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Orgelpredigt

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a Theodoricus, Hieronymus: Corona Templi (Nürnberg 1621)

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a Orgelpredigten (1)

b Personen (112)

y Bibelstellen (116)

  • 1 Chronik 23,5
  • 1 Chronik 25,1
  • 1 Chronik 25,7
  • 1 Johannes 3,8
  • 1 Korinther 10,31
  • 1 Korinther 12,11
  • 1 Korinther 14,40
  • 1 Samuel 16,23
  • 1 Samuel 18,6–7
  • 1 Timotheus 2,8
  • 2 Chronik 29,25–26
  • 2 Chronik 5,1.5.12–13
  • 2 Chronik 5,12–13
  • 2 Chronik 5,13–14
  • 2 Könige 3,15
  • 2 Samuel 23,1
  • 2 Samuel 6,5
  • Amos 5,23
  • Baruch 6,31–32
  • Daniel 11,38–39
  • Daniel 3,5–7
  • Epheser 5,19
  • Exodus 15,1–20
  • Exodus 23,16
  • Exodus 25,22
  • Exodus 28,34
  • Galater 4,10
  • Genesis 1,26
  • Genesis 4,21
  • Ijob 38,7
  • Ijob 5,17
  • Ijob 5,8–9
  • Jakobus 1,17
  • Jakobus 5,13
  • Jeremia 16,9
  • Jeremia 25,10
  • Jeremia 7,34
  • Jesaja 10,10
  • Jesaja 25,8
  • Jesaja 26,16
  • Jesaja 28,19
  • Jesaja 40,3
  • Jesaja 58,1
  • Jesaja 6,3
  • Jesus Sirach 32,7–8
  • Jesus Sirach 40,20
  • Jesus Sirach 47,10
  • Jesus Sirach 47,12
  • Jesus Sirach 47,9–10
  • Johannes 3,23
  • Judit 16,2
  • Kolosser 2,16–17
  • Kolosser 3,16
  • Kolosser 3,17
  • Levitikus 23,24.34
  • Levitikus 23,24–25
  • Levitikus 23,33–34
  • Lukas 13,28
  • Lukas 14,10
  • Lukas 19,26
  • Lukas 2,13–14
  • Lukas 2,14
  • Matthäus 15,9
  • Matthäus 25,29
  • Matthäus 8,12
  • Numeri 10,2
  • Numeri 29,1
  • Numeri 29,1–2
  • Offenbarung 15,2–3
  • Offenbarung 19,1.3–5
  • Offenbarung 21,4
  • Offenbarung 4,4
  • Offenbarung 4,8
  • Offenbarung 5,8
  • Offenbarung 7,12
  • Offenbarung 7,17
  • Philipper 2,10–11
  • Psalmen 104,14
  • Psalmen 108,8
  • Psalmen 111,4
  • Psalmen 119,54
  • Psalmen 119,71
  • Psalmen 130,1
  • Psalmen 137,2
  • Psalmen 146,2
  • Psalmen 149,1
  • Psalmen 150,1
  • Psalmen 150,1–6
  • Psalmen 150,3–5
  • Psalmen 150,5
  • Psalmen 150,6
  • Psalmen 16,11
  • Psalmen 18,3
  • Psalmen 19,2
  • Psalmen 19,3
  • Psalmen 33,1–3
  • Psalmen 33,2
  • Psalmen 33,2–3
  • Psalmen 33,3
  • Psalmen 34,2
  • Psalmen 40,6
  • Psalmen 6
  • Psalmen 6,7
  • Psalmen 60,8
  • Psalmen 66,5
  • Psalmen 71,3
  • Psalmen 77,3–4
  • Psalmen 81,3–5
  • Psalmen 84,5
  • Psalmen 92,2–3
  • Psalmen 94,12
  • Psalmen 98,4–6
  • Römer 10,10
  • Weisheit 19,17
  • Weisheit 2,23
  • Zefanja 2,14
[A1r]

Corona Templi, | Das ist: | Zwo Predigten/ | von der schönen Kirchen Cron/ oder | Heiligen Kirchengeschmuck/ welche seynd | Concio & Cantio, die Predig vnd | das Gesang.

Die Erste/ | Bey auffrichtung deß newerbawten | Predigstuls für die Le Geographicumg Gebäude: Sommerhausen, St. Bartholomäus Kirch zu Sommer=|hausen/ gehalten am Sontag Judicate, | den achzehenden Martii.

Die Andere/ | Bey einweihung deß lieblichen Ld OrgelSommerhausen, [N.N.]-Orgel 1621 Orgelwercks | daselbsten/ gehalten den sibenzehenden Junii/ | Anno Domini M DC XXI.

Durch | M[agistrum] Hieronymvm Theodoricvm, | Limpurgischen Pfarrern daselbsten. | Gedruckt zu Le Geographicumf Ort: Nürnberg Nürnberg/ bey Lb PersonSartorius, Johann Friedrich (vor 1617 – 1649) Johann Fri=|derich Sartorio.

[H1r]

Die ander Predigt über den hundert vnd fünfftzigsten Psalm Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) Davids.

Halleluja.

Thema Concionis.Ly BibelstellePsalmen 150,1–6 Lobet den Herrn in seinem Heiligthumb/ lobt jhn in der veste seiner macht.
Lobet jhn in seinen Thaten/ lobet jhn in seiner Herrligkeit.
Lobet jhn mit Posaunen/ lobet jhn mit Psalter vnd Harpffen.
Lobet jhn mit Paucken vnd Reigen/ lobet jhn mit Saiten vnd Pfeiffen.
Lobet jhn mit hellen Cymbalen/ lobet jhn mit wolklingenden Cymbalen.
Alles was Athem hat/ lobe den Herren/ Halleluja.

[[H1v]]

Außlegung.

Eingang von vergleichung deß Posaunenfests bey den Juden vnnd Christen.Geliebte vnnd andächtige inn dem Herrn Christo. Im alten Testament haben die Kinder Jsrael auff Gottes anordnung vnnd befelch/ nicht allein halten müssen das Fest der Lauberhütten/ zum gedächtnuß aller Gnaden vnnd Wolthaten/ Ly BibelstelleExodus 23,16 Ex. 23.v.16 Ly BibelstelleLevitikus 23,33–34 Levit. 23.v.33.34.welche Gott der Herr jhnen die viertzig Jahr über/weil sie in der Wüsten gewallet/ vnd in Hütten gewohnt/erzeigt/ sondern auch kurtz vor demselben ohngefährlich vierzehen Tag/ das Posaunenfest/ oder/ wie es genennet worden/ den Trommeten Tag/ darumb/ daß an demselben die Söhn deß Ly BibelstelleNumeri 29,1 Num. 29.v.1.Hohenpriesters Lb PersonAaron Aaronis/ mit Trommeten vnd Posaunen die gantze Gemein zusammen ruffen vnd erinnern sollen/ daß sie solches Fest besagter vrsachen heilig vnd wirdig halten solten. Welches dann noch zur zeit deß Königs Davids geweret hat/ wie nicht allein davon zu lesen ist im Büchlein Lb PersonSirach, Jesus (180 – 175 v. Chr.) Syrachs am 47. Ly BibelstelleJesus Sirach 47,12 Syr. 47.v.12. Capit.[1] sondern auch im ein vnd achtzigsten Psalm/ da David Ps. 81.v.3.4 5. selbsten vermahnet: Ly BibelstellePsalmen 81,3–5 Nemet die Psalmen/ vnnd gebt her die Paucken/ lieblich Harpffen mit Psaltern/ Blaset im Newmonden die Posaunen in unserm Fest der Laubrüst. Dann solchs ist eine weiß in Jsrael/ vnd ein recht deß Gottes Lb PersonJakob Jacob.

Ly BibelstelleGalater 4,10 Gal 4 v.10 Ly BibelstelleKolosser 2,16–17 Col. 2. v.16 17.Wiewol wir nun nach der Lehr deß Apostels Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Pauli an die Jüdische Fest/ deren sie etliche alle Monat/ etliche alle Wochen/ etliche alle Jahr einmal begehen müssen/ nicht gebunden/ so ist es doch vnserm lieben Gott nicht wider vnd entgegen/ wann wir ein Tag vnnd alle Tag/ Posaunenfest halten/ seine grosse Wunder vnnd herrliche Thaten proclamiren vnd außruffen/ mit der Trommeten unserer Zungen/ das ist/ [H2r] mit menschlicher Stimm/vnd sonsten auff allerley weiß vnd weg/ mit Vocal vnd Instrumental-Music zu Hauß/ vnd in der offentlichen Commun oder Gemein rühmen/ preisen/ Ps. 19. v 13. Ps. 111. v 4.loben vnd bekennen/ also/ Ly BibelstellePsalmen 19,3 daß es ein Tag dem andern sage/ vnnd ein Nacht der andern kund thue/ Ly BibelstellePsalmen 111,4 was er für Gedächtnuß seiner Wunder jederzeit stiffte/ der gnädige vnnd barmhertzige Herr.

Einweih. deß newen Predigtst.Ein solch Posaunenfest vnd Trommetentag/ haben wir vor ohngefährlich einem viertel Jahr/ bey Einweihung dieses vnsers newen Predigtstuls gehalten/ da wir insgesampt dem trewen barmhertzigen Gott Lob vnnd Danck gesagt/ daß er in diesen gantz gefährlichen vnd bekümmerlichen zeiten vnd läufften/ gleichwol noch auch vnter vns in dieser Kirchen erwünschte Halcyonia verleihet/ sein H.Wort vnd Evangelium erhelt/ reine vnd gesunde Cantzeln gibt/ auff welchen sein Göttlicher Nam in vnd durchs Wort/ vnnd wir auch selbsten mit demselben geheiligt vnd beseligt werden.

Auff heut diesen Tag haben wir widerumb vor vns/ dergleichen Posaunenfest vnd Trommetentag außzuruffen. Dann neben dem vorigen zeichen Göttlicher Gnaden/ daß er vns auff dieser newen Cantzel sein Wort pur/ lauter vnnd rein vortragen vnd verkünden lasset/stifftet er noch ein ander Gedächtnuß seiner Güte vnd Barmhertzigkeit.

Einweih. der Orgel.Dann E. L. sihet vor augen allhie neben dem Predigstul/ dz schöne/ liebliche vnd wolgestimmte Orgelwerck/ welches dieser Kirchen/ so lang sie beydes vnter werendem Papstumb/ vnd Evangelio gestanden/ nicht gedihen hat/ aber nun mehr von der hochwolgebornen vnserer gnädigen Herrschafft Limpurg/ mit beyhülff vnd beförderung eines E. Raths/ auß sonderlicher devotion vnd andacht/ Gott zuförderst zu hohen Ehren/ diesem Gottshauß zur schönen Zier vnnd Wolstand/ [[H2v]] dem gantzen Flecken aber zu einem ewigen Ruhm gestifftet/ durch die Giengerische Jubales/ die Maurer genannt/ auffgerichtet/Meister deß newen Orgelw.auch allbereit vor diesem von Herrn Lb PersonVincentius, Caspar (1580–1624) Caspar Vincentzen/ Fürstl. Würtzb. DomOrganisten beschlagen/ probirt vnd just befunden worden ist.

Damit wir aber allerseits diß löbliche schöne Werck/ jetzt vnd ins künnftig recht vnd nutzlich gebrauchen vnd geniessen mögen/ wird es daran nicht erwinden/ daß wir solches mit äusserlichen Augen allein/ wie ein Kalb ein new Scheurenthor anschawen/ oder/ vnsere Ohren allein dem Klang vnnd Stimmwerck darleyhen/ sondern viel mehr die Augen vnnd Ohren deß Hertzens auffthun/ vnd in der Forcht deß Herren behertzigen/ warzu dasselbige/ wie ins gemein alle Vocalische vnd Jnstrumentalische Music dienen solle?

Der 150. Ps. gibt seine anleytung zur betrachtung deß gantzen Wercks. Abtheilung der Pred. I. II.Darzu vns dann gar feine anweisung thut/ der Geistreiche Königliche Prophet David/ in dem abgelesenen überauß schönen anmutigen Psalmen/ welcher/ wie er in dem gantzen Psalter der letzte ist/ also mag er auch wol der beste genennet werden.

Wir wollen in dem Namen Gottes vns an denselben richten. Erstlich den rechten verstand der Wort auffsuchen/ vnd dann dabey vermelden/ wie wir jn an vnsern geistlichen Nutzen wenden/ sonderlich aber dabey studieren vnnd lernen sollen/ Woher die Vocal vnnd JnstrumentalMusic/ so woln das Orgelwerck komme? Wozu solches/ bevorab in der Kirchen diene? Vnd dann wie mans recht vnd wol gebrauchen solle?

Luc. 2. v. 14Ly BibelstelleLukas 2,14 Ehre sey Gott in der Höhe/ Friede auff Erden/
vnd vns Menschen ein Wolgefallen/

Amen.

[H3r]

Erklärung der Wort deß Psalmens.

Gott sollen nach dem Exempel Davids alle Creaturen loben.Anfangs nun/ gehet zwar deß Königlichen Propheten Davids Intent vnnd Meynung fast in all seinen Psalmen dahin/ daß neben jhme alle Creaturen Gott im Himmel/ umb seiner vielfältigen unaußsprechlichen Gut= vnd Wolthaten jederzeit loben vnd preisen sollen.

Hie aber in disem Psalmen erzehlet er insonderheit dreyerley. Wo vnd an welchem ort? Warumb/ vnd auß was vrsachen? Waserley gstalt vnd weiß solches geschehen könne?

I. An welchem ort? In seinem Heiligthumb. Ly Bibelstelle1 Timotheus 2,8 I. Timot 2. v. 8. Ly BibelstelleExodus 25,22 Ex. 25 v. 22Sagt erstlich: Ly BibelstellePsalmen 150,1 Lobet den Herrn in seinem Heiligthumb. Als wolt er sagen: Ob man wol Gott den Herrn an allen enden vnd orten loben/ ehren/ vnd jhme dancken solle/ wie Paulus auch vermahnet/ daß man an allen orten beten/ vnd auffheben solle heilige Händ ohn zorn vnd zweifel/ soll es doch sonderlich geschehen in seinem Heiligthumb. Dann gleich wie Gott in seinem Heiligthumb/ von dem Gnadenstul mit Lb PersonMoses Mose alles geredt/ was er jhme an die Kinder Jsrael Psa. 60. v 8. Ly BibelstellePsalmen 108,8 Ps. 108. v. 8zu gebieten gehabt/ also wohnet er noch in seinem Heiligthumb Ly BibelstellePsalmen 60,8 er redet in seinem Heiligthumb/ seiner Kirchen/ vnd will in derselben Ps. 149. v. 1von vns geehret/ gelobet vnnd angeruffen werden/ wie abermal David bezeuget/ Ly BibelstellePsalmen 149,1 laus ejus in Ecclesia sanctorum, die Gemeine der Heiligen soll jhn loben.

In der veste seiner Macht: Waz durch die Veste verstanden wird. Ps. 19. v 1 2Davon redet er noch weiters: Ly BibelstellePsalmen 150,1 Lobet jhn in der Veste seiner Macht. Die Interpretes vnd Kirchenlehrer verstehen allhie nicht fürnemblich den sichtbarn Himmel/ das Firmament/ Sonn/ Mond/ Sternen/ welches sonsten Sphoera octava[2] genennet wird/ davon gleichwol David auch redt: Ly BibelstellePsalmen 19,2 Die Himmel erzehlen die Ehre Gottes/ vnnd die Veste verkündiget seiner Hände werck/ sondern verstehen den rechten [[H3v]] Kirch Himmel/ darinnen der liebe Gott seine Macht/ sonderlich bey seinen Glaubigen/ wider alle jhre leibliche vnnd geistliche Feind beweiset vnd erzeiget/ daß sie mit David sprechen Ps. 18.v.3. Ly BibelstellePsalmen 71,3 Psa. 71.v.3. könten: Dominus est firmamentum meum, Ly BibelstellePsalmen 18,3 Der Herr ist mein Felß/ mein Burg mein Erretter/ mein Gott vnd mein Hort/ auff den ich trawe. In welchem verstand der Apostel Paulus solchen Kirch Himmel/ die Kirch Gottes/ ein Pfeiler vnd Grundveste der Warheit genennet hat. Ist eins.

II. Warumb man Gott loben soll. Zum andern/ thut David feine andeutung/ warumb man Gott loben solle? Lobet jhn in seinen Thaten/ vnd in seiner grossen Herrligkeit/ Eben wie der Engel Lb PersonRaphael Raphael beyde Tobiasen vermahnet: LªTob_12_7ª Lobet vnnd dancket von Gott von Himmel/ vnd verkündiget alle seine Wunder. Die seynd nit allein/ daß er Himmel vnd Erden/ vnd was drinnen/ erschaffen/ sondern auch/ daß er alle seiner Händ werck in jhrer ordnung so lange zeit/ nunmehr über die sechshalb tausent Jahr so weißlich geregiert vnnd erhalten/noch regiert vnnd erhelt. Ly BibelstellePsalmen 104,14 Ps 104. v 14Das gröste vnd herrlichste Werck aber ist/ Ly Bibelstelle1 Johannes 3,8 daß er durch seinen 1. Joh. 3. v. 8allerliebsten eingebornen Sohn die werck des Teuffels zerstört/ vns von Sünd vnd Todt geholffen/ ewig gerecht vnnd selig gemacht hat. Diß sind lauter herrliche Thaten/ die man erkennen/ rühmen vnd preisen solle/ wie David widerumb gedencket: Psa. 66. v. 4 Ly BibelstellePsalmen 66,5 Kompt her/ vnnd sehet an die Werck Gottes/ der so wunderlich ist mit seinem thun vnter den Menschenkindern. Psa. 40. v 6Vnd abermal: Ly BibelstellePsalmen 40,6 Herr mein Gott/ groß sind deine Wunder/ vnnd deine Gedancken/ die du an vns beweisest/ dir ist nichts Ly BibelstelleIjob 5,8–9 Iob. 5. v. 8. 9gleich/ ich will sie verkündigen vnnd davon sagen/ wiewol sie nicht zu zehlen sind.

III. Wie man Gott loben solle.Drittens/ läst es David bey dieser allgemeinen Vermahnung nicht bleiben/ daß wir Gott in seinem Heiligthumb in der Veste seiner Macht/ umb seiner Thaten vnnd grossen [[H4r]] Herrligkeit willen loben vnd dancken sollen/ sondern zeigt vnd beschreibt ferners modum, vnd gehet ad speciem, wie vnnd was gestalt Gott zu loben seye?

Aug. in Ps. 150. tom. 8.Der H. Lehrer Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus über diesen Psalm schreibt hievon/ daß man Gott in seinem Heiligthumb loben solle auff dreyerley weiß/ Ln LiteraturAugustinus, Enarrationes in psalmos 141–150 (2005) M voce, flatu, pulsu, das ist/ mit Menschlicher Stimm/ mit blasen oder pfeiffen/ mit greiffen vnd schlagen.[3]

Bißher hat David angezeigt/ wie man Gott mit menschlicher Stimme loben/ ehren/ vnd dancken solle. Jetzt fähret er fort/ wie man jhme auch mit blasen oder pfeiffen/deßgleichen mit greiffen vnd schlagen/ das ist/ mit allerley Musicalischen lieblichen Jnstrumenten vnnd Säitenspielen/ zu seinem Lob dienen köndte.

1. Mit Posaunen. Ly BibelstelleNumeri 10,2 Nu. 10. v. 2.Vnd erstlich zwar mit Posaunen. Jm alten Testament gebrauchten sich die Jsraeliten gar viel der Posaunen/ nicht allein daß sie auff jhrer Wanderschafft wissen möchten/ wann vnd zu was zeit sie auffbrechen vnd fortziehen solten/ wie noch heutiges tags / bevorab in Feldzügen/ Schlachten vnnd Stürmen dieselbige üblich vnd gebräuchlich/ sondern habens Ly BibelstelleLevitikus 23,24–25 Lev 23. v. 24.25 Ly BibelstelleNumeri 29,1–2 Num. 29. v. 1.2.auch gebraucht bey verrichtung jhres Gottesdiensts/ auff besondere Fest/ wann sie den heiligen Sabbath deß Blasens zum gedächtnuß gehalten/ Brandopffer gethan/ oder andere vorneme sachen gehandelt haben. Also sihet E. L. an dem Orgelstand gegen dem untern Fesnter/ inn das erste Feld gemahlet/ die Historiam auß dem Büchlein Lb PersonJosua Josuae/ wie die Statt Le Geographicumf Ort: Jericho Jericho LªJos_6-20.21.23.25ª Ios. 6 .v. 20. 21. 23. 25. vom Hall der Trommeten vnd Posaunen zu hauff gefallen/ eingenommen/ alles drinn verbant [sic] vnnd erschlagen/ allein Rachab sampt jhrer Freundschafft erholten worden sey.

Geistl. Bedeuthung. Ly BibelstelleJesaja 40,3 Esa. 40. v. 3 Ly BibelstelleJohannes 3,23 Ioh. 3. v. 23Welches dann zumal seine schöne bedeutung gehabt/ vnd dardurch vorgebildet worden ist/ nicht allein die rüffende Stimm in der Wüsten/ Lb PersonJohannes der Täufer (fl. 28) Johannes der Tauffer/ welcher von [[H4v]] Ly BibelstelleLevitikus 23,24.34 Lev. 23. v. 24. 34. dem Lb PersonJesus Christus (ca. 0 – ca. 30) Messia hergehen solt/gleich wie vor dem Versöhn= vnd Lauberhüttenfest/ das Posaunenfest gehalten worden/ sondern auch ins gemein das liebe Predigampt / welches einem Posaunenklang verglichen wird beym Propheten Lb PersonJesaja Esaia/ deme Esa. 58. v. 1starck zugeredt ware: Ly BibelstelleJesaja 58,1 Ruffe getrost vnnd schone nicht/ erhebe deine Stimm wie ein Posaun/ vnnd verkündige meinem Volck jhr übertretten / vnd dem Hauß Lb PersonJakob Jakob jhre Sünde.

2. Mit Psalter und Harpffen.Wie man aber Gott mit Posaunen loben solle/ also sagt vnser Psalm weiter/ auch mit Psalter vnd Harpffen. Dergleichen im 33. Psalmen geschicht: Ly BibelstellePsalmen 33,2 Dancket dem Herren mit Harpffen/ lobsinget jhm auff dem Psalter von zehen Säiten. Was diß zur zeit Davids für Instrumenta gewesen/ kan man heutiges tages so eygentlich aller dings nicht wissen. Ioseph. ant. Iud. lib. 7.c.12. Bey dem alten Jüdischen Lb PersonJosephus, Flavius (37/38 – nach 100) Geschichtschreiber Josepho liset man hievon also/ Daß nach dem der König David vor seinen Feinden ruhe bekommen/ hab er vielerley Säitenspiel erfunden/ damit er/ vnnd andere neben jhme Gott den Untersch. zwischen dem Psalter und der Harpffen Davids.Herrn loben/ vnd jhme dancken möchten/ neben andern aber auch Psalter vnd Harpffen. Machet aber vnter diesen beyden solchen vnterscheid/ daß die Harpffen damals von zehen Säiten gestimmet/ vnd mit einem plectro, einem Federkiel/ oder was dergleichen/ der Psalter aber von zwölff Säiten gestimmet/ vnd mit Fingern geschlagen worden seye.[4] Dem sey nun wie jhm woll/ ist doch gewiß/ daß David so wol Psalter vnd Harpffen/ als andere Jnstrument vnd Säitenspiel zu Gottes Lob vnnd Danck gebraucht habe. Jnmassen E. L. auch im sechsten Feld vnserer Orgel sihet/ auß der Offenbarung Ly BibelstelleOffenbarung 4,4 Apoc. 4. v. 4 Ly BibelstelleOffenbarung 5,8 Apoc. 5. v. 8 Ly BibelstelleOffenbarung 15,2–3 Apoc 15. v. 2 3Johannis/ wie die vier vnd zweintzig Eltesten/ Christum auff dem Stul seiner Herrligkeit sitzend/ mit jhrem Harpffen gelobt vnd geprisen haben.

3. Mit Paucken und ReigenWeniger nicht soll das Lob Gottes auch geschehen mit [J1r] Paucken. Dann also stehet in vnserm Psalmen/ lobet jhn mit Paucken vnd Reigen. Diß war im alten Testament auch gar gemein. Da Gott die Kinder Jsrael durch das Le Geographicumi Gewässer: Rotes Meer rote Meer Ly BibelstelleExodus 15,1–20 Ex. 15. v. 1. 20.mit trockenem Fuß geführt/ vnd ihren Feind/ den König Pharao mit all seiner Macht vor jhren augen ersäuffet hat/ fasset Moses solche Wolthaten in ein schön Lobgesang/ vnnd das gantze Volck Jsrael sungen es mit frölicher stimm/ Lb PersonMirjam Miriam aber/ Lb PersonAaron Aaronis Schwester/ vnnd mit jhr alle Weiber giengen mit Paucken am Reigen/ vnd lobeten Gott. Also sihet E. L. Iud. 12. v. 34im andern Feld am Orgelstand/ wie Lb PersonJiftach Jephtah der Fürst Jsrael / nach erlangter victoria wider die Ammoniter/ von seiner einigen Lb PersonJiftachs Tochter Tochter zu Mitzpa mit Paucken vnnd Reigen empfangen/ vnnd jhme dardurch gratuliert vnnd glück gebotten worden seye. Jn gleichem/ da David die entfrembdte Laden Ly Bibelstelle2 Samuel 6,5 2. Sam. 6. v. 5.deß Bunds den Philistern widerumb abgelauffen/ vnd in seine Statt gen Le Geographicumf Ort: Jerusalem Jerusalem gebracht/ hat er nicht allein mit dem gantzen Volck gespilt mit Paucken/ Harpffen vnnd Psalter/ sonder selbsten mit aller macht vor dem Herrn getantzt/ vnd vor lauter frewden mit kunstlichen hüpffen vnnd springen Ly Bibelstelle1 Samuel 18,6–7 1. Sam. 18. v. 6.7.so gut gemacht/ als er jmmer gekonnt. Widerumb/ als David den Risen Lb PersonGoliat Goliath erschlagen/ seynd die Weiber auß allen Stätten Jsrael mit Gesang vnnd Reigen dem König Lb PersonSaul (fl. 1000 v. Chr.) Saul entgegen gezogen/ mit Paucken/ mit freuden vnd mit Geigen/ Ly BibelstelleJudit 16,2 Jud. 16. v. 2.gleich wie das Volck zu Le Geographicumf Ort: Bethulia Bethula auch gethan/ da Lb PersonHolofernes Holofernes umbkommen/ da war jederman frölich/ sungen vnd sprungen beyde jung vnd alt.

Diß waren geistliche Täntz/ welche fromme heilige Leut bey den rechten wahren Gottesdiensten gehalten/ nach dem der H. Geist sie getrieben hatte/ haben aber mit dem alten Testament auffgehört. Doch/ kan noch wol seyn/ daß zu zeiten ein fromb andächtiges Hertz/ mit besondern Frewden vnd Gaben [[J1v]] ergetzet/ Gott zu lob seine Händ zusammen schlägt/vor frewden auffspringt/ vnd gleichsam tantzet/ es geschehe gleich zu hauß oder offentlich.

Tantzteuff. Floriani Daulen à Furstenb. p. 268.b. Demnach falsch/ Lr QuellenDaul, Tantzteuffel (1569) M was in der alten Papistischen Postillen Sermones Discipuli genannt/ gelesen wird/ Es seye ein sonderlicher Teuffel/ der heisse Schickdentantz/ der alle Täntz anrichte. Von üppigen/ leichtfertigen/ bübischen vnd hürischen Täntzen/ dergleichen die Teuffel in der Höllen zu Binckebanck tantzen/ köndte es passirt vnnd gut geheissen/ aber ins gemein von allen Täntzen/ vnd sonderlich/ wie diß orts von geistlichen Täntzen kan es nicht gebillicht werden. Es ist gar zu viel geredt/ dann ja Miriam/ David vnd andere heilige Menschen Gottes nicht vom Teuffel/ sondern viel mehr von dem H. Geist zum tantzen bewegt worden seynd.[5]

4. Mit Säiten und Pfeiffen. Psa. 33. v. 3.Wir sollen ferners den Herrn loben mit Säiten vnd Pfeiffen. Welches widerholet wird an einem andern ort: Ly BibelstellePsalmen 33,3 Singet dem Herrn ein newes Lied/ machts gut auff Säitenspielen mit schalle. Vnd im Büchlein der Weisheit stehet: Ly BibelstelleWeisheit 19,17 Die Säiten auff dem Psalter klingen durch einander/ vnnd lauten doch zusammen/ wie man solches an der that wol sihet.

Daß aber Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Lutherus der Pfeiffen gedenckt/ verstehet er nicht eben Flöten/ Zwerch oder Schwegelpfeiffen/ sondern vnd fürnemblich/ wie es in den Hauptsprachen lautet/ die Orgeln/ Positiv/ Regal/ oder was dergleichen Werck von Pfeiffen gemacht werden. Hiervon schreibt gar fein der H. Augustinus: Aug. in Psa. 150. tom 8.Ln LiteraturAugustinus, Enarrationes in psalmos 141–150 (2005) M Organon generale nomen est omnium vasorum Musicorum: Quamvis jam obtinuerit consvetudo, ut organa propriè dicantur, quae inflantur follibus. Zu Teutsch soviel: Das Wörtlein Orgel/ ist zwar ein gemeines Wort/ so von allen Musicalischen Jnstrumenten oder Wercken kan verstanden werden. Aber heutiges tags werden [J2r] diese allein Orgeln/ genannt/ welche man mit Blaßbälgen zeucht oder trittet/ vnnd denselben damit gleichsam ein Athem vnd Leben abgewinnet.[6]

5. Mit hellen Cymbalen und wolklingenden Cymbalen.Widerumb erinnert David/ daß man Ly BibelstellePsalmen 150,5 den Herrn loben solle mit hellen Cymbalen/ vnd wolklingenden Cymbalen/ es seyen solche nun silberne Rollen/ Schellen/ Glöcklein/ Singkugeln/ oder künstlich geformierte Triangel/ vnnd was dessen seyn mag/ welche man nit allein bey wolbestellten Jnstrumental Musicen/ in grossen Stätten vnd Fürstlichen Capellen noch heutigs tags brauchet/ sondern auch gar gmein im alten Testament gwesen sind. Oben ist schon bey dem dritten Ly Bibelstelle2 Samuel 6,5 2. Sam. 6. v. 5.Feld an der Orgel erwehnet worden/ daß David vnd das gantze Hauß Jsrael nach dem die Laden deß Bunds gen Jerusalem Lª1Chr-25-1ª 1. Par. 26. v. 1. gebracht/ vor dem Herrn gespilt haben mit allerley Säitenspiel/ mit Harpffen/ Psalter/ Paucken/ Schellen vnd Cymbalen. So hatte David vnter den Musicanten vnd Jnstrumentalisten selbsten eine feine Ordnung gemacht/ wie sie mit Cymbalen/ Psalter vnd Harpffen/ im Hause Gottes jhren Gottesdienst verrichten sollen. Von Lb PersonHeman Heman/ Lb PersonAsaf Assaph vnd Lb PersonJedutun Jedithun stehet/ daß sie Sänger seyn gewesen mit ehrnen Iud. 16 v. 2.Cymbalen/ hell zu klingen/ vnnd Lb PersonJudit Judith hatte jhr Volck vermahnet: Ly BibelstelleJudit 16,2 Spilet dem Herrn mit Paucken/ vnd klinget jme mit Cymbalen.

6. Alles was Athem hat/ lobe den Herrn.Endlich ermuntert David zum Lob Gottes alle Creaturen/ vnnd sagt: Ly BibelstellePsalmen 150,6 Alles was Athem hat/ lobe den Herrn/ was sich regt vnnd bewegt/ zuförderst die Menschenkinder. Clem. Alexandrinus.Lr QuellenClemens von Alexandria, Opera (1572) M Verè enim pacificum Instrumentum est Homo, spricht Lb PersonClemens von Alexandria (ca. 150 – ca. 215) Clemens Alexandrinus/ Menschen stimm übertrifft alle andere Musicen vnnd Säitenspil.[7] Darumb auch billich der Ly BibelstelleWeisheit 2,23 Sap. 2. v. 23 Ly BibelstelleGenesis 1,26 Gen. 1. v. 26 27.Mensch/ als der nach Gottes Ebenbild erschaffen vor allen andern Creaturen/ seinen Gott vnd Schöpfer loben/ vnd für [[J2v]] Ly BibelstellePhilipper 2,10–11 Phil. v. 2. v. 10. 11.alle Gut= vnd Wolthaten dancken solle. Vnd wie David/ also vermahnet auch Paulus/ daß alle Zungen bekennen sollen/ daß Jesus sey der Herr/ zur Ehre Gottes deß Vatters. Æneas Sylvius in hist. de Bohemorum orig & gestis.c.13.Uncathol. Papstumb D. Heilbr. p. 773.Ein feine denckwirdige Historien dessen/ liset man bey Lb PersonPiccolomini, Enea Silvio de' (1405–1464) Aenea Sylvio. Lr QuellenHeilbrunner, Uncatholisch Pabstumb (1609) M Als auff ein zeit der Christliche Lehrer Lb PersonKyrill von Saloniki (826/827 – 869) Cyrillus den Sclaven König Lb PersonSvatopluk I. von Mähren (ca. 830 – 894) Suatacopium, getauft/ vnnd sonsten viel Sclaven zum Christlichen Glauben bekert/ hab er bey dem Lb PersonHadrian II. (ca. 792 – 872) Papst zu Le Geographicumf Ort: Rom Rom angehalten/ daß in denselben Ländern der Gottesdienst in jhrer gewöhnlichen Muttersprach möchte angeordnet werden/ weil sonsten in der Römisch[en] Kirchen alle actus oder geistliche verrichtungen in Lateinischer Sprach verhandelt werden. Als man aber hierüber lang zu rath gangen/ vnnd allerley davon in utranque partem vorgebracht/ seye endlich durch ein Stimm vom Himmel der Streit eben auß vnserm Ps 150. v. 6. Phil. 2. v. 11. Indeque datum Cyrillo indultum. Psalmen entscheiden worden: Omnis Spiritus laudet Dominum & omnis lingua confiteatur ipsum, Alles/ was Athem hat lobe den Herrn/ vnd alle Zunge bekenne jhn. Darauff diese Resolution erfolget/ daß die Sclavonier auch in jhrer Muttersprach das Evangelium predigen/ vnnd jre Gottesdienst verrichten mögen.[8] Also billich dieser Spruch noch bey allen Christen fortdringen solle/ daß alles/ was Leben vnd Athem hat/ zu stetem jmmerwenden Lob deß Allerhöchsten/ nach jedes Lands Zungen vnnd Sprachen sich schuldig vnd verpflicht erkennen solle.

7. HalelujaWo aber solches auß Glauben geschicht/ da kan man darauff ein frölich Haleluja sprechen/ gleich wie David diesen Psalmen damit angefangen/ vnd beschlossen hat/ vnd schreibt Aug. Epist. 319. ad Ian tom. 2[?] Augustinus/[9] daß so offt das Haleluja gesungen vnd gesprochen wird/ bedeutet anders nichts/ als daß diß künfftig vnsere meiste Arbeit seyn werde/ den Herrn loben/ nach dem Wort deß Ps. 84 v. 5 Psalmisten: Ly BibelstellePsalmen 84,5 Wol denen/ die in deinem Hause wohnen/die lo= [I3r] Euseb. hist. trip. lib. 9. c. 27. Niceph. hist. Eccl. lib. 12. c. 25 ben dich jmmerdar. Als der gottselige Lb PersonTheodosius I. (347–395) Keyser Theodosius den abgöttischen Tempel Serapidis bey Le Geographicumf Ort: Alexandria Alexandria zerstören/ vnd niderreissen lassen/ Lb PersonOlympius Olympius aber/ ein Heydnischer Sophist sehr darüber geeifert/ vnd sich von solcher stätt nicht gern treiben lassen wolt/ höret er ein verborgene Stimm/ die etlich mal geruffen/ Alleluja/ Alleluja/ darüber er nit allein erschrocken/ sondern von dannen sich erhoben/ vnd nach Le Geographicumh Territorium: Italien Welschland begeben hat. Damit ist angedeutet worden/ daß Theodosius ein göttlich vnd löblich Werck verrichtet/ daß er solche abgöttische Tempel hin vnd wider abgeschafft/ darüber billich das Haleluja zu singen/ Gott zu loben vnd zu dancken seye.[10]

Im ewigen Leben wird das rechte Haleluja allererst recht angehn/ hoc totum erit nostrum negocium, sine defectu Haleluja, diß wird dorten vnser einiges gantzes Geschäfft seyn/ daß wir ohn auffhören werden singen das Haleluja/ ohn unterlaß Gott loben vnd preisen/ wie auch Johanni Apo 4. v. 8.dem Evangelisten im Gesicht fürkommen/ daß die vier Thier so vor dem Stul des Lambs gestanden/ kein Ruhe gehabt weder Tag noch Nacht/ sondern ohn vnterlaß gesprochen haben: Ly BibelstelleOffenbarung 4,8 Heilig/ Heilig/ Heilig ist Gott der Herr/ der allmächtige/ der da war/ vnnd der da ist/ vnnd der da kompt. Widerumb Ap. 19. v. 1. 5. 6. 7. schreibt er selbsten darvon: Ly BibelstelleOffenbarung 19,1.3–5 Jch höret eine Stimm grosser scharen im Himmel/ die sprachen/ Haleluja/ Heil vnd Preiß/ Ehr vnd Krafft sey Gott unserm Herrn/ vnd sprachen zum andernmal/ Haleluja/ vnnd die vier vnnd zweintzig Eltesten/ vnd die vier Thier fielen nider/ vnd beteten Gott an/ der auff dem Stul saß/ vnd sprachen Amen/ Haleluja/ vnnd eine Stimm gieng von dem Stul: Lobet vnsern Gott alle seine Knechte/ vnd die jhn förchten/ beyde klein vnd groß/ etc. Aber gnug von den worten deß Psalmen Davids.

[[I3v]]

Usus & Praxis.

Erste Lehr auß diesem Psalm/ von dem allgemeinen Lob Gottes/ und hertzlicher Dancksagung für seine Gutthaten.Wir wollen fürs ander vernemen/ was der Geist Gottes bey demselben vns nutzlichs erinnern wird.

Vnnd erstlich zwar haben wir eine feine Lehr vnd Erinnerung/ daß alles/ was Leben vnd Athem hat/ allermeist aber rechtglaubige Christen jhre Psalter vnd Harpffen/ mit lieblichen wolklingenden Lob= vnd Dancksäiten beziehen/ auff das reinest anstimmen/ schlagen/ vnnd rechte laudantes Deum, oder Gottlobii seyn vnd bleiben sollen. Also schreibt Chrysost. in Ps. 150. to. 1. der alte Lehrer Lb PersonChrysostomos, Johannes (ca. 344 – 407) Chrysostomus bey diesem Psalmen: Ln LiteraturChrysostomos, Commentary 2 (1998) M Oportet hoc esse principium & finem eorum, quae & facimus, & dicimus, Mit Gottes Lob sollen wir alle vnser sachen/ was wir reden oder vorhaben/ anfangen vnnd beschliessen/[11] wie Col. 3 v. 17er dann darbey anzeucht den Spruch Pauli/ Ly BibelstelleKolosser 3,17 alles/ was jhr thut mit Worten vnnd mit Wercken/ das thut alles inn dem Namen deß Herrn Jesu/ vnnd dancket Gott vnd dem Vatter durch jhn Ly BibelstellePsalmen 92,2–3 Dann es ist ein köstlich ding dem Herrn Ps. 92.v. 2. 3dancken/ vnd lobsingen dem Namen deß Höchsten/ deß morgens seine Gnad/ vnd deß nachts seine Warheit verkündigen. Nicht allein aber ist es köstlich/ sondern auch sehr nutzlich vnd fürträglich. Dann wie ein grosser Herr/ so jhme zu sondern ehren etwas von gelehrten Leuten componirt/ geschriben vnnd auffgesetzet wird/ solches nicht ohn vergolten läst/ also lasset jhme auch der grosse Monarch Himels vnd der Erden nichts Stöck. in Syrac. ex Solino de mirabilib. Mundi.vergebens thun. Von einem Brunnen liset man/ der in der Landschafft Le Geographicumf Ort: Halaesa Alesa in Le Geographicumh Territorium: Sizilien Sicilia zu finden/ so bald man bey demselben lieblich singe/ vnd mit anmutigen Jnstrumenten spile/ so ergieß er sich viel mehrers als zu andern zeiten/ da kein Music vernommen wird/[12] also helt es sich auch mit Gott/ dem unerschöpflichen Brunnen alles gutes/ je mehr man jhme für [[J4r]] seine Gut= vnd Wolthaten Lob vnd Danck saget/ je mehr er bewegt wird/ reichlich dieselbige auszutheilen/ nach dem wort Luc. 19. v. 26. Ly BibelstelleMatthäus 25,29 Matt. 25. v. 29. D. Gregor. Christi: Ly BibelstelleLukas 19,26 Wer da hat (vnd solches danckbarlich erkennt) dem wird gegeben/ vnd der alte Lehrer Gregorius sagt: Gratiarum actio, est ad plus dandum invitatio, durch Lob= vnd Dancksagen wird Gott bewegt/ daß er vns mehr guts thut/[13] Gleich wie ein Haußvatter seines Ackers oder Gartens viel fleissiger wartet/ der einen guten Boden hat/ vnnd köstliche Frucht trägt/ als eines wüsten unfruchtbaren orts/ den er ligen last/ oder nur mit geringschätzigem Saamen besämet. Also segnet Gott viel reichlicher/ vnd thut viel mehr liebs vnd guts den danckbarn als den undanckbarn.

Gott zu loben und zu dancken in glück und unglück.Wir sollen aber Gott loben vnnd dancken/ nicht allein wenn es glücklich vnd wolgehet/ sondern auch wenn es übel gehet/ vnter dem lieben Creutz/ in betrachtung/ daß dasselbige als ein bittere Artzney von dem heiligen vnnd gerechten Gott vns zu nutz vnd besserung auffgelegt wird/ davon David seines theils gern bekennet: Ly BibelstellePsalmen 119,71 Es ist mir lieb/ daß du mich gedemütiget Ps. 119. v. 71 Ly BibelstellePsalmen 94,12 Ps. 94. v. 12 Ly BibelstelleIjob 5,17 Iob. 5. v. 17. Gleichnuß ex Gesn. in Psa. 6. vom Calcanten und Organisten.hast/ daß ich deine Recht lerne. Lr QuellenGesner, Commentationes In Psalmos Davidis (1605) M Vnd gehet hie zu wie mit einer Orgel/ die ist an vnd für sich selbsten ein todtes ding/ sie müste lang an der Mauren stehen/ biß sie ein klang oder resonantz von sich gebe. Wann aber der Calcant oder Trahent/ vnd der Organist darhinder kommen/ die Blaßbälg auffspannen/ ziehen oder tretten/ vnd mit Fingern das Clavier begreiffen vnnd beschlagen/ da gehets alsdann/ vnd erschallt in vnnd ausser der Kirchen/ daß mans mit verwunderung höret. Also solten wir zwar die Säiten vnd Pfeiffen vnsers Munds vnd Hertzens/ mit Psalmen vnd geistlichen Lobliedern jmmerzu anstimmen vnd erschallen lassen. Aber/ wann vns wol ist/ empfinden vnser selbsten/ werden von keiner Not gedruckt vnnd gepresset/ da [[J4v]] gehets gar kalt vnnd schläfferig/ ist wenig Andacht bey uns. Wann aber der himlische Calcant vnnd Organist/ der heilige vnd gerechte Gott anfähet vns zu tretten vnd zu schlagen/ vnd den rauhen/ vnfreundlichen Wind der mancherley Trübsalen vnter die Augen blaset/ zumal/ wann der Tremulant darzu Ly BibelstellePsalmen 130,1 Ps. 130. v. 1 Esa. 26. v. 16. Ly BibelstelleJesaja 28,19 Es. 28. v. 19kompt/ daß das Hertz vor grosser angst vnnd anfechtung zappelt vnnd zittert/ da gehet es de profundis, vnnd heist dann/ Ly BibelstelleJesaja 26,16 Herr/ wenn Trübsal da ist/ so sucht man dich/ vnd wann du sie züchtigest/ so ruffen sie ängstiglich/ wie auch David bezeuget[14] da er sagt: Ly BibelstellePsalmen 77,3–4 Jn der zeit meiner Not suche ich den Herrn/ wann ich betrübt bin/ so dencke ich an Gott/ wann mein Hertz in ängsten ist/ so rede ich.

Dem Exempel der lieben Engelein zu folgen.Zu solcher hertzlichen inbrünstigen Andacht im dancken vnd loben/ geben vns gar feine anweisung die selige himmlische Frongeisterlein/ die lieben Engelein/ welche Tag vnd Nacht vor Gott gar embsig stehen/ wie der Herr selbsten gegen Ly BibelstelleIjob 38,7 Iob. 38. v. 7. Esa. 6. v. 3.Lb PersonHiob Job gedenckt/ daß die Morgensterne jhn loben/ vnnd alle Kinder Gotttes [sic] mit einander jauchtzen/ vnd der Prophet Esaias wie E. L. im vierdten Feld am Orgelstand vornen sihet/ hört in der himlischen Capellen die Seraphin/ auff dreyen Chören mit grossem gepräng singen. Der erste stimmet an/ Heilig/ der ander folgt nach/ singt auch Heilig/ deßgleichen der dritt/ Heilig. Bald fallen alle drey zusammen/ vnd intoniren/ Ly BibelstelleJesaja 6,3 Heilig/ heilig/ heilig/ ist der Herr Zebaoth/ das ist/ wie es Lb PersonColonna Galatino, Pietro (1460–1540) Galatinus Gal li. 2. c. 1. D. Schnepf. in Esa. p. 93 auß dem Thargum gibt/[15] Heilig ist Gott der Vatter/ Heilig ist Gott der Sohn/ Heilig ist Gott der heilige Geist. Luc. 2. v. 14In gleichem bey der Geburt Christ/ in der ersten Christmeß/ singen vnd klingen sie das schöne Gloria, Ly BibelstelleLukas 2,14 Ehr sey Gott in der Höhe/ Fried auff Erden/ vnd dem Menschen ein wolgefallen.

Darumb wie die H. Engelein/ in der triumphierenden Ly BibelstellePsalmen 16,11 Ps. 16.v. 11.Kirchen droben im Himmel/ da frewd die fülle/ vnd liebliches [K1r] Wesen zu der Rechten Gottes ewiglich/ der hohen Göttlichen Majestät zu Ehren/ an unterlaß musiciren/ Also sollen auch wir inn der streitbarn Kirchen auff Erden/ mitstimmen/ vnd den Englischen Chorum helffen stercken vnd vermehrn/ daß wir zum Lob vnnd Danck deß Höchsten nimmer mehr müd/ oder heisser werden.

Die ander Lehr auß disem Psalmen/ ein herrliche lobbeschreibung der Vocal und Instrumental Music:Neben dieser Lehr/ haben wir fürs ander allhie/ ein überauß schöne Commendation vnd Lobwürdig Zeugnuß/ beydes der Vocal= vnnd Jnstrumental Music/ da man im Hauß deß Herrn/ vnnd in der Kirchen Gottes/ den Namen deß Höchsten lobet vnd preiset/ nicht allein mit Beten/ Lehren vnd Predigen/ auch nicht allein mit Choral vnd Figural Gesang in Teutscher vnd Lateinischer Sprach/ sondern auch mit lieblichem Stimmwerck/ mit Orgeln/ Positiven/ Regalen/ Zincken/ Posaunen/ Harpffen/ Lauten/ Geigen/ Pfeiffen/ Dulcin/ Triangeln/ Cymbalen/ oder was dergleichen Instrumenten seyn mögen.

Vocals MusicVnd zwar/ was die Vocal Music anlanget/ soll ein jeder frommer vnd andächtiger Christ/ Gottes Capell/ Chor vnnd Cantorey/ darzu ein wacker Symphoniacus vnd Adjuvant/ ja sein gantzes Hauß soll ein rechte Capell vnnd Singschul Eph. 5. v. 19 Ly BibelstelleKolosser 3,16 Col. 3. v. 16 Iac. 5. v. 14. Ly Bibelstelle2 Samuel 23,1 2. Sam. 23. v. 1. Ly BibelstelleJesus Sirach 47,10 Sy. 47. v. 10 Ps. 146. v. 2seyn. Darzu vermahnet der Apostel Paulus: Ly BibelstelleEpheser 5,19 Redet vntereinander von Psalmen vnd Lobgesängen/ vnd geistlichen Liedern/ vnd singt dem Herrn im Hertzen. Deßgleichen Jacob: Ly BibelstelleJakobus 5,13 Jst jemand vnter euch gutes Muhts/ der singe Psalmen. Jn welchem stuck ein außbündiger Meister gewesen ist der König David/ lieblich mit Psalmen Jsrael/ als der von gantzem Hertzen gesungen. Darumb er auch so viel herrlicher schöner Psalmen gedichtet/ vnd zu singen verordnet hat. Der sagt: Ly BibelstellePsalmen 146,2 Jch will den Herrn loben/ so lang ich lebe/ vnd meinem Gott Lobsingen/ weil ich hie bin. Vnd abermal: Ly BibelstellePsalmen 34,2 Jch will den [[K1v]] Herrn loben allezeit/ sein Lob soll jmmerdar in meinem Mund seyn. Solche weiß Psalmen vnd geistliche Lieder zusingen/ ist je vnd allezeit in der Kirchen Gottes/ beydes im alten vnnd newen Testament fleissig observirt vnnd gehalten D. Hieron. Schol. Strig. pag. 166worden/ also/ daß der alte Lehrer Lb PersonHieronymus, Sophronius Eusebius (347–420) Hieronymus schreibt/ zu seiner zeit/ als er zu Le Geographicumf Ort: Bethlehem Bethlehem im Le Geographicumh Territorium: Israel Jüdischen Land gewohnet/ seye diese übung Psalmen zu singen/ so gemein gewesen/ daß auch die Bawren hinder dem Pflug gesungen/ daß es ein hertz gehabt.[16] Demnach vnsere Leut sich auch nit schämen oder beschweren/ sonder viel mehr von Hertzen sich frewen/ vnnd jhre sondere lust daran haben sollen/ wann jhnen in der Kirchen oder zu Hauß/ zu Dorff oder zu Feld/ über jhrer Arbeit oder Amptsgeschäfften schöne Psalmen vnd geistliche Lieder/ choraliter oder figuraliter zu singen/ anleytung vnd gelegenheit durch den H. Geist gegeben wird.

Aber weiters hievon diß orts zu reden/ ist vnser vorhaben gar nicht.

Instrumental Music.Wir kommen auff die JnstrumentalMusic/ derentwegen Ly BibelstelleJesus Sirach 40,20 Sy. 40. v. 20 Ps. 98. v 4. 5.diese Predigt angefangen. Dann spricht der weise Mann Syrach/ wir sollen Gott loben vnnd dancken nicht allein mit singen/ sondern auch mit klingen. Vnd David: Ly BibelstellePsalmen 98,4–6 Jauchtzet Ps. 33. v. 2. 3 Ps. 150 v. 3. 4. 5.dem Herrn alle Welt/ singet/ rühmet vnd lobt den Herren mit Harpffen vnd Psalmen/ mit Trommeten vnd Posaunen. Vnd widerumb: Ly BibelstellePsalmen 33,2–3 Dancket dem Herrn mit Harpffen/ vnnd lobsinget jhme auff dem Psalter von zehen Säiten/ singet jhm ein newes Lied/ machets gut auff Säitenspilen mit schalle. Vnd in unserm Psalmen: Ly BibelstellePsalmen 150,3–5 lobet den Herren mit Posaunen/ mit Psalter vnnd Harpffen/ mit Paucken vnd Reigen/ mit Säiten vnd Pfeiffen/ mit hellen Cymbalen/ vnd wolklingenden Cymbalen.

Wann man demnach heutiges tages inn wolbestellten [[K2r]] Bey der Instrumental Music/ und dem Orgelw. dreyerley zu merckenKirchen/ neben der Vocal Music/ auch Orgeln vnnd andere liebliche Jnstrument vnd Säitenspiel anrichtet/ ist diß nicht allein nichts newes/ sondern auch ein solch Werck/ darüber Gott im Himmel belustiget/ auch die liebe Engelein/ vnd alle Heilige erfrewet werden.

I. Wer der Autor und erst Erfinder der Orgeln/ rc.Wer aber so mancherley vnterschiedliche Instrumenta vnd Säitenspil/ bevorab die Orgeln erdacht vnd erfunden/ davon gedencken die Scribenten vnd Historici nicht einerley.

Euseb. lib. 2. praeparat. Evan. meldet/ daß die Griechen Eus l. 2. Ev. præpar. [?]diese Kunsterfindung/ etliche Lb PersonDionysos Dionysio/ etliche Lb PersonZethos Zetho/ etliche Lb PersonAmphion Amphioni/ zugeschriben/ so die elteste Musicanten vnd Symphonisten sollen gewesen seyn/[17] welches wir in seinem esse Platina. Volaterranus. Päpst. Inquis. Nigr. pag. 249.bleiben lassen. Lb PersonPlatina, Bartolomeo (1421–1481) Platina vnnd Lb PersonMaffei, Raffaello (1451–1522) Volaterranus schreiben/ daß Lb PersonVitalianus (vor 657 – 672) Vitellianus (etliche haben Vitalianus) ein Papst/ viel darbey gethan/ als welcher ein berühmbter Musicusgewesen/[18] vnd die mancherley Stimm zu singen/ (welches sonsten auch Lb PersonArezzo, Guido von (ca. 992 – ca. 1050) Guidoni Aretano, einem Welschen Münch zugeschriben wird) wie auch die Orgeln in der Kirchen zu schlagen/ auffgebracht/ Bapt. Mantuan. inmassen der Carmelit Lb PersonMantuanus, Baptista (1447–1516) Baptista Mantuanus mit diesen worten bezeugt:

Signius adjunxit molli conflata metallo
Organa.
[19]

Das ist. Der Papst Vitellianus, Avent. in annal. Bojorum [?]. Stöck. in Syras. p. 413.ein Signiner/ hat die Orgeln erstlich auffgebracht in der Kirchen. Andere thun meldung vom Lb PersonKonstantin V. von Byzanz (718–775) Constantino Copronymo, so im Orient ein Keyser gewesen/ der hab Anno Christi 757. (etliche zehlen 742) Lb PersonPippin (714–768) Pipino, dem König inn Le Geographicumh Territorium: Frankreich Franckreich/ Keysers Lb PersonKarl der Große (747–814) Caroli Magni Vattern/ neben andern Praesenten vnd Verehrungen auß Le Geographicumh Territorium: Griechenland GriechenLand/ durch sonderliche Legaten/ ein trefflich groß instrumentum Musicum von zineren Pfeiffen/ vnd ledernen Blaß Bälgen/ darauff man mit Händen vnd Füssen spilen vnd schlagen können/ verehren [[K2v]] lassen/ welches zuvor den Frantzosen vnd Teutschen unbekant. Kan anders nichts/ als ein Orgelwerck gewesen seyn.[20] Von welchem hernach dergleichen Werck mehr gemacht/ vnnd in Bernh. Teuton. Synt. Mus. Prat. tom. 2. p. 93die Kirchen zum Gottesdienst eingeführt worden sind. Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M  Lb PersonBernhard (fl. 1470) Bernhardus einer/ mit dem Zunamen/ der Teutsche/ solle der erste gewesen seyn/ der die Orgeln verbessert vnd vermehrt/ daß zugleich auch die Füß/ durch anziehung der kleinen Stricklein im Pedal/ zu mehrer wollautung vnd vollstimmigkeit helffen können. Sonsten aber ob in der Griechischen/ Italienischen/ Asiatischen/ oder Affricanischen Kirchen die aller eltesten Orgeln gewesen seyen/ kan auß den Historien nichts gründlichs dargethan vnd bewisen werden.[21]

Wer nach der Schrift der erste Erfinder sey der Instrumenten? Gen. 4. v 21 Synt. Mus. Prat. tom. 1 p. 85Wann wir Gottes Wort vnnd die H. Schrifft auffschlagen/ so finden wir/ daß Ly BibelstelleGenesis 4,21 von Lb PersonJubal Jubal seynd herkommen die Geiger vnd Pfeiffer/ werden aber nicht gemeine Pfeiffer vnd Bratensgeiger/ die mit ihren Leyren vnd Fideln bey den Abendzechen in Wirtshäusern sich hören lassen/ sondern per Synecdochen alle andere Jnstrumentisten mit ihren lieblichen Spilen zumal auch verstanden.[22] Dann in seiner Sprach heist es: Ly BibelstelleGenesis 4,21 Jubal erat pater canentium Cithara & Organo, Jubal war ein Vatter vnd Erfinder der Harpffenisten vnnd Organisten.

Gott der einig [sic] rechte Kunst Erfinder.Deme sey nun wie jhm woll/ wissen wir doch den rechten vrsprung dessen alles/ niemand anders besser vnnd billicher zuzuschreiben/ als allein Gott dem Herrn/ der ist der rechte Erfinder aller Künsten/ der auch nicht allein den Glaubigen vnter seinem Volck/ sondern auch durch sein allgemeine Gegenwart denjenigen Völckern/ die ausser der Schoß seiner Kirchen sich auffhalten/ dergleichen löbliche Kunstgaben/ in sonderheit aber die Liebligkeit der Musicalischen Concenten vnd Zusammenstimmungen verlihen/ vnd darzu feine admi- [K3r] nicula oder gute vortheil gegönnet hat. Also es alles vnsers Ly BibelstelleJakobus 1,17 Iac. 1. v 16. Ly Bibelstelle1 Korinther 12,11 1. Cor. 12. v 11.lieben Gottes Werck vnnd Gab ist/ weil von jhme allein alle gute vollkommene Gaben herab kommen/ vnnd nach seinem gefallen außgetheilet werden.

David ein sonders berühmbter MusicusVor allen andern Liebhabern vnd Kunsterfahrnen der Music aber/ muß der Königliche Prophet David/ ein herrlicher berühmter Musicus gewesen seyn/ vnd ein besondern verstand/ vnd hertzliche frewd darzu gehabt vnd getragen haben/ als der Ly Bibelstelle1 Chronik 25,1 1. Par.26. v. 1sovil spendirt vnd so groß sich kosten lassen/ biß er im Hauß deß Herrn so ein stattliche / ansehnliche Vocal vnnd Jnstrumental Music zu wegen gebracht vnd angeordnet hat.

Fürstl. Bayr. Capell/ wie starck?Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M Zu zeiten Lb PersonLasso, Orlando di (ca. 1532 – 1594) Orlandi de Lasso deß weitberühmbten Musici, solle am Fürstlichen Bäyrischen Hof die Musica von dreissig Personen starck bestellt gewesen seyn/ als zwölff Bassisten/ fünffzehen Tenoristen/ dreyzehen Altisten/ sechzehen Capellknaben/ fünff oder sechs Capunen oder Eunuchis, vnd dreissig Instrumentisten.[23] Solts einer gern zusammen gehört haben.

Sächsische Music zu Dreßden auff dem Jubelfest. D. Lb PersonHoë von Hoënegg, Matthias (1580–1645) Hoe inn der Vorred an den Ch[ristlichen] Leser über das Churf. Ev. Jubelfest. b.iij.Vor ohngefährlich vier Jahren/ als das Jubelfest an Evangelischen orten hin vnnd wider angestellet war/ hat man zu Le Geographicumf Ort: Dresden Dresden in der Le Geographicumg Gebäude: Dresden, Sophienkirche Schloßkirchen dasselbige solenniter auch gehalten/ nicht allein mit predigen vnnd außtheilung der H. Sacramenten/ sondern auch mit einer herrlichen lieblichen Musica, dabey gebraucht worden seynd/ Lr QuellenHoë von Hoënegg, Evangelische JubelFrewde (1617) M eylff Jnstrumentisten/ eylff Capellmeister/ drey Organisten/ vier Lautenisten/ ein Thiorbist/ drey Organistenknaben/ fünff Discantisteen [sic]/ mit abwechßlung allerley sorten von herrlichen Jnstrumenten/ mit zweyen Orgelwercken/ zweyen Regalen/ drey ClaviCymbeln/ achtzehen Trommeten vnd zweyen Heerpaucken.[24] Da hieß es/ wie in den Chronicken stehet: Concrepabant Cym- [[K3v]] Ly Bibelstelle2 Chronik 5,12–13 2. Par 5. v. 12. 13.balis, Psalterio & Cithara, es gieng alles starck zusammen/ als wann man nun ein Stimm hörete/ zu loben vnnd zu dancken dem Herrn. Das muß freylich ein liebliche Harmonia gewesen seyn.

Davids Cantorey übertrifft alle Chur und Fürstl Musicen. Ly Bibelstelle1 Chronik 23,5 1. Par. 24 v. 5. Ly Bibelstelle2 Chronik 5,12–13 2. Par. 5. v. 12. 13 Ly Bibelstelle1 Chronik 25,7 1. Par. 26 v. 7. Ly Bibelstelle2 Chronik 5,1.5.12–13 2. Par. 5. v. 1. 5. 12. 13. Ly Bibelstelle2 Chronik 29,25–26 2. Par. 29. v. 25. 26.[25]Aber Davids Capell vnd Cantorey war weit darüber/ der hatte vier tausent Lobsänger deß Herrn/ mit allerley Jnstrumenten vnd Säitenspilen/ Geigen/ Harpffen/ Psalter/ Posaunen/ Cymbalen. Widerumb hundert vnd zweintzig Priester/ die mit Trommeten vnd Posaunen geblasen daß es erschallet ist von dem Lob deß Herrn/ daß er gütig seye/ vnd seine Barmhertzigkeit ewiglich were. Deßgleichen zwey hundert vnd acht vnd achtzig/ welche alle im Gesang deß Herren gelehrt/ vnnd Magistri oder Capellenmeister waren/ wie hiervon an seinem ort zu lesen ist. Nichts herrlichers/ nichts lieblichers kan von einer schönen Musica geredt werden/ dann wie es David gehabt/ vnnd nach ihme sein Sohn Lb PersonSalomo Salomon/ als er den Lm Ereignislegendär: Bau des ersten Salomonischen Tempels newerbauten Tempel eingeweihet/ die Laden deß Bunds/ vnd die Hütten deß Stiffts/ sampt dem hinderlassenen Schatz Davids von Silber/ Gold vnd allerley Geräthe darein gebrecht hat. Deßgleichen der gottselige König Lb PersonHiskija (ca. 750 – 696 v. Chr.) Hißkias/ als er den Tempel von der eingeführten Abgötterey reformirt/ braucht er auch dabey allerley Säitenspiel/ Cymbalen/ Psalter/ Harpffen/ Trommeten/ etc.

Uber der Music und Orgelw. jederzeit steif gehalten worden.Solcher Exempel köndten auß geistlichen vnnd weltlichen Historien viel eingeführt werden/ da mans an der zeit haben köndte/ wie je vnd allweg inner vnnd ausser der Kirchen Gottes/ hohe vnd vorneme Leut über der Vocal vnd Instrumental=Music/ wie auch insonderheit über dem Orgelwerck/steiff gehalten haben.

Erzehlung etlicher schöner Orgelwerck. 1. Von lauter Glaß. 2. von gantzem Alabaster. 3. von glaß und Alabaster. 4. von außgeschnittener ArbeitLr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M Lb PersonAlberti, Leandro (1479–1552) Leander schreibt/ daß er zu Le Geographicumf Ort: Venedig Venedig ein sehr wolklingende Ld OrgelVenedig, Glas-Orgel Orgel/ aus lauter Glaß gemacht/ gesehen habe. Jn [[K4r]] gleichem hat ein kunstreicher Meister von Le Geographicumf Ort: Neapel Neapolis/ ein überauß schöne Ld OrgelMantua, Alabasterorgel Orgel zugerichtet/ darinnen Laden/ Pfeiffen/ Clavier vnnd Blaßbälg/ alles von Alabasterstein gewesen/ so er nachmals Lb PersonGonzaga, Federico II (1500–1540) Friderico/ einem Hertzogen zu Le Geographicumf Ort: Mantua Mantua verehret. Dergleichen Positiv/ da das gantze gehäuß sampt den Pfeiffen vnnd Clavier von eytel Glaß vnnd Alabaster zumal gemacht/ seynd vor wenig Jahren in ein Churfürstliche Kunst=Kammer/ als newerfundene Werck präsentirt worden.[26] Zu Rom in Le Geographicumg Gebäude: Rom, Lateranbasilika S. Johann Lateran Kirchen/ soll es ein überauß schöne Orgel haben/ mit lauter außgeschnittener Arbeit/ vnd durchauß braunirt[27] verguldet. Lb PersonGregor XIII. (1502–1585) Papst Gregorius[28] hat gehabt 5. Von Wasserwerck.einen Garten/ darinnen Lr QuellenSchickhardt, Beschreibung (1603) M ein herrlich Ld OrgelRom, Fontana dell'Organo Idraulico 1596-1609 Orgelwerck noch seyn soll mit vier Registern/ gantz künstlich zugerichtet/ daß/ wann man mit einem Hanen Wasser darzu läst/ so fähet es für sich selbst an so lieblich zu pfeiffen/ als wann ein guter Organist darauff schlüge.[29] Viel solcher künstlicher/ zierlicher/ ansehlicher Orgelwerck werden noch hin vnd wider in Le Geographicumh Territorium: Deutschland Teutschland/ als Le Geographicumf Ort: Konstanz Costnitz Le Geographicumf Ort: Ulm Ulm/ Le Geographicumf Ort: Danzig Dantzig/ Le Geographicumf Ort: Rostock Rostock/ Le Geographicumf Ort: Lübeck Lübeck/ Le Geographicumf Ort: Stralsund Stralsund/ Le Geographicumf Ort: Lüneburg Lüneburg/ Le Geographicumf Ort: Breslau Preßlaw/ Le Geographicumf Ort: Magdeburg Magdeburg/ Le Geographicumf Ort: Braunschweig Braunschweig/ Le Geographicumf Ort: Leipzig Leiptzig/ Le Geographicumf Ort: Dresden Dreßden/ Le Geographicumf Ort: Halberstadt Halberstatt/ Le Geographicumf Ort: Bayreuth Beyreuth/ vnd anderer orten mehr gefunden/ die man wol ohne verwunderung nicht weder sehen noch hören kan.[30] Vnd insonderheit gedenckt der alte Herr Lb PersonMathesius, Johannes (1504–1565) Matthesius Joh. Matthes. im bericht von der Lehr unnd Ceremonien der Kirchen in S. Joachimsthal.den Joachimsthalern zu sonderm Lob vnd Ruhm/ daß in den Kirchen in S. Joachi[m]sthal die Orgeln/ neben andern Jnstrumenten angerichtet seyen/ da der Organist mit fleiß schlagen musse gute Moteten/ schöne Psalmen/ vnnd KirchenChoral. Setzt ferners dabey/ daß man auch Figural singe/ vnd solche Music beydes Rathspersonen/ vnnd andere ehrliche Burger/ sampt dem Schulmeister/ seinen Magistris vnnd Baccalaureis, auch die Kirchendiener/ da sie müssig seynd/ mit ihrer gegenwart helffen zieren vnd stärcken. Ein fein löblich werck/ [[K4v]] so der lieben Jugend zum feinen Exempel vnd guter nachfolg dienet/ damit derselben das exercitium Musices wol commendirt/ ein lust vnd lieb darzu geschöpffet werde.[31]

II. Wozu das Orgelw. und die Musical. Instrum. nutzen und dienen?Möchten vnberichtete Leut fragen/ wozu es were/ daß man auff das Orgelwerck/ vnd andere Musicalische Jnstrument/ soviel spendir vnd verwende? Ob es nicht besser/ daß man den Kosten ersparete/ vnnd das Gelt zu andern nutzlichen sachen verbrauchete? Man köndte einen Weg als den andern/ Gottes Wort predigen.

1. Insgemein zur ehr Gottes Ly Bibelstelle1 Korinther 10,31 1. Cor. 10 v. 31. Col. 3. v. 17. Ly Bibelstelle2 Chronik 5,13–14 2. Par. 5. v 13. 14.Demselben gebe ich zu erkennen/ was Paulus schreibt/ daß Ly BibelstelleKolosser 3,17 alles was wir thun/ mit Worten oder mit Wercken/ dasselbige alles geschehen solle im Namen deß Herrn Jesu/ zu der Ehre Gottes. Also ist auch diß die fürnembste vrsach/ vnsers Orgelbaws/ daß wir in vnserer Kirchen haben wollen anrichten/ eine Stimm zu loben vnd zu dancken dem Herrn/ daß er gütig ist/ vnnd seine Barmhertzigkeit ewig weret/ auch die Herrligkeit deß Herrn/ diß Hauß desto mehrers erfülle.

Der heilige Geist selbsten weist vns diesen Zweck in vnserm Psalm/ wie oben im ersten theil dieser Predigt gehört. Dann er vermahnet nicht allein daß wir den Herrn vnsern Ly BibelstellePsalmen 150,3–5 Ps. 150. v 3. 4. 5.Gott mit Menschlichen Stimmen loben/ sonder zeigt auch an vnd beschreibt/ wie solches mit Posaunen/ Harpffen/ Psalter/ Paucken/ Reigen/ Säiten/ Pfeiffen oder Orgeln/ hellen Cymbalen/ vnd wolklingenden Cymbalen/ geschehen soll vnnd Ps. 33. v. 1. 2. 3. möge. Deßgleichen thut er in einem andern Psalm: Ly BibelstellePsalmen 33,1–3 Frewet euch deß Herrn jhr gerechten/ die frommen sollen jhn schon preisen/ dancket dem Herrn mit Harpffen/ vnnd lobsinget jhm auff dem Psalter von zehen Säiten/ singet jhme ein news Lied/ machets gut auff Säitenspilen mit schalle.

Diß vnser Jntent vnd Meynung wird man besser verstehet/ so man betrachtet/ wozu allerley Vocal vnnd Jnstru= [L1r] mental Music, beydes in der Kirchen/ vnnd sonsten ausser derselben in jhrem rechtmässigen/ ordentlichen Gebrauch diene.

2. Zur schönen zier deß Gottesd[ienstes] Ly BibelstelleExodus 28,34 Ex. 28. v. 34Vnnd erstlich zwar kan niemand rechtverständiger in abred seyn/ daß ein schöne liebliche Music den gantzen Gottesdienst ziere. Dann wie im alten Testament die köstliche Kleidung/ vnd die guldene Schelle deß Hohenpriesters/ sampt anderm Ornat vnnd Geschmuck deß Tempels/ wie auch die stattliche Cantorey zu Davids vnd Salomonis zeiten/ allem Gottesdienst ein grosses ansehen gemacht/ also ist es noch ein schöne Zierd/ vnd löblicher wolstand/ so man neben den Predigten schöne liedliche Figural vnd Jnstrumental Music anrichtet/ 1. Cor. 14. v. 40. sintemal es gehört unter die ευσχημοσύνην, [?] davon Paulus gedenckt/ daß es in der Kirchen Gottes nicht allein ordentlich/ Ly Bibelstelle1 Korinther 14,40 sondern auch ehrlich vnd zierlich zugehen solte. Demnach Syr. 32. v. 7. 8. als Syrach schreibt/ Ly BibelstelleJesus Sirach 32,7–8 gleich wie ein Rubin inn seinem Gold leuchtet/ vnd ein Smaragd in einem schönen Gold stehet/ also ziert auch die liebe Music die Kirchen/ mit dem gantzen Gottesdienst.

3. Zur Erweckung sonderer Andacht.Fürs ander/ dienet die Music/ vnd allerley anmutige Jnstrument vnd Säitenspiel darzu/ daß Gottes Wort mit desto grösserer andacht gehört/ vnnd desto leichter behalten werde. Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M Dann gleich wie die schöne/ vnd künstlich wolgemachte Bilder vnnd Conterfey der anschawenden Augen an sich ziehen/ also auch durchdringet die liebligkeit der süssen wolklingenden Harmoni/ vnd Concenten die heimliche Gedancken vnnd Affecten/ wann sie in der Zuhörer Ohren fället/ daß dieselbige gleichsam in etwas entzuckt/ den Predigten viel tiefsinniger nachdencken/ auch durch die liebliche resonantz/ dem Lob/ welches der hohen göttlichen Majestat gesungen wird/ bey zu wohnen/ vnd zu zuhören viel mehrers afficire vnnd bewogen werden.[32] Vnd zu gleicher weiß/ wie in einer Feldschlacht oder [L1v] GleichnußSturm/ durch die Heer Trommeten/ Posaunen/ Paucken vnd Pfeiffen die Soldaten wider den Feind angefrischt/ vnd behertzt gemacht werden/ daß sie desto frewdiger hinan gehen/ also auch in der streitbaren Kirchen auff Erden/ da wir ohne vnterlaß mit dem Teuffel vnd der Welt zu Feld liegen müssen/ kan die liebe Music zur gottseligen andacht vns viel mehrers ermuntern vnd erwecken/ als wo es still vnd schläfferig zugehet als wann man in einer sechs Wochen bey einander were. Daher Basil. præf. in. ps. prim.Lb PersonBasilius (ca. 330 – 379) Basilius in der Vorred über die Psalmen David schreibet/ als der H. Geist gesehen/ daß das Menschliche Geschlecht so gar schwerlich zu Gottesforcht vnnd Tugend gebracht werden kondte/ vrsach dessen/ daß es mit hindansetzung der Zucht allerdings zur Wollust geneigt. Melodiae oblectationem doctrinem praeceptis commiscuit, hat er die belustigung des Gesangs zur Lehr gesetzt/ damit neben der lieblichkeit desselben/ die Lehr guter vnd nutzlicher ding dem Hertzen D. August.desto eher beygebracht würde.[33] Der H[eilige] alte Lehrer Augustinus schreibt von sich selbsten/ da er gen Le Geographicumf Ort: Mailand Mäyland kommen/ vnd die schöne Hymnos vnd Kirchengesäng/ so der Lb PersonAmbrosius von Mailand (339–397) Bischoff Ambrosius angeordnet hatte/ gehört/ seye jhm eine sonderliche Krafft ins Hertz gegangen/ darüber er heisse zäher vnnd thränen vergossen/ auch diß die erste vrsach gewesen/ daß er bekehrt worden ist.[34]

4. Zur beförderung deß H. Geistes und der lieben Engelein. Lb PersonHoratius Flaccus, Quintus (65 – 8 v. Chr.) Horatius. Ferners fördert ein lieblich Music/ vnd geistliches Säitenspiel den H. Geist/ vnd die lieben Engelein/ daß sie zu vns kommen vnd Wohnung suchen. Dann/ als man schreibt/ da Amphion mit seiner Harpffen so lieblich gesungen vnd musicirt/ daß sich die Stein zum Baw der Stattmauren zu Le Geographicumf Ort: Theben Thebis selbsten sollen erhoben vnd herbey geweltzet haben/[35] vil mehr wird der H. Geist/ vnd die liebe Engelein zu dem geistlichen Baw sich finden mit allen Gnaden/ wie Ambrosius schreibt: [L2r] Amb. serm. 7. in ps. 119.Ln LiteraturAmbrosius, De psalmo 118 (1913) M Svavi invitata dulcedine spiritualis infunditur gratia, durch süssen klang vnd lieblich Gsang/ wird Gottes Gnad/ vnd der heilig Geist gsandt.[36]

5. Zur abschaffung und verhütung deß bösen Feindes.Widerumb aber/ wie die liebe Engelein sampt dem H[eiligen] guten Geist durch göttlich singen vnd klingen zu vns gelockt vnd gebracht werden/ also/ vnd im gegentheil wird der böse höllische Geist damit verjagt vnd vertrieben. Dann dem Teuffel diß die gröste pein vnnd marter/ wann Christliche Hertzen im Geist frölich seynd/ da kan er sich nicht dringen lang/ man macht jhm ang vnnd bang/ sintemal er zur ewigen Trawrigkeit verstossen worden/ vnd sich in ewigkeit nichts mehrers Ly Bibelstelle1 Samuel 16,23 1. Sam. 16. v. 23.zu erfrewen haben kan. So bald David die Harpffen genommen/ vnd mit seiner Hand gespilet hat/ da ist Saul erquickt / vnd sein sach besser worden/ zugleich der böse Geist von ihme außgewichen/ der jhne zuvor vnruhig gemacht hatte.

6. Zur vertreibung der Melancholey und Unmute. Lr QuellenNicephorus, Ecclesiasticae Historiae Libri (1588) M Niceph. hist. Ecc. lib. 12. cap. 43. Trip. hist. l. 9. c. 31. Sozom. l. 7. c 23.Vnd wie der böse Geist damit vertrieben wird/ also auch Schwermut/ Zorn/ Ungedult. Ein fein Exempel lesen wir in der Kirchen Historia. Da vor deß Keysers Theodosii Tafel/ etliche Symphonisten vnnd Sänger auff Instruction vnd anrichtung deß Lb PersonFlavian I. von Antiochia (ca. 320 – 404) Bischoffs Flaviani/ von der angedroheten Antiochenischen Niderlag gar pathetisch vnnd anmutig gespilt vnd gesungen/ ist es dem Keyser dermassen zu Hertzen gangen/ daß er den Becher in seiner Hand nidergesetzt/ angefangen zu flößäuglen/ vnd den vorigen Zorn vnd Vnmuth/ welchen er umb einer verübten Auffruhr/ vnd abwerffung der auffgerichteten Bildsäul seiner verstorbenen Gemahlin Lb PersonFlacilla, Aelia (356–386) Placillae/ gefast/ alsbalden hat schwinden vnd fallen lassen.[37] Dergleichen wir allererst vom König Saul gehört/ daß bald er Ly Bibelstelle1 Samuel 16,23 1. Sam. 16. v. 23.den David hat hören auff der Harpffen schlagen/ jhme der Zorn widerumb vergangen seye.

Durch liebliche Music vnnd Säitenspiel wird dem [[L2v]] 7. Zu erleichterung der Arbeit in eines jeglichen stand und beruff. Ælia. lib. 9. var. hist.Menschen die Arbeit in seinem Stand vnd Beruff fein leicht gemacht/ daß er zu allem thun desto lustiger vnnd frewdiger wird. Lb PersonClaudius Aelianus (ca. 170 – nach 222) Aelianus gedenckt eines Mahlers/ so Lb PersonParrhasios (vor 440 v. Chr.) Parrhasius geheissen/ dem seye seyn mahlen so leicht vnd ring[38] worden/ daß er mit frölichem Gemüt/ ohn alle beschwernuß seiner Kunst abgewartet hat/ allein damit/ daß er sich über dem mahlen stetigs mit lieblichem Gsang vnd klang erlustiget habe.[39] Da der Prophet 2. Reg. 3. v. 15.Lb PersonElisa Elisaeus dem Lb PersonJoram König Joram weissagen/ oder predigen solte/ Ly Bibelstelle2 Könige 3,15 begert er zuvor einen Spielman/ vnnd da der Spielman auff der Säiten spilete/ kam die Hand deß Herrn auff jhn. Wie noch/ wann vor der Predig eine schöne liebliche Moteten gesungen/ oder auff der Orgel geschlagen wird/ macht dieselbige einen Prediger noch so frewdig vnnd behertzt/ daß er viel frölicher vnd kecker auff die Cantzel steigt/ als eine Jungfraw sich zum Tantz frewen mag/ ob es gleich die Weltkinder weder achten noch glauben.

8. Zu einem vorschmack deß ewigen Lebens.Allermeist/ ist die liebe Music ein rechter vorschmack deß ewigen Lebens/ darinnen die recht erfrewende vnnd Hertzbrechende Harmonia vnnd Lieblichkeit wird erhört werden/ die noch der zeit für keines Menschen Ohren kommen ist/ wie wir bald weiters davon vernehmen werden.

Daß wir also sehen vnd verstehen eine schöne wollautende vollstimmigkeit/ es geschehe gleich selbige mit menschlicher lebendiger Stimm/ oder mit Musicalischen Jnstrumenten/ auff der Orgel/ Zincken/ Posaunen/ Geigen/ Pfeiffen/ zu vielen sachen beydes in der Kirchen/ vnd in andere weg nutz vnnd diene.

Grosser Mißb. der Voc. und Instrum. Music.Wie aber der Mißbrauch inn allen dingen jederzeit groß vnnd gemein/ also befindet sich derselbige auch bey der Vocal vnd Jnstrumental Music.

Daß ich nichts gedencke deß Barbarischen vnwesens [L3r] 1. Bey den Türcken und Juden.bey den Türcken vnd Mahometisten/ bey welchen/ wie andere freye Künst/ also auch die liebliche Music vnd Säitenspiel abgeschafft/ vnd in Ellern ligt/ dargegen Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M an deren statt ein Teuffelsglock/ Theathrum Zuing.vnd Rumpelfaß mit einer schnarrenden vnnd gigackenden Schalmeyen verordnet/ welche sie beydes im Krieg vnd bey Hochzeiten/ so woln andern Frewdenfesten in hohem werth auch heutigs tags halten vnd gebrauchen.[40] Gleichfals auch die Juden nichts von Orgeln mehr hören mögen. Dann wie jhr Tempel vnd Mosaischer Gottesdienst/ mit allen Opffern vnd Ceremonien auß Gottes gerechtem Vrtheil zu grund außgetilget worden/ also ist auch jhr Music vnnd Gesang erloschen/ an dessen statt aber in jhren Synagogen wird ein elend vnd erbärmlich heulen vnd schreyen gehört vnd vermerckt/ daß einem Christenmenschen nicht vnbillich in den Zähnen wehe thun mag.

2. Bey den Calvinisten und Wid. Beza. Coll. Momp. p. 410. Mar. in loc. com. class. 3. cap. 13. Zerbst. Erinnerungs=Schr. p. 9. Zerbst. bericht von Cerem. 28. Olear. libr. vom Calv. grewel p. 65 Myl. in Carlst. redi-vivo th. 101 & seqq.Jn andere weg wird von der lieben Music vngleich gehalten. Vnd erstlich zwar bey den Calvinisten/ Widertauffern vnd dergleichen Phantastischen Geistern. Dann also schreiben Lb PersonBèze, Théodore de (1519–1605) Theodorus Beza/ Lb PersonVermigli, Pietro Martire (1499–1562) Petrus Martyr/ die Zerbstische Theologi/ daß/ so man auff der Orgel oder andern Jnstrumenten schlage/ oder auff vnterschidlichen Stimmen/ bevorab in vnbekannter Sprach sing vnd musicire/ so soll man solches so wenig in der Kirchen leyden/ so wenig Christus die Kauffer vnd Verkauffer im Tempel gelidten/ sondern mit gewalt darauß vertrieben habe.[41] Jnsonderheit nennen sie die Orgeln Tubas Antichristi, Trommeten vnd Posaunen/ damit dem Antichrist favorisiret vnd zu Hof geblasen werde.

Andere sind/ die zwar ex professo keine Calvinisten/ aber doch von solchem Geist getrieben werden/ vnd an statt einer lieblichen Vocal oder Jnstrumental Music/ hören singen ein Thonhäuser oder Bentzenawer/ ein Sackpfeiffe oder [[L3v]] Trommel/ ein Jntrada oder Passometza schlagen viel lieber/ als das beste Laudate oder Haleluja, wie Antheus der Barbarische König bey den Scythen gesagt/[42] Er wolte lieber hören seine Jaghund geitzen vnd bellen/ oder seine Pferd wihern vnd schreyen/ als den allerschönsten Gesang vnd Säitenspiel/ auff solche gehört das Sprichwort: Utrem pro Cithara gaudet habere Lb PersonMidas Midas.[43]

Horat. l. 1. Sat. 3. Omnib. hoc vitium est Cantoribus interamicos Vt numquam inducant animum cantare rogati: Injussi nunquam desistant.[44]Wir haben auch theils vnter vnsern Leuten solche Stoicos vnd Vnmenschen/ welchen das Hertz erkaltet/ wann sie für sich entweder Choral/ oder Figural selbsten singen/ oder auch einem lieblichen Gesang zuhören sollen/ ist jhnen zeit vnd weil lang. Vnnd solches geschicht bißweilen auß einem groben Baurenstoltz/ daß sie sich beduncken lassen/ sie seyen zu gut darzu/ theils auß vnverstand. Aber beyder seits wollen sie nicht verstehen vnnd erkennen/ wozu jhnen Gott jhren Mund vnd Zungen gegeben habe. Einmal nicht/ daß sie zu dem Gottesdienst Ly BibelstelleEpheser 5,19 Eph. 5. v. 19 Ly BibelstelleKolosser 3,16 Col. 3. v. 16.stumb seyn/ sondern mit andern frommen Christen durch Christliche Gesäng vnnd geistliche Lieder/ auff allerley weiß jhren Gott vnd Schöpffer loben/ ehren/ preisen vnnd bekennen Ps. 34. v. 2.sollen/ mit dem lieben David sprechen: Ly BibelstellePsalmen 34,2 Ich will den Herrn loben allezeit/ sein Lob soll immerdar in meinem Mund seyn. Ly BibelstelleRömer 10,10 Dann was man im Hertzen glaubt/ solle man mit dem Rom 10 v. 10Mund bekennen.[45] Mit dem Hertzen glaubet man zur Gerechtigkeit/ mit dem Mund aber bekennet man zur Seligkeit.

3. Bey den Papisten.Wie aber jetzt angeregte Leut den sachen all zu wenig thun/ vnnd damit der lieben Music/ als einer besondern Gab Gottes ein heßlichen schandfleck zuziehen/ also thut jhme vnser gegentheil im Papstumb in viel weg allzuviel vnd zu sehr. Ly BibelstelleDaniel 3,5–7 Dan. 3. v. 5. 6. 7.Dann gleich wie König Lb PersonNebukadnezar II ( – 562 v. Chr.) Nebucadnezar zu Le Geographicumf Ort: Babylon Babel/ seinem güldenen Bild/ vnd abgöttischen Götzen mit Posaunen/ Trom= [[L4r]] meten/ Harpffen/ Geigen/ Lauten vnnd allerley Säitenspiel auffwarten lassen/ also wird in gedachtem Papstumb/ sonderlich Ly BibelstelleDaniel 11,38–39 Dan. W W KorrekturOriginal: 1211. v. 38. 39.bey dem Ampt der Meß/ nicht weniger in den Processionibus, mit stattlicher ansehnlicher Musica/ ein grosses Liecht auffgesteckt dem Abgott Maosim vnd demselben grosse Ehr angethan/ in dem man entweder abgöttischen Text vnter den Noten singet/ Oder auff Instrumenten schlägt/ Oder/ in dem die Ordensleut tag vnnd nacht inn den Kirchen ligen/ schreyen vnd plerren wie die Mertzenkälber/ Jnmassen solche Bar. 6. v. 30. 31. gar artig beschreibet der Prophet Lb PersonBaruch Baruch: Ly BibelstelleBaruch 6,31–32 Die Priester sitzen in jhren Tempeln mit weiten Chorröcken/ scheren den Bart ab/ tragen Platten/ sitzen da mit blossen Köpffen/ heulen vnd schreyen für jhren Götzen/ wie man in der Todten Euseb. hist. Eccl. lib. 7. c. 26Begräbnuß pfleget.[46] Vnd zu gleicher weiß wie in der ersten Kirchen der Ketzer Lb PersonPaulus von Samosata (ca. 3. Jh.) Paulus Samosatenus/ die schöne geistliche Lieder vnd Psalmen/ so vnserm Gott vnd Seligmacher Jesu Christo zu ehren gemacht worden/ abgeschafft/ vnd von jhme selbsten hat singen lassen/ anders nicht/ als wann er ein Engel vom Himmel herunter gefahren oder kommen were/ darzu auch besondere Weiber bestellet hat.[47] Also läst man im Papstumb vielmals die schöne geistliche Lieder von Christo fahren/ singt vnd spilet andern zu ehren den L. Engeln vnd andern Heiligen/ zu förderst der Jungfraw Mariae viel herrlicher vnd besser/ als jhrem Kind Jesu. Diesen allen wird begegnet vnd von Gott selbsten/ daß er kein gefallens daran habe/ Am. 5. v. 23widersprochen bey dem Propheten Lb PersonAmos Amos: Ly BibelstelleAmos 5,23 Thut weg von mir das geplerr ewer Lieder. Dann ich mag ewers Psalterspiel Mat. 15. v. W W KorrekturOriginal: 69nicht mehr hören. Vnd bey dem Evangelisten Mattheo sagt Christus: Ly BibelstelleMatthäus 15,9 Vergebenlich dienen sie mir.

Ob wir nun wol solche abgöttische weiß zu singen/ vnd auff Orgeln vnnd andern Jnstrumenten zu spielen vnnd zu [[L4v]] schlagen/ vns nicht billich gefallen lassen/ viel weniger gut heissen/ so verachten vnnd verwerffen wir doch in keinen weg Antipapist. Eins und hundert Fr. Ioh. Nas. p. 39. 40 Eccius in Ench. locor. com. lat. in 16. p. 302. In 8. Germ. p. 74. [?]den rechten göttlichen Gebrauch der lieben Music/ wie Lb PersonNas, Johannes (1534–1590) Frater Naß vnnd Lb PersonEck, Johannes (1486–1543) D. Eck mit vnverschambter Stirn/ vnnd gesparter Warheit lästern/ Wir Lutherischen verwerffen vnd verachten die Music vnnd den Figuralgesang/ werffen die Patres vnd Gesangbücher ins Fewer. Oder/ ob wir gleich Musicirn/ seye es doch nur ein Hundsgeheul/ vnd/ wie dem Ecken beliebt zu reden/ wir lassen vns kein Gesang gefallen/ als die leichtfertige Reihenliedlein vnd Hundsmettinen. Gott lob/ das widerspil ist am tag/ vnd bescheint solches die Erfahrung/ daß nicht allein hie in dieser Kirchen/ sondern in allen Evangelischen Fürstenthumben vnd Herrschafften/ beydes Vocal vnd Jnstrumental Musicen/ nicht der Lb PersonMaria Jungfraw Mariae oder andern Heiligen/ sondern Gott zu lob vnnd ehren/ je länger je mehr auffgerichtet vnd angeordnet werden.[48]

III. Wie man obbesagte Lehr von der Vocal und Instr. Mu. recht practicirn solle.Diß aber alles miteinander/ was in dieser Predigt etwas außführlichs gehandelt worden/ solle mit einem wort darzu dienen/ daß mäniglich zu der edlen Kunst der Musica gute beliebung vnd anmutung gewinne/ jederman auch jhme gefallen lasse/ was auß Christlicher devotion/ Gott zu förderst zu ehren/ vnd dieser Kirchen zum wolstand/ mit auffrichtung vnsers newen Orgelwercks/ vnnd bestärckung deß Choral vnnd Figuralgesangs vorgenommen worden ist.

1. Die Eltern sollen ihre Kinder zu der Musica gewehnen.Die Eltern sollen dabey erinnert vnnd vermahnet seyn/ daß sie jhre Kinder/ zumal wo es feine Ingenia gibt/ welche von natur sonderliche affection vnd beliebung zu der Music tragen/ fleissig darzu halten/ daß sie nicht allein ein Nota zwo/ drey singen lernen/ sondern auch wo der verlag/ solche zu der Jnstrumental Music ziehen vnd gewehnen/ damit künfftig Leut seyen/ welche nicht allein den Gottesdienst in der [M1r] Kirchen hieniden auff Erden/ neben der Orgel auch mit Zincken/ Posaunen/ Harpffen/ Dulcin/ grossen vnd kleinen Geigen/ sondern auch dermal eins den himlischen Chorum vnter Vermahn. H. Valent. Trotzend. an die Jugent/ warumb sie sollen singen lernen. Luc. 14. v. 10den heiligen Engeln zieren vnd vermehren mögen.[49] Lr QuellenHerberger, HertzPostilla (1613) M Dannenhero der fromme Schulmeister zu Goldberg/ Lb PersonTrotzendorf, Valentin (1490–1556) Valentinus Trozendorfius, die Eltern vnd die Jugendt mit allem fleiß zur Music vermahnet: Lernet singen liebe Söhn/ lernet singen/ auff daß/ wann jhr in Himmel kommet/ die heilige Engelein Gottes euch zu jhrem chor tretten/ vnd mitsingen lassen/ Tunc erit vobis gloria, jhr werdet dessen Ruhm vnnd Ehr haben vor andern Außerwehlten.[50] Dann wie mans billich für ein besondere Gab deß Allerhöchsten erkennen solle/ wo man diß herrliche exercitium haben/ vnd der holdseligen lieblichen Vocal vnnd Jnstrumental Music zu Gottes Ehr Für eine straff Gottes zu halten wann die l[iebe] Music in abgang kommet. Zeph. 2. v. 14. gebrauchen kan/ Also ist es hinwiderumb freylich für ein grosse straff Gottes zu halten/ wo die liebe Music in Ellern ligt/ oder in Brunnen fällt/wie wir lesen im Propheten Lb PersonZephania Zephania/ Da Gott den Ninivitern drohet/ weil sie neben andern Sünden/ bey verrichtung deß Gottesdiensts zu dem Gsang so faul vnd schläfferig seyen/ wolle er jhre Music wegnemen/ jhnen aber andere verdrießliche Cantores geben/ daß an statt lieblicher Musicanten/ Ly BibelstelleZefanja 2,14 die Rohrdommel vnd Jgel sollen wohnen auff jhren Thürnen/ vnnd in den Fenstern singen/ vnnd die Raben auff den Balcken. Jn gleichem bey dem Propheten Esaja Ly BibelstelleJesaja 10,10 Esa 16 v. 10 Ier. 7. v. 34. Ly BibelstelleJeremia 16,9 Ier 16 v. 9. Ly BibelstelleJeremia 25,10 Ier 25. v. 10vnnd Lb PersonJeremia Jeremia gelesen wird/ daß Gott/ wann er zornig seye/ pflege Ly BibelstelleJeremia 7,34 weg zu nemen beydes in den Stätten/ vnnd auff dem Land das geschrey der Frewden vnd Wonne/ vnd die Stimm deß Bräutigams vnd der Braut/ das ist/ Pfeiffen vnd Säitenspiel/ auch allerley Frewdengeschrey vnd singen/ er wolle alles Ly BibelstellePsalmen 137,2 Ps. 137. v. 2.dessen ein ende machen/ inmassen auch die Juden zu Babel in jhrem Gefängnuß jhre Harpffen an die Weiden haben hencken müssen.

[[M1v]]

Demnach wir vns allerseits die Vocal vnnd Jnstrumental Music sollen lassen lieb vnnd befohlen seyn/ dem allmächtigen Gott darfür lob vnd danck sagen/ vnnd bitten/ daß er dieselbige in diesen bekümmerlichen vnd betrübten zeiten vnd läufften/ weniger nicht als sein H. seligmachendes Wort noch lang vnter vns erhalten/ vnnd wir nicht etwa wie die Niniviten/ die Spanische Jgel vnd Raben/ oder die Türckische Eulen vnd Rohrdommel in vnsern Fenstern/ vnnd Thürnen haben dörffen.

2. Die Organisten sollen irer Orgel hold und getreu seynDie Organisten sollen auch/ in betrachtung der vortrefflichkeit deß gantzen Wercks/ in fleissige acht nemen/ vnd alle jre Sinn vnd Gedancken/ Händ vnd Füß täglich dahin intentiren/ wie sie jhrem Ampt vnd Beruff/ im schlagen vnd regierung desselben ein genüge thun/ jhre Orgeln/ als eine schöne Jungfraw Braut jhnen lassen befohlen/ vnnd derselben hold vnd trew seyn/ zu förderst auff Gottes Ehr sehen/ die himlische selige Cantores, die liebe Engelein imitirn. Dannenhero die Kunst/ ob sie schon nicht bey allen gleich geachtet wird/ desto mehrers jnen belieben/ sich keine zeit/ kein mühe/ noch kosten tauren lassen/ als man wol bißweilen verdrossene Organisten findet/ wann man sie jhrer würde vnd verdienst nach/ nicht gebürlich respectirt/ oder mit billicher recompens ansihet/ sie die edle Kunst verfluchen/ vnd manchmal wünschen/ daß sie an statt eines Organisten ein Kühhirt worden/ oder sonsten ein geringes Handwerck darfür gelernet hetten? Diß aber solle sie gar nichts irren/ sondern zu förderst bedencken die Kunst an jhr selbsten/ vnnd dann den finem, den Zweck oder das End/ weme mit solcher jhrer arbeit gedienet werde/ nicht den Spöttern vnd den Vndanckbarn/ die es nicht achten vnd erkennen/ sondern allermeist Gott im Himmel/ vnnd dann allen from= [M2r] men andächtigen Hertzen/ die jhnen den Gottesdienst eifferig lassen angelegen seyn/ so wol jhnen selbsten/ damit sie heut/ morgen desto sichern regress vnnd Zutritt zu der himlischen Capellen/ vnd Englischen Cantorey haben mögen.

3. Insgesampt sollen wir uns alle nach der himlischen Music söhnen und verlangen lassen.Jns gemein sollen wir vns alle mit einander/ nach der himlischen seligen Music söhnen vnd verlangen lassen/ da der gantze himlische Chorus alle Engel vnd Außerwehlte einen Concert umb den andern singen/ vnd nach jrer art mit himlischen Posaunen vnd Trommeten/ den Vatter deß Liechts/ sampt dem allmächtigen Ehren König Jesu Christo/ vnnd dem heiligen Geist ohne alles auffhören ewig loben vnnd preisen werden. Afficirt vnnd entzündet es doch sonsten vnsere Hertzen/ wann in dieser heiseren Welt gute wol probirte Musicanten mit jhren lieblichen Stimmen/ vnnd wolklingenden Jnstrumenten concordiren vnnd zusammen treffen/ Es dringet durch Marck vnd Bein/ wie dann alle verständige solches bey sich fülen vnd befinden: Was wird denn folgen/ wann nicht allein die himlische Seraphische Symphonisten/ sondern auch ins gemein alle auserwehlte Gottes/ die heilige Ertzvätter/ die gottselige Könige/ die geistreiche Propheten vnd Apostel/ soviel tausent Märterer/ vnd andere/ mit glorificirten vnd gereinigten lieblichen Zungen vnd Stimmen singen vnnd klingen werden/ das schöne Sanctus, Magnificat, Benedictus, Lw MusikwerkN.N.: Te Deum laudamus M Te Deum laudamus, Lw MusikwerkN.N.: Gloria Patri et Filio M Gloria Patri, &c. jmmerzu eins umbs Synt. Mus. Praet. tom. 2 p. 88.ander? Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 2 (1619) M Daher zu Le Geographicumf Ort: Perugia Berus/ einer Statt im Welschland/ an der Orgel zu S. Peter geschrieben stehet: Hæc si contingunt terris, quae gaudia, coelo, das ist: Weil man auff dieser Erden so eine schöne liebliche/ wolklingende Music zuwegen bringen/ vnd haben kan/ ewiger Gott/ was für eine vnaußsprechliche Frewd/ Wonne vnnd Lieblichkeit muß allererst seyn deß [[M2v]] Englischen Chors/ vnnd der gottseligen Seelen in dem Himmel?[51] Dergleichen Gedancken auch gehabt/ vnd damit sich belustiget Coll. Luth. p. 411. a. bLutherus seliger/ wie davon in seinen Tischreden zu lesen ist. Dann als er Lr QuellenLuther, Tischreden 2 (1567) M Anno 1538. den 17. Decemb etliche Musicanten zu Gast gehabt/ welche schöne liebliche Moteten vnd Stuck gesungen/ hat er mit verwunderung gesprochen: Weil vnser Herr Gott in diß Leben/ so doch ein Hauß voller unlust/ solche edle Gaben geschütt vnd vns gegeben hat/ was wird in jenem ewigen Leben geschehen/ da alles wird auffs vollkomnest vnd lustigst werden? Hie ist nun materia prima, der anfang.[52]

4. TrostWelches vns dann zumal auch in disem elenden Traur= vnd Pilgerthal auff Erden/ so wir mit dem Propheten Jeremia die lamentationes oder Trawr= vnd Klaglieder singen/ Ly BibelstelleJesaja 25,8 Esa. 25. v. 8 Ly BibelstelleOffenbarung 7,17 Apo. 7. v. 17 Ly BibelstelleOffenbarung 21,4 Apo 21. v. 4vnnd mit dem Lb PersonEzechiel Propheten Ezechiele die regierende Ergernuß beweinen müssen/ ein besondern Trost geben soll vnd kan/ daß wir vns erinnern der künfftigen seligen Cantorey/ da wir nicht allein eytel himlische Frewdenlieder singen/ sondern alles deß vorigen trawrens/ heulens vnnd weinens gäntzlich vergessen werden. Dann das erst wird vergangen seyn/ dieweil Gott abwischen wird alle Thränen von den Augen seiner geliebten Himmels Kinder.

5. WarnungAllein/ da wir dermal eins zu dieser himlischen Capell vnd Cantorey gelangen wollen/ sollen wir die principia allhier auff dieser Particular Schul zeitlich lernen/ wie Hieronymus D. Hieron.der alte Lehrer vermahnet: Ln LiteraturHieronymus, Epistolae (1845) M discamus in terris, quorum notitia perseverent in coelis: also/ den lieben Gott mit vnsern Zungen/ auff was weiß es geseyn vnnd geschehen kan/ choraliter, figuraliter, instrumentaliter, in rechter zeit loben/ preisen vnd ehren.[53] Nicht singen deß Teuffels Vagant/ abgöttische/ vnzüchtige/ schand vnd Bubenlieder/ darzu vnsere Leut [M3r] mehrer theils bessern lust haben. Sintemal solche Discantisten/ Altisten/ Tenoristen vnnd Bassisten nichts zu der himlischen Music taugen/ sondern in deß leydigen Satans klägliche Ly BibelstelleMatthäus 8,12 Mat. 8. v. 12 Luc. 13. v. 28Singschul gehören/ da man an statt deß cantate, ein ewiges plorare, anstatt jubilate, ein ewiges ejulate hören/ oder/ als Christus sagt: Ly BibelstelleLukas 13,28 Da heulen vnd zähnklappen seyn wird ewiglich.

Beschluß der PredigtGebe Gott/ daß wir sein Lob der zeit in dem nider Chor also intoniren/ damit wirs dermal eins in dem höhern Chor/ mit allen Engeln und Esa 6. v. 3. Außerwehlten hinauß führen/ vnnd mit jhnen allen zugleich singen/ Ly BibelstelleJesaja 6,3 Heilig/ Heilig/ Heilig ist der Herr Zebaoth. Vnd widerumb/ Ly BibelstelleOffenbarung 7,12 Amen Apo. 7. v. 12Lob/ Ehr/ Weißheit/ Danck/ Preiß/ Krafft vnd Stärck seye vnserm Gott von ewigkeit zu ewigkeit/ Amen. Lw Musikwerkanonym: In dulci jubilo Eja/ weren wir da/ da die Engel singen/ nova Cantica, vnd die Schellenklingen/ in Regis curia, Eja wern wir da/[54] Amen/ Amen.

[[M3v]]

In Limpurgiacam Templi Sommerhusani Coronam έπευφώιμα.

[I. In primam, quae est Cathedra. Ausgelassen]

[[M4r]]

II. In secundam, quae est Organon.

Qui chordis primus diversis Organa fecit,
Ingenio Superis proximus ille fuit.
Nanque
Deo resonant verae pia Carmina laudis,
Svavibus & punctis tristia puncta levant.
Pastoris veluti pectus modulamine mulcent,
Sic Gregis attenti corda per astra trahunt.
Gaudia venturae nobis immensa figurant
Vitae, ubi Caelicolae jubila grata canunt.
Hinc Lb PersonOrpheus Orpheî superant numero, & Lb PersonArion Arionis artes,
Haec homines; illi flumina, saxa movent.
Ergò semper honos, nomen, laudesque manebunt,
Quorum consilio hoc stat Pietatis opus.
Tu
Deus, hanc Templi geminam defende Coronam,
Donec erunt hujus secla futura soli.

III. Ad Coronae Autorem.

Organon & Cathedram modò Concio-Cantio zelo
Sacravit Bibliκωσ , Vir, Tua, docte, Sacro.
Audacter pergas solito studioque fideque:
Sic dabitur Capiti pulcra Corona Tuo.

Lb PersonNagel, Bartholomaeus (1574–1633) Bartholomaei Nagelii, Winterhusani, Patriae Ecclesiae Ministri.

[[M4v]]

In dedicationem Operum laude & contemplationem dignissimorum, Cathedrae et Organi, Summerohusii aedificatorum, Epigramma Lb PersonWeichsel, Johann (vor 1603 – 1626) Johannis Weichselii Palatini, Pastoris Limburgici apud Le Geographicumf Ort: Lindelbach Lindelbacho-Westhemianos.

Dvm Procereis Regni tristis discordia turbat,
Exulat & multis Paxque Fidesque locis.
En! Limburgiacos concordi corde Dynastas
Ornatum Templi continuâsse juvat!
Ponitur egregiis fabrefacta
Cathedra figuris,
Vnde Dei Mystes enthea verba sonat.
Artifici, juxtà dependent
Organa, quae sunt
Giengiadae Iubalis aedificata manu.
Quam quoties cernis, Spectator amice,
Cathedram,
Ne pigeat taleis ore referre sonos:
Omnibus ille locis, heic qui profitetur,
Iesus,
Innotescat agè! quo sine nulla salus!
Et quoties audis concordibus
Organa Psalmis,
Hos itidem satagas ingeminare modos:
[[N1r]] Qualiter harmonico concordant
Organa cantu;
Taliter Imperii consonet Ordo sacri!
Praecipuè Limburgiacos concordia Fratreis,
Et consangvineos, Corcula cara nimis,
Quique sub illorum degunt hinc inde gubernis,
Ad Mathusaleos nectat alatque dies!
Sic erit in Terris pax aurea, gloria Caelis
Alma Deo, Soli cûi placuisse sat est.

In Coronam Templi, hoc est, Homilias sacras Reverendi, Clarissimique Viri, D[omini] M[agistri] Hieronymi Theodorici, pastoris Sumerohus[ani]. Domini & amici sui, omni pietatis cultu dignissimi, De concione et cantione sacra, Quibus Tàm suggestum recens exstructum quàm organa Musica, laudibus divinis destinata, publicè laudavit, & typis, sartae memoriae ergò, exscribi curavit qualecunque carmen.

Templorum ornatus quis sit: sacra Concio nempè,
Cantioque aethereo tota dicata Deo,
[[N1v]] Dum tu; docte senex, sacro de nomine nomen
Deque Dei dono qui sine fraude refers,
Ad
Sumerhusanum solitâ gravitate popellum
Publicitus spargis, semina grata Deo

Organa dum sacris implenda sonoribus, & dum
Suggestus sacros laude decente vehis,
Nemo est quin dicat: Partes implevit is omnes
Praeconis sacri, talia quisquis agit.
Quod loquitur scribit, (nescit vox scripta perire)
Quod scribit, scitis vulgat in orbe typis.
Prodest quippé, suis aures sermonibus implens, Qui tamen in pectus se penetrare solent:
Natorum natos & qui nascentur ab illis
Conatu pariter non pereunte juvat.
Heroës
Limpurgiaco de stemmate creti
Hunc quoque prae reliquis semper – amate virum.
Et tu sancte
Deus, cujus laus quaeritur illi.
Qui tibi se totum mancipat atque sacrat
Coelesti associa hunc turmae, ut te cantet in aula
Aetherea, qui te hoc tàm benè in orbe colit,
Et qui praesentis degustat taedia vitae,
Deliciis summi gaudeat inde poli.

Exaratum Kitting. à Joh. Georgio Hochstatero, Scholae pat. p. t. Rectore.

Einzelanmerkungen

  1. In der modernen Edition des Buchs Jesus Sirach steht an dieser Stelle ein Bericht über Salomon. Eventuell meinte Theodoricus die Ly BibelstelleJesus Sirach 47,9–10 Verse 9-10 im selben Buch.
  2. Die Lehre von den acht Sphären, die die Erde als Mittelpunkt des Kosmos wie unsichtbare Hüllen in konzentrischen Kreisen umgeben und die sich auf die damals bekannten fünf Planeten Venus, Merkur, Mars, Jupiter und Saturn sowie auf Mond, Sonne und die Fixsternsphäre beziehen, geht auf antike Vorstellungen zurück und wurde insbesondere von Lb PersonPlato (428/427 – 348/347 v. Chr.) Plato mit dem Konzept der Sphärenharmonie verknüpft. Theodoricus grenzt den Himmel des Evangeliums von diesem physisch zu verstehenden Himmel ab.
  3. Die zitierte Wendung des Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus stammt aus folgendem Satzzusammenhang und dient als Kommentar des Psalmverses Laudate eum in cymbalis bene sonantibus, laudate eum in cymbalis iubilationis.: Nec praetereundum existimo quod musici docent, et res ipsa manifesta est, tria esse genera sonorum, voce, flatu, pulsu: voce, ut est per fauces et arterias, sine organo aliquo cantantis hominis; flatu, sicut per tibiam vel quid eiusmodi; pulsu, sicut per citharam vel quid eiusmodi. Nullum itaque genus hic praetermissum est: nam vox est in choro, flatus in tuba, pulsus in citharis, tamquam mens, spiritus, corpus, sed per similitudines, non proprietates. (Augustinus, Enarrationes in psalmos 141–150 (2005), S. 303f.)
  4. Die gemeinte Stelle konnte bisher nicht identifiziert werden.
  5. Theodoricus zitiert an dieser Stelle wörtlich einen Satz aus einer Predigt Vom Tantz des Lb PersonSpangenberg, Cyriacus (1528–1604) Cyriacus Spangenberg, die der in der Marginalie angeführten Ausgabe von Florian Dauls Lr QuellenDaul, Tantzteuffel (1569) M Tantzteufel beigegeben ist. Nicht zutreffend ist jedoch Theodoricus' Seitenangabe in der Marginalie. Sie passt nicht zu Florian Dauls Schrift, wo der Passus auf S. 89 abgedruckt ist, und könnte sich stattdessen höchstens auf eine jüngere Ausgabe von Spangenbergs Lr QuellenSpangenberg, Ehespiegell (1589) M Ehespiegel beziehen. In dieser 1561 erstmals in Straßburg publizierten Sammlung von Ehepredigten war die Tanzpredigt als 45. Nummer enthalten. Die modernste der zahlreichen Neuauflagen (Eisleben 1589) weist die zitierte Stelle auf Bl. 269r auf. Inhaltlich stützt das Spangenberg-Zitat Theodoricus' positive Einschätzung des Tanzes ab, zumindest soweit dieser sich in schicklichen Bahnen bewegt. Florian Daul hingegen liefert in seiner Schrift eine harsche Abrechnung mit allen Arten von Tänzen.
  6. Theodoricus bezieht sich erneut auf den Psalmenkommentar des Augustinus. Er unterschlägt jedoch die sich anschließenden Überlegungen des Kirchenvaters, die das volkstümliche, lateinisch geprägte Verständnis des Begriffs organum für das Orgelinstrument als unangemessen zurückweisen. Augustinus vermutet hinter dem Begriff eher ein alttestamentarisches Saiteninstrument: Organum autem generale nomen est omnium vasorum musicorum, quamvis iam obtinuerit consuetudo ut organa proprie dicantur ea quae inflantur follibus: quod genus significatum hic esse non arbitror. Nam cum organum vocabulum graecum sit, ut dixi, generale omnibus musicis instrumentis, hoc cui folles adhibentur, alio Graeci nomine appellant. Ut autem organum dicatur, magis Latina et ea vulgaris est consuetudo. Quod ergo ait: IN CHORDIS ET ORGANO, videtur mihi aliquod organum quod chordas habeat, significare voluisse. (Augustinus, Enarrationes in psalmos 141–150 (2005), S. 302.)
  7. Das Zitat stammt aus Lb PersonClemens von Alexandria (ca. 150 – ca. 215) Clemens von Alexandrias Werk Paedagogus, das Theodoricus in einer lateinischen Übersetzung vorlag, vgl. Clemens von Alexandria, Opera (1572), S. 53. Im 4. Kapitel des 2. Buchs behandelt der Kirchenvater hier die Frage, in welcher Weise sich die Erholung bei Gastmählern zieme (quomodo in conviviis se recreare oporteat). Den negativen Ausführungen zu Gesang und Musik bei weltlichen Gelagen stellt er als positives Beispiel den 150. Psalm gegenüber. Die hier aufgezählten Musikinstrumente interpretiert er allegorisch als Sinnbilder für menschliche Organe. Unter anderem schreibt er: Organum dicit corpus nostrum, et chordas ejus nervos. In diesem Sinne versteht er auch den Menschen insgesamt als ein Instrument.
  8. Den Bericht über den Slawenapostel Lb PersonKyrill von Saloniki (826/827 – 869) Kyrill, der die Mähren zum Christentum bekehrt hatte, übernimmt Theodoricus aus dem angegebenen Buch von Jakob Heilbrunner, wo es heißt: 6. Aeneas Syluius, welcher Anno Domini 1438. zur Päbstischen dignitet kommen/ vnd Pivs II. genennet worden/ bezeugt in historia de Bohemorum origine & gestis cap. 13. von einem Christlichen Lehrer/ Cyrillus genandt/ Methodij Bischoffs in Mähern Brudern: welcher den König Suatacopium getaufft vnd viel andere Sclauen zum Christlichen Glauben bekehret/ wie er vor 1614 Jaren bey dem Pabst zu Rom angehalten/ daß inn denselben Ländern der Gottesdienst inn jrer gewohnlichen Sclauonischen Sprach möchte offentlich verrichtet werden. Vnd ob wol im Senatu lang davon disceptirt, vnd nicht wenig darwider gewetzt/ so sey doch der Streit durch eine Stimme gleichsam vom Himel entschieden worden: Omnis Spiritus laudet Dominum, & omnis lingua confiteatur ipsum. Darauff jhme Cyrillo sein begern bewilliget. Inde datum Cyrillio indultum. (Heilbrunner, Uncatholisch Pabstumb (1609), S. 773.) Heilbrunner stützte sich seinerseits auf die von Lb PersonPiccolomini, Enea Silvio de' (1405–1464) Papst Pius II. verfasste Darstellung der böhmischen Geschichte. Der Passus über die Durchsetzung der slawischen Profansprache stellt im Wesentlichen eine mit ergänzenden Erläuterungen versehene Übersetzung der lateinischen Vorlage dar: Methodius [...] Romam se contulit, vbi fratrem suum Cyrillum comperit: qui baptizato quondam, Suatocopio, Morauis Christiana sacra crediderat, multasque alias Sclauorum gentes ad fidem Christi conuerverat: Referunt Cyrillum cum Romae ageret, Romano pontifici supplicasse, vt Sclauorum lingua, eius gentis hominibus quam baptizauerat, rem diuinam faciens vti posset. De qua re dum in sacro senatu disceptaretur, essentque non pauci contradictores, auditum vocem tanquam de coelo in haec verba missam: Omnis spiritus laudet dominum: et omnis lingua confiteatur ei: Indeque datum Cyrillo indultum.(Pius II., De Bohemorum origine (1538), S. 27.) Der Faktentransfer erfolgte in diesem Fall also ohne größere Sinnverschiebungen.
  9. In zwei Briefen, die er als Antwortschreiben auf Anfragen eines Laien Januarius bezüglich der Liturgie des Osterfestes um das Jahr 400 verfasste, entwickelte Augustinus sein Verständnis der Auferstehung. Im Zentrum steht der Gedanke, Ostern sei also nicht allein Gedächtnis des transitus Christi, sondern vielmehr sakramentale Feier des transitus noster (Rexer, Ostertheologie des Augustinus (2010), S. 294f.) Daher maß der Bischof von Hippo dem praktischen Vollzug des Sakraments in der Liturgie eine ebenso große Bedeutung bei, wie seiner theologischen Sinngebung. Ausführlich ging er auf Einzelheiten der Osterliturgie ein und entfaltete ihren symbolischen Gehalt. Die beiden Briefe waren als umfassende Abhandlungen konzipiert und für eine öffentliche Verbreitung vorgesehen. Den von Theodoricus erwähnten Halleluja-Gesang berührte Augustinus nur flüchtig im zweiten Brief. Die Erwähnung gehört in den Zusammenhang seiner Erläuterung des österlichen Fastens. Die 40-tägige Fastenzeit schließe nicht die Sonntage ein, die den Gläubigen bereits die Hoffnung auf die Aufferstehung vor Augen führe. An diesen Sonntagen singe man auch das Halleluja, den Lobpreis Gottes, den wir im Ewigen Leben singen werden: Propter hoc et ieiunia relaxantur et stantes oramus, quod est signum resurrectionis. Vnde etiam diebus omnibus dominicis ad altare obseruatur et alleluia canitur, quod significat actionem nostram futuram non esse nisi laudare deum, sicut scriptum est: Beati qui habitant in domo tua; in saecula saeculorum laudabunt te. (Augustinus, Epistvlae I–LV (2004), S. 257.)
  10. Die angesprochene Episode ereignete sich während des Aufstandes in Alexandria, nachdem Kaiser Lb PersonTheodosius I. (347–395) Theodosius sich von der Toleranzpolitik gegenüber den Heiden abgewandt hatte. Er statuiert ein Exempel in Alexandria, indem er den prachtvollen Serapis-Tempel zerstören ließ. Diese Missachtung einer alten Kulturtradition rief Widerstand hervor. Die Priesterschaft, unterstützt von der Bevölkerung und heidnischen Philosophen ging zu groß organisierten Angriffen auf die Christen über, zwang sie zur Teilnahme am alten Kult und liquidierte diejenigen, die sich widersetzten. In geraffter Form erzählt Theodoricus, was einem der Anführer widerfahren sein soll: Erat praeterea apud eos sophista quidam Lb PersonZethos Olympius, qui author illis fuit, ut patrios mores & ritus non negligerent, sed ad necem usque illis defendendis, fortiter in rebus duris perseuerarent. Quoniam autem simulacris comminutis populares suos animos despondere cernebat, ne propterea religionem suam relinquerent, eis suasit. Et simulacra atque imagines, materiam quidem corruptioni obnoxiam, ob eamque causam comminutam esse: quae autem in illis fuissent, & uim suam exhibuissent, potestates, illis confractis in coelos euolasse dixit. Huiusmodi ille uerbis Graecorum multitudinem in potestate sua continuit, & in Serapidis templo mansit. Imperator ea re cognita, Christianos qui ita occisi fuerant, honore martyrum dignatus est, quod tantum periculi pro sana fide pertulissent. Percussores autem & homicidas illos, uenia concessa, poena commerita liberauit: ut tam insigni eius beneficentia consternati illi, ad Christianam forte religionem se conferrent. Templa uerò nihilominus, quae tantae seditionis populo causa extitissent, erui, literis mandauit. Quibus literis publicè lectis, quòd Imperator in eis tumultus culpam in Graecae superstitionis sectatores statim contulisset, Christiani acclamtione ingenti rem comprobarunt. Illi uerò timore correpti, Serapidis aedem sibi relinquendam, atque inde fugiendum duxerunt. Ita Christiani id receperunt. Olympius autem iste, in multa nocte, quae eum diem quum haec accidêre praecessit, in ispo Serapidis delubro quendam Alleluia psallentem audiuisse dicitur. Et quum postibus probè obfirmatis in profundo silentio rursus eandem uocem audiret, nec quenque cerneret, quid sibi ea res uellet, intellexit. Et clàm egressus, nauimque commodùm nactus, in Italiam nauigauit. (Nicephorus, Ecclesiasticae Historiae Libri (1588), Sp. 740f.) Deutsche Übersetzung: Bey disem war auch der Sophist Olympius/ der jhnen den Rath gabe/ sie solten die Sitten vnd Gebräuch/ von jhren Eltern vnnd Vreltern herkommen/ nit verlassen/ sonder für sie dapffer biß in den Todt streiten/ vnd sich im Vnglück mannlich halten. Vnnd weil diser Olympius sahe/ daß der gemeine Hauff der Abgöttischen kleinmühtig vnd verzagt worden/ weil die Bilder der Abgötter zerschlagen waren/ spricht er jhnen zu/ sie wolten darumb jhr Religion nit verlassen/ mit Vermeldung/ die Bilder wären zwar auß einer Materi der Zerstöhrligkeit vnderworffen gemacht/ vnd wären eben darumb zerschmettert worden/ Aber die Götter vnd der Gewalt/ so inn den Bildern gewesen/ vnnd jhr Krafft erzeigt hetten/ die seyen in den Himmel gefahren. Durch dise vnd dergleichen Wort hielt er das gemeine Volck in seinem Gewalt/ vnd im Serapidis Tempel. Wie nun diß alles für den Keyser kommen/ hat er die Christen/ die von den Abgöttischen vmbgebracht worden/ für Martyrer gehalten/ vnd daß sie so grosse Gefahr vmb deß rechten Glaubens willen außgestanden hatten. Den Todtschlägern aber liesse er jhre Missethat nach/ vnd erlediget sie der woluerdienten Straff/ ob sie sich vber so grosser deß Keysers Mildte vnd Gnad zum Christlichen Glauben begeben wolten. Er gabe aber gleichwol darneben schrifftlichen Beuelch/ man solte die Tempel/ welche dem Volck zu einer so grossen Auffrhur Vrsach geben/ einreissen. Wie nun diser deß Keysers Brief öffentlich verlesen wurde/ vnd der Keyser gleich in desselbigen Eingang die Schuld deß Aufflauffs den Heydnischen Abgöttern gabe/ haben die Christen miteinander auffgeschryen: Das geschehe also. Die Abgöttischen aber haben sich geförcht/ vnd Serapidis Tempel verlassen/ vnnd daruon geflohen/ welchen Tempel alßdann die Christen alßbald wider eingenommen haben. Von Olympo sagt man/ er hab inn der nächsten Nacht zuuor gehöret/ daß einer in Serapidis Tempel Alleluia gesungen/ habe auch dardauff die Kirchen mit Riglen wol vermachet/ vnnd solche Stimm/ als es wider still worden/ noch einmal gehöret/ doch niemand gesehen/ vnd wol verstanden/ was dardurch bedeutet wurde/ sey also heimblich auß dem Tempel gangen/ hab eben zu rechter Zeit ein Schiff angetroffen/ vnd in Jtaliam gefahren. (Nicephorus, Kirchen Histori 1 (1588), S. 182f.) Als Quelle dient die Kirchengeschichte des Lb PersonNicephorus Callistus (ca. 1268 – nach 1328) Nicephorus. Die ebenfalls angegebene Stelle in der Kirchengeschichte des Lb PersonEusebius von Caesarea (260–340) Eusebius existiert hingegen nicht, da dieser 340 verstarb und die Ereignisse in Alexandria nicht mehr berücksichtigen konnte. In der chronologisch weiter führenden Historia Ecclesiastica Tripartita wird die Episode anders geschildert. Erwähnt wird zwar als Anführer der heidnischen Partei ein Olympus, der wie ein Philosophus gekleidet (Eusebius / Sozomenus / Socrates / Theodoretus, Chronica, S. CLVIII) war. Es fehlt jedoch das entscheidende Motiv, das Ertönen einer göttlichen Stimme. Ganz im Gegenteil erwartete man eine strafende Reaktion durch den heidnischen Gott Serapis: Es haben aber die Heyden den vnsern eingebildet/ wo Menschliche hand disen Götzen würde anrüren/ so wurde sich das Erdtrich auffthun/ vnnd flugs zu nichts werden/ ja es müste gerad der Himmel fallen. Diß hat dem Volck ein entsetzens gebracht. (Eusebius / Sozomenus / Socrates / Theodoretus, Chronica, S. CLVIII) Das Niederreißen und Verbrennen des Götzenbildes rief dann weder ein Strafgericht hervor, noch eine positive Resonanz des Christengottes.
  11. Theodoricus bezieht sich auf die Worte, mit denen Lb PersonChrysostomos, Johannes (ca. 344 – 407) Chrysostomus seine Psalmexegese eröffnet: Now, observe how in turn he brought the book to a close with thanksgiving, teaching us how this ought to be both beginning and end of our actions and words. Hence Paul also says: "Whatever you do in word and deed, always give thanks to the God and Father through him." (Chrysostomos, Commentary 2 (1998), S. 381.) Die lateinische Übersetzung, die in der Orgelpredigt zitiert wird, ist vorläufig nicht greifbar.
  12. Der Bericht über die musikalisch beeinflussbare Quelle in Sizilien stammt aus Lb PersonSolinus, Gaius Julius Gaius Iulius Solinus' Collectanea rerum memorabilium. Dort lautet die betreffende Stelle: In Halesina regione fons alias quietus et tranquillus cum siletur, si insonent tibiae, exultabundus ad cantus elevatur, et quasi miretur vocis dulcedinem, ultra margines intumescit. (Solinus, Wunder der Welt (2014), S. 90.) Deutsche Übersetzung: Im Gebiet von Halesa gibt es eine Quelle, die, wenn die Umgebung still ist, auch selbst ruhig und still ist; wenn aber Flöten erklingen, erhebt sie sich voll Freude über die Töne; sie schwillt, als ob sie die Süße der Stimme bewundert, über ihre Ufer hinaus an. (Solinus, Wunder der Welt (2014), S. 91.) Theodoricus entnahm seine Information einem weiteren sekundären Werk, das er mit Stöck. in Syrac angibt. Dieser Text ist bisher nicht ermittelt worden.
  13. Dieser als geflügeltes Wort weit verbreitete Spruch wird sonst meist Chrysostomus zugeschrieben. Wörtlich übersetzt bedeutet er: Das Danksagen ist eine Einladung, mehr zu geben.
  14. Das Gleichnis vom Kalkanten und Organisten übernimmt Theodoricus weitgehend wörtlich aus der angegebenen Quelle, Lb PersonGesner, Salomon (1559–1605) Gesners Leichpredigt/ Vber den sechsten Psalmen Dauids. Am Ende allerdings legt er David einen anderen Psalmvers in den Mund. Gesner bezog seine Ausführungen auf den Ly BibelstellePsalmen 6 6. Psalm, dessen siebter Vers im Kontext der Orgelpredigt ein zu konkretes Bild geliefert hätte: Es gehet doch sonsten mit allen Menschen Kindern/ ja auch den aller heiligsten Leuten also zu/ gleich wie mit einer Orgel/ dieselbe gibt keinen klang von sich/ bis der Calcant vnd Organist hinder sie kommen/ die blasebalcken weidlich auffspannen/ mit Füssen treten/ vnnd mitt fingern schlagen/ da gehets als denn an/ vnd schallet in der gantzen Kirchen. Also geliebte im Herrn/ ist es mit vns auch bewand/ wir sind ja Tempel vnd wonungen des heiligen Geistes/ wir solten auch jmmerzu die seiten vnd pfeiffen vnsers hertzens vnd mundes/ mit Psalmen vnd Geistlichen Liedern erschallen lassen/ wie Paulus vns ermanet/ Col. 3. Eph. 5. Aber es gehet kalt abe/ wenn vns wol ist/ vnd wir von keiner noth gedrucket werden. Wenn aber der Himlische Calcant vnd Organist/ vnser lieber Herr Gott vns anfenget zutreten vnd zuschlagen/ vnd einen kalten rauhen wind der trübsal vns lest vnter die augen blasen/ da heist es not leret beten/ vnd wen trübsal da ist/ da suchet man dich Herr/ wenn du sie züchtigest/ so ruffen sie engstiglich/ Esa. 26. Eben dieses begegnet hie dem heiligen Dauid/ der schreibet ferner von seiner todes angst also: Ly BibelstellePsalmen 6,7 Jch bin so müde vom seuffzen. Jch schwemme mein bette die gantze Nacht/ vnd netze mit meinen threnen mein lager. (Gesner, Commentationes In Psalmos Davidis (1605), S. 71f.)
  15. Theodoricus zitiert Ausschnitte aus dem angeführten Jesaja-Kommentar des Lb PersonSchnepf, Dietrich (1525–1586) Dietrich Schnepff, aus dem er auch die weiterführende Literaturangabe übernommen hat. Während es dem Orgelpredigtautor vor allem darum geht, das Zusammenwirken dreier Engelschöre als Modell für eine klangmächtige menschliche Kirchenmusik hervorzustreichen, richtet sich Schnepffs Interesse eigentlich auf einen anderen Aspekt, nämlich die Idee der Trinität, die im dreimaligen Intonieren des Sanctus-Rufs zum Ausdruck kommt. Theodoricus verwendet seinen Beleg also für eine Beweisführung, die in der zitierten Quelle bestenfalls indirekt angesprochen ist. Um diesen fehlenden inhaltlichen Zusammenhang nachvollziehbar zu machen, seien hier Schnepffs Gedankengänge zum weihnachtlichen Engelsgesang ausführlich wiedergegeben: Iam verò, quod alta voce clamant: Sanctus, sanctus, sanctus, ostendunt angeli, quid sui officij sit, videlicet Christi nomen & gloriam celebrare. Nam cum in precatione Dominica dicatur: Fiat voluntas tua, sicut in coelo & in terra, certè manifestum est, illos spiritus promouendae gloriae Dei, vnicè studere, & esse eius ad omnes homines praecones & internuncios. Hoc etiam, cum Saluator nasceretur orbi, demonstrarunt: pulcherrimo enim concentu, gloriam Domini celebrarunt, canentes: Gloria in excelsis Deo, ac in terra pax, in hominibus bona voluntas. Quod autem ter ingeminant vocem Sanctus, Christum, quem etiam Dominum Deum Zebaoth vocant, in tota trinitate celebrant. Nam de filio nec dici nec cogitari potest, vt non statim nobis in mentem veniat & pater & Spiritus sanctus. Etenim filium sine patre, & vtrunque sine Spiritu, ab vtroque procedente, quomodo imaginaremur? Sanctus est pater, sanctus filius, sanctus Spiritus. Galatinus lib. 2. cap. 1. scribit: cum Iudaei ex regno Neapolitano eijcerentur, in Thargum, à Ionatha Vzielis filio, hunc hymnum ita versum: Sanctus pater, sanctus filius, sanctus Spiritus sanctus, & Rabbi Simeone hoc modo: Sancuts hic pater, sanctus hic filius, sanctus hic est Spiritus sanctus. Theologi vocant hunc hymnum τρισάγιομ [sic]. Itaque quod angeli repetitione vocabuli Christum sanctum vocant, intelligunt, eum non sanctum, vt hominem aliquem inter praecipuos & laudatissimos: nec vt Adamum, cum ornamenta illius praestantissimae imaginis, ad quam creatus erat, adhuc retineret: sed sanctum in ipsa Triade, hoc est, ipsam sanctitatem & iustitiam, quae cum humanae Christi naturae communicetur, talis est, vt alijs etiam communicare eam possit. (Schnepff, In Esaiae (1575), S. 93f.)
  16. Der Lb PersonHieronymus, Sophronius Eusebius (347–420) Heilige Hieronymus berichtete seiner Schülerin Lb PersonMarcella (Heilige) (ca. 325 – ca. 410) Marcella in einem Brief von seiner Reise in das Heilige Land. Die Psalmen singenden Bauern hatte er in Bethlehem gehört: […] ut supra diximus, uillula tota rusticitas et extra psalmos silentium est. quocumque te uerteris, arator stiuam tenens alleluia decantat, sudans messor psalmis se auocat et curua adtondens uitem falce uinitor aliquid Dauiticum canit. (Hieronymus, Epistulae 1–70 (1996), S. 342f.)
    Deutsche Übersetzung: […] wie oben gesagt, ist das ganze Dorf bäuerlich und außer den Psalmen herrscht Stille. Wohin du dich auch wendest, singt der Bauer beim Pflügen Alleluja, der schwitzende Schnitter unterhält sich mit Psalmen, und der Winzer, der die Weinrebe mit dem gebogenen Winzermesser beschneidet, singt etwas Davidisches.
  17. Theodoricus scheint hier sein Allgemeinwissen über die mythischen Erfinder der Musikinstrumente mit einer Quelle belegen zu wollen, die diesen Inhalt nicht gänzlich trifft. Im zweiten Buch des angeführten Werks unternimmt Eusebius eine Analyse der antiken Religion. In seinem Überblick über die griechische Götterwelt geht er auch auf Lb PersonDionysos Dionysos ein, der ihn insbesondere wegen der mit ihm verbundenen Mysterienkulte interessiert. Der Gott des Weins wird unter anderem als Begründer des Theaters und der Musik charakterisiert: Ab hoc primo theatrum, & musicam fuisse harmoniam inunetam. Haec de Dionysio traduntur. (Eusebius, De Euangelica preparatione (1522), S. 34) Dass er auch die Instrumente erfunden habe, wird indessen nicht gesagt. Eusebius erwähnt nur kurz darauf Lb PersonKybele Kybele als Erfinderin der Syrinx und Lb PersonMarsyas Marsias als Erfinder der Tibia (Eusebius, De Euangelica preparatione (1522), S. 36). Amphion und Zetho werden in dem Buch allem Anschein nach nicht genannt. Vermutlich zitierte Theodoricus seine Quelle aus der Erinnerung, ohne den genauen Wortlaut vor Augen zu haben.
  18. Zur Vorstellung, Papst Vitalian habe die Orgeln in den Gottesdienst eingeführt, siehe die Ausführungen im Personenartikel Lb PersonVitalianus (vor 657 – 672) Vitalianus. Die von Theodoricus angegebenen Referenzwerke konnten nicht vollständig überprüft bzw. identifiziert werden.
  19. Die Herkunft dieses Zitats konnte bisher nicht eindeutig geklärt werden. Vier überprüfte Mantuanus-Ausgaben des 16. Jahrhunderts weisen an der gemeinten Stelle, am Ende des letzten Kapitels des 4. Buchs der LVD16 S 7276 Libri Fastorum, eine abweichende Formulierung auf. Die vorliegende Fassung der Mantuanus-Stelle findet sich jedoch regelmäßig in anderen Orgelpredigten und Texten des 16.-18. Jahrhunderts zitiert. Siehe ausführlicher zur Überlieferungsgeschichte unter Lb PersonMantuanus, Baptista (1447–1516) Mantuanus.
  20. Die bayerische Chronik des Historikers und Hofhistoriographen Lb PersonAventinus, Johannes (1477–1534) Johannes Aventinus war 1554 in lateinischer Sprache erschienen. Die Information über die Lm Ereignis757: Kaiser Konstantin V. Kopronymus von Byzanz schenkt Frankenkönig Pipin eine Orgel Schenkung einer byzantinischen Orgel findet sich in folgender Passage: Lb PersonKonstantin V. von Byzanz (718–775) Constantinus ad Lb PersonPippin (714–768) Pipinum proficisci iubet legatos, quorum princeps Lb PersonStephan II. (Papst) ( – ca. 757) Stephanus episcopus romanus. ipsi maritimo itinere cum muneribus ad Pipinum devenere. munera imperatoris, quae a legatis deferebantur, erant instrumentum musicae maximum, res aduc Germanis et Gallis incognita; organon adpellant. cicutis ex albo plumbo conpactum est, simul et follibus inflatur et manuum pedumque digitis pulsatur. (Zitiert nach der modernen Ausgabe: Aventinus, Annales ducum Boiariae 1 (1881), S. 404, Z. 17-23.) Theodoricus scheint allerdings eine spätere sekundäre Quelle konsultiert zu haben, die er in der Marginalspalte mit Stöck. in Syras. p. 413 bezeichnet. Dieses Werk hat er noch ein weiteres Mal herangezogen. Bisher könnte das Kürzel nicht aufgelöst werden.
  21. Theodoricus zitiert mit minimalen Abwandlungen den ersten Absatz aus Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 93. Siehe weiteres zur Rezeption dieses Topos im Portaleintrag Lm Ereignisca. 1470: Bernhard der Deutsche erfindet das Orgelpedal Erfindung des Orgelpedals.
  22. Theodoricus verweist auf eine Stelle im 1. Band von Lb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Michael Praetorius' Lr QuellenPraetorius, Syntagma musicum 1 (1615) M Syntagma musicum, in der als primus Autor tractantium Citharam, & Organum Lb PersonJubal Jubal genannt wird. Auch die sich anschließende Erläuterung, die erwähnten Instrumente seien stellvertretend für die Gesamtheit musikalischer Instrumente zu verstehen, übernimmt er samt der Formulierung per Synecdochen aus dem musiktheoretischen Text, wo es heißt: Quibus nominibus per Synecdochen comprehendit Moses omnia Instrumenta Musica [...]. (Praetorius, Syntagma musicum 1 (1615), S. 85.)
  23. Theodoricus bietet eine leicht abgewandelte Fassung der Stelle, die im Original folgendermaßen lautet: Doch sollen vor der zeit zu München am Fürstlichen Durchleuchtigkeit zu Bayrn Hoff/ zu des fürtrefflichen weitberühmbten Musici, Orlandi de Lasso zeiten (Do die Music daselbst von 12. Bassisten, 15. Tenoristen, 13. Altisten, 16 Capellknaben/ 5. oder 6. Capunern oder Evnuchis, 39. Instrumentisten, vnd also in die 90. Personen starck bestelt gewesen seyn sol) [...]. (Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 17.) Praetorius geht es hier nicht so sehr um die Stärke der Hofkapelle, sondern um den Ambitus der dort angestellten Sänger, der im weiteren Verlauf des Textes thematisiert wird.
  24. Die Angaben zur Besetzung der Musik bei den großen Gottesdiensten zur Feier des 100-jährigen Reformationsjubiläums in Dresden folgen exakt der Festpublikation des sächsischen Hofpredigers Lb PersonHoë von Hoënegg, Matthias (1580–1645) Mathias Hoë von Hoënegg: Obgesetzte Music ist von des Churfürsten zu Sachsen/ vnsers gnedigsten Herrn/ bestelten Musicis, als Nemlichen: von 11. Jnstrumentisten/ 11. Cantoribus. 3. Organisten/ 4. Lautenisten/ 1. Thiorbisten/ 3. OrganistenKnaben/ 5. Discantisten/ mit abwechselung allerley sorten/ von herrlichen Jnstrumenten/ mit zweyen Orgelwercken/ 2. Regalen/ 3. Clavicymbeln/ nebst 18. Tromptern [sic]/ vnd zweyen Heerpaucken/ Solenniter gehalten/ vnd celebriret worden. (Hoë von Hoënegg, Evangelische JubelFrewde (1617), b3v.) Ausgespart ist der sich anschließende Hinweis auf den Kapellmeister Lb PersonSchütz, Heinrich (1585–1672) Heinrich Schütz: Sub Directorio Henrici Schützij Weissenfelsensis. Vgl. zu Hoës Festpredigten und dem Einsatz von Luthers Liedern Scheitler, Lutherus redivivus (2016), bes. S. 176-183.
  25. Nicht ganz nachvollziehbar ist, weshalb Theodoricus in den Marginalien auf dieser Seite insgesamt dreimal auf dieselbe Stelle im 5. Kapitel des ersten Buchs der Chronik verweist.
  26. Theodoricus verkürzt die zitierte Stelle, die im Original folgendermaßen lautet: Leander (welches auch Majolus erzehlet) Colloq. 23. schreibet/ daß er zu Venedig ein sehr wolklingende Orgel aus lauterm Glase gemacht/ gesehen habe. Es ist auch eine Orgel darin die Laden/ Pfeiffen/ Clavier/ vnd Blaßbälge von Alabaster (welcher Stein auff dem Volateranischen Acker in Italia wechset) gewesen/ gesehen worden: welche der Kunstreiche Meister von Neapolis, als er sie verfertiget/ vnd vberaus wolklingendt zugerichtet/ dem Herzog zu Mantua, Friderico gebracht/ vnd sie jhme verehret. Leander in Thuscia bezeuget/ daß er dieses aus dermassen wunderbarliches Werck selbsten gesehen habe. Dergleichen Positieffe/ da nicht allein das gantze Gehäuse vnd Clavier/ sondern auch die Pfeiffen von eitel Glaß vnd Alabaster Stein gemacht/ seynd vor wenig Jahren in eine Churfürstliche Kunstkammer/ als Newerfundene Wercke praesentirt worden. (Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 92.) Siehe auch den Wortlaut der von Praetorius herangezogenen Quellen in den Personenartikeln Lb PersonAlberti, Leandro (1479–1552) Leandro Alberti und Lb PersonMaiolo, Simeone (ca. 1520 – ca. 1597) Simeone Maiolo.
  27. Das im Frühneuhochdeutschen bekannte Verb braunieren stammt vom französischen brunir und bedeutet etw. glänzend machen, polieren, vgl. https://fwb-online.de/lemma/braunieren.s.3v.
  28. Der Hinweis auf Lb PersonGregor XIII. (1502–1585) Gregor XIII. ergibt sich aus Lb PersonSchickhardt, Heinrich (1558–1635) Heinrich Schickhardts Darstellung, wo der Papst als Bauherr der im folgenden erwähnten Gartenanlagen genannt wird. Den Bauabschluss erlebte er jedoch nicht. Schickhardt schreibt so ausdrücklich als Warnung vor der irdischen Vergänglichkeit: Allein ist das auch zubedencken/ daß der/ der es hat angefangen zubawen/ auch hat sterben müssen/ vnnd darzu ehe/ dann es außgemacht worden. (Schickhardt, Beschreibung (1603), Bl. 29r-29v).
  29. Theodoricus zitiert aus dem Bericht Heinrich Schickhardts über seine Italienreise, auf der er seinen Dienstherrn, Lb PersonFriedrich I. von Württemberg (1557–1608) Herzog Friedrich von Württemberg, 1599 begleitet hatte. Siehe die komplette Beschreibung Schickhardts sowie Informationen zur Baugeschichte des technischen Wunderwerks im Artikel über die Ld OrgelRom, Fontana dell'Organo Idraulico 1596-1609 römische Wasserorgel.
  30. Die aufgelisteten Orgeln entstammen offenkundig Praetorius' Verzeichnis etlicher Vornehmen OrgelnWerck in Deutschland (Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 161). Theodoricus lässt einige Städte aus und endet mit seiner Aufzählung bei Halberstadt. Dass er sich die anschließenden Orgelbeschreibungen zumindest durchgeschaut hat, beweist die Nennung der Ld OrgelBayreuth, Stadtkirche, Gottfried Frietzsch-Orgel 1619 Bayreuther Orgel, die Praetorius in der Übersicht unter XXIII. Noch andere sechs Dispositiones subsumiert. Beschrieben ist die Disposition dieser noch im Bau befindlichen Orgel an letzter Stelle, vgl. Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 200-202. Theodoricus mag sie erwähnt haben, weil es sich um einen verhältnismäßig nahe gelegenen Ort handelte.
  31. Theodoricus adaptiert den vorgefundenen Text aus Mathesius' Darstellung der gottesdienstlichen Musik, indem er die Wendung über profane Lieder streicht, stattdessen aber die erzieherische Bedeutung des Singens für die Jugend stärker akzentuiert. In der zitierten Vorlage heißt es: Es ist auch die Orgel/ mit andern Jnstrumenten/ in dieser Kirchen blieben/ vnnd der Organist muß sich Bullieder/ Gassenhawer/ vnd ander leichtfertigkeit enthaltten/ vnnd gute Moteten/ Psalmen vnnd Kirchenchoral mit fleiß schlahen/ wie er sich denn deßhalb zu jeder zeit mit dem Cantor in guter einigkeit vergleichet. So singet man offtmals Figural/ vnnd solche Musiken helffen Rathspersonen/ ehrliche Burger/ sampt dem Schulmeister vnd seinen Magistris vnd Baccalaurien/ auch bißweilen die Kirchendiener/ da sie müssig seyn/ mit jhrer gegenwart zieren/ vnnd die Jugend commendiren. (Mathesius, Bericht von der Lehr vnd Cermonien (1614), Rr5r.)
  32. Wie Sven Rune Havsteen bemerkt hat, übernahm Theodoricus diese Stelle aus Praetorius' Syntagma musicum, und zwar erneut aus dem umfangreichen, graphisch klar abgehobenen Zitat aus Lb PersonDiruta, Girolamo (1554/1564 – nach 1610) Girolamo Dirutas Traktakt Ln LiteraturDiruta, Transilvano (1969) M Il Transilvano (Venedig 1593), vgl. Havsteen, Music-Büchlein (2014), S. 67. Wie üblich greift der Pfarrer kürzend in die Vorlage ein, deren originaler Wortlaut folgendermaßen ist: Ferner wie die schönen vnd künstlichen wolgemalten Bilder der anschawenden Augen an sich ziehen: eben also durchdringet auch die liebligkeit der süssen wolklingenden harmonia vnd concenten die heimliche Gedancken vnd affecten, wenn sie in der Zuhörer Ohren fellet. Derhalben hat die Orgel billich jhren Sitz in den Kirchen vnd Tempel Gottes/ damit durch jhre anleitung Gottselige vnd andechtige Hertzen auffgemuntert/ vnd durch jhren lieblichen resonantz, dem lobe/ welches der hohen Göttlichen Mayest[ät] gesungen wird/ zuzuhören/ beyzuwohnen vnd außzuwarten/ angereitzet vnd gleichsam genötiget werden. (Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 87.)
  33. Die von Theodoricus zitierte lateinische Übersetzung konnte nicht ermittelt werden, obwohl sie später noch ausführlicher von Lc PredigtautorSteinfeld, Gottfried (vor 1680 – 1722?) Gottfried Steinfeld zitiert wird. Siehe den andersartigen Worlaut der Stelle in einer historischen Ausgabe im Personenartikel Lb PersonBasilius (ca. 330 – 379) Basilius. Mignes Edition überträgt den griechischen Text nochmals auf andere Weise: Etenim ubi Spiritus sanctus genus hominum perspexit ad excolendam virtutem adduci vix posse, et a nobis ob nostram in voluptatem propensionem viam rectam contemni, quid agit? Dogmatis immiscuit harmoniae dulcedinem, ut rerum auditarum jucunditate ac dulcedine eloquiorum utilitatem nescientes perciperemus: haud aliter atque sapientes medici, qui nauseantibus potionem amariorem daturi, saepius calicem melle circumliniunt. (Basilius, Opera omnia (1857), Sp. 211.)
  34. Angespielt wird auf die Darstellung des Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus über seine Taufe in Le Geographicumf Ort: Mailand Mailand: quantum flevi in hymnis et canticis tuis, suave sonantis ecclesiae tuae vocibus commotus acriter! voces illae influebant auribus meis, et eliquabatur veritas in corm meum, et exaestuabat inde affectus pietatis, et currebant lacrimae, et bene mihi erat cum eis. (Augustinus, Bekenntnisse (2004), S. 386, 388.) Deutsche Übersetzung: Wie hab' ich geweint bei deinen Hymnen und Gesängen, wie ward ich innerlich bewegt, wenn deine Kirche von den Stimmen der Gläubigen lieblich widerhallte! Jene Klänge flossen in meine Ohren, Wahrheit träufelte in mein Herz, fromme Empfindungen wallten auf, die Tränen liefen, und wie wohl war mir bei ihnen zumute! (Augustinus, Bekenntnisse (2004), S. 387, 389.).
  35. Von der wirkungsmächtigen Musik des Amphion schrieb Lb PersonHoratius Flaccus, Quintus (65 – 8 v. Chr.) Horaz: dictus et Amphion, Thebanae conditor urbis, / saxa movere sono testudinis et prece blanda / ducere quo vellet. (Horaz, Sämtliche Werke (1982), S. 252, 254.) Deutsche Übersetzung: [Die Sage] meldet auch von Thebens Erbauer Amphion, Steine habe er durch Lautenklang bewegt und durch des Lieds einschmeichelnde Gewalt geführt, wohin er wollte. (Horaz, Sämtliche Werke (1982), S. 253, 255.)
  36. Die zitierte Stelle stammt aus Ambrosius' Exegese des 119. Psalms (nach der Zählung der Vulgata, auf die Ambrosius sich bezieht, des 118. Psalms). Sie gehört in die Abschnitte 25-29, in denen Vers 54 dieses sehr langen Psalms erläutert wird: Ly BibelstellePsalmen 119,54 Deine Gebote sind mein Lied/ im Hause, in dem ich Fremdling bin.. Ambrosius hebt die Bedeutung des Singens für das dauerhafte Memorieren und Behalten von Inhalten hervor und geht auf das Beispiel der Propheten ein, die von der Musik zum Weissagen stimuliert wurden. Auf diese konkrete Situation ist der von Theodoricus in seine Predigt eingebaute Satz gemünzt: Ideoque, ut expelleretur et eliminaretur obliuio a domo sancta sua, cantatores sibi fecit uerus Salomon, qui toto spiritu inquirendae cognitioni diuinitatis intenderent, ne psallentes deessent ecclesiae suae, quorum cantu nequam spiritus fugaretur, sicut Dauid sancti docemur exemplo, quo psallente malus ille spiritus expellebatur, qui Saul regis corda uexabat. prophetae quoque, ut prophetarent, psallendi peritum iubebant psallere, quo suaui inuitata dulcedine spiritalis infunderetur gratia. (Ambrosius, De psalmo 118 (1913), S. 142). Im weiteren Verlauf holt der Mailänder Bischof zu einem Lob der Musik aus, wobei er ausdrücklich auch den Tanz einschließt, und kommt am Ende auf die harmonisierende Wirkung der Musik zu sprechen. Wer singe, der sei frei von allen Affekten der körperlichen Leidenschaften, in einem Zustand, in dem nicht nur Hymnen und Psalmen, sondern auch geistliche Gesetze sangbar seien.
  37. Näheres zu Kontext, Wortlaut und Überlieferung dieser Quelle im Personenartikel Lb PersonFlavian I. von Antiochia (ca. 320 – 404) Flavian I. von Antiochia. Die von Theodoricus angegebenen anderen sekundären Quellen wurden nicht weiter aufgeschlüsselt.
  38. Mittelhochdeutsch in der Bedeutung von leicht, was keine mühe, schwierigkeit, beschwerlichkeit verursacht, was bequem, wol bekömmlich, wolthuend ist (http://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=ring).
  39. Im 11. Kapitel des Neunten Buchs seiner bunten Sammlung denkwürdiger Anekdoten charakterisiert Lb PersonClaudius Aelianus (ca. 170 – nach 222) Aelianus den berühmten griechischen Maler Lb PersonParrhasios (vor 440 v. Chr.) Parrhasios: Seine Kunstwerke, wird erzählt, fertigte er nicht mit Unlust und vieler Mühe, sondern mit Frohsinn und Leichtigkeit. Denn er suchte sich die Anstrengung bei seinen Kunstarbeiten durch Singen oder Summen zu erleichtern. So berichtet Theophrast. (Aelianus, Vermischte Nachrichten 2 (1839) , S. 195.)
  40. Zitat aus Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), ):( 4r.
  41. Siehe die ausführliche Ablehnung von Orgeln in der Kirche im Personenartikel Lb PersonBèze, Théodore de (1519–1605) Theodorus Beza. Lb PersonVermigli, Pietro Martire (1499–1562) Petrus Martyr äußert sich im Kapitel De Mvsica, et Carminibus nicht über Orgeln und Instrumentalmusik, sondern fordert einen gottgefälligen Kirchengesang, vgl. Petrus Martyr, Loci communes (1622), S. 533f.
  42. Vermutlich ist der Skythenkönig Lb PersonAtheas (ca. 429 – 339 v. Chr.) Atheas gemeint, über dessen musikfeindliche Haltung Lb PersonPlutarch (ca. 45 – ca. 125) Plutarch berichtet: Ateas [...] took prisoner Ismenias, an excellent piper, and commanded him to play; and when others admired him, he swore it was more pleasant to hear a horse neigh. (Plutarch, Morals 1 (1878), S. 189f.) Siehe Weiteres im Personenartikel zu Lb PersonIsmenias Ismenias.
  43. Das heute nicht mehr gebräuchliche Sprichwort dürfte auf Lb PersonMaior, Johann (1533–1600) Johannes Maior zurückgehen. Diesem wird es in einer bekannten Epigramm-Sammlung der Zeit zugeschrieben, vgl. Reusner, Picat poesis Ovidiana (1580), S. 124.
  44. Deutsche Übersetzung: Alle Sänger haben diese Unart: werden sie im Freundeskreis um ein Liedlein gebeten, so lehnen sie ab; unaufgefordert können sie kein Ende finden.(Horaz, Sämtliche Werke (1982), Teil 2, S. 21.)
  45. Theodoricus reduziert die zwei Sätze des Paulus auf einen einzigen und erzeugt so eine andere semantische Verknüpfung, die an die häufig zitierte und umgewandelte Wendung des Lb PersonGratian (–1158) Gratian erinnert: Vide, vt quod ore cantas, corde credas, & quod ore credis, operibus comprobes. (Decretum Gratiani (1604), Sp. 132.).
  46. Mit der Angabe der Verse 30 und 31 folgt Theodoricus der alten Zählung.
  47. Theodoricus bezieht sich auf die Kirchengeschichte des Lb PersonEusebius von Caesarea (260–340) Eusebius von Caesarea. Als einer der Anklagepunkte gegen den Bischof von Antiochien, Paulus von Samosata, der im Winter 268/269 exkommuniziert und seines Amtes enthoben wurde, fungiert auch dessen Umgang mit den Psalmen. Theodoricus lehnt sich eng an die wichtigste Quelle für dieses Verfahren an, die wir hier in moderner deutscher Übersetzung wiedergeben: Die Psalmen auf unseren Herrn Jesus Christus verbot er, weil sie zu neu und erst von neueren Dichtern verfaßt wären, läßt auf sich selbst aber durch Frauen inmitten der Kirche am großen Ostertage Lieder singen, bei deren Anhören man sich entsetzen möchte. Ein solches Gebaren duldet er auch bei den ihm schmeichelnden Bischöfen und Priestern der benachbarten Dörfer und Städte in deren Reden vor dem Volke. Während er nämlich nicht mit uns bekennen will, daß der Sohn Gottes vom Himmel herabgekommen ist — um etwas von dem, was schriftlich dargelegt werden soll, vorwegzunehmen; und das wird keine leere Behauptung sein, sondern erhellt aus vielen Stellen in den Akten, die wir absandten, nicht zuletzt aus seinem Worte ‚Christus ist von unten’ —, sagen die, welche Lieder auf ihn singen und vor dem Volke ihn verherrlichen, ihr gottloser Lehrer sei als Engel vom Himmel herabgekommen. Und der eitle Mann verhindert solche Reden nicht, ist vielmehr zugegen, wenn sie gesprochen werden. (Eusebius, Kirchengeschichte (2011), S. 349.)
  48. Die Polemik gegen Marienlieder erinnert an ähnliche Ausführungen in der La OrgelpredigtChristliche Predigt (Tübingen 1606) M Orgelpredigt Lc PredigtautorAnwander, Georg (ca. 1559 – 1622) Georg Anwanders. Insbesondere das lange Zeit Lb PersonBonaventura (da Bagnoregio) (ca. 1221 – 1274) Bonaventura zugeschriebene Lr QuellenBonaventura, Psalterium (1604) M Psalterium in honorem Beatae Mariae Virginis, dessen Psalmen von den Jesuiten wieder verstärkt für die Marienverehrung in Umlauf gebracht wurden, erregte Anstoß bei den protestantischen Theologen.
  49. Der Bezug zu der in der Marginalie angegebenen Bibelstelle Ly BibelstelleLukas 14,10 Luc. 14. v. 10 erschließt sich nicht ohne weiteres. Vielleicht meinte Theodoricus den Ly BibelstelleLukas 2,13–14 Engelschor bei Jesu Geburt.
  50. Bisher lässt sich als Quelle für dieses Zitat nur die Predigt zum Sonntag Cantate von Lb PersonHerberger, Valerius (1562–1627) Valerius Herberger ausmachen, die auch anderen Autoren als Grundlage diente. Die Kenntnis dieser Quelle verdankt sich der Studie, Irwin, Neither voice nor heart alone (1993), S. 48, 171. Siehe den vollen Wortlaut im Personenartikel Lb PersonTrotzendorf, Valentin (1490–1556) Valentin Trotzendorf.
  51. Mit einigen Abwandlungen zitiert Theodoricus aus der angegebenen Stelle: Welches in dem Organo ad D. Petrum in Perusio gar fein außgetruckt vnd gegeben ist mit diesen Verßlein: Haec si contingunt terris, quae gaudia Coelo? Weil dieses auff der Welt geschicht/ was wird allererst vor Frewde vnd lieblich Gedöhne im Himmel seyn? als wolte er sagen: Weil man vff dieser Erden so eine schöne/ liebliche wolklingende Musica haben/ vnd zuwege bringen kan; mein Gott/ was vor vnaußsprechliche Frewde/ Wonne vnd liebligkeit/ mus allererst seyn deß Engelischen Chors vnd der Gottseligen Seelen im Himmel? (Vnd so weit Hieronymus Diruta.) (Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 88.) Die Vorlage erleichtert die Identifikation des korrupt wiedergegebenen Ortsnamens. Sie enthüllt auch, dass es sich um ein Zitat aus Lb PersonDiruta, Girolamo (1554/1564 – nach 1610) Girolamo Dirutas Traktakt Ln LiteraturDiruta, Transilvano (1969) M Il Transilvano (Venedig 1593) handelt.
  52. Theodoricus referiert weitgehend wörtlich aus der 70. Tischrede Von der Musica: Anno 38. am 17. Decemb. da D[oktor] M[artin] L[uther] die Senger zu Gaste hatte/ vnd schöne liebliche Moteten vnd Stücke sungen/ sprach er mit verwunderung/ Weil vnser Herr Gott in diß Leben/ daz doch ein lauter Schmeishauß ist/ solch edele Gaben geschütt vnd vns gegeben hat/ Was wird in jenem ewigen Leben geschehen/ da alles wird auffs aller volkomeneste vnd lustigste werden/ Hie aber ist nur Materia prima, der anfang. (Luther, Tischreden 2 (1567), Bl. 633v.)
  53. Im 9. Kapitel des Briefs Nr. 53 an Paulinus schrieb Hieronymus: Oro te, frater carissime, inter haec vivere, ista meditari, nihil aliud nosse, nihil quaerere, nonne tibi videtur jam hic in terris regni coelestis habitaculum? Nolo offendaris in Scripturis sanctis simplicitate, et quasi vilitate verborum, quae vel vitio interpretum, vel de industria sic prolata sunt, ut rusticam concionem facilius instruerent: et in una eademque sententia, aliter doctus, aliter audiret indoctus. Non sum tam petulans et hebes, ut haec me nosse pollicear, et eorum fructus in terra capere, quorum radices in coelo fixae sunt; sed velle fateor: sedenti me praefero, magistrum renuens, comitem spondeo. Petenti datur, pulsanti aperitur: quaerens invenit. Discamus in terris, quorum nobis scientia perseveret in coelo. (Hieronymus, Epistolae (1845); zitiert nach der digitalen Ressource: http://www.patrologia-lib.ru/patrolog/hieronym/epist/index.htm.) Die Übertragung dieser Lehre auf das Musizieren in diesem Leben als Vorbereitung auf den Himmel stammt von Theodoricus.
  54. Theodoricus beschließt seine Predigt mit einem Zitat der 3. Strophe des bekannten Kirchenliedes aus dem frühen 14. Jahrhundert. Er verwendet die Form des In dulci iubilo 'parvum', wie sie im Druck erstmals 1533 im Klug'schen Gesangbuch erschien, vgl. Harzer, In dulci iubilo (2006), S. 12, S. 160-165.

Letzte Änderung dieses Dokuments am 29. Februar 2024.

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