menschen und andern Völckern, und sonderlich auch vor den Jüden, und Heyden, die dadurch geärgert, und wider Chrjstum sowol, als wider die Christliche Lehre verhärtet und verstocket werden, daß viele unter uns so genannte Christen nicht dem Herrn, dem heiligen, gerechten und allgegenwärtigen Gott, sondern den Götzen der Heyden, dem Lb PersonDionysos Bachus, der Lb PersonVenus Venus, der Lb PersonDiana Diana, dem Lb PersonCupido Cupido, dem Lb PersonMars Mars u[nd] s[olchen] m[ehr], in der That aber damit dem Teufel zu Ehren und Wohlgefallen mit noch grösser Sünde und zu ihrem grössern Gerichte, als die blinden Heyden, ihre Lieder anstimmen.

Ein Greuel über Greuel ists, wenn man unter uns Sauf= Huren=[17] und Buhlenlieder, Possen und schandbare Zoten und Narrentheidung[18] auf den Strassen und Wegen, in und ausser der Stadt, wie auch auf Reisen zu Wasser und Lande, nicht weniger bey Gastereyen und auf Hochzeiten, in Gesellschafften, bey Zünfften und Handwercks=Zusammenkünften, bey Kindtauffen, auf den Märckten und Jahrmärckten, imgleichen bey vielen in der Erndte, so auch bey Nachtschwärmen und grassaten gehen[19], und bey Opern, Comedien, und in Häusern, nicht nur von Erwachsenen jungen Leuten, sondern auch wol gar von Kindern, ja, welches das allererbärmlichste und ärgeste ist, selbst von alten Leuten, die zum wenigsten noch einen Gefallen daran haben, an statt daß sie es bestrafen und hindern solten. Ly BibelstelleRömer 1,32 Rom. 1, 32.

[S. 147 [recte: 247]]

Eine Schande ists auch, daß viele, die zwar nicht auf eine grobe und offenbahre Weise dem Teufel und der Welt zu Dienst und Gefallen singen und spielen/ dennoch aber auch nicht dem Herrn, sondern ihnen selbst in Eigenliebe singen oder auch spielen, indem sie wenig oder gar nicht recht, und mit heiliger Andacht und Ehrfurcht im Glauben an Gott gedencken, sondern sich selbst gerne hören und hören lassen, und sich in ihre helle, manierliche, liebliche, anmuthige und künstliche Stimme verlieben und belustigen, oder andern auf eine fleischliche Weise, wo nicht W W KorrekturOriginal: admîrablesadmirables[20], doch gefällig zu seyn suchen. Auch dergleichen, meist unerkante Sünden[21] und subtiler Mißbrauch des Singens und Spielens ist dem Herrn eben so mißfällig und zuwider, als der grobe und offenbare, dessen Schändlichkeit ietzt berühret und zum Theil beschrieben worden.

Gläubige singen und spielen nicht ihnen selbst, noch andern zu hören, sondern dem Herrn, und rühmen seine Wercke. Sie selbst sind in ihren eigenen Augen und Hertzen viel zu gering, klein und unwürdig, als daß sie ihnen selbst singen und spielen solten. Sie halten sich für nichts, und eher aller Schande werth, als daß sie ihre eigene Ehre suchen, oder ihnen selbst gefällig zu seyn singen solten. Ly BibelstellePsalmen 115,1–3 Ps. 115, 1. f. Zwar verachten sie es auch nicht, wenn ihnen Gott unter dem Singen und Spielen eine göttliche Süßigkeit gönnet und schencket, oder sie den Nutzen ihres Singens und Spielens mitgeniessen lässet: Aber dem ungeachtet singen und spielen sie nicht ihnen selbst, sondern dem Herrn. Sie singen und spielen auch nicht sowol um ihres Nutzens und Vergnügens, als vielmehr um Gottes und seiner Ehre willen. Gott/ Gott ist ihr Gott allein, dem sie singen und spielen; Und seine Wercke allein achten sie über alles und werth, daß sie von iederman besungen und gepriesen werden. Ly BibelstelleJesus Sirach 42,15–17.23 Sir. 42, 15-17. 23. Ly BibelstelleJesus Sirach 34,32 c. 34. 32.

Prüfet euch hiebey, lieben Freunde, die ihr hie zugegen seyd (oder dis nun leset) ob ihr bisher dem Herrn, oder dem Teuffel und der Welt, oder wenigstens doch euch selbst gesungen und gespielet habt. Habt ihr dem Herrn gesungen und gespielet, wohl euch! Denn so habt ihr nicht aufs Fleisch, sondern auf den Geist gesäet,[22] und werdet von dem Geist W W KorrekturOriginal: desdas[23] ewige Leben erndten; ja davon habt ihr hie schon einen Vorschmack und Versicherung, nebst dem Zeugniß eines guten Gewissens. Habt ihr aber auf das Fleisch gesäet, und nicht dem Herrn gesungen und gespielet, so werdet ihr von dem Fleisch das Verderben erndten, Ly BibelstelleGalater 6,8 Gal. 6, 8. Wo ihr nicht mit dem verlohrnen Sohn in euch schlaget, euer gottloses Wesen erkennet, bereuet, hasset, abbittet, und neue Gnade suchet und findet. O so kehret denn wieder zu dem Herrn/ eurem Gott, den ihr verlassen habt, und denckt mit [S. 148 [recte: 248]] Ernst an Lb PersonPetrus Petri Worte, und fasset den festen Schluß, ihnen von Hertzen, gehorsam zu werden, da er saget: Ly Bibelstelle 4,3 Es ist genug, daß wir die vergangene Zeit des Lebens zubracht haben nach heydnischem Willen/ da wir wandelten in Unzucht (dahin auch leichtfertiges singen und spielen liederlicher Lieder gehöret), Lüsten, Trunckenheit, Fresserey, Säuferey u[nd] greulichen Abgöttereyen, (die auch im eigenliebigen singen u[nd] spielen getrieben werden.) 1. Pet. 4, 3. Diese Dinge pflegen als Schwester und Brüder gemeiniglich und gerne allezeit in einem Hause beysammen zu seyn. Jaget sie aber alle mit einmahl hinaus aus eurem Hertzen, gleichwie Christus die Käufer und Verkäufer aus dem Le Geographicumg Gebäude: Jerusalem, Tempel Tempel zu Jerusalem triebe; Ly BibelstelleMatthäus 21,12–13 Matth. 21. Und wendet euch gantz zu Christo, der W W KorrekturOriginal: wilwill[24], kan, wird und muß auch euch davon befreyen und erlösen. Geschiehet das, so werdet ihr künftig dem Herrn singen und spielen in euren Hertzen, das gebe Gott!

Vom Dritten.

Wje aber oder auf was Art und Weise eigentlicher die wohlgeordnete Music der Gläubigen solle angestellet werden, lehret Paulus, wenn er spricht: Singet und spielet.

Das/ was gesungen und gespielet werden solle, sind Psalmen und Lobgesänge und geistliche Lieder. (Wie denn diese Worte füglicher mit dem Singen und Spielen, als dem Reden untereinander zusammen hangen und gelesen werden möchten.)

Durch die Psalmen werden insgemein heilige Lieder verstanden, die von allerhand göttlichen und erbaulichen Sachen handeln, als da sind: Bitte, Gebet, Dancksagung/ Wiederholung der Geschichte voriger Zeiten/ wie auch prophetische Verkündigung des zukünftigen: hiernechst Klagen, Wünsche, Fürbitten u[nd] s[olches] m[ehr]. Einige wollen durch die Psalmen sonderlich solche Lieder verstehen, wobey oder worunter man nebst menschlicher Stimme auch Instrumenta brauchet und spielet.[25]

Lobgesänge sind solche Gesänge, die das Lob, die Hoheit/ Herrlichkeit, Wohlthaten, Güte und Treue Gottes des allerhöchsten in sich fassen, und auf das nachdrücklichste vorstellen, kund machen und ausbreiten.

Geistliche Lieder sind alle heilige Lieder und Gesänge, die eben sowol als die Psalmen und Lobgesänge von frommen Hertzen, durch einen göttlichen Trieb und Bewegung getichtet, und voll göttlichen Geistes, Trostes und Lebens sind, auch solche ihre beywohnende Krafft durch Rührung, W W KorrekturOriginal: ErweckungErweckung,[26] Ermunterung und Erquickung anderer sattsam bezeugen. Sie heissen aber geistlich, weil sie W W KorrekturOriginal: uhrur[27]= [S. 149 [recte: 249]] sprünglich vom Heiligen Geist/ und zwar durch geistlich gemachte Werckzeuge herkommen, geistliche Dinge in sich halten, und andere geistlich gesinnet machen/ oder in dem guten und geistlichen bekräftigen, gründen und versiegeln. Jn dem Briefe an die Ly BibelstelleKolosser 3,16 Colosser c. 3, 16. beschreibet Paulus diese geistliche auch als liebliche Lieder, weil sie nicht allein an und in sich voll Lieblichkeit, Holdseligkeit/ Trost und Gnade sind, sondern auch sowol dem Hertzen der Gläubigen, als Gotte lieb und angenehm sind, und ihre Liebhaber lieblich und holdselig machen.

Solche Psalmen, Lobgesänge und geistliche liebliche Lieder sollen nun die Gläubigen singen und spielen. Jsts so, wie die Geschichtforscher angemercket, daß Gott in der ersten Kirchen etlichen die Gnade und ausserordentliche Gabe verliehen, daß sie mit Freuden, aus freyem prophetischen Geiste schöne Lieder, ex tempore, wie man redet, oder ohn sich darauf zuzubereiten, und also ohne Kunst, bevorab bey dem heiligen Liebes=Mahl gesungen; Jst dem so, sage ich, so vermahnet Paulus alhier, daß sie solche Gabe theuer achten und mit Fleiß bewahren, sich aber derselben durch muthwillige Sünde oder Welt=Liebe nicht wieder verlustig machen sollen. Jm übrigen aber erfordert er auch nicht weniger damit, daß sie auch solche Psalmen, Lobgesänge und geistliche Lieder, die mit Bedacht von andern, oder von ihnen selbst aus ordentlicher Meditation aufgesetzet, und unter der Anführung des H[eiligen] Geistes ausgearbeitet sind, singen und spielen sollen.

Das singen geschicht eigentlich, wenn der Mensch Gott und dessen Eigenschaften, Wercke, Wege, Wohlthaten, Wunder und Gerichte erkennet, und in seinem Hertzen hochachtet, preiset und besinget, und dis alles auch mit äußerlicher Stimme und mit Abwechselung des Thones hoch lobet und rühmet. Diese Art des Gottesdienstes ist schon vorlängst im Gebrauch gewesen. Gott selbst gedencket des Lobgesanges der Morgensterne, und des jauchzens der Kinder Gottes beym Ly BibelstelleIjob 38,7 Hiob c. 38, 7. woselbst durch die Kinder Gottes Niemand anders, als die heiligen Engeln verstanden werden, die seit ihrer Schöpffung her, das ihr eigentliches und beständiges Amt seyn lassen, daß sie Gott über alles hoch preisen und erheben. Ps. 103, 20. c. 148, 2. Luc. 2, 13. Die Seraphinen singen ohne Unterlaß: Ly BibelstelleJesaja 6,3 Heilig, heilig, heilig ist Gott der Herr Zebaoth! Alle Lande sind seiner Ehren voll. Es. 6, 3. Die Außerwehlten/ von Lb PersonAbel Abel an, bis auf alle die, die seit dem ins Reich der Herrlichkeit eingegangen sind, singen das neue Lied/ das Lied Lb PersonMoses Mosis (ob sie gleich zum Theil vor Lb PersonMoses Mose gelebet) und des Lammes. Ly BibelstelleOffenbarung 14,3 Offenb. 14, 3. Ly BibelstelleOffenbarung 15,3 c. 15, 3. Ly BibelstelleOffenbarung 5,9–10 c. 5, 9. f.

Die Jüdischen Lehrer geben vor, daß Lb PersonAdam Adam den Ly BibelstellePsalmen 92 92. Psalm gemachet, und [S. 150 [recte: 250]] auf dem Sabbath gesungen, auch bereits musicalische Instrumenta dabey gebrauchet habe.[28] Ob dem so sey, lassen wir an seinen Ort gestellet seyn.

So haben auch die heiligen Ertz Väter vor und nach der Lm Ereignislegendär: Sintflut Sündfluth, wenn sie geopfert, oder von dem Namen des Herrn geprediget, Ly BibelstelleGenesis 4,26 1. Mos. 4, 26. und allewege ein göttlich Leben geführet/ oder mit und vor Gott gewandelt, Ly BibelstelleGenesis 5,24 c. 5, 24. ohne Zweifel nebst ihrer übrigen Andacht und Glaubens=Jnbrünstigkeit dabey mit gesungen, und die Wercke des Herrn gepriesen.

Zur Zeit Mosis war dieser Gottesdienst des Singens und Spielens bekannt/ da Mose und Lb PersonMirjam Mirjam mit Stimmen und Paucken den Herrn gelobet. Ly BibelstelleExodus 15,1–2 2. Mos. 15, 1. f.[29]Und da Mose nunmehro gleichsam abdancket, so verfassete er ein sonderlich Lied und Lobgesang, so wir im Ly BibelstelleDeuteronomium 32 5. Buch c. 32. finden. Bey dem Gottesdienst Altes Testaments wurden die Gesänge täglich gebraucht, Ly Bibelstelle2 Chronik 23,18 2. Chron. 23.welchen hernach David und Lb PersonSalomo Salomon in völlige Ubung und Schwang gebracht. Ly Bibelstelle1 Könige 4,31 1. Köng. 4, 31.[30] Und ob gleich nachgehends in der Lm Ereignis597 – 538 v. Chr.: Babylonisches Exil babylonischen Gefängniß manche Hindernisse vorgefallen, davor man das singen und spielen nicht unverrückt fortsetzen können; Ly BibelstellePsalmen 137 Ps. 137, 1. 2. f. so ists doch weder da, noch nachher gäntzlich unterblieben, sondern immer wieder erneuret und beybehalten.

Jn dem N[euen] Testament wurde die Art, Gott mit Gesängen zu loben fortgesetzet. Und dazu wurde ihnen der H[eilige] Geist oft auf eine ausserordentliche Weise gegeben. Was und wie solchergestalt Maria und Zacharia aus unmittelbarem Eingeben des H[eiligen] Geistes, dessen ihr Hertz voll war, gesungen, ist aus Ly BibelstelleLukas 1,46–55.– Luc. 1, 46. f. Ly BibelstelleLukas 1,67–79 68. f. bekannt. Gleichwie auch die Engel mit und bey der Geburt Christi, unsers allgemeinen Welt=Heylandes, da sie den Hirten die herrliche Bothschaft und Freude von Jhm brachten, einen Lobgesang anstimmeten und sprachen: Ly BibelstelleLukas 2,14 Ehre sey Gott in der Höhe, Friede auf Erden, und den Menschen ein Wohlgefallen; Luc. 2, 14. also haben sie damit die Hirten, als die Erstlinge unter den Gläubigen N[euen] Testaments, gelehret/ was auch ihre und aller Menschen Schuldigkeit wäre/ nemlich Gotte über seine Wohlthaten in ihrem Hertzen und mit ihrer Stimme zu singen.

Als unser Seligmacher, Jesus, das Osterlamm genossen, sprach Er mit seinen Jüngern den Lobgesang; Ly BibelstelleMatthäus 26,30 Matth. 26, 30. daß solches mit singen geschehen, bezeuget der Grund=Text. So haben die Jünger und Apostel ohne allen Zweifel durch geistliche Lieder Gott gelobet. Ly BibelstelleApostelgeschichte 2,45 Apostg. 2, 45.[31] Ly BibelstelleApostelgeschichte 4,24 c. 4, 24. Sonderlich auch Paulus und Lb PersonSilas Silas im Gefängniß. Ly BibelstelleApostelgeschichte 16,25 c. 16, 25. Hier und Ly Bibelstelle 3,16 Col. 3, 16. gedencket der Apostel der Psalmen und Lobgesänge und geistlicher lieblicher Lieder/ und Ly Bibelstelle1 Korinther 14,–.15 1. Cor. 14, 15. [S. 151 [recte: 251]] siehet man, daß auch in der Gemeine zu Le Geographicumf Ort: Korinth Corintho dergleichen gebräuchlich gewesen. Welches auch in folgenden Zeiten durchgehends in der Gemeine/ in denen Häusern, bey Tische, auf Reisen zu Wasser und Lande, und bey aller Arbeit unter den Christen üblich gewesen.

Die ersten Christen führeten auch zeitig ihre Kinder von der Wiegen dazu an, und so hörete man nachmals von allen das Singen bey ihrer Arbeit. Lb PersonHieronymus, Sophronius Eusebius (347–420) Hieronymus schreibt davon: Ln LiteraturHieronymus, Epistulae 1–70 (1996) M »Du magst dich wenden, wohin du wilt/ so singet der Ackermann hinter dem Pflug ein fröliches Hallelujah. Der mühsame Schnitter ergetzet sich mit Psalmen, und der Wintzer singt etwas von Davids Lobliedern. Dis sind die Gesänge bey uns, dis sind die Liebes=Lieder, wie sie insgemein heissen; davon rufen die Hirten, damit wapnen sich die Land=Leute.«[32] Und haben die ersten Christen bey ihrem singen erinnert, daß sie im Geist dadurch mit den Engeln zugleich vor Gott stünden, und mit ihnen ihre Psalmen, Lobgesänge und geistliche liebliche Lieder absüngen.

Ja selbst in öffentlichen Gemeinen hatten auch die W W KorrekturOriginal: LeyenLayen[33] Freyheit aus ihrem Hertzen Lieder zu singen. Als aber in denen folgenden Zeiten das Christenthum in Verfall gerathen, und die Römische Geistlichkeit alle geistliche Verrichtungen an sich gezogen, hat sie auch das singen sich zugeeignet, und dieses Mittel sich zu erbauen den Layen und gemeinen Leuten entzogen. Davon nicht nur der theure Lb PersonDannhauer, Johann Conrad (1603–1666) Danhauer, sondern auch ein cordater Papiste selbst, Lb PersonLapide, Cornelius a (1567–1637) Cornelius a Lapide, schreibet, »daß es das Monopolium der Lehrer, oder der Greuel gewesen/ da sie alles allein in der Kirche seyn und thun wollen, denen so genannten Layen aber nur ums Geld verkaufen, in der Kirchen noch nicht aufkommen.« Ja was noch mehr, so haben sie auch nach und nach das Singen in unbekannten Sprachen angefangen, worauf Lb PersonAmbrosius von Mailand (339–397) Ambrosius Sec[ulo] V. schilt.

So hat man auch mit der Zeit nach Noten zu singen W W KorrekturOriginal: begonntbegont[34]. Man schreibet die Erfindung des singens nach den Noten dem Lb PersonGregor I. (ca. 540 – 604) Gregorio Bischoff zu Le Geographicumf Ort: Rom Rom zu; Allein daß er nicht der Auctor dessen sey, bezeugen die Lr QuellenFlacius, Ecclesiastica historia 6 (1562) M Centuriatores Magdeburgici Cent. VI. c. 6.[35]Vielmehr ists dem bekannten Lb PersonArezzo, Guido von (ca. 992 – ca. 1050) Guidoni Aretino zuzuschreiben.[36] Doch aber ist auch solche Art zu singen an sich nicht allein nicht unrecht/ sondern auch nützlich, doch mit grosser Vorsichtigkeit zugebrauchen.

Als nun mit dem Anwachs des Pabsthum und der Mißbräuche, das rechte, andächtige und wohlgeordnete Singen immer in abnehmen kommen, und denen gemeinen Leuten gleichsam das Futter heiliger und geistreicher Lobgesänge, Psalmen und Lieder vor dem Mund weggenommen worden; hat Gott sich von neuen seiner Heerde durch Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Lutherum angenommen. Da wurde in seiner Masse erfüllet/ was Gott Ez. 34, 17. sagt: [S. 152 [recte: 252]] Ly BibelstelleEzechiel 34,17 Sihe, ich wil richten zwischen Schaaf und Schaaf, und zwischen Widdern und Böcken. Jsts nicht gnug, daß ihr so gute Weide (der herrlichsten Lobgesänge und geistlichen Lieder aus Gottes Wort, den Psalmen Davids, und von den Kirchen Vätern und andern heiligen mehr her) Ly BibelstelleEzechiel 34,18–19 habt und so überflüßig, daß ihr drein tretet, und sie trübe machet: Daß meine Schaafe essen müssen, was ihr mit euren Füssen zertreten habt, und trincken, was ihr mit euren Füssen trübe gemacht habt. Ly BibelstelleEzechiel 34,10–11 So spricht der Herr, Herr: Jch wil meine Schaafe erretten aus ihrem Maul, daß sie fort nicht mehr fressen sollen. Denn so spricht der Herr/ Herr: Sihe, Jch wil mich meiner Heerde selbst annehmen u[nd] s[o] f[ort]. Ly BibelstelleEzechiel 34,12 Jch wil sie erretten von allen Oertern, dahin sie zerstreuet waren, zur Zeit, da es trübe und finster war. Ly BibelstelleEzechiel 34,14 Jch wil sie auf die beste Weide führen u[nd] s[o] w[eiter] P. 8. f. 14. f.

Denn als Gott Lutherum erweckte, und durch ihn das Licht seines Worts wiederum auf den Leuchter stellete, so erstattete er nicht nur durch die Lm Ereignis1517: Reformation Reformation den Gliedern der Gemeine ihr Recht wiederum, sondern ließ auch insonderheit die geistlichen Lieder in der Kirchen wiederum einführen, damit die Gemeine und ein ieder Haus=Vater in seinem Hause/ ja auch ein ieder Christ für sich selbst durch geistliche Lieder Gott loben, sich und andere erwecken und erbauen könne. Und solches fordert auch hier der Apostel, wenn er befiehelt und vermahnet: Singet. Sie sollen singen. Nach dem Griechischen heists, sie sollen reden untereinander mit sich selbst, und einer mit dem andern Gott loben, singen, rühmen und preisen.

Hernach setzt er hinzu: Spielet. Das Wort so im Grund=Text steht, heist: Instrumenta gebrauchen, und dieselbe denen Worten im Gesange beyfügen/ dadurch Veränderung des Thons/ auch der Sache eine Lieblichkeit gegeben wird. Wie wir nun daher nicht unbillig schliessen, daß auch die musicalische Instrumenta, oder die Instrumental-Music nicht schlechterdings und an sich zu verwerfen; also sind die ohne Zweifel zu weit gegangen, die solche Instrumental-Music gäntzlich verworfen, oder, da sie nicht leugnen können, daß selbige im A[lten] Testament beym Gottesdienst gebräuchlich und von Gott unverboten, ja zum Theil geboten gewesen, sie doch ins alte Test[ament] verweisen. Selbst Lb PersonChrysostomos, Johannes (ca. 344 – 407) Chrysostomus schreibt: Lr QuellenArnold, Die Erste Liebe Der Gemeinen Jesu Christi (1696) M »damals (im A[lten] Test[ament]) waren wol solche Instrumenta, damit sie ihre Gesänge darbrachten; Nun aber kan man an deren stat den Leib selber brauchen. Wenn iedes Glied thut, was Gotte zu Lobe gereichet. Also werden sie alle ein Psalter und Cither, und singen ein neu Lied mit Wercken, nicht mit Worten.«[37] Ja noch vor 400 Jahren schreibt [S. 153 [recte: 253]] Thomas Aquinas also: Lr QuellenArnold, Die Erste Liebe Der Gemeinen Jesu Christi (1696) M »Die Kirche brauchet keine musicalische Instrumenta, Cithern und Psalter zum göttlichen Lobe, damit sie nicht jüdisch zu seyn scheine. Jm A[lten] Test[ament] wurden sie gebraucht; theils, weil das Volck fleischlicher und hartnäckiger war, und also durch solche Instrumente wolte beweget seyn, wie durch die irrdischen Verheissungen, theils, weil solche leibliche Instrumenta als Vorbilder etwas anders bedeuteten. Diese bewegen auch das Gemüth mehr zur Lust, als daß dadurch innerlich eine rechte Andacht solte gemachet werden.«[38] Solches Sinnes ist auch Lb PersonTheodoret (393–466) Theodoretus nebst andern mehr gewesen.

Ob nun gleich solche theure Männer hiebey eine gute Meynung gehabt, und wol sonderlich um des gemeinen, überhand nehmenden grossen, handgreiflichen und schändlichen Mißbrauchs willen, von dem Gebrauch der Instrumenten beym Singen abgeneigt gewesen; so mögen wir doch nicht so weit gehen, sondern lassen auch noch im N[euen] Test[ament] die Instrumenta beym Singen in ihrem Werth. Aber dabey bedingen wir vor allen Dingen dis voraus, daß man sie nicht mißbrauche. Denn alsdenn fällt ihr Werth in soferne, als sie gemißbrauchet werden/ weg. Daß solches nicht geschehe, so muß N[ota] B[ene] N[ota] B[ene] Das Hertz selbst zuforderst das Instrument, die Orgel und Harfe seyn, welches der H[eilige] Geist belebet, regieret und beweget,[39] damit nicht nur die Stimme erschalle und die Instrumenta erklingen, sondern alles mit wahrer Hertzens=Andacht geschehe, und also die Menschen nicht nur mit dem Sinn, sondern vornemlich im Geist singen.

Und wie die äusserliche wohlgeordnete Music, welche mit Menschen=Stimmen und mit Instrumenten gemachet wird, eine verborgene und göttliche Krafft hat, die Hertzen zu bewegen, entweder zum Mitleiden, wann eine Sache kläglich gesungen oder gespielet wird, oder zur Freude und Erweckung, wenn sie auf eine fröliche Weise vorgestellet wird; also hat vielmehr die innerliche und andächtige Hertzens=Music die Krafft, eine Seele W W KorrekturOriginal: zuerweckenzu erwecken[40] und zum Lobe Gottes aufzumuntern. Wenn nun das innere und äußere zusammen kommt, und auf eine göttliche Weise geführet wird, so kan es ohne Erbauung und Nutzen nicht abgehen.

Auch ist gewiß, daß, wenn alle die Personen, welche bey der Vocal- und Instrumental-Music gebrauchet werden, mit dem H[eiligen] Geist erfüllet sind, und im Glauben stehen, dieselbe eine besondere Krafft haben solten, entweder die Hertzen zur Traurigkeit, oder zur Freude zu bewegen. Wie hingegen, wenn alle Personen im Welt=Geist stehen und fleischlich gesinnet sind, von deroselben Music wenig Erbauung zu hoffen, vielmehr aber Aergerniß und Schaden daher zu besorgen. Gott ist ein Gott der Ordnung, [S. 154 [recte: 254]] und wie Er selbst alles ordentlich gemachet, und eins dem andern subordiniret oder untergeordnet, auch einen Wohlgefallen daran hat; also ists Jhm auch gefällig und lieb, wenn wir alles in rechter Ordnung bey unserm Gottesdienst, und unter andern auch beym Singen und Spielen beobachten.

Zum Beschluß führe ich denen, welche die Instrumental-Music, wo nicht gar hassen und verwerfen, doch mißbilligen, oder wenigstens nicht in ihrem gebührenden Werth halten und lieben, einmal folgendes zu Gemüthe: Gott hat alles zu seinen Ehren geschaffen, und dem Menschen befohlen, alles zur göttlichen Ehre anzuwenden und zu gebrauchen. Daher sind wir ja verbunden, so viel wir können, Gottes Lob, Ruhm und Erhebung auf allerley Weise zu befodern. Und ob solches gleich von den Ungläubigen und Welt=Kindern nicht geschiehet, so geschichts doch von den Gläubigen und Kindern Gottes. Diese suchen alles in Gott wiederum zu führen, gleichwie es alles von Jhm herkommt. Ja selbst die geringsten Dinge wenden sie zur Verherrlichung Gottes an. Ein einfältiges Exempel zu geben:

Die Posen oder Schreibfedern von den Gänsen oder andern Geflügel, das Papier, so von Leinen Geräthe, ja gar wol von unnützen und nicht werthen Lumpen gemachet worden, und die Tinte, so von Gall=Äpfeln, Victril, Gummi &c. zubereitet wird, wenden die Gläubigen dazu an, daß sie was gutes und erbauliches, dadurch Gottes Name geheiliget, sein Reich angebauet, befodert und vermehret, und sein Wille bekannt gemachet und vollendet werden soll, unter die Leute bringen. O wie viel herrliche Wahrheiten welche solchergestalt in manche Hertzen gepflantzet! O wie viele Menschen werden dadurch aus dem geistlichen Tode erwecket, erbauet und zum Leben und allem Guten angeführet! O wie vielem Bösen wird dadurch gesteuret! des Satans Reich zerstöret, Gottes Reich hingegen angebauet: das Erkänntniß und der Glaube ausgebreitet und zum Wachsthum befodert! u[nd] s[o] f[ort].

Aus diesem einigen Exempel (es könten aber derselben viel tausend angeführet werden,) ist abzunehmen, wie es auch so gar nicht unrecht, sondern vielmehr gut und heilsam ist, wenn man Zinn, Bley, Holtz, Eisen, Sayten u[nd] d[er]gl[eichen] was zu einem Jnstrument gehöret, es sey Harfe, Orgel, Geige, Pfeiffe u[nd] s[o] f[ort] dazu heiliget, anwendet und gebrauchet, daß dadurch Gottes Name gepriesen und verherrlichet, und der Menschen Erbauung befodert werde.

Hiernechst führe ich denen/ die der Instrumental-Music abgeneigt sind, zu Gemüthe, wie die gantze Natur und alle Creaturen nichts anders sind, als Instrumenta, durch welche Gott spielet und seine Stimme hören läßet. [S. 155 [recte: 255]] Also erzehlen die Himmel die Ehre Gottes, und die Veste verkündigen seiner Hände Werck.[41] Ly BibelstellePsalmen 19,1–2 Ps. 19, 1. f. Da uns nun Gott zu Herrschern über die Creatur, die von Jhm gemacht ist/ verordnet, und uns dazu, daß wir gleichsam ein ieder nach seiner Ordnung, Stande und Beruff gleichsam mit Jhm mitspielen, und seine Ehre auf allerhand Art befodern sollen, gesetzet; Warum solten wir jhm denn nicht auch auf Jnstrumenten spielen, und in rechter Ordnung unter Gott und mit Jhm gleichsam mitspielen: So viel von der Abhandelung des Textes, woraus wir die edle und W W KorrekturOriginal: wohlgordnetewohlgeordnete[42] Music der Gläubigen erwogen, und zwar, wie sie (a) von den Gläubigen (b) Gott zu Ehren und (c) durch Singen und Spielen angestellet wird.

Wir könten nun noch miteinander an statt der

Haupt=Lehre

betrachten die Music überhaupt/ welche mit Menschen=Stimmen und allerhand Jnstrumenten in den Kirchen und Häusern angestellet wird; weil aber unsere Absicht für jetzo insonderheit auf unser neu=erbautes Orgel=Werck gehet, wir auch bereits bey Abhandlung des Textes unsere Meynung von dem singen und spielen nach Nothdurfft eröffnet; so wollen wir noch mit wenigem sehen:

Was von den Orgeln in denen Kirchen zu halten?

Wir mercken dabey

I. Den Ursprung derselben. Von wem, wo und zu welcher Zeit dieselben eigentlich erfunden worden, davon findet man in denen Geschichtschreibern keine eigentliche und zuverläßige Nachricht. Es meynen zwar einige, daß schon zu Davids und Lb PersonSalomo Salomons Zeiten die Orgeln oder Positiven bekannt und gebräuchlich gewesen, und habe Salomo in seinem Tempel eine schöne Ld OrgelJerusalem, Salomos Tempel-Orgel (legendär) Orgel, so er selbst erfunden, setzen lassen, die so schön und herrlich gewesen, daß die heutige Orgeln nichts dagegen zu rechnen seyn.[43] Aber wer kan solchem Vorgeben schlechthin glauben? Ob wir nun gleich auch nicht schlechterdings widersprechen, so glauben wir doch eher, was von einigen, denen heutigen Orgeln ähnlichen Instrumenten berichtet wird.[44] Da soll schon zu uhralten Zeiten bey den alten Hebräern ein Jnstrument mit Pfeiffen (Masrakitha genannt,) in welches man geblasen und worauf man mit den Fingern gespielet, gebräuchlich gewesen seyn, imgleich ein anders Sampunia, (vielleicht von Symphonia,) Ly BibelstelleDaniel 3 Dan. 3.[45] Beyde aber soll, wie Lb PersonPortaleone, Abraham ben David (1542–1612) Schilte Gibborim schreibet, übertroffen haben [S. 156 [recte: 256]] ein ander besonders Lr QuellenKircher, Musurgia universalis 1 (1650) M Thalmudisches musicalisches Instrument, (genannt Macraphe d’Aruchin) so unsern Kirchen=Orgeln ziemlich gleich gewesen, indem es aus gewissen Ordnungen der Pfeiffen bestanden, und von Blasebälgen gleichsam belebet worden. Es hatte Löcher und Claviren zu jeden Pfeiffen, und wurde von einem Organisten gespielet, gab auch einen mannigfaltigen und vortreflichen Thon von sich.[46] (Siehe davon Lb PersonKircher, Athanasius (1602–1680) Athanasii Kircheri Opus in Folio, mit sehr vielen vortrefflichen Kupfern erläutert, und anno 1650. zu Rom gedruckt, genannt: Lr QuellenKircher, Musurgia universalis 1 (1650) M Musurgia Universalis, oder Ars magna Consoni & Dissoni. p. 53. 54. woselbst auch das Kupfer, wie es Rabbi Hannasé beschreibet, zu finden,[47] und unsern Orgeln der Sache selbst nach, sehr ähnlich ist.) Obs aber mit dieser Nachricht seine gute Richtigkeit habe, lassen wir die Scribenten verantworten, die es bejahen. Wenigstens werden sie solches mit festen Gründen nicht behaupten können.

Jm übrigen wollen andere die Erfindung der Orgeln dem 4ten, etliche dem 7den, und noch andere erst dem 9ten Jahr=Hundert nach Christi Geburt zuschreiben, weil zur selben Zeit verschiedene Geschichtsschreiber der Orgel gedencken. Unter andern schreiben einige, daß die Orgeln durch die Invention eines Musici, Namens Lb PersonVitalianus (vor 657 – 672) Vitalianus, bekannt worden;[48] wie denn der Griechische Kayser Lb PersonKonstantin V. von Byzanz (718–775) Constantinus dem Lb PersonPippin (714–768) Pipino, der Francken Könige, die erste Lm Ereignis757: Kaiser Konstantin V. Kopronymus von Byzanz schenkt Frankenkönig Pipin eine Orgel Orgel soll überschicket haben.[49] Lb PersonVergilius, Polydorus (ca. 1470 – 1555) Polydorus Vergilius beklaget (Lib. 3. Lr QuellenPolydorus, De rerum inventoribus (1671) M de Invent. rer. c. 18.) sehr, daß man nicht wisse, wer die Orgeln, Clavicymbeln und dergleichen Jnstrumenta erst erfunden habe.[50] Daher auch wir uns damit begnügen lassen müssen, daß wir dafür halten/ wie alle andere Kunstwercke einen gar schlechten Anfang gehabt, nach und nach aber excoliret und verbessert worden; es also auch mit den Orgeln geschehen. Die Erfindung der Pfeiffen wird Ly BibelstelleGenesis 4,21 1. Mos. 4, 21. dem Lb PersonJubal Jubal zugeschrieben, und sind nach und nach etliche zusammen gefüget, und durch dieselben zum Laut gebracht worden. Worauf in den folgenden Zeiten die Kunst immer höher gestiegen, mehrere und unterschiedene Register beygefüget, auch dieselben mit W W KorrekturOriginal: verschiebenenverschiedenen[51] Claviren versehen worden.

II. Wann und zu welcher Zeit die Orgelwercke in die Kirchen eingeführet, und bey dem öffentlichen Gottesdienst zuerst gebrauchet worden/ davon finden wir gleichfals in denen Kirchen=Geschichten keine eigentliche und zuverläßige Nachricht. Es meynen zwar einige, daß Pabst Lb PersonVitalianus (vor 657 – 672) Vitalianus, (den sie vielleicht mit vorhingedachtem Lb PersonVitalianus (vor 657 – 672) Musico confundiren) welcher um das Jahr Christi 655. gelebet, die Orgeln am ersten bey dem öffentlichen Gottesdienst zu gebrauchen angefangen.[52] Es scheinet aber demsel= [S. 257] ben zu widersprechen Lb PersonAquin, Thomas von (1225–1274) Thomas de Aquino, welcher um das Jahr 1270. gelebet, wenn er bezeuget, daß die Kirche keine musicalische Jnstrumente gebrauche, und also könte man daraus, wie Lb PersonGroßgebauer, Theophil (1627–1661) Großgebauer, folgern, daß solche erste hernach beym Gottesdienst gebrauchet, und nach und nach mehr bekannt worden.[53] Allein diese Auslegung seiner Worte widerleget wiederum der vorgedachte berühmte Abt Lb PersonAelred von Rievaulx (1110–1167) Aëlredus, der über 100. Jahr vor dem Lb PersonAquin, Thomas von (1225–1274) Thoma de Aquino, und zu den Zeiten Lb PersonBernhard von Clairvaux (ca. 1090 – 1153) Bernhardi gelebet, wenn er nach seiner ernsthaften Art schreibet: Lr QuellenArnold, Die Erste Liebe Der Gemeinen Jesu Christi (1696) M »Woher kommen nun in die Kirche so viel Orgeln und Cymbeln, da doch die Vorbilder aufgehöret haben? Wozu dienet denn nun das schröckliche Brausen der Blasebälge, das vielmehr ein Gepraßel, als eine liebliche Stimme von sich gibt.«[54] Daher zu muthmassen, daß, wenn Lb PersonAquin, Thomas von (1225–1274) Thomas Aquinas schreibt: Lr QuellenThomas von Aquin, Summa Theologiae 2,2,2 (1639) M Die Kirche brauchet keine musicalische Instrumente,[55] er nicht damit soviel sagen wolle, als ob zu seiner Zeit noch keine Orgeln in die Kirchen eingeführet gewesen, sondern was seyn solte, nicht aber geschehe. Denn daß schon zu seiner Zeit, und über 100. Jahr vorher, die Orgeln in die Kirchen eingeführet gewesen, bezeuget ausdrücklich obgedachter Aëlredus. Es wäre denn, daß sie an etlichen Orten nicht, an etlichen aber in die Kirchen eingeführet gewesen. Wie ich mich aber hierüber mit Niemand in diesen Streit einlasse, also können andere, die mehr Zeit und Beruf dazu haben, solches untersuchen und weiter erforschen.

III. Daß aber die Orgeln ohne Bedencken und mit gutem Gewissen bey dem öffentlichen Gottesdienst gebrauchet werden können, daran ist kein Zweifel. Und mögen die, welche hart dawider geschrieben, uns damit keinen Strick an den Hals werfen, als die wir mit Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Paulo wissen, daß alle Creatur gut sey, und nichts verwerflich, das mit Dancksagung empfangen und gebrauchet wird.[56] Ly Bibelstelle1 Timotheus 4,4 1. Tim. 4, 4. Ly BibelstelleGenesis 1,31 1. Mos. 1, 31. Wenn der so ernsthafte als theure Großgebauer von denen Orgeln an sich und schlechthin so schriebe, als er davon wegen des offenbahren und schändlichen im Pabstthum eingerissenen Mißbrauchs schreibet, so wäre es sehr hart geredet. Seine Worte davon sind aus der Lr QuellenGroßgebauer, Drey Geistreiche Schrifften (1682) M Wächter=Stimme c. 11. p. m. 205. folgende: Lr QuellenGroßgebauer, Drey Geistreiche Schrifften (1682) M »Und damit das Volck unterdessen in der Versammlung etwas zu sehen und zu hören hätte, hat ihm der Pabst, an stat der Psalmen, höltzerne, zinnerne, bleyerne Pfeiffen, welche ein groß Gethöne machen, aufhengen, und, als wenn Gott damit gelobet werde, die Leute überreden lassen. Und sind solche Orgel=Pfeiffen nichts anders, als lebendige Bilder des erstorbenen Christenthums, welche zwar heftig plerren und schreyen, aber weder Hertz noch Geist noch Seele haben. Damit hat er das Volck stumm und taub gemacht, daß sie weder Gott loben können, noch sein Wort verstunden, sondern durch [S. 158 [recte: 258]] der Orgel Klang und das prächtige seltsame Musiciren übertäubet zur Verwunderung gezogen und an den Ohren gekützelt wurden.«[57]

Das ist wahr, in so fern die Orgeln also, wie im Pabstthum und sonst bey und unter andern leichtsinnigen Gemüthern gemißbrauchet werden. Und wäre besser, man hätte auf solche Art lieber gar keine Orgeln, als daß man welche hat, und sich dadurch von dem Singen der Psalmen im Geist und in der Wahrheit, abführen lässet. Allein aus diesem allen folget noch nicht, daß es an sich unrecht sey, Orgeln in denen Kirchen haben. Man sondere den Mißbrauch davon, und behalte den rechten Gebrauch in Christlicher Weißheit/ Bescheidenheit und Verleugnung, und übe sich nur in der Furcht des Herrn, daß man auch diese an sich unschuldige Creatur Gottes zu seinem Preise und Ehren heiliglich anwende. Und so ists nicht unrecht, Orgeln in denen Kirchen haben. Denn so wenig im A[lten] Test[ament] es unrecht gewesen, daß allerhand Instrumenta beym öffentlichen Gottesdienst gebrauchet, und die Sänger in gewisse Chöre, welche gegeneinander gesungen, eingetheilet worden, eben so wenig kan es im N[euen] Test[ament] uns zur Sünde gemachet werden, wenn wir so wol mit allerley Jnstrumenten, als mit Menschen=Stimmen Gott loben. Siehe Ly BibelstellePsalmen 55 Ps. 55. und Ly BibelstellePsalmen 150 150. Gnug, daß gottselige Hertzen stets an Pauli Vermahnung gedencken und ihr gehorchen: Ly BibelstelleKolosser 3,17 Alles, was ihr thut mit Worten und Wercken, das thut alles in dem Namen Jesu Christi, und dancket Gott und dem Vater durch Jhn. Col. 3, 17. Nehmen die Gläubigen nur dis wohl und beständig in acht, so bleiben sie in ihrer Christlichen Freyheit, und dürfen sich auch hierin mit keinen Satzungen fangen lassen von denen, die da sagen: Ly BibelstelleKolosser 2,21 du solt das nicht angreifffen, du solt das nicht kosten/ du solt das nicht anrühren, u[nd] s[o] f[ort]. Col. 2, 20. 21.

IV. Daß ein Orgelwerck an sich was vortrefliches, ja das allervornehmste und vollkommenste Musical-Instrument sey, so man hat, ist wol eine ausgemachte Sache. Daher schreibt auch vorgedachter Lb PersonKircher, Athanasius (1602–1680) Athanasius Kircherus in dem angezogenen Buche p. 506. davon also: Lr QuellenKircher, Musurgia universalis 1 (1650) M »Wie die Orgel ein kurzter Begriff aller Musical-Instrumenten ist; also ist sie auch unter allen billig für das schönste und vollkommenste zu halten. Denn man mag betrachten die Mannigfaltigkeit der Harmonie oder Zusammenstimmung, oder den Unterscheid der Verwandelungen, oder die Vielfältigkeit der Stimmen; so achte ich, daß nichts mit der Orgel zu vergleichen. Denn wer solte sich nicht mit Lb PersonTertullianus, Quintus Septimius Florens (nach 150 – nach 220) Tertulliano verwundern über so viele Glieder eines Wercks, über so viele Theile, so viele Verbindungen und Fugen, über so viele Reisen gleichsam oder Läufe der Stimmen, über so viele kurtze Begriffe der Thöne, über [S. 159 [recte: 259]] so viele Gemeinschafften der Weisen oder Melodien, über so viele Ordnungen oder Haufen der Pfeiffen? Und doch ist alles nur ein Gebäude und Werck, daß nichts dieses Welt=Gebäude, so aus einer unaussprechlichen Mannigfaltigkeit bestehet, schöner repraesentiret und darstellet, als ein Orgel=Werck.«[58]

V. Was den Nutzen und Gebrauch der Orgel=Werck anbetrifft, so ist derselbe offenbar, ja so handgreiflich, daß kein Verständiger denselben leugnen kan. Denn 1.) weil in grossen Kirchen und bey Volckreichen Ge=


Weil Athanasii Kircheri Opera nicht in vieler Händen sind, so will ich hier anführen, wie er c. 10. Harmoniam mundi oder die Welt=Music beschreibet, und darinnen zeiget die Analogie und Aehnlichkeit der Music mit der gantzen Welt, oder wie die gantze Natur nichts anders sey, als die allervollkommenste Music.[59] Erstlich vergleichet er Gott mit einem Organisten, und die gantze Welt mit einem Orgel=Werck.[60] Als Praeludia beschreibet er die 6 Tage=Wercke.[61] Und da er hernach 10. Register machet,[62] so setzet er nach seiner Einsicht und Erkänntniß in das erste[63] den Symphonismum oder die Zusammenstimmung der 4. Elementen, das Feuer, das in die Höhe steiget, (und den Discant vorstellet,) die Lufft die in der Mitten schwebet, (und den Alt abbildet,) das Wasser, so beweglich ist, (und den Tenor abschattet,) und die Erde, die feste stehet, (und den Bass repraesentiret.) Zwey Elemente, das Wasser und die Erde sind schwer, doch eines schwerer als das andere, und zwey, die Luft und das Feuer sind leicht, und steigen in die Höhe, doch eines leichter als das andere. Also ists auch mit den 4. Hauptstimmen, deren zwo niedrig, doch eine niedriger, als die andere, und zwo hoch gehen, doch eine höher als die andere, u[nd] s[o] w[eiter].

Jn das 2te Register[64] setzet er den Symphonismum oder die Zusammenstimmung der Himmel und himmlischen Cörper und sonderlich der Planeten, und führet viele Zeugnisse an, wie nicht nur viele gelehrte Heyden, als Lb PersonPythagoras (ca. 570 – nach 510 v. Chr.) Pythagoras, Lb PersonPlato (428/427 – 348/347 v. Chr.) Plato, Lb PersonCicero, Marcus Tullius (106 – 43 v. Chr.) Cicero, Lb PersonSeneca, Lucius Annaeus (ca. 1 – 65) Seneca, Lb PersonPlinius Secundus (ca. 62 – ca. 115) Plinius, Lb PersonMacrobius (385/390 – nach 430) Macrobius, und unzähliche andere mehr, sondern auch viele Kirchen=Väter, und unter andern Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus, von dem Himmel und denen himmlischen Cörpern statuiret und geglaubet, daß sie einen wahrhafftigen und allerangenehmsten Thon, concent, Schall und Stimme von sich geben. Dahin auch einige ziehen, was Jos. 10, 12. stehet: Ly BibelstelleJosua 10,12 Sonne stehe stille zu Gibeon, und Mond, im Thal Ajalon. Denn im Grund=Text heists: Ly BibelstelleJosua 10,12 Sonne schweige stille. Etliche ziehen auch hieher was Ps. 19, 1. stehet: Ly BibelstellePsalmen 19,2 Die Himmel erzehlen die Ehre Gottes, und die Veste verkündigen seiner Hände Werck. Du sprichst: Das ist nichts, wer hat den Schall, wer hat die Stimmen gehöret? Antwort: Wie wenn Paulus was davon gehöret hätte, da er bis in den dritten Himmel entzücket war, und unaussprechliche Worte hörte, welche kein Mensch sagen kan? Gesetzt aber, daß auch dort unter den himmlischen Cörpern kein solcher Schall, keine solche Stimmen, wie hier sind, (das doch auch noch nicht widerleget ist; denn das blosse Leugnen und Widersprechen machts nicht aus,) gehöret würden, so ist doch die allerherrlichste Uberein= und Zusammenstimmung, so Gott in die gantze Natur und Creatur geleget, schon die aller reelleste und angenehmste Stimme und Music, indem sie durch ihre Ordnung, Lauf, Bewegungen, stille stehen, u[nd] s[oviel] m[ehr] redet, singet, spielet, und Gott hoch preiset. [Fortsetzung der Fußnote auf S. 260]

[S. 260]

meinden (auf Dörfern aber und in kleinen Kirchen und Gemeinen hat man nicht leicht Orgeln) es gar leichtlich geschicht, daß ein Theil oft einen unrechten Thon anfänget, vielmals die Stimme fallen lässet, und niederwarts ziehet, oder gar aus dem Thon kommt; so entstehet darob eine Dissonanz und Ubelklang, wodurch vielmals die gantze Gemeine verunruhiget und in der Andacht gestöret, leichtsinnigen Gemüthern aber zum Gelächter Gelegenheit gegeben, ja Gott selbst dadurch verunehret und erzürnet wird. Da ist nun aber kein bequemer und besser Mittel, dis alles zu verhüten, als ein Orgel=Werck, durch welches die Gemeinde, wenigstens äußerlich, (welches auch gewiß schon was grosses und heilsames ist) in eine gute Harmonie und Einstimmung beym öffentlichen Gottesdienst gebracht und darin erhalten wird.

Und gleichwie die Music etwas göttliches in sich hat, so ist auch der rechte Gebrauch derselben 2) vermögend, die Gemüther heilsamlich zu beruhigen, von fremden Gedancken abzuziehen, und die zerstreueten Sinnen zur Andacht zu sammlen, kräftig zu bewegen und aufzumuntern, wie auch zur Freude zu erwecken. Konte dorten ein Spielmann den Lb PersonElisa Elisam beruhigen, und zum Weissagen disponiren und geschickt machen, Ly Bibelstelle2 Könige 3,15 2. Kön. 3, 15. Konte David gar den gleichsam besessenen Lb PersonSaul (fl. 1000 v. Chr.) Saul mit seiner Harfe von dem unruhigen Geiste und argen Gaste befreyen, Ly Bibelstelle1 Samuel 16,14–23 1. Sam. 16, 14. f. 23. Ly Bibelstelle1 Samuel 18,10 c. 18, 10. Ly Bibelstelle1 Samuel 19,9 c. 19, 9. Wie vielmehr kan ein gantzes Orgelwerck, wo nicht alle, doch etliche zerstreute und flüchtige Gemüther in der Gemeinde sammlen,


[Fortsetzung der Fußnote von S. 259:] Jn das 3te Register[65] setzet Kircherus den Symphonismum oder Zusammenstimmung der Steine, Pflantzen und Thiere mit dem Himmel und dessen Einflüssen, und zeiget, wie in der Chimia, Botanica und Medicina auch eine vortreffliche Ubereinstimmung sey, wornach die Chymici, Botanici und Medici sich zu richten, daferne sie weißlich und glücklich handeln und fahren wollen. Jn das 4te Register[66] setzet er den Symphonismum oder die Ubereinstimmung der kleinen Welt, das ist, des Menschen mit der grossen Welt, und handelt sehr vernünfftig von der übereinstimmenden und geschickten Proportion der Theile und Glieder des menschlichen Leibes, nach Maaß, Fugen, Zahlen u[nd] s[o] f[ort]. Jn das 5te[67] setzt er die Ubereinstimmung der Puls und deren Schläge. Jn das 6te[68] setzt er den Symphonismum oder Zusammenstimmung der Affecten im Menschen, und handelt von der Music der Liebe u[nd] s[o] f[ort]. Jn das 7de Register[69] setzt er den Symphonismus oder Zusammenstimmung des weltlichen Regiments, nach den vielerley Regierungs=Arten, als Monarchien, Aristocratien und Democratien. Jn das 8te[70] setzt er die Metaphysicam harmonicam s[ive] Musicam, die Ubereinstimmung der Seelen mit Gott. Jn das 9te Register[71] setzt er die Musicam Angelicam, oder Englische Music. Jn das 10te[72] setzt er die göttliche Music, oder die Zusammenstimmung Gottes mit der gantzen Natur u[nd] s[o] f[ort].

[S. 261]

ihre unruhige Affecten vertreiben und dämpfen, oder doch mäßigen und mindern und bezähmen, die Melancholie und andere Gemüths=Kranckheiten verjagen, das Hertz in eine gute Verfassung und Ordnung setzen, auch fähig machen, göttliche Dinge mit desto mehr Andacht zu Hertzen zu nehmen: Bey den Hebräern heist die Orgel [hebr.], welches Wort seinem Ursprunge nach heisset: Lieblich, angenehm/ anmuthig, das ans Gemüth und Hertz gehet, weil die Pfeiffen mit ihren mancherley Thonen/ Stimmen und Registern so fein und füglich zusammen klingen, und so wol die Hertzen, als Ohren erquicken, erwecken und vergnügen. So viel vom Nutzen der Orgel=Wercke!

VI. Wie aber alle, auch die besten Dinge W W KorrekturOriginal: ofttoft[73] schändlich gemißbrauchet werden, so ist auch die Music und Orgel davon nicht ausgeschlossen. Denn wenn durch lange Praeambula die Zeit verdorben, wenn durch eitele und üppige Art im Spielen, und durch leichtsinnige oder gar leichtfertige Läufe oder Melodien und weltliche Manieren die Gemüther vereitelt und zerstreuet werden, oder sonst was eiteles und unzeitiges im Orgelspielen gesuchet wird; so hat die Orgel schon ihren rechten Endzweck verlohren, und die Organisten dienen alsdenn nicht Gott, sondern ihnen selbst, der Welt und dem Satan, als seine Knechte und Werckzeuge. Christlich gesinnte Organisten vermeiden allen ietztgedachten Mißbrauch, und, wie sie sich in ihrem Gewissen alles solches zu vermeiden verbunden zu seyn erachten; also sind sie auch desto williger dazu, je mehr Furcht Gottes sie im Hertzen haben. Sie bedencken gewissenhaft, wie ihre Kirchen=Dienst, dazu sie als geistliche Arbeiter von Gott und der Obrigkeit mit beruffen sind, sowol, als der Prediger Amt/ müsse heiliglich von ihnen verwaltet werden, daferne sie einst als fromme und getreue Knechte/ die hier über wenigem getreu gewesen, über viel wollen und sollen gesetzet werden. Sie bedencken und erwegen, wie Gottes Augen auf sie und ihr Hertz, wie es beym Spielen beschaffen ist, sehen, imgleichen, wie so vieler Menschen Augen/ Ohren und Hertzen bey öffentlichem Gottesdienst nicht nur auf sie gerichtet seyn, sondern auch gewissermaßen von ihnen dependiren, und entweder Schaden oder Nutzen von ihrem Spielen haben können. Sie bedencken, sowol, wie die frommen, einfältigen und andächtigen Hertzen, in der Gemeine durch ungeordnetes oder leichtsinniges Spielen geärgert, betrübet und zum Seufzen wider sie gereitzet, als auch wie die Ungläubigen dadurch in ihrer Leichtsinnigkeit und Leichtfertigkeit gestärcket, unterhalten und befestiget werden können. Und da sie das erschreckliche Donner= [S. 162 [recte: 262]] Wort Christi wissen, vor Augen und im Hertzen haben und fürchten: Wehe dem Menschen durch welchen Aergerniß kömmt; es wäre ihm besser, daß ein Mühlstein an seinen Hals gehänget würde, und er ersäuffet würde im Meer/ da es am tiefsten ist, u[nd] s[o] f[ort] so hüten sie sich, wie sonst, also auch sonderlich in öffentlicher Gemeine beym Gottesdienst, daß sie auch da Niemand ärgern oder betrüben, sondern sehen dahin, daß sie iederman bessern, bauen, erwecken und zur Heiligung befodern.

Wann auch anderseits die Zuhörer nur allein auf die Lieblichkeit der Stimme, Klang und Thon acht geben, und nur das Ohr kützeln zu lassen und zu belustigen, nicht aber ihre Seele zu erbauen suchen, so wird ihrerseits die Orgel und Music zur Ergetzlichkeit des Fleisches, nicht aber zur Ehre Gottes gebrauchet. Ly BibelstelleGalater 6,7 Wer aber also aufs Fleisch säet, der wird von dem Fleisch das Verderben erndten. Gal. 6, 8.[74] O welch eine leidige und schändliche Sache ists um solchen Mißbrauch! der ist Schuld daran, daß die Music bey so vielen in solche Verachtung kommen, daß sie sehr hart davon gesprochen (davon wir oben einige Zeugnisse angeführet haben,) indem sie vor dem augenscheinlichen und handgreiflichen, ja fast unüberwindlichen Mißbrauch und Schaden, den rechten Gebrauch und Nutzen fast nicht sehen oder finden können, oder möglich zu seyn vermeynen.

VII. Jm übrigen, ist etwas, welches uns den Zustand der Christlichen Kirchen gar eigentlich vorstellen kan; so ist es gewiß ein Orgel=Werck. Dasselbe macht ein gewisses Corpus aus, das bestehet aus vielen Stimmen, und iede Stimme aus unterschiedenen Pfeiffen, (wie dann in unserm neuen Orgel=Werck 40. klingende Stimmen, und über 2556. klingende Pfeiffen werden dargestellet werden,) deren etliche lieblich, etliche hart, etliche grob, andere fein, einige traurig andere frölich/ etliche hoch/ etliche niedrig, und andere mittelmäßig klingen, und, ob sie wol unter sich selbst sehr weit unterschieden, dennoch aber den alleranmuthigsten Klang und Harmonie geben, und insgesammt von einem Winde gleichsam belebet werden, daß sie einen Klang und Schall von sich geben. So ists beschaffen mit der gesammten Kirchen. Sie ist ein Corpus oder Leib. Jn derselben sind viel und mancherley Glieder, welche an sich von einander sehr unterschieden, nicht nur dem Wesen nach, indem iedes seinen eigenen Leib und eigene Seele hat, sondern auch nach denen Eigenschafften, Temperamenten, Gaben, Ständen/ Bedienungen, Aemtern, wie auch nach denen Gemüths=Beschaffenheiten, indem etliche betrübt und traurig, einige freudig und frölich, etliche heftig und feurig/ ja Donnerkinder, andere douces, stille und sanftmüthig, etliche freyer, etliche gebundener, einige langsamer, andere hurtiger, etliche [S. 163 [recte: 2632]] Kinder in Christo/ andere Jünglinge in Christo, noch andere Väter in Christo, u[nd] s[o] f[ort] sind. Weil sie aber alle von einem Geist belebet und regieret werden, so stehen alle Glieder mit einander in einer genauen Harmonie, und gehet ihr einiger Zweck dahin, daß sie Gott den Dreyeinigen/ ihren Schöpffer, Seligmacher und Heiligmacher aus einmüthigem Hertzen loben, und seinen Namen rühmen, preisen, erheben und verherrlichen.

Und wie ein Organist nach seinem Gefallen, und wie ers allewege am nützlichsten und nöthigsten befindet, bald ein trauriges, bald wiederum ein fröliches Register ziehet, und also die Stimmen verändert; so gehet Gott um mit seiner Kirche. Schicket er derselben Verfolgung zu, so heisset es: Ly BibelstelleLukas 6,25 Jhr werdet weinen und heülen; Und da höret man Seufzer, lamentiren quaeruliren und klagen: Lw MusikwerkAnonym: Ach Gott wie manches Herzeleid Ach Gott wie manches Hertzeleid begegnet mir zu dieser Zeit! der schmale Weg ist Trübsals voll/ den ich zum Himmel wandeln soll.[75] Jnngleichen: Lw MusikwerkN.N.: Wenn wird doch mein Jesus kommen Wann wird doch mein Jesus kommen in das wilde Thränen=Land: Plag und Klag hat zugenommen/ Leid und Neid nimmt überhand! Wann wird mich mein Heyland grüssen/ mir den bittern Kelch versüssen: Herr! du bist mir gar zu lang, nach dir ist mir angst und bang.[76] Und da lässt Gott die Seinen zu weilen eine Zeitlang zappeln, und mit Christo am Creutze hangen. Findet Er es aber nach seiner Weisheit für seine Kirche heilsam und dienlich, so kan Er das Leiden bald wenden und in Freude verwandeln, und heisset es alsdenn: Ly BibelstelleJohannes 16,20 Eure Traurigkeit soll in Freude verkehret werden. Joh. 16, 20 f. Solcher Wechsel des Leides und der Freuden wird auch im 127. Psalm[77] gar nachdrücklich beschrieben: Ly BibelstellePsalmen 126 »Wenn der Herr die Gefangenen Zion erlösen wird, so werden wir seyn wie die Träumende. Dann wird unser Mund voll Lachens, und unsere Zunge voll Rühmens seyn. Da wird man sagen unter den Heyden. Der Herr hat grosses an ihnen gethan; deß sind wir frölich. Herr, wende unser Gefängniß, wie du die Wasser gegen Mittage trocknest. Die mit Thränen säen, werden mit Freuden erndten. Sie gehen hin und weinen, und tragen edlen Saamen; und kommen mit Freuden, und bringen ihre Garben.«

Wir, die wir Lehrer und Prediger heissen, haben hierbey auch unsere Lection, daß wir nicht allein unsere Stimme aus dem Worte Gottes hören lassen/ sondern aus dasjenige, was wir andern verkündigen, mit Wercken beweisen. Wir müssen nicht solche seyn, zu denen, als zum Gottlosen, Gott spricht: Ly BibelstellePsalmen 50,16–20 »Was verkündigest du meine Rechte, und nimmst meinen Bund in deinen Mund? So du doch Zucht hassest, und wirfest meine Worte hinter dich. Wenn du einen Dieb siehest, so läuffest du mit ihm; [S. 264] und hast Gemeinschafft mit den Ehebrechern. Dein Maul lässest du Böses reden, und deine Zunge treibet Falschheit. Du sitzest und redst wider deinen Bruder, deiner Mutter Sohn verläumdest du,[«] u[nd] s[o] f[ort] Ps. 50, 16. f. Hat uns Gott zu geistlichen Organisten bestellet, daß wir durch sein Wort, und vermittelst seines göttlichen Windes, das ist des Heiligen Geistes/ das Orgel=Werck seiner Gemeinde eins ums ander spielen, und durch alle Glieder derselben seine Ehre befördern sollen; o so W W KorrekturOriginal: lastlaßt[78] uns allen müglichen Fleiß anwenden, daß wir recht und sorgfältig spielen, ich will sagen, daß wir unsern Zuhörern die Augen aufthun, Ly BibelstelleApostelgeschichte 26,18 daß sie sich bekehren von der Finsterniß zum Licht, und von der Gewalt des Satans zu Gott/ Apostg. 26, 18. und sie zubereiten, daß sie werden oder seyn das auserwehlte Geschlecht, das Königliche Priesterthum, das heilige Volck/ das Volck des Eigenthums, daß sie verkündigen (so wol mit Wercken als Worten) die Tugend des, der sie berufen hat von der Finsterniß zu seinem wunderbaren Lichte.[79] Ly Bibelstelle 2,9 1. Pet. 2, 9. Wir sollen alle dahin bedacht seyn, daß unsere Zuhörer zuforderst recht belebet werden, dann aber auch den rechten Thon und Stimme der Kinder Gottes von sich geben, und man aus ihrem Leben und Wandel und an ihren Worten abnehmen könne, daß so wenig wir, als Gott, was an ihnen versäumet haben.

Wie man aus dem Thon und denen Melodien, so auf der Orgel gespielet werden, den Organisten selbst und sein Gemüth, Sinn und Kunst gewisser massen erkennen kan; Also kan auch ein Prediger oft aus seinen Zuhörern und deren Bezeigen, Worten und Wercken erkannt werden. Jst der Prediger W W KorrekturOriginal: fromfromm[80], dem Geitz feind, aufrichtig/ demüthig, sanftmüthig, geduldig, ,liebreich, u[nd] s[o] f[ort] so sind auch seine gehorsame Zuhörer gleicher Art, und kan man in ihnen den Prediger und sein rechtschaffenes Wesen sehen und erkennen. Jst aber ein Prediger eitel und irrdisch gesinnet/ geitzig, wollüstig, neidisch, zancksüchtig, hoffärtig, falsch, störrig, faul, u[nd] s[olches] m[ehr] so sind auch seine gehorsame Zuhörer gleicher Art, und lebet, regieret und herrschet in ihnen und durch sie gleichsam ihr Prediger, und spielet so unter ihnen, daß man den Vogel an dem Gesange und Federn erkennen kan. Daher haben wir Lehrer und Prediger, die wir an Kirchen oder Schulen arbeiten, sorgfältig auf unserer Hut zu seyn, daß wir so wenig vor Menschen, als vor Gott Mörder, Verführer, Diebe, Miedlinge, böse und betrügliche Arbeiter, W W KorrekturOriginal: thumtumm[81] Saltz, blinde Leiter, u[nd] s[olches] m[ehr] erfunden werden. Ly BibelstelleJohannes 10,5.8.10.12–13 Joh. 10, 5. 10. 12. 13. 8.[82] Ly Bibelstelle2 Korinther 11,13 2. Cor. 11, 13. Ly BibelstellePhilipper 3,2 Phil. 3, 2. LªMt_5-13-14ª Matth. 5, 13. 14.

Soll ein Künstler spielen, und das Werck einen ordentlichen und lieblichen Klang von sich geben, so muß Wind, Hand, und Fuß, Aug und Ohr dabey [S. 265] zusammen kommen; Wil ein Prediger, daß seine Gemeine einen guten, ordentlichen und angenehmen Thon durch Wort und Wercke vor Gott und Menschen von sich geben soll; so muß er traun! alles was an ihm ist, Hertz, Aug, Ohr, Mund, Hand, Fuß u[nd] s[o] f[ort] aufs sorgfältigste dabey beschäftig seyn lassen. Ein schönes Vorbild und Muster dessen gibt uns Christus selbst. Als derselbe dort zu Le Geographicumf Ort: Naïn Nain nahe an das Stadt=Thor kam, und ein todter Lb PersonJüngling zu Naïn (fl. 30) Jüngling heraus getragen wurde, so hörete er das Wehklagen, (und also stunden seine Ohren offen) und sahe die Lb PersonWitwe zu Naïn (fl. 30) Wittwe, (und so wacheten seine Augen) auch jammerte Jhn nicht nur der elenden Lb PersonWitwe zu Naïn (fl. 30) Mutter, (und so war sein Hertz hier beschäftiget,) sondern er tröstete sie auch, und weckte ihren Lb PersonJüngling zu Naïn (fl. 30) Sohn auf. Wie aber? Er Ly BibelstelleLukas 7,14–15 trat hinzu, (und so waren seine Füsse beschäftiget,) und rührete den Sarg an, (und so brauchte Er die Hand,) und Er sprach: Jüngling, ich sage dir, stehe auf, (und so redete sein Mund) und der Todte richtete sich auf (und so bewiese Er seine Macht an ihm,) und fieng an zu reden/ (und so gab Er dem Todten das Leben und eine Stimme wieder.) Da nun der Herr solchermassen in seiner gewöhnlichen Munterkeit und Wachsamkeit stunde und wirckete/ so spielete Er, als ein Organiste so vortrefflich, daß nicht allein die Mutter nebst ihrem Sohn einen herrlichen Thon von sich gaben, sondern auch alle andere gleichsam belebet und aufgewecket Gott preiseten und sprachen: Ly BibelstelleLukas 7,16 Es ist ein grosser Prophet unter uns aufgestanden, und Gott hat sein Volck heimgesuchet. Ja dieser Thon und Schall war so gewaltig und durchdringend/ daß er in das gantze Le Geographicumh Territorium: Israel jüdische Land und in alle umliegende Länder erscholle. Ly BibelstelleLukas 7,11–17 Luc. 7, 11=17.

Solche Organisten sollen wir Lehrer und Prediger in unser Maasse auch seyn. Jn so fern wirs mit natürlichen und unwidergebohrnen Menschen zu thun haben, in so fern begegnen uns Todte, die wir aber durchs Wort des lebendigen Gottes aufwecken und sagen sollen: Ly BibelstelleEpheser 5,14 Wache auf der du schläfest, und stehe auf von den Todten/ so wird dich Christus erleuchten. Eph. 5, 14. Wie aber bey Christo alles im Geschäfte stunde, als Er den Jüngling zu Nain erweckte und eine so herrliche Music machte; Also muß auch bey uns alles munter und geschäftig seyn/ wenn wir die Todten geistlich erwecken, und dadurch Gott zu Ehren, wie auch bey allen H[eiligen] Engeln, Außerwehlten und Gläubigen eine herrliche Music machen wollen. Ly BibelstelleLukas 15,6.9.23–24.32 Luc. 15, 6. 9. 23. 24. 32. Da müssen wir nicht warten, bis uns die Todten zugebracht werden, sondern wir müssen unsere Füsse sich aufmachen lassen, ihnen entgegen zukommen und zu ihnen hinzutreten; Unsere Augen müssen in das tiefe Elend und Verderben der armen Sünder hinein schauen und es recht erkennen; Unsere Ohren müssen hören das Geschrey und die Noth des geistlichen Todtens, gleichwie dorten [S. 266] Paulus hörete, als ein Mann aus Le Geographicumh Territorium: Macedonia (Römisches Reich) Macedonien ihm im Gesicht erschien, Ly BibelstelleApostelgeschichte 16,9 und sprach: Komm hernieder in Le Geographicumh Territorium: Macedonia (Römisches Reich) Macedoniam, und hilf uns. Apost. 16, 9. Unser Hertz muß empfinden und sich W W KorrekturOriginal: iammernjammern[83] lassen des Jammers derer, die im geistlichen Tode liegen und zappeln, ja dem ewigen Tode nahe sind. Unser Fuß muß immer näher hinzutreten, und die Hülffe und Erweckung beschleunigen; Unsere Hand muß den Sarg der Gewalt der Sünden, des Teufels und des Todes, so die Sünder gefangen halten, anrühren; und durchs Wort Gottes eröffnen, damit die Gefangenen sich daraus aufrichten und aufstehen können. Unser Mund muß theils den Trägern, theils den Todten selbst zureden, jenen, daß sie stille stehen, und W W KorrekturOriginal: diesen dasdiesen, daß[84] sie aufstehen. Die Träger sind hier die bösen Lüste und Begierden; Denen müssen Lehrer widersprechen, Einhalte thun, und sie stehen heissen, damit sie die Todten erwecken und lebendig machen können. Denen geistlich Todten selbst aber müssen sie zureden: Ly BibelstelleJesaja 60,1 Mache dich auf, werde Licht, denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn gehet auf über dir. Unsere Krafft, die wir von Gott überkommen haben, müssen wir, als geistliche Väter, die tüchtig sind geistliche Kinder mit Aengsten zu gebähren, in Beweisung des Geistes und der Krafft treulich anwenden, damit das Leben desto eher in den geistlichen Todten ausgebohren werde, und sie zu reden anfangen, und so ihrer Mutter, nemlich der Christlichen Kirchen mit Freuden wieder gegeben werden. Geschiehet das, so wird solches nicht nur bey denen neubekehrten, sondern auch bey allen Frommen und Gläubigen die einigste Freude, wie auch Gottes Lob, Preiß, Ruhm, Danck und Ehre erwecken und bringen. Sind wir aber faul, träge, langsam und verdrossen, und haben selbst kein Leben in uns, so werden wir nicht allein nichts rechts ausrichten, sondern auch dazu übel ärger machen, und die Gottlosen eher in einen tiefern Sündenschlaf einwiegen, als daraus erwecken. Denn es bleibt dabey: Wort ohne Krafft, hat niemals Sieg und Heyl geschaft. Daher spricht auch Paulus: Ly Bibelstelle1 Korinther 4,20 Das Reich Gottes stehet nicht in Worten, sondern in Krafft. 1. Cor. 4, 20. Ly Bibelstelle1 Korinther 2,4 c. 2, 4. Und abermals c. 13, 1. Ly Bibelstelle1 Korinther 13,1 Wenn ich mit Menschen und mit Engel=Zungen redete, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein thönend Ertz, oder eine klingende Schelle u[nd] s[o] f[ort]. O darum sollen wir uns um die Krafft des Herrn Herrn bekümmern, damit wir in derselben einhergehen. Ly BibelstellePsalmen 71,16 Ps. 71, 16. Das helfe uns Gott durch Christum in der Kraft des Heil[igen] Geistes. Amen.

So ist dann dieses, meine Liebsten, unser W W KorrekturOriginal: BäthaußBet-Haus[85] wieder mit einem neuen Orgel=Werck versehen und versorget, welches wir künftig hin zum Lobe Gottes und unser Erweckung und Andacht brauchen können, sollen und wollen.

[S. 267]

O daß denn euer aller Hertzen/ so viel euer hier sind, ein lebendiger Tempel Gottes wäre oder werden möchte/ damit dir H[eiliger] Geist als der himmlische, höchste und vollkommenste Organiste in euch allen eine Gott gefällige Music anstimmen und halten, und ihr also dem Herrn recht singen und spielen köntet!

O Seelen! bedenckt doch, welche Seeligkeit euch bishero und noch diese Stunde angeboten wird, daß ihr dem Herrn eurem Gotte singen und spielen sollet. Sehet, ich stehe ietzo nicht von ohngefehr, sondern nach dem Rath und Wohlgefallen meines und eures Gottes unter euch, als ein geistlicher Baumeister, dem Herrn ein Haus und Tempel in euch aufzurichten/ und euch auch zum geistlichen Orgelwerck zum Lobe und Dienst Gottes zuzubereiten. Bedencket ihr das auch? O sehet unser Lehr=Amt nicht an, als ob wir dasselbe führeten, damit unser Brodt zu verdienen. Keines weges ist das Gottes und seiner Knechte Absicht, sondern das ist sein und unser Zweck und Wille, und dahin gehet auch sein und unser Bemühen/ daß ihr zugerichtet werdet zum Werck des Amts, dadurch der Leib Christi erbauet werde, Ly BibelstelleEpheser 4,12 Eph. 4, 12. und daß ihr heilig und unsträflich dargestellet werdet und ohne Tadel vor Jhm selbst. Ly BibelstelleKolosser 1,22 Col. 1, 22. Jmgleichen, daß wir viele Frucht bey euch zum ewigen Leben sammlen, Ly BibelstelleJohannes 4,36 Joh. 4, 36. und uns und euch selig machen mögen. Ly Bibelstelle1 Timotheus 4,16 1. Tim. 4, 16.

O so verachtet denn auch ietzt die Gnade nicht, die euch auch diese Stunde vor eurem Mund und Hertzen schwebet/ und euch beleben/ erwecken, heiligen und zum Dienst Gottes fähig, tüchtig und bereit und willig machen W W KorrekturOriginal: wilwill[86]. O lasset euch zubereiten; denn ihr könnts selbst nicht thun. Darum gebet euch gantz ihrer Zucht und Regierung hin, begebet euren Hals und allen euren Willen unter ihr Joch, und eure Füsse in ihre Fessel, und lasset euch ziehen! ihr findet sie ietzt in der Nähe. Ly BibelstelleJesus Sirach 6,25 Sir. 6, 25. Ly BibelstelleJesus Sirach 51,34 c. 51, 34. Sehet zu, Ly Bibelstelle2 Korinther 6,1 daß ihr die Gnade Gottes nicht vergeblich empfahet. 2. Cor. 6, 1. O nehmet desto mehr wahr Ly BibelstelleHebräer 2,1–3 des Worts, das ihr höret, damit ihr nicht dahin fahret. Denn so das Wort fest worden ist, das durch die Engel geredet ist, und eine iegliche Ubertretung und Ungehorsam hat empfangen ihren rechten Lohn: Wie wollet ihr entfliehen, so ihr eine solche Seligkeit nicht achtet: Welche/ nachdem sie erstlich geprediget ist durch den Herrn, ist sie auf uns kommen/ durch die so es gehöret haben.[87] Ebr. 2, 1. 2. 3.

Sehet, der Geist Jesu Christi liegt und schwebet ietzt über der Tiefe eurer Hertzen, und will euch nicht nur erwärmen, beleben, und zum Dienst [S. 268] Gottes tüchtig machen, sondern auch, als der Othem und Wind Gottes, euch alle treiben, und mit seiner göttlichen Krafft und Gnade erfüllen, und in allem guten Wercke fertig machen, zu thun seinen Willen, auch in euch schaffen, was vor Jhm gefällig ist durch Jesum Christ.[88] Ly BibelstelleHebräer 13,21 Ebr. 13, 21. Gebet Jhm doch Raum, und lasset euch durch Jhn tüchtig und geschickt machen, dem Herrn zu singen und zu spielen. Sehet, ihr sollet sein eigenthümliches Orgelwerck seyn. Er wil alles, was in und an euch ist, heiligen/ daß ihr von gantzem Hertzen, von gantzer Seelen, von allen Kräften, und von gantzem Gemüthe dem Herrn singen und spielen sollet und könnet. Und wenn ihr nun innerlich also gestaltet seyd, so kan und soll auch euer singen und spielen/ so mit dem Munde und Instrumenten geschiehet, Jhm angenehm seyn und zu Hertzen gehen.

Ach! wie lange haben wol viele unter euch das alte Sünden und Sau=Lied gesungen! Wie manche haben bishero Ly BibelstelleEpheser 5,4 schandbare Worte und Narrentheidinge/ oder Schertz/ welche Christen nicht ziemen,[89] und faul Geschwätz, von sich hören und aus ihrem Hertzen und Munde gehen lassen! Eph. 5, 4. Ly BibelstelleEpheser 4,29 c. 4, 29. Wie oft ist der H[eilige] Geist betrübet/ beleidiget, erzürnet, erbittert und verjaget worden! Ly BibelstellePsalmen 30 Ps. 30. Wie viele sind in dieser Le Geographicumf Ort: Berlin Stadt, die mit jenen Epicurern gleiches Sinnes gewesen, und, obgleich nicht mit Worten, doch mit Thaten und in den Wercken in jener ihr unordentliches Wesen mitgelaufen und gesprochen: Ly BibelstelleWeisheit 2,6–7 Wohl her nun, und lasset uns wohl leben, weils da ist, und unsers Leibes brauchen, weil er jung ist. Wir wollen uns mit dem besten Wein und Salben füllen; Lasset uns die Meyenblumen nicht versäumen/ u[nd] s[o] w[eiter]. Unser keiner lasse es ihm fehlen mit prangen; daß man allenthalben auf Assambleen, Masqueraden, auf dem Ball u[nd] s[olches] m[ehr] spüren möge/ wo wir frölich gewesen sind, wir haben doch nichts mehr davon, denn das! Weish. 2, 6. f.

So solch ungöttlich, heydnisches und teufelisches Wesen noch länger unter uns Christen im Schwange gehen, das wäre ja uns und unserer Stadt warlich eine grosse Schande, wie vor Gott und unserm eigenen Gewissen, also auch vor andern und sonderlich vor denen Juden unter uns, die sich an uns stossen und ärgern und destomehr unsern und ihren Heyland verleugnen. Jsts denn nicht einmal gnug, daß viele, ja wol die meisten die vergangene Zeit also nach heydnischem Willen zugebracht haben? Wollet ihr nicht anfangen, euer groß Rühmen und Trotzen zu lassen? Wollet ihr nicht bald das alte aus eurem Munde lassen? O schlaget in euch, und trotzet nicht. Ly Bibelstelle1 Samuel 2,3 Denn der Herr ist ein Gott, der es mercket, und lässet solch Vornehmen nicht gelingen. 1. Sam. 2, 3. Ly BibelstelleJeremia 13,15–16 So [S. 269] höret nun, und mercket auf, und trotzet nicht: Denn der Herr hats geredet. Gebet dem Herrn eurem Gott die Ehre, ehe denn es finster werde, und ehe eure Füsse sich an den dunckeln Bergen stossen; daß ihr des Lichts wartet, so Ers doch gar finster und dunckel machen wird. Jer. 13, 15. 16.

Wollet ihr nicht anfangen, das neue Lied zu lernen und sagen: Gott, ich will dir ein neu Lied singen? Wollt ihr es dort anstimmen/ so müsset ihr hie den Anfang machen, das alte aus eurem Hertzen und aus eurem Munde lassen, neue Creaturen und neue Menschen in Christo Jesu, ja Tempel des lebendigen Gottes werden. Wollet ihr euch dort gesellen zu der Schaar der Heil[igen] Engel und Außerwehlten Seelen, und mit ihnen Gott loben, rühmen und preisen; so müst ihr hie den Anfang machen. Es ist ja ein köstlich Ding dem Herrn dancken, und lobsingen seinem Namen. So sind wir uns ja auch gantz unserm Gott schuldig mit Geist, Seel und Leib Jhm zu dienen, zu singen und zu spielen. Dannenhero lasset uns denn uns Gantz und alles Vermögen Gotte zum Dienst ergeben. Wir haben vorhin gesungen: Lw MusikwerkCrüger, Johann: Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut Jch will dich all mein Lebelang, O Gott/ von nun an ehren etc.[90] Jsts wahr? ists euer Ernst? sehet zu, daß ihr nicht Lügner, nicht Heuchler erfunden werdet; Lw MusikwerkCrüger, Johann: Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut Man soll/ o Gott, dein Lobgesang an allen Orten hören etc.[91] Könnet ihr nicht singen mit der Stimme, so Ly BibelstelleEpheser 5,19 singet und spielet dem Herrn in eurem Hertzen. So ist euer gantzes Leben ein beständiger Gottesdienst.

Bedencket doch, mit wie vielen und mancherley unzähligen Wohlthaten euch euer Gott bishero überschüttet im leiblichen und geistlichen. Sinds nicht allgemeine Wohlthaten im leiblichen, daß Er theils so viele unzähliche und mancherley Land=Plagen, Straffen, Gerichte und Trübsalen, als Krieg, Blutvergiessen/ Hunger, Pest, W W KorrekturOriginal: MißmachsMißwachs,[92] Viehsterben, Kranckheiten, Hagel, Ungewitter/ Feuers= und Wassers Noth und dergleichen in Gnaden von uns abgehalten, theils so vieles unzähliches und mancherley Gutes, als gesunde Luft, Regen, Sonnenschein, und fruchtbare Zeiten, wie auch allerhand Früchte in Gärten, auf Aeckern, Wiesen und Wäldern u[nd] s[olches] m[ehr] gegeben? Sinds nicht auch besondere Wohlthaten im leiblichen/ daß Er an einem ieden unter uns von unserer zarten Kindheit, ja von Mutterleibe an, bisher so viels und unzähliches Gutes gethan, einen ieden versorget, erhalten, ernehret, beschützet, wider so mancherley Ubel und Unfall behütet und bewahret, ohne alle unser Verdienst und Würdigkeit?

[S. 270]

Allgemeine Wohlthaten im geistlichen sinds, daß Er uns theils sein Wort und die H[eiligen] Sacramenta, rein und lauter gegeben und erhalten, wie auch seine Gnade dazu reichlich verliehen, und uns bey der Freyheit des Gewissens und Ubung des öffentlichen Gottesdienstes gnädiglich geschützet, theils allerhand Ketzerey verhütet, auch sonderlich seinen Zorn von uns bishero abgewandt und uns unsere Sünden nicht gebunden und behalten. Besondere Wohlthaten im geistlichen sinds, daß Er einen ieden unter uns bißhero gezogen, und von der Sünde, Welt und Teufel abzuführen, und hingegen zum Genuß seines Heyls und aller Seligkeit zu bringen bemühet gewesen und noch ist. O wie viel Mühe und Arbeit hat der Herr unser Gott an einen ieden unter uns bishero angewendet, seine Seele aus dem Verderben herum zu holen. Da soll nun billig ein ieder unter uns aus der Fülle seines Hertzens ausbrechen und sagen: Ly BibelstellePsalmen 103,1–2 Lobe den Herrn meine Seele, und was in mir ist/ seinen heiligen Nahmen. Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was Er dir gutes gethan hat. etc. Ps. 103, 1. 2.

Und da auch Gott die seel[ige] Lb PersonStiller, Anna Maria ( – vor 1721) Frau Stillern erwecket, daß sie den Bau dieses neuen Orgelwercks befodern helfen; so lasset uns Gott dancken, daß Er ihr solches ins Hertz gegeben, und sie zu diesem Hebopfer selbst willig gemacht, und Jhn bitten/ daß Er ihre Seele vor seinem Angesicht erfreue: Er lasse sie für dis W W KorrekturOriginal: leiblicheLeibliche[93] erndten geistliche, himmlische und ewige Güter und Belohnung erlangen. Er schencke ihr in Christo und W W KorrekturOriginal: ümum[94] Christi willen eine grössere Stuffe der Herrlichkeit/ erhalte ihr Gedächtniß im Segen, und lasse auf ihre Erben seine Gnade immer reichlicher ausgegossen werden und ruhen. Er lasse ihnen und den Jhrigen kein Gutes mangeln und ihnen eine Belohnung nach der andern in Gnaden zufliessen durch Christum. Amen.

Erwecken wir uns aber recht zum Lobe Gottes, singen und spielen wir dem Herrn in unsern Hertzen; so sollen wir hie schon einen Vorschmack der künftigen Herlichkeit nach dem andern empfinde, und, wenn auch unser Lob hier unter Creutz und Trübsalen mit vielem Seufzen und Klagen solte vermischet seyn; so soll es dennoch Gotte angenehm seyn, und sollen wir desto fleißiger mitten im feurigen Ofen mit jenen Dreyen treuen und mannhaften Bekennern,[95] Halleluja singen, wenn gleich die Thränen die Wangen herunter fliessen. Endlich sollen wir einmal dahin kommen, wo kein Leid und Geschrey mehr seyn wird, da unsere Music und Lobgesänge nicht mehr können unterbrochen werden, sondern beständig und ewig währen sollen.

[S. 271]

Gebet.

Nun du Ewiger, Glorwürdiger und Majestätischer Gott, deinem Namen allein sey Lob, Preiß, Ehre und Danck gesaget für alle Gnade, Liebe und Treue, die du uns bishero im Leiblichen und Geistlichen, so reichlich und herrlich ohne all unser Verdienst und Würdigkeit erwiesen; insonderheit, daß du uns Freyheit schenckest vor dich zu treten, deinen Namen zubekennen, und dich zu preisen, zu loben, zu rühmen und zu erheben. Ach daß wir bishero diese unsere Macht und Freyheit recht erkannt, aber sie auch recht und treulich angewendet und gebrauchet hätten! Leider! ists bishero vielfältig von uns versäumet, was als ein Hauptstück unsers Gottesdienstes und Christenthums von uns hätte sollen beobachtet werden. Wie oft haben wir dich und deine Gegenwart, deine Heiligkeit und Majestät, deine Liebe und Treue aus den Augen gesetzet! Wie oft und lange haben wir deiner Wercke, Wege, Wohlthaten, Wunder und Gerichte vergessen, W W KorrekturOriginal: an statan statt[96], daß wir daran hätten dencken/ und sie ohne Unterlaß preisen, erzehlen und rühmen sollen. Herr, heiliger Gott und Vater/ wir schuldigen uns selbst, und werfen uns nieder vor den Thron deiner Gnaden, und rufen dich an im Namen deines Sohnes Jesu Christi unsers Heylandes, Herrn und Mittlers, du wollest uns um seinet Willen alle unsere Schulden und Sünden, sonderlich auch die grosse Undanckbarkeit verzeihen. Und da wir wol zu weilen gesungen, und dich damit zu loben vermeynet, es aber oft nicht recht von Hertzen gethan, und dich damit mehr geschändet, als geehret, so vergib uns auch solches gnädiglich. Wecke uns aber alle nun zugleich von neuen auf zu deinem Lobe, mache unsere Hertzen zu deinen Tempeln, und gib uns Gnade und Vermögen, daß wir dir hinkünftig ohne Unterlaß im Geist und in der Wahrheit singen und spielen in unsern Hertzen. Erwecke aber auch alle Seelen, zu deinem Ruhm, so oft das neue Werck unter uns gehöret wird. Bewahre uns, daß wir auch diese Wohlthat und Gabe nicht mißbrauchen zu deiner Unehre und unserm Schaden, sondern sencke deine Furcht in unsere Hertzen, daß wir allewege in aller Ehrerbietung hie zusammen kommen, und dein Lob und Ruhm einmüthiglich mit einander, als Ein Hertz und Eine Seele aus einem Geiste verkündigen und ausbreiten. Walte mit deiner sonderbaren Gnade, du Vater aller Barmhertzigkeit, über uns alle; vornemlich aber über unsern allergnädigsten Lb PersonFriedrich Wilhelm I. von Preußen (1688–1740) König deinen Gesalbten, über seine Königliche Gemahlin, über die Lb PersonSophie Luise von Preußen (1685–1735) verwittwete Königin, über den Lb PersonFriedrich II. von Preußen (1712–1786) Cron=Printzen, und Lb PersonAugust Wilhelm von Preußen (1722–1758) zweyten und Lb PersonHeinrich von Preußen (1726–1802) dritten Printzen,[97] wie auch über die Princeßinnen, und über das gantze Königliche Hauß, das du dir zum beständigen Segen wollest gesetzet seyn lassen. Walte auch in Gnaden über alle hohe und niedere Officirer und Soldaten/ und über alle Räthe und [S. 272] Bediente, über diese Gemeine, Stadt und Land, sonderlich über dis W W KorrekturOriginal: Bät=HaußBet=Haus[98]; laß dein Wort rein und lauter in demselben immerdar verkündiget werden, und mache alle Seelen darinnen zu deinen lebendigen Tempeln. Bereite dir hier in uns allen ein Lob zu, und bringe uns endlich dahin, wo wir dich ewig loben werden.

Lw MusikwerkNeander, Joachim: Wunderbarer König Halleluja bringe,
Wer den Herren kennet,
Wer den Herren Jesum liebet!
Halleluja singe,
Welcher Christum nennet,
Sich von Hertzen Jhm ergiebet!
O Wohl dir!
Glaube mir,
Endlich wirst du droben
Ohne Sünd Jhn loben.
[99]

Lw Musikwerkanonym: In dulci jubilo Eya wären wir da! Eya wären wir da![100] Halleluja! Amen.

Anhang.

Von dem Mißbrauch der Music, Aus des H[err]n Lb PersonVockerodt, Gottfried (1665–1727) Gottfried Vockerods gründlichem Lr QuellenVockerodt, Mißbrauch der freyen Künste (1697) M Tractat vom Mißbrauch der freyen Künste.[101]
pag. 29. seq.

Lr QuellenVockerodt, Mißbrauch der freyen Künste (1697) M Solche böse und ungläubige Musicanten sind nun diejenigen, welche in falscher und fleischlicher Absicht die Kunst lernen, mit unheiligem Sinn üben, und zum ungöttlichen Wesen anwenden: welche diese Profession ergreifen, in Meynung ihre Lust[102] dadurch zu erfüllen, gute Tage dabey zu haben, Reichthum, Ehre, und Gunst der Menschen dadurch zu erlangen. Solche haben lieb die Welt, und was in der Welt ist, Ly Bibelstelle1 Johannes 2,15–16 1. Joh. 2, 15. f. und sind ungläubig, weil die Liebe des Vaters und der Sinn und Geist Jesu Christi nicht in ihnen ist. Verrathen aber ihren bösen und verkehrten Sinn alsobald [S. 273] bey Erlernung der Kunst, wann sie dabey 1) in Müßiggang gerathen, 2) ihre andern Berufs Geschäfte entweder gar nicht, oder doch kaltsinnig, und nur oben hin, verrichten, 3) nicht gern das Wort Gottes hören, weil solches ihrem fleischlichen Sinn zu wider ist, 4) sich nicht ernstlich bemühen in der H[eiligen] Schrift geübte Sinnen zu bekommen, und zum catechisiren tüchtig zu werden, ob sie schon dermaleins in Schulen zu dienen gedencken; 5) unter dem Schein, sich in der Music zu üben, zu liederlicher Gesellschaft sich halten, oder conciliabula diurna und nocturna anstellen, und in solchen nebst der Music schändliche Greuel treiben; 6) allerley üppige und leichtfertige, oder doch unerbauliche Musicalische Stücke sich anschaffen, und in solchen sich üben. Welche nun durch vorerwehnte Absicht angelocket, die Music auf ietzt erwehnte Art erlernet haben, fallen noch tiefer in das ungöttliche Wesen, wenn sie nach W W KorrekturOriginal: demdem sie[103] zu Jahren und Verstande, auch zu Stand u[nd] Amt kommen, ihren Fehler nicht erkennen, und die im Unglauben, und mit unheiligem Sinn erlernte Kunst nicht besser u[nd] zum heiligen Gebrauch üben u[nd] anwenden: oder, wo sie Amts halber, und wegen der Aufsicht auf ihr Thun, sich äußerlich ehrbar anstellen müssen, dennoch ihren Sinn nicht ändern und wahrhaftig Buße thun. Solche machen ihre Kunst und ihren Bauch zum Gott, und bezeugen mit ihren Wercken, daß sie ungläubig sind, wenn sie 1) sich nicht vornemlich bemühen, mit ihrer Kunst Gott, sondern Menschen zu gefallen; und also 2) mehr auf Lob und Ruhm bey Menschen, als Ehre Gottes und Besserung der Menschen dencken; zu dem Ende 3) solchergestalt musiciren, daß der Zuhörer Ohren mehr gekützelt, als Hertzen zur Andacht erwecket, und zur Furcht, Lobe und Liebe Gottes beweget werden: 4) mehr auf das Kunst=Gethöne, als ihre eigene Andacht sehen, und am wenigsten bekümmert sind, wie sie selbst zugleich dem Herrn im Hertzen singen und spielen mögen; auch 5) die Worte des Gesanges durch überflüßige Künsteleyen und affectirte coloraturen zerreissen, zerhacken und verstümmeln, daß der Zuhörer keinen Verstand daraus nehmen kan, und an seiner Andacht mehr gehindert, als befodert wird, indem die Sinne durch das allzukünstliche Getöse mehr zerstreuet, als zur Jnnigkeit und zur Jnbrünstigkeit erwecket und vereiniget werden; oder 6) durch Verwunderung und Hochachtung ihrer Kunst insolent werden, daß sie andere Professionen vor ihrer gering halten, und also in solche Thorheit gerathen, welche bey den Gelehrten pedanterie genennet wird; und wol 7) durch allzustarcke Application auf diejenige Art der Music, welche mit den alten Lydischen Modis eine Gleichheit hat, und allzuheftige Impressiones machet, ihrem natürlichen Verstande Schaden thun, ein verdrießliches, eigensinniges und singulaires Wesen sich angewehnen, auch solches in affectirten Worten und Geberden von sich spüren lassen; oder 8) durch mehrere Application auf die bey den W W KorrekturOriginal: altenAlten[104] Phrygisch genannte üppige liederliche modos musicos allen Ernst und Er= [S. 274] barkeit verlieren, und dadurch einem ohne dem übel inclinirenden humeur zur Freyheit, Uppigkeit und liederlichem Wesen Vorschub thun; und daher 9) sich mit leichtfertigen Madrigalen, Neapolitanischen Villanellen, unzüchtigen Buhler=Liedern und allerley lächerlichen und poßierlichen Quodlibeten schleppen, solche für ihre Cimelia halten, wol selbst componiren, auch sich gerne damit hören lassen, wenn es bey Gesellschaften von ihnen gefordert wird; auch wol 10) unter dem Schein die Kunst zu excoliren, Collegia Musica, und Cräntzchen unter einaner anstellen, dabey sie ihre Geckerey und schändliche Badinerie, nach ihrer Hertzens Lust ungestraft auslassen können; und dann bey solcher Lebens=Art 11) eine Gewohnheit bekommen in Railliren, Possen= und Zoten=reissen, Erzehlung lächerlicher Schwäncke und Fratzen, daß sie kein kluges und ernstliches Wort reden können, und ihnen fast sauer wird in einer Gesellschaft zu seyn, da sie ihr faules Geschwätz und läppisches ungöttliches Wesen nicht auslassen, und darüber lachen und gackern dürfen; Wenn sie ferner 12) nicht allein selbst und untereinander fressen und saufen, und solche offenbare Wercke des Fleisches auch noch wol mit dem: Cantores amant humores, entschuldigen; sondern auch 13) gerne dabey sind, wo Völlerey getrieben wird; wol gar Bier und Wein einfiedeln, oder einblasen, und sich also zu Werckzeugen und Förderer des ungöttlichen Wesens machen lassen; 14) mit Vocal- und Instrumental-Music aufwarten bey üppigen Mummereyen, Fastnachts=Täntzen, oder, wo man sonst nicht wie David, aus der Freude des Geistes vor dem Herrn frölich ist, und Lm Ereignislegendär: David tanzt vor dem Zug der Bundeslade hüpfet, sondern zur Fleisches=Lust nach der Völlerey spielet und tantzet: oder 15) wo ärgerliche zur Augen=Lust, Fleisches=Lust und hoffärtigem Leben reitzende, oder sonst unerbauliche, oder nebst der scheinbaren Erbauung heimliches Aergerniß, Welt=Sinn und Leichtfertigkeit in die Hertzen der Zuhörer einstreuende dramata gehalten werden; Wann sie 16) obgemeldete Unfertigkeiten nicht erkennen, sondern für unvermeidliche Stücke ihrer Profession gehalten haben wollen, und sie auch damit entschuldigen, bemänteln, sich über die Bestrafung erzürnen, dagegen lästern, schimpfen, spotten; und 17) ob sie schon solche erkennen und für unrecht halten, dennoch durch den Lohn der Ungerechtigkeit und schändlichen Gewinn, oder Ansehen der Menschen sich bewegen lassen, mit zu machen; oder 18) wo sie Amts oder anderer Ursachen halber nicht mit machen können oder dürfen, dennoch keinen hertzlichen Abscheu davor haben, oder Eifer dagegen bezeugen, und sich auf andere Art der unfruchtbaren Wercke mit theilhaftig machen. Also mißbrauchen die Music 19) diejenigen, welche zwar eigentlich keine Profession davon machen, aber sich doch solcher zu Unterhaltung des Müßiggangs und Zeitvertreibs bedienen, welche 20) nöthige Geschäfte darüber versäumen, und dabey 21) nicht sowol eine geziemende Erquickung nach der Art und Erweckung ihrer Hertzen zum Lobe Gottes und zur Dancksagung, dazu die Music rechtmäßig gebrauchet wird, als Vergnügung und Kützelung ihrer fleischlichen Lüste suchen, und also 22) die Music mehr zur Arbeit und Stücke des Berufs machen, als die Arbeit damit erleichtern, und sich zu den Geschäften des Berufs tüchtiger machen; auch wol 23) andern damit hofieren mit Ständchen machen, oder wo sonst Gottes Namen nicht geheiliget, sondern Menschen flattiret wird. Anderer Art des Mißbrauchs, die sie mit andern freyen Künsten gemein haben, hier zugeschweigen.[105]

Einzelanmerkungen

  1. Es handelt sich um den 28. Oktober.
  2. 4. Strophe des Liedes Lw MusikwerkNicolai, Philipp: Halleluja! Lob, Preis und Ehr' M Alleluja! Lob, Preiß und Ehr sey unserm Gott je mehr und mehr. Das Lied findet sich auch in dem von Porst herausgegebenen Lr QuellenPorst, Geistliche und Liebliche Lieder (1713) M Gesangbuch, vgl. Porst, Geistliche und Liebliche Lieder (1713), S. 499.
  3. Beginn der 7. Strophe des genannten Lw MusikwerkCrüger, Johann: Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut M Liedes, vgl. in Porsts Gesangbuch, Porst, Geistliche und Liebliche Lieder (1713), S. 514.
  4. Anspielung auf Hananja, Misael und Azaria.
  5. Nach heute üblicher Zählung findet man das Zitat unter Sir 47,8.
  6. Vgl. Die edle und wohlgeordnete Music der Gläubigen (Halle 1735), S. 242.
  7. Vgl. Die edle und wohlgeordnete Music der Gläubigen (Halle 1735), S. 242.
  8. Die Formulierung durchzieht im Folgenden den Predigttext in mannigfachen Abwandlungen. Im Kommentar wird auf diesen Bezug nicht mehr an jeder Stelle hingeweisen.
  9. Das vollzogene Werk, Begriff aus der katholischen Sakramentslehre, besagend, dass die Gnade durch den Vollzug der Sakramentsspendung erteilt werde, unabhängig vom Glauben und eigenem Zutun des Christen.
  10. Vgl. Die edle und wohlgeordnete Music der Gläubigen (Halle 1735), S. 243.
  11. Vgl. Die edle und wohlgeordnete Music der Gläubigen (Halle 1735), S. 243.
  12. Vgl. Die edle und wohlgeordnete Music der Gläubigen (Halle 1735), S. 243.
  13. Vgl. Die edle und wohlgeordnete Music der Gläubigen (Halle 1735), S. 244.
  14. Vgl. Die edle und wohlgeordnete Music der Gläubigen (Halle 1735), S. 246.
  15. Paraphrase von Ly BibelstellePsalmen 95,3 Ps 95,3. Die Angabe von Vers 4 in der Predigt ist nicht korrekt.
  16. Vgl. Die edle und wohlgeordnete Music der Gläubigen (Halle 1735), S. 246.
  17. Die Verbindungsstriche sind in der Vorlage nicht klar zu erkennen, vgl. aber Die edle und wohlgeordnete Music der Gläubigen (Halle 1735), S. 246.
  18. Ursprüngliche Form des Wortes Narretei, vgl. https://www.dwds.de/wb/dwb/narrentheiding
  19. Studentische Redewendung mit der Bedeutung sich herumtreiben, vgl. https://www.dwds.de/wb/dwb/grassaten
  20. Vgl. Die edle und wohlgeordnete Music der Gläubigen (Halle 1735), S. 247.
  21. Möglicherweise Anspielung auf den Titel von Lb PersonGerber, Christian (1660–1731) Christian Gerbers Schrift Lr QuellenGerber, Unerkannte Sünden der Welt (1699) M Unerkannte Sünden der Welt, deren 81. Kapitel Von dem Mißbrauch der Kirchen=Music (S. 1202-1215) handelte. Porsts Insistieren auf einem Musizieren mit dem Herzen, das ausschließlich dem Lobpreis Gottes dient, entspricht der Haltung Gerbers.
  22. Paraphrase der angegebenen Ly BibelstelleGalater 6,8 Stelle.
  23. Vgl. Die edle und wohlgeordnete Music der Gläubigen (Halle 1735), S. 247.
  24. Vgl. Die edle und wohlgeordnete Music der Gläubigen (Halle 1735), S. 248.
  25. Dieses wichtige Argument lutherischer Musikbefürworter hatte u.a. Lc PredigtautorDieterich, Conrad (1575–1639) Conrad Dieterich im Vorwort zu seinen Lr QuellenDieterich, Poenitentialia Davidica 1 (Wittenberg 1624) M Poenitentialia Davidica entwickelt. Demnach bezeichnete der Psalm im Alten Testament eine Liedgattung, die mit Instrumenten begleitet wurde: Psalmus aber ist eigentlich ein Jnstrumentalischer Gesang/ so geschihet mit Harpffen/ Trommeten vnd Posaunen/ Psal. 98. 5. 6. oder mit Paucken/ Reygen/ Seiten/ Pfeiffen vnd hellen wolklingenden Cymbaln/ wie im letzten/ als dem 150. Psalmen 4. 5. zusehen ist. (Dieterich, Poenitentialia Davidica 1 (Wittenberg 1624), S. 4f.) Eine ähnliche Definition gab auch Lc PredigtautorFrick, Christoph (1577–1640) Christoph Frick, vgl. Musica Christiana (Leipzig 1615), S. 27. Porst grenzt sich von dieser Auffassung ab.
  26. Das Komma fehlt in der früheren Auflage und wurde 1735 ergänzt, vgl. Die edle und wohlgeordnete Music der Gläubigen (Halle 1735), S. 248.
  27. Vgl. Die edle und wohlgeordnete Music der Gläubigen (Halle 1735), S. 248.
  28. Siehe dazu auch Davids Vermahnung (Dresden 1711), S. 30.
  29. Der Hinweis auf das Musizieren Lb PersonMirjam Mirjams findet sich erst in Ly BibelstelleExodus 15,20–21 Ex 15,20,21.
  30. Bei dieser Stellenangabe ist nicht ganz klar, worauf Porst anspielt. In der Lutherschen Bibelübersetzung gibt es diesen Vers nicht. In der Zählung der Vulgata ist er zwar vorhanden, es geht aber um Salomos Kunstfertigkeit, weniger um den Gebrauch der Gesänge im Gottesdienst.
  31. Passender erscheint hier die Erwähnung des Gotteslobs in Ly BibelstelleApostelgeschichte 2,47 Apg 2,47.
  32. Diese Stelle aus einem Brief des Lb PersonHieronymus, Sophronius Eusebius (347–420) Heiligen Hieronymus an seine Schülerin Lb PersonMarcella (Heilige) (ca. 325 – ca. 410) Marcella über das Leben im Heiligen Land wird häufiger in musiktheologischen Texten zitiert, vgl. die lateinische Vorlage in der modernen Edition Hieronymus, Epistulae 1–70 (1996), S. 342f. Ob Porst eine eigene Übersetzung angefertigt hat, ließ sich nicht feststellen. Christoph Frick etwa gab das Zitat in einer anderen deutschen Fassung wieder, vgl. Musica Christiana (Leipzig 1615), S. 60.
  33. Vgl. Die edle und wohlgeordnete Music der Gläubigen (Halle 1735), S. 250.
  34. Vgl. Die edle und wohlgeordnete Music der Gläubigen (Halle 1735), S. 251.
  35. In der angeführten Quelle ist zu lesen: Credium est posterioribus seculis, cantiones illas in Ecclesijs per orben multiplicibus notularum differentijs uariatas, & precationes plurimas, ab ipso Gregorio Magno Romano episcopo esse compositas: uerum in ipsius libri snon extant certa fundamenta, licet in ritibus augendis satis temerarius fuerit. (Flacius, Ecclesiastica historia 6 (1562), Sp. 330f.)
  36. Ausführliche Informationen hierzu konnte Porst in Kircher, Musurgia universalis 1 (1650), S. 114-116, finden.
  37. Porst zitiert hier und im Folgenden Quellentexte, die gegen den Gebrauch von Orgeln in der Kirchenmusik sprechen. In früheren Orgelpredigten wurden solche Zitate vermieden. Oft versuchten lutherisch gesinnte Orgelpredigtautoren ihr Plädoyer für Orgeln und Figuralmusik auch durch Zeugnisse der Kirchenväter abzustützen, wobei sie deren Aussagen in der Regel missverstanden oder bewusst falsch interpretierten, vgl. als frühestes Beispiel Christliche Predigt (Tübingen 1602), S. 12f. Porst ging auf diese orgelfeindlichen Quellen offener ein. Er gab allerdings nicht preis, dass er sich dabei auf einen einflussreichen Traktakt des radikalen Pietisten Lb PersonArnold, Gottfried (1666–1714) Gottfried Arnold bezog. Bei diesem findet sich die Vorlage der von Porst verwendeten Übersetzung des Chrysostomus-Zitats, vgl. Arnold, Die Erste Liebe Der Gemeinen Jesu Christi (1696), S. 163. Auch weitere Quellenzitate entlehnte Porst aus diesem Werk, um sie dann zu widerlegen.
  38. Auch bei Gottfried Arnold schließt sich diese Zitat direkt an das Chrysostomus-Zitat an, vgl. Arnold, Die Erste Liebe Der Gemeinen Jesu Christi (1696), S. 163.
  39. Porst greift hier auf eine lange Tradition des Vergleichs zwischen menschlichem Körper und Orgel zurück, vgl. Dittrich, Allegorische Deutungen der Orgel (2022). Conrad Dieterich hatte das Grundmodell dieser allegorischen Figur entworfen, die in zahlreichen Orgelpredigten abgewandelt wurde. Bei Dieterich sollte ebenfalls der Organist der Heilige Geist sein, der mit seinen Fingern/ das Clavier vnsers Hertzens schlagen/ sie durch den Wind seines Wortes bewegen/ damit dadurch vnser Leib/ vnser Füsse/ vnser Hände/ vnser Sinn vnnd Gedancken/ vnser affecten vnd begierden/ ein recht Geistliche/ liebliche/ anmuetige Harmony vnd Resonantz geben (Vlmische Orgel Predigt (Ulm 1624), S. 40).
  40. Vgl. Die edle und wohlgeordnete Music der Gläubigen (Halle 1735), S. 253.
  41. Paraphrase von Ly BibelstellePsalmen 19,2 Ps 19,2.
  42. Vgl. Die edle und wohlgeordnete Music der Gläubigen (Halle 1735), S. 255.
  43. Diese Vorstellung hatte Lb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Michael Praetorius' in Umlauf gebracht, vgl. dazu ausführlichere Informationen im Artikel Ld OrgelJerusalem, Salomos Tempel-Orgel (legendär) Salomos Tempelorgel.
  44. In der hier einsetzenden Darstellung stützt sich Porst auf Lb PersonKircher, Athanasius (1602–1680) Athanasius Kirchers Lr QuellenKircher, Musurgia universalis 1 (1650) M Musurgia Universalis, die er als Quelle auf der folgenden Seite auch explizit nennt.
  45. Porst reproduziert die Vermutung von Kircher: Sampunia, à graeco ni fallor corruptum συμφωνία vocabulum, cuius fit, vti & praecedentis mentio Cap. 3. Dan. (Kircher, Musurgia universalis 1 (1650), S. 53)
  46. Wortnahe Übersetzung der folgenden Passage: Macraphe d’Aruchin, erat instrumentum musicum Thalmudicum, simile nostris organis Ecclesiasticis; pluribus enim, vt Schilte gibborim docet, constabat fistularum ordinibus, animabaturque à follibus L M; habebat praeterea foramina & taxillos per II. notatos singulis fi stulis fistulis correspondentes, qui organaedi ope pressi apertis ventorum claustris, miram sonorum praestabant varietatem. (Kircher, Musurgia universalis 1 (1650), S. 54) Die Buchstaben L und M beziehen sich auf die unter diesem Absatz befindliche Abbildung einer rekonstruierten einfachen Blasebalgorgel.
  47. Siehe die erwähnte Abbildung unter der Überschrift Secundum descriptionem R. Hannasè in Kircher, Musurgia universalis 1 (1650), S. 54. Um welchen jüdischen Gelehrten es sich hier handelt, konnte bisher nicht ermittelt werden. Die von Kircher verwendete Namensform scheint sonst nicht gebräuchlich gewesen zu sein.
  48. Weiterführende Informationen zu diesem Topos finden sich im Artikel zu diesem Lm Ereignis757: Kaiser Konstantin V. Kopronymus von Byzanz schenkt Frankenkönig Pipin eine Orgel Ereignis sowie im Personenartikel Lb PersonPippin (714–768) Pippin.
  49. Siehe Näheres zu dieser Quelle und ihrer Rezeption im Personenartikel Lb PersonVergilius, Polydorus (ca. 1470 – 1555) Polydorus Vergilius.
  50. Vgl. Die edle und wohlgeordnete Music der Gläubigen (Halle 1735), S. 256.
  51. Siehe ausführlicher zu dieser über lange Zeit tradierten Rolle Papst Vitalians den entsprechenden Lb PersonVitalianus (vor 657 – 672) Personenartikel.
  52. Anspielung auf folgende Bemerkung in Großgebauers Abhandlung: Der Welt=berühmte Mönch Thomas von Aquino, welcher um das Jahr 1270. geschrieben hat/ zeuget 2. 2. q. 91. a. 2. daß der Orgel=Klang zu seiner Zeit noch nicht ist in die Kirche eingeführet gewesen, Die Kirche/ spricht er/ gebrauchet sich keiner musicalischen Spiel/ als da sind Harpffen und Psalter im Lobe Gottes/ damit es nicht das Ansehen habe/ als ob die Kirch Jüdisch wäre worden ==== dann im Alten Testament wurden solche Seyten=Spiel gebrauchet/ zum theil/ weil das Volck fleischlicher und hartsinniger war; und durch solche Jnstrumente muste bewogen werden/ gleichwie durch die irrdischen Verheissungen; zum theil/ wiel solche leibliche Jnstrument im Vorbild etwas anders bedeuteten. (Großgebauer, Drey Geistreiche Schrifften (1682), S. 205f.
  53. Dieses Zitat wird auch in anderen Orgelpredigten verwendet. Kretschmar etwa hatte die lateinische Originalversion samt einer anderen deutschen Übersetzung aus Adami, Deliciae biblicae 9 (1698), S. 101, entnommen. Letzteres Werk wiederum stützte sich auf Bona, Divina Psalmodia (1663), S. 420. Bei Lb PersonBona, Giovanni (1609–1674) Giovanni Bona wird ebenfalls die Zeitgenossenschaft Lb PersonAelred von Rievaulx (1110–1167) Aëlreds und Lb PersonBernhard von Clairvaux (ca. 1090 – 1153) Bernhards erwähnt: Damnat eadem instrumenta elegantissima oratione S. Aëlredus Abbas Rieuallis Bernardi synchronus, & discipulus: Vnde, inquit, cessantibus iam typis, & figuris, vnde in Ecclesia tot organa, tot cymbala? Ad quid, rogo, terribilis ille follium flatus tonitrui potius fragorem, quam vocis exprimens suauitatem? (Bona, Divina Psalmodia (1663), S. 420) Vgl. auch die Originalquelle der Stelle, Aelred, Opera (1631), S. 365. Als Vorlage für Porsts Zitat kann indessen ein weiteres Mal Gottfried Arnolds Schrift ausgemacht werden, vgl. Arnold, Die Erste Liebe Der Gemeinen Jesu Christi (1696), S. 163.
  54. Sehr freie Übertragung der folgenden zentralen Stelle, mit der Lb PersonAquin, Thomas von (1225–1274) Thomas von Aquina die Verwendung von Musikinstrumenten im christlichen Gottesdienst kategorisch ablehnte: Sed instrumenta musica, sicut citharas & psalteria, non assumit ecclesia in divinas laudes, ne videatur judaizare. Ergo pari ratione nec cantus in divinas laudes sunt assumendi. (Thomas von Aquin, Summa Theologiae 2,2,2 (1639), S. 73)
  55. Paraphrase der genannten Ly Bibelstelle1 Timotheus 4,4 Stelle.
  56. Orthographisch leicht modernisiertes Zitat aus Großgebauer, Drey Geistreiche Schrifften (1682), S. 205.
  57. Übersetzung aus dem lateinischen Original, vgl. Kircher, Musurgia universalis 1 (1650), S. 506: Organum omnium instrumentorum pneumaticorum, vti Epitome quaedam, & compendium, ita quoque omnium meritò pulcherrimum, perfectissimumque est; Siue enim consideres varietatem harmoniae, siue troporum diuersitatem, siue vocum multiplicitatem, nihil certè cum hoc comparandum existimo. Quis enim non miretur cum Tertulliano, tot vnius machinae membra, tot partes, tot compagines, tot itinera vocum, tot compendia tonorum, tot commercia modorum, tot acies tibiarum, & vna tamen moles sunt omnia, vt nihil mundanam hanc machinam ineffabili quadam varietate constantem repraesentet pulchrius, quam organum, vt in Musica mundana fusius dicetur.
  58. An dieser Stelle folgt ein Überblick über das komplette abschließende 10. Buch Decachordon naturae aus Lb PersonKircher, Athanasius (1602–1680) Athanasius Kirchers Werk, vgl. Kircher, Musurgia universalis 2 (1650), S. 364-462.
  59. Dies verkürzt die Darstellung etwas. Tatsächlich vergleicht Kircher Gott zu Beginn des Kapitels mit einem Orgelbauer, der durch das Spiel auf den sechs Registern seiner Orgel die Welt erschafft, vgl. Kircher, Musurgia universalis 2 (1650), S. 366f.
  60. Bildlich ausgedrückt wird diese Vorstellung auf dem beigefügten Kupferstich mit dem Titel Harmonia nascentis mundi (Kircher, Musurgia universalis 2 (1650), zu S. 366), der eine Orgel zeigt, aus deren Klängen die Werke der sechs Schöpunfgstage entspringen.
  61. Die zehn Unterkapitel des 10. Buchs werden als Register bezeichnet.
  62. Vgl. Kircher, Musurgia universalis 2 (1650), S. 367-373. Porsts Beschreibung fußt nicht auf Kirchers Darstellung, der eine komplizierte Theorie über die Interdependenz von Skala und Klimazonen entwickelt. Eine Gleichsetzung der vier Elemente mit den vier Stimmen findet sich hier nicht.
  63. Vgl. Kircher, Musurgia universalis 2 (1650), S. 373-390. Kirchers detaillierte, mathematisch-abstrakte Darstellung der Harmonie der Himmelskörper stützt sich so gut wie ausschließlich auf antikes Schrifttum und eigene Berechnungen. Erneut setzt Porst mit der Hervorhebung des Kirchenvaters Augustinus einen Akzent, der so gar nicht gegeben ist. Eine eigene Zutat Porsts ist zudem die Hinzuziehung von Bibelstellen.
  64. Vgl. Kircher, Musurgia universalis 2 (1650), S. 390-401.
  65. Vgl. Kircher, Musurgia universalis 2 (1650), S. 401-413.
  66. Vgl. Kircher, Musurgia universalis 2 (1650), S. 413-422.
  67. Vgl. Kircher, Musurgia universalis 2 (1650), S. 422-432.
  68. Vgl. Kircher, Musurgia universalis 2 (1650), S. 432-440.
  69. Vgl. Kircher, Musurgia universalis 2 (1650), S. 440-444.
  70. Vgl. Kircher, Musurgia universalis 2 (1650), S. 444-453.
  71. Vgl. Kircher, Musurgia universalis 2 (1650), S. 454-462.
  72. Vgl. Die edle und wohlgeordnete Music der Gläubigen (Halle 1735), S. 261.
  73. Das Bibelzitat stammt aus Vers 7 der genannten Stelle.
  74. Zitat der Anfangsstrophe des Liedes Lw MusikwerkAnonym: Ach Gott wie manches Herzeleid M Ach Gott wie manches Herzeleid.
  75. Zitat der Anfangsstrophe des Liedes Lw MusikwerkN.N.: Wenn wird doch mein Jesus kommen M Wenn wird doch mein Jesus kommen.
  76. Das Zitat gibt Psalm 126 wieder.
  77. Vgl. Die edle und wohlgeordnete Music der Gläubigen (Halle 1735), S. 264.
  78. Leicht abgewandelte Paraphrase der genannten Ly Bibelstelle 2,9 Stelle.
  79. Vgl. Die edle und wohlgeordnete Music der Gläubigen (Halle 1735), S. 2646.
  80. Vgl. Die edle und wohlgeordnete Music der Gläubigen (Halle 1735), S. 264.
  81. Porst gibt die Verse in der Reihenfolge an, wie sie in seinem Text paraphrasiert werden.
  82. Vgl. Die edle und wohlgeordnete Music der Gläubigen (Halle 1735), S. 266.
  83. Vgl. Die edle und wohlgeordnete Music der Gläubigen (Halle 1735), S. 256.
  84. Vgl. Die edle und wohlgeordnete Music der Gläubigen (Halle 1735), S. 266.
  85. Vgl. Die edle und wohlgeordnete Music der Gläubigen (Halle 1735), S. 267.
  86. Zitat mit Umwandlung der 1. Person Plural in die 2. Person Plural.
  87. Paraphrase der genannten Ly BibelstelleHebräer 13,21 Stelle.
  88. Porst ersetzt das Pronomen euch durch Christen.
  89. Beginn der 7. Strophe des Liedes Lw MusikwerkCrüger, Johann: Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut M Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut.
  90. Zeilen 3-4 der 7. Strophe des Liedes Lw MusikwerkCrüger, Johann: Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut M Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut.
  91. Vgl. Die edle und wohlgeordnete Music der Gläubigen (Halle 1735), S. 269.
  92. Vgl. Die edle und wohlgeordnete Music der Gläubigen (Halle 1735), S. 270.
  93. Vgl. Die edle und wohlgeordnete Music der Gläubigen (Halle 1735), S. 270.
  94. Neuerliche Anspielung auf Hananja, Misael und Azaria.
  95. Vgl. Die edle und wohlgeordnete Music der Gläubigen (Halle 1735), S. 271.
  96. An dieser Stelle aktualisierte Porst den Predigttext für die Druckausgabe. Die Prinzen Lb PersonFriedrich II. von Preußen (1712–1786) August Wilhelm, und Lb PersonAugust Wilhelm von Preußen (1722–1758) Heinrich von Preußen waren zum Zeitpunkt seiner Kanzelrede 1721 noch nicht geboren.
  97. Vgl. Die edle und wohlgeordnete Music der Gläubigen (Halle 1735), S. 271.
  98. 4. Strophe des Liedes Lw MusikwerkNeander, Joachim: Wunderbarer König M Wunderbarer König.
  99. Schlusszeile der 3. Strophe des Liedes Lw Musikwerkanonym: In dulci jubilo M In dulci jubilo.
  100. Es folgt ein Zitat aus Vockerodt, Mißbrauch der freyen Künste (1697), S. 29-31. Es enthält die kompletten Paragraphen 5 und 6 des vierten Kapitel Daß der MIßbrauch der Music mancherley und schon hiebevor angemercket sey. Im Zitat wurden die Virgeln durch Kommata ersetzt und einige Schreibweisen modernisiert. Die dazugehörige Paragraphenzählung wurde weggelassen. Stärkere Abweichungen von der Vorlage dokumentiert die vorliegende Edition durch Anmerkungen.
  101. Im Original ihre Lüste.
  102. Vgl. Vockerodt, Mißbrauch der freyen Künste (1697), S. 29.
  103. Vgl. Vockerodt, Mißbrauch der freyen Künste (1697), S. 30.
  104. Vgl. Vockerodt, Mißbrauch der freyen Künste (1697), S. 29-31.

Letzte Änderung dieses Dokuments am 15. Dezember 2022.

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