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Orgelpredigt

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a Kretschmar, Gottfried: Einweihungs-Predigt (Görlitz 1704)

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b Personen (112)

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y Bibelstellen (79)

  • 1 Chronik 29,17–18
  • 1 Chronik 30,17–18
  • 1 Korinther 10,16
  • 1 Könige 8,27
  • 1 Könige 8,29
  • 1 Könige 8,30
  • 1 Samuel 3,10
  • 2 Chronik 6,5
  • 2 Chronik 6,6
  • 2 Samuel 7,29
  • 2 Timotheus 1,5
  • Amos 5,23
  • Daniel 2,20–23
  • Deuteronomium 4,7
  • Epheser 5,19
  • Exodus 20,24
  • Genesis 1,6
  • Genesis 15,1
  • Genesis 29,35
  • Genesis 4,21
  • Hebräer 4,16
  • Hosea 14,3
  • Jakobus 1,26
  • Jeremia 25,10
  • Jeremia 31,10
  • Jeremia 31,20
  • Jesaja 31,9
  • Jesaja 56,7
  • Jesaja 57
  • Jesaja 6,3
  • Jesus Sirach 47,9
  • Jesus Sirach 50,22
  • Johannes 1
  • Johannes 16,20
  • Johannes 3,33
  • Johannes 4,21
  • Klagelieder 1,4
  • Kohelet 4,17
  • Kolosser 2,17
  • Kolosser 3,16
  • Kolosser 3,16–17
  • Kolosser 3,17
  • Lukas 1,35
  • Lukas 1,47–54
  • Lukas 1,68–79
  • Lukas 18,11
  • Lukas 18,12–14
  • Lukas 18,13
  • Lukas 18,9–12
  • Lukas 18,9–14
  • Lukas 2,14
  • Lukas 8,15
  • Matthäus 26,28
  • Matthäus 6,9
  • Offenbarung 5,8–9
  • Offenbarung 5,9
  • Offenbarung 7,12
  • Philipper 1,11
  • Psalmen 103,2
  • Psalmen 106,1
  • Psalmen 122,3–4
  • Psalmen 132,14
  • Psalmen 150
  • Psalmen 150,2
  • Psalmen 150,4
  • Psalmen 150,6
  • Psalmen 20,2–3.5
  • Psalmen 30,6
  • Psalmen 34,4
  • Psalmen 42,5
  • Psalmen 50,23
  • Psalmen 68,12
  • Psalmen 73,17
  • Psalmen 74,7–8
  • Psalmen 74,9
  • Psalmen 84,2–3
  • Psalmen 95,1–2
  • Psalmen 96,1
  • Römer 3,25

[[Bl. 1r]]

Titel

α. & ω.
Einweihungs=Predigt/
Welche
Bey Einweihung der
Neuen Ld OrgelGörlitz, St. Peter und Paul, Eugenio Casparini-Orgel 1703 Orgel
Jn der Haupt=Kirche Le Geographicumg Gebäude: Görlitz, St. Peter und Paul SS. Petri und Pauli zu
Le Geographicumf Ort: Görlitz Görlitz
auff Verordnung
E[ines] Hoch=Edlen und Hochweisen Raths
Am XI. Sonntage nach Trinitatis, war der 19. Augusti
des 1703ten Jahrs
aus dem ordentlichen Sonntags=Evangelio
Ly BibelstelleLukas 18,9–14 Luc. XIIX. v. 9. seqq.
gehalten/
Und nunmehro zu danckbarer Erinnerung gegen den höchsten Gott/
auff Begehren zum Druck überlassen worden/
von Lc PredigtautorKretschmar, Gottfried (1654–1711) M. Gottfried Kretschmarn/
Pastore Primario.
Hierbey ist zu Ende der Predigt eine ausführliche Beschreibung des gantzen Wercks/
nebst dem Kupffer/ zu befinden.
Görlitz/ Verlegts Lb PersonLaurentz, Johann Gottlob Johann Gottlob Laurentius,
Le Geographicumf Ort: Lauban Lauban/ druckts Lb PersonStremel, Johann Christian (1674–1741) Joh[ann] Christian Stremel. 1704.

[[Bl. 1v]]vakat

[[Bl. 2r]]

Widmung

Denen Hoch= und Wohl=Edlen/ Vesten/ Hoch= und
Wohlgelahrten/ Hochweisen und Hoch=
benahmten Herren Bürgermeistern/
Stadt= Richter/
Scabinis
und
Sämtlichen des Raths/ bey der Königl[ich]
Pollnischen und Churf[ürst]l[ich] Sächß[ischen]
Sechs=Stadt
Görlitz/
Meinen Hochzuehrenden Herren Patro-
nis und Beförderern/
Wünsche ich von Gott geseegnete Rathschläge/ ruhigen Wohlstand/ steten Flor und Auffnahm/ und Erfüllung aller Wünsche Jhres Hertzens. 

[[Bl. 2v]]

Zuschrifft.

Hochzuehrende Herren und Patroni.

Gleichwie auf dem Lm Ereignis1576: 4. Provinzialkonzil in Mailand vierten Concilio zu Le Geographicumf Ort: Mailand Meyland/ so Anno 1576. unter dem Cardinal und Ertz=Bischoff Lb PersonBorromeo, Carlo (1538–1584) Carolo Borromeo gehalten/ unter andern dieser Schluß gemacht worden: wie es nicht allein billig/ daß Kirchen/ Altäre/ Gottes=Aecker/ Glocken und dergleichen eingeweihet: sondern auch solcher Einweihung Jahr und Tag in ein sonderliches Buch eingetragen/ und so wohl in des Bischoffs Archiven/ als

[[Bl. 3r]]

auch in iedweder Kirche Sacristei beygelegt: ja dieses alles in eine Marmor-Taffel gehauen/ und nicht ferne von der fürnehmsten Kirch=Thür an einem ansehnlichen Orte an der Mauer auffgerichtet werden solte.[1] (*)[2]

Als werde ich verhoffentlich nicht unrecht thun/ wenn die/ wegen unserer schönen und kostbaren Orgel/ auf Dero Verordnung/ gehaltene Einweihungs=Predigt/ damit das Andencken dieses herrlichen Wercks bey dieser lieben Le Geographicumf Ort: Görlitz Stadt und Gemeinde/ als in einem gewissen Buche beybehalten werde/ zum Druck (dazu sie auch inständig verlangt worden) ich überlasse; Zumahl auch der Bau und die darauff erfolgte Einweihung unsers grossen und schönen Le Geographicumg Gebäude: Görlitz, St. Peter und Paul Tempels in einer steinern Tafel eingehauen/ und in der Mauer bey der grossen Kirch=Thür auffgerichtet/ zu lesen ist. (**)

Daß aber Ew[er] Wohl=Edl[e] Herrligk[eiten] und Hochweißh[eiten] ich diese Predigt zuzuschreiben mich unterstehe/ hoffe ich gnugsame Ursache und Entschuldigung zu haben. Jhre Stadt=väterliche Vorsorge und Mildigkeit hat dieses Werck befördert: auff Jhre hohe Verordnung ist diese Einweihung geschehen; Jnsonderheit finde ich mich gnugsam verbunden/ diese/ wiewohl geringe Arbeit/ als ein Zeichen meines danckbaren Gemüths vor Sie niederzulegen. Es ist heut ein Jahr/ da in pleno Consessu, wegen des damahls vacirenden Primariats, auff meine wenige Person unanimiter geschlossen/ und mir darauff

[[Bl. 3v]]

die Vocation, welche ich auch/ weil es durch sonderbahre Göttliche Direction ohne mein Suchen und Vermuthen geschehen/ billig mit Ehrerbietung acceptiret/ zugeschickt; auch diese Zeit über gantz unverdiente Gunst/ Ehre/ Liebe und Wohlthaten nebst denen Meinigen erwiesen worden. Bitte demnach gantz dienstlich: Meine hochzuehrende und gebietende Herren und Patroni wollen diese wenige Schrifft als ein Denckmahl meines danckbegierigen Gemüths anzunehmen/ und mir und denen armen Meinigen ferner gewogen zu verbleiben/ hochgeneigt geruhen. Jch werde nicht ablassen/ Gott hertzlich anzuruffen/ daß Er Ew[er] Wohl=Edl[e] Herrligk[eiten] und Hochweißh[eiten] samt und sonders bey guter Gesundheit erhalten/ Jhre Consilia und Sorgen seegnen/ und Sie mit allen Leibes= und Seelen=Wohlergehen beseeligen wolle. Bey welchem hertzlichen Wunsche ich biß an mein Ende verharre/ Ew[er] Wohl=Edl[en] Herrligk[eiten] und Hochweißh[eiten]

willigster Vorbitter bey Gott/ auch gehorsamster und dienstschuldigster M. Gottfried Kretschmar/ P[astor] P[rimarius]

Gegeben zu Görlitz am 30. Sept[embris] An[no] 1703.

[[Bl. 4r]]

Anmerkungen

(*) Synodi Mandatum, qvod è Lr QuellenSacrosancta Concilia ad Regiam Editionem exacta 15 (1672) M To. XV. Conciliorum[3] b[eatus] Lb PersonGeier, Martin (1614–1680) D. Geierus, (in der Vorrede der Lr QuellenGeier, Weihung Der Moritzburger Capel (1676) M Einweihungs=Predigt bey Einweihung der Le Geographicumf Ort: Schlosskapelle Moritzburg Schloß=Capelle in Le Geographicumg Gebäude: Schloss Moritzburg Moritzburg gehalten) recenset, ita se habet: Lr QuellenGeier, Weihung Der Moritzburger Capel (1676) M Uniuscujusq[ue] Ecclesiae consecrationis diem annumqve literis, etiam in marmore incisis, rectè notari, tabulamqve marmoream, in qvâ tota consecrationis narratio exaratur, in pariete ab Ecclesiae fronte, non longè â januâ primariâ locô illustri benè affixam collocari mandamus.[4]

(**) Verba Tabulae lapideae incisa haec sunt:

Herr Lb PersonSchönberg, Caspar von (c1395 – 1463) Caspar von Schönberg/ Bischoff zu Le Geographicumf Ort: Meißen Meissen/ 12. Jahr lang/ hat diese Kirche zu SS. Petri und Pauli am Qvartal Luciae, den 14. Decembris, Die ☿ 1497, consecriret; ist gestorben den 1. Julii, Die ☿ 1463 .

8. May ♄ 1423.Fundamenta Ædis Tibi, Lb PersonPetrus Petre & Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Paule, dicatae.
XXXIV.Mystes à Le Geographicumf Ort: Kittlitz Kitliz adjecto prima locavit
14. Dec ☿ 1467.Saxo Lb PersonSchönberg, Caspar von (c1395 – 1463) Schönbergus Praesul Misnensis honori
XXXX.Sacravit Divûm, bis septem Lustra, Qvaternis
14. VIlis ♄ 1497.Adjectis annis, opus absolvêre stupendum.

Anno 1423. den 8. Maji, Sonnabends/ ist der Grund zu dieser Kirche geleget:

Anno 1497. den 14. Augusti ist der Bau vollendet:

Und also 74. Jahr/ 3. Monat und 6. Tage darüber zubracht worden.

[[Bl. 4v]]

Der geneigte Leser beliebe die Errata, welche wegen Abwesenheit des Autoris so gar accurat nicht haben observiret werden können/ folgender Gestalt zu corrigiren.

Errata-Verzeichnis[5]

[S. 1]

Christliche Orgel=Predigt.

α. & ω.

O du Heiliger und Glor=würdiger Gott!
Lw MusikwerkWalter, Johann: Es woll uns Gott genädig sein Es dancke dir und lobe dich
Das Volck in guten Thaten:
Das Land bringt Frucht und bessert sich/
Dein Wort ist wohl gerathen:
Uns seegne Vater und der Sohn/
Uns seegne Gott der Heilige Geist!
[6]
So wollen wir dich preisen in Zeit und Ewigkeit.
Amen!

Andächtige und in Jesu unserm Heylande Gott=geheiligten Zuhörer! Wenn König Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David zeigen will/ wie der grosse Gott sich Jerusalem zu seinem Dienst und Ehren gewidmet/ sagt Er: Ly BibelstellePsalmen 122,3–4 Jerusalem ist gebauet/ daß eine Stadt sey/ da man zusammen kommen soll/ da die Stämme hinaufgehen sollen/ nehmlich die Stämme des Herrn/ zu Predigen dem Volck Le Geographicumh Territorium: Israel Jsrael/ zu dancken dem Nahmen Ps. 122, 3. 4.des Herrn/ im 122. Psalm. Wie Gott Jsrael zu seinem Volck und Eigenthum aus allen Völckern erwehlet und Jhm das mit Milch und Honig flüssende Land/ Le Geographicumh Territorium: Kanaan Canaan/ nach seiner Verheissung/ eingegeben: so solte auch Jerusalem/ [S. 2] als eine schöne wohlgebaute Stadt/ der Ort seyn/ wo Er Ly BibelstelleExodus 20,24 Exod. 20, 24Ly BibelstelleExodus 20,24 seines Nahmens Gedächtnis stifften wolte. Die hatte Er Ly Bibelstelle2 Chronik 6,5 2. Chron. 6, 5. erwehlet/ daß sein Nahme da sey.[7] Da solten die Stämme des gantzen Le Geographicumh Territorium: Israel Jsraelis hinauff gehen: weil sowohl die Stadt/ als auch die Stiffts=Hütte/ und hernach der Le Geographicumg Gebäude: Jerusalem, Tempel Tempel auff einem Le Geographicumg Gebäude: Zion Berge lag: und zwar/ da der Zweck solches Hinauf=gehens seyn solte Predigen und Dancken. Anfänglich solte [hebräisch]geprediget werden dem Volck: Zu predigen dem Volck Jsrael juxta fontem: In testimonium Israëli, dem Jsraelitischen Volke zum Zeugnis. Da es denn wohl etliche geben wollen/ ad testimonium Israëlitarum, d[as] i[st] zur Bundes=Lade/ welche die Lade des Zeugnisses genennet wurde: weil darinn die Gesetz=Taffeln/ welche das Gesetz/ so von der Art seines Dienstes: und das Manna/ so von der sonderbahren Unterhaltung des Volckes zeugete/ in sich hielten. Andere/ in testimonium Israëlitarum, denen Jsraeliten zum Zeugnis: damit sie alldort von denen Zeugen Göttlicher Geheimnisse/ nehmlich denen Priestern/ unterrichtet/ und ihnen der Weg zur Seeligkeit gezeiget würde (a). Wohin auch der seelige Herr Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Lutherus gesehen/ der es übersetzt: Zu predigen.[8] Hernach solte Gott gedanckt werden: Zu dancken dem Nahmen des Herrn: oder/ wie es nach dem Grund=Texte [hebräisch]lautet/ ad confitendum vel celebrandum nomen Jehovae, zu zubekennen/ zu loben und zu preisen den Nahmen des Herrn. Ly BibelstelleGenesis 29,35 Gen. 29, 35.Wie also Lb PersonJuda Juda von seiner Lb PersonLea Mutter den Nahmen empfieng/ zum Zeugnis/ daß sie Gott für empfangene Wohlthat Ly BibelstelleDaniel 2,20–23 Dan. 2, 20. 23dancken wolte. Es wird auch gefunden von dem Lob=Gesange Lb PersonDaniel Danielis. Und so will auch hier David denen Kirchen=Gängern zeigen/ was ihr Zweck seyn solte. Wenn sie würden hören und erkennen/ wie viel gutes Gott ihnen und ihren Vor=


(a) Lb PersonGeier, Martin (1614–1680) D. Geier. Lr QuellenGeier, Commentarius in Psalmos (1681) M Comment[ario] h[uius] l[oci].[9] Lb PersonMarlorat, Augustin (1506–1562) Aug. Marloratus Lr QuellenMarlorat, In CL. Psalmos Davidis (1585) M h[oc] l[oco].[10]

[S. 3]

fahren erwiesen: solten sie Gott dancken/ wie in der That mit Opffern und einem heiligen Leben/ also auch mit Worten/ da es heissen solte: Ly BibelstellePsalmen 106,1 Dancket dem Herrn: denn Psal. 106, 1.Er ist freundlich/ und seine Güte währet ewiglich. Und solten Gott also ein Danck=Lied nach dem andern unter einer herrlichen Music darbringen.

Liebsten Freunde/ Unser Görlitz ist wohl keinesweges mit Jerusalem/ der Haupt=Stadt im gelobten Lande/ und der Zierde des gantzen Orients/ zu vergleichen: Doch ists gleichwohl der Ort/ da Gott sein Feuer und Herd hat/[11] dem Ly BibelstelleJesaja 31,9 Esa. 31, 9.er bißher sein Evangelium gegönnet: da er auch seinen schönen Tempel und Gottes=Hauß an einem erhabenen Orte hat/ dazu wir hinauff gehen; da der Gemeine das Wort Psal. 68, 12.Gottes geprediget wird Ly BibelstellePsalmen 68,12 mit grossen Schaaren Evangelisten: da die Gemeine Gott vor alle Wohlthat dancket/ ihm auch zum Lob und Preiß zum öfftern eine angenehme Music gebracht wird. Und vor solche Gnade haben wir hohe Ursach Gott zu dancken. Vor 12. Jahren lag dieser Tempel Thren. 1, 4.in der Asche/ (b) und hieß: Ly BibelstelleKlagelieder 1,4 Die Strassen gen Zion liegen Psal. 74, 9.wüst: Ly BibelstellePsalmen 74,9 Unsere Zeichen sahen wir nicht/ und kein Prophet prediget mehr/ und kein Lehrer lehret uns mehr; Es ist Ly BibelstelleJeremia 25,10 heraus Jer. 25, 10.genommen aller fröliche Gesang/ die Stimme des Bräutigams und der Braut. Gott gab Gnade/ daß dieser Tempel wieder schön erbauet/ Anno 1696. nebst dem kostbaren Altar und Cantzel eingeweihet wurde. Nun giebt Gott ferner Gnade/ daß wir auch heut die schöne und kostbare/ wiewohl mit schweren Unkosten erbauete Ld OrgelGörlitz, St. Peter und Paul, Eugenio Casparini-Orgel 1703 Orgel einweihen.


(b) Anno 1691. den 19. Martii, an einem Montag Nachmittags um 3. Uhr entstund in einem Bürger=Hause unversehens ein Lm Ereignis19. März 1691: Stadtbrand in Görlitz Feuer/ welches/ als ein göttliches Zorn=Feuer/ in schneller Eyl nebst 191. Wohn=Häusern auch die schöne Kirche nebst beyden Thürnen in die Asche legte.

[S. 4]

Kaum war das Ld OrgelGörlitz, St. Peter und Paul, Andreas-Tamitius-Orgel 1688 vorige schöne Werck zu Stande gebracht/ und Anno 1689. Dominicâ XII. post Trinitatis (c.) eingeweihet worden/ und hatte noch nicht völlig 2. Jahr gestanden: so gieng es im ietzt=berührten Lm Ereignis19. März 1691: Stadtbrand in Görlitz Brande mit auff. Daher sind wir billig/ auff Verordnung E[ines] Hoch=Edl[en] und Hochweisen Raths/ herauff gangen/ unserm Gott zu dancken/ und dieses schöne Werck zu seinem Dienst/ wozu es auch erbauet/ zu wiedmen. Damit nun solches von uns Gottgefällig verrichtet werde: machen wir den Anfang von dem lieben Gebeth/ und wenn wir vorher aus danckbahrem Hertzen in diese neue Orgel werden gesungen haben: Lw MusikwerkCrüger, Johann (Rinckart, Martin): Nun danket alle Gott, 1636 M Nun dancket alle Gott etc. sprechen wir in stiller Andacht das heilige Ly BibelstelleMatthäus 6,9 Vater Unser.

Text

Das ordentliche Evangelium
Luc. 18. v. 9–14.

Ly BibelstelleLukas 18,9–12 Er saget aber zu etlichen/ die sich selbst vermassen/ daß sie fromm wären/ und verachteten die andern/ ein solch Gleichniß: Es giengen zween Menschen hinauff in den Tempel zu beten/ einer ein Pharisäer/ der ander ein Zöllner. Der Pharisäer stund und betet bey sich selbst also: Jch dancke dir Gott/ daß ich nicht bin wie andere Leute/ Räuber/ Ungerechte/ Ehebrecher/ oder auch wie dieser Zöllner. Jch faste zwier[12] in der Wochen/ und gebe den Zehenden von allem/


(c) â b. Prae-Antecessore meô D[omi]n[o] Lc PredigtautorFetter, Michael (1623–1694) Michaële Fettero, Past[ore] Prim[ario] longè meritissimô Concio sub Titulô, La OrgelpredigtOrgano-Praxis Mystica (Görlitz 1689) M Organo-Praxis Mystica, publici juris facta.

[S. 5]

Ly BibelstelleLukas 18,12–14 das ich habe. Und der Zöllner stund von ferne/ wolte auch seine Augen nicht auffheben gen Himmel/ sondern schlug an seine Brust/ und sprach: Gott sey mir Sünder gnädig. Jch sage euch/ dieser gieng hinab gerechtfertiget in sein Hauß für jenem. Denn wer sich selbst erhöhet/ der soll erniedriget werden: und wer sich selbst erniedriget/ der soll erhöhet werden.

Eingang.

Ly BibelstellePsalmen 150 Lobet den Herrn in seinem Heiligthum: Lobet ihn in der Veste seiner Macht: Lobet ihn in seinen Thaten: Lobet ihn in seiner grossen Herrligkeit: Lobet ihn mit Posaunen: Lobet ihn mit Psalter und Harffen: Lobet ihn mit Paucken und Reigen: Lobet ihn mit Säyten und Pfeiffen. Lobet ihn mit hellen Cymbeln: Lobet ihn mit wohlklingenden Cymbeln. Alles was Odem hat/ Psal. 150, tot.lobe den Herrn! So/ Andächtige/ und in Jesu Gottgeheiligte Zuhörer/ ermunterte David im Heiligthum die Gemeine zum Lobe Gottes im 150. Psalm. 1.) Wen sie [hebräisch]loben sollen: ist der Herr; den er von seiner zweyfachen Wohnung beschreibt. Die erste nennt er Sanctuarium, das Heiligthum. Da wollen wohl etliche verstehen den Himmel/ darinn Gott/ alle heilige Engel und Auserwehlten wohnen (d):[13] Etliche gar den Sohn Gottes/ der Lr QuellenArndt, Außlegung Deß gantzen Psalters Davids 2 (1699) M das höchste Heiligthum Gottes/ in welchem die gantze Fülle der


(d) Cui sententiae addictus Lb PersonMünster, Sebastian (1488–1552) Münsterus, recensente Lr QuellenCritici sacri 2 (1695) M Critico S. h[uius] l[oci][14] it[aque] Lb PersonMarlorat, Augustin (1506–1562) August. Marloratus, Lr QuellenMarlorat, In CL. Psalmos Davidis (1585) M Comment[ario]. h[uius] l[oci].[15]

[S. 6]

Gottheit wohnet: da man findet das Opffer für unsere Sünde/ Versöhnung mit Gott/ Vergebung der Sünden/ Gerechtigkeit und Seeligkeit[16] (e): Daß ihn auch der Engel nennt Ly BibelstelleLukas 1,35 Luc. 1, 35.das Heilige. Allein am besten wird verstanden der Tempel/ Ly BibelstellePsalmen 73,17 Ps. 73, 17.der das Heiligthum genennt wird/ auch das Heilige und Allerheiligste in sich fassete: als in welchem über dem Gnaden=Stuhl in einem sichtbaren Zeichen/ welches die Wolcken=Säule/ in der der Herr Meßias vor dem Volck in der Wüsten herzog/ und über der Stiffts=Hütte schwebete (f)/ Gott zu wohnen versprochen. Daß Lb PersonMoses Moses rühmet: Ly BibelstelleDeuteronomium 4,7 Wo ist so ein herrlich Volck/ zu dem die Götter sich so nahe thun/als der Deut. 4, 7.Herr unser Gott/ so offt wir ihn anruffen? Die andere [hebräisch]Wohnung wird genennt die Veste seiner Macht: In expansô fortitudinis ejus: Versteht durch die Veste den Himmel/ und zwar das Firmament/ daran Sonne/ Mond und Sterne: wie ihn also Moses nennt/ da Gott gesagt: Gen. 1, 6.Ly BibelstelleGenesis 1,6 Es werde eine Veste zwischen den Wassern; da Gott den Himmel/ wie ein Netze/ ausgespannet über den Erdboden/ und dadurch seine grosse Krafft und unendliche Macht sehen lassen. Zwar wie Gott allgegenwärtig: so kan man ihm eigentlich keine Wohnung zuschreiben/ weniger ihn in einen gewissen Ort einschlüssen; wie es Lb PersonSalomo Salomon erkennete/ da er Gott seinen erbauten Le Geographicumg Gebäude: Jerusalem, Tempel Tempel wiedmete: Ly Bibelstelle1 Könige 8,27 Siehe/ der Himmel und aller Himmel Himmel mögen dich nicht versorgen: wie solts 1. Reg. 8, 27.denn dis Hauß thun/ das ich gebauet habe? Doch werden ihm insonderheit diese beyden Oerter beygelegt: wie er sie selbst bey dem Lb PersonJesaja Esaia zusammen setzt: LªJes_57_15ª So spricht der hohe und Es. 57, 15.erhabene/ der in der Höhe und Heiligthum wohnet.[17] Welches auch hier Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) David thut/ und gar bedencklich beyde Woh=


(e) vid. Lb PersonPoole, Matthew (1624–1679) Polum Lr QuellenPoole, Synopsis criticorum aliorumque 2 (1678) M Synopsi Crit.[18] h[uius] l[oci] & Lb PersonArndt, Johann (1555–1621) Joh. Arnd. Lr QuellenArndt, Außlegung Deß gantzen Psalters Davids 2 (1699) M Conc. in Psalm. p. m. 788. a.[19]

(f) Lb PersonLund, Johann (1638–1686) Lundii Lr QuellenLund, Jüdische Heiligthümer (1701) M Jüdische Heiligthümer L. I. c. 14. n. 2. p. m. 65. a. seq.[20]

[S. 7]

nungen zusammen setzt: da der Tempel die streitende/ der Himmel aber die triumphirende Kirche abbildet (g). Jn beyden wird er gelobet: im Heiligthum von denen Gläubigen; im Himmel von denen Engeln und Auserwehlten. Denn was etliche heydnische Philosophi, Lr QuellenScriver, Herrligkeit und Seligkeit der Kinder Gottes (1688) M Lb PersonPythagoras (ca. 570 – nach 510 v. Chr.) Pythagorae und Lb PersonPlato (428/427 – 348/347 v. Chr.) Platonis Nachfolger gelehret: daß die Himmels=Creysse mit ihrer ordentlichen und richtigen Bewegung ein überaus anmuthiges Gethöne und liebliche Music erweckten[21] (h): mag ich mir nicht zu eigen machen. Gnug/ daß im Himmel Gott gelobet wird: ja es soll dort vollendet werden/ worzu hier in der streitenden Kirche und Heiligthum der Anfang gemacht wird. 2) Warum aber Gott solte gelobet werden/ zeigt er in den Worten: Ly BibelstellePsalmen 150,2 Lobet ihn in seinen Thaten: Lobet ihn in seiner grossen Herrligkeit. Da er 2. Ursachen [hebräisch]anführt; die erste/ seine Majestät und Herrligkeit/ juxta magnitudinem magnificentiae ipsius: da er dem Wesen nach ein grosser majestätischer Herr/ über dem man sich hoch verwundern/ ja erstaunen/ und daher ihn preisen muß. [hebräisch]Die andere/ seine herrliche und heilsame Wercke/ in virtutibus ipsius. In welchen Wercken er seine Göttliche Krafft/ Weißheit und Gütigkeit erwiesen: aus welchen Wercken wir ihn erkennen: durch welche uns so viel gutes wiederfähret: ja welche uns zur Ehre und Lobe Gottes auffmuntern. 3) Wie aber solches Lob solte verrichtet werden? zeigt David nicht allein ingemein an durchs Loben: da Er so wohl mit dem Halleluja anfängt und beschleust/ als auch mit demselben alle Verse anhebet; sondern da er auch in [hebräisch]specie allerley Säyten=Spiel anführet/dadurch Gott gelo=


(g) Annuente Lb PersonGeier, Martin (1614–1680) D. Geiero Lr QuellenGeier, Commentarius in Psalmos (1681) M Comment[ario] h[uius] l[oci].[22]

(h) Prout eorum opinionem è Lb PersonMacrobius (385/390 – nach 430) Macrobio refert b[eatus] Lb PersonScriver, Christian (1629–1693) Scriver. in der Lr QuellenScriver, Herrligkeit und Seligkeit der Kinder Gottes (1688) M Herrligkeit der Kinder Gottes P. 2. p. 286.

[S. 8]

bet werden solte. Unter denen wir vorietzo nur der Orgel erwehnen wollen: so wohl/ weil dis zu unserm Zwecke dienlich; als auch/ weil die übrigen Instrumenta meist bekant/ und ihre Art und Beschaffenheit unstreitig ist. Da hingegen/ was die Orgeln betrifft/ etwas dunckel/ und bey denen Auslegern annoch streitig ist/ ob David von einem solchen Jnstrument in diesem Psalm Erwehnung gethan habe. Doch die es bejahen/ nehmen zwey Worte/ ihren Zweck zu behaupten. Das erste steht im Ly BibelstellePsalmen 150,4 4. vers, [hebr.] so B[eatus] Lutherus übersetzt/ Pfeiffen. Lb PersonJunius, Franciscus (1545–1602) Junius und Lb PersonTremellius, Immanuel (1510–1580) Tremellius aber haben es nebst der Vulgata übersetzt/ Organa, Orgeln: da sie zweifelsfrey denen 70. Dollmetschern gefolget/ die ὄργανον, Orgel/ übersetzt. Wie denn auch/ da dieses Worts oder Jnstruments im Ly BibelstelleGenesis 4,21 4. c. Genes. gedacht wird/ es so wohl vom Lb PersonFagius, Paul (1504–1549) P. Fagiô, als Lb PersonVatablus, Franciscus (1493  –  1547) Vatablo Organum, eine Orgel/ übersetzt/ und der Lb PersonJubal Jubal zum ersten Erfinder/ wie der Music/ als auch der Orgeln/ gemacht worden (i). Und führet dieses Jnstrument den Nahmen ab amabilitate: weil die Menschen solches/ so bald sie es sehen und hören/ liebgewinnen/ und sich daran belustigen. Das andere steht in den Schluß=Worten: Ly BibelstellePsalmen 150,6 Alles/ was Odem [hebräisch]hat/ lobe den Herrn / [hebräisch], so Lb PersonPiscator, Johannes (1546–1625) Piscator gegeben: omnis halitus, was einen Oden von sich giebt. Da es zwar ausser Zweifel Lr QuellenHaas, Geistlicher Redner 3-4 (1693) M directè, eigentlich/ andeutet spiritum physicum, oder natürlichen Odem/ so bey lebendigen Creaturen/ absonderlich vernünfftigen Menschen/ zu finden: doch kan auch conseqventer nebst jenem πνεῦμα technicum, der Odem/ welcher von den Menschen selbst verursachet/ oder durch künstlich Nachsinnen zu Erweckung eines anmuthigen Klanges Gott zu Ehren erfunden ist/[23] verstanden wer=


(i) uti eorum verba recenset Lr QuellenCappel, Critica Sacra (1650) M Crit. S. Tom. I. h[oc] l[oco].[24]

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den (k). Ob dieses einem ieden genug thun werde zu gläuben/ daß David in diesem Psalm und Worten Orgeln verstehe/ kan ich mir nicht versprechen: Jngleichen ob das allbereit bey denen Jüden gebräuchliche/ und in etlichen zusammen gesetzten Pfeiffen bestehende Instrument (l) schon zu Lb PersonDavid (fl. 1000 v. Chr.) Davids Zeiten gewest sey/ kan man nicht schlechter Dinges bejahen; Doch ist ausser allen Zweiffel/ daß/ wie David ein grosser Liebhaber der Music, auch eine Musicanten= oder Sänger=Ordnung machte/ wie sie in der Stiffts=Hütte aufwarten solten/ Er so viel Instrumenta, als derselben aufzubringen nur möglich gewest/ werde angeschaffet haben.

Liebsten Freunde/ wir sind unsern Gott zu ehren und loben schuldig: Da wir alles sollen thun Ly BibelstellePhilipper 1,11 zur Ehre und Phil. 1, 11.Lobe Gottes. Dahin sollen gerichtet seyn/ wie alle unsere Ly BibelstelleKolosser 3,17 Col. 3, 17.Wercke und Verrichtungen/ also auch unsere Reden und Worte: worzu auch die Vocal- und Instrumental-Music gehöret. Hat diese dem Heiligen Gott im Alten Testament beliebet: so wird sie ihm auch im Neuen Testament nicht mißfallen; weil sie unter die Ceremonien, so auf Christi Opffer gezielet/ und/ nachdem der Cörper kommen/ als ein Ly BibelstelleKolosser 2,17 Col. 2, 17.Schatten=Werck billig abgeschaffet worden/ nicht gehöret. Wann denn auch wir heut unsere neu=erbaute schöne Orgel einzuweihen haben/ die zur Ehre und Lobe Gottes hiermit gewidmet wird: werden wir nicht unbillig thun/ wenn wir von dieser Art Gott zu dienen und zu loben/ aus dem heutigen Evangelio Gelegenheit suchen/ und zwar/ daß wir


(k). Non solùm acutè, sed & aptè hunc halitum vel spiritum ad halitum vel ventum tibiarum in organis sonum excitantem,[25] extendit b[eatus] D. Lc PredigtautorOlearius, Johannes (1611–1684) Joh. Olearius in La OrgelpredigtDas fröliche Hallelujah (Halle 1667) M Concione, qvâ Ld OrgelHalle, Dom, Christian Förner-Orgel 1667 organum Halense consecratum, referente D[omi]n[o] M. Lb PersonHaas, Nicolaus (1665–1715) Hasiô , in seinem Lr QuellenHaas, Geistlicher Redner 3-4 (1693) M geistlichen Redner P. 3 p. 205.

(l) Prout ejusmodi Instrumentum aeri incisum videre est ap[ud] b[eatum] D. Lb PersonPfeiffer, August (1640–1698) Pfeifferum Lr QuellenPfeiffer, Dubia vexata (1679) M Dub. Vex. Cent. 3. Loc. 50. p. m. 643.[26]

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nach unserm heurigen Methodô und Jahr=Gange zeigen die Haupt=Summa der Gebothe Gottes/ bestehend 1.) in des Glaubens Lauterkeit: 2.) der Liebe Brünstigkeit: 3.) des Gewissens Reinigkeit.

Votum.

Du aber/ liebster Jesu! der du in der Höhe und Heiligthum wohnest/ erscheine anitzo in deinem Heiligthum mit deiner Gnade/ und erfülle unsere Hertzen mit der Krafft des Heiligen Geistes: damit wir so lehren und hören/ auf daß wir dir im Heiligthum ietzt und allezeit dienen/ dich ehren und loben/ und einst in deine Herrligkeit/ da wir dich ewig loben und preisen wollen/ gelangen mögen etc.

Tractatio.

Die Haupt Summa des Geboths ist Liebe von reinem Hertzen/ und von gutem 2. Tim. 1, 5.Gewissen/ und von Ly Bibelstelle2 Timotheus 1,5 ungefärbtem Glauben. Dieses/ Gottergebene Zuhörer/ wie es der Grund unsers Jahrganges: also haben auch wir nach solchem zu erwegen

1.) Des Glaubens Lauterkeit: Da wir aus dem heutigen Evangelio bey Veranlassung unser Orgel=Einweihung in unserer Evangelischen Lehre uns zu W W ErratumOriginal: befleißigenbefestigen[27] Gelegenheit nehmen: daß/ wie ingemein Vocal- und Instrumental-Music, also auch das Orgel=Werck in denen Kirchen zum Dienst/ Lob und Ehren Gottes zu gebrauchen zugelassen/ ja Gott gefällig sey. Dazu fin=

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den wir Anlaß im heutigen Evagelio/ da der Heyland sagt: Es gingen zweene Menschen hinauf in den Tempel zu beten. Wie in dem vor 8. Tagen erklärten Evangelio οἶκον προσευχῆς JÜbers.: Bethaus.[28]der Heyland aus dem Ly BibelstelleJesaja 57 57. Cap.  Esaiae[29] den Tempel nennte Ly BibelstelleJesaja 56,7 ein Beth=Hauß: nicht nur/ weil das Gebeth die vornehmste Verrichtung/ und daher à potiori denominatio fiebat; sondern auch/ Lr QuellenGerhard, Harmonia Evangelistarum 2 (1652) M weil der gantze Gott abzustattende Dienst συνεκδοχικῶς JÜbers.: als eine Synekdoche verstanden., nach Redens=Art der Heiligen Schrifft/ ein Gebeth genennet wird.[30] Wie der Heyland zu W W ErratumOriginal: den Samariternder Samariterin[31] sagte: Ly BibelstelleJohannes 4,21 Es kömmt die Zeit/ daß ihr weder auf diesem Berge Joh. 4, 21.(Le Geographicumf Ort: Samaria Samaria)/ noch zu Jerusalem werdet den Vater anbethen. Ja die Alten haben auch ihre Kirchen Oratoria, Beth=Häuser/ genennet (m). Da doch nebst dem Gebeth mit Predigten des Göttlichen Wortes/ Ausspendung der Heiligen W W KorrekturOriginal: SaramentenSacramenten/ mit Geistreichen Gesängen etc. Gott gedienet wird (n). Also wird auch hier/ da von denen προσεύξασθαι.zweyen Menschen gesagt wird/ daß sie hinauff gegangen zu bethen/ προσεύξασθαι JÜbers.: zu beten.[32], der gantze Gottes=Dienst verstanden/ der im Tempel, verrichtet wurde (o)[33]. Denn da ward anfänglich ein Stück aus dem Gesetz erkläret/ und ihnen gezeiget/ so wohl/ wie sie bißhero gelebet/ als auch wie sie leben W W ErratumOriginal: soltensollen[34]. Hernach ward das Opffer bracht/ so Christum/ das allgemeine Versühn=Opffer/ vorbildete. Darauf ward das Räuch=Werck aufgeschüttet: unter welchem die Priester und alles Volck ihr Gebeth verrichteten. Endlich ward musiciret/ und das Volck mit dem Priester=Seegen dimittiret (p). Und so war auch dieser zween Menschen/ die hin=


(m) Lr QuellenFlacius, Ecclesiastica historia 4 (1562) M Cent. IV. Magdeb. c. 6. p. 407. it. D. Lb PersonQuenstedt, Johann Andreas (1617–1688) Qvensted. Lr QuellenQuenstedt, Antiquitates Biblicae et Ecclesiasticae (1699) M Antiqvit. Bibl. c. 9. n. 2. §. 4. p. m. 782: ubi προσευκτήριος ὄικος Oratorium dicitur.[35]

(n) D. Lb PersonGerhard, Johann Ernst (1621–1668) Gerh. Lr QuellenGerhard, Harmonia Evangelistarum 2 (1652) M Harm. W W KorrekturOriginal: Fvangel.Evangel. P. 2. p. m. 160. b.

(o) Lb PersonLeyser, Polycarp (1552–1610) Lyser. Lr QuellenChemnitz / Lyser, Harmonia Evangelistarum 1 (1652) M Harm. Evangel. P. 1. p. 1343. b.

W W KorrekturOriginal: )p)(p) Lb PersonLund, Johann (1638–1686) Lundius in Lr QuellenLund, Jüdische Heiligthümer (1701) M Jüdischen Heiligthümern L. 5. c. 1. p. 926. b. seqq.[36]

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auf in den Tempel giengen/ ihr Absehen dem Gottes=Dienste beyzuwohnen.

Und da erkennen wir/ daß auch Music, und insonderheit Orgeln/ ein Stück des Gottes=Dienstes seyn. Es wird Gott in der Kirchen auf mancherley Art und Weise gedienet. Mit Anhörung Göttliches Wortes/ wie Salomon erinnert: Ly BibelstelleKohelet 4,17 Bewahre deinen Fuß/ wenn du zum Hause Gottes gehest/ und Cohel. 4, 17.komme/ daß du hörest. Mit würdigen Gebrauch der Sacramenten: da insonderheit Christliche Communicanten sich Ly Bibelstelle1 Korinther 10,16 1. Cor. 10, 16.erinnern des allgemeinen Versühn=Opffers/ und/ wie sie seines Ly BibelstelleMatthäus 26,28 Matt. 26, 28.Leibes und Blutes theilhafftig werden/ also auch der Vergebung der Sünden getrösten können; da sie ihr Gebeth mit zusammengesetzten Kräfften und Andacht so wohl vor ihre eigene/ als der gantzen Kirchen Wohlfahrt verrichten; da sie auch endlich unter einer Vocal- und Instrumental-Music Gott loben/ und vor empfangene Wohlthaten dancken. Wie David wünscht: Ly BibelstellePsalmen 42,5 Jch wolte gern hingehen mit dem Hauffen/ und mit ihnen wallen zum Hause Gottes/ mit Frolocken und Dancken/ unter dem Psalm. 42, 5.Hauffen/ die da feyren. Unter solchen Instrumenten ist ausser allem Streit das Orgel=Werck das vornehmste: so wohl/ weil es das Fundament der andern Instrumente; als auch/ da es fast alle andere Instrumenta nach dero sonderbahren Klange/ als Flöten/ Posaunen/ Trompeten/ Paucken/ ja Vocem humanam, die Menschen=Stimme etc. vorstellt. Wenn dieses Instrument aufkommen? bekümmern sich die Gelehrten. Lb PersonVergilius, Polydorus (ca. 1470 – 1555) Polydorus Vergilius, der sonst von denen Erfindern aller Dinge geschrieben/ beklagt/ daß er diesen nicht erforschen können (q). Kein Zweiffel ist es/ daß sie


(q) Ita enim L. 3. c. 18 de Lr QuellenPolydorus, De rerum inventoribus (1671) M Rerum Inventoribus scribit: Lr QuellenPolydorus, De rerum inventoribus (1671) M Multa insuper novissimis temporibus Instrumenta Musica inventa sunt, qvorum Autores jam in oblivionem venerunt: ex qvibus propter svavitatem concentûs omni admiratione & laude sunt digna illa; qvae organa W W ErratumOriginal: noncupantnuncupant[37] - - eorum Inventores, magnôquidem suae gloriae damnô, in nocte densissimâ delitescunt. p. m. 273.[38]

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allbereit vor langen Zeiten erfunden worden. Ob aber Salomo zu seiner Zeit im Tempel eine so herrliche Ld OrgelJerusalem, Salomos Tempel-Orgel (legendär) Orgel gehabt/ daß man dergleichen heut zu Tage nicht mehr finde: wie die Rabbinen vorgeben/ und in Ermanglung dergleichen Werckes/ sich lieber gar keiner bedienen wollen (r); stellen wir zu ihrem Beweiß und Verantwortung. Wir wollen uns vielmehr bekümmern: Zu welcher Zeit doch wohl ohngefehr die Orgeln in der Kirche Neuen Testaments eingeführt worden? Lb PersonPlatina, Bartolomeo (1421–1481) Platina (s) berichtet: daß Pabst Lb PersonVitalianus (vor 657 – 672) Vitalianus I.[39] bey Verfertigung der Kirchen=Ordnung/ wie den Gesang/ also auch zu mehrerer Vollstimmigkeit die Orgeln eingeführet habe: so ums Jahr Christi 655. geschehen. Ums Jahr Christi 757. sollen die Orgeln zum erstenmahl in Le Geographicumh Territorium: Frankreich Franckreich seyn gebracht worden: da der Griechische Käyser/ Lb PersonKonstantin V. von Byzanz (718–775) Constantinus Copronymus, dem Lb PersonPippin (714–768) Pipino, Könige in Franckreich/ unter andern Geschencken eine Orgel/ bestehend aus Zinnern Pfeiffen/ so mit Bälgen angeblasen/ und mit Händen und Füssen so wohl geschlagen/ als getreten werden können/ Lm Ereignis757: Kaiser Konstantin V. Kopronymus von Byzanz schenkt Frankenkönig Pipin eine Orgel gesendet[40] (t). Wiewohl der Cardinal Lb PersonBaronio, Cesare (1538–1607) Baronius (u) diese Gesandschafft und übersendete Orgel ums Jahr Christi 766. setzet.[41] Allein es ist kein Zweiffel/ es seyen die


(r) vid. Lundius Lr QuellenLund, Jüdische Heiligthümer (1701) M l[oco] c[itato] Lib. 4. c. 4. n. 11. p. m. 746. b.[42]

(s) Lr QuellenPlatina, De vita pontificum (1529) M de Vitis Pontificum p. m. 96. ita scribit: Lr QuellenPlatina, De vita pontificum (1529) M Vitalianus cultui divino intentus, & Regulam Ecclesiasticam composuit, & cantum ordinavit, adhibitis ad consonantiam organis.[43]

(t) vid. Lb PersonWirth, Rudolf (1547–1626) Rodolph. Hospinian. Lr QuellenHospinianus, De origine templorum (Genf 1672/1681) M de Templis Cap. 23. p.m. 309.[44]

(u) Lr QuellenBaroni, Annales 2 (1660) M Annal. Ecclesiast. To. IX. n. 21. p. m. 304.[45]

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Orgeln nicht allein viel älter/ sondern auch vor dieser Zeit in die Kirche eingeführet worden. Diß ist wohl nicht zu leugnen/ daß in denen ersten 300. Jahren bey der Christen Gottes=Dienste keine Orgel gebrauchet worden: angesehen sie entweder gar keine Kirchen hatten/ und in Privat=Häusern oder Hölen ihren Gottes=Dienst gantz heimlich und verborgen verrichten musten; oder/ da sie ja im dritten Seculô, und unter denen Heydnischen Käysern Lb PersonAlexander Severus (208–235) Severo, Lb PersonGordian III (225–244) Gordiano und Lb PersonGallienus (218–268) Gallieno Kirchen auffbauen durfften/ solche doch bald unter Lb PersonDiokletian (ca. 230 – 305) Diocletiano und Lb PersonGalerius Maximianus (250–311) Galerio Maximino wieder nieder gerissen wurden (w).[46] Allein/ daß im vierdten Seculô, unter der glückseeligen Regierung Lb PersonFlavius Valerius Constantinus (ca. 280 – 337) Constantini M[agni], der denen Christen im gantzen Le Geographicumh Territorium: Römisches Reich Römischen Reiche/ wie Kirchen zu bauen vergönnte/ also auch allen möglichen Vorschub that/ nicht auch in Kirchen Orgeln solten gebrauchet worden seyn/ ist nicht wohl zu glauben. Zumahl da der alte Lehrer/ Lb PersonHieronymus, Sophronius Eusebius (347–420) Hieronymus, der im vierdten Seculô gelebet/ gedencket: daß zu seiner Zeit in Jerusalem eine Ld OrgelJerusalem, spätantike Orgel 400c Orgel gewest/ die einen so starcken Klang gehabt/ daß man sie auf dem Le Geographicumf Ort: Jerusalem, Ölberg Oelberge hören können/ und so gethönet/ als obs donnerte; So müssen wir auch dieses zugestehen/ daß unter damahligen und heutigen Orgeln ein mercklicher Unterscheid: indem es anfangs mit denen Orgeln eine schlechte Sache gewest/ da sie nur 15. Pfeiffen gehabt/ dazu sie den Wind durch 12. Blase=Bälge geblasen (x); Da es hingegen heute zu Tage in dieser Sache hoch kommen. Hat man doch schon vor vielen Seculis schöne und kostbare Orgeln gehabt. Der Constantinopolitanische Käyser Lb PersonMichael I. von Byzanz (ca. 770 – 844) Michael hat göldene Pfeiffen giessen lassen:


(w) Lb PersonEusebius von Caesarea (260–340) Eusebius Lr QuellenEusebius, Ecclesiastica Historia (1611) M H. E. L. 8. c. 2. p. m. 181. confer. Lb PersonWirth, Rudolf (1547–1626) Hospinianum Lr QuellenHospinianus, De origine templorum (Genf 1672/1681) M l[oco] c[itato]. L. I. c. 6. p. m. 32. seq.[47]

(x) D. Lb PersonMayer, Johann Friedrich (1650–1712) Mayeri Lr QuellenMayer, Museum Ministri Ecclesiae (1690) M Musaeum P. 2. c. 6. §. 7. p. m. 25.[48]

[S. 15]

Lb PersonMünch, Georg I. (vor 1441 – nach 1458) Georgius, ein gewisser Lb PersonMünch, Georg I. (vor 1441 – nach 1458) Abt in Le Geographicumh Territorium: Deutschland Teutschland/ soll in seines Klosters Le Geographicumg Gebäude: Salem, Münster Haupt=Kirche haben eine solche fürtreffliche Ld OrgelSalem, Münster, N.N.-Orgel Orgel bauen lassen/ daß die gröste Pfeiffe 28. Fuß lang gewest. (y) Welche nebst allen andern dennoch denen heutigen an Kunst/ Zierde und Annehmligkeit nicht gleich kommen: unter welche wir auch billig unser neues schöne Orgel=Werck zu rechnen; wie solches die zu Ende angefügte Beschreibung bezeugen wird. Nur kommts hauptsächlich auf die Frage an: Ob denn/ wie Music ingemein/ also insonderheit Orgel=Werck/ bey der Christen Gottes=Dienst in denen Kirchen nöthig und Gott gefällig sey? Und ist wohl gewiß/ daß schlechterdinges solche nicht nöthig: indem ein Christ seinem Gott dienen kan mit Bethen und Anhörung Göttliches Wortes/ ohne Singen/ ohne Music und Orgel=Wercke; iedennoch wird auch im Neuen Testament Gott dem Herrn in der Kirche bey dem gewöhnlichen Gottes=Dienste mit Singen/ Musiciren und Orgeln ein angenehmer Dienst geleistet. Gar wohl ziehet der seelige Lutherus die Worte aus dem 96. Psalm/ Ly BibelstellePsalmen 96,1 Singet dem Herrn ein neues Lied/ auf die Zeit Neues Testaments/ wenn Er (z) schreibt: Lr QuellenLuther, Altenburger Ausgabe 8 (1662) M Also ist nu im Neuen Testament ein besser Gottes=Dienst/ davon hier der Psalm sagt: Singet dem Herrn ein neues Lied: singet dem Herrn alle Welt. Denn Gott hat unser Hertz und Muth frölich gemacht durch seinen lieben Sohn/ welchen er für uns gegeben hat zur Erlösung von Sünden/ Todt und Teuffel. Wer solches mit Ernst gläubet: der kans nicht lassen/ Er muß frölich und mit Lust davon singen und sagen/ daß es andere auch hören und herzu kommen. Wer aber nicht davon singen und sagen will: das ist ein Zeichen/ daß ers nicht gläubet/ und nicht ins neue


(y) Lb PersonWirth, Rudolf (1547–1626) Hospinian. Lr QuellenHospinianus, De origine templorum (Genf 1672/1681) M l. c.[49]

(z) Lr QuellenLuther, Altenburger Ausgabe 8 (1662) M Tom. 8. Altenb. f. m. 571. a.

[S. 16]

fröliche Testament/ sondern unter das alte faule/ Ly BibelstelleLukas 1,47–54 Luc. 1, 47. seqq. it. Ly BibelstelleLukas 1,68–79 v. 68 seqq. Ly BibelstelleLukas 2,14 c. 2, 14.unlustige Testament gehöret.[50] Wir finden im N[euen] T[estament] den Priester Lb PersonZacharias Zachariam/ die Lb PersonMaria Maria/ den Engel=Chor mit ihren Lob=Gesängen/ damit sie Gott den Dienst geleistet. Der Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Apostel befiehlt: Ly BibelstelleKolosser 3,16 Lasset das Wort Christi reichlich unter euch wohnen in aller Weißheit: lehret und vermahnet euch selbst mit Psalmen und Lob=Gesängen/ und Col. 3, 16.geistlichen lieblichen Liedern; und singet dem Herrn in euren Hertzen. Wozu auch die Instrumental Music gehöret: als welche eine grosse Krafft einen zu bewegen hat. Gewiß hat der grosse und gütige Schöpffer eine verborgene Krafft in den Thon gelegt/ die Creaturen zu bewegen. Es hat der Thon seine Würckung in leblosen Dingen. Wie denn der gelehrte Lb PersonMorhof, Daniel Georg (1639–1691) Morhoff in einer Lr QuellenMorhof, De Scypho vitreo (1683) M Dissertation[51] Lr QuellenTentzel, Monatliche Unterredungen September 1689 (1690) M nicht nur hauptsächlich weiset/ daß ein Glaß durch einen gewissen Thon entzwey breche: wenn man nehmlich in eben dem Thon/ den das Glaß giebet/ 4. Schläge aneinander mit vollem Halse darwider schreyet; sondern er hat auch viel andere curieuse Dinge vom Sonô oder Schall untersuchet. Zum Exempel/ Er habe an einer Stroh=Fiedel gemercket/ daß/ wenn in der Nähe die Säyten gestrichen oder geschlagen/ oder die Glocken geläutet/ oder gesungen worden/ allzeit das Stückgen Holtz/ das mit dem gestrichenen/ oder geläuteten/ oder gesungenen Thon übereingestimmet/ gezittert habe etc.[52] (aa). Noch mehr erweiset sich solche an lebendigen/ ob gleich unvernünfftigen/ Creaturen. Daß die wilden Elephanten Lr QuellenFrancisci, Lustige Schau-Bühne (1663) M nicht zahm zu machen/ dafern ihnen nicht in ein gewisses musicalisches Instrument etliche dazu gerichtete Melodeyen vorgesungen werden/ meldet Lb PersonClaudius Aelianus (ca. 170 – nach 222) Aelianus; und


(aa) vid. Lr QuellenTentzel, Monatliche Unterredungen September 1689 (1690) M Monatliche Unterredungen ad Annum 89. p. m. 969.

[S. 17]

setzt hinzu: Lr QuellenFrancisci, Lustige Schau-Bühne (1663) M Wenn solches geschehe/ mercke er darauf/ höre genau zu/ werde durch solche Liebligkeit besänfftiget/ und lasse seine Wildheit allgemach fahren.[53] Was vor Liebhaber der Music die Delphinen seyn: bezeugt Lb PersonSchott, Kaspar (1608–1666) P. Scotus mit seinem eigenen Exempel/ daß/ als er Lr QuellenFrancisci, Lustige Schau-Bühne (1663) M 1633. von Le Geographicumf Ort: Neapel Neapolis nach Le Geographicumf Ort: Messina Meßina in Le Geographicumh Territorium: Sizilien Sicilien gesegelt/ und/ nachdem er des Ports allda ansichtig worden/ das Lw MusikwerkN.N.: Te Deum laudamus M Te Deum laudamus, wie auch die Litaney von Le Geographicumf Ort: Loreto Loretto[54] nebst andern gesungen/ eine grosse Menge Delphinen um sein Schiffgen her geschwommen/ und/ mit sonderbahrer Belustigung der Zuseher/ rund ums Schiff herum gesprungen und gespielet: auch nicht ehe von dannen gewichen/ bevor der Gesang geendiget[55] (bb). Die meiste Krafft aber bey solcher Würckung des Thons empfindet wohl die vernünfftige Creatur/ der Mensch. Jch will mich anitzo nicht aufhalten bey der Music ingemein/ was sie vor eine Würckung bey dem Menschen habe/ und was sie bey demselben Gutes und Böses ausgerichtet: wie nemlich Lr QuellenFrancisci, Lustige Schau-Bühne (1663) M Lb PersonAlexander der Große (356 – 323 v. Chr.) Alexander, der Grosse/ durch die Wunder=kräfftige Music eines Lb PersonTimotheus (Musiker) Timothei zur Furie und Zorn; nachgehends aber/ als ein anderer die Weise verändert/ und eine lindere geschlagen/ wiedrum zur Vernunfft und Sanfftmuth gebracht worden: Jngleichen/ wie durch einen sonderbahren Lauten=Schlag Lb PersonErik I. Ejegod (ca. 1056 – 1103) Erich/ der König in Le Geographicumh Territorium: Schweden Schweden und Le Geographicumh Territorium: Dänemark Dennemarck/ gleichfals toll und unsinnig gemacht worden[56] (cc);


(bb) vid. Lb PersonFrancisci, Erasmus (1627–1694) Erasmi Francisci Lr QuellenFrancisci, Lustige Schau-Bühne (1663) M lustige Schau=Bühne P. 1. p. m. 31. seq.[57]

(cc) Lb PersonFrancisci, Erasmus (1627–1694) Erasm. Francisc. Lr QuellenFrancisci, Lustige Schau-Bühne (1663) M l[oco] c[itato] p. 33. seqq. Conf[er] Lb PersonCamerarius, Philipp (1537–1624) Philipp. Camerarius Lr QuellenCamerarius, Operae Horarum Subcisivarum 1 (1601) M Hor. Succis. Cent. I. c. 18. p. m. 99: qvi è Lb PersonGiraldi, Giglio Gregorio (1479–1552) Gyraldo Epistolam Lb PersonCassiodorus, Flavius Magnus Aurelius (ca. 490 – 583) Cassiodori citat, his verbis: Lr QuellenCamerarius, Operae Horarum Subcisivarum 1 (1601) M Fuerunt apud veteres peculiares moduli ad affectûs diversos destinati. Dorius prudentiae largitor est, & castitatis effector: Phrygius pugnas excitat, votum furoris inflammat. Æolius animi tempestates tranqvillat, somnumq; jam placatis attribuit: Jasius Intellectum obtusum acuit, & terreno desiderio gravatis coelestium appetentiam bonorum operator indulget. Lydius contra nimias curas animae taediaqve repertus remissione reparat, & oblectatione corroborat.[58]

[S. 18]

sondern stelle nur vor die Krafft einer geistlichen und Geistreichen/ so wohl Vocal- als Instrumental-Music. Sie entzündet brünstige Andacht in der Menschen Hertzen: daß ein Lb PersonHappel, Eberhard Werner (1647–1690) Historicus, bey Anführung etlicher Exempel/ bey denen die Music sonderbahre Krafft erwiesen/ schreibet: Lr QuellenHappel, Denkwürdigkeiten der Welt 2 (1685) M Es ist kein kräfftiger Mittel die Gemüther zur Andacht zu bewegen/ als eben der Gesang/ und der liebliche Orgel=Klang: die noch heut zu Tage in denen Kirchen erhalten werden/ von andern Angelegenheiten die Sinnen abzuhalten/ und die Menschen zu himmlischen Gedancken zu leiten[59] (dd). Sie ist gleichsam der Zucker der Christlichen Lehre/ dadurch diese desto lieber angenommen wird/ und tieffer penetriret oder durchdringet. Der heilige Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus bestätiget solches mit seinem eigenen Exempel/ wenn er mit seinem Gott also redet: Lr QuellenAugustinus, Confessionum Libri tredecim (1581) M Qvantum flevi in hymnis & canticis tuis, svave sonantis Ecclesiae tuae vocibus commotus acriter! Voces illae influebant auribus meis, & eliqvabatur veritas tua in cor meum; & ex eâ aestuabat inde affectus pietatis, & currebant lacrymae: & benè mihi erat cum eis.[60] D[as] i[st] Wie bitterlich hab ich/ mein Gott/ bey denen dir gebrachten Liedern und Gesängen geweinet! Wie wurde ich doch durch die anmuthige Stimmen deiner Versamlung so kräfftig beweget! Der Thon und die Stimmen drungen durch die Ohren/ und flössete sich zugleich die göttliche Warheit in mein Hertz: daraus entstund ein brennender Eifer wahrer Gottseeligkeit/ daß aus hertzlicher Andacht mir die Thränen mildiglich aus denen Augen flossen: und war mir sehr wohl bey solchen Liedern/ Andacht und


(dd) Lb PersonHappel, Eberhard Werner (1647–1690) E. G. Happelius Lr QuellenHappel, Denkwürdigkeiten der Welt 2 (1685) M Relat. Curios. P. 2. p. m. 29.

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Thränen in meiner Seele.[61] Der heilige Lb PersonBasilius (ca. 330 – 379) Basilius gehet noch weiter/ und spricht: Lr QuellenPicinelli, Mundus Symbolicus 1 (1695) M Psalmus est profligando Daemoni ac depellendo qvoddam amuletum, angelicae tutelae conciliator, scutum securitatis inter timores nocturnos.[62] h[oc] e[st] Ein Psalm=Lied ist ein bewehrtes Mittel den Teuffel zu verjagen/ ein Vermitler des heiligen Engel=Schutzes/ ein sicherer Schild bey nächtlicher Furcht (ee). Hat aber nun der gütige Schöpffer eine solche kräfftige Würckung der Music in die Creaturen gelegt/ zu ihren sonderbahren Nutz und W W KorrekturOriginal: ErqpickungErquickung: solte denn nicht auch der Schöpffer selbst an solcher sich belustigen? Es loben Gott im Himmel die heiligen Engel: daß dort Gott zu Lb PersonHiob Hiob sagte: LªIjob_38_4.7ª Wo warest du/ da mich die Morgen=Sterne Job. 38, 7.lobten/ und jauchzeten alle Kinder Gottes? Lb PersonJesaja Esaias, der theure Prophet/ hörete dort die Seraphinen das Es. 6, 3. Ly BibelstelleJesaja 6,3 Heilig/ Heilig/ Heilig in der anmuthigsten Harmonie ihrem Schöpffer zu Ehren singen. Es loben Gott die Auserwehlten im Himmel: wie Lb PersonJohannes (Offenbarung) Johannes sahe für dem Stuhl des Lammes 24. Eltesten/ die Harffen in Händen hatten/ und Ly BibelstelleOffenbarung 5,8–9 Apoc. 5, 8. 9.hörte sie das neue Lied singen. Wie solte Er nicht auch an der Music der Gläubigen in der streitenden Kirchen einen Gefallen haben? Wir fangen hier an/ was dort in Ewigkeit unsere Verrichtung seyn soll: Wir erhalten hierdurch einen Vorschmack dessen/ woran wir uns ewig ergötzen sollen. Wohl redet hiervon der heilige Augustinus: Lr QuellenAdami, Deliciae biblicae 9 (1698) M Si tanta facis nobis in carcere: qvid ages in palatio? Si tanta solatia in hâc die lacrymarum: qvanta conferes W W KorrekturOriginal: diein dienuptiarum? Si tanta delectabilia continet carcer: qvanta, qvaeso, continet patria? h[oc] e[st] Läst du uns/ lieber Gott/ solche Lust im Gefängnis empfinden: was werden wir wohl im himmlischen Jerusalem zu hoffen haben? Richtest du uns solche Freude


(ee) D. Lb PersonPicinelli, Filippo (1604–1667) Philipp. Picinellus Lr QuellenPicinelli, Mundus Symbolicus 1 (1695) M Mundi Symbol. L. 3. c. 103. n. 301. p. m. 201. a.

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an im Thränen=Thal: was wirstu thun im Hochzeit=Saal? Jst solche Freude in der Frembde: was wird im Vaterlande werden?[63] (ff) Gleichmäßige Gedancken hatte hiervon der seelige Vater Lr QuellenAdami, Deliciae biblicae 9 (1698) M Lutherus, als Er einst die Cantorey=Gesellschafft zu Gaste hatte/ da Er mit Verwunderung sprach: Weil unser Herr Gott in dies Leben/ das doch ein lauter Schweiß=Hauß ist/ solche edle Gaben geschüttet und ausgegeben hat: was wird in jenem Leben geschehen? da alles wird auffs allervollkommenste und lustigste werden[64] (gg). Wohl lautet der Vers/ welcher an der Ld OrgelPerugia, San Pietro, N.N.-Orgel Orgel in der Le Geographicumg Gebäude: Perugia, San Pietro Peters=Kirche zu Le Geographicumf Ort: Perugia Perusia in Le Geographicumh Territorium: Italien Welschland steht:

Lr QuellenAdami, Deliciae biblicae 9 (1698) M Haec si contingunt terris, quae gaudia coelis?
So solche Freud allhier auf Erden ist zu haben:
Was wird doch wohl für Freud im Himmels=Saal uns laben?
[65]

Dahero singet jene gläubige Seele nicht unbillig vom Gebeth und Music:

Lw MusikwerkAnonym: Ach Gott wie manches Herzeleid Wenn ich in Nöthen beth und sing/
So wird mein Hertz recht guter Ding:
Dein Geist bezeugt/ daß solches frey
Des ewigen Lebens Vorschmack sey.
[66]

Und hiermit sondern wir uns von denen Feinden der Kirchen=Music: und zwar anfänglich und hauptsächlich von denen Calvinisten/ welche sich ie und ie der Kirchen=Music, doch auch auf unterschiedene Art gewaltig widersetzt haben. Lb PersonZwingli, Huldrych (1484–1531) Zwingel begehrte vom Rathe zu Le Geographicumf Ort: Basel Basel/ daß alle/ auch Vocal- und bey solcher auch Choral-Music abgeschafft werden möchte. Zu dem Ende hat Er im sitzenden Rathe das Memorial, weil


(ff) Lb PersonAdami, Johann Samuel (1638–1713) Adami Lr QuellenAdami, Deliciae biblicae 9 (1698) M Deliciae Bibl. V. T. Anno 1698. p. m. 133.

(gg) Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Lutheri Lr QuellenLuther / Aurifaber, Colloquia (1591) M Colloq. Mens. Tit. 68. p. m. 520. b.

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Er ein guter Musicus war/ abgesungen/ umb zu zeigen: wie seltzam es in der Menschen Ohren klinge/ wenn man sein Anliegen singend entdecken wolte[67] (hh). Lb PersonBodenstein, Andreas Rudolff (1486–1541) Carlstadt wolte keinen Figural-Gesang nebst einer Instrumental-Music leiden:[68] welchen ingemein die andern beystimmen/ und nebst anderer Music auch die Orgeln verwerffen. Lb PersonWirth, Rudolf (1547–1626) Hospinianus in seinem sonst gelehrten Buch vom Ursprung der Kirchen/ und allem/ was darzu gehöret/ verwirfft die Orgeln/ als ein Calviniste/ ebenfalls: führt die Ursache an: Weil sie mehr der Wollust des Fleisches/ als Erbauung des Geistes dieneten.[69] Bezieht sich daneben auff Lb PersonLactantius, Lucius Caecilius Firmianus (ca. 250 – ca. 317) Lactantium und Lb PersonErasmus von Rotterdam, Desiderius (ca. 1469 – 1536) Erasmum, welche beyderseits die Music in Kirchen/ als weltliche zur Uppigkeit reitzende/ und der Kirche unnöthige Unkosten verursachende Dinge/ verwerffen (ii). Welches aber zu beweisen stehet: indem wir oben das contrarium behauptet; Und so ja was mit unterlieffe: so hebt der Mißbrauch den wahren Brauch nicht auff. Die Anhaltischen Calvinisten rechnen die Orgeln unter die Stück/ so des Römischen Abgotts/ Baals/ Feld=Zeichen seyn würden; wollen auch gar b[eati] Lutheri Worte darzu verdrehen: denen aber die Wittenbergischen Theologi wohl geantwortet (kk). Hernach sondern wir uns von allen andern Orgel=Feinden/ so selbte in der Kirche nicht dulden wollen. Lb PersonAelred von Rievaulx (1110–1167) Aëlredus, ein Abt zu denen Zeiten Lb PersonBernhard von Clairvaux (ca. 1090 – 1153) S. Bernhardi, verwarff die Orgeln/ sagend: Lr QuellenAdami, Deliciae biblicae 9 (1698) M Ad qvid terribilis ille follium flatus tonitrui potius fragorem, qvàm W W ErratumOriginal: exprimensvocis exprimens[70] svavitatem? h[oc] e[st] Wozu dienet der schreckliche Wind der Blase=Bälge/ welcher vielmehr das Krachen des Donners/


(hh) Adami Lr QuellenAdami, Deliciae biblicae 4 (1693) M Delic. Bibl. V. T. Anno 93. p. 614. seq.

(ii) Hospinian. Lr QuellenHospinianus, De origine templorum (Genf 1672/1681) M l[oco] c[itato]. L. 2. c. 23. p. m. 310.[71]

(kk) uti legere est apud Lb PersonDedeken, Georg (1564–1628) Dedekenn. Lr QuellenDedeken, Thesaurus Consiliorum 1 (1671) M Consil. P. I. p. m. 1146.[72]

[S. 22]

als die Liebligkeit einer Stimme vorstellt[73] (ll). Und setzt der unten angemerckte Autor bedencklich hinzu: Lr QuellenAdami, Deliciae biblicae 9 (1698) M Man findet Priester/ die auf das Orgel=Werck und Musiciren nichts halten: deswegen sich auch nicht bemühen/ damit der Ort mit einer Music versehen werde; können es fast nicht hören/ sagen: Was es denn nütze sey?[74] Da hingegen manche sich sehr bemühen/ Orgeln in ihre Kirche zu schaffen/ Und eine feine Music anzurichten. Welches denn auch an ihnen muß gelobet/ an jenen aber getadelt und gescholten werden. Scheinet/ als ob Er in seiner Nachbarschafft dergleichen Amts=Brüder haben müsse/ welche Music- und Orgel=Feinde (mm): die wir aber billig mit Lutheri Wort=


(ll) Adami Lr QuellenAdami, Deliciae biblicae 9 (1698) M Delic. Bibl. V. T. ad Annum 98. p. m. 101.

(mm) Ja es wollen etliche kluge Leute nicht ohne Ursach muthmassen/ als ob ein gewisser Lb PersonGerber, Christian (1660–1731) Prediger auff hiesige Stadt und Orgel=Werck gezielet/ da Er schreibet: Man solte Lr QuellenGerber, Unerkannte Sünden der Welt (1699) M in einer berühmten Stadt begriffen seyn ein Orgel=Werck zu bauen/ das auff etliche tausend Thaler komme: damit sie den Ruhm haben möchten/ daß dergleichen an Grösse und Kostbarkeit nicht zu finden. Und wäre besser/ daß dafür ein Wäysen=Hauß auffgerichtet würde etc. etc.[75] Wäre (wo dem so) gewies ein un=Priesterliches Unterfangen/ von einer so Christlichen Obrigkeit/ deren Intention einem unbekand/ ein so unzeitiges Judicium zu fällen. Entweder es ist recht oder unrecht/ in der Evangelischen Kirchen zu musiciren und Orgeln zu bauen. Jst dieses: warum schafft man es nicht durchgehends ab? Jsts aber recht/ wie er es selbst nicht verwerffen darff: warum solte einer Christlichen Obrigkeit nicht frey stehen/ nach dem von Gott bescheerten Seegen/ Jhm zu seinen Ehren/ nach der Liebe davon zu wiedmen? Und läufft die imputirte Ruhm=Sucht wider das achte Geboth. Was aber das vorgeschlagene Wäysen=Hauß betrifft: hat man dieses Consilii nicht nöthig; weil man allbereit geraume Zeit dafür Sorge getragen: auch überdies in unterschiedenen Hospitälern viel arme rühmlich verpfleget werden. Dergleichen singuläre Köpffe es mehr giebet: die nicht dulden können/ wo ein sich seinem Gott gewiedmeter Musicus die von ihm verliehene Gaben wieder zu seinem Dienst und Ehren anwenden/ auch die von ihm wohl=componirte Texte in der Kirche musiciren will: sondern an deren stat alte Moteten verschreiben.[76]

[S. 23]

ten (nn) abweisen: Lr QuellenLuther / Aurifaber, Colloquia (1591) M Wer die Musicam verachtet/ wie denn alle Schwermer thun: mit denen bin ich nicht zufrieden. Denn die Music ist eine Gabe und Geschenck Gottes ––– Jch gebe nach der Theologia der Musica den nähesten locum und höchste Ehre: und man siehet/ wie David und alle Heiligen ihre gottseelige Gedancken in Vers/ Reim und Gesang gebracht haben.[77] Hat demnach E[uer] Hoch=Edl[er] Magistrat gar Christ=rühmlich gehandelt/ daß Sie nach dem Brande diesen Tempel wieder schön erbauet/ und die zugleich im Feuer verdorbene Orgel auffs neue/ zur Ehre und Lobe Gottes/ und Beförderung der Andacht und Erbauung der Christlichen Gemeinde/ wieder verfertigen lassen. Nur haben wir zuzusehen/ damit auch dieser intendirte Zweck erhalten werden möchte. Das lehret uns der andre Theil/ erwegende

2.) Der Liebe Brünstigkeit/ und zwar

1. gegen Gott. a) gratias agendô, mit Dancken. Der Pharisäer trit im Evangelio auf/ und danckt Gott/ sagende: Ly BibelstelleLukas 18,11 Jch dancke dir/ Gott/ daß ich nicht bin wie die andern Leute etc. Daß er Gott danckte vor die ihm bißher verliehene Gnade/ war nicht unrecht: allein/ daß er sich vor andern eine Heiligkeit und gute Wercke zuschrieb/ das war eine geistliche Hoffart und eingebildetes Verdienst/ so billig zu verwerffen. Wir setzen vorietzo alles tadelhafftes bey Seite/ und lernen nur das Dancken von ihm. Wir


(nn) Lr QuellenLuther / Aurifaber, Colloquia (1591) M Colloqv. Mens. Tit. 68. p. m. 521. a.[78]

[S. 24]

dancken heut dem gütigen Gott/ wie vor alle Wohlthat/ also insonderheit/ die Er uns nach erlittenem Brande an unserm Gottes=Hause erwiesen: daß Er uns gegeben diesen schönen Tempel/ da wir zusammen kommen: den Predigt=Stuhl/ davon wir das reine Wort Gottes hören: Altar und Tauff=Stein/ allwo wir die heiligen Sacramenta genüssen: und nunmehro auch die schöne Orgel/ darein die Geistreichen Lieder zur Ehre Gottes und zu unserer Auffmunterung und Andacht gesungen werden können; und heißt: Ly BibelstellePsalmen 84,2–3 Wie lieblich sind deine Wohnung/ Herr Zebaoth: meine Seele verlanget und sehnet sich nach den Vorhöfen des Herrn: mein Leib und Seele freuen sich Psal. 84, 2. 3.in dem lebendigen Gott. Daß nicht nur ein jeder vor sich seinem Gott zu dancken mit David: Ly BibelstellePsalmen 103,2 Lobe den Herrn/ meine Seele: und vergieß nicht/ was Er dir guts Ps. 103, 1. 2.gethan hat; sondern da wir alle ingemein mit der Jüdischen Kirche heraus zu brechen: Ly BibelstelleJesus Sirach 50,22 Nun dancket alle Gott/ der grosse Dinge thut an allen Enden: der uns von Mutter=Leib an lebendig erhält/ und thut uns alles Sir. 50, 24.[79]guts. b) Serviendô, mit Dienen. Die beyden giengen hinauf zu bethen/ und Gott den Dienst abzustatten; so sollen wir wohl W W ErratumOriginal: gedenckenbedencken[80]/ daß hier der Ort/ da wir Gott zu dienen zusammen kommen/ und dahero bey allen heiligen Verrichtungen Jhm seine Ehre geben, Hören wir das gepredigte Wort: soll es mit Lb PersonSamuel Samuel heissen: Ly Bibelstelle1 Samuel 3,10 Rede/ Herr/ 1. Sam. 3, 10.dein Knecht (deine Magd) höret. Beten wir: soll es mit Lb PersonAbraham Abraham heissen: Ach siehe! ich habe mich Gen. 18, 27.unterwunden zu reden mit dem Herrn/ wiewohl ich Erde

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und Asche bin. Wollen wir ein Lied mit der Gemeine anstimmen: soll es gleichsam heissen: Ly BibelstellePsalmen 95,1–2 Kommt herzu/ last uns dem Herrn frolocken: last uns mit Dancken vor Psalm. 95, 1.sein Angesicht kommen/ und mit Psalmen ihm jauchzen. Können wir bey dem Musiciren nicht mit singen: so sollen wir dencken: Dir Herr gebühret Ehre und Lob: du bist würdig zu nehmen Preiß und Danck! was wir hier nicht zu thun vermögen/ wollen wir dort in der Gesellschafft der heiligen Engel und Auserwehlten thun/ wenn wir vor deinem Stuhl mit anstimmen werden: Ly BibelstelleOffenbarung 7,12 Lob und Ehre/ und Weißheit/ und Danck und Preiß/ und Krafft und Apoc. 7, 12.Stärke sey unserm Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit/ Amen. Jndessen wollen wir hier thun/ was wir vermögen. Gewies ist Lr QuellenWeidling, Lehrreiche Oratorische Schatz-Kammer M Rühmens würdig die Bezeigung jenes gottseeligen Mannes/ welcher zu einem seiner Hertzens=Freunde/ der ihn auf der Laute spielend fand/ dabey er ein bekantes geistliches Lied sang/ daß ihm die Andachts=Thränen über die Wangen flossen/ sagte: Es ist mir lieb/ daß ihr kommet: damit ihr mir helffen könnet meinen Gott loben. Wisset ihr aber/ was ich mir ietzt wünschete/ ehe ihr kamet? Dieses nemlich/ daß ich eine Stimme haben möchte/ die vom Morgen biß zum Abend/ von Mitternacht biß zum Mittag gehöret würde: damit ich die herrliche Thaten/ die Liebe/ die Gnade und Barmhertzigkeit unsers Gottes allenthalben kund thun möchte. Jch wünschte/ daß die gantze Welt/ und alles/ was drinnen ist/ eine Laute wäre: und ich möchte sie können rühren und bewegen zum Lobe und Preiß des Majestätischen und [S. 26] Glorwürdigen Gottes[81] (oo). Das ist der Zweck eines rechtschaffenen Christen und frommen Kirch=Gängers/ daß Er nicht allein vor sich seinem Gott zu dienen und Jhn zu loben: sondern auch den Nechsten zum Lobe aufzumuntern befliessen sey/ und heisse: Ly BibelstellePsalmen 34,4 Preiset mit mir den Herrn/ Psalm. 34, 4.und lasset uns mit einander seinen Nahmen erhöhen. c) Orandô, mit beten und bitten. Bitten/ daß Er sich heut und allezeit den Dienst wolle gefallen lassen/ und uns nicht wegern/ was unser Mund bittet/ da wir mit Salomon seuffzen: Du Ly Bibelstelle1 Könige 8,30 woltest hören das Flehen deines Volcks/ das sie hier thun an dieser Stätte deiner Wohnung im Himmel/ und wenn du es hörest/ 1. Reg. 8, 30.gnädig seyn. Bitten/ daß Er dieses Gottes=Hauß mit allem/ was zu seinem Dienst geordnet/ vor Krieg/ Feuer und allem andern Unglück gnädig bewahren wolle/ abermahls mit Salomon seuffzende: Ly Bibelstelle1 Könige 8,29 Herr/ unser Gott/ laß deine Augen offen stehen über dis Hauß Tag und Nacht/ über die Stätte/ davon du gesagt hast: Mein v. 29.Nahme soll da seyn. Es muß sich aber die Liebe auch erweisen 2.) gegen den Nechsten. Sehr schlecht sorgte der Pharisäer vor seinen Nechsten/ da er in seinem Gebete sagte: Jch dancke dir Gott/ –– oder auch/ wie dieser Zöllner; als welchen er gleichsam bey Gott anklagte/ und in seinem Hertzen verdammte: da er vor ihn beten sollen. Last es uns besser machen/ daß wir a) an denenjenigen es mit Danck erkennen/ die solch Werck befördert. So dancken wir


(oo) è b[eati] Lb PersonScriver, Christian (1629–1693) Scriveri Lr QuellenScriver, Erbauliches Dreifaches Absehen (1698) M dreyfachen Absehen citat Dn. D. Lb PersonWeidling, Christian (1660–1731) Christ. Weidling seiner Lr QuellenWeidling, Lehrreiche Oratorische Schatz-Kammer M Oratorischen Schatzkammer P. I. p. m. 300.

[S. 27]

E[uerm] Hoch=Edlen und Hochweisen Rathe/ daß derselbe aus heiligem Trieb und Eifer Gottes Ehre zu befördern/ aus seinem Fisco diese kostbare Orgel erbauet. Wir dancken denen Hochverordneten Herren Curatoribus dieser Haupt=Kirche/ unter dero unermüdeten Sorgfalt und kluger Anstalt dieses Werck befördert worden. Gott sey ihr Gen. 15, 1. Ly BibelstelleGenesis 15,1 Schild und sehr grosser Lohn: Er seegne Jhre Consilia zu der Republic Flor und Aufnehmen. Ly BibelstellePsalmen 20,2–3.5 Der Herr erhöre Sie in der Noth: der Nahme des Gottes Lb PersonJakob Jacob schütze Sie. Er sende Jhnen Hülffe vom Heiligthum/ und stärcke Sie aus Zion. Er gebe Jhnen/ Ps. 20, 2–5.was Jhr Hertz begehret/ und erfülle alle Jhre Anschläge.[82] Ja Er setze Sie mit allen Dero hohen Familien zum Seegen ewiglich! Wir dancken denen milden Hertzen/ die ihre Hand auffgethan/ und zu diesem Wercke von ihrem Vermögen etwas beygetragen. Da dort David sahe/ wie das Volck so freywillig zum Tempel=Bau Gold/ Silber/ Ertz und Eisen brachte: so trat Er vor seinen Gott/ und sprach: Ly Bibelstelle1 Chronik 29,17–18 Herr/ unser Gott/ – ich habe ietzt mit Freuden gesehen dein Volck/ das hier vorhanden ist/ daß es dir freywillig gegeben hat. Herr Gott unser Väter/ bewahre ewiglich solchen Sinn und Gedancken im Ly Bibelstelle1 Chronik 30,17–18 1. Chron. 30, 17. 18. Hertzen deines Volcks/ und schicke ihre Hertzen zu dir[83]; so trete ich zu meinem Gott/ und wünsche von Hertzen: daß Gott dieses freywillige Opffer in Gnaden annehmen/ und sie dafür an Seel und Leib/ in Zeit und Ewigkeit seegnen wolle. Und weil das Werck nicht nur viel kostet: sondern auch/ solches im beständigen Brauche zu erhalten/ einem in dieser Wissenschafft erfahrnen eine Provision aus=

[S. 28]

zusetzen nöthig erachtet worden; so wolle Gott/ wie der Gütigen Sinn und Gedancken bewahren/ also andere Hertzen erwecken/ die künfftighin/ nach dem ihnen von Gott bescheerten Seegen was beytragen möchten: dafür sie Gott seegnen wird. Danck gebühret auch dem Kunst=reichen Lb PersonCasparini, Eugenio (1623–1706) Verfertiger dieses Werckes/ der seiner Kunst und Geschickligkeit/ die Er vor langen Jahren bey andern Kunst=reichen Nationen sich zubereitet/ ein Meister=Stück in seinem hohen Alter abgeleget. Gott sey sein Stab/ sein Trost im Alter: und lasse Jhn nach seiner seeligen Aufflösung zu der Engel=Music gelangen. b) Das man dies Werck nebst der Ehre Gottes zu gemeiner Andachts=Erweckung und Erbauung anwende und gebrauche (pp). Es geschiehet nicht ohne alle Ursache/ daß viel über den grossen Mißbrauch der Kirchen=Music geklaget: allein ich habe das gute Vertrauen/ daß diejenigen/ so darzu bestellet/ zum Zweck/ wie hauptsächlich Gottes Ehre/ also des Nechsten Erbauung haben werden/ nach des Apostels Vermahnung: Ly BibelstelleKolosser 3,16–17 Lasset das Wort Christi unter euch reichlich wohnen in aller Weißheit. Lehret und vermahnet euch selbst mit Psalmen und Lob=Gesängen/ und geistlichen lieblichen Liedern: und singet dem Herrn in euren Hertzen. Und alles/ was ihr thut mit Worten/ oder mit Wercken/ das thut alles


(pp) notatu digna sunt verba Lb PersonBeyerlinck, Laurentius (1578–1627) Laurent. Beyerlincks in Lr QuellenBeyerlinck, Magnum Theatrum 5 (1665) M Theatr. Vitae Hum. Tom. V. L[itera] O. p. m. 132: ubi de usu Organorum loqvitur, scribens: Lr QuellenBeyerlinck, Magnum Theatrum 5 (1665) M Concilium Senonense tradit Ecclesiam â Patribus, ad cultum servitiumqve divinum organorum usum recepisse: unde vetuit, nec qvae lasciva aut impudica resonarent ejusmodi instrumentis, sed ut Sonus eorum dulcis, qvi praeter hymnos divinos & cantus spirituales nihil repraesentaret.[84]

[S. 29]

Ly BibelstelleKolosser 3,17 im Nahmen des Herrn Jesu/ und dancket Gott und Col. 3, 16. 17.dem Vater durch Jhn. Endlich muß ein Christ die Liebe erweisen 3) gegen sich selbst/ a) daß Er den Gottes=Dienst zu seines Christenthums Erbauung anwende: Wie solches that der Zöllner/ der im Gebeth seuffzete: Ly BibelstelleLukas 18,13 ἱλάσθητί μοι τῷ ἁμαρτωλῷ. JÜbers.: [Gott], sei mir Sünder gnädig!Ly BibelstelleLukas 18,13 Gott sey mir Sünder gnädig. Wie die Juden im Gebrauch hatten/ daß sie im Gebeth ihr Angesicht zu dem Allerheiligsten kehreten (qq): so sahe auch der Zöllner dahin. Zwar steht/ Er habe seine Augen nicht auffgehoben gen Himmel: welches ein Zeichen der Demuth und rechtschaffenen Busse; da Er/ wie er bedachte/ daß er seinen Gott im Himmel schwerlich erzörnet/ sich nicht getrauete gen Himmel zu sehen (rr); doch ist kein Zweifel/ er richtete sein Hertz dahin/ und sahe mit den Augen des Gemüths und Glaubens auff den Gnaden=Stuhl/ da er seuffzete: Ly BibelstelleLukas 18,13 Esto propitius, ἱλάσθητί JÜbers.: sei gnädig.. Denn der Gnaden=Stuhl war ein Vorbild unsers Jesu/ Ly BibelstelleJohannes 1 Joh. 1. Ly BibelstelleRömer 3,25 προέθετο ἱλαστήριον. JÜbers.: [Gott hat Jesus] hingestellt als Sühne.durch den wir solten erhalten Gnade um Gnade: wie Pau=


(qq) Lr QuellenLightfoot, Horae Hebraicae (1675) M Si orant in templô. faciem vertunt versus Sanctum sanctorum: si alibi, versus Le Geographicumf Ort: Jerusalem Hierosolymam,[85] scribit Lb PersonMaimonides, Moses (ca. 1135 – 1204) Maimon. citante Lb PersonLightfoot, John (1602–1675) Joh. Lightfort. Lr QuellenLightfoot, Horae Hebraicae (1675) M ad Luc. 18. v. 13. p. m. 868.

(rr) Omninô puto respici morem Judaeis & aliis gentibus communem tollendi manus ad coelum simul cum oculis.[86] Sic commentatur Lb PersonBalduin, Friedrich (1575–1627) Balduin. Lb PersonWalaeus, Antonius (1573–1639) Walaeus ad haec verba p. m. 728. Lb PersonLightfoot, John (1602–1675) Joh. Lightfort. Lr QuellenLightfoot, Horae Hebraicae (1675) M Hor. Ebr. & Talm. ad Matth. C. VI. v. 5. p. m. 293. eqvidem ex Lb PersonMaimonides, Moses (ca. 1135 – 1204) Maimonide traditionem hanc adducit: Lr QuellenLightfoot, Horae Hebraicae (1675) M Discipulus Sapientum deorsum spectat cum stat orans.[87] Ast haec traditio absqve dubiô non ita accipienda, qvasi planè coelum aspicere, sed tantùm vultum audaciter in coelum erigere oranti vetet. Qvomodo Tertullianus benè de hoc ritu disserit: Atqvi cum modestiâ & humilitate adorantes magis commendamus Deo preces nostras, ne ipsis qvidem manibus sublimius datis, ne vultu qvidem in audaciam erectô. referente Lb PersonWalaeus, Antonius (1573–1639) Walaeo l. c.[88]

[S. 30]

lus Jhn also nennet: Gott hat Jesum Ly BibelstelleRömer 3,25 fürgestellt zu Rom. 3, 25.einem Gnaden=Stuhl durch den Glauben in seinem Blut. Bereuete demnach seine Sünden hertzlich: versicherte sich aber in dem Herrn Meßia der Gnade Gottes/ die er auch erlangte/ und gerechtfertiget heimgieng. So verrichte auch ein ieder seinen Kirch=Gang/ und bey demselben seinen Gottes=Dienst. Bedenckliche Worte gebraucht Lb PersonStephanus VI (–897) Stephanus, wie sie Lb PersonAnastasius Bibliothecarius (811–879) Anastasius in seinem Leben anführt: Lr QuellenWeidling, Lehrreiche Oratorische Schatz-Kammer M Filiationem vestram, charissimi, commonemus, ut convenientes ad sacratissimum Dei templum id diligenter tradere studeatis, ad qvod venistis. Si enim veraciter id Dei templum esse creditis illud, ad qvod convenitis: id procul dubiô inibi operari debetis, qvod ei placeat, cujus templum est, ad qvod conveneritis. Cùm enim ubiqve Deus sit: in suo tamen templô specialiter debet reqviri; & qvantum ipse inspirare dignatus fuerit inibi, qvod ei placeat, debet expeti.[89] D[as] i[st] Jhr Liebsten/ wir erinnern euch/ als die Kinder/ daß/ wenn ihr in dem heiligsten Tempel Gottes erscheinet/ ihr dieses mit allem Fleisse beobachtet und verrichtet/ um welches willen ihr erscheinet. Denn so ihr es wahrhafftig vor Gottes Tempel achtet/ zu welchen ihr kommet: so sollt ihr auch dasjenige daselbst verrichten/ was demjenigen gefället/ dessen Wohnung es ist. Denn ob er wohl allenthalben ist: so soll Er dennoch insonderheit im Tempel gesucht/ und Jhm/ so viel Er selbst Gnade darzu giebt/ gefällig gedienet werden (ss). Ach ja billig soll ein ieder bedencken/ wem zu dienen er erschienen? nemlich dem allsehenden und heiligen Gott; und soll demnach sein Hertz durch Busse von Sünden gereiniget/ und/ vermittelst des Gebeths/ mit Andacht/ Glauben und hertzlicher Begierde zu gottseeliger Erbauung angefüllet seyn. Schlug der Zöll=


(ss) Weidling. Lr QuellenWeidling, Lehrreiche Oratorische Schatz-Kammer M l. c. P. I. p. 256.

[S. 31]

ner seine Augen nieder: so muß ein Christlicher Zuhörer seine Vernunffts= und Leibes=Augen niederschlagen/ und unter den Gehorsam der Gemüths= und Glaubens=Augen gefangen nehmen. Das wolte Gott zu erkennen geben/ wenn er dem Hohen=Priester Altes Testaments befehlen ließ/ daß/ wenn Er ins Allerheiligste gienge/ er einen Napff voll Glut vom Altar nehmen/ eine Handvoll gestossenes Räuchwercks drauff werffen/ und hinein hinter den Fürhang bringen solte: damit der Nebel vom Räuchwerck den Gnaden=Stuhl bedeckte. Denn Lr QuellenScriver, Gottholds Siech= und Siegs=Bette (1694) M Er wolte nicht/ daß der Hohe=Priester beym Eintrit ins Allerheiligste aus Fürwitz sich nach dem sichtbaren Zeichen seiner Gegenwart über dem Gnaden=Stuhl umsehen/ sondern Jhn gleichsam mit verdeckten Augen im dunckeln mit tieffster Ehre und Andacht anbethen solte[90] (tt). Drum muß Er mit einfältigen/ andächtigen und Lehr=begierigen Hertzen erscheinen. Wird eine Glaubens=Lehre angeführet: so befestige er sich darinnen: gebe derselben/ weil sie in Gottes Wort gegründet/ Beyfall: und setze sie zum Grunde seines Glaubens und Christenthums. Denn in göttlichen und himmlischen Dingen muß man nicht sehen und verstehen/ daß man gläube; sondern gläuben/ auff daß man sehe und verstehe/ wie Johannes sagt: Ly BibelstelleJohannes 3,33 Wer das Zeugnis des Joh. 3, 3.[91]Sohnes Gottes annimmt (nemlich im Glauben)/ der versiegelts/ (das ist/ wie es Herr Lutheri Randglosse wohl erkläret/ der Lr QuellenLuther, Biblia (1541) M empfindets/ als ein Siegel ins Hertz gedruckt/[92]) daß Gott wahrhafftig sey. Er nimmt die Verheissungen Gottes mit Freuden an/ als ein theuer werthes Wort/ und empfindet die Krafft derselben in seinem Hertzen/ welches mit Ruhe/ Fried und Trost erfüllet wird. Wird ein Laster gestrafft/ so lerne Er sich dafür hüten: oder wo er damit allbe=


(tt) vid. Lr QuellenScriver, Gottholds Siech= und Siegs=Bette (1694) M Gottholds Siech= und Sieges=Bette p. m. 337.

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reit behafftet/ so schaffe Er solches ab; eigne sich auch allen bedürffenden Trost gläubig zu/ und strebe dahin/ damit er allzeit gebessert aus der Predigt gehe. Nahet er zum heiligen Beichtstuhl: so erscheine er bußfertig/ und dencke mit Lb PersonPaulus von Tarsus (10 v. Chr. – 60 n.Chr.) Paulo: Ly BibelstelleHebräer 4,16 Laßt uns hinzu treten zu dem Gnaden=Stuhl/ auff daß wir Barmhertzigkeit empfahen und Gnade Ebr. 4, 16.finden auff diese Zeit/ wenn uns Hülffe noth ist.[93] Will Er sich zum heiligen Altar verfügen/ das heilige Abendmahl zu genüssen: so sehe Er zu/ daß er seinem Jesu eine würdige Wohnung bereite; damit Jesus sage: Ly BibelstellePsalmen 132,14 Hier ist meine Ruhe ewiglich/ hier will ich wohnen: denn es Ps. 132, 14.gefällt mir wohl. Hört er in die Orgel ein andächtig Lied singen: so singe er mit/ doch daß hertzliche Andacht dabey sey. Das Jus Canonicum (uu), wenn es von dem Amt der Sänger in der Kirche handelt/ spricht: Lr QuellenDecretum Gratiani (1604) M Cùm ad Ecclesiam venerint, corde magis, qvàm voce Deo cantandum meminerint.[94] D[as] i[st] Wenn sie in die Kirche kommen/ sollen sie gedencken/ daß sie mehr mit dem Hertzen/ als mit dem Munde und Stimme zu Gott singen. Lb PersonChrysostomos, Johannes (ca. 344 – 407) Chrysostomus giebt ein schön Gleichnis: Ln LiteraturChrysostomos, Ausgewählte Schriften 3 (1879) M Es ist nicht genug/ spricht er/ wo iemand einen Crantz winden will/ daß er schöne Blumen darzu nehme: sondern es muß auch die Hand rein und sauber seyn.[95] So ists nicht genug/ daß einer in seinem Gebeth und Lob=


(uu) Lr QuellenDecretum Gratiani (1604) M Distinct. 92. p. m. 274: ubi non solùm hunc Canonem eruit: Lr QuellenDecretum Gratiani (1604) M Corde, non voce tantùm Deum laudare debemus[96]; sed etiam verba Lb PersonHieronymus, Sophronius Eusebius (347–420) Hieronymi, qvae ad Ly BibelstelleEpheser 5,19 Caput V. v. 19. Ephes. annotavit, omninò W W ErratumOriginal: dignanotatu digna[97] adducit: Lr QuellenDecretum Gratiani (1604) M Audiant haec adolescentuli: audiant ii, qvibus psallendi in Ecclesiâ officium est. Deo non voce, sed corde cantandum: nec in Tragoedorum modum guttur & fauces dulci medicamine leniendae sunt, ut in Ecclesiâ Theatrales moduli audiantur & cantica, sed in timore, in opere, in scientiâ Scripturarum.[98]

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Liedern andächtige Worte brauche: Es muß auch das Hertz rein und von vorsetzlichen Sünden gesaubert seyn. b) Daß er auch sonst von der euserlichen Gestalt eines künstlichen Orgelwercks heilsame Hauß=Lehren und Erinnerungen nehme/ ohngefehr auf diese Art: Soll die Orgel klingen/ müssen zwo Personen da seyn: eine/ so das Clavier regiert/ die andere/ so die Bälge trit. So bedencken Christliche Ehe=Leute/ wo es im Hause wohl klingen soll; so müssen auch zwey seyn/ Mann und Weib/ die einander helffen und beystehen. Findet man in dem Wercke grosse und kleine/ W W ErratumOriginal: ElternPfeiffen; so findet man in einem Hause grosse und kleine/ Eltern[99] Psal. 128, 3.nebst den Kindern/ die/ wie wohlgesetzte Orgel=Pfeiffen/ ja wie Oel=Zweige um den Tisch herstehen. Zieht der Organist bald dieses/ bald jenes Register: so machts Gott mit Ehe=Leuten. Bald zieht er das Principal: da gehts in plenô und nach Hertzens Wunsch. Bald zieht er das gedackte/ sucht Ehe=Leute mit Creutz und Anfechtung heim: da werden die Pfeiffen W W ErratumOriginal: verstummetverstimmet[100] und nicht gar laut gehöret. Bald zieht er auch wohl die Flöten/ und lässt den Tremulanten mit untergehen: so heists denn: Flebitis: Ly BibelstelleJohannes 16,20 Jhr Joh. 16, 20.werdet weinen und heulen. Wie aber der Organist das/ was er traurig gespielet/ bald ändern kan in die frölichste Melodie: so kan sich eine traurige Seele versichern/ daß es Gott noch leichter sey Weinen in Freude zu verkehren/ nach Davids Ausspruch: Ly BibelstellePsalmen 30,6 Den Abend lang währet das Weinen/ Psal. 30, 6.aber des Morgens die Freude[101] (ww). So wird Kirchen=Music und Orgel=Werck Gott gefällig/ und mit uns erbaulich seyn. Allein

3) Des Gewissens Reinigkeit. Gott will sich von uns gedienet/ und sein Lob ausgebreitet wissen: und sind dennoch viel/ die Jhm solchen Dienst nicht lei=


(ww) vid. Lb PersonCreidius, Hartmann (1606–1656) Hartmann. Creidii Lr QuellenCreidius, Nuptialia 1 (1655) M Nuptialia Conc. 4. p. m. 38. seq.

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sten. Wir haben durch Gottes Gnade einen wohl bestalten Gottes=Dienst: und dennoch verabsäumen denselben ihrer viel vorsetzlich. Viel kommen/ hören das Wort/ verrichten ihr Gebeth/ singen etc. Aber ihr Hertz ist nicht Jac. 1, 26.dabey. Solcher Ly BibelstelleJakobus 1,26 Gottes=Dienst ist eitel: Dergleichen Amos. 5, 23.Music und Gesang ist in Gottes Ohren Ly BibelstelleAmos 5,23 ein Geplerr; ob sie euserlich noch so anmuthig klinget. Die gehen nicht gerechtfertiget heim: empfinden keinen Trost und Freude: Gott verwirfft ihren Dienst/ er verwirfft sie. Es gedencket ein Lb PersonSachs, Michael (1542–1618) Lehrer eines Roß=Täuschers/ der Anno 1587. zu dem Herrn Grafen nach Le Geographicumf Ort: Pförten Pförten/ ihm Pferde zu verhandeln/ kommen. Weil aber gleich das Oster=Fest eingefallen: habe er mit dem Herrn in die Kirche gehen müssen; da er aus denen Liedern unter dem Singen nur sein Gelächter und Gespötte getrieben/ und dadurch gnugsam zu verstehen gegeben/ welches Geistes Kind er sey. Es sey aber die göttliche Rache nicht lange aussenblieben: Denn nach gehaltener Mahlzeit habe der Epicurische Mann eine kleine Treppe von wenig Stuffen herab gehen wollen: sey aber gefallen/ habe den Halß gebrochen/ und sey ohne alles Reden auf der Stelle blieben[102] (xx). Jch habe das gute Vertrauen zu dieser Christlichen Gemeine/ daß dergleichen Epicurer nicht zu finden/ die mit denen/ Geist=reichen Liedern ihr Gespötte in der Kirche (denn daß nicht bey lustigen Gesellschafften offt/ wie die Heilige Schrifft/ also auch die Gesänge/ solten gemißbrauchet werden/ darff ich mir/ ob ichs wohl hertzlich wünsche/ nicht versprechen) treiben solten: so sind doch leider! derer gnug/ die entweder gar nicht/ oder doch nicht mit Andacht singen/ und den Gottes=Dienst verrichten. Dadurch aber Gott


(xx) Adami Lr QuellenAdami, Deliciae biblicae 4 (1693) M  l[oco] c[itato] Annô 93. p. m. 648.

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erzürnet/ und zu Wegnehmung des Gottes=Dienstes/ und die Einäscherung derer Gottes=Häuser zu verhängen bewogen wird. Was hat Gott bewogen/ daß er die Lm Ereignis586 v. Chr.: Eroberung Jerusalems durch die Neubabylonier Zerstörung Jerusalems und Lm Ereignis586 v. Chr.: Zerstörung des Salomonischen Tempels in Jerusalem des Tempels verhänget? daß sie ihn/ Luc. 19, 46.der doch ein Bet=Hauß/ zur Mörder=Gruben machten. Was ist die Ursach/ daß vielen Ländern das Wort Gottes genommen/ und derer Kirchen verstöret werden? die Verachtung des Wortes: darum Gott den Leuchter seines Wortes von seiner Städte wegstöst. Als Anno 1547. die Apoc. 2, 5.Thum=Pfaffen zu Le Geographicumf Ort: Meißen Meissen wegen des gefangenen Chur=Fürstens zu Sachsen/ Hertzogs Lb PersonJohann Friedrich I. von Sachsen (1503–1554) Johann Friedrichs/ ihr Jubel=Fest gehalten/ und das Lw MusikwerkN.N.: Te Deum laudamus M Te Deum laudamus frolockende gesungen: Hat bey sonst klarem Wetter Lm Ereignis27. April 1547: Blitzeinschlag im Meißner Dom der Donner in die Thum=Kirche geschlagen / und die schönen Glocken samt der großen Orgel zerschmeltzet[103] (yy). So weiß Gott die/ so die Gottes=Häuser mißbrauchen/ und entweder dieselben gar nicht besuchen/ oder aus dem Gottes=Dienst ein Gespötte treiben etc. schon mit Wegnehmung seines Wortes/ oder Einäscherung der Kirchen heimzusuchen. Geschichts gleich nicht allezeit/ dass er mir Donner und Blitz drein schlägt: weiß er auf andere Art ihnen den Garaus zu machen: Da er durch Krieg und Feuer sie ruiniren kan/ daß es heisset: Ly BibelstellePsalmen 74,7–8 Sie verbrennen dein Heiligthum: sie entweihen die Wohnung deines Namens zu Boden. Sie sprechen in ihren Hertzen: Lasset uns sie plündern; sie verbrennen Psal. 74, 7. 8.alle Häuser Gottes im Lande.[104] Wie auch leyder! obangeführter Massen unserm schönen Gottes=Hause wiederfahren. Und wo auch Gott/ in Ansehung vieler from=


(yy) vid. Lb PersonFaust, Lorenz (1532–1594) Laur. Faust. in Lr QuellenFaust, Fürstlicher Stambaum (1588) M Chronico Misnensi Genealogiae Ducum Saxoniae annexo p. m. 60. confer. Lc PredigtautorDieterich, Conrad (1575–1639) D. Dieter. in Lr QuellenDieterich, Buch Der Weißheit 2 (1657) M Sapient. P. 2. p. 838.[105]

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men Hertzen/ des Gottes=Diensts und seines Hauses schonet: so ist dessen ein so kaltsinniger und unachtsamer Kirch=Gänger nichts gebessert. Er geht nicht/ gleich dem andächtigen Zöllner/ gerechtfertiget/ sondern/ wie der heuchlerische Pharisäer/ ohne Besserung und Erbauung/ wieder heim. Wohl denen/ die in der Kirchen mit Mund und Hertzen Gott den Dienst leisten/ und die Opffer ihm gefällig darbringen! Die ihm in Andacht opffern Hertz und Ohren/ das Wort zu hören/ und in einem feinen guten Ly BibelstelleLukas 8,15 Luc. 8, 15.Hertzen zu bewahren.[106] Die ihm Ly BibelstelleHosea 14,3 opffern die Farren der Lippen/[107] wie es machte David: Vor ein iegliches Werck danckte er dem Heiligen/ dem Höchsten mit einem Ly BibelstelleJesus Sirach 47,9 Sir. 47, 9.schönen Liede: Das gefällt Gott. Denn Ly BibelstellePsalmen 50,23 wer Danck opffert/ der preiset mich/ sagt Gott/ und das ist der Weg/ Psal. 50, 23.daß ich ihm zeige das Heyl Gottes.

Und so nehmen sie in allen Nöthen ihre Zuflucht zu ihrem Gott. Drucken sie ihre Sünden: stimmen sie ein Buß=Lied an. Merckwürdig ists/ was Lb PersonSozomenus, Salaminius Hermias (–450) Sozomenus (zz) berichtet:[108] daß/ als Käyser Lb PersonTheodosius I. (347–395) Theodosius einst eine grosse Ungnade und Zorn geheget wieder die Stadt Le Geographicumf Ort: Antiochia Antiochia, weil die Jnwohner daselbst in einem Tumult viel Lästerung wieder ihn ausgeschrien/ und sein und seiner Gemahlin Bilder niedergerissen hatten/ der damahlige Bischoff/ Lb PersonFlavian I. von Antiochia (ca. 320 – 404) Flavianus, weil er bey dem ergrimmten Käyser/ der die Stadt andern zum Abscheu zu straffen ernstlich beschlossen/ nichts ausrichten können/ dieses beqveme/ zweiffelsfrey ihme von Gott eingegebene/ Mittel ergriffen: daß/ weil bey der Käyserlichen Tafel bräuchlich/ daß etliche in der Sing=Kunst wohl abge=


(zz) Lr QuellenHistoriae Ecclesiasticae Scriptores Graeci (1675) M H. E. Lib. 7. c. 23. p. m. 913.[109]

[S. 37]

richtete Knaben Lieder zu singen pflegten/ er mit denen/ so die Aufsicht über solche Taffel=Music hatten/ handelte/ damit die Knaben der Antiochiner Klage und Flehen in schickliche Lieder gefast/ bewegligst absungen. Welches/ als es geschehen/ den Käyser dermassen beweget/ daß er das Trinck=Geschirr/ so er eben in Händen hatte/ mit Thränen netzte/ und/ wie alles vergeben und vergessen seyn solte/ sich bald gnädigst erklärte. Kunte dis Lied den erzürnten Käyser bewegen/ seinen Grimm fallen zu lassen: solte nicht der güttige Gott durch ein Buß=Lied und Seuffzer bewogen werden/ Sünder in Gnaden anzusehen? Ach! es bricht ihm sein Hertz/ Ly BibelstelleJeremia 31,10 Jer. 31, 10.[110]daß er sich unser erbarmen muß.[111] Stecken wir in Noth/ Creutz und Trübsal: ein andächtig Lied kan uns aufrichten und trösten. Es gedencket der gottseelige Scriver (aaa), daß Lr QuellenScriver, Seelen-Schatz 4 (1687) M ein/ wegen seiner Armuth hochbetrübter/ und mit der Verzweiffelung ringender Mann/ als er die gantze Nacht in einem schweren Kampffe zugebracht/ und nunmehr von Satan dahin geführet/ daß er seinen Degen ergriffen/ und darein fallen wollte/ durch seine Schwester/ eine gottseelige und andächtige Witwe/ die dismahl von seinem Zustande nicht wuste/ indem sie früh aufgewesen/ und mit freudiger Stimme gesungen: Wer hofft in Gott/ und dem vertraut/ der wird nimmer zu schanden/ und s[o] f[ort] getröstet/ auf andere Gedancken gebracht/ und dem zeitlichen und ewigen Tode aus dem Rachen gerissen worden.[112] Ja in der letzten Todes=Noth kan ein andächtig Lied einem frommen Christen einen Muth zum Sterben machen. Wie denn nur ietzt erwehnter Scriver (bbb) eines Lr QuellenScriver, Gottholds Siech= und Siegs=Bette (1694) M gottseeligen Edelmanns in Le Geographicumh Territorium: Schlesien Schlesien gedenckt/ der/ als er gemerckt/ daß sein Abschied aus


(aaa) Lr QuellenScriver, Seelen-Schatz 4 (1687) M Seelen=Schatz P. 4. Conc. 14. §. 49. p. m. 1105.

(bbb) Lr QuellenScriver, Gottholds Siech= und Siegs=Bette (1694) M Gottholds Siech= und Sieges=Bette P. 2. p. 91.

[S. 38]

der Zeitligkeit in die Ewigkeit vorhanden/ selbst den schönen Kirchen=Gesang/ Allein zu dir/ Herr Jesu Christ/ etc. angestimmt/ und als seine Stimme beginnen schwach zu werden/ habe er andere gebeten/ solch Lied zu singen. Und da/ indem sie es etliche mahl wiederholten/ die Zunge sich gelagert/ habe er geseuffzet: Allein! allein! und endlich: All! all![113] Und setzt der Autor hinzu: Lr QuellenScriver, Gottholds Siech= und Siegs=Bette (1694) M O liebliches Singen! ô süsses Ringen! O wie seelig ist die Seele/ deren sämtliche Gedancken/ Verlangen und Sorgen auff dieses einige Allein/ All/ Ein/ Ein=All hinaus und zusammen läufft![114] Ach ja kommen wir so dann gleich dahin/ wo wir unsern Gott mit allen heiligen Engeln und Auserwehlten Ly BibelstelleOffenbarung 5,9 Apoc. 5, 9.das neue Lied und ewiges Halleluja anstimmen werden. Nun

Du Heiliger und Glorwürdiger Gott! Dir übergeben wir hiermit in tiefster Demuth dieses Orgel=Werck/ so aus wohlmeinenden Hertzen zu deinen Ehren erbauet worden. Von deiner Hand ist es kommen: deinem guten Eingeben und milden Seegen müssen wir es zuschreiben. Du hast Fried und Ruhe/ Seegen und Gedeyen gegeben/ daß unter dem Schutz unsers alltheuersten Königes und Landes=Vaters/ und unter der treuen

[S. 39]

Vorsorge unserer lieben Stadt=Obrigkeit solches Werck bey diesen schweren Zeiten zu Ende gebracht werden können. Dafür preisen wir deinen heiligen Nahmen/ und geben dir es mit gläubigem Gebeth und demüthigen Hertzen wieder. Das Werck ist nun dein: so laß dir es auch befohlen seyn. Herr/ Ly Bibelstelle2 Samuel 7,29 2. Sam. 7, 29.hebe nun aufs neue an zu segnen dieses Hauß.[115] Nimm es nebst diesem Wercke in deinen allmächtigen Schutz/ und bewahre es vor Feuer und allem Unfall. Gieb/ daß deine Ehre drinnen wohne/ und wir dein Lob würdig singen und preisen. Gieb auch/ daß hierdurch allzeit wahre Andacht und Gottseeligkeit erwecket/ und unser Christenthum mercklich befördert werde: damit wir dir vor alle Wohlthaten hertzlich dancken/ in allen Nöthen zu dir fliehen/ und Trost und Hülffe finden: Lebenslang aber dir den gefälligen Dienst leisten; biß du uns aus dieser streiten=

[S. 40]

den in die triumphirende Kirche einführest. Da wollen wir mit allen Engeln und Auserwehlten das frohe Halleluja ewig anstimmen. Nun/ Heiliger Gott!

Lw MusikwerkWalter, Johann: Es woll uns Gott genädig sein So dancke dir und lobe dich
Das Volck in guten Thaten:
Das Land bringe Frucht und bessere sich;
Dein Wort sey wohlgerathen!
Uns seegne Vater und der Sohn/
Uns seegne Gott der heilige Geist/
Dem alle Welt die Ehre thut/
Für Jhm (ietzt und ins künfftige) euch fürchtet allermeist/
Und sprecht (darauff) von Hertzen
Amen!
[116]

Einzelanmerkungen

  1. Der gesamte Absatz lehnt sich engstens an die Formulierungen bei Geier, Weihung Der Moritzburger Capel (1676), Bl. 3r, an, bringt aber gleichzeitig stets kleine Abweichungen, so dass es sich um kein wörtliches Zitat handelt.
  2. Die Anmerkungen der Zuschrifft werden wie in der Vorlage auf Bl. 4r. wiedergegeben.
  3. Diese Quelle hat Kretschmar nur aufgrund des Nachweises bei Geier gekannt, nicht aus eigener Anschauung. Im Wortlaut heißt es hier zu der beschriebenen Praxis: Liber episcopo curante conficiatur, idemque in archivo episcopali asservetur, in quem ecclesiarum, altarium, coemeteriorumque consecrationes, & campanarum benedictiones ordine relatae, ad perpetuitatemque posteris proditae extent. In ecclesiae item uniuscujusque sacristia liber ejusmodi sit, aut certe aliud scripti genus publica auctoritate munitum, de illius ecclesiae, suique coemeterii, & altarium consecratione, & campanarum benedictione. Quo firmius vero, magisque perpetuum consecrationis ecclesiarum, & altarium monimentum posteritati prodatur, uniuscujusque ecclesiae consecrationis diem, annumque literis, etiam in marmore incisis, recte notari, tabulamque marmoream, in qua tota consecrationis narratio exaretur, in pariete ab ecclesiae fonte, non longe a janua primaria loco illustri bene affixam collocari mandamus. (Sacrosancta Concilia ad Regiam Editionem exacta 15 (1672), Sp. 436)
  4. Wörtlich zitiert nach Geier, Weihung Der Moritzburger Capel (1676), Bl. 3r. Kretschmar korrigierte dabei einzig fonte zu fronte, was vom Sinn her einleuchtend erscheint. Wie die Überprüfung der Primärquelle zeigt, handelt es sich bei Geier um ein wörtliches Zitat aus Sacrosancta Concilia ad Regiam Editionem exacta 15 (1672), Sp. 436; siehe den Wortlaut dieser Vorlage in der vorherigen Anmerkung zu dieser Edition.
  5. Die an dieser Stelle angeführten Errata sind in die digitale Edition der Predigt eingearbeitet worden und werden entsprechend kommentiert. Das Verzeichnis selbst wird auf dieser Seite nicht wiedergegeben.
  6. 3. Strophe des Liedes Lw MusikwerkWalter, Johann: Es woll uns Gott genädig sein M Es woll uns Gott genädig sein.
  7. Die gemeinte Stelle befindet sich in Ly Bibelstelle2 Chronik 6,6 2 Chr 6,6.
  8. Kretschmar referiert verschiedene Übersetzungen und Interpretationen der Verse Psalm 122,3-4. Einzelne daraus übernommene Begriffe werden hier nicht als Zitate ausgewiesen. Vgl. die von ihm konsultierten Kommentare, Geier, Commentarius in Psalmos (1681), Sp. 2337-2338; Marlorat, In CL. Psalmos Davidis (1585), S. 418.
  9. Die verschiedenen Übersetzungsvarianten finden sich ausführlich diskutiert in den angeführten Quellen: Geier, Commentarius in Psalmos (1681), Sp. 2338; Marlorat, In CL. Psalmos Davidis (1585), S. 418.
  10. Anspielung auf Jes 31,9: der zu Zion Feuer und zu Jerusalem einen Herd hat.
  11. Im Deutschen bis ins 17. Jahrhundert hinein Synonym zu zweimal, vgl. http://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=zwier
  12. Lb PersonMünster, Sebastian (1488–1552) Sebastian Münster gab folgende Interpretation: Intelligitur hic per sanctitatem, sacrarium dei coeleste, non illud quod in monte Zijon habebatur, ubi intra sanctum sanctorum arca dei continebatur. (Münster, Hebraica Biblia (1535), Bl. 634r.)
  13. Kretschmar kannte Münsters Kommentar aus der Ausgabe Critici sacri 2 (1695), Sp. 1632.
  14. Vgl. Marlorat, In CL. Psalmos Davidis (1585), S. 468.
  15. Zitiert nach Arndt, Außlegung Deß gantzen Psalters Davids 2 (1699), S. 372. Diese von Kretschmar bevorzugte Interpretation als Tempel kommt bei Lb PersonArndt, Johann (1555–1621) Johann Arndt in dieser Form gar nicht vor; ihm geht es um die Gemeinde, Jesus Christus und die Freude der Ewigkeit
  16. Kretschmar gibt den Vers in einer stark gekürzten Form wieder.
  17. Vgl. Poole, Synopsis criticorum aliorumque 2 (1678), Sp. 1333.
  18. Vgl. in der von uns konsultierten Ausgabe der Psalmpredigten, Arndt, Außlegung Deß gantzen Psalters Davids 2 (1699), S. 372.
  19. Vgl. die ausführliche Darstellung in Lund, Jüdische Heiligthümer (1701), S. 65f.
  20. Wie in der Anmerkung angegeben, Zitat aus Scriver, Herrligkeit und Seligkeit der Kinder Gottes (1688), S. 286.
  21. Nach verschiedenen Lesarten resümiert Geier die Bedeutung des Wortes als zweifach und schließt sich dieser Auffassung an: Verùm ut Sanctuarium & Coelum, tanqvam Dei habitacula, conjunguntur aliàs [...]: ita & hîc eadem non inconcinnè conjungemus. (Geier, Commentarius in Psalmos (1681), Sp. 2651)
  22. Wie aus Kretschmars Anmerkung (k) hervorgeht, stammt das nur leicht abgeänderte Zitat aus den Orgelpredigtexzerpten in Haas, Geistlicher Redner 3-4 (1693), S. 205. Siehe die ausführlichere Originalfassung: Das fröliche Hallelujah (Halle 1667), D1v.
  23. Die hier angeführte Stelle zum Begriff organum in Ps 150,4 verweist ihrerseits auf den Kommentar zu Gen 4,21, der hier nicht weiterverfolgt wurde, vgl. Cappel, Critica Sacra (1650), Sp. 1632.
  24. In einer solchen lateinischen Fassung kommt diese Aussage in Johann Olearius‘ Orgelpredigt nicht vor.
  25. Kretschmar bezieht sich auf das eingelegte Kupferstichblatt mit alttestamentarischen Musikinstrumenten, das zu Seite 643 des Buchs gehört.
  26. Korrektur nach dem Errataverzeichnis, Einweihungs-Predigt (Görlitz 1704), Bl. 4v.
  27. Verweis auf Jes 56,7: Mein Haus soll ein Bethaus heißen für alle Völker. Vgl. auch Mk 11,17; Mt 21,13; Lk 19,46 (Anmerkung Elia Marinova).
  28. Die gemeinte Stelle befindet sich in Jes 56,7.
  29. Übersetzung aus dem Lateinischen nach Johann Gerhards Evangelienkommentar, Gerhard, Harmonia Evangelistarum 2 (1652), S. 160. Die Quellenangabe unter Fußnote (n) weiter unten führt zu dieser Zitatstelle. Die Fußnote (n) ist entweder versehentlich verschoben worden oder sie bezieht sich auf den gesamten Sinnzusammenhang. Das Singen als Form des Gottesdienstes wird von Gerhard nicht erwähnt.
  30. Korrektur nach dem Errataverzeichnis, Einweihungs-Predigt (Görlitz 1704), Bl. 4v.
  31. Infinitiv Aorist von προσεύχομαι (beten) (Anmerkung Elia Marinova).
  32. Die in der Anmerkung angegebene Stelle, Chemnitz / Lyser, Harmonia Evangelistarum 1 (1652), S. 1343, beschäftigt sich mit dem christlichen Verhältnis zum Tempelkult des Alten Testaments. Lb PersonLeyser, Polycarp (1552–1610) Polykarp Leyser vertritt allerdings unserer Meinung nach eine Auffassung, die derjenigen Kretschmars entgegengesetzt ist. Möglicherweise hat Kretschmar aus seiner zeitlichen Distanz zu dieser früheren Phase reformatorischer Theologie nicht mehr verstanden, worauf es seinen Vorgängern ankam. Während Kretschmar den allgemeinen Vorgang des Betens als pars pro toto für den Tempel mit allen seinen Zeremonien interpretiert und aus der Fülle dieser konkreten Rituale die Forderung ableitet, auch in der Gegenwart Musik, Orgeln und anderes einzusetzen, betonten Leyser und Lb PersonChemnitz, Martin (1522–1586) Martin Chemnitz genau umgekehrt die gewandelte Bedeutung des Tempels für die christliche Zeit: es gehe 1. nicht darum, in den nicht zufällig zerstörten Jerusalemischen Tempel zu gehen, sondern dort gemeinsam zu feiern, wo sincerum verbum Dei sonat, & verus sacramentorum usus, juxta Christi institutionem administratur; 2. heißt es hier in expliziter Distanz zum Adiaphoron des Singens, das despektierlich als garritus bezeichnet wird: in templo convenire debemus, non ut garriamus, aut nugas tractemus: multo minus, ut si quid ex Dei verbo audiamus, nobis minus gratum sit, illud aversemur, contemnamus & indignemur, sed ut oremus, hoc est, Deo cultum suum praestemus, tum audiendo legem & Evanglium, tum orando & gratias agendo pro acceptis beneficiis.
  33. Korrektur nach dem Errataverzeichnis, Einweihungs-Predigt (Görlitz 1704), Bl. 4v.
  34. Die erste Quellenangabe ist korrekt. Für die zweite Angabe vgl. Quenstedt, Antiquitates Biblicae et Ecclesiasticae (1699), S. 785.
  35. Lund schildert über mehrere Seiten in allen Details die rituelle Schlachtung der Opfertiere und die dabei gesprochenen Segnungen und Gebete. Die schöne Music wird erst ganz am Ende ohne weitere Einzelheiten erwähnt, vgl. Lund, Jüdische Heiligthümer (1701), S. 928.
  36. Korrektur nach dem Errataverzeichnis, Einweihungs-Predigt (Görlitz 1704), Bl. 4v.
  37. In der von uns konsultierten Ausgabe findet sich die zitierte Stelle auf einer anderne Seite, vgl. Polydorus, De rerum inventoribus (1671), S. 215f.
  38. Die Ordnungszahl I. ist hier grundlos eingeführt worden, denn es gab nur einen Papst dieses Namens.
  39. Siehe zu diesem Ereignis den Personenartikel Lb PersonPippin (714–768) Pippin, in dem auch die originale Ln LiteraturAventinus, Annales ducum Boiariae 1 (1881) M Quelle, die hier paraphrasiert wird, mitgeteilt wird.
  40. Die abweichende Datierung wird damit begründet, dass in diesem Jahr die Synode von Gentilly über die Bilderverehrung stattfand, zu der eine byzantinische Delegation angereist war, vgl. Baroni, Annales 2 (1660), S. 210.
  41. Lund befasst sich an der genannten Stelle (Lund, Jüdische Heiligthümer (1701), S. 746) ausgiebig mit den alttestamentarischen Musikinstrumenten. Dabei referiert er auch Lb PersonPraetorius, Michael (1571–1621) Michael Praetorius‘ Aussage über die Orgel, die bereits Salomo erfunden habe. Seine Quelle hierfür ist Lc PredigtautorDieterich, Conrad (1575–1639) Conrad Dieterichs La OrgelpredigtVlmische Orgel Predigt (Ulm 1624) M Orgelpredigt in einer ihrer späteren Auflagen. Siehe weiterführende Informationen im Artikel: Jerusalem, Salomos Tempel-Orgel (legendär).
  42. Siehe zum Wortlaut der Quelle und zur Einführung der Orgel in den katholischen Ritus durch Vitalian im Personenartikel Lb PersonVitalianus (vor 657 – 672) Vitalian.
  43. Siehe den vollen Wortlaut dieser Quelle in ihrer ersten Auflage im Personenartikel Lb PersonWirth, Rudolf (1547–1626) Hospinianus. Aus welcher Auflage Kretschmar die Seitenzahl bezog, konnte nicht ermittelt werden.
  44. In der von uns konsultierten Ausgabe findet sich die Stelle hier: Baroni, Annales 2 (1660), S. 210.
  45. Kretschmar spielt auf die Christenverfolgungen im Römischen Reich an, als Gottesdienste mit Gesang und Instrumenten undenkbar waren. Weitere Orgelpredigten, die auf diesen Umstand eingehen, finden sich unter den Portaldaten im Ereignis-Artikel Lm Ereignis41–311: Christenverfolgungen im Römischen Reich Christenverfolgungen.
  46. Bisher konnte leider nicht ermittelt werden, welche Ausgabe von Hospinians Werk Kretschmar vorlag. In der von uns konsultierten Edition findet sich auf S. 32f. kein passendes Eusebius-Zitat, vgl. Hospinianus, De origine templorum (Genf 1672/1681), S. 32f.
  47. Kretschmar bezieht sich auf den Hieronymus zugeschriebenen Brief an Dardanus, der als Teil einer Quellen- und Materialsammlung zur Orgelgeschichte zitiert wird in Mayer, Museum Ministri Ecclesiae (1690), S. 25. Siehe den Wortlaut dieser Quelle: http://www.chmtl.indiana.edu/tml/9th-11th/HIERINST_TEXT.html
  48. Siehe den vollen Wortlaut dieser Quelle in ihrer ersten Auflage im Personenartikel Lb PersonWirth, Rudolf (1547–1626) Hospinianus. Siehe außerdem den Artikel zur Ld OrgelSalem, Münster, N.N.-Orgel Orgel im Münster Salem.
  49. Zitat aus Luther, Altenburger Ausgabe 8 (1662), S. 571. Es handelt sich um Luthers Vorrede zur zweiten Auflage des Lr QuellenLuther, Babstsches Gesangbuch (1545) M Babstschen Gesangbuchs.
  50. Der Titel der Dissertation wird in Tentzel, Monatliche Unterredungen September 1689 (1690), S. 969, angegeben.
  51. Zitiert aus Tentzel, Monatliche Unterredungen September 1689 (1690), S. 89, wie in der Anmerkung angegeben.
  52. Zitiert mit einer Auslassung nach Francisci, Lustige Schau-Bühne (1663), S. 17, wo auch Aelianus als Gewährsmann genannt wird.
  53. Siehe zur Lauretanischen Litanei: https://de.wikipedia.org/wiki/Lauretanische_Litanei
  54. Zitat mit mehreren Kürzungen aus Francisci, Lustige Schau-Bühne (1663), S. 18.
  55. Zitiert nach Francisci, Lustige Schau-Bühne (1663), S. 33, wie in der Fußnote nachgewiesen. Die Geschichte des Lb PersonErik I. Ejegod (ca. 1056 – 1103) dänischen Königs wird von Francisci dann breit zu einer fast novellenartigen Episode entfaltet, vgl. Francisci, Lustige Schau-Bühne (1663), S. 34-36.
  56. Die angegebene Stelle behandelt die Wirkung der Musik auf Saul und gelangt in Abgrenzung zu früheren theologischen Interpretationen zu der These, dass die Musik selbst durch ihr Wesen zu heilen vermag. Kretschmar übernimmt stattdessen Informationen und Zitatteile aus anderen Stellen des Buchs, wie in unserem Kommentar nachgewiesen.
  57. Wie angegeben übernimmt Kretschmar das Zitat aus Camerarius, Operae Horarum Subcisivarum 1 (1601), S. 99. Lb PersonCamerarius, Philipp (1537–1624) Camerarius stützt sich seinerseits auf Giraldi, Opera omnia 2 (1580), S. 348 (der Wortlaut dieser Quelle findet sich im Personenartikel Lb PersonGiraldi, Giglio Gregorio (1479–1552) Giglio Giraldi). Der originale Text stammt aus einem Brief des Gotenkönigs Lb PersonTheoderich (451–526) Theoderich an Lb PersonBoethius, Anicius Manlius Severinus (ca. 480 – 524) Boethius, der durch Lb PersonCassiodorus, Flavius Magnus Aurelius (ca. 490 – 583) Cassiodor überliefert ist, vgl. Cassiodor, Varia (1894), S. 70.
  58. Wie angegeben Zitat aus Happel, Denkwürdigkeiten der Welt 2 (1685), S. 29.
  59. Siehe ausführliche Nachweise zu dieser Quelle im Personenartikel Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus. Die Lesart ex eâ aestuabat anstelle des dominierenden exaestuabat begegnet in der hier ausgewiesenen Ausgabe des Werks.
  60. Die deutsche Übersetzung scheint Kretschmar selbst vorgenommen zu haben. Sie weicht deutlich von der Fassung ab, die über Lb PersonMithob, Hector (vor 1643 – nach 1680) Hector Mithobs Lr QuellenMithob, Psalmodia Christiana (1665) M Psalmodia christiana in einige Orgelpredigten gedrungen ist, vgl. dazu ausführlicher die Rubrik Zitate im Personenartikel Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus.
  61. Zitiert nach Picinelli, Mundus Symbolicus 1 (1695), S. 201, wie in der Fußnote angegeben. In der frühneuzeitlichen Basilius-Edition wurde die Stelle anders übersetzt: Psalmus daemonum fugator, angelici auxilij inductor, scutum in timoribus nocturnis, requies laborum diurnorum, infantibus securitas, uigentibus ornamentum, senibus solatium, [...] ecclesiae vox. (Basilius, Opera omnia (1566), S. 63).
  62. Zitat aus dem Augustinus zugeschriebenen Liber soliloquiorum animae ad Deum, vgl. Augustinus, Opera omnia 6 (1837), Sp. 1286. Siehe den vollen Wortlaut der Stelle im Personenartikel Lb PersonAugustinus, Aurelius (354–430) Augustinus in der Rubrik Zitate. Kretschmar verwendete die in seiner Fußnote mit korrekter Seitenzahl angegebene Schrift als Quelle, von wo er auch die deutsche Übersetzung übernahm.
  63. In Lb PersonAdami, Johann Samuel (1638–1713) Adamis Darstellung schließt sich dieses Zitat direkt an das vorherige Augustinus-Zitat an. Auch der Quellennachweis dort entspricht demjeningen in Fußnote (gg). Siehe zum Wortlaut der Quelle und zu weiteren Rezeptionszeugnissen die Rubrik Zitate im Personenartikel Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Martin Luther.
  64. Kretschmar übernahm die lateinischen Verse aus Adami, Deliciae biblicae 9 (1698), S. 133, woher sowohl die Schreibweise Perusia für Le Geographicumf Ort: Perugia Perugia stammt, als auch die folgende deutsche Übersetzung. Nach Deutschland gelangte die Kenntnis über diese Orgelinschrift über den ersten und zweiten Band von Michael Praetorius‘ Syntagma musicum, vgl. Praetorius, Syntagma musicum 1 (1615), S. 143; Praetorius, Syntagma musicum 2 (1619), S. 88. Es handelt sich dort ebenfalls um ein Zitat aus dem Vorwort zu Lb PersonDiruta, Girolamo (1554/1564 – nach 1610) Girolamo Dirutas Ln LiteraturDiruta, Transilvano (1969) M Transilvano. Seit Conrad Dieterich haben viele Orgelprediger auf diese Inschrift zurückgegriffen, oft erweitert mit neuen poetischen Verbrämungen. Siehe dazu ausführlich Braun, Syntagma musicum (2019), bes. die Übersicht über die Zitate dieser Stelle, S. 192-196.
  65. 10. Strophe des Liedes Lw MusikwerkAnonym: Ach Gott wie manches Herzeleid M Ach Gott wie manches Herzeleid.
  66. Paraphrase der Darstellung in Adami, Deliciae biblicae 4 (1693), S. 614f. Siehe zur ungewissen Herkunft dieses Exemplums den Kommentar zur Orgelpredigt Kostbare Bosische Orgel (Zwickau 1647), C3r.
  67. Eine ausführlichere Darstellung von Lb PersonBodenstein, Andreas Rudolff (1486–1541) Andreas Bodensteins abwehrender Haltung findet sich im Anschluss an die Zwingli-Passage ebenfalls in Adami, Deliciae biblicae 4 (1693), S. 615. Siehe hierzu auch die Kommentare zu Kostbare Bosische Orgel (Zwickau 1647), C2v.
  68. Siehe den vollen Wortlaut dieser Quelle in ihrer ersten Auflage im Personenartikel Lb PersonWirth, Rudolf (1547–1626) Hospinianus. Kretschmar spielt offenbar auf folgenden Satz an: De hoc nihil iam dicam, quòd turpia & obscoena saepe sono Organorum exprimuntur, vt carnis potius voluptati quàm aedificationi spiritus seruiant.
  69. Korrektur nach dem Errataverzeichnis, Einweihungs-Predigt (Görlitz 1704), Bl. 4v.
  70. Hospinians Hinweise auf Lactantius und Erasmus sind im Personenartikel Lb PersonWirth, Rudolf (1547–1626) Hospinianus unter Zitate nachzulesen. Aus welcher Auflage des Werks Kretschmar die Seitenzahl bezog, konnte nicht ermittelt werden.
  71. Der Hamburger Theologe Lb PersonDedeken, Georg (1564–1628) Georg Dedeken widerlegt an der angegebenen Stelle die Argumentation der Anhaltinischen Theologen und zeigt, dass sie sich in ihrer Orgelfeindschaft zu Unrecht auf eine Aussage Luthers stützten. Siehe zu dieser Debatte ausführlicher in der Einführung zu Conrad Dieterichs La OrgelpredigtVlmische Orgel Predigt (Ulm 1624) M Orgelpredigt.
  72. Wie in der Fußnote nachgewiesen, Zitat aus Adami, Deliciae biblicae 9 (1698), S. 101.
  73. Zitat aus Adami, Deliciae biblicae 9 (1698), S. 101.
  74. Zitat aus bzw. Anspielung auf Gerber, Unerkannte Sünden der Welt (1699), S. 1219f. Christian Gerber hatte 1699 den Bau kostspieliger Orgeln ausdrücklich gerügt und stattdessen angemahnt, das Geld für die Einrichtung von Waisenhäusern zu verwenden: Es werden an manchen Orten grosse Kosten auf Orgelwercke gewendet/ also/ daß manches etliche hundert/ ja etliche tausend Reichsthaler kostet/ und/ wie ich erfahren/ soll man itzo in einer berühmten Stadt begriffen seyn/ ein Werck zu bauen/ das auf zehentausend Reichsthaler komme/ damit sie den Ruhm haben/ daß dergleichen an Grösse und Kostbarkeit nirgend zu finden sey. O wie viel besser thäte eine solche Stadt/ sie richtete für ein solch Geld ein Wäysen=Haus auf/ oder da schon eines vorhanden wäre/ könte es noch in bessern Stand gesetzet werden/ damit würden sie Gottes Segen über ihre Stadt bringen. Denn die Armen zu versorgen/ hat Gott so gar offt und ernstlich befohlen/ das Orgelbauen aber nirgends/ ja ich glaube auch nicht/ daß vor einen solchen Orgelbau einige Vergeltung von Gott zu gewarten sey. Wenn Gott einmahl wird nach deinen guten Wercken fragen/ und du wirst antworten: Herr/ habe ich dir nicht eine Orgel gebauet; oder bauen helffen? Meynest du auch wohl/ daß Gott mit dir werde zu frieden seyn? Wilst du aber ja Orgeln bauen/ so baue/ dencke aber an Sirachs Worte: Halte Maß in allen Dingen. Es thuts wohl eine vor zwey/ drey/ oder vierhundert Thaler; Vergiß aber der lebendigen Orgel=Pfeiffen/ ich meyne die Armen und die Wäysen/ nicht. Denn wenn dermahleins alle Orgel=Pfeiffen werden verbrannt seyn/ werden diese schön anfangen zu klingen/ und vor dem Richter aller Welt Zeugnis ablegen/ daß dein Glaube durch gute Wercke thätig gewesen. Widerlegt hatte diese Auffassung zuvor schon Lb PersonMotz, Georg (1653–1733) Georg Motz, vgl. Motz, Vertheidigte Kirchen=Music (1703), S. 253-257. Siehe weiterführende Informationen im Personenartikel Lb PersonGerber, Christian (1660–1731) Christian Gerber.
  75. In Görlitz hatte man zur Orgeleinweihung eine großformatige zweiteilige Lw MusikwerkBoxberg, Christian Ludwig: Musik zur Einweihung der Casparini-Orgel in Görlitz (1703) M Festmusik des dortigen Director Musices, Lb PersonBoxberg, Christian Ludwig (1670–1729) Christian Ludwig Boxberg, aufgeführt, die sich aller Wahrscheinlichkeit nach an modernen ästhetischen Parametern orientierte, vgl. die Publikation des Kantatentextes als Anhang zu: Boxberg, Ausführliche Beschreibung (1704), c3v-c4v.
  76. Siehe die Vorlage dieses wörtlichen Zitats im Personenartikel Lb PersonLuther, Martin (1483–1546) Martin Luther.
  77. Kretschmar bezieht sich mit seiner Seitenangabe auf eine spätere Ausgabe der Tischreden, die hier nicht ermittelt wurde.
  78. In den modernen Ausgaben hat dieser Vers aus Sir 50 die Nummer 22.
  79. Korrektur nach dem Errataverzeichnis, Einweihungs-Predigt (Görlitz 1704), Bl. 4v.
  80. Wie in der Fußnote vermerkt, Zitat aus Weidling, Lehrreiche Oratorische Schatz-Kammer, S. 300.
  81. Kretschmar überträgt die zweite Person Singular der Vorlage in den Plural und spricht so seine Obrigkeit mit den Psalmversen an.
  82. Kretschmar verwendet die abweichende Kapitelzählung der Vulgata. Das Zitat befindet sich nach Luthers Zählung im letzten, 29. Kapitel. Gekürzt wurde die Erwähnung Abrahams, Isaaks und Israels in Vers 18.
  83. Wie er korrekt angibt, zitiert Kretschmar aus dem Orgelartikel in: Beyerlinck, Magnum Theatrum 5 (1665), S. 132.
  84. Wie angegeben stammt dieses Zitat aus Lightfoot, Horae Hebraicae (1675), S. 868.
  85. Das hier und weiter unten in der Fußnote nochmals herangezogene Werk von Lb PersonWalaeus, Antonius (1573–1639) Antonius Walaeus, das als Quelle für die Zitate diente, konnte nicht ermittelt werden.
  86. In der Vorlage des Zitats steht die Form spectet. Die hebräischen Begriffe, die auf dieses Wort folgen, hat Kretschmar übersprungen, vgl. Lightfoot, Horae Hebraicae (1675), S. 293.
  87. Die verwendete sekundäre Quelle konnte nicht ermittelt werden. Das Tertullian-Zitat stammt aus dessen Schrift De oratione, Kapitel XVII, vgl. http://www.tertullian.org/latin/de_oratione.htm
  88. Kretschmar zitiert die Aussage in der lateinischen Fassung nach Weidling, Lehrreiche Oratorische Schatz-Kammer, S. 256. Die deutsche Übersetzung hat er selbst hinzugefügt.
  89. In der von uns konsultierten Ausgabe ist das Zitat auf einer anderen als der angegebenen Seite, vgl. Scriver, Gottholds Siech= und Siegs=Bette (1694), S. 238f.
  90. Recte: Joh 3,33.
  91. Zitat aus Luther, Biblia (1541), Das Newe Testament, d2v.
  92. Zitiert mit kleineren Kürzungen.
  93. Zitat aus Decretum Gratiani (1604), Sp. 512.
  94. Ob Kretschmar hier auf eine deutsche Übersetzung zurückgriff, konnte nicht festgestellt werden. Der Spruch stammt aus Chrysostomus‘ erster Predigt, die er 386 nach seiner Priesterweihe hielt, vgl. die digital zugängliche deutsche Version: https://bkv.unifr.ch/works/330/versions/351/divisions/115922
  95. Zitat aus Decretum Gratiani (1604), Sp. 512 (nach der uns vorliegenden Auflage des Werks).
  96. Korrektur nach dem Errataverzeichnis, Einweihungs-Predigt (Görlitz 1704), Bl. 4v.
  97. Kretschmar bezieht sein Zitat ebenfalls aus Decretum Gratiani (1604), Sp. 512. Siehe den originalen Wortlaut aus dem Epheserkommentar im Personenartikel Lb PersonHieronymus, Sophronius Eusebius (347–420) Hieronymus.
  98. Korrektur nach dem Errataverzeichnis, Einweihungs-Predigt (Görlitz 1704), Bl. 4v. Hier ist in der Druckfassung ein ganzer Teilsatz ausgelassen worden.
  99. Korrektur nach dem Errataverzeichnis, Einweihungs-Predigt (Görlitz 1704), Bl. 4v.
  100. Kretschmar greift sich hier in seinem allegorischen Vergleich von Orgel und Eheleuten Bilder heraus, die in der Vorlage breiter entfaltet wurden, vgl. Creidius, Nuptialia 1 (1655), S. 38-40. Insgesamt liegt eine Paraphrase vor, deren Details alle aus der Vorlage stammen.
  101. Kretschmar paraphrasiert, wie in seiner Fußnote angegeben, Adami, Deliciae biblicae 4 (1693), S. 648f. Adamis Quelle für die Anekdote war Sachs, Alphabetum historicvm (1617).
  102. Siehe zu diesem Ereignis Musica instrumentalis (Meißen 1605), S. 7f., sowie den Kommentar in der Einführung zu dieser Orgelpredigt.
  103. Kretschmar verkürzt – möglicherweise irrtümlich – die zweite Hälfte von Vers 7 des zitierten Psalms. Komplett heißt es: sie entweihen und werfen zu Boden die Wohnung deines Namens.
  104. Kretschmar bezog seine Information aus der angegebenen Stelle in Dieterich, Buch Der Weißheit 2 (1657), S. 838. Wie häufig in seiner Predigt, wandelt er die vorgefundene Formulierung auf eigene Weise ab, so dass kein Zitat vorliegt.
  105. Abwandlung der Worte aus Lk 8,15: Das aber auff dem guten Land / sind die das wort hören vnd behalten / in einem feinen guten Hertzen.
  106. Das aus dem Althochdeutschen stammende Wort Farr(e), das Luther in seiner Übersetzung verwendet, bezeichnet den Stier. Es begegnet noch bei Schiller (vgl. http://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=farr ).Der Ausdruck ist als metaphorische Anspielung auf die Opfertiere des Alten Testaments zu verstehen. Auch die menschlichen Lippen, mit denen Gott gelobt wird, sind demnach ein Opferwerkzeug der Gläubigen.
  107. Dieses Exemplum findet sich auch in anderen Katalogen über die Effekte der Musik, etwa in Zwinger, Theatrvm Hvmanae Vitae 5 [1586], S. 1291. Siehe ausführlicher zu diesem Thema im Personenartikel Lb PersonFlavian I. von Antiochia (ca. 320 – 404) Flavian.
  108. In der von uns vewendeten lateinischen Edition der Kirchengeschichte findet sich die Stelle hier: Historiae Ecclesiasticae Scriptores Graeci (1675), S. 760.
  109. Recte Ly BibelstelleJeremia 31,20 Vers 20.
  110. Kretschmar paraphrasiert den Vers Jer 31,20 und ersetzt dabei den in der ersten Person Singular redenden Gott durch die dritte Person Singular.
  111. Wörtliches Zitat aus Scriver, Seelen-Schatz 4 (1687), S. 1105.
  112. Auch in diesem Zitat erlaubt sich Kretschmar einige Abweichungen gegenüber der Vorlage, vgl. Scriver, Gottholds Siech= und Siegs=Bette (1694), S. 91f.
  113. Wörtlich zitiert aus Scriver, Gottholds Siech= und Siegs=Bette (1694), S. 92.
  114. Kretschmar paraphrasiert 2 Sam 7,29: So hebe nu an vnd segene das Haus deines Knechts.
  115. 3. Strophe des Liedes Lw MusikwerkWalter, Johann: Es woll uns Gott genädig sein M Es woll uns Gott genädig sein.

Letzte Änderung dieses Dokuments am 25. Januar 2022.

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